Ich will dich... von sadAngel666 ================================================================================ Kapitel 1: ...nicht verlieren ----------------------------- Schon lange hatte er auf diesen Moment gewartet. So lange schon war er in Finsternis gefangen. Und nun lauerte er. Wie ein Tier. Eingekerkert. Einsam. Um Wärme und Licht beraubt. Ein Monster wie er sollte sich nicht der Oberwelt offenbaren. Nein, diese Welt war ihm verschlossen worden. Wie sehr er es auch und sich selbst hasste, hatte er in seinem elenden Dasein Erfahrung gesammelt. Im Gegenzug zu seinem Äußeren war er Begabt. Sehr sogar. Höchst talentiert. Ein wahrer Künstler. Doch würde die Welt ihn nie anerkennen. Seine Künste ja. Aber nicht er selbst. Nicht als ebenwürdigen Menschen. Wie jeder andere auch. Nur wegen seinem Gesicht. Diese Abscheulichkeit und Schreckenslaune der Natur. Ebendieser verdankte er seinem Schicksal, Seinem Los. Solange hatte er leiden müssen. Ein nie endendes Leid. Und dies prägte ihn. Keine Wärme. Keine Liebe. Leben. Verwehrt. Die Dunkelheit hatte ihn umfasst. Ihn verschlungen. Sein Hass wuchs und reifte heran. Respekt zollte er niemanden. Keinem traute er. Die Schatten seiner Vergangenheit liessen nicht von ihm los. Nichts als Verachtung menschlicherseits. Nur die Tiere akzeptierten ihn. Und er sie. Die Einzige Begleiterin an seiner Seite war Ayesha. Sie gab ihm das Gefühl nicht ganz allein zu sein. Tiere waren schon etwas besonderes. Besser als all die Menschen. Die ihn oberflächlich verurteilten... Das Leben schien wenig für ihn übrig zu haben. Er hatte sich damit abgefunden. Nun fristete er ein trostloses Leben unter der Pariser Oper. Aber schon bald sollte sich sein Leben ändern. Er würde auf SIE treffen. Er, das Monster. Das Höllentier würde als Engel aufsteigen. Ihr Engel der Musik. Musik. Ja Sie würde seine Musik vervollkommen. Ihre liebliche Stimme hatte ihn verzaubert. Er wollte ihre Stimme trainieren. Sie lehren und... besitzen. Der Erfolg zahlte sich aus. Sein Engel, seine Schülerin genoss soeben den ersten Erfolg. Ihn selbst übermannten ungeahnte Glücksgefühle. Durch sie würde seine Musik komplett. Seine Kunst wäre vollkommen. Die Geschehnisse mit dem Vicomte brachten ihn jedoch in Rage. Sein Blut wallte. Hass. Zorn... Da war aber noch ein anderes Gefühl in ihm welches er nicht zuordnen konnte. Ein Ziehen machte sich in seinem Herzen breit. Da merkte er es. Er war verliebt in diese Frau. Sie in seinen Armen zu liegen sehen war eine Folter. Wer hatte sie über schwere Stunden hinweggeholfen? Wer war an ihrer Seite? Wer spendete ihr Trost? Eröffnete ihr eine Karriere? Jedenfalls nicht dieser Vicomte. Es schmerzte ihm bei solchen Gedanken. Als die beiden sich noch küssten fühlte er einen Messerstich ähnlichen Schmerz in seiner Brust. Trauer, Verzweiflung und Wut machten sich in ihm breit. Das konnte er nicht zulassen. Nein. Verlieren wollte er nicht. Er sah keine Niederlag ein. Nicht jetzt wo ihm ebenfalls Glück zuteil wurde. Seine Seele würde keinen weiteren Schmerz verkraften. Verlieren wollte er sie nicht. Nie. Wenn sie nur bei ihm blieb würde er Wege finden. Er würde sie glücklich machen. Ihr das geben was sie wirklich braucht. Sie lieben und ehren. Ansonsten würde er endgültig zugrunde gehen... Bei der Aufführung seines eigens komponierte Werk würde er da sein. Selbst ein Teil seiner Vorführung werden. Und ihr es gestehen. Sie bitten. So zärtlich wie der Viscount es ihr gesagt hatte. Möge die Vorstellung beginnen... Es war ein erotisches Werk. Musik und Text sind Beweis geung. Sie verschmelzen zu einem. Das war das Intro. Er zeigte seine Liebe zunächst auf musikalische Weise. Die Art eines wahren Künstlers. Seine Stimme umschmeichelte sie und ihre Sinne. Er brauchte sie. Und sie ihn. Es gab von nun an kein Zurück. Bald hatte er sein Ziel erreicht. Noch wenige Momente. Heiße Augenblicke. Ihr Körper lag in seinem. Zart und weich. Wunderschön und unschuldig. In der Tat, sie war sein Engel. Engel der Musik. Jene Worte entkamen seinen Lippen. Er hoffte. Noch bevor er enden konnte war er sie los. Seine Maske. Wieder einmal zur Schau gestellt. Nicht fähig etwas zu sagen blickte er sie fassungslos an. Er musste etwas tun. Sicher waren sie nicht mehr. Da er auf alles vorbereitet war schritt er zur Tat. Er brachte den Lüster zu Fall. Mit ihr verschwand er mithilfe einer Falltür. Niemand sollte sie verfolgen können. Sie gehen zu lassen war unmöglich. Nach alledem. Nein. Es gab kein Zurück. Er rechnete mit Besuch. Das war ihm recht. Er würde sie dann schliesslich zur Wahl stellen. Mitleid würde ihm jetzt am wenigsten helfen. Sein ganzes Leben war verflucht. Warum sollte blonder Schönling, ein attraktiver Jüngling sie verdienen? Was konnte er ihr denn schon bieten? Ihm entreissen, was ihm ans Herz gewachsen war? Sie war ein Teil seiner Kunst, ein Teil seines Herzens, sein Leben. Der Einzige gute Grund noch hier zu verweilen. Er wollte sie nicht verlieren. Nicht sie. Nein. Verkraften würde er dies nicht. So viel Leid. All sein bisheriges Leid war nicht mit dem zu vergleichen. Das Ausmaß war viel größer. Sein Herz würde das nicht mehr verkraften. Schon bald traf das ein was er erwatet hatte. Nun musste sie sich entscheiden. Endgültig. Wie leicht er den Vicomte in das Jenseits befördern könnte. Etwas fester zudrücken und dann wäre es vollbracht. Dieser Laffe würde kein Verlust sein. Nein. Ein mordendes Tier, ein Monster wie er war zu allem fähig. Mitleid kam zu spät. Jedes Mitgefühl brauchte er nicht mehr. Sein Engel würde sich entscheiden müssen. Je länger sie zögerte umso fester wurde sein Griff. Der Viscount schnappte kläglich nach Luft. Es wäre keine Überraschung ihn umbringen zu müssen. Schliesslich fürchtete sich jeder vor ihm. Das Ding. Ein niederwärtiges Wesen. Ohen jede Scheu Leben zu nehmen. Dem Wahnsinn erlegen. Ohne jede Hoffnung wie er geglaubt hatte. Das Leben hatte nichts für jemanden wie ihn übrig. Nein. Sein Leben. Seine Gestalt. Nur eine Laune der Natur. Elendlich. Bemitleidenswert. Grausam. Das musste sie wohl über ihn denken. Arme Kreatur der Nacht. Was für ein Leben hatte er bisher erfahren dürfen? Grausames Schicksal hatte er erfahren. So wie seine verzweifelte Taten es zeigten musste er ziemlich darunter gelitten haben. So ein ungebändigter Hass konnte unmöglich von alleine kommen. Seine Seele war die wahre Entstellung. Und doch fühlte sie Mitleid mit ihm. Mitleid und Mitgefühl. Dieses Wesen. Ihr... Engel. Sie trat näher zu ihm. In seinem Blick lag das Leid der Welt. Schmerzen... unendliches Leid. In seinem Leben hatte er nie Liebe erfahren dürfen. Alles war ihm verwehrt gewesen. Von allem war er ausgeschlossen gewesen. Mit seiner Kunst hatte er Denkmale von sich gesetzt. Was musste er für seine unglaublichen Talente bezahlen? Dieses Wesen... dieser Mensch... Wurde von außen zum Monster gemacht. Zur hassenden Kreatur, die alle in ihn sehen wollten. Nein, sie konnte und wollte dies nicht zulassen. Auch er hat das Leben verdient. Ein Leben wie alle anderen auch. Ebenbürtig und gleichberechtigt wie alle anderen. Dass er weiter in seiner Einsamkeit versank wollte sie nicht zulassen. Sie musste sein Herz berühren. Es erreichen. Wärmen. Als Beweis zog sie ihren Ring über ihren Finger und küsste ihn. Erst zärtlich und vorsichtig. Verwirrung machte sich in ihm breit. Dieses Gefühl... Noch nie gekannt und so wunderschön. Seine Tränen konnte er nicht mehr zurückhalten. Er liebte sie. Sie. Sie hatte es geschafft. Sie hatte sein Herz erreicht. Ein Herz beinah erfroren und schliesslich gebrochen. Ihr Engel weinte. Noch einen weiteren Kuss gab sie ihm. Mit mehr Leidenschaft. Ihr Gegenüber stand noch immer steif dar und lies es geschehen. Seine Lippen so weich. Warm! Die komplette Kälte hatte ihn noch nicht erreicht. Sie hatte ihn davon abgehalten. Hatte sie ihn tatsächlich in diesem Moment glücklich gemacht? Milde gestimmt? Er schien gerührt. Ihr Einsatz für ihren Verlobten. Für ihn würde sie leiden wollen. Nein. Das sollte nicht geschehen. So sollte es nicht sein. Verdammt. