Dragona von Sheila (Vom Feind gezeichnet) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Ein markerschütternder Schrei hallte über die Dächer des Dorfes. Er brachte die Luft zum Vibrieren, bis er schließlich von der Nacht verschluckt wurde. Das Schlurfen ihrer hinterherziehenden Füße war zu vernehmen, mit denen sie barfüßig die Straßen entlangschwankte. Der Geruch von Angst, Schweiß und Blut hing schwer und beißend in der Luft, und die einsame Leere, die von dem nun zerstörten Dorf ausging, zogen ihr immer mehr die Kehle zu und machten ihr das Atmen schwer. Immer weiter bemüht auf den Beinen zu bleiben und röchelnd nach Atem ringend, spührte sie wie ihre Glieder sie langsam zu Boden zogen, und ihre Schmerzen sie in Ohnmacht zu reißen drohten. Mit flatternden Lidern sank sie schließlich zu Boden. Ihr zierlicher Körper erzitterte noch ein paar mal und sie verlor das Bewusstsein. Das einst so prachtvolle Dorf, welches sie ihr zu Hause nannte, war verschwunden. Anstelle diesem war nun eine Ruine in der erdrückenden Stille zurückgeblieben. Die Verzweiflung der Menschen, die dieser Ort einst barg, war auch jetzt noch greifbar. Ein leichter Luftzug wehte über das Dorf; kroch durch jede Ritze, unter jeden Stein und in jede Öffnung, scheinbar auf der verlangenden Suche nach den zurückgebliebenen Seelen der Verstorbenen. Welch Ironie des nahegelegenen Friedhofes. Kapitel 1: 1 ------------ Keuchend und mit rasendem Herzen, dessen Klopfen ihre Brust zum Vibrieren brachte, schreckte sie aus ihrem unruhigen Schlaf auf. Ihr Haar zu allen Seiten hin abstehend, fuhr sie mit zittriger Hand hindurch und wischte sich über das schweißnasse Gesicht. Sie fühlte sich wie gebadet, so wie ihr das provisorische Nachthemd, eigentlich ein übergroßes Männerhemd, das sie beim Durchwühlen der Hütte gefunden hatte, am Leib klebte. Sie versuchte sich zu beruhigen und zog ein paarmal tief die Luft ein. Auch wenn sie nochimmer die Bilder ihres Alptraumes verarbeiten musste, hatte sie sich doch schnell wieder unter Kontrolle. Ein weiterer tiefer Atemzug. Langsam bekam sie wieder Farbe und ihr Herz wurde endlich eine Spur langsamer. Jetzt, wo sie sich einigermaßen gefasst hatte, wirkte sie beinahe schon gernervt mit ihrer störrisch gerunzelten Stirn und den zusammengezogenen Augenbrauen, währen da nicht die ungeweinten Tränen gewesen, die ihr in den Augen hingen. Wütend blinzelte sie sie weg und ließ sich erschöpft auf ihr Lager zurückfallen. Es war nicht ihr erster Alptraum, und sie wusste, es wird gewiss nicht ihr Letzter gewesen sein. "In letzter Zeit häufen die sich ganz schön...", dachte sie, den trüben Blick aus dem Fenster gerichtet. Abertausende Sterne erleuchteten den Himmel und wiesen darauf hin, dass es noch mitten in der Nacht war. "Wie immer.",murmelte sie, und wie immer konnte sie nun nicht mehr einschlafen. Schon bevor die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster schienen, war Levie auf den Beinen und bereit zum Aufbruch. Da sie die restliche Nacht nicht mehr schlafen hatte können, waren bereits ihre wenigen Habseligkeiten zusammen mit ihren Fundsachen - das Männerhemd, welches sie zum Schlafen benutzt hatte, ein hartgewordenes, schon halb verzehrtes Laib Brot, als Reiseproviant, und eine Art handliche Harke, die sie als Waffe zum Schutz mit sich führen wollte - in ihrer kleinen Tasche verstaut. Zuletzt bändigte sie ihr wiederspenstiges Haar mit einem Band und warf sich die kleine Tasche über ihre noch kleinere Schulter. Wenn man sie so betrachtete, könnte man wirklich auf den Gedanken kommen, keine erwachsene Frau sondern eher ein kleines Mädchen vor sich zu haben. Mit ihrer kleinen zierlichen Gestalt und den schmalen, schon fast unscheinbaren weiblichen Rundungen fühlte sie sich wie ein Kind. Besonders ihr zu klein geratener Busen machte ihr oft zu schaffen. Und doch wünschte sie sich, trotz ihrer Minderwertigkeitskomplexe, dass irgendjemand die Frau in ihr sehen würde, die sie eigentlich war. Sie warf einen Blick zurück auf ihr nächtliches Lager, welches sie als erstes hatte verschwinden lassen, nachdem sie den Beschluss fasste, aufzubrechen. Es war nicht sehr bequem gewesen und doch war sie froh für die Nacht ein Dach über dem Kopf gehabt zu haben. Oft verbrachte sie ihre Nächte unter freiem Himmel, denn ein Zimmer in einer Herberge konnte sie sich bei bestem Willen nicht leisten. Und wenn die Leute wüssten wer sie war und was sie getan hatte, würde sie auch keines bekommen. Mit einem tiefen Seufzer drehte sie sich um und schloss mit wehleidigem Blick die Tür hinter sich. Sie war schon lange unterwegs und ihr stand immernoch ein langer Weg bevor. Sie hoffte nur bald wieder auf eine leerstehende Hütte oder auch eine gemütliche kleine Höhle zu treffen; ein Platz der etwas Schutz bietete. Mit dem Wind im Rücken, der sie vorantrieb, ließ sie die Hütte hinter sich und begab sich in die Richtung, in der sie das nächste Dorf oder die nächste Stadt wähnte. Die Sonne trat ebenfalls den Weg ihrer Reise über den Himmel an und verbreitete schon jetzt eine wohlige Wärme. Sie versprach einen angenehmen heiteren Tag, und vielleicht sogar eine angenehme Nacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)