Merlin von LenaVanTionas (Das Schicksal von Camelot) ================================================================================ Kapitel 8: Eine Nacht der Entscheidungen ---------------------------------------- Kapitel 8 - Eine Nacht der Entscheidungen     Arthur hatte immer wieder etwas von dem Holz, welches er und Merlin gesammelt hatten, in die Flammen geworfen, um das Feuer am Leben zu halten. Solange er wach war musste er sich keine Gedanken über einen Überraschungsangriff im Schlaf machen. Allerdings wanderten seine Gedanken dafür zu den Ereignissen des Tages zurück. Eigentlich sollte es für sie alle ein ruhiger und erholsamer Tag werden. Arthur seufzte. Zwar war die Idee gut, doch die Realität sah dann doch ganz anders aus, als sich der König gewünscht hatte. Beinahe geschlagen sackte Arthur leicht zusammen und schloss die Augen. Eigentlich sollte dieser Ausflug eine Aufmunterung für Merlin werden, sollte ihn von seinem Kummer und seinen Befürchtungen ablenken. Und nun war dieser verletzt. Verletzt durch einen Pfeil, welcher seiner Frau gegolten hatte. Wut züngelte in dem König hoch, gemischt mit Selbstvorwürfen. Wieder seufzte Arthur auf und sein Blick glitt zurück in die Flammen. Natürlich wusste er, dass der Schwarzhaarige jederzeit sein Leben für ihn, den König, die Königin oder einen der Ritter geben würde. Sie alle waren seine Freunde und würden selbstverständlich dasselbe für ihn tun. Und doch behagte dem Blonden dieser Gedanke nicht, ganz und gar nicht. Viel zu oft hatte Merlin sein Leben bereits aufs Spiel gesetzt, um den König zu schützen. So oft… Arthur kam nicht umhin große Dankbarkeit für seinen Diener zu empfinden. Er war stets an seiner Seite, munterte ihn auf, stand ihm näher als sonst ein Mensch. Der König konnte sich glücklich schätzen jemanden wie Merlin um sich zu haben. Und er wollte ihn auch nie wieder missen müssen. Doch war es fair, Merlin deswegen immer wieder in Gefahr zu bringen? Konnte Arthur es verantworten, dass sein bester Freund leichtsinnig sein Leben wegwarf, nur um seines zu schützen? Arthur kannte die Antwort nur zu gut… Geschlagen stöhnte der König auf. Seine Augen, welche er kurzzeitig geschlossen hatte, öffneten sich wieder und blickten beinahe gequält in die Flammen. Er konnte Merlin nicht mehr solch ein Wagnis eingehen lassen. Sollte dem Schwarzhaarigen jemals wirklich etwas geschehen, dann könnte es sich Arthur niemals verzeihen. Er musste sich entscheiden. Lange überlegte er, bis seine Aufmerksamkeit jedoch mit einem Mal von etwas anderem gefesselt wurde.     Unruhig versuchte sich Merlin plötzlich im Schlaf umherzuwälzen, doch seine Verletzung behinderte seine Bewegungsfreiheit sehr. Die Augen unter den geschlossenen Lidern bewegten sich unruhig. Ein gedämpftes Stöhnen erklang aus seiner Kehle, seine Hände ballten sich zu Fäusten und sein Körper spannte sich an.     Verwirrt zog Arthur die Augenbrauen zusammen und richtete seinen Blick auf seinen Diener. Sorge stieg in ihm auf. Was war los? „Merlin?“, sprach er seinen Freund an. Es schien, als würde dieser jeden Moment erwachen. Besorgt blickte er auf seinen Diener hinab und beugte sich über diesen, sah, dass dessen Augen sich immer schneller hinter den Lidern bewegten. Er schien aufzuwachen. „Merlin? Kannst du mich hören?