SoulBlade von ExeonAureas ================================================================================ Kapitel 12: Mögen die Spiele beginnen! -------------------------------------- Langsam öffnete Exeon die Augen und rappelte sich auf. „Autsch, die Landungen werden auch immer unsanfter...“ Er seufzte, während er sich durch sein strahlend grünes Haar fuhr und den Blick umherschweifen ließ. Allem Anschein nach befand er sich auf einer Art Vorplatz, umgeben von meterhohen Steinmauern. Rechts und links befanden sich jeweils acht schmale Fenster, die einen guten Blick auf die dahinterliegende Wolkendecke gaben. Neugierig näherte sich der Jugendliche einem der linksliegenden Fenster und lehnte sich vorsichtig durch dieses, um sich ein besseres Bild vom äußeren Bereich zu machen, konnte jedoch nichts außer einem endlos weiten Meer aus goldenen Wolken erkennen. „Wie hoch das wohl ist?“ Fasziniert genoss er noch eine Weile die Aussicht, bevor er mit den Achseln zuckte und sich weiter umsah. Sowohl vor, als auch hinter ihm, ragte ein gewaltiges Steintor in die Höhe, umgeben von einigen antiken Marmorsäulen, sowie einem kleinen Treppenaufgang, der zu den etwas erhöhten Türen führte. Pro Treppe erfüllten zwei große Fackeln den Platz mit Licht. Was die beiden Tore aber wohl am meisten voneinander unterschied, waren zwei prachtvolle, goldene Gladiatorenstatuen, die nur neben dem vorderen Tor standen. Jede Statue hielt ein Kurzschwert in der Hand, die sie emporstreckte und mit der Klinge der gegenüberliegenden Skulptur kreuzte. Beeindruckt schritt der Grünschopf auf die Figuren zu und bemerkte eine kleine Holztafel im sanften Schein der offenen Flammen. „Du denkst du wärst ein echter Held? Dann melde dich an und beweise dein Können im größten Spektakel, das Griechenland je gesehen hat – dem Heros-Cup!“ Skeptisch zog Exeon die Sternschnuppe hervor und blickte sie durchdringlich an. „Sicher, dass ich hier richtig bin?“ Wie aufs Stichwort schossen mehrere Another aus dem Boden und bildeten einen Kreis um den Grünschopf. „Another? Na ja, besser als nichts!“ Blitzschnell stürmten die Wesen auf den Jugendlichen zu, der geschwind sein Schwert zog und dessen Klinge mit seiner Aura erstrahlen ließ. Kurz bevor sie den Grünschopf erreichten, vollführte dieser eine Wirbelattacke, deren Reichweite jeden Gegner erfasste und an die nächste Wand schleuderte, wo sie in dunklem Rauch aufgingen. „Das war einfacher als sonst...“ Ein plötzliches Wiehern erschreckte Exeon, der sich hektisch umdrehte und in das Antlitz eines ihm völlig unbekannten Anothers blickte. Sein Oberkörper war denen der normalen sehr ähnlich, wobei dieser etwas muskulöser war und die blitzförmigen Antennen bis zum Rücken der Kreatur reichten. Doch sein Unterkörper unterschied sich stark von den bisherigen Vertretern seiner Art. Statt zwei, hatte er vier Beine und eine prächtige Mähne zierte den Rücken hinab bis zum Hinterteil, die im sanften Wiegen des Windes tanzte und durch das zackige Haar ebenfalls einem Blitz ähnelte. „Ein... Zentaur?“, murmelte Exeon ungläubig, während er das Monster vor sich begutachtete. Ohne Vorwarnung bäumte sich dieses auf und stieß ein schrilles Wiehern aus, bevor es einen seiner Arme auf Exeon richtete und sich dieser in zwei bogenartige Auswüchse verwandelte. In seiner anderen Hand erschuf es ein pfeilähnliches Geschoss aus dunkler Energie, den es in den Bogen spannte und direkt auf den Grünschopf schoss. Hastig sprang dieser zur Seite und feuerte im Flug eine Aurasphäre ab, welcher der Another mit einem hohen Satz auswich. Nachdem Exeon landete, sprintete er sofort