Merlin von LenaVanTionas (Das Schicksal von Camelot) ================================================================================ Kapitel 14: Letzte Vorbereitungen --------------------------------- Kapitel 14 : Letzte Vorbereitungen     Menschen liefen durch das Schloss, es herrschte helle Aufregung. Die Hinrichtung von Kara war erst wenige Stunden her, doch deren Nachwirkungen waren noch deutlich zu spüren und wären es mit Sicherheit auch noch eine Weile.   Wie ein Lauffeuer hatte sich die Nachricht von den letzten Worten der Druidin im Schloss und in der ganzen Stadt herumgesprochen. Angst und Panik griffen um. Und jeder im Schloss wusste bereits, dass Mordred geflohen war. Die Umstände seiner Flucht waren verwirrend. Niemand wusste, wie er es geschafft hatte zu entkommen. Doch jeder, der sich die Zelle, in die er gesperrt war, ansah, der konnte sich denken, was geschehen sein musste. Die Zellentür war aus den Angeln gerissen worden und lag am Boden, welcher Risse aufwies. Die Wachen waren bewusstlos, ohne zu wissen, was geschah. Keine Wache hat bemerkt, wie der junge Ritter das Schloss verließ. Obwohl es niemand gesehen hatte, jeder konnte sich zusammenreimen, wie der junge Mann entkam. So wie es aussah… war er ein Zauberer.     „Ein Zauberer…“, stöhnte Arthur leicht und ließ sich nach hinten in seinen Stuhl fallen. Mit den Armen verdeckte er seine Augen. Er wusste nicht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Merlin beobachtete seinen Herrn mit gemischten Gefühlen. Einerseits war er froh, dass das Geheimnis von Mordred nicht direkt durch ihn ans Licht kam, doch andererseits… wenn er sich vor Augen führte, was für Probleme ihnen nun bevorstanden… Mordred war verschwunden… und Merlin schien zu wissen, wohin er ging… war Morgana doch die einzige Person, welcher der junge Druide noch vertraute… Und die Tatsache, dass diese beiden, welche nur Arthurs Tod wollten, sich zusammentaten… und dann auch noch eine Bestie wie den Roch an ihrer Seite hatten… es lief Merlin eiskalt den Rücken runter. Er wusste nicht genau, wie er gegen diese Übermacht bestehen sollte… Doch für Merlin war es das Schlimmste, die Reaktion von Arthur zu sehen. Er wusste nun, dass Mordred ein Zauberer war. Und es schien für den König der größtmögliche Verrat zu sein.   „Ich hätte ihm nicht trauen sollen“, sagte Arthur, seine Stimme klang bitter und enttäuscht und riss Merlin aus seinen Gedanken. Wie ein Dolchstoß durchdrangen diese Worte sein Herz und ließen es schmerzen. Es tat dem Schwarzhaarigen weh, seinen König so reden zu hören. Er verstand ihn natürlich. Mordred floh mithilfe seiner Zauberkräfte und verriet Arthur damit. Der König war enttäuscht, verletzt. Nach allem, was er bis dahin von der Magie erlebt hatte, wunderte es den Schwarzhaarigen nicht, dass Arthur der Magie dafür die Schuld gab, nicht seinem eigenen Handeln oder dem seines Vaters. Er war der König, musste das Gesetz achten. Und hätte sich der Roch nicht eingemischt, dann hätte Kara überleben können und Mordred würde nicht im Hass versinken. Es war alles nur die Schuld von Morgana und dem Roch. Arthurs Meinung nach war daran Morgana und somit auch die Magie schuld. Es war wirklich zum Verzweifeln.   Für Merlin stellte sich nun jedoch nur eine Frage.   Mordred hatte Arthur bis dahin treu gedient, ihm sogar das Leben gerettet. Es brauchte nur einen Tag, nur wenige Stunden, eine einzige Tat, um all das zu zerstören, Treue in Verrat zu verwandeln, Freundschaft in Hass. Das Band, welches Arthur und Mordred miteinander verband, wurde zerrissen. Nun blieb nur noch der Hauch davon übrig, was das Schicksal für sie bereithielt. Wie auch immer es ausgehen sollte. Merlin hatte schon immer Angst vor der Antwort gehabt, mit der Zeit allerdings bekam er den Eindruck, sein Herr hätte die Magie mit der Zeit immer mehr akzeptiert. Ein einziges Ereignis, welchem so viele schreckliche Taten folgen sollten, schienen die Erkenntnis des Königs nun wieder in ihren Grundfesten erschüttern zu wollen. Wenn der Verrat von Mordred die Furcht und das Misstrauen gegen die Magie erneut in Arthur aufleben ließ… wie würde er dann reagieren, wenn er von Merlins Zauberkräften erfahren würde? Merlin stellte sich magischen Wesen, Räubern, Sachsen, Rittern, Morgana… jeder Gefahr würde er sich mit Freuden stellen, den Tod in Kauf nehmen, wenn er dadurch das Leben seines besten Freundes retten konnte. Davor hatte Merlin keine Angst. Wenn es um den König von Camelot ging dann würde ihn nichts aufhalten.   