Der Wolf in mir von Momokolloi ================================================================================ Kapitel 5: Schreckliche Wahrheit -------------------------------- Seit Lindseys nächtlichem Besuch bei Connor, wurde es langsam zu einer Art Gewohnheit, dass sie sich immer, wenn es Gewitter, zu ihm ins Bett legte und er ihr dann eine Geschichte erzählte. Manchmal erzählte sie ihm dann auch mal was, von ihren früheren Abenteuern, die sie in der Ausbildung ihres Großvaters erlebte. Das 14 jährige Mädchen, das anfangs ein wenig scheu war, öffnete sich dem Eingeborenen, der ihr wie ein Seelenverwandter erschien, immer mehr. Connor half Lindsey bei ihrer Ausbildung und trainierte mit ihr so oft es ging. Doch mit dem zunehmenden Alter wuchs auch die Rivalität zwischen den beiden ein wenig, was ihnen ab und zu ein paar Meinungsverschiedenheiten brachte. Doch das änderte nichts an ihrer Freundschaft zueinander. Die Ausbildung war hart und anstrengend, doch Lindsey wollte ihrem Großvater zuliebe durchhalten und ihr Versprechen halten, was sie sich einst gab. Lindsey erhob sich von ihrem Schreibtisch und streckte ihre Glieder. Ihr Nacken tat ihr sehr weh, weil sie von Achilles dazu verdonnert wurde, ein Buch über die Templer zu lesen, das er selbst geschrieben hat. Zwar würden ihr die Informationen da drinnen vielleicht irgendwann einmal von Nutzen sein, doch wieso konnte er ihr es nicht einfach erzählen? Sie hasste lesen, genauso wie schreiben, wenn es sich um eine langweilige Lektüre handelte um so mehr. Connor war zur Zeit nicht da. Er war mit Robert Faulkner und der Aquilia weg gesegelt. Und das machte die ganze Sache umso langweiliger. Fünf Tage war er jetzt schon weg und sie wollte eigentlich mitkommen, doch Achilles bestand darauf das sie hier blieb und zu alledem hatte Robert Faulkner auch noch was gegen Frauen an Bord. Selbst Lindsey protestieren half nichts gegen seine Entscheidung. Genervt von der Lektüre klappte sie das Buch zu und ging ein wenig in ihrem Zimmer auf und ab. Ihr Blick fiel auf die Truhe, die unter ihrem Bett leicht hervorschaute. Sie ging hin und zog sie hervor, sodass man die volle Größe von dieser sehen konnte. Das Holz war edel verarbeitet, mit vielen Verzierungen. Oben auf dem Deckel der Truhe, befand ein eingraviertes Zeichen. Das Zeichen. Jenes was Lindsey in ihrem alten Zuhause oft zu Gesicht bekommen hatte. Damals war ihr die Bedeutung noch nicht bewusst gewesen, doch sie ahnte schon, dass das Zeichen ein Teil ihrer Bestimmung war. Sie wischte mit einem Ärmel den Staub von der Truhe, der sich seit ihrer Ankunft darauf abgesetzt hatte. Das Schloss fing schon an einigen Stellen zu rosten an. Von außen sah es so aus, als würde sich etwas sehr wertvolles in der Truhe befinden. Viele Leute würden gleich an Gold, Silber oder Geld denken. Irgendetwas was man verkaufen könne oder was einen hohen Wert besäße. Die Truhe besaß auch im Inneren einen hohen Wert, doch der hing vom Auge des Betrachters ab. Für Lindsey war der Inhalt der Truhe von unschätzbarer Wert, denn für nichts auf der Welt würde sie etwas dagegen eintauschen, auch wenn das Angebot noch so hoch wäre. Fast ein Jahre war es jetzt her, seit sie die Truhe ihres Großvaters gefunden hatte. Sie erinnerte sich genau an den Tag, als wäre es gestern gewesen. Die Person die in der Tür stand, war ein Mann. Im ersten Moment dachte Lindsey es sei Haytham. Doch diese Vermutung verwarf sie sogleich wieder, denn der Mann in der Tür, trug dessen Dreispitz nicht. Langsam und bedrohlich schritt der große Mann auf sie zu. In seiner rechten Hand hielt er ein kleines Messer. Sie erkannte den Mann wieder, er war einer derjenigen gewesen, die ihr Haus vor einigen Tagen überfallen hatten. Was wollen die denn noch hier? Schoss es ihr durch den Kopf. Doch schon bekam sie die Antwort auf ihre Frage. „Ich werd dir nichts tun.