Sugar Sugar Rune - Sechs Jahre später (wird aktuell überarbeitet) von Anastasya ================================================================================ Kapitel 24: Wenn der Spendenball beginnt ---------------------------------------- Die Limousine war riesig und schaukelte ganz schön. Keine Ahnung, wie Lovin es schaffte, seinen Champagner nicht zu verschütten. Mein Glas war schon nach der ersten Kurve so gut wie leer. Aber das störte mich nicht. Das Zeug war eklig! Da war mir ein Bier wirklich lieber, aber 'das schickt sie ja für eine Dame nicht', wie Lovin sagte, als ich fragte. Als wir vorfuhren, konnte ich draußen schon massig Lichter durch die verdunkelten Fensterscheiben sehen. Sogar Spotlights waren da und ich konnte Kameras klicken hören. Vermutlich würden sie sich gleich alle auf Lovin stürzen. Er war hier bei den Menschen ja ein berühmter Sänger, deshalb hatten wir auch VIP-Karten. Als der Wagen hielt, kletterte Lovin elegant aus der Limousine und Houx, Saule, Vanilla und ich kamen etwas ungraziler hinterher. Er ging vor uns her, während Houx Vanilla seinen Arm hinhielt und ich mir Saules schnappte. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich irgendwann in so einer Szene wiederfinden würde. Früher habe ich mit Houx und Saule im Dreck gespielt und jetzt waren wir hier auf so einem schicki-micki Event. Ganz durchdacht kam mir das Ganze auch nicht vor; wie sollten Vanilla und ich Herzen sammeln, wenn wir hier mit Kerlen aufkreuzten? Aber vielleicht war das nur jetzt am Anfang so und später würde man uns allein in die 'Schlacht' schicken. Lovin lächelte und winkte und verteilte Handküsse und ich wünschte mir wirklich, nicht hier zu sein. Saule stupste mich mit dem Ellbogen und wisperte: "Hey, hättest du jemals gedacht, dass wir mal zusammen auf einen Ball gehen?" Ich sah ihn skeptisch an. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals auf einen Ball gehe.", erwiderte ich mit Galgenhumor. "Du siehst wirklich gut aus." Bildete ich mir das nur ein, oder war Saule irgendwie komisch? Was weiß ich, von Jungs habe ich sowieso keine Ahnung. Das war das einzige, was ich sicher wusste. Der Ballsaal war riesig und wahnsinnig pompös; ganz Lovins Stil. Überall wurde man darauf aufmerksam gemacht, für welchen guten Zweck dieser Ball ausgerichtet war und es gab eine Kollekte für Spenden. Wahrscheinlich hätte man auch einfach die ganze Deko weglassen können und das gesparte Geld spenden können. Wäre vermutlich auf das Gleiche hinausgelaufen. Wir durchschritten den Ballsaal und kamen in einen Raum, an dessen Wänden ein riesiges Buffet stand. Daneben unzählige kleine, runde Tische mit aberwitzig viel Besteck und Gläsern. Houx und Saule rückten für Vani und mich die Stühle vor und ich sah sie irritiert an. Sicher hatten sie mit Lovin noch einen Crash-Kurs für gutes Benehmen gemacht. Das Essen zog sich hin und immer wieder musste ich mich tadeln lassen, mich anständig zu benehmen. 'Tu dies nicht, tu das nicht, das benutzt man so'. Und so weiter. Wirklich ätzend! Irgendwann war das Essen beendet. Die Band spielte fetzigere Nummern und immer mehr Leute erhoben sich von den Tischen und gingen tanzen. Lovin machte sich an seiner Serviette zu schaffen, dann musterte er uns reihum. "So meine Lieben. Ich schlage vor, ihr geht jetzt erst einmal tanzen. Ein, zwei Lieder vielleicht. Und danach sollten Vanilla und Chocola sich auf die Jagd nach Herzen machen." Ich sah ihn entgeistert an. "Und wie?", fauchte ich, doch er rollte nur mit den Augen. "Meine Güte. Flirtet, lernt Leute kennen. Ich kann doch nicht alles für euch machen." Na, das konnte ja was werden. Ich hatte doch erst Hirotos Herz ergattern können. Und ich hatte gar keine Ahnung, wie man flirtete. Deshalb hatte ich damals schon reichlich Pisse-Herzen gesammelt. Vanilla flog das nur so zu, aber mir? Dabei wollte ich doch wirklich das schaffen, was meiner Mutter nicht gelungen war... Allerdings wusste ich wirklich nicht, wie... Wir gingen also zu viert tanzen und ich war überrascht von meinen beiden Kindergarten-Freunden. Anscheinend hatten sie das auch