Nur vor einem hatte er Angst… Nichts fürchtete Merlin mehr, als den Hass von Arthur ertragen zu müssen…   „Vielleicht habe ich mich geirrt“, sprach Arthur erneut. Er schien sich in keinster Weise darüber zu wundern, dass sein Diener noch kein Wort gesagt hatte. „Vielleicht ist Magie wirklich bösartig.“ Kälte durchdrang Merlin, ersetzte das warme Blut in seinen Adern durch Eis. „Glaubt Ihr das wirklich?“, fragte er, seine Stimme war belegt. Die Frage kam so schnell aus seinem Mund, dass er gar nicht darüber nachdachte. Er wollte diese Frage nicht stellen. Denn er hatte große Angst vor der Antwort. „Vielleicht“, murmelte Arthur. Er wusste nicht, was er von der ganzen Situation halten sollte. Und auch nicht, wie er in Zukunft mit der Magie umgehen sollte. Sein Verstand wusste, dass die Magie nicht böse war, nicht böse sein konnte. Sein Herz hingegen war im Zwiespalt. Es tat weh nach all diesen Verraten, pochte schmerzhaft in seiner Brust. Morgana, Agravine, Mordred… Andererseits wollte es auf die Worte seines besten Freundes vertrauen. Es wollte nicht weiter schmerzen, sondern durch die Zuversicht Merlins heilen und glücklich sein. Eine schwierige Situation. Im Moment allerdings sah es so aus, als würde der Verstand diesen Kampf gewinnen…     Merlin schluckte hart, seine Kehle war trocken. Er wollte etwas sagen, versuchen, seinen König von seinen jetzigen Gedanken abzubringen, doch kein Ton kam über seine Lippen. Mit welchen Worten könnte er seinen Freund auch davon überzeugen, dass die Magie nicht böse war, sondern nur die Menschen, welche sie nutzten? Vor allem, wenn der Verrat von Mordred so tief in seinen Knochen saß? Schon einmal haben Merlin und Arthur über die Magie geredet, schon einmal konnte der Schwarzhaarige den Blonden davon überzeugen, dass nicht die Magie, sondern die Menschen, welche sie ausübten, entschieden, für was die Magie diente. Dem Guten oder dem Bösen. Doch bei all den Vorkommnissen… da konnte Arthur nur glauben, dass die Magie die Menschen verdarb. Vielleicht konnten Worte da nicht mehr helfen. Vielleicht konnten nur noch Taten den König überzeugen…   Nochmals schluckte Merlin hart, ein Kloß steckte ihm im Hals. Bevor er allerdings auch nur versuchen konnte, etwas zu sagen, ergriff Arthur das Wort. „Ich wäre jetzt gerne alleine“, sagte der König und sein Blick war auf seinen Tisch gerichtet. Merlin öffnete den Mund, wollte widersprechen, doch er blieb stumm. In diesem Moment gab es nichts mehr zu sagen, dass wusste auch der geschwätzige Diener. Kurz schüttelte er den Kopf, bevor er diesen neigte und sich umdrehte und ging. An der Tür blieb Merlin noch einmal stehen und sah zu Arthur. Dieser hatte sich erhoben und blickte aus dem Fenster, mit dem Rücken zu seinem Diener und Freund. Lautlos seufzte Merlin und verließ die Gemächer seines Herrn, welcher tief einatmete, nachdem er alleine war und die Schultern hängen ließ. Zweifel überkamen ihn. Zweifel und Angst. Angst um sein Königreich, seine Freunde und seine geliebte Frau…       Merlin lehnte sich gegen die geschlossene Tür. Seine Beine waren so weich, dass er sich am Liebsten einfach fallen lassen wollte, doch das konnte er nicht tun, nicht vor dem Gemach des Königs. Das Einzige, was Merlin tun konnte, war, sich zu fragen, wie all das passieren konnte. Wie es soweit kommen konnte, dass nicht nur Arthur, sondern ganz Camelot der Untergang drohte…               „Wo stehen wir?“ fragte Arthur. Der König hatte sich am Abend mit seinen Rittern versammelt, um zu beratschlagen, was sie als nächstes tun sollten. Sie hatten sich alle vor einer großen Landkarte versammelt, um alle Möglichkeiten mit einbeziehen zu können. Wenn Morgana wirklich einen Angriff gegen Camelot beginnen sollte, dann mussten sie so gut wie möglich vorbereitet sein. Arthur schlug sich gut. Er hatte seine königliche Maske aufgesetzt. Erhaben, immer einen kühlen Kopf, emotionsarm. Merlin beobachtete seinen Herrn von der Säule aus, an welcher er stand, ganz genau. Von der Aufwühlung und der Verzweiflung des letzten Tages war nicht mehr zu sehen. Natürlich war Arthur den Rest des Tages nicht untätig gewesen. Kurz nach der Hinrichtung von Kara hatte er bereits Truppen entsandt, welche auskundschaften sollten, was Morgana vorhatte und wie weit sie bereits war. Vor wenigen Augenblicken kam der Trupp wieder und erstattete Bericht. „Sir“, meldete sich der Ritter zu Wort, welcher die Auskundschafter anführte.  „Morgana hat eine riesige Armee zusammengestellt und ist bereits auf dem Weg nach Camelot. Wie die Druidin es vorhergesagt hat, sie wird keine zwei Tage mehr brauchen, bevor sie hier ist.“ Stille herrschte im Raum, jeder musste mit dem Gedanken zurechtkommen, dass die Hexe Morgana wirklich auf dem Weg war. Und sie war zu allem bereit, da waren sich die Anwesenden sicher. „Was können wir tun?“, wollte Elyan wissen und sah in die Runde, erwartete Vorschläge. „Wir können sie hier erwarten“, schlug Gwaine vor. „Camelot ist fast uneinnehmbar. Hier können wir kämpfen und wir wären geschützt.“ „Nein“, sagte der König, welcher auf die Landkarte starrte und dennoch völlig in Gedanken versunken wirkte. „Das wäre fatal. Wenn wir belagert werden, dann sind wir vollkommen abgeschnitten. Die Lebensmittel würden uns ausgehen. Wir müssen an die Menschen denken, die hier leben. Wir können sie solch einer Gefahr nicht aussetzen.“ Gemurmel entstand auf die Worte des Königs hin. Er hatte Recht. Sie konnten nicht hier warten und so viele Menschenleben in Gefahr bringen. Für viele würde dieses Vorgehen tödlich enden. „Ich denke, es wäre besser wir kommen ihr entgegen und treffen sie genau hier!“ Arthur zeigte auf eine Stelle auf der Karte. Alle beugten sich über die Landkarte und besahen sich die gezeigte Stelle. „Eine offene Schlacht?“, fragte Gwaine, kurz noch skeptisch, doch schon hellte sich seine Miene auf. „Ja, das wäre gut. Dieses Gelände ist zerklüftet und würde auch etwas Schutz bieten. Und außerdem ist es der einzige Weg nach Camelot. Morgana hätte keine andere Möglichkeit, sie müsste uns dort treffen.“ „Wie heißt der Ort?“ fragte Percival und betrachtete nachdenklich die Karte. Arthur war derjenige der antwortete, doch dessen Worte ließen Merlins erstarren. „Camlann.“ Merlins Augen weiteten sich. Sein Herz schlug wild. Ihm wurde kalt. Eiskalt. Er hatte inständig gehofft, dass er diesen Namen nie zu hören bekam. Die Prophezeiung kam ihm in den Sinn.   Wenn das große Horn in der kalten Dämmerung ertönt, in Camlann. Die Propheten lügen nicht… Dort wird Arthurs Leben enden. Am Rande der großen Ebene…   Merlin konnte und wollte es nicht glauben. Sollte es wirklich passieren? Sollte sich an diesem Ort die Zukunft von Camelot entscheiden? Musste er sich jetzt seinem Schicksal stellen? Hart schluckte Merlin. Egal, was geschah. Er musste Arthur schützen, ganz gleich, was es ihn kostete!   Die Ritter und Arthur hatten wohl noch weiter diskutiert, als Merlin in Gedanken versunken gewesen war, denn als nächstes hörte er nur noch die endgültige Entscheidung von Arthur. „Dann ist es entschieden. Wir werden morgen früh bei Sonnenaufgang nach Camlann reiten!“           Die Nacht brach nur langsam an, so fühlte es sich jedenfalls für Merlin an. Es erschien ihm wie eine Ewigkeit, dass sich Arthur zur Ruhe begab, er die Lichter löschte und sich ebenfalls zu Bett begeben konnte. Doch von Schlafen konnte keine Rede sein. Er hatte noch etwas zu erledigen.       Der Wald war dunkel, als sich Merlin einen Weg durch das Unterholz bahnte. Er konnte nicht mehr den einfachen Weg wie sonst nehmen, denn die Sicherheitsvorkehrungen waren noch immer verstärkt und er konnte von Glück sagen, dass er es geschafft hatte, aus dem Schloss herauszukommen. Nun gut, er gab zu, ohne seine Magie wäre ihm das wahrscheinlich nicht gelungen… Doch er konnte nicht an Schlaf oder seine Begabung, die Wachen auszutricksen, denken. Er musste weiter. Er musste unbedingt mit ihm sprechen. Kilgharrah.       „Oh drakon…“ Laut rief Merlin die Worte, welche seinen Freund und Bruder zu ihm bringen würden. Er hoffte, dass es nicht allzu lange dauern würde. Die Geschehnisse der letzten Tage nagten an ihm und er konnte kaum richtig schlafen. Merlin brauchte seine Kraft und Konzentration, wenn er es mit Morgana, Mordred und dem Roch aufnehmen wollte. Er brauchte wirklich alles, was er hatte.     