The story we have been a part of... von MorgainePendragon (ArMor/KatLey) ================================================================================ Kapitel 3: Chapter 3 -------------------- Hallo allerseits! :D Hier nun das letzte Kapitel zu meiner neuen Kurzgeschichte rund ums Serienende von "Merlin". Es basiert auf jenem TV-Interview, dass die vier Hauptdarsteller im Dezember 2012 zusammen gegeben haben. Vielleicht erkennt ihr einige Passagen daraus wieder. Was die beschriebenen Gefühle angeht: Reine Fiktion. Es folgt dann lediglich noch ein kleiner Epilog. Ich konnte nicht anders. Ich musste meiner Katie ein positives Ende geben. Ich MUSSTE einfach. Wenn schon ihrer Morgana keines vergönnt war... T___T Es fließt natürlich viel von meiner eigenen Trauer zum Ende der Serie mit hinein. Dass eine Katie McGrath wirklich so fühlen mag sei dahingestellt. Aber mir war das alles ein riesengroßes Bedürfnis. Und naja, es ist ja auch eine FanFICTION. ;) Ich wünsch Katie nur das Beste und viel Glück bei ihren neuen Projekten. Und ganz viel Liebe. Ebenso wie auch allen anderen Süßen vom Cast. Diesen unvergesslich tollen, talentierten Menschen. Viel Vergnügen nun mit der armen, verwirrten und hoffnungslos verliebten Katie. Ich hoffe ihr fühlt euch gut unterhalten. Wenn ich das erreichen konnte bin ich glücklich. Wie immer freue ich mich über ehrliche Kommentare. :) Vielen Dank an dieser Stelle schonmal an Nessa für ihren lieben Kommie. :D Einen schönen Tag euch! Morgaine ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ London, GB, December 2012 Got my keys got my coat got my shoes on Got my phone got my bag got my nails done You're here, you're here but I'm still alone I say goodbye to your shadow Like a mule you pull me to the shore I can't be ocean anymore I can't, I can't but you don't know How I feel, so I gotta go Oh please, everytime I say goodbye Everytime I say goodbye Oh I don't like leaving I don't believe in Everytime I say goodbye Want you to let go but I'm terrified It hurts, it hurts but I don't know Any other way, so I gotta go Please, everytime I say goodbye Everytime I say goodbye I don't like leaving I don't believe in Everytime I say goodbye Everytime I say goodbye Oh I don't like leaving I don't believe in Everytime I say goodbye Ein paar Wochen später fand das Screening der letzten Episoden in einem hoch renommierten Hotel im Zentrum von London statt. Zuvor und auch danach würde es Interviews geben und schließlich noch einen Sektempfang zur Feier des Serienabschlusses. Ich befand mich in einem sehr seltsamen Zustand, als wir einen Platz auf einer Couch zugewiesen bekamen, die vor einer dunklen Wand stand, an welcher effektvoll ein Poster der letzten Season angebracht worden war. Es war beinahe… eine Art Betäubung, die ich da spürte. Äußerlich völlig ruhig sah ich den Abend, unseren letzten gemeinsamen, auf mich zukommen. Innerlich jedoch… war ich wie erstarrt, wie unter Strom, jedoch unfähig meine wahren Gefühle herauszulassen. Wir, also Angel, Colin, Bradley und ich setzten uns in einer Reihe nebeneinander und ich war dringend darum bemüht, den Platz neben ihm zu ergattern. Es war mir wichtig. Ich wollte ihm nahe sein. Solange ich das noch konnte. Solange ich diese Sonne, dieses Strahlen noch genießen durfte, das mich immer so sehr motiviert, so sehr berührt und gewärmt hatte. Und kaum saßen wir, da fingen die Männer auch schon wieder an herumzualbern. Colin und Bradley waren unverbesserlich. Man konnte jedoch einfach nicht anders, als zu lächeln und sich sogar von dieser Stimmung mitreißen zu lassen. Seltsamerweise war sogar das im Augenblick beinahe schmerzhaft, wussten wir doch alle, dass es diese Vertrautheit, dieses ungezwungene Zusammenspiel miteinander, so und in dieser Konstellation wahrscheinlich niemals wieder geben würde. Presseleute kamen und gingen. Wir reagierten auf zahllose Fragen, deren Antworten eifrig notiert oder mit Diktiergeräten aufgezeichnet wurden, und behielten immer den Humor bei, für den wir so bekannt geworden waren, für den man uns so liebte - und der nicht einmal gespielt war, denn wir waren einander so nah, wie man es außerhalb der Familie nur sein konnte. Wir kannten einander so gut, wussten, wie wir uns untereinander die Bälle zuzuspielen hatten, um die Lacher auf unserer Seite zu haben. Und dies alles nicht gekünstelt oder konstruiert. Wir waren nun einmal so. Bevor das eigentliche Fernsehinterview aufgezeichnet werden würde, dass sie dann an Weihnachten senden wollten, dann, wenn es wirklich auch für die Zuschauer endete, wurden wir von Zeitungsjournalisten zu den letzten Folgen befragt. Ich bemühte mich, meine sorgsam kultivierte Fassade nicht allzu sehr von den feixenden Männern neben mir ins Wanken geraten zu lassen – obwohl mir das sehr schwer fiel. Der Humor von Colin und Bradley war unglaublich ansteckend. Hinzu kam, dass mir die Nähe von Bradley zusetzte, mich beeinflusste. Denn mein Körper reagierte auf diese Nähe wie ein Eis, das man zu lange dem Sonnenlicht aussetzte. Ich begann zu schwitzen. Ich spürte seine Schulter, seinen Arm, hin und wieder meinen Ellenbogen berühren, obwohl ich mich absichtlich ihm zugewandt hingesetzt hatte und dies im Grunde nur schwer möglich sein durfte. Unsere Beine waren zueinander übergeschlagen, und wenn er mich ansah, um meinen Worten zu folgen, dann war es jedes Mal so, als würde mich ein kleiner Stromschlag durchfahren. Und mit jedem Mal wenn dem so war, war es wie das Schlagen eines großen, zeremoniellen, unerbittlichen Gongs in meinem Inneren, der unabänderlich das Ende von all dem hier einläutete. All das würde heute enden. Diese Gefühle in mir… würden mit ihm gehen. Für immer. Im Grunde war es wohl besser so, besser für mich, wenn es so sein sollte. Denn all meine Gefühle… waren vollkommen ziel- und hoffnungslos. Meine Hand, die in diesem Moment an meiner Seite auf der Couch ruhte, krampfte sich zusammen, während die Presseleute nur auf mein strahlendes Lächeln achteten und an meinen Lippen hingen. Bradley… Verlass mich nicht… So ein verdammter Mist! Wie sollte ich diese Interviews nur unbeschadet überstehen, wenn ich jetzt schon um meine Selbstbeherrschung ringen musste? Ich hatte so gut damit leben können, ihn nicht an meiner Seite zu wissen. Ich hatte mich nach all den Jahren damit abgefunden, enttäuscht, traurig und verbittert. Tief in mir. Niemand sonst wusste um meine wahren Gefühle. Doch diese waren unleugbar und unerschütterlich immerzu vorhanden. Sie machten mich aus. Ich war es leid sie zu unterdrücken, sie zu überspielen. Ich war es so müde… Denn, Bradley, ich liebe dich. Ich liebe dich mehr als ich es je sagen kann, mehr als ich es dir je beweisen könnte. Es gibt keine Worte für das, was du mir bedeutest. Ich kann nur versuchen, zu vergleichen, dich mit dem Licht eines neuen Tages gleichzusetzen, das nach einer langen, schlaflosen, qualvollen Nacht immer und immer wieder meine Seele heilt. Denn du, du bist das Wunder das Tag für Tag geschieht, wenn ich dich auch nur sehen kann. Ich liebe dich. Dein Lachen. Deinen Humor. Deine Loyalität und uneingeschränkte Hilfsbereitschaft gegenüber Freunden und Familie. Deine Art zuzuhören und zu sprechen, diese Stimme… Deine Art auf andere ein- und auf Fremde zuzugehen. Immer offen, immer freundlich, immer ganz der Gentleman, der du im Grunde deines Herzens doch gar nicht bist. Denn du bist das Kind, das niemals erwachsen werden will, der Peter Pan meiner Träume. Und ich bin die Wendy, die dich immerzu liebt und weiß, dass sie dich niemals erreichen kann. Denn wir alle, wir alle müssen erwachsen werden. Und auch du kannst das Kind in dir nicht halten. Dieses ewig lachende, wunderbare, strahlende und immerzu optimistische Geschöpf, das auch das Kind