Written Pages von Jessa_ ================================================================================ Kapitel 16: Fathers and Kings ----------------------------- Kapitel 16: Fathers and Kings Kakashi schulterte seinen Rucksack, als er das Hupen von draußen vernahm, und hielt Rin und den Kindern die Tür auf. „Möchtest du bei Opa mitfahren, Naruto?“ „Au ja, komm mit Sasuke! Wir fahren bei meinem Opa mit zum Zoo!“ „Dann wird’s aber ganz schön eng im Auto. Fragt erst ob das für Opa okay ist, verstanden Naruto?“ Der Kleine nickte, griff nach Sasukes Hand und lief über den Bürgerstein zum Impala seines Großvaters. „Hallo Grandpa, hallo Granny! Oh, Onkel Obito!“ „Alles klar, Jungs?“, machte sein Großvater. „Fahrt ihr bei mir mit?“ „Uh-huh!“ „Dann quetscht euch mal zu Obito auf die Rückbank.“ „Nicht nötig, Jiraiya. Ich fahr einfach bei Kakashi mit“, bot Tsunade an. Sie würde gerne die Zeit nutzen, sich mit Rin zu unterhalten. Obito stieg aus, nahm auf dem Beifahrersitz Platz und die Jungen rutschten auf die Rückbank. Jiraiya lenkte den Wagen aus der Parklücke zurück auf die Straße und fuhr voran in Richtung San Diego Zoo in der Nähe des Balboa Parks. Er sah Kakashis Dodge im Rückspiegel und fragte die Kinder: „Und auf welche Tiere freut ihr euch besonders, Jungs?“ „Auf die Kröten!“, grölte Naruto von seinem Sitz. „Das ist mein Junge!“, machte Grandpa. Obito verdrehte die Augen. Diese Affinität für Kröten war beängstigend! „Und du, Sasuke?“, fragte er seinen Neffen. „Weiß nicht.“ „Warum nicht?“ Naruto guckte verdutzt. „Ich war noch nie im Zoo“, murmelte Sasuke verschämt. Sein Kindergarten war einmal in den Zoo gefahren, um Tiere anzuschauen, auf dem Spielplatz zu spielen und ein Picknick zu machen, aber er hatte nicht mitgedurft, weil sein Papa das nicht wollte. Zoos waren nur was für Babys, seine Jungs nahm er lieber mit auf die Jagd. Sasuke hatte es gehasst die blutenden Tiere zu sehen, aber er wollte nicht, dass sein Vater ihn für feige hielt. Wenn sein Bruder und er bei der Jagd tapfer waren, war Papa manchmal stolz und er verbrachte einen ganzen Tag mit ihnen ohne ihnen weh zu tun und ohne zu schimpfen, während er die Pflanzen und Tiere des Waldes erklärte. „Dann muss ich dir alles zeigen!“ Naruto grinste breit. Im Sommer fuhr er oft mit Grandpa in den Zoo, weil sein Papa und Rin arbeiten mussten und Sakura mit ihrem Daddy unterwegs war. Er kannte sich da gut aus – sie bräuchten keinen Guide, um Sasuke die besten Tiere zu zeigen! Jiraiya lenkte auf den Parkplatz neben dem Balboa Park und wählte eine Parklücke in der Nähe des Eingangs zum Zoo. Kakashis parkte seinen Ford neben ihm. Vor den Autos trafen sie sich, zogen ihre Rucksäcke an und machten sich auf zum Eingang, um die Karten zur kaufen. Sie liefen direkt auf das Flamingogehege zu, wo Sakura die hübsche Farbe der Vögel bestaunte. „Guck mal, Mama – fast so wie meine Haare!“ „Na, so ähnlich“, machte Rin. Sie hockte sich neben ihre Tochter in den Sand und küsste ihren rotblonden Schopf, der in der Sonne manchmal fast so rosa schien, wie das Gefieder der Flamingos. „Guck! Mama – die tanzen!“ „Ja, es sieht fast so aus, nicht Süße.“ Rin lachte. Sie schauten noch eine Weile die Flamingos an, entschieden aber zum nächsten Gehege zu gehen und blieben bei den Affen stehen, um ihr lustiges Treiben zu beobachten. Bei den Löwen packte Rin Trinkpäckchen aus. Aus Erfahrung wusste sie, dass die Kleinen die Wildkatzen besonders klasse fanden und Stunden damit verbringen könnten, sie beim in der Sonne liegen zu beobachten. Naruto steckte den Strohhalm in das Plastik und nahm eine großen Schluck Saft, bevor er damit begann, Sasuke zu erklären, wie toll Löwen waren – weil sie die Könige des Tierreiches waren. „Wie Mufasa“, staunte der kleine Uchiha und lehnte sich gegen Kakashi, der hinter ihm und Naruto hockte, um mit ihnen die Löwen anzuschauen. „Ja“, machte Kakashi und fuhr dem Jungen, über den von der Sonne gewärmten, dunklen Schopf. Es stimmte ihn traurig, dass Sasuke noch nie einen echten Löwen gesehen hatte. Er vermutete schon gestern Abend, als Rin ihm vorschlug mit den Kindern in den Zoo zu fahren, dass es das erste Mal für Sasuke sein würde, aber er mochte es erste Male für die Kinder zu kreieren. Dennoch, als Obito seine Vermutung eben bestätigte, bedauerte er die Jungen. Aber wenigstens, dachte Kakashi dann, kannte Sasuke Den König der Löwen von Zuhause. „Mufasa hat Simba immer beschützt, Kakashi.