Sugar Sugar Rune - Sechs Jahre später (wird aktuell überarbeitet) von Anastasya ================================================================================ Kapitel 16: Erstens kommt es anders... -------------------------------------- Zum Glück hatten wir heute kaum Unterricht. Ich fühlte mich scheußlich, als ich am Morgen erwachte. Houx und Saule waren mittlerweile ins Gästezimmer gezogen. Gott sei Dank! Ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, wenn ich gestern von meinem Date heimgekommen wäre und die beiden sich schon wieder auf meinem Bett getollt hätten. Klar, früher haben wir das oft gemacht... Aber jetzt war es anders. Wir waren einfach keine Kinder mehr und ich hätte wirklich keine Fragen zu meinem Abend ertragen. Darüber musste ich mir erst einmal selbst klar werden... Und das die ganze Nacht. Ich hatte keine Stunde durch geschlafen, als der Wecker laut und bösartig schellte. Die Haare standen mir zu Berge und mein Make-Up war so verwischt, dass ich wie ein verwirrter Panda aussehen musste. Vanilla war - wie eigentlich immer - schon gut drauf und klopfte sacht an meine Tür. "Chocola. Beeil dich, ja? Ich mach' jetzt Frühstück und dann kannst du mir alles über den gestrigen Abend erzählen." Na, super. Ich hörte, wie sie sich wieder entfernte und schwang meine Füße aus dem Bett. Ohh, wie gerne würde ich einfach liegen bleiben? Ob ich Lovin erzählen könnte, dass ich krank sei? Wie ich ihn kenne, würde er mich nur zuhause behalten, wenn ich mit dem Kopf unter'm Arm nach unten marschieren würde. Für ihn zählte nicht, wie ich mich fühlte - ging ihn ja auch nichts an. Während ich ins Bad trottete, gähnte und streckte ich mich immer wieder. Sechs Jahre geschlafen und trotzdem nicht fit. So langsam hatte ich das Gefühl, dass es vielleicht besser gewesen wäre, wenn ich nicht aus dem Koma erwacht wäre. Zumindest hätte ich dann meine Ruhe. Wirklich, seit ich aus dem Krankenhaus bin, hab ich kaum Schlaf bekommen. Und ich mag doch Schlafen. In der Küche verbreitete sich schon wieder der Geruch von Frühstück. Vanilla hatte haufenweise Spiegeleier gebraten und sie auf Toast gestapelt, die Houx und Saule schon in sich hinein stopften. Mit gereizter Miene setzte ich mich neben sie. Zum Glück war Vani taktvoll genug, jetzt nicht das Date anzusprechen. Wussten Houx und Saule überhaupt davon? Eher nicht und das war auch besser so. Trotz meiner miesen Laune griff ich nach einem Teller und zerhackte ein Toast. Vielleicht würde es ja ein guter Tag werden, wenn ich ordentlich frühstückte. Wie war das gleich? Iss deinen Teller auf und der Tag wird toll... Irgendwie so hieß es doch bei den Menschen. "Wie war's eigentlich in der Fahrschule?", fragte ich an Houx und Saule gerichtet, um ja keine Themen aufkommen zu lassen, auf die ich jetzt wirklich gar keine Lust hatte. Und offenbar schien mein Plan aufzugehen. Vanilla wand sich kurz zu uns und kicherte. Offenbar wusste sie schon Bescheid, denn Houx sah ein wenig beschämt zu Boden. Interessiert zog ich die Augenbrauen hoch, während ich mir Toast und Ei in den Mund schaufelte. Houx ergriff das Wort. "Nun ja... Also... Vielleicht haben wir uns ein wenig dumm angestellt..." Saule fiel ihm ins Wort. "Ein wenig? Total! Aber wer kann uns das verübeln? Die Menschen haben komische Regeln. Ich dachte ja, ich wüsste ungefähr, wie so ein Auto funktioniert. Aber das ist dermaßen kompliziert." "Ich bin ja mal gespannt, wie es wird, wenn ich das erste Mal ein Auto wirklich fahrt, wenn ich schon mit der Theorie so Probleme habt." Vani lud noch mehr Eier auf einem großen Teller ab und setzte sich dann zu uns. Ehe die Zwillinge ihre Abenteuer in der Fahrschule weiter ausführen konnten, war ein lautes Piepen zu hören und alle sahen mich an. Es war mein Handy, dass ich achtlos in die Tasche meiner Jeans