Time to remember von seththos ================================================================================ Kapitel 38: Pizza - Joe ----------------------- @hammamoto: *g* Danke für das Kompliment. Ob es zur Konfrontation kommt und dich deine Nase da nicht getäuscht hat... warte ab. ^_^ KC8: *verbeug* Lieben Dank für deinen Kommi. Ich freue mich, wenn dir die Geschichte gefällt und auch die Art, wie ich Seto und Joey dargestellt habe. ^____^ *sich riesig über das kompliment freu* @Lunata: *G* Warum sind nur so viele erstaunt, dass Kaiba zu solch einer Methode greift, um sich einen kleinen Einblick in Joeys Gedankenwelt zu verschaffen? Ich meine, immerhin ist er Seto Kaiba und wenn es nicht gerade um Joey oder Mokuba geht eilt ihm ja nicht ohne Grund der Ruf voraus, eiskalt zu sein. Wenn er Skrupel hätte, sich benötigte Informationen auch auf anderem Wege zu verschaffen, wenn nötig, wäre er wohl kaum so ein erfolgreicher Geschäftsmann geworden. ^.~ Es freut mich, dass du gleich erkannt hast, auf was die Zeichnungen hindeuten. ^_^ @Anyu: Gut beschrieben. Ein Kapitel, das die Geschichte ein Stück weiterbringt und das nächste vorbereitet. Außerdem mal was zum Durchatmen, bevor es in die nächste Phase geht. ^.~ @LeaGreywolf: Da kann ich dir nur zustimmen. Erinnerungen können schmerzhaft sein - vor allem bei so vielen. *g* Warum sagst du, du hättest nicht nach der Bedeutung der Namen suchen sollen? *neugierig ist* Was ist denn dabei rausgekommen? Übrigens eine interessante Vorstellung, die da in deinem Kopf geistert - bezüglich Kaiba in seinem Sessel usw. Mir kam die Idee auch - allerdings fand ich sie dann doch zu klischeehaft. *g* Für welche Alternative ich mich dann letztlich entschieden habe, kannst du ja bald nachlesen. ^.~ @PenzenMiura: *überleg* Angel Sanctuary? *zurückdenk* *grübel* Lang lang ists her... Aber stimmt. Alexiel ist ja auch öfter wiedergeboren worden. *grübel* Das wäre dann quasi Seto... und Joey? *grübel* *nachles* Ahja... Die Rolle von Joey (als der 'Wissende über die Zeit hinweg') würde dann Luzifer sein, oder? *nick* Stimmt schon. Parallelen sind vorhanden. Aber daran habe ich ehrlich gesagt nicht gedacht, als ich diese Story anfing. ^_^* Was das Sprichwort anbelangt, hast du vollkommen Recht. Dieses Sprichwort war es auch, dass mich überhaupt zuerst auf die beiden gebracht hat. Ich bringe es persönlich auch nicht über mich, meinem Partner ständig ins Ohr zu säuseln, wie toll er aussieht und wie sehr ich ihn liebe und blahblahblah. Ich weiß nicht... das kommt irgendwie nicht über meine Lippen - oder nur sehr selten (zu peinlich und außerdem nutzt sich sowas ab). Da rutscht mir schon eher mal ein 'ich hasse dich' raus. Aber das beruht auf Gegenseitigkeit. ^_^* Er sagt dann immer, er hasse mich auch und damit ist dann alles gesagt. ^.~ Außenstehende verstehen das immer nicht. Aber das ist ok. Wir wissen, was wir wirklich meinen. @KFutagoh89: Die Angel ist ausgeworfen, wann sie allerdings eingeholt wird, wird noch nicht verraten... ___________________________________________________________________________________ ********** am nächsten Tag ********** Aufstöhnend streckte Joey seine Glieder in alle Richtungen. Inzwischen war es später Nachmittag. Heute war ihm der Unterricht besonders lang vorgekommen, was wohl auch damit zu tun hatte, dass Kaiba nicht im Unterricht aufgetaucht war. Wie er von Ryuu im Chat erfahren hatte, befand