Endosymbiontentheorie von Katta (RuffyxNami) ================================================================================ Kapitel 7: Ein kleines bisschen Heldentum ----------------------------------------- Zorro hatte mir noch ein paar neue Übungen gezeigt, mir erklärt, wie oft ich sie wiederholen musste, um bald wieder meinen alten Stand zu erreichen und dabei von den Nachwuchstalenten in seinem Dojo erzählt. Direkt nach der Schule hatte er dort angefangen, den Einsteigerkurs im Kendo zu übernehmen, denn das Angebot des Leiters, einem gewissen Dulacre Mihawk, hatte Zorro nicht ausschlagen können. Er galt als einer der Besten, wenn nicht der Beste, auf dem Gebiet der Schwertkunst. Zudem brachte ihm diese Tätigkeit genug Geld ein, um seine winzige Wohnung und das Studium zu finanzieren. Ich hatte auch ein paar Mal drüber nachgedacht, mir einen Nebenjob zu suchen, was sich jedoch angesichts meines relativen vollen Lehrplans und meinen Pflichten zu Hause als schwierig bis unmöglich erwiesen hatte. Wer stellte schon jemanden ein, der oft kurzfristig absagen musste? „Hast du Lust noch was trinken zu gehen?“, fragte Zorro, als wir uns umzogen. Doch ich musste ablehnen, obwohl ich die Ablenkung gerne angenommen hätte. „Geldtechnisch sieht es bei mir sehr düster aus.“ „Dann eben ein anderes Mal.“ Ich nickte, schloss den Reißverschluss meiner Jacke und verließ mit ihm das Studio. „Und vergiss nicht, morgen früh haben wir wieder Physik. Ich hoffe doch, du kommst.“ Er hob erwartungsvoll eine Augenbraue. „Klar, das kann ich mir doch nicht entgehen lassen“, lachte ich, verabschiedete mich von ihm und trat den Heimweg an. Die Dämmerung war längst angebrochen, die Neonlichter diverser Läden leuchteten einladend und zogen die Menschen magisch an. Überall tummelten sich Grüppchen, die offensichtlich das Nachtleben erkunden wollten. Gut gelaunt und lachend gingen sie an mir vorbei, folgten wie Motten dem Licht. Ein wenig neidisch folgte ich ihnen mit den Augen. Oft kam es mir so vor, als hätten andere Menschen keinerlei Probleme. Sie wirkten so befreit und glücklich. Oder sie waren Meister der Vertuschung, ständig auf dem Weg den Schmerz in ihrem Inneren mit kurzweiligen Abenden und einer Menge Bekanntschaften zu betäuben. Es wäre so einfach, doch mir half es nicht. Ich war so vertieft in meine Beobachtungen gewesen, dass mir die Szene auf der anderen Straßenseite fast entgangen wäre. Ich presste die Augen zusammen, um besser erkennen zu können, was genau dort vor sich ging, nachdem ich eine schrille Frauenstimme hatte rufen hören. Ihre genauen Worte konnte ich nicht verstehen, nur dass ihr Ton auf nichts Gutes schließen ließ. Ich blieb stehen, prüfte den Verkehr und stürmte schließlich doch ohne zu schauen über die Straße, was mir das wütende Hupen eines Autofahrers bescherte. Doch dafür hatte ich keine Augen mehr gehabt, nachdem ich realisiert hatte, wer sich dort in Gefahr befand. Nami. „Lass mich gefälligst los!“, schrie sie, versuchte sich aus dem Griff des fremden Mannes zu winden, der sie jedoch immer weiter bedrängte. „Was stellst du dich denn so an? Ich hab dich doch nur gefragt, ob du mitkommen willst“, sein Lachen war gehässig, das Licht fiel ihm ungünstig ins Gesicht, ließ sein Grinsen wie eine schauerliche Fratze wirken, die von seiner seltsamen Nase betont wurde und seine prankenähnliche Hand, die von zahlreichen Schmuckstücken verziert war, schloss sich fest um ihren Oberarm. „Und ich habe jetzt dreimal Nein gesagt!“ „Hey! Lass sie gefälligst los“, sagte ich ohne zu zögern, woraufhin Nami den Kopf zu mir herumdrehte, und machte einen Schritt auf ihn zu. „Ruffy...“ „Was ist dein verdammtes Problem?