Familly Affair von TheSunGoesDown ================================================================================ Kapitel 1: A letter ------------------- Ein Brief damit hatte alles angefangen. Unscheinbar und doch so verheißungsvoll liegt dieser cremefarbene Umschlag vor mir, ungeöffnet. Meine Finger zucken schon, mein Arm schnellt nach vorn, doch im letzten Moment halte ich inne. Fast hätte ich es geschafft und meine Fingerspitzen hätten die raue Oberfläche berührt. Jedoch verlässt mich immer der Mut, sobald die unsaubere Schrift auf dem Umschlag in mein Auge springt. Die „A´s“ sehen immer noch so aus, als würden sie einen angrinsen. Brian zog den Zwischenbalken immer so weit nach unten, dass dieser Buchstabe einen tatsächlich angrinste. Bei seiner Handschrift hätte er wirklich Arzt werden sollen. Wäre auch für die restliche Familie akzeptabel gewesen, aber mein Bruder hatte schon immer seinen eigenen Kopf. Genau wie ich, ja so sind wir O`Connor´s nun mal. Manchmal Starrköpfig und unzertrennlich....Waren wir jedenfalls mal. Nun starre ich schon seit zwei Monaten jeden Morgen diesen Brief an. Jedes mal zieht sich alles in mir zusammen, wenn ich an meinen Bruder denke. Seit fünf Jahren hat er nichts mehr von sich hören lassen, nach dem er seinen Polizeidienst “beendet“ hat. Und jetzt schreibt er mir einen Brief? „Emilia? Schatz! Hast du meine Autoschlüssel gesehen?“, mit einem Ruck fahre ich aus dem Schneidersitz hoch und verstecke dabei den Brief hinter meinem Rücken. „Andy, schleich dich doch nicht so an.“, vorwurfsvoll sehe ich ihm in die Augen, lehne mich dabei an das Bücherregal hinter mir und schiebe den Umschlag zwischen zwei dicke Wälzer. „Entschuldigung, aber ich habe schon 2-mal gerufen. Mäuschen, hast du wieder gegrübelt?“, fragend erwidert er meinen Blick. „Ja, ich war wieder in Gedanken.“, ich bringe ein Lächeln zustande, füge hinzu : „Aber nicht so wichtig. Deine Schlüssel sind auf dem Fenstersims in der Küche.“ Für einen Moment wird sein Blick ernst, doch er sagt nichts weiter und geht wieder hinunter in unsere Küche. Erleichtert atme ich aus : „Das war knapp.“ Zum Glück hat Andrew meinen Brief nicht gefunden . Er wäre ausgerastet falls er davon erfahren würde. „Kontakte zu Kriminellen“, so würde mein Freund es ausdrücken. Ich kann es ihm nicht verübeln. Am Anfang unserer Beziehung wollte er alles über mich und meine Familie wissen. Von meiner Tante und meinem Onkel war er sofort begeistert, kein Wunder. Sie sind so etwas, wie die „perfekte Familie“. Mein Onkel ist Inhaber eines Bauunternehmens und seine Frau kümmert sich um die Kinder, den Haushalt und den Vorstadtklatsch. Aber als mein Freund damals von Brian erfuhr, oder sagen wir besser von seinem Berufsweg...Er war nicht gerade begeistert. Da er Anwalt ist und mein Bruder Transporter usw. ausgeraubt hat, bei illegalen Rennen fährt und von der Polizei gesucht wird....Ich kann Andrew verstehen, wenn es jemand aus seiner Kanzlei erfährt, dass er mit der kleinen Schwester eines gesuchten Verbrechers zusammen ist. Dabei bin ich auch kein unbeschriebenes Blatt, aber bei mir sind es nur Jugendsünden. „Ich habe sie. Emilia, wann wirst du heute eigentlich zu Hause sein? Ich bin gegen 5 hier. Worauf hast du Hunger?“, mit dem Autoschlüssel in der Hand, betritt er wieder das Zimmer und lächelt mir zu. „Ich schätze gegen 6 oder 7, wir werden die neuen Routen für die Schwertransporte zusammenstellen, könnte länger dauern. Wie wäre es, wenn ich dann einfach etwas mitbringe?“, hoffentlich hat er nicht vor zu kochen. Er ist wirklich ein lieber Kerl, aber kochen kann er nicht. „Nein, ich wollte für dich kochen. Also bist du spätestens gegen 7 hier?“, erwartungsvoll lächelt er mich an. Na toll.... „Schön, lieb von dir! Ich freu mich!“ „Wunderbar! Dann muss ich jetzt aber auch los. Wir haben gleich ein Meeting, also bis Abend!