“ Der Agent legte locker einen Arm um den Bauch des Jungen und nickte. „Ganz recht. Das war großartig von ihm, nicht wahr?“ „Au ja“, machte der Kleine. „Aber er war ja auch ein König. Mama sagt, dass ist was Könige tun – sie beschützen die anderen.“ Ja, das sollten sie, dachte Kakashi, aber oft taten Könige das nicht. Im Laufe der Geschichte traten Könige nicht auf wie Märchenhelden, sondern häufig wie Tyrannen, die autonom über ihr Land herrschten. In der Wirklichkeit sprach kaum ein König über den Kreislauf des Lebens. Aber die Mutter der Jungen hatte gut darin getan, ihnen ein Stück Märchen zu schenken – es reichte, dass ihr Vater sie nicht schützte, wie es ein König sollte. Rin beobachtete Kakashi und den Kleinen. Sie kam nicht umhin, ihr Gespräch zu belauschten. Gerührt lenkte sie sich damit ab, die Trinkpäckchen der Kinder einzusammeln und in den nächsten Mülleimer zu schmeißen ehe die Gruppe sich aufmachte, um die erst Flusspferde (von denen ein besonders großes Exemplar Sakura ein erstauntes Wow entlockte) und dann die Nacktmulle anzusehen, die wirklich viel süßer waren, als Rin sie von Bildern her kannte. „Niedlich“, kommentierte ihre Tochter und auch Itachi beschaute die kleinen Nager. Sie erinnerten ihn an die Kaninchen, denen Papa das Fell abzog, nachdem er sie geschossen hatte. Sie machten Halt an einem Spielplatz mit angrenzendem Cafe. Die Erwachsenen tranken Cafe und Cola, während die Kinder kletterten, rutschten und im Sand spielten, ehe sie sich aufmachten, um die Eisbären und Seelöwen anzusehen. Die Bären hatten erst kürzlich frischen Schnee in ihr Gehege bekommen und waren immer noch voll damit beschäftigt, darin zu buddeln und sich den kleinen Hang hinunter zu kugeln. „Toll!“, kommentierte Naruto und reckte sich ein Stück, sodass sein Opa Mitleid hatte und sich ihn auf die Schulter setzte. Der Kleine faste in das graue Haar seines Großvaters und beobachtete die weißen Bären beim Spielen. „Nimmst du mich auch hoch, Onkel Obito?“, fragte Sakura. Es hatte den Uchiha nie gestört, von ihr und Naruto als Onkel bezeichnet zu werden – irgendwie war er ja einer für sie – aber seit er wusste, dass er Neffen hatte, mit denen ihn das Blut verband, war es schwerer nicht zusammenzuzucken, wenn die Kinder, die er von Herzen liebte, ihn Onkel nannten. „Natürlich, Prinzessin“, sagte er dennoch, hob sie sich auf die Schulter und sagte nichts, als sie ihre Arme um seinen Kopf legte und vor seiner Stirn verschränkte, um sich festzuhalten. Kakashi linste zu dem kleinen Uchiha und sah dessen traurige Miene, als Naruto und Sakura, von ihren Plätzchen auf den Schultern großer Männer, all das sehen konnten, was er nicht sah. „Komm her“, sagte Kakashi leise und hob Sasuke vorsichtig hoch. „Keine Angst, okay Kumpel?“ Er setzte ihn auf seinen Schultern ab, hielt ihn an den Knöcheln fest und sagte: „Halt dich fest, Großer.“ Er sah den Zwerg in der Scheibe danach schauen, wie es die anderen machten und fühlte ihn vorsichtig in sein Haar packen. „So okay?“, fragte er unsicher. „Absolut. Siehst du den kleinen Eisbären dort drüben?“ „Ja!