“     Erst tauchte er zurück in die Dunkelheit, nachdem Calest wieder verschwand, schlief ein und erholte sich, bis er sich scheinbar im nächsten Moment wieder seines Körpers bewusst wurde. Zischend zog er die Luft ein, als sich der Schwarzhaarige bewegte und die Schmerzen abermals wellenartig durch seinen Körper schossen. Eine Stimme hallte in seinen Ohren wider, doch er konnte nicht verstehen, was sie sagte. Merlin kniff die Augen zusammen, bevor er versuchte, sie zu öffnen. Schwerfällig hoben sich die Lider Zentimeter für Zentimeter. Es war unglaublich schwer. Seine Sicht war verschwommen und doch machte er vor sich ein Gesicht aus, welches ihn betrachtete. So unklar seine Sicht auch war, er konnte blonde Haare und blaue Augen ausmachen… Blonde Haare und blaue Augen… `Arthur!´, schoss es Merlin durch den Kopf. Er blinzelte ein paar Mal, um seine Sicht zu klären. Je öfter er die Augen öffnete und schloss, desto leichter fiel es ihm, sie beim nächsten Mal offen zu halten. Und tatsächlich. Genau vor ihm kniete der König und sah ihn an, Sorge war in seinen Augen zu sehen und doch blitzte in diesem Moment Erleichterung in ihnen auf. „Merlin“, sagte Arthur und klang erfreut. „Wie geht es dir?“ Vorsichtig versuchte Merlin sich aufzurichten, der Schmerz pulsierte durch seinen Körper. Die Zähne zusammenbeißend und mit etwas Hilfe seines Königs setzte sich der Verletzte aufrecht gegen den Baum. „Es ging schon einmal besser“, gestand er wahrheitsgemäß und seufzte leise. Seine Kehle brannte und fühlte sich trocken an. „Und ich habe Durst.“ Arthurs Mundwinkel zuckten leicht nach oben, als er diese Worte hörte. „Warte“, sagte er und entfernte sich leise von Merlins Seite. Als der König weg war nutzte Merlin die Zeit und sah sich um. Es war Nacht. Tiefe Nacht. Der Vollmond stand hoch am Himmel. Die Anderen schliefen tief und fest wie es aussah. Doch warum war der König dann noch wach? Dieser kam gerade zurück und hielt dem Verletzten einen Wasserschlauch hin. „Hier“, sagte Arthur. Merlin griff nach dem Schlauch. Er merkte, dass er seine rechte Hand ununterbrochen auf seiner Verletzung liegen hatte. Beim Vorbeugen zogen sich seine Muskeln zusammen und er zischte schmerzerfüllt auf. Seine Hand um den Schlauch verkrampfte sich. Besorgt rückte der König näher und seine Augen fixierten jede Bewegung seines Gegenübers. „Alles in Ordnung?“, fragte er und wieder hatte seine Stimme diesen ungewohnt besorgten Unterton. Merlin biss die Zähne zusammen, als er antwortete. „Ja“, sagte er „Es geht mir gut. Ich muss nur daran denken, mich langsamer zu bewegen.“ Er trank einen Schluck Wasser, wohl wissend, dass ihn die Augen seines Freundes nicht eine Sekunde verließen. Nachdem Merlin seine Kehle befeuchtet hatte, gab er den Wasserschlauch dankend seinem König wieder und lehnte sich zurück. Er fühlte sich müde, obwohl er bereits so lange geschlafen hatte. Sein Blick glitt in den Himmel zu dem Vollmond, welcher die gesamte Lichtung in sanftes Licht tauchte. „Eine schöne Nacht“, sagte Merlin und ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, die Schmerzen für einen Augenblick vergessend. Arthur nickte zustimmend und blickte ebenfalls in den Himmel. „Es ist lange her, dass wir einen solch ruhigen Abend im Freien verbringen konnten.“ Ein Seufzen entfuhr dem König. „Wenn der Tag doch auch nur so schön gewesen wäre.“ „Ja.“ Plötzlich grinste Merlin breit. „Es hätte wirklich ein weitaus schönerer Tag werden können, wenn Ihr das Unglück nicht magisch anziehen würdet, Sir.“ Eingeschnappt zog Arthur die Oberlippe hoch und funkelte seinen Diener ärgerlich an und doch war deutlich die Erheiterung in seinen Augen zu sehen. „Und wie kommst du darauf, dass es an mir liegen würde?“, wollte er wissen, seine Stimme eine Mischung aus Verärgerung und Belustigung. „Immerhin bist du es, der keine fünf Schritte gehen kann ohne zu stolpern. Es würde mich nicht wundern, wenn dein Trampeln die Feinde direkt zu uns geführt hätte.