Endosymbiontentheorie von Katta (RuffyxNami) ================================================================================ Kapitel 12: Mut lohnt sich -------------------------- „Du pennst schon? Was ist los mit dir, Ruffy?“, vernahm ich Aces Stimme durch das Kissen, das ich mir im Schlaf über den Kopf gezogen hatte, bevor ich spürte, wie er mir die Decke wegzog. „Wir beide, PS3 Duell, jetzt!“ „Mann, Ace!“, ich schlug ihm das Kissen gegen den Kopf, was er als direkte Kampfansage wertete und sich, wie ein Wrestler auf mich drauf warf. „Lass den Scheiß!“ „Wehr dich wie ein Mann, Ruffy“, lachte er, steckte mich in den Schwitzkasten und verpasste mir brüderliche Kopfnüsse. Mühsam befreite ich mich aus seinem Griff, sprang aus meinem Bett und stürzte mich auf ihn drauf, um ihm dieselbe Behandlung zuteil kommen zu lassen. Für einen kurzen Augenblick fühlte es sich wieder so an, als sein wir erst zehn Jahre alt und würden einen der zahlreichen Kämpfen führen, die wir auch damals zum Spaß ausgetragen hatten. Nie hatte ich Ace bezwingen können, er war stets der Stärkere von uns beiden gewesen. Das sah auch dieses Mal nicht anders aus. Er brauchte keine Minute, um den Spieß wieder umzudrehen und mich auf dem Bett festzunageln. „Noch ein paar letzte Worte oder willst du um Vergebung betteln?“ „Du spinnst doch“, lachte ich, blickte in sein fettes Grinsen, das rasch verschwand, als ein dünnes Stimmchen ertönte: „Papa, was machst du?“ Mit einem Satz sprang er von mir runter und nahm Titi auf den Schoss, die auf ihn zugelaufen kam und die Arme nach ihm ausstreckte. „Wir haben bloß herumgealbert, Krümel“, sagte er. „Und du? Bist du denn gar nicht müde?“ Sie legte ihre Händchen an seine Wangen und schüttelte den Kopf. „Neee!“ „Also als ich so alt war wie du, da musste ich um die Zeit aber schon längst im Bett sein“, säuselte ich, sah, wie sie die Nase krauszog und lachte. „Ja, weil Opa dich in den Schlaf gehauen hat“, fügte Ace grinsend hinzu und tat so als würde er Titis Hände essen wollen, als sie glucksend zurückzuckte. „Da siehst du mal, was du für ein Glück hast. Alle lieben dich und können gar nicht genug von dir kriegen. Und wer liebt dich am meisten?“ Er presste sie an seine Wange und küsste sie, während sie quietschte und kicherte. „Duuuuuu.“ Lächelnd beobachtete ich die Szene, die sich mir wie ein Traum anmutete, obwohl ich Ähnliches schon oft beobachtet hatte. Dennoch war es für mich kaum zu glauben, dass das derselbe Ace war, der zunächst noch so erschüttert und verstimmt auf die Nachricht der ungewollten Schwangerschaft reagiert hatte. Ich weiß noch genau, wie er sich damals zurückgezogen und intensiv gegrübelt hatte. Es war schwer bis unmöglich gewesen, ein Gespräch mit ihm anzufangen. Ständig war er uns ausgewichen oder nicht nach Hause gekommen. Aber ich konnte ihn immer verstehen, er war mitten im Studium gewesen und hatte sich entscheiden müssen, ob er weitermachte oder ob er Verantwortung übernahm. Zwar hatte Dadan ihn mit Engelszungen bearbeitet, dass er sich das gut überlegen solle, ob er abbräche, immerhin hatte er die Hälfte bereits geschafft und es gäbe doch Hilfen und Beratungen, aber das wollte er nicht und ließ sich auch nicht sagen, wie leichtfertig er handele. Sein Standpunkt war von Anfang klar gewesen: Er wollte von niemandem abhängig sein und erst recht wollte er es Kobra beweisen, dass er imstande war, für Vivi zu sorgen. Allein. Vielleicht hatte Ace keinen Traum von einem bestimmten Beruf oder Geld und Ähnlichem. Vielleicht machte er sich auch gar nichts daraus, denn wenn ich ihn sah, wie er strahlte, wenn Titi und Vivi bei ihm waren, dann kam ich immer mehr zu der Ansicht, dass er glücklich mit dem war, was er hatte. Er liebte die beiden offensichtlich über alles und schien seinen Platz im Leben gefunden zu haben. „Luffi, schläfst du?