SoulBlade von ExeonAureas ================================================================================ Kapitel 1: Schulalltag ---------------------- In seinem Zimmer angekommen, schnallte Exeon den Gürtel seiner Waffe ab. Die Schnalle gab klickend nach und löste sich. Das Schwert glitt, von Exeons Arm gestützt, sanft hinunter und lehnte nun wieder neben dem Türrahmen. Danach begab sich der Grünschopf gähnend und streckend zu seinem Kleiderschrank, öffnete diesen und kramte ein wenig herum auf der Suche nach frischer Kleidung. Innerhalb des Schrankes hingen einige Schuluniformen und Jacken für den Winter, darüber war ein kleines Regal in dem Shirts, Unterwäsche und Socken leicht zerknüllt und bunt durchgewürfelt lagen. Ich muss echt mal meinen Schrank aufräumen, dachte sich Exeon leicht beschämt und kratzte sich am Hinterkopf. Nachdem er sich für ein paar Sachen entschieden hatte, hing er sich diese über den Arm, schloss die Schranktür und schritt wieder aus seinem Zimmer. Mittlerweile waren recht viele Jugendliche unterwegs und kleine Gruppen tummelten sich auf dem Gang. Stimmen erklangen aus jeder Richtung und wurden von den Geräuschen unzähliger Schritte und Blättergeraschel begleitet. Auf dem Weg zum Duschraum konnte Exeon ein Gespräch zwischen zwei Mitschülern mit anhören. „Puh, bald ist endlich Wochenende“, bekundete der eine fröhlich. „Du sagst es! Ich bin total geschafft. Und nächste Woche ist dann die Abschlussprüfung, also kein Unterricht.“ Ach ja, völlig vergessen, dass alle Schüler keinen Unterricht während der Prüfungswoche haben. Gedankenversunken lief Exeon weiter, bis er vor der Tür des Duschraumes stand. Der Grünschopf klopfte dreimal an, bevor er eintrat. Der Raum war in mehrere Duschkabinen aufgeteilt, sodass jeder ungestört sein konnte. Sowohl der Boden als auch die Wände waren in einem strahlenden Weiß gefliest. In jeder Kabine befand sich eine Dusche, die nochmals seperat mit undurchsichtigen Glastüren geschlossen werden konnte, sowie ein Waschbecken mit Spiegel. Exeon schloss seine Augen, atmetete tief durch und konzentrierte sich auf seine Umgebung. Dumpf drangen Stimmen vom Flur, ein Luftzug zischte leise vor sich hin. Plötzlich erschien eine Silhuette hinter dem Grünschopf. Sie war wie Energie, eine Flamme, die sich zu einem Menschen formte. Nach und nach formten sich immer mehr Silhuetten, alle außerhalb des Raumes. „Scheint keiner hier zu sein.“ Er öffnete die Augen und mit einem Schlag verschwanden die Silhuetten. „Meine Aurafähigkeiten erweisen sich immer wieder als nützlich“, stellte Exeon grinsend fest und betrat nun eine Kabine. Er streifte sich seine Klamotten vom Leib und tapste in die Dusche. Der Wasserhahn quietschte kurz beim Drehen. Erst schwach, dann immer stärker strömte das Wasser aus dem Duschkopf. Nach wenigen Sekunden wich dem kalten Gefühl an den Füßen eine wohlige Wärme, die Exeons ganzen Körper umschloss und ein entspannter Seufzer entglitt seiner Kehle. Ah, das tut gut. Ungefähr zwanzig Minuten später verstummte das Rauschen und Plätschern der Dusche. Exeon schob langsam die Duschtür auf, Dampf strömte hinaus und ließ sämtliche Spiegel und Fenster binnen Sekunden beschlagen. Ein kalter Luftzug streifte den Grünschopf, welcher sofort panisch nach seinem Handtuch griff und sich erst einmal wärmend einhüllte, während er sich grob trockenrubbelte. Nachdem er trocken war, streifte er sich die frische Wäsche über, warf das Handtuch in einen großen Wäschekorb, der am Eingang des Duschraumes stand, und huschte hinaus. Er war noch nicht ganz draußen, als ihn plötzlich jemand umrannte. Die Wucht riss beide von ihren Füßen und warf sie mit einem lauten Knall zu Boden. „Verdammt, pass doch mal auf!