“ beschwichtigte der Mann und schritt weiter langsam auf sie zu. „Meine Freunde und ich wollen nur wissen, wo der Schatz von deinem Großvater ist, den er uns vor langer Zeit gestohlen hat.“ Doch das verängstigte Mädchen wusste nicht wovon ihr Gegenüber sprach. Sie war verwirrt und verängstigt und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Unsicher, was sie tun und sagen sollte, rutschte sie nach hinten, bis ihre Fingerspitzen das kaputte Glas, vom Spiegel, berührten, die überall auf dem Boden verstreut lagen. Sie bekam eine große Scherbe zu fassen und hielt sie fest in der Hand, als ob dass das Einzige wäre, was sie jetzt noch retten könnte. Der Eindringlich schritt weiter auf sie zu, bis er vor ihr stand. Er packte sie am Kragen und zog sie hoch, dabei hielt er ihr seine Klinge an den Hals. „Also, los red' schon!“ Doch sie redete nicht. „Wenn du nicht auspackst schneid' ich dir die Kehle auf!“ drohte er ihr. Statt eine Antwort zu erhalten, bekam der Mann eine Glasscherbe in den Hals gejagt. Lindsey hatte sie hinter ihren Rücken versteckt und einfach blind zugestochen. Es war nicht präzise, doch es reichte das ihr Angreifer sie los ließ und sich an den Hals fasste, um die Scherbe – die fast drei Finger breit war – aus seinem Hals zu ziehen. Ob er an der Wunde gestorben ist oder nicht weiß Lindsey nicht mehr, denn sie rannte an ihm vorbei, aus dem Zimmer die Treppe hinunter. Sie sprang regelrecht die Stufen hinunter und wäre fast die Treppe hinuntergefallen. Sie hatte Angst. Panische Angst. Unten angekommen wollte sie durch die Haustür flüchten, als sie Stimmen hörte von draußen hörte, die zum Haus kamen. Wieder gewann die Panik die Oberhand und sie flüchtete in das nächstgelegene Zimmer. Im Esszimmer suchte sie ein Versteck und es fiel ihr nichts besseres ein als sich unter dem Tisch zu verstecken und die Stühle davor zu schieben, sodass man sie nicht sofort sehen konnte. Mit angezogenen Beinen saß sie unter dem Tisch und wippte leicht vor und zurück als sie auf die Eindringlinge wartet. Und was dann? Was konnte ein 14 jähriges Mädchen den schon gegen eine Gruppe erwachsener Männer ausrichten? Sie hatte zwar eine Ausbildung – seitens ihres Großvaters – bekommen, doch hatte sie nie praktische Erfahrungen mit ihrem Können gehabt. Nicht gegen Erwachsenen. Voller Verzweiflung – weil sie nicht wusste was sie tun sollte – vergrub sich Lindsey ihr Gesicht in die Hände.Erschrocken zog sie sie zurück, als sie merkte das etwas feuchtes an ihren Händen klebte. Blut. Sie hatte fast jemanden Getötet. Sie hatte fast das getan was sie früher eigentlich immer wollte. Kämpfen. Doch jetzt wo sie sah wie unbeholfen und unerfahren war, wünschte sie sich das sie nie diese Ausbildung gehabt hätte. Warum musste ihre Mutter so früh sterben? Wieso ist ihr Vater weggegangen? Wollte er nichts von ihr Wissen? Sie verfluchte ihren Vater, der sie einfach sitzen lassen hat und wünschte sich sie wäre von jemand anderen das Kind. Lindsey strich sich mit einer Hand über den Kopf, als sie mit ihrer Hand die Tischrückseite streifte, stutzte sie. Sie schaute über sich und entdeckte ein kleines Loch, direkt über ihrem Kopf. „Das war doch vorher noch nicht da....