Bestienhandbuch für Anfänger von NaBi07 (Lektion 1: Wie erziehe ich meine Bestie) ================================================================================ Kapitel 23: Krankenstation -------------------------- Kapitel 4.5 – Krankenstation „In jeder der Einrichtungen gibt es eine Vielzahl an professionell ausgebildeten Medizinern. Sie dienen zur gesundheitlichen und ärztlichen Versorgung der Master und Trainer. Mit Hilfe modernster Technologien sind sie in der Lage viele Verletzungen ohne Operationen schnell und effizient zu versorgen. Die Krankenstationen sind täglich 24 Stunden geöffnet und frei zugänglich.“ Müde kneife ich die Augen zu. Nachdem das Adrenalin aufgebraucht ist, fühle ich mich schlapp und erschlagen. Aber wen wundert das? Immerhin habe ich einen mordsmäßigen Tag hinter mir. Wir befinden uns auf der Krankenstation. Ich habe mir eine ruhig Ecke gesucht und mich an eine Wand zurückgezogen. Schlapp sitze ich auf dem Boden und genieße die Kühle des gefliesten Bodens, die meinen überhitzen Körper etwas erfrischt. Liam hat sich zu meiner Linken niedergelassen und döst leise vor sich hin. Ich beneide ihn dafür. Kati wird gerade von dem netten Dr. Jung behandelt. Es hat sich herausgestellt, dass sie sich eine ihrer Rippen gebrochen hat, als sie von einer Wespe gegen die Wand geschleudert wurde. Diese gebrochene Rippe bohrt sich nun in ihre Lunge und sorgt für ganz schön viel Ärger. Aber Dr. Jung scheint sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Seine Assistentin. Eine schokoladen- braune Krankenschwester mit giftgrünen Augen unterstützt ihn mit flinken Fingern. Ihre atemberaubende Schönheit erinnert mich an mein eigenes zerrupftes Aussehen. Ich seufze. Beide verwenden eine Reihe von seltsamen Instrumenten um die Rippe zu richten, ohne Kati auf schneiden zu müssen. Tapfer lässt die Offizierin die Prozedur über sich ergehen, ohne mit der Wimper zu zucken. Wenn ich da an Liam denke und wie anhänglich er ist, frage ich mich, warum die Ziege seine Herrin einfach links liegen gelassen hat und nirgends zu finden ist. Liam würde mir keinen Millimeter von der Seite weichen, wenn ich auf diesem Tisch liegen würde und behandelt werden müsste. Kati tut mir wirklich leid. Peinlich berührt mache ich mich klein und versuche mit der Wand zu verschmelzen. Wie ich so verdreckt wohl auf den Ratsherrn Blackthrone gewirkt habe? Kein wunder, dass er mich erst nicht ernst genommen hat. Sophie lässt sich neben mir nieder. Sie ist die ganze Zeit über still geblieben und in ihren eignen Gedanken versunken gewesen. Doch jetzt scheint sie mit mir wieder Kontakt aufnehmen zu wollen. Langsam streckt sie ihre Beine aus. Auch bei ihr hat der lange Tag seine Spuren hinterlassen. Ihr Zopf hat sich gelöst und die einzelnen blonden Haare hängen strähnchenweise in ihr Gesicht. Ihre schwarze Kleidung ist mit Dreck und Blut dekoriert. Die sonst so steril wirkende Wissenschaftlerin sieht aus, als ob sie direkt von einem Schlachtfeld käme. „Du weist schon, dass du dir gerade mächtige Feinde gemacht hast, oder?“ Ihre Stimme bricht das Schweigen und holt mich aus meinem Dämmerzustand. Ich schnaube. „Du meinst eher, dass diese hohen Tiere sich selbst einen mächtigen Feind gemacht haben.“ Mit einem Blick auf Liam stiehlt sich ein hinterhältiges Lächeln auf meine Lippen. „Tamara das ist nicht witzig!“ tadelt mich die Wissenschaftlerin. „Das weiß ich doch selbst!“, fauche ich gereizt zurück. „Aber wie sollte ich sonst mit dieser Situation umgehen? Kati war verletzt und Caleb hat uns nicht unterstützt. Wer hätte es sonst tun sollen? Mir gehen diese Fremden auf den Keks die den Wert meines Lebens bestimmen wollen! Ich musst einfach mal meinen Senf dazugeben. Die mussten merken, dass ich mich nicht herumschubsen lasse.