Unsaid Thoughts...And Then... von Cleaf (A Story About Gackt And Masa) ================================================================================ Kapitel 1: Regen ---------------- ...And Then... 1. Kapitel: Regen Platsch, plitsch, platsch...der Klang des rieselnden Regens war so andächtig und beruhigend dass Masa genüßlich die Augen schloss und sich von den Regentropfen streicheln ließ. So lang war es nun her, dass er diesen Ort aufsuchte, zuviele Erinnerungen verband er damit... Erinnerungen, die er ungern hervorholen wollte...so unangenehm, so schmerzvoll wie Nadeln im Daunenbett. Doch egal, wie man sich wand, man entkam ihnen nicht. Und so entschloss er, sich ihnen endlich zu stellen. Weglaufen nützte doch nichts! Da war er nun, alleine im Dunkeln. Im Tageslicht wäre der Park lieblich gewesen und so hoch gelegen, bot er auch einen wunderbaren Blick auf Tokyo, das sich unterhalb seinen Füßen erstreckte. Doch hier und jetzt im Schatten der Nacht konnte er sich unbeobachtet fühlen, die grell erleuchtete Metropole unter sich betrachten. Nie zuvor stand er alleine hier, noch nie war ihm je so einsam zumute. Obwohl der Regen ihn tröstlich umgab und der Wind ihm beruhigend ins Ohr flüsterte, kam es ihm vor, als wäre er ganz allein auf der Welt. An diesem Ort den Himmel zu betrachten... dies verband er mit einer Person, die er schon längst hinter sich lassen wollte...aber es klappte nicht. ,Er' beschäftigte ihn immer noch Tag um Tag, ohne es zu wollen, irgendetwas ließ Masa einfach nicht los (...war es Liebe?). Masa vermisste ,ihn'. So sehr. Unbewusst rannen ihm Tränen über das Gesicht, an diesen Menschen zu denken verursachte in ihm eine solch unerträgliche Sehnsucht, dass sich sein Inneres verkrampfte und er sein zartes Antlitz wie von Schmerzen gepeinigt verzerrte. Wie konnte es nur so weit kommen? Was ist bloß geschehen? War er, Masa, daran Schuld gewesen? Hatte er das Richtige getan? Er hatte keine Ahnung, er hatte wirklich geglaubt, dass sich das Ganze ins Reine bringen lassen könne, indem er ,ihn' verließ, indem er vor ,ihm' flüchtete und einen Schutzwall um sich bildete... Er dachte, dass er dann endlich wieder glücklich werden könnte... doch das war nicht eingetroffen. Ohne ,ihn' fühlte er sich leer, als würde ein Teil von ihm fehlen. Ohne ihn war er nicht glücklich... Doch mit ,ihm'? War er da glücklich gewesen? Er wusste es nicht, er wusste einfach gar nicht mehr, was er von alldem halten sollte. "Baka!" schimpfte Masa und wischte sich wütend die Tränen aus den Augen, als... 'Nanu? Hat es aufgehört zu regnen?' fragte er sich in Gedanken. Er streckte die Hand aus. Nein, der Regen hatte nicht aufgehört, doch als er zum Himmel hinaufblickte, hatte sich ein dunkler Schatten über ihn gewölbt. Überrascht drehte sich dieser um und... da stand ,er'! Seinen pechschwarzen Regenschirm über Masa haltend. Beide gefroren abrupt vor Schreck. Gackt war so wunderschön...wie ein vom Himmel herabgestiegener Engel. Kleine Wasserpartikel glitzerten auf seiner Haut und in seinen Haaren. Die Augen strahlten sanft von den gespiegelten Lichtern der Straßen unter ihnen. Ein zaghaftes Lächeln umspielte seine Lippen. "Du hier?" Seine Stimme war zaghaft. Masa fühlte sich ertappt, blickte zu Boden, lief rot an und fand keine Worte. Auf einmal war sein ganzer Kopf wie leer gefegt. Das Einzige, was er die ganze Zeit dachte, war: ,er ist es!' Sein Herz pochte heftig, Panik überfiel ihn. Was sollte er tun? Was sagen? Er konnte nicht mehr vernünftig denken. Gakuto räusperte sich. Er hatte sich also nicht getäuscht als er die Anhöhe hinaufgestiegen war. Die dunkle, kleine Gestalt war tatsächlich Masa, sein kleiner Schatz...derjenige, den er schon seit vielen düsteren Monaten vermisst hatte. Er zitterte innerlich, war es vor Freude oder Unsicherheit, oder beides? Nun war der unnahbare, kühle Gackt gar nicht mehr so selbstbewusst, so stark, wie er sonst immer erschien. Jeder Schritt auf Shinozaki zu war für ihn eine große Überwindung gewesen. Am liebsten wäre er einfach umgekehrt, hätte zu gerne vor seiner Vergangenheit, seiner Dummheit und seinen Fehlern Reißaus genommen, doch das war nicht seine Art...er hätte sich soetwas nie verziehen. Also stand er nun da, seinem Kleinen gegenüber, den Schirm schützend über ihn gespannt...als würde er ihn schützen wollen, so wie in alten Tagen. Als ob er sein Versprechen von damals halten wollte »Was auch immer geschieht, ich beschütze dich!