This and That von YoungBlood (Meine Beiträge zum XPerts Adventskalender) ================================================================================ Kapitel 1: This Night --------------------- „This is it boys, this is war! What are we waiting for? Why don't we break the rules already? I was never one to believe the hype Save that for the black and white I try twice as hard and I'm half as liked But here they come again to jack my style“ „Sirius! Komm sofort vom Tisch runter!“, hörte man meine persönliche männliche Anstandsdame schimpfen, bevor man mich am Ärmel meines Festumhangs zog – was mich gefährlich nahe an die Tischkante heranbrachte. Ich stolperte über meine eigenen Füße, was die aufgestellte Schnapsglassammlung schlussendlich eher über den Rand schickte und ich ihnen ahnend dabei zusehen konnte. Das Feuerwerk der Glasscherben ließ den Ärmelzieher genervt knurren. Ja und? Dann war ich eben etwas angetrunken, aber wie sonst hätte ich den heutigen Abend überstehen sollen? Und es war ja keinesfalls so, als ob ich ihn dazu genötigt hätte mit mir zu kommen. Hätte doch genauso gut zu Madam Potter und Mister Tut-mir-leid-hab-keine-Zeit-mehr-für-euch-weil-LILY! gehen können. Madam Potter hatte auch sicherlich einen ihrer ach so schmackhaften Braten gezaubert, mit dem sie ihn einmal hatte vergiften wollen. Welcher Mensch versteckte in einem eigentlich so köstlichen Gericht denn bitte Erbsen? Wie ich Erbsen hasste. Diese runden, kleinen, grünen Dinger – die sich nicht auf eine Gabel aufspießen ließen, ohne dass ich einen Tobsuchtsanfall bekam. Außerdem schmeckten sie wie Pappe und Lilys Erbsen schmeckten erst recht nach Pappe – Pappe mit Kleister! Filchs verdammter Kleister. Der Kleister mit dem er uns einmal an unsere Stühle geklebt hatte, sodass ich mir einen ewig langen Vortrag von Slughorn über Schuleigentum hatte anhören können. Man sollte diesen humpelnden Hausmeister besser nicht unterschätzen, auch wenn er mit seiner lächerlichen Halbglatze immer aussah wie eine Kreuzung aus Mensch und geschrumpften Troll. Wobei das schon wieder beleidigend für die armen Trolle wäre, die doch eigentlich nichts dafür konnten mit ihm verwandt zu sein. Verwandtschaft konnte man sich eben nicht aussuchen. Richtig? Ja genau und jetzt da ich mich schon wieder mit meinen Gedanken im Kreis drehte und wieder bei dem Grund angekommen war, weswegen ich hier auf dem Tisch stand und betrunken eine Kriegsrede schwang, konnte ich doch auch gleich über besagtes Thema wiedermal nachdenken. Meine Verwandtschaft. Gut nicht die gesamte. Nur einer. Dieser kleine Wicht. „Bitte Sirius.“, flehte mein Aufpasser jetzt, wobei ich diesmal zu ihm hinab sah und mit einer unbedachten, fließenden Bewegung mein Feuerwiskeyglas über seinem Kopf ausleerte. Was sollte denn der Stress? Es war ja nicht mal so, als ob sie hier in einer Muggelbar waren. Waren sie nicht. Hier wusste doch jeder über diesen dämlichen Krieg bescheid. Und ich trat ja den Todessern liebend gern in den Hintern für sie, die hatten es doch nicht anders verdient. Sie machten mich sowieso so wütend. Sie machten mich unüberlegt und impulsiv. Vielleicht war es sein Plan gewesen mich so aus dem Konzept zu bringen, vielleicht wollte er damit meine Kampfkraft schwanken lassen. Was auch immer er damit hatte erreichen wollen: Es war ihm geglückt. Mein Kopf drehte sich nur noch um ihn und um das Schicksal, vor dem ich ihn nicht hatte retten können. Ich war schuld. Warum hatte er mir das nur gegeben? Geschenkt. Warum hatte er es mir geschenkt? Ich bekam nur am Rande mit, wie Remus bei der Bedienung unsere Rechnung beglich, die ihm ein Handtuch für seine Haare anbot. Aber so groß und weit Remus Barmherzigkeit und Fürsorge, sowie Geduld auch war, so sah ich ihm im nächsten Augenblick auch schon an, dass das Abenteuer für heute vorbei war. Oh bitte Moony bring mich nicht zu Prongs, eine von Lilys Standpauken über sinnloses Trinken brauche ich nicht. Nicht heute. Nicht jetzt. Und ich wäre froh sie nie wieder hören zu müssen, aber ich war mir sicher, dass ich ihr irgendwann nicht mehr entfliehen konnte. Aber bitte nicht heute. Nicht jetzt. „Komm Großer, ich bring dich heim.