“, fragte Titi, die mit großen Augen zu mir aufschaute und sich an meinen Knien festhielt. „Ne, hab nur gerade nachgedacht.“ „Über was denkst du denn groß nach?“, fragte Ace, erhob sich von meinem Bett und machte Anstalten mein Zimmer zu verlassen. „Darüber, dass ich dich jetzt abziehen werde?“ „Das glaubst auch nur du“, entgegnete ich, schnappte mir Titi und folgte ihm ins Wohnzimmer, wo ich mit ihr auf die Couch kuschelte. „Überleg dir, was du tust. Ich hab deine Tochter!“ „Oh, das würdest du nicht ausnutzen“, sagte er, neigte den Kopf und hob eine Augenbraue an. „Willst du es herausfinden?“ Er drückte mir das zweite Gamepad in die Hand und stellte die Konsole an. „Gleich spuckst du aber nicht mehr so große Töne.“ Wir tauschten kurz Blicke aus, ehe wir damit begannen, wie wild auf den Knöpfen herumzudrücken, um der Spielfigur des jeweils anderen die Lebensenergie abzuziehen. Titi gähnte und kuschelte sich gegen meine Brust. „Luffi, langweilig!“ „Prinzessin, Geduld“, stammelte ich, versuchte die nahende Katastrophe abzuwenden und Aces Spielfigur endgültig auszuschalten. Das Glück schien auf meiner Seite, denn ich schaffte es, ihm bis auf einen Strich sämtliche Energie abzuziehen. Ich wollte ihm bereits einen Spruch drücken, als er zu mir rüber sah mit zusammengebissenen Kiefern, die sich plötzlich entspannten. „Krümel, Kitzelattacke!“ Das musste er Titi nicht zweimal sagen, umgehend fingen die kleinen Finger damit an, mich überall zu krabbeln und es fiel mir zunehmend schwerer, mich auf das Spiel zu konzentrieren. „Titi, hör auf, bitte“, flehte ich, doch sie kannte kein Erbarmen und freute sich wie eine Schneekönigin, während ich mich unter ihr wegduckte. „Das ist total unfair und Betrug!“ „Haha“, Ace lachte gehässig und auf meiner Seite des Spielfelds blinkte Game over auf. „Ich hab meine eigene Mini-Armee! Komm her, Krümel.“ Sofort stellte Titi die Kitzelattacke ein, krabbelte über mein Bein und schmiegte sich an Ace, der sich nach vorne zum Tisch beugte, einen Schokoriegel nahm und ihn auspackte. Titis Augen wurden immer größer und ich konnte sie so gut verstehen. Diese Riegel waren der Himmel auf der Zunge, so schokoladig und lecker. Vor allem die mit Karamell. Ich kam nicht umhin zu schmunzeln, als sie auf einmal aufgeregt hin und her rutschte und probierte an den Riegel zu kommen. Ace blickte sie ernst an. „Aber nur ein ganz kleines Stück und du sagst nichts der Mama. Hast du verstanden? Nichts der Mama sagen“, wiederholte er eindringlich, während Titi quengelig wurde und nach dem Riegel zu grapschen begann. Er brach etwas von dem Riegel ab und gab es ihr. Ihre kleines Gesicht strahlte vor Glück, als sie sich die süße Köstlichkeit in den Mund schob und sich dabei ordentlich beschmierte. „Dann will ich mal für dich hoffen, dass sie Vivi nichts sagt.“ „Du verrätst mich doch nicht oder, Titi?“ Er streichelte über ihren Kopf, sie drehte sich zu ihm und hielt die Händchen auf. „Mehr Schok'lade!“ Er zwinkerte ungläubig, während ich mich lachend gegen die Lehne warf. So klein und schon eine Erpresserin. Wie ich dieses Mädchen liebte. Ich schnappte mir einen Riegel, biss genüsslich ab und sah zu Ace. „Tja, wie willst du da nur wieder raus kommen?