After Crisis von Miceyla (Final Fantasy 7) ================================================================================ Kapitel 32: Das Antlitz der Dunkelheit -------------------------------------- „Verschwindet! Haut ab! Lasst mich in Ruhe!“ Lautes Surren brachte die Luft zum vibrieren. Ein anhänglicher Schwarm von monströsen Insekten, verfolgte Miceyla nun schon seit Angeal sie allein gelassen hatte. Und da diese Viecher ein bestialisch riechendes Giftsekret versprühten, versuchte sie einem Kampf zu entkommen. 'Und ich glaubte, hier gäbe es keine Lebewesen!' , dachte sie verärgert. Das hektische Summen, brachte ihren Verstand völlig durcheinander. Ihren Orientierungssinn konnte sie jetzt ganz außer Acht lassen, wo sie sich ja ohnehin in dieser Dimensionswelt nicht auskannte. Miceyla meinte, sie könne bereits den Flügelschlag von den Insekten spüren, da tauchte eine Person unmittelbar neben ihr auf. So unvorhersehbar wie ein Blitz und mit einer vertrauenswürdigen Aura. „Du benötigst Hilfe? Ich bin immer im richtigen Moment bei dir, nicht mal rufen brauchst du mich!“ In der Stimme lag eine besondere Selbstsicherheit, welche ihren Herzschlag verdoppeln ließ. Plötzlich schossen ihr Erinnerungen durch den Kopf, an eine Zeit, in der sie noch nicht auf Gaia gelebt hatte. Verwirrung und Wehmut ließen Miceylas Körper schwanken. „W-was war das gerade?“, fragte sie sich selbst. „Also wenn du dich weiter in deinen Tagträumen verkrümelst, werden deine Verfolger mehr als nur eine nette Plauderei mit dir abhalten!“ Daraufhin wurde sie von einer starken Hand gepackt und unweigerlich hinterher gezogen. Ihre Augen musterten wie gebannt den Rücken der Person, die mit ihr nach einem Fluchtweg suchte. Diese schwarzen Haare, die bekannt aussehende Uniform. Und der Klang in seinen Worten, der danach strebte niemals aufzugeben. 'Zack…' In ihren Gedanken hallte der Name wie ein Echo wider. „Zack…“ Irgendwann hielten sie an und versteckten sich in dem Schutz eines kleinen Wäldchens. Sie vergaß zu atmen und umklammerte seine Hände. „Ich bin Soldatin geworden. Bei World Soldier habe ich ein neues Zuhause gefunden. In den Kämpfen gegen die Hulax lernte ich, was wahre Kameradschaft bedeutet und wie es sich anfühlt, einen Kameraden zu verlieren… In der Vergangenheit war ich sogar, kannst du dich erinnern? Den ersten Rang bin ich beigetreten und habe einen neuen guten Freund gefunden, den ich nie mehr von meiner Seite wegdenken könnte. Er heißt Ayko. Zack… Sein größtes Vorbild bist du. Eine Begegnung mit…er würde…dann…einfach alles würde er dafür geben!“ Ihre Worte waren ein einziges Keuchen und Stottern. Zack kommentierte dies mit einem lauten Lachen und drückte ihre Hände fest in den seinen. „Vergiss das Luftholen nicht meine Liebe! Vor mir brauchst du dich nicht so sehr zu verkrampfen. Was du erreicht hast ist unglaublich und ich bin mehr als nur stolz auf dich! Und he, sei nicht frustriert, nur weil Ayko kein Schwätzchen mit mir halten kann. Er ist ein großartiger Junge, genau wie Cloud. Sag ihm das ruhig. Ich zaubere anderen gerne ein Lächeln auf die Lippen! ...Eines hast du aber in deiner knappen Zusammenfassung vergessen: Das du jetzt einen aufgeblasenen Egoisten als Liebhaber hast!“ Er prustete laut los und beugte sich vergnügt vor lachen. Seine freche Art ließ es zu, dass sie kurz etwas bissig zurückfuhr. „Hey! Man kann es sich nicht aussuchen, in wen man sich verliebt! Und außerdem finde ich das Genesis…er ist…na ja…wie soll ich es ausdrücken… Es war Liebe auf den ersten Blick. Wie sind einander einfach verfallen…“, sprach sie trotzig und wurde dabei so rot wie dicke Kirschen. „Lass es einfach geschehen, die Welt hält so unglaublich viele Überraschungen für einen parat. Also warum ständig zweifeln und zu allem nein sagen? Dem stimmst du mir doch zu, oder Mira?