“, schimpfte Exeon lauthals. Er lag mit dem Rücken am Boden, auf ihm ein Mädchen, das leise vor sich hinfluchte und mit der Hand durch ihr zartrosafarbenes Haar fuhr. Um die beiden verteilt lagen ein paar Bücher und ein Blatt schwebte an Exeons Gesicht vorbei. „Bitte entschuldige, ich hab' nicht aufgepasst!“, sagte das Mädchen hastig, kroch vom Grünschopf herunter und sammelte ihre Bücher ein. Unsicher legte Exeon den Kopf schief: „Melody? Bist du das?“ Erstaunt musterte sie ihn mit ihren hellblauen Augen. „Exi! Was machst du hier?“, fragte sie freudig. „War grad' duschen“, gab er zurück und zeigte dabei auf den Duschraum neben sich. Exeon richtete sich auf und half ihr beim Aufsammeln. „Und du?“, erkundigte er sich, ihr die Bücher entgegenhaltend. „Ach, ich war grad' auf dem Weg zum Magieunterricht. Hältst du mal kurz?“ Melody streckte ihm den gesamten Bücherstapel entgegen und klopfte sich sorgfältig den Staub von Uniform und Rock. „Puh, das sind ganz schön viele Bücher für das bisschen Hokuspokus.“ Exeon klang leicht beunruhigt und erstaunt. Sie schaute ihn kurz verdutzt an, bevor sie antwortete: „Als ob das alles für nur ein Fach wäre. Das Buch ist für Schwarzmagiekunde, das hier für Weißmagiekun--“, „Ja, ich hab's kapiert“, unterbrach er sie schnell. Empörung zeichnete sich kurz in ihrem Gesicht ab, doch sie schüttelte sie schnell ab und schnappte sich ihre Bücher. „Egal, ich muss los. Bis nachher! Und entschuldige nochmal!“, rief sie Exeon nach, während sie zum Klassenraum eilte. Er seufzte kurz, kratze sich am Hinterkopf und wollte sich gerade umdrehen, schon wurde er erneut von den Füßen gerissen, als wäre er gerade von einem Bus gerammt worden. „Was zum-- Heut' ist echt nicht mein Tag, oder?“ Exeon richtete sich wieder auf, dabei hielt er sich den schmerzenden Rücken. „Sorry, ich hab's grad' echt eilig“, erklärte sein Gegenüber flüchtig, während er aufstand und sich durch sein braunes Haar wuschelte. „Oh, du bist's Exeon. Was'n Zufall.“ Er konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und auch Exeon stimmte kurz darauf mit ein. „Kommst du auch zu spät zum Unterricht?“, hakte der Grünschopf nach. „Oh, stimmt! Ich bin viel zu spät, Meister Cid is' bestimmt stocksauer!!“ Sofort sprintete er los, Exeon rief ihm noch ein flüchtiges „Bis später, Myde!“ hinterher und verschwand in der Menschenmenge. Es vergingen einige Stunden. Auf dem Flur wurde es immer ruhiger, die Sonne senkte sich langsam herab und hüllte die Welt in eine Szenerie der Farbenpracht. Orangenes Licht drang durch das Fenster. Exeon saß an seinem Schreibtisch, alle Bücher, Blätter und sonstige Aufzeichnungen darauf waren grob gestapelt, vor ihm aufgeschlagen lag ein dicker Wälzer. Im Buchrücken waren die Worte „Grundlagen der Magie“ eingraviert. Mit seinem rechten Arm stützte er seinen Kopf, während er vorsichtig umblätterte und gequält weiterlas. „So viel Geschwätz wegen dem bisschen Magie. Ist doch voll einfach“, beklagte er sich. Ruckartig stand er auf, der Stuhl quietschte über den Boden und Exeon hob seine Hand leicht. Auf seiner Handfläche bildete sich eine kleine Flamme, diese tänzelte umher und hüllte das Zimmer in ein dumpfes Licht. Eine angenehme Wärme breitete sich aus. Selbstsicher grinste er vor sich hin, während er dem Feuer zusah. „Sag ich doch. Das Einzige, was noch einfacher ist, ist meine Aura.