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Was hatte er ihr angetan? Sie zu etwas gezwungen, was sie gar nicht wollte? Das wollte er doch nicht. Sein Herz raste. Nun hing es an ihm... Ob er ihr Glück geben konnte oder er ihr Verdeben sein würde... Schlussendlich lockerte er seinen Griff. Er liess den Strick fallen. Er entliess sie. Frei. "Erik?", fragte Christine. Er war verletzt. Das sah sie ihm deutlich an. Er brachte es über sein Herz, sie gehen zu lassen. Erik hatte Raouls Leben verschont. Sie war froh darüber. Sie war überrascht, dass er sein Wort gehalten hatte. Mehr noch. Er hatte sie frei gelassen... Frei? Wovor? Er war doch ihr Engel der Musik. Ihre Muse. Ein Freund. Nein. Das würde es nicht ganz treffen. Obwohl sie gehen sollte, hielt sie etwas fest. Hielt sie davon ab zu gehen. Wenn sie ging, musste sie ihn verlassen. Aber das wollte sie nicht. Ihn zurücklassen? So grausam wollte sie nicht sein. Zurückweisungen hatte er mehr als genug erfahren... Aber der wahre Grund war, dass sie ihn nicht verlieren wollte. Ihren Engel der Musik. "Geh...", flüsterte er leise und kaum mehr hörbar. Doch sie kam näher zu ihm. Trat ohne Angst oder Scheu vor ihn und blickte mitfühlend in sein Gesicht. "Ohne dich gehe ich nirgendwohin, Erik. Glaube mir. Ich will dich nicht verlieren!" Eriks Augen weiteten sich. Ungläubig schaute er sie an, unfähig auch nur etwas zu sagen. Sie wollte, dass er, DAS UNGETIER, bei ihr bleib? In ihrer Nähe? Als wenn sie seine Gedanken erraten hätte beruhigte sie ihn: "Nein Erik. Nicht so. Du bist nicht das, wofür du und die Welt dich hält. Glaube mir. Du bist ein normaler Mensch. Mein Engel..." Der sanfte Ton in ihrer Stimme war wie eine heilende Salbe auf seiner Wunde. Es tat gut. So etwas von ihr zu hören hatte er nicht erwartet. Nach alledem er ihr angetan hatte. Aber normal? "Christine?", Raouls Stimme klang ungeduldig. "Es ist unendlich lieb von dir, Christine, mein Engel. Aber du solltet besser gehen...", traurig schaute er kurz zu Boden. "Erik?" "Christine, Ich liebe dich...", kam es über seine Lippen. Endlich hatte er es ihr gesagt. Sein Geständnis kam für Christine nicht sonderlich überraschend, trotzdem sie blickte ihn verwundert an. Ihr standen die Tränen bereits in den Augen. Jetzt hatte das Phantom sie endgültig verwirrt und es nur noch schwerer gemacht sich von ihm zu verabschieden. Wie angewurzelt stand sie vor ihm. An ihrem Gesicht erkannte er, dass sie etwas sagen wollte. Doch noch ehe sie dazu kam, war auch schon der nächste Gast eingetreten. "Verzeiht die Störung, Monsieur et Mademoiselle, aber ich denke es wird Zeit zu gehen." Raoul sprach beinahe wieder normal, als sei das eben nie geschehen. Er wand sich an Christine und fasste sie sanft an den Schultern. Sie fuhr erschrocken herum. Verzweifelt sah sie ihm in die Augen. Ihre Braunen trafen seine Blaue. "Nein, Raoul. Ich möchte ihn nicht allein hier lassen." Er seufzte. "Christine...", meldete sich Erik zu Wort, " du brauchst nicht meinetwegen... Nein. Du kannst dir dein Mitleid sparen!" Entrüstet wand sich die junge Frau nun zu Erik: "Das ist nicht wahr!!! Erik! Glaube mir... Du bist für mich mehr als ein sehr guter Freund. Es gibt keine Worte, die das Gefühl dir gegenüber je beschreiben könnten. Das ist mir an den heutigen Ereignisse klar geworden! Du bist mein ein und alles. Dir habe ich so vieles zu verdanken. Du bist mei Engel, Erik... und kein abstossendes Monster..." Ihre Worte berührten sein Herz. Es lag Wahrheit in ihren Worten und doch wollte er es nicht wahrhaben."Erik, ich will dich nicht verlieren!" Erik weitete seine Augen. "Christine, Liebes. Ich versteh dich ja. Aber wir müssen gehen." "Was wird dann aus IHM? Glaubst du ich kann dass einfach...?", fauchte sie ihn an. " Nein. Aber überleg doch mal. Die Ereignisse. Du brauchst Ruhe, du musst dich erstmal beruhigen. " "Wie stellst du dir das vor, Raoul? Ich ruhe mich aus in Unwissen über sein Schicksal? Das würde mich kaputtmachen, Raoul. Ich müsste die ganze Zeit an Erik denken. Bei ihm fühlte ich mich wohl!" Der Vicomte wurde langsam ungeduldig: "Ach bei ihm fühlst du dich wohl, ja? Nachdem er dies alles dir eingebrockt hat? Bei mir fühlst du dich nicht geborgen?" Sie sah ihn verschreckt an. Ebenfalls verwundert über seinen lauten und ungezügelten Ton sprach er ruhiger weiter: " Christine... Ich will doch nur dein Bestes. Du liebst mich doch. Und ich liebe dich...!" Christine wand sich um. Doch Erik war nicht mehr da. Die junge Frau befreite sich aus Raouls Griff und lief wenige Schritte in Eriks Raum hinein. "ERIK?" Verzweifelt und unsicher suchten ihre Augen nach ihm. Doch er war nicht zu finden. Sie rief lauthals: "ICH WILL DICH NICHT VERLIEREN!!!!" "Angel of music, guide and guardian... Angel of music, hide no longer Secret and strange Angel" Sie sang. Ihre Stimme zitterte, aber sie gewann wieder Sicherheit. Der Vicomte wusste nicht mehr, was er noch tun sollte. Liebte sie ihn etwa nicht? Darna wollte er nicht denken. An ihrer Liebe zweifeln... Das tat er auch nicht. Nur war er sich nunmehr nicht sicher, wem diese Liebe galt... Christine wartete und hoffte auf Antwort. Sie konnte seine Präsenz noch spüren. Er war also noch hier. Irgendwo versteckt. Er konnte sie hören. Nur wie konnte sie erreichen, dass ihre Worte sein Herz erreichen? Christine wusste, dass sie mit Raoul gehen sollte. Doch etwas fesselte sie an diesen Ort. Nein. Es war nicht der Ort, der sie verzauberte. Es der Bewohner dieses Ortes, der sie in Bann hielt. Bei dieser Feststellung machte ihr Herz einen Hüpfer. Konnte es sein? Konnte es wirklich wahr sein? Hatte sie sich in ihren Engel verliebt? Sie musste ihn finden. Doch Raoul drängte sie zu gehen. "Komm. Er will doch bestimmt auch das Beste für dich, meine Liebe", erklärte er in ruhigem und geduldigem Ton. Das Beste? Was war für sie denn gut? Sie wollte bei ihrem Engel sein. Bei ihm, der immer bei ihr gewesen war. Leise singend brachte sie über die Lippen ohne zu beabsichtigen, dass Erik es hören sollte: "...wisihing I could hear your voice again.... I wish you were somehow here again... Wishing you were somehow here again Knowing we must say, "Goodbye" Try to forgive, teach me to live Give me the strength to try" Christine konnte keine Tränen mehr unterdrücken. Als Raoul sie in die Arme nehmen wollte, gab sie ihm zu verstehen, dass er auf Abstand bleiben sollte. Sie musste sich fassen. Musste ihrem Engel die Antwort geben, die er verdiente. Und die sie nun bereit war ihm zu geben. Aufrichtig. Es wurde ihr bewusst, wieviel ihr Engel ihr bedeutete. Sie musste sich unweigerlich eingestehen, dass sie Gefühle für Erik hegte. Diese waren ihr nun klar und deutlich vor Augen geführt worden. Sie hatte nur ihn geliebt. "Christine?" "Schweig!! Bitte..." Sie flehte nur noch um Eriks Rückkehr. Vielleicht war dies zuviel verlangt. Immerhin war sie es doch gewesen, die ihn blossgestellt hatte. Ihre Schuld, dass er nun mehr zu leiden hatte, als er es bereits tat. Es war ihr Fehler gewesen. Sie verstand ihn, dass er ihr nicht so leicht verzeihen würde. Das hatte sie sich nun selber eingebrockt. Alles wurde klar vor ihren Augen. Raoul hatte sie geglaubt zu lieben nach all der langen Zeit der Trennung. Da hatte sie sich in etwas hineinversteigert. Sie war ihrer Gefühle unsicher gewesen. Hatte sogar Angst davor... Aber jetzt wusste sie es besser. Ihr Herz hatte sich bereits vor Raouls Ankunft in der Oper entschieden. Für ihren Engel der Musik. Ihren Erik... Der Erik, der sich nicht mehr in Sichtweite befand. Es dauerte eine Weile bis sich die junge Opernsängerin beruhigt hatte. Sie hatte sich soweit wieder im Griff um noch einmal tief ein und auszuatmen, damit sie ihren Engel endlich erreichen konnte: "Then say you'll share with me one love, one lifetime let me lead you from your solitude Say you need me with you here, beside you... anywhere you go, let me go too Erik, that's all I ask of you... Say you'll share with me one love, one lifetime... say the word and I will follow you... Share each day with me, each night, each morning... Say you love me.. You know I do... Love me - that's all I ask of you Anywhere you go let me go too Love me - that's all I ask of you..." Erik konnte es kaum fassen was er zu hören bekam. Es klang beinahe...nein es klang eindeutig nach einer Liebeserklärung... Gebannt hatte er ihr zugehört. Sollte er wieder zu ihr gehen? Sie in den Arm nehmen? Sein Herz raste... Er musste sich ein Herz fassen. In ihrer Stimme klang so viel Liebe und Zärtlichkeit. Womit hatte er es verdient? Lügen konnte sie wohl kaum. Sie hätte längst mit ihrem Verlobten gehen können und glücklich werden... halt! Von seiner Position sah er nur ungenau, aber er erkannte seinen Ring an ihren Finger. War das denn möglich? Sie hatte Raoul's Ring wieder zurückgegeben und trug an seiner statt SEINEN Ring? Erik stand auf. Nun gab es auch für ihn kein zurück. Als er kurz davor stand wieder in den Raum zu treten hörte er, wie sich beiden lautstark unterhielten... Nun eher viel mehr stritten. Ehe er es sich versah schallte ihre Ohrfeige durch den Raum. Ungläubig