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Gintama • Those Are Silver, These Are Gold

Geschichten um die Yorozuya und co.
von

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If One Person Panics, Everyone Else Does

Wenn Eine Person Panik Hat, Hat Jeder Andere Auch Panik.
 

„Eine Eilmeldung!“, berichtete die Stimme einer jungen Frau im aufflimmernden Fernsehbild. Gerade noch rechtzeitig war Shinpachi zu ihnen geeilt. 'Ihnen' war sein Arbeitsplatz, das hieß die Yorozuya, bestehend aus ihrem Anführer Sakata Gintoki und dem Amantomädchen des Yatou-Clans, Kagura.

Beide saßen sie nun direkt vor dem Fernseher.

„Die Shinsengumi haben erfolgreich einen zweiten Anschlag auf Edo vereiteln können! Ich spreche mit dem Vize-Kommandanten...“

Gin sah missmutig auf den Bildschirm. Er hätte gern etwas nach dem Gesicht geworfen, das nun eingeblendet wurde, aber die Situation verlangte ihm seine volle Aufmerksamkeit ab. Hijikata Toshiro persönlich stand vor einem Mikrofon und sprach hinein.

„Wir haben noch keine genauen Anhaltspunkte, wer genau dafür verantwortlich ist. Wir gehen davon aus, dass die Terroristen der Joui-Fraktion etwas damit zu tun haben, können aber noch Niemanden - ...“

Gin schnitt dem Vize-Kommandanten das Wort ab, indem er das Fernsehgerät ausschaltete. Die raue Stimme dieses Mannes tat seinen Ohren sowieso nicht gut.

„Von wegen“, schnaubte er schließlich. Besorgnis stand in den Gesichtern seiner beiden Mitarbeiter.

„Glauben Sie, dass diese Kiheitai etwas damit zu tun haben könnte?“

Gins Schweigen bestätige Shinpachis Verdacht.

Kurz darauf kehrte Stille bei allen Yorozuya ein. Lediglich das leise Geräusch von Kagura, das von ihr beim Essen erzeugt wurde, füllte den Raum mit etwas Klang. Dann klopfte es an der Tür. Es war ein energisches, maskulines Klopfen, das Gin Otose zuschrieb.

Genervt grummelnd stand er auf, ging zur Tür und riss diese wuchtend auf. „Ich hab' die verdammte Miete nicht!!“

Die Person, die hinter der Tür stand (und übrigens nicht Otose war), erschrak so heftig, dass sie Gin aus Reflex mit voller Kraft ins Gesicht schlug. Dieser schunkelte zurück, landete auf dem Hintern und hielt sich die brennende Wange.

Der Besucher, über seine eigene Reaktion entsetzt, eilte eilig zu ihm, hockte sich hin und nuschelte: „Das tut mir furchtbar leid...“
 

Der Mann, der an der Tür gestanden hatte, stellte sich ihnen als Kuroshi Haruto vor. Haruto war groß für einen Japaner, eins vierundachtzig mindestens, wirkte zwar trainiert, aber nicht sonderlich kräftig, was ihn weniger bedrohlich erscheinen ließ. Seine dunklen Augen drückten Ernst aus, sein Kopf war an der Stirn und obenauf kahl rasiert, die restlichen Haare an seinem Hinterkopf trug er als typische Samuraifrisur im Zopf. Er war jung, jünger als Gin, aber in seinen Augen bemerkte er noch etwas, was ihn gleich ein paar Jahre reifer wirken ließ. Ein strenger, aber gleichzeitig unsicherer, junger Samurai.

„Ich bin hier richtig bei... 'Yorozuya Gin-chan', oder?“

„Richtig“, antwortete Gin und nickte bekräftigend, als er auf sich selbst zeigte. Kagura saß dabei neben ihm und aß munter ihren Reis, bzw. verspeiste Gintokis Portion gleich mit. Shinpachi stellte dem Besucher eine Tasse Tee auf den Tisch, ehe er sich ihm auch gegenübersetzte.