“ Nun hob er auch seine andere Hand und ein kleiner Wirbel aus grünem und blauem Licht bildete sich. Langsam formte sich der Wirbel zu einer Aurakugel. Hier und da schossen kleine Funken hinaus, die Kugel wirkte wie eine wilde Energie, die sich befreien wolle. Eine Zeit lang ließ er sowohl Aura als auch Flamme umhertanzen, bis ihm eine Idee kam. Vorsichtig führte er beide Hände zusammen, bis sich beide Elemente vereinten. Zuerst sah es so aus, als würden sie darum kämpfen, wer stärker ist, doch dann bildeten sie eine gemeinsame Form. Eine grüne Flamme schwebte über Exeons Handflächen. „Eine Auraflamme. Ich bin genial!“, sagte er freudestrahlend. Plötzlich klopfte es an der Tür und riss den Grünschopf kurzzeitig aus seiner Konzentration. Ein großer Funke sprang knisternd ab und entzündete einen Zettel auf dem Schreibtisch. „Nein!“, brüllte er erschrocken und versuchte, das Feuer zu löschen. Die Tür flog auf, Melody kam hereingerannt und fragte panisch: „Alles okay?!“ Rauch stieg auf, beide husteten, Exeon musterte das verkohlte Papier, auf dem nur noch das Wort „Notizen“ zu lesen war. Verzweifelt ließ er sich auf seinen Stuhl fallen. „Das waren meine gesamten Notizen für die Prüfung... Alles woran ich heut' gearbeitet hab'.“ Ein tiefer Seufzer begleitete seine Worte. Melody stand unsicher in der Tür und suchte nach tröstenden Worten. „Oh, ähm... Wenn du willst, helf' ich di--“ Sie wurde von ihrem eigenen Husten unterbrochen, räusperte sich und sprach: „Aero!“ Ein kleiner Wirbelwind fegte durch das Zimmer und sorgte für frische Luft. „Besser!“ Exeon sah sie vorwurfsvoll an. „Sicher?“, fragte er und bedeutete ihr, sich umzuschauen. Alle Sachen im Zimmer waren mitgewirbelt worden, und nun lag alles vollkommen zerstreut herum. Melody lief rot an, verbeugte sich und beteuerte wiederholt, wie Leid es ihr täte. „Schon okay...“, beschwichtigte Exeon sie. Er blickte kurz aus dem Fenster, erhob sich wieder und schritt aus dem Zimmer, vorbei an seiner Freundin. „Hey, wohin willst du?“, fragte Melody, während sie ein Stück lief um aufzuholen. „Komm einfach mit.“ Hastig folgte sie Exeon, der mittlerweile im Außenbereich des Gebäudes angelangt war. Wolken bedeckten die Abendsonne und glühten in einem warmen Violett. Ein leichter Wind wehte und zerzauste ihre Haare. Vereinzelt fanden sich kleinere Gruppen von Jugendlichen zusammen, welche die letzten Abendstunden ausnutzten und miteinander redeten oder lernten. „Hey, jetzt warte doch mal!“, rief Melody ihrem Freund zu, welcher noch immer zielstrebig voranschritt. Sie waren schon fast an der Außenmauer angekommen, die die Schule umringte. Das Mauerwerk bestand aus Steinen. Efeu und anderes Rankengewächs schlängelten sich hinauf. Exeon blieb kurz vor der Mauer abrupt stehen. Fragend schaute Melody ihn an: „Und jetzt? Willst du etwa abhauen?“ In dem Moment packte er ihre Hand, ging in die Hocke und sprang kraftvoll ab. Ehe sie realisieren konnte, wie sie durch die Luft flogen, landete er, im Gegensatz zu ihr, gekonnt auf der Mauer. Das Mädchen schwankte vor und zurück, Exeon zog sie vorsichtig zu sich und stützte sie. Während sie völlig perplex dastand, ließ sich der Grünschopf nieder und starrte in den Sonnenuntergang. Hinter dem Wall erstreckte sich ein riesiges Meer. Ganz schwach konnte man am Horizont eine Insel ausmachen. Staunen wich dem Entsetzen in Melodys Augen, je länger sie sich umschaute. „Wow, das ist... wunderschön!“ Ein Schwarm Vögel segelte über ihren Köpfen der Sonne entgegen. Die Minuten vergingen, während die beiden dasaßen und zuschauten, wie die Sonne unterging. „Bist du sauer auf mich?