“, bluffte er, zog Nami grob zurück und baute sich vor mir auf. Obwohl er mir riesig vorkam und noch dazu überaus breit war, ließ ich mich von dem Anblick nicht einschüchtern. Sollte ich Nami etwa diesem Ekel überlassen? Ihr in der Not den Rücken zu kehren aus gekränkter Eitelkeit? Ja, sie hatte mir weh getan und ja, ich war verdammt wütend auf sie gewesen. Trotzdem war sie immer noch meine Freundin und ließ meine Freunde nicht im Stich! „Ich sag's dir noch mal, lass sie los“, presste ich mit zusammengebissenen Zähnen hervor, fixierte ihn mit meinen Augen und ballte die Hände zu Fäusten. Ich spürte, wie meine Fingernägel sich in meine Handflächen bohrten, wie ich nur darauf wartete, aus dieser Lauerstellung herauszukommen. „Und was, wenn ich nicht auf dich höre? Was willst du schon ausrichten, Kleiner?“ „Komm doch her und find's raus!“ Es hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Der Typ ließ endlich von Nami ab. Grob stieß er sie zur Seite. Verunsichert und sichtlich eingeschüchtert stolperte sie von ihm weg, nicht ohne ihn dabei fest im Auge zu behalten, und suchte schließlich Schutz hinter mir. „Ruffy, lass es“, wisperte sie und erfasste zaghaft meinen Arm. „Lass uns abhauen.“ Unsanft entriss ich mich ihrem Griff und schüttelte den Kopf. „Nein“, erwiderte ich starr, „ich laufe nicht davon.“ Wenn ich jetzt davon rannte, war ich schwach und schändlich. Was wäre ich für ein Freund, wenn ich nicht einmal meine Freunde beschützen konnte? Was hätte ich dann für ein Recht stolz auf mich zu sein? „Du solltest besser auf die Kleine hören. Könnte sonst böse für dich ausgehen.“ Er trat einen Schritt ins Licht, wobei seine spitzen Zähne aufblitzten. Ich grinste schief, streifte meine Tasche von den Schultern und drückte sie Nami, die noch etwas entgegnen wollte, in die Arme, bevor ich meine Fingerknöchel zum Knacken brachte. Dem würde das Lachen noch vergehen. „Da wäre ich mir an deiner Stelle aber nicht so sicher.“ Sein Gesicht verfinsterte sich, er rieb sich die Wangen und die zahlreichen Ringe an seinen Fingern glänzten im schwachen Licht der Straßenlaterne. Noch immer verweilte ich in meiner Position, war nicht gewillt zuerst anzugreifen. Eine falsche Entscheidung könnte Nami in unnötige Gefahr bringen, was ich nicht riskieren wollte. Womöglich half es schon, sich von seiner Masche unbeeindruckt zu zeigen, um ihn auf diese Weise zu verunsichern. Angst hatte ich keine. Ich kannte sie nicht, wenn es ums Kämpfen ging. Wusste ich doch um meinen harten Schlag und meine Wendigkeit Bescheid. Das Einzige, das mich zurückhielt kurzen Prozess mit dem Schmierlappen zu machen, war Nami. Der Typ setzte sich in Bewegung, zunächst langsam, plötzlich rasant. Er holte aus, verfehlte mich nur knapp. Haarscharf war ich seiner Faust ausgewichen, während ich Nami aus der Gefahrenzone gestoßen hatte. Mit einem Schrei landete sie auf ihren Knien. Schnell suchte ich die Balance und verpasste ihm eine mit der Rechten, traf mit voller Wucht seinen Kiefer. Es knackte und knirschte, vermutlich seine Zähne. Er taumelte von mir weg, unfähig dazu sich zu fangen – zumindest für den Augenblick. Ich schnappte meine Tasche und Namis Hand. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie ihn an, als ich sie mit mir riss. Normalerweise rannte ich vor Problemen nicht davon, doch es wäre dumm gewesen, bis zum letzten Ende zu kämpfen. Ich hatte Nami beschützen wollen und das war mir gelungen. Erst zwei Blocks weiter verlangsamten wir unser Tempo, wohl eher Nami, die wild nach Luft schnappte und die Hände auf den aufgeschrammten Knien abstützte. „Danke, Ruffy“, durchschnitt sie die Stille zwischen uns, atmete unregelmäßig und blickte zu mir auf. „Zum Glück bist du vorbeikommen. Dieser widerliche Kerl hat mich davor schon fünf Minuten lang bedrängt.