“ „Du hilfst mir damit nicht weiter, Ruffy“, fauchte Ace, bevor er sich ruhig an sie wandte. „Krümel, willst du, dass ich Ärger mit der Mama kriege?“ „Schok'lade!“ Er seufzte, legte den Kopf in den Nacken und rieb sich durchs Gesicht. Ich konnte Ace zwar nicht in die Knie zwingen, aber er hatte seinen Meister gefunden – in seinem Eigenfleisch und -blut. Gähnend kramte ich die zusammengefaltete Decke hinter meinem Rücken hervor, rückte das Kissen zurecht und kuschelte mich hinein. Während Ace Titi schweren Herzens und mit sichtbaren Zweifeln und Bauchschmerzen ein weiteres Stück Schokolade gab. „Das ist aber das Letzte“, sagte er und zeigte ihr zur Demonstration seine leeren Hände, ehe er ihr das Gamepad in die Händchen drückte. „Komm, jetzt machen wir Ruffy fertig.“ „Jaaaa!“ Es dauerte nicht lange, bis Titi die Lust am Spielen verlor. „Papa, lies vor!“, quengelte sie, presste den Kopf gegen Aces Brust und zog an seiner Kette. „Tut mir leid, Ruffy. Die Prinzessin hat entschieden.“ Er seufzte, stand mit ihr auf dem Arm vom Sofa auf und fischte ein Buch aus dem Regal neben dem Fernseher. Nachdem sie seine Wahl abgenickt hatte, setzten sie sich wieder aufs Sofa. „Willst du auch 'ne Cola?“ „Gerne, danke“, sagte er und schlug das Buch auf. „Und wie rasend brüllte er immerzu: 'Macht es mit Julia! Macht es mit Julia! Nicht mit mir! Mit Julia. Macht mit ihr, was ihr wollt, es ist mir egal.' “ Währenddessen bemühte sich Ace regelrecht verzweifelt zu klingen, um die Situation des Protagonisten, der sich offensichtlich in Todesangst befand, authentisch rüberzubringen. Trotzdem musste ich schmunzeln, Titi jedoch klammerte sich fester in sein T-Shirt. „Hey ihr drei, ihr seid ja noch wach“, begrüßte uns auf einmal Vivi und hängte ihre Handtasche an der Garderobe auf. „Hey Vivi.“ „Zieht ihr die Haut vom Gesicht, schneidet ihr das Fleisch von den Knochen. Macht das nicht mit mir! Mit Julia! Nicht mit mir!'“ Vivi runzelte die Stirn, kam zu uns herüber und begutachtete den Einband des Buches in Aces Hand. „Ich glaube nicht, dass das ein Kinderbuch ist.“ „Vivs, ich schwöre dir, wenn ich noch einmal Die Raupe Nimmersatt lesen muss, lauf ich Amok!“ „Davon bekommt man aber wenigstens keine Alpträume...“ „Du vielleicht!“ Ohne sich auf eine weitere Diskussion mit ihm einzulassen, nahm Vivi Ace das Buch aus der Hand und gab ihm stattdessen das Megaphone. „Bitteschön, gern geschehen. Aber das nächste Mal lässt du das Ding zu Hause, ja? Sanji hat sich tierisch darüber aufgeregt.“ „Ach, der“, winkte Ace ab und beobachtete, wie Titi sich an dem Ding zu schaffen machte. „Der ist doch bloß angepisst, weil ich ihm vor allen Leuten klar gemacht habe, dass er seine Pfoten bei sich behalten soll.“ „Da hast du sicher recht“, lachte Vivi, stellte das Buch zurück und ließ sich neben ihm aufs Sofa fallen. „Aber das hättest du auch anders tun können.“ „Und?“, fragte Ace. „Wie sieht der Fang des Tages aus?“ Sie grinste und zog ein Bündel Scheine unter dem Bauchgurt des Kimono hervor. „Genug für einen Großeinkauf.“ Er freute sich wie ein kleines Kind. „Wenn das so weitergeht, schreibt unser Konto bald schwarze Zahlen.“ „Sieht gar nicht mehr so abwegig aus, was?“, kicherte sie mit vor dem Mund gehaltener Hand und nahm Titi in den Arm, die ihr Unverständliches vorbrabbelte. Ich wartete ja nur darauf, dass sie die Sache mit der Schokolade erwähnte. Aces ertapptes Gesicht war Gold wert, allein wie nervös er sie beobachtete, während er Vivi die Schultern massierte. Doch scheinbar schien die Kleine Wort zu halten und erzählte Vivi lediglich von dem Ringkampf, den wir ausgefochten hatten. Sie lächelte und sah zu mir rüber. „Ich soll dich von Nami grüßen.