in MIR hervorzubringen vermag, das mich jünger sein lässt und mich daran erinnert, was Leben bedeutet, was es bedeutet alles bis in die letzte Nuance auszukosten: Das Leben, die Liebe, die Luft, die wir atmen, die Laute der Welt um uns herum, den Geschmack der Dinge, die man zu sich nimmt… All das ist so viel intensiver für mich, seit ich dich kenne, seit ich dich liebe. Denn in all diesen Dingen bist du für mich. In all diesen Dingen sehe ich dich. Und nur so kann ich dich haben. Nur so habe ich Teil an dir. Und jetzt soll mir auch das genommen werden? Das ertrage ich nicht… Bradley, warum hörst du mich nicht? Warum spürst du es nicht? Während er nun sprach nutzte ich die Gelegenheit, dass die Aufmerksamkeit der Presseleute nicht auf mir lag dazu, ihn mir anzusehen, seinen Anblick noch einmal richtig tief in mich aufzunehmen. So nah… und doch so fern. Seit seiner Trennung von Georgia wirkte er anders. Ich hatte es von Colin erfahren, dass die beiden schon länger kein Paar mehr waren. Meine Gefühle diesbezüglich waren… zwiespältig. Auf der einen Seite freute es mich natürlich, auf der anderen empfand ich beinahe Reue, weil ich so fühlte. Ich sollte nicht so fühlen, die ich ihm doch im Grunde nur alles Glück dieser Erde wünschte. Doch ich war ein Mensch. Und demnach auch selbstsüchtig. Und tief in mir freute es mich, dass er sich getrennt hatte – auch wenn ich mir niemals Chancen bei ihm ausrechnete. Er hatte mich nie so wahrgenommen: Als Frau. Und er würde es nicht tun. Es war besser nichts zu erwarten, nichts zu erhoffen. Ich sah zu ihm hinüber und stellte einmal mehr fest, dass er sich verändert hatte seit dieser Trennung. Ich konnte nicht genau benennen woran das lag, aber er wirkte irgendwie noch unbefangener als sonst. Freier. Er kannte keinerlei Berührungsängste mehr, sowohl verbal als auch körperlich. Und das warf mich aus der Bahn. Zudem hatte er, wie es nach Trennungen oft zu beobachten war, sich auch äußerlich verändert. Nicht nur, dass er abgenommen hatte, obwohl dies seine Muskeln und seine Gesichtszüge nur umso feiner definierte, nein, er hatte sich auch die Haare kurzschneiden lassen. Es stand ihm. Und mein Blick hing wie gebannt an seiner Halslinie, der ich vom Ohr bis zu den Schultermuskeln folgte. Wie müsste es sein, wie würde es sich anfühlen, wenn ich ihn dort berührte… Seine Wärme… Wie würde seine Haut… Wie… Ich schloss für einen Sekundenbruchteil gequält die Augen, gestattete mir diesen winzigen Moment der Schwäche, nur um gleich wieder meine Maske aufzusetzen. Ich spürte einen sanften Stoß an meinem Arm. Bradleys Berührung. Schon wieder… Als ich die Augen öffnete, begegnete ich unvermittelt seinem Blick. In letzter Zeit hatte er ein ungeheures Geschick darin entwickelt, mich immer genau dann anzusehen, wenn ich meine schwächsten Momente hatte. Wie war das nur möglich? Es schien beinahe… als spürte er, was in mir vorging… Doch dies war unmöglich. Das konnte einfach nicht sein. Oder? Seine vollen, schönen Lippen waren leicht geöffnet, sein Blick fragend. Ich setzte sofort ein strahlendes Lächeln auf und schüttelte angedeutet den Kopf, wandte mich wieder den Presseleuten zu, die soeben ihre Befragung von Colin und Angel beendeten. Wieso jetzt? Warum nur brachte er mich gerade jetzt so sehr aus der Fassung? Mehr als je zuvor? Ich hätte mich doch nicht so nah neben ihn setzen sollen. Das war keine so gute Idee gewesen. Aber wenn es doch das letzte Mal war, dass ich… Es währte nur Sekunden. Jede noch so winzig kleine, zufällige Berührung. Jedes Mal, in diesen Minuten während der Interviews. Aber innerhalb dieser Zeit…, die er an meiner Seite war…, viel näher…, viel offener als jemals zuvor…, da hörte meine Welt auf sich zu drehen und in mir drinnen schaute und staunte die hoffnungsvolle, die lebensfrohe Katie, die ich einmal gewesen war, wartete ab und war vollkommen fasziniert von dem, was geschah. Dabei war es für andere wahrscheinlich nur natürlich, wie wir miteinander umgingen, wie er mit mir interagierte. Doch ich wusste: Dem war wahrhaftig nicht immer so gewesen und heute, ausgerechnet hier und jetzt… Ich spürte seine Wärme an meiner Seite, an meinem linken Arm, der hin und wieder den seinen berührte, denn ja, so nah saßen wir beieinander, auch wenn ich dies ganz bewusst mit meiner Haltung erschwerte – ich wollte ihn im Grunde doch nur ansehen. Allein dies war schon etwas, das mich irritierte: Diese körperliche Nähe. Und dann seine Blicke… Der Blick seiner unglaublich blauen Augen… der sich hin und wieder an meinen Lippen festzusaugen schien, der mich nicht mehr losließ. Und seine Berührungen, ja immer wieder diese kleinen Gesten und Berührungen… Warum? Warum jetzt? Hier? In meinem Kopf drehte sich alles. Es tat so weh… Ich wollte nicht darüber nachdenken. Die Fragen prasselten schnell und wohlgeübt auf uns alle nieder. Teilweise redeten wir auch zugleich mit verschiedenen Journalisten. Das irritierte mich noch zusätzlich. Und natürlich kam was kommen musste, und mir rutschte auch ein wenig von meiner Unzufriedenheit über das Ende meines Charakters in der Serie heraus, dass mir ein wenig die Tiefe fehlen würde bei Morgana, dass ich mir Vergebung für sie gewünscht hätte. (Daran, ich schwöre es bei Gott, war einzig und allein Bradley schuld! Seine verdammten Blicke! Seine Berührungen! Er brachte mich aus dem Konzept!) „Grundsätzlich verstehe ich die Entscheidung der Produzenten. Ich denke, Morgana war so überzeugt von der Richtigkeit ihres Handelns, dass sie keinerlei Absolution brauchte, um ihren Frieden zu finden. Andererseits hätte ich es jedoch fantastisch gefunden, wenn Morgana es hätte sein können, die bereuende Morgana, die Arthur in seinem Tod beisteht, die ihn hält und dann nach Avalon überführt, wie es ein Großteil der Legenden auch überliefert. Die Serie heißt jedoch „Merlin“ und verständlicherweise…“ Blablabla… Ich und mein loses Mundwerk… Die Blicke der anderen waren auf einmal allesamt auf mich gerichtet und ich unterbrach mich, rettete mich in ein verlegenes Lachen: „Ich meine, die beiden Jungs hier haben das auch absolut einzigartig dargestellt, da gibt es nichts dran auszusetzen.“ Angels Augenbrauen rutschten nach oben, während Colin mich einfach nur schweigend und beinahe wissend anblickte. Bradley wagte ich nicht einmal anzusehen. Doch ich spürte seine Nähe intensiver und heftiger denn je. Das Blut rauschte durch meine Adern und ich hörte meinen eigenen Herzschlag in diesem Moment nur allzu deutlich. Wie hatte ich so etwas nur sagen können? Nicht nur, dass meine Aussage einen unglaublichen Spoiler bezüglich des Endes enthielt (Wann wollten sie dieses Interview senden oder abdrucken? Vor oder nach der letzten Ausstrahlung? Nun, sie würden diesen Ausrutscher ja wohl herausschneiden oder verschweigen können, wenn es gewünscht war… Oh Gott, bitte, lass es so sein…). Viel schlimmer waren jedoch das Gefühl und die Aussage, die hinter meinen Worten sehr deutlich zum Vorschein kamen. Oh mein Gott… Was mussten sie alle denken? Die Produzenten… Würden sie mir daraus einen Strick drehen? Und was musste er von mir denken? Im Grunde wusste ich sehr genau, woran Bradley in diesem Augenblick dachte. Das war einer der Gründe, warum ich es vermied ihn anzusehen. Er hatte mit absoluter Sicherheit gerade genau dasselbe Bild vor Augen wie ich: Den Forest of Dean… Meine letzte Szene… Er und ich auf dem kalten Waldboden… Unsere Hände… Unsere Blicke… Meine Tränen… Shit… Ich erschauerte. Meine Schwäche an jenem Tag war so offensichtlich für ihn gewesen. Es konnte ihm gar nicht entgangen sein. Es kam mir gar nicht in den Sinn intensiver darüber nachzudenken, dass auch er mir durchaus seine sensible Seite gezeigt hatte an jenem Tag. Ich legte das bei ihm sogar als eine Stärke aus. Ein