The Akatsuki Job von 4FIVE ([Itachi x Sakura | modern AU | thriller]) ================================================================================ Kapitel 12: Truth By Revelation ------------------------------- . . Vier Jahre zuvor. Stadtteil Hirano, Ōsaka. Das Hidden Leaf Headquarter, wie dieser blonde Typ aus dem Krankenhaus es am Telefon genannt hatte, waren Büroräume in der vierten Etage eines Hochhauses. Vierte. Etage. Den Aufzug ignorierend, begann sie äußerlich unberührt ihren Aufstieg. Innerlich focht sie einen Gewissenskonflikt mit sich aus. Es war drei Wochen her, seit sie zufällig in die Schießerei zwischen ihm, seinem gutaussehenden Freund und einigen anderen Leuten gestoplert war. Die Gerichtsverhandlung hatte gestern geendet—ein beschleunigter Prozess aufgrund klarer Sachlage—und tatsächlich, er war nicht aufgetaucht. Er war auch nicht als Zeuge oder Angeklagter genannt worden. Es war, als sei dieser Uzumaki Naruto vom Erdboden verschluckt. Sakura seufzte. Eine versperrte gläserne Tür trennte das Treppenhaus und den Aufzug vom Gang des vermeintlichen Hauptquartiers. Von diesem gingen einige gut sichtbare Türen ab, die teils geöffnet, teils geschlossen, aber allesamt in einem solchen Winkel gebaut worden waren, dass sie nicht in die Zimmer dahinter sehen konnte. Irgendwo hinter einer dieser geheimnisvollen Türen befand sich ihre Zielperson. Sakura hatte lange überlegt. Zu lange. Sie konnte ihren Großeltern nicht ewig auf der Tasche liegen. Ino hatte sich nach der Entlassung ihrer Freundin schnell mit den neuen Gegebenheiten arrangiert und sich dazu bereiterklärt, mit ihr in den Vorort Ōsakas zu ziehen, in denen ihre Großeltern lebten. Es hatte die hübsche Blondine nicht lange dort gehalten. Binnen zwei Wochen hatte sie einen Job in der Großstadt ergattert, sich eine Wohnung gemietet und das Haus der Harunos verlassen. Sakura bewunderte diese Konsequenz und auch Inos Gutmütigkeit, mit der sie sie mietfrei bei sich wohnen ließ. Aber die Wohnung war teuer und Sakura brauchte einen Job. Deshalb drückte sie die Klingel. In der ersten Minute passierte gar nichts. Dann streckte ein Mädchen mit zwei braunen Zöpfen ihren Kopf hinter einer Tür hervor, blinzelte und ging auf die Besucherin zu. "Was willst du?", fragte sie durch die provisorisch angebrachte Sprechanlage. An ihrer Hüfte baumelte eine gefüllte Messerhalterung. "Arbeit", antwortete Sakura. "Ist das hier Hidden Lea—" "Schrei doch nicht so!" Das Mädchen entriegelte blitzschnell die Tür und zog Sakura durch den geöffneten Spalt. Ihr Griff war fest und schwielig; sie war offensichtlich eine Handwerkerin. Den Messern nach zu urteilen eine mit speziellem Fachzweig. Es waren keine nullachtfünfzehn Feldmesser. Es waren amerikanische Militärmesser, eindeutig erkennbar an ihren auffälligen Griffen. Die Klingen U.S. amerikanischer Fabrikate waren mittels eines Farbstoffes schwarz gefärbt, um verräterische Lichtreflexionen zu vermeiden. "Jemand mit dem Namen Uzumaki wollte, dass ich herkomme." Die braunhaarige Frau verdrehte stöhnend die Augen. "Dieser Tölpel. Tut mir leid, Süße, aber das hier ist wirklich nichts für schwache Nerven. Wenn du einen Job brauchst, ist die Straße runter ein kleiner Imbiss. Die suchen immer jemanden." Sakura musterte sie ausgiebig, was die Braunhaarige geduldig über sich ergehen ließ. Sie sah selbst nicht aus wie jemand, der allzu starke Nerven hatte. Ihr hübsches Gesicht und die unschuldigen Rehaugen machten sie nicht unbedingt zu einer ernstzunehmenden Konversationspartnerin. "Ich will den Chef sprechen." Die Braunhaarige rümpfte die Nase, ehe sie eine wegwerfende Handbewegung machte. "Also schön. Ich halte mich aus der Mitgliederwerbung lieber heraus. Am Ende ist es noch meine Schuld und dieser Nörgler Neji hat wieder einen Grund, mich zu belehren. Männer. Mein Name ist übrigens Tenten." "Sakura." Tenten führte sie den Flur entlang vor eine der hinteren Türen, durch deren Gegenüber lärmende Stimmen drangen. Die junge Frau stoppte abrupt in ihrer Bewegung, mit der sie anklopfen wollte, stemmte eine Hand in die Hüften und riss stattdessen die Tür des lauten Raumes auf. "Habe ich euch nicht gesagt, dass die Leinwand für unser Briefing da ist, und nicht für eure Videospiele? Neji-kun wird euch töten, wenn er herausbekommt, dass ihr eure Playstation daran angeschlossen habt, um zum hundertsten Mal Artemisias Arsch zu versohlen—setzt ihr im Ernst Quistis gegen sie ein? O Mann, habt ihr überhaupt Ahnung von Final Fantasy?" Sakura versuchte einen kurzen Blick auf die Szene zu erhaschen, um vielleicht Uzumaki zu sichten, doch Tenten schlug raunend die Tür zu und klopfte an die andere. "Sarutobi-sama? Hier ist jemand, der Sie sprechen