“ „Oh Scheiße!“, entfuhr es mir, als es mir wie Schuppen von den Augen fiel und ich ohne auf Aces Kommentar zu reagieren in mein Zimmer stürzte. Sie tobte gewiss vor Wut, weil ich sie hatte warten lassen. Mein Handy vibrierte tatsächlich noch, als ich es schnappte, und ich schaffte es sogar, sie zu erwischen. „Ja?“ „Ich dachte schon, du hättest es vergessen“, fauchte Nami in den Hörer. Das fing ja gut an. Ich kratzte mich im Nacken und ließ mich auf meinem Stuhl nieder. Klar, ich hatte es auch vergessen, nur konnte ich ihr das ja schlecht auf die Nase binden. Sie würde ohne zu zögern auflegen und mich tagelang mit ihrem Arsch nicht ansehen. Ich grinste in mich hinein. Wobei so schlecht war der Ausblick ja auch nicht. „Ruffy?“ „Höh?“ „Hörst du mir überhaupt zu? Ich hab dich gerade was gefragt!“ „Was? Oh tut mir leid, das ist gar nicht bei mir angekommen.“ Was irgendwie auch nicht gelogen war. „Das merk ich schon“, keifte sie, atmetet hörbar tief durch und rang sich nach einer Weile dazu durch, weiterzusprechen. „Hast du...hast du inzwischen nachgedacht?“ Ich stützte den Kopf auf der freien Hand ab und starrte auf den Boden. Obwohl ich den ganzen Tag über im Hinterkopf hatte, dass ich Nami noch eine Antwort schuldig war, hatte ich die Gedanken so weit wie möglich von mir weggehalten. Mich lieber abgelenkt. Die Frage jetzt lautete: Was wollte ich eigentlich? Natürlich platzte ich noch immer vor Glück und auch vor Stolz, wenn ich die letzte Nacht Revue passieren ließ, doch es blieb ein bitterer Nachgeschmack. Gleichzeitig war das alles viel zu schnell gelaufen und ich hatte Angst, erneut verletzt zu werden, wenn ich ihr meine wahren Gefühle gestand. „Hm, ich bin mir irgendwie noch unsicher...wegen allem“, antwortete ich wie von selbst, verfluchte meine lockere Zunge und zuckte bereits zusammen, weil ich eine gepfefferte Antwort von ihr erwartete, doch sie blieb aus. „Das geht mir genauso...Also versteh mich nicht falsch, ich bereue nichts, aber es geht irgendwie so schnell“, sie hielt kurz inne. „Wenn man mal bedenkt, wie lange, wir nur das Nötigste miteinander gesprochen haben.“ Seufzend stimmte ich ihr zu. Die Situation überforderte mich und ich war noch nie ein Ass im Reden gewesen, besonders nicht, wenn es um solche ernsten Dinge ging. Alles, was ich sagte oder sagen wollte, kam mir so schrecklich falsch vor. Aber ich musste für klare Verhältnisse sorgen, wollte wissen, woran ich bin, das konnte ja nicht ewig aufgeschoben werden. Nami würde das auch nicht mit sich machen lassen. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter und nuschelte: „Wie stellst du dir das denn jetzt vor? Willst...willst du überhaupt mit mir zusammen sein?“ Mein Hals fühlte sie plötzlich an wie zugeschnürt. Ich hatte es tatsächlich über die Lippen gebracht und konnte nur noch darauf warten, was Nami erwidern würde. Die Wärme wich aus meinen Fingern und sie fühlten sich so taub an. Wenn sie ablehnte, wüsste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte. Schon nach dem Kuss hatte ich lange gebraucht, um halbwegs zurechtzukommen, wenn sie mich jetzt wieder derartig fallen lassen würde. Mir wurde schlecht und schwindelig zugleich. Das wollte ich mir gar nicht ausmalen, zwar schätzte ich Nami auch nicht so ein, dass sie so was mit einem abzog, aber zu optimistisch ging ich nicht an die Sache heran. „Natürlich will ich das“, schrie sie beinahe in den Hörer und vertrieb die letzten trüben Gedanken. „Meinst du ehrlich, ich würde deine Gefühle so ausnutzen? Schlimm genug, dass ich das schon einmal gemacht habe...