Der Nachteil einer Überwachungskamera von Phase ================================================================================ Der Nachteil einer Überwachungskamera ------------------------------------- Als Oliver das Zimmer betrat, blickte Enrico ganz gebannt auf den Computerbildschirm vor ihm. Allerdings wirkte der Blick wie eine Mischung aus Unglauben und Faszination, was Oliver dazu brachte näher zu treten, obgleich er ob Enricos fragwürdigem Filmgeschmack eher skeptisch war, was ihn wohl erwarten würde. „Hi, Oliver“, murmelte der Italiener als er ihn bemerkte, wandte sich jedoch nicht um, sondern starrte weiter auf den Computer. Der Franzose stand nun neben ihm und beugte sich ein wenig vor. „Was schaust du-...“, er unterbrach sich und hielt für einen Moment inne, ehe er entgeistert fragte: „Sind das Johnny und Robert?!“ Ein wortloses Nicken war die Antwort und Oliver hielt sich fassungslos die Hand vors Gesicht. Enrico lehnte sich ein wenig auf dem Stuhl zurück. „Warum schaust du dir das an? Wo hast du die Aufnahme überhaupt her?“ „Ich hab’ nach Robert gesucht, war aber zu faul alle Räume nach ihm abzusuchen. Da dachte ich, ich könnte doch einfach mal an seinen PC gehen. Er hat doch überall außer in den Schlafzimmern diese Sicherheitskameras.“ „...du meinst, das passiert ernsthaft jetzt gerade im Schachzimmer?“ Wiederum folgte nur ein Nicken und Enrico fügte hinzu: „Schau mal, ich kann sogar näher ranzoomen.“ Um seine Aussage zu bestätigen, betätigte er ein paar Tasten. „Warum-... Warum, um Himmelswillen, schaust du dir das an?!“ Der Italiener zuckte nur mit den Schultern. „Irgendwie hatte ich keine Lust abzuschalten. Außerdem schaust du gerade doch auch mit, oder?“ Oliver musste zugeben, dass es ihm selbst schwerfiel, seine Augen von den Bildern vor ihm loszureißen und so beschloss er, dass er auch einfach bleiben und weitergucken könnte. Enrico pfiff leise. „Ich wusste nicht, dass Johnny so gelenkig ist.“ „Wahrscheinlich wusste er es selbst nicht. Es schaut in jedem Fall schmerzhaft aus.“ „Ich finde eher, dass es so aussieht, als ob er es genießt.“ „Wie soll man diese Position bitte genießen können?!“ „Ich könnte den Ton anmachen, dann-...“ „Nein, Enrico! Du lässt den Ton aus. Es ist schon schlimm genug, dass wir den Beiden dabei zugucken, ich muss das wirklich nicht auch noch hören.“ Der Schmollmund, den Enrico zog, blieb gänzlich unbeachtet. Einige Zeit beobachteten sie schweigend die Szene, ehe Enrico erleichtert aufseufzte. „Endlich ein Stellungswechsel. Ich dachte schon, dass es langsam langweilig wird.“ „Robert ist ganz schön fordernd“, murmelte Oliver nachdenklich und verschränkte die Arme vor der Brust. Enrico fügte lediglich an: „Erinnert mich ans Training...“ „Autsch, das war jetzt aber nicht sonderlich fair von Robert“, doch der Kommentar ging im lauten Lachen Enricos unter, der sich allem Anschein nach köstlich über Johnny amüsierte: „Das Gesicht!“ „Was ist jetzt los?“ Verwundert runzelte Oliver die Stirn und beugte sich ein bisschen nach vorne, um besser sehen zu können, „Robert sollte sich wirklich Sicherheitskameras mit besserer Auflösung zulegen.“ „Ich glaube sie lassen es drauf ankommen, wer es am Längsten aushält“, erklärte Enrico, nicht ohne seine Augenbrauen anerkennend ein Stückchen nach oben zu ziehen, „Das verleitet ja fast zu einer Wette. Die Beiden sind sich ziemlich ebenbürtig.“ „Ich glaube Johnny ist in diesem Fall härter im Nehmen.“ „Okay, Oliver. Die Wette steht!“, mit einem erwartungsvollem Grinsen auf dem Gesicht starrten die beiden Jugendlichen auf den Bildschirm vor ihnen. Hätte die Sicherheitsanlage über einen Lautsprecher verfügt, hätten sie es sich sicherlich nicht nehmen lassen, ihren jeweiligen Favoriten anzufeuern. Auch wenn das wohl eher zu einem schockierten Abbruch der ganzen Aktion geführt hätte. „...eins muss man den Beiden lassen: Sie haben echt Ausdauer.“ Als sich die Majestics einige Zeit später zum Abendessen im Speisesaal trafen, war Johnny allem Anschein nach gerade aus der Dusche gekommen. Er wirkte erfrischt und um seine Schultern hing ein Handtuch, das verhinderte, dass seine nassen Haare seine Kleidung volltropften. Enrico registrierte seine Anwesenheit nicht ohne ein fettes Grinsen im Gesicht, was dazu führte, dass Johnny ihn argwöhnisch musterte, als er sich auf seinen Stuhl, direkt neben Robert, fallen ließ. „Was ist los, Giancarlo?!“, fragte er mit gereizter Stimme und Oliver warf Enrico einen mahnenden Blick zu, den dieser gekonnt übersah. „Und, was hast du die letzten Stunden so... getrieben?“ Johnny sah ihn skeptisch an. „Ich wüsste nicht, was ausgerechnet dich das angehen würde!“ „Hattest du eine schöne Zeit? Warst ein bisschen sportlich aktiv, was?“ Johnny warf einen flüchtigen und unsicheren Blick zu Robert, der Enrico nun ebenfalls verwirrt musterte. Der Schotte holte tief Luft. „Möchtest du auf irgendetwas Bestimmtes hinaus?“ „Worauf Enrico hinaus will“, unterbrach Oliver hastig, „ist, dass wir alle bestimmt sehr hungrig sind und jetzt essen sollten.“ Robert und Johnny sahen nicht wirklich überzeugt drein, gaben sich jedoch mit der Antwort zufrieden, als Enrico ihnen nochmals bestätigte: „Ja, genau. Was gibt es denn Leckeres?“ Nachdem sie sich alle etwas zum Essen genommen hatten, begann Enrico erneut. „Robert?“ Der Angesprochene war gerade dabei sein Glas zu seinen Lippen zu führen. „Ja, was ist?“, er trank einen Schluck. „Kriege ich eine Kopie vom heutigen Band der Sicherheitskamera im Schachzimmer?“ Enrico bereute in diesem Moment, dass er nicht gewartet hatte, bis Robert geschluckt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)