Das Gesetz der Krieger von Akio21 ================================================================================ Kapitel 10: Das Jagdtraining ---------------------------- Am nächsten Tag zog er wieder mit Sakupfote und Kakapelz los. Diesmal wollten sie wirklich jagen. Das war viel eher nach Narupfotes Geschmack, als Grenzgänge. Kakapelz suchte einen Platz für sie aus, bei dem Narupfote schon bei der Ankunft jede Menge Beutetiere hörte und witterte. Kakapelz baute sich vor ihnen auf, und sagte: „Hier werde ich euch das Jagen beibringen.“ Narupfote sah gelangweilt in die andere Richtung. Kakapelz bemerkte das natürlich, wollte sich aber nicht aus dem Konzept bringen lassen. „Mäuse hören euch, wenn ihr euch anschleicht.“ „Ehrlich, aber – wir sind so leise?“ Sakupfote schien ehrlich überrascht. Was für eine dumme Katze, dachte Narupfote. „Hm, na ja sie hören uns nicht gerade, das habe ich etwas falsch ausgedrückt. Du weißt es sicher besser – Narupfote?“ Sakupfote freute sich schon auf seine dumme Antwort. „Mäuse spüren die Vibrationen unserer Pfoten auf der Erde,“ antwortete er. Sakupfote fing schon an zu kichern, als Kakapelz sagte: „Das stimmt, woher weißt du das?“ „Von meiner Mutter.“ „Von deiner Mutter? War sie kein Hauskätzchen?“ Sakupfote war überrascht. Narupfote drehte sich zur Seite. Er hatte Heimweh. „Vielleicht zeigst du mir, wie du eine Maus fängst?“ fragte Kakapelz. Genervt sah Narupfote ihn an. Aber dann spitzte er die Ohren. Kakapelz beobachtete ihn genau. „Du musst sie riechen indem du dein Maul aufmachst, Dummkopf,“ fuhr Sakupfote ihn an, wurde aber mit einem Blick von Kakapelz sofort wieder zum Schweigen gebracht. Narupfote kümmerte sich nicht darum. Er hatte schon leises Trippeln und Knabbern gehört und ging zu Boden. Er konzentrierte sich nochmal. Ja, etwa zwei Schwanzlängen von ihm entfernt war eine Maus, nein mehrere mindestens drei, unter der Erde. Er schob sich langsam vorwärts bis er nahe genug für einen Sprung war. Jetzt musste er nur darauf warten, das eine sich blicken ließ. Geduldig wartete er bis er hörte, dass das Trippeln lauter wurde. Er spannte die Muskeln an und – da war sie – er sprang. Ein Biss in den Nacken und es war vorbei. Kakapelz war nur bedingt zufrieden. „Das war gut, sehr gut sogar. Deine Technik zumindest, aber willst du jedes mal warten bis sich eine Maus blicken lässt?“ Sakupfote kicherte. „Jetzt du, Sakupfote. Fang eine Maus. Du konntest die Anschleichtechnik bei Narupfote genau beobachten, nicht wahr?“ „Ähm, ja.“ Sie öffnete das Maul und sog die Gerüche ein, bis sie den einer Maus gefunden hatte. Vorsichtig schlich sie sich an sie heran. Ihre Bewegungen waren geschickt und geschmeidig und sie wollte sie unbedingt fangen. Auf keinem Fall würde sie gegen einen Außenseiter verlieren. Als sie das Gefühl hatte, nahe genug zu sein duckte sie sich, wie sie es vorher bei Narupfote beobachtet hatte und schlich sich Stück für Stück heran. Endlich konnte sie die Maus auch sehen. Arglos hangelte sie sich einen Grashalm hoch. Das war ein Kinderspiel. Sakupfote setzte zum Sprung an. Während die Maus von dem sich biegenden Strohhalm fiel sprang sie mit ausgefahrenen Krallen auf sie zu. Aber der Sprung war viel zu kurz. Die Maus erschrak kurz und machte sich dann aus dem Staub. Verärgert jagte Sakupfote ihr hinterher, hatte aber keine Chance mehr sie zu erwischen. Die Maus verschwand in dem nächstbesten Loch in der Erde. „Man muss seine eigenen Grenzen kennen,“ erklärte Kakapelz. „Wie meinst du das?