Mann der Gefühle zeigen konnte war in meinen Augen wirklich stark. Und gerade bei Bradley James mochte das etwas heißen, wenn er so etwas zuließ. Doch ich… Ich fühlte mich extrem verletzlich, weil er nun meine schwächste Seite kannte, weil er nun ahnen mochte, wie sehr mich das alles beschäftigte, wie viel er mir bedeuten mochte… Worte mögen lügen, Augen und Blicke tun es nicht. Es war… peinlich… Und ich hatte selbst schuld daran, dass ich seine Gedanken nun erneut auf diesen Tag gelenkt hatte… Ich machte mich innerlich ganz klein, während ich nach außen hin weiterhin die Souveräne gab und mir nichts anmerken ließ. Einfach mal die Klappe halten, Katie McGrath… Die Presseleute lachten pflichtschuldigst und gingen zur nächsten Frage über. Ich versuchte noch immer krampfhaft nicht Bradley James anzusehen. Doch sage einem Kind, dass es nicht ins Schaufenster eines Spielwarenladens schauen soll, wenn es daran vorbeikommt. Es wird nicht funktionieren... Ich ließ meinen Blick über seine lässig übereinander geschlagenen Beine, die nagelneuen Turnschuhe gleiten, und hoffte, dass mir das reichen würde. Wozu sollte es nötig sein, sein Gesicht anzusehen. Dieses wunderschöne Gesicht… Doch dann… war da plötzlich seine Hand. Es war nur eine ganz leichte, flüchtige Berührung, für Außenstehende wenn überhaupt nur als Zufall zu werten. Seine Hand hatte zwischen uns auf der Couch geruht. Doch nun hob er die Finger und strich ein einziges Mal und auch nur ganz leicht an der Seite meines linken Oberschenkels entlang. Da ich einen sehr kurzen Rock und schwarze Strümpfe trug, war praktisch nichts zwischen seiner Haut und meiner. Und ich erstarrte augenblicklich. Was wahrscheinlich tröstlich oder beruhigend, allenfalls neckend gedacht gewesen sein mochte von seiner Seite, löste in mir eine wahre Flut von Emotionen aus, die unter anderem darin resultierten, dass ich den Drang verspürte mich am liebsten vor laufenden Kameras weinend in seine Arme zu werfen oder schreiend fortzulaufen. Ich tat jedoch weder das eine, noch das andere. Ich lächelte unerschütterlich weiter. Rückte nur noch etwas mehr zu ihm auf, wenn dies überhaupt noch möglich war. Ich hinterfragte seine Gesten zwar noch immer. Auch seine Blicke. Ich wollte jedoch den Moment mit beiden Armen ganz festhalten und einfrieren in der Zeit. Wann würde ich ihm schon jemals wieder so nah sein können? Wieder dieses schmerzhafte Ziehen in meiner Brust. Himmel, tat das weh… Atmen, Katie… Atmen… Lange würde ich dieses Auf und Ab, diese Gefühlsachterbahn, nicht mehr ertragen können. Wieso hatte er mich berührt? Was sollte das? Ich war glücklich. Aber auch verwirrt. Erfüllt von tiefen, heftigen Gefühlen für diesen Mann. Und unendlich traurig. Ich liebe dich, Bradley. Und ich hasse dich beinahe dafür, was du mir antust. Ich hasse dich dafür, dass du diese Hoffnung in mir wieder schürst, dass du sie nicht ruhen lässt. Warum zerstörst du nur dieses wunderbare, strahlende Bild, das ich von dir habe? Warum lasse ich zu, dass ICH es tue? Ich will es halten! Ich will dieses Bild mit aller Gewalt festhalten, denn es ist doch alles, was ich von dir habe, alles was mir bleibt, wenn die Spotlights ausgehen, wenn ich allein in der Dunkelheit zurückbleibe. Ganz Morgana, ganz die geschundene, missverstandene Seele, die ich auch in der Serie verkörperte. Und ich hatte es mir selbst zuzuschreiben… Ich war diejenige, die Angst hatte, die sich nicht öffnen konnte… Du bist mein ein und alles, Bradley. Aber ich lernte dich loszulassen. Loslassen soll doch die Lösung für alles sein. Shit ist das. Wie kann man etwas loslassen, das bereits so sehr Teil von einem selbst ist? Und das bist du, Bradley, das wirst du immer sein. Doch was machst du nur mit mir, aus mir, dass ich innerlich wieder anfange zu zittern, zu hoffen, zu beben und zu erwarten? Ich weiß, dass ich nur wieder eine neue Wunde zugefügt bekomme, wenn ich es tue. Und doch impliziert jede deiner Gesten, jeder deiner Blicke eine Zuneigung, die eigentlich nicht da sein dürfte von deiner Seite aus, die niemals zuvor da war. Dann, endlich, kam das eigentliche Fernsehinterview und holte mich gesegneter weise auf den Boden der Tatsachen zurück. Stylisten kamen zu uns, puderten uns eifrig die Nasen, richteten uns her. In diesem kurzen Augenblick riskierte ich wieder einmal einen kleinen Blick in Bradleys Gesicht. Er wirkte unverändert entspannt, lachte an den richtigen Stellen und versprühte seinen Charme, dass selbst die Stylistin leicht errötend von dannen zog, als sie ihre Aufgabe erledigt hatte. Ich verstand es nicht. Ich verstand nicht, was hier und heute so mächtig schieflaufen konnte, obwohl doch alles im Grunde gut war, obwohl ich noch niemals zugleich so traurig, aber auch so glücklich gewesen war, wie in jenen, endlosen, kostbaren Sekunden, als seine Aufmerksamkeit beinahe ausschließlich auf mir gelegen hatte - was jedoch kaum jemand außer mir überhaupt wahrgenommen haben mochte. Ich erlebte das nicht einmal zum ersten Mal innerhalb der letzten Wochen bei ihm. Erst kürzlich, bei diesem vollkommen albernen TV 4 Interview, hatte er mich ganz ähnlich irritiert, indem er mir so nahe kam wie nie zuvor, mich immerzu berührte, mich unablässig ansah. Und mir sogar vor laufender Kamera Komplimente machte… Warum reagierte ich also nun so heftig? Hing es damit zusammen, dass alles zu Ende ging, dass die Serie enden würde und wir uns vielleicht niemals mehr wiedersahen? Ich wusste, ich neigte zu Übertreibungen. Natürlich konnte man sich noch hin und wieder sehen, wenn man dies denn wollte. Doch das war nicht dasselbe, nicht dasselbe, wie wenn ich ihn jeden Tag, acht Monate am Stück, um mich hatte. Was sollte ich nur ohne sein Strahlen, ohne sein Lächeln tun, ohne seine Wärme, ohne diesen Humor, der mich immer so erfüllt hatte? Was tut die Welt, wenn die Sonne verschwindet? Sie wird kalt. Sie wird kalt und hart. Der Winter meiner Seele stand vor der Tür. Und ich spürte es. Dies war der Grund, warum ich dieser Tage so empfindlich war, warum ich so nah ans Wasser gebaut hatte. Warum ich mich selbst nicht mehr verstand. Das Interview verlief gut, wenn auch wieder einmal ganz anders als vorgegeben oder erwartet. So lief es immer wenn Colin und Bradley mit von der Partie waren. Immerhin bekamen wir alle Fragen beantwortet. Und wir alle, ja sogar ich, lachten über Bradleys Milch-Phobie, die nur dazu führen würde, dass er noch mehr entsprechende Twitter-Einträge erhielt. Als die Sprache auf Besonderheiten der einzelnen Darsteller kam, Dinge, die die Zuschauer überraschen würden, ließ Bradley mich plötzlich gar nicht mehr zu Wort kommen, deutete auf mich und posaunte liebenswürdig hinaus, dass ich ungefähr achthundert Millionen Bücher am Tag lesen würde. Er wusste, dass mich das auf die Palme brachte, wenn er für mich antwortete. Und schon war ich abgelenkt von meinen Gefühlen, grübelte nicht mehr. Ja, ich war wütend, weil er mir einmal mehr über den Mund gefahren war. Doch ich liebte ihn auch dafür, dass er es im richtigen Moment getan hatte… Ich ließ mir jedoch auch diesbezüglich nichts anmerken, lächelte und zog die Lacher auf meine Seite, als ich als pikantes Detail über mich selbst zugab, dass Morganas hochgeschnürter Busen in der Serie nur ein Fake sei. „Meine Brüste sind falsch.“, gab ich mit einem verschmitzten Lächeln und voller Überzeugung zu. Und während die meisten anderen lachten hörten wohl nur wenige Bradleys Einwurf: „Wow. Oder eben dieses Buch...