Bring back my Summer von Uchan382 ================================================================================ Kapitel 1: Überwindung ---------------------- Hier mal eine meiner neueren Ideen, die mir seit langer Zeit im Kopf rumspuken. Wie immer gehört mir so gut wie gar nichts, bis auf die Namen der Labels, meine Nevia und vielleicht hier und da ein OC, wenn er gebraucht wird XD Auch die Familienstrukturen werden hier etwas durcheinander gewirbelt. Man möge mir diese Künstlerfreiheit verzeihen. Auf welche J-Rocker man sich hier freuen darf? Tja.... Es wird viel dabei sein. Sehr viel XD Unter anderen X Japan, Miyavi, Hyde, Gackt, The Gazette und Dir en Grey Wie immer sorgt meine Beta Mrs Cat dafür, dass Sich die Fehler in Grenzen halten XD Ich hoffe euch wird "Bring back my summer" gefallen ^.^ Wie immer freue ich mich über jegliches Kommi. Schreibt mir einfach irgendwas und wenns ein wort ist XD Bitte zögert auch nicht, mich auf Fehler aufmerksam zu machen ^-^ So, genug gequatscht, auf gehts mit einem neuen Abenteuer XD Lg Uchan -------------------------------------------------------------- Das dröhnende Geräusch des Weckers riss Itachi aus dem Schlaf. Murrend hob er eine Hand und ließ sie schwermütig auf den Ausschalter fallen. Endlich wieder Ruhe. Seit Jahren schlief er schon nicht mehr richtig. Die Nächte waren für ihn das Schlimmste an einem Tag. In der schützenden Dunkelheit der Nacht überkamen ihn Albträume. Albträume aus einer Vergangenheit, mit der er am liebsten nur noch abschließen wollte. Am liebsten wollte er nur noch weiterschlafen, doch leider hatte er heute Morgen eine Verabredung mit seiner Managerin. Und Nevia Matsumoto war nicht dafür bekannt geduldig zu warten, bis er wirklich wach war. Seit jener Zeit, die ihn heute nur noch als Albträume bekannt war, hatte er nicht mehr auf der Bühne gestanden. Früher hatte er das Leben innerhalb seiner Band geliebt, doch heute... Damals und heute waren wie Sommer und Winter. Und den Winter wollte man doch am liebsten verschlafen, nicht wahr? Seine Zukunft und die Gegenwart waren für ihn der Winter. Ob der Sommer sich irgendwann wieder einstellen würde? Missmutig stieg er aus seinem Bett und streckte sich einmal ordentlich, ließ seine Knochen knacken und sah sich um. Dieses Schlafzimmer wollte er sich einst mit seiner Freundin teilen. Diese Wohnung war ein Geschenk seiner Tante und seines Onkels an sie beide gewesen. Nun da er hier alleine drin wohnte, wirkte alles so unheimlich groß. Und doch hatte er das Gefühl, als würde ihm irgendwann die Decke auf dem Kopf fallen. Erst einmal duschen. Nach einer Dusche würde es ihm sicherlich besser gehen. Danach anziehen, Kaffee kochen und Nevia, die sich bis dahin sicherlich selbst schon Einlass gewährt hatte, wieder hinaus komplimentieren. Er wollte niemanden hier haben. Weder aus familiären noch aus beruflichen Gründen. Itachi wollte nur seine Ruhe. Er wollte, dass der Winter in seinem Inneren ewig widerhallte. Sommer bedeutete aufwachen. Und ER wollte schlafen. Eine Stunde später saß er fertig angezogen und geduscht auf seiner Couch und sah auf den schwarzen Bildschirm seines Fernsehers. In seiner Vorstellung tanzten Menschen vor der Bühne, schrien die Künstlernamen seiner Band. Auf der Bühne sechs Menschen, die ihren Traum lebten. Einen Traum, für den er damals seine Schule und seine Familie im Stich gelassen hatte. Doch für Itachi gab es damals einfach keine andere Wahl. Er hatte auch diesen einen Traum gehabt. Er hatte Amerika gelebt und hatte sich an diesem traumhaften Leben, welches er für sich und seine Freundin gedacht hatte, verbrannt. Nun gab es nichts mehr für ihn. Sein Bruder war ihn nicht einmal besuchen gekommen, sein Vater hasste ihn dafür, dass er das BWL-Studium nicht angetreten hatte und seine Freunde, die er hier zurücklassen musste, hatten ihm nie verziehen, dass er einen Traum ihnen vorgezogen hatte. Sie alle hatten ihn beneidet. Bei jedem Konzert das sie gaben, hagelte es an Glückwunsch-E-Mails, die mit so viel süßem Gift geschrieben wurden, das ihm selbst heute noch schlecht bei dem Gedanken wurde. Sie alle hatten doch keine Ahnung. Keine Ahnung darüber, wie schnell ein honigsüßer Traum zum Albtraum werden konnte. Ein Albtraum, den man so einfach nicht mehr los wird. Ein Schlüssel in der Tür ließ ihn träge den Kopf heben. Sein Blick glitt einmal über die Schulter. Nevia war da. Die Frau seines Cousins, der mit seinem Traum zusammen verbrannt war. Dass sie ihn nicht hasste, wunderte ihn mehr als er sich eingestehen wollte. Sie war neben seinem jüngeren Cousin, der über ihm wohnte, und einigen Bewohnern dieses Privathauses die Einzige, die ihn besuchen kam. "Ich bin da! Und wehe du liegst noch im Bett, Kleiner!" Die junge Frau, welche sich die langen, schwarzen Haare stets in einem Zopf zurückband, betrat breit grinsend den Wohnbereich. Erfreut klatschte sie in die Hände, als sie Itachi erblickte. "Sehr schön, du bist auf den Beinen. Das erspart mir so einiges." Zielstrebig ging sie auf Itachi zu und blickte über seine Schulter auf den Tisch. "Hast du auch einen für mich?", fragte sie gut gelaunt und zeigte auf den Kaffeebecher. Itachi seufzte. "In der Küche. Warte, ich mach dir einen. Meiner dürfte auch schon kalt sein." Der Schwarzhaarige nahm sich seinen Becher vom Tisch und ging zum Tresen der Wohnküche, die die Wohnstube einfach unnatürlich riesig wirken ließ. Offen, nannten es wohl die Innenarchitekten. Offen und einladend. So etwas war überflüssig bei ihm. Warum er nicht einfach eine Wand dort hochzog, wo aktuell der Tresen stand, wusste er nicht. Er hatte die Wohnung zusammen mit seiner Freundin eingerichtet. Vielleicht um ihr Andenken zu bewahren, wollte er hier einfach nichts verändern. Wie naiv und dämlich ein Mensch doch sein konnte. "Ich habe mit einem Bekannten des P'n'R Labels gesprochen. Sie haben eine neue Band, die einen Bassisten brauchen." Itachi knurrte. Er wusste doch dass sie ihn wieder zu irgendetwas überreden wollte. "Ich spiele nicht mehr, Nevia. Wie oft denn noch?" Die junge Frau in den Mittdreißigern schnaubte abfällig. "Du musst mal wieder hier raus. Junge du siehst nicht gut aus, ich mach mir Sorgen!" Lustlos kippte Itachi seinen kalten Kaffee weg und goss sich einen Neuen ein. "Ich gehe aus meiner Wohnung. Es ist nicht so, dass ich nichts mehr unternehme." Itachi hörte das Leder der Couch knatschen, als es sich Nevia gemütlich machte. "Runter ins Fitnesscenter zu gehen gilt nicht als Abwechslung und Freizeitgestaltung." Gelangweilt öffnete Itachi einen der Schränke und holte einen zweiten Becher heraus. "In meinen Augen schon. Ich halte mich fit." Er öffnete den Kühlschrank, nahm die Milch heraus und goss etwas der weißen Flüssigkeit in den zweiten Becher. "Fit? Fit für wen oder was denn bitte? Itachi, wir machen uns alle nur Sorgen. Nimm den Job an. Du musst es nicht einmal mögen. Nur das du endlich wieder etwas machst." Fasziniert sah der Schwarzhaarige der schwarzen Flüssigkeit dabei zu, wie sie sich beim aufeinandertreffen mit der Milch bräunlich verfärbte. "Meine Ersparnisse reichen aus, um ein Leben lang hier drin zu bleiben. Gib doch einfach auf. Ich habe wirklich keine..." "Deine Tante und dein Onkel sehen nicht mehr dabei zu, wie du hier versauerst. Du hast die Wahl: Entweder du nimmst den Job bei P'n'R an oder sie sperren dein Konto und du kannst sehen, wo du bleibst." Itachi hielt in der Bewegung inne. Langsam, wie in Zeitlupe stellte er die Kaffeekanne zurück in die Maschine, nahm sich beide Tassen und wandte sich Nevia zu, die immer noch stur an die Wohnzimmerwand starrte. "Warum?" "Weil du depressiv bist. Junge, du warst einst der beste Gitarrist in unserem Stall. Hide hat nur wegen dir angefangen und sieh ihn dir an. Er hatte auch Rückschläge und wollte nicht mehr spielen, bis er endlich das gefunden hatte, was er sich wünschte. Manchmal braucht man diese Rückschläge. Du bist nicht der Einzige, der jemanden wichtiges verloren hat. Ich habe einen Sohn, den ich nun alleine aufziehen darf. Und gebe ich auf? Nein! Also reiß dich endlich zusammen und bring dein Leben wieder in eine Bahn, die dich nicht nur überleben sondern auch leben lässt. Wach endlich aus dieser Melancholie auf!" Stumm ging Itachi auf Nevia zu und reichte ihr den Becher mit der kostbaren, braunen Flüssigkeit. Er wusste, dass sie recht hatte. Doch diese Leere, die der Verlust seiner alten Band, seiner Familie, hinterlassen hatte, war einfach zu stark. Wie könnte er mit einer anderen Band nur auf der Bühne stehen und auch noch so tun, als würde es ihm Spaß machen? "Ich spiele kein Bass." Nevia nahm sich den Becher und trank einen Schluck. "Das ist ja wohl das geringste Problem. Ein Bass ist nichts weiter als eine kastrierte Gitarre. Das lernst du wohl schneller, als dir lieb ist." Itachi seufzte ergeben. "Was ist das für eine Band?" Nevia grinste. Sie wusste, dass sie so gut wie gewonnen hatte. "Pop." "Schrecklich. Und dann auch noch Bass..." "Oh ja, fürchterlich, Kleiner." "Es wird mir definitiv nicht gefallen." "Und es ist eine komplett andere Musikrichtung, die dich so sehr an die alten Zeiten erinnern wird, wie ein Stinktier dem Hasen ähnelt." Itachi schüttelte den Kopf. "Ich weiß immer noch nicht, wie du auf solche Vergleiche kommst." "Also machst du es?" Der Schwarzhaarige pustete ein wenig in seinen Kaffee und nahm dann einen großen Schluck bevor er nickte. "Ich werde es so was von hassen." Nevias Grinsen wurde breiter. "Sicherlich." "Du weißt ich mach es nur, da ich genug von deinen allmorgendlichen Besuchen habe." "Ja klar. Dessen bin ich mir schrecklich bewusst." "Weiß die Band oder das Label wer ich bin?" Die junge Frau schüttelte den Kopf. "Nein. Ich habe nur gesagt das ich einen komplett talentfreien Idioten hier herumsitzen habe, der nach einer Arbeit sucht, die ihm auch ja keinen Spaß machen wird." "Sie wissen nicht wer ich bin nur das ich Erfahrung habe. Sehr gut, ich will auch nicht das irgendwer meinen Künstlernamen erfährt." Nevia seufzte leise. "Ich weiß. Raven ist mit den anderen gestorben. Wir haben dich nicht umsonst fünf Jahre in Ruhe gelassen. Danke, dass du dich dazu aufraffst dir das Ganze wenigstens einmal anzusehen." Itachi nickte leicht. "Wann ist das Vorstellungsgespräch?" Nevia sah auf die Uhr. "In zwei Stunden. Und bis dahin zaubere ich aus dir einen hübschen Popstar." Grinsend wuschelte sie ihrem angeheirateten Cousin durch die Haare. "Na super. Ich hasse das Ganze jetzt schon." Murrend nahm Itachi noch einen weiteren Schluck von seinem Kaffee. Tief unten in seinem Unterbewusstsein machte sich eine leichte Spur von Freude breit. Er wusste nicht warum, aber die Aussicht wieder auf einer Bühne zu stehen mit einer Band, mit der er wohl nie etwas gemeinsam haben würde, stimmte ihn froh. So sollte es sein. Er wollte zurück auf die Bühne. Doch er wollte keine Bindungen mehr eingehen, deren Verlust ihm das Herz zerschmettern könnten. OK, nun musste er selbst für sich zugeben, dass seine Gedanken einfach nur kitschig waren. Wie passend für einen... Popstar. Er tat sich schon jetzt irre leid. Doch da musste er nun wohl oder übel durch. Er hatte es ja so gewollt. Kapitel 2: Ein neuer Bassist ---------------------------- "Leute, hört mir nur einmal zu. Ich kann es nicht glauben, dass euer Saftverein es auf die Top Ten Liste der Newbies geschafft hat!" Fluchend versuchte Kabuto schon seit einer geschlagenen Stunde Ruhe in dieses Chaos zu bringen. Deidara hatte sich mal wieder mit Hidan in der Wolle. Wie immer, wenn der Gitarrist ihren blonden Leadsänger ärgerte, war Deidara danach am Explodieren. Zum Glück hatten sie außer Kaffeebechern nichts im Raum, was sich auch nur annährend zur Mordwaffe eignete. "Gib Ruhe, Saftsack! Ich fass es immer noch nicht, dass wir einfach einen dahergelaufenen Idioten mit in die Band nehmen sollen. Gibt es dafür einen Grund? Oder hat Orochimaru nur Bock uns auf die Nüsse zu gehen?" Der Silberhaarige war einem Nervenzusammenbruch nahe. Wie immer wenn er hier her musste. Diese Band war ein Albtraum. Wenn diese Möchtegern-Guitarheros nur nicht so beliebt wären. Warum war ihm allerdings schleierhaft. Bestimmt nicht wegen dem, was diese fünf jungen, knackigen Abfalleimer Musik nannten. Aber diese Musik war nun einmal beliebt und auf der Bühne war echtes Talent selten geworden. Wer sexy genug war um zu posieren, konnte erfolgreicher werden als jede Legende. X Japan, Metallica, ACDC, The Gazette, Dir en Grey... DAS waren noch Bands. Warum hatte er sich noch einmal fürs P'n'R Entschieden? Ach ja... Je bekannter die Band, desto höher der Abschlag, der ihm berechnet wurde. "Ich habe es euch schon einmal erklärt, Deidara. Orochimaru wurde er angeboten. Und er passt hier super rein." "Wie lange spielt der Kerl denn schon Bass?" Kabuto sah murrend zu Kisame. "Keine Ahnung." "Keine Ahnung, wie lange er schon spielt oder keine Ahnung, ob der Kerl überhaupt weiß wie ein Bass aussieht?" Kabuto wollte gerade zu einer bissigen Antwort ansetzen, als auf einmal die Tür aufflog und eine mehr als nur gut gelaunte Frau in den Raum platze. "Hey Jungs, schön euch kennenzulernen. Ich bringe euch euer neues Juwel." Auf einmal herrschte wirklich Ruhe, als sich ein hochgewachsener, schlanker Körper durch die Tür schob. Schwarze Haare, schwarze Augen, fast perfekte Statur. Nun wusste Kabuto, warum sein Chef einfach nicht an sich halten konnte. Und den lässt sich Sweet Melon entgehen? Itachi war wie immer nicht begeistert. Am Ende hatte ihn seine Managerin - Schrägstrich angeheiratete Cousine - doch tatsächlich durch die Eingangstür getreten. Noch nie in seinem Leben war er in einem solch winzigen Studio gewesen. Man merkte, dass das Label noch recht weit am Anfang stand. Als er dann den Sauhaufen schon von draußen gehört hatte, war ihm merklich die Lust vergangen. Nun stand er vor ihnen, erntete Blicke von abwertend bis hin zu Dollarzeichen in den Augen. Aussehen schien hier sogar vor Talent zu gehen. Seufzend fuhr sich Itachi durch seine leicht gestufte Mähne, die er heute ausnahmsweise offen trug. "Ich bin Itachi. Das ist alles was ihr wissen müsst. Und wie es scheint, habt ihr genauso große Lust auf den Mist wie ich. Schön, dass wir uns wenigstens in dem Punkt einig sind." Abwerten verschränkte er die Arme und lehnte sich gegen eine der Wände. Seine Managerin murrte leise vor sich hin und schlug ihm auf den Oberarm. "Mach die Vergesellschaftung doch nicht so kompliziert, Junge. Ich garantiere euch, er ist nicht immer so mürrisch.", versuchte die junge Frau die Situation aufzulockern. Kabuto drängte sich in den Vordergrund und versuchte sich an einem Lächeln, welches wohl den guten Willen hinter seiner genervten Fassade repräsentieren sollte. In Itachis Augen vergeblich. "Willkommen in unserem bescheidenen Studio." Itachi zog eine Augenbraue hoch. Bescheiden? Eher zurückgeblieben. Auf einmal schob sich ein junger Mann mit orangenen Haaren in den Vordergrund. Itachis Augenbraue versuchte noch höher zu klettern. Er war ja viel gewohnt, doch ein so viel gepierctes Gesicht war auch für ihn ein Paradiesvogel. "Ich bin Yahiko, der Bandleader. Entschuldige dieses durcheinander und das wir nicht sehr..." Yahiko schien nach dem richtigen Wort zu suchen. "Begeistert? Froh? Euphorisch?", half Itachi ihm auf die Sprünge und schaffte es sogar ein leichtes Schmunzeln auf des Bandleaders Gesicht zu zaubern. "Euphorisch trifft es genau. Wir hatten zu viele Nieten in den letzen Monaten." Der Schwarzhaarige schnaubte abfällig. "Geht das denn noch? Ich habe mir eure Musik angehört. Mal davon abgesehen das euer Sänger klingt wie ein Schweinchen, dem man auf dem Schwanz getreten ist, scheint weder Leidenschaft noch Spaß hier im Vordergrund zu stehen." "Wie hast du mein Gesang genannt?", knurrte Deidara beleidigt. Wer war der Kerl, dass er seine wohlklingende Stimme, die hunderter Mädchenherzen zerbrechen konnte, so in den Dreck zu ziehen? Itachi sah gelangweilt zu dem Blonden. "Seltsam, so klingt er eher wie ein heiseres Hühnchen. Interessant." "Was?!" Während Deidara sich nach einer Mordwaffe umsah, sah man Hidan sich nur auf der Couch rollen vor Lachen. Dem Schwazhaarigen lagen noch weitere böse Kommentare auf der Zunge, doch der wütende Blick von Nevia ließ ihn verstummen. "Itachi, du hast versprochen brav zu sein!" "Ich habe gesagt ich werd es mir hier anschauen, dass ich höflich und freundlich sein muss, wurde nicht im Vertrag vermerkt.", war seine trockene Antwort. Nevia schüttelte seufzend den Kopf, während Kabuto nur hilflos die Schultern hängen ließ. Noch ein Problemkind. Hatte er mit diesem Sauhaufen nicht genug zu tun? "Ich kann es nicht fassen, dass mich keiner verteidigt!" "Wieso, er hat doch recht. Was regst du dich auf? Schön das diese Kritik auch mal von außen kommt.", meinte Sasori, der Keyboarder, gelangweilt und versuchte die Einstellungen von Keyboard und Computer miteinander in Einklang zu bekommen. "Ihr habt einen Keyboarder und braucht noch einen Bassisten?" "Ja, was dagegen?", fragte der Rothaarige gelangweilt. "Oder hast du hier dran auch was auszusetzen?" "Wenn du die Einstellung richtig setzt, ist ein Bass überflüssig." Sasori schenkte dem Schwarzhaarigen kurz seine Aufmerksamkeit. Nevia schlug Itachi wieder in die Seite. Der Schwarzhaarige seufzte leicht. "Nein, ich hab nichts auszusetzen." Die bösen Blicke der anderen ignorierend sah er zu seiner Managerin. "Nur noch eine blöde Frage. Hast du an einen Bass gedacht? Obwohl, ohne Bass wäre ich auf deren Level." Nevia verdrehte die Augen. "Hör mit diesen Sticheleien auf. Ich habe dir einen Bass besorgt. Müsste gestern angekommen sein." Fragend sah die junge Dame zu Kabuto, welcher wohl endlich verstand, was da gestern geliefert worden war. "Natürlich, ich hole ihn kurz." Als der Produzent dieses Sauhaufens den Raum verließ, hinterließ er eine sehr erdrückende Stille. Bis es Kisame zu dumm wurde. "Du hast nicht einmal einen eigenen Bass?" Hidan schnaubte. "Und der wagt es uns zu korrigieren, Arschloch! Was glaubst du wer du bist?" Ausnahmsweise war Deidara einmal einer Meinung. "Sag uns einen Grund weshalb wir einen Anfänger akzeptieren sollten." Itachi schnaubte. "Und ich dachte wir wären alle erwachsen. Bass ist nicht wirklich anspruchsvoll." Itachi wusste, sollte jemals etwas an Heath oder Reita weiter getragen werden, dann wäre er so gut wie tot. Warum waren die beiden nicht hier? Ach ja, sie gehörten zu einem anspruchsvollen Lable wie Sweet Melon. Yahiko verengte die Augen. "Du nimmst das ganze ziemlich auf die leichte Schulter. Wir sind bekannt. Wenn wir nun wegen dir abstürzen...." Itachi schnaubte. So etwas Unverschämtes war ihm noch nie untergekommen. "Wie wäre es, wenn ihr mir eure Tabs und Basslines geben würdet, damit ich sie mir wenigstens einmal anschauen kann. Oder soll ich beim Vorspielen improvisieren? Reicht schon, dass ich mein Level wohl sehr weit runter schrauben muss." Schnaufend reichte Deidara dem Schwarzhaarigen die Noten. Man merkte dem Blonden an, dass er am liebsten diesem schwarzhaarigen, hochnäsigen, widerwärtigen... "Ihr schreibt die Lieder nicht einmal selber?" Ungläubig sah Itachi auf die Credits. Da stand eindeutig ein Name eines Komponisten, den er entfernt sogar kannte. Dass dieser Kerl sogar solche Musik schrieb, war ihm zwar neu, doch mit Geld lies sich bekanntlich ja jeder kaufen. "Was dagegen?", knurrte Deidara gefährlich. Dass die Band selbst diese Musik verabscheute, musste dieser Kerl nicht auch noch wissen. Ansonsten würde dieses arrogante Arsch wohl nie aufhören sie fertig zu machen. Jeder andere wäre am ausrasten vor Freude, wenn er die Chance hätte bei ihnen mitzumachen. Und dieser Kerl schien den Job nicht einmal haben zu wollen. "Tze, kein Wunder das bei euch so viel Leidenschaft vorhanden ist, wie bei einem unterklassigen Angelausflug." "Bitte?!" Hidan war aufgesprungen und sah aus als würde er Itachi an die Gurgel gehen wollen. Warum waren hier noch einmal keine Waffen? Ach ja, die Angst das Deidara und er sich einmal umbringen könnten. "Itachi, das reicht. Hör auf damit. Du bist wirklich ein Arsch, wenn du schlechte Laune hast. Lass es nicht an den Jungs aus. Wenn ich höre dass du Ärger machst, dann muss ich mir ernsthaft etwas einfallen lassen." Itachi schloss die Augen. Er atmete einmal tief durch und blickte dann stur aus dem Fenster. "Verstanden." Breit grinsend nickte seine angeheiratete Cousine. Kurze Zeit später flog die Tür auf und ein ungläubiger Kabuto stand im Türrahmen. "Das ist er? Oder haben die sich in der Adresse geirrt?" Nevia sah zu dem Bass in Kabutos Hand und nickte. "Ja, das ist er. Was sagst du dazu, Italeinchen?" Itachi ignorierte den Nicknamen gekonnt und ging zu Kabuto um ihn den Bass abzunehmen. Er schnallte sich ihn um und fing an ihn zu stimmen. "Du hast wie immer Geschmack bewiesen." Hidan und Yahiko sahen staunend auf den Bass. "Wieso holt man einem Anfänger so ein Stück?" Diedara sah ihren Leader fragend an. "Wieso, was ist an dem Ding so besonders? Es besteht aus Holz und hat vier Saiten, wie jeder Bass." Itachi schnaubte. "Nicht jeder Bass hat vier Saiten. Es gibt auch 5String und 6String Bässe." Der Blonde schnaubte. "Lass nicht den Kenner raushängen. Was ist daran so besonders?" Hidan verpasste dem Blonden eine Kopfnuss, der ihn darauf wieder mörderisch ansah. "Das hier ist ein Lakland Hollowbody Bass. Ein wirklich gutes Stück. Eigentlich eine Schade ihn in den Händen eines Anfängers zu sehen." Itachi ignorierte die Blicke und Sticheleien. Er wollte es so. Er musste ihnen nicht alles unter die Nase halten. Nur selten hatte er einen Bass in der Hand gehabt und war hier und da einmal