“ Jetzt strahlte Sasuke über beide Ohren. Babyeisbären waren putzig! Itachi blieb neben Rin stehen und sein Blick lag nicht auf den lustigen Bären, sondern auf seinem kleinen Bruder. Es war nicht leicht, den Erwachsenen zu vertrauen, obwohl Itachi sah, wie viel sie taten, damit es ihm leichter viel. Er war früh heute Morgen aufgewacht und gesehen, dass Sasuke nicht neben ihm schlief. Stattdessen sah er eine rundliche, gelbe Verfärbung auf dem weißen Laken, dass Kakashi am ersten Abend über die Schlafcouch gespannt hatte, dort wo Sasuke hätte liegen sollen. Sein kleiner Bruder hatte ins Bett gemacht! Itachi war eilig aufgestanden und rüber zum Schlafzimmer des Agenten gelaufen. Zögerlich hatte er geklopft, aber es half nichts – er musste wissen, wo sein kleiner Bruder war. Rin hatte ihm geöffnet, ihn beruhigend gestreichelt und auf Sasuke gezeigt, der um seinen Teddy gekugelt in Agent Hatakes Bett lag. Rin erklärte ihm, wieso er dort schlief und beteuerte, dass weder Kakashi noch sie böse waren. Sie ließ sich von ihm beim Abziehen des Lakens helfen, weil er unbedingt wollte, und freute sich, als er mit ihr hinunter in die Küche ging, ihr beim Frühstück half und dabei Snacks für den Zoo einzupacken. Als Kakashi mit den Kleinen runterkam, hatten sie gegessen. Die Erwachsenen hatten nicht mit seinem kleinen Bruder geschimpft, sie hatten den nächtlichen Unfall nicht mal mehr angesprochen. Itachi war so erleichtert gewesen. Dennoch war es schwer zu vertrauen, wenn sein kleiner Bruder auf den Schultern eines, eigentlich fremden, Mannes saß und Itachi nichts anderes tun konnte, als hoffen, dass er ihn nicht fallen ließ. „Alles gut, Schätzchen?“ „Ja“, sagte Itachi und zwang sich von seinem Brüderchen weg zu den Bären zu schauen. Ihn interessierten all diese Tiere, aber die meiste Zeit war er damit beschäftigt ein Auge auf Sasuke zu haben. Sein ganzes Leben schon fühlte er sich verantwortlich für seinen kleinen Bruder. Er konnte nicht einfach aufhören auf ihn zu schauen. Nach den Eisbären schauten sie die Fütterung der Seelöwen an. Da sie recht weit vorne standen, konnten die Männer ihre Schultern entlasten. Auch vom Boden aus sahen die Kleinen gut, wie sich die hübschen Tiere nach den Fischen reckten. Fit, aber hungrig, machte sich die Gruppe nach der Show auf den Weg zum Treehouse Cafe um zu Mittag zu essen. Gestärkt durch Chicken Salate, Pasta und Sandwichs, machten sie sich auf zu den Elefanten, Zebras, den Tasmanischen Teufeln und zu den Giraffen, für die man sogar kleine Snacks kaufen konnte, mit denen man die Tiere füttern durfte. Kakashi kaufe 5 Biscuits. Er gab jedem Kind und Rin eines. Er ließ sie den Kinern zeigen, wie man die Giraffen am besten fütterte – langsam, ruhig und mit flacher Hand, dann hatten die verantwortlichen Pfleger auch nichts dagegen, wenn man sachte den Kopf der Tiere streichelte. Er hob nacheinander zuerst Sakura und dann seinen Sohn hoch, die jeder einer anderen Giraffe ihren Snack anboten und über das Fell des Tieres streichelten. Als sie wieder zu Narutos Großeltern gelaufen waren, um Elefanten und Zebras anzuschauen, winkte er Sasuke zu sich und hob ihn ebenfalls hoch. Der Junge legte den Biscuit auf seine geöffnete Handfläche und fragte: „So?“ „Ja, genauso.“ Da schlabberte schon eine alte Giraffendame das Gebäck von der Hand des Kleinen. Sie ließ sich bereitwillig kraulen, während sie kaute und schluckte, aber lief dann zurück zum Wassertrank, an dem sie zuvor den sonnigen San Diego Morgen verbracht hatte. Itachi sah das junge Giraffenkalb auf sich zukommen und legte das Gebäck flach auf seine Handfläche, die er dem Tierchen entgegenstreckte. Vorsichtig, und unter den Augen seiner Mutter, näherte sich das Kalb und schleckte sachte über Itachis Finger, ehe er den Snack mit der Zunge aufnahm. Itachi fuhr zärtlich über den braun gepunkteten, langen Hals des Jungtieres und lächelte. Es war wunderschön! Nach einem Rundgang durch das Amphibienhaus (Naruto sah endlich seine geliebten Kröten), einem Besuch bei den Krokodilen und den Koalas, machten die Erwachsenen erneut Rast im Schatten, während sie die Kinder im Streichelzoo Ponys, Schafe und Esel streicheln ließen. „Ich liebe diese Kräutergärten“, merkte Rin an. Wann immer sie den San Diego Zoo besuchte und Halt am Streichelzoo machte, bewunderte sie den angrenzenden Kräutergarten und nahm sich vor selbst einen in ihrem Garten anzulegen. „Ja, wirklich tolle Gerüche“, ergänzte Tsunade, löste ein Blättchen, zerdrückte es ein wenig in den Fingern und schnupperte. „Sehr intensiv.