Sugar Sugar Rune - Sechs Jahre später (wird aktuell überarbeitet) von Anastasya ================================================================================ Kapitel 3: Alltag Ahoi ---------------------- Am nächsten Morgen wurde ich ziemlich unsanft geweckt; und viel zu früh! Lovin patschte mir mit der flachen Hand auf den Hinterkopf. Ich murrte ihn an, aber ehe ich zu Wort kommen konnte, giftete er schon los: „Chocola Meilleur! Was ist an 'Aufstehen, Schule' eigentlich so schwer zu verstehen? Immer das Gleiche mit dir.“ Er sollte mich in Ruhe lassen, ich war müde. Kein Mensch konnte von mir erwarten, heute in die Schule zu gehen. Doch Lovin sah das offenbar anders und riss mir die Decke weg. Ich richtete mich auf und sah ihn aus verengten Augen an. Naja, ich sah ihn weniger an, als dass ich ihn mit meinem Blick töten wollte. Wenn ich das doch nur könnte, wäre echt praktisch! Ich wollte meine Ruhe. Aber er ließ nicht von mir ab, seufzte nur ziemlich genervt und schob mich hektisch ins Badezimmer. Ich knallte die Tür hinter mir zu und drehte den Schlüssel herum. Argh! War ich nicht quasi noch krank? Man musste freundlicher mit mir umgehen! Soviel Stress war gar nicht gut. Ich sah mich verschlafen um. Dann kam mir eine glänzende Idee: Erstmal noch ein kleines Nickerchen auf dem wundervoll flauschigen Teppich. Der war so dick und kuschelig, er würde ein wunderbarer Bettersatz sein. Ich kniete mich darauf und rollte mich gerade gemütlich zusammen, aber Ruhe schien mir einfach nicht vergönnt zu sein. „Nicht schlafen, Chocola!“, brüllte mein heißgeliebter (nicht) Lovin und hämmerte wie ein wild gewordener Büffel an die Tür. Wie konnte er das wissen? Hatte er hier Kameras montiert? Oder musste ich mir eingestehen, dass er mich doch besser kannte, als mir lieb sein konnte? „Sonst komme ich rein!“, fügte er hinzu und diese Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Erschrocken sprang ich auf meine Füße und schaffte es irgendwie zu duschen, die Zähne zu putzen und mich anzuziehen. Gerade legte ich mir noch ein bisschen von meinem frisch erworbenem Make-Up auf, da hörte ich zur Abwechslung mal Vanillas liebliches Stimmlein. „Frühstück ist fertig.“, säuselte sie die Treppe hinauf. Und wie es fertig war! Als ich, mehr oder weniger fertig, mein Badezimmer verließ, wehte mir schon der Geruch von frischen, süßen Pfannkuchen entgegen. Es roch so köstlich, dass mir das Wasser im Mund zusammen lief. Ich seufzte zufrieden und ließ mich von dem zauberhaften Duft in die Küche locken. Lovin saß mit übereinander geschlagenen Beinen am Esstisch und las in der Zeitung; seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, über seinen letzten Auftritt. Dann zog das Geräusch von Schritten meine Aufmerksamkeit auf sich. Eine junge Frau stieg die Treppe herunter, ihre schimmernde Jacke achtlos um den Körper gewickelt. Darunter erkannte ich noch ein knappes Kleidchen. Schnurstracks stolzierte sie auf Lovin zu und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Fast hätte ich brechen müssen. Das war ja widerlich! Lovin wirkte eher unbeeindruckt. „Meine Nummer hast du ja.“, quiekte die fremde Frau begeistert. „Du meldest dich doch, oder?“ Zugegeben: Hübsch war sie ja; welliges braunes Haar, lange, dunkle Wimpern und ihre Haut sah aus, als würde sie sich ganz samtig anfühlen. Aber ich sah ihr auch an, dass sie nicht wirklich die hellste Kerze im Kronleuchter war; also ganz Lovins Beuteschema. Er stand auf, legte eine Hand auf ihren unteren Rücken und führte sie zur Haustür. Dabei wechselten sie einige Worte, die ich aber nicht verstehen konnte. Kurz sah ich den beiden noch nach, dann ließ ich mich auf einen Stuhl sinken. Ich war jetzt schon völlig erschöpft, wie sollte ich den Tag denn überstehen?! Vanilla wuselte in einer hellrosanen, geblümten Schürze um mich herum. Sie hatte eine Servierplatte in