You are not alone ... von abgemeldet ((AoixRuki)) ================================================================================ Kapitel 4: Geld regiert die Welt -------------------------------- Geld regiert die Welt Mir steht der Mund offen und ich weiß nicht so recht, was ich gerade genau fühlen soll. Soll ich weinen? Sicher bin ich am Boden zerstört, weil mir so eben meine Existenz unter den Füßen weg gerissen wurde, aber war das der richtige Zeitpunkt, um rum zu heulen? Soll ich in Wut ausbrechen und alles kurz und klein schlagen? Naja ich glaube, dass ich im Moment nicht wirklich fähig bin, lautes Gebrülle von mir zu geben und stark genug, um alles in Stücke zu hacken, bin ich auch nicht gerade. Ich könnte vielleicht verwirrt sein, denn das war ich auch wirklich ein wenig. Ich wusste zwar, was meine Eltern versuchten, mit dieser Aktion zu bezwecken, aber das Gefühlschaos in mir brachte mich reichlich durcheinander. Ich musste einen kühlen Kopf bewahren, falls ich mein geliebtes Zeug jemals wieder sehen will. Ich entscheide mich also kurzzeitig für ein Mischmasch aus allen drei Dingen und renne wie von der Tarantel gestochen, laut stampfend, die Treppe hinunter. Hitze steigt in meinen Kopf, als ich meine völlig perplexe Mutter erreiche, die gerade etwas im Kühlschrank verstauen wollte und nun verwirrt die Kühlschranktür schließt, bei meinem Anblick. Sie hält kurz inne und plötzlich scheint ihr ein Licht auf zu gehen, denn ruckartig dreht sie sich zu mir um. „Taka es ist besser…“, sie wollte wohl einen Versuch starten mich zu beschwichtigen, doch weit ließ ich sie nicht kommen, denn anscheinend schien der Zorn, über das Verschwinden meiner Sachen, gerade kurz davor zu sein, die Verwirrung und die Trauer zu überbieten. Den Wutausbruch nahe und mit geballten Fäusten fuhr ich sie an:“ WAS ist besser? Was soll besser für MICH sein? Das ihr mir meine scheiß Persönlichkeit nehmt? Das ihr mir das letzte kleine Stückchen Selbstbewusstsein, das mir noch geblieben ist, klaut?“, meine Stimme wurde unweigerlich lauter und ich begann sogar richtig zu Schreien. Doch es war mir verdammt noch mal egal! Sie waren zu weit gegangen! „Reicht es euch denn immer noch nicht, mich zu quälen? Hat es euch denn nicht gereicht, mich an den Rand des Wahnsinnes zu treiben, mich immer mehr zu hetzen, von einem scheiß Termin zum nächsten. Seid ihr echt so unfair?“, gut vielleicht übertrieb ich etwas, doch sie hatte es verdient, von mir solch harten Worten bombardiert zu werden. Immerhin ging es hierbei um mein Leben, um das, was mich ausmacht. Was ich bin...Was ich sein will. „Versteht ihr es denn nicht? Ich bin nicht so wie die, ich will so nicht sein! Akzeptiert es! Ich habe keine Lust, mich wie ein dämlicher Fisch mit dem Strom zu bewegen, immer das zu tun, was die Anderen von mir erwarten, weil es alle tun. So will ich nicht leben!“, das hatte gesessen. Auch wenn meine Theatralik schon fast an Wahnsinn grenzte, aber so war es nun einmal. Genau so und nicht anders und sie hatte es verdient, sich jetzt solche Sorgen um mich machen zu müssen. Ich wünschte ihr dieses Leid und ich wusste, dass sie schnell an so etwas, wie Selbstmord dacht, seit sie von meinen Narben wusste, natürlich hatte ich schon mal mit dem Gedanken gespielt, mich um zu bringen. Ich glaube aber, ich könnte mich zu so etwas einfach nicht überwinden. Im Moment musste sie davon allerdings nichts wissen, denn ihr fassungsloser Blick, und die Angst die darin lag, waren gerade einfach nur die reinste Genugtuung für mich! „Taka…Taka. Bitte! Ich bitte dich. Tu dir nichts an. Glaub mir doch es ist besser so für dich… Es wird dir besser gehen. Dein Vater hat recht Taka, wenn er sagt, das das ganze Mobbing, das Alles hier mit deinem Aussehen zu tun hat und du weißt das auch… du kannst mir nicht erzählen, dass es an etwas anderem liegt.