möchte." Sie machte Platz und ließ Sakura eintreten. Das Büro war spartanisch eingerichtet, aber nett und sauber. Ebenso der alte Mann, der hinter dem dicken Schreibtisch saß, auf dem sich akribisch geordnete Aktentürme stapelten. Er machte einen freundlichen, aber seriösen Eindruck. Ganz im Gegensatz zu dem Blonden, dem sie bis jetzt nicht abgenommen hatte, der Adresse trauen zu können, die er ihr bei ihrem Anruf gestern genannt hatte. "Was kann ich für dich tun, mein Kind?", sagte der rüstige Alte. "Setz dich, setz dich." Jahrelanges Marinetraining hatte sie dazu ausgebildet, vor Vorgesetzten oder Höhergestellten—was dieser Mann zweifelsohne war—keine Übersprungshandlungen zu vollführen. Es drückte Nervosität und Schwäche aus, also verbat sie ihrer Hand, durch ihr Haar zu fahren. Anstelle dessen hielt sie Augenkontakt. Kurz und knapp, so lautete die Devise. "Ich brauche Geld." "Soso." "Einer Ihrer Leute, Uzumaki Naruto, gab mir diese Adresse. Er sagte am Telefon, dies sei eine Gruppe, die Aufgaben aller Art für gutes Geld annimmt." Sarutobi kratzte sich an seinem kleinen Ziegenbärtchen. "Hmm … in der Tat sind wir derzeit unterbesetzt. Naruto-kun hat wohl einige Dinge ausgelassen, wie mir scheint. Wir erledigen nicht alle Aufträge. Was wir tun, sind Attentate und Jagden auf Verbrecher aller Art. Jene, die der ANBU entwischen. Unser Geschäft ist ein blutiges, aber wir kämpfen für eine bessere Welt. Das mag idealistisch sein. Vor allem, da das Ideal, das wir mit Morden anstreben, paradoxerweise der Frieden ist." "Ich war drei Jahre lang bei den U.S. Marines, anderthalb Jahre davon Sergeant. Krieg und Frieden gehen in meiner Welt mit Waffen und Blut Hand in Hand." "Ah ja, ich verstehe. Jemanden des amerikanischen Militärs können wir immer gerne gebrauchen. Wenn du unbedingt willst, kannst du schon nächste Woche eines unserer Spitzenteams begleiten." Von 'wollen' konnte keine Rede sein, aber Sakura war nicht naiv genug, um zu denken, jemand wie sie könne eine reelle Chance auf dem Arbeitsmarkt haben. Die Schule abgebrochen, unehrenhaft aus der Marine entlassen, ohne Ausbildung und Perspektiven. Ihre Perspektive war der Krieg. Dies war ein anderer Krieg als der, den sie gewohnt war zu kämpfen, doch die Waffen waren dieselben. Subjektive Ideale, utopische Weltanschauungen und der Tod. "Wollen Sie mich nicht vorher überprüfen?" Sarutobi schüttelte amüsiert den Kopf. "Mein Kind, das habe ich längst getan, als Naruto-kun dich vor ein paar Wochen ankündigte. Wir sind immer informiert, Haruno Sakura-chan." Er streckte die Hand in die Richtung ihres Gesichts aus und fuhr seine Silhouette nach. "Augen, so klar wie deine, können mich nicht täuschen. Sasuke-kun, Naruto-kun, kommt rein!" Die Tür schwang auf und der Blonde kam hereingestolpert, dicht gefolgt vom attraktivsten Japaner, den sie jemals gesehen hatte. Er war bei der Schießerei ebenfalls anwesend gewesen. Und, soweit sie sich erinnern konnte, hatte er eine verdammt gute Figur dabei gemacht, selbst wenn seine Handhabung der völlig überzogenen Desert Eagle zu wünschen übrig gelassen hatte. Er behielt es sich vor, sich nicht vorzustellen, sondern sah sie durchdringend an. Sakura schluckte. Sein stechende Blick hinterließ ein beklemmendes Gefühl. Dies war der erste Tag ihres neuen Lebens. Und sie würde es annehmen, so wie sie Narutos Hand ergriff, mit der er sie von ihrem Stuhl in eine kameradschaftliche Umarmung zog. "Auf gute Zusammenarbeit!" . . "Ich höre dir zu", versicherte sie tonlos. Es war verlockend, auf die Teetasse zu sehen, aber sie widerstand. Noch verlockender war Itachis Gesicht, wenn er seine erste Emotion zeigte. Diesen Moment wollte sie nicht verpassen. "Sagt dir der Name Eisaku Yasuo etwas?" "Der Senator?" "Ehemaliger Senator", korrigierte er. "Er stieg vor zwei Jahren nach den Neuwahlen vom Oberhaus in das Unterhaus auf. Das Oberhaus entspricht dem amerikanischen Senat, das Unterhaus dem Abgeordnetenhaus." Sakura wusste das, doch sie wagte nicht, ihn zu unterbrechen. Also nickte sie, dankbar für jede Erklärung, die er ihr gab. Wenn Itachi etwas betonte, war es wichtig. Da er sie für intelligent hielt, speicherte sie diese Information für später ab. "Wie für alles, das in der Politik geschieht, gibt es auch für die Verkettung unglücklicher Umstände vor zehn Jahren nur einen Grund." "Geld?" Itachi nickte zustimmend. "Eine gewisse Summe monetären Anreizes", spezifizierte er. Der Tee hatte endlich die richtige Temperatur, um ihn genießen zu können und sie nippten synchron an ihren Tassen. "Alles begann, als die Abzweigung des staatlichen Fonds, der für die Opfer der Erdbeben an der Westküste vor zwölf Jahren eingerichtet worden war, durch einen