Bestienhandbuch für Anfänger von NaBi07 (Lektion 1: Wie erziehe ich meine Bestie) ================================================================================ Kapitel 18: Teamwork -------------------- Kapitel 3.5 – Teamwork „Nutzen Sie ihre Kameraden, um gemeinsam die Aufträge zu erfüllen, die Ihnen von Gimini Intercorbs zugeteilt wurden. Auf diese Weise lernt ihre Bestie sich im Team einzuordnen und zusammenzuarbeiten.“ Liam kann nicht mit uns in den Aufzug steigen und sieht mir skeptisch nach. Seine Augen blitzen auf und sein Schwanz zuckt nervös hin und her. Ich versuche ihn mit einem sanften Blick zu beruhigen, doch als sich die Tür schließt höre ich sein unzufriedenes Grummeln. Der Aufzug setzt sich mit einem leichten Ruck in Gang und bringt uns nach unten. Ich sehe Kati an und will endlich fragen was los ist, doch sie schüttelt nur sanft mit dem Kopf, um mir zu deuten, dass jetzt nicht der richtige Augenblick dafür ist. Also hole ich tief Luft und tue mal so, als ob es nicht ungewöhnlich sei, dass ich mit Kati unterwegs bin. Nervös spiele ich mit dem Saum meines Ärmels und gehe in meinem Kopf sämtliche Möglichkeiten durch. Warum die Geheimnistuerei? Leider will mir kein Grund einfallen, darum trete ich angespannt von einem Bein aufs andere und betrachte meine unruhigen Augen in der Metalltür, dich sich mir entgegen spiegeln. Mit einem lautem Ping öffnen sich die Türen und wir landen in der 35. Etage. Ich steige aus und atme die kühle, muffige Luft eines Kellers ein. Hatte mir Caleb nicht einmal gesagt, dass nur sehr wenige Angestellte in diese Etage dürfen, da sich hier die Lager und Plantagen befinden würden? Warum bringt mich Kati hier her? Wir folgen einem langem Tunnel, der uns immer weiter nach unten bringt. Hier und da wehen mir süßliche Düfte entgegen, vermischt mit dem Kellergeruch. Eine laue Brise kitzelt meine Haare und das Plätschern eines Flusses dringt an meinen ungläubigen Verstand. Kati spricht immer noch nicht mit mir. Also folge ich ihr ebenfalls schweigend. Das Tunnelsystem ist sehr verwinkelt. Immer wieder biegen wir ab. Mal links, mal rechts. Ob Liam mich hier unten wiederfinden kann? Endlich entdecke ich Licht am Ende des Tunnels und laufe einen Schritt schneller. Die Neonröhren begrüßen mich mit ihrem viel zu grellen Licht. Ich traue meinen Augen kaum. Warum überrascht mich das überhaupt noch? Vor mir breitet sich eine riesige Lagerhalle aus. Hunderte von Autos, Motorrädern und anderen kleineren Fahrzeugen warten hier auf ihren Fahrer. Vorwiegend erkenne ich militärische Fortbewegungsmittel, aber hier und da stehen auch einzelne Luxus Schlitten wie Cabrios und die neuesten Ausstellungstücke von VW und BMW. Die gehören wohl den höheren Tieren, die sich derzeit in den obersten Etagen aufhalten. Ich folge Kati, die sich durch die einzelnen Reihen hindurch schlängelt. Wir legen wieder eine längere Strecke zurück, bis wir vor einem schwarzen Geländewagen halten. Meine Begleiterin öffnet mir wortlos die Tür und ich schlüpfe schnell herein. Auf der Rückbank grinst mir Sophie entgegen und am Steuer sitzt mein General. Oha. Was für eine lustige Mischung. Kati springt auf den Beifahrersitz und der Wagen setzt sich schnurrend in Bewegung. „Was mache ich hier, Sophie?“, frage ich mit einem angespannten Kribbeln im Magen. „Wir fahren zu einem kleinen Picknick“ zwinkert sie mir verschwörerisch entgegen. Ich blinzle überrascht. Natürlich weiß ich, dass Sophie das nur metaphorisch meint. Caleb nickt mir im Rückspiegel zu und strahlt mich an. Ich erwidere sein Lächeln und mein Herz macht einen kleinen Satz. „Was ist mit Liam?