Das Gesetz der Krieger von Akio21 ================================================================================ Kapitel 2: Im Wald ------------------ Nachdem Shina fertig war, putzte sie sich lange und sorgfältig ihr rotes, langes Fell. Gelbstern beobachtete sie die ganze Zeit schweigend. Shina sah ihn fragend an. „Mit dir würde ich mir gerne mal die Zunge geben," schnurrte er. „Was? Wirklich?“ Shina war überrascht. „Ja, wirklich. Komm, ich begleite dich bis zur Grenze, Hauskätzchen." „Mein Name ist Shina, Waldkätzchen," miaute Shina. „Nenn mich nicht Waldkätzchen, Shina. Ich bin anders als du." „Nur weil du der Anführer eines Clans bist?“ fragte Shina ihn leicht überheblich. „Nein, weil ich mir mit dem Sternenclan die Zunge gebe," antwortete Gelbstern geheimnisvoll. Weitere Fragen beantwortete ihr Gelbstern nicht mehr. Wie versprochen begleitete er sie zur Grenze seines Reviers und verschwand dann zurück in den Wald. „Naru ist schon fast ein halbes Jahr alt“, beschwerte sich Frau Gerber. „Wie lange sollen wir ihn noch durchfüttern?“ „Aber Lisa, du weißt doch, wie Tommi an ihm hängt." „Tommi ist in der Schule, also – schaff ihn endlich weg." „Wegschaffen?“ „Nimm diesen verdammten Kater, der von irgendeinem dahergelaufenen Streuner kommt, und schaff ihn mir aus den Augen. Naru ist anders als Shina. Shina ist eine preisgekrönte Rassekatze, nicht so – so was." Schwer seufzte Heinz-Werner, aber es war sinnlos seiner Frau zu widersprechen. Er stand auf, und lockte Naru zu sich, während seine Frau wieder in der Küche verschwand. „Komm, es wird dir schon gut gehen. Im Tierheim." Naru, der sich schnurrend streicheln ließ, schnurrte auch noch weiter, als er hoch in die Luft gehoben wurde. Erst als er in die seltsame Kiste mit dem Gitter gesperrt wurde, die so eng war, das er sich nicht mehr bewegen konnte, bekam er Angst. Wirklich Angst. Er spürte, wie er samt Kiste hochgehoben wurde und schaukelnd, so dass es ihm fast schlecht wurde, wurde er zu dem stinkenden Monster gebracht, mit denen Tommi´s Eltern immer weg gingen und mit Futter für ihn und seine Mutter zurückkamen. Trotzdem hatte Naru immer Sorge gehabt, sie würden eines Tages nicht mehr wiederkommen. Und nun kam er selbst so dicht an das Monster heran? Er sah, wie sein gieriges Maul aufgerissen wurde, und der Mensch, dem er vertraut hatte, ihn in das Maul hinein schob. Naru kniff die Augen zusammen. Das war das Ende. Gelbstern kontrollierte die Grenze am Donnerweg. Auf dem Donnerweg gingen die Monster spazieren. Zum Glück blieben sie aber auf dem harten Weg und gingen nur selten in den Wald. Trotzdem waren ihnen schon viele Katzen zum Opfer gefallen. Heute war Gelbstern wieder allein unterwegs. Normalerweise gingen sie nur in Gruppen patrouillieren, aber Gelbstern genoss die morgendliche Ruhe und Einsamkeit. Schon als junger Kater hatte er immer gewusst, dass er eines Tages der Anführer des Clans sein würde, und schon damals hatte er sich vorgenommen, die morgendlichen Kontrollgänge alleine zu unternehmen. Um die Grenzmarkierungen zu erneuern, musste Gelbstern den Donnerweg überqueren. Zum Glück waren die Monster sehr laut und rochen dermaßen übel, dass sie jeden anderen Geruch überdeckten. Gelbstern spürte die Erde unter seinen Pfoten vibrieren und duckte sich. Er wollte warten, bis das Monster verschwunden war. Aus seinem Versteck konnte er schon die gelben Augen leuchten sehen. Gelbstern duckte sich noch tiefer ins Unterholz. Als das Monster, dieses hier war besonders langsam und es stank sehr stark, auf seiner Höhe war, stieß es einen drohenden Zischlaut aus und blieb stehen. Hatte es ihn bemerkt? Sein Fell sträubte sich. Gleich würde es den Weg verlassen, um ihn zu jagen. Ein Zweibeiner kam aus dem Monster geklettert. Er jaulte dem Monster irgendetwas zu und schlug ihm auf die Schnauze. Gelbstern wagte sich etwas weiter aus seiner Deckung