Polizeiinspektor aufgedeckt wurde. Der Fond war dazu gedacht, Geschädigte der Erdbebenreihe finanziell zu entschädigen, sowie den Wiederaufbau staatlicher Gebäude in den betroffenen Regionen zu finanzieren. Allerdings bediente sich eine Abgeordnete des Unterhauses mittels verschiedener Bauorganisationen des Kapitals, um Zuwendungen zu unterhalten, die ihrer politischen Karriere förderlich waren." "Sie hat mit diesem Geld jemanden bestochen?" Itachi zuckte die Schultern. "Die Formulierung konkreter Konditionen für den Erhalt der Zuwendungen konnte ihr nie explizit nachgewiesen werden, also lautete die Anklage auf Verteilung unangemessener Geschenke während eines Zeitrahmens spezieller politischer Sensitivität. Die Abgeordnete—ihr Name war Kitamura, denke ich—stiftete Bauleiter und Ingenieure dazu an, Preise für Materialien und Arbeitsleistungen zu berechnen, die nie verwendet wurden. Somit wurden Gelder überwiesen, die im Realfall gar nicht aufgewandt wurden. Diese Gelder flossen über diverse ausländische Bankkonten an Kitamura. Diese wiederum sponsorte damit Luxusreisen, Honorare, Geldgeschenke und andere Aufmerksamkeiten für einflussreiche Funktionäre, die ihrer politischen Karriere vorteilhaft zugute kamen." Sakura zügelte ihre Ungeduld. Sie hatten Zeit. Niemand würde sie so schnell hier finden, also konnte Itachi von ihr aus erzählen, was er an jedem Tag dieses Jahres gefrühstückt hatte—sein Superhirn wusste es bestimmt; diese These musste sie alsbald überprüfen—wenn er es denn nur in einem angemessen zügigen Tempo machte! Doch diese unerschütterliche Gleichmütigkeit, mit der er alles bedeutungsschwer in die Länge zog, trieb ein Messer der Unruhe in ihre Geduld. Unter dem Tisch krampften ihre Finger zusammen, sodass ihre Knöchel weiß hervortraten. "Dieser Korruptionsfall stellte das Sprungbrett für meinen Vater dar, das ihn in die Position des Polizeidirektors der kyōtoer Polizei hievte." Sakura zog ihre Augenbrauen empor und verlagerte ihr Gewicht, sodass sie ihre Beine überwerfen und sich mit ihrem Ellenbogen auf der Tischplatte abstützten konnte. "Uchiha Fugaku hatte doch gar nichts damit zu tun. Wenn ich mich recht erinnere, war der Polizeinspektor, der den Fall aufdeckte, Mitglied eines Teams, das unter der Leitung irgendeines Kommissariats stand, das mit der Abteilung deines Vaters nicht kooperiert hatte." "Ja." Er ließ die Bestätigung im Raum hängen, wo Sakura sie intensiv kalkulierend in einer Rundumsicht betrachtete. Sie versuchte angestrengt zu rekapitulieren, was sie wusste. Itachi ließ sie unter seiner strengen Anleitung eigenständig hinter die Geheimnisse seines Klans stolpern. Die Genugtuung, sie zu überfordern, würde sie ihm unter keinen Umständen überlassen. Teufel in der Hölle, sie war intelligent! In der Tat, das war sie. "Er hat gelogen!", rief sie erleichtert über die Meisterung seiner Herausforderung aus. Itachis Mundwinkel zuckten zwar amüsiert über ihre spontane Wortwahl, doch seine Augen zollten ihr anerkennende Zustimmung. Sakura war elektrisiert von ihrem Erfolg. Ihr Mund wurde trocken vor Gier, mit der sie sich in die Abgründe der Uchihas zu stürzen begann. "Aber wieso? Und wie? Ließ er Akten umschreiben? Übernahm er die Ergebnisse ihrer Ermittlungen?" "Ich bewundere deine Intuition für Intrigen, aber du musst an deinem Gefühl für die dunklen Tiefen der menschlichen Seele arbeiten. Mein Vater besaß zu diesem Zeitpunkt drei Dinge. Erstens, eine einflussreiche Position als Leiter des Drogendezernats. Zweitens, eine zweistellige Anzahl an Kontakten. Drittens, eine Menge Geld. Wir Uchihas hatten schon immer über unsägliches Kapital verfügt; das meiste davon aus nicht ganz so legalen Konsortien geschlagen. Ersteres ermöglichte ihm einen Deal auszuhandeln, der drei Leuten zugute kam, von denen einer er selbst war. Zweites und Drittes sicherten ihm Rückhalt in allen Belangen. Unter einer Bedingung." "Ein blindes Auge über Hinterziehung von Kapitalsteuer, mit der er dieses Kapital vermehrt und die Kontakte unterhalten hatte?" "Korrekt. Meine Familie war sehr groß und konnte durch günstige—nein, sagen wir eher vorteilhafte, denn billig waren sie gewiss nicht—Verbindungen zu tonangebenden Männern in Politik und Wirtschaft ihr Kapital auf diversen Konten in Sphären steigern, bei denen selbst Millionären schlecht wurde. Der Klan hatte jahrzehntelang an einem bidirektionalen Investitionsnetzwerk gefeilt, das es ihm erlaubte, über verschiedenste Ecken Einflüsse in gewinnbringenden Bereichen geltend zu machen. Das Leck befand sich letzten Endes in der Exekutivgewalt. Die Verbindungen hierhin fehlten, und da die Tochter des Polizeipräsidenten glücklich verheiratet war, konnte man keinen geeigneten Uchiha