Es dauerte tatsächlich nicht lange und er hörte die vertrauten Schläge der großen Schwingen, welche den Drachen durch die Lüfte trugen und ein Schatten vor ihm auftauchte. Die bernsteinfarbenen Augen Kilgharrahs betrachteten ihn, als er vor ihm landete und Merlin konnte deutlich ein warmes Glänzen darin sehen und ein leichtes Lächeln ließ sich bei dem Drachen ausmachen. Ein wenig wunderte sich Merlin darüber, doch er verstand seinen Freund. Seit sie beide sich geschworen haben, Arthur zu beschützen und gemeinsam zu kämpfen, glaubte Merlin eine noch tiefere Verbindung zu dem Drachen zu spüren, als sowieso schon.   „Was ist geschehen, Merlin?“ Eine weitere Tatsache, die den Angesprochenen erstaunte. Merlin. Nur selten nahm Kilgharrah seinen Namen in den Mund. Sonst nannte er ihn meist `Junger Zauberer´.   Leise seufzte Merlin. Er ging zum Rande der Lichtung und setzt sich auf einen Baumstamm, sich dem Blick seitens des Drachen durchaus bewusst. „Es gibt eine Menge zu erzählen“, sagte Merlin und sah zu seinem Freund hinauf, welcher ihn genau beobachtete.   „Dann erzähl es mir“, sagte Kilgharrah, während er sich ebenfalls niederließ. Er knickte seine Beine ein und legte sich auf den Boden, seine Flügel klappte er ein. Diese Tatsache erstaunte den Zauberer. Noch nie zuvor hatte sich Kilgharrah in seiner Gegenwart niedergelassen. Immer stand er aufrecht vor ihm und zeigte nie irgendeine Form von Schwäche. Und irgendetwas kam Merlin dabei auch völlig falsch vor. Er wusste nicht, wie er es beschreiben sollte, aber irgendwie passte es einfach nicht zu solch einem imposanten Wesen wie dem Drachen. Vor allem nicht zu Kilgharrah. Er war immer stolz und erhaben. Er hatte sich noch nie so vor ihm verhalten. Und irgendwie war Merlin davon beunruhigt. Sehr beunruhigt.   „Nun? Was ist geschehen?“, fragte Kilgharrah und wartete auf eine Antwort. Merlin schüttelte langsam den Kopf. Es gab im Moment andere Dinge, um die er sich Gedanken machen musste. „Morgana ist auf dem Weg nach Camelot. Und sie ist nicht alleine.“ Merlin holte tief Luft. Es fiel ihm schwer, die folgenden Worte auszusprechen, da er der Meinung war, das ein Teil der Schuld auf seinen Schultern lastete. „Ich vermute, Mordred hat sich Morgana angeschlossen.“ Diese Tatsache schien den Drachen nicht zu verwundern, im Gegenteil. Er nickte bloß, schien diese Entwicklung bereits vorhergesehen zu haben. „Erzähl mir, was geschehen ist“, forderte Kilgharrah und Merlin erzählte. Er erzählte von dem Eindringen Karas in das Schloss, ihren Versuch, Gwen zu töten und ihre Kaltblütigkeit während der Verhandlung. Und Merlin erzählte auch von diesem seltsamen, kalten Gefühl, welches er hatte und von dem er annahm, dass es der Einfluss des Rochs war, welcher den wahren Charakter von Kara unter sich begrub. Während dieser Erzählung wurde die Stimme Merlins leiser und belegter. Als er fertig war, seufzte er leise. Kilgharrah bemerkt natürlich, wie traurig sein Bruder war, da er nicht verhindern konnte, dass Kara hingerichtet wurde. Nachsichtig senkte Kilgharrah seinen Kopf und hauchte einen warmen Lufthauch in Merlins Richtung. „Es war nicht deine Schuld, Merlin“, sagte er und seine Stimme hatte einen beruhigenden Ton angeschlagen. „Wenn der Roch einmal seine Klauen um ein Opfer geschlungen hatte, dann konnte man seinen Einfluss nur schwer brechen. Vor allem, wenn dann auch noch diese Hexe ihre Hände im Spiel hat. Kara trug selbst den Hass gegen das Königshaus in ihrem Herzen. Ihr Ziel war das vieler Anderer, doch sie schlug den falschen Weg ein. Einen, der sie direkt in die Klauen des Rochs trieb. Es hätte viel Zeit gebraucht, um seine Herrschaft über die zu zerstören, Zeit, die er dir nie gegeben hätte. Du hättest nichts für sie tun können.“   „Er wird stärker“, murmelte Merlin bestätigend und ein Schauer lief ihm über den Rücken. „Er ist bereits zu stark geworden. Wir dürfen nicht zulassen, dass er seine volle Kraft erreicht.“ In diesem Moment fiel Merlin eine weitere Begegnung ein. „Ich habe jemanden getroffen“, sagte er unvermittelt und sah zu seinem Gegenüber hoch. Interessiert legte Kilgharrah seinen gewaltigen Kopf schief. „Und wen?“ „Calest.“ Die Augen des Drachen weiteten sich. „Du hast Calest getroffen?