“ Natürlich war es Unsinn, was Arthur da sagte und das wusste er ganz genau. Ebenso hoffte er, dass Merlin es ebenfalls wusste. Und wie zur Bestätigung fing Merlin leise an zu lachen. Leise, weil er noch immer Schmerzen hatte, zum anderen wollte er seine Freunde nicht wecken. Arthur war über diesen Zustand allerdings mehr als erleichtert. Sein Diener lachte so sorglos und frei wie sonst auch. Wie sehr hatte er sich gesorgt, dieses Lächeln und diese typische positive Ausstrahlung an Merlin nicht mehr zu sehen? Es war vielleicht ein vorschneller Gedanke, doch bei der Laune, welche sein Freund die vergangenen Tage an den Tag gelegt hatte, war seine Sorge nicht unbegründet gewesen. Und auch, wenn er die Sorge seines Freundes nur zu gut nachvollziehen konnte… nun war Arthur einfach nur erleichtert. Es herrschte Ruhe zwischen dem König und seinem Diener. Nur das Knistern des Feuers, das Rauschen des Waldes und das leise Schnarchen der Ritter waren zu hören. Arthur hatte sich ebenfalls an den Baum gelehnt und saß nun neben Merlin. Es war friedlich und sie beide genossen die Nacht.   Nach und nach drängten sich allerdings die Gedanken wieder in Arthurs Bewusstsein, welche ihn bereits heimsuchten, bevor Merlin erwachte. Merlins Sicherheit… und Arthurs Gewissheit, ihn nie wieder solcher Gefahr aussetzen zu wollen… Er musste etwas dagegen tun… auch wenn es den Blonden mehr als anderes schmerzte. Er konnte nicht zulassen, dass Merlin sein Leben noch einmal einfach aufs Spiel setzte. Wenn ihm wirklich etwas Schlimmeres passieren sollte… würde das Arthur nicht verkraften.   Noch immer herrschte Schweigen kehrte ein. Und es hielt an, lange, sodass Merlin bereits glaubte, sein Herr wäre doch noch eingeschlafen. Er hätte es ihm nicht verübeln können, sah er so müde und erschöpft aus wie Merlin sich fühlte. Plötzlich begann der Blonde zu sprechen. Leise, so wie ihre vorherige Unterhaltung es ebenfalls war. Und sehr bedacht.   „Bist du glücklich? In Camelot meine ich.“ Merlin war schon beinahe wieder eingeschlafen, als er die Worte seines Herren hörte. Träge versuchte er, seine Augen zu öffnen. „Wie meint ihr das, Sire?“ Der Zauberer sah zu dem König hinüber, dieser hielt seinen Blick jedoch stur in die Flammen gesenkt. Der Schein der Flammen tanzte in seinen Augen. Arthur schwieg. Er schwieg solange, dass Merlin erneut nachfragen wollte, doch da ertönte bereits die Stimme des Königs. „Du bist mein Diener“, sagte er leise. `Und mein Freund´, doch das konnte der König nicht so direkt aussprechen. Noch konnte er nicht über seinen Schatten springen. Vielleicht eines Tages… „Es liegt mir viel daran, dass mein Volk und die Menschen um mich herum glücklich sind.“ Verblüfft blinzelte Merlin mehrmals, versuchte, die Müdigkeit, welche ihn befiel, abzuschütteln. Arthur sprach weiter. „Ich...“ Leicht schluckte Arthur und räusperte sich. „Ich bin froh, dass du mein Diener bist, obwohl es wohl niemand inkompetenteren geben könnte.“ Ein leichtes Lächeln schlich sich auf die Lippen des Blonden in seinem Versuch, seine Beklemmung und seine Verlegenheit hinter diesem Witz zu verstecken. „Aber ich bin froh darüber“, fuhr er fort, die Augen noch immer an jeden anderen Punkt gerichtet, als ihn in Merlins Richtung zu lenken. „Ich hätte mir niemand anderes vorstellen können, der so loyal und treu an meiner Seite steht.“ Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, ein ehrliches und dankbares Lächeln. „Und deswegen ist es mir sehr wichtig, dass du glücklich bist.“ Die letzten Worte waren leise, leiser als die Worte zuvor und Merlin hätte seinen Herrn beinahe nicht verstanden. Umso überraschter war er nun. „Sire...