dieser sich den ganzen Tag über in einer wichtigen Besprechung mit der Grafikabteilung. Müde rieb Joey sich die Augen. Ein verhaltenes Gähnen kroch über seine Lippen, als er seine Sachen zusammenpackte. Er hatte gestern Nacht noch bis zu zwei Stunden mit Ryuu gechattet, um sich bei diesem ein paar letzte Informationen einzuholen. Gestern Nachmittag hatte Tome sich bei ihm gemeldet. Inzwischen wurde er ungeduldig, denn er wollte das Programm von Kaiba möglichst bald in seiner eigenen Firma nutzen. Immerhin hatte er Joey bereits bezahlt. /Selbstverständlich bleibe ich niemandem etwas schuldig./ Gewissenhaft überprüfte er noch einmal den Inhalt seines Rucksacks. Neben einem Basecap mit dem Aufdruck eines Pizzalieferanten, einer Jacke mit demselben Symbol und einer Chipkarte für den Seiteneingang hatte er auch eine kleine Festplatte eingesteckt. Außer genügend Speicherplatz für die von Tome geforderte Software befand sich auch ein Programm zum Knacken von Passwörtern darauf und ein weiteres kleines Tool, welches ihm dabei helfen würde, eventuelle weitere Sicherheitsmaßnahmen von Kaiba zu umgehen. Zufrieden schnappte er sich noch die zwei Pizzen, die ihm ein Kumpel kurz zuvor vorbeigebracht hatte. Grinsend öffnete er eine der Schachteln und schnupperte an der köstlichen Salamipizza mit extra Käse. Die Gemüsepizza öffnete er lieber nicht, das war nichts für ihn. Mit einem bedauerndem Seufzen und einem knurrenden Magen schloss er die Schachtel wieder und streifte sich die Botenjacke über. Nach einem kleinen Hürdenlauf über die bereits zusammengepackten Kisten und Kartons in seiner Wohnung, erreichte er schließlich die Wohnungstür und wenig später auch den Ausgang des Hochhauses. Unten angekommen schwang er sich auf sein Fahrrad und machte sich auf den Weg in Richtung der Kaiba Corporation. Während der Fahrt dachte er abermals, wie schon gestern den ganzen Tag, an das Mal, welches Kaiba auf seinem Hals hinterlassen hatte. Heute hatte er sich absichtlich den Kragen höher geschlagen, um weitere Fragen seiner Mitschüler und Freunde zu vermeiden. Auch wenn er noch nicht wusste, warum Kaiba das getan hatte, schwor er sich insgeheim, dass er ihm das eines Tages heimzahlen würde. Inzwischen kursierten in ihrer Jahrgangsstufe bereits die wildesten Gerüchte bezüglich dieses Flecks. Er konnte schlecht die Wahrheit sagen. Selbst wenn er sie sagte, erschiene sie vielen seiner Mitschüler vermutlich als zu abwegig. Selbst Ausflüchte, Halbwahrheiten oder eine ausgedachte Geschichte brachten ihn diesmal nicht weiter – jeder würde ohnehin annehmen, dass er versuchen würde, sich aus dieser peinlichen Lage herauszureden. Also hielt er lieber ganz den Mund. Was allerdings auch nichts half. Ein ärgerliches Schnauben entwich dem jungen Mann, während er um die nächste Ecke bog. Energisch trat er ein wenig kräftiger in die Pedale. Innerhalb nur eines Schultages, hatten die Spekulationen daher bereits zahlreiche Früchte getragen. Einige Gerüchte besagten, dass er mit einer sehr viel älteren Frau zusammen sei und deshalb nichts sagen wollte. Andere sprachen davon, dass sie ihn mit einer Lehrerin zusammen gesehen hätten. Die Lehrer-Schüler-Variante schienen vor allem die Mädchen als besonders romantisch zu empfinden und wünschten ihm ein ums andere Mal Glück, wenn er an ihnen vorbeiging. Aufstöhnend schüttelte Joey den Kopf. Ganz zu schweigen von dem Verdacht, er würde sich in einem