“ Sie erfreute sich immer wieder an der schönen Natur der Westküste. Sie war hier geboren und aufgewachsen. Den Zoo und Balboa Park hatte sie schon in ihrer Jugend oft besucht – ganz in der Nähe lag ihre Middle School. Rin trank einen Schluck kalten Kräutertee, den sie bestellt hatte, und schaute auf Itachi, der näher kam und nicht weit von ihnen stehen blieb. „Hey, Süßer“, sagte sie leise und winkte ihn näher. Er war stumm, aber legte eine Hand an die Lehne ihres Holzstuhles. „Ist dir langweilig?“, fragte Rin leise und fuhr, wie beiläufig, über seine Finger. „Nein. Ich mag es hier“, sagte er und klang fast ein bisschen verschämt. War es peinlich mit neun Jahren noch nie in einem Zoo gewesen zu sein? Oder dass er so über die Tiere staunte, die er zwar kannte, aber noch nie in echt gesehen hatte? Er dachte an die Löwen und dass sie wirklich wie Könige schienen, an die intelligenten Affen (die vielleicht die besseren Menschen waren), an die Elefanten und Giraffen, die einem mit ihrer Größe leicht daran erinnern konnten, wie klein man eigentlich war. Was Itachi jetzt noch nicht wusste – aber mit Sicherheit irgendwann wissen würde – war, dass man von Zeit zu Zeit an seinen Platz erinnert werden musste, und daran wie klein man eigentlich war. Aber er wurde sein ganzes Leben lang klein gemacht – jetzt war es erstmal an der Zeit, dass Erwachsene ihm zeigten, dass er gewaltig sein konnte. Es war Kakashis und Rins Aufgabe ihm bewusst zu machen, dass er wertvoll war, großartig und wichtig, dass seine Meinung zählte, dass sie auch mal anders sein konnte als ihre und trotzdem nicht weniger richtig war – und sie wollten genau das tun. Sie sahen diesen neunjährigen Jungen und wollten ihm beweißen, dass sie sein Vertrauen wert waren. „Das freut mich. Hast du Durst, Süßer?“ Sie wusste, dass er nicht fragen würde, wenn er durstig war. Er fragte immer nur für seinen Bruder, trank bei ihm einen Schluck mit oder wartete bis ihm etwas angeboten wurde. Aber jetzt sagte er: „Ja“, und Rin hielt ihm seinen Tee entgegen. „Möchtest du mal probieren?“, fragte sie. „Was ist das?“ „Kräutertee, aber eigentlich schmeckt es fast wie Zitroneneistee, nur besser.“ Der Neunjährige nickte und trank einen Schluck von dem Becher, den sie ihm an die Lippen hielt. „Schmeckt dir das?“, fragte sie, als er fertig war und er nickte erneut, woraufhin sie ihm den großen Becher erneut entgegenhielt. „Wir können teilen.“ Er lächelte, trank noch einen Schluck und blieb neben ihr stehen. Von hier sah er seinen Bruder mit einem kleinen Kaninchen kuscheln und bemerkte, dass die Erwachsenen dieses Tisch extra ausgewählt hatten – von hier aus übersahen sie den gesamten Streichelzoo. Itachi erinnerte sich an die vielen Meter die sie heute gegangen waren und daran, dass immer einer der Erwachsenen ein Auge auf ihn und die Kleinen gehabt hatte. Sie passten auf sie auf – das war tröstlich. Itachi linste zu Rin und lehnte sich instinktiv gegen ihr Bein. Unbewusst suchte er ihre Nähe – nicht nur sein kleiner Bruder hatte die Mutter verloren. Auch Itachi erlitt einen großen Verlust. Als er bemerkte, was er tat, wusste er, dass es besser wäre, zurückzuweichen und wegzugehen, aber er konnte es nicht. Für seinen kleinen Bruder war es einfach Kakashis und Rins Nähe zu suchen. Er ging einfach hin, nahm ihre Hand, lehnte sich gegen ihn, schlief sogar in einem Bett mit ihnen beiden, aber Itachi konnte das nicht. Er wusste es eigentlich besser. Zwar hatte Kakashi