Zum Inhalt der Seite

Angel of the Wicked

Crossover von Angel Sanctuary und OnePiece
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Langeweile

Titel: Angel of the Wicked

 

Genre: Abenteuer / Freundschaft

Warnungen: Übersetzung, Crossover, Humor

 

Inhalt: Der wahnsinnige Schöpfer ist tot, alles ist wieder in Ordnung und Mika-chan langweilt sich. Was also tun? Natürlich dort hingehen, wo die Leute Spaß haben und Pirat werden!

 

Kommentar: Ich habe vor kurzem diese wunderbare Geschichte auf ffn.net gesehen. Mein tatkräftiges Review schreiben hat dazu geführt, dass ich erfuhr, dass die Autorin aus Deutschland kommt und sogar ihre eigene Story bereits von Englischen ins Deutsche übersetzt hat. Ansonsten hätte ich das getan. Jetzt habe ich lediglich den offiziellen Auftrag die deutsche Version im Namen von NadinLuciferHawk zu posten.

 

mangacrack

 

xxx

 

Zwanzig Jahre waren seit dem Tod des Schöpfers vergangen. Trotz anfänglicher Probleme schafften es die Engel irgendwie wieder in die Spur zu kommen. Sie fanden Mittel und Wege sich ohne ihren Schöpfer oder Adam Kadamon zu vermehren, bauten eine Art funktionierende Regierung auf und hatten fast alle Spuren des Bürgerkrieges beseitigt. Kurzum: Alles war besser. Es lief noch nicht alles perfekt und glatt, aber die geflügelten Wesen arbeiteten hart darauf hin.

 

Für den Anführer der himmlischen Armeen bedeutete das allerdings etwas anderes: Absolute Langeweile. Niemand bestellte einen Krieg auf dem Silbertablett mehr. Michael war ja auch nicht bei dem Wiederaufbau des Himmels wegen seines… Verhaltens mit bedacht worden. Er wurde zur Sicherung der Grenzen zum Dämonengebiet beordert, doch die Angriffe der Dämonen wurden immer weniger und immer kleiner bis sie seine stetig wachsende Langeweile nicht mehr zu verringern vermochten.

 

Der jugendlich wirkende Engel hing über seinem Thron wie ein totes Tier. Diese Assoziation war seltsamerweise sehr passend da Michael sich fühlte, als würde die Langeweile ihn töten. Nicht einmal Raphael – der vor einer Dekade wieder aufgewacht war – konnte seinem kleinen Freund irgendwie helfen.

 

„Michael-sama?“  fragte eine raue Stimme. Michael brauchte nicht einmal seinen Kopf zu heben um seinen Stellvertreter Khamael zu erkennen.

 

„Laaaaaaaaaangweeeeeeillig!“ klagte der kleine Engel, „GOTT! Es ist einfach nix los!“

 

Khamael blieb stoisch. Er wusste dass sein Herr ständig gelangweilt war. Er war es schon als Sevothtarte noch im Himmel herrschte. Aber immerhin war es ihm damals noch möglich hin und wieder in die Dämonengebiete einzudringen um ein paar Bestien zu jagen. Heutzutage versuchten die Engel die Dämonen weitestgehend zu ignorieren. Und ohne seine gewöhnliche Routine – der Tötung der Dämonen – versauerte Michael einfach.

Gab es irgendwas zu tun?

 

Khamael beobachtete seinen Herren ohne ein Wort zu sagen.

 

Plötzlich sprang Michael auf seine Füße – er tat das so schnell dass Khamael sich kurz erschreckte – und brüllte: „GENUG!“

 

„Was ist genug, Michael-sama?“

 

„ALLES!“ schrie der Rotschopf während er rastlos vor seinem Thron auf und ab lief, „ICH HABE DIE SCHNAUZE VOLL!“

 

Khamael blieb stoisch. Irgendwann brach Michael sein unverständliches Gejammer ab und wirbelte herum, deutete auf seinen Stellvertreter und rief aus: „Das ist es! Du wirst ab heute meine Position als Anführer der Armeen einnehmen, Khamael!“

 

Das verwirrte den großen Mann: „Michael-sama?“

 

„Ich habe genug von dem ganzen Scheiß! Ich verlasse den Himmel und gehe zur Erde. Da muss doch irgendetwas abgehen!“

 

„Den Himmel verlassen…?“

 

„Hier ist eh nix los“ schnaubte Michael und hob sein treues Schwert Kriel auf. „Niemand wird mich ein paar Jahre vermissen.“

 

„Was ist mit Raphael-sama?“

 

Michael erstarrte für einen Moment bevor er sich wieder fing: „Der wird mich auch nicht vermissen. Unser Frauenheld hat eh genug mit dem Embryoprojekt zu tun.“

 

Er marschierte aus seiner Festung. Khamael folgte ihm besorgt. Schnell erreichten sie eine Art großen Balkon, von wo aus die Engel zu ihren Missionen antraten.

 

„Seit Ihr Euch absolut sicher, Michael-sama?“

 

„Absolut“ knurrte Michael. „So lange ich weg bin übernimmst du meinen Job. Erzähl es meinen Männern – und auch Raphael.“

 

Ohne jegliche Gefühlsregung beobachtete der größere Mann wie Michael seine Schwingen entfaltete. Wie bei jedem der Erzengel waren seine Flügel nicht einfach nur weiß wie die Schwingen der gewöhnlichen Engel. Seine waren in lebhaftem Rot und Gold, und sahen wie das lodernde Feuer aus welches er beherrschte.

 

„Wie lange werdet Ihr weg sein?“ fragte Khamael bevor Michael abheben konnte.

 

„Keine Ahnung“ gab der Erzengel zu. Er sicherte sein Schwert auf seinem Rücken und zog seine Schutzbrille über seine Augen. „Ein Jahr. Vielleicht ein paar mehr. Ist eh egal.“

 

Khamael seufzte. Er wusste, dass es sinnlos war, seinen Herren von seinen Plänen abzubringen. Also sagte er nur: „Ich verstehe. Passt auf Euch auf, Michael-sama.“

 

„Wofür hältst du mich?“ grummelte Michael. „Bis irgendwann dann.“

 

Damit stieß er sich ab und probierte den Wind aus bevor er in einen steilen Sturzflug überging.

 

Khamael sah ihm nach bis das leuchtende Rot seiner Schwingen im Dunst der Wolken verschwand.  Dann seufzte er schwer und wandte sich wieder um. Er würde die Soldaten und die Regierung von diesem in Kenntnis setzen.

Eustass Kid

Die Welt unter seinen Schwingen verschwamm. Für einen kurzen Moment sah Michael das blaue Meer unter ihm bevor er seine Aufmerksamkeit wieder nach vorne richtete. Ein Sturm bewegte sich schnell in seine Richtung, aber glücklicherweise war eine Insel in der Nähe.

 

Das Wetter in diesem Teil der Welt war immer extrem schwer einzuschätzen, und Michael wusste aus Erfahrung wie gefährlich das für einen Engel sein konnte. Er hatte bereits zwei oder drei ‚Merkaba’-Flugmaschinen durch die Stürme hier verloren. Das war mit einer der Gründe warum er allein flog – er war schneller und wendiger als die trägen Merkabas.

 

Ganz nebenbei konnte er sich selbst wesentlich leichter verstecken als eine riesige Flugmaschine.

 

Ein lauter Donnerschlag verlangte nach seiner ungeteilten Aufmerksamkeit. Der Sturm war bereits sehr nahe und die statische Aufladung der Atmosphäre brachte seine Federn zum zittern. Diese Blitze waren anders als die Astralen Blitze, die Raphael verwendete, und konnten selbst ihm – einem Erzengel – gefährlich werden wenn er von einem getroffen werden würde. Seufzend drehte er ab und flog in Richtung der Insel.

Bald lag der Hafen der Insel unter ihm. Es war nur eine kleine, felsige und relativ unbedeutende Insel, aber die Hafenstadt war interessant. Es war eine Anlaufstelle für die dunkle Seite der Sterblichen.

 

Eine Piratenstadt mit einem Piratenhafen lag dort unter ihm. Nur Piratenschiffe waren an den zahlreichen Piers festgemacht und er hörte die entfernten Geräusche von Jubel, Lachen und Prügeleien. Er grinste. Das war genau das was er jetzt brauchte! Nach der langweiligen Zeit oben im Himmel genau wie nach diesem langen Flug. GOTT! Seine Flügel schmerzten und fühlten sich an wie Blei!

 

Trotzdem musste er vorsichtig sein. Er landete ein wenig außerhalb der Stadt und stellte zuerst sicher, dass niemand von ihm Notiz nahm, bevor er seine Flügel faltete und in seinen Rücken verschwinden ließ. Auf die Art würde niemand sie sehen oder fühlen und er würde wie jeder andere aussehen.

 

Michael schob seine Flugbrille hoch, überprüfte noch mal ob sein Schwert sicher auf seinem Rücken und leicht erreichbar war und begann sich in Richtung Stadt zu bewegen.

 
 

-0-
 

 
 

Niemand schien von dem rothaarigen Jungen Notiz zu nehmen, der plötzlich in ihrer Mitte aufgetaucht war und mit großen Augen herum sah. Die Häuser waren zum großen Teil heruntergekommen und überall wurden verschiedenste Dienste angeboten. Da waren Waffenschmiede, Seil- und Segelmacher, Huren an jeder dritten Tür, Händler und eine Unmenge an Kneipen. Es war wegen des sich näher kommenden Sturmes dunkel, aber die Fackeln und Lampen überall tauchten die Straßen und Gassen in ein unheimliches Licht. Überall stank es nach Alkohol, Blut, Schwarzpulver, Kotze und Essen. Es war auch unglaublich laut, überall schrieen, lachten und johlten Leute, Pistolen- und Kanonenschüsse donnerten über die Insel. Die Geräusche übertönten sogar den Sturm.

Michael grinste. Das hier war so anders als der Himmel! Er fühlte sich gleichzeitig aufgeregt und erregt, seine Finger zuckten nervös um den Griff seines treuen Schwertes und sein Rattenschwanz-Zopf schwang hin und her.

 

Nachdem er wieder einmal in einen dreckig aussehenden Piraten gelaufen war musste Michael den Drang, den Piraten zusammenzuschlagen, unterdrücken. Nicht dass es irgendwen gestört hätte, da hier überall Schlägereien im Gange waren und es anscheinend keine Art von Ordnungshütern gab. Trotzdem entschied er sich, sich noch nicht in eine Schlägerei verwickeln zu lassen. Zuerst einmal würde er sich genau umschauen. Und er würde seine Kräfte und Schwingen nicht ohne triftigen Grund einsetzten! Das würde nur seinen Spaß verderben.

 

Aber zuerst brauchte er etwas zu trinken. Also ging er in die schäbigste Kneipe die er finden konnte – je schäbiger sie aussehen desto härter ist das Zeug welches sie servieren; und Michael brauchte jetzt etwas Hartes.

 

Außerdem konnte man in solchen Kneipen wesentlich leichter eine Schlägerei anzetteln.

Michael betrat die Raucherfüllte Kneipe und war einen kurzen Moment vom scharfen Tabakqualm geblendet. Es schmerzte in seinen Augen und Rachen, aber er unterdrückte dieses Gefühl und drängte seinen Weg durch die Horden ungewaschener Piraten, welche um dreckige Tische herum kauerten. Der Boden und die Wände waren mit unzähligen Narben übersät und erzählten von vielen Jahren des Missbrauches. Wiederum nahm niemand von dem Rotschopf Notiz, oder vielleicht waren sie auch abgelenkt, wie vier kitschige Prostituierte vermuten ließen.

 

Das Gejohle und Gemurmel der Piraten ignorierend wich Michael einer großen, vollbusigen Schankmaid aus und ging in Richtung der Bar. Dort suchte er nach einem Platz weg vom Hauptgeschehen, welcher aber immer noch nah genug war um Informationen aufzuschnappen. Erfreut stellte er fest, dass nur eine andere Person an der Bar saß, aber bis auf einen massiven, undefinierbaren dunklen Pelzmantel und schweren schwarzen Stiefeln konnte Michael nichts von dem anderen erkennen. Nicht das es irgendwie von Bedeutung sein würde.

 

Endlich reagierte der übergewichtige, schmierig wirkende Gastwirt. Aber anstatt ihn wegen seines offensichtlichen Alters aus der Bar zu schmeißen, fragte er nur: „Was willst du?“

 

„Etwas Hartes. Sehr Hartes. Und schnell!“

 

Erstaunlicherweise schnüffelte der Wirt nur einmal bevor er wegschlurfte um das Bestellte zu holen. Michael schüttelte nur seinen Kopf. Immerhin sah er definitiv nicht alt genug aus um solches Zeug zu trinken – oder überhaupt sich in solcher Umgebung aufzuhalten.