“, flüsterte Merlin leise und genoss die Wärme, welche sich in seinem Inneren ausbreitete. Noch nie hatte Arthur so offen über ihre `Freundschaft´ gesprochen und dass er sich Sorgen um ihn machte. Merlin wusste natürlich, dass es der König nicht so einfach zugeben konnte, er aber genauso empfand. Er sah den Schwarzhaarigen als seinen Freund an. Und Merlin Arthur als den Seinen. Und sie wussten ebenfalls beide, dass sie für den jeweils anderen ihr Leben geben würden.   „Sire“, wiederholte Merlin und gewann somit endlich die Aufmerksamkeit seines Herrn, welcher seinen Blick nun ihm zuwandte. Blaue Augen trafen sich. „Ich habe es Euch bereits schon einmal gesagt und Euch auch schon mehr als einmal bewiesen. Doch ich sage es Euch gerne noch einmal.“ Tief holte Merlin Luft, nun lächelte auch er. „Ich bin glücklich, solange ich Euer Diener sein kann. Ich bin glücklich, an Eurer Seite stehen zu dürfen. Und ich bin glücklich, ein solch schönes Leben in Camelot führen zu können.“ Sein Blick schweifte zu den Schlafenden und sein Blick und sein Lächeln war sanft. „Um nichts in der Welt würde ich dieses Leben eintauschen wollen. Und um nichts in der Welt würde ich zulassen, dass Euch oder meinen Freunden etwas geschehen würde.“   Diese Worte meinte er ehrlich. Und der Zauberer wusste, dass er sie bald einhalten müsste. Arthurs Zeit war nahe und damit auch seine. Merlins Magie pulsierte in ihm und wollte sich zu ihrer gesamten Macht entfalten. Der Moment, indem sich das Schicksal ganz Albions entschied, stand kurz bevor. Und Merlin musste auf diesen Augenblick vorbereitet sein. Und er wusste… bevor der Augenblick anbrechen würde, müsse er kämpfen. Denn sie lauerte dort draußen. Morgana. Unbemerkt ballte sich seine Hand zur Faust. Welche Bande auch immer zwischen ihnen bestanden hatten… sie waren zerstört. Niemals wieder würde die gleiche Verbundenheit zwischen ihnen herrschen. Sie beide waren Feinde. Todfeinde. Und dieser Kampf um die Sicherheit und die Zukunft Albions würde auch erst enden, wenn einer von ihnen tot war. Es gab sonst keinen Ausweg mehr. Es gab für Merlin nur Sieg oder Niederlage. Und er wollte siegen. Er musste siegen. Er hatte sich entschieden. Er musste Morgana töten. Für all das, was sie ihrem Volk und ihrer eigenen Familie angetan hatte. Und dieses Mal würde ihn kein Mitleid mehr aufhalten. Mehr als einmal hatte er die Gelegenheit, sie zu töten, aber er hatte es nie über sich bringen können. Doch das war vorbei. So wie Kilgharrah einst sagte. Ihre Schicksale sind miteinander verbunden. Sie war die Dunkelheit zu seinem Licht, der Hass zu seiner Liebe. Er liebte Camelot und er würde nicht zulassen, dass es in die Hände von Morgana fiel und sie es mit ihrem Hass zerstörte. Er würde nicht mehr zögern, ebenso wenig, wie Morgana zögern würde ihn zu töten. Merlin würde alles in seiner Macht stehende tun, um sie aufzuhalten.   „Egal, was es mich kosten würde. Ich werde Euch und meine Freunde beschützen.“ Seine Stimme klang verändert. Wo zuvor die Sanftheit herrschte, hatte sich nun Entschlossenheit einen Platz gemacht. Arthur glaubte die Worte seines Dieners sofort, hatte er diese doch bereits mehr als einmal bestätigt. Und genau das machte dem König Angst…   Mit einem Mal änderte sich Arthurs Gesichtsausdruck und dieser ließ leicht den Kopf hängen. Er lehnte sich zurück, lehnte sich ebenfalls an den Baum. Ein Bein winkelte er an und er legte seinen Arm darauf. Sein Kopf legte er gegen die raue Rinde. „Genau das ist das Problem“, sagte er murrend und seine Stimmer klang belegt. „Du solltest dich nicht dieser Gefahr aussetzen. Du bist ein Diener. Kein Kämpfer!