„Ihr habt sicher von den Explosionen gehört. Über die spricht in letzter Zeit wirklich jeder. Einer davon war in der Nähe meiner Familie. Meine Schwester wurde dabei verletzt und ich möchte die Kerle finden, die ihr das angetan haben.“

Jeder im Raum konnte sich gut vorstellen, wie dieser Mann sich fühlte. Gin lehnte sich zurück und steckte sich den Finger in die Nase.

„Nicht unsere Aufgabe“, gab er zurück.

Der Samurai auf der anderen Seite des Tisches ballte seine Hände zu Fäusten. Er hatte die Teetasse bisher nicht einmal eines Blickes gewürdigt.

„Ich zahle euch einen guten Preis.“ Sein Blick huschte über die drei Yorozuya. „Ich bin mir sicher, dass ich weiß, wer das war.“

Überrascht zog Gin den Finger aus der Nase. Er sah zu Shinpachi und dieser zu ihm zurück. Beide zweifelten sie an seinen Worten.

„Das ist Sache der Shinsengumi.“

Eigentlich war er wirklich gewillt, diesem Mann zu helfen, doch er musste auch wissen, ob er es tatsächlich wert und wie ernst es ihm war.

„Bitte! Ich zahle wirklich gut. Wenn es nicht das Geld ist...“ Er unterbrach sich selbst, setzte aber sofort wieder an: „Ich habe so viel Gutes von euch gehört.“

Haruto griff in sein Oberteil und zog einen dicken Umschlag hervor. Darin befanden sich gut und gerne 10.000 Yen.

Gins Ablehnung löste sich sofort in Luft auf. Dieser Kerl meint es wirklich ernst!, dachte er. Mit einem schiefen Grinsen zog er ihm den Umschlag mit der einen Hand weg, während er die andere ausstreckte, um mit ihm einzuschlagen.

„Haha, wir helfen doch immer gern!“

Shinpachis skeptischer Blick lag noch immer auf dem braunen Umschlag und Kagura war froh, dass sie sich jetzt bergeweise Sukonbu für sich und Hundefutter für Sadaharu kaufen könnte.

Viel wichtiger als das Geld war allerdings auch der Gedanke daran, die Verantwortlichen zu stellen.
 

Vor Ort waren die Ermittlungen der Shinsengumi bereits auf Hochtouren. Alles war mit Absperrbändern zugeklebt und das Fernsehen bereits erfolgreich vertrieben. Das Auftauchen der Yorozuya beachteten sie nicht, solange diese einen diskreten Abstand hielten.

„Da ist sie.“ Haruto deutete mit einem Kopfnicken auf eine junge Frau. Ihr Profil wirkte ganz ansehnlich.

Erst, als sie ihren Bruder bemerkte, wand sie sich zu ihm um und entblößte so ihre Wunden. Die Yorozuya schwiegen.

Ihr Gesicht wies auf der einen Seite vereinzelt Brandwunden auf, die unter ihrem Auge begangen und sich bis zu ihrem Kinn zogen. Ihr Haar war an dieser Seite kürzer, weil es teilweise abgebrannt war und am Arm der gleichen Seite trug sie einen provisorischen Verband, der weitere Wunden bedeckte. Ansonsten war ihr Gesicht übersät von Kratzern, höchstwahrscheinlich von gesplittertem Glas. Nichtsdestotrotz stand ein breites Lächeln in ihrem Gesicht. Ihre Augen leuchteten förmlich.

Gin lächelte nur für einen kurzen Moment zurück, dann sah er auf das zerstörte Gebäude, das mal ein Mehrfamilienhaus gewesen war.

Bomben und Explosionen gingen normalerweise auf Katsuras Konto, aber er war niemals so willkürlich und vor allem zog er keine Unschuldigen (mehr) in seine Sache rein. Gin hätte ihn ja aufgesucht, aber die hohe Polizeiaktivität ließen Zura und seine Leute vorsichtiger werden – sie hatten sich zurückgezogen, auch um nicht für die Anschläge verantwortlich gemacht zu werden. (Nicht, dass es bei ihrem Status noch eine Rolle spielte.)

