Durchgeknallte Traumsequenzen von Lunata79 ((was mein Hirn alles so fabriziert?)) ================================================================================ Kapitel 36: Traum 29 (Plötzlich Prinzessin) – Teil 2 ---------------------------------------------------- Am nächsten Tag, endlich wieder Montag, fahre ich mit meinen Inlineskates Richtung Apartmentkomplex. Im Rucksack führe ich diesmal nicht nur Getränke mit, sondern noch ein zweites Paar Inlineskates. Seine Schuhgröße weiß ich nur deshalb, weil ich mir mal seine Schuhe angesehen habe. Man weiß schließlich, dass die Schuhgröße entweder auf der Schuhsohle oder innen auf dem Sohlenbereich sichtbar ist. Zugegeben, es war schwer Inlineskates mit seiner Größe zu finden, aber er ist ja auch recht groß gewachsen. Größe 44. Hoffentlich krieg´ ich ihn dann überhaupt dazu, sie auch zu benutzen. Ich werde sie ihm einfach dalassen. Ich habe nämlich beschlossen, wenn ich schon in seine Privatsphäre eindringe, soll er im Gegenzug auch von meinem Leben was mitbekommen. Ist doch nur fair. Morgen kann ich schließlich immer noch weiter Videospielen. Heute werde ich ihn einfach zu seinem Glück zwingen. Hochmotiviert läute ich an der Sprechanlage. Der Türsummer ist zu hören. Ich drücke zweimal hintereinander. Und schon scheine ich an seinen Nerven zu zerren, denn er fragt sehr genervt und ungehalten: „Was ist? Unfähig die Tür zu öffnen?“ Ich antworte allerdings nur: „Komm runter.“ „Warum sollte ich?“ „Komm runter, dann erfährst du es.“ Ein Knurren erfolgt von ihm und die Sprechanlage verstummt. Ich seufze. Gespannt, warte ich ab, ob er runterkommt. Warten muss ich aber nicht wirklich lange, denn ein wutschnaubender Seto Kaiba stapft die Treppen herab und knallt die Haustür gegen die Wand, ehe er nach draußen tritt. Mit einem süßlichen Lächeln erwähne ich: „Schön, dass du´s einrichten konntest.“ Ich werfe ihm die Inlineskates mit der Größe 44 gegen seine Brust und fordere ihn auf: „Anziehen.“ Er zieht seine Augenbrauen zusammen und versucht mich, mit seinen Blicken zu erdolchen. Nun fordere ich ihn etwas nachdrücklicher auf: „Anziehen, sagte ich.“ Schon packe ich ihn an seinem Unterarm und zerre ihn auf die nächstgelegene Parkbank, wo ich ihn zum Sitzen bringe. Widerwillig schnallt er sich die Inlineskates an und scheint sich nur kurz zu wundern, woher ich seine Größe kenne. „Schnall sie ordentlich fest, damit du darin nicht schwimmst.“ füge ich an und er tut, wie ich ihm gesagt habe. „Und jetzt?“ fragt er erbost, und verschränkt demonstrativ seine Arme. „Na, damit fahren.“ erkläre ich ihm, packe ihn an den Oberarmen und ziehe ihn auf, in den Stand, damit er seine Verschränkung löst, als er mit seinen Beinen ins Rudern kommt. „Halt die Beine still.“ grinse ich und er findet wieder ins Gleichgewicht, da ich ihn die ganze Zeit festhalte. „Schön. … Also, mach´s mir einfach nach.“ und ich zeige ihm, wie man Geschwindigkeit aufnimmt. Einmal mit dem linken Fuß vorwärts rollen, einmal mit dem rechten Fuß vorwärts rollen. Und immer abwechselnd. Dann drehe ich mich zu ihm um und fahre ein Stück rückwärts, ehe ich mich abbremse. Dann fahre ich wieder zu ihm und reiche ihm meine Hände. „Und jetzt du. Du kannst ruhig meine Hände zur Hilfe nehmen.“ Wider Erwarten schlägt er meine Hände weg und versucht es alleine. Aber immerhin ist er gewillt, es zu versuchen, und ist nicht gleich wieder gegangen. Das heißt, ich werde ihm erst beibringen müssen, wie man mit Inlineskates fährt. Aber das macht nix. Ich kenne ein schönes Gelände, wo man prima experimentieren kann. Und zugegeben, er stellt sich auch gar nicht so dumm an. Ich biete ihm hier schließlich eine große Herausforderung. Kann es sein, dass er nach Herausforderungen strebt? Dann hatte ich ja wirklich eine gute Idee. Obwohl der Ansatz dafür von meiner Mutter kam. Nach einer Weile des Zusehens, wie langsam er vorankommt, weil er sich nicht helfen lassen will, wird´s mir einfach zu blöd. „Komm, gib´ mir deine Hände. Ich zieh´ dich.“ biete ich ihm an, doch er grummelt: „Ich schaff´ das allein.“ „Ich kenne aber einen Platz, wo man das besser üben kann.“ schlage ich daher vor. Schon streckt er mir widerwillig auffordernd seine Hände entgegen, die ich annehme und rückwärtsfahrend, ihn nachziehe, während er weiter versucht, seine Schrittfolge zu behalten. „Du musst mehr ausschweifen und dich rollen lassen, wenn du an Geschwindigkeit zunimmst.“ Ich drehe mich um und lege seine Hände an meine Hüfte, als ich auch schon Schwung hole und an Schnelligkeit gewinne. Meinem Schönling scheint der Atem zu stocken, weil es ihm zu schnell geht. Wenigstens hat er schnell begriffen, dass er, wenn er an mir hängt, sich eigentlich nur rollen lassen muss, ohne eine Bewegung auszuführen. Oha. Da vorne geht´s ganz schön hinunter. „Geh´ jetzt mehr in die Hocke.“ fordere ich ihn auf. Und als es abwärtsgeht, mache ich es ihm vor. Schnell gewinnen wir sogar noch an Geschwindigkeit dazu und rasen regelrecht die Straße hinunter. Als sich die Neigung allerdings allmählich dem Ende neigt und vor uns ein Geländer steht, dass verhindert, dass man in den See fällt, richte ich mich wieder auf und beginne bereits jetzt abzubremsen, weil ich damit rechnen muss, dass mein Mitfahrer mich noch weiter anschieben wird, weil er das Bremsen noch nicht gelernt hat. „Wieso bremst du ab?“ werde ich prompt gefragt, weshalb ich ihn provokant frage: „Willst du etwa baden gehen, oder dass ich mir sämtliche Knochen breche?“ und deute auf den See vor uns, sowie das Geländer, dass uns vom See trennt. „Oh.“ entweicht seinen Lippen nur, deshalb erwähne ich: „Der Platz ist nicht mehr weit.“ und ich biege die Straße links ab. Danach fahren wir über eine Brücke und halte mich weiter links, bis wir irgendwann in einen Park einfahren. Allerdings mit gezügeltem Tempo. Nachdem wir weiter in den Park hineingefahren sind, kann man dann schon den Platz erkennen und sogar einige Skater beobachten, die ihr Können hier trainieren. Ich ziehe uns erst mal zu einer Parkbank, damit wir uns ausruhen können. Seto lässt sich auch prompt darauf plumpsen, denn ich weiß aus Erfahrung, dass das Nachgezogenwerden, wenn man es nicht gewohnt ist, durchaus anstrengend sein kann. Und wie ich bemerke, beobachtet er die Skater sehr interessiert. Ob er sich die Bewegungen versucht einzuprägen? Ich glaube aber nicht, dass ihm das groß helfen wird. Aber, auf Grund seines gebannten Blicks, nehme ich mal an, die Fahrt hierher hat ihm gefallen. Nach einer längeren Verschnaufpause, schlage ich vor: „Na, dann packen wir es mal an.“ Ich nehme seine Hände, wundere mich kurz, warum er mich nun machen lässt, und ziehe ihn wieder in den Stand. Diesmal hat er wenigstens keine Probleme mehr mit dem Gleichgewicht. An den Händen ziehe ich ihn daher erst mal zu dem offenen Bereich, wo die Anfänger ihre ersten Schritte üben können. Ich übe mit ihm eine ganze Weile, bis ich bemerke, dass es langsam dunkel wird. Schnell werfe ich einen Blick auf meine Uhr, die bereits nach 18 Uhr anzeigt, während mein Schönling bereits problemlos seine Runden zieht. „Seto, letzte Runde.