 

Stattdessen brachte der Wirt ihm ein dreckiges Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit darin. Michael trank es alles mit einem Zug aus ohne die anderen zu beachten, rümpfte seine Nase und haute das Glas zurück und knurrte: „Nachfüllen! Aber pinkle diesmal nicht rein, sonst werde ich dafür sorgen dass du nie mehr pinkeln kannst!“

 

Der Wirt befolgte schnell die Order bevor er wegschlurfte um sich um seine anderen Kunden zu kümmern.

 

Michael verschränkte seine Arme auf dem Tresen und starrte missmutig in sein Getränk, während er sich die nächsten Schritte überlegte. Er hatte den Himmel verlassen, um einen ‚Urlaub’ zu machen und seine Langeweile zu vergessen. Er dachte darüber nach einer Piratenmannschaft beizutreten oder selbst eine zu gründen – und dafür war dieser Ort als Ausgangspunkt nicht schlecht. Wenn er einmal Pirat wäre, würde ihn niemand schief ansehen wenn er etwas zerstörte. Außerdem könnte er hier ein Schiff und eine Crew finden, die er sein Eigen nennen könnte.

 

Aber zuerst… „Heh… was für ein niedlicher Junge…“

 

Michael seufzte tonlos und drehte sich auf seinem Barhocker um, nur um einen Ekelerregenden, fetten Mann mit schlimmerem Mundgeruch als ein Monster zu erblicken. Der hatte sich hinter ihm positioniert und hatte außerdem zwei große, unfreundlich aussehende Handlanger mit.

 

Der Fette grinste ihn unangenehm an und sagte: „Was machst du hier ganz allein? Bist du nicht noch etwas zu jung um dieses Zeug zu trinken?“

 

Michael starrte ihn sauer an. Aber bevor er explodieren konnte machte der Fette weiter: „Weißt du, ich mag solche niedlichen Jungs wie dich. Ich weiß wer ’ne schöne Stange Geld für so einen rausrücken würde…“

 

Seine Augen glänzten auf und er fügte an: „Insbesondere wenn sie mit einem berühmten Piraten verwandt sind.“

 

Michael hob eine Augenbraue. „Was meinst du, Fettsack?“

 

„Oh? Bist du etwa nicht mit diesem Eustass Kid verwandt?“

 

Der Rotschopf sagte nichts dazu, er starrte nur weiter während seine Finger ungeduldig zuckten, darauf wartend, sich wieder um den Griff seines riesigen Schwertes zu legen.

 

„Aber das macht nichts. Ich werde dich dann einfach so verkaufen. Schnappt ihn euch!“

 

„Ach so ist das…“ sagte der Rothaarige und trank schnell sein Getränk aus während die beiden riesigen Handlanger sich ihm näherten. „Also bist du so was wie ein Sklavenhändler, eh? Leider muss ich dein Angebot ablehnen.“

 

Im nächsten Moment sprang er auf seine Füße und brachte sein monströses Schwert vor sich. Seine goldenen Augen brannten förmlich als er brüllte: „Ich bin der Anführer der Kräfte Michael-sama! Ihr habt keine Chance!“

 
 

-0-
 

 
 

Eustass Kid hatte bereits den fünften Drink bestellt und fing noch nicht einmal an sich irgendwie beschwipst zu fühlen. Also dachte er darüber nach, aufzuhören und eine andere Kneipe aufzusuchen, in der Hoffnung, sich dort zu betrinken; aber etwas hielt ihn zurück.

 

Es war bereits ziemlich drückend warm hier drin, doch urplötzlich hatte er das Gefühl, dass es noch wärmer wurde.

 

Kid drehte sich nicht um; stattdessen spitzte er seine Ohren. Schwere Stiefel stapften in seine Richtung und bald sah er eine verschwommene Gestalt aus seinem Augenwinkel heraus. Erst als die Gestalt näher war konnte Kid sie genauer erkennen, und er war überrascht einen Jungen von etwa 12 bis 14 Jahren zu sehen. Dieser trug einen schwarzen Trenchcoat, schwarze Hosen, schwarze Kampfstiefel und hatte ein riesiges Schwert mit einem Kreuzförmigen Griff auf seinem Rücken und… erschreckend rotes Haar das seinem eigenem nicht unähnlich war. Die goldenen Augen des Jungen sahen gelangweilt herum als er sich an die Bar setzte und einen harten Drink bestellte. Kid rümpfte seine Nase bei dem Gedanken, dass Halbwüchsige hier so einfach so ein Zeug bestellen konnten… aber der Junge dort trank das ganze Glas mit einem Zug leer und bestellte Nachschlag ohne mit der Wimper zu zucken.

 

Kid warf kleine Blicke auf den Jungen neben sich. Abgesehen von den goldenen Augen, den weniger wilden roten Haar (es war immer noch sehr wild und in einen dünnen Zopf geflochten) und den dünnen, roten Augenbrauen war dieser Junge ein fast genaues Abbild von ihm selbst als er noch jünger war. Einen Augenblick lang fragte sich Kid, ob der Junge später ebenfalls dunkle Lippen und Fingernägel bekommen würde – seine eigenen hatten sich während seiner Pubertät verdunkelt.

 

Er überlegte ob er den Jungen ansprechen sollte, doch etwas anderes verlangte seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Kid knurrte dunkel als sich ein fetter Sklavenjäger und dessen Handlanger sich dem Jungen näherten. Anscheinend hatten sie es auf ihn abgesehen. Der Fette sprach undeutlich, wie ein Besoffener, und Kid bemerkte wie die blasse Haut des Jungen zornig errötete.

 

Der Pirat wollte gerade dem Fetten seine Faust ins Gesicht schlagen, weil er darüber nachdachte ein Kind zu entführen, aber der Junge war schneller. Er sprang auf seine Füße und zog sein Schwert – das Teil war wenigstens so lang wie er selbst! Erst jetzt sah Kid das Netzhemd unter seinem Trenchcoat und den kreuzförmigen Ohrring an seinem linken Ohr. Aber das auffälligste war der blaue Drache, welcher von seiner linken Wange hinunter bis zu seinem linken Brustmuskel tätowiert war. 

 

„Ich bin der Anführer der Kräfte Michael-sama! Ihr habt keine Chance!“ brüllte der Junge. Kid war sehr überrascht als der Junge die drei Leute ohne Hintergedanken angriff. Innerhalb von Augenblicken hatte er die beiden Handlanger niedergemacht und näherte sich bedrohlich dem fetten Sklavenjäger.

 

Dann brach die Hölle los. Anscheinend hatte der fette Sklavenjäger ein paar Freunde hier drinnen. Jedenfalls war plötzlich der halbe Inhalt der Kneipe auf ihren Füßen und zogen ihre Waffen. Die andere Hälfte verkrümelte sich entweder oder zog selbst Waffen. Lediglich Kid blieb auf seinem Platz, wobei er über beide Wangen grinste.

Der rothaarige Junge griff sie alle an, er blinzelte nicht einmal als er brutale Faustschläge, Tritte und Schwerthiebe austeilte. Eustass genoss diese Show wirklich.

 
 

-0-
 

 
 

Das ganze Gemetzel dauerte nicht einmal vier Minuten, doch als es vorbei war, war alles innerhalb der Kneipe zerstört. Nur Kid und der rothaarige Junge waren noch bei Bewusstsein, alle anderen lagen Bewusstlos am Boden oder waren geflohen. Selbst der Gastwirt war in einen sichereren Seitenraum geflüchtet.

 

Michael sah missbilligend herum und gab dem fetten Sklavenjäger einen Tritt bevor er sich wieder der Bar zuwand. Erst jetzt fiel ihm der Pelzbekleidete Mann auf.

Einen Moment lang erstarrte der Engel. Dieser Mann dort sah aus wie… wie eine erwachsene Version von ihm selbst! Er hatte lediglich keine Augenbrauen, dunkle Lippen und Fingernägel und rote statt goldener Augen. Aber das flammenartige Haar war in demselben Rot-Ton wie sein eigenes!

 

Der Mann lachte leise in sich hinein, anscheinend war er sehr amüsiert. Gereizt blaffte Michael: „Habe ich dich gut unterhalten, Pirat?!“

 

„Sehr“ sagte Kid der immer noch grinste, „Du hast ziemliches Talent in dir.“

Michael schnaufte: „Hah! Das waren doch alles nur Schwächlinge. Ich habe schon schlimmere Gegner bekämpft!“ Während er das sagte ging er hinüber zur Bar und schnappte sich Kids Drink und schluckte es mit einem Mal herunter.

 

Das machte Kid aber nur amüsierter. „Wie ich bereits sagte… du hast ziemlich Talent.“ Michael sah ihn herausfordernd an als der größere Mann aufstand. „Auf jeden Fall hast du den Laden ziemlich aufgemischt. Lass uns woanders hingehen.“

 

Der jüngere hob eine Augenbraue. „Was meinst du?“

 

„Wie wäre es, wenn du meiner Mannschaft beitrittst?“

 

„Deiner Mannschaft beitreten?“

 

„Ich kann sehen, dass dir langweilig ist“ sagte Kid grinsend, „Und da du eine Menge Talent besitzt könnte ich dich bestimmt gut gebrauchen“ Er streckte seine Hand aus und sagte: „Ich bin Kapitän Eustass Kid, Anführer der Kid-Piraten. Und ich will dich in meiner Mannschaft.“

 

Michael starrte die ihm angebotene Hand. Immerhin verstand er jetzt was der fette Sklavenjäger meinte, als er sagte, er sei mit einem ‚berühmten Piraten verwandt’. Dann fing auch er an zu grinsen. „Ich mag Kerle die wissen was sie wollen! Also gut…“

 

Er griff die größere Hand und sagte: „Ich bin eh nur hergekommen um meiner Langeweile zu entfliehen. Dein Angebot ist so gut wie jedes andere“

 

Beide Rotschöpfe grinsten breiter als Michael endlich sagte: „Ich bin dabei.“

Piraten

Killer sah hinauf in den sich verdunkelnden Himmel. Das Donnergrollen wurde immer lauter und die Luft roch nach Regen. Bald würde der Sturm mit ganzer Kraft zuschlagen. Er seufzte und sein Atem kondensierte als er aus den Löchern seiner Maske strömte. Der maskierte Pirat sah aus wie eine Dampflok.

 

„Wenn Kid nicht bald wieder zurück kommt muss ich ihn wieder einmal suchen“ murrte der Pirat.

 

Glücklicherweise für ihn – und auch für Kid – knarrte kurz darauf die Strickleiter welche über eine Seite ihres Schiffes hing. Killer schnaufte kurz als er rüber ging, wo sich sein langjähriger Freund und Kapitän über die Reling wuchtete. „Da bist du ja endlich“ sagte er kurz, „Warst du schon wieder in einer Schlägerei oder warum hat das so lange gedauert?“

 

„Ja und Nein“ gab Kid zu. „Ja, ich war in einer Schlägerei, und Nein, ich war nicht daran beteiligt.“

 

„Ja klar“ erwiderte Killer höhnisch als er seine Arme verschränkte.

 

„Nein wirklich!“ entgegnete Kid als er sich zur Strickleiter umdrehte, „Jemand anderes hat sich geprügelt; ich habe nur zugeschaut – war übrigens ’ne Show kann ich dir sagen… Oh, und ich habe jemanden getroffen, den ich den anderen vorstellen will. Sind sie drinnen?“

 

„Ja, und warten aufs Abendbrot – verfressene Bande – aber was meinst du?“

 

Kid grinste breit über beide Backen: „Ich habe ein neues Mitglied gefunden, Killer!“ Der Massakersoldat blinzelte in Verwirrung. Doch dann weiteten sich seine Augen unter seiner Maske als Kid ihrem neuestem Mitglied an Deck half.

 

Der Neue war ein Jugendlicher – nein ein Junge – der nicht älter als 15 sein konnte. Er hatte dieselben roten Haare wie Kid und einen ähnlichen, grässlichen Modegeschmack. Der Junge sah Kid verdammt ähnlich, abgesehen davon dass er… na ja, jünger und tätowiert war.

 

„Kid?“ fragte Killer verwirrt, „Wer ist das?“

 

„Nur ein kleiner Teufel, den ich in einer Kneipe gefunden habe.“

 

Michael knurrte dunkel. Killer spürte, wie es plötzlich wärmer wurde. „Ich bin nicht klein!“ zischte der Junge, „Sag bloß nie etwas anderes!“

 

„Was auch immer“ erwiderte Kid und rollte seine Augen, „Der Kleine hat die ganze Kneipe, und alles was darin war, fachgerecht zerlegt. Da habe ich ihm natürlich angeboten unserer Bande beizutreten.“

 

Ich bin nicht klein!“ schrie der Junge. Aber die älteren Piraten ignorierten ihn.

 

Killer sah sich den Neuen noch mal genauer an bevor er sich wieder an Kid wandte. „Wir sind eine Piratenbande, Kid. Denkst du nicht, dass er… zu jung dafür ist?“

 

Michael starrte den Maskierten zornig an.