“ fragte sie ihn verärgert. „Du bist mit dem gleichen Abstand los gesprungen, den auch Narupfote benutzt hat.“ Sakupfote verstand immer noch nicht. „Wenn du nicht so weit springen kannst, musst du dich näher an schleichen,“ erklärte Kakapelz. Sakupfote kochte vor Wut. Hatte sie das eben richtig verstanden? Die verwöhnte Hauskatze sollte weiter springen können als sie? Kakapelz schien zu wissen, was in ihr vorging. „Jeder hat andere Qualitäten, Sakupfote. Sieh dir seine Hinterbeine an.“ Ohne Begeisterung tat Sakupfote was Kakapelz gesagt hatte. Und erkannte, das er recht hatte. Narupfotes Hinterbeine waren länger und muskulöser als ihre eigenen. Das hatte sie zuvor überhaupt nicht bemerkt oder besser, es hatte sie auch nicht interessiert. Kakapelz wandte sich Narupfote zu. Er schien sich zu amüsieren. „Wollen mal sehen, wie weit du springen kannst.“ Narupfote verstand nicht, was Kakapelz von ihm wollte. Der deutete mit dem Schwanz auf einen Baum. „Siehst du den Vogel dort?“ Oh Gott, sollte er etwa den Vogel fangen, wie kindisch war das denn? „Sakupfote wird ihn aufschrecken, du musst ihn nur fangen. Glaubst du, du schaffst das?“ Narupfote nickte nur. Kakapelz hatte ihm noch nie ein böses Wort gegeben. Also wollte er nicht laut aussprechen, dass er sich fühlte wie in einer Kinderstube. „Na dann los. Sakupfote?“ Sakupfote rannte laut kreischend auf den Baum zu, Narupfote duckte sich. Der erschreckte Vogel flatterte auf und Narupfote stieß sich vom Boden ab. Mit dem Vogel im Maul landete er direkt vor Kakapelz. „Wie sein Vater,“ dachte Kakapelz. Sakupfote war überrascht. Aber sie konnte nichts Negatives dazu sagen. „Gut, das sollte reichen für dich Narupfote. Nimm die Maus und den Vogel und bring sie zum Frischbeutehaufen. Ich werde alleine mit Sakupfote weiter trainieren.“ Sakupfote fing an zu schnurren. Endlich würde sie mal wieder mit ihrem großen Idol Kakapelz alleine sein. „Dann gehst du zu Gelbstern, er möchte dich sehen.“ „Ach, ehrlich?“ Narupfote war überrascht. Wurde er jetzt doch noch aus dem Clan geworfen? Selbst wenn, was kümmerte es ihn, er wollte ohnehin weg. „Ist gut,“ miaute er desinteressiert, nahm den Vogel und die Maus in sein Maul und lief davon in Richtung Lager. „Okay Sakupfote, mal sehen ob wir den anderen noch ein leckeres Eichhörnchen mitbringen können, was meinst du?“ „Jawohl Kakapelz.“ Der Eingang zur Höhle von Gelbstern war mit Efeu bewachsen. Sie lag unter einem großen Felsen, dort wo Gelbstern gestanden hatte, als er den anderen Katzen verkündete, dass er, Narupfote, nun zum Feuerclan gehörte. Narupfote schüttelte sich bei der Erinnerung. „Gelbstern, ich bins, Narupfote. Kakapelz schickt mich.“ „Komm rein,“ schnurrte Gelbstern. Neugierig betrat Narupfote den Bau. Er sah sich um bevor er in Gelbsterns blaue Augen sah, die ihn genau beobachteten. „Du hast sicher Heimweh?