“ rufe ich ihm zu. Ruckartig fällt sein Blick auf mich und prompt knallt er in mich hinein, ich schaffe es aber glücklicher Weise auf den Beinen zu bleiben, weil ich mit meinen Inlineskates nachgeben kann, und bremse. „Uff. … Ok, jetzt sind wir quitt.“ kann ich da nur sagen. Dennoch, als er seinen Blick hebt, sieht er mich merkwürdig an und ich vermag diesen nicht zu deuten. Dann verändert sich wieder sein Blick und er stellt fest: „Du hast mich Seto genannt.“ „Soll ich dich etwa Herr Kaiba nennen, obwohl ich dich duze?“ Er blinzelt irritiert und meint: „Das würde eher verrückt klingen.“ „Eben. … Mein Name ist übrigens Olivia.“ Irgendwie scheint es mir, dass seine Mundwinkel zucken. Versucht er etwa ein Lächeln zu unterdrücken? Wie gemein. Dann fällt mir wieder ein, dass wir uns auf den Rückweg begeben sollten. Nur fühlt sich seine Nähe grade so angenehm an, da er noch keine Anstalten gemacht hat, sich von mir wegzubewegen, nach dem Zusammenprall. Im nächsten Moment habe ich den Eindruck, dass sein Kopf näherkommt. Will er mich jetzt etwa küssen? Ganz schlechtes Timing. Wenn es dunkel wird, haben wir vielleicht keine Mitfahrgelegenheit mehr. Jetzt muss ich mich entscheiden. Von ihm küssen lassen und im Park übernachten, oder eine Mitfahrgelegenheit nutzen, um nach Hause zu kommen. Schließlich müssen wir die Straße, die wir abgefahren sind, wieder hoch. Ich bin beinahe so weit, den Kuss einfach zuzulassen, als seine Nase meine berührt und plötzlich meine Vernunft Überhand gewinnt. Das ist nicht richtig. Ich lege meine Hände an seine Brust und drücke ihn leicht von mir, doch weigert er sich prompt, sich weg zu bewegen. Er packt sogar meine Oberarme und ist eindeutig gewillt, meine Lippen zu berühren. Also säusle ich gegen seine Lippen: „Seto. Wenn wir jetzt nicht losfahren, verlieren wir vielleicht die einzige Möglichkeit, die Steigung wieder hoch und nach Hause zu kommen. Hier im Hafengebiet fahren um die spätere Zeit keine Autos mehr.“ Ihm entkommt ein Geräusch, das einem Schnauben gleichkommt und drückt mich von sich. „Wenn du mich nicht küssen willst, dann sag´ es einfach.“ schnauzt er mich an. Jetzt werde ich aber ernstlich sauer. Wütend packe ich nun ihn an seinen Oberarmen, schüttle ihn kurz, während ich ihn anfahre: „Du verstehst nicht. Da wir unsere normalen Schuhe nicht mithaben, ist es mit Inlineskates nahezu unmöglich ohne Mitfahrgelegenheit, die Straße mit der steilen Abfahrt, wieder hoch zu kommen. Und jetzt beweg´ dich endlich, ehe wir hier festsitzen, bis morgen früh. Oder ist es dir lieber mit Socken die Straßen hoch zu marschieren?“ Seine Augen weiten sich. Plötzlich reißt er mich mit sich. „Worauf wartest du? Ich dachte, die Zeit drängt.“ treibt er mich jetzt an. Nun kann ich nur lächelnd den Kopf schütteln. Und als ich ihn ansehe, hat er das erste Mal, seit ich ihn kenne, tatsächlich ein Lächeln auf seinen Lippen. Ich fahre voraus und zeige ihm den Rückweg, bis wir an besagter Straße ankommen. Jetzt kann er selbst erkennen, dass es ein schier unmögliches Unterfangen ist, mit Inlineskates eine 45 Grad Steigung hoch zu wollen. Ich gestehe ihm: „Da hoch zu kommen hab´ ich in meinem Leben nur ein einziges Mal versucht und nie wieder gewagt. Ich hab´s nicht mal bis zur Hälfte geschafft, ehe mich die Kraft verlassen hat und ich wieder rückwärts gerollt bin.“ Dann sehe ich unsere Chance gekommen. Ein Auto kommt an uns vorbeigefahren. Schnell packe ich seine Arme, postiere mich vor ihm und lege seine Arme wie Ketten um mich. „Da! Unsere Mitfahrgelegenheit. Halt dich ja gut fest. So fest, als würde es von deinem Leben abhängen.“ Ich drücke einen Knopf auf meinem speziell angefertigten Skatergürtel und schon kommt ein kleiner Anker hervorgeschossen, der sich an die hintere Stoßstange des Wagens befestigt, ohne Schäden zu verursachen, da er mit extrem starkem Magnetismus arbeitet. Mit einem Ruck werden wir mitgezogen. Schnell klammert sich Seto so richtig an mir fest und zugegeben, seine Nähe und Wärme fühlt sich gut an. Als wir oben, am Ende der Steigung ankommen, drücke ich einen zweiten Knopf und der kleine Anker löst sich wieder von der Stoßstange und zieht sich automatisch wieder ein. Ich lasse uns noch etwas ausrollen, ehe ich ihm mitteile: „Wir haben´s geschafft. Wir sind oben.“ Doch wieder macht er keine Anstalten, mich loszulassen, er lockert nur etwas seine Umklammerung. Ich seufze und lehne mich an seine Brust. Das ist wirklich schön. Vielleicht hat es ja wirklich nur diesen Anstoß gebraucht, damit sich etwas zwischen uns ändert. Ich kann mit Stolz behaupten, dass wir jetzt keine Fremde mehr sind. Aber ich vermute, bis wir Freunde sind, ist es noch ein langer Weg. Wahrscheinlich länger, als ich Zeit habe, ehe ich verlobt werde. Wenn Seto doch nur erahnen könnte, welcher Zeitrahmen mir nur zur Verfügung steht. Aber sagen kann ich es ihm ja schlecht. Hier geht´s schließlich um die Entscheidung Marik oder er. Mit Marik werde ich nur verlobt, bis ich zur Verlobung widerlegen kann, dass Seto Ambitionen zu einem Prinzen aufweist und auch bereit ist, mit mir eine Verlobung einzugehen. Denn es wird auf jeden Fall eine Verlobung geben. Es steht nur zur Frage, wer es wohl werden wird. Eins steht auf jeden Fall fest. Ich muss schnell mehr über Seto erfahren. Hoffentlich ist er nicht einer von denen, der nur, so schnell wie möglich, ein Mädchen oder eine Frau ins Bett kriegen will und es mit nahezu jedem Mädchen oder jeder Frau treibt. Das könnte ich mit Bestimmtheit nicht so einfach hinnehmen. Und um ihm das zu verdeutlichen, muss ich ihm klarmachen, dass ich nicht so einfach zu haben bin, auch, wenn ich ihn noch so sehr liebe. Liebe hat nun mal nichts mit Verlangen zu tun. Das Verlangen kann er, von mir aus, an mir ausleben, wenn wir verheiratet sind. Gott, ich denke schon darüber nach, wie wir es miteinander treiben, nach der Hochzeit. Dabei sollte ich erst einmal zusehen, dass es zu einer Verlobung kommt. Ich lege meinen Kopf zu Seite, während ich ihn anhebe, und betrachte sein Gesicht. Er hat seine Augen geschlossen und ich habe das Gefühl, als hätte er sich noch nie zuvor so wohl gefühlt. Mein Gefühl kann sich aber auch täuschen. „Seto?“ frage ich und er öffnet seine Augen, während er seinen Blick zu mir herabsenkt, da ich doch einen ganzen Kopf kleiner bin, als er. „Hm?“ gibt er nur fragend von sich, während er sichtlich meine Nähe zu genießen scheint. „Soll ich noch zu dir mitkommen, oder schon nach Hause fahren? … Aber, wir können auch noch ein wenig durch die Gegend fahren.“ frage ich ihn anschließend und werfe eine dritte Möglichkeit ein. „Wenn ich dich richtig einschätze, liegt dir Letzteres am ehesten.