“, frage ich besorgt. Denn ich kann mir jetzt schon ausmalen, was er anstellen wird wenn er mich nicht finden kann. So würde dann jeder von Gimini Intercorbs schnell herausfinden, dass ich mich heimlich davongeschlichen habe. Das gäbe bestimmt kein gutes Ende. Für keinen von uns. „Ich habe ZP-984 losgeschickt, um ihn abzuholen. Wir treffen die beiden dann bei den Ruinen“ meint Kati lässig. „Ruinen?“ frage ich erstaunt. „Du hat mich mit dem Gespräch von gestern Abend auf eine Idee gebracht. Da wir uns ja jetzt wegen XS-707-GP4 keine Sorgen mehr machen müssen, kommen wir bestimmt in die Etage meines Urgroßvater. Vielleicht entdecken wir endlich die fehlenden Puzzelteile.“ Das leuchtet mir ein. Kribbelnde Abenteuerlust macht sich in mir breit. Endlich komme ich mal wieder raus aus meinem neuen Gefängnis. „Ich habe Caleb gebeten uns zu begleiten, um uns vor eventuellen Gefahren zu beschützen. Und Kati unterstützt uns mit ihrer Bestie, die dafür sorgt, dass XS-707-GP4 unbemerkt nachkommen kann. Lukas sorgt für unseren heimlichen Abgang, ein wasserdichtes Alibi und einen sicheren Weg zurück.“ Scheinbar hat Sophie das alles gut durchdacht. Und da sie Caleb, Kati und Luka vertraut, werde ich den dreien auch mein volles Vertrauen schenken. Wir kommen an ein riesiges Tor. Lukas öffnet es uns und wir gelangen so ungesehen in einen weiteren unterirdischen Tunnel. Ich weiß nicht wie lange wir weiter fahren, ohne an die Oberfläche zu gelangen, aber keiner sagt in der Zeit einen Ton. Ich kann die Anspannung praktisch mit den Händen greifen. Langsam macht sich die Abenteuerlust auch in mir breit und ich male mir aus, was wir wohl alles herausfinden und welchen widerständen wir gegenüberstehen werden. Wie Lukas wohl unsere Abwesenheit entschuldigt? Irgendwann schaffen wir es dann doch noch ans Tageslicht. Wir tauchen mitten im Wald auf. Dank des Geländewagens haben wir keinerlei Probleme im Vorankommen. Die Bäume tanzen an uns vorbei und ich genieße den Anblick. Seit Tagen war ich nicht mehr draußen an der frischen Luft. Ich kurble das Fenster ein Stück nach unten und sauge den Geruch nach Wald und Natur gierig ein. Wohltuend. Beruhigend. Ein sanftes Lächeln umspielt meine Lippen. Ich spüre einen Blick auf mir und ich wende mich ihm entgegen. Caleb beobachtet mich durch den Rückspiegel und grinst mir wissend zu. Nach einer Weile kommen wir endlich an unserem Ziel an.Ungeschickt stolpere ich nach draußen und wäre beinahe gestürzt, doch wie von Zauberhand erscheint Caleb an meiner Seite und fängt mich lässig auf. Verschämt schaue ich mich um und ernte zwei belustigte Blicke meiner weiblichen Reisegefährten. Schnell stoße ich mich von seiner Brust ab und murmle einen Dank. Mein Gesicht glüht wie eine verstrahlte Tomate. Und mein Herz rast mir davon. Plötzlich fängt mein Rücken an wie verrückt zu jucken und ich drehe mich blitzschnell um. Doch hinter mir kann ich nichts erkennen. Verwundert runzle ich die Stirn. Ein leises Fauchen weckt meine Aufmerksamkeit und ich blicke zum Geäst der Bäume hoch. Liams stahlgraue Augen blitzen mir entgegen und ich kann seinen Zorn praktisch schmecken. Eifersucht. Ich atme tief durch und strecke meine Hand zu ihm hoch. Er aber ignoriert mich einfach und plumpst auf den Waldboden. Mit wütendem Blick lässt er mich links liegen und verschwindet im Dickicht. Na toll. Als ob ich mit Absicht gestolpert wäre, nur um von Caleb aufgefangen zu werden. Und warum fühle ich mich eigentlich auch noch schuldig? „Gut wir folgen einfach mal deiner Bestie.