“ Diese neugewonnene Weisheit in seiner Stimme, kannte sie noch gar nicht an Zack. 'Du hast wohl zu viel Zeit mit einer gewissen Person verbracht…' Diesen Gedanken schüttelte sie sofort von sich ab, dass brachte sie nur wieder auf Abwege. „Ja, dass Leben ist ein Abenteuer, auch wenn man des Öfteren einmal ein Tief durchlebt. Doch wir Soldaten leben für die Zukunft und wachsen an unseren gemeinsamen Erfahrungen. Langsam merke ich auch, dass in jedem einzelnen von uns ein Held steckt, mag er auch noch so klein sein…“ Miceyla rieb sich die Augen, sie verspürte plötzlich ein ganz eigenartiges Gefühl. „Du siehst müde aus. Scheint so als hättest du Wunden erlitten, die nicht einmal ein Heiltrank heilen kann.“ Seine standhafte Miene wurde von Trübsal überwältigt. Dabei meinte sie, purer Frost würde sich über ihre Haut legen. „Aber wieso… Ich wurde bereits geheilt. Es besteht kein Grund zur Sorge…dennoch…“, murmelte sie, wobei sie kein ermunterndes Lächeln zu Stande bringen konnte. Zacks Hand strich zärtlich über ihren Kopf. „Weißt du, es gibt seelische Wunden die kein Heiltrank heilen kann. Ich denke dein Körper spürt, dass du bald der Finsternis gegenübertreten wirst und allem was danach kommt…“ Seine gelassen Stimmung wandelte sich auf einmal in Wut um und seine Hände zitterten vor Besorgnis. „Zack…“ Ängstlich überlegte Miceyla, wie sie darauf reagieren sollte. Dem Anschein nach wusste er von Dingen, über die er mit ihr nicht reden durfte, er selbst es aber unbedingt wollte. „Ich hoffe, du kannst mir verzeihen! Leider kann ich den Verlauf des Geschehens auf Gaia nicht ändern… Miceyla, ausgerechnet dir hätte niemals eine so gewaltige Bürde auferlegt werden dürfen. Vergib mir, vergib mir bitte! Mögen dich die Träume in deinem Herzen, vor allem Übel bewahren!“ Während seiner herzergreifenden Worte, schlang er die Arme um sie und drückte sie so fest an sich, dass ihr beinahe die Luft zum atmen weg blieb. Irgendwann schaffte er es dann, sich von ihr zu lösen. Ohne ihn anzublicken drehte sie sich um und warf einen Blick in den klaren, leicht rosafarbenen Himmel, der teilweise von den hohen Baumkronen verdeckt wurde. „Es ist schon komisch, denn eigentlich bin ich immer diejenige, die um Vergebung bittet. Doch noch viel eigenartiger ist für mich, dass ich auf einem neuen Planeten lebe, Freunde gefunden habe bei denen ich denke, ich würde sie bereits mein ganzes Leben lang kennen. Und das ich eine erste Klasse Soldatin geworden bin, welche sich gerade in einer Dimensionswelt befindet, um einen Zauberspruch zu erlernen, bei dem man noch nicht einmal weiß, ob er jemals zuvor von jemandem gemeistert worden war. Ha, ha! Wie kann mich bei solch einem verrückten Lebenslauf, überhaupt noch etwas überraschen?“ Mit einem süßen Lächeln, sah sie sich wieder nach Zack um. „`Verrückt` finde ich nicht den passenden Ausdruck, viel eher hört sich das ganze nach einem vorherbestimmten Schicksal an. Ich würde ja fast sagen, du bist dabei uns alle zu übertreffen…hättest du dich nur nicht in die falsche Person verliebt!“ Bei Miceylas empörtem Gesichtsausdruck musste er so laut loslachen, dass er dadurch die ganze Schar Insekten wieder anlockte. „So ein Mist aber auch! Wegen dir können wir uns nicht mehr vor einem Kampf drücken. Ha, ha!“ Miceyla gab Zack einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken und hielt ihr Schwert angriffsbereit. Trotz allem war sie froh, ihr Gespräch wieder aufgelockert zu haben. „Ich lasse dir den Vortritt!“, meinte er und stupste sie nach vorn. „Na du machst es dir aber bequem!