“ meint er. „So schnell hast du mich eingeschätzt?“ frage ich nach. Seine Lippen bilden sich zu einem Schmunzeln. „Sagen wir mal so. Viel Auswahl hast du mir nicht gelassen, da du scheinbar nicht auf eine schnelle Nummer aus bist.“ Irritiert runzle ich die Stirn. Wie kommt er denn darauf? Hab´ ich mein Interesse an ihm etwa so offenkundig gezeigt? Scheinbar. Denn allein die Aktion mit den Inlineskates sagt bereits alles aus. So habe ich ihn nämlich aus seinem Schneckenhaus geholt. Mich stutzt nur, dass er so schnell, so kuschelig geworden ist. Da drängt sich mir doch tatsächlich eine Frage auf. „Und was bist du für ein Typ?“ frage ich daher frei heraus. „Ich geh´ nicht mit jeder ins Bett, falls du das wissen willst.“ Ok? Er ist wirklich sehr direkt, muss ich gestehen. Ob ich das als positiv werte, weiß ich noch nicht. Aber, gut zu wissen, dass er auch nicht jede sofort ins Bett zieht. Frag´ ich mich nur, wieviele Beziehungen oder Affären er schon hatte. Aber, das muss ich ja noch nicht heute erfahren. Wenn ich ehrlich bin, will ich das eigentlich auch gar nicht wissen, weil ich sonst nur eifersüchtig werden würde. Also löse ich mich von ihm, nehme seine Hand und fahre noch mit ihm Händchenhaltend etwas durch die Gegend. Da es immer dunkler und später wird, denken wir auch langsam daran, uns auf den Heimweg zu machen. „Kommst du noch mit zum Apartmentgebäude, wo ich wohne? Dann fahr ich dich mit meinem Auto nach Hause.“ Kurz wäge ich ab, ob ich ihm vertrauen sollte. Da er mir bei der Abfahrt, aber auch vertraut hat, nicke ich zustimmend, mit einem Lächeln. „Schön. Dann komm. Es ist wirklich schon spät geworden.“ Und er hat natürlich Recht. Wir haben nämlich total die Zeit vergessen, sodass es bereits 22.12 Uhr ist. Wenn wir bei dem Apartmentkomplex sind, ist es vielleicht halb elf, und wenn ich zuhause bin, elf. Hoffentlich machen sich meine Mutter und Philipp nicht zu große Sorgen. Aber, ich vermute, sie wissen, dass ich bei Seto gut aufgehoben bin. „Wir müssen vorsichtig sein, die Gegend ist, um diese Uhrzeit, sehr gefährlich.“ erwähnt er und schon rücke ich ängstlich näher an Seto, sodass er mir einen Arm um die Schultern schlingen kann. Schon fahren wir gemächlich los, während er sich stets, mit ernster Miene und seinem eisigen Blick, umsieht. Als wir endlich am Apartmentkomplex ankommen, bin ich erleichtert. Wir steuern auf die Parkbank zu, wo seine Schuhe immer noch stehen, und er setzt sich, um in seine Schuhe zu wechseln. „Hier.“ will mir Seto seine Inlineskates zurückgeben. „Behalt sie.“, sage ich nur, „Ich fange mit ihnen ohnehin nichts an. Sie haben schließlich deine Größe.“ Er nickt dankbar. „Ich nehme mal an, dass du keine anderen Schuhe mithast?“ Ich schüttle meinen Kopf. „Dacht´ ich mir.“ und schüttelt seinerseits lächelnd den Kopf. Er erhebt sich von der Parkbank, nimmt meine Hand und führt mich die Straße ein kleines Stück entlang, als ich auch schon seinen Wagen wiedererkenne. Er zieht die Autoschlüssel aus seiner Hosentasche und entriegelt die Sperrvorrichtung seines Wagens. „Komm, steig´ ein.“ meint er, während er um den Wagen herumgeht, zur Fahrertür, um einzusteigen. Ich öffne die Beifahrertür und lasse mich vorsichtig in den Sitz plumpsen, wegen meiner Inlineskates, schließe die Tür wieder und schnalle mich an. Kurz darauf startet Seto auch schon den Wagen, als ich feststelle, dass er sich bereits angeschnallt hat. Schon fährt er los. Doch noch im selben Moment fällt mir ein, dass er ja nicht wissen kann, dass wir umgezogen sind. „Seto? Wir sind doch am Wochenende umgezogen. Ich sollte dir die neue Adresse sagen.“ Er hebt skeptisch eine Augenbraue, deshalb sage ich ihm die neue Adresse an und er nickt verstehend. Als wir ankommen, schnalle ich mich ab, sage: „Danke, für´s Heimfahren.“ und drücke ihm meine Lippen auf seine rechte Wange, was ihn leicht erröten lässt. Und da wollte er mich küssen? Innerlich schüttle ich den Kopf und lächle ihn lieb an. Er dreht seinen Kopf zu mir und sieht mich verlegen an. Er sieht jetzt einfach nur süß aus, sodass ich ihn jetzt einfach auf die Lippen küssen muss. Also nähere ich mich wiederholt an und lege sanft, gar vorsichtig, meine Lippen auf seine. Ich habe das Gefühl, als würde ein Blitz einschlagen, bei dieser Berührung, also zucke ich kurz zurück und sehe ihm wieder in die Augen. Er erwidert meinen Blick, kommt mir nun sogar selbst entgegen und legt eher zaghaft wiederholt seine Lippen auf meine. Als wäre es ein Verbrechen, mich zu küssen. Ich bewege sanft meine Lippen gegen seine, lasse den Kuss aber dennoch nicht lange bestehen. Nachdem ich den Kuss gelöst habe, hauche ich „Bis morgen.“ gegen seine Lippen und mache Anstalten auszusteigen. Bevor ich die Tür zuschlage, erwidert er: „Ja, bis morgen.“ und sieht mich besorgt an. Ich lege meinen Kopf schief und blicke ihn fragend an. Aber er verzieht nur seine Lippen zu einem Lächeln und schüttelt seinen Kopf. Also winke ich ihm noch, er winkt zurück und ich schlage die Tür zu. Ich wende mich ab und betrete das Tor, hinter dem man niemals ein Königsschloss vermuten würde, so gut, wie es getarnt ist, blicke aber dennoch, als er mich nicht mehr sehen kann, durch einen Spalt des Zaunes zu ihm. Er hat sich zurückgelehnt in den Sitz und blickt nach oben an die Decke seines Autos, während seine Hand an der Stelle seines Herzens ruht. Seine Lippen verziehen sich zu einem seligen Lächeln. Man könnte meinen, dass er es nicht fassen kann, dass sein Herz aus Freude hüpft. Ja, genau diesen Eindruck vermittelt er gerade. Als hätte er noch nie zuvor Glück empfunden. Dann seufzt er, seine Mimik versteinert sich, seine Augen werden kalt und er startet den Motor. Binnen Sekunden ist er nicht mehr zu sehen. Auf meine Lippen legt sich nun ebenfalls ein Lächeln und ich gehe ins Schloss, um mich zu Bett zu begeben, nachdem ich mich bei meiner Mutter und Philipp zurückgemeldet habe. *** Am nächsten Tag, Dienstag, bin ich bereits einige Zeit früher unterwegs zu Seto. Ich kann es schließlich kaum erwarten, ihn wiederzusehen. Hoffentlich hat er nichts dagegen, dass ich schon da bin. Nicht, dass ich ungelegen komme. Unsicher stehe ich vor der Sprechanlage und werfe einen Blick auf meine Uhr. 13.02 Uhr. Eine Stunde bin ich zu früh. Hoffentlich ist er überhaupt da. Ich drücke den Knopf mit seinem Namen auf der Sprechanlage und warte ab. „Ja?“ kommt kalt, wie sonst auch, aus der Sprechanlage. „Hallo. Ich bin´s Olivia. Ich weiß, ich bin zu früh. Ich hoffe dennoch, das geht in Ordnung.“ sage ich hörbar unsicher. „Hallo. … Ähm, … komm doch rauf.