 

„Dachte ich auch“ entgegnete Kid, „Aber du hättest ihn kämpfen sehen müssen, Killer“ Er grinste wieder als er sich in Richtung der Deckaufbauten machte. „Vertrau mir einfach mal, okay?“

 

Killer sah ihm eine Weile nach. Dann wandte er sich wieder dem rothaarigen Jungen zu. Er hob eine Augenbraue unter seiner Maske und sagte kalt: „Ich hoffe, du weißt in was du hier Reingeraten bist. Das ist keine Kreuzfahrt. Wir sind die berüchtigten Kid-Piraten, und wir werden Gegnern begegnen, die deine Vorstellungskraft übersteigen.“

 

Michael grinste ebenso kalt und erwiderte: „Perfekt. Genau das was ich suche“ Er fletschte ein Paar spitzer Eckzähne und war nicht im Geringsten eingeschüchtert. „Zu Hause wurde es zu langweilig!“

 

„Kommt ihr jetzt oder nicht?“ rief Kid von der Tür her, „Rein mit euch!“

 
 

-0-
 

 
 

Als die drei die große Kantine betraten wurde es urplötzlich still. Michael stand ein wenig hinter Kid und fühlte die Augen der etwa ein dutzend Piraten auf sich. Schnell sah er sich um. Die Kantine war ziemlich groß mit vier langen Tischen und Bänken, woran die Piraten saßen. Mehrere Türen führten aus dem Raum, und Michael nahm an, dass sie zu den Schlafräumen und Lagerräumen führten.

 

Zwei der Piraten – sie waren noch auffälliger als die anderen – standen auf und kamen zu ihnen. Der eine sah aus wie ein Zombie mit langen, hellblauen Haaren und der andere war verdammt groß und trug ein dunkles Cape.

 

Der Zombie sah zu dem rothaarigen Jungen hinunter bevor er sich an seinen Kapitän wandte: „Boss… wer ist das?“

 

„Stimmt“ meinte Kid. Er sah zu seinen Leuten und rief: „Hey Leute! Hört mal eine Sekunde her.“

 

Als er sich sicher war, ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu haben schob er Michael vor sich und fuhr fort: „Das ist Mika!“

 

Michael zuckte unweigerlich zusammen als Kid ihm bei dem Spitznamen nannte, den er vor so langer Zeit von Raphael erhielt. Immerhin ließ Kid das ‚-chan’ weg.

 

„Mika wird unserer Bande beitreten, also behandelt ihn gefälligst so wie einen von den anderen, verstanden?“

 

Für eine Weile war alles still. Dann stand einer von den Piraten – ein ziemlich großer mit einer Narbe über seinem rechten Auge – auf und fragte: „Eh, ich will deine Entscheidung nicht in Frage stellen, Chef, aber ist der Kleine nicht zu kurz um ein Pirat zu sein?“

 

Er bereute es fast sofort.

 

Michael schrie: „Okay, das reicht. WEN NENNST DU HIER KURZ?!“ und katapultierte seinen Körper rüber zu den anderen Piraten. Sofort war eine Schlägerei im Gange, da die anderen Piraten nicht erfreut darüber waren, dass der Neue einen der Ihren angriff und wollten ihm etwas Verstand einprügeln.

 

Es muss nicht erwähnt werden, dass Michael das anders sah.

 

„Wenigstens nutzt er diesmal sein Schwert nicht“ sagte Kid grinsend während Killer, Heat und Wire mehr oder weniger bedeppert hinüber starrten. Der Junge kämpfte wie ein wildes Tier und ließ ihren Männern nicht den kleinsten Hauch einer Chance.

 

„Er hat eine… Einstellung…“ sagte Killer trocken.

 

Wire hob eine Augenbraue und fragte: „Ist er irgendwie mit dir verwandt, Kapitän?“

„Nö“ antwortete Kid, immer noch grinsend.

 

„Aber er verhält sich ganz genau wie du! Als ob er so was wie dein… Bruder ist, oder so!“

 

Kid zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Geschwister. Und ich bin ja wohl noch zu jung um einen Sohn in seinem Alter zu haben.“

 

„Du hast ja überhaupt keine Ahnung“ sagte Michael als er endlich von den anderen abließ und hinüber kam. Hinter ihm lagen die restlichen Piraten und stöhnten in Schmerzen.

 

„Wenn du weiter bei uns bleiben willst, Mika…“ seufzte Killer, „…dann verprügele nicht ständig die Crew.“

 

„Wird nicht mehr nötig sein“ erwiderte Michael und schnappte sich einen Krug Rum. „Die haben ihre Lektion gelernt. Hah! Ich werde nicht umsonst ‚Anführer der Kräfte’ genannt!“

 

Killer seufzte noch einmal und Kid grinste ihn an. „Siehst du Killer? Ich habe gesagt der Junge hat’s in sich!“

 

„Was auch immer. Heat, kümmere dich um unsere Leute. Wir werden sie noch brauchen.“

 

„Mach ich“ sagte der Zombie. Er schnappte sich Wire und ging zu dem Haufen zusammengeschlagener Piraten.

 

Michael hob eine Augenbraue. „Der Typ ist der Doc?“

 

„Nicht was man erwartet, eh?“ antwortete Kid lachend.

 

„Naja. Immer noch besser als der Frauenheld den ich als Doktor kenne…“

 
 

-0-
 

 
 

Ein wenig später saßen Killer, Kid und Michael in Kids Kajüte um Michaels Eintritt in die Mannschaft perfekt zu machen.

 

„Okay, Mika“ fing Kid an, „Wenn du hier bleiben willst, dann merke dir folgendes. Erstens: Ich bin der Kapitän. Meine Worte sind Gesetz hier, verstanden? Was ich sage befolgst du ohne zu hinterfragen, klar?“

 

Michael zuckte mit seinen Schultern. „Klar.“

 

Mit seinem Daumen zeigte Kid auf Killer. „Killer ist mein Stellvertreter. Seine Befehle werden auch befolgt. Heat ist der Doktor, hat also ’ne spezielle Position. Ihm wird auch gehorcht.“

 

„Ja, weil du das auch immer machst“ erwiderte Killer höhnisch. Kid funkelte ihn sauer an.

 

„Schnauze“ murrte er schlecht gelaunt. Dann wandte er sich wieder dem kleinen Rotschopf zu, der auf seinem Bett saß. „Benimm dich und vielleicht wirst du auch mal eines Tages was zu sagen haben. Damit meine ich: Verprügele nicht die anderen ohne einen triftigen Grund zu haben!“

 

„Sie haben mich ‚kurz’ genannt“ grummelte Michael nach einigem Herumgedruckse, „Ich sag euch was: Ich hasse es, wenn man mich an meine Körpergröße erinnert. Leute sterben wenn ich an meine Körpergröße erinnert werde!“

 

„Oh, dann hattest du wohl einen guten Tag, wie?“

 

„Zu müde jemanden zu töten“ seufzte Michael, „Außerdem wäre es ein schlechter Start wenn ich 80% der Mannschaft am ersten Tag umbringen würde, nicht wahr? Seht mich einfach nur nicht als selbstverständlich an. Ich bin nicht wie alle anderen… und ich werde mich nicht ignorieren lassen.“

 

„Haben wir schon mitbekommen“ sagte Killer, „Du hast ein ziemlich heißes Gemüt“

 

Dann starrte er den Jugendlichen noch mal an und fragte: „Du bist sicher, dass du nicht mit Kid in irgend einer Weise verwandt bist?“

 

„Absolut sicher.“

 

„Damit ist dann ja wohl alles klar“ sagte Kid. „Willkommen an Bord, Mika.“

 
 

-0-
 

 
 

Ein paar Stunden später lag der Junge in seinem neuen Bett. Eigentlich war es nur eine Hängematte in einem kleinen Raum neben der Kapitänskajüte. Michael sah sich um. Der Raum war wirklich klein, und bot gerade einmal genug Platz für seine Hängematte, eine Kleiderkiste und einem kleinen Schreibtisch mit Hocker. Er entschloss sich, später noch mehr Kleidung zu kaufen.

 

Er hatte Killer gefragt, ob alle der Männer solch eine Kajüte zugestellt bekommen. Killer erklärte ihm, dass die meisten Mehrbettzimmer mit ihren Kameraden teilen mussten. Michaels Raum war bis vor ein paar Stunden ein kleiner Lagerraum. Das war Michael aber egal. Immerhin hatte er hier ein bisschen Privatsphäre.

 

Der Engel sah noch einmal an die Decke als er seine Arme hinter seinem Kopf verschränkte. Raphael würde ihn später wahrscheinlich ausschimpfen weil er sich mit Menschen – schlimmer noch, mit Piraten – einließ. Aber das hatte erst mal Zeit. Die da oben würden bestimmt eine Weile brauchen bevor sie seine Abwesenheit bemerkten. Und bis dahin würde Michael sich sicher sein, ob er überhaupt hier bleiben würde oder nicht.

 

Bis dahin würde er sich ausruhen.

 

Damit drehte er sich ein wenig unbeholfen um – er hatte sich noch nicht an die schwankende Hängematte gewöhnt – und schloss seine Augen. Eine seiner Fähigkeiten war es, fast überall schlafen zu können, auch auf einem knarrenden, schwankenden Schiff in einer schwankenden Hängematte! So war es nicht verwunderlich dass er innerhalb von kürzester Zeit eingeschlafen war.

Sevothtarte

„Das ist unerhört!“ donnerte Sakazuki und warf die zerknüllte Zeitung auf den kleinen Kaffeetisch.

 

Sein Kollege hob eine Augenbraue und fragte: „Was ist unerhört, Saka?“

 

„Schau dir das hier an!“ Er faltete die Zeitung und deutete auf einen Artikel. Der Titel war ‚Strohhutbande zerstört Enies Lobby. Marine ist Hilflos’.

 

Admiral Akainu ‚Roter Hund’ Sakazuki sprang auf und lief in seinem Büro auf und ab, während sein ältester Freund und Kollege ruhig sitzen blieb, den Artikel las und eine Tasse Kaffee trank.

 

„Wie kann eine solch idiotische Bande von Piraten… WIE ZUR HÖLLE KONNTEN SIE ENIES LOBBY BESIEGEN?!“

 

Die Temperatur stieg durch Sakazukis Teufelsfrucht gefährlich schnell an. Allerdings blieb sein Kollege ruhig. Ruhig faltete dieser die Zeitung zusammen, legte sie zurück und sagte: „Beruhige dich, Saka. Statt sich darüber aufzuregen solltest du lieber froh sein, dass Marshall D. Teach uns Puma D. Ace in die Hände gespielt hat.“

 

Akainu schnaufte verächtlich. „Ich kann diesen Blackbeard nicht ausstehen! Es ist mir egal ob er Ace herbrachte, ich traue dem Kerl nicht. Weder als Pirat, noch als Shichibukai oder als Mensch.“

 

„Denkst du ich traue ihm?“ fragte sein Kollege belustigt. „Aber wir können uns später über ihn den Kopf zerbrechen. Der Strohhut ist hier das größere Problem.“

 

„Ja, ja vielleicht hast du Recht, Sevi…“ sagte Sakazuki irgendwann, „Dann lass uns mal darüber einig werden, was wir mit dem Balg anstellen sollen.“

 

Beide begannen zu schweigen. ‚Sevi’ sah sich das Foto in der Zeitung an, welches einen verletzten, aber glücklichen Ruffy zeigte. Akainu dagegen ließ seinen Blick schweifen, doch irgendwie landete dieser auf seinem Kollegen.

 

Pardon. Kollegin.

 

Admiral Sevothtarte, von ihren Kollegen und Leuten Sevi genannt, war eine außergewöhnliche Frau. Vor Jahren erschien sie aus dem Nichts, Gebrochen und Verletzt. Die Marine fand sie und half ihr wieder auf die Füße, und zum Dank trat sie ihnen bei. Ihre rücksichtlose Natur gepaart mit einer seltsamen Kraft in ihr erlaubten es ihr, schnell in den Rängen der Marine aufzusteigen. Heutzutage war sie eine der mächtigsten Personen in der Marine und die wahrscheinlich mächtigste Frau der Welt.

 

So wie er ‚Roter Hund’ genannt wurde, war ihr Kodename ‚Weiße Gerechtigkeit’.

 

Sevothtarte war gnadenlos mit jedem der die Grundsätze der Gerechtigkeit brach, und das imponierte Sakazuki sehr. Aber nicht nur ihr leidenschaftlicher Sinn für die Absolute Gerechtigkeit, ihre Ruhe und ihre Treue waren beneidenswert, sie war außerdem wunderschön und geheimnisvoll. Sie hatte sehr blasse Haut, fast wie Porzellan, helle, blaue Augen und sehr lange, schneeweiße Haare. Die Art und Weise wie sie sich verhielt und wie sie sich darstellte erzählten von einer Frau, der Macht kein Fremdwort war.