“, sprach sie noch belustigt, als sie auch schon einen kräftigen Sprung in die Luft machte, um dann mit einem umherwirbelnden Schwerthieb, einige der Insekten auf den Boden zu befördern. Dabei spritze ihr ein grünliches Blut der fliegenden Monster entgegen. „Igitt!“ Angewidert gab sie den am Boden zappelnden Insekten, mit wenigen Schwertstichen den Rest. „Dieser Kampf hätte mir gern erspart bleiben können“, seufzte sie und sah an sich hinab. Zack trat vor sie und musterte sie mit einem nicht zu verbergendem Grinsen. „Zugegeben, deine Schwertkunst kann sich sehen lassen. Aber sag mal, bist du vorher schon so grün gewesen? Ich finde das steht dir irgendwie richtig gut!“ Mit einem Schmunzeln sah Miceyla ihn herausfordernd an. „Dein Humor hilft mir jetzt wirklich nicht weiter… Aber vielleicht das hier…!“ Mit einer tänzelnden Bewegung beschwor sie eine große Wasserblase herauf und ließ diese direkt über ihren Köpfen zerplatzen. Dicke Regentropfen prasselten auf die beiden herab. Überrascht machte Zack einen kräftigen Satz zurück. „Hey! Das war ungerecht! ...Trotzdem bewundere ich wahre Magie einfach nur…“ Ein zarter Windhauch verriet, dass die Zeit des Stillstehens nun vorüber war. Auch wenn es schwer für sie war, musste sie jetzt weiter voranschreiten. Zack widerstand ebenfalls der Versuchung, noch länger das so lang ersehnte Wiedersehen mit Miceyla genießen zu können. „Also dann, legen wir los! Bei deiner letzten Prüfung, die der Träume, musst du deine ganzen Fähigkeiten der bis jetzt bestandenen Prüfungen vereinen, um…“ Er pausierte kurz, während er sie über eine unendlich wirkende Wiese führte, aus der nach und nach Ödland wurde. Die Luft wurde auch deutlich frischer und der Himmel sah ungemütlich grau aus. Und plötzlich… „…Um selbstständig das Portal zu den Prüfungen der Dunkelheit zu öffnen.“ Miceyla stockte der Atem und sie riss die Augen weit auf. Am Ende des Ödlandes tat sich ein gewaltiger Abgrund auf. Nichts als schwarze Leere kam dahinter. Man meinte, dort würde die Welt aufhören. Ihr schockierter Blick traf sich mit Zacks standhaft leuchtenden Augen. Zack legte ihr beide Hände auf die Wangen und zwang sie so dazu, sich vollkommen auf ihn zu konzentrieren und den Abgrund erst mal zu vergessen. Er riss sie damit aus ihrer entsetzten Trance. „Hör zu, ich will dich nicht anlügen, nur um dir deine Ängste zu nehmen. Aber in der Welt der Dunkelheit herrscht nichts als Tod und Verderben. Aber du kannst es schaffen! Umso früher du anfängst, um so eher hast du es hinter dir. Beginne nun, beschwöre die ersten drei Kristalle herbei, der vierte wird dadurch automatisch für dich erscheinen. Vereine sie und erschaffe das Portal zur Dunkelheit!“ 'Richtig… Ich muss mich zusammenreißen! Es geht hier schließlich nicht nur um meine eigenen Gefühle. Meine Aufgabe ist es an einen ganzen Planeten zu denken, voll mit Menschen die gemeinsam lachen und weinen, die eine Vergangenheit haben welche sie prägt und vor denen eine Zukunft liegt, die nur für sie vorherbestimmt ist. Es lohnt sich um diese wertvollen Dinge zu kämpfen und niemals darf dies zerstört werden!' Mit ruhigem Atem schloss sie die Augen und streckte ihr Schwert in die Luft. Voller Konzentration sammelte Miceyla ihre innere Magie und stellte eine unsichtbare Verbindung mit den Kristallen her. „Kristalle des Lichts, hiermit bitte ich euch, erhört meine Rufe und kommt herbei!