“ Sophie setzt sich einen Rucksack auf und marschiert hinter Liam her. Sie hat die Szene wohl beobachtet und amüsiert sich köstlich. Kati gesellt sich an meine Seite und Caleb bildet den Schluss. Immer wieder wirft Kati einen nervösen Blick nach hinten und wirkt seltsam nervös. Mir kommt der Gedanke, dass sie mir etwas sagen will, dass der General nicht hören soll. Nach einigen Schritten entschließt sie sich endlich mit der Sprache herauszurücken. Flüsternd dreht Kati ihren Kopf ganz nah an mein Ohr. Ihr Atmen kitzelt mich. „An deiner Stelle würde ich nicht so sehr mit General Blackthrone flirten.“ Ich atme empört ein. „Ich flirte doch nicht mit ihm“, zische ich ihr entgegen. „Das macht aber einen ganz anderen Eindruck auf mich. Er scheint dir ja regelrecht ergeben zu sein. Sophie musste nur kurz erwähnen, dass du daran teilnimmst und schon war er mit an Board. Normalerweise ist unser General sehr an die Regeln gebunden und würde nie etwas tun, was seinem Ruf schaden könnte.“ Jetzt liegt es an mir einen verstohlenen Blick nach hinten zu werfen. Meine Wangen färben sich leicht rot, als ich an den versuchten Kuss des Generals denke und an seine verspielte Art. Auf mich macht er bis jetzt keinen so regelgebundenen Eindruck. „Und warum ist es so schlimm wenn wir etwas flirten?“ hake ich nach. Ich muss zugeben, dass ich mich schon zu ihm hingezogen fühle. Warum auch nicht? Er ist immerhin ein sehr gut aussehender Mann und hat scheinbar sehr viel Macht und Einfluss. Da schadet es doch nicht den einen oder anderen Flirt zu erwidern, oder? „Ganz einfach, weil es bereits eine Frau gibt die Morden würde, nur damit der General ihr solche Blicke zuwirft.“ Ich schlucke. Man muss natürlich mit Konkurrenz rechnen, wenn man für so einen perfekten Mann schwärmt. „Wer ist diese Frau?“, frage ich neugierig. Kati wirft mir einen eigenartigen Blick zu. „Hast du schon mal von Silvana Ashtray gehört?“ „Ja, glaube schon. Sie ist das Familienoberhaupt der Ashtrays und kennt meinen Liam.“ „Mach sie dir lieber nicht noch mehr zum Feind.“ „Was meinst du damit?“ Meine Stirn runzelt sich verwundert. Ich bin dieser Frau noch nie begegnet, warum sollte sie also mein Feind sein? „Ganz einfach. Du bist im Besitzt von XS-707-GP4, der laut unseren Regeln an Silvana hätte vererbt werden müssen. Außerdem weiß jeder im Institut, dass du dich mit Sophie angefreundet hat. Silvana und Sophie waren einst gute Freundinnen, doch aus einem, mir unbekannten Grund hasst Silvana Sophie jetzt. Wenn du ihr auch noch General Blackthrone wegnimmst, dann bist du ihr Todfeind Nr. 1. Mit dieser Frau ist nicht zu spaßen.“ Bevor ich etwas dazu erwidern kann, bleiben wir vor der im Boden eingelassenen Glaskuppel stehen. Erinnerungen die noch nicht allzu weit zurück liegen kommen in mir hoch und ich zögere, bevor ich den anderen an den Rand der Kuppel folge. Der Wind, der durch die Blätter fegt, drängt mich nach vorne. Etwas in mir sträubt sich gewaltig wieder da runter zu klettern. Doch ich denke fest an das, was ich vorhabe und zwinge meine Füße vorwärts. Dieses Mal bin ich ja nicht alleine und ich werde auch nicht unfreiwillig dort festgehalten. Caleb befestigt an einer Metallstrebe ein dickes Seil, dass er aus seinem Militärrucksack gezaubert hat. Er überprüft mehrmals, ob es richtig sitzt, bevor er es in die Tiefe fallen lässt. Sophie wirkt auf mich aufgeregt, wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal einen Ausflug nach Disneyland macht. Mir fällt auf, dass Katis Bestie ebenfalls anwesend ist. Sie unterhält sich mit dem General und scheint irgendetwas diskutieren zu müssen. Kati gesellt sich zu ihnen und runzelt die Stirn. Ich gebe mir endlich einen Ruck und bleibe neben meinem Team stehen. Verwundert sehe ich sie an. Caleb wirkt nervös. Seltsam. „Was ist los?