“, fragte Melody unsicher und unterbrach die Stille. „Hm? Ach so, du meinst wegen vorhin. Schon okay, war ja nicht deine Schuld.“ Er hob seine Hand und bildete erst eine Flamme, dann eine Aura, die das Feuer erst umhüllte und dann verschlang. Neugierig schaute das Mädchen dem Ganzen zu. Langsam wanderte ihr Blick zu Exeon. Sie starrte ihm tief in die Augen, welche blaugrün leuchteten und bei genauerem Betrachten konnte man erkennen, wie die Iris langsam umherwirbelte. „D-deine Augen...“, stammelte sie. Exeon löschte das Feuer und schaute sie erstaunt an. „Das ist dir noch nie aufgefallen? Das ist wegen meiner Aura.“ „Es ist umwerfend!“ Nun wurde Exeon etwas rot im Gesicht und versuchte abzulenken: „Ähm, ist ja schon spät, wir sollten besser wieder reingehen!“ Geschwind richtete er sich auf und sprang von der Mauer. „Komm schon!“, rief er seiner Freundin entgegen. Diese klammerte sich ängstlich fest und blickte entsetzt hinunter. „Und was, wenn ich mich nicht traue?“, fragte sie halb im Scherz. Exeon seufzte. „Ich fang' dich schon auf, also komm runter!“, versicherte er ihr und streckte seine Arme nach ihr aus. Melody zögerte einige Sekunden, bis sie sich schließlich fallen ließ und sicher in seinen Armen landete. „Du bist stärker als du aussiehst“, sagte sie mit zitternder Stimme. Verlegen kratzte sich der Grünschopf am Hinterkopf. „Findest du?“ Sanft setzte er sie am Boden ab und gemeinsam machten sie sich auf den Weg ins Schulgebäude. „Ach ja, das hätte ich fast vergessen.“ „Was denn?“, fragte Melody überrascht. „Ich werde an der Abschlussprüfung teilnehmen“, antwortete er mit einem breiten Grinsen. „Hey, das ist super...“ Auch wenn sie lächelte, konnte man einen traurigen Unterton in ihrer Stimme wahrnehmen. Exeon legte den Kopf schief. „Stimmt was nicht?“ Melody schüttelte unsicher den Kopf und erwiderte: „Nein, alles okay. Ich freu mich für dich!“ Eine unangenehme Stille breitete sich aus, die beide bis zu Melodys Zimmer begleitete. „Ich geh dann mal rein“, sagte Melody flüchtig. „Okay, bis morgen dann.“ Sie huschte hinein und schlug die Tür hinter sich zu. Exeon seufzte. Ich sollte langsam auch zurückgehen. Vielleicht kann ich ja einen Teil meiner Notizen retten... Ein schriller Laut riss Exeon aus seinem Schlaf. Benommen schlug er auf seinen Wecker, und das Geräusch verstummte augenblicklich. Er saß an seinem Schreibtisch, vor ihm mehrere offene Bücher und verstreute Blätter. „Ich bin gestern anscheinend beim Lernen eingeschlafen“, stellte er fest, streckte sich und gähnte ausgiebig, bevor er aufstand. Er zog sich um, wusch sich kurz und schnappte sich ein paar Bücher sowie sein Schwert. Auf dem Flur herrschte großes Treiben, unzählige Kinder und Jugendliche waren auf dem Weg zu ihren Klassen und viele von ihnen schienen es sehr eilig zu haben. „Hey, Exeon!“ Ein Junge in seinem Alter winkte und kam auf ihn zu. Sein orangefarbener langer Pony versteckte einen Teil seines Gesichts und zeigte so nur eines seiner violetten Augen. Exeon grüßte zurück: „Morgen, Neku. Du scheinst ja gut drauf zu sein.“ Beide waren im Westflügel der Schule untergebracht, auch bekannt als „Haus Soul“, einem der vier Häuser der Schule. Die anderen waren „Haus Dark“ im Nord-, „Haus Light“ im Ost- und „Haus Heart“ im Südflügel. Gemeinsam eilten sie durch die große Halle zum Unterricht. „Wir sollten uns beeilen, Meisterin Frimelda hasst unpünktliche Schüler!“, meinte Neku. Die zwei beschleunigten ihre Schritte und waren schon fast am Tor zum Schulhof angekommen. In deren Hast knallte Neku unbeabsichtigt in einen anderen Schüler und warf ihn fast um. „Pass doch auf!