gesagt, dass er sie behielt, aber Itachi war nicht sicher, ob er es nicht bloß aus Schuld tat. Er hatte ihren Vater erschossen – weil es nicht wirklich eine andere Wahl gab – aber er hatte es getan. Letztlich hatte er sie zu Waisen gemacht. Itachi nahm es ihm nicht böse. Er wusste um die Bedrohlichkeit seines Vaters und davon, dass man das was Kakashi tat, Notwehr nannte. Doch irgendwann würde dieses Schuldgefühl nachlassen und vielleicht wollte Kakashi dann die Familie zurück, die er vor ihnen gehabt hatte – diese Bilderbuchfamilie mit Rin und Naruto und Sakura. Dann sah er, was er sich mit ihnen in sein Haus geholt hatte und dass sie es nicht wert waren, ein Leben lang für sie zu sorgen. Weil sie fremd waren – und nicht mal Tiere kümmerten sich um fremde Babys. Doch Rin legte ihren Arm um seinen Bauch und lächelte. Nach dem Streichelzoo, besuchten sie das Vogelhaus, wo sich ein kleiner Kolibri auf Sakuras Schulter nieder lies, was das Mädchen zum staunen brachte. Sie schauten den Wildkatzen beim Dösen in der Sonne zu, bestaunten Wölfe, Nashörner und Kängurus, die ihre Babys in ihren Beuteln am Körper trugen. Einen Moment lang dachte Itachi an seine Mutter, die mit ihnen hatte flüchten wollen. Obwohl er diese Menschen – Kakashi und Rin, Naruto und Sakura – wirklich begann zu mögen, wünschte er, seine Mutter und sie hätten es geschafft. Er wünschte sie hätten ein Auto gehabt – am besten ihren alten Challenger – und wären weggefahren, um zusammen zu leben. Er glaubte in ihrem Auto hätte er sich so sicher fühlen können, wie diese Kängurukinder in den Beuteln ihrer Mütter. Er wischte sich eine verlorene Träne aus dem Augenwinkel und folgte den Anderen in Richtung der Sonnenbären, Wombats und Honigdachsen. Die Augen seinen kleinen Bruders strahlten ob der kuscheligen Tiere und er konnte sich kaum entscheiden, welches er am tollsten fand! „Sie sind süß“, sagte er und lächelte Rin an. „Ja, Schätzchen.“ Sie pickste ihm in die Nase. „Aber du bist noch viel süßer!“ Die Wangen des Jungen färbten sich rosa, aber er nahm Rins Hand, während er weiterhin die hübschen Sonnenbären beobachtete. Einer von ihnen stellte sich auf die Hinterbeine und es sah fast so aus, als würde er dem kleinen Jungen genau in die Augen sehen. Sasuke lachte und winkte. Er liebte den Zoo – es war viel schöner den Tieren beim in der Sonne liegen, beim fressen und spielen und leben zuzuschauen, als dabei, wie sie vor Angst zusammenzuckten, um ihr Leben liefen und dann doch tot vor ihrem Vater lagen. Sasuke ging an Rins Hand zum Pandagehege, das nur einen alten, einsamen Bären beherbergte. Naruto und Sakura interessierten sich kaum für die Pandadame, sondern schauten lieber erneut ins Flamingogehege, das sie schon bei Beginn ihrer Tour so gemocht hatten. Itachi stand neben seinem kleinen Bruder, schaute auf die hübsche Pandadame – sie hieß Mollie stand auf dem Schild – und seine Augen weiteten sich, als er den kleinen Körper auf ihrem Bauch liegen sah. Es war kein Pandababy. Es war ein winziges Äffchen. „Schau“, sagte er zu seinem Bruder. „Was ist da?“ „Ein Äffchen.“ „Du hast Recht, Itachi. Da liegt ein kleines Affenbaby.“ Rin lies ihren Blick über die Tafel gleiten, die am Gehege angebracht war und las laut: „Neela ist unser jüngstes Affenkind, aber ihre Mutter Shari litt so sehr unter der schwierigen Geburt, dass sie sich nicht gleich um ihr Baby kümmern konnte. Aufgrund ihrer Anwesenheit im Gehege fühlte sich keiner ihrer Herde verantwortlich für Neela. Unsere Pflegerin Lisa zog Neela die ersten Tage per Hand auf und nahm sie, aus Zufall, mit in Mollies Gehege. Die alte Pandadame fühlte sich sofort zu Neela hingezogen und als Lisa das Gehege mit Neela verlassen wollte, sahen wir Mollie aufgebracht wie nie. Sie schützte Neela, als wäre sie Ihres. Seitdem unterstützen wir Mollie bei der Aufzug ihres Affenkindes.