in eine Relation setzen. Also feilte man daran, meinen Vater in diese Position zu bringen, anstatt weiterhin erfolglos zu versuchen, sich mit dem Mann, der sie innegehabt hatte, gutzustellen." Sakura schluckte. Itachi holte weit aus, streifte Dinge, die sie bereits wusste, doch sie wagte nun nicht länger, ihn zur Eile zu treiben, selbst wenn es unter ihren Fingernägeln vor Neugierde brannte. Sie blieb ruhig. Äußerlich. Und Itachi fuhr fort. "Es war zu genau der Zeit, in der Kitamuras Skandal publik geworden war. Mein Vater heftete dem Fall eine gefälschte Komponente an, die die Korruptionsabteilung nach allen Vorschriften dazu zwang, sämtliches Material dem Drogendezernat zu übergeben: Kitamura wurde eine schier lächerliche Anzahl verschiedenster illegaler Substanzen untergeschoben. Alleine dafür hätte sie wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz zehn Jahre bekommen; die sieben Kilo Kokain nicht mitgezählt." Er machte eine neue Pause und Sakura beschloss als Übersprungshandlung ihren inzwischen lauwarmen Tee zu trinken, um Zeit zum Nachdenken zu haben. Itachi erwartete eine Schlussfolgerung, die sie ihm nur zu gerne gab. "Die Uchihas hatten nie etwas mit Drogen zu tun. Woher hatten sie binnen kürzester Zeit diese Unmengen?" Sie triumphierte innerlich, als Itachis Blick ihr bestätigte, dass sie die richtige Frage gestellt hatte. "Hier schließt sich der erste Kreis. Eisaku hatte—oder spekulativerweise hat—tiefreichende Kontakte zum illegalen Drogenhandel. Er brachte einige nette Gesetze zum Erlass, die gute Grauzonen für jede Art von Schwarzmarkt ließen. Die Einführung von Rauschgift wurde durch ihn leichter, was ihm in diesen Kreisen viele Sympathien einbrachte. Zum Beispiel von Oto. Orochimaru sympathisierte schon lange mit Senator Eisakus radikalen Ansichten und nach den reformierten Importgesetzen für die Handelskammer sowie dem Embargo, das viele seiner Konkurrenten limitierte, intensivierte sich der Umgang der beide zu einer … nennen wir es Übereinkunft." "Uchiha Fugaku wandte sich also an Senator Eisaku, der ihm genügend Beweislast lieferte, um einen bereits gelösten Fall in seinen Aufgabenbereich zu ziehen, der ihm eine Beförderung einbrachte", fasste Sakura gestikulierend zusammen. Sie brachte es nicht länger fertig, unbeteiligt am Rand des Geschehens zu sitzen, während Itachi vor ihren Augen eine Szene konstruierte, die ihr Herz vor Wut, Angst und Aufregung schneller schlagen ließ. Ihre Faust sauste auf den Tisch nieder, wo Itachi reflexartig seine Tasse stützte, die andernfalls umgefallen wäre. Sakura hatte weniger Glück. Wortlos stand er auf, bereitete neuen Tee zu und setzte sich wieder. Sakura hatte in diesen wenigen Minuten ihre Unterlippe blutig malträtiert. Sie bekam fast nicht mit, wie seine Finger über das Blut strichen, das aus ihnen trat. Fast. Aber jetzt war nicht die Zeit, um ihren Hormonen zu verfallen. "Wieso?", fragte sie. "Beförderung schön und gut, aber wieso auf diese Art?" "Schön, dass du fragst." Itachi trank den letzten Schluck seines Earl Grey, ehe er sich erklärte. "Eisaku war eine Art … ich wüsste nicht, wie ich es korrekt ausdrücken könnte, also versuche ich es zu präzisieren. Er war schon lange hinter dem Aufstieg in das Unterhaus her. Macht, Einfluss, das Übliche. Er war förmlich besessen davon. Sein Wahlkampf war nicht gerade das, was man als billig bezeichnen könnte. Die Gelder davon kamen von Investoren und seinen Geschäften mit Drogendealern. Nichts Aufregendes also. Doch es gab eine Menge Leute, die ihn nicht sehen wollten, wo er sich selbst sah. Politische Gegner, Antiströmungen seiner extremistischen Auffassungen, Leute mit Freunden. Eisaku war nicht dumm. Sein Plan war es, meine Familie auffliegen zu lassen. Er hatte seine Wirtschaftsspione überall sorgfältig platziert und eine hinreichende Menge Beweise gesammelt, um sämtliche strafmündigen Mitglieder der Uchihas für sehr, sehr lange Zeit hinter Gitter zu verfrachten. Um seiner Heldentat ein moralisches Standbein zu verpassen, das ihn in der Meinung seiner mit ihm nicht konform gehenden Skeptiker steigen ließ, willigte er ein, meinen Vater zum Polizeidirektor zu machen. Den Direkter einer Behörde, die für Recht und Ordnung kämpfte, als Betrüger zu entlarven war sehr viel effektiver als bloß einen reichen Mann vom Thron zu stürzen. Dafür brauchte er die Hilfe eines Richters, der zu seiner eigenen eine weitere Empfehlung aussprach. Die restlichen benötigten Empfehlungsschreiben hatten sich die Uchihas schon im Voraus gesichert." "Uchiha Fugaku wurde also Präsident der Polzei auf Kosten der öffentlichen Reputation einer ohnehin korrupten Abgeordneten und erheischten Empfehlungen. Wie ging es weiter?" Sie