eingesprungen, als ihr alter Bassist Snake krank war. Es war wirklich ungewohnt diese dicken Saiten zu stimmen. Bestimmt würde es auch dauern, bis er seinen alten Speed wieder so einsetzen konnte wie früher. Doch er würde sich Mühe geben. Allein schon aus dem Grund, diesen Idioten eine Lektion zu erteilen. Er würde ihnen zeigen wie ein Profi zu arbeiten hat. Während er stimmte und hier und da anfing Passagen aus Liedern zu spielen, die ihm gerade in den Kopf kamen, wurde er aufmerksam von allen Seiten gemustert. Yahiko seufzte ergeben als er sich hinsetze und nach seinem Wasser griff, welches auf dem Couchtisch stand. "Wenigstens scheint er kein blutiger Anfänger zu sein.", murmelte er, bevor er einen Schluck nahm. Deidara schmiss sich neben ihn und überschlug die Beine. "Ob ich nun in die Luftspringen soll vor Freude oder mich aus dem Fenster werfe, da Kabuto den Kerl bestimmt nicht mehr her geben wird, wird sich noch zeigen. Mir gefällt das Ganze nicht." Yahiko zuckte nur mit den Schultern. "Wir haben einen Vertrag. Wir spielen deren Lieder und machen deren Shootings. Da müssen wir wohl in den sauren Apfel beißen und auch mit deren Leuten spielen." Nevia setzte sich zwischen die beiden und schlang ihre Arme um sie. "Keine Sorge Jungs, ihr werdet viel Freude mit ihm haben. Er ist zwar sehr eigen, aber lasst ihn erstmal ankommen. Das legt sich schon." Sie grinste aufmunternd und sah dann ihrem Schützling zu, wie er, vertieft in den Bass, seine Finger über die Saiten fliegen lies. Vielleicht würde wirklich endlich alles gut werden. ------------------------------------------------- Schule, lärmende Kinder, die durch die Gänge rasten und nun auch noch Vertretungsunterricht bei Kakashi. Besser konnte es doch für einen Sasuke Uchiha nicht werden. Wie sehr wünschte er sich zurück in die Sommerferien und nach Amerika. Er hatte diese freie Zeit genossen. Weg von seinem Vater und weg von dem ganzen Stress. Und nun? Der Alltag. Wie er es doch hasste. Seufzend sah er aus dem Fenster und lies die letzte Stunde für heute über sich ergehen. Englisch bei Kakashi macht wirklich keinen Sinn. Sie bräuchten wirklich Lehrer, die sich mit der Materie auskannten. Aber dieser simple Wunsch würde wohl nie in Erfüllung gehen. Oh du grausame Welt, in der er gefangen war. Würde sich doch endlich jemand dazu bequemen ihn hier raus zu holen. Sein Blick glitt aus dem Fenster und er stockte, als er eine Person am Schultor sah. Hochgewachsene Statur, blonde Haare und wie er wusste blaue Augen. Spielten seine Sinne ihm einen Streich? Sah er wirklich seinen Freund am Schultor oder sehnte er sich einfach zu sehr nach Amerika zurück? Endlich klingelte es und Kakashi gab ihnen kurze Anweisungen für die Hausaufgaben. Schnell stand Sasuke auf und packte seine Sachen ein, als auf einmal Shikamaru hinter ihm stand. "Wer ist das? Kennst du den?" Fragend sah er zu seinem besten Freund und zurück aus dem Fenster. Die blonde Person stand immer noch da und scharrte mit den Füßen über den Boden. Seufzend nickte er und packte seine Sachen fertig ein. "Ein Freund aus Amerika. Es würde mich wirklich einmal interessieren, was er hier macht." "Besonders weil du erst vor kurzen bei ihm warst, nicht? Hatte er etwa so viel Sehnsucht nach seinem besten Freund, dass er dir hinterher fliegen musste?" Shikamaru wollte ihn ärgern, das wusste er. Doch würde sein bester Freund wohl nicht mehr so grinsen, wenn er wissen würde, wie nah er doch an der Wahrheit dran war. Naruto hielt es nie lange ohne ihn aus. Seit drei Jahren redete der Blonde davon ihm hinterher zu fliegen. Dieses Mal schien er es wirklich wahr gemacht zu haben. "Sasuke-kun, gehen wir zusammen nach Hause?" Er sah auf das pinkhaarige Etwas neben sich. "Nein.", war seine trockene Antwort, als er sich seine Tasche umschnallte und mit Shikamaru die Klasse verlies. "Aber Sasuke-kun. Immer sagst du nein!" Der Schwarzhaarige wandte sich um und sah seine Klassenkameradin genervt an. "Dann frag dich einmal warum." Kiba ging lachend an Sakura vorbei. "Sieh es endlich ein, Sakura-chan, du kannst Sasuke noch so sehr bedrängen, der Kleine will einfach nichts von dir. Vielleicht sind ihm einfach deine Brüste zu klein. Nimm dir mal ein Beispiel an Hinata und versuch es dann nochmal." Lachend klopfte er Sakura auf die Schulter, die nur ihre Hand zur Faust ballte und mit einem hochroten Kopf Kiba einen Kinnhaken verpasste. "Du verdammter, perverser..!" Den Rest der Beleidigung bekam Sasuke nicht mehr mit. Er war weiter gegangen, die Treppen runter zu den Schließfächern. Dort zog er schnell seine Straßenschuhe an und sah zu Shikamaru, der sich heute eindeutig zu viel Zeit lies. "Sieh mich nicht so an. Du bist doch normalerweise auch nicht am drängeln." "Wie schön, dass ich nicht einmal etwas sagen muss um dich vorwärts zu drängeln." "...widerliche Idiot!" Seufzend sahen die beiden zu Kiba, Hinata und Sakura, die gerade die Treppe runtergingen. Schnell schnappte sich Sasuke seine Tasche und zog Shikamaru hinter sich her, der es nur knapp schaffte seine Tasche zu schultern, bevor er mitgezogen wurde. "Alter, nicht so stürmisch! Immer langsam mit den wilden Pferden!" Sasuke ignorierte ihn, wollte nur noch vorwärts und das heute einmal nicht aus dem Grund, um den Anderen zu entkommen. Unverwandt blickte er auf Naruto, der sich immer noch gegen das Schultor gelehnt hatte. Als er dann aufsah und Sasuke auf sich zu kommen sah, fing er breit an zu strahlen. "Sasuke!" Freudig kam er auf ihn zugelaufen und der Schwarzhaarige bekam Panik. Ihre Begrüßungen waren immer sehr stürmisch und er hoffte, dass Naruto ihn nur einmal stehen lassen würde. Alles andere war ihm egal, aber er wollte nicht im Matsch enden. Auf einmal hatte er einen Blonden um den Hals, der ihn voller Eifer an sich drückte. Knurrend versuchte er sich von dem Blonden zu befreien. "Naruto, wie oft denn noch, übertreib es nicht andauernd!" Naruto lachte herzlich und knuddelte Sasuke einfach weiter. "Du hast nur gesagt ich soll dich nicht ständig umreißen. Also habe ich mir heute einmal Mühe gegeben dich auf den Beinen zu lassen und es ist schon wieder verkehrt." Schmollend sah der Blonde auf. "Und wir haben uns so lange nicht gesehen und alles was ich bekomme ist eine Beschwerde?" Sasuke murrte leise und schickte Shikamaru böse Blicke zu, der leise kichernd neben ihnen stand. "Was lachst du?" "Ich find es nur seltsam, dass du dich umarmen lässt. Normalerweise drehst du durch, wenn man dich nur berührt." Naruto lachte. "Ja, er hat sich auch immer beschwert. Dann hab ich angefangen ihn zu beißen, wenn ich ihn nicht umarmen durfte. Seit dem lässt er es zu." Breit grinsend streckte der Blonde Shikamaru eine Hand hin. "Naruto Uzumaki. Erfreut." Shikamaru grinste zurück. "Shikamaru Nara. Und gut zu wissen, dass man Sasuke beißen muss um etwas zu erreichen." Sasuke knurrte gefährlich und spürte wie seine Wangen langsam heiß wurden. "Wer von euch will zu erst sterben?" Naruto ließ ihn los und zuckte nur mit den Schultern. "Bring lieber einen anderen um, ohne ihn haste nur noch laute Menschen um dich und ohne mich wäre dir sehr bald langweilig." Wie gern würde er dem Blonden dieses dreiste Grinsen einfach nur aus dem Kopf schlagen. Dann hörte er auch noch ein empörtes: "Sasuke-kun, warum darf er dich umarmen und ich nicht?" Naruto schlang einen Arm um Sasukes Schulter und zwinkerte der Pinkhaarigen nur zu. "Ich habe die richtigen Druckmittel." Sakura schien nichts mit dieser Aussage anfangen zu können. Sie legte nur fragend den Kopf schief und sah fragend zu Sasuke, der sich wirklich zusammenreißen musste. "Naruto, was machst du hier? Du bist mir noch nicht wirklich hinterher geflogen, weiß Minato davon?" Der Blonde schnaufte belustigt. "Na klar! Dad ist mit mir hier. Und ich habe immer gesagt ich brenne mit dir durch und nicht ich fliege dir nach. Das ist ein himmelweiter Unterschied!" Verwirrt zog Shikamaru nur eine Augenbraue hoch, während Sasuke ergeben seufzte. Er hatte Naruto doch deutlich gesagt, dass er seinen Freunden noch nicht Bescheid gesagt hat. Warum machte er nun eine Andeutung nach der anderen? Sollte das etwa seine Rache sein? "Und was treibt euch hier her?" Langsam bekam er Kopfschmerzen, gaaaaanz üble Kopfschmerzen. "Och, Dad hat einige Aufträge hier, aber dass ist nicht der Hauptgrund. Es... Geht um deinen Bruder, Sasuke. Daher... Hast du was dagegen wenn wir alleine uns irgendwo zum Essen hinsetzen? Ich lad dich ein." Sasuke fing leicht an zu zittern. Sein Bruder? Der Bruder, der ihn in dieser Hölle alleine gelassen hatte? Der Bruder weshalb er nun den Part des perfekten Sohnes spielen musste? Der Bruder der ihm einst alles bedeutete und der ihn vergessen hatte? "Warum sollte es mich interessieren?" Naruto lies von ihm ab und entfernte sich etwas von seinem Freund. "Sasuke, bitte. Komm mit und hör zu. Bitte, wenn du es nicht für ihn tust, dann tu es für mich." Sasuke schloss ergeben die Augen. Dieses Druckmittel war bei weitem effektiver als Sexentzug. Seufzend nickend gab er nach. "Na gut." Er wandte sich von seinen Freunden ab und hob seine Hand zum Abschied. "Wir sehen uns morgen. Bye." Damit folgte er dem Blonden vom Schulgelände. Kiba pfiff leise und kratze sich etwas hilflos am Kopf. "Ok, Sakura-chan, vergiss was ich grad gesagt habe, es liegt nicht an deinen zu klein geratenen Brüsten, dass unsere Black Beauty nichts von dir wissen will." Als Sakura ihn fragend ansah, konnten Shikamaru und Kiba ihr Lachen nicht mehr zurückhalten und schüttelten den Kopf. Oh ja, danach würden sie Sasuke wirklich noch ausfragen müssen. Kapitel 3: Ein ernstes Thema ---------------------------- "Was machst du hier?" Sasuke konnte sich einfach nicht helfen. Es war seltsam den Blonden hier in Japan zu sehen. Bisher hatte er jedes Mal nach Amerika fliegen müssen. Er erinnerte sich an das eine Mal, als er den Blonden gebeten hatte nach Japan zu kommen, da er es einfach nicht geschafft hatte das Geld für das Flugticket aufzubringen. Anstatt sich selbst in den Flieger zu bequemen, hatte Naruto ihm kurzerhand den Flug bezahlt. Wie war das noch? Minato ließ die Intimität zu, die Fugaku ihnen verwehrte. Ruhige blaue Augen lagen auf ihm. Seit sie hier im Café saßen, hatte Naruto kein Wort gesagt und das war wirklich etwas, was Sasuke beunruhigte. Normalerweise war er derjenige, der dem Blonden beim Reden zuhörte und nicht verzweifelt versuchte ein Gespräch ins Rollen zu bringen. Naruto seufzte und schloss kurz die Augen. "Ich sagte doch, dass mein Dad hier einiges zu erledigen hat." "Das beantwortet nicht meine Frage.", erwiderte Sasuke trocken. Naruto zog die Augenbrauen zusammen. "Was willst du hören? Als Dad sagte, dass er nach Tokyo müsste, fand ich den Gedanken hier zu sein irgendwie angenehmer, als alleine in L.A. zu hocken." Damit hatte der Blonde natürlich recht. Sasuke wusste, dass er es nie lange alleine aushielt. Dass ihre Fernbeziehung nun schon etwas über ein Jahr hielt, war ihrem gegenseitigen Vertrauen zu verdanken. Naruto hasste es alleine zu sein. Und der Blonde war alleine. Jedenfalls beziehungstechnisch. Freunde hatte er genug, Bekannte im Überfluss. Im Gegensatz zu Sasuke waren zwischenmenschliche Beziehungen für Naruto das A und O. Sasuke musste sich selbst eingestehen, dass er recht - Wie nannte es die allgemeine Gesellschaft von unterbelichteten, versoffenen Vollidioten noch einmal, die leider auch noch den Großteil der menschlichen Bevölkerung ausmachten? Ach ja… - unsozial war... "Also dachtest du, du lässt einfach ein paar Monate College ausfallen und fährst mit?" Breit grinsend zuckte Naruto nur mit den Schultern. "Tja, was soll ich sagen? Ich hab dich vermisst." "Ich bin vor nicht einmal zwei Wochen zurückgeflogen. Normal hältst du es länger aus." Mit leicht geröteten Wangen steckte Sasuke seine Nase zurück in die Karte des Cafés. "Ganz genau, ich halte es aus. Es ist kein Umstand, der mir Freude bereitet. Besonders da ich feststellen musste, dass du immer noch nicht genug Eier in der Hose hattest, um wenigstens deine Freunde einzuweihen." Das alte Thema schon wieder. Ja, es war ihm unangenehm, dass er Hals über Kopf in diesen Chaoten verliebt war. Aber es ging hierbei nicht einmal um die Tatsache, dass Naruto ein Kerl war. Es ging einfach ums Prinzip. „Ein Uchiha gab sich nicht so einfach jemandem hin und trat es erst recht nicht in der Öffentlichkeit breit.“ Das war mit einer der ersten Lektionen seines Vaters, nachdem Itachi ausgezogen war. Itachi, das nächste unangenehme Thema seines Lebens. Hatte Naruto nicht etwas davon gesagt, dass er dringend über dieses verdammte Ärgernis seiner Jugend reden musste? Jugend.... Sasuke seufzte lautlos, versteckt hinter der Karte. Schlimm diese Gefühlsausbrüche und Grübelattacken in der Öffentlichkeit. Diese Schande, wenn ihn jemand so verwirrt sah Ok, nun klang er selbst für sich selber lächerlich. "Neben meiner fehlenden Courage erinnere ich mich dunkel, dass du noch über etwas anderes sprechen wolltest..?" "Ja“, sagte Naruto lang und gedehnt, „doch ich dachte mir, damit warte ich bis nach dem Essen. Ich weiß ja, wie sehr dir dieses Thema auf den Magen schlägt. Apropos Essen, lass mich mal schauen, was sie hier haben." Schnaubend reichte Sasuke die Karte weiter. "Keine Ramen, Pizza oder anderes Fastfood." Murrend schlug der Blonde die Karte auf und blätterte beinahe lustlos drin herum. "Na super. Das heißt, ich zahl’ wieder für's Essen. Gut zu wissen." Mit einem beinahe beleidigten "Hn" verschränkte Sasuke die Arme. "Du warst derjenige, der mich in der Schule überfallen hat und der sagte, dass wir dringend Essen gehen müssten. Es ist ja nicht so, dass ihr hier eine Wohnung habt oder ich hier nicht wohne. Also wähle und hör auf dich zu beschweren." Insgeheim wunderte sich Sasuke sowieso, wie der Blonde seine Figur behalten konnte, wenn er nichts anderes als Fastfood oder Ramen aß. "Och, machst du dir etwa Sorgen, dass ich zunehmen könnte? Gib's doch zu, du liebst nur mein Äußeres, Sasuke." Naruto warf ihm einen gespielt-beleidigten Blick zu. Sasuke schnaubte leise. "Klar, ich leg dich nur flach, weil ich scharf auf deinen Körper bin. Mit deiner Persönlichkeit kann ich nichts anfangen. Du kennst mich, ich bin ein oberflächliches Arschloch und hätte dich nicht genommen, wenn du 60 Kilo auf die Waage gebracht hättest." Er ließ seine Stimme absichtlich gleichgültig und emotionslos klingen. Zu gut versteckter Sarkasmus konnte glatt dazu führen, dass seine kleine Blondine ausrasten würde. Hatte er selbst erleben dürfen und das war nicht schön. Doch er war wohl offensichtlich genug geblieben. Lachend schüttelte der Blonde den Kopf. "Ich weiß, dass du ein Arsch sein kannst. Und ich kann auch mit gutem Gewissen sagen, dass du besessen von meinem bist." Zwinkernd legte der Blonde die Karte auf den Tisch und gab der Bedienung ein Handzeichen. Ihre Bestellung war ein Kaffee und ein Salat für Sasuke, für Naruto einen Chocochino und ein extra großes Stück Schokoladentorte. "Das du so ungesund leben kannst." Naruto warf ihm einen nun ernsthaft bösen Blick zu. "Im Gegensatz zu dir, Mr. Süßigkeitenverweigerer, liebe ich Süßkram. Ich glaube fest daran, dass es mich noch süßer macht, als ich sowieso schon bin." Der Schwarzhaarige zog eine Augenbraue amüsiert nach oben. "Wie du schon sagtest, stehe ich nicht so sehr auf Süßes." Narutos Mundwickel verzogen sich zu einem frechen Grinsen. "Ah, also bin ich eher heiß? Stehst du auf heißes, Sasuke-kun?" Sasuke schloss die Augen. Jedes Mal wenn er mit Naruto unterwegs war, musste er aufpassen, dass er sich unter Kontrolle hatte. Er hatte gelernt, seine Gefühle nicht vor anderen Menschen zur Schau zu stellen. Doch Naruto schaffte es jedes Mal, dass diese Fassade anfing zu bröckeln. Und ganz tief im Inneren gab Sasuke zu, dass es genau das war, warum er sich zu dem Blonden hingezogen fühlte. Bei Naruto konnte er - nun ja - er selbst sein. "Mal von deinen Essgewohnheiten und meinen Obsessionen abgesehen: Was ist passiert, dass du auf einmal vor meiner Schule stehst und mit mir reden willst?" Naruto seufzte leise. "Du erinnerst dich, warum ich mit dir reden wollte?" Sasuke murrte leise und verschränkte die Arme etwas fester vor seinem Körper, als wollte er sich selbst Halt geben. "Es geht gar nicht darum, ob ich mich erinnere, sondern ob ich mich erinnern will.“ Sasuke merkte, spürte, dass sich etwas in Narutos Blick veränderte. "Es geht um Itachi. Sasuke, was ist passiert?" Sasuke konnte nicht anders, als ein abfälliges Schnauben von sich zu geben. "Du weißt es ganz genau! Er ist abgehauen, hat mich alleine gelassen. Er ist schuld daran, dass ich der perfekte Sohn sein muss und nicht offen vor meiner Familie zu dir stehen kann. Ich kann dich nicht als meinen Freund zeigen, mit dem ich, na ja, wie soll ich es sagen... ausgehe, oder so. Die Frage ist eher, warum hat er mich hier zurück gelassen und ist einfach abgehauen!" Naruto presste die Lippen aufeinander. "Ausgehen oder so? Du springst mit mir in die Kiste, du Idiot!" Naruto schien merklich aufgewühlt zu sein, vielleicht auch etwas beleidigt. Seine sogenannten Freunde waren eine Sache, seine Familie und besonders sein Vater eine ganz andere. Sein Vater würde ausrasten, komplett durchdrehen. So wie er es getan hatte, als Itachi die Familie verließ. "Hör zu. Itachi hatte einen Traum. Und er hatte das Talent, um das zu tun, was er tat." "Warum hat er sich nicht gemeldet? Nicht ein einziges Mal?" Naruto zuckte nur mit den Schultern. "Er hatte wohl seine Gründe." Sasuke spürte, wie er langsam wütend wurde. Das konnte doch nun nicht Narutos Ernst sein! Er hatte immer zu Itachi aufgesehen. Sein großer Bruder war ein Musterschüler gewesen. Im Alter von siebzehn Jahren hatte er das College abgeschlossen und wollte BWL studieren, wie es sein Vater vorgesehen hatte. Dann, aus heiterem Himmel, verkündete er, dass er nur noch die Abschlussprüfung machen würde, um dann seinem Hobby nachzugehen. Musiker... Sasuke wusste, dass er mit dieser Aussage bei Naruto an der falschen Adresse war. Minato arbeitete im Musikgeschäft, Naruto verdiente sein Taschengeld als Model und war selbst ganz angetan von der Musikerkarriere, mal davon abgesehen, dass sein Onkel ein eigenes Label hatte und seine Cousins Musiker waren. Doch sein Vater hatte ihm eingetrichtert, dass es nichts Wichtigeres gab als ein solides Grundgerüst. Warum musste also sein Bruder sich in die Familientradition mütterlicherseits einreihen? "Weißt du eigentlich wo Itachi sich aktuell aufhält?" Sasuke sah dem Blonden in die Augen. Flehentlich und fordernd zugleich - war das überhaupt möglich?- waren die beiden meerblauen Augen auf ihn gerichtet. Seufzend wandte er den Blick ab. Naruto würde das Thema also nicht fallen lassen. "Nein. Sollte ich?" "Er ist hier in Tokyo..." Erstaunt sah der Schwarzhaarige auf. "Was? Aber warum...?" "Und nein, er wird sich nicht melden. Itachi ist am Boden. Seit fünf Jahren. Ich weiß, dass er zu stolz ist, um sich mit eurem Vater zu versöhnen. Und Dad meinte wohl auch, das Fugaku Itachi eher auseinandernehmen würde als ihn wieder zu akzeptieren." Sasuke presste die Lippen aufeinander. Er wollte grade zu einer bissigen Antwort ansetzen, als die Bedienung zurückkam. Während sie ihre Bestellung vor ihre Nasen stellte, überlegte Sasuke was er antworten könnte. Einfach das Thema wechseln würde nichts bringen. Naruto wollte heute darüber reden. Wenigstens ließ er das Thema Outing sehr elegant unter den Tisch rutschen. Da schien er erst einmal Ruhe zu haben. Wer wusste wie lange ihm die Götter noch gnädig waren. Die Bedienung war wieder verschwunden - Sie hätte sich wirklich etwas mehr Zeit nehmen können. Standen Teller und Besteck überhaupt parallel zueinander? Warum hatte sie nicht noch ein wenig weiter ihr Essen platzieren können?