“, seufzte Remus so ergeben wie Mutter Theresa und zog mich nun doch vom Tisch hinunter, „Du zahlst in Zukunft, das war mein letztes Geld.“ Natürlich Moony. Was immer du willst. Weist du eigentlich, dass du der Beste bist? Irgendwie bist du immer da, wenn ich jemanden brauche. Und heute hab ich dir sogar das Fest ruiniert. Deshalb ließ ich mich auch herab ziehen, schlang einen Arm um seinen Hals, damit er mich besser vor meinen Füßen bewahren konnte, die ein bemerkenswertes Eigenleben entwickelten, sobald ich mit Alkohol in Kontakt kam, und zupfte an seinen nassen Haaren. „Tut mir leid.“, murmelte ich, worauf er einfach nur lächelnd abnickte und mich aus dem Lokal hinaus bugsierte. Die Leute starrten uns nach, meine Rede hatte ihnen wohl nicht gefallen an diesem heiligen Abend. Aber die meisten hatten doch sowieso keine Ahnung davon, welche Leute da draußen versuchten sie zu verteidigen und dabei ihre eigenen Leben zerstörten. Sie konnten heute ohne unerwünschte Gedanken hier sitzen und sich freuen, Geschenke tauschen und lachen. Selbst bei den Potters würde das heute nicht so sein. Es war doch nur ein still schweigend vereinbarter Waffenstillstand. Nichts offizielles. So ganz wollte man sich eben nicht darauf verlassen. Aber vielleicht war es meine einzige Chance. Draußen war es kalt. Und die vereinzelt vom Himmel segelnden Schneeflocken schmolzen sofort, wenn sie auf das hellbraune Haar von Remus trafen. Ich verfolgte eine solange mit den Augen, bis sie an seiner Wange hängen blieb. Wobei ich ihn vermutlich so dämlich ansah, dass mein Freund sich räusperte und sich ihm nächsten Moment mit mir drehte. Apperrieren auf trunkenen Magen ist nicht so ein Spaß, wie mir James immer hatte weiß machen wollen. ~My heart is breaking for my sister And the con that she called "love" But when I look into my nephews eyes Man, you wouldn't believe The most amazing things That can come from Some terrible lies~ Das Kaminfeuer warf Schatten an die Wände, spiegelte sich in den Gläsern der Fensterscheiben, an denen die Eisblumen ihre Schönheit erstreckten und hüllte das ganze Haus in eine wohltuende Wärme. Vor dem Feuer wippte der alte Schaukelstuhl vor und zurück, quietschte ab und zu leise vor sich hin, wenn die Person in dem Sessel sich bewegte, eine Seite des Buches umblätterte. Er hatte nur schlecht seine Neugierde in Zaum halten können. Zu gern hätte er beobachtet, was seine kleinen Geschenke für Ausmaße annahmen. Vielleicht war es eine grausame Lüge, ein böses Betrug, aber nur so konnte man manchmal die schönsten Dinge schaffen. Vielleicht war es seine letzter gute Tat in diesem Leben, die dunklen Gestalten, die Nacht um Nacht vor seiner Tür herum schlichen, nur noch durch den Blutzauber abgewehrt, wurden jede Woche mehr. Alphard Black war noch nie ein Mann der Furcht gewesen, aber selbst er konnte in den Nächten nicht mehr schlafen, quälte sich in seine Träume hinein, nur um bei jedem Geräusch wieder auf zu schrecken. Mit kaltem Schweiß auf der Stirn und einem laut pochenden Herzen. Den Zauberstab in den verkrampften Fingern haltend. Und dennoch war der heutige Abend anders. Auch die Nachtläufer schienen heute andere Pflichten zu haben und so genoss er einfach nur den Gedanken an den Schlüssel und das Märchenbuch. Seine Schwester hatte vielleicht mit ihrer Liebeslüge leben können. Er hatte es nie. Es brach ihm immer wieder das Herz zu sehen, was aus ihr geworden war. Aber wenn er in die Augen seines Neffen gesehen hat und die Verzweiflung erkannte, die Erkenntnis darüber, dass man etwas wichtiges verloren hatte – da wusste er, dass es für ihn noch nicht zu spät war. Er war noch nicht zerfressen von dem Hass. Für ihn war es noch nicht zu spät. Und