gesteckt hatte. Mit gerunzelter Stirn zog ich es heraus, während die anderen sich wieder unterhielten. Wieder eine SMS! Als würde ich ahnen, was jetzt kommt, las ich die Nachricht und verzog keine Miene. Sie war von Hiroto: "Na du :) ich hoffe du hast gut geschlafen. Ich fand's gestern echt schön. Hättest du vielleicht Lust am Wochenende was mit mir zu unternehmen? :* Hiroto" Na, grandios, genau das hat mir noch gefehlt. Eilig steckte ich mein Handy wieder ein und aß und alberte mit meinen Freunden herum. Ablenkung war vermutlich erst einmal das Beste. In der Schule waren wir recht spät dran. Mit dem Klingeln der Schulglocke eilten wir in unsere Klassenräume. Und ehrlich, ich war ja schon davon genervt, dass hier immer wieder Kerle um Vanilla herumtanzten, aber bei Houx und Saule war es fast schlimmer. Die Mädchen wurden immer knallrot und kicherten, wenn die beiden durch den Flur liefen. Manche warfen ihnen auch bedeutungsschwere Blicke zu. Warum nur? Konnten die sich nicht beherrschen? Die sollen sich mal nicht so täuschen lassen. Wer wusste besser als ich, dass die beiden manchmal auch ganz schön nerven konnten. Richtig, keiner! Bisher hatte ich Hiroto noch keine Antwort geschickt. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich hätte mir gestern einfach sein Herz schnappen sollen, dann hätte ich den Schlamassel jetzt nicht. Und die Sache mit ihm war ja nicht einmal das Schlimmste. Nein, was mir einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte, war Pierre. Wie er mich angesehen hat... Wie er rausgestürmt kam, als Hiroto mich küsste... Dieser Ausdruck in seinen Augen... Als wäre... Nein, eilig versuchte ich, diese Gedanken beiseite zu schieben. Wieso dachte ich überhaupt an Pierre, diesen arroganten Idiot? Nein, das Kapitel - das Übrigens niemals angefangen hat - war wirklich vorbei. Die drei Schulstunden - heute war zum Glück ein kurzer Tag, warum das so war, hab ich vergessen und eigentlich ist es mir auch egal - zogen sich so hin und als uns die Glocke endlich ins Wochenende entließ, war ich wirklich erleichtert. Endlich konnte ich schlafen und essen und wieder schlafen. Hatte meine Ruhe. Ja, ich würde einfach mal ausspannen. Vanilla plauderte noch mit einem Jungen. Subaru Akai. Vermutlich würde das ihr nächstes pinkes Herz werden. Und ich? Ich hatte noch nichts. Vielleicht sollte ich mich doch noch einmal mit Hiroto treffen, mir sein Herz schnappen und dann schnell verschwinden. Ich schlenderte schon aus der Schule - ganz allein. Wo waren eigentlich Houx und Saule, wenn man mal Gesellschaft wollte? Schnatternde kleine Schülergrüppchen liefen über den Hof und offenbar hatten auch die Studenten jetzt bereits Schluss. Zumindest strömten Massen von ihnen aus der Universität. Ich trödelte ein bisschen, hatte es ja auch nicht wirklich eilig. Da sah ich ihn auf einmal. Pierre! An der Hand seine Freundin, die ein breites Lächeln im Gesicht trug. Pah, und wo war sie gestern, als er sich alleine vergnügt hat? Ja, wenn ich ihr das unter die Nase reiben würde, würde sie sicherlich nicht mehr so dämlich grinsen. Ich starrte die beiden immer noch an und bemerkte auf einmal, wie Pierre den Blick hob und in meine Richtung sah. Nein, nein, nein! Das wollte ich doch vermeiden. Hastig grabschte ich nach meinem Handy und hielt es mir ans Ohr, als würde ich telefonieren. So hatte ich einen Vorwand, Pierre den Rücken zuzukehren. Ich spazierte zu den Tischtennisplatten, während ich ein Gespräch vortäuschte. Als ich mich an die kühle, steinerne Platte legte und mich wieder umwand, erschrak ich, denn Pierre stand auf einmal nur wenige Zentimeter vor mir. Was... Wie...? Er sah mich an. Ich sah ihn an. Mein angebliches Telefonat hatte ich total vergessen. Und dann begann er zu sprechen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)