“ murmelte sie. Mit einer Hand fasste Lindsey hinein, sie passte gerade so rein. Sie tastete den Innenraum des Geheimfaches ab und bekam einen kleinen ledernen Beutel zu fassen. Vorsichtig zog sie ihn heraus und als sie ihre Hand wieder draußen hatte, löste das einen Mechanismus aus und die Klappe mit dem merkwürdigen Zeichen – welches Lindsey schon vorher gesehen hat – schob sich vor und verschloss das Loch wieder. Ein wenig sprachlos und erstaunt saß Lindsey da, hielt den Lederbeutel in der Hand und starrte hinauf zu dem Zeichen das wieder die Tischrückseite zierte. Als sie ihren Blick wieder lösen konnte, wendete sie sich dem Beutel zu. Sie wollte wissen was da drinnen ist. Es war bestimmt etwas von ihrem Großvater. Wer sonst hätte es dort verstecken sollen? Sie schnürte den Beutel auf und kippte den Inhalt in ihre Hand. Etwas schweres fiel in ihre Hand, gefolgt von einem zusammengefaltetem Stück Papier. Der Gegenstand war ein Schlüssel. Lindsey steckte ihn in die Jackentasche und widmete sich vorerst dem Blatt Papier. Es war nicht sehr groß, es hatte gerade mal die Größe einer halben Hand. Viel stand nicht drauf nur: Arbeitszimmer. Schreibtisch. Rechte Schublade. Und darunter befand sich wieder das Zeichen. Lindsey steckte das Blatt Papier ebenfalls ihre Jackentasche. Sie musste unbedingt ins Arbeitszimmer gelangen. Vorsichtig lugte sie zwischen den Stühlen hindurch und schob langsam einen zur Seite. Sie lauschte. Sie hörte das Gerede von Männern, doch mussten diese weit weg seien oder draußen stehen. Jedenfalls waren sie nicht im Haus. Sie warteten wahrscheinlich auf ihren Komplizen der anscheinend – dank Lindsey – nicht mehr runter kommen würde. Langsam kroch Lindsey unter ihrem Versteck hervor und schlich zur Treppe. Das unvorteilhafte daran war, dass die Treppe von draußen zu sehen war, wenn man durch die Haustür sah. Lindsey musste schnell sein, sonst würde man sie entdecken. Das Arbeitszimmer ihres Großvaters befand sich im oben, neben ihrem Zimmer. Auf leisen Sohlen schlich sich Lindsey zur Treppe. Kaum hatte sie die erste Stufe betreten knarrte diese, und wenige Sekunden später hörte sie nur noch ein alarmierendes Rufen „Da ist sie!“ Ohne nach hinten zu schauen, stürmte Lindsey die Treppe nach oben. Ihr Ziel war das Arbeitszimmer ihres Großvaters. Angekommen, knallte sie die Tür hinter sich zu und verschloss diese. Hinter sich hörte sie das Geklopfe gegen die Tür und das Geschimpfe ihrer Verfolger. Sie musste sich beeilen bevor diese Männer reinkommen würden. Schnell ging Lindsey zum Schreibtisch. Das rechte Schubfach fand sie schnell, sie zog den Schlüssel aus ihrer Tasche hervor und steckte ihn ins Schloss. Mit zittrigen Händen drehte sie den Schlüssel. Einmal. Zweimal. Ein Klack Geräusch ertönte und Lindsey zog die Schublade heraus. In ihr befand sich eine kleines Buch. Es war aus Leder und war sehr dick. Es war anscheinend schon sehr vollgeschrieben, denn mehrere Seiten weißten Wölbungen auf oder es lugte eine Ecke von anderen Seiten, die in das Buch mit reingesteckt wurden, heraus. Lindsey öffnete den Verschluss des Buches. Es war ein einfacher mit einem Knopf gewesen. Als sie das Buch aufschlug erkannte sie sofort das es sich um eine Art Tagebuch handeln musste. Bei