“ Ich reichte ihr die Wasserflasche aus meiner Tasche. Ihre Wangen glühten leuchtend rot. Trotz der Dunkelheit war es nicht zu übersehen. „Wir sind doch Freunde. Es ist selbstverständlich, dass ich dir helfe.“ Sie trank einige Schlücke, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und gab mir die Flasche zurück, als sie mich plötzlich umarmte. „Vielen Dank.“ Perplex ließ ich die Berührung zu, roch den Orangenduft, der ihre Haare umgab, und das dezente Parfüm. Es weckte so viele Erinnerungen. An den letzten Sommer, die anfänglichen Berührungen, das Date im Park und unseren Kuss. Schöne Erinnerungen, die mir schmerzhaft die Eingeweide zerquetschten. Zögerlich strich ich über ihren Rücken und sehnte mich doch nach mehr. So nah war ich ihr schon lange nicht mehr gewesen und doch war sie für mich unerreichbar. War es ihr überhaupt bewusst, wie sehr mich das quälte? Sie löste sich von mir, ich wusste nicht, was ich tun oder sagen sollte. Obwohl es so viel gab, das mir durch den Kopf ging. Ich wollte sie festhalten, weiter den süßen Duft einatmen, sie berühren, vor allem aber...küssen. „Wie schon gesagt, das war doch selbstverständlich“, kam es mir endlich über die Lippen, sie hatte mich schon misstrauisch gemustert, und ich wollte soeben meinen Weg fortsetzen, als ihre Hand meine Schulter streifte. „Würdest...würdest du mich noch nach Hause bringen? Bitte...“ „Ich muss morgen früh raus“, rutschte es mir heraus und noch im selben Augenblick hätte ich mich am liebsten dafür geohrfeigt. Wo wir uns doch gerade wieder annäherten. Doch sie sah nicht böse aus, viel mehr wirkte sie enttäuscht und ein wenig verzweifelt. Sie musste wirklich große Angst haben. „Kann ich dann...vielleicht mit zu...mit zu dir kommen?“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Vor einem Jahr hätte ich, sie wohl gleich hoch genommen und zu mir getragen. Aber heute... Einerseits hielt ich es für keine gute Idee, ich hielt ihre Nähe so schon kaum aus und wusste nicht, wie ich mich ihr gegenüber verhalten sollte, andererseits konnte ich es nicht verantworten, dass sie diesem Typen noch einmal in die Arme lief. Zumal er jetzt richtig wütend sein musste. Mir schoss die Frage in den Sinn, weshalb sie nicht ihren Neuen anrief und ihn bat sie abzuholen, doch ich schluckte sie herunter. Womöglich gab es einen Grund dafür, sie erwähnte ihn ja nicht mal, und ich wollte es mir nicht wegen so etwas mit ihr verscherzen. Denn manchmal schlug ihre Laune schneller um als das Wetter. Egal, wie unbehaglich die Vorstellung war mit ihr allein zu sein, ich konnte dem bettelnden Blick ihrer großen, braunen Augen nicht standhalten. Seufzend ließ ich die Schultern hängen. „Okay, dann komm.“ Sie lächelte erleichtert, bedankte sich ein paar Mal und wich mir keinen Zentimeter von der Seite, während wir von der Hauptstraße abbogen und die Seitenstraßen bis zur Wohnung entlang gingen. Allein die Vorstellung, dass sie mit zu mir kam und wir allein sein würden, trieb mir den Herzschlag bis zum Hals. Welch großer Sprung, wenn man bedachte, dass sie mich vor ein paar Tagen am liebsten noch zum Teufel gejagt hätte. „Ich hol dir mal Bettzeug. Möchtest du noch was trinken?“ „Wasser wäre toll“, hörte ich sie antworten, als ich Kissen und Decke aus meinem Bettkasten holte und ihr ins Wohnzimmer brachte, um anschließend eine Flasche aus dem Kühlschrank zu holen. „Bitteschön.“ Ich vermied es übermäßig Blickkontakt zu ihr zu haben. Ihre Augen verunsicherten mich jedes Mal aufs Neue, als raubten sie mir den Willen. Wie sehr ich mich auch wehrte, ich war ihr noch immer hoffnungslos verfallen... „Danke.“ Sie begann das Kissen aufzuschütteln. Das sichere Zeichen für mich, mich zurückzuziehen. Ich würde diese Nacht gewiss kein Auge zu machen, nicht mit Nami so nah bei mir, aber ich wollte mit meinen Gedanken wenigstens alleine sein. „Ruffy?