Nachtclub heimlich Geld verdienen. Er war an der Schule nie ein unbeschriebenes Blatt gewesen, doch nun war er ein bunter Hund! Und das nur wegen eines winzigen kleinen Blutergusses an seinem Hals! Joey weigerte sich, es als Knutschfleck anzuerkennen, auch wenn das den Rest der Schule offenbar nicht von der Entwicklung weiterer Ideen abhalten konnte. Zähneknirschend überquerte Joey die letzte Straße. /Egal, was ich auch immer deiner Ansicht nach getan habe, Kaiba, DAS steht in keinem Verhältnis dazu. Das bekommst du zurück./ Das, was er gerade im Begriff war zu tun, hatte ihm vor ein paar Tagen noch ein schlechtes Gewissen gemacht. Durch diese ganzen Gerüchte hatte sich das grundlegend geändert. Inzwischen bereitete der Gedanke, Seto hinter seinem Rücken für diesen Bluterguss eins auswischen zu können, mit einmal mehr Vergnügen, als er zugeben wollte. Er schadete ihm ja damit nicht wirklich, aber seine kleine Aktion würde ihn hoffentlich genügend ärgern, um ihn für all die Unannehmlichkeiten mit diesem roten Etwas an seinem Hals zu entschädigen. Auch wenn er vielleicht nie erfuhr, wer ihm die Daten geklaut hatte – es bereitete ihm ein großes Vergnügen, sich das Gesicht nur vorzustellen, das er machen würde, sollte er den Diebstahl bemerken. „Aber eigentlich soll er es ja gar nicht bemerken. Ergo wird mir dieses Vergnügen wohl entgehen…“, murmelte er unzufrieden vor sich hin. Ungesehen war er am Seiteneingang der Kaiba Corporation zum Stehen gekommen. Zügig schloss er sein Rad an und verschaffte sich mit Hilfe der Chipkarte erneut Zutritt zum Gebäude. Noch während der Fahrt hatte er die Kappe des Pizzalieferanten aufgesetzt. Er war froh, dass Takiro sich nicht weiter danach erkundigt hatte, warum er die Sachen brauchte. Ein zwanzig-Yen Schein hatte ausgereicht, ihm lästige Nachfragen zu ersparen. Bei seinem derzeitigen Ruf an der Schule würde es ihn auch nicht verwundern, wenn Takiro ihn in Verdacht hätte, irgendeine romantische Nichtigkeit für seine Freundin zu planen. Ihm war es gleich. Vorsichtig sah er sich im Eingangsbereich um. Um ihn herum befanden sich lediglich die Papppressen der Kaiba Corporation. Bei der Unmenge an Papier und Karton, die jeden Tag anfiel, hatte Kaiba irgendwann beschlossen, die Pappe selbst zu pressen und dann weiterzuverkaufen. „Der macht selbst aus Schrott noch Geld“, stellte Joey mit einem kleinen verhaltenen Pfiff anerkennend fest. Mit selbstsicherem Gang, als hätte er das Recht sich in den mit Neonlicht beleuchteten Gängen der Kaiba Corporation aufzuhalten, machte er sich auf den Weg in Richtung der offen zugänglichen Gänge für das Fachpersonal. Zwei Damen des Reinigungspersonals kamen ihm entgegen. Verwundert warfen sie einen Blick in seine Richtung. „Guten Tag.“ Joey tippte freundlich an seine Kappe und schritt an ihnen vorbei. Ihn ebenfalls kurz grüßend, gingen die Damen weiter. Vermutlich hatte der Personalchef der Serviceabteilung mal wieder eine Pizza bestellt. Das kam häufiger vor. Es war allgemein bekannt, dass er dem Kantinenessen gegenüber nicht sehr wohlwollend eingestellt war. Sich angeregt unterhaltend, verschwanden die Damen um die nächste Ecke. Schnell bewegte sich Joey weiter in Richtung der Personaltreppe. Fünf Stockwerke höher gelangte er schließlich in die gewünschte Etage. Vorsichtig sah er aus der Tür hinaus auf den hell beleuchteten Gang der Angestellten. Neugierig, als wisse er nicht, ob er sich