jedem Eintrag fand man Datum und Ort. Manche Sachen weißten eine ordentliche Handschrift auf und waren sehr sauber geschrieben. Andere jedoch waren lustlos hingekleckst worden, sodass Lindsey nur mit Mühe und Not das Wirrwarr von Buchstaben, Klecksen und Strichen, entziffern zu können. Auf einmal gab es ein lautes Krachen. Lindsey schreckte hoch und stolperte Rückwärts gegen ein Regal, wobei ihr gleich ein dutzend Bücher entgegen geflogen kamen. Doch das kümmerte die nicht. Ihre Aufmerksamkeit widmete sich dem Geräusch, das sich immer wieder im gleichen Rhythmus wiederholte. Sie blickte zur Tür und dachte ihr Herz würde gleich stehen bleiben. Die Männer, die draußen vor der Tür standen, versuchten die Tür aufzubrechen. Die Tür war zwar aus massivem Holz, doch sie war schon alt und würde einem solchen Druck anscheinend nicht lange stand halten. Sie war Gefangen. Wie ein Vogel oder ein Raubtier in seinem Käfig. Als einzige Alternative fiel ihr nur noch das Fenster ein. Sie rannte Richtung Fenster, wurde unterwegs allerdings von einem Buch gebremst – das aus dem Regal hervorschaute – als dagegen lief. Fluchend erhob sie sich wieder und schaute zu dem Buch. Welcher Idiot lässt so ein Buch einfach halb draußen stehen? Wütend darüber das sie noch mehr Zeit verloren hatte, schob sie das Buch zurück an seinen rechtmäßigen Platz, sodass es richtig im Regal stand. Doch kaum hatte sie das Buch richtig rein geschoben, ertönte ein Klicken, wie von einem Mechanismus, und das Bücherregal schwenkte leicht zur Seite. Erstaunt über das gerade eben Geschehene, stand Lindsey, wie zur Salzsäule erstarrt, da und rührte sich nicht. Erst das laute Krachen der Tür holte sie wieder in die Realität zurück. Sie blickte zur Tür. Nicht mehr lange und sie wurde unter dem ständigen Druck, der sie ausgeliefert war, bald zerbrechen. Sie musste sich schnell verstecken oder fliehen. Als plötzlich eine halbe Axt durch die Tür geschmettert kam, handelte die 14 Jährige nur reflexartig. Sie zog das Bücherregal so weit vor, dass sie selbst hindurch passte und zog, auf der anderen Seite angekommen, es mit aller Kraft in ihre Richtung, um es wieder zu zuziehen. Wie sie da wieder herauskommen sollte, wusste sie selber nicht so richtig und in dem Moment dachte sie auch gar nicht wirklich daran. Sie zog das Regal gerade noch rechtzeitig zu, als schon mit einem lautem Krachen die Tür, unter den ständigen Einschlägen der Axt halb auseinander fiel und eine Bande von Rachsüchtigen Leuten ins Zimmer hinein strömte. Das Tagebuch ihres Großvaters hatte sie mit sich genommen. Lindsey – überzeugt davon das man ihr Versteck nicht so schnell entdecken wird – widmete nun ihre Aufmerksamkeit dem geheimen Zimmer. Es sah sehr groß aus und man hatte den Eindruck, dass es eigentlich nicht in das Haus reinpassen müsste, so groß erschien es einem. Lindsey nahm sich eine Laterne, die neben ihr auf dem Tisch stand, und zündete sie an. Neugierig und voller Erwartung hielt sie die Lichtquelle in den Raum, der anscheinend keine Fenster zu haben schien. In dem Raum gab es, außer einen Haufen Möbel, Kisten, Truhen und anderes Merkwürdiges Zeug, auch viele Regale mit Büchern. Aber welche dessen Titel Lindsey total unbekannt waren. Sie las ab und zu mal gerne eine Abenteuergeschichte oder etwas über Kampftechniken. Über Seefahrerei hatte sie sich auch ein wenig belesen, vor allem das Goldene Zeitalter der Piraten hatte sie sehr interessiert, doch alle anderen Themen waren ihr zu wider. Sie musste, auf Anordnung ihre Großvaters, fast die ganze Bibliothek durchlesen. Der Alte habe immer gemeint „Mit Kraft und Können allein kommst du nicht weit. Dann wirst du schnell draufgehen. Du musst auch weise sein und gut durchdacht deine Entscheidungen treffen können.