Nie gesagt von ElefantenFee ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ich wache auf und das Bett ist leer, das stört mich eigentlich gar nicht mehr. Auch sonst ist alles in Ordnung soweit, da wär' nur noch eine Kleinigkeit. *** Es ist so verdammt früh. Wieder vor fünf Uhr. Wieder fehlt die Sonne am Himmel, die mich sonst immer geweckt hat. Es ist kalt im Zimmer. Eiskalt. Ich ziehe die Decke bis zum Kinn und drehe mich auf die Seite. Da fällt es mir wieder ein. Deine Seite ist leer. Da ist niemand an den ich mich drücken kann damit es wärmer wird. Aber das ist okay. Ich habe meine Decke und jetzt auch noch deine. Ich lege sie einfach noch über mich und warte. Warte, dass es wärmer wird. Das die Gänsehaut verschwindet. Dabei denke ich an dich. Ich beginne zu lachen und versinke in Gedanken. *** Du hast gesagt, ich schaff' es nie ohne Dich. Ich hab' gehört, dass Du das allen erzählst. Das finde ich absolut lächerlich: Ich hab' doch nie gesagt, dass Du mir fehlst. Ich hab' doch nie gesagt, dass Du mir fehlst. Ich hab' doch nie gesagt, dass Du mir fehlst. *** Du stehst in der überfüllten Bar. Nicht weit weg von mir, aber bemerkt hast du mich noch nicht. Der Blick deines Gegenübers, es ist Rod, fällt auf mich. Er sieht mich wissend an. Du gestikulierst wie wild. Kenne ich deine Bewegungen doch nur allzu gut und weiß, dass du dich gerade furchtbar aufregst. Rod sagt etwas. Unterbricht dich mitten im Satz. Da drehst du dich ruckartig um, schaust mich direkt an. Du bist auf mich zugestürmt und hast mir den Finger auf die Brust gedrückt. Immer wieder hast du mich angestubst. Dabei hast du mich angebrüllt. Die Leute um uns herum wurden still, haben uns angeguckt. Du hast mir gesagt, dass ich dich brauche. Ich würde elend aussehen. Ich könnte ohne dich nicht leben. Ich habe nur gelacht. Ich gab mich gelassen und habe deine Hand weggedrückt. Das hat dich noch mehr aufgeregt. Eiskalt habe ich dir gesagt, dass ich dich nicht brauche. Das du mir nicht fehlen wirst. Du bist verstummt. *** Du fehlst mir. *** In der selben Nacht bin ich schweißgebadet aufgewacht. Ich habe von dir geträumt. Du standest hinter mir. Ich konnte deine Hand in meinen Haaren spüren. Wie deine Finger immer wieder mit einzelnen Strähnen gespielt haben; während du mit deinem anderen Arm über meine Schulter um mich gegriffen hast und die rechte Hand auf meiner Brust lag. Du musst meinen Herzschlag gespürt haben. Dein Kopf lag auf meiner anderen Schulter. Ich habe deine Wange an meiner fühlen können. Deine weiche Haut mit den wenigen Bartstoppeln. Dein Geruch stieg in meine Nase. Dann hast du mich auf die Wange geküsst immer wieder. Ohne Pause, du hast gar nicht mehr aufgehört. Und es tat so unendlich gut. Es waren kleine, zärtliche Berührungen. Fast flüchtig. Alles selbstverständlich. Ich war nicht mehr alleine. Und mir wurde klar, dass ich es nicht ohne dich schaffe. Du fehlst mir so sehr. *** Ich hab' gesagt, Du interessierst mich nicht mehr, jetzt merke ich, es ist ziemlich schwer. Ich hab' gesagt, Du bist mir egal, jetzt sehe ich Dein Gesicht überall. *** Ich sitze am Tisch. Vor mir ein Kaffee. Die Zigarette qualmt. Ich hatte aufgehört. Das ist die Erste seit langer Zeit. Unser Streit schwirrt mir immer noch durch