„Ihr müsst die Leute sein, die mein ehrenvoller Bruder herbestellt hat.“

Sie verbeugte sich höflich und Gin atmete auf. Er war froh, dass sie soweit schon aufgeklärt war, das ersparte ihnen viel Erklärung. Sein nächster Blick fiel auf Shinpachi.

„Was?“

Dieser erwiderte den Blick und verzog das Gesicht. „Wieso sehen Sie mich so mitleidig an!?“

Er wusste, dass das nicht wegen des Mädchens war, sondern weil er sich jetzt darum kümmern sollte. Schließlich willigte er ein; eine andere Wahl hätte er sowieso nicht gehabt.

Während Shinpachi also die Details besprach, gingen Kagura und Gin näher an das Gebäude. Ein junger Mann, der an einem Trinkpäkchenstrohhalm nippte, kam auf sie zu.

Okita Sougo.

„Oh, China, Danna. Ihr könnt hier nicht durch.“

Okita klang nicht so, als würde er sie tatsächlich aufhalten wollten. Seine Division hatte sich über den ganzen Platz verteilt und wurden von Hijikata instruiert. Kondo kümmerte sich wohl gerade um anderes Zeug.

Die beiden Yorozuya sahen sich an.

„Huhuhu, dann gehen wir am besten ganz weit weg und suchen uns einen anderen Weg.“

„Ja, wir kehren um und suchen uns einen anderen Weg-aru!“

Okita blieb ungerührt. Er hatte ihnen gesagt, was sie nicht tun durften und wand sich wieder ab. Alles weitere mussten sie nun selbst verantworten.

Bevor sie sich jedoch auf den Weg machten, kehrten sie kurz zu Shinpachi zurück. Er winkte gerade den beiden Geschwistern zu, die sich auf den Heimweg machten.

„Sie ist wirklich warmherzig und nett.“

Das glaube Gin ihm aufs Wort.

Er erklärte Shinpachi, was sie tun würden und dieser stimmte ohne Kompromisse zu. Das Bild dieses Mädchens ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Sie alle drei konnten sich denken, warum Haruto die Peiniger seiner Schwester unbedingt kriegen wollten.

„Ihr Name ist übrigens Haruka.“

Mit dieser Information machten sie sich auf den Weg.
 

Zusammen mit Kagura lief Gin durch die bereits leergeräumten, weil vollständig evakuierten Gebiete. Die weiteren Befehle und Zurufe der Shinsengumi hatten sie breit und debil grinsend ignoriert. Jetzt aber waren sie seriös. Übermäßig seriös.

Schleichend und voll von Theatralik bewegte sich Kagura neben Gin. Sie erhoffte sich irgendetwas Spannendes aus diesem kleinen Ausflug, etwas, das vielleicht einem Actionfilm Konkurrenz machen könnte. Deswegen sprang sie auch immer, wenn sie ein Geräusch vernahm – egal, ob es von Gin kam oder nicht – in 007-Manier zur Seite. Nach einiger Zeit reduzierte sich das ganze nur noch auf Sidesteps. Die ganze Zeit über war ihnen nichts verdächtiges aufgefallen.

Kagura mochte das ärgern, aber Gintoki ließ es eher kalt. Er sah sich aufmerksam um und versuchte in der Zwischenzeit irgendwelche Anhaltspunkte zu finden. Die Gebäude in dieser Gegend wirkten unscheinbar, sie sahen sich alle ziemlich ähnlich, sodass es schwierig war, da groß eine Differenz zu sehen.
 

Zur gleichen Zeit war Shinpachi allein losgezogen; er hatte darauf bestanden. Gin vertraute ihm.

Es war nichts anderes als Pech, dass der bebrillte Samurai im Gegensatz zu seinen Kollegen geradezu in die Täter rannte. Wie nicht anders zu erwarten, gehörten sie zu der Kiheitai.