“ erwidert er ebenso unsicher, aber mit hörbarer Freude in der Stimme. Der Türsummer erklingt und ich drücke die Tür auf. Rasch eile ich die Treppen hoch, weil ich es wirklich kaum erwarten kann, wieder bei ihm zu sein. Als ich das richtige Stockwerk erreiche, sehe ich, dass die Tür, wie sonst auch immer, offensteht. Nun trete ich gemächlicher, näher an die Tür und werfe einen vorsichtigen Blick in das Apartment. Da erblicke ich auch schon Seto, der die Tür aufhält und sich ein Lächeln auf seine Lippen legt, als er mich sieht. Meine Lippen verziehen sich nun auch zu einem Lächeln und ich schreite über die Türschwelle. „Hi.“ sage ich nur und er erwidert ebenfalls: „Hi.“ Dann bemerke ich die Unsicherheit zwischen uns, da sich gestern doch wesentlich mehr zwischen uns geändert hat, als ich erst angenommen habe. Unsicher trete ich auf ihn zu, ohne den Blick von seinem zu nehmen. Während ich mich ihm langsam ganz annähere, lege ich vorsichtig einen Arm um seine Taille und schmiege mich an ihn. Meinen Kopf lege ich an seine Schulter und meine zweite Hand ruht an seiner Brust. Ich höre, wie er wohlig aufseufzt und spüre nur einen kurzen Augenblick später, wie er seinen Arm um meinen Rücken schlingt und eine zweite Hand, die über meinen Kopf streicht. Ich hebe meinen Kopf an, um in sein Gesicht zu sehen. Er hat seine Augen geschlossen. Er öffnet wieder seine Augen, zieht mich ein Stück in sein Apartment und lässt die Tür ins Schloss fallen. Ich fühle mich so wohl, wie noch nie zuvor. Nein, küssen ist hier nicht von Nöten, um uns zu zeigen, dass das zwischen uns etwas Besonderes ist. Bereits die Gesten sagen aus, wie viel Zuneigung wir für den anderen verspüren. Jetzt weiß ich, wie viel ich ihm tatsächlich bedeute. Ich ziehe mir mit den Füßen die Schuhe aus und lasse meinen Rucksack zu Boden sinken. Unerwartet hebt er mich plötzlich hoch, in seine Arme. Was hat er vor? Er wird mich doch nicht verführen wollen und in sein Schlafzimmer bringen? Nein, ich werde ihm vertrauen. Ich schmiege mich etwas mehr an ihn und lege den Arm, dessen Hand zuvor auf seiner Brust geruht hat, um seinen Hals, während seine Füße uns ins Wohnzimmer tragen. Dort bewegt er sich auf die Couch zu und lässt sich mit mir darauf nieder, während er mich auf seinem Schoß absetzt. Danach drückt er mich noch fester an sich und lässt mich spüren, wie sehr er sich nach meiner Nähe gesehnt hat. Ich spüre deutlich die Liebe, die zwischen uns herrscht. Ich setze mich etwas aufrechter hin und platziere mich noch näher an seinen Körper, damit ich meine Stirn in seine Halsbeuge legen kann. Wäre nur zu bedenken, dass wir uns noch nicht einmal gestern so nah waren, wie heute. Wieder hebe ich leicht den Kopf und nehme seinen Duft wahr. Er riecht wie ein Tannenwald, gemischt mit Mandelholz. Ich ziehe meinen Arm, um seinem Hals, wieder etwas zurück und beginne ihn vorsichtig zu erkunden. Er hat sehr lange Nackenhaare, stelle ich fest, bis meine Hand an seiner Schulter am Halsansatz anhält. Danach fahre ich eine sanfte Linie über seinen Hals hinauf, bis zu seinen Kieferknochen. Sanft lege ich meine Handfläche an seine Wange und spüre, wie er seinen Kopf zu mir herabneigt. Ich hab´ noch nie so viel Harmonie gespürt. Als würden wir zusammengehören. Kann es sein, dass er mein Seelenverwandter ist? Dass wir auf derselben Wellenlänge schlagen? Wenn es so ist, fühlt es sich einfach nur traumhaft an. Ich vermute, jetzt wäre der ideale Zeitpunkt uns besser kennen zu lernen. Ich streiche ihm mit meiner Hand, an seiner Wange, seitlich die Haare zurück und richte mich wieder etwas mehr auf. „Seto?“ hauche ich fragend. „Hm?“ lässt er nur verlauten, um mir zu bestätigen, dass er mir zuhört. „War dir eigentlich schon mal jemand so nah, wie ich?“ Er öffnet seine Augen einen Spalt und sucht meinen Blick, den er nicht lange suchen muss. „Nein, du bist die Erste.“ flüstert er, um die angenehme Stimmung zwischen uns nicht zu zerstören. „Und, … wer war die Frau, damals im Einkaufszentrum, die sich dir aufdrängen wollte?“ „Das war meine Sekretärin. … Aber, sag mal, … beobachtest du mich?“ hebt er skeptisch eine Augenbraue. „Nur, wenn ich dich zufällig im Einkaufszentrum sehe, … seit dem Zusammenprall.“ gestehe ich und meine Wangen beginnen zu brennen, weshalb ich beschämt meinen Kopf senke. Er legt seine Stirn in Falten und scheint zu überdenken, was in dieser Zeit alles passiert ist und zu welchen Gelegenheiten er mich gesehen hat, bedenke ich, als ich meinen Kopf wieder leicht hebe, um ihn beobachten zu können. Dann verziehen sich seine Lippen zu einem Grinsen. „Stimmt. Ich erinnere mich. Ich hatte beinah´ den Eindruck, dass du eifersüchtig warst.“ Ich nehme etwas Abstand von Seto, weil ich mich ertappt fühle und mich schäme, weil es tatsächlich so war. Seine Lippen verziehen sich zu einem bösartigen Grinsen, das mir gar nicht gefällt, und er stellt fest: „Also war es tatsächlich so.“ Macht er das mit Absicht, oder will er mich wieder loswerden? Warum macht er sich lustig über mich? Ich will mich nun ganz von ihm lösen, weil ich mich plötzlich ganz unwohl fühle. Doch er lässt mich nicht und verfestigt seinen Griff, während er mich wieder an sich drückt. Deshalb lasse ich mich einfach gegen ihn plumpsen, während er meinen Kopf wieder gegen seine Schulter drückt. Ich kann nicht verhindern, dass mir Tränen in die Augen steigen, weil ich mich verletzt fühle. Hab´ ich mich vielleicht doch geirrt? Bei allen meinen vorangegangenen Gedanken? Dann spricht er auch noch weiter, mit einem herabwertenden Ton: „Ich bin es ja gewohnt, dass mir Mädchen und Frauen hinterherhecheln, aber das …“ Nun schwingt seine Stimme in die Verzweiflung über: „… übersteigt selbst mein Erfassungsvermögen. … Bisher war es so, dass ich alles und jeden einfach ignoriert habe. … Aber ausgerechnet dich, … kann ich nicht ignorieren. … Seit diesem Zusammenprall mit dir, kann ich nicht einmal mehr klar denken. Immerzu sehe ich dein Gesicht vor mir, wie du mich mit diesen wunderschönen braunen Augen ansiehst. Dein Gesicht hat sich regelrecht in meinen Kopf gebrannt. … Ich hab´, jedes Mal aufs Neue, nachdem ich dich wiedergesehen habe, versucht, die Erinnerung an dich zu verdrängen und dadurch dich aus meinem Herzen und Leben fernzuhalten. … Doch es ist mir nicht geglückt. … Du hast dich so klamm heimlich in mein Herz geschlichen und dich so stark in mein Herz gebrannt, dass ich einfach nicht mehr in der Lage bin, … die Gefühle … zu ignorieren. … Das habe ich gestern eingesehen. Denn das erste Mal wurde mir bewusst, was Liebe wirklich bedeutet.“ Meine Tränen sind versiegt, auf Grund seiner Worte und ich runzle nachdenklich die Stirn. Aus seinen Worten entnehme ich, dass er noch nie eine Freundin hatte. Das setzt aber nicht voraus, dass er noch Jungfrau ist. Und was den Rest angeht, … So beginnt man doch kein Liebesgeständnis. Ok, es war vielleicht mehr eine Erklärung für sein Verhalten, aber dennoch kann man es als Liebeserklärung abtun. „Das ist aber eine komische Art, mir deine Liebe zu gestehen. Ich hätte eher tendiert zu ‚Ich muss immerzu an dich denken, habe immerzu das Bedürfnis bei dir zu sein. Ich liebe dich, sehne mich nach deiner Nähe. Bitte, bleib´ für immer bei mir.