Ich warte auf dich.... von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es war ein wunderschöner Tag. Fast wie im Bilderbuch. Ich war in der Stadt unterwegs, hatte noch so vieles zu erledigen. Frisör, Arzt, Gespräch mit unserem Manager... Mein Tag war verplant, wie immer. Und er fing schon großartig an. Ich wollte eigentlich um sieben Uhr aufstehen. Aber anscheinend hatte ich vergessen, den Wecker zu stellen. Jedenfalls weckte mich dann mein Handy mit der Erinnerung, dass ich halt wie erwähnt einen Termin beim Frisör hatte. Noch gar nicht richtig wach, sprang ich aus meinem Bett und legte mich erst einmal lang, weil meine dämlichen Hausschuhe direkt im Weg lagen. Das Nächste, was schief ging, war die Tatsache, dass mein Vermieter das Warmwasser abgestellt hatte und ich so kalt duschen musste. Naja, aber immerhin war ich dann wach gewesen. Zitternd und in meinen Bademantel angemummelt, bin ich dann in die Küche gegangen, wo ich feststellen musste, dass ich keinen Kaffee mehr besaß. Mit dem Gefühl, dass das heute wahrscheinlich der schrecklichste Tag meines gesamten Lebens werden würde, habe ich mich schließlich in mein Schlafzimmer begeben, um mich umzuziehen. Da erwartete mich auch schon der nächste Schock. Die Hose, die ich anziehen wollte, war dreckig. Da meine anderen aber alle in der Wäsche waren, musste ich die wohl oder übel anziehen. Eine dreckige Hose wäre ja nicht das Drama gewesen, aber die Tatsache, dass der Fleck direkt zwischen meinen Beinen war. Und ein weißer Fleck auf einer schwarzen Hose sah ja mal besonders toll aus. Jeder hat doch gerne einen weißen Fleck auf einer schwarzen Hose zwischen den Beinen! Sarkasmus lässt grüßen.... Und meine Pechsträhne ging weiter, als ich mich stylen wollte und mein Kajalstift mal eben so in der Mitte durchbrach. Frustiert warf ich die Überreste meines Kajals in den Mülleimer, zog meine Schuhe an und hing mir meine Tasche um, die ich dann aber erst einmal reparieren musste, weil der Riemen gerissen war. Konnte es noch schlimmer werden? Konnte es. Das Haus verlassen konnte ich noch ohne Probleme, aber leider Gottes übersah ich einen riesigen Hundehaufen auf dem Bürgersteig und trat auch prompt hinein. Angewidert hatte ich meinen Schuh auf dem Rasen meiner lieben Frau Nachbarin saubergemacht, was natürlich ihrem Hund nicht gepasst hatte. Das Vieh hat mich erst einmal über das gesamte Grundstück gejagt. Ich war froh, als ich wieder auf dem Bürgersteig war, wo ich dann auch genau hinguckte, wo ich hintrat. Tja, das alles war bis dahin passiert. Und nun war ich auf dem Weg zum Frisör. Natürlich durfte ich erst einmal an jeder Fußgängerampel stehen bleiben, um nicht übergefahren zu werden, was aber doch einmal fast geklappt hätte, weil irgendsoein Idiot gemeint hat, mich übersehen zu müssen und vielleicht zwei Meter vor mir über den Zebrastreifen gejagt ist. Wirklich, besser konnte es gar nicht mehr werden. Der nächste Schock erwartete mich dann beim Frisör. Fassungslos starrte ich auf das riesengroße Schild auf dem in dicken Buchstaben stand : WIR MACHEN URLAUB! "Oh man....", stieß ich frustriert hervor und hockte mich auf eine Bank. Ich stützte den Kopf auf meinen Händen ab und seufzte herzzerreißend laut. Vielleicht hatte der liebe Gott ja jetzt ein Einsehen mit mir. Er sollte mich jämmerliches Persönchen, vom Leben geplagt, doch mal angucken. Vielleicht hatte er ja dann Mitleid mit mir. Das glaubte ich zwar weniger, aber einen Versuch war es immer wert. Irgendwann nach ein oder zwei Stunden stand ich dann schließlich auf und ging weiter. Mich selbst bemitleiden konnte ich auch im Gehen. Irgendwann kam ich dann an eine Straße und wartete, dass die Ampel von rot auf blau umsprang. "Hey, Ray-chan!", hörte ich da auf einmal jemanden schreien. Eben noch den äußerst interessanten und auch äußerst hässlichen Boden im Blick gehabt, sah ich auf...und erblickte meinen persönlichen Engel. Er stand auf der anderen Straßenseite und winkte mir freudig zu. Sein hübsches Gesicht zierte ein Lächeln. Verdammt, wie lange liebte ich diesen Mann schon? Ich wusste es nicht. Und überlegen wollte ich jetzt auch nicht, sonst würde sich mir auch gleichzeitig die Frage aufdrängen, warum ich es ihm nicht schon längst gesagt habe. Daher hob ich einfach die Hand. "Hey K!", antwortete ich. Er grinste mich breit an und blieb stehen. Anscheinend wartete er auf mich. In dem Moment sprang auch schon die Ampel um, und ich überquerte die Straße. Womit ich