“, motzte der Junge. Während Neku sich entschuldigte, musterte der Kerl ihn genauer und gab zwei anderen ein Signal um herzukommen. „Schaut mal, dat is' doch dieser Pisser, Niko! Abschaum wie du gehört hier net her.“ Er und seine Kumpels lachten ihn aus und kamen immer näher. Neku wich verängstigt zurück und brachte kein Wort hervor. Plötzlich stand er mit dem Rücken zur Wand und die drei umzingelten ihn. Einer wollte gerade ausholen und zuschlagen, seine Hand fest zur Faust geballt. Sein Arm zischte durch die Luft, doch kurz bevor er sein Ziel traf, schritt Exeon dazwischen und fing den Angriff ab. Er packte die Faust des Jungen, schaute ihn bedrohlich in die Augen und drohte: „Wenn einer von euch meinen Freund auch nur berührt, werdet ihr es bitter bereuen!“ Die Iris des Grünschopfs wirbelten wütend umher. „Pah, du kleiner Stöpsel kannst uns gar nichts“, prahlte einer umher und schlug nun ebenfalls zu. Neku schaute erstaunt zu, wie Exeon die drei Prolls verprügelte. Wenige Sekunden später lag jeder von ihnen am Boden. „Ach ja, und sein Name ist Neku“, sagte er, bevor er zu seinem Freund zurückging und sie sich wieder zum Unterricht aufmachten. „Danke...“ „Kein Problem. Und jetzt lass den Kopf nicht hängen.“ Neku blickte hinauf und bemerkte das freundliche Lächeln von Exeon. Wenn ich doch auch nur so stark wäre, dachte er. Die Beiden näherten sich einer größeren Ansammlung von Schülern, die sich auf dem Hof draußen versammelten. Alle hatten ihren Blick auf eine Frau gerichtet, die vor der Gruppe stand und Anweisungen gab. Ihr kurzes, braunes Haar wackelte beim Sprechen. Sie trug einen knielangen, smaragdgrünen Mantel, zugebunden mit einem roten Gürtel. Frimelda erspähte Exeon und Neku, die sich der Gruppe näherten und schenkte ihnen mit ihren strahlend blaugrünen Augen einen strengen Blick. „Entschuldigen Sie die Verspätung, Meisterin Frimelda“, warf Exeon ein, während er sich am Hinterkopf kratzte. Sie seufzte kurz. „Passt einfach auf, dass es nicht nochmal vorkommt. Und nun stellt euch zu den Anderen.“ Ein „Jawohl!“ erklang von den beiden Jugendlichen. Sie gesellten sich zu ihren Mitschülern, Meisterin Frimelda positionierte sich wieder vor allen und fuhr fort: „Da die beiden den Anfang verpasst haben, fange ich nochmal von vorn an. Heute beschäftigen wir uns mit dem Entwaffnen eines Gegners. Die Technik, die ich euch zeigen werde, funktioniert am besten bei Schwert- und Speerkämpfern.“ Blitzschnell zog sie ihr Schwert und richtete es auf die Jugendlichen. „Meldet sich jemand freiwillig?“ Die Schüler wichen ängstlich zurück und niemand schien sich zu trauen. Zögernd hob sich eine Hand aus der Menge, begleitet von einem unsicheren „I-ich!“ Alle schauten erstaunt zu Neku, der nun seine Hand wieder herunternahm und nach vorne zu Meisterin Frimelda trat. Die Leute fingen an zu tuscheln: „Dass der sich das traut...“ „Der Letzte, der sich für 'ne Vorführung von Meisterin Frimelda bereitstellte, landete auf der Krankenstation.“ Genervt hörte Exeon mit. „Neku hat das drauf, glaubt mir!“, versprach er überzeugt. „Schaut einfach nur gut zu und lernt.“ Du schaffst das, Kumpel! Meisterin Frimelda und Neku stellten sich gegenüber auf. „Ich werde nun mit einer Stichattacke angreifen und du musst meinen Angriff abwehren und mich entwaffnen“, erklärte sie. „Bist du bereit?