“, fragte er nach. Seine Stimme hatte einen Hauch von Ungläubigkeit. „Den Wächter über die Sterbenden?“ Merlin nickte nur. Kurz schien sich Kilgharrah zu sammeln, bevor er fragte „Und was hat Calest dir erzählt?“   Und so erzählte Merlin ein weiteres Mal. Dieses Mal, wie das Treffen zwischen ihm und dem Wächter abgelaufen war und was Calest ihm alles erzählt hatte.   Nachdem Merlin seine Erzählungen beendet hatte holte Kilgharrah tief Luft. „Calest setzt die Hoffnung der Alten Religion also in dich“, fasste Kilgharrah zusammen. Merlin nickte leicht. „Ich kann mir vorstellen, dass es eine große Belastung für dich sein muss, Merlin. Und da hilft dir die Erfahrung, das Schicksal eines ganzen Königreiches auf deinen Schultern lasten zu haben, wahrscheinlich auch nicht viel weiter.“ Merlin ließ leicht den Kopf hängen und seufzte leise. Manchmal wünschte er sich wirklich, dass sein Schicksal nicht immer solch einen schwierigen Weg für ihn bereit halten würde.   Nachsichtig lächelte Kilgharrah. „Ich weiß, dass es nicht einfach für dich ist. Und du bist nicht alleine. Ich werde dir bei diesem Kampf zur Seite stehen.“ Trotz der schwierigen Situation und den dunklen Aussichten auf die Zukunft beruhigten Merlin die Worte seines Bruders. Dankbar lächelte er. „Danke, Kilgharrah.“   Stille herrschte auf der Lichtung. Sie beide hingen ihren eigenen Gedanken und Gefühlen nach. Doch noch immer spürte Kilgharrah deutlich die Angst seines Bruders. Merlin hat Angst, dass Arthur dort wirklich sterben würde. Diese Angst würde er ihm nicht nehmen können. Erst wenn alles vorbei war, dann würde Merlin seine Ruhe finden und die Angst abschütteln können. Aber Kilgharrah musste ihm noch etwas mitteilen. Etwas, was den jungen Zauberer traurig machen würde. „Wir haben uns beide geschworen, dass wir bis zum letzten Atemzug Camelot verteidigen werden. Wenn es sein muss, bis zu unserem Tod.“ Merlin, welcher den Kopf gesenkt hatte hob seinen Blick und sah zu seinem Bruder hinauf. Er erinnerte sich an diesen Abend. Der Abend, an dem sein Bruder ihm vom Roch erzählt hatte und sie die Entscheidung laut aussprachen, alles für Camelot und für Arthur zu geben. Aber warum konnte der Zauberer dann tief in den Augen des Drachen Trauer lesen? „Ich werde diesen Schwur aller Wahrscheinlichkeit nach einhalten.“ Merlin war verwirrt. „Wie meinst du das?“, fragte Merlin. Sorge schwang in seiner Stimme mit. Sorge und auch eine gewisse Befürchtung. Kilgharrah lächelte traurig. „Ich bin alt, Merlin. Meine Zeit auf dieser Welt neigt sich dem Ende zu.“ Die Augen des jungen Zauberers weiteten sich. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch er blieb stumm. Alles, was er nach mehreren Augenblicken noch herausbringen konnte war ein einziges Wort. „Wann?“ Der Drache schüttelte seinen Kopf. „Das kann ich nicht sagen. Ich merke, wie ich schwächer werde. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis mein Leben zu Ende geht.“   Merlin sah noch immer fassungslos zu seinem Freund hinauf und schüttelte langsam den Kopf. Kilgharrah lächelte leicht. „Hab keine Angst, Merlin“, versuchte er den Schwarzhaarigen zu beruhigen. „Ich lasse dich in dieser Schlacht nicht alleine. Wir werden beide um die Zukunft Albions kämpfen.“ Obwohl ihn diese Worte tatsächlich beruhigten konnte Merlin sich mit dieser Tatsache jedoch nicht einfach abfinden. „Du wirst wirklich… sterben?“, fragte Merlin mit brüchiger Stimme nach. Seine Augen glänzten. „Natürlich freut es mich, dass du mir noch zur Seite stehen wirst, aber… ich wäre noch glücklicher, wenn du noch viele Jahre bleiben würdest.“ Die Stimme des Zauberers brach. Der alte Drache lächelte. „Alles auf dieser Welt hat einmal ein Ende, Merlin. Da bilde auch ich keine Ausnahme.“ Der Blick Kilgharrahs war für den Zauberer undefinierbar, als er die folgenden Worte aussprach. „Nur dir wird es vergönnt sein, die Zeit zu überdauern.“ Merlin verzog das Gesicht. Es war für ihn noch immer nicht einfach, diese Tatsache zu verarbeiten. Was hatte er auch schon davon, Unsterblichkeit zu besitzen? Nichts als Qualen, Leid und Einsamkeit. Er wollte nicht ewig leben, wenn alle um ihn herum starben. Was sollte das für ein Leben sein?     