“ „...“ „Ruffy, ich meine es ernst.“ Was sollte ich nur sagen? Ich befand mich offensichtlich am Ziel meiner Träume, an dem Punkt, den ich so lange herbeigesehnt hatte und doch fühlte es sich an, als beobachtete ich das Ganze von außerhalb. War gleichzeitig von Freude und Unsicherheit geplättet. Nami wollte mit mir zusammen sein, mit mir. Ihr Atem rauschte an mein Ohr und ich hörte sie schlucken. „Ruffy...“ Meine Finger verkrampften sich um das Handy und ich musste mich zurückhalten, um nicht doch in lauten Jubel zu verfallen. Denn trotz aller Bedenken und Ängste, überwog die Freude, dieses unendliche Glücksgefühl, das ich nicht weiter unterdrücken wollte. „Am liebsten würde ich dich sofort sehen, Nami“, flüsterte ich, woraufhin ich sie erleichtert seufzen hörte. Selten hatte ich sie derartig unsicher erlebt, meist bekam sie alles, was sie wollte, sie nahm es sich einfach. „Wie wär's, wenn wir morgen den Tag zusammen verbringen würden? Ich hab meinen freien Tag und noch nichts vor“, hauchte sie in einer Tonlage, die mich fast verrückt machte. Umgehend sagte ich zu. Wie hätte ich dem Angebot widerstehen können? Sie gluckste leise und beendete das Gespräch, wohl wissend, dass ich wieder einmal an ihrem Haken hing und darauf wartete, von ihr eingeholt zu werden. Wie ein nasser Sack ließ ich mich auf mein Bett fallen, schlang die Arme um die Beine und bette meinen Kopf auf den Knien. Unfassbar, noch vor einer Woche hätte ich denjenigen für verrückt gehalten, der mir gesagt hätte, dass ich Chancen bei Nami hatte und jetzt lief alles darauf hinaus, dass sie meine feste Freundin wurde.Das plötzliche Klopfen an meiner Tür riss mich abrupt aus meinen Gedanken. „Alles in Ordnung bei dir? Kann ich kurz reinkommen?“, vernahm ich Vivis Stimme. „Klar, komm rein.“ Vivi betrat mein Zimmer und ich musste doch ein wenig Grinsen. Egal, wie oft ich sie in diesem plüschigen Bademantel und dem Handtuch auf dem Kopf auch zu Gesicht bekam, es sah immer zu lustig aus. Fehlte nur noch die obligatorische Gesichtsmaske mit den Gurkenscheiben – aber die trug immer jemand anderes. Sie schüttelte bloß lächelnd den Kopf, schloss die Tür hinter sich und setzte sich auf meinen Drehstuhl. „Du warst plötzlich so schnell weg, als ich Nami erwähnt habe“, begann sie. „Hab ich irgendwas Falsches gesagt? Ich wollte dich nicht verärgern oder so.“ „Was? Äh nein, Vivi, du hast nichts Falsches gesagt. Es hat mich bloß an was erinnert, deswegen bin ich überhaupt erst verschwunden.“ Sie legte sich die Hand auf die Brust. „Puh, ich hatte mir schon ein wenig Sorgen gemacht.“ „Ach Quatsch, ist doch alles gut“, versicherte ich ihr, woraufhin sie mein Lächeln erwiderte. „Das freut mich ungemein zu hören“, sagte sie und ihr Gesicht wurde ernster. „Weißt du, ich hab es dir zwar nicht gesagt oder gezeigt, aber es hat mich schon mitgenommen, wie schlecht es dir die letzten Monate wegen ihr ging. Klar, sie ist meine beste Freundin, aber das bedeutet nicht, dass ich es nicht absolut scheiße fand, was sie da abgezogen hat. Hab ihr des Öfteren deswegen ins Gewissen geredet.