«... wie lächerlich... Masa's Schweigen verstärkte seine Unsicherheit. Gackt fragte sich, ob er vielleicht doch nicht hätte hierherkommen sollen, vielleicht hätte er Masa hier allein stehen lassen sollen...? War er nicht damals verantwortlich gewesen für das Debakel? Er allein hatte alles kaputt gemacht und die Person, die ihn über alles liebte, so sehr verletzt, dass es wohl nie wieder gut zu machen war. Aber warum zauderte er noch? Nun war es sowieso zu spät, jetzt gab es kein Zurück mehr. "Lange nicht mehr gesehen, Masa-kun...Ach herrje, du bist ja total durchnässt, so holst du dir noch den Tod! Komm mit, mein Auto steht nur ein paar Meter von hier entfernt. Da kannst du dich aufwärmen." Ohne dessen Reaktion abzuwarten, ergriff Gakuto kurzerhand Masa's Arm und zog ihn mit sich zu seinem Wagen. Masa brachte immer noch kein Wort heraus, der Schock saß tief. Die Prozedur ließ er klaglos über sich ergehen. Er ließ es zu, dass Gackt seine Haare mit einem Handtuch trocken rieb und eine Decke um ihn wickelte... seine Augen hefteten sich krampfhaft auf den Boden, als gäbe es keine andere Perspektive, und sein Atem ging stoßend, als würde er keine Luft bekommen. Shinozaki-kun kauerte auf dem Beifahrersitz, drückte sich an die Fensterseite und verfolgte die senkrecht herabfließenden Regentropfen auf dem Festerglas. Der Motor ließ die Karosserie leicht vibrieren und übertönte jegliche andere Geräusche. Gakuto seufzte tief, Luft holen. Sein Kopf arbeitet zu schnell, sodass ihm schwindelig wurde. Er drehte sich dem anderen zu. "Ich bring dich nach Hause, ist dir das recht?...(angespanntes Warten...keine Antwort)...sag doch was...bitte." Langsam, sein bisschen Mut zusammenkratzend...drehte Masa den Kopf zu Gackt um, blickte ihn zum ersten Mal nach langem wieder direkt an. Seine Augen brannten von zurückgehaltenen Tränen, die Augenbrauen zuckten kaum merklich. Er öffnete langsam den Mund und brachte ein "ja" heraus. "Ja...pp...(krächtz, räusper)...bring mich heim....dan..ke..." Mehr war nicht mehr möglich und so richtete er seinen Blick wieder auf die Außenwelt. Gakuto nickte nur stumm und gab Gas. Sollte er es wagen? War es vielleicht für die erste Begegnung nach einer solchen Ewigkeit ein zu gewagter Schritt? Andererseits würde wieder eine Ewigkeit vergehen, ehe sie sich -höchstwahrscheinlich zufällig- wiedersehen würden... Warum also die Chance nicht nutzen? Er wusste nicht, wann ihn sein Mut verlassen würde, aber er hoffte, dass es nicht bald war...denn für das, was er vorhatte benötigte er eine Menge davon... In Gedanken versunken kuschelte sich Masa in die Wolldecke...sie roch nach Vanilleparfum (hatte Gaku-chan mal wieder ein "Date" mit einer Frau im Auto gehabt?)