“ „Es tut mir leid“, erwidert Sophie kleinlaut. Ihre gesamte Körperhaltung ist kraftlos. Mitleid keimt in mir auf. „Nein es tut mir leid. Du kannst ja auch nichts dafür. Mich frustriert nur diese ganze Situation und ich fühle mich heillos überfordert.“ Ich sehe wieder zu Liam und Tränen brennen in meinen Augen. Da ich aber für heute schon genug geweint habe wollen sie nicht über meine Wangen kullern. Sophie lässt sich später ebenfalls untersuchen. Abgesehen von einigen Quetschungen und Prellungen ist sie soweit in Ordnung. Ich atme erleichtert auf. Im großen und ganzen haben wir beide es unbeschadet überstanden. Wir verabschieden uns von der schlafenden Kati und machen uns auf den Weg in die Quartiere. Vor meiner Tür rät mir Sophie noch, dass ich den Unterricht von Morgen erst einmal ausfallen lassen sollte, da sie die Lage abklären will. Was auch immer sie damit meint, ich stimme bereitwillig zu. Ich brauche dringend eine Atempause. In dem kleinen Zimmer, dass sich schon fast wie ein zuhause anfühlt, kann ich mich endlich wieder etwas entspannen. Erleichtert schleudere ich meine Schuhe in die Ecke und genehmige mir erst einmal eine schnelle Zwischenmahlzeit. Irgendwer hat vorausgedacht und mir netter Weise ein Sandwich in den Aufzug gestellt. Ein Glas Milch rundet den Snack ab. Danach ziehe ich mich ins Bad zurück und genieße eine heiße Dusche. Seufzend begrüße ich die Wärme auf meinem geschundenen Körper. Jeder einzelne Tropfen liebkost ihn und spült den Dreck fort. Als ich fertig bin und mich endlich wieder sauber fühle lasse ich meine Hände über den angelaufenen Spiegel gleiten. Braune Augen blicken mich müde an. Sie haben für heute genug gesehen und träume bereits von einer Erholungspause. Ich greife nach der Creme und reibe damit meinen geschundenen Körper ein. Mir fällt zum ersten Mal auf, dass sich einige meiner Fettreserven verflüchtigt haben. Die lange Gefangenschaft mit Dörrfleisch und Obst Diät, der viele Stress und die ungewohnten Anstrengungen haben dafür gesorgt, dass ich um einige Kilo erleichtert wurde. Was für ein netter Nebeneffekt. Ich schnappe mein Handtuch und wickle es leicht um meinen Körper. Es dauert eine Weile, bis ich aus dem Bad heraustrete. Der Dampf meiner heißen Dusche trifft auf die kühle Luft im Zimmer. Ich seufze auf. Meine Körpergliedmaßen sind so schwer wie Blei. Sie sehnen sich nach meinem Bett. Liam wartet bereits auf mich. Er hat sich auf der Matratze lang gemacht, mir aber eine Seite frei gehalten. Ausnahmsweise nehme ich mir vor, ihn nicht von meinem Bett zu verweisen. Er hat seine Sache heute sehr gut gemacht und verdient eine Belohnung. Mein träger Kater mustert mich stumm. Ich trete an den Schrank und suche mir ein großes T-Shirt raus. Vorsichtig streife ich es über meinen schmerzenden Körper. Jede Bewegung kostet mich unglaubliche Kraft. Lustlos lasse ich das Handtuch auf dem Boden liegen und geselle mich neben meinen Freund. Ich strecke mich aus und drehe mich auf die Seite, stumm wickle ich meine Arme und Beine um seinen kräftigen Körper und versenke mein Gesicht in sein weiches Fell. Diese Wärme tut so gut. Mehrmals atme ich seinen Duft ein. Wohlig und herb. Auf diese Weise gelingt es mir endlich mich zu entspannen. Zärtlich streichle ich über seinen Rücken. Liam schnurrt leise vor sich hin. Seine Laute vibrieren in meinem Körper. Es kitzelt und ein Lachen löst sich aus meiner Seele. „Ach Liam. Wo hast du mich nur mit reingezogen?