“ So ein Unsinn. Doch ich konnte einfach nicht anders, ich musste zum ersten Mal an diesem Abend schallend lachen, so sehr, dass mir beinahe die Tränen kamen. Dieser Mann würde mich noch einmal sämtliches Make-up kosten – und alle Nerven, die ich zusammenkratzen konnte in meiner ohnehin verkorksten Seele. Ich hatte Mühe dem Rest des Interviews zu folgen, auch wenn man mir das keinesfalls ansehen mochte. Doch dieser Moment… er rettete mich in gewisser Weise davor zu fallen. Zumindest für den Augenblick. So war es schon immer gewesen. Wenn ich mit diesen drei Menschen zusammen war, dann wurde alles besser, ein wenig leichter zu ertragen. Man vergaß seine Sorgen für einen kostbaren Moment. Und nur der Gedanke daran, auch das wohlmöglich niemals wieder zu erleben, trübte meine Laune ein wenig. Bradleys Lachen, als er wenig später vor der Kamera zugab, dass er mein Stalker sei (Wie hatte ich das nun wieder zu verstehen?), erschütterte nicht nur die Couch, sondern auch mich. Ich wollte dieses Lachen niemals missen müssen! Von allen anderen Dingen einmal abgesehen, das würde mir mit am meisten fehlen. Aller vordergründigen Befangenheit zum Trotz: Es war so natürlich in seiner Nähe zu atmen, zu sein wer man war, so natürlich mit ihm gemeinsam zu lachen, ihn lachen zu sehen, was ihn ungefähr zehn Jahre jünger wirken ließ. Ein Lachen, das das Gegenüber zu fesseln vermochte und zugleich ungezwungener agieren ließ. Es schnürte mir die Kehle zu, dass ich dieses Lachen vielleicht niemals wieder sehen durfte... Eine eiskalte Hand legte sich um mein Herz und drückte erbarmungslos zu. Schon wieder… Ich wusste, dass Bradley und Colin in Kontakt bleiben würden, und auch, dass er ein sehr gutes Verhältnis zu seinen „Rittern“ hatte. Doch zu mir? Warum sollte er mit mir in Kontakt bleiben wollen? Wir hatten Spaß am Set und viel zusammen gelacht, aber die Art von Tiefe einer Freundschaft, wie sie gerade auch Colin und Bradley teilten, hatte ich niemals mit ihm erlebt – und sie ihm auch niemals geben können. Das machte mich traurig. Sehr traurig. Und jetzt war es wohl zu spät, um diese Freundschaft noch auszubauen… Freundschaft… Hätte ich das denn gewollt? Ja. Wenn ich nichts anderes von ihm behalten konnte, dann wäre dies doch zumindest eine Option gewesen. Doch wie gesagt, das war niemals möglich gewesen zwischen uns. Und wenn ich intensiv darüber nachdachte, dann wusste ich auch, warum dies zumindest von meiner Seite her auch so war: Ich hätte immer mehr gewollt. Immer. Ich hatte ihn begehrt vom ersten Moment an, als er mir gegenübertrat und sich mir mit diesem Charme eines kalifornischen Sonnyboy vorstellte, der dennoch mit der Kultiviertheit eines wahren Briten daherredete. Ich war vollkommen fasziniert, von der ersten Sekunde an – jedoch unfähig dieses Gefühl wirklich einzuordnen und zuzulassen, bis es zu spät war, bis er seine erste Freundin mit ans Set brachte. Nach ihr kamen weitere Frauen. Und innerlich zog ich mich immer mehr von dem Gedanken zurück, ihn überhaupt jemals auf diese Art für mich gewinnen zu können. Doch ich konnte nicht aufhören an ihn zu denken. Konnte man denn etwas, dass so sehr Teil von einem selbst war, komplett ausblenden und verleugnen? Nein. Aber ich musste es dennoch versuchen. Und so… wurde eine Freundschaft für mich unmöglich. Den Inbegriff meiner Sehnsucht so nah vor mir zu sehen und doch niemals erreichen zu können… Die reinste Qual. Auch so schon, wenn wir nur als Kollegen miteinander zu tun hatten. So ein verdammter Mist… Ich hatte es unterschätzt. Ich hatte meine Reaktion unterschätzt, hatte geglaubt, ich hätte all diese wirren Gefühle erfolgreich zurückgedrängt in mir. Doch jetzt… am Ende aller Dinge… kamen sie wieder hervor, verlangten um sich schlagend und verzweifelt nach ihrem Recht gehört zu werden, unterstützt von Bradleys unterschwelligen Zuneigungsbezeugungen, die zuvor nicht da gewesen waren, und getrieben von dem Wissen, dass jetzt vielleicht die letzte Chance war ihnen doch noch nachzugeben. Und gerade jetzt, hier, auf dieser bescheuerten Couch, in den letzten öffentlichen gemeinsamen Minuten die wir wohlmöglich jemals haben würden, überspülte mich diese dunkle Woge der Verzweiflung erneut und unerbittlich und ich spürte, wie ich auf einen Abgrund in meiner Seele zusteuerte, den ich unmöglich umgehen konnte. Fort waren der Optimismus und der Trost, den ich in der Nähe der anderen für gewöhnlich empfand. Von einem Moment auf den anderen wieder fort. Nein! Doch nicht hier! Oh Gott, bitte nicht ausgerechnet jetzt und hier! Bitte! Ich war doch immer so stark gewesen. Darauf war ich zu Recht stolz. Doch jetzt… Was war mein Stolz ohne mein Herz? Und es würde mit ihm gehen, wenn er an diesem Abend das Gebäude verließ. Ich wusste es. Theatralik oder nicht, es war nun einmal Fakt. Für mich war es Fakt. Und ich spürte wie sich die Welt ganz, ganz langsam für mich auflöste, als wir die Verabschiedung einleiteten, als sich die Presseleute erhoben und die Kameras abgestellt wurden. Nicht einmal der Gedanke an das bevorstehende Screening oder die Feier konnten mich trösten. Eben noch hatten wir gelacht. Jetzt war dieses Lachen zu einer Klinge in meinem Herzen geworden. Gott im Himmel, warum tat das nur so weh? Ich musste stark sein. Ich musste mich zusammenreißen. Ungefähr zwei Dutzend Kameralinsen verfolgten unser Aufstehen, den Weg zum Vorführraum. Ich biss die Zähne zusammen, lächelte und ging mit schnellen Schritten hinter den anderen her, immer bemüht nur ja niemandem direkt ins Gesicht zu sehen. Der Ausdruck meiner Augen hätte demjenigen sehr viel mehr über meine innere Verfassung verraten, als mir lieb gewesen wäre. You're here, you're here but I'm still alone I say goodbye to your shadow I can't, I can't but you don't know How I feel, so I gotta go Oh please, everytime I say goodbye Everytime I say goodbye Oh I don't like leaving I don't believe in Everytime I say goodbye ~~~ Ich hatte feuchte Finger, als ich mit den anderen, die mir inzwischen so vertraut und doch auch noch nie so fern gewesen waren wie in diesen letzten Momenten, in dem Saal saß und auf die beiden letzten Episoden wartete. Hier und jetzt, einige Tage vor dem Weihnachtsfest, würden sie also nun erstmalig der Presse vorgestellt werden. Und auch wir würden sie zum ersten Mal in ihrer Gesamtheit bewundern dürfen. Ich fühlte mich seltsam taub und leer. Beinahe schwebend. Meine eigene Aufregung schien mich nur am Rande zu berühren und die sengende Traurigkeit war einmal mehr brutal von mir in mein innerstes Selbst zurückgedrängt worden, was mich sehr viel Kraft gekostet hatte. Ich war müde. Vielleicht würde ich in der Dunkelheit während der Vorführung eine Gelegenheit haben, meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Ich hatte einfach keine Kraft mehr sie weiterhin zurückzuhalten. Ich presste die Lippen aufeinander. Welch eine bittere Ironie. Denn wieder war die Dunkelheit mein Freund. Mein einziger Freund. Genau wie es bei ihr gewesen war. Bei ihr. Morgana. Jener gebrochenen, traurigen, einsamen Frau, die so sehr ein Teil von mir geworden war und die umgekehrt auch so viel von mir in sich barg. Ich spürte auf einmal Colins warme Hand auf meinem Unterarm. Seine tiefblauen Augen blickten fragend, ähnlich wie zuvor Bradleys. Ich lächelte traurig. Seine Hand drückte mich kurz. „Möchtest du mit mir den Platz tauschen, Katie?“, fragte er nun leise. Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch. Colin blickte kurz und bedeutungsvoll zu seiner anderen Seite, wo Bradley neben ihm saß und gerade mit Angel sprach, dann sah er wieder mich an. Wieso zum Teufel fragte er mich so etwas? Waren mir meine Gefühle denn so sehr anzumerken? Wenn ja, dann hatte meine Maske zum ersten Mal innerhalb der fünf Jahre, die wir uns nun kannten, hoffnungslos versagt… Colin musste meinen panischen Gesichtsausdruck richtig gedeutet haben und lächelte jetzt warm. „Mach dir keine Sorgen. Ich kenne Bradley. Und ich weiß, dass er sehr viel mehr für dich…“ Das laute Geräusch einer Rückkopplung verschluckte Colins letzte Worte. Vorn wurde soeben ein Spotlight auf einen Mann mit Mikrofon gerichtet, der ein paar Worte zu den letzten Episoden sagte und dann Johnny Capps und Julian Murphy zu sich beorderte. Die Männer redeten kurz und wünschten Presse und Crew einen unterhaltsamen Abend. Ich jedoch konnte nicht aufhören an das zu denken, was Colin mir wohl hatte sagen wollen, ehe wir unterbrochen wurden. Nachdem ich sein Angebot die Plätze zu tauschen nun beinahe trotzig abgelehnt hatte, als ich merkte, dass er seine Worte nicht wiederholen würde, schwiegen wir beide beharrlich. Was hatte er mir sagen wollen? Dass Bradley Gefühle für mich hatte? Aber… das war doch unmöglich… Einfach unmöglich… Oder? Zu viel. Das alles war einfach zu viel für mich. Als es dunkel wurde und der Vorspann lief weinte ich zum ersten Mal an diesem Abend. Doch ich verzog keine Miene, als die Tränen ihre Spuren auf meine Wangen zeichneten. Dies war definitiv das letzte Mal, dass wir alle beisammen sein würden. Ich weigerte mich, diesen Gedanken an mich heranzulassen. Noch mit Erfolg. Doch mit jeder Minute die verging und die ich uns nun so grandios wie noch nie zuvor auf der Leinwand schauspielern sah, als würden unsere Seelen davon abhängen, wurde es klarer für mich, endgültiger und greifbarer. Am Ende, obwohl ich trotz alles Vorwissens enttäuscht war von dem, was sie aus meiner eigenen Rolle gemacht hatten (was ich mir jedoch niemals anmerken lassen durfte), weinte ich zum zweiten Mal in dieser Nacht und wie ein kleines Kind in der schützenden Dunkelheit des Raumes, bemüht darum, die Tränen immer sofort weg zu tupfen, damit mein perfektes Äußeres intakt blieb – obwohl innerlich in mir alles zusammenbrach. Colins und Bradleys Schauspiel war unglaublich am Schluss. Mein Herz tat weh bei den letzten Worten, die sie sprachen. Ihre Mimik… Ihre Gestik… All das schnitt wie eine Klinge in mein Herz. Nein. Ich hätte es nicht ertragen direkt dabei zu sein, als diese Szenen gedreht wurden, das wusste ich nun. Auch jetzt und hier fiel es mir schwer, nicht laut zu schluchzen und sämtliche Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Oh verdammt… Das Ende von Merlin und Arthur war einfach nur epochal. Anders konnte man das nicht nennen. Dies war der Stoff, aus dem gute Geschichten gemacht sind. Ein Schauer überlief mich, als die verheißungsvollen Worte der Legende von dem Drachen gesprochen wurden. Ich hatte mittlerweile einige Interpretationen der Arthurian Legend gelesen. Zumindest so viele, das ich trotz Morganas unrühmlichem Ableben mit dem Ende der Serie nun versöhnt war. Hier hatten Capps und Murphy wirklich einmal etwas richtig gemacht, sich auch wieder recht nah an die Sage gehalten, stellte ich mit positiver Überraschung fest. Natürlich hatte ich das Skript bereits vorher gekannt. Doch Zeuge dieser Szenen zu werden – diese beiden jungen Männer in solch einer Höchstform zu sehen – machte eine wahre Freude. Und tat unsäglich weh, führte es mir doch das Ende nur umso deutlicher vor Augen. Ich schaute zaghaft nach links, an Colin vorbei, der gefasst und ruhig dasaß, um einen Blick auf ihn zu erhaschen. Bradley wirkte entspannt und lässig wie immer. Er hatte mit Zeigefinger und Daumen seiner rechten Hand sein Kinn umfasst und blickte beinahe schon kritisch zur Leinwand empor. Ich schluckte. Contenance, Katie. Contenance. Noch ist es nicht ganz vorbei. Noch wird es weitere Interviews geben, die Party hinterher. Du wirst ihn nicht sofort verlieren… Seltsame Gedanken. Ich hatte nie groß über Dinge wie Verlust nachgedacht, aber anscheinend war dies eine meiner größten Ängste: Zu verlieren, was mir nur allzu plötzlich doch unendlich wichtig geworden war – und was ich niemals zu würdigen gewusst hatte, einfach weil diese Erkenntnis viel zu spät kam. Und dann war da noch das, was Colin vorhin über Bradley gesagt hatte… Was bedeutete das? Doch meine Trauer um das Ende vermochte selbst dieser Gedanke nicht zu mindern. Draußen, ich war einen Moment lang beinahe geblendet vom Licht der Scheinwerfer und Blitzlichter der Fotografen, war ich bemüht wieder ganz die Katie McGrath zu sein, die sie alle kannten. Doch dieses Mal… wollte es mir einfach nicht mehr gelingen. Zu groß war der Schmerz um die letzten Episoden, um das unwiderrufliche Ende, wegen dem, was wir gerade gesehen hatten, zu traurig und zu endgültig war alles, was auf mich einstürmte. Ich sah aus dem Augenwinkel, dass auch Angel geweint haben musste. Sie wirkte beinahe erschöpft und ebenfalls sehr traurig. Colins Miene war sehr ernst. Nur seine Augen verrieten seine tiefen Gefühle. Und selbst Bradley, dem strahlenden, immer gefassten Bradley, stand die Blässe ins Gesicht geschrieben. Man konnte sehen, dass er ebenfalls sehr um seine Außenwirkung ringen musste in diesem Augenblick. Und sie, meine Freunde, die immer der emotional stützende Pfeiler für mich gewesen waren, auch so sehr am Rande ihrer Fassung zu sehen, so bewegt und betroffen, das gab den Ausschlag, das ließ mich endgültig wanken. Die Vorführung war kaum beendet, wir hatten gerade den Saal verlassen, da war meine erste Handlung jene, sofort das Weite zu suchen. Mit einer gemurmelten Entschuldigung, dass ich gleich wieder da sei, verschwand ich hoch erhobenen Hauptes und steif lächelnd auf reichlich wackligen Beinen in Richtung der Toiletten und Waschräume. Und dort, in einer Box, an die kühle Trennwand gelehnt, weinte ich haltlos einen Schmerz hinaus, den nur er imstande war zu lindern – und von dem er nicht einmal etwas wusste. Ich war unfähig, meine Gefühle noch länger zu unterdrücken. Ich konnte sie überspielen. Das tat ich nahezu meisterhaft. Ich beherrschte meine Masken und ich war nach außen hin immer die strahlende, wunderbare Katie. Doch kein Mensch, am allerwenigsten er, wusste, wie es in mir, tief in meiner Seele aussah. Und dort war dieses Kind, dort war Wendy, eingesperrt in einem selbst errichteten Gefängnis aus Angst vor Enttäuschungen und Verlust, gefesselt an Ketten, die sie in den bodenlosen Tiefen meines seelischen Abgrunds festhielten, nur noch eine Erinnerung an das Mädchen in sich bergend, das sie einmal gewesen war. Was sollte ich tun? Was konnte ich tun? Ich hatte es bis heute ertragen, hingenommen und das genossen, was ich an ihm haben konnte. An Bradley. Ich hatte gedacht, das würde reichen. Ich hatte geglaubt, ich käme damit klar. Und doch reichte nur ein Blick, eine Berührung von ihm aus um mir deutlich zu machen, wie entsetzlich falsch ich gelegen hatte, wie unglaublich naiv ich gewesen war zu glauben, dass ich wahrhaftig in der Lage sein würde ohne ihn zu leben, dass ich es schaffen würde, die Dinge so zu akzeptieren wie sie nun einmal waren. Doch das war ein Irrtum. Der Tod seines Charakters führte mir das Ende von allem überdeutlich vor Augen, schmerzte mehr, als ich das je für möglich gehalten hätte. Es unterstützte nur noch, was ohnehin in mir wühlte, was mich beschäftigte und krank machte: Verlustangst und unerfüllte Sehnsucht. Die Angst, ihn auch wirklich zu verlieren. Unsinnig, hoffnungslos übertrieben, aber wahr, so schmerzhaft wahr… Meine ganze antrainierte Selbstsicherheit… Nur Fassade. So konnte es nicht weitergehen. Er sah mich nicht. Colin musste sich irren – oder aber etwas ganz anderes gemeint haben. Bradley hatte mich noch nie bewusst wahrgenommen. Und das heute Abend… das schrieb ich einzig und allein der Situation zu, dass all dies hier endete. Wahrscheinlich war er nur deswegen überhaupt so kontaktfreudig. Nein. Ich musste ihn gehen lassen. Es würde mir das Herz brechen. Aber ich musste ihn loslassen. Wie alles andere auch. So einfach war das. Ich musste das, was mir das Wichtigste war, gehen lassen, weil es mir nur noch weh tat, weil es keine Hoffnung gab. All diese Blicke… Ich hatte