nicht nur für ihn. Aber niemand tat den ersten Schritt in des anderen Richtung. Niemand reichte die Hand über die Schlucht. Und keiner von beiden drehte sich auch nur nach der Vergangenheit um. Wer sollte sonst den Anfang machen? Und gerade an heutigen Tag kann man über Schluchten steigen. °Some nights I wish that this all would end Cause I could use some friends for a change And some nights I'm scared you'll forget me again Some nights I always win, I always win But I still wake up, I still see your ghost Oh Lord, I'm still not sure what I stand for What do I stand for, what do I stand for? Most nights, I don't know Oh come on So this is it? I sold my soul for this? Washed my hands of that for this? I miss you for this?° Ich stieß mit Alec an. Die blonden Haare legten sich penetrant immer wieder über seine dunkelgrünen Augen und ich musste darüber die ganze Zeit schmunzeln, wie er versuchte sie fort zu pusten. Tja mein lieber Alec, da musste eindeutig mal eine Schere zuschlagen, aber davon hast du ja sowieso noch nie etwas gehört, richtig? Und während ich den Krug mit diesem Nieswurz-Bier an die Lippen hob, um meine Stimmung anzukurbeln, lachst du über einen deiner Scherzen, für die ich nur ein schwaches Lächeln übrig habe. Zumindest heute. Dir ist sicher aufgefallen, dass heute mit mir etwas nicht stimmt. Aber du bist so taktvoll es nicht vor den anderen anzusprechen und so wissen wir wohl beide, dass es für immer unter den Tisch fallen wird. Wir sind nicht die Art von Freunde, die am nächsten Tag über ihre Gefühle vom Vorabend sprachen. Vergangenes aufwärmten, nur damit das beklommene Gefühl wieder in unsere Glieder zurück kroch, dass wir über Nacht allein bekämpft hatten. So war das eben bei uns. In Kämpfen vertraue ich dir meinen Rücken an und ich versuche auch dich zu verteidigen. Und dennoch weiß ich, dass du dich von mir abwenden würdest, wüsstest du, um was sich meine Sorgen heute Nacht drehten. Als was würdest du diese Bindung also beschreiben? Ich nahm einen tiefen Schluck. Nott feixte mit Alecto, Amycus grölte vollkommen dicht den armen Evan zusammen und Lucius hatte sich mit meinen beiden Cousinen taktvoll in eine Ecke verzogen, um in Ruhe den neusten Klatsch auszutauschen. Für sie war dieses noch jugendliche Aufspielen und kindische Gehabe einfach nur unerträglich. Aber ich war da anders. Ich fühlte mich im Moment einfach nur wohl. Sie waren wahrlich nicht die besten Leute auf der Welt, sicherlich nicht. Ich wünschte mir jeden Morgen, dass dieser Alptraum endete, dass ich aufwachte und erlöst war von meiner Bürde, die sich in meinen Unterarm gebrannt hatte. Aber dann sehe ich auch jeden Morgen sein höhnisch lachendes Gesicht vor mir und ertappe mich immer wieder dabei, wie ich mich fragte, warum ich nur diesen Weg gewählt hatte. Eine so einfache Frage und so schwer zu beantworten. Was mache ich eigentlich hier? Wofür bin ich gut? Wie sieht sein Plan für mich aus? Was bin ich wert? Für was stehe ich eigentlich? Aber nun war die Antwort zum greifen nah. In meiner Tasche hatte ich das kleine Buch versteckt. Das Märchenbuch. Dieses lächerliche Buch für kleine Kinder. Einfach nur lachhaft in den Augen anderer. Und doch so erschreckend für mich. Ich hatte den kleinen Zettel nicht gebraucht, der am Geschenkpapier gehaftet hatte. Ich hatte auch so gewusst, dass es von meinem Bruder gekommen war. Ich erinnerte mich noch wage an die Abende, wo er mir daraus vorgelesen hatte. Abende voller Lachen und Magie. Abende an die ich mich gerne, wenn auch nur verschwommen, erinnerte und in die ich in manchen Momente nur zu gerne flüchten würde. Aber sie waren vorbei. Ich hatte einen Weg eingeschlagen, der seinen nicht gut hieß und der ihn verachtete. Also was sollte das? Warum schenkte er mir dieses Buch? Vielleicht war es sein Plan gewesen mich so aus dem Konzept zu bringen, vielleicht wollte er damit meine Kampfkraft schwanken lassen. Was auch immer er damit hatte