“ Ihre Worte erklungen klar und deutlich. Sie spiegelten die Entschlossenheit wider, mit der sie die Prüfung von Kristall Omega angetreten war. Wie auf das Zeichen von Miceylas Stimme wartend, leuchteten die Kristalle in ihrem Schwert und mit einem rauschenden Klang, erschienen die ersten drei Kristalle in ihrer vollen Größe. In langsam kreisenden Bewegungen, schwebten sie über Miceyla. „Einer fehlt noch…“, murmelte sie stolz und betrachtete wie gebannt die funkelnden Lichtkristalle. Darüber erstaunt, was sie doch bisher erreicht hatte. „Du bist wahrlich ein Wunder… Es wird mir eine Ehre sein, meinen Traum als Kraft in einem Kristall für dich verewigen zu dürfen….“, flüsterte er sanft und wurde von einem schimmernden Nebel eingehüllt. Sie erstarrte, Trauer und Panik überschwemmten sie. „Nein…nein, nein! Du darfst nicht verschwinden! Nicht auf diese Weise, noch nicht… Ich will, dass du zusiehst wie wir alle den Planeten retten. Was für ein starkes Team wir bei World Soldier sind und du unsere aufrichtigen Soldaten beobachtest! Ich möchte…ich möchte nur noch ein klein wenig länger mit dir reden können! Also geh nicht einfach! Bitte…bitte bleib bei mir!“, schrie sie voller Verzweiflung, versuchte Zack dabei zu umarmen und ihn so davon abzuhalten zu verschwinden. Doch sie griff in die Leere und stolperte unbeholfen durch ihn hindurch. Als Antwort lächelte der sich auflösende Zack nur zufrieden. Rücken an Rücken standen sie beieinander. „Miceyla… Verschwende deine Gefühle nicht an einen Verstorbenen. Dann kannst du ja auch ebenso gut mit den Gräbern in Midgar plaudern“, sagte er belustigt. Mit einem bitteren Lächeln, wischte sie die Tränen aus ihrem Gesicht. „Dir ist wirklich keine Situation zu schade um zu scherzen, was, mein guter Freund Zack? Ich werde für deinen Traum kämpfen, wie ich es schon von Anfang an tat! Es ist in meinem Herzen versiegelt und wird mir die Kraft geben, diesen Kampf nicht zu verlieren!“ Zitternd drückte sie die Hände auf ihr Herz und schluckte den Schmerz der Trauer hinunter. „Ich sage dir das, was ich dir schon so oft gesagt habe. Lebe Miceyla, wir sind alle bei dir. Aus dir wird…ein lebender Held werden!“ Seine Stimme verklang nun und Zacks Gestalt verblasste nun komplett. Ruckartig drehte sich Miceyla um. „Zaaack!“ Erneut stiegen ihr Tränen in die Augen. Ein letztes Mal spürte sie die Wärme seiner vertrauten Hand, welche sich unsichtbar auf ihre Schulter legte. „Trage Träume im Herzen, denn um ein Held zu sein braucht man Träume…“, sprach sie die süßen Worte ihrer Erinnerungen. Das Vermächtnis, welches niemals aussterben würde. Zacks aufgelöste, in unendlich viele glitzernde Teilchen zersprungene Gestalt, sammelte sich zu dem letzten vierten Kristall der Lichtpfade zusammen und vereinte alle Farben der anderen. Wie ein Regenbogen, der Hoffnung und Zuversicht nach einem vorüberziehenden Sturm verströmte, wirkte er auf Miceyla. Eine unvorstellbar mächtige Kraft strömte durch sie. Jetzt da sie alle Lichtkristalle beisammen hatte, glaubte sie bereits alles Böse vertreiben zu können und schon im Stand zu sein, den Kampf gegen die Hulax aufzunehmen. „Wo Licht ist, sind auch Schatten… Ich weiß, ich weiß“, seufzte sie, darüber bewusst, dass sie gerade mal die Hälfte der Strecke Richtung Ziel von Kristall Omega erreicht hatte. Noch immer pochte der Verlust darüber in ihrem Herzen, dass sie niemals Zack wieder sehen würde. Da ertönte plötzlich ein ohrenbetäubendes Grollen bei dem schwarzen Abgrund und die gesamte Erde bebte. 'Das Tor der Dunkelheit erscheint!' Nun war es an der Zeit ihren klaren Verstand aufrecht zu erhalten und niemals die Kraft des Lichts aus den Augen zu verlieren. Dies war der einzige Weg, damit die Finsternis nicht von ihr Besitz ergriff. Die Lichtkristalle verkleinerten sich und ruhten nun wieder in Miceylas Schwert. Zielstrebig lief sie nun auf das unheimliche Portal zu, ließ sich jedoch nicht einschüchtern und blieb kurz vor dem Abgrund stehen. Jämmerlich heulende Geräusche umgaben sie und ein modrig bitterer Geruch von Blut und Verwesung stieg ihr in die Nase, sodass sie würgen musste. „Also ein entspannter Ausflug wird das hier garantiert nicht…“, versuchte sie sich zwanghaft selbst zu ermutigen und streckte einen Arm zum Tor aus. Genau währenddessen verschwamm die Umgebung und sie wurde hinfort teleportiert. „Häh? Was ist passiert? Wo bin ich… Was! Hier?