sie mir mit Sicherheit nur eingebildet, wünschte mir nach wie vor etwas, das es nicht gab zwischen uns. Es hatte keinen Sinn mehr zu hoffen… Meine Tränen kannten kein Halten mehr und ich spürte, wie ich innerlich ganz langsam zerfiel. Should I leave a note this time Or leave you hanging so I can change my mind Want you to let go but I'm terrified It hurts, it hurts but I don't know Any other way, so I gotta go Please, everytime I say goodbye Everytime I say goodbye I don't like leaving I don't believe in Everytime I say goodbye ~~~ Später, beim Sektempfang, war die Stimmung verhalten. Dies waren nun unwiederbringlich die letzten Stunden des Zusammenseins von Cast und Crew. Doch während alles um mich herum lächelte und zumindest vorgab sich zu freuen, so ertappte ich mich doch immer öfter dabei, wie ich bei all dem Nicken und Lächeln ernst und nachdenklich blieb. Ich trank. Ich trank sogar sehr viel. Doch das nahm ich nur am Rande wahr. Ich kaute nervös auf meiner Unterlippe herum. Sollte ich vielleicht gleich jetzt gehen? Wohlmöglich war das besser. Mein Makeup war wieder perfekt. Ich hatte sehr darauf geachtet, dass man die Augenringe nicht sah. Niemand würde mir ansehen wie es um mich stand wenn ich nun ging, oder wissen, was der wahre Grund war, aus dem ich es tat. Ich stand unentschlossen mit dem Rücken zur Gesellschaft an einem Tisch mit allerlei Köstlichkeiten auf Tabletts, doch ich starrte nur blicklos hindurch, hatte weder Hunger noch nahm ich irgendetwas bewusst wahr von diesen Dingen. Meine Hand hielt die Sektflöte so fest umfasst, dass es ein Wunder war, dass sie nicht zerbrach in meinem Griff. „You’re okay?“ Seine Stimme… Oh Gott.. wie würde ich jemals ohne diese Stimme leben können? So tief, so warm – und ausnahmsweise mal ganz ohne Spott oder Witz. „Katie…“ Wenn er meinen Namen aussprach…, ich schwöre, dann passierte etwas in mir. Kein Ahnung was, denn mein Denken setzte aus, hatte es immer schon getan, wenn er mit mir sprach, doch niemals so wie jetzt. Das Ende und der bevorstehende Abschied… potenzierten all meine Empfindungen um ein Vielfaches. Und ich wollte das nicht, wollte nicht, dass er mich so sah. So verletzlich. So einsam. So traurig. Auf gar keinen Fall durfte er es sehen! Ich schluckte kurz, sammelte mich und übte mich in gleichgültiger Lässigkeit, setzte meine Maske auf und wollte mich gerade zu ihm wenden, doch da überraschte er mich schon wieder, indem er sanft meinen Arm mit einer warmen, starken Hand ergriff und mich zu sich herumdrehte. „Sieh mich an.“, sagte er leise. „Was ist los mit dir?“ Da stand er nun, ebenfalls ein Glas in der Hand, die sagenhaften Augen direkt auf mich gerichtet, besorgt, wie es schien. Seine ganze Haltung wirkte achtsam, vorsichtig. Er sah so verdammt gut aus… Ich blickte krampfhaft auf seine Brust, seinen Hals. Herrjeh, diese Kinnlinie… Vielleicht sollte ich doch woanders hinschauen. Überall hin, nur nicht in seine Augen. Bloß nicht. Ich schluckte heftig und versuchte das Gefühl seiner Hand auf meiner Haut am Arm zu ignorieren. Dann hob ich beinahe trotzig den Kopf und lächelte. Das, was ich so gut konnte, einfach, weil es so geübt und einstudiert war. Ich bin stolz auf dich, Katie! Ich hatte immer geglaubt Bradley würde niemals dort hindurchsehen können, durch meine Fassade. Doch in dem Moment wo sich unsere Blicke trafen und mein Lächeln schwand, wusste ich, dass ich ihm bitter Unrecht getan hatte, wir alle, und das all die Jahre hindurch. Er war nicht oberflächlich, wahrhaftig nicht. Er spürte sehr wohl, dass etwas nicht stimmte mit mir, deswegen war er hier, und er konnte es nun auch sehen, in diesem Moment und in meinem Blick. Denn für eine Sekunde weiteten sich seine Augen. Erschüttert schaute er mich an. Es währte nur Sekunden, doch in diesen Sekunden lag meine ganze Seele bloß vor ihm und ich war vollkommen hilflos, meiner Maske beraubt, meiner Contenance verlustig – und ich spürte wie ich leicht zu wanken begann. KATIE! KATIE ELIZABETH MCGRATH! Eben warst du noch so stolz auf dich! Reiß dich zusammen, verdammt noch mal! Das ist nicht das Ende der Welt! Doch für mich… fühlte es sich genauso an. Ganz genauso. „Es geht mir gut…“ flüsterte ich mit tauben Lippen. Meine Stimme brach und strafte die Worte noch eher Lügen, als es meine Körpersprache an sich schon tat. „Lass mich… los!“ „Das tue ich nicht. Wie viel hast du getrunken?“ Was sollte denn diese Frage? Was ging ihn das an? Vier… vielleicht fünf Gläser Sekt in der letzten halben Stunde. Oder waren es mehr gewesen? Ich wusste es nicht mehr. Ich wollte ihm sagen was ich davon hielt, dass er mich so bemutterte, doch ich konnte nicht. Ich konnte weder den Blick aus seinen brennenden blauen Augen lösen, noch konnte ich verhindern mir vorzustellen wie es sein musste, meine Finger durch sein kurzes, weiches Haar gleiten zu lassen und… Schmerz. So konkret, reißend und körperlich wie noch niemals zuvor. Ich krümmte mich. Es würde niemals sein. Es konnte nicht. Denn heute… heute endete es. Alles. Ich würde ihn nicht wiedersehen. Und da spürte ich wie etwas in mir zerbrach. Das Sektglas in meiner Hand zersprang in hunderte scharfkantige Splitter, ein Echo dessen, was in mir selbst stattfand. Und wie in Zeitlupe spürte ich wie meine Beine nachgaben, wie mich die Kraft verließ. Ich konnte gerade noch denken, wie unpassend, wie absolut unpassend dies für eine Katie McGrath war. Diese starke, unnahbare und humorvolle Person, die ich für sie alle immer gewesen war. Bis jetzt. Bis heute. Was würden sie von mir denken? Was machst du nur mit mir, Bradley? Warum? Warum kann ich nicht auch ohne dich stark sein? Warum… bist du, und nur du allein, meine Kraft? Ohne dich… Ich hörte wie Bradley irgendetwas über die Schulter nach hinten zu den anderen rief, auch wenn seine Stimme irgendwie in Watte gepackt zu sein schien. Und dann kam mir der Boden entgegen. Doch ich spürte keinen Aufprall. Denn da waren mit einem Mal Arme, warme, starke Arme, die mich auffingen und festhielten. „Was um Himmels Willen…?!“ Colins Stimme. Gedämpft. Fassungslos. „Ich bringe sie hier raus, Colin. Ich glaube, das alles ist ein wenig viel für sie.“, hörte ich Bradleys gepresste Antwort. „Schnell. Mach uns die Türen auf und dann sorg dafür, dass man uns für den Moment nicht vermisst, okay? Ich kümmere mich um sie.“ Während er mich durch die Lobby des Hotels trug, in dem der Empfang und das Screening stattfanden, und nach draußen brachte, kehrten meine Lebensgeister langsam zurück und ich begann mich in seinen Armen zu winden. Himmel, war das peinlich! Ich war wütend. Auf ihn oder auf mich? Ich wusste es nicht. Doch mit einem Mal durchströmte mich heißer, wilder, reinigender Zorn, der mir Kraft gab. Draußen auf der Straße, unter dem Baldachin, der den Eingang überspannte, setzte er mich endlich ab und ich brachte mit hastigen, unbeholfenen Schritten Abstand zwischen uns. „Was fällt dir ein? Ich bin kein kleines Kind mehr!“, fauchte ich. Er erwiderte meinen Blick unerschütterlich. „Dann hör auf dich wie eines zu verhalten.“ Seine Stimme war ruhig und ernst, so ganz anders, so verdammt anders als sonst. Und ohne Vorwurf. Warum jetzt? Warum kam erst jetzt und hier dieser Mann hinter dem Jungen zum Vorschein, den ich immer hatte haben wollen? Den ich so sehr begehrte, dass sich alles in mir schmerzhaft zusammenzog? In diesem Moment wünschte ich mir widersinniger weise den herumalbernden Jungen zurück. Mit ihm wusste ich umzugehen. Nicht aber mit diesem bestimmten, erwachsenen, ernsthaften Mann, der mir nun gegenüberstand. Und der einfach unglaublich aussah in der ihn umgebenden, samtenen Dunkelheit der Nacht. Nur die Augen schienen von innen heraus zu strahlen, und sein helles Haar glänzte, wo das Licht des Eingangsbereichs auf es fiel. Der Regen rauschte auf das Vordach des Hotels nieder und ich schwankte erneut, fing mich jedoch wieder und warf ihm einen drohenden Blick zu, als er einen Schritt in meine Richtung wagen wollte. „Katie…“ Da war es wieder. „Hör auf! Hör auf damit! Bitte! Hör auf dich um mich zu sorgen oder zu kümmern oder was immer du da gerade machst! Wieso jetzt? Scheiße, wieso erst jetzt, Bradley?