den Kopf. Er war heftig. Er war kurz. Er war brutal. Du hast den Stuhl umgetreten. Du hast auf mich gezeigt und mich einen Wichser genannt. Du hast gefragt, warum ich deine Zeit verschwende. Ich habe nur gesagt, dass die Liebe kommt und geht. Das sie jetzt eben verflogen ist. Das du mich nicht mehr interessierst, aber es war nett mit dir. Ich habe dir ins Gesicht gelogen. Ich weiß nicht was in mich gefahren ist. Du bist aus dem Wohnzimmer gegangen. Ich dachte, es sei alles vorbei. Der Streit wird sich legen. Ich wollte mich entschuldigen wenn ein paar Stunden vergangen sind. Dich aus dem Schlafzimmer locken, dich um den Finger wickeln. Dich von unten anschauen mit meinen grünen Augen, die du so sehr geliebt hast. Die du von Beginn an verehrt hast. Dann standest du mit einer Tasche in der Hand da. Du ziehst aus. Du hast die Schnauze voll. Rod nimmt dich auf. Dann knallte die Tür. Ich brüllte dir nach, dass es mir egal sei. Alles sei mir egal. Du bist mir egal. Dann sank ich auf die Knie. Dein Gesicht tauchte vor mir auf. Das blonde Haar. Deine wunderschönen Augen. Das schiefe Grinsen, das deine Zähne freilegte. Ich bekam es nicht mehr aus dem Kopf. Du hast mich verfolgt. Überall. *** Ich hab gesagt, wie sehr ich mich freue, dass Du Dich sicherlich heimlich quälst. Ich hab' soviel gesagt, was ich jetzt bereue, aber: Ich hab' Dir nie gesagt, dass Du mir fehlst. Ich hab' Dir nie gesagt, dass Du mir fehlst. Ich hab' Dir nie gesagt, dass Du mir fehlst. *** Am nächsten Tag schon haben wir uns wieder gesehen. Du hattest die Gitarre in der Hand. Ich betrat das Studio. Die Stimmung war schon im Keller bevor ich auch nur einen Ton sagte. Rod stand in der Ecke, wollte sich raus halten. Wir sahen uns geradewegs an. Keiner wollte das erste Wort in den Mund nehmen. Ich atmete tief ein und setzt mich an das Schlagzeug. Nahm geräuschlos ein Paar der Drumsticks, die neben mir auf dem Boden standen. Ob das jetzt so funktionieren soll, hast du plötzlich gefragt. Ich zuckte bloß mit den Schultern. Da begann der Streit von Neuem. Wir haben uns angeschrieen. Wir haben uns Sachen an den Kopf geschmissen, die alles andere als freundlich waren. Du hast mich weggestoßen als ich einen Schritt auf dich zu ging. Wütend stapfte ich an dir vorbei. Mir war das alles zu blöd. Ich wollte hier raus. In der halb geöffneten Tür blieb ich stehen, drehte mich zu dir. Schnell atmend hast du mich angesehen. „Du mir fehlen, ja? Nie, Alter! Nie! Und weißt du was? Du bist der arme Kerl, der heimlich zu Hause sitzen wird und weint. Es wird kaum was Schöneres geben für mich als das zu sehen“, ich habe die Worte ausgespuckt. Der pure Hass quoll daraus. Dann ging ich. *** Du fehlst mir. *** Wie ein Irrer schlug ich gegen die Wand. Schmerz mit Schmerz ersticken. Ich wollte dir nicht eine Träne nachweinen. Ich hatte alle Bilder verschwinden lassen. In der hintersten Ecke des Kellers. Ich hatte deine Kleider aus dem Schrank gerissen und sie in einer Kiste unter das Bett geschoben. Alle deine Dinge waren verschwunden. Ich konnte nichts mehr davon sehen. Aber wie hätte ich die letzten Jahre aus meinem Kopf verschwinden lassen können? Wie hätte ich deinen Geruch aus unserem Haus kriegen sollen? Ich sah kleine Tapetenfetzen an meiner