wollte ihm gar nicht erst Spielraum für einen neue Herausforderung geben. Ein Kreis hatte sich geschlossen und ihre Überlegungen knüpften an ihrem Anfang an. Sie war ratlos. Zugeben würde sie das jedoch niemals. Nein, Moment! Sie war nicht ratlos! Itachi erwähnte nie etwas, das nicht von weiterem Belang war. "Was war mit dem Richter?" "Shimura Danzō, der Richter, den Eisaku Yasuo konsultierte, war ein zweischneidiges Schwert. Er steckte selbst bis zum Hals als Komplize in Korruptionsfällen der übelsten Sorte. Eisaku konnte von seinen Förderern kein Geld für diese Sache lockermachen. Er war demnach dazu gezwungen, das Bestechungsgeld für Danzō von seinen eigenen Mitteln aufzutreiben. Da es sich praktischerweise um einen anerkannten Richter handelte, den er bestach, knüpfte er eine zweite Bedingung an die Bezahlung: Danzou sollte nach Eisakus Aufdeckung des Betrugs den Fall meiner Familie in seinem Gericht verhandeln. Das Spiel war ein gefährliches, deshalb verlangte Danzō Sicherheiten in Form einer Kaution, die Eisaku hinterlegen sollte. Nur wenige Tage nach der Annoncierung meines Vaters zum Polizeipräsidenten kam meine Familie hinter Eisakus Verschwörung. Sie spielten Danzō ausreichend Beweise zu, mit denen er Eisakus Karriere beenden hätte können. Gegen eine gewisse Summe, versteht sich." "Warte", unterbrach Sakura ihn ihre Hand hebend. Sie kannte Shimura Danzōs Ruf nur allzu gut. Er war einer von Tsunades Klienten. Einer der Besten. Sie kannte seine Ambitionen. "Der Senator wollte den Polizeipräsidenten aus dem Weg räumen, der Polizeipräsident den Senator. Beide versuchten es über denselben Mittelsmann, der ein Richter war, der dasselbe Bestreben verfolgte: aufsteigen. Ich weiß, dass Danzō Richter des Obersten Gerichtshofes ist, auch damals schon, und dass er ins Ministerium will. Wie passt das zusammen? Egal was er getan hätte, es hätte seiner Karriere geschadet." Itachi hatte neuen Tee gemacht, den er genüsslich an die Lippen führte und damit eine unendlich lange Pause künstlich heraufbeschwor. Er streckte sie, indem er die Tasse gemächlich absetzte und den Henkel so adjustierte, dass sie parallel zur Kante des Tisches war. "Das ist der Knackpunkt." "Was?", raunte Sakura unter Stöhnen. Sie fuhr sich unwirsch durch ihre Haare und überschlug ihre Beine neu. Mit einer erregten Geste fuchtelte sie vor ihrem Gesicht herum, den Ellenbogen weiterhin auf den Tisch gestützt. "Welcher Knackpunkt? Ich sehe ein Dreifachremis. Zwei Springer gegen einen Turm am Rande des Spielfelds. Wie konnte der Turm den einen Springer schachmattsetzen, ohne den anderen zu tangieren?" Sie schmälerte ihre Augen, als die logische Erkenntnis sie ereilte. "Gar nicht. Aber wie—?" "Danzō ist nicht umsonst in kürzester Zeit in den Obersten Gerichtshof aufgestiegen. Er ist gerissen und skrupellos. Leider mehr skrupellos als gerissen. Beide Parteien, Eisaku und die Uchihas, gaben ihm finanzielle Mittel, die er für seine eigenen Zwecke verwendete, anstatt sie für das zu verbrauchen, für das er sie bekommen hatte. Die Gelder waren mehr oder minder binnen weniger Wochen verschoben und die beiden anderen gingen leer aus. Damit hatte er sich zwei Feinde gemacht, die ihm nichts anhaben konnten, da er genügend Beweise gegen sie hatte, welche ihm von der jeweils einen gegen die andere Front eigenhändig zugespielt worden waren. So weit, so gut. Danzō hatte darauf hingearbeitet. Aber während Eisaku sich damit zufrieden gab, ihn über die Presse verbal zu beleidigen, greift man einem Uchiha nicht so tief in den Geldbeutel, ohne ungeschoren davon zu kommen. Sie froren zuerst auf Rechtswegen seine Konten ein und, was noch viel schlimmer für ihn war, sie plünderten halblegal die Töpfe seiner Stiftungen, die er als Deckmantel für seine korrupten Aktivitäten verwendet hatte." "Wie?" Er machte eine wegwerfende Handbewegung. "Ich würde dich nur ungerne in die Trickkiste dieses unsäglichen Klans einweihen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass noch Transaktionsprotokolle über die damaligen monetären Aktivitäten existieren, was es für heute irrelevant macht. Ein Teil des Kapitals war jedenfalls eingefroren worden, der andere, sehr viel größere, abgezweigt und verschwunden." Für einen Wimpernschlag wich er ihrem Blick aus und Sakura wusste, dass er den entscheidenden Part in dieser Farce eingenommen hatte. Ganz so unbeteiligt war er also tatsächlich nicht gewesen. Sie würde später darauf zurückkommen. "Im Endeffekt war Danzōs komplettes Kapital unzugänglich." Sie ahnte, dass bald der Punkt kam, doch sie brauchte noch ein Komma, um den letzten Teil verstehen zu können. In ihrem Kopf puzzelte sich alles zu einem holistischen Bild zusammen, eine