- sah er Naruto wieder direkt in die Augen. "Laut Vater hat er nur noch einen Sohn." Naruto nickte verstehend. "Und du teilst diese Meinung." Seufzend wuschelte sich der Blondschopf durch die weiche Mähne. "Gut, dann werde ich dir einen kleinen Einblick in das geben, was die Matsumotoseite der Familie beschäftigt." Während Naruto scheinbar seelenruhig in seinem Chocochino herumrührte, erdolchte Sasuke seinen Salat mit seinem Blick. Knurrend spieß er eine Tomate auf seine Gabel. "Na da bin ich ja mal gespannt. Ach ja, guten Appetit!" Damit schob er sich die tiefrote Beere in den Mund. "Also..." Der Blonde nahm einen Schluck von seinem ach so geliebten Heißgetränk. "Wie gesagt, befindet sich dein Bruder hier in Tokyo. Was weißt du sonst so über ihn?" Sasuke zuckte mit den Schultern, während er nun beinahe lustlos auf einer Gurke rumkaute. "Nur, dass er laut Onkel Takashi ein wahres Genie an der Gitarre sein soll. Nicht zu vergessen seinen Platz in dieser Metalband, die er seiner eigenen Familie vorzieht." Sasuke wusste, dass er wie ein eifersüchtiges, kleines Kind klang. Doch als sein Bruder sie verlassen hatte, war er eben noch ein Kind gewesen. Er konnte dieses Gefühl einfach nicht abstellen. Jedes Mal, wenn er an die Band seines Bruders dachte, kam ihm die Magensäure hoch. Und nun so ausgehorcht zu werden und das auch noch von der Person die er liebte, war einfach kein Stimmungsaufheller. Als er nach einigen Bissen und einer kurzen Redepause wieder nach oben blickte, musste er bei dem traurigen Blick, den Naruto ihm zeigte, schwer schlucken. "Was?" "Du weißt es wirklich nicht oder?" "Wie gesagt, ich hatte lange nichts mehr von ihm gehört. Er meldet sich ja auch nicht von selbst bei mir. Was ist passiert, dass du so komisch bist?" Naruto seufzte ergeben. "Nur vorne weg, ich darf dir das eigentlich nicht sagen, da Dad meinte, ich soll mich nicht in eure Familienstreitereien einmischen. Doch ich kann einfach nicht zusehen, wie du unter der Trennung von deinem Bruder leidest." Leiden? Er? Sasuke zog erschrocken die Luft ein und vergaß dabei glatt, dass er noch beim Essen war. Hustend und prustend versuchte er verzweifelt seine Atemwege wieder frei zu bekommen. So verschluckt hatte er sich ja schon lange nicht mehr. Wie peinlich. "Was zum Teufel, Naruto!" Wollte der Blonde ihn umbringen? Besorgt war sein Freund neben ihn getreten und versuchte den Hustenreiz mittels Rückenspanking zu lindern. Wollte er ihm das Rückrad brechen? "Kein Grund sich ersticken zu wollen." Sasuke warf seinem Freund einen bösen Blick zu. "Du bist Schuld!" Als sich Sasuke wieder etwas unter Kontrolle hatte, rieb er sich über die schmerzende Brust. "Also. Wo war ich?" Sasuke schnaubte ungehalten. "Dabei mich umzubringen!" Augenrollend fuhr Naruto fort. "Ach ja, genau, also. Erstens: dein Bruder hatte es in den letzen fünf Jahren nicht leicht. Seine Band ist... bei einem schlimmen Unfall verunglückt..." Sasuke zog scharf die Luft ein und war froh, dieses Mal nichts im Mund zu haben. "Wie..? Was ist mit..." "Zweitens: deinem Bruder geht es gut, jedenfalls körperlich. Seelisch befindet er sich in Depressionen, da er das Einzige verloren hat, was er noch liebte und was ihm Spaß machte. Ihm geht es wirklich scheiße, Sasuke!" Sasuke spürte einen leichten Stich in seiner Brust. Kam es von einer Hustenattacke oder waren es etwa Sorgen, die in ihm aufkeimten? Doch ein Blick zu Naruto verriet ihm, dass der Blonde noch nicht fertig war. Sollte das hier etwa eine Standpauke werden? Wollte er ihm die Schuld für die Misere seines Bruders geben? Was interessierte es Naruto überhaupt? Warum erzählte er ihm das alles und warum klang es bei ihm so... nebensächlich, so emotionslos? Normalerweise würde der Blonde ihm bei einem solchen Thema eine viel größere Szene machen. "Ich bin noch nicht fertig. Ich will endlich, dass du etwas einsiehst. Itachi hat sich nicht von dir fern gehalten, weil du ihm scheißegal bist. Er hat sich wegen deinem Vater ferngehalten." Sasuke verengte leicht die Augen. Er glaubte zu verstehen, worauf das hier hinauslief. Und es gefiel ihm nicht. "Ich weiß von Nevia, dass Itachi versucht hatte mit dir in Kontakt zu treten. Er wollte es, doch er wusste auch, dass Fugaku es niemals zulassen würde. Für ihn ist Itachi gestorben, so wie wir das auch schon festgestellt haben." Sasuke stocherte lustlos in seinem Salat herum. "Was hat das mit mir zu tun? Er hätte ja nicht mit Vater reden brauchen, aber wenigstens mit mir!" Narutos griff um die Kuchengabel wurde fester. "Hasst du deinen Bruder? Willst du wirklich nichts mehr von ihm wissen?" Sasukes Kopf schoss nach oben. Wann hatte er das denn gesagt? Hatte er etwas verpasst? Bitte stoppt doch jemand einmal das Band und spult zurück zu der Stelle in seinem Leben, in dem er sagte, dass er seinen Bruder hasst oder verabscheut. Er war sauer, definitiv. Itachi hatte ihn mit einer schweren Bürde zurückgelassen. Doch wenn sein Bruder wenigstens mit ihm gesprochen hätte, oder sich einmal bei ihm gemeldet hätte, dann hätte er ihm verzeihen können. Glaubte er zumindest. Nein! Wenn er so darüber nachdachte, war es wirklich so. Nur ein Wort, eine Entschuldigung und er hätte den Kontakt aufrecht erhalten. "Ich bin sauer, das gebe ich zu. Aber ich hasse ihn nicht. Er ist mein Bruder und es war seine Entscheidung. Ich habe ihn immer darum beneidet, dass er von meinem Vater weggekommen ist, dass er die Freiheit erlangt hat, die ich gerne hätte. Doch er hat meiner Mutter das Herz gebrochen und mich im Stich gelassen." Der Schwarzhaarige musste sich wirklich zusammenreißen, dass er nicht das Café zusammenbrüllte. Obwohl er große Lust dazu hatte. Einfach brüllen und seinen Emotionen nur einmal Luft lassen. Doch ein Uchiha... Oh Gott, zitierte er wirklich schon wieder seinen Vater? "Schön, dass du mir das sagst. Itachi glaubt, dass du ihn hasst und hat sich damit abgefunden." Langsam, wie in Zeitlupe, ließ Sasuke seine Gabel sinken. "Was?" "Er hatte angerufen, gleich als sie den ersten Auftritt hatten. Doch zu seinem Pech hat dein Vater abgehoben. Er sagte ihm dass du ihn hasst, dass weder du noch deine Mutter etwas mit ihm zu tun haben wollen. Er lebt in dem Glauben, dass selbst ihr ihn verabscheut." Sasuke zitterte. "Warum sagst du mir das erst jetzt?" Der Schwarzhaarige presste die Lippen aufeinander. Warum rückte Naruto erst jetzt mit der Sprache raus? Warum hatte er ihm das nicht alles schon lange erklärt? Wie lange waren sie noch einmal zusammen? Etwas über ein Jahr? "Ich habe nichts gesagt, da ich es zum einen selbst erst vor wenigen Wochen herausgefunden habe und zum anderen habe ich überlegt, wie ich dich von Zuhause weg bekomme." Sasuke spürte wie die Wut in ihm hoch kochte. "Mich von Zuhause wegbekommen? Was soll der Mist?" Langsam schon sich Naruto ein weiteres Stück von seiner Torte in den Mund. "Weil dein Vater dich kaputt macht. Itachi konnte rechtzeitig raus kommen. Er hat seine Chance genutzt." "Und wie man sieht hat es ihm nichts als Ärger eingebracht." "Keiner konnte etwas für den Unfall. Er hat wenigstens seine Freiheit." Wütende, schwarze Augen trafen auf ihre blauen, traurigen Artgenossen. "Bin ich Ärger für dich, Sasuke?" Zitternd schloss Sasuke die Augen. Mit einem Mal war seine gesamte Wut verraucht. So schnell wie sie in ihm hochgestiegen war, so schnell war sie auch wieder weg. Wer hatte es eigentlich gewagt diese verdammte Gefühlsachterbahn in ihm zu installieren? So kannte er sich gar nicht. "Natürlich nicht. Du weißt das. Nur..." "Nur?" "Solange wir in Japan sind, sollten wir uns zurückhalten. Du kannst dir denken, was mein Vater mit uns macht, wenn er davon erfährt. Besser den Deckmantel der Freundschaft benutzen als..." "Als was? Als ehrlich zu sein? Anstatt sich aufzurichten und endlich die Freiheit zu genießen, die uns zusteht?" Schnaufend war Sasuke seine Gabel auf den Teller, ignorierte dabei die erschrockenen Blicke, die ihnen zugeworfen wurden, und sah seinen Freund wütend an. "Künstler und ihr Hang zur Freiheit. Es ist nicht immer alles so leicht. Vater würde mich rausschmeißen. Aber wenn ich dich richtig verstanden habe, ist es das was du willst." Naruto schüttelte den Kopf. "Nein, das ist es nicht. Ich will dich nicht von deiner Familie trennen, ich will dich nur vor diesen verdammten Einfluss schützen. Siehst du denn nicht, dass es nicht nur dich sondern auch uns kaputt macht?" Sasuke seufzte ergeben. "Du willst, dass ich mit Itachi rede? Fein. Kannst du haben. Du willst, dass ich zu dir stehe? Gut, dann werde ich es vor meinen Freunden tun. Aber vor meinem Vater? Was ist mit meiner Mutter? Soll ich sie am Ende alleine seinen Launen aussetzen?" Sie starrten sich an. Eine gefühlte Ewigkeit passierte gar nichts, bis Naruto langsam nickte. "Gut. Damit kann ich leben." Leicht grinsend griff er zu seinem Handy. "Keine Sorge. Ich lass dich das Ganze nicht alleine durchstehen. Es heißt nicht umsonst "uns" und "wir". Ich nehme dieses "uns" und "wir" sehr ernst, Sasuke. Und egal was passiert, du weißt, dass du nicht allein bist." Sasuke seufzte leise. Oh ja, Naruto nahm es sehr ernst. Er auch, solange er Überlebenschancen hatte. Und doch machte sich weiter hinten in seinem Kopf ein lästiger Gedanke breit. Was wäre, wenn sie beide wirklich offener sein konnten? Wenn sie sich nicht verstecken mussten vor seinen Eltern? Er wusste, dass Minato ihn mehr als nur akzeptiert hatte. Herr Gott, er nannte ihn sogar spielerisch seinen Schwiegersohn. Er wusste auch, dass von Seiten seines Onkels sofort Hilfe eilen würde. Schließlich war einer seiner Söhne ebenfalls in einer homosexuellen Beziehung. Ok, seine Cousins hatten auch beide Kinder, aber was machte das schon für einen Unterschied? Und normalerweise war er niemand, der Angst hatte, ganz im Gegenteil. Nur vor seinem Vater... Er wusste nicht was es war. Es war wie eine Erinnerung, die lieber da bleiben wollte, wo sie war. Tief in seinem Unterbewusstsein, versteckt unter Selbstvertrauen und Arroganz. Das Thema Familie war eben seine einzige psychische Makel. Nur am Rande bekam er mit, wie Naruto mit jemandem telefonierte. Was heckte er nun wieder aus? Er wusste ja, dass der Blonde nur in seinem Interesse handelte, doch es war heute einfach nur anstrengend. "Nächste Woche." Sasuke zuckte leicht zusammen und sah verwirrt auf. "Nächste Woche?" Wollte er denn wissen was dann war? Naruto schmunzelte leicht. "Nächste Woche besuchen wir Itachi. Ich habe eben mit Nevia telefoniert. Dein Bruder hat sich wenigstens aufgerafft in einer Indieband zu spielen." Der Schwarzhaarige schnaufte abwertend. "Indie? Was treibt ihn zu dieser Verzweiflungstat?" Er sah nur, wie Naruto eine Augenbraue hoch und seufzte. "Ablenkung?" "Soll vorkommen, dass jemand das braucht." Sasuke schloss die Augen. "Hör auf mit deinem Zynismus. Das ist meine Aufgabe." Naruto zuckte unbeeindruckt und grinsend mit den Schultern. "Tja, aber da du heute mit der emotionalen Achterbahn fährst, auf der ich normalerweise hocke, muss ich ja den zynischen und sarkastischen Part in der Beziehung übernehmen. Du weißt schon, Gleichgewicht der Partner und so." Nun war es an Sasuke mit den Augen zu rollen. "Schon verstanden. Wir treffen nächste Woche meinen Bruder, damit ich die gesamte restliche Woche ein nervliches Wrack bin, an dem du deinen Spaß haben wirst." Grinsend legte Naruto den Kopf leicht schief. "Und natürlich werde ich dich diese Woche dazu nötigen, wenigstens vor Shikamaru und Kiba zuzugeben, dass wir liiert sind. Auch wenn es mir den Spaß nimmt die beiden zu schocken." Sasuke fing an seinen Salat weiter zu essen und seufzte ergeben. "Freude. Wo wir schon beim Thema Idioten sind, was sagt dein Team eigentlich dazu, dass du einige Zeit nicht beim Training sein wirst?" Der Blonde zuckte nur mit den Schultern. "Was sollen sie schon großartig sagen? Es ist ja nicht so, dass Wettkämpfe in der Zeit anstehen. Und ich hab einige Aufträge hier bekommen und noch ein oder zwei potentielle Jobs in Aussicht. So kann ich dich etwas verwöhnen mit schönem Essen und Kino, weißt du?" Sasuke schüttelte nun doch wieder leicht amüsiert den Kopf. "Sollten Dates nicht eigentlich ausgetragen werden, bevor man in die Kiste hopst?" Naruto schnaubte leicht und hatte endlich wieder sein typisches, breites Grinsen auf den Lippen. "Na komm, wir hatten Dates. Und ab und zu mal was unternehmen hält die Beziehung frisch. Wenn wir schon mehr Zeit miteinander haben, dann sollten wir sie auch nutzen." Sasuke nickte leicht. Ein wenig mehr Zeit würde ihnen gut tun. "Und ich hab gehört, hier in Japan gibt es schöne Hotels, falls es bei uns zu unprivat wird." Der Schwarzhaarige zog eine Augenbraue nach oben. "Da kommst du erst rein, wenn du mindestens achtzehn bist." Enttäuscht sah der Blonde ihn an. "Und die Sexshops?" "Auch erst ab achtzehn." Naruto seufzte gespielt traurig. "Nun gut, dann muss ich eben Dad ne Liste mitgeben, was wir brauchen." Nun merklich belustig hob Sasuke eine Augenbraue. "Kannst dir auch gleich seinen Ausweis ausleihen. So viel unterschied ist da nicht." Naruto lachte beherzt auf. Nach diesem ernsten Gespräch zuvor, tat es gut ihn wieder lachen zu hören. "Oh ja, könnte klappen. Aber dann muss ich ja erklären, wie ich als siebenunddreißig Jähriger einen so jungen Hüpfer abbekommen konnte." Sasuke zuckte mit den Schultern. "Im Zweifelsfall Geld." Naruto schüttelte lachend den Kopf und machte sich nun über seine restliche Torte und Chocochino her. Irgendwie wurde Sasuke das Gefühl nicht los, dass Narutos Anwesendheit in Japan mehr Probleme verursachen würde als selbst vom Blonden geplant. +++++++++++++++++++ Erschöpft und ausgelaugt ließ sich Itachi auf die Couch sinken. Diese verdammten Dilettanten waren wirklich noch weit am Anfang. Diese Indieband, so beliebt sie auch in Untergrundkreisen sein mag, war einfach ein Albtraum. Seufzend fuhr sich Itachi durch die lange Mähne. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Bass war ja schön und gut, auch der Leader schien wenigstens etwas an der Gitarre meistern zu können. Der Keyboarder war ganz OK, muss aber noch an den Einstellungen üben, die er vornahm und der Drummer...? Na ja, Kraft hatte er, Rhythmus auch, aber doch nicht für die Musik, die sie planten zu machen. Jeder versuchte den Fakt zu überspielen, dass sie eigentlich keinen Pop mochten. Gut, das ließ sie alle in einem Boot sitzen, doch so lust- und kraftlos die Stimme des Sängers rüber kam, würden sie nicht weit kommen. Aussehen ging wirklich über Talent in dieser Band, doch das sind meistens diejenigen, die kurz in den Oricon Charts auftauchen um dann in den Tiefen der Mainstreammühlen zu verschwinden. Juhu. Das würde ein Spaß werden. Das dieser Deidara seine Stimme auch noch verteidigte, als wäre sie sein höchstes Gut... Was sollte er nur von der ganzen Sache halten? Außerdem wurde er das Gefühl nicht los, dass der Name Deidara irgendwas in ihm wachrufen wollte. Nur was? Ein dumpfes "Plonk" auf dem Balkon ließ ihn genervt aufhorchen. Verdammt der hatte ihn grade noch gefehlt. "HIDE! Verdammt noch mal, wir waren noch nicht fertig!" Wütendes Getrampel aus der Wohnung über ihm war zu vernehmen, was nur eines hieß. Hide war wieder abgehauen, das "Plonk" war der Indiz, dass er auf SEINEN Balkon gesprungen war - mal wieder- und das verzweifelte Kratzen an der Balkontür verriet ihm, dass er seinen Cousin lieber reinlassen sollte, bevor die Raubkatze unter den Bandleadern und Managern ihm hinter her sprang. Schwerfällig erhob er sich und streckte sich einmal ausgiebig, bevor er die Tür öffnete, nur um zwei Sekunden später einen rothaarigen Gitarristen um den Hals hängen zu haben. "Bist du wieder abgehauen?" Große, braune Augen sahen ihn leicht weinerlich an. "Itachiii, Yoshiki hat meine PS3 abgebaut und weggesperrt. Er will jetzt noch arbeiten. Kannst du dir das vorstellen?" "JA KANN ER!", donnerte es von oben. Der rothaarige Gitarrist von "X Japan" zuckte zusammen. "Verdammt, er und sein verdammtest Fledermausgehör..." Schnell schlug Hide die Tür hinter sich zu und hüpfte die fünf Stufen hinunter, die in die Wohnküche führten. "Hast du Kaffee da?" "Nein, du solltest es dir auch nicht zu gemütlich machen. Ich will den Leaderhulk nicht hier im Wohnzimmer wüten haben. Ansonsten kann ich mir eine neue Einrichtung holen, die du mir bezahlen wirst." Hide wandte sich zu ihm um und lächelte ihn strahlend an, wie immer, wenn er den "Ernst" der Lage überspielen wollte. "Komm schon, Cousinchen, wenn Yo-chan hier runter kommt, dann werde ich ihn besänftigen. Ich hatte nur gehört, dass du wieder da bist und dachte mit, komm ich mal zu Besuch." Itachi grummelte leise vor sich hin, auf Grund der Verweiblichung seiner selbst. "Besser: du bist geflohen vor der Arbeit und dachtest dir, geh ich Itachi mal lieber auf die Nerven, bevor er sich zu sehr von seiner neuen Band erholen kann?" Überrascht zog Hide eine Augenbraue nach oben. "Du spielst wieder?" Begeistert hellte sich seine Miene auf und wie ein Gummiball kam er auf Itachi zugehüpft. "Oi, Coooool. Welches Genre? Metal? Alternative? Rock?" Itachi drückte seinen Cousin schnell mit einer Hand auf der Stirn von sich und verhinderte so die nächste "liebevolle" Umarmung. "Ich bin Bassist. Ich gehe nicht mehr mit der Gitarre auf die Bühne, das weißt du! Ich werde nie wieder eine Gitarre anrühren. Das habe ich mir geschworen!" Der Rothaarige zuckte nur mit den Schultern. "Ich habe auch geschworen ich höre auf zu rauchen und zu saufen. Und was ist? Yo-chan übertreibt es mit der Arbeit so sehr, dass ich Kettenraucher bin und mit meiner eigenen Band liebe ich es einfach Sauftouren zu machen. Wie du siehst, nichts ist für die Ewigkeit." Murrend begab sich Itachi in die Küche und setze Kaffee auf. "Bei mir handelt es sich aber um keinen guten Vorsatz fürs neue Jahr." Hide winkte mit einer Hand ab. "Ja, ja, ja, sag mir lieber wie die neue Band ist." Bevor Itachi antworten konnte, wurde bei ihm sturmgeklingelt. Während Hide zusammenzuckte, bequemte sich Itachi zur Tür. Er wusste aus Erfahrung, dass einfaches Ignorieren die Situation nur verschlimmerte. "Yoshki-san, guten Abend." Yoshiki Hajashi, Drummer, Leader und Manager der Band X Japan stand mit verschränkten Armen vor der Tür. "Wo ist das Monster?" "Drin, willst du rein kommen?" "Nur keine Umstände. Ich schnapp ihn mir und trete ihn zur Not den Balkon wieder hoch. Wie hängen einen Tag hinter der Zeitplanung. Selbst Gackt hat seine Truppe besser im Griff, schafft seine Zeitpläne und muss dabei mehr Leute unter einem Hut bringen als ich." Hide seufzte leise. "Wie wäre es, wenn wir einfach eine Pause einlegen? Du bist überarbeitet und die anderen können ebenfalls nicht mehr. Lerne endlich zu sehen, wann man noch etwas aus einem Abend rausholen kann." Itachi seufzte lautlos und wollte gerade die Tür wieder schließen, als Toshi sich durch den Eingang quetschte. "Nabend Itachi, was macht die neue Band?" Schnaufend wandte sich der Schwarzhaarige um und ging zurück zu seiner Couch. Wenn drei von denen hier waren, würden die anderen beiden nicht lange auf sich warten lassen. Und nun da Toshi das Thema Band angesprochen hatte, schien selbst bei Yoshiki die Neugierde zu gewinnen. "Neue Band?" Nach dem der Sänger von X Japan auch noch Pata- Gitarrist- und Heath- Bassist- reingelassen hatte, wusste der junge Uchiha schon, dass es heute eine lange Nacht werden würde. "Du spielst wieder? warum hast du mir nichts gesagt?" Hide kramte Becher aus den Schänken, um ihnen allen Kaffee einzugießen. "Warum fragst du, Yo-chan, willst du Pata arbeitslos machen?" Yoshiki schnaubte und zog eine Augenbraue nach oben. "Ich dachte eher an dich. Itachi hat mehr Verantwortungsgefühl im kleinen Finger, als du in der gesamten Hand!" "Na toll, danke. Die ganze Zeit arbeiten ist nicht gesund und das weißt du. Außerdem ist Itachi kein Gitarrist sondern Bassist. Also müsstest du schon Heath rauswerfen." Der Bassist der Band verschränkte die Arme und legte den Kopf schief. "Warum denn nun mich?" Itachi blickte leicht über die Schulter zu den Anderen. "Wie wäre es, wenn ihr euch 'nen Kaffee oder 'nen Bier schnappt, Hide mir meinen Kaffee mit bringt und ihr mich ausfragt, bevor es hier zu unnötigen Kündigungen kommt. Ich sage euch, wenn die Band länger als ein halbes Jahr in den Top 100 der Indiebands bleibt, dann knutsch ich Kyo." Die anderen lachten. "Wie gut, dass es die so sehr gefällt. Sind die wirklich so umwerfend?" "Toshi, überlass den Sarkasmus denjenigen, die ihn beherrschen. Also, erzähl." Heath setzt sich auf einen von Itachis Sessel und nahm eines der Biere an, die Pata ihm reichte. Itachi fing an zu erzählen, von seinem Tag, von der Band, vom Label. Er wusste nicht warum, doch es war, als würde er in einer Zeitschleife sitzen, in der X Japan und seine alte Band zusammen saßen und sich nächtelang unterhielten. Es war wirklich wie in alten Zeiten. Und das ließ sein Herz schmerzen. Genau das wollte er vermeiden. Diese Erinnerungen. Doch was sollte er tun? Hide war sein Cousin und die anderen von X Japan kannten ihn einfach zu lange, als dass sie einfach aufgeben würden. Wenn sie reden wollten und wollten das Itachi redete, dann konnte er ihnen nicht entkommen. Nur nun gab es endlich mal wieder ein Thema, welches nicht den Wunsch in ihm weckte vom Balkon zu springen. Nach dem Unfall vor fünf Jahren, war jeder um ihn herum vorsichtig geworden. Jeder behandelte ihn, als wäre er aus Glas. Und so fühlte es sich langsam wirklich an. Als wäre er aus Glas und jedes Sandkörnchen könnte ihn zerspringen lassen. Hide, Yoshiki, Heath, Pata und Toshi waren diejenigen gewesen, die ihn behandelt hatten wie immer. Sie hatten getrauert, ja, aber sie hatten ihn nicht in Watte gepackt. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb er mit so vielen gebrochen hatte? Zitternd zog er die Beine an seinen Körper und nahm einen großen Schluck Kaffee. Kurz trafen sich Hides und sein Blick und der Schwarzhaarige glaubte eine Spur Sorge aus den braunen Augen seines Cousins lesen zu können. Doch keinen Wimpernschlag später war es wieder weg. Hatte er sich das eingebildet? Itachi nahm noch einen großen Schluck seines Kaffees. Er hatte einfach das Gefühl als wäre es unsagbar kalt in der Wohnung. Er wusste dass es nicht so war. Die Heizungen liefen. Nein, diese Kälte kam von Innen. Und genau das machte Itachi irgendwie Angst. Denn wenn er so überlegte, wusste er doch glatt nicht mehr, wie sich innere Wärme anfühlte. +++++++++++++++++++++++ Merklich schlecht gelaunt schloss Deidara die untere Haustür auf, die in den Flur des Mehrfamilienhauses führte. Er hatte noch nie wirklich gute Laune gehabt nach der Arbeit. Er konnte nichts dafür. Er mochte die Jungs - ok, alle bis auf Hidan und den Neuen - und Musik war seine Leidenschaft. Doch aktuell war es mehr ein Leiden ohne das "Schaft". Hinzu kam, das der Neue auch noch auf seiner Stimme herumtrampeln musste. Seine Stimme wurde von allen als herzzerreißend eingestuft, die Frauen liebten seine Stimme... Warum machte es ihn dann so fertig, das dieser Neue ihn einfach nicht akzeptieren konnte? Er war nicht wie die anderen umhergesprungen oder hatte sich gefreut wie ein Gummibärchen auf Drogen, dass er bei ihnen mitmachen durfte. Nein, es war glatt so, als hätten sie nun noch einen, der dieses Genre hasst. Das schlimme, der Schwarzhaarige konnte nicht nur spielen, nein, er war auch noch heiß. Schulterlange, schwarze, gestufte Haare, schwarze Augen und einfach nur eine benahe zu perfekte Figur. Wenn der verdammte Mistkerl die Klappe gehalten hätte, wäre er sicher gewesen, das ER nun seine Freundin betrogen hätte. Zum Glück hat die freche Klappe dieses Neulings seine Neugierde im Keim erstickt. Obwohl er zugeben musste, dass dieser Kerl irgendwas in ihm auslöste. Wie eine alte Erinnerung, die langsam aus dem Unterbewusstsein nach oben kriechen wollte. So etwas hatte er ja noch nie erlebt. Das war das erste Mal, dass er so verwirrt war von einem Menschen. Wer war dieser Itachi nur? Langsam, beinahe schleichend, kroch er förmlich die Treppen nach oben. Er traute sich nicht wirklich nach Hause zu kommen. Es gab immer zwei Szenarien, die sich abspielten. OK, eigentlich drei, doch die dritte war immer seltener geworden. Entweder, seine Freundin war mit einem anderen im Bett, die Wohnung stank förmlich nach Seitensprung oder es war ausnahmsweise mal so, dass sie brav geblieben ist. Das vierte Szenario war bisher nur zwei Mal vorgekommen. Seine Freundin lag mit einem anderen im Bett, allerdings in dessen Wohnung und nicht in der ihren. Je näher er seiner Etage kam, desto stärker wurde die Übelkeit. Seit zwei Jahren betrog Sie ihn schon, zwei Jahre in der sie fast jeden Tag wen anderes hatte. Ihre Entschuldigung war es, dass er nicht genug mit ihr schlief. Doch schon nach dem ersten Seitensprung konnte Deidara sich einfach nicht mehr vorstellen diese Frau noch einmal anzufassen. Doch ausziehen oder sie verlassen war keine Option. Alleine konnte er sich kaum eine eigene Wohnung leisten und er mochte es nicht alleine zu sein. Und welche Frau würde einen Mann akzeptieren, der gleich beim ersten Date sagen muss, dass er bei ihr einziehen will oder jeden Abend zurück fährt zur Ex? Er verstand auch nicht, welche Gründe sie an ihn band. War es der Fakt, dass er endlich in einem Label arbeitete wo er ernsthaft Chance auf einen Durchbruch hatte, selbst wenn ihm seine Arbeit nicht gefiel? War es das? Der Reiz sagen zu können "Das ist mein Freund"? Wie erbärmlich. Diese Frau war erbärmlich. Und er war das erbärmlichste, was auf diesen Planeten wandelte. Worüber hatte er sich zuvor aufgeregt? Es war auf jeden fall ein angenehmeres Thema als das hier... Ach ja, dieser neue, heiße Typ in der Band. Egal wie lange Deidara auch darüber nach dachte, dieser Kerl kam ihm bekannt vor. Und warum sollte jemand von einem Major-Lable wie Sweet Melon wechseln zu P'n'R? Langsam kramte er seinen Schlüssel aus seiner Tasche und steckte ihn zitternd ins Loch. Eins, zwei oder drei? Welches Szenario wird es heute sein? Und wenn ihr wirklich richtig steht, seht ihr wenn das Licht angeht. Verdammte Kindersendungen, versauen einem auch den letzen Rest erwachsener Würde. "Bin da." Verwirrt blieb er im Hausflur stehen. Die Wohnung war komplett dunkel. Geräusche hörte er auch nicht. Entweder schlief sie schon oder es ist wirklich einmal mehr Szenario vier eingetreten. Schnaubend warf der Blonde seine Tasche auf den Boden und stapfte in die dunkle Wohnung. Das erste was er tat war überall das Licht anzumachen. Er hasste Dunkelheit, er hasste es alleine zu sein. War es nicht die reinste Ironie, dass er trotz Freundin alleine war? Was sollte er nur tun? Seufzend lies er sich auf die Couch fallen. Er sollte wenigstens dankbar sein, dass sie dieses Mal auswärts war. Langsam, wie in Zeitlupe griff der Blonde zu der Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein. Zeit sich irgendwas Lustiges anzusehen. Er brauchte wenigstens einmal etwas am Tag zum lachen. Kapitel 4: Sasukes Entscheidung ------------------------------- Itachi saß schon seit geschlagenen zehn Minuten unschlüssig in seinem Wagen. Er hatte seinen DMC Aston Martin DB-X auf dem Parkplatz in der Nähe des P'n'R Gebäudes geparkt und überlegte sich wirklich ernsthaft auszusteigen, die Straße hinunter zu gehen und mit dieser "Band" zu proben. Die letzte Woche war nun wirklich die Hölle gewesen. Der Sänger schien noch schlechter drauf zu sein als sonst. Jedenfalls dachte Itachi das, wenn seine Stimme und sein Talent sich proportional mit der Gefühlslage veränderte. Die gesamte Stimmung in der Gruppe war so tief gerutscht, dass Itachi sich nicht einmal mehr sicher war, ob sie Musik machten oder versuchten sich gegeneinander auszuspielen. Grummelnd rieb sich der Schwarzhaarige über die Ohren. Dass er noch kein Blut an ihnen abgewischt hatte, schien ein Wunder zu sein. Was dachte sich Nevia eigentlich dabei ihn in so etwas hinein zu stecken? Nevia... Seufzend drückte er die Tür auf und stieg endlich aus. Wenn Nevia raus bekam, dass er zu spät war - und er war sich sicher, sie WÜRDE es herausbekommen - dann wäre er so gut wie tot. Auch wenn es sehr verlockend war, seinen Bandkollegen ins Jenseits zu folgen, durch Nevias Hand zu sterben war nicht wirklich eine friedvolle Art des Sterbens. Vor sich hin fluchend schnappte sich Itachi seinen Bass aus dem Kofferraum, schulterte das Musikinstrument mit so viel Liebe, wie er zu dieser Band empfand und stapfte die Straße hinunter. War es nicht herrlich, wenn man keine andere Wahl hatte? Am liebsten hätte der Schwarzhaarige irgendwas zusammengeschlagen. Diesen Eindruck schien er auch auf seine Mitmenschen zu machen, ansonsten konnte er sich einfach nicht erklären, warum jeder Passant fluchtartig die Straßenseite wechselte, als er seinem Blick begegnete. Was für ein schöner Start in den Tag. Deidara versuchte krampfhaft nicht mehr an sein beschissenes Privatleben zu denken. Obwohl er große Lust hatte demjenigen, der diese schnulzigen Balladen geschrieben hatte, sein Mikro an den Kopf zu werfen. Er hatte verdammt noch mal eine Schlampe zu Hause sitzen, die mit jedem in die Kiste sprang, der nicht bei drei auf einem Baum war und gerade er sollte hier von einer glücklichen Liebe singen, die niemals erlöschen konnte? Verdammter Pop! Bei Metal oder Hardrock hätte er einfach seine Wut hinaus in die Welt schreien können, doch so musste er diese verdammte Scheiße singen, die ihn mehr und mehr daran erinnerte, in was für einer Beziehung er steckte. Er wusste, dass es unprofessionell war, sich so von seinem Privatleben beeinflussen zu lassen. Genervt klopfte er mit seinem Mikro auf seine Oberschenkel. Wenigsten dem konnte er etwas Schmerz zufügen. Und so auch dem Tontechniker! Wie lächerlich er doch war. "Deidara! Hör auf mit dem Scheiß. Kannst du dich nicht anders beschäftigen?" Der Blonde warf Kisame nur einen wütenden Blick zu. "Aber wenn du nicht stillhalten kannst ist es okay, oder was?" Kisame verschränkte seine Arme. "Ich bin Drummer, von mir wird sowas erwartet. Also halt endlich die Backen, Kleiner. Sobald unser hochwohlgeborener Bassist seinen Arsch hier rein bewegt, können wir anfangen." Deidara wollte gerade zu einer bissigen Antwort ansetzen, als in dem Moment die Tür zu ihrem Proberaum aufflog und dieser verdammte, eingebildete Typ eintrat. "Du bist zu spät!", begrüßte Deidara den in seinen Augen wohl überflüssigsten Menschen dieser Welt. Itachi warf ihm nur einen kurzen genervten Blick zu bevor er konterte: " Tut mir ja Leid, meine Persönlichkeit hatte sich ernsthaft Gedanken gemacht, ob es sich lohnt seine Ohren wieder bluten zu lassen. Du musst wissen, dein Gesang ist nicht für jeden eine Wohltat." Bevor Deidara auch nur aufspringen und diesem arroganten Arschloch die Augen auskratzen konnte, hatte sich Yahiko zwischen die Kontrahenten gedrängt. "Jungs, bitte! Wir sind schon spät dran. Lasst uns endlich anfangen!" Murrend ging jeder auf seinen Platz und die Proben konnten endlich beginnen. Yahiko seufzte erleichtert. Zum Glück stellte niemand seine Autorität in Frage. Ansonsten hätte Kabuto wirklich ein großes Problem. Zwei Stunden. Zwei Stunden gingen die Proben dieses Mal sogar recht gut voran, bis Deidara die neue Ballade singen sollte. Der Blonde schien wirklich ein Talent zu haben, welches von Lied zu Lied unterschiedlich war. Sie waren eine verfickte Pop-Band, dass man da Liebesballaden ohne Ende trällerte, sollte eigentlich das logische Ergebnis der Gleichung sein. Warum um alles in der Welt schien genau DAS überhaupt nicht zu laufen? Itachi gab ja zu, dass er selbst nicht begeistert von der Musik war. Allerdings tat er das hier mit Absicht. Warum stellte sich also ein Musiker, der freiwillig dieses Genre gewählt hatte, so an? Seufzend brach er mitten in der Ballade ab, stellte sein Bass auf den Ständer, ging zu seiner Jacke und fischte nach der Zigarettenpackung. "Was wird das, Uchiha?", fragte Hidan sogleich. Itachi würdigte diesem zu stark blondierten Affenhirn keinen Blickes, sondern wandte sich gleich der Ursache seiner Kopfschmerzen zu. "Ich gehe lieber meine Lunge ruinieren, als mein Gehör zu verlieren." Damit verließ er den Proberaum und schritt ruhigen Gemüts Richtung Treppe, die aufs Dach dieses Dreckladens führte. Der Schwarzhaarige wollte nur noch seine Ruhe. Deidara konnte es nicht fassen. Keifend stand er zusammen mit Sasori vor dem P'n'R Gebäude und ließ seinen gesammelten Unmut an dem Kleinen aus. "Ich kann's nicht glauben, was erlaubt sich dieses Arschloch eigentlich? Warum hält er sich nur so sehr für was Besseres?" Sasori zog an seiner Zigarette, stieß nachdenklich den Rauch in die Luft und schien sorgfältig über seine Antwort nachzudenken. "Naja, irgendwo hat er recht. Du bist unkonzentriert. Besonders bei dieser verdammten Ballade. Reiß dich doch einmal zusammen. Ich weiß, dass du singen kannst. Warum zeigst du es nicht einmal?" Deidara verschränkte die Arme. "Was soll ich denn machen? Mehr als es versuchen kann ich nicht." Sasori rollte mit den Augen. "Ja klar..." "Ehrlich! Außerdem regt dieses verdammte Arschloch mich so auf. Warum kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich meine, hör dir Hidan an, warum hackt er nicht auf dem rum?" Sasori seufzte und machte sich gar nicht erst die Mühe Deidara nahe zu legen, dass sich Itachi über jeden aufregte. "Oh, ein Arschloch, welches sich über alles und jeden aufregt? Na dass scheint doch unser Mann zu sein." Erschrocken drehte sich Deidara um, um einen strahlenden, blonden Teen in die Augen zu schauen. Neben der etwas zu fröhlich wirkend Blondine stand ein junger, schwarzhaariger Kerl, der eine so verdammt starke Ähnlichkeit mit seinem Ärgernis hatte, dass er schon jetzt keine Lust mehr hatte sich näher mit den beiden auseinander zu setzen. "Wer seid ihr? Unbefugten ist das Betreten dieses Geländes verboten!" Der blonde Teen zuckte nur mit den Schultern und schenkte Deidara eines seiner strahlensten Lächeln. "Wir suchen nach jemanden. Groß, schwarzhaarig und hat verdammte Ähnlichkeit mit meinem Freund hier." Der Blonde deutete auf seinen Kameraden neben sich. "Und wie ist der Name?" Der Schwarzhaarige der beiden verschränkte ablehnend die Arme, unwillig auch nur ein Ton zu sagen. Deidara schnaufte. In diesem Augenblick war er sich sicher, dass dieser Junge mit Itachi verwandt sein musste. "Na toll, es gibt zwei von denen!" Der Blonde vor ihm fing an zu lachen. "Oh ja, es gibt zwei. Und sie nehmen sich absolut nichts in Puncto Übellaunigkeit." Grinsend streckte der Kleine seine Hand Deidara entgegen. "Naruto und der Hübsche hier neben mir ist mein Freund Sasuke Uchiha." Deidara grinste leicht. "Nennt mich Deidara, das hier ist Sasori." Naruto reichte auch dem Rothaarigen die Hand. "Cool." "Geben Künstler eigentlich nie Nachnamen an?" Naruto sah genervt zu Sasuke. "Hör auf dich zu beschweren. Außerdem hab ich deinen Nachnamen genannt. Auch wenn ich ihn lieber als Nebensatz abschieben wollte. Schade dass es die japanische Grammatik nicht zulässt. Ich wette im Englischen hätte ich es geschafft." Sasuke stricht sich genervt die Strähnen aus den Augen. "Das war nur eine allgemeine Frage. Warum sagt niemand seinen richtigen Namen?" "Weil es nicht gerade hilfreich ist, wenn Fans den echten Namen kennen. Zu viel Spam im Briefkasten, weißt du?" Deidara konnte nicht anders als breit zu grinsen. "Heißt es, dass du dich selbst künstlerisch versuchst, Naruto?" Der blonde Teen strahlte förmlich. "Modeln und Cheerleading. Ich mag es einfach, den perfekten Moment in einem Bild festzuhalten." Deidara schmunzelte. "Naja, es ist auch eine Kunst, diesen Moment erst einmal zu kreieren. Zurück zum Thema, ihr sucht Itachi, unseren Bassisten, richtig?" "BASS?!" Deidara und Sasori waren nicht die einzigen, die bei dem erschrockenen Aufschrei Narutos zusammenzuckten. Jeder in Hörweite schien auf einmal dem Blonden seine Aufmerksamkeit zu widmen. Bevor auch nur einer der beiden antworten konnte, trat der Grund für das Entsetzen aus dem Haupteingang. "Wusste ich doch, dass ich dieses Organ kenne." "Itachi!" Naruto nahm Anlauf und sprang dem Älteren der beiden Uchihabrüder freudig um den Hals. "Jesus Christ, bist du groß geworden. Ich hab dir eine Überraschung mitgebracht. Wir haben so viel zu besprechen und du musst mir unbedingt erklären, wie ein Talent wie du auf eine kastrierte Variante zurück greifen konnte! Ach ja, sei netter zu eurem Sänger, er ist niedlich - also versau dir nicht immer alles!" Itachi wirkte mehr geschockt als alles andere. Der Schwarzhaarige schien nicht einmal wirklich zu versuchen Narutos Redeschwall zu analysieren. Der Blick des älteren Bruders war unverwandt auf die Gestalt gerichtet, die die ganze Situation misstrauisch beobachtete. Deidaras Blick schweifte immer wieder von links nach rechts. Von einem Bruder zum anderen. Insgeheim fragte sich der Blonde wirklich, was hier vor sich ging. Wenn die beiden Brüder waren, dann verstand er nicht, warum Itachi nicht nur noch bleicher geworden war, sondern den Jüngeren einfach nur anstarrte, während der Blonde weiter munter auf ihn einredete. Das war der Moment, in dem ihm Sasoris Hand auf der Schulter bewusst wurde. Mit einem leichten Kopfnicken deutete der Rothaarige ihm an, wieder mit rein zu kommen. Als sie an Itachi und Naruto vorbei gingen, blieb Sasori kurz stehen und sah Itachi ernst an. "Im ersten Stock gibt es einen leeren Raum, der so gut wie nie benutzt wird. Wir sagen Yahiko Bescheid, dass es länger dauern kann." Damit drängte Sasori Deidara wieder ins Innere des Gebäudes. "Was soll das?" Sasori blickte stur geradeaus. "Ich bin der Meinung, dass jeder Mensch einen Grund für sein Verhalten hat. Vielleicht ist der Kleine Itachis. Du hast doch ebenfalls gute Gründe, warum du so bist wie du dich gibst, oder?" Deidara schnaubte. "Ja, jeder hat einen Grund... Bis auf Hidan, er ist einfach schon bei seiner Geburt ein Arschloch gewesen!" Belustigt schüttelte Sasori den Kopf. "Das kann nun wirklich gut sein." Vorsichtig schloss Itachi die Tür hinter sich und ging durch bis zum Fenster, öffnete es und zog seine Schachtel aus der Jackentasche. "Was wollt ihr hier?" Sasuke, sein kleiner Bruder, sein Ein und Alles stand hier mit ihm in einem Raum. Er hatte nie damit gerechnet, dass der Kleine einmal mehr oder weniger freiwillig zu ihm kommen würde. Sein Vater hatte es doch damals deutlich gemacht, wie sehr er seinen kleinen Bruder verletzt hatte, wie sehr er ihn verabscheute. Was machte er also nun hier? Hatte Naruto etwa so lange auf ihn eingeredet, dass er nun endlich mit ihm reden konnte? Naruto blickte von einem Uchiha zum nächsten. Keiner schien wirklich zu wissen, wie er mit der Situation umgehen sollte. Seufzend ergriff er das Wort. Vielleicht würde das Sasuke helfen. "Naja... Ich dachte mir, ihr beide habt euch so lange nicht mehr gesehen, dass ihr euch bestimmt viel zu erzählen habt." Itachi sah den Blonden ruhig an. "Zum Beispiel?" Naruto wollte gerade antworten, als Sasukes Schnauben ihn unterbrach. "Ich will endlich Fragen beantwortet haben!" Itachis Aufmerksamkeit lag auf seinem Bruder. Mit einem leichten Kopfnicken deutete er ihn an weiter zu sprechen. "Warum hast du dich nie gemeldet? Nicht einmal bei mir? Warum war ich dir die ganzen Jahre so scheiß egal?" Itachi nahm einen weiteren tiefen Zug von seiner Zigarette. "Glaub mir, es war nicht meine Absicht, dich zu verletzen. Sasuke, du bist mein Bruder. Ich hätte es so sehr gewollt, dass du oder Mum nur einmal bei einen unserer Auftritte hättet anwesend sein können. " "Warum hast du dich nie bei uns gemeldet?" Sasuke wollte es hören, aus dem Mund seines Bruders. Natürlich hatte er nicht ein Wort von dem vergessen, was Naruto ihm letzte Woche erzählt hatte. Doch er brauchte die Bestätigung von seinem Bruder. Von der Person, von der er immer geglaubt hatte, dass er ihr scheiß egal war. "Es hatte keinen Sinn." Sasuke wollte schon Luft für eine patzige Antwort sammeln, als Itachi die Hand hob, um ihm zu signalisieren, dass er noch nicht fertig war. "Ich habe es nicht nur einmal versucht. Immer wieder hat Dad die Anrufe abgefangen. Weiß der Teufel, wie er es geschafft hat. Ich wollte wenigstens mit dir reden. Irgendwann hatte er mir nahe gelegt, dass ich für diese Familie überflüssig war. Dass selbst Mum und du mich lieber vergessen wolltet. Ich habe keinen Vater mehr, jedenfalls in dem Sinne, dass ich verstoßen wurde. Ich bin kein großer Bruder, jedenfalls kein Guter, ich habe ja auch nie eine wirkliche Chance dazu gehabt. Mal davon abgesehen, dass ich nun auch noch meine Selbstachtung weggeworfen habe, um in einer... Pop-Band zu spielen..." Seufzend nahm Itachi einen erneuten Zug an seiner Zigarette. Sasuke schien zu überlegen. Dann nickte er fest, ganz so, als hätte er soeben einen Entschluss gefasst. "Willst du ein großer Bruder sein? Würdest du mich akzeptieren, egal was ist?" Itachi zog eine Augenbraue hoch. "Auch wenn es unheilvoll klingt - wenn du mir die Chance geben würdest, dann ja." Naruto hatte es sich unterdessen auf einen Stuhl gemütlich gemacht und fischte sich seinen Energiedrink aus dem Rucksack. Das lief ja alles viel besser als geplant. Er durfte wirklich nicht vergessen Nevia heute Abend anzurufen. Grinsend nahm er einen tiefen Schluck, genoss den Geschmack von Taurin und Traubenzucker. "Ich stecke in einer homosexuellen Beziehung mit Naruto fest und bin am Überlegen es öffentlich zuzulassen." Sasuke klang ruhig, beinahe gleichgültig, behielt jede Regung im Auge. Er wollte sehen, ob sein Bruder vor Abscheu von ihm weichen würde. Doch alles was er sah, war eine hoch gezogene Augenbraue und alles was er vernahm war ein Prusten aus der anderen Richtung. Naruto keuchte und hustete. Der Blonde hatte sich böse verschluckt. "Verdammt, musst du so direkt sein?" Sasuke schnaubte abfällig. "Warst du nicht derjenige, der mir sagte, ich soll offener dazu stehen, dass ich mit dir in die Kiste steige? Und war es nicht auch deine Philosophie, alles zu schlucken als zu spucken?" Naruto fühlte wie sich eine verdächtige Hitze in seinen Kopf stieg. "Ja aber doch nicht so! Ich meine, andere Brüder mit so einem Beschützerinstinkt würden mir die Eier abreißen, wenn ich mit deren kleinen Bruder schlafen würde!" Unsicher blickte Naruto zu Itachi. Er wusste das der Schwarzhaarige alles andere als homophob war, aber beim eigenen Bruder war es immer noch etwas anderes. "Seit wann?" Sasuke zuckte mit den Schultern. "Fast ein Jahr." Auf einmal war es an Itachi breit zu grinsen. "Und Naruto ist der Seme?" Sasuke sah seinen Bruder fragend an. "Bitte was?" Naruto verdrehte die Augen. "Ob ich derjenige bin, der dich flach legt. Meistens, ja. Warum?" Freudig klatschte Itachi in die Hände und kramte sein Handy aus der Jackentasche. "HA! Ich hab einen Wunsch frei. Nevia hatte gewettet, dass ihr bis zum sechzehnten Lebensjahr warten würdet. Ich hatte dagegen gewettet. War klar, dass ihr, sobald ihr in der Pubertät steckt, euch die Kleider vom Leib reißen würdet." Geschockt sahen die beiden Teens zu dem auf einmal wirklich gut gelaunten Itachi. Sasuke war geschockt, dass er dieses Thema so einfach aufnahm. Aber nun gut, sein Bruder spielte in einer Band mit diesem Pärchen von vorhin. Da war er es vielleicht gewohnt. Naruto war geschockt, dass Itachi lächelte. Seit Jahren hatte er ihn nicht mehr lächeln, grinsen oder irgend eine andere Form von Heiterkeit versprühen sehen. Was war denn hier los. "Du.. Hast nichts dagegen?" Sasuke wirkte wirklich verwirrt. Von Zuhause aus war er es gewohnt, gegen alles zu sein, was nicht der Norm entsprach. Selbst nicht zur Norm zu gehören war wirklich wie ein Fluch für ihn. Itachi warf seine Zigarette aus dem Fenster. "Warum sollte ich? Mal ehrlich, Naruto ist perfekt für dich. Und ich verdanke ihm viel. Der Kleine hat auf dich aufgepasst, als ich es nicht konnte. Ohne ihn hätte Fugaku einfach zu viel Einfluss gehabt. Und glaub mir, dann würdest du in meiner Gegenwart nicht so ruhig bleiben." Itachi sah auf die Uhr und seufzte. "Ich denke mal ich sollte... die anderen nicht länger warten lassen..." Der Ältere der Brüder stieß sich vom Fenstersims ab und kam auf Sasuke zu. "Gib mir mal dein Handy..." Wortlos reichte Sasuke seinem Bruder das kleine Gerät. Schnell tippte Itachi eine Nummer ein und speicherte sie. "Du solltest es von jetzt an verstecken. Obwohl ich mich als Raven eingetragen habe, weiß ich nicht ob Fugaku jemals meinen Künstlernamen kannte." Damit reichte er das Handy an seinen Bruder zurück. Sasuke hielt den kleinen Apparat unschlüssig in den Händen. Er wusste einfach nicht damit umzugehen, als er auf einmal in eine feste Umarmung gezogen wurde. Er konnte gar nicht anders, als sich zu verkrampfen. Sasuke hatte einfach nicht damit gerechnet, so von seinem Bruder aufgenommen zu werden. Als wäre alles normal, als wäre er normal. Ganz so, als hätte nie etwas zwischen ihnen gestanden. Langsam, ganz vorsichtig schlang Sasuke seine Arme um Itachis schlanke, beinahe zu dünne Figur. Itachi blickte kurz auf und gab Naruto ein Zeichen mit dem Kopf, zu ihnen zu kommen. Lächelnd hielt er einen Arm auf um beide Teens gleichzeitig in den Arm zu nehmen. "Glaubt mir, ich bin stolz auf euch, egal was passiert. Wenn irgendwas ist, dann ruft an. Ich werde euch beiden in allem unterstützen. Hört ihr?" Sasuke drückte sich enger an seinen Bruder. Auch wenn es dämlich klang, in seinen Ohren hörte Itachi sich an wie der Vater, den er immer haben wollte. Ein Familienmitglied, zu dem er offen und ehrlich sein konnte, ohne Angst haben zu müssen, dass er nicht akzeptiert werden würde. "So, passt gut auf euch auf und wenn ihr Bock habt, könnt ihr gerne wieder zu Besuch kommen." Itachi wuschelte noch ein letztes Mal durch Sasukes Haare, bevor er den Raum verließ. "Und? Wie findest du deinen Bruder?" Sasuke schlang die Arme um Naruto und presste sich eng an ihn. Er brauchte Halt und Sicherheit. Sicherheit vor dem, was er plante. Itachi und Naruto hatten recht. Fugaku war nicht gut für ihn. Er hatte das was er wollte, ein Familienmitglied, welches ihn immer unterstützen würde, welches ihn so akzeptierte, wie er eben war. Verliebt in einen blonden Chaoten. Grummelnd lies er Naruto wieder los. "Ich kann es nicht fassen, das Nevia und er um uns gewettet haben!" Lachend drückte ihm Naruto einen Kuss auf die Wange. "Och doch, das kann ich mir vorstellen. Schön, dass wir Itachi helfen konnten." Damit verließen die beiden das Gebäude und in Sasuke schrie eine Stimme immer lauter. Die Stimme befahl ihm, endlich das richtige zu tun. Am Ende des Tages packte Bluish Six endlich ihre Instrumente wieder ein. "Ich fasse es nicht. Wir haben zwei Stunden überzogen.", grummelte Hidan vor sich her. Yahiko schenkte dem Weißhaarigen nur einen bösen Blick. "Wenn du eine Tusse zum Flachlegen bestellst, ist es nicht mein Problem, wenn du es an einem Abend machst, an dem wir von Anfang an gesagt hatten, dass wir länger machen." Hidan zuckte nur mit den Schultern. "Konnte ich ahnen, dass wir die Proben mal bis zum Ende durchziehen würden?" Itachi versucht einfach das Gemecker auszublenden. Er hatte erstaunlich gute Laune. Natürlich hielt es sich bei der Anwesenheit dieser Saubande in Grenzen. Doch es war bei weitem nicht so schlimm wie befürchtet. Während alle zusammenpackten fiel ihm auf, dass Deidara ungewöhnlich ruhig war. Beinahe wie in Trance packte der Blonde seine Sachen zusammen. Hidan und Kisame waren die ersten die gingen. Itachi wollte so oder so noch einmal die letzten Basslines durchgehen und hatte schon am Nachmittag von einem verwirrten und gerührten Kabuto die Schlüssel bekommen. Sasori schien auf den Blonden zu warten. "Dei, ich geh schon mal raus zum Rauchen. Bis morgen Uchiha.", verabschiedete sich der Rotschopf, während Itachi ihm nur leicht zunickte. Das schien Sasori zu reichen. Er kannte Itachi nun lange genug um zu wissen, dass der Schwarzhaarige so wenig wie möglich sprach. "Warte, Konan wollte mich unten abholen. Dann können wir eben noch eine Rauchen. Wird endlich Zeit. Man sollte sich wirklich einmal ernsthaft Gedanken gegen dieses Rauchverbot hier machen.", knurrte Pain und schloss sich Sasori an. Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, waren es nur noch zwei. Itachi hatte irgendwie das Gefühl, dass Sasori mit Absicht runter geeilt war. Warum, konnte er sich nicht erklären. Itachi setze sich auf die Couch und nahm sich die Notenblätter, während er versucht Deidara zu ignorieren. Der Blonde wollte eigentlich nur noch seine Kaffeetasse in die angrenzende Küche bringen. Wenigstens den Luxus schien hier jede Band zu haben. Auf einmal klirrte es aus besagter Küche und besagte Blondine fing sehr unfein an zu fluchen. "Scheiße! Verdammter Mist. Immer ich!" Seufzend erhob sich Itachi wieder und ging hinüber. "Was zum Teufel machst du da?", fragte er trocken, während er zusah wie sich Deidara verzweifelt die Hand hielt. "Aufräumen. Siehst du doch!" "Aber doch nicht mit der bloßen Hand!" Vorsichtig bahnte sich Itachi einen Weg durch das Scherbenmeer zu dem Blonden und zog ihn zurück auf die Beine. "Halt die Hand unter den Wasserhahn. Lass ihn laufen bis ich hier fertig bin, okay?" Verwirrt tat Deidara ausnahmsweise einmal das, was man ihm sagte. "Warum hilfst du mir?" Itachi zuckte mit den Schultern. "Ich habe gute Laune und keine Lust beim Üben dein Gefluche zu hören. Ich habe lieber meine Ruhe und das ist nun einmal nicht möglich, wenn du hier so einen Krach machst." Schnaubend blickte Deidara auf seine Hand. "War doch klar, dass das heute noch passiert." Itachi unterdessen hatte sich schon Handeule und Schaufel geholt und kehrte die Bruchstücke von Deidaras Tasse zusammen. "Was ist eigentlich los?" "Interessiert es dich wirklich oder hast du nun keine andere Wahl mich zu fragen, wenn ich die ganze Zeit quengele?" Itachi schnaubte belustigt. "Eigentlich erlaubt es mir meine Höflichkeit einfach nicht, eine junge Maid in Nöten zu ignorieren." Deidara verengte wütend die Augen. "Willst du sagen, ich wäre eine Frau oder was?" Itachi zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Weiblich genug bist du. Reg dich wegen einem versuchten Scherz nicht so auf, klar Blondinchen?" "Dann hör auf lustig sein zu wollen, deine Laune ist heute ja gruselig. Erst wie eine Axt im Walde in unserem Stil einschlagen und nun, nach deinem Roundhousekick, bist du der selbsternannte Ritter oder was?" Itachi seufzte. "Du hattest auch schon bessere Sprüche drauf." Nachdem er sich sicher war, alle Splitter vom Boden bekommen zu haben, schmiss er die armseligen Überreste in den Müll. Danach ging er zu dem Blonden, nahm seine Hand und sah sich die Schnittwunde genau an. "Scheint ein kleiner Splitter noch drin zu sein. Ansonsten ist alles okay." Damit drehte er das Wasser ab und zog Deidara hinter sich her. "Was soll das werden? Sasori wartet unten, ich muss los!" "Das wird verbunden. Wenn Sasori auf dich wartet oder Angst hat, dass ich dich fressen könnte, dann wird er auch wieder rauf kommen." Der Uchiha durchwühlte die Schubladen auf der suche nach dem Erste-Hilfe-Kasten. Deidara sah ihm stumm dabei zu. Er konnte sich einfach nicht helfen. Diese Situation war so... komisch, surreal, dass er glaubte in einem sehr subtilen Traum festzusitzen. Vielleicht lag es genau an diesem Gefühl, dass er sich endlich traute das zu fragen, was ihm wohl am meisten auf dem Herzen lag. "Ist mein Gesang wirklich so grausam?" Itachi sah ihn kurz über die Schulter hinweg an und seufzte. "Du atmest falsch. Du versuchst die Kraft deiner Stimme aus deiner Lunge und nicht aus deinem Bauch zu pressen. Hinzu kommen deine Launen. Wenn du das Lied oder den Text nicht magst, dann gibst du dir nicht einmal Mühe einen richtigen Ton zu treffen." "Mehr als es versuchen kann ich nicht." Seufzend griff Itachi in die Erste-Hilfe-Box, als er sie gefunden hatte, und holte sich Verbandszeug und eine Pinzette heraus. "Doch, du könntest das Ganze hier ernster nehmen." Er setze sich ihm Schneidersitz dem Blonden gegenüber, nahm die Pinzette und zog die Hand mit sanfter Gewalt ins Licht. "Au, was machst du da?" "Der Splitter muss raus. Stell dich nicht so an. Willst du, dass es sich entzündet?" Schmollend drehte Deidara den Kopf zur Seite. "Ich kann das auch zu Hause machen. Gib dir bloß keine Mühe." Itachi schnaubte leicht belustigt. "Warum glaube ich nur nicht, dass ein Chaot wie du das hinbekommen würde. Außerdem würde Sasori mich bestimmt köpfen, wenn du hier unbehandelt raus gehst. Also halt still!" Deidara legte den Kopf leicht schief. "Warum sollte es Sasori interessieren? Und wie kommst du darauf anzunehmen, dass ich ein Chaot bin?" "Kein Grund beleidigt zu sein. Ist eben eine blonde Eigenschaft. Ich kenne das von Naruto zu Genüge." "Ach ja, der Kleine von vorhin..." Deidara schien wieder in Gedanken abzuschweifen. Der plötzliche Schmerz in seinem Handballen ließ ihn zusammenzucken. "Autsch, sei etwas sanfter!" "Mädchen." Deidaras Augen blitzten wütend auf. "Arschloch!" "Danke, dir helf' ich wieder." Itachi ließ von der Hand ab und wischte die Pinzette an einem Taschentuch sauber. Danach sprühte er das Desinfektionsspray auf die Wunde und legte den Verband an. "So, das dürfte halten." Deidara sah auf seine Hand und schloss leicht die Augen. Seine Hand pochte unangenehm. Der Blonde hatte das Gefühl, er könnte glatt sehen, wie der Verband sich bei jedem Pochen mitbewegte. Deidara presste die Lippen aufeinander. "Danke...", hauchte er so leise, dass er hoffte, dass Itachi es nicht verstanden hatte. Zu seinem Unglück hatte der Schwarzhaarige es sehr wohl mitbekommen. "Gut, dass auch ein Arschloch zu etwas nützlich sein kann, nicht?" Trotzig stand Deidara von der Couch auf und schnappte sich seine Tasche. "Nur weil du einmal nett zu mir warst, heißt es noch lange nicht, dass ich dich leiden kann. Wir sehen uns Morgen, Uchiha." Damit stürmte Deidara aus dem Raum. Nie hätte er gedacht, dass Itachi wirklich nett sein konnte. Lag es an dem Gespräch, was er wohl vorhin mit seinem Bruder hatte? Warum machte er sich darüber überhaupt Gedanken? Vielleicht um ihn wenigstens von der Frage abzulenken, welches Szenario ihn heute wieder begegnen würde. Vielleicht sollte er mal anfangen mit Sasori zu wetten. Das würde garantiert die ganze Situation auflockern. ------------------------ Sasuke stand vor der Wohnzimmertür und atmete tief durch. Er musste das hier tun. Und wenn sein Vater ihn verstoßen sollte, dann hatte er immer noch Itachi und Naruto. Entschlossen öffnete er die Tür und trat ein. "Vater, wir müssen reden!" Fugaku Uchiha saß auf dem Sofa vor dem Fernseher und blickte seinen Sohn nur gleichgültig an. "Ich habe mir schon gedacht, dass du heute noch zu mir kommen wirst, nachdem du das erfahren hast. Aber glaub mir, es ist das Beste für die Familie und für dich." Verwirrt blieb Sasuke im Raum stehen. "Wovon redest du?" "Na, deine Mutter wird dir sicher von der Verlobung erzählt haben. Darum willst du doch mit mir reden, nicht wahr mein Sohn? Keine Sorge, sie ist ein sehr hübsches Mädchen. Ihr werdet euch am Wochenende kennenlernen und dann..." "WAS?!" Sasuke war einfach nur geplättet. Anstatt seinem Vater offen entgegen zu treten mit dem einen Problem das er hatte, kam nun ein zweites hinzu. "Ich bin nicht verlobt. Und ich werde mich niemals mit einer dahergelaufenen Millionärsschlampe einlassen!" Mit einem Ruck war sein Vater auf den Beinen. Schneller als Sasuke reagieren konnte, spürte er einen brennenden Schmerz. Seine Wange brannte wie Feuer. "Du wagst es so mit mir zu reden?! “ Sasuke keuchte leise. Er musste immer noch verarbeiten, was eben passiert war. Fugaku hatte ihn geschlagen. Sein verdammter Vater hatte ihn wirklich geschlagen! Wütend sah Sasuke seinen Erzeuger an und richtete sich wieder auf. Er straffte seine Schultern, bevor er wieder die Stimme gegen ihn erhob. "Es ist MEIN Leben, mit dem du hier spielst. Und ich habe mich entschieden, dass ich nicht zu einer deiner Schachfiguren werde." Fugaku starrte seinen Sohn fassungslos an. Er kannte diese Worte. er kannte sie gut. "Du... warst bei IHM, nicht wahr?" Seine Stimme war leise und lauernd. Sasuke versuchte nicht zurück zu weichen. Er würde heute alles zu Ende bringen. Sonst würde sein Leben vom heutigen Tage an nur noch schlimmer werden. "Ja, ich war bei Itachi. Und weißt du was? Er hat mich niemals vergessen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte ich nie mit ihm brechen müssen." "WAGE ES NICHT DIESEN NAMEN IN MEINEM HAUS ZU NENNEN!" Fugaku war einem Anfall nahe. Itachis Name hatte ausgereicht, um ihn komplett auf die Palme zu bringen. Sasuke wich einen Schritt zurück. Er hörte nur, wie seine Mutter die Treppe runter rannte und die Stubentür aufriss. Jetzt oder nie. Solange seine Mutter da war, konnte er handeln. Seine Mutter brachte seinen Vater nach jedem Anfall wieder runter. "Auf jeden Fall werde ich dieses Weibsbild nicht heiraten. Egal wie sie aussieht oder wie sie auch sein mag. Egal wie reich oder welchen Titel sie auch immer trägt." Er hörte nur, wie seine Mutter hinter ihm erschrocken die Luft einzog. "Sasuke, nicht..." Doch Sasuke ignorierte sie. Er war zu weit gegangen. Naruto würde ihn auffangen und Itachi würde ihm den Rücken stärken. Minato hätte bestimmt nichts dagegen, wenn er erstmal bei ihnen bleiben würde. Er würde seinen Vater dafür büßen lassen, was er Itachi und ihm angetan hatte, was er seiner Mutter antat. Er war keine Marionette! "Du willst einen Grund? Ich steh nicht auf Frauen! Ich bin seit über einem Jahr mit Naruto zusammen und das ist die Seite die ICH gewählt habe!" Das Nächste, was er spürte, war wieder ein stechender Schmerz, der sich von seiner Nase in seinen Kopf zog. Tränen schossen ihm in die Augen. Sasuke ging zu Boden und hielt sich seine Nase, spürte das klebrige Blut-Tränen-Gemisch seine Hände runter laufen. Gerade als sein Vater ein weiteres Mal auf ihn einprügeln wollte, warf sich seine Mutter dazwischen. Schützend legte sie ihre Arme um ihren Sohn. "NICHT! Fugaku, hör auf!" Doch sein Vater war wie in Rage. Er packte seine Frau und versuchte sie zur Seite zu zerren. Mikoto gab ihr bestes, um ihn von Sasuke fern zu halten. Sie wusste, dass sie bei einem Sohn versagt hatte, doch der zweite würde nicht so leiden. Sie würde wenigstens einen von ihnen beschützen. "Sasuke! Geh! Beeil dich, GEH!" Blindlinks stolperte Sasuke aus dem Wohnzimmer, riss die Haustür auf und rannte so schnell er konnte, ohne einen Blick zurück zu werfen, zu Naruto. --------------------------------------------- Naruto und Minato saßen gemütlich auf der Couch zusammen und sahen fern. "Haben wir noch Ice-cream?" Minato rollte mit den Augen. "Musst du immer englische Begriffe benutzen?" Naruto zuckte nur mit den Schultern. "Ist eben meine Muttersprache, tu was dagegen." Grinsend streckte er seinem Vater die Zunge aus und huschte in die Küche. Lachend schüttelte Minato den Kopf. "Ich hoffe Sasuke tut mir irgendwann den Gefallen und beißt die die Zunge ab." "Darauf kannst du lange warten, die braucht er nämlich noch." Auf einmal ertönte die Türklingel. "Erwartest du noch Besuch?", rief Naruto in die Stube und streckte seinen Kopf durch die Tür. Minato schüttelte nur den Kopf. "Nein, du etwa?" Wie von Blitz getroffen ließ Naruto auf einmal das Eis fallen und eilte zur Tür. //Bitte nicht, oh Gott, bitte nicht!// Als er die Tür auf machte, hatte Naruto das Gefühl sein Herz würde einen Augenblick aufhören zu schlagen. "Sasuke!" Schnell zog der Blonde den Schwarzhaarigen ins innere des Hauses. "Oh Sasuke, wenn man vom Teufel..." Minato blieb erschrocken in der Stubentür stehen. "Oh mein Gott, Sasuke! Was ist passiert? Wer hat dir das angetan?" Sasukes Haut um die Nase, die etwas schief in seinem Gesicht hing, war eigenartig grün, verkrustetes Blut klebte an der Nasenspitze und so wie der Junge da stand, war das nur das, was von Außen zu sehen war. "Vater." Naruto zitterte vor Wut. "Ich bring ihn um! Erst Itachi und nun auch noch dich! Ich bring ihn..." Minato legte nur eine Hand beruhigend auf Narutos Schulter. "Naruto, zieh dich an, wir fahren nun erst einmal ins Krankenhaus. Sasuke muss untersucht werden. Erst die Kranken verarzten lassen! Danach wird die Rache geplant." Und diese Rache würde grausam sein. Minato gab Naruto recht. Mit Sasuke war Fugaku zu weit gegangen! Kapitel 5: Steine im Weg ------------------------ Schweißnass wachte er auf, schreckte aus dem Schlaf. Sein Körper zitterte, schmerzte. Es war, als hätte der Traum alles in ihm zum Brennen gebracht. Als hätte er sich an den Flammen seiner Vergangenheit die Haut weggeätzt. Itachi presste die Lippen aufeinander, kniff die Augen zusammen, die verdächtigt brannten. Immer wieder schossen ihm die Bilder durch den Kopf. Der tote Körper, in dessen Armen er aufgewacht war, von der Person, die er am meisten geliebt hatte. Blonde Haare, die nach dem Aufprall in Blut getränkt waren. Der Rauch, der ihm selbst heute noch in der Kehle brannte und die Hitze des Feuers, welches ausgebrochen war. Keuchend verkrallte der Schwarzhaarige seine Hand in seinem Shirt, presste die Faust gegen seine Brust. Sein Innerstes zog sich zusammen, bildete einen schmerzenden Knoten an der Stelle, wo einst sein Herz gesessen hatte. Seit jenem Tag war er sich sicher, dass er es verloren hatte. Warum tat es dann nur so weh? Verzweifelt versuchte er das Schluchzen, welches sich seine Kehle hinaufkämpfte, zu unterdrücken. Nein, er wollte nicht weinen, wollte sich nicht wieder der Verzweiflung hingeben. Er musste vergessen, musste alles nur weiter zurück drängen in sein Innerstes. Wütend wischte er sich über die Augen und öffnete sie langsam. Itachi wusste, dass alles ein Traum gewesen war und doch war der Schmerz so real. Beinahe ängstlich sah er sich in seinem Zimmer um. Alles war in eine Dunkelheit getaucht, die in auf eine seltsame Art und Weise beruhigte. Er wollte nichts sehen. Weder aus seinem Inneren noch von seiner Umgebung. Das Treffen mit seinem Bruder war ein Lichtblick, hatte ihn kurz hoffen lassen, einfach alles vergessen zu können. Seiner Leidenschaft ohne Freude weiter nachgehen zu können... Ja, das hatte er sich von der neuen Band erhofft. Und nun, einen Traum später, wusste er, dass das alles nur noch schlimmer gemacht hatte. Wer sich seines Herzens wieder bewusst wurde, der war verletzlich. Hatte er sich nicht geschworen sein Inneres im Winterschlaf zu behalten? Was war der Auslöser dafür gewesen? Tief durchatmend griff Itachi zu seiner Zigarettenschachtel auf dem Nachtschrank. Er brauchte Nervengift, um seine Nerven wieder zu beruhigen. Vorsichtig, beinahe zittrig, stand er auf, verließ sein Zimmer und durchquerte das viel zu große Apartment. Langsam erklomm er förmlich die fünf Stufen hinauf, die ihn zum Balkon führen würden. Lustlos schloss er die Balkontür auf und ging hinaus in die kühle Nachtluft. Jeder andere wäre erstaunt, vielleicht auch verträumt gewesen bei dem Ausblick auf Tokyos Skyline. Er selbst nahm sie nur am Rande war. Ihn interessierten die Lichter und die fröhlichen Menschen da unten nicht. Nicht mehr. Langsam steckte er sich einen der Zigaretten an, entflammte sie und betrachtete gedankenverloren die Glut. Mia, seine Verlobte, hatte es nie gutgeheißen, dass er rauchte. Doch selbst damals war es ihm egal, was aus seiner Gesundheit wurde. Wenn er sich nun zurück erinnerte, wusste er nicht einmal warum. Damals war er doch glücklich gewesen. Langsam schloss er die Augen. Blonde Haare, die in langen, geschmeidigen Wellen über die Schultern fielen. Blaue, azurfarbene Augen, die ihn trotzig anschauten. Nein, liebevoll, müsste es nicht liebevoll sein? Itachi schüttelte den Kopf. Was war nur los mit seiner Erinnerung. An seine Verlobte müsste er sich doch fehlerfrei erinnern. Gedankenverloren sah er hinaus zur Stadt. Und ihm schoss nur ein Name durch den Kopf: Deidara. Der Blonde hatte eine solche Ähnlichkeit mit seiner Verlobten, dass es schmerzte ihn nur im selben Raum zu wissen. Es hatte geholfen, dass sie sich die ganze Zeit über angegiftet, doch gestern Abend war er einfach zu freundlich zu ihm gewesen. Zu sehr fühlte er sich an Miya erinnert. Als er dann das Blut gesehen hatte, konnte er einfach nicht anders als ihm zu helfen. Vielleicht weckte dieser Blondschopf die Erinnerungen neu? Itachi schüttelte erneut den Kopf. Niemals. Er hatte geholfen weil er sich das Elend nicht weiter ansehen konnte. Die Träume hatte er doch schon seit dem Unfall gehabt. Das hatte nichts mit seiner Gegenwart zu tun. Er nahm einen weiteren, tiefen Zug von seiner Zigarette und schmiss den Glimmstängel dann einfach vom Balkon. Eigentlich keine gute Idee vom vierunddreißigsten Stock aus, aber darum scheren tat er sich schon lange nicht mehr. Sollten die Nachbarn sich doch beschweren. Murrend ging er wieder ins Innere, seufzte genervt auf bei der Wärme die ihn wieder umfing. Er wollte frieren, wollte diese Kälte. Entschlossen ging er zur Klimaanlage und schaltete sie an. Wenn die Nachtkälte nicht in seine vier Wände wollte, musste er eben nachhelfen. Er wusste, dass es nicht gesund war wieder in alte Muster zu verfallen, aber konnte einfach nicht anders. Ja, er war kaputt. Nichts war ihm so bewusst wie dieses kleine Detail in seinem Leben. Erschöpft ging er zu seinem Sofa und setze sich. Genoss die Dunkelheit und die Kälte, die langsam wieder Besitz von seinem Körper ergriff. Nun nicht nur von Innen, sonder auch von Außen. Und langsam aber sicher konnte er wieder abgleiten in einen unruhigen Schlaf, nun da er sicher war, dass ihm die Flammen der Vergangenheit nicht mehr erreichten. Bis Itachi ein nerviges Geräusch an die Ohren trat. Er schreckte hoch, im ersten Moment nicht wissend wo er sich oder wie lange er sich schon hier befand. Die Dämmerung hatte schon eingesetzt und fing langsam aber sicher an die Wohnung in ihr sanftes Licht zu tauchen. War es sein Wecker? Schnell stand er auf, wohl etwas zu schnell für sein Kreislauf. Stöhnend hielt er sich die Hand vor die Augen, kniff sie zusammen und atmete einmal tief durch. Ok, das Wohnzimmer hatte aufgehört sich zu drehen, also sollte er in der Lage sein in sein Zimmer zu gehen, ohne irgendwo gegen zu laufen. Das würde seine Laune bestimmt nicht heben. Endlich in seinem Zimmer angekommen musste er feststellen, dass es nicht sein Wecker war, der den Lärm verursachte. Dieser stand still und unschuldig auf seinem Platz. Seufzend sah er sich um. Was könnte es sein? Dann fiel ihm ein viel größeres Ärgernis ein. Sein Handy. Schnell setze er sich auf sein Bett, fischte nach seiner Tasche und kramte das kleine Gerät heraus. Wem hatte er nur diesen schrecklichen Klingelton gegeben? Nevia sicher nicht. Wenn sie anrief, spielte ihm das Handy "das Lied vom Tod", damit er vorgewarnt war. Murrend sah er auf das Display und erdolchte das