“ Es war ungerecht, dass wusste Arthur. Merlin hatte ihm immer zur Seite gestanden und war in manchen Schlachten eine große Hilfe. Und doch war es für ihn nicht ungefährlich. Und genau das bereitete Arthur Kummer. Gequält schloss er die Augen, blendete für einen Moment seine Umgebung aus.   Eigentlich sollte er glücklich sein. Er hatte die beste Frau, welche auf der ganzen Welt wandelte, heiraten dürfen und genoss ihre Liebe. Er konnte manchmal noch immer nicht glauben, dass Gwen seine Liebe erwiderte und dass er sie verdiente. Doch es war so. Seine Ritter waren nicht nur seine Ritter. Sie waren auch seine Freunde geworden. Und ganz besonders seine vier obersten Ritter. Leon, Gwaine, Percival, Elyan. Keinen dieser vier hätte sein Vater je zum Ritter geschlagen, doch die Treue, welche sie ihm gegenüber bereits zeigten, als er noch ein Prinz war, beeindruckte ihn sehr. Natürlich, sie waren ihm loyal ergeben und er erteilte ihnen Befehle, doch das änderte nichts. Die Konkurrenzkämpfe fanden noch immer statt, sie wollten sich immer wieder übertrumpfen, doch sie waren trotzdem Freunde. Er und seine Ritter unternahmen viel miteinander, selbst wenn keine Übungen oder Besprechungen anstanden. Manchmal gingen sie zusammen in die Taverne, um etwas zu trinken und Spaß zu haben, wenn genug Zeit blieb, unternahmen sie Ausritte, so auch an diesem Tag. Und bei solchen Ausritten war meist auch Gwen mit dabei, was ihn außerordentlich freute. Und eine Person durfte dabei nicht fehlen. Merlin. Längst war sich Arthur darüber im Klaren, dass sein Diener nicht mehr nur sein Diener war. Schon seit langer Zeit war der Schwarzhaarige für den König so viel mehr. Er war von dem Tag ihres ersten Treffens an von all den Menschen, welche Arthur bis dahin kennen gelernt hatte, der Einzige gewesen, der ihn wie einen gewöhnlichen Menschen behandelt hatte. Es war dem Schwarzhaarigen von Anfang an egal gewesen, wer Arthur war. Es war ihm egal, dass der Blonde der Prinz war. Es war ihm egal und er machte aus seiner damaligen Meinung und seiner Abneigung gegenüber dem Sohn des Königs auch kein Geheimnis. Und doch war Merlin seit Jahren immer bei ihm, egal wo. Im Thronsaal, auf dem Übungsplatz, im Kampf oder auf der Jagd. Merlin war da, bevor er morgens aufwachte (jedenfalls meistens) und vorwiegend war er der Letzte, den er sah, bevor er zu Bett ging. Merlin war ein wichtiger Teil seines Lebens geworden. Der Blonde konnte sich einfach nicht vorstellen, wie es wäre, wenn Merlin nicht mehr da wäre. Und ehrlich gesagt wollte er das auch gar nicht. Umso mehr wollte er verhindern, dass Merlin weiter an seiner Seite war, wenn er sich in Kämpfe verstrickte.   Seufzend fuhr sich Arthur durch seine Haare. Wie konnte er seinem Diener nur klarmachen, dass er ihn nicht in Gefahr bringen wollte, ohne diesen vor den Kopf zu stoßen? Es erschien dem König unmöglich, denn er war noch nie ein Mann großer Worte.   Seine Gedanken wurden jedoch unterbrochen, als Merlin plötzlich zu sprechen begann. „Ihr seid Arthur Pendragon, der König von Camelot. Es wird immer Menschen geben, die für Euch ihr Leben geben würden.“ Der Blick Arthurs wurde deprimierter, wie Merlin fand. „Etwa nur, weil ich der König bin?“ Trauer schwang in der Stimme des Königs mit. Er wusste, dass viele seiner Ritter ihr Leben für ihn geben würden, doch das würden sie nur seiner Position wegen tun. Außer seinen engsten Vertrauten würde niemand das Leben von Arthur schützen, nur das des Königs. „Das habe ich nie gesagt, Arthur.“ Die Weise, wie Merlin den Namen seinen Namen aussprach, ließ Arthur aufhorchen. Verwirrt sah er seinen Diener an. „Glaubt Ihr etwa, wir alle sind nur hier, weil Ihr der König seid?