Snowflakes von abgemeldet (Adventskalender 2012) ================================================================================ Kapitel 11: Typisch Oma ----------------------- Erneut war die weiße Jahreszeit angebrochen, in der ihre Mutter die Umgebung mit wärmenden Zaubern belegte, damit ihre Tochter, welche so gerne barfuß durch das Haus fegte, keine blauen Füßchen bekam. Da nützte es nichts, wenn der Vater versuchte sie dazu zu bewegen langsamer zu sein oder ihr edle Hausschuhe mitbrachte – nein, die junge Solène hatte besonderes eines von ihren Eltern geerbt: die Dickköpfigkeit, gemeinsam mit der Fähigkeit sich gewaltlos durchzusetzen. So auch an diesem Abend. Eigentlich sollte die Kleine längst schlafen, doch noch immer lag sie auf dem Sofa, eng an ihren Vater gekuschelt und sah ihre Mutter mit großen Augen an „Vas-y, maman, Raconte-la moi.“, forderte das blonde Mädchen mit ihren großen unschuldigen Augen, die noch jeden um den Finger gewickelt hatten. Sie liebte Geschichten aus dem Leben ihrer Eltern, gut war nur, dass diese auch besser wirkten als jedes andere Gute-Nacht-Märchen. Deswegen nickte Olivia lächelnd, bevor ihr Blick zu Jude ging und verschmitzt wurde „Gut mon petite soleil, ich erzähl dir von unserer Hochzeit.“, kurz sah sie, wie die Augen ihres Mannes sich leicht weiteten, doch sie schenkte ihm kurz ein freches Grinsen, bevor sie sich wieder ihrer Tochter zuwandte und anfing. „Es war ein wunderschöner Tag, die Sonne schien am Himmel aber verschonte uns mit zu großer Hitze, sodass ich wusste, dass der Schweiß deines Daddys alleine von der Aufregung kam.“ Leise kicherte das Mädchen und schmiegte sich an ihren Vater, während Liv fortfuhr. „Ich selbst war wunderschön, weißt du meine Kleine, man braucht kein Veela-Blut um zu betören, dazu gehören nur das richtige Kleid und eine Ausstrahlung die zeigt, dass du weißt, wie wunderschön du bist. Allerdings solltest du nie übertrieben arrogant wirken, sondern zeigen, dass du höflich bist und lieb.“, erklärte sie Solène warmherzig und sah, wie ihre Tochter ernst nickte und sich die Worte genau einprägte. Das gefiel der jungen Mutter, wusste sie doch, wie wichtig die äußere Erscheinung war – gerade wenn man aus gutem Hause kam. „Alles war wirklich perfekt, unsere Mütter hatten sich selbst übertroffen.“, fuhr sie fort, doch schon unterbrach die Kleine sie wieder. „Mamie et mémé haben das zusammen geplant?“, entfuhr es ihr überrascht, woraufhin Liv nur nickte. „Ja, das war das einzige Mal, dass die beiden zusammen etwas getan haben, danach haben wir sie nie wieder am selben Tag getroffen-“ „Pourquoi?“ „Weil sie es geschafft haben, dem Traumtag deiner Mutter eine alptraumhafte Szene hinzuzufügen.“, erklärte sie und man konnte nach all der Zeit immer noch aus ihrem Tonfall hören, wie sehr ihr diese Szene missfallen hatte. Dieses Mal kam kein Kommentar von ihrer Tochter, ein sicheres Zeichen dafür, dass sie wissen wollte, wie es weiter ging und über alle Maßen gespannt war. „Du kennst doch von der Soap, die deine Nanny so gerne schaut diesen einen Satz?“ „Bis der Tod euch scheidet?“, platzte es aus der Kleinen heraus, doch die blonde Mutter schüttelte nur ihr seidiges Haar. „Nein, noch vor dem kommt ein anderer Satz, normalerweise ganz unwichtig und nur eine Formalität, aber deine Großmütter nehmen vieles sehr, sehr wörtlich.“, erklärte sie und sah von ihrer Prinzessin zu Jude, der daraufhin mit seinem eigenen trockenen Humor die tiefe Stimme ihres Kirchenvertreters nachahmte. „…möge er jetzt sprechen oder für immer schweigen...“, gerade wollte Liv dazu ansetzen weiter zu erzählen, doch der junge Mann schüttelte nur den Kopf, seine Tochter hatte dafür gesorgt, dass er manchmal – längst nicht immer – ausgeglichener geworden war und besonnener. „Aber keine Bange, petite chérie, die Frage kommt nur bei der kirchlichen Trauung, standesamtlich waren wir längst eine Familie.“ Sol schaute ihn nur irritiert an, was ihre Mutter zum Lachen brachte. „Glaubst du wirklich, dass sie sich darüber Gedanken macht?“, fragte sie amüsiert, winkte aber ab. Nein, auf diese rhetorische Frage wollte sie sicherlich keine Antwort hören, auch keinen dummen Spruch, das konnten sie klären, wenn ihr Sonnenschein Abenteuer im Land der Träume erlebte. Also kehrte sie zu ihrer Geschichte zurück. „Der Pastor hatte nicht einmal ausgeredet, da sprangen die beiden schon auf, wie zwei Furien…“ Liv erinnerte sich noch sehr gut daran… ♠ „Stoppt das Ganze!“ „Hört auf dieses verwöhnte Püppchen.