Eilig versteckte er sich hinter einem herrenlosen Fass und beobachtete wie diese Leute mit einem blauhaarigen Musiker sprachen. Aus dieser Entfernung war nichts zu hören. Er wusste nur, dass er den Kerl mit dem Instrument schon einmal gesehen hatte und dass er äußerst einschüchternd war. Seine ganze Aura strömte so etwas aus, was dafür sprach, dass er verdammt stark war.

Das bestätigte sich mehr oder weniger darin, dass die anderen Männer auf seinen Befehl hin ausschwärmten. Kurz darauf wand der Musiker sich um. Jetzt erkannte Shinpachi ihn genauer. Er wusste seinen Namen nicht, sprang aber trotzdem aus seinem Versteck und versperrte ihm den Weg.

Kawakami Bansai betrachtete mit hochgezogenen Augenbrauen den jungen Samurai, der sein Schwert zielstrebig, aber auch deutlich nervös, aus der Schwertscheide zog. Man sah es nicht, aber Bansai schloss hinter seiner Sonnenbrille die Augen.

„Was für ein schöner Song.“ Der Blauhaarige bewegte den Kopf in einem langsamen Takt. „Sehr klassisch, aber noch etwas unausgereift.“

Shinpachi glaubte, Bansais Musikgerede sofort durchschaut zu haben. Sicher hatten seine Worte mit seiner generellen Einschätzung zu tun. Jedenfalls ließ er sich davon nicht einschüchtern, denn in der Zeit, die er in der Yorozuya verbracht hatte, hatte er sich weiterentwickelt und war gereift. Trotzdem hatten seine Fähigkeit auch immer noch Raum nach oben. Raum, den Bansai längst für sich beanspruchte. Es würde sich zeigen, ob sein Interesse an dieser 'unvollkommenen Melodie' groß genug war, ihn am Leben zu lassen. Der blauhaarige Attentäter war sich seinerseits seines Sieges schon sicher.

„Was auch immer Sie da vor sich hermurmeln...“ Shinpachis Stimme bebte vor Wut – und vor Angst.

„Du solltest lieber aus dem Weg gehen, Junge.“

Doch er rührte sich nicht. Er hob lediglich sein Schwert, um seinem Gegner damit eine eindeutige Kampfansage zu machen.

Seufzend fasste Bansai hinter sich an seine Shamisen, das Instrument, das er auf dem Rücken trug, und zog die Klinge, die darin verborgen war. Bewaffnet wirkte er für Shinpachi noch eine ganze Spur bedrohlicher.

„Ich kann Sie hier nicht durchlassen!“, schrie Shinpachi. Er wollte nicht so laut werden, aber er war zu aufgeregt, um Kontrolle darüber zu haben. Bansai senkte sein Kinn ein Stück.

Für einen kurzen Moment verstummte das Geräusch, das die ganze Zeit schon von Bansais Kopfhörern ausgegangen war. Nur ein minimaler Moment, der sich wie eine Ewigkeit anfühlte.

Shinpachi erahnte, dass es darum ging. Dass er das nächste Lied abwartete und dann loslegen würde. Es dauerte auch nicht lang, da hörte er es. Er riss sein Schwert gerade noch im richtigen Moment in die Höhe. Genau wie vorhergesagt, hatte Bansai zu Beginn der ersten Note zugeschlagen.

Shinpachi hatte gut reagiert, das war ihm klar. Gewissermaßen hatte das für den Moment seine Angst genommen, denn er stellte sich vor, wie sich andere in der Zeit, die sich Kawakami Bansai nahm, verrückt machten. Stolz erfüllte ihn. Bansai bemerkte das.

Sofort holte er zum nächsten Schlag aus, der auf Shinpachis Flanke zielte. Diesen Schlag wehrte der junge Samurai mit Leichtigkeit ab. Ein paar Hiebe so weiter, bis er merkte, dass das viel zu einfach war. Dieser Kerl sollte besser sein als das. Und dann, als er sich mit seiner eigenen Unsicherheit ablenkte, schlug Bansai gegen das Schwert seines Gegners. Das klirrende Geräusch des aufeinanderprallenden Metalls lenkte Shinpachi ab und ließ ihn zur Quelle dessen gucken. Daraufhin kassierte er einen Schlag in den Magen, ehe ihm außerdem noch eine geballte Faust ins Gesicht donnerte.

