Mein Held von --kiba-- ================================================================================ Kapitel 13: 13. Kapitel ----------------------- Ich kann nicht glauben wie dumm ich bin. Wochenlang habe ich mich zurückhalten können und jetzt ist es doch passiert. Ich bin selbst Schuld. Ich wusste vorher dass es keine gute Idee ist. Mein Herz zerspringt. Soll es doch, ich will keines mehr. Es kann raus aus meiner Brust und als Fußabtreter benutzt werden. Vor Leons und Tobis Haus. Sie werden damit bestimmt glücklich. Ohne mich. Zuhause reiße ich mir das Shirt vom Leib und pfeffre es in die Ecke der Diele. Die Hose folgt auch gleich und alles andere was ich anhabe. Die ganzen zwei Stunden, die ich brauchte um zu meiner Wohnung zu gelangen, hat er mich schon gestört. Dieser Geruch, ganz eindeutig Leon. Ich will den Kerl weder sehen, noch riechen. Doch er ist immer noch da. Das weiß ich zu ändern! Wütend schleudre ich die getragenen Klamotten in die Waschmaschine und stelle sie an, dann bin ich dran. Ich springe unter die Dusche und schrubbe mir die Haut bis sie rot schimmert. Ich will nichts mehr was mich an ihn erinnert. Er soll weg, aus meinem Kopf und meinem Leben. Hätte ich doch nur noch einen Tag gewartet bevor ich mich auf ihn eingelassen habe, dann wäre es nicht ganz so schlimm. Das rede ich mir jedenfalls die ganze Zeit ein, das es gelogen ist weiß ich auch. Es hätte genauso weh getan wenn ich nicht mit ihm ins Bett gestiegen wäre. Seit Wochen beherrscht dieser Mann meinen Verstand, auch ohne Fick. Vielleicht wäre auch alles erträglicher wenn ich wüsste dass ich noch einen besten Freund hätte. Ich weiß nicht ob ich ihm verzeihen kann was da passiert ist- was auch immer. Auch wenn ich es war, der Leon für ihn freigegeben hat, musste er so schnell auf ihn anspringen? Hätte Tobi nicht merken müssen wie viel mir an Leon liegt? Er kennt mich doch! Mich und meine Vergangenheit. Er hat jahrelang versucht mir einzutrichtern dass ich offener werden muss wenn es um Beziehungen geht. Und jetzt? Jetzt habe ich mich geöffnet und bin voll auf die Schnauze geflogen. Aber ich sollte niemandem die Schuld dafür geben. Ich bin es, der nicht aus seinen Fehlern gelernt hat und der jetzt die Konsequenzen dafür tragen muss. Ich allein. Allein. Mir wird schlagartig bewusst wie viel ich heute eigentlich verloren habe und kneife die Augen zu. Dass es nicht nur das Wasser aus dem Duschkopf ist, das meine Wangen herunterläuft merke ich nur daran, dass meine Augen brennen und mein Kopf heiß wird. Meine Beine knicken ein und ich lasse mich auf dem Boden der kleinen Kabine fallen. Jetzt hocke ich hier wie ein Häufchen Elend und kann mich kaum noch beruhigen. Wie ein Mädchen heule ich in der Dusche. Ein Mädchen mit Liebeskummer. Wie eines der Dinger, die ich immer auslache wenn sie im Fernsehen ihren Herzschmerz mit Taschentüchern und Eis bekämpfen. Die kleinen Opfer, die die Liebe mit sich bringt. Genau so. Eine ganze Zeit lang hocke ich in der Dusche und kann mich nicht bewegen. Irgendwann habe ich es dann aber doch geschafft. Ich habe mich angezogen, mich einigermaßen ansehnlich hergerichtet und bin mit erhobenen Hauptes aus dem Haus stolziert. Mit einem bezaubernden Lächeln auf den Lippen und dem Wissen dass mich nichts niederreißt bin ich die Straße