Lediglich eine kreuzförmige Narbe über ihrer rechten Augenbraue und die vernarbte Brandwunde auf ihrer linken Wange fielen aus dem Gesamtbild, doch für Akainu wurde sie dadurch nur geheimnisvoller und schöner.

 

„Starren ist unhöflich, Sakazuki“ sagte Sevothtarte dann und sah ihm fest in die Augen.

Akainu lachte. „Entschuldigung, Sevi. Ich bin ein wenig abgeschweift“ Dann wurde sein Gesicht wieder ernst und er fragte: „Hast du eine Idee wie wir mit diesem Balg verfahren sollen?“

 

„Anscheinend müssen wir sein Kopfgeld anheben. Mal Wieder“ antwortete Sevi und seufzte dabei. „Jeder Marine soll ihn und seine Crew bei Blickkontakt sofort angreifen… also brauchen wir auch Kopfgelder für den Rest seiner Trottel.“

 

Sevothtarte und Sakazuki diskutierten eine Weile darüber während Sakazuki ein paar Notizen niederschrieb. Irgendwann sagte er: „So, das wäre das. Das nächste Problem ist…“

 

Noch ein Problem?“ fragte Sevi, „Ach Je. Seitdem dieser Roger hingerichtet wurde kriechen diese verfluchten Piraten aus jedem Loch und verursachen mehr Schäden den je!“

 

„Bitte erinnere mich daran, dass ich dem Idiot, der die großartige Idee hatte, Roger öffentlich hinzurichten, eine Dankeschön-Bombe des Verderbens schicke…“

 

„Du hast den Notizblock, mein Lieber.“

 

„Stimmt ja.“

 

Dann war da plötzlich ein Klopfen an der Tür und ein junger Marine trat ein. Er salutierte und sagte: „Entschuldigt bitte, Admiral Akainu… Admiral Sevothtarte… hier sind ein paar Berichte über besonderes gemeingefährliche Piraten. Die Himmlischen Drachen wollen sie so schnell wie möglich beseitigt haben.“

 

„Oh diese verfluchten Möchtegern-Könige!“ rief Sevi aus. Sakazuki schüttelte belustigt seinen Kopf. Der einzige Grund warum Sevi immer noch ‚nur’ Admiral war, war, weil sie die Weltnoblen, die Himmlischen Drachen’, einfach nur regelrecht ankotzte. Anscheinend konnte Sevothtarte Macht nicht besonders gut teilen.

 

„Gib mir diese Berichte, Soldat“ sagte Akainu dann. Er überflog sie kurz und fragte dann:

 

„Die Kid-Bande? Sind die so gefährlich dass sich ein Admiral wirklich darum kümmern muss?“

 

„Angeblich haben sie einen Himmlischen Drachen ermordet“ antwortete der Soldat kurz.

 

„Darf ich dann wieder gehen?“

 

„Natürlich.“

 

Als der Marine wieder draußen war hob Sevothtarte ein paar der Berichte auf und las sie.

 

„Dieser ‚Kapitän’ Kid ist tatsächlich ein Verrückter!“ schnaufte Sakazuki, „Er und seine Männer haben einen Weltnoblen samt seiner Familie ermordet und dabei große Kollateralschäden unter der Zivilbevölkerung angerichtet. Außerdem auch noch einige unserer Kriegsschiffe zerstört und etliche unserer Männer getötet.“

 

„Wenn sie denn unbedingt einen Krieg gegen uns führen wollen…“ murmelte Sevothtarte. Plötzlich stoppte sie und ihre Augen wurden groß. „Eustass Michael?!“

 

„Was ist los, Sevi?“

 

Aber die Frau antwortete ihm nicht. Geschockt las sie die Beschreibung der Person.

 

„Ermordete eigenhändig die vollständigen Besatzungen von drei Kriegsschiffen, die er anschließend zerstörte… verletzte zwei Generäle schwer… wahrscheinlich verantwortlich für das Feuer, welches die Villa der Noblen nieder brannte…“ Sie sah entsetzt auf und endete mit: „… und wahrscheinlich der jüngere Bruder von Eustass Kid?!“

 

„Na ja…“ fing Sakazuki an und sah sich das Foto an. Es zeigte einen Jugendlichen mit wildem, rotem Haar und einem sehr auffälligem Drachentattoo. „…sie sehen sich schon ähnlich.“

 

„DAS IST UNSINN!“ schrie Sevothtarte. Akainu blinzelte in Verwirrung, denn Sevi war normalerweise ruhiger als das. Sie beruhigte sich aber ein wenig und zischte: „Der Junge ist nicht umsonst der Anführer der Kräfte, Sakazuki. Er ist gefährlich. Er muss mit allen Mitteln zur Strecke gebracht werden.“

 

Sakazuki hob eine Augenbraue: „Kennst du dieses Kind?“

 

„Allerdings“ schnaufte Sevothtarte und kämmte ihre Finger durch ihre Haare, „Und ich kann mit Bestimmtheit sagen, dass er nicht mit Eustass Kid verwandt ist… aber das ist ja egal. Der Junge ist eine echte Gefahr, Saka, und so muss er auch behandelt werden. Wie der Strohhut.“

 

„…Tatsächlich?“

 

„Tatsächlich!“ sagte Sevi und ging zur Tür. „Jage ihn mit allen Mitteln, aber sei vorsichtig.“

 

„Wohin gehst du, Sevi?“

 

„Raus“ war die kurze Antwort, „Ich brauche Luft.“

 

Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss und Akainu wunderte sich über seine Kollegin. Wann hat Sevi dieses Kind getroffen? Immerhin sah er definitiv nicht alt genug aus, als das er sie persönlich gekannt haben konnte; und er war sich sehr sicher in den letzten zwanzig Jahren niemand vergleichbaren jemals in ihrer Nähe gesehen zu haben…

 

„Wo wir gerade dabei sind…“ dachte Akainu verwirrt, „…Sevi ist nicht um einen Tag gealtert… jedenfalls sehe ich es nicht.“

 

Aber er hatte andere Dinge zu tun. Er griff nach einer Teleschnecke und machte einen Anruf. Neue Steckbriefe würden sehr bald in Produktion gehen. Dieses Mal würde ‚Anführer der Kräfte’ Eustass Michael dabei sein.

 
 

-0-
 

 
 

Sevothtarte lief ziellos durch die Gänge der Marinebasis. Überall um sie herum gingen ihr die Soldaten aus dem Weg, den jeder wusste von ihrer schrecklichen Macht. Niemand wusste woher oder was diese Macht war, aber es war keine Teufelskraft und ermöglichte es ihr, selbst mit Logias ebenbürtig zu kämpfen.

 

Schließlich fand sich Sevi draußen wieder. Ohne über Konsequenzen nachzudenken entlud sich ihre Wut in einer Attacke, welche einen gewaltigen Felsen mit einer Schockwelle in Stücke sprengte. Einige Marines hechteten zu Seite um dem anscheinend wütenden Admiral zu entkommen.

 

„Verdammt noch mal!“ fluchte Sevi, „Warum ist er hier?! Will er mich jagen?“

 

Allerdings glaubte jeder, dass Sevothtarte – der letzte Tyrann des Himmels – schon vor Jahren gestorben sei. Es gab also für Michael nicht einen Grund etwas Gegenteiliges anzunehmen. „Aber wieso ist er dann hier? Jagt er Dämonen? Oder ist er einfach nur so auf die Erde gekommen? Und wieso hat er sich den Kidpiraten angeschlossen?“

 

Eine Weile stand Sevothtarte einfach nur da und starrte über den Horizont. Aber irgendwann wandte sie sich abrupt um, rief: „VERDAMMT!“ und machte sich auf den Weg in ihr Büro.

 

Dies war eine unerwartete Wendung. Und sie brachte unerfreuliche Erinnerungen zurück.

Bis vor zwanzig Jahren regierte Sevothtarte im Himmel als Großminister. Doch dann wurde sie entdeckt, gestürzt und gezwungen zu fliehen. Doch bevor ihr das gelang wurde sie von dem Seraphim Sandalphon angegriffen und geschändet. Dann wurde sie von den Rebellen aufgegriffen und in einem Turm eingesperrt.

 

Von dort aus sprang sie in ihren Tod.

 

Aber Sandalphon machte sich Sorgen um sein Kind, welches sie in sich trug, und rettete ihr Leben. Er gaukelte jedem vor, sie sei gestorben und schickte sie auf die Erde. Besiegt erschien Sevothtarte bei den Menschen und wurde von der Marine gefunden. Als sie wieder einigermaßen ansprechbar war, sagte man ihr, dass sie eine Fehlgeburt erlitt und ihr Baby starb. Doch für Sevothtarte bedeutete das Freiheit. Das erste Mal nach dem Coup fühlte sie sich sicher bei den Sterblichen. Dort blieb sie auch und wurde eine von ihnen.

 

Alles war zwanzig Jahre lang perfekt. Sie stieg schnell in den Rängen der Marine auf und wurde Admiral – gefürchtet bei ihren Feinden und bewundert von ihren Verbündeten.

Und jetzt… jetzt war Michael hier. Der Erzengel des Feuers und Krieges und General der Himmlischen Armeen. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Sevothtarte würde es ihm nicht erlauben jemals den Himmel wieder zu sehen wenn er die Wahrheit über sie herausfände. Er würde diese Welt niemals wieder verlassen…

Brüder

„Schon über zwei Monate…“ Dieser Gedanke durchzuckte an dem Abend einen kleinen Rotschopf. Michael saß auf der Reling am Bug des Schiffes und starrte in die untergehende Sonne mit einem Krug Rum in seiner Hand.

 

Vor über zwei Monaten war er hier zwischen diesen Piraten gelandet. Und obwohl er sich hin und wieder fragte, ob ihn die anderen Engel vermissen würden, musste er zugeben, dass er selbst nicht ein bisschen Heimweh hatte.

 

„Hey Mika!“ rief Scarface, „Warum kommste nicht hier rüber und feierst mit uns? ’S immerhin auch dein Verdienst!“

 

Michael grinste einen Augenblick lang. Noch vor ein paar Wochen nannten ihn diese Piraten – allen voran Scarface – nur ein ‚Kleines Balg’. Aber Dank seiner Dickköpfigkeit und seiner unglaublichen Kampfkraft schaffte er es sich selbst einen gewissen Ruf innerhalb seiner neuen Mannschaft. Innerhalb dieser relativ kurzen Zeit hat er sich zum dritten Kommandeur der Kidpiraten hochgearbeitet.

 

„Kommst du?“

 

„Ja!“ rief der kleine Rotschopf und schwang seine Beine über die Reling. Dann lief er hinüber zu den anderen. Sie hatten mehr oder weniger erfolgreich die Villa von einem weiteren Noblen überfallen. Sehr zu Kids Missfallen waren die Noblen noch rechtzeitig geflohen. Allerdings hatten sie durch ihre übereilte Flucht einen ganzen Haufen Kohle zurück gelassen, und das hatten sich die Piraten natürlich nicht entgehen lassen.

 

Das war ein guter Grund zum Feiern.

 

Sehr bald würden sie noch einen weiteren haben.

 

„Hey Mika!“ rief Wire und hielt die Zeitung hoch, „Schau dir das an! Dein erstes eigenes Kopfgeld!“

 

Der Engel grinste über beide Wangen und nahm seinen Steckbrief. Doch sein Grinsen verging ihm sehr schnell als er vorlas: „’Anführer der Kräfte’ Eustass Michael?“ Er legte seine Stirn in Falten und wiederholte ein ungläubiges: Eustass?“

 

Scarface lachte. „Hah! Die denken du wärst der Bruder vom Kapitän!“

 

„80 Millionen Berry sind als Anfangskopfgeld gar nicht mal schlecht.“

 

„Ja, aber Eustass Michael? Komm!“

 

„Ich denke es klingt cool“ sagte Kid als er dazu kam. Er setzte sich neben seinen kleinen

 

Doppelgänger und wandte sich an seine Leute: „Wir werden das Sabaody Archipel in etwa drei Wochen erreichen.“

 

Als sie das hörten fingen die anderen Piraten an zu johlen. Sabaody bedeutete eine Menge Alkohol, gutes Essen und ein Haufen Freizeitaktivitäten. Außerdem führt der Weg in die Neue Welt durch Sabaody.

 

Die Feier ging weiter. Die Sonne war schon längst untergegangen. Der Mond und die Fackeln auf dem Schiff waren jetzt die einzigen Lichtquellen.

 

Michael hatte sich wieder ein bisschen zurückgezogen. Er liebte eine gute Feier, aber manchmal genoss er es, sich einfach zurück zu lehnen und zuzuschauen. Allerdings hatte er nichts gegen Gesellschaft, und so sah er nicht auf als Kid sich neben ihm niederließ.