in der richtigen Etage befinde, schaute er sich um. Kein Personal war zu sehen. Das Klicken mehrerer Tastaturen und Fetzen von Gesprächen drangen gedämpft durch die geschossenen Türen der Abteilung. Der angesteuerte Aufzug war nur noch wenige Meter entfernt. Während er noch auf die Ankunft desselben wartete, konnte er neben sich eine Tür klicken hören. Ohne sich umzudrehen zog er seine Kappe sicherheitshalber ein wenig tiefer ins Gesicht. Als er noch hier gearbeitet hatte, war er ab und an hier oben gewesen. Er konnte es sich nicht leisten, jetzt erkannt zu werden. Darauf wartend, dass die Angestellten ein anderes Zimmer aufsuchten, starrte er weiter auf die Anzeigetafel des Fahrstuhls. Sein Herz setzte einen kleinen Schlag aus. Anscheinend wollten sie ebenfalls mitfahren. Angelegentlich sah er auf seine Uhr, als hätte er nicht ewig Zeit, auf den Fahrstuhl zu warten. Mit einem leisen ‚Pling‘ öffneten sich die Türen. Vorsichtig warf er einen Blick in den Spiegel, der im Aufzug angebracht war und studierte die Gesichter der zwei Angestellten. Er hatte sie noch nie zuvor gesehen. Und sie ihn folglich auch nicht. Er atmete auf. Dennoch ging er lieber auf Nummer sicher und gab sich unwissend. Ein direkter Angriff war schon immer die beste Verteidigung gewesen. „Ach bitte, können Sie mir sagen, wo die Chefetage ist? Ich soll da diese zwei Pizzen abliefern“, erkundigte Joey sich scheinbar unbeholfen bei einem der zwei Mitfahrenden, um die beiden von weiteren Gedanken zu seiner Person abzulenken. Der rechts von ihm Stehende grummelte nur, während er unwirsch die Taste für die Chefetage für ihn drückte. Ganz seiner Rolle entsprechend, bedankte er sich höflich und ließ sich ein wenig vor und zurück auf seinen Fußballen abrollen, als würde ihm das alles zu lange dauern. Kurz vor der Chefetage stiegen seine Mitfahrenden aus. Augenblicklich unterließ er das Wippen mit seinen Füßen. Seine Anspannung nahm zu, doch er durfte sich seine Nervosität nicht anmerken lassen. Eine elektronische Stimme verkündete die Ankunft auf der Chefetage. Mit einem Sirren glitten die Türen abermals auseinander. Ein langer blau-hellgrau gestrichener Gang eröffnete sich seinem Blick. Überlegend sah er von links nach rechts. Zu seinem Glück kam ihm bereits eine junge Dame entgegen, welche seine Desorientierung bemerkte und ihm freundlich den Weg in Richtung des Büros von Kaiba wies. Höflich klopfte er wenig später am Türrahmen zu Kaibas Vorzimmer an. Die Tür stand offen. Kaibas persönliche Sekretärin sah auf. ‚Frau Ishimizu‘, wie Joey auf dem Tischschild lesen konnte. Sie war gerade dabei, weitere Unterlagen für ihren Chef zusammenzustellen. „Was kann ich für Sie tun?“, erkundigte sie sich und hielt in ihrer Arbeit inne. Joey verbeugte sich höflich und deutete angelegentlich auf die zwei Pizzen. „Die bestellten Pizzen sind da.“ Verwirrt hielt die ältere Dame inne. „Ja aber, ich habe doch gar keine bestellt.“ Joey holte Luft. Alles, was er jetzt sagte, musste schnell gehen. Sie durfte keine Zeit zum Denken haben. In Gedenk seiner Kindheit, die er oft auf den Straßen von Domino-City verbracht hatte, wechselte er nahtlos in den weit verbreiteten Slang der weniger feinen Viertel der Stadt. Gekonnt vermittelte er dabei das Bild eines übereifrigen mittellosen Studenten, der sich ein bisschen Geld dazu verdienen wollte. „Ja, das wollte mir die Dame unten am Empfang auch schon sagen, aber ich hab ihr gesagt, dass man mir unbedingt diese Adresse genannt hat. Denn wissen Sie, das kann ja gar nicht sein, dass mein Chef sich da so geirrt hat. Er hat auf jeden Fall gesagt, dass es die Kaiba Corporation ist, die die Pizzen bestellt hat. Und das hier ist doch das einzige Gebäude in Domino City von dem Herrn Kaiba, oder?