ChRyStAlS von calicolicious (Wie wird es weitergehen?) ================================================================================ Kapitel 1: cHrYsTaLs -------------------- Mit atemberaubender Geschwindigkeit entfernte sich eine Gestalt vom Schlachtfeld. Ihr Gang war schlurfend, holpernd und doch schnell. Jeden Moment würde sie zusammenbrechen, vermutete ich. Schon seit längerem beobachtete ich sie, jenes Mädchen, welches eindeutig mehr Potenzial hatte, als sie sich selbst zutrauen würde. Wie eine Naturkatastrophe, die alles im Umkreis von 70 Metern zerstörte und nur noch Trümmer zurückließ. Diesen Eindruck hatte ich jedenfalls von ihr – Shanty war, glaube ich ihr Name – als sie diesen Morgen aus Jahren der Unwissenheit über sich selbst erwacht war und den Hof ihrer Familie in Schutt und Asche gelegt hatte. Auch wenn ich nicht erkennen konnte, wie genau, ich wusste es ohnehin . Schon seit ihrer Geburt wusste ich es. Dass sie zu Höherem bestimmt war, dass sie kein normales Mädchen war. Anfangs hatte ich nur Vermutungen angestellt, ob sie diese Gabe wirklich besaß, doch als sie meine Kristalle das erste Mal zum leuchten gebracht hatte, war ich felsenfest davon überzeugt: Die Gabe war ein Teil von ihr, genau wie von mir. Die Kontrolle über Kristalle, diese Fähigkeit war angeboren und auf der ganzen Welt gab es höchstens 5 solcher Menschen. Menschen, die so waren wie wir. Ich renne um mein Leben, in der Hoffnung, einen schöneren Ort zu erreichen. Früher war es auch hier schön, bevor ‚Das’ passierte. Ha, früher. Ein freudloses Lachen entweicht meiner Kehle. Von wegen früher, noch vor wenigen Stunden war meine Welt in Ordnung, alles war so wie immer. Doch plötzlich war alles ganz schnell gegangen. Kristalle kamen aus dem Boden geschossen, hatten mein Zuhause vernichtet und ließen mich als einzige Überlebende übrig. Mein Zuhause ist zerstört, nun habe ich nichts mehr Mit diesen beunruhigenden Gedanken beschreite ich meinen neuen Weg, allerdings bin ich mir nicht sicher, wie dieser Weg aussehen soll und ob er mir gefallen wird. Mein Leben hat doch jetzt schon keinen Sinn mehr, wie soll es dann in Zukunft für mich aussehen? Vielleicht ist es an der Zeit dem ein Ende zu setzen. Ich habe mal gelesen, wenn jemand stirbt, ermöglicht er so einem anderen Menschen zu leben. Eigentlich eine schöne Idee. Indem ich nicht mehr bin, schaffe ich Platz für jemand Anderes. Jemanden, der in dieser Welt mehr anzufangen weiß, als ich. Shantys Tempo hatte sich verlangsamt, sie steuerte mit schlurfenden Schritten auf einen der vereisten Seen zu. Was hatte sie dort vor? Mitten im Winter war es keine gute Idee, sich darauf zu stellen, das Eis könnte brechen und sie ... „Oh mein Gott ...“ Sie wollte doch nicht etwa ...? Ich musste sie um jeden Preis aufhalten! Aber jetzt einfach aus meinem Versteck zu springen und sie festzuhalten war keine gute Idee, ich musste mir etwas anderes einfallen lassen. Mein Entschluss steht fest, niemand kann mich jetzt noch aufhalten. Ein letztes Mal noch atme ich tief ein, spüre die Luft, die Kälte, die mich umhüllt. Wie in Trance bewege ich meinen Fuß in Richtung Eis, doch ich komme nicht dazu, ihn aufzusetzen. Vor meinem Gesicht flattert etwas umher, hält mich vom gefrorenen Wasser fern. Es kommt so überraschend, dass ich wieder nach hinten stolpere und falle. Nach einem kurzen Blinzeln stelle ich fest, dass jene Kreatur vor mir lila ist. Shantys Schrei brachte mich nun vollends aus dem Konzept. Eigentlich wollte ich zu ihr rüber sprinten und sie von der Idee abbringen, sich das Leben zu nehmen, aber sie hatte anscheinend selbst gemerkt, wie hirnrissig dies wäre. Warum jedoch war sie dann schreiend zu Boden gefallen? Sollte ich vielleicht doch einmal nachschauen? Dieses Wesen besteht tatsächlich aus dem lila Gestein, leucht wie ein Kristall und hat die Form eines Schmetterlings. Und es fliegt um mich herum! Langsam stehe ich wieder auf und beruhige mich. Der Schmetterling sieht nicht so aus, als will er mir etwas tun. Nein, eher, als ob er mir etwas zeigen will. Immer wieder deutet er an, in eine bestimmte Richtung zu schwirren, kommt dann aber doch wieder zu mir. Soll ich ihm folgen? Kann ich ihm vertrauen? Andererseits, das ist nur ein kleines, steiniges Tierchen, was könnte es mir schon tun? Oh Nein. Shanty kam auf mich zu. Vor ihr einer meiner Kristalle, den ich vorhin noch in der Hand gehabt hatte. Eigentlich wollte ich ihn auf Shanty werfen, damit sie abgelenkt war und nicht das Eis betrat. Aber dieser dumme Stein musste sich ja unbedingt in einen Schmetterling verwandeln und mir die Show stehlen. Wie zum Teufel konnten diese Mistdinger überhaupt ein Eigenleben entwickeln? Naja, momentan hatte ich größere Sorgen, denn gleich dieses Mädchen mein Geheimnis aufdecken, herausfinden, dass ich sie schon die ganze Zeit verfolgte. „Warum führst Selbstgespräche?“ Was? „Und wer bist du eigentlich? Sitzt du schon die ganze Zeit in diesem Busch? Und gehört der Schmetterling hier zu dir?“ Hatte ich wirklich Selbstgespräche geführt, während ich mich über jenen Schmetterling aufregte, der sich jetzt mit Shanty direkt vor mir befand? Mist, ich war aufgeflogen. Ohne groß zu überlegen sprang ich auf und rannte davon. Jetzt war noch nicht der Zeitpunkt, um Shanty meine Identität zu verraten. Sie brauchte noch ein bisschen Zeit, um sich von alldem zu erholen. Shanty rief mir hinterher „ Warte bitte. Warum gehst du?“ Noch einmal sah ich mich um „Glaub mir, Shanty. Ich weiß, wie sehr es schmerzt, allein gelassen zu werden, aber gerade geht es nicht anders. Das ist das beste für dich.“ „Kommst du wieder?“ Ich zögerte kurz. „Lass dich überraschen.“ Und schon war ich weg. 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