 

„Ich denke immer noch, dass ‚Eustass Michael’ cool klingt“ sagte er, „Auf die Art würde jeder denken dass du mein kleiner…“ Michael schickte ihm einen bösartigen Blick woraufhin Kid sich schnell berichtigte: „…jüngerer Bruder.“

 

„Das denken sie doch ohnehin!“ seufzte Michael. „Erinnerst du dich an diese Sommerinsel wo wir vor ein paar Wochen waren? Die mit all den alten Leuten?“

 

„Wie könnte ich nicht?“ grummelte Kid und ein Schauer lief seinen Rücken hinunter. „Ich habe eine Menge gesehen… aber eine Insel voller alter Leute… Mann. Das hat mich ziemlich erschreckt.“

 

„Hey, sie haben dir ständig zu deinem ‚niedlichen kleinen Bruder’ gratuliert. Ich war derjenige dessen Wangen sie ständig gezwickt haben!“

 

Daran erinnert musste Kid breit grinsen. Das war ja auch einfach zu köstlich gewesen, als Mika sich schwer konzentrieren musste um nicht zu explodieren.

 

Zusammen saßen sie schweigend eine Weile und beobachteten die kleine Feier. Irgendwann sagte Kid: „Weißt du, ich wollte schon immer einen Bruder wie dich haben… wenn ich daran denke, dass ich dich in einer schäbigen Bar gefunden habe…“

 

Er ließ seinen Kopf gegen die Reling fallen und fuhr fort: „Ich habe nie irgendwelche Geschwister gehabt. Das am Nahekommensten ist Killer.“

 

„Der gleiche Killer der uns ständig tritt, wenn wir was anstellen?“

 

„Genau der. Keine Sorge, Mika. Das ist nur seine Art dir zu zeigen, dass du ihm was bedeutest.“

 

Michael sah auf die blonde Mähne des maskierten Mannes. Dann sagte er leise: „Ich wünschte mein Bruder wäre so gewesen… Aber er hat nie etwas Derartiges gemacht.“

Kid war verwundert: „Du hast einen Bruder?“

 

Michael nickte einmal. „Ja, einen biologischen“

 

Er seufzte. „Aber man würde es niemals sehen, obwohl wir Zwillinge sind. Er ist groß, gut aussehend, charismatisch… Und schau mich an! Das einzige was wir gemeinsam haben ist unsere monströse Kampfkraft!“

 

Wortlos reichte Kid eine Flasche Rum an Michael weiter, der sie auch annahm. Nach einem langen Schluck fuhr er fort: „Er war immer der tolle, der perfekte, der, den alle bewundert haben. Aber er hatte nie Augen für irgendwen, weder für mich noch für sonst wen. Und trotzdem habe ich ihn bewundert, auch wenn ich ihn nur aus dem Schatten seines Egos aus betrachten konnte. Und dann – von einem Tag auf den anderen – BOOM! Verrät er mich… uns alle und katapultiert mich – den ständig Übersehenen – ins Rampenlicht!“

 

„Verrat?“

 

„Und das Beste ist: Ich habe ihn selbst rausgeworfen! Weißt du wie sich das anfühlt?!“

„Nicht besonders gut, nehme ich an.“

 

„Verdammt richtig!“ knurrte Michael und nahm noch einen Schluck.

 

Kid war immer noch von der unmenschlichen Alkoholtoleranz des kleinen Rotschopfs beeindruckt. Verdammt. Mika konnte selbst ihn unter den Tisch trinken wenn er es wollte.

 

Obwohl Kid ein gefürchteter Pirat war, war er auch ein guter Freund für seine Leute, auch wenn das nicht so aussah. Also wuschelte er durch Mikas rotes Haar und sagte: „Wenn du willst, kann ich dein Bruder ab heute sein.“

 

Michael sah ihn verwirrt an. „Mein Bruder?“

 

Kid lachte. „Na komm. Die Marine denkt das sowieso. Und wahrscheinlich jeder der heute die Zeitung gelesen hat. So, wen würde es stören wenn ich dich einfach adoptiere, eh Mika?“

 

„Meinen echten Bruder, nehme ich an...“

 

„Aber der ist ein egoistischer Bastard, wenn ich dich richtig verstanden habe. Also vergiss den Idioten endlich!“

 

„Ja…“ sagte Michael irgendwann, „Ich denke das wäre das Beste…“

 

„Super!“ sagte Kid grinsend, „Jetzt wo das geklärt ist, können wir zu den anderen zurück!“ Er stand auf und half dem Kleineren hoch. „Komm, Bro. Feiern wir deinen Sieg.“

 

Michael lächelte seit Jahren das erste Mal ehrlich: „Klingt Gut.“

 

Als Kid und er zu den anderen stießen, fühlte sich Michael das erste Mal wieder wirklich glücklich nachdem er seinen Bruder aus dem Himmel verbannte.

 

Er war erst ein wenig länger als zwei Monate hier, und trotzdem hatte er bereits mehr gefunden als in all den Jahren oben im Himmel. Nicht einmal Raphael konnte dieses Gefühl in ihm wecken. Er hatte endlich den Platz gefunden, zu dem er wirklich gehörte.

Sie feierten bis tief in die Nacht, und ihr neues Mannschafts- nein, Familienmitglied – feierte mit ihnen.

 

Niemand, nicht einmal Luzifer, hätte diesen perfekten Moment zerstören können. Michael hoffte inständig, dass er sich an diesen Moment bis in alle Ewigkeit erinnern würde.

 
 

-oo0oo-
 

 
 

Woran er sich allerdings erinnerte, war der Mordskater am nächsten Morgen. Die Sonne schien hell und grell durch das Bullauge seines Zimmers, und Michael versuchte sich stöhnend davon wegzudrehen, was allerdings dazu führte, dass er aus der Hängematte fiel.

 

Immerhin weckte ihn das auf.

 

Trotzdem brauchte er noch über zehn Minuten bevor er sich irgendwie auf seine Füße gekämpft hatte. Mit blutunterlaufenen Augen starrte er zur Hängematte hoch, entschied sich dann aber, nicht wieder hinein zu klettern. Zu schwierig in seinem jetzigen Zustand. Also wankte er hinüber zur Tür, wobei er sich fragte, wie genau er hierher schaffte oder wie er noch mal seine Schuhe und sein Shirt ausgezogen hat.

 

Einen Moment lang blieb er an der Tür stehen und überlegte, ob er sich nicht doch vielleicht ein Hemd anziehen sollte, aber die schrecklichen Kopfschmerzen zwangen ihn, sofort zu handeln. Und ‚Oben Ohne’ herum zu laufen war für eine fast nur ausschließlich männliche Mannschaft nichts Ungewöhnliches. Na gut, die Kidpiraten hatten eine weibliche Köchin, aber ‚Brynhild’ war wirklich gefährlich und hatte wohlmöglich mehr Eier als alle von Michaels himmlische Kameraden. Außerdem war sie ohnehin wesentlich männlicher, war über zwei Meter groß und hatte Oberarme, die so breit waren wie Michaels ganzer Torso. Und ihr Bart half überhaupt nicht.

 

 

Bei dem Gedanken lief es ihm eiskalt den Rücken runter. Deswegen entschied er sich dafür, nicht an der Küche vorbei zu gehen, weil diese Monsterfrau wahrscheinlich gerade Frühstück bereitete.

 

Stattdessen versuchte er eines der Gemeinschaftsbäder zu erreichen. Er brauchte ein Gesicht voll kaltem Wassers – auch wenn er Wasser (insbesondere kaltes) abgrundtief hasste – denn nur das würde dem Kater an den Kragen gehen.

 
 

-0-
 

 
 

Als Michael das Bad ein paar Minuten später erfrischt verließ, rannte er praktisch sofort in seinen neuen Bruder Kid.

 

„Morn Mika…“ grummelte der große Rotschopf. Anscheinend hatte auch er einen Kater – was nicht wirklich verwunderlich war, da er Michael zu einem Trinkwettbewerb herausgefordert hatte und verlor.

 

„Immer noch besoffen?“ fragte Michael und bekam erst jetzt mit, wie heiser seine eigene Stimme war.

 

„Wahrscheinlich…“ stöhnte Kid, „Ich kann mich an nix nach der elften Runde erinnern…“

 

„Oh! Ich weiß was dir wieder auf die Füße helfen wird, Bro“ sagte Michael dann grinsend.

 

Kid drehte seine blutunterlaufenen Augen zu ihm.

 

„Das wäre?“

 

„Wie wäre es mit einem netten kleinen Trainingskampf?“

 

„Trainings…?“

 

„Auf die Art kriegst du deinen Kopf wieder frei. Zumindest hilft’s mir.“

 

Kid stöhnte wieder und massierte seinen schmerzenden Kopf. „Urgh… ohne mich. Ich bin zu voll dafür.“

 

Der jugendlich wirkende Engel schmollte für einen Augenblick bevor er bösartig grinste: „Du hast nur Angst schon wieder zu verlieren, Kid.“

 

„Das habe ich nicht!“

 

„Natürlich!“

 

Sein Grinsen wurde größer und er verschränkte seine Arme hinter dem Kopf, wobei er flötete: „Wer hätte gedacht, dass der große Kapitän Eustass Kid Angst davor hat, von einem kleinen Kind besiegt zu werden?“

 

„Angst?“ knurrte Kid, „Ich habe vor nichts und niemanden Angst!“

 

„Ja-a. Er hat Angst davor vor einem Ki-ind fertig gemacht zu werden!“
 

“DAS HABE ICH NICHT!“ brüllte Kid, sein Kater vergessen, „Mach dich bereit zu kämpfen, du mieses kleines Miststück!“

 

Landgang

„LAND IN SICHT!“ schrie der Pirat im Ausguck. Sofort war die ganze Mannschaft da und sah erwartungsvoll über die Reling.

 

„Seht, Männer!“ fing Kid an, „Sabaody Archipel!“

 

Michael sah mit ungläubigem Staunen hinüber. Riesige Mangrovenbäume erhoben sich majestätisch aus den Wellen. Niemals hatte er zuvor solch riesige Bäume gesehen. Treibgut wurde hier angeschwemmt und sammelte sich zwischen den riesigen Wurzeln an, bis festes Land entstand. Darauf waren andere Bäume und viele Häuser.

 

„Sabaody Archipel…“ wiederholte er leise.

 

„Dies ist das Ende der ersten Hälfte der Grand Line“ erklärte Killer ihm, wobei Michael zu ihm hochsah. „Wir werden ein paar Wochen hier bleiben, bis unser Schiff ummantelt ist, dann brechen wir zur Fischmenscheninsel auf.“

 

„Fischmenschen?“ fragte Michael ungläubig, „So was wie Meerjungfrauen aus den Märchen?“

 

„Genau das!“ lachte Scarface, „Es heißt, es sei das Paradies!“

 

„Paradies. Hah!“ schnaufte Michael verächtlich, „Ich habe das Paradies selbst gesehen.“ Aber niemand reagierte darauf.

 

Bald machte das Schiff an einem der unzähligen Docks fest.

 

„Okay Leute, merkt euch wo wir geparkt haben!“ rief Kid, „Bis das Schiff ummantelt ist, habt ihr alle Landurlaub!“

 

„JAAAA!“

 

Es dauerte nicht lange bis die Piraten von Bord waren. Sogar Brynhild wagte sich aus ihrer Küche. Lediglich ein paar Wächter mussten bleiben, um auf das Schiff aufzupassen und den Ummantelungsprozess zu überwachen. Michael war nicht unter den Unglücklichen.

 

„Leute, vergesst ja nicht wer wir sind!“ rief Kid wieder, „Wir sind die verdammten Kidpiraten! Also lasst euch keinen Scheiß erzählen! Zeigt ihnen wer ihr seit!“

 

Killer fügte hinzu: „Aber denkt dran: Hier ist eine ziemlich große Marinebasis auf der Insel, und wir sind sehr nahe am Marinehauptquartier und Mary Joa. Also verursacht nicht so viel Ärger, sonst ist die Kacke am Dampfen!“

 

Er wandte sich zu den beiden Rotschöpfen und knurrte dunkel: „Das gilt vor allem für euch zwei.“

 

„Ja ja“ grummelte Kid während seine Leute leise lachten. Aber irgendwann löste sich der Verband auf und jeder trottete in eine andere Richtung davon.

 

Michael überprüfte noch einmal den Sitz seines Schwertes bevor er sich wieder zu Kid umdrehte: „Und nu?“

 

„Keine Ahnung“ sagte Kid und zuckte mit seinen Schultern, „Aber hier geht bestimmt einiges ab. Oh, und wir können auch noch nach ein paar guten, verlässlichen Leuten Ausschau halten, kann immerhin nicht schaden noch ein paar mehr Leute in die Neue Welt mitzunehmen.

 
 

-oo0oo-
 

 
 

 
 

Die Tage gingen vorbei. Bis jetzt hatten sie es noch nicht geschafft sich einen der überarbeiteten Coating Handwerker zu bekommen, aber das machte nichts. Die Piraten genossen ihren unfreiwillig verlängerten Aufenthalt sehr. Kid und Michael hatten es inzwischen geschafft, einige Männer mehr für ihre Sache zu gewinnen. Jetzt saßen sie in einer kleinen Bar in Grove 24 um sich die nächsten Schritte zu überlegen.