Plötzlich zog Nebel auf. Wie ein Schleier lag er über der Lichtung und überflutete sie mit einer eisigen Kälte. Erschrocken sprang Merlin von dem Baumstamm auf. Hektisch sah er sich um, ließ seinen Blick über die gesamte Lichtung schweifen. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in seiner Brust breit, ließ ihn erzittern. Merlin kannte diese Kälte, die an seinen Knochen schabte. Es gab nur eine Sorte von Wesen, welche solch eine Kälte verbreiten konnten. Die Geister der Toten. Ein Geschöpf der Toten. Der Roch.   Ein schneller Seitenblick auf Kilgharrah ließ seine Vorsicht für einen Moment in den Hintergrund gleiten und Erstaunen auftreten. Der Drache war bereits wieder erhoben und stand auf allen Vieren vor ihm. Wie konnte er so schnell wieder auf den Beinen sein? Wenn er die noch vorhandene Schnelligkeit des Drachen sah, dann konnte Merlin kaum glauben, dass diesem nicht mehr viel Zeit auf dieser Welt blieb…   Der Nebel verdichtet sich vor Merlin und ließ die Gestalt des Rochs erahnen, gerade einmal einen Kopf größer als Merlin. Es war ein Gebilde aus Dunst, nur schwache Konturen, doch die gelben Augen stachen bis zum Grund der Seele. Merlins Körper erbebte. „Ah, jaaa…“ Krächzend schüttelte der Roch sein Haupt. „Einen Zauberer zu benutzen, der so lange in deiner Nähe war, hat seine Vorteile, Emrys!“ Er sprach den Namen langsam und bedacht aus, als wolle er prüfen, wie er sich anhörte. Laut hallte die Stimme des Wesens in seinem Kopf wider. Das Gebilde des Roch schien nicht selbst sprechen zu können. Anscheinend war es nur in der Lage, seine Worte direkt an ihn zu richten. Ein eiskalter Schauer überkam Merlin. Es war ein entsetzliches Gefühl, diese Kreatur in seinem Kopf zu haben. Lange war Merlin dieser Folter glücklicherweise nicht ausgesetzt, denn schon spürte er die Wärme seines Bruders. Kilgharrahs Präsenz war ihm nun näher als zuvor. Er konnte hören, wie er ihm beruhigende Worte zuflüsterte und seine Präsenz ihn wärmte. Und im Gegensatz zu dem Roch begrüßte Merlin Kilgharrah mit offenen Armen.    „Was willst du, Roch?“, brachte Merlin zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Seine Angst paarte sich mit seiner Aufgebrachtheit gegenüber diesem Wesen. Der Roch lachte nur krächzend darüber. „Ich will dir nur versichern, dass du in Sicherheit bist. Noch!“, fügte er mit einem krächzenden Lachen hinzu. Verwirrt hoben sich Merlins Augenbrauen. „Was soll das heißen?“, fragte er knirschend. „Das heißt, dass dein kleines Geheimnis bei mir in guten Klauen ist“, antwortete das Gebilde aus Nebel und reckte die Genannten genüsslich. Zuvor waren sie Merlin nicht aufgefallen, doch beim Anblick der Klauen, welche das Wesen zuvor nicht hatte, weiteten sich seine Augen. „Dieser kleine mickrige, so genannte Ritter wird der Hexe nichts erzählen. Sie soll es mit eigenen Augen sehen, nicht wahr?“ Ein hinterhältiges, krächzendes Lachen ertönte, schallte leicht innerhalb der metallenen Maske. Also hatte Merlin Recht. Mordred war wirklich zu Morgana gegangen und hatte sich ihr angeschlossen. Und nun versuchten sie beide, Camelot einzunehmen und Arthur zu töten. Wenigstens stand auch Merlin nicht alleine da. Er hatte Arthur, die Ritter und vor allem Kilgharrah an seiner Seite. Doch dieser Gedanke tröstete ihn nicht, nicht in diesem Moment. Die Kälte bereitete sich immer mehr in seinem Körper aus. Merlin wurde übel, er wusste nicht, wie lange er die Nähe dieser Bestie noch ertragen konnte. Nur schwach tröstete ihn die Präsenz von Kilgharrah, welche versuchte, ihm Wärme zu schenken.   „Wie herrlich ist die Vorstellung, dass sich die Hexe auf den Weg macht, im Glauben, zwei loyale Wesen neben sich zu haben?“ Noch einmal lachte die Bestie auf, bevor sich seine stechend gelben Augen in Merlins bohrten und diesem einen weiteren Schauer über den Rücken jagte. Leicht verengten sich die Augen des Rochs und Merlin war sich sicher, dass das Ungetüm unter seiner Maske lächelte. Erfreut und finster. Der Rest seines Körpers hatte sich bereist fast gänzlich wieder verflüchtigt. „Und wie groß muss erst ihre Verzweiflung sein, wenn alle beide sie verraten?“ Laut hallte das Krächzen und Lachen auf der Lichtung wider, bevor der Roch gänzlich in der Dunkelheit der Nacht verschwunden war.   