“, frage ich, als ich die Spannung nicht mehr aushalten kann. „ZP-984 hat ein seltsames Summen gehört. Er kann sich nicht erklären, wo es her kommt. Aber ich glaube nicht, dass wir deshalb die Expedition abbrechen sollten“, meint Sophie. Ihre Augen funkeln aufgeregt. Scheinbar hat ein nicht zu bändigender Forscherdrang besitzt von ihr ergriffen. Caleb blickt nochmal kurz in die Runde und gibt Sophie ein Zeichen, damit sie sich zuerst abseilt. Das lässt sie sich nicht zweimal sagen. Schnell wickelt sie sich, wie ein waschechter Profi, das Seil um ihr behandschuhtes Handgelenk und lässt sich ohne zu zögern an dem Seil herab gleiten. Ob wohl selbst die Wissenschaftler eine militärische Grundausbildung durchlaufen mussten? Kati lässt sich von ihrer Bestie hochheben und nach unten bringen. Mein Blick folgt ihr nervös in den Abgrund. Der eklige Geruch nach fauliger Erde und Schimmel weht mir entgegen und eine Gänsehaut macht sich auf mir breit. Als Sophie auf einer tiefer gelegenen Ebene angekommen ist, lässt sie das Seil los und sieht sich begeistert um. Kati und die Ziege landen fast zeitgleich neben ihr. Dann bin ich wohl an der Reihe. Das schaffe ich doch nie! „Ich kann das nicht“, stammle ich leise vor mir hin und weiche zurück. Ich bin noch nie klettern gewesen. Wie soll ich da nur heil herunter kommen? „Dann trage ich Sie.“ Erschrocken sehe ich den General an. Seine Augen leuchten vor lauter Vorfreude. Kann er mich wirklich tragen, während er sich abseilt? Wie soll das gehen? Laut fauchend taucht Liam neben mir auf. Wie aus dem Nichts ist er erschienen und wirkt immer noch wütend. Trotzdem drückt er mit seinem Rücken gegen meine Seite und scheint mir damit eine andere Möglichkeit des Abstieges zu bieten. Jetzt muss ich mich wohl zwischen ihm und dem General entscheiden. Wieder überkommt mich ein seltsames Gefühl, als ob ich Liam betrügen würde, wenn ich mich für Caleb entscheide. Ich werfe mein Bein kurzerhand über den Rücken meines Partners und halte mich an seinem Nacken fest. Und schon geht es los. Mit einem großen Satz lässt er sich in die Tiefe fallen. Die Luft zischt nur so an mir vorbei. Ich kneife meine Augen zu und schreie wie am Spieß. Das hat Liam doch mit Absicht gemacht! Wir landen hart auf einem Absatz, dann geht es weiter abwärts. Es dauert nicht lange und Liam landet gekonnt auf seinen Pfoten neben Sophie. Ich mache mir vor Angst beinahe in die Hosen und dieser Mistkerl genießt das ganze auch noch! Sein Schwanz tanzt amüsiert in der Luft und ich fühle ein leichtes Beben unter meinen Fingern. Wenn ich mich nicht täusche, dann lacht er doch tatsächlich in sich hinein. Vorsichtig richte ich mich auf seinem Rücke auf und sehe mich um. Kati steht neben uns und Caleb landet ebenfalls gerade. Verwirrt blicke ich nach oben. Das Seil wirkt unberührt und schwingt nur vom Wind angetrieben sanft hin und her. Wie ist Caleb so schnell runtergekommen? „Wir müssen weiter nach unten“, meint Sophie. In ihrer Hand hält sie ein altes Buch. Sein Umschlag hat schon mal bessere Tage gesehen. Sie bemerkt meinen fragenden Blick und hält das alte Ding in die Luft. „Das ist das Tagebuch von dem ich dir erzählt habe. In ihm befinden sich alte Skizzen von einer der Etagen. Die müssen wir jetzt finden.