arme Gerät mir seinem wütesten Blick. Ein unbekannter Anrufer? Wer konnte es sein? "Was?", war das freundlichste, was Itachi sich an diesem ach so wunderbaren Morgen, nach einer so erholsamen Nacht, abringen konnte. "Itachi?" Der Schwarzhaarige stockte. Das war doch... "Minato?" Der Blonde auf der anderen Seite holte tief Luft. "Itachi, ich wusste nicht wen ich anrufen konnte. Naruto sagte, dass du wohl der Einzige wärst, der uns helfen könnte." Itachi bekam das ungute Gefühl, dass dieser Tag wirklich nicht gut für seine Gesundheit sein würde. Mental und Körperlich. "Was ist passiert?" "Sasuke... er..." Itachis Inneres krampfte sich erneut zusammen, nun vor Sorge. Ernsthafte Sorge und Panik, die er schon seit Jahren nicht mehr gespürt hatte. "Was ist passiert? Was ist mit Sasuke?" "Er liegt im Krankenhaus, du musst sofort her kommen. Bitte. Wir brauchen deine Hilfe. Fugaku..." Itachi kniff erneut die Augen zusammen. "Stopp, nicht weiter. Wir klären das, wenn ich da bin. In welchem seid ihr?" Minato gab ihm schnell die Adresse durch und Itachi legte auf. Er brauchte nicht mehr Details als notwendig, bevor er im Auto saß. Wer wusste schon, welcher Baum ansonsten seiner Wut Platz machen musste. Er musste an sein Auto denken. Schnell machte sich der Schwarzhaarige fertig - Katzenwäsche und anziehen mussten ausreichen - und hetzte zum Aufzug. Und er schwor bei Gott, sollte sein Erzeuger seinem Bruder irgendetwas schlimmeres als blaue Flecken zugefügt haben, dann würde seine Rache grausam sein! --------------------------------------- "Hör auf an meinem Verband rumzufummeln, du Idiot! Du machst ihn nur locker!" Sasukes nasale Stimme versuchte so wütend zu klingen wie nur möglich. Leider ließ Naruto diese, in anderen Situationen beinahe schon niedliche, Stimme kalt. Er hatte einfach das Gefühl, als hätten diese Nichtsnutze hier im Krankenhaus den Verband falsch umgebunden. Sasukes Kopf verschwand ja schon beinahe in den weißen Mullbinden. "Ich finde einfach, dass sie übertrieben haben. Deine Nase ist gebrochen, nicht dein Kopf!" Sasuke schnaubte ungehalten und zuckte kurz darauf leicht zusammen. "Outch!" Naruto seufzte. "Siehst du, hör auf dich zu beschweren! Es tut dir nicht gut. Heute sogar noch weniger als sonst schon." Sasuke schloss müde und erschöpft die Augen, immer noch versucht das ständige, schmerzhafte Pochen in seiner Nase zu ignorieren. "Wo ist Minato?" Naruto zuckte mit seinen Schultern. "Sagte er will kurz telefonieren. Ich denke, er ruft bei der Arbeit an und sagt Bescheid, dass er heute nicht kommt." Sasuke sah beinahe schuldbewusst auf seine Decke. "Ich mache nur Probleme..." Verwundert sah der Blonde auf. Sasuke sah so hilflos aus in diesen weißen Laken, dass Naruto nicht anders konnte, als sich zu ihm runter zu beugen und ihm einen kurzen Kuss auf die Wange zu hauchen. "Wie viel von diesen Morphiumdingern hast du bekommen, dass du denkst, dass uns das hier etwas ausmacht?", hauchte der blonde Teen gegen die Wange seines Freundes. Sasuke versuchte sich an einem leichten Schmunzeln. "Viel zu viel. Du wirkst schon beinahe wunderschön im Licht des Sonnenaufgangs." Erstaunt und beinahe sprachlos starrte Naruto Sasuke an. Sein Mund klappte runter. So ein Kompliment hatte er ja noch nie erhalten! Entschlossen griff der Blonde nach der Schwesternklingel. "Was machst du da?" "Die Schwester rufen! Ich will wissen, was sie dir da gegeben hat. Ich will es haben! Wenn ich dir das vorm Sex in deinen Drink gebe, dann werd ich den besten Sex meines Lebens haben!" "Wenn du dem Jungen das vor dem Sex in den Drink mischst, wirst du eher eine Komaleiche im Bett haben, die nur noch lallend deinen Kaktus knutscht." Erschrocken ließ Naruto die Klingel fallen und starrte auf die Frau, die gerade das Zimmer betreten hatte. "Nevia?" Die junge Dame nickte leicht lächelnd. "Live und in Farbe." Besorgt sah sie dann zum Uchihaspross. "Hey du. Erinnerst du dich überhaupt noch an mich, Knirps?" Sasuke zog eine Augenbraue nach oben und versuchte sich an einem leichten Nicken, während Naruto aufgesprungen war, um die Freundin der Familie zu umarmen. "Ja. Sie sind die Schwiegertochter von Tante Momoko und Onkel Takashi." Nevia grinste leicht. "Oder besser: deine eingeheiratete Cousine, ja." Nevia knuddelte Naruto einmal kräftig und trat dann langsam ans Bett. "Wie geht es dir, Sasuke?" Der Schwarzhaarige seufzte leicht. "Wie Mus." Naruto murrte. "Und daran ist nur dieser ignorante Scheißkerl Schuld." "Naruto!" Der Blonde sah Sasuke leicht wütend an. "Was? Ist doch so, oder nicht? Sag mir nun nicht, dass du das hier auch noch rechtfertigen willst!" Sasuke sah wieder leicht betreten auf seine Decke. "Na ja, man glaubt immer irgendwie an seine Eltern." "Ich mach mir nur Sorgen um meine Mutter." Nevia strich ihrem kleinen, eingeheirateten Cousin durch die Haare. "Mach dir keinen Kopf. Nun müssen wir erst einmal dafür sorgen, dass du wieder auf die Beine kommst." Naruto setze sich wieder auf seinen Stuhl neben Sasukes Bett. "Wo ist Dad?" Nevia zog sich einen weiteren Stuhl vom leeren Nachbarbett heran und setze sich. "Unten, wartet auf Itachi." "Itachi?", fragte Sasuke verwirrt. Minato hatte seinen Bruder angerufen? Nevia nickte. "Ja, daher wusste ich, dass du hier bist. Und ich habe das Gefühl ihr werdet mehr als nur eine starke Partei brauchen, um hier unbeschadet heraus zu kommen." Die beiden Teens sahen die junge Frau nur verständnislos an. "Sasuke sollte nur zur Beobachtung hier bleiben. Warum sollten sie sich also weigern, ihn hier wieder raus zu lassen?" Nevia seufzte. "Kindesmissbrauch. Oder sowas Ähnliches." Sasuke schnaubte unwirsch. "Ich wurde nicht vergewaltigt." Naruto presste die Lippen zusammen. "Aber von deinem Vater geschlagen, so dass er dir die Nase gebrochen hatte. Vom Sturz hast du dann noch eine angeknackste Rippe..." Nevia nickte leicht. "Ich bin als Verwandte hier. Die Ärzte haben das Jugendamt eingeschaltet." Sasuke schüttelte den Kopf. "Wieso?" "Sie haben wohl das Gespräch von Dad und mir mitbekommen. Oder Dad hat ihnen erzählt wie es dazu kam." Die junge Frau seufzte leise. "Er musste es tun. Wie sonst hätte er das erklären können? Und Minato sah nicht ein, Fugaku weiter zu schützen." Naruto presste die Lippen aufeinander. "Sie werden Sasuke in eine Pflegefamilie stecken, oder?" "Niemals!" Sasuke sah entschlossen auf. "Wenn, dann gehe ich mit zu dir und Minato." Auf einmal wurde es auf dem Flur sehr laut. Ungehaltene Stimmen grölten wilde Flüche durch die Gänge, wurden nur durch die dünne, weiße Tür gedämpft. Dann wurde eben jene aufgerissen und ein wütender Fugaku, sowie eine verzweifelte Mikoto betraten den Raum. Hinterher ran eine aufgebrachte Frau mit langen, blonden Haaren. "Hier bist du also!" Sasuke zuckte zusammen. Das hatte ihm grade noch gefehlt. Nevia war schneller auf den Beinen als einer von ihnen "Bockwurst" hätte sagen können. "Was machen Sie den hier?", wurde sie auch sogleich angeblafft. Nevia zuckte nicht einmal zusammen und sah nur stur zum wütenden Familienoberhaupt der Uchiha. "Ich wüsste nicht, was Sie das angeht." Äußerlich die Ruhe in Person, kochte die junge Frau förmlich im Inneren. Familie hin oder her, der Mann war zu weit gegangen. Itachi würde wirklich jede Hilfe brauchen, die er kriegen konnte. "Das hier ist MEIN Sohn! Sie haben schon einen von meinen Erzeugnissen versaut! Den Zweiten werden Sie nicht auch noch bekommen!" Nevia wollte sich gerade rechtfertigen, als sich die Dame, die mit Mikoto und Fugaku in den Raum gestürmt war, sich zwischen Vater und Schwägerin drängte. "Uchiha-san, ich bitte Sie. Beherrschen Sie sich." Fugaku warf der Frau einen wilden Blick zu. "Ich soll mich beherrschen? Wie würden Sie denn reagieren, wenn sich Ihr Sohn mit einer männlichen Schlampe einlässt? Sie sollten dieses ... dieses Ding hier entfernen! Dieses Ding verführt Minderjährige und zieht sie zu sich in die Slums!" Naruto war empört, doch die Hand von Sasuke auf der Schulter hielt ihn davon ab, dem Uchihaältesten an die Gurgel zu springen. Dieses verdammte Arsch wagte es ihn so zu verurteilen, während der Kerl seine Söhne wie Dreck behandelte? "Dieses Ding, von dem du redest, ist MEIN Sohn!" Minato war in den Raum getreten und verschränkte wütend die Arme vor der Brust. "Du! Du bist doch Schuld an dem Ganzen! Wenn du nur deine verdammte Brut unter Kontrolle gehalten hättest. Was war denn los, als mein Sohn bei euch zu Besuch war? Sodom und Gomorra? Ein Schwulenpuff oder was?" "Uchiha-san!" Die Stimme der Blonden hallte durch den kleinen Raum. Viel zu laut, wie Naruto empfand. Im Geheimen fragte er sich tatsächlich, ob die noch recht jung wirkende Dame einen Verstärker unter ihrer Jacke- wahlweise in ihrem üppigen Dekolleté - versteckte. Minato und Nevia bedachten diese seltsame Frau mit einen argwöhnischen Blick, bis es bei Namikaze zu klingeln schien. "Sie sind die Dame vom Jugendamt, nicht wahr?" Sie nickte. "Ja, mein Name ist Tsunade Senju. Ich wurde damit beauftragt, mir diese Familiensituation genauer anzuschauen. Und ich muss tatsächlich Ihnen zustimmen, Namikaze-san." Alle Augen waren auf Minato gerichtet. "Du hast das Jugendamt eingeschaltet, Dad?" Minato seufzte. "Ja." "Und das wohl zurecht. Uchiha-san, ich sehe hier ein hohes Aggressionspotenzial, welches wirklich unzumutbar für Ihren Sohn ist. Ich würde sogar zu einer vorübergehenden Trennung der Parteien raten. Der Junge wird nicht zu Ihnen zurück gehen." "Bitte was?" Fugaku schien einer Explosion nahe. Mikoto legte beschwichtigend eine Hand auf seinen Arm, wohl um etwas Ruhe in diese Person zu bekommen. Naruto atmete erleichtert durch. "Er kann zu uns! Sasuke kann doch zu uns, oder Dad?", fragte der blonde Teen ganz aufgeregt. Wenn das klappte, brauchte er nicht mehr von Sasuke getrennt sein. "Nein, der Junge braucht ein Zuhause mit einer japanischen Festanschrift." Ein Satz und Tsunade schaffte es, seine Träume zu zerstören. "Ich gehe in keine Gastfamilie, damit das klar ist!" Sasuke versuchte sich aufzurichten und sah beinahe trotzig auf, schien seinen Vater geflissentlich zu ignorieren. Tsunade sah den Jungen vor sich sanft an. "Hör zu, Sasuke-kun. Eine Gastfamilie wäre nichts Schlimmes. Sie würde dafür sorgen, dass du zur Ruhe kommst und..." "Wahrscheinlich ebenso etwas gegen die Beziehung zu Naruto haben, wie der da." Mit einer abschätzigen Bewegung zeigte der Teen auf seinen Vater, der nun beinahe wirklich dabei war aus seiner Haut zu fahren. "Sasuke-kun... Du..." "Er wird bei mir bleiben." Erschrocken wandten sich alle Anwesenden zur Tür. "Itachi?", ein freudiger Ausruf von fast allen Anwesenden. "Du?!", ein von Abscheu getränktes, beinahe in den Raum gespucktes Wort. Und Mikoto? Sie konnte nicht anders als ihren Ältesten stumm anzustarren. Seit fast neun Jahren hatte sie nicht einmal mehr ein Lebenszeichen von ihren Sohn zu sehen bekommen und nun stand er vor ihr. Lebendig und stolz. Von dem verängstigten, schüchternen und zierlichen Teenager schien nichts mehr übrig zu sein. Hatte sie eine Halluzination? Itachi hatte lange vor der Tür ausgeharrt. Na ja, solange nun auch wieder nicht. Er war gerade rechtzeitig angekommen, um die lächerlichen Anschuldigungen seines Erzeugers zu hören. Minato war empört vorgestürmt. Nur er selbst wusste nicht so recht, wie er reagieren sollte. Wütend oder gar aggressiv waren keine Optionen. Er musste sich beherrschen. Er wollte nicht so sein wie sein Erzeuger. Und er war kein aggressiver Mensch, im Gegenteil. Nur dieser eine Mensch auf Gottes Erdboden konnte ihn zur Raserei bringen. Und genau dieser stand nun vor seinem Bruder. Als er das Wort Pflegefamilie hörte, war für ihn der Fall klar. Sasuke soll zu ihm. Koste es was es wolle. Er wollte nicht mehr der passive Bruder sein. Er wollte dem Jungen helfen. Wenn er schon niemanden retten konnte, dann, vielleicht und nur vielleicht, konnte er hier einmal zeigen, dass noch ein Kämpfer in ihm steckte und seinen Bruder beschützen. Nun stand er hier, betont lässig im Türrahmen und fixierte seinen Erzeuger mit einem brennenden Blick. "Ich sagte, Sasuke kann zu mir. Wenn er will." Tsunade bedachte ihn mit einem abschätzigen Blick. "Und Sie sind?" "Itachi Uchiha. Der Bruder." Tsunade schien mit sich zu ringen, während Itachi einen Blick zu seiner Mutter schleichen ließ. Mikoto war dünn geworden, sehr dünn. Ihre Haut wirkte etwas fahl, doch ihre Augen bohrten sich in seine. Itachi hatte seine Mutter seit Jahren nicht gesehen, aber so vom Stress geplagt hatte er sie nicht in Erinnerung. Natürlich, das Leben mit seinem Erzeuger ist bestimmt alles andere als ein erholsames Eheleben. Und auf einmal geschah es. Sein Vater explodierte... Vor Lachen. "Du? Du willst dich um Sasuke kümmern? Gerade du Abschaum? Ein namenloser Künstler, der sich neun Jahre lang einen Dreck um seine Familie geschert hat?" Tsunade sah zwischen den beiden Brüdern hin und her. Sasuke, der wahrlich mit Unglauben kämpfte und Itachi, der merklich versuchte Ruhe zu bewahren. Wenn die beiden Brüder wirklich so lange getrennt waren, konnte das gut gehen? "Warum nicht? Ich habe mehr Geld, als ich alleine ausgeben kann. Nur weil ICH mit 25 schon in Rente konnte, heißt es noch lange nicht, dass ich auf der Straße lebe. Außerdem spiele ich wieder. Meine Wohnung ist groß genug und mit einer Indieband wird es auch nicht so schnell ins Ausland gehen. Und wenn. Der Junge ist sechzehn und keine sechs." Fugaku schnaubte unwirsch. "Der Junge hasst dich!" "Und wessen Schuld ist das?", mischte sich nun Minato wieder in die Unterhaltung ein. Tsunade seufzte schwer. "Ich muss hier leider Ihrem Vater zustimmen. Wenn das Verhältnis zwischen Ihnen und Ihrem Bruder nicht -wie soll ich es ausdrücken, um nicht missverstanden zu werden- nun, dass aller Beste ist, dann sehe ich hier leider die Pflegefamilie als bessere Alternative." Itachi presste die Lippen aufeinander. "Sasuke und ich haben miteinander gesprochen und die Fronten geklärt. Wir hassen uns nicht, sondern müssen uns neu kennenlernen. Und ich habe nichts gegen die Beziehung zu Naruto. Ich werde ihn in allem unterstützen, was er will und für das Beste hält." Fugaku zog eine Augenbraue hoch. "Du willst uns allen hier weis machen, dass du gegen... so eine Schande nichts hast?" Itachi schnaubte abwertend. "Nach deiner Meinung bin ich ebenso eine Schande wie er. Und nein. Ich weiß, dass Naruto Sasuke gut tut. Also habe ich weder etwas gegen ihn, noch gegen diese Art von Beziehung. So unnormal, wie du versuchst es dem Jungen einzureden, ist es nicht. Wo die Liebe eben hinfällt." Fugaku knurrte gefährlich. "Das hätte ich mir denken können. Nicht nur eine Schande im Berufsleben, nein! Ich wette du bist selbst einer von diesen Unnormalen. Von diesen Schwuchteln. Hat sich der Junge sogar bei dir angesteckt? Von irgendwoher muss er das doch haben!" Tsunade bedachte Fugaku mit einen scharfen Blick. "Uchiha-san, ich werde mich nicht wiederholen. Sie werden sich jetzt gefälligst zurück halten." Itachi wollte schon zu einer bissigen Antwort ansetzen, als ihm eine Idee kam. Warum nicht? Konnte er damit nicht am besten begründen, warum Sasuke zu ihm sollte? Dass er ihm mit den Problemen einer homosexuellen Beziehung helfen könnte? Ihm war klar, dass es nicht wirklich positiv wäre, wenn herauskommt, dass er auf Grund von schweren Depressionen und dem Verlust von geliebten Personen sich zurück gezogen hatte. Warum also nicht aufgrund einer nur zum Teil tolerierten Beziehung? "Und wenn es so wäre?" Auf einmal herrschte wieder Totenstille. "Bitte was?" Nevia ließ sich auf ihren Stuhl fallen. Was hatte der Kerl jetzt schon wieder vor? Itachi hasste alles, was mit Nähe zu tun hatte. Der Junge hatte nicht einmal mehr an eine Freundin gedacht, hatte ihr selbst gesagt, dass er keine Liebe mehr spüren würde oder sich vor kommen würde, als würde er seine Verlobte betrügen - obwohl diese tot war. Und nun soll er, hinter ihrem Rücken, einen Freund haben? Nein. Irgendwie hatte sie das Gefühl, als würde Itachi sich nun hier in etwas verrennen. Sie hoffte nur, dass er sich nicht verbrennen würde an der Lüge, die nun aus Trotz aus seinem Mund kam. "Sie sind selbst in einer homosexuellen Beziehung?" Tsunade schien merklich erstaunt, wirkte der Mann vor ihr doch gar nicht nach einem... nun... am anderen Ufer gelegenen Menschen. Allerdings merkte man den beiden Teenager diese Beziehung auch nur aufgrund ihrer Blicke an. "Ja, mein Freund wollte zwar diese Woche einziehen, aber ich denke, dass wir... das regeln können." Reingetreten in diese Falle und durchhalten. Er musste zusehen, dass er es so überzeugend wie möglich rüberbringen konnte. Entschlossen und stur sah Itachi Tsunade an, die doch tatsächlich ein leichtes Lächeln auf den Lippen trug. "Es ist sehr schön zu sehen, dass Sie selbst ihre Beziehung nach hinten stellen, um Ihrem Bruder zu helfen. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Sasuke-kun wird erst einmal hier im Krankenhaus bleiben. Sie und ihr Freund, werden in Ruhe umziehen. Im Laufe dieser Woche werde ich mit Sasukes Betreuer vorbeikommen, um Ihre Wohnung zu inspizieren, ob Sie tatsächlich den Platz für einen Teenager haben." Itachi stockte und versuchte nicht all zu nervös zu wirken, wusste allerdings nicht wirklich, ob es Wirkung zeigte. "Sie... müssten mir schon einen Termin geben, ansonsten kommen sie nicht in mein Stockwerk." Nun war es an Tsunade ihre Augenbraue fragend nach oben zu ziehen. "Bitte?" Itachi seufzte. "Ich muss sie fest ankündigen. Sasuke wird mit einer Sicherheitskarte ausgestattet, Fremden darf ich nicht ohne weiteres den Zugang erlauben. Wenn Sie zu Besuch kommen, müssen sie sich am Empfang ankündigen." Fugaku schnaubte abwertend. "Wo wohnst du? In einer Haftanstalt?" Itachi warf seinen Erzeuger nur einen genervten Blick zu. Nevia allerdings grinste breit. "Wenn der Junge in einer Haftanstalt wohnt, sag mir welchen Mord ich begehen müsste, um mit dieser Wohnung belohnt zu werden." Die junge Dame musste sich merklich das Lachen verkneifen, als Naruto versucht unbemerkt auf Sasukes Vater zu zeigen und anfing leicht "Fugaku" zu husten. Tsunade seufzte ergeben. "Nun gut. Dann sagen wir Freitag um zwölf?" Itachi nickte mechanisch. "Sehr gut. Uchiha-san, ich werde Sie nicht hier alleine mit der gegnerischen Partei im Raum lassen. Wenn ich bitten dürfte?" Ohne jemanden noch eines Blickes zu würdigen, stratzte Fugaku aus dem Raum. Mikoto blieb noch kurz vor ihrem Ältesten stehen und zog ihn in eine vorsichtige Umarmung. "Pass auf ihn auf.", hauchte sie kaum hörbar in seine Jacke, bevor auch sie den Raum verließ. Itachi zitterte, Nevia ließ erschöpft den Kopf aufs Bett fallen, während Minato versuchte, das Erlebte zu ordnen. Und dann sprach Naruto das aus, was sie insgeheim alle dachten. "Wir sind so was von erledigt. Wo willst du innerhalb von nicht einmal fünf Tagen jemanden finden, der dich nicht nervt, in deine Wohnung zieht und das ganze als Theater mitspielt?" Itachi lehnte sich erschöpft an die Wand. Dieser Tag war einfach zu viel und dabei hatte er erst angefangen. "Wenn ich das nur wüsste, Kleiner." Wenn er das nur wüsste... ------------------------------------------------------------- Die Sonne war schon lange unter gegangen, eine kühle und auch sehr nasse Nacht hatte sich durchgekämpft und umhüllte eine blonde, tief in Gedanken versunkene Gestalt mit ihrem Nieselregen. Deidara kämpfte mit sich und den Tränen, die sich immer wieder den Weg nach draußen bohren wollten. Doch er war einfach zu trotzig, um ihnen nachzugeben. Vor knapp einer Stunde war er von den "Proben" nach Hause gekommen. Viel geschafft hatten sie nicht. Der verdammte Idiot von einem Bassisten war nicht erschienen und auch Hidan hatte sich schnell wieder verabschiedet, als er merkte, dass heute nichts zu schaffen war. Hidan... Allein der Name weckte seine Galle zum Leben. Am liebsten hätte er sich übergeben. Ihm war so schlecht. So schrecklich schlecht. Als er nach Hause kam, war es das übliche Spiel, die Wette um die Szenarien, die sich abspielen könnten. Doch heute war es ein peinlicher Tiefpunkt gewesen. Nicht nur, dass seine Freundin es dieses Mal schon wieder ihren Stecher nach Hause gebracht hatte, nein, als er "nichts ahnend" in die Wohnung getreten war, hatten es diese verdammte... Frau und ihr Kerl nicht einmal ins Schlafzimmer geschafft. Erstarrt blieb er in der Stubentür stehen, als sich Hidan zu ihm umdrehte und nur ein "Ach ne, Blondie ist dein Mitbewohner?" lachend ausstieß. Deidara war komplett ausgerastet. Seine Gedanken hatten sich komplett überschlagen. Im nachhinein war es ihm nur noch peinlich. Er hatte Hidan angebrüllt, seine so genannte Freundin angefaucht, dass er es mit jedem verstanden hätte, doch aber nicht mit einem Bandmitglied! So etwas sollte einem in einer Band nicht passieren. Das allgemeine, unausgesprochene Gebot "Niemals mit der Freundin eines Mitgliedes" war gebrochen worden. Und Deidara war einfach nur noch abgehauen. Doch wo sollte er nun hin? Er wusste weder wie lange er nun durch die Gassen gestreift war, noch wo er überhaupt hin ging. Verzweifelt presste er die Lippen zusammen. Wie sollte es nun weiter gehen? Er war wieder alleine. Alles was ihn noch in dieser verdammten Wohnung gehalten hatte, war auf einmal komplett unerträglich geworden. Er wollte nicht mehr, konnte diese Scheiße einfach nicht mehr mit machen. Doch wieder allein sein? Er hatte doch schon einmal alles verloren, musste ihm denn immer wieder das Gleiche passieren? Auf einmal vibrierte sein Handy in der Jackentasche. Deidara hatte komplett vergessen, dass er es dabei hatte. Seufzend hielt er an, seine Schritte hatten ihn unterdessen in