“ Itachis Augen weiteten sich, während er ihrer Stimme lauschte. Er schaute auf Rins Hand, die Sasukes fest hielt und auf ihr Lächeln. Er schaute auf Mollie und Neela und wusste, dass er falsch lag. Tiere kümmerten sich um fremde Babys. Vielleicht war es doch nicht bloß die Schuld. Vielleicht war es mehr – vielleicht würden Kakashi und Rin so für sie sorgen wie Mollie für ihr Affenbaby – als wäre sie Ihre. Als die Gruppe wieder zusammen in der Nähe des Ausgangs stand, entschied Kakashi, dass jedes Kind sich eine Sache aus dem Souvenirladen aussuchen dürfte. Während Jiraiya und Obito draußen auf der Parkbank warteten, betraten die Anderen den Shop. Naruto ging zielstrebig zu den Tiermagneten und wählte das Packet mit den Eisbären. Zuhause hatte er schon eine Menge Magnete mit Tierbildern für die Magnettafel in seinem Zimmer. „Darf ich einen Flamingo haben, Kakashi?“ Sakura zupfte an seinem Shirt und lächelte ein süßes Lächeln. „Sicher. Soll ich es dir geben oder soll ich dich hochheben, damit du dir selber eines aussuchen kannst?“ „Nimm du – ich bin zu müde um so groß zu sein.“ Er lachte leise, nahm einen besonders hübschen Flamingo und reichte ihn ihr. Dann wandte er sich um zu Sasuke, der hinter ihm stand, und ging in die Hocke. „Gefällt sie dir?“, fragte er leise und zeigte auf die Spieluhr. Sie war wirklich sehr hübsch. Der Sockel war aus Erlenholz und auf ihm saß eine Glaskugel, die Heimat war für eine Graslandschaft und einem Stein auf dem die Sonnnenbärenmutter mit ihrem Jungen saß. „Ja“, machte der Kleine und ein Wow klang in seiner Stimme mit. „Möchtest du sie haben?“ Sasuke nickte und lehnte sich zurück gegen Kakashi. Er mochte das. Der Agent ließ ihn die Spieluhr nehmen, ehe er ihn hochhob und zur Kasse ging, wo Rin bereits mit Itachi und den Kleinen wartete. „Was hast du dir ausgesucht, Kumpel?“, fragte er den Neunjährigen. Itachi zeigte die hübsche Giraffenfigur in seiner Hand, aber sagte sofort: „Aber du musst nicht…“ „Ich habe gesagt jeder von euch darf sich ein Souvenir aussuchen. Damit bist du inbegriffen, Kumpel.“ Kakashi lehnte sich rüber zu Rin und gab ihr einen Kuss auf die Wange, ehe er in ihr Ohr flüsterte: „Du auch.“ „Kakashi“, sie lachte und tat es ab, aber er schüttelte den Kopf. „Ich meine es ernst. Ich hätte gerne, dass du dir etwas aussuchst, was ich dir kaufen darf.“ Rin lächelte. „Danke, Kakashi“, sagte sie und ging zurück um sich den hübschen handgemachten Schmuck anzusehen. Sie wählte ein hübsches Lederhalsband mit Holzperlen und einer weißen Flussperle in der Mitte. Kakashi zahlte für alles, gab ihr die Kette und den Kindern ihre Spielzeuge und entschieden draußen darauf zu warten, dass Tsunade ihre Elefantenfiguren bezahlte. ~~ Ausgelaugt von den vielen gelaufenen Metern hatte lagen die Kleinen im kühlen Wohnzimmer auf Kakashis Couch und schauten eine Kindersendung. Rin und Tsunade machten in der Küche einen Nudelsalat und Gemüsesticks mit Jogurtdip, während Kakashi draußen auf der Terrasse den Grill anzündete und mit Jiraiya sprach, der es sich dort, mit einer Dose alkoholfreiem Bier, gemütlich gemacht hatte. Sie mussten bloß noch auf Obito warten und das Grillfleisch, das er aus einem Supermarkt in der Nähe einkaufen war. „Itachi, kannst du Rin fragen ob sie einen Obstsalat zum Nachtisch macht? Da hätte ich richtig Lust drauf.“ Der Junge nickte, rutschte von der Holzbank und legte sich die Worte auf den Weg in die Küche zurecht. Er blieb neben Rin stehen und als sie fragte, warum er reingekommen wäre, antwortete er: „Kakashi fragt, ob du einen Obstsalat zum Nachtisch machen kannst.“ „Ja, das ist eine prima Idee. Hilfst du mir beim Obst aussuchen? Kakashi hat immer Unmengen hier.