“ Neku nickte noch immer leicht verunsichert. Nach außen hin wirkte er relativ ruhig, aber innerlich schrie er. Ich schaff das! Ich schaff das! Ich scha-- Oh Gott, ich schaff das niemals! Er atmetete einmal tief durch. Ich muss mich beruhigen. Ich weiß, dass ich das kann! Die Meisterin holte ein wenig aus und ihre Klinge schnellte ruckartig nach vorn. Der Junge zog sein Schwert, wehrte den Angriff mit einem vertikalen Hieb nach oben ab und ließ seine Waffe um die des Gegners kreisen. Dabei verlor die Schwertkämpferin die Kontrolle und das Schwert glitt ihr aus der Hand. Die erstaunten Augen Aller waren auf Neku gerichtet. „D-das war exzellent!“, merkte Meisterin Frimelda an. Sie kniete sich hin und hob ihr Schwert auf. Einer der Schüler stammelte: „Was... was ist grade passiert?“ „Gute Frage! Neku, würdest du uns bitte erläutern, was genau du gemacht hast?“ „Natürlich“, antwortete er, während er sein Schwert wieder in die Scheide gleiten ließ. „Also, im Endeffekt hab ich ihr nur die Hand verdreht. Dadurch konnte sie ihre Waffe nicht länger festhalten und musste loslassen.“ „Und genau das werdet ihr jetzt üben. Sucht euch jeder einen Partner und fangt an“, orderte die Meisterin an. Exeon eilte zu Neku und klopfte ihm lobend auf die Schulter. „Nicht schlecht“, sagte er lächelnd. „Ach, das war nichts...“ Empört erwiderte der Grünschopf: „Das nennst du 'nichts'? Jeden anderen hier hätte Meisterin Frimelda durchlöchert. Sei ruhig mal stolz auf dich!“ Neku musste kurz lächeln. „So, zeigst du mir, wie genau du das gemacht hast?“ „Was?“, fragte Neku geschockt. „Du hättest das doch sicher auch geschafft.“ Exeon schüttelte den Kopf und antwortete: „Nope. Den Angriff abwehren, kein Problem. Aber entwaffnen... Deswegen hab' ich mich auch nicht gemeldet.“ „Haha. Stimmt, sonst meldest du dich immer. Na gut, dann zieh dein Schwert und lerne!“ Melody schlenderte gemütlich auf dem Schulhof entlang, ein Buch in ihren Armen haltend. Sie genoss den sanften Wind, der ihr entgegenkam und beobachtete neugierig die Leute um sich herum. Melody bemerkte Kurix, der gerade aus der anderen Richtung kam und winkte ihm freundlich zu. „Hey, Ku--“ Unsanft schob er sie aus dem Weg. „Hey, ignorier mich nicht!“ Dieser Idiot... Wie soll ich mich denn mit ihm anfreunden, wenn er anscheinend nichts von mir wissen will? Sie seufzte lauthals und spazierte dann weiter. Unterdessen schritt Kurix mit schnellen Schritten voran. Wieso lässt sie mich nicht einfach in Ruhe! Ich bezweifel, dass sie mich leiden kann. Als ob ich mir jemals Hoffnungen machen könnte... Wutentbrannt zündete er eine schwarze Flamme in seiner Hand, die er wahllos neben sich feuerte. Er traf einen Baum, der in Sekundenschnelle in Flammen aufging und knisternd und lodernd vor sich hin brannte. Eine Schülerin fiel bei diesem Anblick auf die Knie und brüllte verzweifelt: „Wieso? Das war mein Lieblingsbaum!“, bevor sie in Tränen ausbrach. Mehrere Mitschüler beobachteten das Ganze, einer schritt langsam zum weinenden Mädchen und gab ihr einen tröstenden Klaps auf die Schulter. Die anderen warfen sich kurze Blicke zu und einer rief fordernd: „Bleib stehen!“, dabei einen Finger auf Kurix gerichtet. Dieser machte belustigt auf der Stelle kehrt, ballte die Hand zur Faust und knackte genüsslich mit seinen Knöcheln. „Ihr seid jetzt genau der Sandsack, den ich gebraucht hab'!“, sagte er mit einem breiten, diabolischen Grinsen. „Das war's für heute“, äußerte Meisterin Frimelda und gab allen ein Signal, dass sie gehen konnten. Erschöpft ließ sich Neku zu Boden sinken und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. „Puh, endlich fertig. Deine Ausdauer hätt' ich gern, Exeon.“ Besagter stand munter da und grinste nur zurück. Dann eilte er zu seiner Meisterin. „Warten Sie, ich wollte Sie noch um etwas bitten!