“ Deshalb war sie erstaunt als sie in den Regalen Bücher stehen sah, von denen sie noch nie gehört beziehungsweise gelesen hat. Da waren Titel dabei wie „Das Kredo der Assassinen“ oder „Unsere Feinde die Templer“. Alle diese Bücher handelten anscheinend - soweit Lindsey das überblicken konnte – von Assassinen und Templern. Aber wieso hatte ihr Großvater nie etwas davon erzählt, geschweige denn ihr die Bücher vorenthalten? Sie verstand es nicht. Aus reiner Neugier, zog sie ein Buch über Assassinen heraus. Als sie den Einband des Buches zu Gesicht bekam, schien sie langsam zu Begreifen was ihr Großvater versteckt hatte. Auf dem Einband des Buches war genau das selbe Zeichen eingeprägt, welches sich unter dem Esstisch befand. Lindsey kramte das Tagebuch ihre Großvaters heraus und wollte nachsehen ob sie da drinnen nicht auch etwas fand, was darauf hinweist, dass ihr Großvater etwas mit den Assassinen zu tun hatte. Sie musste nicht lange Suchen, den schon nach den ersten Seiten fand sie den eindeutigen Beweis das ihr Großvater ein echter Assassine war. Er schrieb in ein paar Seiten wie das Leben in der Bruderschaft so war. Dabei hatte er sogar reingeschrieben wo sich der Ort befand und wer dort alles mit ihm lebte. Also hatte er nicht gelogen, als er ihr in dem Brief schrieb er sei ein Assassine. Und deshalb war es auch so wichtig, dass das Tagebuch niemand anderen zu Gesicht bekommen sollte, außer ihr. Lindsey schreckte auf und ließ das Tagebuch fallen, als plötzlich im Nebenzimmer ein lautes Gepolter losging. Die Eindringlinge waren anscheinend wütend, dass sie sie nicht so schnell gefunden haben und fingen nun an alles auseinander zu nehmen. Lindsey bückte sich und wollte das Buch aufheben, als sie eine Ecke von einem Stück Papier entdeckte, das aus dem Tagebuch herauslugte. Sie schlug die Seiten auf in der das Stück Papier hineingelegt wurde und dachte ihr bliebe gleich das Herz stehen. Das Blatt Papier war eine Zeichnung von einem Mann und einer Frau. Beide mussten anscheinend gerade geheiratet haben denn die Frau trug ein schönes Hochzeitskleid und der Mann die Uniform eines Admirals. Doch das was Lindsey so den Atem verschlug war, dass die Frau auf dem Bild ihr sehr ähnlich sah. Sie drehte die Zeichnung um und entdeckte auf der Rückseite einen kleinen Text und eine Unterschrift des Künstlers. Der Tag an dem meine kleine Sofia-Lindsey, den tüchtigen und loyalen Mann Felipe Fernández Cuartero heiratete, einen Admiral der spanischen Flotte. Ich bin sehr Stolz auf dich. Deine Mutter Catherine Die Frau auf dem Bild war also ihre Mutter. Hilfe suchend und um nicht wieder den Tränen zu verfallen, schaute Lindsey sich weiter im Raum um und entdeckte wenig später einen Brief auf dem Tisch, der in der Mitte des Zimmers stand. Sie öffnete den Umschlag. Eine beschriebene Seite Papier kam zum Vorschein und ein Schlüssel. Schon wieder einer? Sie las den Brief schnell durch, denn ihre Verfolger schienen keine Große Geduld im Suchen zu hegen und stattdessen alles Kurz und Klein schlagen bis sie sie gefunden haben. Meine Liebe Lindsey, anscheinend hat dich meine