“ Ich blickte sie an. Es war lange nicht vorgekommen, dass sie so ernst mit mir gesprochen hatte. Meist lief es so zwischen uns ab, dass wir uns gegenseitig irgendetwas fragten und dann unserem eigenen Tagesablauf nachgingen. Es war schleichend gekommen und oft hatte ich es bedauert, immerhin war Vivi schon lange eine sehr gute Freundin von mir – nicht erst seit Ace. Die Probleme hatten sie stets voll im Griff gehabt, sodass ich immer den Anschein hatte, ich würde sie nur zusätzlich belasten, wenn ich sie um Hilfe bat. „Das ist lieb von dir.“ „Dafür sind Freunde doch da“, sagte sie, rutschte näher an mich heran und legte mir die Hand aufs Knie. „Also, wenn du mal mit jemandem reden willst, der dich nicht gleich aufzieht“, sie zwinkerte mir vielsagend zu. „Du weißt ja, wo du mich findest.“ Sie stand auf und steckte noch ein letztes Mal den Kopf herein. „Ach, bevor ich es vergesse, ich hab ein paar Reste vom heutigen Buffet mitgebracht. Wenn du was haben willst, solltest du schnell sein.“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Zumal das Essen aus dem Kazaguruma jedes Mal ein Highlight war. Dieser Koch war einfach viel zu gut. Unter anderen Umständen hätte ich ihn gewiss bewundert und verehrt. Aber so blieb nur das Gefühl von Neid. Ace schien es genauso zu ergehen wie mir, denn als ich die Küche betrat, setzte er gleich ein schiefes Grinsen auf und sagte: „Eines muss man ihm lassen, das Essen ist echt mit nichts zu vergleichen.“ Ich nickte, schaufelte mir die Reste auf einen Teller und packte ihn in die Mikrowelle. „Das ist echt furchtbar, wo der Typ so unsympathisch ist“, stöhnte ich und setzte mich an den Tisch. „Ich finde, ihr zwei tut Sanji ganz schön unrecht“, mischte sich Vivi ein, die Titi soeben in Bett gebracht hatte. „Er ist wirklich ein sehr netter Mensch. Man muss ihn eben nur besser kennenlernen.“ „Dass er zu dir nett ist, wundert mich nicht im geringsten“, spottete Ace und blickte vielsagend auf ihre Oberweite, was Vivi die Stirn runzeln ließ. „Wenn ich nur an das Theater denke, wenn er dich sieht. Und sein Blick, wenn ich dich abhole und es sogar wage, dich zu küssen.“ Er verdrehte genervt die Augen, ehe er sich räusperte, die Augen ein Stück weit zusammenkniff und Vivis Hände erfasste. „Aww Vivi-chwan, wie gut du 'eute wieder aussiehst! Dein blaues 'aar ist wie das azurfarbene Meer, deine weiße 'aut ist wie frisch gefallener Schnee und diese Lippen wie junge Pfirsiche. Vergiss dein Kind und deinen Mann und komm mit mir. Isch lass disch auch erst stehen, wenn ich eine 'übschere Frau sehe.“ Ich prustete vor Lachen und musste mir sogar den Bauch halten, während Vivi den Kopf schüttelte, aber um ein Kichern nicht drum rum kam. Zugegeben, Aces Parodien waren meist eher schlecht als treffend, aber mit welcher Überzeugung er an die Sache ging, war der helle Wahnsinn. „Ace, du spinnst. So was hat er nie zu mir gesagt“, sagte sie und knuffte seine Schulter. „Und außerdem ist Sanji doch kein Franzose.“ „Dafür hat er dir aber schon manch anderes vorgeschwärmt - selbst wenn ich direkt neben dir stand“, wandte er ein und fügte hinzu. „Aber es würde gut passen, gib es zu! Dieser Bart erinnert mich immer an einen Franzosen.“ Die Lachtränen aus den Augenwinkeln wischend ergriff ich das Wort: „Ace, erinnerst du dich noch, als wir an Vivis Geburtstag dort essen waren?“ Er nickte und konnte das Grinsen nicht verbergen, während ich mir einen Teil meiner Haare ins Gesicht strich, Sanjis Frisur imitierte und zwei Finger vor mich hielt, als würde ich rauchen. „Hat der Fisch gemundet, Spätzchen?