Nur eine Nacht von Papierkriegerin ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Kapitel 6 Lina hatte Unrecht. Wenn sich Malte etwas aus ihm machen würde, dann hätte er es ihm deutlicher gezeigt. Das Gespräch zwischen ihnen ließ ihm keine Ruhe. Was, wenn sie wirklich aneinander vorbeigeredet hatten? Wenn sie dann mal zum Reden gekommen waren. Er starrte die große Anzeigetafel an. Noch eine Stunde und er würde für eine Woche allem hier den Rücken kehren. Da er beschlossen hatte, den nächsten Flug innerhalb Europas, der angezeigt wurde, zu nehmen, war die Wahl auf Irland gefallen. Das würde schön werden. Es war zwar nicht der Süden und der Gedanke an einen heißblütigen Spanier immer noch nicht verblasst, aber es würde schön werden. David hatte sich vorgenommen, jeden Abend auszugehen und so ziemlich jeden Whiskey durchzuprobieren, den er finden konnte. Die restliche Zeit würde er damit verbringen, sich die Gegend anzusehen und auszukundschaften, ob der ein oder andere Ire vielleicht Interesse hatte. Aber dann mit klaren Spielregeln, die er vorgeben würde. „Dublin Flug 102, bitte begeben Sie sich zum Gate 8.“ Sein Gepäck hatte er bereits eingecheckt und nun würde er sich noch einen Kaffee gönnen. Der Flug dauerte zum Glück nicht so lange. Er würde einfach versuchen, den Kopf freizubekommen und an nichts anderes als sein eigenes Vergnügen denken. Sein Leben war in letzter Zeit viel zu wenig nach seinen Vorstellungen verlaufen. Eine kleine Begegnung hatte alles auf den Kopf gestellt und durcheinander gebracht. Die Schlange an der Kontrolle war elendig lang. Obwohl vier Kontrolltore geöffnet waren, zog sich die Schlange. Er überlegte gerade angestrengt, ob irgendetwas an seiner Hose piepsen könnte und suchte nach dem Informationsschild. Als er sich danach umsah, wäre ihm beinahe das Herz in die Hose gerutscht. Ein bisschen weiter hinten stand Malte und lächelte ihn strahlend an. Was sollte das denn nun wieder? Da wollte er weglaufen und nun lief er ihm hinterher? David glaubte nicht an Zufälle. „Ich bring dich um, Lina.“, murmelte er vor sich hin und meinte jedes Wort ernst. Stur drehte er sich weg und studierte die Informationstafel, ohne auch nur ein Wort zu verstehen. Endlich war er dran und packte seine Sachen in das bereitstehende Körbchen. Die Angestellten sahen unheimlich genervt aus, dabei waren sie nicht einmal annähernd so auf 180 wie er. Was wollte Malte hier? Dachte er, dass sie wie in einer Klischeeromanze am Flughafen zueinanderfinden würden? Während er kontrolliert wurde, hatte sich die Schlange hinter ihm langsam weiter aufgelöst. Er nahm seine Sachen wieder aus dem Körbchen und schritt schnurstracks zum nächsten Getränkeautomaten. Er brauchte etwas zu trinken und wenn es nur etwas war, in dem sich viel Koffein befand. Er trank grundsätzlich keinen Alkohol vor dem Flug. Es hab Menschen mit Flugangst, die es anders oder ohne Schlafmedikamente nicht aushielten, aber ihm wurde einfach nur extrem schlecht davon. Allein das Gefühl, wenn der Flieger nach dem enormen Geschwindigkeitsanstieg abhob, drehte ihm bereits den Magen um. Der Druckunterschied, wenn man innerhalb weniger Minuten auf eine Höhe von mehreren tausend Metern aufsteigt, schaffte ihn jedes Mal dermaßen, dass er ernsthaft überlegte, das nächste Mal den Zug zu nehmen. „David!“ Malte kam auf ihn zu und er musste sich anstrengen, ihn zu ignorieren. Er hatte einen kleinen Blick auf ihn riskiert und leider sah er immer noch genau so zum Anbeißen aus, wie vorher. Er fluchte innerlich vor sich hin und dachte an den Flug, damit er ihm nicht nachgeben konnte. Warum sagte er nichts? Er stand einfach nur da und starrte ihn einfach nur an. Er wusste, dass Malte ihn anstarrte, er konnte den stechenden Blick förmlich fühlen. Wollte er ihn mürbe machen? Er trank in großen Schlucken seine Dose Cola aus und warf sie in den bereitstehenden Mülleimer. Er würde nicht kleinbeigeben. Er würde nicht den ersten Schritt tun. Plötzlich, federleicht legten sich Arme um ihn. Ohne ihn einzuengen, er hätte jederzeit zurückweichen können. Doch die leise geflüsterten Worte verhinderten jeden Fluchtversuch. „Ich liebe dich. Von Anfang an, warst du der Eine.