Botschaft erreicht, sonst hättest du nicht diesen Brief hier gefunden. Der Schlüssel den ich in dem Umschlag beigefügt habe, gehört zu der Truhe die du in der rechten Ecke des Zimmers, unter dem Stuhl, finden wirst. Alles was du darin findest gehört von jetzt an dir. Es tut mir sehr leid das ich dir das alles hier verschwiegen habe. Ich wollte es dir oft sagen, doch entschied mich jedes mal dagegen. Sei es das ich dich noch dafür zu jung fand oder befürchtete du würdest es nicht verstehen. Doch wie es scheint habe ich all meine Chancen vertan dir es zu erzählen, da mich der Fluch deines Vaters eingeholt hatte. Ja, dein Vater war anfangs ein loyaler Mann gewesen. Sehr höflich und tugendhaft. Er wusste sich zu benehmen und zeigte großes Interesse an deiner Mutter. Sie versanden sich sehr gut und eines Tages hielt er um ihre Hand an. Er bat um meine Erlaubnis und ich willigte ein. Doch mein Gefühl mahnte mich das dieser Kerl anscheinend nicht der ist der er vorzugeben scheint. Doch verdrängte ich das Gefühl, zu meinem Bedauern, da meine Tochter ihn sehr liebte und ich sie noch nie so überglücklich gesehen habe. Hätte ich mich gegen die Hochzeit entschieden, hätte ich vielleicht das schlimmste vermeiden können. Doch dann hätte ich nie die wunderbare Enkelin kennengelernt. Alles hat seine guten und schlechten Seiten. Du kannst nicht nur Gewinn abschlagen, es wir immer Verluste geben. Mich kostete es meine Tochter und wenige Jahre später meine Frau. Deine Mutter ist nicht im Kindbett gestorben. Vielmehr hat dein Vater dafür gesorgt das sie nicht mehr unter uns weilt. Felipe war hinter einem Schatz her, dem ich seinem Vater vor etliche Jahren entwendet habe und ihn dabei tötete. Er benutzte meine Tochter als Vorwand, um herauszufinden wo ich ihn versteckt halte. Doch natürlich habe ich keiner Menschenseele je von dem Schatz erzählt, geschweige denn wo er ist. Felipe beschloss das ich für meine Torheit büßen sollte und nahm meiner Tochter und seiner Frau das Leben. Er zündete das Haus an, als sie dich gerade geboren hatte. Mich hatte er durch falsche Informationen in ein Waldgebiet hinein gelockt, wo mich Söldner angriffen. Ich beeilte mich zum Haus zurück zu kommen, doch ich war zu spät. Das Haus und der Inhalt waren nicht mehr zu retten gewesen, genauso wie meine liebe Sofia. Nur du warst uns noch geblieben. Als das Haus zu brennen anfing. Schickte deine Mutter eine Bedienstete fort um dich in Sicherheit zu bringen. Sie selbst wollte nachkommen. Doch sie schaffte es nicht. Seitdem bin ich auf der Such nach Felipe um ihn umzubringen. Sein Leben für das meiner Tochter, die ihn bis in den Tod hinein immer noch liebte. Sie wusste von gar nichts. Nichts von den wahren Absichten Felipes. Und selbst wenn hätte sie ihn anscheinend immer noch geliebt. Ich scheiterte mehrere male bei dem Versuch Felipe umzubringen und habe es, als meine Frau dann starb, aufgegeben um mich um dich zu kümmern. Aber er hörte nicht auf und versuchte mich weiterhin mich zu töten oder an irgendwelche Aufzeichnungen zu kommen. Ich möchte dich nicht dazu ermutigen dasselbe zu tun wie ich. Triff deine eigene Entscheidung aber triff sie weise. Ich bin immer stolz auf dich, egal wie du dich entscheidest. Dein Großvater Lindsey ging ein paar Schritte zurück und lehnte sich gegen das Bücherregal. Sie vergrub ihr Gesicht in einen Arm und weinte in ihn hinein. In den letzten Tagen haben sich die Ereignisse zu sehr