“ Caleb sucht ein geeignetes Geländer, dass noch stabil genug wirkt. Da die meisten Treppen zerstört sind kommen er und Sophie so nicht weiter. Also befestigt er ein weiteres Seil zum abseilen. Auf diese Weise arbeiten wir uns Stückchenweise nach unten. Liam hat wohl genug von seiner kleinen Racheaktion und lässt sich beim weiteren Abstieg mehr Zeit. Dieses mal kann ich Caleb verstohlen beobachten. Ich habe mich wohl geirrt. Sophie ist die einzige, die das Seil benötigt. Der General hüpft lässig von einer Etage zur nächsten. Ich nehme mir vor ihn bei der nächstbesten Gelegenheit auszuquetschen. Dieser mysteriöse General zieht meinen Wissensdurst magisch an und er wird ihn bald stillen. Endlich ist Sophie zufrieden und entscheidet sich für die Etage mit der Nummer 22. Die alten, schwarzen Buchstaben prangen an der mit Moos überzogenen Wand und scheinen unsere Wissenschaftlerin magisch anzuziehen. Wir entschließen uns, uns aufzuteilen um nach möglichst vielen Informationen zu suchen. Caleb und Kati widmend sich der linken, Sophie, Liam und ich der rechte Seite. Diese Etage wirkt noch unberührt. Ganz so, als ob Liam sie damals in seiner Zerstörungswut nicht beachtet hätte. Von hier aus glaube ich sogar, meine Gefängnisetage erkennen zu können. Sie liegt auf der anderen Seite des Verbindungsturmes und ein paar Stockwerke über uns. Mit einem Schaudern wende ich mich unserer Aufgabe zu. Wir gelangen zur ersten Tür. Sophie atmet genervt aus, als sich die Klinke nicht bewegen lässt. Auch hier hat die Zeit zugeschlagen und die alten Scharniere verrosten lassen. Ich deute Sophie zur Seite zu treten und blicke Liam abwartend an. Ich grinse in seine Richtung und er scheint sich wohl auch an unsere kleine Entdeckungsreise zu erinnern. Er stellt sich auf die Hinterläufen und lässt seine riesigen Pranken auf die Tür fallen. Mit einem lauten Krachen fliegt sie aus den Angeln und landet auf dem Boden. Sophie jubelt laut auf und düst in den Raum. Eine Menge Staub kommt uns entgegen und Liam niest lauthals. Ich frage mich wie die Wissenschaftlerin darin nur atmen kann. Es dauert nicht lange und sie kommt enttäuscht wieder heraus. Mit eiligen Schritten nehmen wir die nächste Tür ins Visier. „Wonach suchst du eigentlich?“, frage ich neugierig, während mein privater Türöffner seinen Dienst verrichtet. „In den alten Aufzeichnungen meines Urgroßvaters beschreibt er einen versteckten Raum. Leider weiß ich nur, dass er sich auf dieser Etage befindet. Ansonsten habe ich keinen Hinweis.“ Und so widmen wir uns Tür, für Tür, für Tür. Leider findet Sophie einfach nicht, was sie sucht. Wir umrunden einmal die halbe Etage und treffen in der Mitte auf Caleb und Kati. Aber auch die beiden haben keinen Hinweis auf einen versteckten Raum entdecken können. Frustriert hockt sich Sophie auf den Boden und blättert wie verrückt in dem Tagebuch herum. Die Ziege mit ihrer marine-blauen Hose trabt nervös von einem Bein aufs andere. Ich wage es und stelle mich neben sie. „Was ist los?“ „Nichts“, murrt sie mich an. Blöde Ziege! Auch Liam wirkt nervös. Immer wieder sieht er zur Decke hoch und dann zu mir. Er will mich wohl nicht aus den Augen lassen. Gerade als ich einen Schritt auf ihn zumachen will, höre ich ein lautes Summen. Mein Blick wandert gleich nach oben und erschrocken halte ich die Luft an. Jede Faser meines Körpers spannt sich an. Noch ist nichts zu sehen, aber das Summen wird immer lauter und kommt unaufhörlich näher. Sophie springt auf die Beine und der General strafft seinen Rücken. Die Sekunden vergehen quälend langsam. Das dröhnen des Summens schallt in dem alten Labor wider. Instinktiv weiß ich, dass uns Gefahr droht. Auch Kati und ihre Ziege gehen in Verteidigungsstellung. Langsam pirsche ich mich an Liam heran. Schritt für Schritt. Millimeter für Millimeter. Den Blick immer noch nach oben gerichtet. Mein Herz setzt plötzlich für einen Moment aus, als ich ein großes, gestreiftes Etwas an der