betrachtete er das Schauspiel. "Raoul, es reicht!!! ER ist kein Monster. Keine Sache, die man lieblos behandeln sollte. Er ist auch nur ein Mensch wie du und ich. Wenn du gehen willst, dann ohne mich!!!" So aufbrausend und wütend hatte Erik seine sonst so schüchterene Christine nie erlebt. Konnte es wirklich sein? Das was er sich so lange erhofft und erträumt hatte würde sich heute Abend erfüllen? Ohne weiter nachzudenken betrat den Raum und lief mitten ins Geschehen. Erik erschien. Christine eröttete. Wahrscheinlich hatte er es mitbekommen. Das hatte sie sich gedacht. Aber sie war nun froh, dass er endlich aufgetaucht war. Länger hätte sie es nicht ausgehalten. "Monsieur, glauben Sie nicht, dass sie die Entscheidung der jungen Dame akzeptieren sollten?", fragte Erik den Vicomte provozierend. Dieser wollte sich zum Gehen wenden: "Wenn Sie meinen, Monsieur!! Wenn sie dann endlich glücklich bei Ihnen leben kann, an Ihrer Seite..." Ein langes Schweigen trat ein. Die Anspannung der beiden Herren blieb aufrecht. "Nun dann bin ich es auch", murmelte der Blonde. Überrascht sah ihn Christine an. "Wenn Mademoiselle glücklich und zufrieden ist, soll es mir genauso ergehen." Raoul wollte sich verabschieden. Auch erik schien etwas verwundert über seinen feigen Rückzug. Noch ein letztes Mal sagte der Viscount zu Christine: "Lebe wohl, mein Engel... meine Liebe. Ich habe dich immer geliebt. Aber unglücklich an meiner Seite solltest du auch nicht sein. Aber an unserer Freundschaft soll sich nichts ändern... Bis auf bald, Little Lotte." Mir diesen Worten war er auch verschwunden. Christine wusste nicht wie es ihr geschah. Aber sie auch glücklich bei Erik zu sein. Sie wand sich zu diesem zu: "Erik... Mir ist klar geworden wie viel du mir bedeutest. Es tut mir unendlich leid, was ich dir angetan habe. Ich weiß, es ist unverzeihlich aber ich... liebe dich, Erik. Mein Engel, mein geliebter Engel der Musik!" Erstaunen stand in seinem Gesicht geschrieben. Er brachte keine Worte mehr hervor. Seine süße Christine...? Sie fasste ihn ans Gesicht, zog ihn zu sich herunter und küsste in leidenschaftlich. Erik hatte die Augen noch immer weit offen als sie sich von ihm löste. Er sah wie sie erötete. "Erik", begann sie schüchtern," ich möchte nie mehr von dir getrennt sein, also... schwöre mir, dass du mich liebst!" Sein Erstaunen war in Verwunderung übergeschalgen. Er war unsicher geworden und lief selber rot an. Sollte sie...? Sie machte ihm einen Antrag? "Christine, I love you", antwortete er schliesslich singend als er sich wieder gefasst hatte. Und schon pressten sich wieder ihre Lippen an den seinen. Sie lachte ihn an. So glücklich waren sie noch nie gewesen. Erik konnte sein Glück kaum fassen. Sie war ebenso sehr erfreut. "Ich liebe dich auch, Erik!" Kapitel 2: ... nicht mehr sehen ------------------------------- Moderator: Willkommen! Ich darf begrüßen dieses Mal folgende Gäste begrüßen zu dürfen: Der Vicomte Raoul de Chagny, Mademoiselle Christine Daaé, Nadir Khan, Madame Giry, die Opernleiter Monsieur Armand Moncharmin et Monsieur Firmin Richard und zu guter letzt unser Special Guest an dem wir nur sehr schwer via Madame Giry herankommen konnten: Monsieur le fantôme Erik! *Gäste treten nacheinander ein und setzten sich auf VIP-Couch* *Erik blickt ernst und sehr misstrauisch in die Runde* Moderator: Selbstverständlich haben wir unseren Spezial Gast zu unseren Gunsten wiederbelebt, damit er uns die ein oder andere Frage beantworten kann. Nun beginnen wir mit den Fragen. Zunächst Monsieur le Vicomte: Nehmen Sie es nicht persönlich, aber wie kann es sein, dass ein so junger dazu ein atrraktiver Mann wie Sie des Öfteren mit den Tränen schwer zu kämpfen hatten? Vicomte Raoul de Chagny( VRdC): ... Nun mein Herr. Ich finde diese Frage ziemlich persönlich und möchte nicht näher darauf eingehen. Wie ich sehe eilt mir mein Ruf voraus, aber ich bitte Sie und die Zuschauer oder Leser, dass dies unter uns bleibt... Moderator: Monsieur, aber die Fakten stehen im Buch geschrieben und damit sind Sie unweigerlich weltweit bekannt. VRdC: Oh my God...*sichtlich rot werd* *facepalm* Moderator: Ist es wahr, das demnach soviel für eine einzelne Frau empfunden haben, dass Sie so reagieren mussten? Ihnen stünde mit Sicherheit die Auswahl offen. VRdC: Das ist wahr. Aber ich liebe Christine über alles und das hat sich seit ich mich erinnern kann, nicht geändert. Noch heute empfinde ich nicht anders. *Finsterer Blick des Phantoms durchbohrt den Vicomte, während er weiterhin seine Katze streichelt* Christine Daaé: Oh, Raoul...! Ayesha: *Fauch!!* Moderator: Ah, Monsieur. Könnten Sie das Verhalten der Katze erklären, warum sie Ihnen sichtlich feindlich gesinnt ist? VRdC: *seufz* Glauben Sie mir Monsieur, das weiß ich bis heute nicht. Das ist mir in der Tat unerklärlich, dabei hatte ich bis dato nichts gegen Tiere. Aber Christine zuliebe habe ich ihr gestatten lassen sie bei uns leben zu lassen. Moderator: Ihnen war sicherlich bewusst gewesen, dass das Tier ein Teil der Erinnerung an Erik gewesen ist? VRdC: ... Moderator: Nach dieser Nacht schien Christine verändert. Was hatten Sie in dem Moment gedacht? VRdC: Muss ich das noch kommentieren? Können Sie sich das nicht selber denken? Moderator: Sonst würde ich Sie das nicht fragen. Denken Sie auch an ihre Fans. Ayesha: *Fauch* *Raoul weiterhin fixier* Moderator: Abgesehen von ihr natürlich, Monsieur. VRdC: ... Nun. gut. In der Tat, ich war überrascht sie so vorzufinden. Sie wirkte so ... wie soll ich sagen... Christine Daaé: Ja? Wir hören... Firmin Richard: Nun kommen Sie schon. Wir haben ja auch alle nicht unendlich viel Zeit, Monsieur. Andere wollen mehr oder weniger auch befragt werden. VRdC: Sie war verändert in der Tat. Das dies etwas mit IHM zu tun hatte, merkt ja sogar jemand wie ich, Monsieur. Was sie in seinem Zimmer getrieben mochte ich nicht auzumalen. Doch das Ergebnis dieser Nacht und zwischen uns immer unausgesprochen, zeigte sich in den nächsten Monaten. Charles. Christine Daaé: *rot werd* Raoul! Bis jetzt war es nun unausgesprochen. Nun weiß es jeder! VRdC: Natürlich... Moderator: Nun gut, Monsieur. Nun kommen wir zu Mademoiselle Daaé... Madame de Chagny eigentlich. Christine Daaé: Sie können mich so nennen. Immerhin steht das bereits schon hier geschrieben, als Künstlername versteht sich. Moderator: Nun gut, Mademoiselle. Wie stehen Sie dazu, zur selbigen Situation? Christine Daaé: Das geht zwar zu sehr in die Privatsphäre einer Lady hinein, aber auch ich sollte mich stellen und den Leuten zur Antwort stehen, es sei denn ein gewisser Jemand möchte Stillschweigen darüber wahren... Nicht wahr, Erik? *Erik schaut sie nahezu ungerührt an, kann trotz allen Versuchen ein angedeutetes Lächeln nicht unterdrücken* *leichte Röte ziert seine maskierten Wangen* Christine Daaé: Erik? In Ordnung. Was in jener Nacht geschehen ist kann sich wohl jeder selber denken, oder? Wie Raoul es auch bereits angedeutet hatte, Charles ist nicht mein und sein Sohn, sondern der von unserem werten Monsieur le fantôme Erik, welcher natürlich noch in der selbigen Nacht wegsterben musste! Moderator: Ähm... Tatsache. Monsieur Erik, was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen? Erik: Nun. Da gibt es nichts wozu ich mich verteidigen könnte. Aber auch nichts worüber ich genauer eingehen möchte, wenn Sie verstehen? Moderator: Natürlich, Monsieur. VRdC: *seufz* Wieso bin ich eigentlich hier? Eine wahre Folter für mich... Erik: Allerdings Monsieur le Vicomte, nicht so schlimm wie Sie es in meiner Folterkammer genossen haben durften. Moderator: Sie haben ihm dennoch das Leben gerettet. Warum? Erik: Wenn Sie so fragen, wundere ich mich selber über meine Tat. Aber ich tat es doch schlussendlich auch Mademoi... verzeiht. Madame de Chagny zuliebe. Christine Daaé: *rot werd* Erik hör schon auf... VRdC: Bei ihm wirst du rot? Selbst nach seinem Tod? Verzeiht, Monsieur, ich wollte Sie jetzt nicht angreifen... *Erik fasst unter seinem Umhang nach dem Punjab-Lasso* Nadir Khan: Erik, bitte! Benimm dich! Auch wenn du erst wiederbelebt wurdest, ich bitte dich. Nicht schon wieder einen Toten und vor allem gehört sich das nicht so in aller Öffentlichkeit. ERIK! Erik *sich schwer unter Kontrolle halt* Erik: Nun gut... Moderator: Ah, Nadir Khan, bekannt als "der Perser". Sie sind ein Vertrauter von dem berüchtigten Phantom der Oper? Nadir Khan: Wie Sie es so nennen wollen. Moderator: Madame Giry, auch Sie stehen mit ihm auf vertrautem Fuss? Madame Giry: ... Nadir Khan: Vertraut? Loyal ergeben würde ich es aus meiner Sicht eher