“ Wenige Augenblicke fand sie sich nicht in der Welt der Dunkelheit wieder, sondern war an dem gleichen Ort wie vor der Prüfung, wo Blumen friedlich auf niedrigem Wasser schwammen und die Blumenkönigin zu ihr aufblickte. Miceyla wusste nicht ob sie froh sein sollte oder erzürnt darüber, dass ihre Prüfung unterbrochen wurde. „Was soll das denn? Ich war bereit weiter zu machen!“, schimpfte sie an die Blumenkönigin gerichtet. „Na, na! Da haben wir ihn wieder, diesen schnippischen Ton… Vielleicht gefällt dir meine wahre Gestalt ja ein klein wenig besser…“ Die sonst so helle Stimme der sprechenden Blume wurde auf einmal tiefer und sie musste die Augen mit ihren Armen bedecken, weil ein grelles Licht sie blendete. Sobald es verschwunden war, erblickte sie vor sich die Erscheinung eines ihr vertrauten, jungen hübschen Mannes. „Arjen!... Das bist du gewesen…“, sprach sie ruhig, ein wenig verwundert, denn ein eigenartiges Gefühl machte sich in ihrem Herzen breit, welches Miceyla nicht zuzuordnen vermochte. „Hast du es etwa vergessen? ...Nein, dass kann nicht sein“, murmelte er nachdenklich vor sich hin. „Verzeih mir, dass ich dich kurz vorher noch einmal hier her geholt habe. Aber ich hatte es ja schon angekündigt“, sagte er nun deutlicher und zwinkerte ihr mit seinen klaren grünen Augen zu. „Ich verstehe es nicht… Warum tut es nur so weh, jedes Mal wenn ich dich sehe bin ich…“ Sie stoppte mitten im Satz und wurde durch sein liebevolles Lächeln, von warmherzigen Bildern aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit gepackt. Doch diese rosigen Erinnerungen zersprangen jäh, wie ein zu Boden gefallener Spiegel und schienen nur noch zu retten sein, wenn sie versuchen würde all die verstreuten Scherben einzusammeln, um diese dann erneut zusammenzufügen. Arjen brach die wehmütige Atmosphäre und blickte ernst drein. „Der Grund, weshalb ich dich noch einmal vor den vier Pfaden der Dunkelheit sprechen wollte ist der, dass etwas dazwischen gekommen ist und etwas passieren wird, was nicht vorherbestimmt war. Warnungen von mir sind zwecklos, doch ich weiß das unsere Herzen immer miteinander verbunden sind.“ Sie schüttelte verwirrt den Kopf, damit ihre Gedanken wenigstens etwas geordnet wurden. „Bitte verschone mich mit deinen rätselhaften Worten, die machen alles nur noch viel komplizierter. Sag einfach konkret, was mich erwarten wird. Versuche es zumindest, auch wenn du dies wahrscheinlich nicht darfst… In Ordnung?“, bat Miceyla in der Hoffnung, er würde ihr etwas Verständlicheres verraten. „Tatsache ist, dass dich jemand versuchen wird aus dieser Welt herauszuholen und du niemals Kristall Omega lernen kannst. Und dieser Jemand kommt aus unserer Welt. Er darf sich nicht einmischen. Ärgerlich, doch leider zeigte mir das die Zukunft“, enthüllte er verbittert. Gerade wollte sie geschockt etwas erwidern, da gesellte sich eine neue Person zu den beiden. „Ignoriere den Mistkerl einfach wenn du ihn triffst und hau ihm ordentlich eine von mir rein, hörst du?“, wurde Miceyla euphorisch aufgefordert und bekam zur Begrüßung einen kräftigen Schlag auf den Rücken, sodass sie nach vorne taumelte und beinahe gegen Arjen gestoßen wäre. „Katero! Ach, wie ich deine hitzköpfige Art doch vermisst habe!“, meinte sie und fing laut an zu lachen. 