“, zum Ende hin wurde sie immer Lauter und sie schien wirklich überzeugt von dem, was sie da von sich gab. Und es stimmte ja wirklich, es lag eigentlich Alles nur an meinem Styling. Trotzdem! Ich würde daran niemals etwas ändern, denn wie gesagt, so war ich nun mal und so wollte ich sein. Niemand, nicht einmal meine Eltern können daran etwas ändern… Ich drehte mich einfach weg, hatte keine Lust mehr, sie ansehen zu müssen. In diesem Moment war ich wirklich einfach nur enttäuscht. Enttäuscht und Wütend. Hätte nicht wenigstens sie hinter mir stehen können? Dass mein Vater mein Aussehen nicht mochte, wusste ich nur zu gut. Aber meine Mutter, die hatte das eigentlich nie wirklich gestört. Ich hasse es. Ich hasse sie alle. Keiner von ihnen verteidigte mich, keiner stand auch nur ansatzweise mal auf meiner Seite. Sie versuchten entweder mich „gerade zu biegen“, wie sie es für richtig hielten, mich vor allen bloß zu stellen oder mich zu verraten. Wem konnte ich auf dieser beschissenen Welt eigentlich noch vertrauen? Ich rammte, die ohne hin schon ziemlich in Mitleidenschaft gezogene Tür ins Schloss und warf mich aufs Bett, unfähig, nach der eben stattgefundenen Auseinandersetzung, mich zu bewegen und wünschte mir einfach nur noch, heute Morgen niemals aufgestanden zu sein… Ich wachte, dieses Mal nicht wie üblich von einer hysterisch schreienden Mutter an meiner Tür auf, die mich wirklich jeden morgen aufs Neue „extrem“ liebevoll darauf hinwies, dass ich mich für die Schule fertig machen müsse, sondern von der knallenden Haustür, die mir signalisierte, dass meine Vater das Haus verlassen hatte, um sich zu seiner Arbeit zu begeben. Völlig übermüdet rollte ich mich herum, um einen Blick auf die kleine Uhr auf meinem Nachttisch werfen zu können. 7 Uhr morgens… In einer Halben stunde müsste ich komplett fertig in der U-Bahn sitzen, auf dem Weg zur Schule, doch als mir wieder in den Sinn kam, was Gestern geschehen war, war diese Information in die „Ist mir doch scheiß egal“ Schublade gerutscht und ich schleppte mich mühselig ins Bad. Mit energischen Handbewegungen putze ich mir die Zähne und zwänge mich rasch in meine Schuluniform. Etwas verwirrt wende ich mich nun den wenigen Utensilien zu, die mir noch übrig geblieben waren und nahm missmutig den Kamm in die Hand und kämmte meine Haare, wie ich es sonst auch immer tat, doch heute würden sie einfach nur langweilig herunter hängen, denn ich hatte nicht einmal etwas Haarspray, um ein bisschen improvisieren zu können. Ein kurzer Blick in den Spiegel und ich war mir meinen Nerven am Ende. Irgendwie sah ich total krank aus. Die schlaffen Haare, meine blassen Augen, die sonst immer so fein säuberlich schwarz umrandet waren, ich fühlte mich schrecklich. Und das war es dann auch mit dem Zeitdruck, denn so würde ich mich garantiert nicht in der Schule blicken lasse. Zwar verließ ich pünktlich das Haus und mein Weg führte mich auch zum Bahnhof, doch ich stieg in die Bahn ein, die in die Stadt fuhr und nicht zur Schule. Wäre ja noch schöner, wenn ich mir das einfach so von meinen Eltern gefallen lasse. Verdammt noch mal, ich bin fast volljährig und hab echt kein Bock mehr darauf, immer nach ihrer Pfeife tanzen zu müssen. Erst einmal musste mein Bestand wieder aufgefüllt werden. Das bedeutet: Neuer Kajal, Liedschatten, Haarspray oder Wachs, ein Glätteisen und mein Parfum hätte ich natürlich auch gerne wieder. Meine Begeisterung, darüber, dass ich bald wieder in gewohnten Bahnen leben konnte, wurde allerdings ziemlich schnell ausgebremst, als ich in die fast gähnende Leere meines Portmonees schaute. Knapp 800 Yen befanden sich noch darin. Das würde knapp werden, verdammt knapp. Als ich also aus der Bahn stolperte, steuerte ich zuerst eine Bank an und kam auch ziemlich schnell an die Reihe. Als ich jedoch meine Karte, in das nette Geld spuckende Maschinchen gesteckt hatte, bekam ich auch so gleich die Meldung des Tages: „Karte gesperrt“. Gut damit hätte ich eigentlich rechnen müssen, aber nun war ich doch etwas verzweifelt. 