“, imitierte ich ihn und sogar Vivi schien überzeugt. „Hey und ihr beide benehmt euch anständig, immerhin sitzt ihr mit einer bezaubernden Lady an einem Tisch! Alles Gute zum Geburtstag, Vivi-chwan.“ Ich nahm ihre Hand und deutete einen Handkuss an, Vivi kicherte amüsiert, während Ace sich nicht mehr halten konnte. „Ja, genau so! Ist das nicht schrecklich?“ „Sanji ist eben ein Gentleman und sehr charmant. Eben der Charme der alten Schule“, versuchte Vivi ihn zu verteidigen, woraufhin Ace bloß müde abwinkte. „Selbstverständlich, es ist an Charme nicht zu übertreffen, wenn man im Beisein seiner Freundin andere Weiber angräbt. Ich werde dich an deine Worte erinnern, wenn ich dich demnächst allein die Einkaufstüten tragen lasse, weil ich einer anderen helfen muss, sich für die richtige Birne zu entscheiden.“ Eingeschnappt funkelte Vivi ihn an und atmete schwer aus. Ein klassischer Schlag unter die Gürtellinie, aber recht hatte Ace allemal. Das war wirklich eine Unart, freundliches Verhalten hin oder her. Zumal Männer von ihm stets die kalte Schulter zu spüren bekamen. „Vivs, du weißt ganz genau, dass ich das nie tun würde“, sagte er und bettete den Kopf auf ihrer Schulter. „Jetzt schmoll doch nicht, Prinzessin. Ich geh auch morgen für dich einkaufen.“ „Ich schmoll doch gar nicht“, sie zwickte seine Wange und streckte ihm die Zunge raus. „Du brauchst nicht einzukaufen. Ich hab Sanji gebeten alles übers Restaurant mitzubestellen, du brauchst mir morgen Abend bloß helfen, es nach Hause zu bringen.“ „Oh Vivi, ne! Ernsthaft, du hast doch gewiss wieder nur Grünfutter gekauft“, Ace nölte wie ein Kleinkind, das gezwungen wurde, Spinat zu essen. „Willst du eigentlich, dass ich verhungere?“ Sie verengte die Augen zu Schlitzen, stemmte die eine Hand in die Hüfte und deutete mit dem Zeigefinger der anderen auf ihn, wobei es an ein Wunder grenzte, dass sie ihn damit nicht aufspießte. „Anstatt dass du dankbar bist, dass ich dir deinen freien Tag lasse, meckerst du wieder nur rum. Und zu deiner Info, ich hab auch viel Fisch gekauft“, sagte sie energisch. „Der schmeckt eh viel besser und man kann auch viel mehr damit machen.“ Ich hatte das Gespräch der beiden eher passiv verfolgt und mich mehr dem Essen auf meinem Teller gewidmet. Sich in den Streit einzumischen, war das denkbar Schlechteste, was ich hätte tun können, so beließ ich es dabei, mein Geschirr in die Spüle zu räumen und mich ins Badezimmer zu verziehen. Die würden sich auch von alleine wieder beruhigen und vertragen. Da brauchte ich nicht einen Anschiss von beiden Seiten zu riskieren.Denn keine Auseinandersetzung der beiden dauerte länger als fünf Minuten. Zumindest die dieser Natur. Ich gönnte mir eine schnelle Dusche, putzte mir die Zähne und huschte in mein Zimmer, wobei ich nicht drum herum kam, Zeuge davon zu werden, wie die beiden eng umschlungen auf der Couch lagen und irgendeinen Horrorfilm schauten. Sonst hatte ich bei so was immer die Augen verdreht, womöglich weil ich eifersüchtig darauf gewesen war, was sie hatten. Nicht dass ich es ihnen nie gegönnt hätte, nein, es freute mich ja auch sehr, dass sie trotz der äußeren Umstände derartig zusammenhielten. Aber jetzt, wo mir selber so etwas in Aussicht stand, freute ich mich definitiv mehr darüber. Bevor ich mich schlafen legte, warf ich einen letzten Blick auf mein Handy und fand - fast so als hätte ich es erwartet - eine Nachricht von Nami vor. Hey, Ich freue mich schon total auf morgen! Kann es kaum abwarten und muss die ganze Zeit an gestern denken... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)