'Wie lange ist es wohl her, dass wir zu dritt vereint waren? Das zeigt mir wo ich in Wahrheit hingehöre…' Rasch schüttelte sie diesen Gedanken ab und wandte sich Arjen zu. „Glaube an mich! Ich habe die vier Lichtkristalle nicht umsonst erhalten. Der Zauberspruch Kristall Omega wartet darauf von mir gesprochen zu werden! Und ich werde Gaia beschützen! Mein Schwur, den ich bis zum bitteren Ende niemals ablegen werde!“, sagte sie mit einer so felsenfesten Stimme, wie sie es nur konnte. Arjen schlang die Arme um Miceyla, drückte sie an sich und flüsterte ihr in das Ohr. „Ich bin immer direkt neben dir, auch wenn du mich nicht sehen kannst. Die Pfade der Dunkelheit gehen ebenfalls vorüber, du wirst schon sehen. Und ich bin der einzige, der dich in den kommenden Stunden erreichen kann. Dies vermag noch nicht einmal ein Kamerad deiner engen Vertrauten von Gaia… Du wirst mir das jetzt wahrscheinlich noch nicht glauben, aber du solltest am besten wissen warum. Lass deine eingeschlossenen Gefühle wieder frei. Schenke ihnen die lang ersehnte Freiheit, sie waren zu lange in grausamer Gefangenschaft. Erlöse sie, gemeinsam mit meiner Einsamkeit.“ Sich voll und ganz seiner Nähe hingebend, atmete sie seinen vertrauten Duft ein, der sie wie in einen traumlos, friedlichen Tiefschlaf zu wiegen vermochte. „Ja, ja! Und wann ist die Hochzeit? Das hier ist echt zum kotzen, mach das du von hier verschwindest und den Dämonen den Garaus machst!“, spottete Katero genervt. Beide seufzten lächelnd. „Ich vergaß, dass wir noch diese räudige Bestie bei uns haben, verzeih“, meinte Arjen und beendete ihre Umarmung. „Pah!“ Katero verschränkte unbeteiligt die Arme. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass auf diesen Moment des Friedens, die wohl härtesten Zeiten in ihrem Leben folgen sollten. Und dies bezog sich nicht nur auf die vier Pfade der Dunkelheit, sondern auch auf all das was danach kam. Sie atmete einmal tief durch. „Katero, du bist mich jetzt los, ich…häh?“ Erstaunt riss sie die Augen weit auf, da sie von ihm fest umarmt wurde. „Komm mir ja heil zurück, nicht das ich am Ende deine ganzen verlorenen Körperteile wieder aufsammeln muss, dafür hab ich echt keine Nerven! Außerdem hätte ich keine Lust darauf, dass sich Arjen bis zu meinem Lebensende bei mir ausweint. Und…vor allem will ich wieder mit dir zusammen trainieren! Ich gebe es ja nur ungern zu, aber das vermisse ich wirklich sehr“, sagte er zum Abschied mit einem Schluchzen in der Stimme. Wie für ein Versprechen, legte sie eine Hand auf seinen Kopf und strich sanft durch seine dunkelblonden Haare, die immer zerzaust waren. „Wenn alles ein gutes Ende gefunden hat, trainiere ich mit dir bis wir vor Erschöpfung tot umfallen. Gedulde dich bis dahin noch ein wenig. Warte auf meine Rückkehr und mach dir nicht zu viele Sorgen. Sonst wirst du nur unbeliebt bei deinen Mitmenschen. Ich kenne doch dein selbstloses Gemüt…“, wisperte Miceyla und bemühte sich, dieses Mal nicht wieder gleich los zu weinen. Katero entfernte sich einige Schritte und senkte verlegen den Kopf. „Lass mich bloß nicht zu lange warten…“, brummte er vor sich hin. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. 'Katero, du zeigst nie deine wahren Gefühle, doch wenn es darauf ankommt, kannst du unglaublich emotional sein…' Die Idylle wurde gebrochen und das Tor der Dunkelheit erschien. Schwarzer Nebel schnellte über die Blumen hinweg und ließ sie binnen kürzester Zeit verblühen. „Du kannst direkt von hier aus aufbrechen, wie du siehst. Sobald du das Portal passiert hast, verschwindet auch dieser Ort… Gib auf dich Acht. Unser nächstes Treffen wird wohl nicht sehr bald kommen…“ Arjen war bereits verschwunden, nur seine Stimme konnte sie noch hören. Katero war ebenfalls nicht mehr zu sehen. 