Röchelnd ging er auf die Knie, hielt sich den Bauch und machte den größten Fehler, den ein Samurai machen konnte: Er ließ sein Schwert fallen.

Der Ausdruck auf Bansais Gesicht hatte sich nicht verändert. Er war so kühl, dass alles, was er tat, routiniert wirkte. Nicht auf die Art, wie es ein einstudierter Tanz oder ein Theaterstück tat, eher wusste er immer, was er zu welchem Zeitpunkt tun musste.

Erfahrung spielte eine wichtige Rolle. Erfahrung, die Shinpachi in dieser Form noch nicht gesammelt hatte.

Bansai hob das Schwert des mittlerweile am Boden liegenden Shinpachi auf und steckte sein eigenes wieder in das Instrument. Begutachtend fühlte er mit den Fingerspitzen über die Klinge, nickte sich selbst zu und ging dann an Shinpachi vorbei, jedoch nicht ohne ihm noch einmal einen Tritt zu verpassen.

Der jappste und riss die Augen auf. Seine Brille hatte sich bei dem Schlag von zuvor längst verabschiedet und lag nun neben ihm im Dreck. Ein heftiger Schmerz durchfuhr ihn, dann erschlafften seine Gliedmaßen.

Entfernt hörte er einen Song von Otsuu spielen, dann wurde ihm schwarz vor Augen.
 

„Ja, hier Tsunpo. - Otsuu-dono, was kann ich für dich tun?“

Bansai war bereits an seinem Ziel angekommen, doch sein Mobiltelefon hatte sich gemeldet. Terakado Tsuu, das junge Idol, deren Produzent Bansai unter dem Namen 'Tsunpo' war, ohne dass sie vom eigentlichen Kawakami Bansai wusste, war auf der anderen Seite der Leitung.

Sie war besorgt über das, was geschehen war und sie vertraute diesem Mann am Telefon blind. Er hatte sich schließlich ihrer angenommen, sie gefördert und mit ihr Songs produziert, welche sich letztendlich sehr erfolgreich vermarkten ließen.

„Dir helfen? - Wo bist du gerade? - Oh, das ist schlecht, tut mir furchtbar Leid, Otsuu-dono. - Ja, ich weiß. - Meld' dich bei mir, wenn es wirklich nicht mehr geht, ich habe viel zu tun.“

Dann legte er auf.

Otsuu hatte ihre Angst um sich und ihre Freunde und Familie geäußert, aber bei Bansai suchte sie vergebens nach Schutz.
 

„Sie...“, meldete sich eine Stimme hinter Bansai. Er drehte sich um.

Shinpachi krauchte am Boden, er hatte Schmerzen, doch er ertrug sie. Gerade jetzt war ihm ein weiterer Grund geliefert worden, erneut die nötige Kraft aufzubringen, die er sich zuvor schon einreden konnte, um Bansai überhaupt zu folgen. Er war nur relativ kurz weggetreten. Das, was er gehört hatte... er wusste nicht, ob er es bereute, doch noch einmal soweit gekommen zu sein. Zu allem Überfluss war Shinpachis Verdacht bestätigt worden: Dieser Mann, ein radikaler Terrorist der Kiheitai, war Otsuus Produzent.

„Sie! Sie sind Tsunpo?!“ Eine rhetorische Frage. „Sie sollen der Tsunpo sein?!“

Shinpachi biss die Zähne zusammen. Wut kam in ihm auf, noch viel mehr als zuvor, die ganze Angst wurde neutralisiert. Mit den Händen krallte er sich so stark am Boden fest, dass die Adern sichtbar aus seinen Handrücken traten.