“ „Hm?“ Sie warf einen Blick über die Sofalehne, ich hatte die Klinke bereits fest in der Hand. Nami senkte den Kopf. „Es tut mir leid, dass ich so gemein zu dir war. Es steht mir ja eigentlich nicht zu...“ „Schon in Ordnung“, flüsterte ich und wollte mich einem weiteren Gespräch entziehen, doch sie schien noch etwas auf dem Herzen zu haben. Zumindest deutete ich dies aus ihrer Körperhaltung – und ich sollte recht behalten. „Aber...es war irgendwie so komisch, dich mit ihr zu sehen.“ Ich schluckte die Bemerkung, dass es mir schon seit Monaten so ging, herunter. Streit war das Letzte, das ich jetzt gebrauchen konnte. Außerdem schien sie langsam zu begreifen. „Ich kam mir in dem Moment ganz seltsam vor“, fuhr sie mit brüchiger Stimme fort und spielte mit dem Saum der Decke. „Es hat mich verletzt, keine Ahnung wieso. Aber irgendwie...war ich...ja, man kann schon fast eifersüchtig sagen.“ Ein weiterer Seufzer entwich mir. „Nami, dazu gibt es keinen Grund“, war das Letzte, was ich zu ihr an diesem Abend sagte. Ich wollte mich nicht weiter mit dem Thema beschäftigen, schloss die Tür hinter mir und ließ mich, nachdem ich rasch meine Klamotten abgestreift hatte, ins Bett fallen. Es kam kein Einwand von ihrer Seite. Ich schlug die Hände über dem Gesicht zusammen und atmete flach, während mein Hals staubtrocken war und es in meinem Kopf laut pochte. Wie sehr wollte sie mich eigentlich noch verletzen? Wie viele Strohhalme hinwerfen und wieder wegreißen? Erschien es ihr so abwegig, dass ich vielleicht doch noch Gefühle für sie hegte und mich solche Aussagen erneut ins Straucheln brachten? Spielte sie gar damit? Was sollte das überhaupt heißen schon fast eifersüchtig? War sie es jetzt gewesen oder nicht? Und warum überhaupt? Sie hatte doch einen festen Freund, den sie mir damals vorgezogen hatte, oder lief das nicht, wie sie es wollte? War es womöglich vorbei? Wollte er sie nicht mehr und jetzt war ihr wieder eingefallen, dass ich ja auch noch da war? War das der Grund für ihr Verhalten? Es passte zumindest in gewissen Teilen und trübte meine Freude, dass sie überhaupt wieder mit mir sprach. Ich rollte mich auf die Seite, zog die Decke über mich, fror dennoch und schloss die Augen, als mein Handy wie verrückt zu vibrieren begann. „Das kann doch nur einer sein“, murmelte ich genervt, hievte mich mühsam aus dem Bett und wühlte in der Tasche meiner Hose herum, bis es mir in die Hände fiel. Wie ich es bereits gedacht hatte... „Jo, Ace, was ist los?“ „Woooohoooo!“, röhrte er mir ins Ohr und ich hielt das Handy von meinem Kopf weg, bis er verstummte. „Bist du zum Woooh-Girl mutiert oder was?“ „Viel besser“, sagte er und ich hörte, wie Vivi im Hintergrund anmerkte, er solle nicht so übertreiben, „Wir haben jetzt endlich mal geklärt, wie es mit Kobra weitergeht und sind fein raus. Yay!“ „Du hast ihm aber nicht das Kissen ins Gesicht gedrückt, oder doch?“, schmunzelte ich, woraufhin sein herzliches Lachen durch den Hörer dröhnte und mich sogleich ansteckte. Wie sehr ich das vermisst hatte, ihn dermaßen gut gelaunt zu erleben. „Nein leider nicht-“ „Hey du redest hier immer noch über meinen Vater!“ „-Sorry, Babe, aber du weißt selber, was er für ein Ekel ist“, vernahm ich die beiden miteinander sprechen, bis Ace sich wieder an mich wandte, „jedenfalls ist es jetzt sicher, dass er eine häusliche Pflegekraft bekommt, nachdem er sich ja die ganze Zeit dagegen gesträubt und verlangt hat, dass Vivi alleine zu ihm zieht und sich um ihn kümmert.“ „Weshalb hat er seine Meinung geändert?“ Ace lachte erneut auf. „Tja, ich glaube, es hat ihm ganz und gar nicht gefallen, dass er den heutigen Tag in der Badewanne verbringen konnte.