800 Yen reichen Hinten und Vorne nicht. Okay also Notfallplan: Nur das wichtigste Kaufen. Ich gehe also in das nächstbeste Drogerie Geschäft und stehle mich, hoffentlich ungesehen, zu den Kosmetik Artikeln. Ein Kajal war mit das wichtigste, denn als mir wieder mein blasser Gesichtsausdruck in den Sinn kam, der mich heute Morgen so liebevoll angelächelt hatte, wurde mir schon wieder ganz schlecht. Der und etwas Liedschatten zusammen kosteten um die 500 Yen, ein Haarspray für 200 Yen kam noch dazu, zwar nur eine sehr kleine Packung, doch für den Anfang sollte es reichen. Etwas besser gelaunt verließ ich den Laden und gönnte mir an einem kleinen Getränkeautomaten für mein letztes Geld noch ein kühles Getränk. Ich sehne mich wirklich danach, endlich die Schule hinter mir zu lassen und aus dieser Stadt verschwinden zu können. Immerhin gab es nichts, was mich hier hielt. Im Gegenteil… Vielleicht sollte ich einfach abhauen. Ist wahrscheinlich mal wieder etwas übertrieben, aber meine Eltern könnte sich ruhig etwas Sorgen machen. Nur wohin? Ich hatte ja niemanden, zu dem ich mich zurück ziehen könnte, manchmal war es schon blöd ein Einzelgänger zu sein. Seufzend ließ ich mich an den Pfeiler einer Brücke sinken, die über den Kanal führte, der die Stadt teilte. Es war bereits gegen Mittag, doch die Schule war noch nicht zu Ende und somit konnte ich mich auch noch nicht zu Hause blicken lassen. Meine Eltern würden mir den Kopf abreißen, wenn heraus kam, dass ich wieder geschwänzt hatte. Man Taka, was hast du dir da nur wieder eingebrockt? Es war wie eine verfluchte Kettenreaktion, aus der es kein Entrinnen gab und irgendwie hatte ich das Gefühl, das alles darauf zu steuerte mich in den Wahnsinn zu treiben. Ich leerte meine Flasche mit einem letzten tiefen Zug und ließ sie einfach neben dem Pfeiler stehen und richtete mich langsam auf. Ich konnte jetzt nach Hause, doch nur recht wiederwillig steuerte ich in Richtung Bahnhof und noch widerwilliger zwängte ich mich, in die um diese Zeit immer überfüllte Bahn. Mit meiner kleinen Tüte in der Hand, in der sich meine neuen Schätze befanden schloss ich leise die Tür auf, denn erst einmal musste ich sehr vorsichtig sein, damit meine Eltern, mein neues Zeug nicht schon wieder in die Finger bekamen, dann währe ich nämlich endgültig am Ende. Ich stieß mit dem Ellenbogen die Tür auf und eine Welle, gemischt aus Beschimpfungen und Geschrei stieß mir schon entgegen, als hätte sie nur darauf gewartet, dass ich Heim kam. „…ich sag`s dir Natsuki, langsam müssen wir echt mal härter durchgreifen, wenn er wieder zur Vernunft kommen soll. Er macht was er will, wann er es will.“, schrie mein Vater und meine Mutter keifte sofort zurück:“ Was heißt denn hier härter durchgreifen! Ich finde du übertreibst langsam, nur weil er einmal nicht in die Schule gegangen ist! “ „Ja jetzt ist es nur ein Mal gewesen, aber glaubst du ernsthaft, dass er Morgen freiwillig hingeht? Erinnerst du dich nicht mehr daran, wie seine Leistungen abgerutscht sind, nachdem er damals länger nicht mehr in die Schule gegangen ist, wegen dieser Mobbing Sache? Das darf sich nicht wiederholen. Dafür werde ich persönlich sorgen!“ „Jetzt mach aber mal halblang, ich kenne ihn! Er weiß selber, dass er nicht allzu oft fehlen darf!“, ihre Stimme wurde wieder leiser und sie schien sich langsam zu beruhigen. „Ich glaube, dass er das manchmal ganz gerne vergisst und deshalb fahre ich ihn jetzt morgens lieber zu Schule. Ich will nicht noch einmal einen Anruf von seiner Lehrerin bekommen müssen! Kannst du dich immer hin damit abfinden?