Kaum, dass der Roch und diese elendige Kälte verschwunden war, fiel Merlin auf die Knie und atmete heftig. Es kam ihm so vor, als wenn selbst sein Atem so kalt war, dass sich kleine Dampfwolken vor seinem Mund bildeten. Glücklicherweise war dem nicht so.   Kilgharrah trat auf seinen Bruder zu und betrachtete ihn besorgt. „Alles in Ordnung?“, wollte er wissen. Noch immer atmete Merlin schneller, schien nur schwer zu Atem zu kommen. „Ja“, sagte er keuchend „Gib mir nur ein bisschen Zeit.“ Und die gab Kilgharrah ihm. Geduldig wartete der Drache, bis sich sein Meister von dieser Begegnung erholt hatte. Als dies der Fall war, kniete Merlin auf der Lichtung und sah zu Kilgharrah hoch. „Was war das?“, wollte er wissen. „Wie ist es möglich, dass der Roch direkt zu mir spricht?“ „Dadurch, dass der Roch Mordred manipuliert hat, konnte er durch den Kern dieser Manipulation in dessen Geist blicken. Er erfuhr, wer Emrys ist. Das du Emrys bist. Und er konnte eine Verbindung zu dir aufbauen, damit er mit dir sprechen konnte. Doch glücklicherweise seid Mordred und du nicht verbunden genug, um die Erscheinung lange aufrecht zu halten.“ Beruhigt seufzte Merlin. Er glaubte nicht, dass er es länger ertragen hätte, den Roch so intensiv zu spüren. Kilgharrah bemerkte natürlich seine Angst. „Fürchte dich nicht“, sagte er. „So etwas sollte nicht wieder vorkommen können. Mordred ist dir gegenüber nun genauso mit Hass erfüllt wie gegenüber Arthur. Und dieser Hass hat das Band, welches vielleicht zwischen euch beiden einmal bestand, zerrissen. Und nun werdet ihr nur noch durch das Schicksal aneinander gebunden. Selbst eine Kreatur wie der Roch ist nicht mächtig genug, um sich des Schicksals zu bedienen.“ Kurz betrachtete Kilgharrah seinen Bruder eingehend, als sein Blick um Entschuldigung bat. „Es tut mir leid, dass ich mich so plötzlich eingemischt habe“, erklärte der Drache. „Doch er war kurze Zeit mit dir verbunden, also konntest nur du ihn hören. Ich war auf seine Worte gespannt und habe mich ebenfalls in deine Gedanken geschlichen. Und das tut mir Leid.“ „Deine Einmischung war genau das Richtige,“ erwiderte Merlin. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen. „Wenn du nicht gewesen wärst, dann wäre ich wahrscheinlich mittendrin zusammengeklappt.“ Bei der Erinnerung daran schauderte Merlin. Kilgharrah nickte und hauchte seinen warmen Atem in seine Richtung, welche die Kälte in seinem Körper und seiner Seele restlos vertrieb. „Danke“, sagte Merlin und neigte seinen Kopf vor dem Drachen, welcher diese Gestik erwiderte. „Gerne. Nun, ich schätze, du hast nun einen Einblick in die Kraft des Rochs bekommen.“   Merlin nickte. Er hatte nun am eigenen Leib gespürt, wie stark die Macht des Rochs war. Und sie war beängstigend. Das einzig Gute an der Kraft des Roches war, dass sie seine Freunde nicht würde beeinflussen können. Er war eine Kreatur des Hasses und der Zwietracht. Nur durch solche Gefühle würde der Roch einen anderen wirklich manipulieren können.   „Der Roch hat bereits einen Großteil seiner früheren Stärke wiedererlangt“, sagte Kilgharrah und Merlin hörte deutlich die Sorge in seiner Stimme. „Er sieht anders aus“, erinnerte sich Merlin. Als er mit Calest sprach, hatte der Roch keine Arme gehabt. Das schien sich in der Zeit seitdem allerdings geändert zu haben. Ein weiterer Beweis für die Entwicklung dieser Bestie.   „Auch wenn er noch nicht seine volle Stärke erreicht hat, ich bin mir sicher sowohl Morgana, als auch der Roch selber werden keine Sekunde länger warten wollen. Morgana will Camelot und der Roch will alles zerstören. Dazu muss er erst Morgana loswerden. Und was eignet sich dabei mehr, als Kraft aus derjenigen zu beziehen, welche ihn zurück ins Leben rief?“ Es war eine rhetorische Frage, dass wussten sie beide. „Der Roch hilft Morgana also, nur um sie anschließend ebenfalls zu töten?“ Der Drache nickte. „Der Roch kennt kein Mitgefühl“, erklärte der Drache weiter. „Er verspürt kein Mitleid oder Reue. Nur das Gelüst nach Rache erfüllt ihn, ebenso wie die wahnsinnige Freude, wenn er seine Feinde vernichtet.“ Der Drache schüttelte seinen riesigen Kopf. Er konnte dieses Verhalten eines Wesens einfach nicht verstehen. „Für ihn wäre es eine große Verlockung, Morgana im Dunkeln zu lassen und sie im geeigneten Moment zu verraten und sie zu töten. Auch, wenn ich es nicht gerne sage, in diesem Fall hält der Roch sein Wort. Ihm macht allein die Vorstellung, die Hexe vollkommen verzweifeln und innerlich sterben zu lassen, zu großes Vergnügen, als das er sich diese Gelegenheit entgehen lassen würde.