“ Überrascht sah Narupfote ihn an, wollte sich aber keine Blöße geben. „Geht schon,“ sagte er knapp. „Ein Jungtier vermisst seine Mutter, das ist ganz normal.“ Verdammt, was wollte Gelbstern von ihm? Das er sich ihm schluchzend in die Pfoten warf oder was? „Umgekehrt ist es genauso. Eine Mutter vermisst auch ihr Kind. Aber ich habe Shina gesagt, dass du bei mir bist und das es dir gut geht. Es geht dir doch gut?“ Narupfote war zu verwirrt um sofort zu antworten. „Narupfote?“ „Ähm, du – hast meine Mutter gesehen?“ „Ja,“ Gelbstern stand auf und umkreiste ihn. „Sie war sehr erleichtert, als ich ihr sagte, das du hier in Sicherheit bist.“ „Oh.“ Er blieb stehen. „Hinapelz war bei mir. Du hast Träume?“ „Träume? Was meinst du? Natürlich habe ich Träume.“ „Hast du auch sehr realistische Träume? In denen du – hm – Dinge siehst, oder fremde Katzen die zu dir sprechen?“ „Ähm, na ja. Manchmal.“ Narupfote wurde rot. „Verstehe. Möchtest du das Heilen lernen, Narupfote? Du würdest unserem Clan damit sehr helfen.“ „Wieso? Ihr habt doch Hinapelz?“ „WIR haben Hinapelz,“ korrigierte ihn Gelbstern. „Heilerkatzen werden nicht trainiert so wie Krieger, sie werden geboren. Es scheint deine Bestimmung zu sein. Und darum – solltest du es zumindest versuchen, meinst du nicht auch?“ „Na ja schon, es stimmt, ich würde sehr gerne bei Hinapelz wohnen, es ist nur...“ „Was denn?“ „Na ja, die anderen Schüler akzeptieren mich nicht. Weil ich ein Außenseiter und ein Hauskätzchen bin, obwohl ich besser jagen kann,“ fügte er schnell hinzu. „Aber trotzdem, ich bin eben wohl – anders. Vielleicht will ich bei Hinapelz nicht wohnen, weil ich da wohnen will sondern weil ich von den anderen weg will.“ „Verstehe. Es ist nie leicht anders zu sein. Es wird ganz sicher der Tag kommen, an dem du die Chance bekommst dich zu beweisen. Wenn dieser Tag da ist solltest du sie auf jedem Fall ergreifen.“ Narupfote sah auf. „Hinapelz ist sehr begeistert von dir. Auch von Kakapelz höre ich nur Gutes.“ „Tatsächlich, Kakapelz hat – gut von mir gesprochen?“ Gelbstern senkte zur Bestätigung den Kopf. „Rayapelz ebenso. Du bist hier nicht so allein wie du vielleicht denkst, Narupfote. Also?“ „Na gut, ich kann es ja versuchen.“ Gelbstern nickte zufrieden. Dann wurde er wieder ernst. Ganz der Anführer. „Geh zu Hinapelz und sage ihr, das du ihr ab sofort helfen wirst. Wenn sie mit dir zufrieden ist soll sie mir Bescheid geben. Dann gebe ich offiziell bekannt, dass du der Schüler von Hinapelz bist. Und wenn du das nächste Mal kommst erwarte ich, das du nicht mit leerem Maul zu mir kommst. Verstanden?“ „Ja.“ „Gut. Das ist alles, du kannst jetzt gehen.“ Das bedeutete wohl, dass er entlassen war. Narupfote drehte sich um und verließ den Bau. Erst draußen fiel ihm ein, dass er sich nicht angemessen verabschiedet hatte. Aber er war so in Gedanken gewesen. Gelbstern wollte es offiziell bekannt geben? War es denn so etwas Besonderes der Schüler einer Heilerkatze zu sein? Und – er wäre doch trotzdem noch der Schüler von Kakapelz, oder etwa nicht? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)