Hand kleben. Ich hatte einen Abdruck in der Wand hinterlassen. Ich weinte nicht, aber ich musste mir eingestehen, dass du mir fehlst. *** Ich wache auf und Du bist nicht hier, doch in Gedanken bin ich immer bei Dir. Ich war zu stolz um zuzugeben, ohne Dich kann ich nicht leben. *** Jeden Morgen wache ich auf und nie stört es mich, dass du nicht da bist. Ich bin auch schon alleine aufgewacht als wir noch glücklich zusammen waren. Ich kriege dich nur nicht aus meinem Kopf. Ich werde wach und denke an dich. Mit jedem Atemzug. Mit jedem Herzschlag. Mit jedem Wimpernschlag. Ich kann nicht verstehen wieso ich nicht merkte, was ich an dir habe. Was du für mich bist und wie sehr ich dich brauche. Wie schnell ich mich einsam fühlen würde. Wieso mein Stolz mich hat glauben lassen, dass ich dich nicht brauchen würde. Ich habe das Paradies verlassen und bin blind in die Hölle gerannt. Ich fühle nur noch Einsamkeit. Genau wie jetzt. Endlich ist mir wieder warm. Die Bettdecken habe ich mir fast über das Gesicht gezogen. Ich liege da wie ein Baby und mein Lachen ist verstummt. Die Tränen laufen noch immer. Ich überlege was ich machen soll. Ich muss etwas tun. Ich halte es nicht aus. Wie konnte ich dich gehen lassen? *** Das geht nur uns beide was an. Ich möchte, dass Du es für dich behältst, damit ich weiterhin behaupten kann: Ich hab' Dir nie gesagt, dass Du mir fehlst. Ich hab' Dir nie gesagt, dass Du mir fehlst. Ich hab' doch nie gesagt, dass Du mir fehlst. *** Ich stehe vor dir. Einzig die Türschwelle deiner neuen Wohnung trennt uns. Du siehst mich an. Ich erkenne Mitleid. Du siehst, dass ich geweint habe. Meine Augen brennen und fühlen sich geschwollen an. Meine Haare müssen völlig wirr aussehen. Ich bin einfach aufgestanden, habe angezogen was ich gefunden habe und bin zu dir gefahren. Ich erkenne Zweifel. Ich will wissen an was du zweifelst. An mir? An deiner Entscheidung zu gehen? Doch ich frage nicht. Ich kann nicht. Ich erkenne, dass du wartest. Auf Worte von mir. Eine Entschuldigung? Ein Eingeständnis meiner Dummheit? Auf die Bestätigung, dass du Recht hattest? Was willst du von mir hören? Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht was ich sagen will. Ich bin nur gefahren. Ich fühle, dass du ungeduldig wirst. Ich will etwas sagen, aber die Worte bleiben mir Hals stecken. Ich schlucke schwer. Der Wind lässt mich frieren. Ich zittere. Ich fühle mich dir so fremd. Ich will dich berühren um zu wissen ob du wirklich da bist. Du trittst von einem Fuß auf den Anderen. Ich schaue dich an. Ich kann nicht anders. Ich weiß, ich wollte stark sein. Ich weiß, ich wollte, dass du niemanden etwas sagst. Ich weiß, dass ich allen etwas vormachen wollte. Ich wollte der Unantastbare sein. Aber ich schaffe es nicht. Ich sacke zusammen. Langsam geben meine Knie nach. Du reagierst sofort. Du fängst mich auf. Du hälst mich fest. Deine Arme schmiegen sich um mich. Ich drücke mich an dich. Ich will dich nicht mehr los lassen. Meine Tränen fließen in Sturzbächen meine Wangen hinab. Dann findet dein Blick endlich meine nassen, grünen Augen. Ich schluchze und presse die erstbesten Worte heraus, die mir einfallen: „Du fehlst mir!“ Hosted by Animexx e.V. 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