für sie überschlagen und sie weiß überhaupt nicht mehr wohin mit den ganzen Geschehnissen. Immer wieder stellt sie sich Fragen. Wem kann sie noch trauen? Was wird jetzt aus ihr? Und hatte ihr überhaupt jemand einmal die Wahrheit erzählt? Schon wieder wurde sie von einem lautem Krachen aufgeschreckt. Sie blickte zur geheimen Bücherschranktür und ihr Herz machte einen Satz vor Schreck. Anscheinend haben die Männer das ganz Zimmer auf den Kopf gestellt und waren an dem einen Bücherregal angekommen. Sie haben Mechanismus wohl nicht gefunden und versuchen stattdessen das Regal klein zu hacken. Schnell wischte sich Lindsey die Tränen aus dem Gesicht. Sie durfte jetzt nicht herumsitzten und weinen. Lieber sollte sie herausfinden wie sie hier raus kommen sollte ohne in einen offenen Kampf zu laufen, den sie – höchstwahrscheinlich – auch noch verlieren wird, ohne Waffe. Fieberhaft suchte Lindsey überall, ob es noch irgendwo anders einen Geheimgang gab. Doch ihr Suchen war vergebens. Genauso gut wie das Suchen nach einer Waffe. Überall hatte sie schon gesucht doch nichts gefunden. Plötzlich fiel ihr Blick auf die Truhe in der Ecke. „Was soll's....“ murmelte sie, zuckte mit den Schultern und zog das alte staubige Ding unter dem Stuhl hervor. Sie steckte den Schlüssel ins Schloss. Es klemmte zwar ein wenig, doch nach ein – zweimal probieren klappte es schließlich und das Schloss ließ sich öffnen. Schnell hob Lindsey den Deckel an und schaute hinein. Und das was sie sah verschlug ihr fast den Atem. „Großvaters Assassinen-Ausrüstung.“ wisperte sie. Doch lange Zeit zum Bestaunen blieb ihr nicht, denn mit einem lauten Krachen fiel die schweren Axt durch den dicken Bücherschrank hindurch. Das Gegröle der Männer war auf der anderen Seite zu hören. Sie feierten anscheinend jetzt schon ihren Sieg. Lindsey blickte auf die Innenseite des Deckels, der mit ihr in Augenhöhe war. Darauf war ein Bild von ihrem Großvater zu sehen in seiner Assassinen-Montur. Und auf einmal fing ein unerklärliches Gefühl an in ihr zu brodeln. Tief in ihrem Inneren, da wo alles schwarz und dunkel ist. Plötzlich sah Lindsey rot und Tränen stiegen wieder in ihren Augen auf. Aber es waren keine Tränen der Trauer. Nein. Diese Träne galten allein der Wut und Bitterkeit in ihrem Herzen. Darüber das ihr Vater so ein Arschloch war, das man ihr ihre Mutter genommen hatte, – obwohl sie nichts mit der ganzen Sache zu tun gehabt hatte - und darüber das man ihr das Einzige genommen hatte, was ihr wichtig war. Großvater. Grölend und lachend kamen die Männer in das versteckte Zimmer hinein. Lindsey hockte, mit dem Rücken ihnen zugewandt, immer noch vor der Truhe. „So Kleine, jetzt ist Schluss mit dem Versteckspiel. Gib uns die Aufzeichnungen von dem Alten.“ forderte sie einer auf. Doch Lindsey rührte sich nicht. „Ey, bist du taub.“ rief ein anderer und ging zu ihr hinüber. Ruppig griff er nach ihrem Arm und zerrte sie nach oben. „Fass.....nicht.....“ „Was? Wie war das? Du musst schon lauter sprechen wenn du willst das wir dich verstehen.“ witzelte er. „Ich sagte, FASS MICH NICHT AN!“ schrie das 14 jährige Mädchen und hieb mit dem Kurzschwert, das sie vorher aus der Truhe ihres Großvaters genommen hatte, zu. Blut spritzte. Ihr Angreifer sank mit einem krächzen zu Boden und regte sich nicht mehr. Und aus der dunklen Zimmerecke, glühten zwei Hasserfüllte Augen die Eindringlinge an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)