erreichen wollen: Es war ihm geglückt. Mein Kopf drehte sich nur noch um ihn und um das Schicksal, vor dem er mich hatte retten wollen. Aber er war nicht schuld. Warum also hatte er mir das nur gegeben? Geschenkt. Warum hatte er es mir geschenkt? Der Abend zog sich hin und ich verzichtete darauf vor meine Haustür zu apperieren. Lieber hinterlies ich Spuren im Schnee, betrachtete die Sterne und vergrub die Hände tief in den Manteltaschen. Alles war so friedlich. An den meisten Türen hingen bunte Kränze, bunte Lichter tanzten über den Schnee. Selbst zu solch später Stunde konnte man noch das ein oder andere Weihnachtslied erkennen, dass seine Noten in die Herzen der Menschen schickte. Doch bald war auch dieser Tag vorbei. Der kurze, unbesprochene Waffenstillstand endete sicherlich mit dem letzten Glockenschlag und dann musste ich neue Kraft aufbringen, um mich am Leben zu halten. Vielleicht sollte ich mir aber erst morgen Früh darum Gedanken machen. Und wie ich durch das Gartentor schritt, den schmalen, kurzen Weg zu meiner Haustüre hinter mir ließ, weiteten sich meine Augen. Dort saß er. Auf den Treppenstufen zu meiner Eingangstür. Den Mantelkragen hatte er gegen die Kälte hoch geschlagen, verbarg zur Hälfte das Gesicht darin. Die Haare noch genauso schwarz und lang wie bei unserer letzten Begegnung. Aber ohne gezogenen Zauberstab. Die Schneeflocken tanzten um uns herum und der Wind zerrte an den Stoffen, doch das machte uns nichts. Er saß da und sah mir entgegen. Sah mir dabei zu wie ich stehen blieb und ihn mit offener Überraschung anstarrte. Wie lange hatte ich ihn nicht gesehen? Richtig gesehen meine ich. Nicht aneinander vorbei hastend in einem erneuten Gefecht, darauf achtend, dass man sich nicht irgendwann selbst gegenüber stand. Nicht auf alten Familienbilder oder in Träumen. Es tat gut ihn zu sehen. „Du siehst schrecklich aus.“, war das erste, was mir über die Lippen kam, wofür ich ein leichtes Lächeln bekam. „Danke gleichfalls.“, gab er brummend zurück und machte nicht einen Moment anstalten sich zu erheben, zog nur einen kleinen silbernen Schlüssel aus seiner Jackentasche, „Du musst verrückt sein Reg.“ Ich blinzelte verwirrt, legte den Kopf etwas schief. Ja anscheinend. Ich konnte mich nämlich nicht im entferntesten daran erinnern, was ich damit zu tun haben sollte. Aber ich konnte mir denken welches Schloss dieser Schlüssel wohl öffnete. Es wunderte mich, warum Sirius ihn nicht gleich genutzt hatte, um mir im Warmen auf zu lauern. „Und du glaubst immernoch ernsthaft daran an meiner Meinung irgendwas ändern zu können.“, erwiederte ich und zog das Buch hervor, um es ihm mit einigen Schritten unter die Nase zu halten. Er betrachtete das Buch, erkannte wie ich den Titel und runzelte verwundert die Stirn. Aber das interessierte mich gerade nicht. Das war ein schlechter Scherz und ich hatte keine Zeit dafür. Keine Zeit und keine Nerven. Schnell war ich die Stufen zu meiner Tür hinauf gegangen, hatte meinen Hausschlüssel schon im Schloss herum gedreht und einen Fuß hinein gesetzt – als ich inne hielt. Er rührte sich nicht. Er sagte nichts. Er unternahm keinen Versuch mich aufzuhalten. Ich wartete trotzdem darauf. Ich wartete, dass er hinter mich trat und mir die Hand auf die Schulter legte. Mir sagte, was er sich dabei gedacht hatte, mir dieses Buch zu schenken nach all den Jahren, in denen wir es geschafft hatten uns zu ignorieren. Sag etwas Sirius. Bitte. Es sind nur noch wenige Minuten bis die Glockenschläge durch die Straßen hallen würden. Und dann? „Fröhliche Weihnachten Regulus.“ Sirius stemmte die Hände gegen die Oberschenkel und erhob sich von der Treppenstufe. Er klopfte sich ein bisschen Schnee vom Mantel. Nur noch ein paar Minuten. „Warte.“ Doch Sirius drehte sich nicht um. Er schloss die Augen. Wie viele Minuten noch? Seine Hand verkrampfte sich um den kleinen Schlüssel. „Kommst du mit rein?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)