auf den Gegner zu, doch galoppierte dieser in einem atemberaubenden Tempo davon um sich den Jugendlichen auf Distanz zu halten. Im Galopp feuerte der Zentaur einen Pfeil nach dem anderen ab, merkte allerdings schnell, dass die Geschosse alle von Exeons Auraschild abgewehrt wurden. Schnaubend scharrte die Kreatur mit ihren Krallen über den sandigen Boden und streckte nun beide Arme nach vorne aus. Diese verschmolzen zu einer riesigen Armbrust und in seinem Maul bildete sie einen gewaltigen Energiepfeil, den sie durch zurückziehen des Kopfes in die Sehne spannte. „Oh, verdammt...“ Mit einem Ruck ließ der Another los und viel zu schnell segelte der Pfeil davon und explodierte beim Aufprall mit Exeons Schild, der durch die Wucht zerbrach und den Grünschopf von den Füßen riss. Unsanft knallte dieser gegen die nahegelegene Säule und einige kleine Risse zogen sich nun durch den Marmor. „Okay, das reicht jetzt!“, murmelte Exeon grimmig, während er sich aufrichtete und den Another ins Visier nahm. Erneut rannte der Grünschopf los, doch diesmal war er derjenige, der seinen Gegner mit einer Salve an Aurasphären in die Defensive zwang. Noch im Laufen lud er seine Waffe mit einem Aurablitz auf, drehte das Schwert in der Hand und warf es geradewegs auf den Zentaur. Völlig perplex, gelang es ihm nicht rechtzeitig auszuweichen und so bohrte sich die Klinge mitten durch sein Bein. Geschockt vom Blitz, war der Another nun unfähig, sich zu bewegen und war Exeons nächstem Angriff, einem mächtigen Aurafeuerball, hilflos ausgeliefert. Nun war es das Monster, das explodierte und erschöpft und besiegt, sank es auf die Knie, sich langsam in dunklem Rauch auflösend. „Puh, geht doch...“ Seufzend beugte sich Exeon kurz hinunter, um sein Schwert aufzuheben und wischte sich danach den Schweiß von der Stirn. Plötzlich ertönte ein aufgeregtes Klatschen und erneut schrak der Grünschopf zusammen. „Das war großartig, Kleiner!“ Suchend blickte sich Exeon nach der tiefen, männlichen Stimme um und erblickte eine kleine Gestalt, die direkt auf ihn zukam. Das Wesen hatte zwar einen menschlichen Oberkörper, doch statt normalen Beinen, lief es auf Hufen und auf seinem Kopf thronten zwei kleine, leicht gekrümmte Hörner. Beim Anblick der Kreatur brach ein kurzes Kichern aus dem Grünschopf und erstaunt fragte er: „Was bist du denn? Und wen nennst du hier Kleiner?“ „Was ich bin?“, wiederholte der mysteriöse Mann in einem beleidigten Tonfall. „Ja, sowas wie dich hab ich noch nie gesehen.“ Der kleine Ziegenmann legte eine Hand an die Schläfe, die er genervt massierte, bevor er antwortete: „Aus welchem Kaff stammst du bitte, dass du nicht weißt, was ein Satyr ist? Aber das tut gar nichts zur Sache. Dein Kampfstil ist echt was Besonderes, Kleiner. Wie du's diesem Mistvieh gezeigt hast war echt erste Klasse. Du hättest nicht zufällig Interesse am morgigen Turnier teilzunehmen, oder?“ „W-was?“, stammelte Exeon, bevor er tief durchatmete und dann erwiderte: „Tut mir ja leid, aber ich kann nicht. Ich bin auf der Suche nach jemanden un--“ „Lass mich raten: Ungefähr deine Größe, Schwertkämpfer, übermütig, mit einem Hang zum Dramatischen?“, unterbrach ihn der Satyr. „Öhm... das... das trifft ihn erschreckend gut. Aber woher wu--“ Erneut fiel ihm der Unbekannte ins Wort: „Dafür hab ich 'nen Riecher. Und rate mal, Kleiner: Dein Freund macht beim Turnier morgen mit. Also ist deine beste Chance ihn zu treffen, mitzumachen!“ „Hm...