“ Der Sarkasmus in der Stimme des Schwarzhaarigen war fast greifbar. „Ganz gewiss nicht. Die Ritter sind hier, weil sie Euch loyal sind und Euch als Freund ansehen. Gwen ist hier, weil Ihr ihr Gemahl seid, den sie mehr als jeden Anderen liebt. Und ich...“ Plötzlich grinste Merlin breit. „Ehrlich Arthur, glaubt Ihr wirklich, Euer Titel als König könnte mich so sehr beeindrucken? Der Titel eines Prinzen konnte das schon nicht und daran wird sich so schnell auch nichts daran ändern.“ Obwohl er lächelte seufzte Merlin leise und schloss die Augen, das viele Sprechen hatte ihn doch mehr angestrengt, als er angenommen hätte. „Ihr seid mein Freund, Arthur“, fuhr er fort und blickte nun seinerseits in die Flammen, in der Hoffnung, dass das Flackern ihn von der bleiernen Müdigkeit ablenken würde. „Genauso wie die Ritter und Gwen. Das ist Grund genug für mich, um Euch zu begleiten. Und vor Dummheiten zu bewahren. Wenn es Euer Dickkopf zulässt.“ Wieder grinste Merlin, aber durch seine Schwäche war es nur klein und doch groß genug, sodass Arthur es sah und sich ein Glücksgefühl in ihm breit machte. Natürlich, wie konnte er auch nur einen Moment daran zweifeln? Die meisten Menschen sahen in ihm immer nur den König, doch es gab unter ihnen welche, die ihn sahen. Arthur, den Menschen Arthur. Gaius, Percival, Leon, Gwaine, Elyan, natürlich Gwen... Und allen Anderen voraus Merlin. Nie zuvor hatte es ein Diener gewagt, so mit ihm umzugehen, geschweige denn, so mit ihm zu sprechen. Erst war Arthur dieses Verhalten von Merlin ein Dorn im Auge, doch er würde sich keinen anderen Diener an seiner Seite wünschen wollen. Und man konnte Merlin nicht aufhalten. Er hatte solch einen Glauben in ihn, seine Loyalität überstieg die anderer bei Weitem. „Merlin, ich - “, doch Arthur verstummte, als er einen Blick auf seinen Diener riskierte. Dieser war wieder eingeschlafen. Die Wunde machte ihm wohl mehr zu schaffen, als dieser zugeben wollte. Und das nur, um keinen von ihnen Sorgen zu bereiten. Dennoch leicht besorgt beugte sich der König über seinen Diener. Manchmal fragte er sich, wer Merlin denn war. Natürlich, er wusste einiges über ihn, woher er kam, was er gerne aß, dass er absolut loyal war… doch mehr eigentlich auch nicht. Und das machte Arthur traurig. Er hatte sich vorher nie sonderlich für seinen Diener interessiert, wie er nun feststellte. Sein Stolz stand ihm im Weg, doch in diesem Moment beschloss Arthur, dass er seinen Freund besser kennen lernen wollte. Er wollte wissen, wer sein Diener war. Arthur lächelte. Es war eigentlich nicht wichtig, wer Merlin wirklich war. Schließlich kannte er die wichtigsten Antworten darauf bereits seit langem. Er war sein persönlicher Diener. Ein guter Freund der Ritter. Der beste Freund von Gwen. Und was am Wichtigsten war... Merlin war Arthurs bester Freund. Sein Berater. Und das würde er hoffentlich auch bleiben. Arthur wusste, dass es egoistisch war. Er brachte Merlin nur in Gefahr, wenn er ihm weiterhin erlauben würde, ihn zu begleiten. Doch genau das war es, was ihn zu Höchstleistungen antrieb. Wenn Merlin dabei war, dann war Arthur sich sicher, dass er jeden Gegner besiegen konnte. Schließlich musste er den schlacksigen Mann beschützen. Und dieser Mann hatte es wahrlich verdient, dass er vom König beschützt wurde.   Sanft lächelte Arthur und sagte leise „Danke Merlin.“ Nun wandte sich der Blick des Königs wieder Richtung der Flammen, ohne zu sehen, wie sich ein Lächeln auch auf Merlins Lippen ausbreitete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)