“, tönte es aus der zweiten Reihe und die versammelten Gäste drehten sich alle von dem Brautpaar weg, hin zu den beiden alten Damen, die noch stur dem Alter trotzten. Aber auch das Brautpaar selbst zuckte unter den Worten zusammen, allerdings reagierte Olivia wesentlich schneller als ihr Mann und fuhr auf dem Absatz herum, sodass sogar eine der weißen Perlen aus ihrer kunstvollen Hochsteckfrisur segelte. „Bei Morganas seidenem Negligé!“, entfuhr es ihr erbost, doch sie kam gar nicht dazu weiter zu sprechen, ergriff doch die Mutter von Jude das Wort. „Diese Hochzeit ist nichtig, mein Sohn wird kein Halbblut heiraten!“ „Halb– WAS?“, platzte es aus der blonden Schönheit raus und auf einmal hielt nicht mehr sie, sondern Jude ihren Brautstrauß in der Hand und ihr Zauberstab hatte dessen Platz in ihrer Hand eingenommen. Die Gäste hielten den Atem an, denn während viele aus der Familie die beiden als wunderschönes Paar kannten, kannte man sie nur als freundlich und nett. Anders als ihre Freunde. Avery beispielsweise, ihres Zeichen Trauzeugin wollte sofort dazwischen gehen, wurde jedoch von Alan aufgehalten und Shane grinste nur und lehnte sich entspannt zurück, the show must go on. „Meine Tochter wird auch nicht deinen Schleimbeutel von Sohn ehelichen!“, fuhr ihre Mutter die andere an und zückte nun selbst ihren Stab. Ein Desaster! Es sollte der schönste Tag in ihrem Leben werden und stattdessen standen ihre Mütter kurz davor sich zu duellieren. Auf einmal sah Liv rot. Mit einem ungesagten Zauber verstummte der komplette Saal und sie schritt bedrohlich langsam auf die beiden Frauen zu. Ihre Augen funkelten silbern und hatten mehr von einer Sirene als der blonden Schönheit, die sie normalerweise war. „Du-“, zischte sie ihre Mutter an und zeigte mit dem Stab auf ihre eigene Mutter. „-hälst dich daraus!“ Man sah der Dame an, dass sie widersprechen wollte, doch der Blick ihrer Tochter ließ sie inne halten. Dann wandte sich Liv ihrem Schwiegermonster zu. Es wäre wahrscheinlich schlauer, wenn sie die Dame ihrem Sohn überlassen hätte, aber dazu war sie nicht bereit, es war ihr Kampf, sie war beleidigt worden. „Und du!“, fixierte sie die Dame und schritt zu deren Platz. Es war noch immer still im Raum, sodass das verächtliche Geräusch das Jude‘s Mutter von sich gab, nicht zu überhören war. Es war keine Absicht, reine Reaktion des Unterbewusstseins, die dafür sorgte, dass Liv ihren Stab schwenkte und die Blumengirlande, welche an den Kirchenbänken entlang gespannt war, zum Leben erwachte und die Hände der anderen Hexe ergreifen wollte. „Du wirst dich setzen. Du wirst den Mund halten. Du wirst mich ihn heiraten lassen. Du wirst dich für uns freuen.“, während all dieser kleinen Sätze war sie der anderen näher gekommen und stand nun Nase an Nase mit ihr, sodass sie fast lautlos weitersprechen konnte und sicher sein konnte, dass ihre Gegenüber sie hörte. „Ansonsten wirst du niemals Enkelkinder kriegen und ich nehme dir deinen Sohn für immer.“, hauchte sie, bevor sie auf dem Absatz kehrt machte, um zu Jude zurück zu kehren. Dadurch sah sie den Zauber nicht kommen, den seine Mutter auf sie abgefeuert hatte in ihrer Wut. Glücklicherweise aber hatte sie einen wunderbaren Mann, der ihn in der Luft verpuffen ließ und sich zu Liv stellte und schützend einen Arm um sie legte und seine Mutter wütend anfunkelte. Es war nicht so, dass er dazu nichts zu sagen hätte, aber anders als seine Frau würde er das hinter verschlossener Tür tun, wo nur er und seine Mutter es hören würden, es reichte, wenn einer von ihnen beiden sich hier die Blöße gab… ♠ „Maman“, tönte die junge Stimme müde und blinzelte träge vom Schoss ihres Vaters zu Liv hinüber. „Was für ein Zauber war das, den mémé dir geschickt hat?“ Olivia beugte sich vor und streichelte ihrer Tochter mit einem sanften Lächeln auf den Lippen über das Haupt. „Kein schöner chérie, aber du solltest jetzt schlafen.“, mahnte sie im selben Satz und stand mit einer fließenden Bewegung auf, während sie sich mit einer Hand durch das lange Haar strich, welches in diesem Licht fast zu leuchten schien. Auch Jude stand auf und hob seine Prinzessin auf den Arm, um sie ins Bett zu bringen. Doch noch einmal zupfte Sol an dem Ärmel ihrer Mutter. „Maman, warum hat mémé dich Halbblut genannt?“ Liv beugte sich vor und küsste ihre Tochter auf die Stirn, bevor sie ihr tief in die Augen sah. Augen, die genauso blau strahlten, wie ihre eigenen. „Weil deine mamie mir und ich dir das Erbe einer Sirene mitgegeben haben.“, erklärte sie sanft, bevor sie sich wieder aufrichtete und ihren Mann liebevoll küsste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)