“ Noch immer skeptisch legte Exeon eine Hand ans Kinn und dachte fieberhaft nach. Ob es wirklich Kurix ist? Aber warum sollte er beim Turnier mitmachen? Andererseits... was, wenn das gar nicht seine Entscheidung war. Und selbst wenn, etwas Training kann nicht schaden. Tut sicher mal ganz gut, keine Todesangst beim Kämpfen haben zu müssen. Nachdem er fertig überlegt hatte, beugte er sich zum Satyr runter und sagte: „Na gut, ich mach mit.“ Freudig sprang der kleine Ziegenmann in die Luft und jubelte: „Wunderbar! Dann hab ich zwei Worte für dich, Kleiner: Du. Bist. Drin!“ Perplex meinte Exeon: „Öhm, das sind aber dr--“, wurde allerdings wieder jäh unterbrochen. „Wie heißt du, Kleiner?“ „E-exeon...“ Zu sich selbst wisperte der Mann: „Wow, deine Eltern konnten dich wohl nich' leiden, hm?“, bevor er wieder lauter wurde und sich vorstellte: „Wie auch immer, ich bin Phil.“ „Das ist dein Quartier für die Nacht“, erklärte Phil, als sie eine kleine Kammer im Inneren des antiken Gebäudes betraten. An einer Wand befand sich eine kleine Liege, daneben stand eine morsche Kommode mit nichts außer einem Messing-Kerzenständer, an dem bereits das geschmolzene Wachs hinunter floss und ein kleines, hochgelegenes Fenster sorgte für frische Luft. Exeons Gesicht war nicht gerade von Begeisterung gezeichnet und mit hochgezogener Augenbraue musterte er das Zimmer. „Besser als nichts...“ „Das ist die richtige Einstellung, Kleiner“, sagte der Satyr und gab dem Jugendlichen einen aufmunternden Klaps auf den Rücken, welcher bei dem Wort „Kleiner“ mit den Zähnen knirschte und sich genervt an den Ziegenmann wandte. „Kannst du bitte aufhören mich so zu nennen? Verdammt, ich bin sogar größer als du!“ Phil stieß einen tiefen Seufzer aus und zog Exeon unsanft an dessen Arm, sodass er sich zu ihm runter beugen musste. „Pass mal auf, Heißsporn, ich hab nämlich zwei Worte für dich: Größe. Ist. Nicht. Alles!“ Erneute Verwirrung zierte das Gesicht des Grünschopfs der verdutzt murmelte: „Das waren sogar vier Worte...“ Unsicher, ob Phil ihn nicht hörte oder einfach ignorierte lauschte er weiter dessen Worten. „Es gibt eine Größe, die viel wichtiger ist, als die deiner Muskeln oder Körpers und zwar die des Herzens. Eines Tages verstehst du's, Kleiner.“ Danach löste er seinen Griff um Exeon, bevor er aus dem Raum trat und ihn alleine ließ. Der nächste Morgen brach viel zu schnell heran und raunzend setzte sich der Grünschopf auf, als die grellen Sonnenstrahlen durch das schmale Fenster schienen und ihn durch ihr Blenden weckten. Er streckte sich ausgiebig, begleitet von einem lauten Gähnen und rieb sich den schmerzenden Rücken, während er sich vom der Pritsche erhob. „Da war der Boden in der Wüste ja noch angenehmer...“ Rasch zog sich Exeon seinen Mantel über und trat hinaus auf den langen Gang, wo ihm Phil gerade entgegenkam und mit einer Handbewegung euphorisch grüßte. „Morgen, Kleiner!“ „Morgen...“, antwortete Exeon eher gequält und beugte sich zum Satyr hinunter. „Habt ihr hier 'n Bad oder so? Würde mich gerne etwas frisch machen.“ „Na klar, wir sind ja keine Barbaren. Ich zeig dir den Weg.“ Hastig folgte er Phil durch den Gang, gemeinsam bogen sie um eine Ecke und dann noch einmal, bevor sie vor einem großen Baderaum stoppten. Flüchtig bedankte sich Exeon und ging hinein, Phil hingegen verschwand wieder in die Richtung, aus der sie kamen und pfiff dabei munter vor sich her. Gemütlich zog sich der Jugendliche aus, hing seine Sachen über einen Holzständer und stieg dann über eine breite Treppe in das riesige Wasserbecken inmitten des Zimmers. Die Größe des Beckens, sowie die unzähligen Handtücher, die in einem Regal an der Eingangswand lagerten, deuteten daraufhin, dass dies wohl ein öffentliches Bad war, umso erfreuter war Exeon, dass er gerade als