nennen, Monsieur. Sicher, Sie haben Recht. Sie ist keineswegs mehr, die man als Aussenstehende bezeichnen würde. Moderator: Ich danke für die Antwort, aber ich bin mir sicher, dass Madame das selber über die Lippen gebracht hätte. Madame Giry: Ich habe nichts hinzuzufügen, Monsieur. Moderator: Messieurs, die Operndirektoren! Sie mussten sicherlich ziemlich geschockt gewesen sein, als Sie endlich im Klaren waren, dass das Phantom wirklich herumgegeistert war, nicht wahr? Armand Moncharmin: Dagegen waren wir ENTgeistert, Monsieur. Richard Firmin: Wohl war. Am Anfang würde dies doch jeder für einen schlechten Scherz halten, meinen Sie nicht auch? Aber im Nachhinein war es zu unserem Missfallen bereits zu spät um die Tragödie aufzuhalten. Armand Moncharmin: Die Nerven, die Kosten... Geschweige denn vom Ruf der Opéra! Erik: Sie hatten ja nicht auf meine Instruktionen gehört, Messieurs. Mehrfach hatte Meinerwenigkeit Sie darauf hingewiesen mit bescheidenem Erfolg. Da war ich gezwungen zu drastischeren Massnahmen zu greifen. *Richard und Moncharmin verfielen in ein Schweigen* Moderator: Monsieur Erik. Wir alle kennen den Vorfall mit der Kröte. Könnten Sie uns aufklären wie Sie das geschafft hatten? Erik: Das, Monsieur bleibt mein Geheimnis. Jeder Zauberer gibt bekanntlich wohl kaum sein Geheimnis so leicht preis. Aber bei diesem Vorfall verweise ich auf das eben Gesagte. Moderator: Wohl wahr, Monsieur. Oh wie ich sehe schreitet die Sendezeit auch voran Monsieur le Vicomte de Chagny, wie fühlen Sie sich im Moment? VRdC: Wenn Sie darauf anspielen, wie es mir in SEINER Gegenwart ergeht, brauche ich wohl kaum mehr ein Kommentar abzugeben... Moderator: Glauben Sie noch immer, dass ihr Rivale, Kontrahent, Erzfeind oder was auch immer so etwas wie ... ein "Monster" sei? *Erik bewegte sich unruhig auf dem Stuhl* *Nadir redet ruhig auf ihn ein* Madame Giry: An Ihrer Stelle, Monsieur, wäre ich mit der Wortwahl mehr als nur vorsichtig. Unbedacht etwas aussprechen könnte Ihr Verhängnis werden, aber das wissen Sie bereits, nicht? VRdC: Erik war, ist und bleibt ein Scheusal. Und das vermag ich nicht schönzureden. Christine Daaé: RAOUL!!! *Operndirektoren stehen auf und wenden sich dem Gehen zu* Firmin Richard, Armand Moncharmin: Wir wünschen einen schönen Abend! *Erik ist gereizt und steht ebenso auf* VRdC: Natürlich. Das war ebenso ein unbedachter Einwand. Das kommt nicht wieder vo...urgh! Erik: Natürlich nicht! Denn nun kommen SIE nicht mehr vor! *Nadir und Madame Giry fassen Erik an den Schultern und versuchten ihn von seiner Tat abzuhalten* Christine Daaé: Raoul! Hast du den gesunden Menschenverstand verloren? Ein Mensch wie er wurde so gemacht wie er ist! Das war mir dann klar geworden! Erik trifft keine Schuld! Ayesha: *Fauch!!!* *Siamkatze macht sich zum Angriff bereit* VRdC: ... nicht auch noch die Kratzbürste... *Ayesha springt ihn an und zekratzt ihn so gut es ging* Erik: LASST MICH!!!! Ich kann und will den Typen nicht mehr sehen! Nicht mehr unter den Lebenden zumindest! Christine Daaé: Erik! Aber du... du bist in dem Sinne nicht mehr lebendig... Engel... Erik: ... Nun, aber momentan fühle ich mich so! Und wenn ich gehen sollte, kommt er eben mit mir!!! Christine Daaé: Das kannst du doch nicht! Moderator: Meine Herrschaften, so beruhigen Sie sich doch...! *Schlinge trifft den Moderatoren und zieht sich enger um seinen Hals* Moderator: ...URGH!!!... Nadir Khan, Madame Giry: ERIK!!!! Christine Daaé: Das ist wirklich nicht sehr nett von dir Erik! Deine Wut an dem Moderatoren auszulassen? Willst du ihn auch noch umbringen? Erik: ? *Mit einem Kuss beruhigte er sich wieder und wurde Herr seiner selbst* Erik: Christine? *auf halbtoten Moderator lins* Verzeih... ich wollte jemand anderen erwischen... *befreit ihn von der Schlinge* Nadir Khan: Mensch, Erik! Man bringt doch keine Morderatoren einfach so um! Madame Giry: Es ist davon abgesehen auch nicht dein Stil jemanden so öffentlich... ins Jenseits zu schicken. Erik: ... Stimmt in der Tat. Das war nicht gerade stilvoll, gebe ich zu. Ayersha: Miau... *Erik nimmt die Katze wieder auf den Arm und streicht sanft mit seiner linken Hand über ihr Fell* Erik: Aber ER würde eine Ausnahme werden. *Erik zieht den zerkratzten Vicomte mit sich von der Bühne und verschwindet* Christine Daaé: Monsieur? Alles in Ordnung? Morderator: Oui, Madame. Machen Sie sich keine Sorgen. *Erik kommt alleine mit seiner Katze wieder* Moderator: Wo steckt der Vicomte? Erik: Dort wo ich ihn hingeschickt habe gibt es kein zurück. Gevater Tod hat ihn bereits abgeholt. Madame Giry: Meine Güte, Erik! Christine Daaé: ... Morderator: Hiermit beende ich meinen Einsatz für heute, werte Herrschaften. Mesdames et Messieurs. Schalten Sie nächste Woche wieder ein... nein... vorerst Sendepause... Moderator Gedanken: Nochmals ein Mord in meiner Sendung? Warum gerade bei mir? Noch einmal und ich gehe dabei wirklich drauf*seufz* Erik: Wenn Mademoiselle es wünschen begleite ich Sie wieder in die Kutsche. *Die Gäste gehen der Reihe nach: Erik und Christine, gefolgt von Nadir Khan und Madame Giry* Kapitel 3: ... nicht ständig wegschicken ---------------------------------------- Seit jenen Ereignissen in der Oper hatte sich die Rothaarige aus dem Geschäft zurückgezogen. Ihren Liebsten hatte sie während der Aufführung des "Don Juan Triumphant" verloren. Noch einmal einen Fuss in diese verfluchte Oper will sie nicht mehr setzten. Jetzt wo sie niemanden mehr hat. Die Ex Operndiva will erst einmal weg. Weg vom Pariser Stadtleben. Frische Luft würde ihr gut tun. Das zumindest erhofft sie sich. Ganz alleine ist sie allerdings auch nicht. Ein Dienstmädchen war bei ihr gewesen nach den ganzen Unfällen. Da die ehemalige Primadonna zu dem Zeitpunkt noch ziemlich schockiert gewesen war hat sie sich ihrer angenommen und ihrer Dienste beansprucht. Seit jenem Tag wich diese Göre nicht mehr von ihrer Seite. Es stört sie zwar nicht allzu sehr, aber einen gewissen Abstand sollte noch eingehalten werden, daher versuchte die ehemalige Opernsängerin sie ständig wegzuschicken. "Madame, die Kutsche ist abfahrbereit", erklingt die süße sanfte Stimme des Mädchens. Wie sehr Carlotta es gehasst hatte mögliche Konkurrenz zu bekommen. Aber die Zeiten sollten vorerst vorbei sein. Mit erhabenen Blick nickt sie nur und steigt in die Droschke. Das Mädchen tut es ihr gleich und steigt selber ein ehe die Kutsche losfuhr. In Gedanken versunken schaut Carlotta aus dem Fenster der Droschke. "Madame? Ist irgendetwas nicht in Ordnung?", erfragt das rotblonde junge Dienstmädchen. Die ehemalige Diva wirft ihr einen giftigen Blick zu: "Was soll schon sein, kleine Kröte? Noch ein Wort, und dann kannst du laufen." Zögerlich nickt ihr Gegenüber zum Verständnis, dass sie verstanden hat. Der Tag scheint noch gut zu bleiben. Kein Anzeichen für Regen. Für ein Picknick wäre es die perfekte Zeit. Und so halten sie nach einer ganzen Weile Kutschfahrt vor einem Park an. Auf einer Parkwiese lassen die beiden sich nieder. Es vergeht eine ganze Weile, in der das Mädchen nur ihre Herrin beobachtet. Schüchtern sitzt das Mädchen ihr gegenüber. "... Nun komm schon. Iss was..." erhebt die Diva ihre Stimme in einem eher befehlenden Ton. Die Kleine tut wie ihr befohlen wurde und nimmt sich einen Apfel. Carlotta ist selber überrascht wie sie mit ihr umgeht. Dabei sollte sie ihr egal sein. Nun ja, obwohl wenn man es genau nimmt, braucht ihre Dienstkraft ohnehin etwas zu Stärkung. Doch dies wiederum heißt, dass sie noch immer an ihrer Seite bleiben würde. "Sag, Kleines... Warum genau möchtest du bei MIR arbeiten? Für deine Zukunft kann ich nichts garantieren." Die Rothaarige bemerkt wie sichtlich rot ihr Gesprächspartner wurde. Daher kniff sie die Augen enger zusammen und beobachtet diese bei ihrem Tun. "Nun, Madame. Ihr wart die Einzige, die so gütig zu mir war bei sich aufzunehmen und für sich arbeiten zu lassen. Ich hätte es nicht ertragen können, wegen jenen Unfällen Sie sich ihrerselbst zu überlassen... Bitte verzeiht mir mein vorlautes Mundwerk, das gehört sich nicht. Und mir steht es auch nicht zu so mit jemanden in Ihrer Position zu reden..." Beschämt schaut sie zu Boden. Die Giudicelli lässt das Mädchen noch immer nicht aus den Augen.Das kommt ihr irgendwie bekannt vor... Sollte dieser nichtige Grund es etwa gewesen sein? Wie kann man sich mit so einer Kleinigkeit nur zufrieden geben? Das versteht sie nicht ganz... Doch seltsamerweise empfindet die Rothaarige keine Abneigung ihr gegenüber mehr. Nein. An dessen Stelle ist die Gleichgültigkeit eingetreten, was selbst die