“ Gegen meinen Willen traten mir wieder Tränen in die Augen. Ja, ich hatte zu viel getrunken… Doch das war gleich. Denn es setzte die Essenz dessen frei, was mich innerlich ausmachte. All diesen Schmerz… All diese Verlustangst… „Was kümmert es dich, wie es mir geht? Jetzt noch? In ein, zwei Stunden bist du weg, fort, und wir sehen uns nicht wieder und alles ist vorbei, alles… ist vorbei… Und du wirst… fort sein… für immer… Shit...“ Meine Stimme kippte. Ich hielt mich an einer der Säulen fest, die das Dach über uns hielten und versuchte krampfhaft Trost und Halt daran zu finden, mich durch die Kühle der Berührung erden zu lassen, doch es half nicht. Es half nicht. Mein ganzer Körper krümmte sich plötzlich und stumme Krämpfe schüttelten mich. Weinen war plötzlich zu etwas sehr Schmerzhaftem, beinahe Lebensbedrohlichem geworden. Ich hasste mich dafür, dass ich nichts dagegen tun konnte, und ich hasste auch ihn, weil er hier stehenblieb und sich das ansah, diese schwache Katie, die ich nun einmal auch war. Die er aus mir machte. Warum tat er das? Warum ließ ich nur immer wieder zu, dass er das mit mir tat? Weil ich ihn liebe… Oh Gott… wie sehr ich ihn liebte… Wie sehr ich ihn brauchte… Aber wie sehr er mich auch schwach werden ließ… Ich hasste das. Ich wollte nicht schwach auf ihn wirken. Ich war doch die starke Katie. Eine Frau, die auf eigenen Beinen stand, die sich von niemandem etwas sagen ließ und die niemandes Hilfe benötigte! Ich lief los, blind hinein in die Nacht und den Regen. Nur fort von meinem Licht, meiner Liebe, meiner Stärke, aber auch von meiner Schwäche. Allein, unabhängig, würde ich genesen, vielleicht wieder stark sein können. Dass all diese Gedanken nur Illusion waren kümmerte mich nicht. Dass mein ganzes Sein zerbrach bei dem Gedanken daran, ihn für immer zurückzulassen, ignorierte ich verbissen. Ich lief und lief. Der Regen kühlte meine Haut, durchnässte meine Kleidung. Es kümmerte mich nicht. Ich lief vor mir und meinem Schmerz davon, wohl wissend, dass er mich dennoch irgendwann wieder einholen würde. Doch nicht jetzt. Nicht hier. Oh bitte… Ein Schluchzen entrang sich meiner Kehle, während ich langsamer wurde und mich erneut krümmte. Es klang wie ein kleiner Schrei. Ich spürte, wie meine Kräfte endgültig schwanden. Und dann war er da. Einfach nur da. Er richtete mich behutsam auf und zog mich an seine breite, warme Brust, barg mich in seinen starken Armen, presste mich so fest an sich, dass ich glaubte, ich müsse ersticken. Er ignorierte schlicht meine schwache Gegenwehr. Ich versuchte mich zu lösen, schlug sogar auf ihn ein, mit wenig Erfolg aber doch entschlossen. Nein. NEIN! Wenn er mir so nahe war, konnte ich mich nicht mehr beherrschen. Ich würde zusammenbrechen. „Lass los, Katie…“, flüsterte er. „Lass es raus. Ich bin hier. Ich bleibe bei dir…“ Er hielt mich ganz fest, wiegte mich sanft in der Geborgenheit seiner Nähe. Ganz leise sprach er auf mich ein. „Ich weiß… Ich weiß, dass es weh tut. Und es zu zeigen… ist keine Schwäche, Katie. Lass es zu. Es ist nicht wichtig, hier und jetzt, was irgendjemand anderes darüber denkt. Glaube mir, es ist nicht wichtig. Ich bin hier, Katie, und niemand sonst. Ich bin hier und fange dich auf. Und ich verstehe. Ich weiß.“ Und ich vergrub mein Gesicht in seiner Wärme und seinem Duft, krampfte meine Finger in seinen Pullover, blendete alles um mich herum aus und ließ los. Ich weinte, weinte wie ich noch niemals zuvor in meinem Leben geweint hatte. Ich schämte mich nicht mehr. Meine Kraft war erschöpft. Und ich brauchte ihn so sehr. So unendlich. So viele Jahre hindurch war ich stark gewesen, hatte unterdrückt was mich ausmachte. Doch jetzt, im Angesicht der Tatsache, dass ich ihn verlieren würde, dass auch er aus meinem Leben verschwinden könnte, verließ mich meine Stärke vollends. „Geh… nicht fort…“, weinte ich. „Ver… verlass mich nicht… Nicht auch du… Bitte…“ Er senkte sein Gesicht in mein Haar und ich spürte die Wärme seines Atems auf meiner Haut, als er sanft auf mich einsprach, beruhigende Worte murmelte. Ich wusste nicht, was er sagte, doch es war auch gleich. Ich verstand ihn innerlich. Etwas in mir antwortete darauf, labte sich an seinen Worten. Heilte. Ganz, ganz langsam. Und während der Regen auf uns niederströmte, die Nacht uns mit sanften, schützenden Schwingen umhüllte, da ließ ich jene Katie endgültig hinter mir zurück, jene Katie, die immer so sehr um ihr Auftreten bemüht und deren einzige Sorge es gewesen war, dass jemand hinter die Fassade blicken könnte, die sie sich so sorgsam aufgebaut hatte. Ich war nun einmal wie ich war und ich fühlte wie ich fühlte. So und nicht anders. Und wer damit nicht zurechtkam, der verstand mich nicht, würde mich niemals verstehen. Aber er… er… hörte mir zu. Zum ersten Mal hörte er mir zu. Sah mich. Verstand mich. Und wusste… Ich fühlte es. Meine Hände öffneten sich, glitten über Bradleys Brust und an seinen Seiten vorbei, ich umfing ihn und schmiegte mich in diese Umarmung, die ich mir schon so lange gewünscht und herbeigesehnt hatte. Und er erwiderte sie. Fest, warm und unerschütterlich. Als ich das nächste Mal zitternd Luft holte, da fühlte es sich etwas leichter an. Und ich roch ihn… roch seinen unnachahmlichen Duft… Eine Mischung aus Duschgel, Aftershave, Männerdeodorant… und Bradley… Nach Stunden, so schien es, löste er sich sanft von mir. Meine Tränen hatten endlich aufgehört zu fließen. Sanft schob er einen Finger unter mein Kinn und hob mein Gesicht an. Sein Blick… war sehr intensiv. Ungläubig und vollkommen erstaunt, aber auch warm und liebevoll. Fasziniert beobachtete ich die winzigen Lichtreflexe in seinen Pupillen. „Katie…“, flüsterte er, als wäre mein Name ein Gebet. „Ich hatte keine Ahnung…“ Er brach hilflos ab. Der Regen rauschte auf uns nieder und bildete die Begleitmelodie, die Kulisse, für unsere Gefühle, die einander noch nie zuvor so nah gewesen waren wie jetzt, noch niemals so miteinander in Einklang gewesen waren. Ich konnte es kaum glauben. „Es tut mir so leid…“ Seine Lippen berührten zart mein Ohr bei diesen Worten. Sie zitterten. Ebenso wie auch ich zitterte. War dies wirklich möglich? Konnte es sein…? Atemlos lauschte ich, wartete ab. Mein Herz raste. Ich war ihm so nah, so unendlich nah. Würde er es zulassen? Würde er meine Gefühle akzeptieren, die nun so offen vor ihm lagen? Oder würde er mich mit nur einem Wort zerschmettern? Ich hasste diese Macht, die ich ihm damit in die Hand gab. Und doch… konnte ich es nicht ändern. Denn jetzt wusste er um meine Gefühle. Ich jedoch so wenig über seine. Seine Gefühle, die er immer und noch so viel perfekter als ich hinter einer professionellen, sogar albernen Fassade zu verstecken wusste. Aber er hatte gesagt, dass er verstand… Er wusste… Und das Zittern in seiner Stimme… Seine Sorge um mich… Ich spürte das alles… Konnte es sein, dass er mich zum ersten Mal, wirklich in sich hineinsehen ließ? Konnte es sein…, dass er auch etwas für mich…? Oh Gott, Colin… Du hattest Recht… „Seit wann…?“, fragte er leise, immer noch erschüttert. Ich blickte ihn mit großen, ängstlichen Augen an. „Ist das wichtig, Bradley?“ Sekundenlang geschah nichts. Eingefroren in Zeit und Raum standen wir da, aneinander gelehnt, der eine in den Blick des anderen versunken. Einer verloren ohne den anderen. Eins geworden. Ich ließ mich fallen in die Unendlichkeit seiner Augen. Und vertraute auf meine Gefühle, das was ich spürte. Und ihm. „Ist es wichtig, seit wann?