“   Das glaubte auch Merlin. Auch, wenn er den Roch erst einmal selbst gesehen und mit ihm gesprochen hatte, er hegte keinen Zweifel an den Ausführungen Kilgharrahs. Aber etwas kam ihm merkwürdig vor. „Er konnte dich nicht sehen oder spüren?“, fragte Merlin verwirrt nach, worauf Kilgharrah den Kopf schüttelte. „Er hat Mordred benutzt, um mit dir zu sprechen, Merlin“, erklärte er und seine bernsteinfarbenen Augen blickten den Zauberer an. „Er konnte nur dich sehen und spüren. Ich hatte mich genug im Hintergrund gehalten, damit er nicht auf mich aufmerksam wurde. Die Umgebung war vollkommen unsichtbar für ihn. Ebenso jede Person oder jedes Wesen, welches sich in deiner Nähe aufhalten würde. Und zu so später Stunde war es höchst unwahrscheinlich, dass du nicht alleine bist. Doch mit mir konnte und wird er nicht rechnen.“ „Aber kann Morgana ihm nicht sagen, dass ich einen Drachen auf meiner Seite habe? Das ich der letzte Drachenmeister bin?“ Kilgharrah schüttelte abermals den Kopf. „Das glaube ich nicht“, sagte er. „Sie weiß nichts von den Drachenmeistern. Oder das du der letzte Drachenmeister bist. Zudem wird sie wohl nicht an mich denken. Sie hat nur einmal von mir gehört und mich selber noch nicht zu Gesicht bekommen. Sie war zwar der Meinung, ich gehorche dir, doch dafür gab es nie einen konkreten Beweis. Schließlich hast du mich nie wieder gerufen, wenn sie in der Nähe war.“ Seine Miene verfinsterte sich plötzlich merklich. „Außerdem hat sie selbst Aithusa an ihrer Seite.“ Ein zorniges Funkeln erschien in seinen Augen und Merlin konnte ihn verstehen. Wie konnte sich Aithusa nur auf diese Hexe einlassen? „Sie wird mich nicht fürchten. Nicht so, wie sie sollte. Vielleicht wird sie Emrys erwarten, doch in erster Linie ist es ihr Anliegen, dass Arthur stirbt und sie Camelot übernehmen kann“, erklärte er weiter. „Durch den Einfluss des Roch ist sie zu sehr machttrunken, als dass sie auch nur einen Gedanken daran verschwenden würde, dass etwas stärkeres auf sie warten könnte. Dafür ist sie viel zu sehr von sich und dem Roch überzeugt. Zudem ist nun auch noch der junge Druide auf ihrer Seite. Ich stelle ihrer Meinung nach keine Bedrohung für sie da, wenn sie denn noch an mich denken sollte und ich dir denn wirklich gehorche.“ Das klang in Merlins Ohren plausibel. Schon früher hat Morgana kein Risiko ausgelassen, um endlich das zu bekommen, was sie wollte. Camelot. Und nun schien sie alles zu haben, was sie brauchte. Sie besaß gewaltige Kräfte. Mordred stand ihr zur Seite. Auch seine Magie war stark. Sie hatte eine Armee, über welche sie befehligte. Und zu allem Überfluss folgte ihr auch noch der Roch mit seinen ungeahnten Kräften. Gut, Merlin hatte Arthur und die Ritter, Kilgharrah und seine eigene Magie, doch wie sollten sie gegen solch eine Übermacht gewinnen? Es bestand durchaus die Chance, dass Merlin und seine Freunde gegen ihre Gegner bestehen konnten, wenn sie alles gaben, was sie hatten. Doch etwas machte Merlin Sorgen.   „Wie soll ich Arthur beschützen?“, fragte Merlin und sah hoch zu Kilgharrah, der aufgrund dieser Frage erstarrte. „Es ist eine zu große Übermacht. Selbst wenn ich offen kämpfe… selbst wenn ich mein Geheimnis offenbare…“ Leise seufzte Merlin. Er hatte noch immer Angst vor der Reaktion von Arthur, wenn er erfuhr, dass sein Diener ein Zauberer war. „Ein einziger Moment der Unachtsamkeit und alles wäre verloren. Morgana könnte so schnell zuschlagen, dass ich keine Chance zum Eingreifen hätte. Ebenso Mordred. Ich kann mich nicht um beide zusammen kümmern und gleichzeitig dafür sorgen, dass Arthur nichts geschieht.“ Fest sah Merlin Kilgharrah in die Augen hoffte auf eine Antwort für sein Problem. Der alte Drache schloss für einen Moment die Augen, atmete tief durch, bevor er die Luft mit einem Seufzen wieder ausstieß. Verwirrt sah Merlin Kilgharrah ins Gesicht. Es schien, als müsse der Drache mit sich hadern, um die folgenden Worte auszusprechen. „Vielleicht gibt es einen Weg“, sagte Kilgharrah.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)