Memories Erased von StillScreaming ================================================================================ Kapitel 7: Resignation. ----------------------- Nach Minuten des qualvollen Schweigens, die Zorro schon fast den Schweiß auf die Stirn trieben, holte die Orangehaarige schließlich Luft. Sie schloss die Augen, ging noch einmal in Gedanken ihre Worte durch und setzte dann endlich zum Sprechen an. „Weißt du, Lorenor, das, was du da erzählst, hört sich schon ganz schön unglaubwürdig an. Ein Gummimensch, ein Cyborg, ein Mann, der durch die Luft laufen kann... Aber auf irgendeine seltsame Art und Weise sagt mir mein Gefühl, dass ich dir glauben kann. Komisch, oder?“ Nami lachte irritiert, denn sie wusste selbst nicht, wie ihr geschah. Doch das, was ihr Gegenüber ihr gesagt hatte, löste in ihr ein wohliges Gefühl der Vertrautheit aus. Ein Gefühl, das sie kannte. Seufzend stützte sie ihren Kopf auf ihre linke Hand und hob mit der rechten die Teetasse hoch. Er war längst kalt geworden. An ihrem Blick konnte man deutlich erkennen, dass sich hinter der Stirn der jungen Frau ein Chaos befand, dem sie nur zu verzweifelt Herr zu werden versuchte. „Ich weiß.“ „Das ist alles, was du dazu zu sagen hast? Du wirfst mir... Du wirfst mir so eine Geschichte vor, lässt mich mit all den ungeklärten Fragen zurück und das ist alles, was du zu sagen hast?“, empörte sich sie sich augenblicklich und ließ dabei versehentlich ihre Teetasse fallen. Erschrocken sprang sie auf und betrachtete das Desaster. Alles nur wegen diesem Idioten, der nun da saß und sich nicht einen Millimeter bewegte. Als würde ihn das alles einfach überhaupt nicht kümmern. Gerade, als sie zu einer Fluchtirade ansetzen wollte, wurde die Orangehaarige durch seine Worte zurückgehalten. „Setz dich wieder hin. Ich erzähl dir, was dann passiert ist.“ Er lächelte. Zwar wusste die Angesprochene es nicht mehr, doch es war selten, dass Zorro lächelte. Und doch reagierte ihr Körper genau wie jedes Mal darauf. Zuerst stellten sich ihre Nackenhärchen auf, dann lief ihr ein wohliger Schauer über den Rücken, der sich nach vorn in ihren Bauch schlich, nur, um dort einen Tumult auszulösen. Bedacht, sich nichts von dieser Reaktion anmerken zu lassen, atmete Nami tief ein und setzte sich auf den Stuhl. Da er bei ihrem beherzten Aufsprung umgefallen war, musste sie ihn erst wieder in eine nützlichere Position bringen. Ruhig wie ein kleines Kind saß sie erwartungsvoll da und versuchte, ihrem Körper das Rotwerden zu verbieten. Vergebens. Um diese kindische Reaktion zu verbergen, stütze die junge Frau ihr Gesicht in beide Hände, die Wangen verdeckend, und schaute ihren Gegenüber erwartungsvoll an. Was sie nicht wusste war, dass dieser sowohl gemerkt hatte, was sein Lächeln bei ihr bewirkt hatte. Seit jeher war der Lorenor ein begnadeter Beobachter gewesen. Vielleicht konnte aus dieser beschissenen Situation doch noch das Beste gemacht werden. „Nun, jedenfalls hab ich deine Hand gegriffen. Dann-„ Kaum konnte er die Geschichte fortsetzen, wurde er schon wieder von der Orangehaarigen unterbrochen. „Warum?“ Sie konnte ja kaum ahnen, dass sich der Gefragte darüber schon seit ihrer Ankunft hier den Kopf zerbrochen hatte. Es war einfach der Drang über ihn gekommen, sie zu beschützen, völlig ungeachtet davon, was mit ihm geschehen konnte. Ehe er sich versehen hatte, war er schon nicht mehr auf der Sunny gewesen. „Keine Ahnung... War ein Reflex.“, antwortete er also knapp, mehr oder weniger wahrheitsgemäß und schaute eingeschnappt weg. Diese Frau konnte ihm manchmal ganz schön auf die Nerven gehen. Einen Moment lang spielte er mit der Vorstellung, wenn er sie einfach ein bisschen auf den Arm genommen hätte, ein bisschen mit ihr gespielt hätte, bevor er ihr die Wahrheit über ihre Crew gesagt hätte. Er ertappte sich bei äußerst unzüchtigen Gedanken und räusperte sich kopfschüttelnd, um sie wieder loszuwerden. Leicht angesäuert versuchte er sich wieder auf das eigentliche Thema zu konzentrieren und hoffte, dass ihm seine Gedanken nicht angemerkt wurden. „Jedenfalls waren wir plötzlich im U-Boot dieser feindlichen Piraten, es sah ein bisschen aus wie ein Operationssaal, alles weiß und steril. Die waren ganz schön erstaunt, nicht nur dich zu sehen, das kannst du mir glauben.“ Leise lachte der junge Mann, doch Nami konnte sofort durch seine Maskerade hindurchsehen. Dieses Lachen war kein echtes Lachen. Keines, das ihr Schauer durch den ganzen Körper jagte und sie auf wundersame Weise alle Sorgen vergessen ließ. Es war gespielt und sie fragte sich wieso, war neugierig. Doch als der fortfuhr, klärte sich ihre Neugier schnell auf. „Naja, sie haben mir ein seltsames Betäubungsmittel gespritzt, das die Muskeln lähmt, weißt du...