“ Manchmal wunderte es sie, dass er so immer so viel Obst und Gemüse dahatte, denn er erlaubte seinem Sohn auch gerne mal ein bisschen Fastfood und Süßigkeiten – das war eine gesunde Mischung fand sie und mochte es. Gemeinsam entschieden Rin und Itachi sich für Trauben, Mandarinen, Melone und Ananas, ehe sie ihn bat die Türe zu öffnen. Sie war sicher, dass es Obito war, deswegen war das schon okay so – aber es war auch schön zu wissen, dass sie Itachi bitten konnten, die Tür zu öffnen, ohne zu fürchten, dass sein Vater hinter ihr stand und ihm wehtat. Davor hatte sie die meiste Angst gehabt in den Tagen, wo Kakashi Team nach ihm suchte. Itachi öffnete die Tür, ließ Obito durch und schloss sie hinter ihm. Er folgte dem Mann zurück auf die Terrasse und schaute zu wie er das eingepackte Grillfleisch öffnete und auf einen großen Grillteller legte, den er Kakashi reichte. „Hast du schon mal gegrillt, Kumpel?“, fragte der Itachi. Der Neunjährige schüttelte den Kopf und blieb unsicher an der Terrassentür stehen. Er wusste nicht, ob er lieber zurück in die Küche gehen sollte, um den Frauen zu helfen, oder mit den Kleinen Fernsehschauen, oder ob er hier bleiben durfte – es war schwer irgendwo fremd zu sein und nicht zu wissen, was von einem erwartet wurde. Zuhause hatte er meistens gewusst, was sein Vater erwartete. Still, fleißig, folgsam, dachte Itachi – solange er sich daran gehalten hatte, war es einfacher gewesen, seinen Vater nicht wütend zu machen. Aber immer half es nicht. Manchmal schlug Vater sie trotzdem. „Möchtest du mir helfen?“, hörte er den Hatake fragen und ging näher. Er ließ sich erklären, was er zu tun hatte und drehte das erste Stück Fleisch mit Kakashis Hilfe auf die andere Seite, bevor er es beim zweiten alleine versuchen durfte. Still, fleißig, folgsam, dachte Itachi, biss sich auf die Lippe und machte es ordentlich. „Gut, Kumpel. Klasse!“, lobte Kakashi und ließ den Jungen auch die nächsten Stücke Fleisch umdrehen, aber ließ ihn nicht unbeobachtet. Itachi war kein kleines Kind mehr, aber er hatte ein Recht auf Schutz und dieses wollte Kakashi erfüllen. Er hielt dem Jungen einen sauberen Teller hin und ließ ihn das Grillfleisch darauf ablegen, als es durch war. Im richtigen Moment kamen die Frauen aus der Küche. Sie baten die Kleinen den Fernseher auszumachen und mit nach draußen zu kommen, um beim Tisch decken zu helfen. Als alle saßen, bedienten sie sich am Fleisch, an den Soßen und den Beilagen. Naruto hatte besonderen Appetit auf das zarte Fleisch, dass er auch gerne ohne Soße verspeiste. Kakashi kam kaum mit dem Schneiden hinterher. „Darf ich Tomaten essen, Kakashi?“ „Klar. Du darfst alles essen, was auf dem Tisch steht – das weißt du doch.“ Sasuke griff nach den Tomaten, lies sich von Rin etwas Jogurtdip auftun und probierte auch die anderen Gemüsesticks. Er hatte nicht viel Lust auf Fleisch – lieber aß er Gemüse und Brot, das mochte er mehr, aber er ließ sich ein paar Stückchen Bratwurst von Itachi geben und aß sie brav. „Mama, kommen Sasuke und Itachi morgen mit in den Kindergarten oder gehen die wieder mit Kakashi arbeiten?“ „Süße, Itachi geht nicht mehr in den Kindergarten. Er geht schon zur Schule, aber ich weiß nicht, was wir morgen machen. Kakashi, was meinst du?“ „Ich denke wir sollten mal eure Day Care und eure Schule besuchen, mhm?“ „Okay“, machte Itachi, aber Sasuke zog eine Fluppe. Er mochte seinen Kindergarten nicht – da spielte keiner mit ihm. Viel lieber wollte er mit in Sakuras und Narutos Kindergarten. Sie waren seine Freunde. „Was ist los, Süßer?“, fragte Rin. Er schaute auf und murmelte etwas Unverständliches. „Du musst das noch mal wiederholen, Schätzchen. Ich hab es nicht verstanden.“ „Ich will nicht in meinen Kindergarten.“ „Warum nicht, Sasuke?“, hörte er Kakashi fragen und verlor den Mut. Der vergrub das Köpfchen an Itachis Schulter und fühlte sich gleich sicherer, als sein großer Bruder einen Arm um ihn legte. „Wenn wir … wenn wir hierbleiben dürfen“, sagte Itachi und schaute unsicher hinunter in seinen Schoß. „Ist es dann nicht besser, wenn mein kleiner Bruder mit in Narutos Kindergarten geht?