Kuppel erkenne. Dann weiß ich, was uns angreift: ein Schwarm von Monsterwespen! So große Insekten habe ich noch nie gesehen. Ihre Flügel vibrieren blitzschnell, um die schweren Leiber in der Luft zu halten. Ihre hauchzarten Flügel verschwimmen in der Abendsonne, die sich zwischen dem Blätterdach durch schiebt. Ein bedrohliches Rot färbt die Umgebung und mein Herzschlag setzt wieder ein. Dann geht alles plötzlich so schnell. Sophie kommt zu mir gerannt und schnappt sich meine Hand. Wir drängen uns mit dem Rücken an die Wand, zum weglaufen ist es zu spät. Schüsse erklingen, können das Summen aber nicht übertönen. Kati zielt mit ihrer Waffe auf die riesigen Insekten und trifft ziemlich genau. Einige stürzen bereits in die Tiefe. Liam Brüllt laut auf und zerfetzt seine Gegner mühelos in der Luft. Sein Fell glänzt wie Stahl, ich weiß sofort, dass er die Legierung einsetzt, um sich vor den Stacheln zu schützen. Der Ziegenmann springt ebenfalls von Biene zu Biene und reißt ihnen die Köpfe ab. Seine klauen bewährten Hände graben sich tief in den Körper der Insekten und verspritzen ihr Blut in einem roten Sprühnebel. Mein Blick sucht nach Caleb und wiedermal halte ich den Atem an. Er steht auf dem Geländer und hält mühelos das Gleichgewicht. An seinen Handschuhen erscheinen silberne Klingen. Sie blitzen jedes mal auf, wenn er eines der Insekten trifft. Der geübte General zielt auf die feinen Flügel und bringt sie so zu Fall. „Es sind viel zu viele“ flüstert Sophie entsetzt. „Woher kommen die?“ Mein Atem entweicht mir nur Stoßweise und ich fiebere mit unseren tapferen Kämpfern mit. „Ich weiß es nicht.“ Caleb wird von mehreren Wespen auf einmal bedrängt. Er balanciert auf dem Geländer. Duckt sich geschmeidig und springt einem der Angreifer entgegen. Dabei trennt er einen Flügel vom Körper und landet kurz darauf wieder auf dem Geländer. Er bewegt sich so geschmeidig wie eine Katze. Schon widmet er sich der nächsten. Seine Klingen sausen durch die Luft. Er kann locker mit Liams Angriffsrate mithalten. Einer einzelnen Wespe gelingt es aber seine Verteidigungsmauer zu durchbrechen. Sie kommt direkt auf uns zu. „Liam!“, kreische ich panisch. Meine Augen jagen über den Boden, um irgendetwas zu finden das ich als Waffe einsetzt kann. Doch weit und breit gibt es nichts, was scharf genug wäre. Sophie und ich weichen aus. Wir stolpern auseinander und dieses Mistding jagt hinter mir her. Ich versuche auszuweichen, doch es rast in schneller Geschwindigkeit an mich heran. Das Summen dröhnt in meinem Schädel. Mein Kopf droht in tausend Einzelteile zu zerplatzen. Das Insekt richtet sich auf und zielt mit seinem Stachel auf meinen Kopf. Panisch drücke ich mich an die Wand und drehe mich nach links. Der Stachel kracht auf Metall. Gleich darauf startet die Wespe einen neuen Versuch. Sie ist viel zu schnell. Aus lauter Angst kralle ich mich mit den Fingernägeln in die Wand und such mit dem Blick nach Hilfe. Wo bleibt Liam bloß? Der Stachel saust auf mich zu und ich kneife meine Augen zusammen. War es das jetzt? Ich höre hinter dem Summen Sophies entsetztes Schreien und Liams lautes Brüllen. Ich höre meinen Namen. Meine Knie geben nach und ich sacke zu Boden. Der Stachel des Angreifers knallt ein weiteres Mal gegen die metallene Wand. Sie erbebt unter meinem Rücken. Die Wespe dreht sich in der Luft und zielt nach unten. Dieses Mal gibt es kein entkommen mehr. Plötzlich gibt die Fläche hinter meinem Rücken nach und ich knalle hart auf meinen Hintern. Dunkelheit hüllt mich ein und der Kampflärm ist nur noch von weiter Ferne zu hören. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)