Verkettung von Umständen, die zu dem geführt hatte, was wohlbekannt war. "Was hatte Eisaku damit zu tun?" Er erwähnte nichts ohne Grund, wieso hatte er diesen Senator so sehr aus seinem Konzept herausgearbeitet? Wieso hatte er ihn ihr gezeigt? "Meine Familie lässt sich nicht lumpen, Sakura", sagte Itachi düster. "Erinnere dich. Danzō war nicht der einzige, der uns übers Kreuz legen wollte. Eisaku wollte meinen Vater an den Pranger stellen. Das hatten viele versucht, doch er war so weit gegangen, einen konkreten Plan auszuarbeiten und meine Familie bekam diesen in ihre Hände. Es war anderthalb Jahre nach dem Kitamura-Fall, als Eisaku Yasuo sämtliche Funktionäre seiner Partei verlor. Wir hatten Einfluss, Sakura", meinte er fast tadelnd, als sie ihn erneut unterbrechen wollte. Sie schluckte, nickte und ließ ihn fortfahren. "Es war unser größter Fehler. Zwei Feinde können sich schnell zusammenschließen, wenn es gegen einen gemeinsamen Gegner ging. Mit dieser unbedachten Racheaktion hatten wir Danzō und Eisaku gegen uns verbündet." In Sakuras Geist fügte sich das letzte Fehlende Stück in das Mosaik, das sie seit Wochen zusammenfügte. Sie japste nach Luft, als sie endlich verstand. Seine Worte vom Anfang hallten durch ihren Kopf. "Um wie viel Geld ging es, Itachi?" Sie hatte eine Menge Aufträge bekommen. Es war immer um etwas gegangen, das eben nicht mit Geld gelöst werden hatte können. Aber hier ging es nur darum. Alles drehte sich darum. Niemand würde jemand anderen wegen ein paar hunderttausend Yen ermorden. Sie rückte ein Stück näher an ihn heran. "Wie viel?" "Im Kopf spontan überschlagen etwas um die Dreißigmilliarden Yen." Sakura wurde schwarz vor Augen. Sie presste ihre Finger gegen ihre Schläfen, hinter denen ihr Gehirn versuchte zu rechnen. Mit diesen Unsummen hatte sie noch nie auch nur ansatzweise zu tun gehabt. Dreißig Milliarden Yen, das waren … "Zweihundert. Achtundneunzig . Millionen. Dollar?" Ihre Stimme war rau und brüchig, als sie ungläubig den Kopf schüttelte. Wie konnten drei Menschen zusammen so viel Geld besitzen? Sie ertappte sich bei dem ironischen, nichtsdestoweniger moralisch verwerflichen Gedanken, für so viel Geld selbst den ein oder anderen Mord begehen zu können. "Danzō wollte sein Geld wieder, Eisaku ebenfalls. Also ebnete der Senator dem Richter den Kontakt zu Orochimaru und Oto. Sie gingen einen Handel ein: Orochimaru sollte den Mord an den Uchihas veranlassen und darüber wachen, dass dieser erfolgreich verläuft. Im Gegenzug sollte er einen beträchtlichen Anteil an dem gestohlenen Kapital bekommen, das durch unsere Ausrottung wieder zugänglich gemacht würde. Die Sache hatte jedoch einen Haken: der Vertrag lautete, alle Uchihas zu töten." "Sasuke und du …" Jetzt wurde es klar. Wieso Orochimaru nach Sasukes Leben trachtete. "Sie haben ihn reingelegt." "Nach allen Regeln der banalen Kunst. Man kann sie nur dafür bewundern, dass ihr peinlich geisttötender Plan auch wirklich funktioniert hatte. Sie spielten einem unglücklichen Mitglied der Uchiha-Familie Hinweise zu, die ihn für die Nacht des Massakers vom Anwesen fernhielten." "Sasuke?" Itachi schnalzte tadelnd mit der Zunge. Sie revidierte. "Du. Sie wählten dich aus. Und du brachtest Sasuke fort, weil du eine Ahnung hattest." "Eine Ahnung wäre übertrieben, doch ich traute diesem Kartenhaus der Intrigen und Lügen längst nicht mehr über den Weg. In jener Nacht brachte ich Sasuke zu seinem Schulfreund, um in Ruhe mit einigen Leuten reden zu können, bei denen ich Hilfe suchte. Unter anderem Sarutobi Hiruzen, dem ich mich anvertraute. Ich erbat seine Hilfe, doch bevor wir handeln konnten, war es zu spät. Ich kam im Morgengrauen zurück, um unser gesamtes Anwesen in die Luft gesprengt vorzufinden. Zerfetzt. Jeder einzelne von ihnen. Am Tag zuvor hatten meine Großeltern den Familienrat einberufen, um zu entscheiden, welche Ausbildung Sasuke nach seinem Schulabschluss beginnen sollte. Und, viel wichtiger, wie man mit Danzōs Geld verfahren sollte. Ich habe nie erfahren, was ihre Pläne mit Sasuke waren." Zerfetzt, echote es in ihren Gehörgängen. Es war riskanter, alle auf einmal in die Luft zu jagen, als sie einzeln zu töten. Die Möglichkeit, dass jemand nicht anwesend war, war sehr groß und auch real präsent, wie man sehen konnte. Andererseits ließ es weniger Beweise, wenn man alles versengte, anstatt ein Blutbad zu veranstalten. Dennoch … "In keinem Bericht bestreitest du deine Unschuld." Sakura wollte nicht wispern, aber ihr blieb keine Wahl. Es war so unglaublich, was er ihr erzählte. So falsch. Grausam falsch. "Sasuke", lautete seine Antwort, als würde sie alles erklären. In gewisser Weise tat sie das auch. Doch Sakura maß sich nicht an, in die