“ Er zögerte. Eigentlich wollte er überhaupt nicht weiter sprechen. Zorro schüttelte es innerlich, wenn er sich daran zurückerinnerte, was in diesem U-Boot vorgefallen war. Er konnte nicht glauben, wie schwach er gewesen war. Auch, wenn er natürlich nicht so blöd war, zu denken, er könnte wirksam gegen ein solches Mittel ankommen, so machte er sich Vorwürfe. Langsam, fast bedächtig füllte er seine Lungen mit Luft. Sie schien anders zu schmecken und ihm keinen Atem zu schenken. Trotzdem fuhr er fort. - Flashback - Kaum hatten diese Idioten mit den Masken bemerkt, dass der Grünhaarige mehr oder weniger freiwillig hinter ihre Wände gekommen war, brach der Tumult los. Bevor er sich versehen hatte, war er von unzähligen Händen gepackt und auf einen Operationstisch geschnallt worden und einer der Piraten hatte ihm eine Spritze in den Arm gerammt. Solchen Schmerz war Zorro gewöhnt, er trug des Öfteren Verletzungen davon, meist viel schlimmere als nur einen kleinen Einstich. Doch war er nicht gewöhnt, dass er nicht mehr Herrscher über seinen Körper war. Kaum war der Inhalt des Röhrchens in seinen Blutkreislauf eingedrungen, wollten seine Muskeln ihm plötzlich nicht mehr gehorchen. Sein kompletter Körper halsabwärts war gelähmt. Und ein Gefühl durchströmte ihn, das er sonst nicht kannte. Angst. „Was soll denn der Scheiß bitte, ihr Vollidioten?“ Auch, wenn ihm der Schweiß bereits kalt auf der Stirn stand, wollte er sich das nicht einfach gefallen lassen. Dazu war der Grünhaarige einfach zu stolz, und vermutlich zu stur. Der Gedanke an seine Schwerter schoss ihm durch den Kopf. Hatte er sie bei sich gehabt? Nein. Im Affekt hatte er sie achtlos fallen lassen und nach seiner Nakama gegriffen, bevor er überhaupt nachdenken konnte. Zumindest die waren sicher auf der Sunny zurückgeblieben. „REDET MIT MIR!“ Schwer atmend ließ er seinen Blick über die fremde Mannschaft wandern, die ihn vollkommen zu ignorieren schien. Jeder ging seiner Aufgabe nach, jetzt, da er außer Gefecht gesetzt worden war. Der Eindringling. Er war kein Problem mehr für sie. Resigniert seufzte der junge Mann und schloss sein Auge, um sich auf die Geräusche der Umgebung zu konzentrieren. Vielleicht konnte er irgendeine Information aufschnappen, die ihnen hier heraus helfen könnte. Erst, als ein kalter Hauch seinen Hals streifte, öffnete er es wieder und sah, dass drei Gestalten den Raum betreten hatten, die sich deutlich von der Mannschaft abhoben. Um sie herum waberte eine kühle, dunkle Aura, die er selbst von der Entfernung spüren konnte. Eine Gänsehaut schlich sich auf seinen Nacken. „Soso, da hat sich also jemand auf das Schiff geschlichen, hm?“ Zorro hielt es nicht für nötig, zu antworten. Spöttisch schnaubend drehte er den Kopf zur Seite, die verrückte Frau demonstrativ ignorierend. Keine Sekunde später schüttelte es ihn durch. „Pah! Du magst zwar jetzt nichts spüren, aber glaub mir, wenn das Mittel nachlässt, wirst du es doppelt merken!“ Die Blonde hatte ihm mit ihrem Fuß in den Bauch getreten, mit voller Wucht. Leise lachend fuhr sie mit ihren Misshandlungsmethoden fort, immer darauf bedacht, nur den betäubten Teil seines Körpers zu malträtieren. Er sah die vielen Schläge und Tritte, sah die Wucht hinter den Angriffen. Doch das einzige, was der junge Mann davon spürte, war ein dumpfer Druck. Angestrengt versuchte er sich zu bewegen. Es war unmöglich! Es funktionierte nicht. Dabei war gerade der Lorenor für seine außerordentliche Willensstärke bekannt, wollte er sich doch einmal sogar die Füße abschneiden. Doch diesmal nützte das alles nichts. Er war machtlos. Die Mannschaft beobachtete das Schauspiel tuschelnd und die beiden anderen Neuankömmlinge, zwei außerordentlich großgewachsene Männer, die sich kaum unterschieden, standen zu ihren beiden Seiten und grinsten höhnisch. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so schwach gefühlt. So benutzt, so erniedrigt, wie in diesem Moment. „Niemand widersetzt sich meinen Plänen! Ich bin Null, die Anführerin der Numbers!“, kreischte sie wild, in Rage geprügelt und lachte hysterisch auf. Kurz überlegte Zorro, ob es nicht einfacher gewesen wäre, Namis Hand nicht zu greifen und sie später zu holen. Noch bevor er diesen Gedanken beenden konnte, durchzuckte ihn schon eine tiefe Reue und er starrte auf den bewusstlosen Körper der Orangehaarigen, der einige Meter von ihm entfernt auf dem Boden lag. Nun sollte er merken, dass genau das ein Fehler war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)