Touchdown von Alaiya (Steves Geschichte) ================================================================================ Kapitel 1: Himmel ----------------- „Du weißt, dass es mir lieber wäre,, würdet ihr erst nächste Woche fahren“, beschwerte sich Michelle Larson-Evan, die Mutter von Steve und Anne und sah ihren Sohn ernst an. „Ja, Mum“, seufzte dieser. „Das hast du mehr als deutlich gemacht. Aber das ändert nichts daran, dass wir uns diese Woche zum Wandern im Park angemeldet und schon einen Teil bezahlt haben.“ „Aber sie haben Stürme für dieses Wochenende voraus gesagt“, protestierte seine Mutter weiter. „Ich möchte mir keine Gedanken machen müssen...“ Steve holte tief Luft. „Ich weiß, Mum“, sagte er mir deutlichem Nachdruck. „Wir passen schon auf uns auf. Keine Sorge. Es ist nicht das erste Mal, dass wir dort wandern gehen und es wäre nicht das erste Mal, dass ich während eines Sturms draußen bin.“ Daraufhin seufzte seine Mutter. „Ja, ich weiß ja.“ Sie zuckte mit den Schultern und nahm schließlich ihre Tasche. „Aber pass' dich auf, ja, Liebling?“ „Natürlich, Mum, immer doch“, erwiderte er und ließ es nur widerwillig zu, dass sie ihm einen Kuss auf die Wange drückte. „Dann wünsche ich dir ein schönes Wochenende.“ „Danke, Mum. Euch auch.“ Damit ging seine Mutter zur Tür, holte ihren Autoschlüssel hervor und verließ das Haus. Sie arbeitete als Lehrerin an der örtlichen Grundschule und würde noch zu spät kommen, wie Steve bemerkte, als er auf die Uhr sah. Er zuckte mit den Schultern und sah erneut zur Zeitanzeige. Nun, auch er sollte langsam los, da er versprochen hatte, Mike um halb zehn abzuholen. Gerade als er seine eigenen Schlüssel vom Brett in der Diele nahm, hörte er hastige Schritte auf der Treppe und wusste, noch bevor er sie sah, dass seine Schwester nun doch rechtzeitig wach war, um sich von ihm zu verabschieden. „Mein lieber Bruder, warte doch“, rief sie in ihrem dramatischsten Tonfall aus und warf sich ihm an die Brust. „Du verbringst zu viel Zeit im Theater Club, weißt du?“, bemerkte er trocken. „Nur weil ich mich von meinem liebsten Bruder verabschieden will?“, fragte sie und zog einen gespielten Schmollmund. Er hob die Augenbrauen. „Und das geht nicht ganz normal?“ „Doch, aber das wäre dann weniger dramatisch“, meinte sie. „Du weißt schon, das ich in vier Tagen wieder da bin, oder?“ Sie seufzte. „Ja, ich weiß. Aber bis dahin hocke ich hier allein herum.“ „Übermorgen ist Dad doch wieder da und Mum wird auch zuhause sein“, meinte Steve und sah sie an. „Aber mein Brüderchen wäre mir dennoch lieber“, meinte sie. „Nächste Woche bin ich ja ganz für dich da.“ Grinsend verwuschelte er ihr ohnehin unordentliches Haar. „Ich sag dir was. Bis dahin kannst du mein Playstation benutzen.“ Sie streckte ihm die Zunge heraus: „Das tue ich sowieso die ganze Zeit.“ Nur wenig mehr als eine dreiviertel Stunde später war Steve mit Mike und J zusammen auf der Fahrt zum Highway, um zum knapp 200 Meilen entfernten Glen Elder Nationalpark zu fahren. Während Mike recht ausgeschlafen neben ihm saß, lag J, der eigentlich Jean hieß, halb dösend auf der Rückbank des Fahrzeugs, wo auch ihre Rücksäcke lagen. Nicht zuletzt um den Metal liebenden J zu ärgern, hatte Mike eine CD mit Country-Songs mitgebracht, die sie nun unnötig laut hörten, wobei Mike sich einen Spaß daraus machte mitzugrölen und Js Reaktion im Rückspiegel zu beobachten. „Mein Gott, muss das denn sein?“, grummelte dieser schließlich, gerade als sie auf den Highway auffuhren. Mike stellte die Musik leiser. „Was hast du gesagt?“, fragte er unschuldig. „Ich fragte, ob diese Vergewaltigung meiner Ohren unbedingt von Nöten ist“, beschwerte J sich und sah seinen Freund mit einem entgeisterten Blick sein. Auch Steve warf ihm durch den Rückspiegel einen Blick zu. „Nun, ich würde sagen, du hast es als Strafe verdient. So wie du aussiehst, hast du die halbe Nacht durchgefeiert. Und du wusstest, dass wir heute früh fahren wollten.“ „Na und?“, erwiderte J. „Cin hat mich zu ihrer Party eingeladen. Wie konnte ich da 'Nein' sagen? Immerhin hat ihre Schwester sogar ein paar Mädels von der High School eingeladen.“ „Die du damit beeindrucken konntest, dass du schon aufs College gehst?