“, auch mein Vater hatte sich wieder einigermaßen im Zaum, doch dafür brodelte nun in mir wieder einmal die Wut auf. Hatte meine Lehrerin mich doch tatsächlich bei meinen Eltern verpetzt, na toll und jetzt wollen sie mich doch tatsächlich behandeln wie ein kleines Kind, das nicht selber weiß was gut und was schlecht für sich ist. Außerdem, würde mein Vater mich garantiert nicht wieder mit meinem Styling durchkommen lassen und jeden Tag darauf achten, dass ich auch ja „Normal“ genug war. Na schönen Dank auch. Ich hätte einfach in der Stadt bleiben und auf einer Bank schlafen sollen. Anscheinend wurde, auf Grund mangelnder Schulbildung ja eh nichts mehr aus mir, als konnte ich doch gleich in meinen zukünftigen Alltag als Obdachloser übergehen. Mit geballten Fäusten, doch recht leisen Schrittes, damit sie mich ja nicht bemerkten, schlich ich die Treppe hinauf und verschanzte mich wieder einmal in meinem Zimmer. Der Tag war für mich gelaufen… Am nächsten Morgen riss mein Vater doch tatsächlich ohne Vorwarnung die Tür auf und zog mir die Decke weg mit den Worten :“ In einer halben Stunde bist du unter und fertig für die Schule…“, seine Stimme klang ungewöhnlich monoton, doch man konnte trotzdem noch etwas Wut heraus hören. Ich rappelte mich also auf, denn ohne Decke hatte es eh keinen Sinn mehr, einfach weiter zu schlafen. In Rekordgeschwindigkeit schlüpfte ich in meine Uniform, damit ich auch ja noch genug Zeit zum Stylen hatte, denn ohne wenigsten ein bisschen Make-up würde ich garantiert nicht noch mal aus dem Haus trauen. Das Ergebnis war aber wirklich mehr schlecht als recht, zwar waren meine Augen perfekt, doch das Haarspray hielt nicht mal annähernd meine Zotteln im Zaum und so war ich gezwungen, nicht wirklich besser aussehend als Gestern, in das Auto meines Vaters zu steigen. Mit jeder Minute, die verstrich wurde ich nervöser, denn es war noch nie, wirklich nicht ein einziges Mal vorgekommen, dass ich nicht perfekt gestylt zur Schule gekommen war. Und jetzt? Ich und fühlte mich dementsprechend unwohl in meiner Haut, als mein Vater vor meiner Schule hielt und mich ohne Verabschiedung aus dem Auto schmiss. Zögernd schritt ich auf die Eingangstür zu, denn es war mit sichtlich egal, ob ich nun Opfer von fiesen Attacken wurde, ich hatte ja eh nichts mehr zu verlieren… Trotzdem verhielt ich mich mehr als nur vorsichtig und versuchte ja nicht aufzufallen. Niemand sollte mich so sehen. Ich wollte das einfach nicht. Langsam schlich ich mich in Richtung Klassenzimmer, doch bevor ich die Türklinke auch nur berühren konnte, wurde ich unsanft am Kragen gepackt und in die nächstbeste Ecke gezerrt. Geschockt starrte ich auf den Boden und hoffte nur, dass sie mein Gesicht verschonen würden, an meinem Aussehen lag mir nämlich wirklich eine ganze Menge. Doch als nicht wie erwartet Schläge auf mich ein donnerten, wagte ich schließlich den Blick nach oben. Ein auf seiner Unterlippe kauender Aoi sah mich nachdenklich an und musterte mich von Oben bis Unten. Sofort wurde ich nervöser. Verdammt es machte mir wirklich eine Menge aus, wenn mich jemand so ganz ohne Styling sah, auch wenn es eine Person ist, die ich nicht wirklich mochte. „Ist doch nur Aoi!“, versuchte ich mich zu beruhigen und blickte wie ein verängstigtes, nervöses Kind wieder in Aois Gesicht, der mittlerweile das malträtieren seiner Unterlippe aufgegeben hatte und sich nun zittrig eine Haarsträhne aus dem Gesicht wischte. „Taka, es tut mir wirklich leid, bitte sei mir doch deswegen jetzt nicht so böse…“, bei seinen Worten viel mir schlagartig wieder ein, dass ich ihn ja eigentlich zu ignorieren hatte und so schob ich mich ohne ein weiteres Wort an dem sichtlich angespannten Aoi vorbei, der mich nur flehend dabei beäugte. Ja manchmal konnte ich mich echt wie eine kleine Diva verhalten, doch er hatte sich meine eisigen Blicke selber zuzuschreiben. Vielleicht würde ich ihm irgendwann verzeihen, denn