Am I Not Good Enough? von Lina_Kudo (»Bin ich denn nicht gut genug?« (Seiya&Usagi)) ================================================================================ Kapitel 1: Ore Ja Dame Ka? -------------------------- AM I NOT GOOD ENOUGH? Bin ich denn nicht gut genug? Vereinzelte Tränen bahnten sich den Weg auf den kalten, grauen Asphalt. Es wurden immer mehr, bis schließlich der ganze Asphalt von dem beginnenden Regen durchnässt war. Sie stand vor mir. Ihre zarten Hände zu zwei zittrigen Fäusten zusammengeballt. Ihre Wangen gerötet, denn sie versuchte krampfhaft, ihre vielen Tränen zu unterdrücken, die ihr gnadenlos in die Augen stiegen. Sie sah … noch zerbrechlicher aus als sonst, und das zerriss mir fast das Herz. Sie in diesem Zustand sehen zu müssen, war zu viel für mich. Mein Herz begann zu bluten. Sie wahrte um Fassung, doch … es würde ihr nicht gelingen. Früher oder später … würde sie unter dieser Belastung zusammenbrechen. Auch ihre Stärke hatte eine Grenze, und sie war gerade dabei, sie zu erreichen. Und ich? Ich konnte ihr nur hilflos dabei zusehen bei ihrem Elend. Wie gerne würde ich ihr helfen, aber … das würde sie nicht wollen. Sie würde es nicht … zulassen. Nicht von mir. Niemals. Sie sprach angestrengt von ihrem normalen Tagesablauf, was mir völlig fehl am Platz erschien. Ich sah auf ihre Fäuste hinunter, die inzwischen noch mehr unkontrolliert zitterten. Oh Schätzchen … »Weißt du, ich dachte, ich schaff das allein. Aber dann …« Nun war es so weit. Ihre Tränen fielen unaufhaltsam. Und ich konnte sie nicht trocknen. Ich durfte sie nicht trocknen. Ich fühle mich so hilflos. So unnütz. »Als ich die Rose gesehen habe … da musste ich an Mamoru denken!« »Schätzchen«, brachte ich nur zärtlich heraus. Mein Herz krampfte sich zusammen. Während der letzten Monate hatte ich eine ziemliche … Abneigung gegen diesen Namen aufgebaut. Schon allein, wenn ich ihn nur hörte, stieg in mir die blanke Bitterkeit auf. Mein Blut war wieder dabei, zu kochen. Dabei kannte ich ihn doch gar nicht. Ich wusste genau, dass es unfair war, ihm gegenüber so einen Groll zu hegen. Das hatte er bestimmt nicht verdient. Und dennoch: Er hatte etwas, was ich begehrte. Das allein reichte aus, um eine gewisse Verachtung gegen ihn zu hegen. »Auch, wenn ich ihn nur auf dem Anrufbeantworter hören kann. Auch, wenn ich noch keinen Brief von ihm bekommen hab. ›Mir geht’s gut, ich schaffe es auch ohne ihn!‹ sage ich mir immer wieder. Aber …« Sie unterbrach ihren Redefluss aufgrund eines Schluchzers. »Aber … es geht einfach … einfach nicht!« »Oh Schätzchen …« Mein Mund war staubtrocken. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Konnte ich in diesem Moment überhaupt etwas Richtiges von mir geben? Etwas, womit ich sie nicht gleich vor den Kopf stieß? Es war seine Schuld, dass sie so leiden musste. Und allein deswegen … hasste ich seinen Namen. Hasste ich ihn, der so lange nicht einmal dazu in der Lage war, sich auch nur kurz bei ihr zu melden. Was war er für ein Freund? Wie konnte er sie nur so lange alleine und so im Ungewissen lassen? Wie groß konnte seine Liebe denn bitte sein? Und dann wurde es mir auf einen Schlag klar. Was ich da empfand … war Eifersucht. Es fiel mir extrem schwer, das vor mir selbst zuzugeben, aber … so war es. Doch all meine aufkeimenden Emotionen verbarg ich vor ihr. Denn ich musste nun für sie stark sein und nicht selbst auch noch zusammenbrechen. Damit wäre keinem geholfen. Ich musste … für sie da sein. Sie brauchte mich. Mehr als jemals zuvor. Und dann geschah es, was ich die ganze Zeit befürchtet hatte: Sie sackte zusammen. Sie war am Ende. Sie war … an ihrem Tiefpunkt angelangt. Oh nein. Mit einer Mischung aus Angst, Verzweiflung, Mitleid und … ja, Liebe sah ich zu ihr hinab. Oh lieber Gott, was sollte ich bloß tun? »Ich vermisse ihn. Ich vermisse meinen geliebten Mamoru.