der Hand und lud mir einen ihrer wundervoll duftenden Pfannkuchen auf den Teller. Er war ganz frisch und dampfte sogar noch. Ich löste meinen Blick davon und musterte meine Freundin genauer. Sie sah gar nicht aus, als hätte sie sechs Jahre im Koma gelegen, ganz im Gegensatz zu mir. Während ich aussah, wie der aufgewärmte Tod, schwebte sie frisch und fit in ihrer glattgebügelten Schuluniform durch die Küche, das kurze hellblonde Haar in den für sie typischen, fluffigen Locken. Ich fragte mich immer wieder, wie sie das anstellte. Missmutig griff ich nach der Schokoladencreme, um meinen Pfannkuchen großzügig damit zu bestreichen, als Lovin zu uns zurückkehrte und seinen Kaffee weiter trank. Er wirkte zwar etwas müde, aber voll und ganz zufrieden. Ich warf ihm ein herausforderndes Grinsen zu. „Seit wann behältst du deine Frauen denn über Nacht hier?“, fragte ich stichelnd, „Meinst du nicht, das könnte uns verderben?“ Doch Lovin lachte nur, ohne aufzusehen: „Chocola, sei nicht albern, ihr seid nicht mehr elf.“ Eklig, aber damit hatte er Recht. Ich konnte das immer noch nicht ganz fassen. Es war schon merkwürdig, wenn du aufwachst und auf einmal 17 Jahre alt bist. Ich fühlte mich noch nicht so, aber redete mir ein, dass ich mich schon daran gewöhnen würde; denn wie elf kam ich mir auch nicht mehr vor. 17... Das war fast schon erwachsen Ein wenig Bammel vor meinem ersten Schultag konnte ich nicht abschütteln, obwohl mich eigentlich nichts in Furcht versetzen konnte. Dabei hat Lovin uns sogar verzaubert, um unser Wissen und unsere Fähigkeiten unserer Klassenstufe anzupassen. Sonst hätten wir uns wohl wirklich blamiert. Es war echt irre praktisch mit Magie nachhelfen zu können. „Bummel nicht so, Chocola, ihr müsst gleich los.“, ermahnte Lovin mich und ich warf ihm nur einen giftigen Blick zu. „Laff miff meine Fannkuffen effen.“, nuschelte ich. Nicht mal beim Frühstück hatte ich meine Ruhe? Das war hier ja wie im Knast. Lovin rollte nur die Augen und faltete lautstark seine Zeitung zusammen. Dann erhob er sich schwungvoll. „Ich fahre euch.“ Vanilla kam derweil mit zwei prall gefüllten Schultaschen die Treppe herunter und reichte mir eine. „Hier, ich wusste, dass du es wieder vergessen würdest.“, sagte sie. Aber sie klang nicht vorwurfsvoll. Das hatte sie nie getan. Deshalb war sie auch meine beste Freundin. Ich griff nach meiner Tasche und warf sie mir achtlos über die Schulter. Ich hatte wirklich vergessen, meine Schulsachen zusammenzupacken. Aber eines fehlte noch. „Wo ist Duke?“, fragte ich, weniger speziell an Vanilla gerichtet, als einfach so in den Raum gestellt. Suchend sah ich mich um. „Choco-chan.“ Vanilla klang amüsiert und legte mir ihre Hand auf den Arm. „Wir sind jetzt Oberstufenschüler, du kannst in deinem Pult keinen Frosch mehr verstecken.“ „Genau.“, piepste Blanca. Wo war ausgerechnet die denn jetzt wieder hergekommen? Ich blickte mich um und fand die dumme, kleine Maus auf dem Treppengeländer. Genervt streckte ich ihr die Zunge heraus. „Pieps, man sollte meinen, nach sechs Jahren wärst du ein Fünkchen damenhafter.“ Aus ihrer Stimme war der Vorwurf mehr als deutlich zu vernehmen. So war das halt mit uns. Ich mochte sie nicht und sie mochte mich nicht. Das würde sich vermutlich nie ändern, egal, wie viel Zeit verging. „Ich dachte, Ratten würden gar nicht so lange leben.“, erwiderte ich trocken und Blanca huschte schimpfend und piepsend die Treppe hoch, vermutlich zurück in Vanillas Zimmer. Die sah mich jetzt vorwurfsvoll an. „Mensch, Choco, könnt ihr euch nicht einmal jetzt vertragen?“ Dann stolzierte sie zur Haustür und ich folgte ihr, wo Lovin uns schon in seinem Cabrio erwartete. Was konnte ich denn dafür, dachte ich mürrisch, wollte mich aber nicht weiter davon nerven lassen. Schließlich hatte der Tag gerade erst angefangen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)