heraus. Aber was er da sah, ließ ihm förmlich das Blut in den Adern gefrieren. Im Magen des Monsters konnte er Naru sehen. Seinen Sohn. Das Monster hatte seinen geliebten Sohn gefressen. Gelbstern jaulte laut auf. Da bewegte sich die kleine Katze. Sie lebte also noch. Ohne zu zögern warf sich Gelbstern dem Monster mutig entgegen. Er sprang auf seinen Kopf und hieb mit den Krallen zu, so fest er konnte. Sein Besitzer wollte ihn vertreiben. Todesmutig stürzte sich Gelbstern in den Rachen des Monsters, um seinen Sohn zu retten. Es war eher ein Zufall, das sich das Gitter unter Gelbstern´s Angriffen löste, aber es löste sich. Naru war außer sich vor Angst, diesmal galt sie Gelbstern und er wusste das. Aber damit konnte er sich jetzt nicht aufhalten. Er packte seinen Sohn im Nacken, sprang wieder heraus und jagte so schnell er konnte mit Naru durch den Wald bis er sicher war, das weder das Monster noch der Zweibeiner, der sein Scheusal von Tier mit seinem Sohn gefüttert hatte, ihnen folgen konnten. Erst dann ließ er Naru auf den weichen Waldboden sinken. Gott sei dank, dachte Gelbstern. Was hätte ich Shina sagen sollen? Nachdenklich betrachtete er sein jüngeres Ebenbild. Zurück bringen konnte er ihn nicht. Nicht nachdem er nun wusste, das die Zweibeiner ihre Monster mit Katzen fütterten. Shina war vielleicht auch in Gefahr. Aber zuerst einmal musste er den verängstigten Kleinen beruhigen. „Du bist jetzt außer Gefahr. Ich habe dich gerettet und werde dem Monster nicht wieder erlauben, dich zu fressen. Stattdessen werde ich dich mit zu mir nehmen. Ja, ich glaube, der Clan könnte einen neuen Schüler gut gebrauchen, du bist nun sechs Monde alt, oder?“ miaute er dem kleinen Fellbündel beruhigend zu. Naru hob den Kopf und seine blauen Augen funkelten verärgert. „Ich will nicht mit zu dir. Ich will zurück zu Tommi. Und dein Schüler bin ich schon mal gar nicht. Bring mich sofort nach Hause," fauchte er. Erstaunt blickte Gelbstern den kleinen Kater an. Damit hatte er nicht gerechnet. Seine Schnurrhaare fingen an zu zucken, dann konnte er sich nicht mehr zurück halten, und fing an laut loszulachen. Ja, das war sein Sohn, kein Zweifel. Und der von Shina natürlich. Gelbstern beruhigte sich und marschierte los. „Was? Warte, wohin gehst du?“ miaute Naru klagend. „Ich sagte es dir schon, ich werde dich nicht zurück bringen. Du würdest nur wieder im Magen eines Monsters landen." Naru´s Augen wurden dunkel vor Trauer. Es stimmte. Das Monster war nur mit Essen gekommen, um ihn fett zu füttern und dann selbst zu fressen. Also würde er Tommi nie wieder sehen. Und auch nicht seine Mutter. Gelbstern drehte sich nach ihm um. „Nun komm schon, junger Schüler." „Ich heiße Naru," antwortete er ihm patzig. „Willst du hier alleine im Wald zurückbleiben? Naru? Dann wirst du nicht lange überleben. Die Clankatzen werden dich angreifen und töten." Naru verstand nicht, was Gelbstern mit Schülern und Clans meinte. Aber er konnte wirklich nicht alleine hierbleiben. Und selbst wenn er einen Weg zurück gekannt hätte, konnte er auch nicht mehr zurück in sein eigenes Nest. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als dem Fremden zu folgen. Naru sprang auf seine Pfoten und landete mit einigen Sätzen neben dem Älteren. „Wer bist du?“ miaute er ihm fragend zu. „Mein Name ist Gelbstern, ich bin der Anführer des Feuerclans." Und mit einem Blick auf Naru fügte er hinzu, „und du bist nun auch ein Mitglied des Feuerclans." „Hm, Feuerclan," wiederholte Naru. „Ja, keine Sorge. Ich werde dir alles erklären, was du fürs erste über das Clanleben wissen musst." „Ganz toll, ich freu mich schon," knurrte Naru sarkastisch, aber so leise, dass ihn Gelbstern nicht hören konnte. Jedenfalls hoffte er das. Wahrscheinlich werde ich jetzt einer dieser Streuner, die nach Krähenfraß stinken, überlegte er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)