‘“ übertreibe ich maßlos und kann ihn nun wieder anlächeln. Seine Worte scheinen auch eine tröstende Wirkung auf mich gehabt zu haben. Nun scheint auch er sein Lächeln wiedergefunden zu haben. „Du hast Recht. Nur, tendiere ich eher zu ‚Willst du mit mir zusammen sein?‘“ Ich runzle abermals die Stirn und sehe ihn skeptisch an. Was meint er denn damit? Hat er die Frage jetzt im Ernst gestellt oder damit gemeint, dass er das sagen würde, wenn er jemandem seine Liebe gesteht. Ich bin eindeutig verwirrt. So scheine ich auch dreingeblickt zu haben, denn er seufzt und wiederholt: „Willst du mit mir zusammen sein?“ Ah, die Frage war ernst gemeint. Deshalb nicke ich, während sich meine Wangen schon wieder leicht röten und ich meinen Blick verlegen senke. Diesmal legt er seine Hand an meine Wange und bringt mich dazu, in seine Augen zu sehen. Viel zu schnell drohe ich diesmal, in seinen Augen zu versinken, die so viel Liebe ausstrahlen. Und ehe ich mich versehe, bin ich dabei, meinen Kopf seinem anzunähern. Auch sein Kopf kommt mir entgegen, bis wir unsere Lippen zaghaft berühren. Wieder habe ich das Gefühl, als empfände er es als ein Verbrechen meine Lippen spüren zu dürfen. Dieses Mal jedoch, bin ich gewillt, den Kuss in vollen Zügen zu genießen und ihn nicht so bald enden zu lassen. Sanft bewege ich meine Lippen gegen seine, wobei ich jetzt meine Hand in seinen Nacken lege und allmählich meine Finger in seinen Haaren vergrabe. Dennoch bin ich überzeugt, dass unsere Liebe etwas Besonderes ist. Ich dränge mich noch etwas näher an ihn, sodass wir unsere Köpfe uns noch weiter zuwenden müssen, aber noch weniger Platz zwischen uns herrscht. Sehr lange und intensiv beschäftigen wir uns nur mit uns, als plötzlich die Sprechanlage klingelt. Widerwillig löst sich Seto von mir und ich rutsche von seinem Schoß, damit er aufstehen kann. Wer kommt denn jetzt? Ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr. 14.20 Uhr. Mit raschen Schritten ist er an der Tür und fragt: „Ja?“ Ich folge ihm zum Flur, bleibe aber in der Schwelle zum Wohnzimmer stehen. „Hey, Seto. Ich bin´s.“ erklingt durch die Sprechanlage eine kindliche Stimme. „Hast du schon wieder den Schlüssel verloren?“ erklingt seine Stimme freundlicher, dennoch mahnend. „Tut mir leid, Seto.“ sagt die kindliche Stimme. „Komm rauf.“ Mit diesen Worten drückt Seto den Türsummer für unten, den man sogar hier hören kann. Anschließend öffnet er die Tür und wartet sogar vor der Tür auf den … Besucher? Mir hat es eher den Eindruck vermittelt, als würde diese kindliche Stimme hier wohnen. Keine Minute später spaziert ein schwarzhaariger Junge zur Tür herein, während Seto hinter ihm nachfolgt und die Tür sogleich hinter ihnen schließt. Verwundert blickt der kleine Junge in meine Augen. „Ich dachte, du willst nicht, dass jemand weiß, wo wir wohnen. Und außerdem, ich dachte, du hast nichts für andere Menschen übrig.“ Seto verdreht die Augen. „Erstens ist sie grundsätzlich hier, weil der König sie als stellvertretende Videospiel-Testerin eingesetzt hat … und zweitens … ist sie seit heute meine Freundin.“ Den letzten Teil hat Seto mehr genuschelt. Er hofft wohl, dass der kleine Junge das nicht verstanden hat. Kinder sind aber grundsätzlich neugierig, also wird Seto ohnehin nicht davonkommen. „Sie ist deine Freundin? Das ist ja toll. Endlich bist du nicht mehr allein. … Aber, wie kommt´s, dass du dir eine Freundin zugelegt hast?“ Ich grinse, weil ich es nahezu geahnt habe, dass der Kleine alles wissen will. Seto seufzt genervt und meint: „Zieh dir erst mal die Schuhe und Jacke aus, dann komm ins Wohnzimmer. … Warum bist du ausgerechnet heute nicht mit Freunden verabredet?“ geht Seto wieder ins Wohnzimmer, während der Kleine sich seinen Straßensachen entledigt. Ich folge ihm und nehme wieder auf der Couch Platz, während Seto einen Abstecher in die Küche macht. „Die haben heute alle keine Zeit. Tut mir ja wirklich leid, wenn ich eure Zweisamkeit störe.“ kommt vom Kleinen und mir kommt eine Idee. Der Kleine tritt nun ins Wohnzimmer und setzt sich zu mir. „Hallo, ich bin Mokuba, Seto´s kleinerer Bruder. Freut mich, dich kennen zu lernen. Und du bist?“ „Ich heiße Olivia.“ „Und wie habt ihr euch kennen gelernt?“ will Mokuba sofort wissen. „Nun, ja. Ich würde sagen, durch einen Zusammenprall. Ich bin mit meinen Inlineskates durch die Passagen des Einkaufszentrums gerast und in deinen Bruder reingefahren. Erst war er sauer und hat mich beschimpft, dann, als er mir in die Augen gesehen hat, wurde er stumm.“ „Klingt nach Liebe auf den ersten Blick.“ Nachdenklich lege ich meinen Kopf schief und antworte: „Ja, … ich denke, so kann man das bezeichnen.“ und blicke ihm mit einem Lächeln wieder in die Augen. „Ha, jetzt weiß ich, warum sich Seto in dich verliebt hat.“ und ich sehe ihn verwundert an. „Du hast so ein niedliches Antlitz, dem man nicht widerstehen kann. Dich muss man einfach liebhaben, egal auf welche Weise.“ „Und wie äußert sich dieses niedliche Antlitz?“ bin ich nun neugierig geworden. „Durch deine braunen Augen. Deine Augen sind so braun, dass man das Gefühl bekommt, in Schokolade zu schwimmen.“ Jetzt lache ich. Das ist ja auch einfach zu gut. Schokolade. Meine Augen. „Mokuba hat nicht ganz Unrecht.“ ertönt plötzlich Seto´s Stimme. Er kommt gerade aus der Küche ins Wohnzimmer und trägt ein Tablett auf seinen Händen. Seto stellt das Tablett auf den Couchtisch und stellt die Getränke vor jedem ab. Für Mokuba eine Tasse heißen Kakao, für sich eindeutig schwarzen Kaffee und für mich ein Glas Mineralwasser, wie mir scheint. Bedeutet das, dass er auch mich beobachtet? Scheint so. Ich nehme das Glas in die Hand, sage: „Danke.“ und mache einen Schluck. Tatsächlich. Keine klebrig süße Limonade, sondern einfaches Mineralwasser mit Kohlensäure. So erzählt Seto Mokuba unsere Begegnungen, bei denen ich nicht mal wusste, wie mich Seto beobachtet haben soll. Es sind sogar Stellen dabei, die ich nicht einmal mitbekommen habe. Seto muss mich heimlich öfters aufgesucht haben, um mich beobachten zu können, weil er mich einfach nicht aus seinem Kopf bekommen konnte. Er ist doch echt unfassbar. Er wusste ja zumindest, wo er mich finden konnte, ich im Gegenzug hatte da nicht so viel Glück. Später schaffe ich es sogar, meine Idee in die Tat umzusetzen. Mokuba spielt für mich das Spiel weiter, während ich mit Seto kuschle und das Spiel mit Seto gleichzeitig überwache. So vergessen wir allerdings auch die Zeit und ehe wir uns versehen, muss ich schon wieder nach Hause. Seto beschließt, mich wieder nach Hause zu fahren und Philipp berichte ich, dass ich mit Seto zusammen bin. Dass ich seine Ambitionen aber dennoch überprüfen werde. *** Die Tage vergehen und meine Verlobung mit, wem auch immer, rückt immer näher. Seto habe ich jeden Tag besucht, zeitweise