entlang geschlendert und habe den Club wie ein Gott betreten. Bewundernswert und voller Energie! Aber...wem will ich was vormachen? Ich bin so frustriert dass ich über eine Stunde gebraucht habe die passende Kleidung für mich zu finden nur um letztendlich festzustellen dass ich heute absolut nichts tragen kann in dem ich mich gut fühle. Meine Haare stehen nicht stylisch von meinem Kopf ab, sondern laufen vor dem Gesicht weg das sich total aufgequollen und matschig anfühlt. Ich habe sogar Augenringe, die meinen erbärmlichen Auftritt noch unterstreichen. Lars sieht mich seit zwanzig Minuten an, als ob er mich gleich in den Arm nimmt und mir sagen will, wie schön das Leben ist und dass man sich von ein paar Regentagen nicht unterkriegen soll. Der vernichtende Blick, den ich ihm zuwerfe verhindert es allerdings. Ich will nicht hören dass es besser wird, ich will dass es besser ist. So wie es vorher war. Vor ihm. Aber ich kann auch nicht verbergen dass es mir scheiße geht. Weil ich scheiße aussehe. Wegen ihm. „Willst du mich den ganzen Abend so anstarren?“ frage ich genervt und fische ein Bier aus dem Kühlschrank das ich einem Gast hinstelle und ihn mit aufgesetztem Grinsen abkassiere. „Du siehst scheiße aus..“ darf ich mir dann anhören und beiße die Zähne aufeinander. „Ist doch mal was neues..“ ich zucke mit der Schulter und wende mich von ihm ab. Was für tolle Freunde ich doch habe! Und die Bestätigung die ich von ihnen bekomme, einfach unbezahlbar! „Hast du dich gestritten? Mit Tobi oder so?“ Lars legt seine Hand auf meine Schulter. Er gibt nicht so schnell auf, wieder so ein Pro meiner Freunde. „Oder so..“ wiederhole ich gelassen und wische seine Hand in einer unauffälligen Geste von meiner Schulter. Niemand soll mich anfassen, ich brauche keine Nähe zu Anderen. Auch nicht von Freunden. Wer weiß, ob es beim nächsten Mal nicht ein Messer ist das mir in der Schulter steckt. Ich höre wie Lars hinter mir leise flucht und rede mir ein dass es mir egal ist. Zum Glück ist der Club so voll, dass ich keine Zeit habe mir über irgendwas Gedanken zu machen. Lars hat auch genug zu tun und kümmert sich endlich um seine eigenen Probleme. Wir reden die nächsten zwei Stunden nur das nötigste miteinander und machen einfach unseren Job. Kai, der Türsteher, gönnt sich eine Pause und lehnt gewohnt lässig mit einer Cola neben der Theke. Er erzählt mir die neuesten Storys, was sich die Leute alles einfallen lassen nur um in einen Club zu kommen. Ich schüttle grinsend den Kopf und greife nach dem Lappen um die Glasränder vom Tresen zu wischen als sich eine Hand auf meine legt. Kaum erkenne ich wer es ist, ziehe ich meine Hand weg und erstarre. Wie kann sich Leon in den Club wagen! Sekundenlang sehen wir uns an. Niemand sagt etwas. Ich kann mein Herz bis zum Hals schlagen fühlen als ich mich plötzlich umdrehe und Kai mit meinem Blick fixiere. „Schmeiß ihn raus..“ sage ich und versuche so kalt wie möglich zu klingen. Es gelingt mir. Leon soll gar nicht glauben dass ich wegen ihm heule oder sonst etwas empfinde. Kai erwidert meinen Blick fragend aber ich bleibe hart. „Du sollst den Scheißkerl rausschmeißen!