“ Ich setzte mich auf und sehe ihm tief in die Augen. „Weiß du, dass ich dich manchmal echt verflucht habe?“, werfe ich ihm vor. „Du hast mich einfach aus meinem normalen Leben gerissen und mich solchen Gefahren ausgesetzt.“ Schuld blitzt in seinen Augen auf. Ich ziehe eine ernsthafte Miene. „Ja genau! Es ist deine Schuld, dass ich in diesem alten Labor beinahe verhungert wäre und dass ich von den Leuten von Gimini Intercorbs hierher verschleppt wurde. Es ist auch deine Schuld, dass ich mich mit diesen machtbesessenen Männern und Frauen auseinander setzten muss. Ich wäre heute sogar mehrmals beinahe gestorben. Um ehrlich zu sein nicht nur heute.“ Mit jedem Satz wird mein Liam immer kleiner. Er drückt sich ins Bett und fängt an zu winseln. Scheinbar ist er sich dessen wohl bewusst. Aber ich selbst kann und will dieser reinen und unschuldigen Kreatur keine Schuld zuweisen. Sanfter und liebevoller setze ich fort: „Es ist auch deine Schuld, dass ich so eine gute Freundin wie Sophie getroffen habe. Dank Dir durfte ich diesen wundersamen Teil unserer Welt kennenlernen. Außerdem konnte ich endlich das geheimnisvolle verschwinden meiner Großtante aufklären und somit ein langjähriges Rätsel meiner Familie lösen. Es ist auch deine Schuld, dass ich Freundschaft mit diesem unglaublichen, faszinierenden General geschlossen habe.“ Kurz mache ich eine Pause und muss Lachen. Bei meinem letzten Satz verzieht sich Liams Gesicht zu einer mürrischen Fratze. „Und es ist vor allem deine Schuld, dass ich dich kennen und lieben lernen durfte.“ Ich drücke ihm zärtlich einen Kuss auf die Stirn. Mit einem Mal entspannt er sich, da er merkt, dass ich ihn nicht tadele, sonder lobe. Mein Liam. Er hat mich zwar erst in diese Welt gebracht, doch hier zu bleiben und mir einen Platz zu schaffen, das habe ich ganz alleine entschieden. Weder der Rat, noch Liam haben diese Entscheidung getroffen. Nein. Ich ganz alleine. Ich möchte mehr über die Welt erfahren, in der Rosalinde aufgewachsen ist. Diese Welt, in der die Bestien erschaffen werden ist unglaublich faszinierend. Klar gibt es da noch das Problem mit dem Ratsherrn Blackthrone und Silvana. Ach ja. Da wäre ja auch noch der durchgeknallte Professor Gillian. Aber im Herzen weiß ich, dass ich hier hin gehöre. Ich möchte bleiben und kämpfen. Ich will an Liams Seite bleiben. Ich will bei Sophie, Caleb und Kati bleiben. Vielleicht kann ich ja irgendwann einmal tief durchatmen und mich hier richtig wohl fühlen. Und vielleicht wird mir irgendwann auch erlaubt, dass ich wieder Kontakt zu meiner Familie aufnehmen kann. Ja, wenn ich mich vielleicht richtig eingelebt habe und einen festen Platz habe, dann könnte ich Caleb ja nochmal danach fragen. Wieder sehe in Liams Augen. Er wirkt leicht irritiert. Ich lächle ihn an und versuche ihm mit meinem Herzen zu verdeutlichen, wie wichtig er mir geworden ist. Meine Einstellungsänderung scheint ihm nicht ganz so geheuer zu sein. Aber ich werde mir Mühe geben, damit er merkt, dass es mir ernst ist. Langsam lasse ich mich wieder in die Kissen gleiten und rutsche enger an meinen kuscheligen Partner heran. „Weißt du was mein Freund? Es wäre alles um einiges Leichter, wenn du sprechen könntest. Dann könntest du mir einige meiner Fragen beantworten. Aber irgendwie schaffen wir das auch so. Wir beide müssen einfach zusammen halten.“ Es stimmt schon, dass alles viel einfacher wäre, wenn mein Partner ein redseliger wäre. Aber wäre er dann immer noch mein Liam? Ich weiß es nicht. Eigentlich gefällt er mir so wie er ist. Ich seufze und streiche ihm über den Rücken. „Ich verspreche dir mein Freund, dass ich immer an deiner Seite bleibe, komme was wolle. Darum verlass mich bitte nicht.