 

Michael starrte sauer in Richtung Gastwirt während Kid sich schwer beherrschen musste, nicht über seinen ‚kleinen Bruder’ lauthals zu lachen.

 

„Mistkerl“ schnaufte Michael, „Gibt der mir doch tatsächlich keinen Alk!“

 

Kid wuschelte wieder durch das rote Haar seines kleineren Doppelgängers und sagte grinsend: „Keine Sorge. In ein paar Jahren bist du alt genug, dass du das Zeug legal ordern darfst. Bis dahin musst du halt bei… was ist das? Orangensaft?“

 

Michael knurrte widerwillig: „Apfel.“

 

„Ah.“

 

„Es sieht nicht nur wie Pisse aus – es schmeckt auch so!“ fluchte der Kleine und schob das Glas so weit von sich weg wie nur irgend möglich, während er Kids amüsiertes Grinsen ignorierte.

 

Dann ließ er aber davon ab und fragte: „Egal, lass uns das Thema wechseln bevor ich noch diese Bar in Schutt und Asche lege… Was wolltest du morgen doch gleich tun?“

 

„Ich habe von ‚Menschenauktionen’ gehört, die angeblich im Grove 1 morgen stattfinden sollen.“

 

„Auktion? Wie Handel?“

 

„Sklavenhandel“ bejahte Kid.

 

Michael zog seine Augenbrauen zusammen: „Seit wann interessierst du dich für Sklavenhandel?“

 

„Mach dir mal darum keine Sorgen, Mika. Ich will nur mal schauen, ob die irgendwelche coolen Leute dabei haben, die ich eventuell in meiner Bande gebrauchen könnte. Und dabei vielleicht ein oder zwei Drachenhälse brechen.“

 

Michael entspannte sich und er lächelte leicht: „Das ist besser. Das ist mein Kid“ Doch dann wurde sein Gesicht wieder ernst und er fragte: „Soll ich dich dann begleiten?“

 

Kid zuckte mit seinen Schultern. „Ich würde das nur begrüßen, da du dich einen Scheiß um irgendwelche Konsequenzen kümmerst… aber Killer wäre dagegen. Er meint, du wärst schlechter Umgang und wird dir nicht erlauben mitzukommen.“

 

Michael kicherte. „Du klingst wie ein Kind dem sein Lieblingsspielzeug weggenommen wurde.“

 

„Du weißt, was passiert wenn wir Killer auf den Schlips treten!“

 

„Dann wird er uns wieder sehr schmerzhaft treten“ In dem Moment betraten noch einige andere die Bar und Michael erschrak für einen kurzen Augenblick: „Scheiße! Sieh dir mal die abgedrehten Arme von dem Typ da an! Und seine Zähne… sind das verdammte Klaviertasten?!“

 

Kid lachte leise. „Und du dachtest, du hättest schon alles gesehen?“

 

„Das sind Klaviertasten statt Zähne. Klavier!

 

„Der Kerl ist Scratchman Apoo“ erklärte Kid ihm, „Er ist einer der 11 Supernovae.“

 

„Stimmt, du bist ja auch einer von denen.“

 

„Stimmt. Das sind die elf ‚Neulinge’ unter den Piraten die schon mehr als 100 Millionen Berry Kopfgeld haben“ Stolz fügte Kid hinzu: „Und ich habe das höchste von allen!“

 

„Warum meins wohl immer noch so scheiß-niedrig ist?“ grummelte Mika.

 

„Sie unterschätzen dich wohl eindeutig“ meine Kid grinsend. Während er und Mika dann wieder in ihre alte Routine zurück fielen – wobei Kid seinem ‚kleinen Bruder’ hin und wieder sein alkoholisches Getränk zukommen ließ – hatte Apoo die beiden schon entdeckt.

 

„Eustass Kid und Eustass Michael… Apapapapapa, sie sehen sich wirklich ähnlich.“

 

„Angeblich benehmen sie sich sogar ähnlich“ sagte einer seiner Männer.

 

„Na, sie sind doch auch Brüder oder?“ sagte Apoo während er seinen frisch gebrachten Rum trank. „Jedenfalls denkt die Marine das.“

 

Irgendwann bekam Kid mit, dass der andere sie anstarrte. „Bastard…“ knurrte er hinüber, „Starrst du uns etwa an?!“

 

„Bin nur überrascht wie so ein niedlicher Junge…“ Michael stöhnte als er dass hörte. Er hasste es als ‚niedlich’ bezeichnet zu werden! „…mit so einem hässlichen Typ verwandt sein kann.“

 

Kid sprang sofort auf und aktivierte seine magnetischen Kräfte, was einen Aufschrei des Entsetzens nach sich zog. „DAS REICHT! BEREITE DICH VOR ZU STERBEN, DU HÄSSLICHER SCHEISSKERL!“

 

„Dann komm doch, yo.“

 

Michael seufzte und nahm sein Schwert, welches zu seinen Füßen stand. Kid war bereits über den Tisch gesprungen und griff den anderen Piratenkapitän an. Dabei riss er eine ganze Wand ein während Apoo nach draußen sprang.

 

„Anscheinend willst du tatsächlich gegen mich kämpfen, yo“ sagte Apoo nüchtern, „Aber wegen der ganzen Marine hier sollten wir das doch verschieben. Wie wär’s wenn wir in der Neuen Welt kämpfen, hmm?“

 

„Du widerlicher Bastard…“

 

„Kid!“ warf Michael ein und kam herüber, „Er hat einen guten Punkt. Da sind ein Haufen Soldaten um uns rum, und die alle anzulocken wäre dumm – auch wenn ich doch schwer davon ausgehe, dass wir sie alle platt machen können.“

 

„Okay Mika“ schnaubte Kid. Er funkelte Apoo noch mal böse an und sagte: „Beim nächsten Mal lass’ ich dich nicht so leicht entkommen!“

 

„Apapapapapa! Ich werde darauf warten!“

 

„Gehn’ wir zum Schiff zurück“ drängte Michael, „Ich will vernünftigen Schnaps, und den bekomme ich hier nicht.“

 

„Bist du nicht etwas zu kurz dafür, Apapapa?“

 

„WEN NENNST DU HIER KURZ?!“

 

„Nein, Mika“ seufzte Kid und schnappte den kleineren im Schwitzkasten, „Was hast du gerade zu mir gesagt?“

 

„Das ist mir wurscht! Lass es uns hier und jetzt austragen, du Freak!“

 

Apoo lachte, Kid seufzte und Michael war rot vor Zorn. Kid bemerkte wie die Temperatur gefährlich schnell anstieg, aber bevor irgend etwas schlimmeres passieren konnte, schlug er Michael K.O. „Manchmal bist du ein richtiges Ärgernis, Mika.“

 

„…Nett…“ sagte Apoo trocken.

 

„Ein Kapitän muss tun was ein Kapitän tun muss“ erwiderte Kid genervt und warf Mika über seine Schulter.

 

Es muss nicht erwähnt werden, dass Mika den ganzen restlichen Tag nicht mehr mit ihm sprach.

Feuer

Am nächsten Tag verließ Kid zusammen mit Heat, Wire, Killer und zwei weiteren das Schiff um zum Auktionshaus zu gehen. Michael und der Rest der Mannschaft blieben zurück, damit sie noch die letzten paar Sachen versorgen konnten.

 

Bald erreichte die Truppe das Auktionshaus und betrat es.

 

„Schau, Kid“ sagte Killer und nickte in die Richtung eines fetten Mannes mit einer Blase auf seinem Kopf. „Einer der Himmlischen Drachen.“

 

„Weiß ich“ schnaufte Kid, „Aber wenn wir ihn hier und jetzt angreifen, führt das nur zu einem Massaker. Damit warten wir lieber bis nach der Auktion.“

 

Kid knurrte ein weiteres Mal. „Verglichen mit diesem Abschaum, erscheinen sogar wir Bösen absolut menschlich! Nur weil Dreck wie sie diese Welt beherrschen ist sie ein solches Drecksloch!“ Seine roten Augen lösten sich von dem Noblen und wanderten über die Reihen der anderen Anwesenden. Dann entdeckte er einen weißen, gefleckten Hut und begann zu grinsen.

 

„Schaut euch das an…“ sagte er amüsiert und der Mann mit dem Hut wandte sich um. „Trafalgar Law… ich habe Gerüchte über ihn gehört, und sie waren nicht angenehm…“

 

Law erkannte ihn und… zeigte ihm den Finger ohne zweimal nachzudenken. Kids Grinsen wurde breiter und er hing an: „Seine Manieren lassen auch zu wünschen übrig.“

 

Dann wurde es wieder still und die Auktion begann. Ein Sklave nach dem anderen wurde verkauft, doch als dann eine Meerjungfrau unter den Hammer kommen sollte, wurde Kid wieder ein bisschen aufmerksamer.

 

„VERKAUFT!“ rief der Auktionator.

 

„Seht das als Metapher für die Schlechtigkeit dieser Welt“ sagte Kid, „Na, hier ist jedenfalls niemand, der mich interessiert. Da können wir genau so einfach wieder…“

 

Dann brach plötzlich die Hölle los.

 

Ein Junge mit Strohhut brach plötzlich durch eine Wand.

 

 „Warte… ist das nicht Strohhut Ruffy?“

 

Der Junge erkannte die Meerjungfrau anscheinend und wollte zu ihr laufen, doch einer seiner Freunde schnappte ihn, um ihn zurückzuhalten. Sein Hemd wurde weggerissen und zwei weitere Armpaare umschlangen den Strohhut.

 

„EIN FISCHMENSCH!“ schrie irgendwer.

 

Ein Schuss löste sich und der Fischmensch ging getroffen zu Boden. Für einen Moment war alles ein einziges Chaos – bis der Strohhut dem Weltnoblen direkt mit der Faust ins Gesicht schlug. Kid und Law fanden das äußerst amüsant, aber um sie herum brach Panik aus. Während die Welt anscheinend um sie herum versank, entschuldigte sich der Junge bei seiner Bande, da er wüsste, dass nun höchstwahrscheinlich ein Admiral hier aufkreuzen würde. Sehr zur Überraschung aller machte das seinen Freunden nicht viel aus, und sie fingen an, die zurückgebliebenen Soldaten des Noblen zu bekämpfen.

 

„Ich möchte bemerken, dass ich an dieser Schlägerei keinerlei Schuld trage“ sagte Kid breit grinsend zu seinem ersten Maat.

 

Killer seufzte. „Oh Mann. Warum geraten wir immer in so was?“

 

Dann wurde der zweite Weltnoble unter dem langnasigen Schützen der Strohhüte begraben. Seine Tochter verfiel in Panik und wollte die Meerjungfrau erschießen, als plötzlich eine seltsame Energie durch das ganze Gebäude schwappte und sämtliche gegnerischen Kräfte außer Gefecht setzte.

 

Ein alter Mann mit Narbe trat hinter dem Vorhang hervor. Während die anderen die Sklaven befreiten fragte Kid nachdenklich: „Der Dunkle König Silvers Rayleigh, eh? Was macht eine Legende wie er hier?“

 

„Dieses Gebäude wurde umstellt, Meister Kid“ sagte Heat ihm dann.

 

„Scheint so, als seien wir alle hier mit rein gezogen worden“ sagte Law ruhig.

 

„Anscheinend sind die Gerüchte wahr, und der Strohhut ist tatsächlich verrückt“ meinte Kid grinsend. „Aber ich bleibe ganz bestimmt nicht hier und warte bis ein Admiral hier auftaucht!“

 

Er wandte sich um und fügte hinzu: „Wir werden dann mal schon vorgehen. Oh, und wo wir gerade dabei sind, werden wir euch einen kleinen Gefallen tun und mal draußen ein bisschen aufräumen, also macht euch mal keine Sorgen.“

 

Natürlich wollten Law und Ruffy nichts davon hören.

 

Als sie nämlich ein paar Minuten später das Auktionshaus verließen, standen die drei Kapitäne einer Horde von Marinesoldaten gegenüber.

 
 

-oo0oo-
 

 
 

Weiter weg, in der Grove 25, waren Michael und drei andere unterwegs. Sie hatten gerade noch etwas eingekauft, und waren jetzt auf dem Weg zurück zum Schiff.

 

„Ob der Kapitän wieder zurück ist?“ fragte Scarface. Dann lachte er und sagte: „Wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich ist er wieder in eine Schlägerei geraten!“

 

„Hey, Killer ist bei ihm“ erinnerte Brynhild ihn, „Und solange der da ist, wir der Boss sich zurückhalten.“

 

„Stimmt! Keiner legt sich mit Killer an!“ Die Piraten lachten herzlich, aber dann liefen sie in Michael, der plötzlich stehen geblieben war.