...er verzog das Gesicht. Shinozaki-kun sah immer noch aus dem Fenster, beobachtete die vorüberrauschenden Straßen und Lichter ohne zu registrieren, wohin ihn der Wagen trug...das einzige, das er wahrnahm, war die Gegenwart von ,ihm' und das allein verdrängte alles andere. ,Was ist nun? Was wird nun passieren? Sollte ich etwas unternehmen? War es Zufall, dass wir uns heute begegneten? War es ein Zeichen oder spielt mir mein Gehirn gerade einen Streich?' Eins war ihm trotz allem klar: er hing immer noch an dieser Person, er brauchte sie und er liebte sie weiterhin...warum sollte er diese Gelegenheit also nicht nutzen? Aber wie nutzen? Hatten sie sich noch etwas zu sagen? Waren sie nicht schon alle Wege gegangen? Nun. Nein, das hatten sie nicht, gab er sich gegenüber zu. Er wusste, dass es Gackt gar nicht klar war, was dieser getan hatte... Masa wusste, dass er selbst ihm damals keine Gelegenheit gab, die Situation zu retten. Aber was hätte er denn anderes tun können? Er musste einfach einen Schlussstrich ziehen! Plötzlich schrak er aus dem Grübeln auf, das Auto hatte angehalten. Sie standen vor einem großen Tor, welches die Sicht auf das dahinter liegende völlig versperrte. "Hm. Das...ist nicht...mein Zuhause..." murmelte Masa zögernd. "Ehm naja...nein. ...Das ist mein Haus. Ich habe mir gedacht, dass es näher liegt und du musste ja aus diesen klitschnassen Sachen raus." Gakuto schaute seinen Beifahrer unsicher an, würde Shinozaki seine Absichten durchschauen? Doch als Antwort kam nur ein "Aha". Zum Glück war seine Schwester heute wieder einmal auf eine ihrer Sauftouren ausgeflogen und somit hatte er das Haus für sich alleine, was ihm in dieser Situation sehr gelegen kam. Er schob Masa in die Stube, machte das Licht im Bad an und ließ den Kleinen mit einem "Du brauchst dringend eine heiße Dusche" allein. Nachdem er seine eigenen nassen Kleider ausgezogen hatte und sich Trockene übergestreift hatte, setzte Gakuto in der Küche Wasser auf, lehnte sich an die Spüle und atmete tief ein und aus. Er stellte sich vor, wie im Bad gerade die Dusche aufgedreht wurde und wie der druchfrorene Körper Masa's mit heißem Wasser umspült wurde... Gackt lief rot an und versuchte sich auf andere Gedanken zu bringen. 'Was wird als nächstes passieren? Was mache ich jetzt? Wieso habe ich ihn denn hierher gebracht? Gibt es denn wirklich keine Patentlösung für den Fall, dass man seinem Ex begegnet und gerne erreichen will, dass dieser sich wieder mit einem verträgt??' Verzweifelt raufte er sich das Haar. Was hatte er sich nur dabei gedacht. Er hatte sich schon seit Langem eingeredet, dass die Beziehung mit Masa zum Scheitern verurteilt war, da er sie nicht ernst genommen hatte und den Eindruck hatte, er würde Masa nur benutzen. Gackt hatte ihn zu der Zeit kennengelernt, als seine Gedanken unentwegt bei Kami waren, er hatte es nichteinmal bemerkt, dass Masa sich in ihn verliebte und wie ein ergebener, junger Welpe hinter ihm hertrottete, alles tat, was Gackt sagte... Gackt hatte es als selbstverständlich angesehen, den Kleinen um sich zu haben und betrachtete ihn als eben diesen Welpen, der seine Nähe suchte, der versuchte, ihm gerecht zu werden. Er war Masa damals sehr dankbar dafür. Masa hatte ihn in dieser Zeit selbstlos umsorgt, war immer für ihn da gewesen und hatte sich darum gekümmert, dass es ihm an nichts fehlte...Camui hatte das wirklich gebraucht...damals war er nichts anderes als ein emotionales Wrack... Nie war er auch nur auf den Gedanken gekommen, dass er dem anderen mit seinem Verhalten unwiderbringliche Wunden zugefügt hatte. Aus diesem Grunde hatte ihn der Abschied des Kleinen umso mehr überrascht und schockiert. Masa's Gegenwart war so schnell zu etwas völlig Selbstverständlichem geworden, ein Anker im rauschenden Ozean. Wie sollte er nur ohne diesen Anker leben? Camui hatte doch nicht gewusst, dass Masa ihn so sehr liebte! Er wollte ihm doch nicht wehtun... er hatte die Situation falsch eingeschätzt... und als Masa seinem ganzen Ärger Luft gemacht hatte... war es schon zu spät. Wie konnte er nur so blind gewesen sein? Wie konnte er die Gefühle des anderen nur so sehr ausgenutzt haben? Noch heute bereute er seine Fehler zutiefst. Wie oft hatte er sich nächtens im Bett herumgewälzt und sich gewünscht, dass der schwarze Wuschelkopf wieder neben ihm schlummerte, das zarte Gesicht im weißen Mondschein erhellt, friedlich atmend. Wie oft hatte er sich gewünscht, wieder