“, schnell küsst er mich, danach verschwindet er mit eiligen Schritten. Nachdem ich die Tür ins Schloss fallen hörte, entspannte ich mich wieder :„Ich sollte diesen verdammten Brief einfach lesen, sonst drehe ich noch durch.“ Frustriert werfe ich einen Blick durch den Raum und beim Anblick der Digitaluhr gerate ich in Panik : „Shit! Ich muss mich beeilen, sonst komme ich zu spät.“ Hastig stürme ich in das angrenzende Zimmer und schlüpfe in einen enganliegenden, schwarzen, kurzen Rock und eine weiße Bluse. Gerade als ich mein Haar bändigen wollte, klingelt es an der Tür. Bestimmt hat Andrew wieder etwas vergessen. „Sofort!“, sage ich laut während ich mich zur Haustür begebe und sie öffne. „Andy, was...? Oh Mr. Dounger wie....wie kann ich Ihnen helfen?“, vor meiner Tür steht mein Boss und er sieht ziemlich wütend aus. „O`Connor, wir müssen reden.“, Scheiße was hab ich denn getan? „Kommen Sie herein, kann ich Ihnen etwas anbieten?“, er schüttelt grimmig seinen Kopf und zupft seinen Anzug zurecht. „Okay, dann nehmen Sie doch Platz.“, mit zittrigen Fingern deute ich auf die Couch und schließe die Tür nachdem er sich misstrauisch um blickend, scheinbar dazu überwindet einzutreten. „Sie sind allein hier?“, ich nicke : „Mein Freund ist gerade aus dem Haus.“ „Gut....“, mit einem Seufzer lässt er sich nieder, zeigt mir mit einer Geste das Gleiche zu tun. „Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Sie entlassen sind , die gegebenen Umstände zwingen mich dazu.“, sein Blick ist unnachgiebig. „Wie? Entlassen?“, kaum das ich saß, sprang ich auch schon wieder auf : „Wieso?“, wie auf 180 laufe ich im Zimmer umher. „O`Connor, ruhig bleiben.“, ist sein Kommentar. „Wie soll ich ruhig bleiben? Sie haben mir gerade gekündigt und ich weiss nicht mal warum! In jeder Beurteilung von Ihnen gab es keine Kritikpunkte. Sie haben mich sogar gelobt. Was ist also der Grund? Klären Sie mich auf!“, fauche ich in das Gesicht meines Boss´s. „Ganz einfach, Brian O`Connor. Klingelt da etwas?“, seine Augen ruhen auf mir. Mir wird schlecht. „Wie kommen ...Sie...ich.“, zitternd versuche ich meine Stimme zu einem klaren Satz zu formulieren. „Ich weiß, dieser Kriminelle ist Ihr Bruder. Sparen Sie sich das Gestammel.“, nun setze ich mich wieder, aus meinem Gesicht weicht endgültig die Farbe. „Hören Sie zu. Emilia, in der Tat haben sie stets präzise und vorbildlich für uns gearbeitet. Aber unter diesen Umständen geht es nicht. Er ist ein Schwerverbrecher, hat zahlreiche Überfälle begangen. Wenn unsere Kunden davon erfahren....Ich kann das Unternehmen schließen. Keiner würde seine Waren bei uns transportieren. Unsere Kunden werden davon ausgehen, dass Sie unsere Routen ausspionieren und die Informationen weitergeben.“, erklärt mein Gegenüber mit nüchterner Stimme und schiebt hinterher :„Ich kann Ihnen nicht trauen.“ „Aber ich habe seit 5 Jahren keinerlei Kontakt zu ihm. Ich habe keine Ahnung wo er ist, oder was er macht. Glauben Sie mir!“, verzweifelt fahr ich mir übers Gesicht. „Die Entscheidung ist längst gefallen. Seien Sie froh, dass ich Ihnen nicht die Polizei auf den Hals hetze...Die Unterlagen werden zugeschickt.“, er ist im Begriff sich zu erheben. „Halt!“, er Mr. Dounger zuckt zusammen : „Entschuldigung, aber woher wissen Sie davon?“ Nickend sieht er mich an : „Ich bekam eine Akte zugeschickt, aber der Absender ist unbekannt. Jedoch auf einer Seite ist der Stempel der “Peterson`s- Kanzlei“ zu lesen.“, bei diesen Worten entgleisen meine Gesichtszüge. Das ist die Kanzlei meines Freundes. Sollte Andrew, mein eigener Freund dies getan haben? Nein, kann nicht sein, warum sollte er? „Entschuldigung, aber ich habe noch einen Termin!“, mit diesen Worten ging er so schnell, wie er gekommen war zur Tür und ich war wieder allein. Allein...verwirrt....und sehr wütend.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)