irgendwie tat er mir ja schon leid, wie er mir jetzt enttäuscht nachging und sich leise hinter mir in die Klasse schob. Ich machte mich schon mal auf eine fiese Attacke meiner geliebten Mitschüler bereit, doch alles was ich bekam waren stumme, zum Teil aber auch verwunderte Blicke. Misstrauisch setzte ich mich auf meinen gewohnten Platz und wartete auf irgendeine Reaktion meiner Mitschüler, doch es blieb still. Verwirrt blickte ich mich um, drehte mich allerdings schnellstmöglich wieder nach Vorne, als ich wieder Aois schmollendes Gesicht sah. Man dieser Typ konnte einen fertig machen, jetzt drückt er mir doch ein schlechtes Gewissen auf, aber ich durfte auch nicht so einfach nach geben. Die Stunden zogen sich langsam dahin und nach jeder vergangenen Minute, in der ich nicht beworfen, geschlagen oder sonst auf irgendeine Art und Weis gepeinigt wurde, wurde ich immer verwirrter. Hatten die Drohungen der Lehrerin tatsächlich geholfen und ich wurde ab jetzt verschont? Irgendwie unglaubwürdig. Ich meine so einfach…? Von einen Tag auf den anderen...? Das war doch seltsam oder etwa nicht? Nachdem es das letzte Mal geklingelt hatte und ich, genau so schleichend, wie ich hereingekommen war, das Schulgebäude wieder verließ, wohl gemerkt wieder durch die Eingangstür, machte ich mich auf den Weg in Richtung U-Bahn Station. Gerade als ich um die erste Ecke bog und die Schule aus meinem Blickfeld verschwand, wurde ich zum zweiten Mal an diesem Tag unsanft am Kragen gepackt und mit geschliffen. Wieder erwartete ich einen Schlag und dieser blieb tatsächlich nicht aus, denn eine Faust grub sich ruckartig in meinen Magen. Ich hielt mir mit der einen Hand den Magen, während meine andere an den Zaun hinter mir gepinnt wurde. Keuchend und nach Luft ringend blickte ich auf, geradewegs in die stoppligen Gesichter, der netten Halbgorilla aus meiner Klasse. Und ich war gerade bereit gewesen dem Frieden eine Chance zu geben… „Und kleiner Taka-“, säuselte einer der Gorilla ganz nah an meinem Ohr und kratzte dabei leicht mit seinen Bartstoppeln über meine Wange:“- hattest du einen schönen Tag?“ Er war nun ganz nah vor meinem Gesicht und ich hätte schwören können, dass unsere Nasen sich kurz berührt hatten. Vergeblich versuchte ich mich weiter in den Zaun zu drücken, um ihm nicht so unglaublich Nah sein zu müssen. „Nur weile diese Schlampe uns droht die Bullen zu rufen, wenn wir dich noch weiter in der Schule ärgern, heißt das doch nicht gleich, dass wir uns nicht nach der Schule um dich kümmern können. Wir wollen dich ja nicht vernachlässigen.“ Er sprach immer noch gedämpft mit einem gekünstelt süßlichem Tonfall und ab und zu spürte ich vereinzelte Spuke-Tropfen auf meine Wangen prasseln. Angewidert drehte ich den Kopf zur Seite. Eine raue Hand an meinem Kinn, drängte mich ihn wieder ansehen zu müssen. „Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede.“, er klang nun aggressiver und ich kniff angestrengt die Augen zusammen, um einer erneuten Spuke-Fontäne aus zu weichen. „Ich hab gesagt du sollst mich ansehen!“, ich spürte erneut eine Faust in meinem Magen und etwas Hartes gegen mein Schienbein schlagen. Krümmend sah ich den leicht verschwommenen Boden vor meinen feuchten Augen und drückte erneut mit meinem freien Arm auf meinen Magen. Stumm ließ ich die Prozedur über mich ergehen und sank letztendlich keuchend zu Boden. „… und wenn du uns noch einmal, bei wem auch immer verpfeifst, dann wird es nicht bei Schlägen bleiben.“, mit einem letzten Tritt in meine Seite als Abschied, ließen sie mich schwer atmend zurück und rannten die Straße hinunter. Scheiße Taka was machst du nur… Ich ließ meinen Kopf gegen den Zaun hinter mir sinken und rieb langsam über meinen schmerzenden Bauch… Verdammt ich hatte Angst, Angst vor dem, was kommen würde… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)