“, feixte Mike. „Nun, du bist schnell über Jenny hinweg gekommen“, murmelte Steve. „Sagt die 19jährige Jungfrau“, antwortete J mit etwas verletztem Unterton. Manchmal kam es Steve so vor, als ob J die Freundinnen gehabt hatte, die ihm bisher entgangen waren. Denn seit er 15 war hatte er jeder Jahr mindestens drei oder vier Beziehungen gehabt, wenngleich die Mädchen - und da waren Steve und Mike sich einig - eins gemeinsam gehabt hatten: Sie waren nicht besonders klug und mit J sicher nicht wegen seines Charakters zusammen gewesen. Tatsächlich gehörte J zu den Jungen, die glaubten, übermäßiges Machoverhalten wäre der Weg zum Herz eines Mädchens und da er durchaus gut gebaut war und ein hübsches Gesicht, sowie volles, blondes Haar hatte, funktionierte es besser, als es sollte. Doch was konnte Steve schon machen? Zumal sämtliche Anmerkungen diesbezüglich mit dem Argument abgeblockt wurden, dass Steve von diesen Dingen keine Ahnung hätte, da er noch nie eine Freundin hatte, was ganz offenbar zeigte, dass seine Ansichten die falschen waren. Also hatte er es aufgegeben und Mike ging es dabei nicht unähnlich. Manchmal, wenn er mal wieder besonders genervt von J war, fragte er sich, warum er überhaupt mit ihm befreundet war. Aber immerhin waren sie zusammen aufgewachsen, zur Schule gegangen und hatten schon so viel miteinander erlebt, dass er bereit war die seltenen Male, die er J dieser Tage noch sah, dessen weniger angenehme Charaktereigenschaften zu übergehen. Nun streckte sich J auf der Rückbank. „Hat einer von euch was zu essen dabei?“ „Natürlich“, erwiderte Steve, während Mike die Augen verdrehte. „Sag bloß nicht, du hast nichts mitgenommen?“ „Doch“, entgegnete J. „Aber Dosenfutter lässt sich schlecht im Wagen essen. Und ich habe keine Lust auf Chips.“ „Und du hast nichts gefrühstückt?“, merkte Mike an und drehte sich zu ihm um. „Dazu war mir heute Morgen noch zu übel.“ Leise seufzte Steve. „Meine Mutter hat mir einige Sandviches gemacht. Eins davon kannst du haben. Aber nur eins!“ „Du bist der beste“, meinte J nun versöhnlich und machte sich sofort daran, in Steves Rucksack zu kramen. „Zumindest der beste 19jährige, der noch immer Kinderspielzeug mit sich rumschleppt“, ergänzte er im nächsten Moment und zog die Box mit Steves Digimonkarten aus dem dem Rucksack hervor. „Ernsthaft, man?“ Es war erstaunlich, dass sich heute Steve bereits das dritte Mal innerhalb weniger Minuten fragte, warum er J überhaupt mitgenommen hatte. „Lass das meine Sorge sein, mein lieber Jean“, erwiderte er, wobei sein Unmut deutlich in seiner Stimme mitklang. „Ja, aber komm schon, man... Digimon? In deinem Alter?“ J merkte nicht, wann es genug war, was Steve dazu brachte, ernsthaft zu überlegen, das Auto anzuhalten. Doch er entschied sich dagegen. „Es wäre ja nicht so, als ob Digimon real wären und unseren vorletzten Präsidenten umgebracht haben, nicht?“, entgegnete er in sarkastischem Tonfall. „Und als ob einige Menschen zusammen mit ihren Digimonpartnern diese Welt gerettet hätten... Nicht, mein lieber Jean?“ „Was dieses Kartenspiel nicht zu minderem Kinderquatsch macht“, entgegnete der andere auf seiner Meinung beharrend. „Und mal ehrlich: Die Karten mögen vielleicht für Tamer nützlich sein, aber für dich sind sie doch nur Spielzeug.“ Nun mischte sich Mike ein. „Jetzt lass mal gut sein, J. Wir lachen auch nicht darüber, dass du es nötig hast, dich ein Highschool-Mädchen zu schmeißen. Und vor allem treten wir das Thema nicht so breit.“ „Aber...“, setzte J an und wollte offenbar noch etwas einbringen, doch Mike unterbrach ihn. „Halt einfach dein Maul, okay?“ Dabei war es wahrscheinlich der äußerst scharfe Ton in Mikes Stimme, der J tatsächlich dazu brachte, die Karten in Steves Rucksack zurück zu stecken und still ein Sandwich hervor zu holen, dass er deutlich schmollend aß, während Mike die Musik nun wieder lauter drehte, um seinem eigenen Unmut Luft zu verleihen. Steve derweil, versuchte seine Wut zu verdrängen, während er unbewusst von der Straße auf und in den Himmel sah, wo die Spiegelung der digitalen Welt nun langsam hinter einer immer dichter werdenden Decke von Wolken verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)