“ Irritiert nickte Frau Ishimizu. „Selbstverständlich.“ „Sehen Sie! Sag ich doch! Die Dame da unten sagte auch, dass das so ist und dass ich dann doch eben hier oben nachsehen solle, ob die hier jemand bestellt hat. Sie hat sie auch sicherheitshalber schon bezahlt, damit ich halt nicht umsonst hergekommen bin. Aber durch den ganzen Weg hier hoch, wissen Sie, sind die Pizzen jetzt auch schon kalt. Das tut mir natürlich leid, wissen Sie. Immerhin wollen Sie doch bestimmt ne warme Pizza haben. Denn kalte Gemüsepizza ist doch eklig, oder? Und da dacht‘ ich mir halt, Sie haben in so ner reichen Firma bestimmt auch sone Küche, um sowas nochmal schnell warm zu machen, oder? Dann können Sie die auch gleich essen und ich hab meinen Job erfüllt und Sie bestellen das nächste Mal wieder bei ‚Pizza Joe‘.“ Breit und überfreundlich grinsend strahlte Joey sie an, als sei er mehr als stolz, diesen Einfall gehabt zu haben. Frau Ishimizu war mit der langen Rede und der Argumentation des Pizzaboten für einen Augenblick vollkommen überfordert. Um den Knoten aus ihren Gedanken wieder heraus zu bekommen, schüttelte sie einmal kurz den Kopf, kniff die Augen zusammen und dachte angestrengt nach. Anscheinend kam sie zu dem Entschluss, dass die schnellste Möglichkeit, das Problem zu lösen, wohl darin bestand, die Pizza aufzuwärmen und den Boten loszuschicken. Es würde sich sicher jemand im Haus finden, der die Pizza wollte. Immerhin war sie schon bezahlt. Sie würde der Empfangsdame später das Geld erstatten. Und wenn sich der eigentliche Eigentümer nicht fand – sie war die Letzte, die etwas gegen eine kleine Gemüsepizza als späten Nachmittagssnack einzuwenden hatte. „Also gut, geben Sie her.“ Abwehrend zog Joey die Pizzen zurück. „Ne, Sie müssen schon verstehen, dass ich sicher sein muss, dass die Pizzen auch warm sind. Immerhin ist das unser Motto: Immer schnell und heiß und frisch. Weil, wenn ich schon hier zu Ihnen rauf komme, will ich doch, dass auch alles stimmt und es Ihnen auch schmeckt.“ Aufstöhnend gab Frau Ishimizu klein bei. „Wenn Sie meinen, ich zeige Ihnen die Küche.“ Resigniert legte sie ihre Unterlagen zur Seite und führte ihn zur Küche am Ende des Ganges. Dort, wie in allen Küchen auf den einzelnen Etagen, stand tatsächlich auch ein kleiner elektrischer Pizzaofen, mit dem man ein paar Speisen schmackhafter erwärmen konnte, als in einer herkömmlichen Mikrowelle. Flugs legte Joey die Pizzen in den Ofen und stellte die richtige Temperatur ein. Als wolle er sichergehen, dass auch alles wirklich richtig lief, blieb er wartend vor dem Ofen stehen. Die Augen verdrehend wollte Frau Ishimizu sich wieder ihrer Arbeit zuwenden, als Joey halb schüchtern, halb verlegen von einem Bein auf das andere trat. „Sagen Sie, haben Sie hier zufällig auch eine Toilette auf dem Gang? Wissen Sie, ich bin jetzt schon ziemlich lange unterwegs und…“ Bevor Joey abermals so weit ausholen konnte, zeigte Frau Ishimizu ihm auch noch, wo die Toiletten waren. „Oh, oh! Wären Sie vielleicht so nett, kurz für mich auf Ihre Pizza aufzupassen? Nur bis ich fertig bin. Ich kenne mich ja nicht so ganz mit Ihrem Pizzaofen aus, nicht, dass die Pizza dann am Ende noch verbrennt.