Das Gesetz der Krieger von Akio21 ================================================================================ Kapitel 23: Schwimmende Katzen ------------------------------ „Puh. Dem Sternenclan sei Dank,“ dachte Hinapelz und ging zurück in die Kinderstube, wo sie sich um ihre Jungen ringelte. Es sah so aus, als habe Kakapelz ihr ihre Lüge abgekauft. Na ja, schließlich log sie normalerweise nicht. Und es war auch nicht so ganz gelogen. Sie hoffte, Naruglanz etwas Zeit verschafft zu haben. Traurig legte sie ihren Kopf auf ihre Pfoten. Als ob Schwarzblume sie trösten wollte, kam sie zu ihr gekrochen und stupste sie mit ihrer Nasenspitze an. Hinapelz hob den Kopf ein wenig, so dass Schwarzblume sich näher an sie kuscheln konnte und leckte ihr die Ohren sauber. Wäre sie ein Zweibeiner gewesen, dann hätte sie sicher lautlose Tränen geweint. Schwarzblume war inzwischen schon wieder eingeschlafen, aber dafür wurde Goldblüte unruhig. Seine Pfoten zuckten unruhig. Ein schlechter Traum? Hinapelz beugte sich etwas zu ihm, um auch ihn beruhigend zu lecken. Aber Goldblüte maunzte urplötzlich: „Nein, Papa. Geh nicht mit ihm. Bitte komm wieder nach Hause. Papa.“ Sein Maunzen wurde zum Ende hin ein klägliches Wimmern. Hinapelz war wie elektrisiert. Das war kein normaler Traum. Was meinte Goldblüte mit geh nicht mit IHM? Mit wem ging ihr Geliebter? Am liebsten wäre Hinapelz auf der Stelle aufgesprungen und los gelaufen. Immer dem Geruch von Naruglanz hinterher. Sie musste sich schon sehr zusammen reißen, um sich um Goldblüte zu kümmern. Einen Moment lang überlegte sie sogar, ob sie ihm nicht besser Mohnsamen geben sollte. Aber er war noch so jung, es musste auch so gehen. Liebevoll strich sie ihm mit der Zunge über den Bauch. Immer wieder musste Hinapelz innehalten, weil sie lange Haare im Maul hatte, die sie nur schwer wieder los wurde. Und jedes Mal wenn sie ihre Berührung unterbrach, maunzte Goldblüte, „Geh nicht mit ihm, Papa.“ „Mit wem soll Papa nicht gehen? Goldblüte?“ versuchte es Hinapelz. „Träumst du? Mit wem siehst du ihn?“ „Schwarz. Alles schwarz,“ jammerte Goldblüte. „Ein schwarzer Teufel.“ „Pst, schon gut. Alles wird gut,“ schnurrte Hinapelz ihm zu und leckte weiter seinen Bauch und seine Schwanzwurzel. Es dauerte eine ganze Weile, bis er endlich ruhig schlief. Hinapelz stand auf, entfernte sich von den Jungen und wartete einen Moment. Sie musste Gelbstern informieren. Sofort. Als sie kein Rufen nach ihr hörte sprang sie mit langen Sätzen los. Naruglanz und Sasustern waren mittlerweile im Lager angekommen. Es lag versteckt in einer Grube und Naruglanz sah mehr als zehn Wächter, die allesamt nur grüßten, aber sich nicht von der Stelle bewegten. Keiner kam neugierig herbei gerannt um den fremden Kater in Augenschein zu nehmen. Alle sahen stark und gesund aus und natürlich waren sie auch gut genährt, aber nicht fett. Sasustern hatte seinen Clan im Griff. Daran bestand jetzt schon kein Zweifel. „Das ist mein Reich,“ verkündete Sasustern stolz und hob dabei sogar angeberisch eine Pfote. Er warf einen Blick auf Naruglanz um seine Reaktion zu sehen. Naruglanz tat so, als würde er sich unbeeindruckt und gelangweilt umsehen. Schließlich miaute er: „Aha.“ Und gähnte anschließend herzhaft. Sasusterns funkelnder Blick bohrte sich wütend in seinen Pelz. „Eine Grube also. Hier ist euer Lager. Ziemlich leichtsinnig, oder nicht?