„Ich lasse nicht zu, dass sich Otsuu-chan mit jemanden wie Ihnen zu tun haben muss! Das hat sie nicht verdient!“

Noch immer zeigte sich bei Bansai keine Regung. Shinpachi war im Moment einfach nur eine Quelle des Lärms für ihn, obwohl im Hintergrund noch immer die schöne Melodie von ihm ausging. Trotzdem. Bansai würde Terakado Tsuu nichts tun. Wieso auch? Auf eine gewisse Art und Weise mochte er das Mädchen. Außerdem würde er seinen Star sicherlich nicht einfach so sterben lassen – auch wenn Shinsuke bisher keinerlei Überlebende vorsah.

„Gut. Du bist also soweit gekommen.“ Bansai bewegte den Kopf leicht zum Beat der Musik, die er hörte. „Und jetzt?“

Shinpachi stand vom Boden auf. Seine Knie zitterten, er ging leicht gekrümmt, da war irgendetwas gebrochen, aber ganz bestimmt nicht sein Wille. Ohne Waffen jedoch war Shinpachi ihm unterlegen. Er war niemand, der mit bloßer Faust kämpfte. Seine Augen wurden deswegen auch umso größer, als sein Gegner ihm sein Schwert vor die Füße warf.

Vorsichtig hob er es auf, um es erneut gegen die Kiheitai zu erheben.

„Eins muss man dir lassen, Junge. Du bist ziemlich zäh.“

Das Kompliment eines solchen Mannes war für Shimura Shinpachi nichts wert, also ignorierte er das. Seine Hand umschloss das Schwert. Er wollte auf jeden Fall kämpfen, auch wenn dieser Kerl ihn gerade erst mit Leichtigkeit überwältigt hatte. Ein zweites Mal würde er diesen Fehler jedenfalls nicht machen.

Für Otsuu-chan, sagte er sich. Er würde das anwenden, was er gelernt hatte, all die Jahre über. Ein zweites Mal wollte er nicht verlieren. Er würde Otsuu vor diesem Terroristen befreien.

Aber er verlor.

Bansais Geduld war offenbar nicht unendlich. Mit ein paar schnellen Bewegungen hatten sich die Saiten der Shamisen um Shinpachis Gelenke gewickelt und bohrten sich bei jeder noch so kleinen Bewegung tiefer ins Fleisch.

Er schrie vor Schmerz, doch er nahm ihn für Otsuu hin. Ein zweites Mal würde Bansai wohl keine Gnade zeigen. Aber er tat es, wider Erwarten. Bansai näherte sich ihm und schlug ihm deutlich fester ins Gesicht. Shinpachis Augenlider flackerten nur kurz, ehe er in eine andere Welt absickerte. Die drahtdünnen Saiten lösten sich, als er dabei zu Boden ging.

Ein paar Männer der Kiheitai brachten den Jungen auf Bansais Befehl zu Otsuu. Sie sagten, dass Tsunpo den armen Jungen so zugerichtet gefunden und gewusst habe, dass er ihrem Fanclub angehöre.

Als Shinpachi wach wurde, blickte er in die besorgten Augen des violetthaarigen Idols.

Dass Kawakami Bansai Otsuus Produzent war, erfuhr sie nie.
 

Gin und Kagura waren nicht fündig geworden. Sie wussten ja selbst nicht so genau, was sie von diesem Gebiet erwarteten. Von der Kiheitai keinerlei Spur. Mittlerweile war auch jedem klar, dass es deren Schuld war. Dass es deren Schuld sein musste.

Plötzlich streckte Gin den Arm seitlich aus, um Kagura zu bremsen. Seinen Blick richtete er gen Himmel. Er wurde dunkler und vereinzelte Sterne schmückten ihn.

Gin wusste, dass es immer mehr Dunkelheit als Lichtpunkte geben würde.
 

In Edo ging ein weiteres Gebäude in die Luft.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MitsuruSenpaii
2014-06-16T12:53:32+00:00 16.06.2014 14:53
Wie nett von Bansai, den bewusstlosen Shinpachi zu Otsuu bringen zu lassen - der ist ja fast ein genauso netter Bursche wie Kamui. :D

Bin extremst gespannt darauf, wie es nun weiter geht. Du hast dir da was echt Großes vorgenommen, was nicht mit ein paar Worten abgespeißt sein wird. Hoffe also, dass es bald weiter geht. >w<


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