Carlotta erstaunte. Nie hätte sie jemanden so lange um sich gehabt in ihrer Nähe. Aber vermutlich liegt dies an jene Umständen. Die Probe verlief wie des Öfteren schon nicht so glatt wie sie sich es vorgestellt hatte. Ihre Stimme war gut, nein, perfekt. Doch jemand oder etwas in der Oper hinderte sie oft während der Proben oder gar Aufführungen. Eine Blamage für sie, die geschaffen für die Bühne war. Doch alles änderte sich da zugunsten eines kleinen Chromädchens. Was sie nicht alles tat, damit allemann sich wieder nur noch auf sie konzentrierte. Die Daaé, so hieß das Mädchen hatte an jenem Abend ihren ersten großen Durchbruch, natürlich zum Missfallen der damaligen Diva. Sie wollte schon die Opéra verlassen, die anscheinend ein neues Sternchen hatten, doch bat ein Dienstmädchen sie noch nicht zu gehen. "Madame! Was ist die Oper ohne Sie?" "Ein scheinbar besserer Ort!", zischte die Operndiva dem jungen Dienstmädchen entgegen. Doch diese liess sich zu Carlottas Überraschung nicht so leicht einschüchtern und leider auch nicht so leicht wieder abschütteln. "Aber Madame, Sie können doch ihr Platz als gefeierte Sängerin verlassen? Was ist mir ihrem Publikum?" "Die haben nun die Daaé, sollen die sich doch um sie reissen!" Das Mädchen schien entsetzt. Die Carlotta wollte dem Kutscher schon beinahe den Befehl zur Abfahrt geben, als das Mädchen unverschämterweise nach ihr griff: "Nein! Madame, Ihr Publikum braucht Sie! Alle brauchen Sie und ihr Genie. Sie sind von Kämpfernatur, oder? Dann kämpfen Sie um Ihren Platz! Ihre Einzige Chance, Madame!" Verwundert schwieg die Opernsängerin. Als sie sich gefasst hatte erblickte sie voller erhabenen Stolzes zum Mädchen: "Na schön. Dann will ich mein Publikum nicht enttäuschen... Sag, Kind arbeitest du für wen bestimmtes?" Errötet blickte das Mädchen zu ihr auf, wandte aber schliesslich ihr Blick unterwürfig von ihr ab: "Nein, niemand festes... Bitte vergebt meine unverschämte Art an Sie. Das kommt nicht mehr vor..." "Ja ja. Lass das Gefassel! Komm, Kind. Du arbeitest ab heute für mich." Das Mädchen war überrascht: "Madame ist zu gütig!" "Sag wie alt bist du?" "17, Madame." Zufrieden nickte die Operndiva. In den nächsten Tagen kam ihre Bedienstete zu ihr und übergab ihr den bekannten Brief, in der es ausdrücklich stand, dass sie nicht mehr singen sollte. "Gut, geh jetzt! Ich werde mich um diese Sache kümmern! Ubaldo, komm wir gehen!!!", rief sie aufgebracht über den entsetzlichen Inhalt des Briefes. "Wohin, meine Liebste?", fragte Piangi, der es sich eigentlich bereits denken konnte. "In die Opéra, uns beschweren! DAS lasse ich nicht auf mir sitzen, wenn du verstehst!!!" Sie gab ihm dem Brief. "Natürlich, mein Schatz. Ich lasse die Kutsche vorfahren..." Nicht viel später geschah das bekannte "Kröten-Unglück" während einer Aufführung. Das Publikum war erst entsetzt vor Überraschung aber dann recht herzlich amüsiert. Schockiert rannte LaCarlotta von der Bühne. Die Daaé würde wieder übernehmen müssen. Warum um alles in der Welt musste ihr so etwas geschehen? Natürlich war sie vieles in diesem Hause gewohnt, auch die "Patzer" während der Proben, die sich mit der Zeit immer weiter häuften und fataler wurden. Angeblich dieses Phantom sollte schuld an alledem sein. Was für ein Zufall, dass gerade das alles zugunsten von der Daaé lief... So war es doch nicht naheliegend, dass sie selber das alles veranstaltete um sich Ruhm anzuhäufen? Und das gefiel der gefeierten Opernsängerin gar nicht, Niemand sollte ihren Rang streitig machen. Um keinen Preis! "Madame? Fühlen Sie sich nicht wohl?" Des Öfteren schon hatte die Rothaarige diese Frage von ihrem Dienstmädchen zu hören bekommen. Auch das zerrte gewaltig an ihren Nerven. Warum hatte sie sie noch eingestellt? Darüber mochte sie nicht wieder daran zurückdenken... "Dankbarkeit" war vielleicht nicht das treffende Wort, nein. Mitleid traf es eher. Und als solches, dass sie gütig zu ihr gewesen war, erwartete sie dementsprechend auch den ihr gebührenden Respekt. Doch bei der Wiederholung derselben Frage hatte sie nicht das gefühl respektiert zu werden! "Alles bestens!!! Geh jetzt und lass mich allein!", brüllte sie bereits mit den Nerven am Ende. "Madame?" Die Kleine Ratte hatte unbefugt die Tür geöffnet und war eingetreten. "WAS ist?" Das Mädchen blieb stehen und überreichte ihr einen Brief von der Opéra: "Es geht um ihre Rolle in dem neuen Stück "Don Juan Triumphant"" Die Operndiva entriss ihr bei diesen Worten sofort den Brief und war entsetzt. Nur eine kleine Nebenrolle? Etwas, was ihrer nicht würdig war? "Kind, bitte geh jetzt!!!" Ohne weiternachzufragen tat sie wie ihr befohlen wurde. Und dann ging alles sehr schnell. Die Entführung Daaés mitten in der Vorstellung von dem grausan entstellten Phantom der Oper. Dabei verlor sie ihren geliebten Piangi! Am liebsten wäre sie bei ihm geblieben, wäre da nicht das Mädchen gewesen, dass sie noch vor den Flammen gerettet hatte, die sich schnell in der Oper ausbreiteten. "Madame?", erklingt zaghaft die Stimme des Dienstmädchens. Die ehemalige Operndiva war wohl anscheinend in Gedanken versunken. "Nichts für ungut, kleine Ratte." Das Mädchen war jederzeit bei ihr gewesen und sie selber hatte sie immer wieder wegeschickt. Doch nun gibt es keinen Grund mehr, warum sie von ihrer Seite weichen sollte. Und aus einem ihr unbekannten Grund möchte die Carlotta das auch nicht mehr. Sie braucht nun wirklich immer jemanden an ihrer Seite. Doch ihr Stolz verbietet es das öffentlich zuzugeben. "Mögen Sie eine Erdbeere?" Etwas erstaunt starrt die Rothaarige die sichtlich jüngere Frau an, nickt ihr jedoch zu. Und so führt das junge Ding sanft und vorsichtig das Obststück zu ihrem Mund. Die Lippen öffnen sich langsam, aber nicht minder erhaben wie sonst das ganze Auftreten ihrer Herrin. Was aber dem Mädchen die Röte in die Wangen schiessen liess, ist die Tatsache, dass auch einstigen Primadonnen sichtlich erröten können. Und zu ihrer weiteren Überraschung fasst die Rothaarige die Erdbeere für ihren Charakter untypisch sehr vorsichtig mit den Lippen und entreisste es ihr endgültig aus der Hand. Ein Schmunzeln kann sich das Mädchen nicht verkneifen. Ein seltenes oder gar einzigartiges Bild offenbart sich vor ihr. Nachdem die Diva das Obst geschluckt hat erhebt sie ihre Stimme und bringt das über die Lippen, was sie selbst nie gedachte es irgendwie in der Tat zu tun: "Mädchen? Versprichst du mir eines?" "Alles was Madame wünscht..." "Bleibe bei mir. Ich will dich nicht ständig wegschicken... nicht mehr." Die Kleine ist sichtlich überrascht über diese Aussage und errötet auf der Stelle. "Natürlich, Madame." Die Angesprochene seufzt entnervt: "Doch nicht so! So meine ich das nicht! Nicht als... Bedienstete..." Mit einem Mal zwingt die sonst so feine Dame ihr Gegenüber zu Boden und reicht ihr eine Erdbeere von Mund zu Mund. Das Dienstmädchen erwidert nur sehr zögerlich, aber immerhin nimmt sie die Erdbeere entgegen. Beinahe mit der Hand. Doch die Rothaarige verwarnt sie: "Ah! Ah! Ah!" Und somit ergibt sie sich den Willen ihrer Herrin. Kurz berührten sich ihre Lippen woraufhin beide bis über die Ohren Rot werden. Carlotta löst sich schliesslich von ihr und setzt sich zu ihrem Erstaunen neben sie: "Versprichst du es mir nun?" "Ja." Und daraufhin ist es still um die beiden geworden und sie beobachten stillschweigend den Sonnenuntergang. Nein nun würde sie sie nicht mehr wegschicken... nie mehr... Kapitel 4: ... nicht belasten ----------------------------- Und nun lasse ich dich gehen. Ich lasse sie in Freiheit gehen. Somit findet sie Frieden vor mir. Trennt sich von mir. Schönheit vervollkommt durch mich. Ihre süße Unschuld bleibt erhalten. Ihr schönes leidloses Leben ist vor mir geschützt. Keine Ängste und Albträume wegen mir. Keine Verluste wegen mir. Innerliche Zerrissenheit durch mich. Nun gehst du den Weg ins Licht, Dorthin wohin ich dich nie verfolgen kann. Eine Welt in die du gehörst, Eine Welt die mir verwehrt bleibt. Eingesperrtes und eingeschränktes Leben, durch mich! Und nun lasse ich dich gehen. Löse dich von mir, Deiner Vergangenheit. Gehe mit ihm. Neu gewonne Freiheit durch mich. In mir würdest nur dein Verderben sehen. In mir siehst du nur Hass und Hässlichkeit. Wahre Schönheit geblendet. Vom Wahnsinn heimgesucht. Deine Freiheit soll mein Ende sein- durch dich! Lebe wohl, mein Engel. Dieses Ding wirst du ganz sicher nicht mehr sehen. Und nun lasse ich dich gehen. Ich lasse sie in Freiheit gehen... <<<<<<<<<<<< <<<<<<<<<<<< Nach all dieser langen Zeit, die wir einst teilten, Ist es Zeit sich zu