geübt. Ich hatte keine Ahnung wie man tanzte. Also zumindest nicht, was Paartänze anging. Ich konnte mich auch nur schwer führen lassen, aber irgendwie klappte es einigermaßen. Vanilla und Houx wirbelten neben uns umher. Ich bin mir sicher, dass ich nicht so anmutig aussah, wie meine Freundin. Aber was scherte mich das. Ich wollte ja auch nicht Saules Herz... Wieder hatte ich das Gefühl, dass er mich so komisch anstarrte. Ich starrte zurück und fragte: "Ist alles okay?" Er sah irgendwie ertappt aus. "Ja, klar. Ich denke nur nach. Ist doch eigentlich witzig, dass mein sein eigenes Herz nur an seinesgleichen verlieren sollte." Ich sah ihn weiter an, ohne eine Ahnung zu haben, worauf dieses Gespräch hinaus laufen würde. "Und meistens verliebt man sich in denjenigen, der einem schon immer nahe stand." Ich stand total auf dem Schlauch, hatte keine Idee, was er meinte, aber dennoch breitete sich ein ungutes Gefühl in meiner Magengegend aus. "Wie meinst du das?" "Na ja", fuhr er fort, "Wir sind schon so lange Freunde und wenn ich später mal heirate, will ich eine Frau, die mich kennt und die nicht so... Tussig ist, weißt du? Ich will eine, mit der ich auch lachen kann, scherzen kann..." Als ich jetzt wieder in seine dunkelblauen Augen sah, wurde mir klar, was er meinte. Ich fühlte mich, als hätte mir jemand einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf geschüttet. Fassungslosigkeit machte sich breit und ich löste mich von Saule. Sollte das hier in einem Liebesgeständnis enden? Ich war nicht übermäßig sensibel, aber das schnallte sogar ich. Und es erschütterte mich zutiefst. "Entschuldige mich, ich muss Herzen sammeln.", stammelte ich und ging ohne ein weiteres Wort oder einen Blick davon. Den ersten klaren Gedanken konnte ich erst wieder fassen, als ich an der Bar saß. Ich weiß nicht, wieso es mich hier hin verschlagen hatte. Ich war einfach weit weg von Saule und dem unangenehmen Gespräch gegangen. Zum Glück war er mir nicht gefolgt. Ich winkte den Barkeeper zu mir und bestellte ein Bier. Lovin war nicht zu sehen, also konnte er auch nicht meckern. Aber als ich mich so umsah, entdeckte ich etwas anderes; und konnte nicht fassen, dass mein Leben so ein Arschloch war. Dort, am Rande der Tanzfläche, wiegten sich Pierre und seine Freundin eng umschlungen im Takt der Musik hin und her. Wieso musste ich diesen Kerl überall sehen? Ich verzog das Gesicht und griff nach der Flasche Bier, die nun vor mir auf dem Tresen stand. Kurz entschlossen setzte ich an und kippte mir mehr als die Hälfte hinunter. "Wow, für eine Dame haust du das Zeug aber ganz schön schnell weg." Ich sah mich um und suchte den Urheber der Stimme, die mich angesprochen hatte. Sie gehörte zu dem Kerl neben mir. Ich sah ihn kurz an. Er lächelte freundlich und trug einen schicken Anzug. Vermutlich war er so Anfang 20. Ich sah ihn an. "Wenn dein Bier gleich alle ist, lade ich dich gerne auf einen Drink ein." Ich nickte und hatte mich wieder gefangen. Ich sollte einfach die Gunst der Stunde nutzen und ihm sein Herz stehlen. Aber erst einmal konnte ich ja versuchen, ein wenig zu flirten. "Ja, gerne!", nahm ich sein Angebot fröhlich an. "Trinkst du denn nur das oder auch was Richtiges?" Ich sah ihn verwirrt an. Der Junge lachte wieder und bestellte was zu trinken. Kurz darauf reichte er mir ein kleines Gläschen mit einer klaren Flüssigkeit. Sah aus wie Wasser. Ich wusste nicht, was es war, aber dieser Junge gab mir das Gefühl, dass ich es eigentlich wissen müsste. Dem Geruch nach zu urteilen war es kein Wasser. Dennoch ließ ich mir nichts anmerken. Er hob sein Glas und prostete mir zu. "Und da man ja nicht mit Fremden trinkt... Ich bin Taiki. Und du?" "Chocola.", antwortete ich mechanisch. Dann stießen wir an und tranken. Huuh, was war das denn, was ich trank? Nicht gerade lecker, aber irgendwie witzig. Taiki spendierte noch ein paar davon und schon bald fühlte ich mich etwas beduselt. Na, ob das so gut war? Schon bei klarem Verstand hätte ich diesen Abend nicht überlebt. Aber es wird schon schiefgehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)