 

„Uh… Mika?“

 

„Still!“ zischte Michael und hechtete hinter eine Ecke. Die anderen folgten ihm schnell.

 

„Seht ihr diese Marinesoldaten?“

 

Als alle mucksmäuschenstill waren konnten sie sogar einige Gesprächsfetzen aufschnappen. Aber was sie da hörten, gefiel ihnen gar nicht.

 

„Scheint als wäre der Kapitän und die anderen in Ärger geraten, unten in Grove 1.“ Knurrte Scarface, „Hey Mika. Denkst du wir…“
 

Plötzlich ertönte ein scharfer, pfeifender Ton, und die Piraten hatten gerade genügend Zeit in Deckung zu gehen, als die Wand, hinter welcher sie sich verbargen, in tausende Stücke gesprengt wurde.

 

„SCHEISSE!“ schrie Scarface, „EIN SHICHIBUKAI!“

 

 

Michaels goldene Augen weiteten sich und seine Finger verkrampften sich um den Griff seines Schwertes Kriel. „Das… das ist ein Shichibukai?“

 

„Das ist Kuma!“ knurrte Brynhild, „Verdammt, das ist wirklich schlecht.“

 

Der riesige Panda-artige Mann drehte sich zu den Piraten um. Michaels scharf trainiertes Gehör erlaubte es ihm, ein piependes Geräusch von dem Riesen zu hören, bevor dieser ihn ansprach: „Eustass Michael. Kopfgeld: 80 Millionen Berry.“

 

„So, du kennst mich also, eh?“

 

Der Riese feuerte einen Laser aus seinem Mund, doch die Piraten wichen aus.

 

Michael zog sein Schwert. „Mako!“ rief er, „Bleib hier und bewache das Zeug. Scarface, Brynhild! Ihr kommt mit mir!“

 

Die beiden nickten und folgten ihrem Kleinen Anführer in die Schlacht.

 
 

-oo0oo-
 

 
 

In Grove 1 hatten Kid und seine Leute es inzwischen aus den Fängen der Soldaten geschafft und waren auf dem Weg zu den Docks.

 

„Wir gehen zum Schiff zurück und verlassen die Insel“ rief Kid, „Wenn sich die Situation beruhigt hat, kehren wir zurück und setzten unseren Weg fort.“

 

Urplötzlich kam ein Laser aus dem Nichts und durchschlug das linke Bein des Piratenkapitäns. Kid ging auf seine Knie. Geschockt sah Kid zu dem riesigen Panda-Mann hinauf der dort stand.

 

„Warum…?!“ knurrte Kid, „Was macht ein Shichibukai hier?!“

 
 

-oo0oo-
 

 
 

Michael fluchte sehr farbenfroh als er einem weiteren Angriff des Shichibukai auswich.

 

„MIKA!“ rief Brynhild. Sie und Scarface waren schon längst nicht mehr in der Lage gegen den Shichibukai zu kämpfen.

 

„Scheisse!“ fluchte der kleine Rotschopf wieder, „Ich kann ihn nur mit meinem Schwert nicht fertig machen, egal wie sehr ich das auch versuche!“ Seine goldenen Augen schienen förmlich zu brennen als er dachte: „Scheint als müsste ich das doch nutzen…“

 

„Hey Mika!“ brüllte Scarface, „Mika! Bist du in Ordnung?!“
 

“Ja!“ rief der Kleine zurück, „Hört zu! Ich werde mit voller Stärke weitermachen! Ihr seht zu, dass ihr hier abhaut!“

 

„Aber…!“

 

„Kein Aber!“ rief Michael und sprang weg als sich eine riesige Faust in den Boden grub, „Ich kann auf mich selbst aufpassen. Aber das kann ich von euch nicht sagen, also haut ab, sonst kann ich nichts versprechen!“

 

„Was meinst du…?!“

 

„HAUT AB! RENNT SOWEIT WEG WIE MÖGLICH!“ brüllte der Junge.

 

Die anderen drei Piraten waren für einen Moment erstarrt, aber dann sahen sie plötzlich Flammen an der Kleidung und Körper des Rotschopfes hoch züngeln. Ihre Rachen trockneten aus, als sich eine unglaubliche Hitze über das Schlachtfeld legte. Nur der Jugendliche schien das überhaupt nicht zu spüren.

 

Im Gegenteil.

 

„Du… du … kannst Feuer kontrollieren?!“

 

„Verschwindet!“ knurrte Michael, „Ich werde diesen Typ da abfackeln!“

 

Die drei Piraten schrieen kurz auf und rannten weg als eine mächtige Feuerwalze sich um Michaels Körper entflammte. Eingehüllt von Flammen sprang der Rotschopf auf den Shichibukai los und schlug sein glühendes Schwert nach dem Riesen. Als er traf, schoss eine Feuersäule in den Himmel, und selbst aus einiger Entfernung war die immense Hitze zu spüren.

 

„Warum zu Hölle kann Michael Feuer kontrollieren?! Hat er von einer Teufelsfrucht gegessen?!“

 

„Keine Ahnung! Aber als Killer ihn gestern von Bord kickte, konnte er noch sehr gut schwimmen!“

 

„Wie macht er das dann?!“

 

Sie hatten keine Antwort darauf. Doch genauso schnell wie die Hitze kam, war sie auch wieder verschwunden. Die Piraten drehten sich um und… ihre Kinnlade fiel herunter.

Dort wo Kuma stand, war nur ein großer, rauchender Krater. Die Häuser beiderseits des Kraters standen in Flammen und waren schwer beschädigt. Und der Boden wurde durch die Hitze in rauchende Asche verwandelt. Es strahlte immer noch eine gewaltige Hitze aus.

 

In der Mitte des Kraters stand Michael, perfekt und ohne ein einziges versengtes Härchen auf seinem Körper, wie eine Statue, auf einem unförmigen Klumpen glühenden Metalls. Erst auf den zweiten Blick erkannten sie den Klumpen als die Überreste vom Shichibukai Kuma. Michaels Feuer hat wortwörtlich alles Organische eingeäschert – das Blut war verdampft und sämtliches Fleisch war verkohlt. Was metallisch war, war jetzt vollkommen geschmolzen und verdreht.

 

Michael wischte einen Fleck Asche von seiner Wange und sah hoch zu den anderen. Flammen schlugen immer noch um seinen Körper und hinter seinen goldenen Augen als er rief: „Ich suche nach Kid und den anderen! Ihr schaut zu dass jeder an Bord ist und das Schiff bereit zum ablegen wenn wir wieder kommen, klar?!“

 

„Michael… wie hast du…?“

 

„Uninteressant! Das erkläre ich später! Habt ihr verstanden?!“

 

„AYE!“

 

„DANN GEHT, VERDAMMT!“

 

„AYE!“

 

Ohne ein weiteres Mal zu fragen rannten die Piraten in Richtung Hafen davon. Michael sah unbefriedigt auf den Haufen Schrott unter sich und knurrte: „Das war viel zu einfach…“

 

Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder woanders hin. „Egal. Ich muss nach den anderen schauen. Wer weiß, in was die rein geraten sind.“

 

Schnell verließ er den Krater und rannte in die Richtung von Grove 1. Für einige Augenblicke fragte er sich, ob er nicht einfach hinfliegen sollte, sah dann aber davon ab. Es war ja schon schlimm genug, dass der neueste Kidpirat pyrokinetische Fähigkeiten besaß. Wenn jetzt herauskäme, dass er auch noch ein Engel war, würden die anderen doch einen Koller kriegen!

 

Früher oder später würde das aber herauskommen, so oder so. Aber noch nicht jetzt.

Begegnungen

Kid knurrte sauer. Zwei Dinge konnte er auf den Tod nicht ausstehen. Erstens die Stabilität des Shichibukai. Egal wie viel Schrott er einsammelte und dem Riesen um die Ohren schlug, der gewaltige Panda-Mann schien überhaupt nicht einmal Notiz davon zu nehmen! Die zweite Sache, die ihm mächtig gegen den Strich ging, war der selbsternannte ‚Chirurg des Todes’. Law hatte sich einfach in seinen Kampf eingemischt.

 

Aber zurzeit war der Shichibukai das größere Problem.  Kid könnte sich später noch mit dem unausstehlichen Kapitän der Heart-Piraten auseinandersetzen.

 

Der rothaarige Pirat verzog sein Gesicht wieder und wich einem weiteren, hochexplosiven Laser aus, duckte sich unter dem fliegenden Schutt durch und schlug mit voller Kraft und einer Schrottgepanzerten Faust nach dem Shichibukai. Kuma zuckte nicht viel, er trat nur einen einzigen Schritt zurück und schwankte leicht. Sofort danach griff er Kid wieder an, woraufhin dieser locker wieder entkam. Im selben Moment sprang Killer auf und schlug mit seinen Sicheln nach dem Riesen. Sie prallten von der Schulter des Mannes ab.

 

„Scheisse!“ brüllte Kid wütend als sein erster Maat dem nächsten Laser entkam, „Wieso zur Hölle ist dieser Kerl so robust?!“

 

„Zerbrich dir lieber später den Kopf darüber, Mister Eustass“ rief Law zu ihm herüber,

 

„Machen wir ihn doch erst einmal fertig, dann kann ich ihn obduzieren und dir genauere Auskunft erteilen.“

 

„Wenn dann noch was von ihm übrig ist.“

 
 

-oo0oo-
 

 
 

Michael rannte durch die Groves. Verdammt! Wo war noch mal die verdammte Grove 1?! Dann hörte er laute Schritte auf sich zukommen und wirbelte herum, mit einer Hand an seinem Schwert und… erstarrte.

 

Vor ihm stand ein ganzes Bataillon von Soldaten, und sie hatten alle ihre Waffen gezogen. Aber sie waren nicht der Grund für Michaels plötzliche Erstarrung.

Es war etwas – oder besser gesagt – jemand anderes.

 

„Das… das ist unmöglich!“ keuchte er.

 

„Habe ich dich etwa erschreckt, Michael?“

 

„Du… du bist tot, Sevothtarte!“

 

Die weiß gekleidete Frau lächelte den kleinen Rotschopf kalt an. „Die Gerüchte über meinen Tod sind stark übertrieben.“

 

Michael hatte sich inzwischen wieder gefangen und deutete die Spitze seines Schwertes auf sie.

 

„Wie kannst du immer noch am Leben sein, Sevi?“ zischte er.

 

„Glück, nehme ich doch mal an“ sagte die Frau schulterzuckend, „Die Marine hat mich gefunden und wieder zusammen geflickt. Jetzt bin ich einer der Admiräle.“
 

Michael funkelte sie wütend an. „Admiral oder nicht. Wenn du mir im Weg stehst, werde ich dich töten!“

 

„Solch starke Worte… Wenn du immer noch in der Armee wärst, würde ich sogar geneigt sein, dir zu glauben, Michael. Aber du hast ihnen den Rücken zugewandt und bist ein Pirat geworden…“ Sie spuckte das letzte Wort wie Gift und zischte: „Ein gesetzloser Verbrecher, nicht mehr.“
 

“Wenigstens habe ich mehr Freiheiten, Sevi!“

 

Sie hob eine perfekte Augenbraue. „Deswegen bist du also hier? Freiheit?“

 

„Ohne irgendwas zu tun wurde mir langweilig.“

 

„Und deswegen wurdest du ein Pirat?“

 

„Ist wesentlich besser als mein alter Job.“

 

„Du hast einen Befehlshaber gegen einen anderen eingetauscht und nennst das Freiheit?! Bring mich nicht zum Lachen.“

 

Michael knurrte: „Es ist mehr Freiheit als ich jemals zuvor hatte!“

 

„So ist das also…“ schnaufte der Admiral, „Dann ist wohl alles gesagt, wie? NEHMT IHN FEST!“

 

Michael hielt sein Schwert fester als die Soldaten auf ihn zu rannten. Doch eine Explosion in der Nähe ließ ihn aufmerksam werden, trotzdem konnte er locker einen großen Marinesoldaten niederstrecken der sich auf ihn werfen wollte.

 

„Ich habe keine Zeit um mit dir zu spielen, Sevi. Ich muss meinen… Nakama helfen.“

 

Damit erschuf er einen Feuersturm um sich herum.

 

„FALLT ZURÜCK!“ rief Sevothtarte, damit ihre Männer nicht von den Flammen in Asche verwandelt werden würden. Eine mächtige Feuersäule erstreckte sich hoch hinaus und verbrannte alles im Umkreis. Erstaunlicherweise schafften die meisten Soldaten es, mit nur geringen Verbrennungen zu entkommen.

 

„Admiral!“ rief einer ihrer Männer, „Eustass Michael ist uns entkommen!“

 

„Natürlich hat er das!“ bellte Sevothtarte, was den Soldaten merklich kleiner werden ließ,

 

„Das war schließlich eine Ablenkung!