tiefen Schlaglöcher seines Verstandes vorzudringen und Mutmaßungen anzustellen. Sie wollte hören, um zu verstehen. Sie ließ Itachi neuen Tee aufsetzen—langsam stand ihr das Heißgetränk zum Hals, aber es war gut, um die Festgefahrenheit der Situation zu übertünchen—und wartete geduldig, bis sie zum wiederholten Mal eine Tasse als Alibi vor sich hatte, mit der sie sich beschäftigen konnte. "Sasuke", wiederholte sie anknüpfend. "Er skizziert dieses tragische Bild sehr gerne, wie man hört. Jenes, in dem er nach einem Zank mit Naruto früher nach Hause kommt und mich blutverschmiert in den blanken Trümmern stehen sieht, die einst unser Zuhause waren. Er konnte damals nicht verstehen, wie surreal das alles für mich war, weil es für ihn selbst fernab jeder möglichen Wahrheit lag. Das Blut war mein eigenes, das aus den Schnitten trat, die ich mir bei dem Versuch zufügte, den Safe der Familie an einer Stelle freizulegen, die ich als vormaliges Arbeitszimmer vermutete." "Was war in dem Safe?", hakte sie nach. Sie würde ihrer Regel folgen: nichts Wichtiges blieb ungesagt. "Beweise. Mein Vater hatte Danzō natürlich nur eine Kopie sämtlicher Unterlagen Eisakus Geschäfte betreffend zukommen lassen. Als Pfand und Druckmittel. Die Originale lagen mit etlichen anderen wichtigen Dokumenten sicher verwahrt in einem Safe, der teurer gewesen war als eine Mittelklasselimousine. Ziemlich dekadent, aber durchaus nützlich. Er war leer. Und hier begann die Schwierigkeit." Sakura wusste, dass Augenschließen und Stöhnen unhöflich war, aber diese Geschichte raubte ihr noch den letzten Nerv. Erschöpft rieb sie sich mit einer Hand den Nacken und ließ den Kopf auf ihren Schultern kreisen. Wie gerne hätte sie eine Massage von schlanken, kräftigen Fingern … neues genervtes Stöhnen folgte. Es war zwar wissenschaftliche Evidenz, dass die Aufmerksamkeitsspanne eines Menschen auf eine halbe Stunde begrenzt war, doch dies war keine beschissene Schulstunde! Hier ging es um Menschenleben. Sie durfte nicht den Faden verlieren. Itachi wartete geduldig, bis sie ihre Augen wieder öffnete und bereit für das nächste Stück war. "Die Schwierigkeit begann mit dem Verschwinden der Beweise", rekapitulierte sie gestikulativ. So weit, so gut. Inzwischen war sie in Gefilde abgerutscht, die nicht mehr mit gesundem Menschenverstand zu durchschauen waren. Sie versuchte es trotzdem. "Danzōs Bestreben greifen nach der Berufung ins Ministerkabinett. Wenn er den Fall von Eisaku vor Gericht gebracht hätte, hätte ihm das Punkte bringen können." "Das ist, was ihm nicht möglich war", korrigierte Itachi. Sie verspürte das Bedürfnis, ihren Kopf gegen eine Wand zu schlagen. Natürlich war es ihm nicht möglich. "Als Richter ist es Danzō untersagt, Anklagen zu machen", erklärte sie sich selbst. "Der Oberste Gerichtshof beschäftigt sich nicht mit Bagatellen und Kapitalverbrechen in erster Instanz. Er ist für Verfassungsrechte und Berufungen da—außerdem hatte er die Unterlagen doch längst. Wieso ihre Originale verschwinden lassen?" "Ab diesem Punkt kann ich nur spekulieren. Vielleicht, um sicherzustellen, dass ihm keiner die Show stiehlt. Oder aber, und dies ist meine eheste Vermutung, er wollte verhindern, dass ich sie bekomme. Danzō ist nicht dumm. Er wusste, dass ich die Spuren leicht zu ihm und Orochimaru zurückverfolgen konnte, aber alleine gegen zwei Fronten zu stapfen, bloß bewaffnet mit einem Bajonett, weil er mir die Munition genommen hat, wäre wenig zielführend gewesen. Ohne Beweise keine Anklage und wo kein Kläger, da kein Richter. In Danzōs Fall hat er mir jedes Mittel genommen, seine und Eisakus Schuld zu beweisen." "Stattdessen versuchte er dir das Ganze anzuhängen?" "Mit Sasukes Zeugenaussage und einigen gefälschten Laborberichten, die angeblich meine Fingerabdrücke auf dem Fernzünder für die Bombe beweisen, war es schwer, der Anklage auszuweichen. Es ist ein ebenso trivialer wie perfider Plan und die aufkommenden Anschuldigungen gegen die Uchihas, deren Missetaten nach dem Mord zufällig immer lauter an die Öffentlichkeit drangen, machten es meinem Anwalt schwer, mich in einem anderen Licht als dem des missverstandenen, nach Rache lechzenden Erben erscheinen zu lassen. Der Haftbefehl lag keine Woche nach dem Attentat vor. Deshalb sah ich mich gezwungen, unterzutauchen." "Wieso Ōsaka?" Sakura hörte auf, auf ihrer Unterlippe zu kauen. Es machte keinen Sinn. "Wieso hast du Sasuke nie die Wahrheit gesagt?" "Ōsaka ist nach allem meine Heimat. Und für Sasuke … ich brachte es nicht übers Herz, ihn alleine zu lassen. Meine Schuld ist eine bewiesene Tatsache. Die Wahrheit spielt keine Rolle mehr. Ich habe mich damit abgefunden, weil ich immer schon geahnt hatte, dass meine Familie