“, flüsterte ich erneut, ganz nah an seinen Lippen. „Jetzt weißt du… dass ich dich mehr vermissen werde… als jeden anderen. Dass ich… nicht weiß, wie ich ohne dich…“ Meine Stimme brach. „Verlass mich nicht… Bitte…“, schloss ich beinahe lautlos, weil das, genau das, die Worte waren, die meine Verfassung besser beschrieben als alle anderen. Und dann nahm er mein Gesicht in beide Hände. Ganz sanft umfasste er meine Wangen, strich zart mit den Daumen über sie. Er lehnte seine Stirn an meine. Seine Augen schienen zu strahlen. Sie blendeten mich. „Meine Katie… Mein kleiner Bücherwurm… Wie könnte ich dich verlassen?“, flüsterte er und die Worte regneten auf mich hernieder, sanft und warm, ließen meine Sinne aufblühen, entspannten meine Seele, mein ganzes Sein und erschütterten mich doch bis ins Innerste. Mein Herz öffnete sich weit. Die Kälte des wirklichen Regens vermochte mich nicht mehr zu erreichen. Wie war das nur möglich? Er empfand etwas für mich. Und nicht erst jetzt, wurde mir klar. Wie hatte ich so blind sein können? All diese kleinen Gesten in den letzten Monaten. All diese Blicke. Seine Sorge… „Ich bin hier, Katie. Hier wo ich sein will. Hier, wo ich hingehöre. Und ich werde nirgendwo hingehen. Nicht heute und nicht morgen. Niemals..., wenn du es nicht willst... Lass mich… für dich da sein…“ Voll Staunen und durch den Schleier von Tränen hindurch schaute ich ihn an, in das Gesicht des Mannes, den ich so sehr liebte. Die tiefblauen Augen… Die kühn geschwungenen Lippen, meinen so nah. Die scharf geschnittene Kinnlinie… Perfektion. In jeder Hinsicht. War es wirklich möglich? Dass dieser Mann meine Gefühle verstand? Sie erwiderte? Warum? Warum erst jetzt? Doch war das wichtig? Ein Echo meiner eigenen Worte von zuvor. War das wirklich wichtig? Wenn es doch nur so war, so blieb? Oder war all dies nur ein Traum? Doch in jenem Moment, in dem er seine warmen, vollen Lippen auf meine legte, wusste ich, dass dies kein Traum sein konnte. Ein Traum würde nicht ein solch reales Glücksgefühl, ein derart tiefes, plötzliches Verlangen und einen solchen Hunger in mir auslösen. Und ich griff hinauf in sein Haar, zog seinen Kopf zu mir hinunter und küsste ihn, als ob mein Leben davon abhinge, küsste ihn derart heftig, dass ich keine Luft mehr bekam. Es war mir gleich. Wenn er anfänglich Überraschung empfinden mochte, so verging diese rasch. Er zog meinen Körper an seinen heran, ließ mich seine wunderbare Wärme auf ganzer Länge tröstlich spüren, während seine Lippen meine öffneten, seine geschickte Zunge meinen Mund eroberte und wir in einem leidenschaftlichen, tiefen Kuss versanken, der alles um mich herum ausblendete. Er schmeckte wundervoll. Süß und verlockend. Ich klammerte mich an ihn, spürte seine Muskeln unter meinen Händen und hieß zum ersten Mal die Schwäche in mir willkommen, die seine Berührungen in mir auslösten. Diese Art von Schwäche… war ich bereit zu akzeptieren. Jederzeit. Der Kuss wurde heftiger, beinahe verzweifelt, noch hungriger. Er drängte mich zurück an eine Hauswand. Ich gab einen kurzen, überraschten Laut von mir, der sofort vom nächsten Kuss erstickt wurde. Ich schmeckte die Feuchtigkeit des Regens auf seinen Lippen, auf seiner Haut, spürte, wie sie sich mit dem Salz auf der meinen mischte, fühlte sie in meinem Rücken, am ganzen Körper, und ließ ihn spüren, wie sehr ich ihn brauchte, wie sehr ich diese Gewissheit brauchte, dass es für uns niemals enden würde. Wie Ertrinkende küssten wir uns, so hart, so drängend, dass unsere Zähne miteinander kollidierten, keuchend, unersättlich und gierig. Er drängte mich an die Wand, presste mich an sie und umgab mich mit all seiner Wärme, all seiner Männlichkeit, die mir bestätigte, wonach ich selbst so sehr verlangte, was ich mir so sehr gewünscht hatte. Hingebungsvoll ergab ich mich ihm, stöhnte leise und lustvoll an seinen Lippen, ließ mich fallen und genoss das Gefühl, meine Finger endlich, endlich durch sein weiches, feuchtes Haar gleiten lassen zu können, ihn zu spüren mit jeder Faser meines Seins... Dann, so schnell wie sie gekommen war, erlosch die Raserei wieder. Seine Liebkosungen wurden sanfter. Schließlich blickte er mich an, hauchte mir einen Kuss auf die Nasenspitze, streichelte mit seinen Lippen meine Haut. „Meine Katie…“ Ich hob die Hand und strich sanft, beinahe staunend, über die mir so vertrauten und doch noch so unbekannten Gesichtszüge. Dass ich ihn berühren durfte… Endlich… „Wenn du wüsstest, wie lange ich das schon bin.“, antwortete ich zärtlich. Er hob den Kopf und küsste zart meine Stirn. Dann jedes meiner Augenlider. Wieder meine Lippen. Lange. Ganz sanft. „Ich wusste es nicht, nein. Aber… ich fühlte es. Irgendwie… spürte ich es. Und nicht erst jetzt. Verzeih mir… Ich wollte es nicht wahrhaben. Ich hätte niemals geglaubt, dass du… solche Gefühle für mich haben könntest. Für mich. Diesen vorlauten…, arroganten… Idioten, der ich nun einmal auch bin.“ Er unterbrach sich, schloss kurz gequält die Augen. „I’m truly sorry, Katie. Ich war so… blind…“ Und jetzt war es an mir erstaunt die Augen aufzureißen. Nicht wirklich… Er hatte nicht wirklich exakt aus demselben Grund keine Annährung versucht, aus dem auch ich es nie tat? Wenn dieser Gedanke nicht so bittersüß gewesen wäre, hätte ich am liebsten laut aufgelacht. Wir waren beide blind gewesen... Mein Bradley… Ich bin doch auch nicht perfekt… Aber ich liebe dich. So wie du bist. Du bist einzigartig. Du bist mein Bradley. Mit all deinen kleinen Fehlern, mit all deinen großen Stärken. I love you. Always will. Doch das alles… würde wenn überhaupt erst später in Worte gekleidet werden. Denn jetzt… war auch das nicht wichtig. Nicht jetzt und nicht hier. Er war hier. Bei mir. Nur das zählte. Und ein kleines, glückliches Lächeln begann sich auf meinem Gesicht auszubreiten, eine Last schien sich von meinem Herzen zu lösen. Er küsste erneut neckend meine Nasenspitze. „Was ist so lustig, mein kleiner Bücherwurm?“ „Ich.“, flüsterte ich. „Und du.“ Mein Lächeln schwand dahin, als ich das dunkle Flackern in seinem Blick gewahrte. Meine Stimme klang plötzlich wieder atemlos. Dann küsste er mich. Mit einer Inbrunst, die Ihresgleichen suchte. Während ich danach meine Wange an seine schmiegte gestand ich ihm leise und unter Tränen, was ich wirklich für ihn empfand – was ich immer schon empfunden hatte. Und wenn ein Teil von mir Angst gehabt hatte, diesen so sprunghaft wirkenden, jungen Mann damit vielleicht zu verschrecken, so verstummte er in dem Moment als er mich wieder ansah. Und ich erkannte die Bestätigung meiner Worte in seinem Blick, konnte mein Glück kaum fassen. Ja, ich wusste, er erwiderte meine Gefühle. Intensiver noch, als es Worte auszudrücken vermochten. Ich sollte aufhören es zu hinterfragen. Und es annehmen. Katie Elizabeth McGrath hatte ein Recht darauf auch einfach einmal Glück zu haben. „Immer?“, fragte ich zaghaft, mir sehr wohl des Wunschdenkens hinter diesem Wort bewusst, doch ich musste es hören, ich brauchte es in diesem Moment um angesichts all dessen, was heute zu Ende ging, nicht doch noch auseinanderzufallen. Er küsste mich wieder, vorsichtig, beinahe ehrfürchtig dieses Mal. „Immer.“, flüsterte er innig. Und dann hob er mich unvermittelt hoch und wirbelte mich herum, sodass meine Sorgen und Bedenken in einem befreiten Lachen zerbarsten. Für uns… würde es nicht enden. Niemals. Nein, unsere Geschichte, basierend auf all dem was uns formte, woran wir uns immer erinnern würden, begann erst. Und die Geschichte, an der wir teilhatten, würde für immer in den Herzen und im Geist der Menschen weiterleben… ~~~ ~ Songtext by Loreen "Everytime" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)