“ „Wo er recht hat“, wandte Jiraiya leger ein. „Ich hätte euch Jungs damals auch nicht auf verschiedene Schulen geschickt.“ Kakashi gab den beiden stumm recht, debattierte aber mit sich selber, ob er den Kleinen wirklich so früh aus seinem gewohnten Umfeld reißen sollte. Aber er schien sich dort nicht wohlzufühlen – warum ihn also quälen, wenn er auch, sobald Tsunade das mit der vorläufigen Vormundschaft geklärt hatte, abmelden und in der Day Care seines Sohnes anmelden konnte. Bis dahin musste er halt in dessen altem Kindergarten Bescheid geben und sie über die Umstände aufklären. Es war sicherlich machbar Sasuke ein, zwei Wochen Zuhause zu behalten, beziehungsweise ihn mit zum NCIS zu nehmen. Er würde nicht allzu viel verpassen – so strickt waren die Lernstunden in den Kindergärten dann doch nicht. Itachi wollte er jedoch nicht wochenlang aus der Schule nehmen. Er war in der vierten Klasse. Sie lernten jeden Tag Neues und wer zu viel verpasste, hing hinterher. Da war es besser ihn gleich morgen wieder hinzubringen, soweit Itachi sich dazu fähig fühlte. Kakashi durfte nicht ignorieren, dass der Kleine seine Eltern verloren hatte und sicherlich trauerte. „Was ist mit dir, Kumpel? Was hältst du morgen von Schule?“ „Ist okay“, wiederholte der Neunjährige. „Aber… was ist mit meinem kleinen Bruder? Bleibt er… bleibt er hier?“ „Nein. Ich werde ihn einfach mit zum NCIS nehmen müssen. Für eine paar Tage sollte das in Ordnung gehen.“ Itachi mochte nicht, wie der Agent es sagte, so als… – so als wäre sein kleiner Bruder eine Last. „Ich kann mit ihm hier bleiben und auf ihn aufpassen“, sagte Itachi Er hatte sein ganzes Leben lang auf Sasuke aufgepasst. Wenn Mama den Haushalt machte und keine Zeit für sie hatte, weil sie in Zeitnot war und Vater sie schlug, wenn sie nicht rechtzeitig fertig wurde, hatte er Sasuke immer mit nach draußen genommen und ihn im Garten bespaßt. „Das ist wirklich toll wie du dich um deinen Bruder kümmerst“, meinte Kakashi, „aber ich kann euch nicht alleine Zuhause lassen. Das ist nicht das, was Erwachsene tun. Du gehst zu Schule und ich passe auf deinen kleinen Bruder auf.“ „Kakashi hat Recht, Süßer.“ Rin lächelte ihn an. „Dein Bruder ist uns nicht lästig, wir müssen nur in Ruhe schauen, wer sich am besten um ihn kümmert, bis wir ihn in Narutos und Sakuras Kindergarten anmelden können.“ Dann schaute sie Kakashi an. Ihr Lächeln blieb. „Ich könnte mir ein paar Tage freinehmen“, bot sie an. Wenn sie es ihren Vorgesetzten erklärte, würden sie es sicher verstehen. „Und ich kann immer eine helfende Hand bei den Hunden gebrauchen.“ Jiraiya grinste. Er nahm sich ein zweites Steak, Obito tat es ihm gleich und fragte seinen ältesten Neffen: „Möchtest du auch eines, Itachi?“ „Nein danke, Agent Obito. Ich mag kein Steak.“ Obito sagte ihm, dass sein Vorname genügte – er war schließlich nicht auf der Arbeit und, auch wenn er das nicht sagte, gehörte Itachi zu seiner Familie – so oder so. Er schnitt ein Stück Fleisch ab, tunkte es in Barbecuesoße – anders mochte er es auch nicht – und dachte daran, wie viel er in diesen kurzen Tagen über seinen Neffen gelernt hatte. Itachi liebte Challenger mindestens genauso sehr wie er selbst, er liebte seine Mutter, seinen Bruder und süße Säfte. Aber Steaks mochte er nicht. Obito wollte nie wieder, dass es seinen Neffen an etwas mangelte – vor allem nicht an Liebe. Deswegen war er so beruhigt, dass sein Bruder und diese wundervolle Frau seine Neffen aufnahmen – in eine Familie, die sie selbst erst dabei zu gründen waren. Sie waren so mutig. Und sie liebten diese Jungen so sehr. Obito liebte sie auch. Aber er konnte sie nicht zu sich nehmen. Bei ihm gab es zu viele Dinge, an denen es seinen Neffen mangeln würde. Es war besser nichts zu sagen und sie das Leben leben zu lassen, dass sie verdienten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)