Einziger hier war. Er setzte sich an den Beckenrand, wo er die Arme auflegte, den Kopf in den Nacken warf und die Augen schloss. So verblieb er eine Zeitlang, bis der Grünschopf einen tiefen Seufzer der Entspannung ausstieß und wieder aus dem Wasser stieg. Aus dem Regal nahm er sich ein Handtuch, mit dem er sich gründlich trocknete, bevor er sich wieder seine Kleidung überstreifte und bereits den Raum verlassen wollte, als er sein Abbild in einem Spiegel an der Wand bemerkte. Er machte einen Schritt zurück und betrachtete seine Reflektion im spiegelnden Glas. Einige Tropfen wanderten über seine nassen Haarsträhnen, bevor sie hinunterstürzten. Erstaunt griff er nach einer der Strähnen und zog sanft an dieser. „Die sind auch schon wieder gewachsen... Wie lange bin ich eigentlich schon unterwegs? Sicher nicht mehr als ein paar Tage... oder?“ Angestrengt dachte er an die vergangenen Ereignisse zurück, bis zum Zeitpunkt seiner Abreise und versuchte die Tage zu zählen, jedoch vergeblich. „Ach, egal...“ Er zuckte mit den Schultern, fuhr sich durch sein tropfnasses Haar und verließ das Bad. Draußen dauerte es nicht lange, bis ein sichtlich gestresster Phil ihm entgegenkam und von weitem schon rief: „Da bist du ja, Kleiner!“ „Was ist denn?“ Der Ziegenmann blieb vor dem Grünschopf stehen, stemmte sich auf seine Knie und atmete kurz tief durch, bevor er antwortete: „Du bist gleich an der Reihe, also schwing' die Hufe!“ „S-schon?“, stammelte Exeon, bevor Phil schon wieder davon rannte und der Jugendliche ihm hinterher eilte. Auf dem Weg zur Arena legten sie einen kurzen Stopp bei Exeons Zimmer ein, damit dieser seine Waffe, die er vorm Baden hier gelassen hatte, holen konnte. Nachdem sie ihr Ziel erreichten, wurden sie vom tosenden Beifall der Menge, die auf den seitlich liegenden, steinernen Tribünen Platz genommen hatte, beinahe erschlagen. Beim Anblick des Publikums schluckte der Grünschopf und musste erschrocken an seine Abschlussprüfung zurückdenken. „Das sind viele...“ „Was hast du denn erwartet, Kleiner? So ein Spektakel lässt sich doch niemand entgehen.“ Schief grinsend kratzte sich Exeon am Hinterkopf. „Also ein paar hätten schon zuhause bleiben können.“ Ein metallisches Klicken lenkte plötzlich seine Aufmerksamkeit auf sich und auf der anderen Seite des langen Kampffeldes, öffnete sich langsam und stockend ein Eisengitter. Aus dem dahinterliegenden Tor trat eine vermummte Gestalt aufs Feld und blutrote Augen funkelten den Jugendlichen aus den Schatten der Kapuze heraus an. „Ein... ein Another?“ stammelte Exeon erstaunt. „Dein Gegner“, korrigierte ihn Phil. „Und jetzt Abmarsch, Kleiner. Die Menge will einen spannenden Kampf!“ Ein leicht verzweifeltes Stöhnen entrang Exeons Lippen und widerwillig betrat nun auch er das Kampffeld. Sein Gegenüber hob den rechten Arm ein Stück vor sich an und verbeugte sich, bevor er seine Kapuze in einem Ruck hinunterzog, sein aschblondes, rückenlanges Haar offenbarte und sich vorstellte: „Sei gegrüßt. Mein Name ist Pisces, ich bin meines Zeichens Wissenschaftler und Entdecker. Und du wirkst, wenn ich das so sagen darf, wie ein äußerst faszinierendes Versuchsobjekt.“ Ein Schauder durchfuhr den Grünschopf und etwas verängstigt erwiderte er den wissbegierigen Blick seines Gegenübers. Für eine Sekunde meinte er, einen grünen Schimmer in den sonst so typisch roten Augen des Anothers zu sehen, schüttelte jedoch den Kopf und zückte sein Schwert. „Wie ich sehe, sind Worte nich ausreichend. Nun gut, dann muss ich wohl zu härteren Mitteln greifen!