über die schwarzen Locken fahren zu können, den schlanken Körper in Armen haltend, den süßen Duft seiner Haut einatmen zu können. Es war alles seine Schuld, das Ganze war allein seine Schuld... er...der Idiot,...hatte alles kaputt gemacht, ohne es gemerkt zu haben. Wie sehr hatte er den Kleinen nur verletzt?! Warum war es so selbstverständlich für ihn gewesen, dass Masa ihm ohne weiteres nach Japan gefolgt war, dass er sein ganzes Leben in Amerika aufgegeben hatte, nur um an Gackt's Seite zu sein? Soetwas macht man nicht einfach für jemanden, dem man erst vor Kurzem begegnet war... Masa hatte nichts durchdacht. Es war eine spontane Entscheidung gewesen, entsprungen aus dem jugendlichen Übermut und den plötzlichen Gefühlen für Gackt. Warum war er nur so blind gewesen?! Wieso hatte er das nicht schon vorher erkannt gehabt?? Oder wusste er es im Unterbewusstsein bereits und wollte es einfach nicht wahr haben? Irgendwann hatte Masa es wohl eingesehen, dass das alles nicht so war, wie er es sich vorgestellt hatte, seine Gefühle reichten nicht für sie beide aus. Er wollte mit dem Abschnitt seines Lebens, in dem Gackt eine Rolle spielte, Schluss machen... da hatte Gackt ihn gehen lassen. Aber nun vermisste er Masa, er vermisste sein Lächeln, seine Stimme, sein kindisches Verhalten... Er vermisste Masa an seiner Seite und hatte das ganze Jahr gehofft, dass dieser wieder zu ihm zurückkehrte... doch das war nicht geschehen. Masa blieb stark, er hatte sich nicht einmal mehr gemeldet... geschweige denn irgendetwas in der Öffentlichkeit über Gackt verlauten lassen. Nur in seinen Lieder brachte er all seine Gefühle zum Ausdruck. Dort erkannte Gackt, wie sehr er dem Jüngeren wehgetan hatte und dass dieser noch immer darunter litt. Genauso wie er selbst, nur dass er es nicht zeigte...oder sich nicht traute, es zu zeigen... "Das Wasser kocht." Erschrocken drehte sich Gakuto um. Masa stand mit seltsamen Blick vor ihm, in einen von Gackts weißen, flauschigen Bademänteln gehüllt. "Achso, ja" Gackt räusperte sich, spürte, dass er rosa anlief und nahm den Topf vom Herd, goß das Wasser in einen Teebottich. Sie standen sich gegenüber, nur ein paar Schritte voneinander entfernt und bohrten Löcher in die Luft... Betretendes Schweigen breitete sich aus und keiner traute sich so recht, den ersten Schritt zu machen. Masa wickelte den Bademantel fester um seinen Körper und rieb seine Wange an dem Stoff. "Schon lange her, dass du hier warst... es hat sich einiges geändert" began Gackt zögerlich. "Ja, die Räume sind heller und riechen nicht mehr nach Kerzenrauch..." unterbrach ihn Masa. Gakuto lächelte "Ja, ich bin auf Öl- und Wandschirmlampen umgestiegen. Wie geht's dir so?" ... "...Hm...ich denke, gut" Der Teebottich rutschte aus seiner Hand, brach klirrend in Scherben und das heiße Wasser verteilte sich auf den Küchenboden....im selben Moment umgaben Gackt's Arme seinen Masa, er drückte ihn fest an sich und schluchzte leise. "Ich hab dich so vermisst. Seitdem du weg bist, ist alles anders ... alles anders! Ich vermisse dich so sehr...! Geh nicht wieder weg...verlass mich nicht!" Masa's Herz blühte wie eine welkende Knospe, die einen Tropfen Wasser auf sich spürte, auf. In seinem Inneren machte sich ein wohliges Gefühl von Frieden breit und Shinozaki wusste, dass er sich so lange nach diesem Gefühl gesehnt hatte. Er vergrub sein Gesicht in Gackt's flauschigen Pullover und atmete den wohlriechenden Duft seines Parfums ein. Das Verlangen, dem anderen zu beichten, dass er wieder zu ihm zurückkehren wollte, dass er ihn ebenfalls vermisst hatte und dass alles wieder gut werden würde, war übermächtig. Aber er biss sich auf die Lippen und kein Flüstern entwich ihnen... und so standen sie einfach da, ineinander verschlungen, im dunklen Zimmer und draußen wütete ein Sturm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)