“ „Pah! Warte nur ab. Du hast doch noch gar nichts gesehen,“ fauchte er wütend. Er lief weiter, aber seine Bewegungen waren lange nicht mehr so geschmeidig wie zuvor. Naruglanz wusste, das er nicht besonders gut reagiert hatte. Er war schließlich kein Gast, Ehrenmitglied oder sonst was Besonderes, er war ein Gefangener. Ein Feind. Also wäre es wohl klüger, diese Katzen nicht gegen sich aufzubringen. Aber nun war es eben passiert. Er hatte sich nicht beherrschen können. Anders als im Feuerclan gab es hier keinen natürlichen Schutz durch Dornengestrüpp. Dann aber sah Naruglanz etwas glänzendes. Zuerst wusste er nicht, was es war. Ein Platschen war zu hören und jetzt erkannte er einen Teich der sich rund ums Lager zog. Sasustern war verschwunden. War er etwa hinein gesprungen? In das Wasser? Naruglanz beugte sich weiter runter und sah sein eigenes Spiegelbild im Wasser. Aber wo war Sasustern? Er hätte doch längst wieder auftauchen müssen? Etwa drei bis vier Meter vor ihm lag ein Erdfleck. War der etwa ertrunken? Nicht auszuschließen, bei dem. Vielleicht hatte er angeben wollen und vergessen, das er als Katze eben nicht schwimmen konnte. Naruglanz hörte wieder ein seltsames Geräusch vom Wasser her. Er spitzte die Ohren und versuchte etwas zu sehen. Tatsächlich, hinter dem Erdfleck tauchte Sasusterns Kopf auf. Und er schwamm. Naruglanz hätte sich jetzt vielleicht umdrehen und flüchten können. Aber er hatte ja ein Versprechen gegeben. Wenn auch nicht das, das er mitkommen würde in deren Lager. In Ordnung. Sasustern konnte schwimmen. Das war – zugegeben – beeindruckend. Und ungewöhnlich. Aber Naruglanz hatte auch ein Talent. Er konnte weiter springen, als jede andere Katze, die er bisher getroffen hatte. Vier Meter waren überhaupt nichts. Er sprang und landete leicht und ohne Probleme auf dem Erdfleck. Die Wachen wurden nun doch noch aufmerksam. Naruglanz konnte erkennen wie sie ihre Nasen und Schwanzspitzen aufgeregt bewegten. Sasustern hatte ihn auch gehört. Er warf ihm einen missbilligend Blick zu. Dann konzentrierte er sich wieder aufs Schwimmen. Den nächsten Erdfleck erkannte Naruglanz noch weiter entfernt. Tz, dieser Sasustern. Er hätte auf dem einen Platz eine Pause machen können. Bevor er zum Nächsten schwamm. Dieser Angeber. Er tat es um anzugeben. Naruglanz wusste es einfach. Der nächste trockene Platz lag ungefähr sechs Meter weit entfernt. Vielleicht etwas weiter. Aber er konnte ihn erreichen. Nur – sollte er das? Er könnte auch so tun, als wäre das zu weit. Scheiß auf den Stolz, vielleicht bot sich hier eine Gelegenheit abzuhauen. Sasustern war mittlerweile am Ufer angekommen und drehte sich triumphierend zu Naruglanz herum. Der stand zitternd nach wie vor an Ort und Stelle, duckte sich als wolle er springen, dann drehte er sich im Kreis, ließ eine Pfote ins Wasser gleiten, zog sie sofort wieder zurück und gab schließlich auf. Naruglanz kauerte sich zitternd auf den Boden und hoffte, man würde ihm sein kleines Schauspiel abkaufen. Sie taten es. Die Katzen, die aus den Höhlen gekommen waren, fanden sein Verhalten irrsinnig komisch und selbst die Wachen hatten Mühe ihre Haltung zu bewahren. Sasustern sah sehr zufrieden aus. „Siehst du Hauskätzchen, das hast du jetzt davon, das du dich lustig gemacht hast,“ höhnte er. Die anderen Clankatzen wollten mit einstimmen, wurden aber zu Naruglanz und ihrer eigenen Überraschung sofort von Sasustern gestoppt. „Der gehört mir, verstanden?“ Sasustern leckte sich die Pfote und warf immer mal wieder einen Blick auf Naruglanz, als würde er überlegen, was er mit ihm anfangen sollte. Naruglanz schätzte, das er sich wohl nur ausruhte, aber warum er Zeit schinden wollte, war ihm ein Rätsel. Plötzlich beendete Sasustern seine Fellpflege, sprang mit einem gewaltigen Satz ins Wasser und schwamm auf ihn zu. Naruglanz stand auf und ging ein wenig zurück. Ohne weitere Erklärung schlug Sasustern seine Krallen in die Erde und zog sich hoch. Dann packte er Naruglanz kurzerhand im Genick und warf ihn ins Wasser. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)