“ Nachdenklich legte Pisces einen Finger an die Schläfe und konzentrierte sich für eine Sekunde. Plötzlich kam ein eisiger Wind auf und die Luft schien zu gefrieren. Kleine Eiskristalle sammelten sich vor dem Another und verdichteten sich immer weiter, bis sich inmitten des Eises ein dunkelblauer Schild mit silbernen Ornamenten bildete. Schützend schwebte er vor dem Blondschopf, dessen Augen noch immer von unstillbarer Neugier gezeichnet waren. Die Menge blickte gespannt aufs Kampffeld, wo sich Exeon und Pisces wortlos gegenüber standen. Dann, als die Spannung unerträglich wurde, stürmte Exeon los und schwang seine Klinge nach dem Blondschopf, der sich weiterhin hinter seinem Schild verbarg. Jeder Schlag wurde vom kalten Metall absorbiert, ohne dass sich der Blondschopf auch nur anstrengen musste. Mist, das bringt nichts. Ich muss an dem Schild vorbei. Mit einem Satz nach hinten, schaffte der Grünschopf wieder etwas Distanz zwischen sich und seinem Kontrahenten. Kleine Wölkchen entstanden jedes mal, wenn er ausatmete und inzwischen kroch ihm die Kälte bis in die Knochen. Eis ist anscheinend sein Ding... dann wollen wir dem Vieh mal einheizen! In seiner Hand erschuf der Schwertkämpfer einen grünen Feuerball, welcher eine angenehme Wärme ausstrahlte, bevor er mit der Hand über die Klinge seiner Waffe glitt und diese in Flammen aufgingen. Interessiert beäugte Pisces das nun brennende Schwert, war jedoch mehr von der grünlichen Farbe, als dem Feuer selbst fasziniert. Sofort sprintete Exeon auf seinen Gegner zu, wobei seine Klinge beim Laufen einen grünlichen Schein hinter sich herzog. Mit aller Kraft schlug er zu, doch wehrte der Schild den Schlag genauso mühelos ab, wie alle anderen zuvor. „Aus was ist dieser Schild?“, brüllte Exeon verdutzt. „Jedenfalls nicht aus Eis, wie du anscheinend angenommen hattest“, erwiderte Pisces, begleitet von einem amüsierten Kichern. Während der Grünschopf ihm wütend anknurrte, verkündete der Another: „Ich denke, ich habe nun genügend Daten über dich.“ „Was?“ Statt einer Antwort erschuf Pisces zwei kreisrunde Eiskristalle, die wie Zahnräder umeinander rannten und blitzschnell auf den Jugendlichen zuflogen. Mit zwei geschickten Schwertstreichen wehrte er die Kristalle ab und hörte hinter sich bereits das Surren von zwei weiteren. Mit einer Wirbelattacke zerschlug er auch diese, doch sah er schon die nächsten auf sich zu segeln. Nachdem er auch diese abfing, nutzte er die wenigen Sekunden und feuerte einen Feuerball vorbei an Pisces, bevor er sich wieder seiner Verteidigung widmete. Belustigt kommentierte der Blondschopf die Aktion seines Gegners: „Daneben. Das deine Konzentration so schnell abnimmt, hätte ich nicht erwartet.“ „Dann schau nochmal!“ Verwundert drehte sich Pisces um und beobachtete, wie der Feuerball eine Kurve flog und geradewegs auf ihn zusteuerte. Er wollte schon schützend seinen Schild vor ziehen, als er Exeon bemerkte, der mit gezückter Klinge angriff. Mit dem Schild parierte er den Schwertschlag, musste allerdings den Feuerball mit all seiner Wucht einstecken, was Pisces kurz zum Taumeln brachte. „Bemerkenswert. Erlaube mir folgende Frage: Wie hast du deinen Zauber so geschickt umgelenkt?