jedoch nicht gerechnet hatte: Ein Auto kam um die Ecke gebogen und raste in einem Affenzahn auf mich zu. Vor Schreck wie gelähmt, blieb ich stehen und sah den Wagen an, der mir immer näher kam. Ich hörte einen entsetzten Schrei und sah langsam in K´s Richtung. Auch er war geschockt, doch er reagierte schneller wie ich. Wie durch einen Nebelwand konnte ich sehen, wie er auf mich zugerannt kam. "RAY-CHAN!" Aber ich konnte mich nicht bewegen. Das brauchte ich wohl auch nicht mehr, dann in dem Moment wurde ich weggestoßen. Dann ging alles so schnell. K, wie er mich noch beim Stoß ansah. Das Auto, wie es ihn frontal erwischte. Wie er durch die Luft katapultiert wurde und auf dem Aspalt aufschlug. Menschen, die schrien. Der Wagen, der wegfuhr. K... Eine Blutlache bildete sich unter seinem Körper. Und in dem Augenblick kehrten die Lebensgeister wieder in meinen Körper zurück. Tränen brannten in meinen Augen, als ich aufsprang und zu meinem Engel hinstolperte. Zitternd und fassungslos sank ich neben ihm auf die Knie und nahm ihn vorsichtig in den Arm. "K...?", flüsterte ich leise. Er öffnete die Augen und sah mich an. So ein warmes Braun.... Sein Mund öffnete sich ein Stück, er wollte etwas sagen, doch dann musste er husten. Blut floss aus seinen Mundwinkeln. "Wie...geht es dir? Ist alles in Ordnung?", fragte er schließlich mit leiser Stimme. Ich schüttelte leicht den Kopf und kniff die Lippen zusammen, hoffte, so die Tränen zurückhalten zu können. Doch es funktionierte nicht. Nach und nach quollen sie aus meinen Augenwinkeln und liefen meine Wangen runter. "Warum....hast du das getan?", konnte ich ihn schließlich nach einigen Minuten fragen. Ein zartes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als der die Hand hob und sie mir auf die Wange legte. Ich sah ihn leicht verwirrt an, wusste nicht, was ich davon halten sollte. "Du bist...so wunderschön....", meinte K schließlich und strich sanft mit dem Daumen über meine tränennasse Haut. "Bitte....sag mir....warum.....", presste ich hervor. Ich wollte doch den Grund wissen. Warum er sein Leben für mich wegwarf. Er seufzte und musste wieder husten, spuckte Blut, was sich auf seinem weißen T-Shirt verteilte. "Ich habe den Krankenwagen gerufen!", hörte ich einen Passanten rufen, doch ich spürte, dass es ihm nicht mehr helfen würde. Und dieses Wissen zerbrach mir das Herz. Ich war mir sicher, dassK es auch wusste. Der Blick seiner braunen Augen war ein Abschied. "Ray-chan, ich....", fing er an, stockte dann aber. Ich sah ihn abwartend an. Mein wunderschöner Engel.... Ich bereute es zutiefst, ihm nicht meine Gefühle gestanden zu haben. "Hai?", harkte ich vorsichtig nach. K lächelte mich an. Es war so sanft... "Ich...liebe dich....Ich habe dich schon immer geliebt....", hauchte er schließlich hervor. Ich konnte es kaum fassen. "Ich habe mich nur nie getraut, es dir zu sagen....". sprach er weiter und sah mich entschuldigend an. Ich schüttelte den Kopf und lächelte. "Entschuldige dich nicht...." "Ray...." "Ich liebe dich auch.", erwiderte ich leise und ein glückliches Strahlen durchzog seine Augen. Im Hintergrund konnte ich die Sirenen des Krankenwagens hören. "Küsst du mich bitte?", fragte K mich da schüchtern. Ich nickte, meine Stimme hatte versagt. Ich beugte mich hinunter und hauchte ihm einen Kuss auf seine wunderschönen Lippen. Sie waren so....weich. Wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Als mich schließlich wieder von ihm gelöst hatte, sah er mich voller Liebe an und lächelte. "Ich...warte auf dich....", hauchte er, dann schlossen sich langsam seine Augen und sein Kopf sank an meine Brust. "K...?" Ich konnte mir nicht erklären, warum ich ihn ansprach. Ich spürte, dass er mich nicht mehr hören konnte. Er war tot. Und als mir das klar wurde..... Bin auch ich gestorben. Zwei Wochen später war die Beerdigung. Alle weinten, keiner konnte glauben, dass er nicht bei uns war. Aber K war tot. Gestorben. Wegen mir. Keiner hatte mir Vorwürfe gemacht. Sie sagten, ich wäre geschockt gewesen. Das war Pech gewesen. Schicksal. Aber ich wusste es besser.... Ich stand sehr lange an seinem Grab. Habe einfach nur das Bild angestarrt, was sie an seinen Grabstein befestigt hatten. Es passte so gut zu ihm. Er sah aus wie Engel. Ich liebe dich..... Er hatte es mir wirklich gesagt.... Ich wusste, er wartet da oben auf mich. Aber ich werde weiterleben. So lange, bis er mich holen kommt. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)