verabschieden... Ich bin es, der dich ängstigt. Ich bin es auch, der dir deine Freiheit nahm. Ich bin es, den du nun fürchtest. Ich bin es, der dir alles nehmen wollte. Ich bin es, der dich in Dunkelheit führen wollte. Er ist es, der dich beschützen will. Er ist es auch, der sich zwischen uns gestellt hat. Er ist es, der ein Teil deines Lebens sein wird. Er ist es, der dich vor mich retten würde. Er ist es, der dich ins Licht führt. Nach all dieser Zeit, die wir gemeinsam erlebten, ist es nun Zeit zu Vergessen... Du bist es, die meine Welt erhellte. Du bist es, die mein Herz je so rührte. Du bist es, deren Schönheit ich ausgeschliffen habe. Du bist es, die von mir geht. Du bist es auch, an der ich zugrunde gehe. Nach all dieser Zeit, die wir durchgemacht hatten, Nach all dieser Zeit, die deine Pain gewesen war, Nach all dieser Zeit, in der du mein Engel warst, Nach all dieser Zeit, in der ich dir beigestanden habe, Nach all dieser langen Zeit, ist es nun Zeit uns endgültig zu verabschieden. Nach all dieser Zeit der Einsamkeit, verschwinde ich wie so oft schon in den Schatten. Ich lasse dich gehen, frei sein und erlöst von deinem Leid.... Ich will nur dein Bestes. Ich will dich nicht in Angst Leben sehen. Ich will nicht dein Verderben sein. Ich will dich nicht zu meiner Gefangenen machen. Ich will nicht mehr ohne dich sein. Aber ich will dich nicht belasten... Kapitel 5: ... nicht sterben sehen ---------------------------------- Nichts. Leere. Dunkelheit beherrscht den Raum, die reine Finsternis. Unterkühlt, modrig riechend und feucht. Die nasse Hölle wie man es so nennen will. Keint Trost und kein Tag, aber das spielt keine Rolle. In genau dieser Umgebung lebt ein Kind der Nacht. Traurig, gebrochen, leidlich und mitleiderregend. Er lässt sich das alles nicht ansehen. Allein seine Augen geben sein inneres Befinden Ausdruck. Hier lebt eine zumeist in schwarz gekleidete Gestalt. Nur eine Maske ziert sein Gesicht ung gibt dem Ganzen etwas geheimnisvolles und mysteriöses. Doch leider ist diese ein Teil seiner Persönlichkeit geworden. Trostlos und einsam wie seine Umgebung, verschmilzt er nahezu mit der Nacht. Die Finsternis ist seine treueste Begleiterin. Der Tod ein Kumpane des erregten Wahnsinns. Das Genie, das verkannt wird. Ein stummer Hilferschrei längst verstummt. Niemand hört ihn, hat ihn je gehört. Niemand. Bewusst über sein Leid weggeschaut. Misstrauen gegenüber Menschen wächst stetig. Nein, nie würde er sich jemand anderen beugen, nein. Die Spezies, die sich Menschheit nennt ist es nicht wert, nichts! Misshandelt, missverstanden und unerhört lebt er allein. Verdammt alleine zu sein. Glück scheint ihm ebenso verwehrt zu sein, genau wie Liebe, Wärme und Licht und Hoffnung. Alles dahin, was nützen da seine Talente? Auch sein Herz, sein kalt gewordenes Herz, welches mal zu schlagen begonnen hat, erwärmt wurde, ja genau dieses wurde mit einem Schlag gebrochen! Wieso hatte er es überhaupt zugelassen, dass es so weit kommt? Der Schatten wandert langsam an der unteridischen Gemäuer entlang. Kalt und trostlos wie er selbst. Niemand sieht ihn als Mensch. Niemand braucht ihn... als Mensch! Niemand schätzt ihn. Niemand liebt ihn... nicht einmal seine eigene Mutter... Das Herz schmerzte bei solchen quälenden Gedanken. Körperlich geschunden zu werden, ja dazu war er gut genug! Seelisch verkrüppelt und entstellt zu werden, ja das war anscheinend auch kein Problem!! Nur konnte er etwas für sein Äußeres? Als hätte er selber dieses Leben gewählt. So viel Leid und unendliche Pain. Unerträglich. Jenes Mädchen gab ihm erstmals etwas Hoffnung, wenn auch nur von sehr kurzer Dauer. Verängstigt er alle wirklich so sehr? Bewusst oder nicht, er wird gefürchtet, geachtet und doch zumeist verhasst! Und doch schlussendlich ist er nur ein gebrochener Mann, ein Mensch welcher stark von seiner Umgebungen geprägt worden ist. Sein Name: Erik. Lautlos läuft er immer weiter, weiter ohne ein bestimmtes Ziel. Nein es gäbe niemanden, der auf ihn warten würde. Niemand würde ihn je mit offenen Armen empfangen. Allein der Gedanke daran ist absurd. DAS wäre unheimlich, wenn plötzlich jemand ihn je erwarten würde. Besonders nicht heute. Wenn er sterben würde, wer vermisse ihn dann schon? Genau- niemand. Niemand... Das ist er doch schon gewohnt. Es gibt immerhin nichts mehr, was ihn je an die Welt noch fesseln würde. Nichts mehr... Die Schritte werden langsamer, die Knie drohen nachzugeben. Sein Gesundheitszustand alles andere als wünschenswert. Obwohl ... seine Gesundheit leidet schon sein Leben lang... am Leben selbst. Das Leben voller Leid, eine qualvolle Folter, wie nur er sie durchlitten hat. Das Leben hat ihn nun so gemacht wie er nun ist. Seine Haltung und seine innere Einstellung artete des öfteren in Wahnsinn über. Doch nun ist es vorbei! Endgültig! Sein Abgang, die Erlösung? Erik ist zu abgestumpft worden um überhaupt an so etwas zu glauben. Kein Wunder. Wie viel Zeit ist mittlerweile seit jenen Geschehnissen vergangen? Zwei, drei Wochen? Zeit... was für eine Rolle spielt sie noch. Erik spürt bereits binnen genannter Zeit wie schwächlich und kränklich sein Körper wird. Dass er das nicht lange überleben würde war abzusehen. Mehrfach überkommen ihn Anfälle. In der letzten Zeit, nachdem jenes Mädchen ihn verlassen hat, war es schlimmer geworden, dass er glaubte jeden Moment sterben zu müssen. Und nun wäre es soweit, endlich würde er sein erbärmliches und elendliches Leben hinter sich lassen. Gefühlt das Beste was ihm bisher geschehen ist! Die einzige Gnade, die ihm vergönnt ist, oder? ... Nein... nein... NEIN!!! Hatte sein Leid noch immer kein Ende gefunden? Oh grausam Schicksal mir! Das was er nun zu sehen bekommt, an seinem Todestag, bricht ihm mehrfach das bereits in Trümmern zersplittertes Herz! Sein Inneres zieht sich zusammen. Wie schlecht! Unweigerlich bricht er in die Knie. Nun, das ist der Schock, der ihn nun wirklich zu Fall bringt. Oh Fluch dir, wie kannst du nur...? "ERIK?!" Christine. Was zur Hölle, beim Leibhaftigen aller finsteren Wesen, was hat sie hier zu suchen? Er hat sie gehen lassen. Und nun taucht diese ... Erinnerung wieder auf. Nein, oh Schicksal wie grausam dir! So grausam mir! Was in der Hölle habe ich das verdient? Noch mehr zu leiden, als ich schon je tat? Soll auch mein Ende leidvoll und voller Schmerz erfüllt werden? Die schwarze Gestalt krümmt sich weiterhin. Mehrere schlimme Hustenanfälle überkommen ihn. Blut! Aus seinem Mund entkommt der ach so heilige Lebenssaft. Diese rot-violette Flüssigkeit, die sonst durch die Adern eines jeden Lebenswesen fließt, verteilt sich vor ihm. Dieser Anblick... Nicht im Ansatz so schlimm, als wenn er seiner Vergangenheit wieder stellen muss! Im Vergleich dazu ist das Blut ein recht schöner Anblick. Verschwinde! Warum, diese verdammte Närrin? Wieso kehrt sie wieder zur Hölle zurück, ihr einstiges Gefängnis...? "Erik, ... was ist mit dir? Oh Gott! Erik!" Ist sie sich denn nicht bewusst, was sie ihm angetan hat? Dieses kleine naive Biest! Sein Herz um ein mehrfaches gebrochen- nahezu schlimmer als jedes Leid zuvor! Die grausamste Folter von allen. Warum verschwindet dieses Mädchen nicht endgültig aus seinem Leben? Oder besser noch: Warum verreckt jetzt nicht endlich! Seelisch und körperlich ist er doch ihnehin am Ende. "Geh! Weh dir, du kommst mir zu nah!!!" Seine Stimme hallt von den Wänden. Nur sehr langsam erhebt er seinen Kopf und zu seinem Entsetzten blickt er ihr sanftes weiches Gesicht. Sie weint! Auch das noch! Ist er wieder dafür verantwortlich wie ach so oft schon? "Erik...! Ich ..." Mit zitternden Händen bringt er seine dürren Finger auf ihre Lippen und bedeutet ihr ruhig zu sein. "Kein Ton mehr, Kind!!! Ich will nichts mehr hören... Geh! Warum bist du nicht gegangen? Ach die Einladung? Die brauch ich nun wirklich nicht...!" Wieder wird er schwach und sein erhobener Arm fällt unsanft zu Boden. "Erik! Nein, ich weiß. Nichts auf der Welt kann dich dafür entschuldigen. Meine Dummheit... ich war so kindisch und blind. Erik! Ich bin meiner Gefühle klar geworden! Schon seit dem Moment als ich dich küsste!" Sie schluchzt. "... Geh! Ich ertrag alles nicht mehr! Nein, du hast in der Tat keine Ahnung wie es ist die Hölle auf Erden zu erleben. Und glaube mir, meine Liebe: du warst meine größte Pain und meine schlimmste. Mein Herz heilt so leicht niemand. Nein, das ertrag ich nicht! Also verschwinde!!! Gehe mir aus den Augen und lasse mich endlich alleine! Lass mich..." Ein erbärmliches Bild. Mitleid liegt in ihrem Blick. Dieses verfluchte Geschöpf... nein wenn einer verflucht