“ David schluckte. Die Tränen, die sich in seinen Augenwinkeln sammelten, wollte er nicht hier mitten auf dem Flughafen weinen. „Ich glaube dir nicht.“ Es kostete David alles, diese Lüge auszusprechen. Er wollte es glauben, wünschte sich nichts sehnlicher, aber die Zweifel nagten an ihm und trieben ihn dazu, diese vernichtenden Worte auszusprechen. „Ich weiß. Aber es ist wahr. Ich kann es dir beweisen. Jeden Tag von neuem. Seit ich dich das erste Mal sah, gehst du mir nicht mehr aus dem Kopf. Für mich war es nie ein Spiel und ich wollte dich nicht verletzen.“ Maltes Stimme stockte. Es schien ihm sichtlich schwerzufallen, über seine Gefühle zu sprechen. „Ich werde dir jeden Tag sagen, wie sehr ich dich liebe. Da wir im Umgang mit Worten ein bisschen Nachhilfe gebrauchen könnten. Lina hat gesagt, du dachtest, du wärst nur ein One-Night-Stand?“ David nickte. Das dachte er immer noch. Two-Night-Stand traf es allerdings besser. „Ich will dich aber kennenlernen. Ich will nicht, dass du mein Gesicht vergisst und schon gar nicht will ich, dass du mit Markus im Bett landest. Ich bin nicht gut mit Worten, aber ich hoffe, du gibst mir eine Chance?“ Er haderte mit sich. Alles, was Malte sagte, klang so ehrlich, so unverstellt. Bei der Erwähnung von Markus hatte er unbewusst das Gesicht verzogen. Das war im Prinzip das gewesen, was er nie gewollt hatte. Er drehte sich in seinen Armen um. Seine Hände hingen schlaff nach unten und hielten seine Jacke. Er sah in Maltes unglaublich schöne Augen und wartete. Er wurde nervös und zappelte. „Ich würde es dir nicht leicht machen.“ David sprach leise, aber das Lächeln, das sich auf Maltes Gesicht ausbreitete, war alle Qual wert gewesen, auf diesen Moment zu warten. Doch eines musste er noch wissen. „Moment. Was hast du jetzt eigentlich vor?“ Der Größere schaute ihn verständnislos an. „Mit dir in den Urlaub fliegen? Unsere gemeinsame Zeit genießen? Mit dir Dublin erkunden? Was willst du hören?“ Skepsis machte sich in David breit. Sollte er sich darauf einlassen? Was, wenn es nicht funktionierte? Dann wäre sein Urlaub völlig umsonst gewesen. „Was würdest du machen, wenn ich dir sagen würde, dass du mich in Ruhe lassen sollst? Dass ich die Nase voll habe, vom hin und her und erst einmal für mich sein möchte.“ David die anderen Menschen nicht wahr, die sie beobachteten. Manch einer neugierig, manch einer angewidert. Es war ihm egal. Das Einzige, das zählte, war Maltes Antwort. „Ich wäre traurig. Und wenn ich ehrlich bin, könnte ich dich nicht aufgeben. Du ziehst mich auf eine Art an, die ich nicht kenne und dieses Geheimnis möchte ich ergründen. Man, klingt das schnulzig, aber es ist wahr. Du faszinierst mich. Wenn dir das nicht reicht, kann ich es nicht ändern. Aber ich werde dich nicht einfach aufgeben.“ Malte sah ernst aus. Er hatte seine Hände leicht auf Davids Rücken gelegt und dieser gab endlich dem Drang nach, sich an ihn zu lehnen. Malte hauchte einen Kuss auf sein Haar und diese zärtliche Geste entschied in dem Moment alles. „Dabei hatte ich mich doch so auf die Dubliner Jungs gefreut.“ David grinste Malte schief an und dieser konnte sein Strahlen nicht mehr unterdrücken. „Die kriegen dich nicht. Du und ich, wir gehören ab jetzt zusammen.“ Er hielt kurz inne. „Stimmt doch, oder?“ Seine Panik war wirklich süß anzusehen und David konnte es sich nicht verkneifen, einen Finger an die Lippen zu legen und so zu tun, als würde er ernsthaft darüber nachdenken. „David?“ „Ich musste dich necken. Weil du viel zu lange brauchst, um zu kapieren, dass ich dich auch liebe.“ Er hatte gedacht, dass Malte nicht noch mehr hatte strahlen können, doch als er überglücklich im Kreis gewirbelt wurde, war das Lächeln von Malte, das Schönste, das er je gesehen hatte. ~ Ende ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)