“ Fragend drehte sie sich zu ihm: "Um was genau?“ Exeon zeigte ihr sein Schwert, besser gesagt den Riss, der sich durch die Klinge zog. „Können Sie da noch was retten?“, fragte er besorgt. „Hm... Sieht schlimm aus. Aber ich denke, das kriege ich wieder hin. Komm nachher in mein Büro, dann leihe ich dir eines unserer Übungsschwerter, bis deines repariert ist.“ Er lächelte und bedankte sich nickend. Dann übergab er ihr sein Schwert und machte sich auf zu seiner nächsten Unterrichtsstunde. Während der Jugendliche über den Schulhof ging, schwebte ein Rauchgeruch in seine Nase. Besorgt verzog er das Gesicht. Oh Kurix, wehe, du hast wieder was angezündet... Schnellen Schrittes eilte er zur Geruchsquelle und fand schnell den mittlerweile verkohlten Baum, sowie Kurix, umringt von mehreren Jungs. „Unser Schulleiter ist ein Idiot, Leute wie euch an unsere Schule zu lassen!“, brüllte einer von ihnen. Ein zustimmenes Raunen ging durch die Menge. „Genau, die Dunkelheit hat noch nie was Gutes hervorgebracht. Euch sollte man rausschmeißen!“, fügte ein Weiterer hinzu. Grinsend gab Kurix zurück: „Ach, wirklich? Dann werde ich mal etwas Gutes mit meiner Dunkelheit anfangen und eure dummen, ignoranten Mäuler stopfen.“ Alle prusteten los vor Lachen und konnten sich kaum einkriegen. „Du alleine?“ Kurix' Grinsen wurde immer breiter und seine blutroten Augen funkelten kampflustig. Er zog eines seiner Katana mit klirrendem Geräusch aus seiner Scheide, stand plötzlich hinter einem der ihn verspotteten Jungs und gab ihm einen Hieb mit der Rückseite der Klinge. Mit einem dumpfen Geräusch knallte der Schüler zu Boden und das Lachen der anderen verstummte augenblicklich. Nun blickten alle zornig zu Kurix und zogen ihre Waffen. Ein großgewachsener Schüler stürmte auf ihn zu, doch Kurix packte ihn einfach im Gesicht und feuerte einen Schwall Dunkelheit ab. Bewusstlos sank auch der zweite Angreifer zu Boden und nun wirkten alle etwas beunruhigt. Plötzlich fiel eine Waffe zu Boden und der Besitzer rannte los. Kurix teleportierte sich vor ihn, wackelte tadelnd mit dem Finger und rang ihn mit einem gezielten Tritt zu Boden, begleitet von seinen Worten: „Na, na. Wer will da wie ein feiger Hund abhauen?“ Bevor auch nur ein weiterer eine Bewegung machen konnte, sprach Kurix einen Eiszauber, der alle auf der Stelle gefrieren ließ. Er grinste noch immer, als er mit den Fingern schnippte und gewaltige Blitze auf die Schüler prasselten. Die Eiskristalle zerbarsten in alle Richtungen springend und alle sackten verkohlt zusammen. Exeon, der das kurze Schauspiel beobachtete, stand erstaunt da. „Wie langweilig. Ihr konntet euch ja nichtmal wehren“, jammerte Kurix. Genüsslich schob er seine Waffe zurück in die Scheide, während er auf seinen besten Freund zuging. „Hey, nächstes Mal lass ich dir was übrig“, sagte er, seine Hand auf Exeons Schulter gelegt. Kopfschüttelnd erwiderte der Grünschopf: „Darum geht's nicht! Du kannst nicht einfach jeden verprügeln. Auch, wenn sie es verdient haben...“ „Du sagst es: Sie haben's verdient. Wenn ich's denen nicht zeig', tut's niemand. Beim nächsten Mal laufen die schon, wenn sie nur meinen Namen hören.“ Kurix lachte laut los. „Wenigstens lässt du deinen Sadismus nicht an Unschuldigen aus...“, seufzte Exeon. Einige Tage vergingen und die Abschlussprüfung rückte mit immer größeren Schritten näher, während Exeon die letzten Tage mit seinen Freunden verbrachte. Schliesslich war es soweit... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)