war, dann ist er es. Er und sein verhasstes Gesicht! Wie närrisch er ist, wenn er je geglaubt hat, jemand würde ihn aufrichtig lieben können... Dieser Hass und Unwohl keimt wieder in ihm auf. Warum? Warum kann er nicht einfach sterben? Selbst das muss er vorher durchleiden müssen. Zu seiner Überraschung kommt Christine ihm näher und kniet sich vor ihm um ihn von der Maske zu lösen. Um sich zu wehren ist er leider viel zu schwach geworden. Liebevoll schaut sie ihn lächelnd an. Dennoch tränen ihre Augen immernoch: "Erik. Bitte glaube doch nicht, dass du alleine bist. Vielleicht hatte ich anfangs etwas Angst... Angst vor etwas unbekanntem. Das mag seltsam klingen, mein Lieber, aber... Hör mich an! Aber du bist auf deine Art schön. Nichts auf der Welt kann dich je entschädigen, vor allem nicht was ich dir angetan habe! So glaube mir wenigstens nur das eine Mal!" Sie fleht? Die von ihm trainierte Stimmte klingt sehr danach, aber dafür wurde sie doch nicht geschaffen. Ja, er hat ihr so viel gegeben und geben können, aber sie... Sie hat sich bereits entschieden. Für ein Leben im Licht. Ohne ihn... Es schmerzt ihn. Warum kann er jetzt nicht einfach in tausend oder mehr Stücke brechen? Diese Höllenqualen sind ja kaum mehr auszuhalten. Vertrauen und Glauben schenken? Wie denn? Nach alledem? Nach alledem was man ihm je angetan hat? Da soll er in der Lage sein noch irgendeinem zu vertrauen? Wie?! "Wie stellst du dir das vor, Christine? Du hast mich verraten...! Mein Herz zu genüge gebrochen. Du warst bereit FÜR IHN in die Hölle zu gehen... zu mir... Deine Folter, dein Gefängnis, deiner Hölle!!!" Wie sehr er sich selbst verachtete. Aber genau so war jene Situation zu verstehen. Freiwillig hätte sie ihn nie geküsst, geschweige denn willig gewesen ihn zu heiraten. Auch wenn er hierbei zugeben muss, sie in seinem Wahn bedrängt zu haben und das zählt nun einmal nicht zu der Eigenschaft eines Gentlemans... Sie versteht was er meint und weinte nur noch mehr: "Nein... Erik, bitte. Denke nicht so über dich! Ich verstehe, dass du mir nicht verzeihen willst, aber mach dich nicht dafür schuldig und fertig für das was du nicht getan hast! Jeder Mensch macht Fehler..." "Ach! Und was bin ich? Mensch oder Monster? Todesengel oder Teufel? Ich mache dem Anschein nach nur Fehler!" "ERIK!!!" Dieser verzweifelt scharfe Ton lässt ihm unweigerlich einen Schauer über den Rücken laufen. Eiskalt. "Erik?! " Ein weiteres Mal Husten und Blut. "Bitte komm. Lege dich ins Bett." Er schmunzelt schon beinahe: "Ah, mein Todesbett. Besser kann es gar nicht sein..." Erschrocken und entsetzt über diese Aussage blickt die junge Frau den einstigen Operngeist an. Erst da wird Erik klar, dass er zu laut gedacht hatte. "Vergiss es...!" "Erik? Nein. Mais je t'aime plus que mon vie!" Entschlossen und mit ungekannter Sicherheit sieht sie ihn an. Die Wahrheit steht in ihren Augen geschrieben. Dieser Blick. Für einen Moment hätte er ihr Glauben schenken wollen, einen flüchtigen Moment erkennt er ihre Wahrheit. Wie kann er ihr böse sein? Selbst nach alledem? Ihre Aussage scheint unglaubwürdig -pah!- wer liebt schon ein Monster? Wenn nicht einmal seine eigene Mutter! Warum sollte es dann jemand anderes tun? Zu unwirklich. Hoffnung nach jahrelangem Wandern in finsterer Nacht. Die Finsternis hat ihn umhüllt und würde ihn nicht mehr loslassen wollen. Ihn nicht mehr hergeben. Dazu war alles zu spät. Bereitwillig ist sie seine einzige Begleiterin. Auf Erden scheinen ihm nur die Tiere so etwas wie Vertrauen entgegenzubringen. Ayesha, seine letzte Begleiterin. Was würde dann aus ihr werden, wenn er stirbt? Doch seine dunklen Gedanken werden unterbrochen von einem lieblichen Klang: "Mein Lieber, spreche nicht vom Tod! Komm, steh doch auf." Etwas Trost spendendes liegt in ihrer Stimme. Noch gibt er ihr nicht nach. Mag sein, dass er sich kindisch vorkommt. Ein Kind, das sich sträubt den Wunsch eines Erwachsenen zu erfüllen. Aber zum anderen, kann er sich kaum auf Beinen halten. Christine, diese Närrin... diese Närrin... diese...?! Erik, das einstige Phantom der Oper findet sein entblösstes Gesicht auf ihren Händen wieder. Traurig-glücklich schaut sie ihn an. So... liebevoll und voller Wärme und Trost. Sie war das Licht, das in seinem dunklen Leben eingetreten ist. Ein Hoffnugsschimmer, seine Schülerin. Und er? Nur ein Schatten seiner selbst. Die Nacht ist sein Revier. Und das ist unabstreitbar. Und bevor er es merkt, während sie ihn noch immer lächelnd ansah, bahnen sich unweigerlich heiße salzige Tränen über seine Wangen. Es folgen unaufhörlich immer weitere. Todtraurig. Warum sollte ausgerechnet am Ende seines Lebens noch so etwas heilvolles passieren? Ein Traum, der sich nie erfüllt haben sollte. Nicht für ihn... "Wie schon einst erwähnt, Mitleid hilft mir nicht! Schau meinem Schicksal ins Gesicht- Sag, erträgst du diesen Mann? Schau mich doch an!" "Mein lieber Erik, armes leidliches Geschöpf der Nacht. Lasse mich nicht mehr alleine..." Ihre zarten Finger streichen sanft über seine Wangen und versuchten diese zu trocknen, aber hinterher fliessen weitere Tränen, die der Trauer und ... der Freude zugleich! Sie schmunzelt. Ihr Gesicht nähert sich dem seinen und liebkost sein entstelltes Gesicht. Diese dürre Gestalt, mehr ein lebendes Skelett als Lebendig, davor fürchtet sie sich lange nicht mehr. Sein Schädel bzw. deformiertes Gesicht, sein nahezu kahler Kopf mit den wenigen Haarfetzen liebkoste sie zärtlich und voller Liebe. Nein. Aus Liebe! Das spürt er. Kein Ekel und unnötiges Mitleid. Schlussendlich wird er mit einem Mundkuss überrascht wie einst. Der schöne, reine Engel gibt sich dem elendlichen und mitleiderregenden Höllentier hin- und das freiwillig! Seine Augen weiten sich. "Glaub mir du bist nicht alleine, das lass' ich nicht zu..." Nach einem durchdringenden Blick küsste sie ihn wie damals mehrfach und das leidenschaftlich. Ihre Gefühle scheint sie auf ihn übertragen zu wollen. Sie möchte ihn aus seiner Einsamkeit erretten? Ihn von seinem Leid lösen? Und das ausgerechnet heute? Am heutigen Tage? War sie nun sein Todesengel, oder gar sein rettender Engel? Darauf kann sich Erik keine Antwort geben. Er selber war der Todesengel gewesen, der ohne jede Scheu Menschleben nehmen konnte und über Ort und Zeit bestimmte, aber nun sieht die Lage ganz anders aus. Er liegt so gut wie im Sterben, aber mit Christine, seinem Engel der Musik sowie seine Muse neben sich. Entweder ist das was man Schicksal nennt so furchtbar grausam und ungnädig oder so unerwartet gutherzig erlösend und unberrechenbar? Oder gar beides. Unweigerlich lässt er ihre Küsse über sich ergehen. Seine Tränen Einhalt gebieten, dazu ist er nicht in der Lage. Seine Emotionen beherrschen ihn und er erliegt ihnen, sei es Wut, Hass, Zorn, Liebe, Eifersucht, Trauer oder anderes. Wenn ihn die Gefühle übermannen so gewinnen sie die Oberhand über ihn und er handelt dementsprechend. "Christine...?" Kläglich erklingt seine Stimme. Beinahe schon gequält. Doch seine Überraschung steht in seinen Augen geschrieben. Seine Augen... die einzige Möglichkeit seine momentane Befindung herauszulesen. Die Angesprochene erhebt sich und versucht Erik zu helfen auf die Beine zu stehen. Es dauert eine Weile, aber er hat es dann dochnoch geschafft. Auf dem kalten Untergrund liegen zu bleiben ist immerhin keine Lösung und hilft niemanden, außer, dass Gevater Tod ihn leichter findet. "... weißt du, wie sehr ich dich verfluche und doch gleichzeitig verehre, Christine?" Melancholisch bringt er diese Worte über seine Lippen. Die Dunkelheit verschlingt nun beide. In seinem Zimmer angekommen wird er gezwungen sich auf das Bett zu legen. "Du stirbst mir aber nicht weg, versprich es mir!" Dieser kindische Ton und diese Naivität. Dabei sieht sie doch selber, dass er schon bald, womöglich noch am selbigen Tage sterben würde. Die Nacht würde sich mit ihm endgültig vereinen und er würde diese Nacht nicht mehr üerleben. Das erlaubt ihm sein Körper nicht mehr. "Erik?!" Hustenanfälle. Versprechen, kann er ihr nichts. Nein und anlügen erst recht nicht, auch nach allem geschehenen. "Christine... ist das wirklich wahr, was du deinerseits behauptest? Du ... liebst mich?" Liebe, dieses Wort bringt er schweren Herzens über seine Lippen. Ihre Augen tränen wieder: "Natürlich, Erik! Auch wenn die Erkenntnis spät kommt." Wenn Erik sich nicht täuscht findet doch am Tag darauf die Hochzeit Christines mit Raoul statt, oder? Christine... seine Christine... "Versprichst du mir, meine Liebe, dass du dich um Ayesha kümmern wirst?" "ERIK! Bitte rede nicht vom