das Spiel gespielt, mit Seto wortwörtlich im Rücken und habe versucht, seine Ambitionen mit dem eines Prinzen zu vergleichen. Viele Ambitionen weisen ihn als Prinz aus, und dennoch gibt es da einen kleinen Rest, der nicht so ganz ins Bild passen will. Und manches Mal sind wir mit den Inlineskates durch die Gegend gedüst. Einmal habe ich Seto auch die Vorzüge, im Einkaufszentrum durch die Passagen zu preschen, gezeigt. Nur leider waren die Passanten dann nicht mehr so nachsichtig, da wir ja zu zweit waren, und haben uns, für den Rest des Tages, dem Einkaufszentrum verwiesen. Aber lustig war´s trotzdem. *** Heute ist Freitag, der letzte Tag vor meiner Verlobung. Ich sitze in Seto´s Wohnung, spiele sein Videospiel zu Ende und weiß nicht, wie und ob ich ihm alles von mir sagen soll. Ich will ihn eigentlich nicht verlieren, also überlege ich mir, wie ich vorgehen kann. Ich habe bereits mit Philipp gesprochen. Der meinte, dass Seto vor der Verlobung anwesend sein müsste. Eigentlich müsste ich Seto nur darum bitten, zur vereinbarten Zeit im Schloss der Königin zu erscheinen, um sich vor Philipp zu beweisen. Mir ist natürlich klar, dass Philipp zuvor mit Seto allein sprechen wollen wird, um ihn über die ganze Situation aufzuklären. Ich hoffe nur, dass alles gut geht. Als es Zeit wird, heim zu gehen, schreibe ich Seto eine Nachricht mit der Adresse und der Bitte, zu kommen, auf und lege sie auffällig neben seinen Festnetzanschluss. Nachdem er mich nach Hause gefahren hat und es jetzt Abschiednehmen heißt, gebe ich ihm einen ausgiebigen Kuss und sage: „Ich liebe dich, Seto.“, weil ich befürchte, dass ich ihn unter Umständen vielleicht nie wiedersehen darf. Bin ich nämlich erst mal mit Marik verlobt, wer weiß, ob er mir nicht verbietet, weiterhin mit Seto Kontakt zu halten, im Wissen, dass ich ihn liebe. „Ich liebe dich auch, Olivia.“, erwidert er mir und fragt sogleich, „Sehen wir uns am Montag wieder?“ „Das weiß ich leider noch nicht. Ich muss erst meine … Eltern fragen.“ Er nickt verstehend, dennoch betrübt mich seine Unwissenheit. Ich werde ihn auf jeden Fall vermissen. Ich küsse ihn wiederholt und sage, mehr zu mir: „Ich werde dich vermissen, wenn ich dich nicht wiedersehen darf.“ Wieder küsse ich ihn, aber diesmal mit aller Verzweiflung, die sich in mir widerspiegelt. Dann steige ich aus dem Wagen und Seto kann nun meine Tränen erkennen, die mir die Wangen hinunterlaufen. „Wir werden eine Lösung finden.“ versucht er mich zu trösten. Doch ich breche nur noch mehr in Tränen aus und beginne zu schluchzen. Wenn ich ihn noch länger ansehe, schmerzt es nur noch mehr. Deshalb renne ich hinter die Abzäunung, direkt aufs Schloss zu und weiter in mein Zimmer, wo ich mich aufs Bett werfe und mich meinem Kummer hingebe. *** Den ganzen Samstag verbringe ich im Bett, weil ich einfach zu sehr Seto nachtrauere, im Gewissen, ihn vielleicht nie wieder sehen zu dürfen. Selbst das Essen verweigere ich und Philipp und meine Mutter machen sich große Sorgen um mich. *** Sonntag. Tag meiner Verlobung. Besiegelung meines Schicksals und Ende meines Lebens. Gut, heute ist nicht mein Todestag, aber, wenn ich Seto verliere, hat der Sinn meines Lebens ein Ende gefunden. Ich kann mir schließlich nicht mehr vorstellen, ohne Seto zu sein. Ich brauche ihn ganz einfach. Es geht einfach nicht mehr ohne ihn. Heute wird mein Herz sterben, auf Grund der Verlobung mit Prinz Marik. Philipp und meine Mutter kommen in mein Zimmer und bitten mich darum, dass ich mich fertigmache. Wir wollen schließlich pünktlich ins Schloss der Königin kommen und wir müssen schließlich eine Weile fahren. Obwohl meinem Gesicht meine Stimmung abzulesen ist, haben beide kein Mitleid mit mir. Wie gemein. Deshalb erhebe ich mich mühevoll aus dem Bett, gehe ins Bad, wasche mich und ziehe mir ein Prinzessinnenkleid an. Anschließend lege ich mir Schmuck an und setze mein Prinzessinnendiadem auf. Meine Haare lasse ich offen, aus Protest. Es ist ohnehin egal. Vor Seto muss ich mich nun nicht mehr verstecken. Denn es ist alles egal geworden. Habe ich erst mal den Verlobungsring an meinem Finger, ist mein Leben zu Ende. Mit müden Gliedern komme ich aus meinem Zimmer und gehe hinunter in die Eingangshalle, wo ich bereits erwartet werde. Meine Mutter und Philipp verlassen, vorangehend, das Schloss und setzen sich in die Limousine. Ich folge ihnen anstandslos. Die Fahrt beginnt, nachdem die Diener einige Sachen in die Limousine gepackt haben und sie ebenfalls Platz genommen haben. Einige Stunden später, um die Mittagszeit herum, kommen wir an dem Schloss der Königin an. Während der Fahrt habe ich, die ganze Zeit über, nur an Seto denken müssen, und dass ich ihn vielleicht nie wiedersehen darf. Ich vermisse ihn schon jetzt. Wir steigen aus der Limousine, betreten das Schloss und werden von der Königin persönlich begrüßt. „Meine Söhne werden später dazukommen. Selbst die zwei Jüngsten haben sich dazu herabgelassen, zu erscheinen. Ihr werdet sie später sicher noch kennenlernen.“ Wir erwidern die Begrüßung mit einer Danksagung zur Einladung in ihr Schloss und der Freudeaussprechung für die Verlobung von Prinz Marik und meinerseits. Zum Glück hat uns die Königin Gemächer zugesprochen, in die wir uns zurückziehen dürfen, um uns von der Anreise zu erholen. So ziehe ich mich sofort in das mir zugewiesene Zimmer zurück. Etwas später, bequeme ich mich dann doch aus dem Zimmer, um das Schloss etwas zu erkunden. Als ich an einer angelehnten Tür vorbeikomme, höre ich plötzlich Stimmen. Ich kann zwar kein Wort verstehen, aber die Stimmen würde ich überall und jederzeit erkennen. Philipp und … Seto. Mein Herz macht Luftsprünge. Er ist tatsächlich gekommen. Doch plötzlich höre ich Philipp auffahren: „Olivia ist meine zukünftige Stieftochter. Ich werde ihr unterbinden, Sie jemals wiederzusehen.“ Ich bin geschockt. „Schön. Dann werde ich andere Geschütze auffahren.“ erwidert Seto hörbar erbost. Ich höre, wie sich aufstampfende Schritte nähern. Seto stürmt die Tür heraus, ignoriert mich dabei vollkommen, als er an mir vorbeirauscht, mit seinem Geschäftsmann-Outfit und ich kann wieder nur Tränen vergießen. „Seto.“ hauche ich kraftlos. Entschlossen folge ich ihm, weil ich ihn noch ein letztes Mal sehen will. In der Eingangshalle sieht er sich um und eilt dann die Treppen hoch. Was will er den oben in den Gemächern? Ich folge ihm hoch, einen anderen Flur entlang, als wir zugeteilt bekommen haben, als mir zwei Wachen unvorhergesehen den Weg versperren. „Hier ist der Zugang für Unbefugte verboten. Dahinter befinden sich die Gemächer der königlichen Söhne und ihrer Majestäten.