« Ihr wimmerndes Schluchzen wurde von dem prasselnden Regen begleitet. Sie hatte keine Kraft mehr, sich zurückzuhalten und die Starke zu spielen. Ihre Fassade war in all ihre Einzelteile zerfallen. Vor mir lagen nur noch vereinzelte Scherben davon. Es war vorbei. Plötzlich hatte ich so etwas wie eine Eingebung. Plötzlich … hatte ich ein ganz festes Ziel vor Augen. Ich wusste, was zu tun war. Nicht, mit der Prinzessin und den anderen zu meinem Heimatplaneten zurückzukehren, um ihn wiederaufzubauen. Nein. Diese Pflicht … war auf einmal nur noch zweitrangig. Monate lang haben wir nach unserer Prinzessin gesucht, und nun, wo wir sie endlich gefunden hatten, war ich trotzdem nicht vollends glücklich. Ich wusste jetzt auch, warum. Mein Herz … hatte sich selbstständig einen anderen Lebenssinn gegeben. Es war meine Aufgabe, sie zu beschützen. Mein Schätzchen. Tiefe Entschlossenheit zeichnete sich in meine Augen, als ich mich zu ihr hinunterkniete und meine Hände fest auf ihre zarten Schultern legte. Ich hatte Angst, ihr wehzutun durch diese sanfte Berührung, so schwach kam sie mir gerade vor. Verwundert schaute sie mit ihren vom Weinen geröteten Augen zu mir hoch. Lange betrachtete ich sie einfühlsam. Hunderte von Emotionen durchströmten mich, ohne dass ich mir etwas anmerken ließ, bis der Satz über meine Lippen kam, der alles veränderte. »Bin ichdenn nicht gut genug?« Nun war es raus. Dies wurde mir erst richtig klar, als ich diesen Satz schon ausgesprochen hatte. Als es schon zu spät war. Als es nicht mehr rückgängig zu machen war. Nun … hatte ich ihr meine Liebe gestanden. So gut wie. Und mir war bewusst, dass es von diesem Augenblick zwischen uns … nie wieder so werden würde wie früher. Denn meine einseitige Liebe würde immer zwischen uns stehen. Doch in diesem Moment war es mir egal. Egal, dass sie mich nicht liebte, sondern diesen … verflixten Mamoru. Es war mir egal, denn tief im Inneren wusste ich: Ich war besser für sie. Ich liebte sie mehr, als jeder andere sie lieben könnte. Keiner war zu dieser Liebe fähig, die ich für sie empfand. Niemand. Doch … reichte ihr das? Konnte sie das vielleicht? Sich irgendwann … in mich verlieben? Durfte sie jemals … meine Gefühle erwidern? Um Fassung ringend weitete sie ihre ohnehin schon großen Augen. Die Farbe ihrer Wangen hatte ein noch satteres Rot angenommen. Unfähig, irgendein Wort auszusprechen, starrte sie mich weiterhin an. Egal, wen sie intensiv mit ihren verträumten Augen ansah: Ich wusste, dass ihre Gedanken stets bei ihm waren. Doch selbst diesen Gedanken blendete ich in diesem Moment aus. Es war mir gleichgültig. Denn jetzt … war ich bei ihr. Ich und niemand sonst. Ich durfte sie halten. Es war mein Spiegelbild, welches sich in diesem unendlichen Hellblau widerspiegelte. Alles andere zählte nicht. Alles andere … war nicht von Bedeutung. Hatte sie meine Worte überhaupt richtig verstanden? Ich festigte leicht meinen Griff und näherte mich ihr langsam. »Bin ich denn nicht gut genug?«, wiederholte ich meine Frage sanft und lächelte sie liebevoll an. Schätzchen … Ich würde alles aufgeben. Absolut alles. Nur, damit du wieder glücklich bist und aus vollem Herzen lächeln kannst … Nur für dich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)