Sterben, das lasse ich nicht zu, verstehst du?" Er kann sich ein schmunzeln nicht verkneifen, zumindest was seine Lippen als Schmunzeln andeuten. Nun wird sie kindisch. Die Wahrheit möchte sie verdrängen. Törichte kleine Närrin. "Versprich es mir!" Sie weiß, dass er nicht ehe damit aufhört bis er ihr Einverständnis bekommen hat. "Ja, natürlich, Liebster." Liebster? Es klingt so ungewohnt... Aber wenn sie wirklich so empfindet? "Christine?" Das Mädchen, nunmehr eine erwachsene junge Frau hält ihm ihre Hand entgegen wo sein Ring steckt. Sie hat danach gesucht? Und anscheinend gefunden. "Erik, ich möchte dir mein Herz schenken. Bis an mein Lebensende, Liebster. Nimmst du an?" Mit weiten Augen sieht Erik seinen Gegenüber überrascht an. So viel Liebe und Wärme ist er gar nicht gewohnt. Was soll er ihr erwidern? Er bleibt sprachlos. "Ich werde deinen Ring in Ehren tragen. Egal was noch kommen wird. Liebster? Bist du zugegen?" "Aber nicht doch, mon ange. Warum sollte ich?" erklingt es melodisch und sanft aus seiner Kehle, was ihn selber erstaunt, dass er sich wieder so unter Kontrolle hat. Die Christine, die bei ihm sitzt strahlt trotz der geflossenen Tränen bis über die Wangen. So glücklich... In ihm regt sich ein Gefühl, dass er sie unbedingt jetzt in den Armen halten muss, doch sein Körper gehorcht ihm nicht mehr so wi er will. Und das sieht sie ihm an: "Bleib ruhig liegen, Liebling." Liebling? Nun klingt sie wie eine verheiratete Ehefrau, na ja er hat schlussendlich ihren Antrag angenommen... Als ob sie seinen Wunsch von den Augen abgelesen hätte legt sie sich vorsichtig auf ihn und spendet ihm Körperwärme. Sachte versuchte Erik sie mit seinen dünnen Ärmchen zu umarmen. Für eine gewisse Zeit hat er auch die Kraft dazu gefunden. "Mein Engel... Christine." Grinsend liegt sie auf ihm. "Mon ange de la musique, Erik!" Sie schmiegt sich fester an ihn. Sein dünner schmächtiger Körper unterliegt nun ihrem Körpergewicht. Vorischtig schaut sie zu ihm auf und erkennt in seinen Augen die ganze Freude, die er nun spüren musste. Das was ihm bisher verwehrt gewesen ist, bekommt er am heutigen Tage unmso heftiger zu spüren- Liebe und Wärme und das ohne Gnade. Er spürte sie und sog ihre Körpernähe und ihre Wärme auf. Er durfte erstmals in den Genuß der erwiderten Liebe kommen. Liebe hatte er das überhaupt noch verdient? In seinen Augen glitzern bereits die nächsten Tränen. Diesmal allein die der Freude. Und nun wo sich ihre Augen treffen überkommt ihm ein noch seltsameres Gefühl. Etwas sinnlicheres. " Oh, Liebling! Lass mich heute Nacht dein sein!" Röte steigt ihm ins Gesicht. Wie meint sie das? Ihre Wangen werden rosiger bis auch sie die Röte übermannt. Fragend und zu Tränen gerührt blickt er zu ihr auf. Erst unsicher aber dafür umso hälmischer grinst sie. Also doch! Ihr zarter zerbrechlicher Körper sehnt sich nach seinem? Warum? Sie liebt ihn so sehr... Zögerlich zieht sie ihm seinen Umhang, Mantel und die Weste aus und empfiehlt ihm sich wieder hinzulegen. Was lässt er da gerade zu? So unwiderstehlich sie ist umso unkontrollierbarer würde er sich seiner Lust hingeben wollen. Nun kein Wunder, all die Jahre war er niemandem körperlich so nah gewesen, vor allem wenn sein Gegenüber es freiwillig tat. Gezwungene Enthaltsamkeit. Immerhin war er Gentleman und zwang niemandem es mit ihm zu tun. Sonst hätte er längst schon jemanden überfallen können. Nein. So wie die anderen Menschen möchte er nie werden. Unehrenhaft, grob und widerlich. Dazu war doch noch zu sehr Gentleman. Und auf ein so niederes Niveau herabzubegeben hat er nun wirklich nicht nötig. Und stilvoll wäre das ohnehin nicht. Andere zu verletzen... nein. Da litt er lieber selber und alleine. Aber nun hat er die Chance. Sein Engel hat den ersten Schritt auf ihn zu gewagt und ihm damit ein Zeichen gegeben. Wie gefährlich es für sie ist, ihn so zu entflammen, die Glut in seinen Adern vollends glühen zu lassen. So närrisch, aber dennoch gefiel es ihm. In seinem Inneren hegt er in der Tat noch Gefühle für seinen Gegenüber. Das Mädchen von damals gibt es nun nicht mehr. Nein. Auf ihm liegt eine junge und nicht mehr ganz unischere Frau. Beinahe schon zu schade sie verlassen zu müssen... Vorsichtig öffnete sie ihm das Hemd. Erik schaut ihr dabei unbeholfen zu. Irgendwie auch reizend. Sein Blick wechselt hin und her von ihrem Gesicht zu ihren zaghaften Händen, immer wieder. Ihr Lächeln bleibt auf ihrem schönen Gesicht erhalten. Fürwahr Christine ist so liebreizend. Und weiterhin scheint sie begeistert zu sein als sein magerer Oberkörper zu Vorschein kommt. "Erik, nimmst du überhaupt etwas zu dir, mon chèr?" Ein Schmunzeln: "Hin und wieder..." Ihre Blicke treffen sich, dabei erhebt sie argwöhnisch eine Augenbraue nach oben : "Ach...?" Doch weiter geht sie nicht auf ihn ein. Nachdem sie ihn von seinem Oberteil befreit hat beginnt sie ihn zu küssen. Um ihr behilflich zu sein wollte er schon aufstehen, doch sie hindert ihn daran, was ihr ein leichtes fällt. "Liebling, entspann sich..." Unwillig gibt er ihr nach. Die Kraft in ihm verlässt ihn auch noch. "Hm...", knurrt er. Doch sie scheint darüber nur amüsiert zu sein. Sehr langsam arbeiten sie sich weiter vor. Doch die Zeit haben sie nun. Alle Zeit dieser Nacht... Sie teilen sich die Freuden der Nacht, die Freuden des Fleisches, welches ihm bisher ebenso verwehrt geblieben worden war. In den Genuß der höchsten Gefühle kommen beide oft und doch wiederum nicht oft genug. Vorischtig drückt sie ihren Liebsten wieder in die Kissen und setzt sich auf ihm. Noch immer hebt und senkt sich sein Brustkorb. Seine Liebeslaute sind Musik in ihren Ohren und dasselbe denkt Erik sich wohl bei ihrem wohl klingenden Klang ihrer Stimme. Das Haar umrahmt das Gesicht der jungen Frau, sie sieht so bezaubernd aus. Wahrlich ein Engel. Sein Engel... "Ah, Christine..." Eine Hand streicht ihm über eine Wange. "Mein Erik..." Traurig, aber dennoch wie ein frisch verliebter Jugendlicher schaut er zu ihr hinauf. Leise bringt er dennoch ein Husten hervor. Die Hustenanfälle schmerzten in seiner Brust. Höllisch brennt es. "Erik?" Er deutet ein Kopfschütteln an: "Nein. Sorge dich nicht." Besorgtheit steht trotzdem auf ihrem Gesicht geschrieben. Die Hand des Todes legt sich bereits über ihn. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann diese ihn mitnehmen wird. Zärtlich und liebevoll berrührt sie ihren einstigen Lehrer. Ihren Engel der Musik. Vorischitg wagt sie sich an mehr. Zunächst übersäet sie ihn mit Küssen über seinen ganzen Oberkörper verteilt. "Aach... ah, Christine, ich kann nicht mehr!" ... Die körperliche Vereinigung war nun vollbracht. Zufrieden schmiegt sich Chrsitine an Erik. Sein Atem ist noch immer unregelmäßig und instabil. Er hustet sich in der Tat seine Seele aus dem Leib. Doch schlussendlich würde er nicht unzufrieden sterben. Obwohl sein Herz gebrochen, ist Erik selber bereit dem jungen Fräulein zu verzeihen. Sein Verstand hat sich wieder eingeschaltet. Böse kann er Christine nicht mehr sein. Dieser Engel hat ihn von seinem rasenden Zorn gereinigt und ihn befreit. Langsam kann er sich von alledem verabschieden... "Erik!!" Seine letzten Atemzüge... "Chris... i..ch... lieb.. dich..." Noch ein letztes Mal vereinigten sich ihre Lippen. Er erwiderte ein letztes Mal... "Miau..." Eine Siamkatze springt auf den Körper ihres toten Herrchens und jammerte. Christine sitzt aufrecht neben ihn. "Miau..?" Die Kleine spürt, dass etwas nicht in Ordnung ist. Christine wendet sich der Katze zu. "Na komm, meine Schöne. Ich habe es ihm schließlich versprochen..." "Miau!" Sie wollte ihn doch nicht sterben sehen. Tränen der Trauer rennen über ihre Wangen. Nein. Soweit hätte es nie kommen dürfen! Sie fasst sich an ihren Unterleib, vielleicht würde sie noch ein Teil von seinem Leben mitnehmen...? Das hofft sie innig. Erik soll weiter in ihr leben, Teil ihres Lebens sein. Traurig schaut sie seinen leblosen Körper an. Dann auf ihren Ring. Ein Grinsen überkommt sie doch. Symbolisch ist sie mit ihm verheiratet. Ja zu ihm gehört sie. Er war, ist und bleibt immer ein Teil ihres Lebens, jetzt wo ihr alles klar gewesen ist... Mit der Katze in den Arm kommt sie seinem Versprechen nach und erhebt sich stolzen Hauptes von seinem Bett: "Ne t'en fais pas, je vais bien, mon ange. Je t'aime plus que mon vie... je t'aime..." Und mit diesen Worten verlässt sie ihn und schritt vom Zimmer heraus wo sie bereits erwartet wird. Nun hat er wirklich sein Wort gehalten und ist für immer von ihrer Seite gewichen... son ange.... 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