“ Was will Seto denn bei der Königsfamilie? Verwirrt drehe ich mich um und steige die Treppen wieder herab, als mir einfällt, dass Seto ohne Probleme da durchgekommen ist. Nur der Grund will mir dafür nicht einfallen. Wieder später werde ich von den königlichen Erwachsenen gebeten, die königlichen Söhne zu treffen, bzw. meinen zukünftigen Verlobten zu begrüßen. Deswegen warte ich in der Eingangshalle auf sie. Als sie endlich die Treppen herunterkommen, fällt erst mein Blick auf Marik, dann plötzlich erkenne ich Seto und Mokuba. Meine Augen weiten sich und Seto, als auch Mokuba halten in ihrer Bewegung inne. Mein Blick verfängt sich in dem von Seto. Mit einer Mischung aus Schock, Überraschung, Freude und Glück betrachte ich ihn. Marik kann es sichtlich nicht fassen. Ich gehe einige Schritte die Treppen hoch und Seto kommt mir einige Schritte entgegen, als wir uns endlich wieder gegenüberstehen. Jetzt verstehe ich natürlich, wie er in die königlichen Gemächer kommen konnte. Aber, wieso hat er mir nie etwas gesagt? Hm, wahrscheinlich aus demselben Grund, wie ich. Wie dumm von mir. Ich hebe meine Hände. Er tut es mir gleich. Wir legen unsere Handflächen aneinander und verhaken unsere Finger miteinander. „Seto.“ hauche ich. Mehr muss ich gar nicht sagen, er versteht meine Gefühle auch so. Wir lösen unsere Hände und umarmen uns, während mir Tränen in den Augen stehen. Dann löse ich mich wieder leicht von ihm, er nimmt mein Gesicht in beide Hände und drückt seine Lippen auf meine. Ich schlinge zögernd meine Arme um ihn und erwidere den Kuss, während Marik entsetzt aus der Wäsche guckt. „Mein lieber Seto. Ich hätte nie gedacht, dass es doch noch jemand schafft, dein kaltes Herz zu erweichen.“ meldet sich unerwartet Marik zu Wort. „Ich befürchte, ich muss König Philipp dazu holen. Der sollte sich das unbedingt ansehen.“ lacht nun Marik. „Komm mit, Mokuba. Lassen wir die beiden allein.“ meint er noch, nimmt Mokuba an die Hand und geht in den Esssaal. Während ich Seto voller Sehnsucht küsse, betritt Philipp die Eingangshalle und bleibt wie angewurzelt stehen. Unerwartet tritt nun auch die Königin dazu und meint: „Seto, wo bleibst du denn? Wir haben Gäste.“ Als sie ihn allerdings sieht, bleibt auch sie wie angewurzelt stehen. Er löst den Kuss, grinst über beide Ohren und sagt herausfordernd an Philipp gerichtet: „Ich komme schon, Mutter.“ und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, Philipp ist gerade die Kinnlade hinuntergefallen. Ich muss mir echt ein Kichern verkneifen. Marik stellt sich nun neben seine Mutter und meint: „Mutter, ich denke, das geht schon in Ordnung. Man soll zwei liebende Herzen schließlich nicht trennen. Ich werde schon noch irgendwann die Richtige für mich finden.“ „Dann schlage ich vor, dass wir uns dem Abendessen widmen und danach die Verlobung festsetzen. … Dass ich das noch erleben darf. Seto und die Liebe. Ich habe bereits befürchtet, sein Herz ist bereits so kalt, dass es niemandem mehr zu gelingen vermag, sein Herz zu erweichen. Das ist ein Wunder.“ freut sich die Königin sichtlich, während ihre Hände wie zu einem Dankesgebet gefaltet sind. Und mein Herz macht Freudensprünge, denn nun kann Philipp ihn nicht mehr als Verlobten abweisen, da er ein waschechter Prinz ist. Wer hätte das nur gedacht? Ich hätte das nie erwartet. Aber ich bin froh darum. Denn jetzt kann ich für immer bei meinem Seto bleiben. Und Mokuba, der nun hinter seiner Mutter auch hervorkommt, grinst auch über beide Ohren. Meine Mutter, die neben Philipp steht, lächelt erfreut, weil ich jetzt einfach nur viel zu glücklich aussehe. Philipp seufzt und meint: „Schön. Du hast gewonnen, Seto Kaiba. Das gebe ich offen und ehrlich zu. Meine Stieftochter soll dein sein.“ Ich eile die Treppen herab, drücke Philipp ordentlich und sage: „Danke, danke, danke, Philipp.“ Dann sehe ich, wie sich ein Lächeln auf seine Lippen legt. „Werd´ ja glücklich mit ihm, mein kleiner Spatz.“ „Hey, ich bin kein kleines Kind mehr.“, beschwere ich mich grinsend, „Ich hab´ dich aber trotzdem lieb.“ sage ich ihm, drücke ihn noch einmal und kehre an die Seite Seto´s zurück, den ich verliebt ansehe. Seto legt mir einen Arm um meine Taille und drückt mich lächelnd besitzergreifend an seine Seite. „Hach, es freut mich wirklich, dass Seto wieder sein Lächeln gefunden hat.“ seufzt die Königin, während sie uns den Weg in den Esssaal weist. Die Königin befiehlt den Dienern sofort, die Sitzordnung zu ändern, sodass ich neben Seto sitzen kann und das Essen kann beginnen. Als ich meine Hand auf dem Tisch liegen habe, legt Seto seine auf meine. Ich blicke ihn an und muss mir eingestehen, dass mir der Anblick in seinen Prinzenklamotten noch fremd ist. „Ich muss mich echt noch daran gewöhnen, dich in diesen Kleidern zu sehen.“ Er beginnt zu grinsen und meint: „Da geht´s mir nicht anders bei dir.“ Wir beugen uns zueinander und küssen uns kurz auf die Lippen. „So glücklich möchte ich auch, eines Tages, verliebt sein.“ schwärmt Marik, während er uns beide beobachtet. „Das geht bei dir sicher schneller, als bei Seto.“ wirft Mokuba ein. Marik lacht: „Da hast du wahrscheinlich Recht, Mokuba.“ „Bist du glücklich, weil deine Tochter nun auch ihr Glück gefunden hat?“ fragt Philipp meine Mutter. „Ja, das bin ich. Und ich bereue keine Minute, deinem Antrag zugestimmt zu haben.“ antwortet sie ihm. Gott, wie schmalzig. Ich grinse Seto an und dieser säuselt mir zu: „Ich liebe dich, Olivia.“ „Ich liebe dich auch, Seto.“ erwidere ich und küsse ihn kurz auf die Lippen. „Hach, ich bin ja so glücklich, dass mein Sorgenkind Seto endlich jemanden für sich gefunden hat.“ schwärmt die Königin. „Wir sind alle froh, dass Seto endlich unter die Haube kommt.“, erwähnt Marik grinsend und fügt an, „Auch, wenn er sich eingebildet hat, vor zwei Jahren unser Königshaus verlassen zu müssen, um sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.“ „Genau. Euer Majestät muss wissen, dass er sich dazu entschieden hat, ein Leben als normaler Bürger zu leben, um sein Glück zu suchen. Er hat sich eine eigene Spielefirma aufgebaut und produziert selbst die Spiele. Er hat bisher viel Erfolg damit erreicht, aber dennoch haben wir immer gehofft, dass er eines Tages zurückkommt und uns eine Braut mitbringt. … Wir sind wirklich sehr froh, dass es endlich soweit ist. … Marik, der eigentlich der ältere von beiden ist, hat leider eine Schwäche für Frauen, weshalb er sich leider nicht zu entscheiden vermag, welche er für sein ganzes Leben behalten will. Er macht mir ebenfalls große Sorgen.“ erzählt die Königin einfach drauf los. Und ich bin ganz froh darüber, dass sie ein so lockeres Gemüt hat. Mit ihr kann man sicher auch über heikle Themen reden. Philipp ist in der Hinsicht doch etwas zu konservativ. Nach dem Essen treffen noch einige Gäste ein, die der Verlobung beizuwohnen haben, weil sie Verwandte und Freunde sind. Auch von der Presse und vom Fernsehen sind Leute gekommen, um das Ereignis zu verewigen. Als wir uns wieder frei bewegen dürfen, bemerke ich Marik und Seto, wie sie sich ausgelassen unterhalten, was Seto die letzten zwei Jahre eigentlich so getrieben hat. Als Marik wieder auf die Verlobung zu sprechen kommt, fragt er Seto: „Hast du eigentlich einen Ring für Olivia?