es eines Tages zu weit treiben würde. Ich war viel zu sehr in ihre Machenschaften verstrickt, als dass ich ungeschoren hätte davon kommen können. Der Tag, an dem mein Vater mich zu sich rief, mir ein Kuvert in die Hand drückte und mich anwies, es auf einem Benefitskonzert einem seiner Geschäftspartner unauffällig zu überreichen, war der Tag, an dem mein Schicksal besiegelt worden war. Nach allem ließ ich mich in die Rolle drängen, die man mir zuwies. Selbst wenn ich damit nie einverstanden war, ist das keine Entschuldigung und ich kann nicht behaupten, dass es mir nicht schon oft geholfen hätte, wichtige Leute zu kennen. So kam ich schließlich zu Akatsuki, die nahe genug waren, damit ich ein wachsames Auge auf Sasuke haben konnte, mir aber gleichzeitig Schutz vor der Justiz boten. Orochimaru hätte sich Akatsuki niemals in den Weg gestellt und mit einem Akatsuki-Seitenblick auf den jüngsten Spross dieses verfluchten Klans wusste ich Sasuke in Sicherheit." "Also hast du es für ihn getan", seufzte Sakura erschlagen von so viel Ehrlichkeit. Sie war ihm dankbar, sein Spiel irgendwann aufgegeben und sich nur mehr auf Fakten beschränkt zu haben. Es war so schon verwirrend genug. "Orochimaru will sein Geld. Das bekommt er erst, wenn er Sasuke und mich umgebracht hat. Wäre ich ins Gefängnis gewandert, wie Danzō es geplant hätte, wäre Sasukes Leben binnen weniger Stunden nach meinem Schuldspruch zu Ende gewesen. Ehrlich gesagt glaube ich auch, dass Orochimaru genügend Leute im Inneren der Gefängnismauern hat, um mich eines besonders bitteren Todes sterben zu lassen. Das war der Fehler in Danzōs Plan, den er bitter bereut." "Darum auch die Assassinen, Hidden Leaf und letztendlich die ANBU." Nun hatte sie es. Das gesamte Puzzle. Jeder Teil der zwei Millionen Scherben war an seinem ihm angestammten Platz, feinsäuberlich poliert, sodass sie alles darin sehen konnte. Mit Eifer und Herzblut hatte sie versucht, diese Geschichte zu rekonstruieren. Sie hatte es endlich geschafft. Wieso nur war ihr dabei so elend zumute? "Danzōs Plan in seiner ganzen Schönheit sah vor, mich einzukerkern und Orochimaru auf ewig hinzuhalten. Doch ich widersetzte mich dieser Linie und blieb frei. Es ist gefährlich für ihn, vor allem so kurz vor den diesjährigen Neuwahlen der Regierung. Sobald die neue Koalition gebildet wird, steht es dem Bundeskanzler frei, seine neuen Minister zu wählen und wie ich Danzō kenne, hat er einige Fäden im Hintergrund, die er zur rechten Zeit hochziehen wird." "Du könntest es zunichtemachen?" Itachi nickte, ließ aber ungesagt, wie. Es war auch nicht nötig. Alleine seine Zeugenaussage, flüchtiger Angeklagter oder nicht, würde einen Untersuchungsausschuss auf den Plan rufen, der Danzōs öffentliche Reputation weit genug fallen lassen würde; und selbst wenn nicht, würden die Untersuchungen seinen Aufstieg aufschieben, auch wenn es nicht zu einer Anklage kam, wovon auszugehen war. Ein Hoch auf das Rechtssystem. Mit diesem Fakt würde sie sich später beschäftigen. Vorerst hatte sie, was sie begehrte. Eine Nacht darüber zu schlafen, um Erfahrenes zu evaluieren, konnte nicht schaden. Ohne die dritte Tasse Tee angerührt zu haben, stand sie auf. "Ich gehe zu Bett. Morgen sehen wir weiter." Er erhob sich ebenfalls und wünschte ihr eine gute Nacht, die sie nicht erwidern konnte. Eine gute Nacht würde sie bestimmt nicht haben nach all den Grausamkeiten, die sie eben gehört hatte. Morgen gab es viel zu bereden, viel nachzudenken. Sie brauchten einen Plan, einen Alternativplan, einen Alternativplan des Alternativplans, Unmengen an Geistesreichtum und Kreativität und am besten ein Grab, in das sie sich jetzt schon einschaufeln konnten. So wie die Dingen standen, war die Chance, lebend aus diesem Malheur aufzutauchen, verschwindend gering. Mit Narutos Worten ausgedrückt: sie steckten in der Scheiße. Bis zum Hals. Kopf nicht hängen lassen lautete die ausgeleierte Devise, doch kein einziger positiver Gedanke wollte sich in Sakuras Kopf schleichen. Selbst nicht, als sie die Decke über ihr anstarrte und die Decke um sie herum fester zog. Dabei hatte der Schauer nichts mit Kälte zu tun. Itachi beanspruchte die freie Seite des Doppelbettes wortlos für sich, ihr den Rücken zugedreht, so wie sie ihm. Sakura stieß leise Luft aus ihren Lungen und drehte sich auf den Bauch. Morgen. Morgen würde sie sich Gedanken darüber machen. Und, so Gott wollte, übermorgen vielleicht auch noch. Ihre Augenlider fielen langsam zu und der willkommene Schlaf überrollte sie langsam. Danzō … Shimura Danzō … er würde zahlen für das, was er getan hatte. Sie wusste nicht wie und wann. Aber sie würde dafür sorgen. . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)