“ „Wolltest du ihn etwa ertränken?“, fragte ich und konnte mir das Kichern nicht verkneifen. „Haha, gute Idee, Ruffy. Aber ich hab's erst mal damit versucht, ihm klar zu machen, was für eine miese Idee das ist.“ „Ich versteh nicht ganz...“ „Na, ganz einfach, nachdem ich ihn da heute morgen rein heben musste und ihm nichts besseres eingefallen ist, als mich wieder zu beleidigen, hab ich ihn einfach den ganzen Tag da sitzen lassen. Vivi hätte ihn niemals alleine daraus bekommen und er muss wohl ansatzweise kapiert haben, dass ich jetzt am längeren Hebel sitze. Das Wasser hat wohl nicht nur seine Haut aufgeweicht. Denn als Vivi dann nach ein paar Stunden mit ihm sprechen wollte, hat er schließlich von sich aus eingewilligt. Oh Mann, ich könnte platzen vor Freude!“ „Und Vivi? Wie geht's ihr damit?“ „Willst du sie das selber fragen? Ich muss diesen Sieg erst mal feiern. Bis morgen, Ruffy“, verabschiedete er sich von mir und übergab das Handy an Vivi, bevor ich überhaupt antworten konnte. „Hey, Ruffy, alles klar zu Hause? Kommst du gut zurecht?“ „Du kennst mich doch, ich werd' schon nicht verhungern. Und um Karuh kümmer' ich mich selbstverständlich auch.“ „Das ist lieb von dir“, sagte sie, der erleichterte Tonfall ihrer Stimme war kaum zu überhören. „Titi geht es auch sehr gut bei Dadan, auch wenn sie uns alle sehr vermisst. Dadan hat mich heute angerufen und mir davon vorgeschwärmt, was für eine begeisterte Gärtnerin Titi jetzt schon wäre. Sie hätte sie gestern beinahe nicht mehr aus dem Beet bekommen.“ „Ich glaube eher, dass Dadan sie zum Unkraut jäten missbraucht hat.“ Vivi kicherte leise. „Vielleicht ist es das.“ „Bist du denn auch zufrieden, so wie es jetzt ist?“ „Auf jeden Fall“, antwortete sie entschieden. „Dass ich euch alleine lasse und zu meinem Vater ziehe, hätte ich eh nie in Erwägung gezogen. Er ist zwar mein Vater, aber ich hab meine eigene Familie und wenn er die nicht akzeptiert...Nie hätte ich euch im Stich gelassen! Von daher fällt mir jetzt eine Riesenlast von den Schultern. Es war einfach von Anfang an die beste Idee.“ Meine Lippen umspielte ein Lächeln. Schön, sie so froh zu erleben. „Wann kommt ihr morgen wieder?“ „Oh, ich denke, dass wir früh losfahren und gegen Nachmittag zurück sind.“ „Bringt ihr Titi mit oder soll ich sie morgen von Dadan holen?“ „Nein, sie bleibt noch bis übermorgen bei ihr, Ace hat nämlich beschlossen, das morgen Abend ganz groß zu feiern.“ „Ab ins Bett mit dir, Vivs!“, hörte ich seine Stimme ungewöhnlich laut im Hintergrund. „Ace, ich hab dir doch gesagt, du sollst das Ding hier nicht benutzen! Und woher hast du den Sake? Und all die Erdnüsse?! Doch nicht etwa aus der Minibar? Weißt du, was das kostet?!“, stutzte sie ihn zurecht, doch viel half es nicht, da er sofort konterte: „Aber das ist eine Ausnahmesituation!“ „Sag nicht, der Vogel hat sich ein Megaphon besorgt.“ „Doch, gestern in so einem Kramladen am Bahnhof“, stöhnte sie, „schon den ganzen Tag muss ich das ertragen.“ „Hehe, aber was ist das im Vergleich mit ihm, wenn er mies gelaunt ist. Sieh's mal positiv.“ „Du hast recht. Ich freue mich ja auch ungemein und vor allem freu ich mich auf zu Hause, Titi und dich. Wir sind zwar noch nicht lange hier, trotzdem vermisse ich euch als wären es Wochen.“ Ein Rauschen durchzog den Hintergrund, es knackte und dröhnte plötzlich unangenehm laut im Hörer. „Komm ins Bett!“ „Ich glaube, wir sollten besser auflegen“, lachte ich. „Bis morgen und gute Heimfahrt.“ „Ich glaub's auch. Mach's gut, Ruffy“, verabschiedete sie sich, die Leitung knackte erneut kurz und ich hörte es nur noch tuten. Kopf schüttelnd stellte ich meinen Wecker und legte mein Handy neben das Bett. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)