einen Park geführt -so weit er es erkennen konnte. In kurzer Entfernung sah er eine sehr alte und klapprige Bank. Besser als nichts. Während er nun direkt auf diese Sitzgelegenheit zu ging, holte er sein Handy aus der Tasche und nahm ab. "Was?" "Deidara?" Der Blonde zuckte zusammen. Sasori. "Ja." "Wo bist du?" Klang der Rothaarige etwa besorgt? "Keine Ahnung." Ein wütendes Schnauben war zu vernehmen. "Na klasse, Kleiner. Du hast deine Tasche im Proberaum vergessen. Ich hab sie mit genommen. Warum hast du schon wieder keine Ahnung wo du steckst? Wieder einmal verlaufen?" Der Blonde lies den Kopf hängen und schluchzte leise. "Tut mir leid." Sasori seufzte auf der anderen Seite der Leitung nur ergeben. "Schon gut. Was ist passiert?" Deidara legte langsam den Kopf in den Nacken, gab dem Regen nur noch mehr Angriffsfläche. Doch, auch wenn der Regen eiskalt war, schien die Kälte, die seinen Körper erzittern ließ, von Innen heraus zu kommen. "Sasori... Ich weiß ich wollte nicht mehr dir oder deiner Großmutter auf die Nerven gehen, aber kann ich heute bei dir bleiben?" Sasori atmete einmal tief durch. "Was ist passiert? Wo bist du?!" Verwirrt rieb sich Deidara über die Augen. "Keine Ahnung, Mann. Hier sind Bäume und so..." "Schick mir mal deinen Standort per What's App. Ich ruf dich gleich wieder an." Sasori legte auf, um Deidara die Chance zu geben zu agieren. Kurz darauf rief er wieder an. "Du Vollidiot bist im Park hinter meinem Haus... Ich hol dich eben ab. Beweg dich nicht vom Fleck." Deidara seufzte leicht und legte dann auf. Sollte Sasori ihn doch gleich anbrüllen oder sich aufregen. Ihm war alles egal. Tief in Gedanken merkte er gar nicht, wie es um ihn herum auf einmal trocken wurde und das Plätschern des Regens durch einen Schirm dumpf wieder hallte. "Du bist so ein Idiot, anstatt gleich zu mir zu kommen, treibst du dich wieder herum. Soll ich mir etwa wieder Sorgen machen?" Deidara sah leicht nach oben und schüttelte den Kopf. Sasori seufzte ergeben. "Da komm schon, das Wasser in der Wanne ist noch warm." Damit half der Rothaarige Deidara auf und brachte ihn zu sich nach Hause, wissend, dass es noch eine sehr lange Nacht werden würde. Er hasste Ayako, Deidaras Freundin, nur noch mehr, bei dem Gedanken daran, was sie Deidara nun schon wieder angetan hatte. Kapitel 6: Deal or no Deal, that's the question! ------------------------------------------------ Mal wieder saß Itachi in seinem Auto auf dem Parkplatz ganz in der Nähe des P'n'R Gebäudes. Er war kurz davor einfach den Motor zu starten, um endlich eine dieser Escortagenturen ausfindig zu machen, damit er sich einen 'Partner' suchen konnte, den er Tsunade am Freitag vorstellen würde. Zwei Tage waren schon vergangen, ohne dass sich ihm eine Lösung geboten hätte. Heute war Dienstag und er war seinem Ziel noch keinen Schritt näher gekommen. Wenn es so weiter ging, würde er nie jemanden finden, der seinen Freund spielen konnte. Was sollte er nur machen? Sollte er vielleicht Hide sein Problem schildern? Vielleicht konnte er sich Yoshiki "ausleihen". Der Junge war bodenständig genug um es nicht zu übertreiben und wusste so viel über ihn, dass es gefahrlos klappen könnte. Warum zögerte er dann seine 'Freunde' zu fragen? Vielleicht weil er Angst hatte? Angst diesem Problem nicht gewachsen zu sein? Seufzend schloss er die Augen. Nein, er musste damit selber klar kommen. Und er würde es schaffen jemanden zu finden. Noch haperte es an dem 'Wen' und 'Wie' - vom 'Wo' ganz zu schweigen - aber man soll ja bekanntlich die Hoffnung niemals aufgeben. Der Schwarzhaarige schloss die Augen. Das wohlbekannte Zittern ergriff Besitz von seinem Körper. Diese Kälte, die ihn seit seinem Besuch bei Sasuke heimsuchte, war wirklich unheimlich. Er fühlte sich so hilflos. Wem machte er eigentlich etwas vor? Wenigstens sich selbst gegenüber sollte er ehrlich bleiben. Doch wann war er das letzte Mal ehrlich gewesen, was seine Gefühlswelt anbelangte? Der Schwarzhaarige presste die Lippen aufeinander. Nun klang er doch so, als wolle er einfach aufgeben. Als wolle er seinen Bruder einfach im Stich lassen. Kopfschüttelnd griff er nach dem Türgriff, bereit die Tür endlich aufzustoßen. Schluss mit diesen verdammten, negativen Gedanken. Vielleicht war Nevia ja weiter gekommen und hatte eine Lösung für ihn gefunden. Schließlich war die schwarzhaarige Managerin dafür bekannt, ihm Lösungen auf dem Silbertablett zu präsentieren - und er meinte damit keine komischen Flüssigkeiten in Reagenzgläsern. Warum sonst hätte die Schwarzhaarige sogar in solch einer Lage darauf bestanden, dass er einfach wieder an die Arbeit gehen sollte? Entschlossen stieg der Uchiha aus, ging zum Kofferraum, holte seinen Bass hervor und machte sich auf den Weg zum Label. Warum er nicht direkt auf dem Parkplatz oder in der Parkgarage parkte? Er wusste es genauso wenig wie die Tatsache, warum er lügen musste, um seinen Bruder bei sich aufnehmen zu können. Es war beinahe, als hätte diese verdammte Frau ihn in diese Sackgasse lenken wollen. Langsam, beinahe gemächlich stieg er die wenigen Stufen vor dem Haupteingang hinauf, schritt durch die Tür und ging geradewegs zum Aufzug. Als er auf den Flur heraustrat, hörte er schon von weitem Deidaras Gezeter. Seufzend rieb sich der Schwarzhaarige die Stirn. Wenn die verdammte Banshee jetzt schon so schlecht gelaunt war, konnte es ja heiter werden. Langsam öffnete er die Tür und hätte jene am liebsten sofort wieder geschlossen, als ein Kaffeebecher neben ihm an der Wand zerschellte. "Du verdammtes Arschloch!" Itachi zog eine Augenbraue hoch. Er wusste, dass er seit zwei Tagen nicht mehr bei den Proben gewesen war - ja, er hatte sich auch schon über Schauspieler und deren Gage schlau gemacht, doch niemanden gefunden, der zu ihm passte - doch so eine Begrüßung hatte er wirklich nicht verdient. "Bitte?", fragte er daher merklich unterkühlt den Blonden, der zwar vor ihm stand, ihn aber nicht ansah, ihn sogar mehr oder weniger ignorierte. Itachis Blick schweifte nach rechts. An der Wand, ein Stückchen weiter rechts von der Stelle an der Deidaras Kaffeebecher einen bräunlich, tropfenden Fleck hinterlassen hatte, stand Hidan, der den Blonden mit einem ungewöhnlich ruhigen Blick bedachte. Dies hielt allerdings nur so lange, bis der Silberhaarige sein Mund öffnete. "Komm schon, Blondie, reg dich ab. So wie ich es mitbekommen habe, bist du selbst Schuld!" "Du verdammter... Ich bring dich um!" Deidara schien komplett außer Kontrolle zu sein. Wie in Rage stapfte er auf Hidan zu, bereit zum Ausholen. Doch bevor er Hidan erreichen konnte, stieß er auf ein unerwartetes Hindernis, welches seine Hand eisern fest hielt. "Reg dich wieder ab, Deidara." Itachis Stimme hatte etwas Forderndes, so dass der Blonde nur wütend aufsehen konnte. Der Schwarzhaarige stockte, als er in die tiefblauen blauen Augen sah. So viel Verzweiflung und Wut konnte er darin erkennen. Die Faust, die Itachi immer noch fest umklammert hielt, fing unkontrolliert an zu beben. Deidara wandte seinen Blick ab, kniff die Augen zusammen und atmete zittrig durch. Itachi schien merklich mit sich zu ringen. Der Schwarzhaarige suchte nach Worten den Blonden zu beruhigen, die ihm einfach nicht in den Sinn kommen wollten. Was war hier nur passiert, während er weg war? Bevor er auch nur ein Wort sagen konnte, stieß Deidara ihn zur Seite und stürmte mit einem beinahe geschluchzten "Ihr könnt mich alle mal!" aus dem Raum. Itachi blickte irritiert in die Runde. "Ok, was war das?" "Nichts, was dich angeht, Penner.", grummelte Hidan von seiner Ecke heraus. Itachi schnaubte abwertend. Na danke, da half er einmal jemanden und schon wurde er von der Seite her wieder beleidigt. Eigentlich sollte er dem silberhaarigen Pornoaffen eine reinwürgen. Doch dazu war er a) zu müde und b) war das nun mal Hidans Art. Seufzend schmiss Itachi seine Tasche in die Ecke bei den Gitarrenständern. "Alles klar. Ich bin eine Rauchen. Ich hoffe, dass ihr die Furie wieder beruhigt habt, bevor ich wieder da bin. Ansonsten bin ich der Nächste, der hier den Verstand verliert." Der Schwarzhaarige ignorierte die fassungslosen Blicke seiner Bandkollegen und Kabuto, stellte seinen Bass auf einen der Ständer und verließ, die Jackentaschen vollgestopft mit Zigaretten und Feuerzeug, den Raum. Der Tag fing ja schon sehr gut an. Nicht eine Minute geprobt und er war schon wieder mehr als nur genervt. "Manchmal werde ich hier so müde...", murmelte Itachi vor sich hin, als er die Stufen zum begehbaren Dach erklomm. Das Dach war seine Zuflucht, seit er hier angefangen hatte. Die frische Luft und die Einsamkeit taten ihm merklich gut. Er brauchte einfach Abstand zu allem und jedem, sobald er eine Rauchen musste. Also stieg er die Treppen nach oben. Stufe für Stufe. So viele Probleme. Selbst so viele, in die er nicht involviert war. Doch aufhören konnte er nicht mehr. Zum Einem war es nicht sein Stil, zum Anderen hatte er es Nevia und seinem Onkel versprochen. Und auch wenn Itachi vieles war, er war keine Person, die ein Versprechen einfach so brach. Wenn man es genau bedachte, hatte ihn auch genau diese Charaktereigenschaft in sein aktuelles Problem schlittern lassen. Vielleicht sollte er neue Charakterzüge und Überzeugungen bilden. Doch das wiederum würde mit seiner Lebenseinstellung brechen. Wenn es nach ihm ginge, konnte ein Mensch sich einmal im Leben für einen Weg entscheiden und nur - nehmen wir an, es gäbe dieses Phänomen der Auferstehung - wenn der Mensch vom Tod wieder kam, konnte er diesem Weg entkommen und einen anderen einschlagen. Langsam stieß er die Tür zum Dach auf und trat hinaus. Doch bevor er auch nur erleichtert ausatmen konnte, sah er einen zusammengekauerten Deidara, der sich gegen das Schutzgitter gelehnt hatte, welches das komplette Dach um gab und... weinte? Itachi gefror in der Tür. Mit einer weinenden Person konnte er nicht umgehen. Sollte er gehen? Sollte er bleiben? Sollte er sich wirklich in diese Angelegenheit einmischen, die ihn eigentlich nichts anging? Tief atmete er durch und ging langsam auf den jungen Mann zu, der wie ein Häufchen Elend dasaß. Warum er das tat, wusste er selbst nicht. Vielleicht weil er dem Blonden den Schmerz ansah, den er gerade durchlebte. Wie er es doch hasste. Deidara versuchte verzweifelt gegen die Tränen anzukämpfen. Warum wollte ihn keiner verstehen? Warum konnte keiner verstehen, dass er so ausflippte? War er denn nicht im Recht? Und warum, verdammt noch einmal, tat es ihm so weh, das selbst der Neue sich einmischte und ihn von seinem Hassobjekt ferngehalten hatte? Hatte sich denn nun glatt die gesamte Welt gegen ihn verschworen? Vielleicht sollte er aussteigen. Jeder hatte doch so oder so immer nur etwas an ihm auszusetzen. Nie konnte er es ihnen recht machen, selbst wenn er es versuchte. Selbst der Neue würde es wohl begrüßen, wenn seine Ohren in Zukunft geschont werden würden. "Deidara." Erschrocken sah er auf. Er sah den Schwarzhaarige vor sich stehen. "Was willst du, verdammtes Arschloch?" In dem Moment waren ihm die Tränen egal. Er hatte doch eh keine Chance sie zurückzudrängen Der Schwarzhaarige starrte ihn einen kurzen Augenblick stumm an. Jedenfalls kam es dem Blonden so vor, als würde dieser verdammte Mistkerl ihn anstarren. Mit einem leisen Seufzen lehnte sich der Schwarzhaarige neben ihm ans Gitter. "Ich weiß, es geht mich nichts an..." Deidara schnaufte abfällig und wischte sich die Tränen vom Gesicht. "Ach nee." "Aber, wenn es dir hilft... kannst... du mir ruhig sagen, was passiert ist." Deidara starrte stur grade aus. "Warum?" Deidara konnte den Blick förmlich auf sich spüren, den Itachi auf ihn gerichtet hatte. "Warum was?" Deidara presste die Lippen aufeinander. "Dich interessiert sonst nichts, also warum gerade das?" Itachi schien wirklich darüber nachzudenken. "Es beeinflusst die Band." Deidara warf dem Älteren einen genervten Blick zu. "Die Band interessiert dich einen Scheißdreck. Keiner weiß das besser als ich. Schließlich bekomme immer nur ich deinen Hass ab." Itachi seufzte und blieb stumm. Schließlich hatte der Blonde ja irgendwie recht Es war das erste Mal, dass Deidara ihn so in Gedanken sah. Es war, als würde der Schwarzhaarige es wirklich ernst meinen. Warum? Dann fiel ihm wieder siedend heiß der Grund ein, weshalb die Band in den letzen drei Tagen nicht proben konnte. Itachi war für Tage von den Proben befreit worden. Und irrte er sich, oder wirkte Itachi noch blasser als sonst? Und tatsächlich. Der Schwarzhaarige wirkte unausgeschlafen. Dunkle Schatten unter den Augen waren Zeugen des Stress, welchem Itachi wohl ausgesetzt gewesen sein musste. Was hatte ihn so zugesetzt? Deidara kniff die Augen zusammen, wischte sich einmal mit dem Ärmel die Tränen von der Wange und sah dann ernst zu Itachi auf. "Na gut, eine Geschichte für eine Geschichte. Ich erzähle dir was passiert ist, wenn du mir sagst, warum du in den letzten Tagen deinen gottverdammten Arsch nicht hier her bewegt hast." Itachi sah ihn verwirrt an. "Bitte?" "Du warst in den letzten drei Tagen nicht bei den Proben. Und jetzt machst du dir wirklich auch Sorgen um jemanden? Was ist passiert?" Deidara versuchte dem jungen Uchiha in die Augen zu sehen, doch dieser drehte sein Gesicht weg von ihm, schien ernsthaft zu überlegen. Und dann... Dann gab er nach. "Okay, ich erzähle dir was bei mir passiert ist. Auch wenn dich Familienangelegenheiten nichts angehen. Aber erst sagst du, warum du drauf und dran warst unseren Gitarristen die Augen auszukratzen. Wahlweise mit Kaffee zu verbrühen, zu erschlagen oder einfach nur eine Beule zu verpassen." Deidara begann wieder leicht zu zittern, atmete tief durch. "Du willst es wirklich wissen? Wissen, warum ich diesen Mistkerl umbringen könnte?" Deidara sah nur aus dem Augenwinkel heraus, wie Itachi leicht nickte. Knurrend biss er sich auf die Lippen, bis es einfach aus ihm heraus platzte. "Unser lieber Frauenschwarm hat mit meiner Freundin geschlafen! Mit meiner VERFICKTEN Freundin, in UNSEREM verfickten Bett! Dieses verdammte Arschloch!" Seine Hände verkrampften sich in den Ärmeln seines Pullovers. Am liebsten würde er irgendetwas packen, werfen, zerstören, irgendjemanden Schmerzen zufügen, damit er sich besser fühlte. Vielleicht sollte er Luftballons aufblasen und diese mit spitzen Nadeln zerstechen. Ein Gewaltakt, der ihm zwar Kopfschmerzen und Ohrenprobleme bereiten würde, doch wegen Luftballonmord konnte er schließlich nicht belangt werden. Sich wegen Hidan nun die Hände dreckig zu machen... Dass kam nicht in Frage. Er war blond, aber nicht so blöd. Deidara merkte nicht, wie seine Fingerknöchel schon weiß hervortraten, merkte nicht die volle Kraft seiner Verzweiflung, die ihn kurz nach dem er Hidan erblickte, wieder erfasst hatte. Er wollte dem Scheißkerl nicht die Genugtuung gönnen, die er aufgrund seines furienhaften Auftretens wohl verspürt hatte. Auf die anderen mochte es lächerlich wirken. Für ihn war es ein letzter, verzweifelter Akt die Beziehung zu dieser Frau zu verteidigen und einen Grund zuhaben sie aufrecht zu erhalten. Er war nicht eifersüchtig. Er war stocksauer. Sauer, dass man ihm noch mehr antun konnte und dass er schon wieder so hilflos war. Sauer, dass er nicht schon viel eher gehandelt und die Alte in den Wind geschossen hatte. ... und sauer, dass es gerade einer aus seiner Band gewesen war, der ihn so verletzen konnte. In dem Moment hasste er einfach alles und jeden. Es war ihm beim Werfen sogar egal gewesen wen oder was er getroffen hätte, Hauptsache etwas war nicht nur bildlich zerbrochen. Auf einmal spürte er eine leichte Bewegung neben sich, hörte wie Itachi sich neben ihn hinsetze. Er spürte einen leichten Hauch von Wärme, die von diesem Körper neben ihm ausging. Wärme, die er wirklich gut gebrauchen könnte. Wenn es doch nur jemand geben würde, der ihn in den Arm nahm. Sasori konnte ihn trösten, konnte ihn einigermaßen zurück halten. Sie hatten so viel gemeinsam durchgestanden. Doch er wusste, dass er Sasori niemals um Wärme oder anderes Mitgefühl bitten konnte. Dafür war er zu stolz. Sasori war sein bester Freund, nicht seine emotionale Wärmflasche. Und dann, dann wurde Deidara in die feste Umarmung gezogen, die er so dringend benötigte. Auch wenn es nicht gerade von der Person kam, die er erwartet hätte. Erst wollte er sich dagegen wehren, stemmte sich mit seinen Händen gegen die Brust des Schwarzhaarigen. Sein Stolz konnte es einfach nicht zulassen, dass er gerade von diesem Kerl in den Arm genommen wurde. Dass dieser verdammte Idiot ihm das gab, was er insgeheim wollte. Doch dann... Dann ließ er sich mit seinem Kopf gegen die Brust sinken und hielt die neuen Tränen nicht mehr zurück. Er konnte einfach nicht mehr, war zu schwach um sich gegen den bestimmten Griff Itachis zu wehren. Es war ihm unangenehm, peinlich und demütigend vor dem Schwarzhaarigen zu weinen, doch gleichzeitig konnte ihn nichts mehr weiter in die Schande ziehen, wie dass, was ihm Hidan und seine Freundin ihm angetan hatten. Er musste gerade ein so jämmerliches Bild von einem Mann abgeben. Wie ein getretener Hund. Doch im Vergleich zu seinem Stolz - von dem er eigentlich schon erwartete, dass er sich zur Ruhe setzen würde - war der unsagbare Wunsch nach einem Beschützer so gewaltig, dass ihm Itachi nun gelegen kam. Er wusste schon gar nicht mehr, wann er das letzte Mal so gehalten wurde. Es tat so gut, endlich diesen verdammten Mist hinauszuwaschen. Nach dem Heulen kam zwar die Scham, aber das was einen belastet, kam einem nicht mehr ganz so schlimm vor. Hoffentlich versaute er mit dem körpereigenen Salzwasser dem Schwarzhaarigen die Klamotten. Sanft streichelte Itachi durch das blonde Haar, spielte mit einzelnen Strähnen. Er wusste nicht einmal warum er auf einmal das Bedürfnis verspürt hatte, den Blonden in den Arm zu nehmen. Doch etwas an diesem verdammten Ärgernis schien so schutzbedürftig und verloren, dass er einfach nicht anders konnte. Es war wie ein innerer Drang, den er schon seit Jahren nicht mehr bei einer Person verspürt hatte. Hinzu kam diese seltsame Eingebung, dass der Blonde genau das nun gebrauchen konnte. Jemanden der ihn festhielt. Er ließ den Blonden einfach weinen, zog zwischendurch an seinem Glimmstängel und betrachtete - tief in Gedanken - die umliegenden Häuser. Seine Finger strichen die Haare zur Seite. Sanft und vorsichtig, so als hätte er ein verschrecktes Kätzchen im Arm, kraulte er Deidaras Nacken. Er kannte diesen Trick. So verstört er auch gewesen war, Hide hatte ihn immer wieder auf diese Art und Weise beruhigen können. Noch eine Eigenschaft, die ihn insgeheim an seinen Cousin band. Der rote Teufel, wie er von allen nur genannt wurde, wusste immer genau was er brauchte. Er war die einzige Person, die diese besonders schweren Phasen von ihm kannte, auch wenn er ihm eigentlich nicht auf die Nerven gehen wollte. Wenn nichts mehr ging, war er immer da, ob er nun wollte oder nicht. Deidara schien eine solche Person nicht zu haben, ansonsten wäre er nicht mehr so aufgewühlt. Bisher dachte Itachi, dass Sasori Deidaras Ruhepol wäre. Herr Gott, er dachte ja auch, dass die beiden zusammen wären. So konnte man sich irren. Hatte der Blonde noch mehr von dieser Frau ertragen müssen? War die Beziehung vielleicht schon lange kaputt gewesen? Das könnte auf jeden Fall der Grund für Deidaras Abneigung gegenüber Balladen erklären. Wenn das stimmte, konnte er den Blonden mehr als nur verstehen. So etwas tat man einem Bandkollegen nicht an. Auch wenn Hidan vielleicht sogar nicht gewusst hatte, dass es Deidaras Freundin gewesen war, so hätte sich der Silberhaarige sofort erklären sollen. Stattdessen machte er sich auch noch lustig über die Situation. Je mehr Itachi darüber nachdachte - warum interessierte ihn diese ganze Situation überhaupt? desto mehr tat ihm der Blonde in seinen Armen schrecklich leid. Und Mitleid war etwas, was er wirklich nur spärlich zu vergeben hatte. So langsam schien Deidara sich wieder zu beruhigen. Der Körper in seinen Armen bebte nur noch vereinzelnd vom Schluchzen, die Finger lockerten sich wieder etwas aus seinem T-Shirt. "Ich weiß nicht einmal, wen ich mehr verabscheuen soll. Die Hure von einer Freundin, die sogar vor Bandkollegen nicht halt macht oder das Arsch, welches sie Flach gelegt hat.", murmelte Deidara in seine Kleidung, drückte sich langsam von ihm weg, gerade so weit, um sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen und ihn anzusehen. "Ich bin erbärmlich, oder? Ich weiß nicht einmal was ich nun machen soll. Ich bin gerade so auf dieser verdammten, übergroßen Insel zurecht gekommen, ohne Sasori und seiner Großmutter großartig auf der Tasche zu liegen. Und nun? Alles kaputt. Ich kann bei der nicht mehr bleiben. Vielleicht sollte ich es einfach woanders versuchen." Itachi wusste immer noch nicht wirklich was er sagen sollte. Während Deidara im Selbstmitleid versank, kreiste ihm allerdings eine irre Idee durch den Kopf, die er am liebsten so schnell wie möglich wieder verwerfen wollte. Deidara brauchte also eine neue Bleibe? Natürlich, wer wollte denn in dem Bett schlafen, in dem ein verdammter Affe seine Freundin geknallt hat? Und er? Er brauchte unbedingt jemanden, den er als seinen Partner ausgeben konnte. Es war einfach nur irre, komplett bescheuert, aber was blieb ihm übrig? Er kannte den Jungen wenigstens etwas. So gut, dass er genau wusste, dass er dringend Messer und Tassen verstecken sollte, wenn der Junge lebend aus der Wohnung wieder ausziehen wollte. Deidara seufzte schwer. Vielleicht weil er bisher keine Antwort von Itachi erhalten hatte. "Schon gut, ich weiß es ja selbst. Es war eine rein rhetorische Frage.", murmelte