“ Ein Grinsen zierte nun Exeons Lippen, die die Worte „Aura“ formten. Verdutzt blickte er den Grünschopf an, doch ging dieser erneut zum Angriff über, sodass sich auch Pisces wieder dem Kampf widmen musste. Hastig riss der Forscher seinen Arm hoch und eine gewaltige Eiswand bildete sich zwischen den Kontrahenten, sodass Exeon den Another aus den Augen verlor. Ehe er reagieren konnte, schossen drei weitere Eiswände hoch und schlossen den Grünschopf nun vollkommen ein. Panisch blickte Exeon die meterhohen Mauern hinauf und sah zu seiner Erleichterung einen Ausweg in Form einer rechteckigen Öffnung. Mit aller Macht sprang er vom Boden ab, drehte sich noch im Flug und landete mit beiden Füßen an der kristallklaren Wand vor sich. Von dort machte er einen weiteren Sprung zur gegenüberliegenden Wand und wiederholte dies, bis er durch die Öffnung segelte. Wie er wenige Sekunden später bemerkte, gerade noch rechtzeitig, da ein riesiger Eisspeer geradewegs auf das Gefängnis zusteuerte und dieses beim Aufprall zerbarst. Der Schreck stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, Pisces hingegen sah man die bloße Verwunderung an. Während der Another Ausschau nach Exeon hielt, nutzte dieser seine Chance und warf einen Feuerball, sodass dieser hinter Pisces flog und dort explodierte. Überrascht drehte er sich um und stand nun mit dem Rücken zu Exeon. Noch immer hoch in der Luft erschuf der Grünschopf eine kleine Aurabarriere unter seinen Füßen, von der er sich abstieß und rasend schnell hinabstürzte. Er festigte den Griff um sein Schwert, wodurch die brennende Klinge noch stärker aufleuchtete und verpasste dem Blondschopf im Vorbeisegeln einen fatalen Schlag. Ein lauter Schrei ertönte und voller Schmerz sank Pisces, die aufgeschlitzte Brust haltend, auf die Knie. Sein Schild fiel, begleitet von einem dumpfen Klirren, zu Boden und mit schmerzerfülltem Gesicht blickte der Another zu seinem Gegner. Dieser war inzwischen wieder am Boden gelandet und hatte sich dem Blondschopf zugewendet, bevor er sein Schwert in die Scheide schob und beide Hände vor sich ausstreckte. In der linken formte sich eine grüne Flamme, in der rechten ein unbändiger Wirbelwind, welche immer größer wurden und sich zu einer großen Sphäre vereinten, die Exeon laut brüllend abschoss. Die daraus resultierende Explosion schleuderte Pisces durch die gesamte Arena, bis er mit einem lauten Knall gegen die Steinmauer prallte und sich auflöste, noch bevor er den Boden berührte. Tosender Beifall brach aus und erschöpft torkelte Exeon zurück ins Gebäude, wo Phil ihn bereits erwartete. „Das war phänomenal, Kleiner! Selten so 'nen klasse Kampf gesehen.“ „Danke“, antwortete Exeon geschmeichelt und strich sich durchs Haar. „Da muss ich Phil zustimmen!“, ertönte es plötzlich hinter den Beiden und überrascht drehten sie sich zum Ursprung der Stimme, einem großen, muskelbepacktem Mann, mit strahlend blauen Augen und kurzem, welligen kupferblonden Haar, der ihnen breit entgegen grinste. Freudig hüpfte der Ziegenmann ihm entgegen und umarmte den Mann freundschaftlich. „Herk, da bist du ja endlich.“ „'Tschuldige, hat etwas länger gedauert, als gedacht.“ Nun wandte sich Phil an den verdutzten Grünschopf: „Darf ich vorstellen, Kleiner – der größte Held in ganz Griechenland und selbstverständlich von mir trainiert wurde – Herkules!“ Etwas zögernd hob Exeon eine Hand und meinte: „Freut mich. Ich bin übrigens Exeon.“ Der Grünschopf hatte ein schiefes Lächeln aufgesetzt, dass schnell wieder wich und bevor er in eine Konversation geraten würde sagte er: „Tut mir leid, aber ich muss mich erstmal ausruhen.“ „Richtig so, Kleiner. Immerhin musst du nachher nochmal ran“, kündigte Phil fröhlich an, blickte jedoch etwas verdutzt drein, als der Jugendliche ohne ein weiteres Wort schnurstracks an ihm vorbei und in sein Zimmer ging. Dort angekommen löste er den Schwertgurt und warf seine Waffe unsanft in die Ecke, bevor er sich ermattet auf die Pritsche fallen ließ. Laut seufzend drehte er sich auf den Rücken und blickte grübelnd zur Decke. „Ich hasse diese Viecher... Aber immerhin wird meine Windmagie besser.