'Nun gibt es also wirklich kein Zurück mehr…' Mit einem zuversichtlichen Gewissen und durch das vertrauensvolle Gespräch bestärkt, betrat sie das Portal. Die finstere Leere riss Miceyla an sich und ließ sie in das Ungewisse fallen. Hinab in den Untergrund des Bösen, der Schattenwelt, die Heimat aller grausamen Kreaturen. Während sie fiel, wirbelten etliche negative Gedanken um sie herum, die sich den Weg in ihre eigenen bahnten. Es waren hasserfüllte Gedanken, der Wunsch nach Rache, Tod und Verderben zu bringen. Schreckliche Kopfschmerzen bekam sie, war aber nicht im Stande sich zu wehren. Durch die brodelnden Emotionen merkte sie überhaupt nicht, dass der Fall bereits sein Ende gefunden hatte. Mit einem noch immer schwindeligen Gefühl, versuchte sie ihre Umgebung zu erkunden. Viel Aufregendes gab es da zumindest nicht. Nur konnte sie davon ausgehen, dass sie sich unter der Erde befand. Nachdem Miceyla etwas besser in der Dunkelheit sah, musste sie erschreckend feststellen, wie unzählige Furcht einflößende Gesichter an den Höhlenwänden um sie herum, die Blicke auf sie gerichtet hatten. Angestrengt ignorierte sie diese unangenehmen Blicke. Da hörte sie Schritte herbei kommen, die ihr bei der bis vor kurzem noch anhaltenden Stille, einen Schauer über den Rücken jagten. Nach einer gefühlten Ewigkeit, kam dann eine Person zum Vorschein, bei der sich niemand wundern würde, sie an einem Ort wie diesem zu treffen. „Also hast du endlich deinen Weg hier her gefunden. Hat ja lange gedauert. Du wirst schnell feststellen müssen, dass Worte meine Zeit nur sinnlos verschwenden… Mach dich bereit, kleines unschuldiges Mädchen. Wenn du wirklich begreifen willst, was wahre Finsternis bedeutet, musst du erst einmal wissen, wie sich der Tod anfühlt. Stirb, meine kleine Miceyla!“ Dem was danach geschah, vermochte sie nicht mehr zu folgen. Alles verlief viel zu schnell. Was blieb war das Gefühl, wie sich die eiskalte Klinge eines Schwertes durch ihr Herz bohrte und sie daran erstickte. Ohne mehr einen eigenen Willen zu haben, spuckte sie Blut. „Se-Sephiroth!“ Dunkelheit umgab sie und der allerletzte Gedankenzug entglitt ihrem schwindenden Bewusstsein. Kann es sein, dass ich den falschen Weg gewählt habe? Nun, umkehren wäre ohnehin keine Option gewesen. Doch warum erreichten meine Stimmen niemanden mehr? Es gab mir den Eindruck, als würde ich die ganze Zeit über gegen den Strom schwimmen. Und stand still, mit keinem Ziel vor Augen. Aber in meinem Herzen schlich sich ein beharrliches Gefühl ein. Dies flüsterte mir stets zu: „Fürchte nicht, dass es etwas zu befürchten gäbe. Denn mit der Angst, wachsen auch die Zweifel. Strecke deine Hand aus, zu meinem unermesslichen Vertrauen, der Liebe und meinem Herzen, welches ich dir schenkte!“ Ja, nichts anderes bestimmte das Handeln eines jeden Menschen mehr, als mächtige Gefühle es täten. Und so nahm ich meinen Weg wieder auf und ohne Sorge, weiter gegen den Strom. Antlitz der Veränderung All des Lebens Leid und Sorge, so gestand ich mir nie, verbannte ich all des Kummers Schmerz, im hintersten Winkel meines zerbrochenen Herzens. Auf die Suche ging ich lang und ewig, um zu finden die zerstreuten Stücke, doch wollte das Glück mir nie zur Hilfe eilen. So wartet eine längst verlorene Reise auf sein Ende. Fand keines Gleichen nie, der mein Schicksal zu teilen vermochte. Jegliche Schritte ohne Sinn, der Hoffnungsfunke mir für immer beraubt. Gäbe es kein Morgen nun, zu beginnen einen neuen Weg, längst vergessen und unbekannt, stünde ich nicht vor dir, dem Antlitz der Veränderung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)