“ Ein Nicken seinerseits besiegelt unseren Treueschwur. Mit diesen Worten fallen meine Augen zu. Liams Gegenwart schenkt mir einen ruhigen und tiefen Schlaf. Langsam erwacht mein Körper zum neuen Leben. Ich gähne und kuschle mich noch ein wenig an den warmen Leib. Ich will mich noch nicht bewegen. Insgeheim weiß ich aber, dass ich mich nicht ewig in dem Bett herumdrücken kann. Sophie wird bestimmt bald vor der Tür stehen und mir von der derzeitige Lage berichten wollen. Mein grummelnder Magen treibt mich dann schließlich an. Ich schiebe meinen Bettgefährten sanft zur Seite und reibe mir die Augen. Meine Muskeln strecken sich in die Luft und ich gähne noch einmal genüsslich. Der Schlaf hat gut getan und mich erfrischt. Ich glaube so kann ich mich dem, was heute kommen mag gut widmen. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es bereits Mittag ist. Noch verträumt sehe ich über die Schultern und will meinen Liam wecken, damit wir den Tag gemeinsam angehen können. Doch anstatt einer großen, mit Fell bedeckten Gestalt entdecke ich nur einen nackten Mann in meinen Bett. Seine langen Beine und Arme umklammern die Bettdecke, als würde sie ihm gehören. Seelenruhig schläft der Fremde, sein Oberkörper bewegt sich sanft bei jedem Atemzug. Ich schreie und der Eindringling schreckt auf, faucht und hockt sich auf mein Bett. Seine Augen suchen die Gegend ab, dann trifft sein stahlgrauer Blick auf mich. Wir sehen uns schweigend an. Als er merkt, dass es hier wohl keine Gefahr gibt, entspannen sich seine Muskeln sichtlich und er macht sich wieder breit. Wie ein junger Gott lümmelt er in meinen Laken und sieht mich süffisant an. Gähnend streckt er sich und ich bekomme einen guten Ausblick auf seinen wohlgeformten Körper. Alles an ihm erinnert mich an Liam. Sein Gebären. Seine geschmeidigen Bewegungen. Aber vor allem seine klugen, stahlgrauen Augen. Ein Liam in menschlicher Gestalt. Das ist doch unmöglich. Oder? Ich schlucke. Dann grinst er mich an. Gerade als ich mich damit angefreundet habe, einen Vierbeiner meinen besten Freund zu nennen, verschwinden über Nacht plötzlich zwei der vier Beine. Der Schock sitzt tief. Unsicher stehe ich langsam auf und mache einen Schritt in Richtung Wand. Liam lässt mich nicht aus den Augen. Sein Blick gleitet kurz über mein Gesicht, dann wandert er meinem Körper herab. Plötzlich kommt mir das T-Shirt viel zu kurz vor. Hätte ich doch nur Unterwäsche angezogen! Ich fühle mich nackt. Verlegen zupfe ich daran und ernte einen belustigten Blick. Meine Füße weichen weiter zurück. Ich kann nicht anders und muss ihn ebenfalls mustern. Dieser junge Mann wirkt nicht älter als Anfang 20. Seine Gesichtszüge sind weich und geschmeidig. Die Arme lang und schlank. Der Oberkörper wirkt gut durchtrainiert und ein leichtes Sixpack perfektioniert den Anblick. Meine Augen gleitet ungeniert an seinem Bauchnabel vorbei bis zu den Hüften. Ich kneife sie schnell zu und spüre wie sich meine Wangen röten. Ich sollte mich jetzt nun wirklich auf wichtiger Dinge konzentrieren, als auf seine komplette Nacktheit. Mehrmals muss ich tief durchatmen um meinen Pulsschlag wieder zu beruhigen. Dann sehe ich ihm wieder ins Gesicht. „Liam?“, flüstere ich in Richtung Bett. Seine Antwort besteht aus einem leichten Lächeln. Er ist es also wirklich. Mein Liam hat sich tatsächlich in einen Menschen verwandelt. Mist. Was mache ich jetzt nur mit ihm? Hosted by Animexx e.V. 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