“ Er verschränkte die Arme hinterm Kopf und schloss die Augen in der Hoffnung, ein wenig schlafen zu können, doch kam er im Getümmel seiner Gedanken einfach nicht zur Ruhe. Ob ich die nächste Runde schaffen werde? Allein der erste Kampf war schon härter als erwartet. Und wenn ich mich an einem Another schon so schwer tue, wie wird das dann erst mit Lloyd? So hab ich doch gar keine Chance... Grummelnd setzte sich Exeon wieder auf, stöhnte genervt und schüttelte den Kopf. Verdammt, was ist denn los? Ich bin doch sonst nicht so. Während er sich mit dem rechten Arm auf seinen Oberschenkeln abstützte, fuhr er sich mit der linken Hand durch sein Haar und versuchte krampfhaft an etwas anderes zu denken. Dabei merkte der Grünschopf gar nicht, wie ihm langsam die Augen zu fielen und er langsam aber sicher vom Schlaf übermannt wurde. Stunden vergingen und erst am Nachmittag erwachte Exeon, als er durch das hektische Klopfen an seiner Tür geweckt wurde. „Hey Kleiner, du bist gleich an der Reihe!“, rief die Stimme Phils durch das trockene Holz der Tür, gefolgt von einem weiteren Klopfen. „Ja ja, ich komm gleich. Gib mir nur 'ne Minute“, brüllte der Jugendliche mit krächzender Stimme zurück, bevor er sich räusperte und verschlafen aufrichtete. Erst als er hörte, wie Phils Hufe in einem hastigen Takt über den Steinboden wanderten und immer leiser wurden, sprach er zu sich selbst: „Jetzt hab ich sogar schon Alpträume.“ Fieberhaft dachte er an seinen Traum zurück, doch mit jeder wachen Sekunde schwanden seine Erinnerungen an diesen, bis nur mehr wenige Fetzen übrig waren. Er erinnerte sich an seine Freunde, an die Schule, doch die Details verschwammen immer weiter und so erhob er sich seufzend von der Liege, rückte seinen Mantel zurecht und warf sich sein Schwert über, bevor er den Gürtel zuschnallte. Gemächlich schritt er zur Tür, blieb jedoch vor dieser stehen und atmete noch einmal tief durch, bevor er die Klinke in die Hand nahm und hinunter drückte. Auf dem Flur kam Exeon gerade Herkules entgegen, der ihm fröhlich zu winkte und den Grünschopf auf seinem Weg in die Arena begleitete. „Na, schon aufgeregt, Exeon?“ Achselzuckend erwiderte der Jugendliche: „Nicht so sehr, wie ich's sein sollte.“ Er lächelte dem Muskelprotz schief zu, bevor er fort fuhr: „Die Aufregung kommt wahrscheinlich erst, wenn ich wirklich im Ring stehe.“ „Geht mir gleich“, antwortete Herkules lachend, bevor er den Grünschopf an der Schulter packte und sich leicht zu ihm hinunter beugte und ihm zu flüsterte: „Kleiner Tipp von mir: Ziel auf die Schnauze!“ „W-was?“ Verwirrt blickte Exeon den Mann an, der ihm nur zuversichtlich entgegen grinste und mit einem Klaps auf den Rücken in die Arena schickte. Tosender Applaus brach aus, als Exeon das Kampffeld betrat und lauter denn je hallten die Anfeuerungsrufe des Publikums. Noch immer verdutzt blickte der Grünschopf über seine Schulter zu Phil und fragte: „H-hey, wer ist eigentlich mein Gegner?“ Bevor der Satyr antwortete, hob er den rechten Arm und zeigte zwei Finger hoch: „Zwei Worte, Kleiner: Zerberus!“ „Das war nu-- egal, Zerberus?“ Plötzlich ertönte lautes Gebrüll und ein bedrohliches, regelrecht furchteinflößendes Bellen, begleitet vom Beben der Erde, als vor Exeon ein riesiger, dreiköpfiger Hund die Arena betrat. Sein schwarzes Fell schimmerte im Schein der Sonne und jeder der Köpfe starrte den Grünschopf knurrend die Lefzen hochziehend, an. Schrecken machte sich in Exeon breit und wie gelähmt blickte er der Bestie vor sich in die blutroten Augen. „Ach du ...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)