Sugar Sugar Rune - Sechs Jahre später (wird aktuell überarbeitet) von Anastasya ================================================================================ Kapitel 12: Saule dreht durch ----------------------------- Der nächste Tag verstrich ereignislos. Ich fühlte mich wie gerädert. Energy-Drinks ersetzten wirklich nicht einen gesunden Schlaf. Das konnte ich jetzt aus erster Hand bezeugen. Ich stand auf, schleppte mich irgendwie zur Schule, kehrte nachhause zurück und schlief danach sofort bis zum nächsten Morgen. Jetzt war schon Donnerstag. Mein fünfter Tag als Siebzehnjährige und es war immer noch nicht wirklich normal für mich. Lovin lag mir schon zu früher Stunde in den Ohren, dass ich mich dringend auf die Herzenjagd konzentrieren muss, so wie Vanilla. Ich wusste es doch selber. Ausnahmsweise war ich mal froh, in die Schule zu kommen. "Houx und Saule wohnen jetzt auch bei uns?", fragte ich Lovin, als wir uns zu dritt auf die schmale Rückbank seines Autos quetschten. Er lachte amüsiert und nickte. "Ja, übergangsweise schon. Ich fühl mich schon wie ein Kinderhort." Ich runzelte nur die Stirn. "Aber wir sind jetzt schon fast erwachsen. Houx und Saule sind es sogar schon tatsächlich." "Ja, und deshalb werden die beiden heute Nachmittag zur Fahrschule gehen." Die Zwillinge protestieren im Chor. Warum sie das müssten, sie waren doch Zauberer und keine normalen Menschen. Wozu man da 'nen Führerschein bräuchte. Ich grinste. Genauso hatte ich auch argumentiert, aber auch schon vergebens. Ich lachte mir ins Fäustchen. Endlich war ich mal nicht die Gelackmeierte. Aber Lovin ließ nicht mit sich reden. Er hatte keine Lust uns jeden Morgen in aller Herrgottsfrühe zur Schule zu kutschieren. Wirklich verübeln konnte ich ihm das nicht. Als wir aus dem Wagen stiegen dackelte Yuto an und begrüßte Vanilla überschwänglich. Ich meinte, Houx die Stirn runzeln zu sehen, aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. Saule war ganz aufgedreht. Anscheinend war er genauso ausgeschlafen wie ich. Ehe ich mich versehen konnte, hatte er mich gepackt, hochgehoben und mich über seine Schulter geschmissen. Besonders sanft war das nicht. Und vermutlich wäre es auch bequemer, wenn er etwa 80 Kilo mehr wiegen würde. Davon mal abgesehen: ich mochte es überhaupt nicht! Er rannte und sprang wie ein Besenkter über den Schulhof und schüttelte mich durch. "Waaah, Saule, lass den Scheiß!", befahl ich ihm lautstark, aber er scherte sich nicht darum. Ich zappelte, konnte mich aber nicht befreien. Kein Wunder, er war ja auch viel kräftiger als ich. Ich konnte nur hilflos auf das schauen, was hinter uns lag. Houx, Vanilla und Yuto sahen uns teils irritiert, teils belustigt an. Ich zeterte noch immer und Saule begann, um seine eigene Achse zu springen. Ich fühlte mich wie ein Kreisel. Und es brannte mir immer noch eine Frage unter den Nägeln: Was zur Hölle sollte das alles? Plötzlich fing ich einen Blick; einen nur allzu bekannten Blick. Pierre. Und an seiner Hand hing seine Freundin. Sie plapperte auf ihn ein, aber er schien ihr gar nicht richtig zuzuhören. Er sah mir eindringlich in die Augen und auch ich versank in dieser eisblauen Tiefe. Es schien, als würde die Welt einen Augenblick anhalten und das Leben setzte aus. Es gab nur mich und Pierre. Doch dann traf mich die Realität wieder wie ein Schlag ins Gesicht. Pierre zeigte keine Regung; wirkte eher ein wenig herablassend. Den Ausdruck kannte ich nur zu gut. Ich wand mich schneller und stärker auf Saules Schulter. Ich wollte jetzt wirklich runter. Mit den Fäusten trommelte ich wütend auf seinen Rücken und endlich brachte es was. Mit einer raschen Bewegung wirbelte er mich wieder herunter und stellte mich wieder auf den Fußboden zurück. Er hielt mich noch immer in den Armen und grinste mir frech ins Gesicht. Zuerst nahm ich das kaum wahr. Ich stierte immer noch Pierre an. Doch der wand sich seiner Freundin zu und sie unterhielten sich. Dann machten sie auf dem Absatz kehrt und liefen Hand in Hand zum Universitätsgebäude. Saule hielt mich, als würden wir tanzen und ich würde gerade eine dieser ätzenden "nach-hinten-beug-Bewegungen" machen. Wütend schob ich seine Hände weg und brachte mich wieder in eine senkrechte Lage. Saule sah ein wenig enttäuscht aus und ich lächelte. Ach, eigentlich war's ja lustig. Und er wollte mir ja auch nichts böses. Und ich wollte mir ja auch nicht anmerken lassen, wie nahe mir Pierre immer noch ging. "Du alter Scharlatan." Ich betitelte Saule so, meinte es aber natürlich nicht böse. So waren wir halt untereinander. Auf unsere ganz eigene 'beste-Freunde-Art". Die Art, die uns seit Jahren zusammenschweißte. Da drehten wir halt manchmal so durch. Und so musste ich immerhin nicht an Pierre denken. Wie eiskalt er mich angesehen hat... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)