“ Tief Luft holend und offenbar um Geduld kämpfend, beruhigte ihn Frau Ishimizu und versprach, einen Blick auf die Pizzen zu haben, bis er wiederkäme. Erleichtert wandte Joey sich den Toiletten zu. Kaum, dass Frau Ishimizu in der Personalküche verschwunden war, schlich er sich wieder aus dem Bad und steuerte direkt auf das Büro von Kaiba zu. Dort angelangt schloss er leise die Tür hinter sich. Auch wenn er sicher war, dass der Pizzaofen alles übertönte, wollte er lieber vorsichtig sein. „Wow.“ Joey pfiff anerkennend durch die Zähne. Der Raum war riesig. Wie man es von einem einflussreichen, die Betonung lag dabei eindeutig auf REICHEN, Kaiba, erwarten konnte. Gegenüber der Tür erstreckte sich eine große Glasfront mit Fenstern bis zum Boden und eröffnete einen großartigen Blick auf Domino City. Neben einem großen Schreibtisch aus Glas befand sich auch eine großzügige Sitzecke in dem Büro. Bestehend aus zwei großen Couchen und zwei Sesseln aus hellgrauem Leder, war diese rechts im Büro aufgestellt und lockerte das kalte Ensemble der sonstigen Aktenschränke aus Glas und Metall ein wenig auf. Direkt vor ihm, der genau Eingangstür gegenüber, stand der Schreibtisch. Links vom Schreibtisch hingen, direkt an der Wand, mehrere Monitore, welche allesamt mit einem großen Rechner verbunden waren, der als dekoratives Sideboard kaschiert darunter stand. Nach dieser schnellen Orientierung im Raum begab er sich zügig zum etwas kleineren Computer an Kaibas Schreibtisch. Er hatte nur etwa zehn Minuten, dann würde die Pizza fertig sein. Er konnte nicht sicher sein, dass die Dame sich wie versprochen die ganze Zeit in der Küche aufhalten würde. Sollte sie ihn hier antreffen, hätte er eine Menge zu erklären. Auch wenn er sich bereits eine Ausrede zurechtgelegt hatte, wollte er es doch sicherheitshalber  nicht darauf anlegen, diese zu erproben. Zügig schloss er daher ohne weitere kostbare Sekunden zu verlieren, seine Festplatte über USB am Rechner des Firmenchefs an und startete das Entschlüsselungsproramm. Zum Glück lief der Rechner und musste nicht erst hochgefahren werden. Er brauchte nur knapp zwei Minuten, um das Passwort zu knacken. Grinsend und zufrieden durchsuchte er systematisch die Ordner nach den erforderlichen Dateien. Wie es bei einem Menschen wie Kaiba zu erwarten gewesen war, waren alle Dateien gut sortiert und die Subordner dem Inhalt entsprechend benannt worden. Mit Hilfe eines kleinen Tools gelang es ihm alle erforderlichen Systemprogramme binnen kürzester Zeit ausfindig zu machen. Ein Copy-Programm auf seiner Festplatte sorgte dafür, dass die große Datenmenge in weniger als einer Minute kopiert werden konnte. Joey sah auf seine Uhr. Nur sieben Minuten nachdem er diesen Raum betreten hatte, hatte er bereits alles, weswegen er gekommen war. Zufrieden mit seiner eigenen Leistung schloss er alle Programme, meldete sich ab und packte seine Festplatte samt Verbindungskabel wieder in den Rucksack. Zu Hause würde er das Programm abschließend noch mit dem Virus für Tome versehen. „Ich hätte einen prima Hacker abgegeben“, stellte er belustigt fest und richtete sich auf. „Da muss ich dir zustimmen.“ Mit einem Klicken fiel die Bürotür ins Schloss. Erschrocken sah Joey auf. Der Rucksack fiel mit einem dumpfen Ton zu Boden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)