“ meine Stimme bebt vor Wut. Der letzte, den ich heute sehen will, ist Leon! Verstört gehe ich weg von ihm und stelle mich an das Spülbecken. Konzentriert darauf, möglichst locker zu wirken, spüle ich ein paar Gläser. Ich kann sehen dass Kai etwas zu Leon sagt und zum Ausgang zeigt. Leon nickt ruhig und wendet sich zum gehen. Vorher aber bekomme ich genau mit wie enttäuscht er mich ansieht. Er ist enttäuscht? Wie niedlich! Soll er sich das doch in seinen Arsch schieben! Oder noch besser, in Tobis- mit dem kennt er sich ja aus. „Was hat der Kerl getan?“ fragt mich Lars besorgt aber ich will jetzt nicht reden und schüttle den Kopf. „Hat er dich angemacht?“ stochert er weiter und bringt mich dazu das frisch gespülte Glas dermaßen laut abzustellen dass selbst ich mich erschrecke. „Er existiert, reicht das?!“ ich schnaube laut durch die Nase und merke dass ich total aufgewühlt bin. Schlichtend hält Lars seine Hände hoch und nickt. „Schon okay Josh..“ sagt er und nimmt einen trockenen Lappen den er mir hinhält. „Was hältst du davon, wenn ich übernehme und du machst Pause..“ schlägt er vor und bringt das Fass fast zu überlaufen. Eine Pause? Ich soll eine Pause machen um in Ruhe weiter darüber nachdenken zu können wie verdammt beschissen gerade alles läuft? Aber anstatt auszurasten schnappe ich mir den Lappen und gehe. Ich ignoriere die Gäste die mir fragende Blicke zuwerfen und verschwinde hinter der Türe neben der Theke. Dort sind die Umkleiden und ein Aufenthaltsraum. Fluchend werfe ich den Lappen auf den Glastisch und laufe wie ein gestörtes Tier immer die selben drei Meter hin und her. Wieso hatte mich Leon so angesehen? War ihm nicht klar, dass das zwischen uns mehr war als nur ein kleiner Fick? Hätte er für ein bisschen Spaß jeden so umsorgt? War das reparierte Fahrrad nur eine Masche? Völlig aufgelöst greife ich mir in die Haare und ziehe leicht daran. Es ist zum verrückt werden. Wieso kann nicht einmal alles laufen wie ich es möchte? Ich stehe immer so kurz vor meinem persönlichen Glück und dann kommt jemand und zerstört alles. Das war früher so und wie es scheint wird sich daran auch nie etwas ändern. Seufzend bleibe ich vor dem Kühlschrank stehen und nehme die Flasche Wodka. Gläser stehen auf der Arbeitsplatte. Ich gebe mir nicht einmal die Mühe nach einem Pinn zu suchen und nehme das erst beste- ein Weinglas. Zufrieden sehe ich zu, wie sich das Glas bis zum Rand füllt und habe es schon an meine Lippen gesetzt, die offene Flasche noch in der Hand. Mit Alkohol kann man herrlich seine Probleme ersaufen..oder sie verschlimmern wie sich herausstellt. Die Türe des Aufenthaltsraumes wird geöffnet und geschlossen. Ich senke die Hand mit dem Wodka und sehe Tobi ausdruckslos an. „Hey Hasi! Lars hat mir verraten, dass ich dich hier finde!“ Tobi strahlt mich an wie immer. Als wäre nie etwas zwischen uns gewesen. „Was willst du hier?“ frage ich ehrlich. Ehrlich angepisst. Tobi stutzt und zieht seine Unterlippe schmollend vor. „Begrüßt man so seinen besten Freund?“ Er wirkt verunsichert und bleibt einen Meter vor mir stehen. „Nein..“ antworte ich und kann sehen dass es in seinem hübschen Kopf rattert. Er hat kapiert dass etwas nicht stimmt und ich mich nicht ganz so freue ihn zu sehen wie andersherum. „Josh, was hast du?“ fragt Tobi und ich gratuliere ihm dazu ein so guter Schauspieler zu sein. Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man fast meinen dass er wirklich keinen Schimmer hat was unser Problem ist. Ich antworte nicht gleich sondern genehmige mir einen großen Schluck. Sofort verziehe ich das Gesicht und schüttle mich. „Du machst mir Angst Josh, was hast du?“ wiederholt mein angeblich bester Freund und geht einen weiteren Schritt auf mich zu aber ich weiche ihm aus. „Verschwinde Tobi!“ schreie ich so laut dass mein Körper anfängt zu zittern. Ich will nicht so sein, kann aber auch nicht ändern was ich fühle. Geweitete Augen starren mich an. „Hast du was an den Kopf bekommen oder was soll das?!“ Tobi spielt immer noch den Ahnungslosen aber langsam wird auch er sauer. „Was hab ich dir getan, dass du..“ Ich schmettre das Glas neben mir auf den Boden und hole tief Luft. „Was du mir getan hast?“ ich gehe einen Schritt auf ihn zu, meine Hände zu Fäusten geformt. „Du hast mir gar nichts getan du verlogener Scheißkerl..und du wirst mir auch nichts tun denn ich bin fertig mit dir..“ vor meiner Stimme bekomme selbst ich Angst. So ruhig und voller Warnung kenne ich sie nicht. Tobi auch nicht, das kann ich ihm ansehen. „Was soll das Josh?“ er geht einen Schritt zurück. Offenbar wirke ich gerade stark genug um ihn einzuschüchtern. „Hat Leon mit dir gesprochen?“ Aha! Meine Augen verengen sich, er versteht und hält abwehrend die Hände vor sich. „Josh, das ist ganz anders als du denkst..ich war dagegen dass er dir was sagt weil ich nicht wollte dass du...“ „Was? Dass ich nicht weiß was zwischen euch läuft?“ ich falle ihm ins Wort weil ich keinen Grund sehe mir den Scheiß bis zum Ende anhören zu müssen. Tobi verzieht sein Gesicht und stemmt die Hände in seine Seiten. „Übertreibs nicht!“ warnt er und zieht die Augenbrauen zusammen. „Ich weiß ja nicht was Leon dir erzählt hat, aber so war das nicht.“ Er baut sich vor mir auf als ob er das Recht auf seiner Seite hätte. Soll er das ruhig denken. „Für mich bist du gestorben..“ Wow! Ich bin beeindruckt wie tief meine Stimme sein kann. Und wie scharf sie ist. Jedes Wort ein verbaler Messerstich in Tobis perfekten Körper. „Dreckiger Bastard ..“ Mein Gesicht spiegelt den Ekel wider den ich für die Beiden empfinde. Ekel und Hass. Ich kann kaum klar denken so einnehmend ist die Wut, die ich in mir spüre. Die Hand, die auf mich zukommt, sehe ich viel zu spät. Erst als ich den peitschenden Schmerz an meiner Wange wahrnehme registriere ich wie aufgebracht Tobi ist. Sein Oberkörper zittert sichtbar, sein Blick wirkt verletzt. Dann dreht er sich um und steuert die Türe an. Meine Beine werden weich und ich taumle rücklings gegen die Wand an der ich mich mit dem Rücken und beiden Händen stütze. Ich starre ihn fassungslos an. Das ist ein schlechter Traum. Das muss einer sein! Im selben Moment indem Tobi nach der Türklinke fasst öffnet sich die Türe und Kai steht im Raum. Sein Blick gilt erst Tobi, bleibt dann aber an mir kleben. Ich muss schrecklich aussehen denn Kai öffnet den Mund und will etwas sagen, da fährt ihm Tobi ins Wort. „Geb dir keine Mühe, ich geh schon freiwillig..“ Tobis Stimme klingt erschöpft und müde. Als hätte er hart gekämpft und trotzdem verloren. Es tut mir Leid..aber ich kann ihm nicht nachgehen. Tobi wird mit der Situation genau so klarkommen müssen wie ich. Nur dass er jemanden hat der ihn trösten wird. Ich nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)