“ Seto schließt entnervt seine Augen und schüttelt den Kopf. Meine Augen weiten sich. Wie will sich Seto denn mit mir verloben, wenn er nicht einmal einen Ring hat? „Hier, nimm den. Der war ursprünglich für Olivia gedacht. Aber da du ja jetzt das Los hast …“ „Nein, danke, den brauch´ ich nicht.“ „Nicht schlicht genug, was?“ „Ich weiß da schon einen Besseren. Der wird ihr bestimmt gefallen.“ grinst Seto nun Marik an. „Dann zeig mal her.“ „Ich hole ihn schnell.“ sagt Seto, ehe er die Treppen zu den königlichen Gemächern hinaufeilt. Und instinktiv frage ich mich, ob er eigentlich wirklich schon bereit dazu ist, mich zu heiraten. Ich weiß, eine Verlobung ist nur ein Heiratsversprechen, aber dennoch ist eine Verlobung ein großer Schritt. Und wir sind doch erst zwei Wochen zusammen. Woher sollen wir wissen, dass wir ein Leben lang miteinander glücklich sein werden. Schließlich wird auch von uns erwartet, dass wir Erben in die Welt setzen. Aber ich glaube, das kriegen wir schon hin. Nach fünf Minuten kommt Seto wieder die Treppe eilig herabgestürzt, fängt sich aber am Treppengeländerende ab, um sich so abzubremsen. „Hier. … Und was sagst du?“ Marik beginnt zu grinsen. Obwohl ich wirklich neugierig auf den Ring bin, sage ich zu mir ‚Nein‘. Ich will mich von Seto überraschen lassen. Ich lächle glücklich, während ich ihn so betrachte und lehne mich gegen die Wand. Er sieht jetzt wie ein einfacher frecher Junge aus, der voller Vorfreude, sein Werk herzeigt. Er ist ja so süß. Ich kann mein Glück noch immer nicht fassen, dass ich wirklich mit Seto, meiner großen Liebe, verlobt werden soll. Ich seufze glücklich. Plötzlich reißt´s mich aus meinen Gedanken, als sämtliche Gäste in den Ballsaal gerufen werden. Die zwei Prinzen huschen schnell dahin und ich folge ihnen mit Abstand. Auf einem Podest stehen Philipp mit meiner Mutter und die Königin mit Mokuba, zu denen Marik und Seto sich schnell gesellen. Ich schüttle lächelnd meinen Kopf und betrete das Podest. Ich stelle mich zu Philipp und meiner Mutter, als die Königin auch bereits zu sprechen beginnt. „Liebe Verwandte und Freunde unserer Familien. Auch die Reporter und Filmteams sind uns herzlich willkommen. Ich freue mich, euch heute eine frohe Kunde zu verbreiten. Die Verlobung von meinem Sohn, Prinz Seto, und der Stieftochter von König Philipp, Prinzessin Olivia. … Seto, bitte.“ gibt sie ihr Wort an Seto weiter. Seto wirkt sichtlich nervös, räuspert sich und tritt auf Philipp und meine Mutter zu. „Ich bitte Eure Majestäten um die Hand Eurer Stieftochter, Tochter.“ nickt er einmal Philipp, dann meiner Mutter zu. Philipp, als auch meine Mutter nicken lächelnd, dann wirft Seto einen Blick zu seiner Mutter, die ebenfalls zustimmend nickt. Plötzlich fällt er vor mir auf die Knie und fragt mich: „Liebste Olivia. Willst du mir das Versprechen geben, mich zu heiraten und mit mir glücklich werden?“ Ich strahle ihn lächelnd an, als er mich mit seinen Augen verliebt ansieht. Ich strecke meine Hand nach ihm aus, damit er sich erhebt, was er nach meiner Aufforderung auch tut. Dann antworte ich glücklich lächelnd: „Liebend gerne, liebster Seto.“ Nun nimmt er meine Hand und steckt mir den Ring an meinen linken Ringfinger. Als ich mir den Ring betrachte, verziehen sich meine Lippen zu einem Grinsen. „Auf so eine Idee kannst auch nur du kommen.“ flüstere ich ihm zu, während seine Lippen sich ebenfalls zu einem Grinsen verziehen. Der Ring besteht aus zwei Schlangen, die zusammen ein Herz bilden und in der Mitte protzt ein wunderschöner Diamant, ebenfalls in Herzform. Wir schließen uns in die Arme und küssen uns, während die Menge zu klatschen beginnt und uns hochleben lässt. Dann beginnt bereits Musik zu spielen und die Erwachsenen beginnen ausgelassen zu tanzen. Nur Seto und ich küssen uns weiter. Seto wagt es nun das erste Mal, über meine Unterlippe zu lecken, um mich, um Einlass zu bitten. Diesen gewähre ich ihm auch prompt, da ich mich schon viel zu lange danach sehne. So beginnen wir ein intensives Zungenspiel. Als wir uns auf Grund von Sauerstoffmangel voneinander lösen müssen, sehen wir uns in die Augen und sehen uns gegenseitig glücklich an. Ich kann es nicht fassen, dass Seto es tatsächlich getan hat. Er hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten will. Wir sind nun wirklich verlobt. Seto fragt mich: „Willst du mit mir tanzen?“, während er auffordernd in die Menge nickt, die diesem Beispiel bereits folgt und hält mir seine Hand entgegen. Ich nehme seine Hand, antworte: „Gerne.“ und wir betreten gemeinsam die Tanzfläche, um unsere Verlobung ausgelassen zu feiern. *** Am nächsten Tag kann man in sämtlichen Zeitungen lesen, wie der Geschäftsmann Seto Kaiba, auch bekannt als Prinz Seto, glücklich mit mir, Prinzessin Olivia verlobt ist. Man hat sogar Fotos von uns beiden in der Zeitung veröffentlicht, wie wir tanzen und kurz für ein Foto in die Kameras geblickt haben. Seto lächelt dabei sogar. Wenn das mal keinen Sonderbericht über das Leben von Seto Kaiba wert ist. Der Prinz, der auf Grund seines kalten Herzens keine Chance auf Liebe hatte, und deshalb sein Glück als normaler Bürger versuchte. Wie er eine Spielefirma gegründet und so erfolgreiche Videospiele programmiert hat. Seine Spielefirma wird sogar als Stern der aufsteigenden Sonne bezeichnet, weil seine Firma gute Chancen hat, die Nummer eins unter den Spielefirmen zu werden. Gestern Abend haben die Reporter und Fernsehteams sogar noch Interviews mit uns und unseren Familien geführt. Marik hat sogar ein Statement abgegeben, warum er mich nun doch nicht um die Hand gebeten hat, sondern an seiner statt Seto es getan hat. Natürlich musste man die Story von unserem Kennenlernen auch abdrucken. Ich vermute stark, dass sämtliche Mädchen und Frauen, die Seto angeschmachtet haben, nun totunglücklich sein werden. Ob ich eine Protestdemonstration erwarten sollte, weil ich ihnen Seto weggenommen habe? Das sind beinahe zwölf Seiten nur über die Verlobung, die Hintergründe, wie es dazu gekommen ist, und das Leben des Seto Kaiba´s beschrieben. Die einzelnen Zeitungsabschnitte werde ich mir wohl einrahmen lassen. Dieser Tag beschreibt schließlich ein Ereignis, dass man so schnell nicht vergessen sollte. Aber, wie wohl unsere gemeinsame Zukunft aussieht? Philipp und meine Mutter, sowie die Königin, Marik und Mokuba, sind guter Dinge, dass wir bis zum Ende unserer Tage miteinander glücklich sein werden. Ich lasse mich überraschen. Zudem wird die Hochzeit von König Philipp und meiner Mutter schon nächste Woche stattfinden. Auch sie hat jetzt eine neue Zukunft zu erwarten. So bin ich auch guter Dinge, dass sich alles so wenden wird, wie es sein soll. ~~ Ende ~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)