der Blonde und rückte nun endgültig von dem Schwarzhaarigen ab. Itachi rang immer noch mit sich. Er wusste nicht wie er anfangen sollte. Er spürte den abwartenden Blick von dem blonden Ärgernis genau vor sich. Er wusste genau, dass nun er mit dem Reden anfangen sollte. Doch wie fing man mit der Geschichte an, verband beide Probleme miteinander und gab dem Blonden die Lösung auf alles, ohne dass er ablehnen konnte? "Nun... Ich rede nicht gerne über meine Probleme." Deidara ließ ein verärgertes Schnaufen hören. "War ja klar. Dieser Seelenstrip eben war auch kein Vergnügen. Du hast deine Antwort erhalten, also gib mir meine!" Leise knurrend versuchte Itachi die erneut aufsteigende Wut zu unterdrücken. Nun ärgerlich oder gar aggressiv zu werden, würde ihm nicht weiterhelfen. Weder für ihn noch für sein Vorhaben wäre es von Vorteil. Diese Gefühlsschwankungen waren ja schon nicht mehr normal. Hatte seine Psychologin vielleicht vergessen zu erwähnen, dass bei schweren Depressionen auch bipolare Störungen auftreten konnten? Umgeben von Dilettanten... "Was nicht heißt, dass ich mich nur mit deinen Problemen belasten werde, ohne dir eines von meinen aufzudrängen. Vielleicht ist dein Problem von Nutzen für uns beide." Der Jüngere zog die Augenbraue nach oben. "Ach ja? Wie sollte eine Schlampenfreundin und dieser verdammte Hurensohn dir von Nutzen sein? Es sei denn, du hast es auf meinen Arsch abgesehen. Doch glaub mir, für einen Kerl ist der unerreichbar." Der junge Uchiha konnte einfach nicht anders als den Blonden ungläubig anzusehen. "Bitte was? Ich hab es nicht auf deinen... Arsch - um es einmal mit deinen Worten auszudrücken - abgesehen. Und erst recht nicht sexuell. Dafür bist du mir nicht reif genug und außerdem steh ich nicht auf Männer." "Klar." "Ich meine nur, dass dein Problem hilfreich sein könnte, um meines zu lösen." Der Blonde starrte ihn erst einen Augenblick fassungslos an, ganz so als hätte er Itachi nicht wirklich verstanden. Der Schwarzhaarige war beinahe fasziniert, wie viele verschiedene Emotionen sich auf einmal in diesen blauen Augen widerspiegeln konnten. Empörung, Schmerz, Trauer... Wut. Beim Letzteren angekommen stand Deidara abrupt auf und knurrte verärgert. "Ich fass es einfach nicht. Was für ein verdammtes Arschloch bist du eigentlich? Geilen dich Probleme von anderen etwa so auf? Oder fühlst du dich nun besser, da du merkst, dass dein kleines Ding nichts gegen mein Problem ist?" "Ziemlich viele Arschlöcher in deinem Umfeld. Kein Wunder, dass du so eine Furie bist. Sicher, dass deine Freundin dich nicht betrogen hat, um nur einmal einen Kerl im Bett zu haben?" Nicht ganz ausgesprochen, bereute Itachi die Worte schon wieder. Er sollte wirklich aufhören andere Personen absichtlich so... quer zu kommen. Deidara tat ihm leid, warum er nun wieder als Arschloch glänzte - ja selbst in seinen Augen, war der Spruch geschmacklos gewesen - konnte er selbst nicht begreifen. Deidara sah derweil auf ihn runter, als wollte er ihn am liebsten umbringen. Der Blonde hatte wirklich für einen kurzen Augenblick gedacht, dass Itachi doch kein schlechter Kerl sei. Gott, er hatte sogar geglaubt, dass er vielleicht in diesem arroganten Idioten einen Freund finden könnte, jemanden, der ihn nicht verarschte und nun das? "Ich hau ab." "Was?" "Schon richtig gehört, ich packe meine Sachen und verschwinde. Nun da wir nicht nur eine Hure in der Band haben sondern auch noch einen... einen... ich finde nicht mal eine passende Beschreibung für jemanden wie dich. Ich... Ich bin einfach nicht mehr gewillt hier noch länger den Hampelmann zu spielen!" Und um Itachi einfach eine zu verpassen, hatte er einfach keine Kraft mehr. Er war keine drei Meter gegangen, da wurde er auch schon bestimmend am Handgelenk festgehalten. Schon wieder. Wütend drehte er sich um. Wut war noch eine Untertreibung. Es war einfach purer Hass. Hass, wie er ihn schon kurz zuvor verspürt hatte. Er kochte wie brodelnde Lava durch seine Venen. Oh wie gut würde es tun, diesen Kerl einfach als Punching Bag zu missbrauchen! "Was?!", fauchte er. gereizt war eine Untertreibung. Deidara war wirklich drauf und dran diesem verdammten... was auch immer, seine Faust schmecken zu lassen. "Ich habe das nicht so gemeint.. Musst du immer alles in den falschen Hals bekommen?" "Nicht so gemeint?" Er sah in die schwarzen Augen seines Gegenüber. Itachi wirkte merklich gehemmt, ganz so, als wüsste er nicht, wie er sich entschuldigen könnte. Vielleicht sollte er zuhören? "Ich weiß es klang... seltsam." "Seltsam? Du meinst die beschissenen Probleme eines Bandkollegen in den Dreck zu ziehen, sich über die Hilflosigkeit lustig zu machen und auch noch von Vorteil zu reden, sollte nicht seltsam klingen?" Itachi seufzte und schloss ergeben die Augen. "Ich bin nicht gut in der zwischenmenschlichen Kommunikation. Soviel solltest du schon gemerkt haben. Ich weiß nur nicht... wie ich es anfangen soll." "Wie wärst mit der Wahrheit gerade hinaus?" Mit einem Laut, der anscheinend die Frustration ausdrücken sollte, die Itachi im Augenblick durchlebte, ließ sich der Schwarzhaarige wieder gegen das Gitter fallen. Deidara war wirklich den Erbauern dieses Gitters dankbar. Heute hatte es ihnen ohne zu übertreiben bestimmt schon ein dutzend Mal einen schmerzhaften Absturz erspart. "Herr Gott, ist diese verdammte Charaktereigenschaft so eine Blond Sache, von der Naruto immer redet, um sein Verhalten zu entschuldigen? Du klingst wie Minato." "Wer?" "Narutos Vater." "Ah, der kleine quirlige Kerl von letztens." Itachi nickte. "Genau, er war hier, mit meinem Bruder." Deidara nickte langsam. "Ja, ich erinnere mich. Wie geht es den Beiden?" Itachi schien zusammen zu zucken. Lag da sein Problem? Auf alle Fälle schien der Schwarzhaarige wohl endlich einen Einstieg gefunden zu haben, der nicht komplett an jedem bekannten Kommunikationsmodell vorbei schlitterte und mit über 100KmH im nächsten See ertrank. "Nicht sehr gut. Mein Bruder... er... liegt im Krankenhaus." Deidara stockte. In seinem Inneren zog sich alles zusammen. Er musste sich anstrengen, um das Zittern zu unterdrücken, welches Besitz von seinem Körper ergreifen wollte. Ein Familienmitglied im Krankenhaus, diese Ungewissheit ob alles wieder in Ordnung kommt. Die nach Desinfektionsmittel stinkenden Räumlichkeiten, in denen man stundenlang warten musste, nur um dann zu erfahren, dass die geliebte Person nicht mehr mit nach hause kommen kann. Grab, Trauerfeier, Beerdigung und Einsamkeit waren die Dinge, die einem blieben. Deidara musste sich erst sammeln, zurück in die Realität finden, um endlich fähig sein zu können Fragen zu stellen. "Was ist passiert?" Itachi sah ihn nicht an, starrte auf die Straße unter ihnen. Er schien so unendlich weit weg mit seinen Gedanken. Deidara ließ ihm nun merklich die Zeit den Faden weiter auszuführen. Itachi hatte ihm zugehört, auch wenn das eher eine Art seiner Hilflosigkeit war. Wie konnte einer, der so sehr mit dem Zaunpfahl alles mögliche K.O. schlug, sich in einer solch pre¬kären Lage wie Deidaras, nur so liebevoll und halt gebend präsentieren, wie zum Anfang? "Mein Vater ist passiert. Du weißt, dass Naruto und mein Bruder zusammen sind?" "Ich hab mir so etwas gedacht, ja." Der Blonde ahnte was nun kam. Und er musste zugeben, dass allein der Gedanke einen bitteren Geschmack auf der Zunge hinterließ. "Mein Vater wusste es nicht, bis vor vier Tagen." Itachi weigerte sich noch immer den Blonden anzuschauen und Deidara selbst schien keine Anstalten zu machen, ihn vom Reden abhalten zu wollen. Also redete er weiter. Sprach endlich das aus, was nun an Problemen in den letzten vier Tagen dazugekommen waren. "Nach dem Besuch bei mir, ist er nach Hause. Ich hatte ihm gesagt, dass ich ihm immer beistehen würde, egal was kommt. Mein Vater ist sehr... konservativ, um es sehr milde auszudrücken. Als ich damals sagte, dass ich Musiker werden wollte, verstieß er mich aus der Familie. Ich wäre eine Schande, sagte er. Wenn er schon bei mir so reagierte, damals mehr mit Worten und nur selten mit Handgreiflichkeiten, kannst du dir vorstellen was geschah, als sein zweiter, einziger Sohn ihm sagte, er sei schwul. Verliebt in den Sohn des besten Freundes der Familie." Itachi atmete zitternd durch und merkte nur am Rande, wie sich das blonde Ärgernis neben ihn an das Gitter lehnte. "Am nächsten Morgen bekam ich einen Anruf von Minato. Er... sagte, dass Sasuke im Krankenhaus liegt und dass es Ärger geben könnte." "Mehr als in einer Hinsicht. Geht es deinem Bruder soweit gut? Er... kommt doch wieder raus, oder?" Irrte sich Itachi oder hörte er einen Anflug von Angst in der Stimme des Blonden? "Ja, er könnte schon lange wieder zu Hause sein, aber..." Deidara schien zu verstehen. "Die Ärzte haben es gemeldet, oder? Häusliche Gewalt wird von Ärzten sofort erkannt. Besonders bei Kindesmissbrauch." Itachi schüttelte den Kopf. "Er hat ihn nicht missbraucht." "Missbrauch ist nicht immer mit Vergewaltigung verbunden. Gewalt an sich, sowie Ausspielung der Machtposition sind ebenfalls schon Misshandlung. Meist schlimmer als irgendein Tod oder Unfall. Denn diese Person muss damit leben." Itachi zitterte. Tod. Wie sehr er dieses Wort nur hasste. Ihm wurde klar, dass Sasuke Glück im Unglück hatte. Er hätte nur dumm fallen müssen, mit dem Kopf gegen den Tisch. Ein einziger Schlag und er hätte erneut jemanden verloren, der... "Fuck..." Energisch drückte er seine Handfläche über eines seiner Augen. Er wollte dieses Gefühl nicht. So viel Negatives, welches kein Platz mehr für positive Gedanken ließ. Diese verdammten Depressionen beherrschten schon seine Träume, mussten sie ihn nun auch am Tag quälen? "Was nun? Kommt er zu dir? Hast du Angst nicht in die Rolle des großen Bruders und Aufpassers zu passen?" Itachi schüttelte den Kopf. "Nein, das ist es nicht. Das Jugendamt wollte nicht, dass Sasuke zu mir kommt. Ich hatte einfach lange keinen Kontakt mehr zu ihm. Ich hab sogar immer fest daran geglaubt, dass mein Vater den Jungen mit so viel Hass gegen mich gefüttert hatte, dass Sasuke mich verabscheuen würde. Als er dann hier auftauchte, konnte ich es nicht glauben. Ich hab versucht der Beamtin klar zu machen, dass er bei mir am besten aufgehoben sei... und nun... na ja... ich... hab ihr gesagt, dass..." "Jaaa?" Er hörte einen leicht amüsierten Unterton aus Deidaras Stimme heraus. "Das ist nicht lustig!" Deidara schnaufte. "So lustig wie Karies, aber irgendwie ist es niedlich wie du so rumdruckst. Also, was ist dir bei der bestimmt hitzigen Diskussion herausgerutscht? Wir beide kennen ja inzwischen dein Taktgefühl." "Karies? Wenn du nun mit Kleid und Pumps vor mir stehen würdest könnte ich annehmen, dass es doch keine Blond-Sache ist, sondern ein Frauenproblem. Nevia kommt auch immer wieder mit solch dämlichen Vergleichen." Deidara knurrte missbilligend und kniff ihm leicht in den Oberarm. "Du ziehst es hier ins lächerliche. Bis eben noch so deprimiert und nun..." Itachi drehte seinen Kopf in Deidaras Richtung. "Dann gehen wir eben beide ähnlich mit unseren... Defiziten um." "Ja, aber zu mir passt es. Bei dir klingt es seltsam. Es lässt dich beinahe menschlich wirken und dass wird langsam unheimlich. Also, was hast du ihnen erzählt?" Itachi sah leicht beschämt auf den Boden. "Dass ich selbst in einer homosexuellen Beziehung stecke und ich meinen Bruder daher wohl am besten helfen könnte. Und dass mein Freund natürlich keine Probleme damit hätte, wenn Sasuke bei uns einzieht." Deidara zog eine Augenbraue hoch und legte den Kopf schief. "Sagtest du nicht eben, dass du... oh.. oi... autsch. Na das nenne ich Fettnäpfchen." Itachi seufzte. "Es kam so... über mich. Ich konnte doch nicht zulassen, dass sie ihn in eine Pflegefamilie stecken." "Und was haben sie dazu gesagt?" "Dass sie mich und meinen Freund, den ich nicht habe, in unserer Wohnung am Freitag besuchen kommen werden. Dieser Besuch entscheidet über Sasukes Verbleib." Deidara schüttelte leicht den Kopf. "Oh man. Schon wen gefunden?" Deidara stockte leicht als er in Itachis Augen sah. Der Uchiha schenkte ihm einen  vielsagenden Blick und da wusste er beinahe schon die Antwort. "Daher dieses unsensible Gequatsche von : dein Problem könnte meines lösen?" "Zwei Fliegen mit einer Klappe. Du bist bei dieser Schlampe raus, bist nicht alleine, brauchst keine Miete zahlen und auch nichts zum Essen beisteuern. Nur das, was du selber haben willst, musst du dir selbst holen. Und ich kann meinen Bruder bei mir aufnehmen, sobald dieses kleine Stück seine Wirkung nicht verfehlt." Der Blonde konnte es einfach nicht fassen, dass dieser Kerl ihm so ein Angebot machte. Für seinen Bruder mit jemanden zusammen zu ziehen, den er nicht einmal wirklich leiden konnte. Er musste sich eingestehen, wäre er in Itachis Situation, würde er genauso handeln. Aber warum Itachi dieses kleine Detail unter die Nase reiben. Soll er ruhig betteln. Schließlich war es das erste Mal, dass jemand etwas von ihm wollte. "Und du glaubst wirklich, dass wir das durchhalten? Wir können keine fünf Minuten in einem Raum bleiben, ohne uns gegenseitig an die Kehle zu gehen. Nicht zu vergessen, dass allein meine Stimme dein Hirn zum Platzen bringen könnte. Wie dieses eine Lied den Marsianern in "Mars Attack"." Itachi zuckte nur teilnahmslos mit den Schultern. "Ich kenne genug gute Sänger, die dir bei der Technik helfen könnten. Und dann müssen wir uns nur vor diesen Amtleuten Mühe geben, wie ein glückliches Paar zu wirken. Ob wir hinterher uns gegenseitig das Gesicht zerkratzen, kann denen egal sein. Gibt Paare die stehen auf so was." "Bitte was? Sadomaso im Gesicht? Du stehst nicht auf Fetisch, oder?  Und außerdem, wann hab ich gesagt, dass ich dabei bin?" "Also ist es ein Ja?" Deidara schnaubte und stieß sich von dem Gitter ab, baute sich vor Itachi auf. Jedenfalls versuchte er es, war er schließlich mindestens vier Zentimeter kleiner als der Uchiha. "Wenn du mich haben willst, dann frag mich wenigstens." Itachi zog verwirrt die Augenbrauen zusammen, verschränkte die Arme. "Ich hab dich doch gefragt." "Nein, du hast es geschlussfolgert. Bitte mich darum und ich überleg es mir." "Das kann nicht..." "OK, vergiss es, ich mach es nicht. Es ist eine Sache bei dir einzuziehen und jemanden zu verarschen. Aber mit Liebe macht man keine Scherze." Damit drehte sich Deidara um und wollte schon gehen, als er wieder einmal bei einem gelungenen Abgang gestört wurde. "OK, OK. Bitte... . Bitte Deidara, hilf mir dabei endlich ein guter Bruder zu sein. Ich zeig mich erkenntlich und... oh Gott, ich fasse es nicht, dass ich das nun sage aber... Ich werde mich benehmen." Deidara konnte das breite Grinsen auf seinen Lippen einfach nicht unterdrücken. "Na endlich. Das erste Mal, dass du bitte gesagt hast. Und das mit dem erkenntlich zeigen... dass werden wir bei Gelegenheit vertiefen." Schnurrend wandte sich der Blonde wieder um. Itachi blieb wie versteinert stehen. Schnurrte dieser Kerl ihn etwa an? Wie konnte eine Frau überhaupt mit ihm schlafen? Der Kerl benahm sich gerade mehr wie eine Frau als Nevia in den letzten fünf Jahren. Sollte er sich sorgen machen? "Na komm, Darling. Schnappen wir unsere Sachen und verschwinden." Itachi zog eine Augenbraue nach oben. Darling? Wenn das mal gut ging. Aber was soll's. Deidara soll für ihn eine Rolle spielen, also sollte er dem Blonden diese künstlerische Freiheit lassen. "Wohin?" "Meine Sachen abholen, ich muss noch bei dir einziehen, oder? Nach deiner Story liege ich einen Tag zurück mit dem Einzug." Itachi seufzte. "Schön, dass es dir wieder soweit gut geht, um wieder so dreist zu werden. Aber Yahiko wird uns umbringen." Deidara zuckte mit den Schultern. "Dann soll er eben. Ist nicht mein Problem, oder? Also vorwärts. Ich will bei meiner Wohnung vorbei, meine Sachen holen und abhauen, solange diese verdammte Schlampe nicht da ist. Also Bewegung!" Deidara flog die Stufen förmlich runter. Itachi wusste wirklich nicht, wie er den Blonden einschätzen sollte. Erst war er so deprimiert, dass er sich sogar von ihm trösten ließ. Danach wütend, aufgebracht, beinahe furios wegen seiner ungeschickten Art und Weise sich zu artikulieren. Und nun? Freudige Erwartung? Na ja, der Junge kam endlich von dieser Frau weg und vielleicht könnten ihn Toshi oder Gackt tatsächlich bei seiner Stimme helfen. Sobald der blonde Solokünstler und sein Ensemble aus den USA wieder zu Hause war. "Träumst du?" Itachi schreckte aus seinen Gedanken. "Bitte was?" "Ich hatte dich gefragt welche Bahn wir nachher nehmen müssen, um zu dir zu kommen." Itachi seufzte. "Keine Bahn. Ich fahre lieber selbst. Und ich befürchte, so viel können wir nicht mitnehmen. Ich bin mit einem Zweisitzer hier." Hätte er geahnt, dass er Deidara heute mitnehmen würde, hätte er den Skyline genommen. Der Nissan war wenigstens ein Viersitzer und der Kofferraum war geräumiger. "Auto? Wo steht der Wagen?" "Ein Stück weit die Straße runter." Deidara schien zu überlegen. "Na dann... hoffen wir, dass wir durch kommen. Ich wohne Downtown. Aber zu dieser Uhrzeit dürfte kein zu reger Verkehr herrschen." "Und wenn, ich hab den schnelleren Wagen, dann schlängele ich mich eben durch." Deidara schnaubte belustigt. "Pass auf Uchiha, du wirst mir langsam sympathisch." grinsend stieß das - nun doch nicht mehr allzu großes Ärgernis - die Tür zum Proberaum auf. "Wo wart ihr?" Nevia Matsumoto baute sich bedrohlich in der Tür auf. Deidara blieb davon merklich unbeeindruckt und Itachi war solche Szenarien von seiner Managerin gewohnt. Der Blonde sah die junge Frau unschuldig an und zuckte dann nur mit den Schultern. "Quickie auf dem Dach." Grinsend zwängte er sich an Nevia vorbei. "Was?" Nevia sah erstaunt zu Itachi. "Schlechter Scherz?" Deidara schnaubte belustigt, während Itachi einfach seine Augen schloss. Oh ja, in der letzen Zeit wurde er hier wirklich sehr müde. Und das blonde, nun doch wieder nervige Ärgernis, verbesserte den Umstand nicht wirklich. "Blutiger Ernst. Ach ja, Yahiko, ich bin zusammen mit Itachi weg, meine Sachen holen. Ich muss heute noch bei ihm einziehen. Kabuto-san, du hast doch bestimmt nichts dagegen, wenn wir drei Tage Urlaub einschieben. Die Woche ist eh im Arsch, da können wir gleich nächsten Montag wieder zur Sache kommen. Vielleicht bin ich bis dahin sogar gewillt, den verdammten Pornoaffen am Leben zu lassen." Der Blonde schnappte sich seine Jacke und Tasche, wollte gerade wieder aus dem Raum stürmen, als er sich noch einmal umdrehte, ganz so, als würde ihm noch etwas einfallen. "Ach ja, und sollte jemand fragen... Itachi und ich sind zusammen, ein harmonisches Paar und ich will keine anderen Ausführungen hören, egal wer fragt. Schönen Tag noch." Damit verschwand der Blonde eben so schnell, wie er gekommen war. Itachi ignorierte die ungläubigen und fragenden Blicke und seufzte leise. "Schaut nicht so, euch fallen gleich die Augen raus. Nevia, ich ruf dich nachher an. Nimmst du den Bass mit? Ich habe wirklich keinen Platz mehr im Auto." Itachi schnappte sich seine Tasche und verschwand ebenfalls wieder aus dem Raum. Er wollte am liebsten nur noch seine Ruhe haben. Er konnte sich wirklich nicht entscheiden, wie er Deidara aktuell einschätze sollte. Aber ob nun nerviges Energiebündel oder heulendes Wrack, der Junge hatte einfach ein Talent dafür, Itachis Nerven komplett auszureizen. Besonders heute schien dieses Talent neue Ausmaße anzunehmen. Dabei war Deidara nicht einmal zwanzig Minuten mit ihm an einem Ort. Oh ja, er würde es bereuen den Blonden gefragt zu haben. Auch wenn die Götter ihm diese ganze Situation in die Hände gespielt hatten, wo es sie hinführen würde, wollte er lieber nicht wissen. Er glaubte noch immer fest daran, dass sehr viele Nerven und Geduldsfäden nötig sein würden um diesen ganzen Mist zu überstehen. Was tat man doch nicht alles für seinen Bruder. Zurück bleiben eine erstaunte Nevia, eine erstarrte Band und ein verstörter Kabuto. Sie standen noch regungslos im Raum, als beide Bandmitglieder schon wieder verschwunden waren. "Hat er mich gerade Kabuto-san genannt?" Sasori ließ sich seufzend auf die Couch sinken. "Was haben die nun schon wieder vor?" Hidan schnaubte abfällig. "Solange dieser Angeber Deidara von mir ablenkt, soll's mir recht sein." "Und Itachileinchen hat sich nicht einmal gewehrt. Was zum Teufel war das? Was passiert hier eigentlich wenn ich nicht da bin? Muss ich nun doch öfter zu den Proben kommen?" Nevia schüttelte ungläubig den Kopf, während Yahiko verzweifelt dem Drang widerstand, seinen Kopf nicht gegen die Wand zu schlagen. "Ich fass es nicht, dass wir schon wieder nicht proben können." "Ach komm, so wie Deidara drauf war, wären wir eh nicht weiter gekommen.", murmelte Sasori müde. Kisame sah zwischen seinen Mitstreitern hin und her. "Leute! Habt ihr das gerade nicht mitbekommen? Warum sind die beiden zusammen? Eben wollten die sich noch umbringen. Was sollte das bis her denn sein? Das Balzverhalten von Masochisten?" Nevia seufzte. "Was auch immer... Ich werde nachher mal nachschauen, ob die noch leben. Da ich eh seinen Bass wieder einmal hinter ihm her tragend darf, muss wenigstens ein Kaffee bei ihm drin sein." Drauf schien keiner mehr etwas zu sagen zu haben. Und Kisame? Der wurde fröhlich ignoriert. Während die Band in Schockstarre verweilte, himmelte Deidara Itachis Wagen an. Na ja, ein DMC Aston Martin DB-X war schon etwas besonderes. Wenn der Blonde jetzt schon so auf seinen Wagen reagierte, bekam Itachi schon Migräne bei dem Gedanken daran, wie der Kleine erst auf seine Loft-Maisonette-Mischung reagieren würde. Das würde noch ein langer Tag werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)