 

„Sollen wir die Verfolgung aufnehmen?“

 

Sevothtarte sah am Grunde des Feuerkraters eine rote Feder zu Asche verbrennen. Dann befahl sie: „Nein. Wir haben später auch noch eine Chance. Seht zu, dass ihr die Strohhüte schnappt!“

 
 

-oo0oo-
 

 
 

Schnaufend sah Kid auf den jetzt – offensichtlich – toten Kuma. Law hatte – sehr zu seinem Missfallen – ihm das Leben wieder einmal gerettet.

 

„Wieso hast du dich eingemischt?!“

 

„Du hast deine Fähigkeiten maßlos überschätzt, Mister Eustass“ erklärte ihm Law lässig.

Kid verengte seine Augen und sein Zorn stieg: „Was?!“

 

„Dachtest du wirklich, dass sei einer der Sieben Samurai gewesen?“

 

„Was soll denn das heißen?“

 

Die Erde erzitterte und eine riesige Staubwolke stieg auf als etwas Gewaltiges von ihnen erschien. Law seufzte und sagte: „Das heißt genau das.“

 

„WAS?!“ schrie Kid entsetzt, „NOCH EINER VON DER SORTE?!“

 

„Ich habe davon gehört“ sagte Law nüchtern als sich der zweite Kuma zu ihnen umdrehte. Hinter ihnen schrieen ihre Mannschaften in Panik aus, da keiner von ihnen in der Lage war sich mit noch einem von der Sorte anzulegen. Und außerdem nährten sich ziemlich viele Marinesoldaten verdammt schnell.

 

„KÄPT’N!“ schrieen beide Banden, „WIR MÜSSEN ABHAUEN!“

 

„Dazu müssen wir nur leider irgendwie an dem Typ vorbei…“ brüllte Kid, „VERDAMMT!“

 

„Irgendwelche Asse im Ärmel, Mister Eustass?“

 

Dann hörten sie alle eine andere Stimme: „HAUT SOFORT AB!“

 

Kumas Arm wurde plötzlich von einem glühendem Schnitt getroffen und… sauber abgetrennt! Kid und Law sahen verwirrt die Unmengen von Kabeln und Drähten bevor sie hoch sahen. Michael war aus dem Nichts aufgetaucht.

 

Die Klinge seines Schwertes brannte.

 

„Ich kümmere mich um den Typ!“ rief der kleine Rotschopf, „Ihr übernehmt die Soldaten!“

 

„Mika?“ rief Kid verwirrt, „Wie zur Hölle…?!“
 

“Erklär ich später!“ erwiderte Michael und sprang hinunter, „Jetzt nehmt mal ein wenig Abstand, sonst werdet ihr von meinen Flammen verbrannt werden!“

 

„Flammen?!“

 

Aber sobald dieses Wort seine Lippen verlassen hatte, erzeugte Michael eine weitere Feuerwalze um sich. Und wie auch schon zuvor griff er damit Kuma an und verwandelte ihn beeindruckend und schnell in einen Haufen Asche und geschmolzenen Stahl.

 

„So, das wäre erledigt“ brummte der Kleine und lief schnell zu den sehr verwirrten Piratenkapitänen hinüber. „Der Weg ist jetzt frei!“
 

“Was… was zur Hölle war das?!“ fragte Kid entsetzt, „Hast du neuerdings irgendwelche Teufelskräfte, von denen ich nicht weiß?“

 

„Nein… keine Teufelkräfte…“ entgegnete Michael langsam, „Eigentlich ist es das krasse Gegenteil…“

 

„Sehr schön!“ rief Killer und rannte zu ihnen, „Wir reden später darüber. Jetzt heißt es rennen!“

 

Law grinste als alle rannten: „Du hast da einen sehr interessanten Bruder, Mister Eustass. Hättest du was dagegen, wenn ich ihn obduziere?“

 

Kid warf ihm einen bösen Blick zu. „Ja, dagegen habe ich allerdings etwas!“

 
 

-oo0oo-
 

 
 

Etwa eine Stunde später erreichte das Schiff der Kidpiraten die offene See. Hinter ihnen trieben mehrere brennende Wracks, freundlicherweise von Michael zerstört.

 

Gerade zerstörte der Rotschopf ein weiteres Kriegsschiff, indem er einen Feuerball direkt ins Munitionsdepot schickte. Nachdem das Schiff sehr ansehnlich in die Luft flog, war es Zeit für eine kleine Befragung.

 

„Okay, was zur Hölle war das?“ fragte Kid seinen ‚kleinen Bruder’.

 

„Oh, du meinst das hier?“ fragte der Kleine und erschuf eine tanzende Flammenkugel auf seiner bloßen Hand. „Magst du’s?“

 

„Aber so was von!“

 

Killer fuhr fort: „Aber woher hast du diese Fähigkeiten, und wieso hast du sie bisher nicht eingesetzt?“

 

Michael zuckte mit seinen Schultern. „Hatte bis jetzt noch keinen Grund das zu nutzen. Wenn jeder wüsste, zu was ich wirklich fähig bin, würde ja keiner mehr mit mir kämpfen wollen, und wo bliebe dann mein Spaß, he?“

 

„Hmm… ist ein vernünftiger Grund…“

 

„Das erklärt aber nicht, wieso du überhaupt Feuer kontrollieren kannst!“

 

„…Wie kann unser Zombie-Doc Feuer speien? Ist so ziemlich das gleiche“ Michael kämmte durch sein feuerrotes Haar und fügte an: „Ich wurde bereits damit geboren. Aber das erkläre ich später noch detailliert. Merkt euch einfach bis dahin, dass es das krasse Gegenteil zu ‚Teufelskräften’ ist.“

 

Kid legte seinen Kopf schief und brach dann in ein breites Grinsen aus. „Siehst du Killer? Ich habe dir gesagt der Junge hat Talent!“

 

Killer seufzte. „Okay. Du hattest Recht. Wenigstens Einmal.“

 

„Was machen wir jetzt?“ fragte Wire.

 

„Wir halten unsere Köpfe unten bis sich die Situation beruhigt hat“ sagte Killer dann,

 

„Dann kehren wir zurück, lassen unser Schiff ummanteln und brechen in die Neue Welt auf. Bis dahin…“ Sein maskierter Blick schweifte über den Horizont. „Bis dahin ankern wir vor einer unbewohnten Insel bis die Marine wieder etwas runtergekommen ist. Wäre schlecht wenn jetzt zu allem Überfluss auch noch ein Admiral auftaucht…“

 

„Ich bin in einen rein gerannt“ bemerkte Michael knurrend, „Sevothtarte.“

 

„Die ‚Weiße Gerechtigkeit’?!“

 

„Die ist doch ein absoluter No-Go für jeglichen Piraten! Wie bist du entkommen?“

 

„Habe eine Explosion erzeugt und sie von mir abgelenkt“ meine Michael trocken, „Ich hätte gegen sie kämpfen können, aber eure Ärsche zu retten war mir doch wichtiger.“

 

„Ich will dich nicht beleidigen oder irgendwas“ sagte Heat, „Aber die Weiße Gerechtigkeit ist unglaublich stark. Sie soll sogar in der Lage sein, einen Logia-Nutzer zu besiegen.“

 

„Ich weiß“ knurrte Michael und wandte sich ab, „Genau wie ich wurde sie mit diesen Fähigkeiten geboren. Ihre sind allerdings nicht ganz so… auffällig… wie meine. Oh. Und diese Kräfte unterscheiden sich doch grundlegend von Logias. Ich kann Feuer kontrollieren und würde niemals von diesem berührt werden – aber ich kann nicht zu Feuer werden.“

 

„Sie… sie wurde auch damit geboren?“ fragte Killer ungläubig, „Was soll das heißen?“

 

„Erklär ich später“ murrte Michael, „Ich geh ins Bett, bin müde.“ Damit verschwand er unter Deck. Killer machte sich eine Mentale Bemerkung, dass er das herausfinden würde.

Angst

Sevothtarte saß in ihrem Büro uns starrte dunkel ins Nichts. Das Treffen mit ihrem Artgenossen auf Sabaody hatte sie bis ins Mark erschüttert, allerdings zeigte sie es niemandem. Das hatte sie schon vor Jahren gelernt, als sie noch eine Laborantin war.

Nur hier, in ihrem kleinen Reich, erlaubte sie dem Schock, hervorzukommen.

 

„Das ist schlecht…“ murrte sie irgendwann, „Er weiß nun, dass ich noch am Leben bin… und selbst wenn Michael mich nicht bewusst gesucht hat, hat er mich doch gefunden…“

 

Die Weiße Gerechtigkeit stand wieder auf und lief in ihrem geräumigen Büro herum. Sie musste Michael unbedingt loswerden, bevor er noch auf die Idee kam, wieder in den Himmel zurück zu kehren und den anderen von ihrem Überleben zu berichten. Denn wenn das heraus käme, wäre sie die Meistgesuchteste Verbrecherin in den Augen der – ohne Zweifel – neuen Regierung des Himmels.

 

Ganz nebenbei würde Sandalphon dann es ebenfalls wissen – wenn er noch am Leben war. Doch allein die winzige Möglichkeit, dass er das war, erschreckte sie zutiefst.

Da Michael allerdings jetzt ein Pirat war, hatte Sevothtarte jede Möglichkeit, ihn los zu werden. Sie war immerhin eine der höchstrangigen Frauen auf dieser Welt, und hatte die gesamte Macht der Marine hinter sich. Und selbst wenn die Marine ihn nicht aufhalten konnte, gab es noch haufenweise andere Piraten und Kopfgeldjäger, die die Drecksarbeit für sie tun würden.

 

Dazu müsste Sevothtarte nur zu der Teleschnecke dort greifen und einen einzigen Anruf absetzen.

 
 

-0-
 

 
 

Einige Stunden später wurde ihre Ruhe plötzlich gestört als Flottenadmiral Sengoku in ihr Büro platzte und ein Memo in seiner Hand schwenkte.

 

„Sevothtarte!“ brüllte er, „Was denkst du dir? Einfach so das Kopfgeld von einem Neuling um das Doppelte anzuheben?!“
 

“Meinst du das Kopfgeld von Eustass Michael?“ fragte Sevi gelangweilt, „Ich habe das nur als Richtig erachtet. Immerhin ist er der Bruder eines gesuchten Verbrechers. Oh, und er hat eigenhändig zwei Pacifista zerlegt und zehn meiner Leute zum Teil schwer verletzt.“

 

„Er… Er… WAS?!“

 

„Hat zehn…“

 

„NEIN!“ schrie Sengoku, weiß wie ein Blatt Papier, „Wie konnte so ein Balg zwei Pacifista zerstören?!“

 

Sevothtarte grinste eiskalt und unbemerkt. Nun hatte sie den Flottenadmiral dort, wo sie ihn haben wollte. „Ich habe dir gesagt der Junge sei gefährlich.“
 

Sengoku fiel erschöpft auf das Sofa. „Ja… aber so gefährlich, um ein solches Kopfgeld zu rechtfertigen?“

 

„Das Kind hat eine ähnliche Macht wie ich“ erklärte ihm Sevothtarte ruhig und Sengoku erblasste noch mehr, immerhin wusste er, zu was Sevothtarte fähig war. „Nur seine sind bei weitem destruktiver.

 

Der Flottenadmiral zog einen tiefen, rasselnden Atemzug ein. „Ich… ich verstehe… Ich schicke das sofort zum Druck…“

 

Sevothtarte grinste wieder einmal selbstgefällig. Mit einem solchem Kopfgeld würde jeder Kopfgeldjäger von hier bis Raftel hinter ihm her sein. Und je höher das Kopfgeld, desto gefährlicher wird ein Pirat für die Regierung eingeschätzt und desto entschlossener würden sie gejagt und zur Strecke gebracht werden.

 

Mit sich selbst zufrieden sagte die Weiße Gerechtigkeit: „Was wirst du jetzt machen, Mika-chan?“

 
 

-oo0oo-
 

 
 

Zurzeit machte Michael folgendes: Schlafen. Vor einigen Tagen hatten sie vor einer kleinen, felsigen und unbewohnten Insel geankert, um den Zorn der Marine abzuwarten. Aus ihm unerfindlichen Gründen hatten ihn die anderen Piraten bis jetzt noch nicht wieder nach seinen Fähigkeiten befragt.

 

Ihm war’s allerdings egal, immerhin konnte er jetzt seine Kräfte loslassen, ohne dass ihn die anderen schief ansahen. Gestern hatte er zum Beispiel einen riesigen Seekönig gegrillt, und Scarface sagte belustigt dazu, dass es ‚das größte Grillgut’ sei, dass sie je hatten.

 

Es war immer noch verdammt früh (für einen Kidpiraten wenigstens) als er aufwachte, verschlafen aus dem Bullauge blinzelte und sich wieder umdrehte, um noch etwas zu schlafen. Er war auch schon halb weg als ein hochgezogener Schrei durch die Gänge des Schiffes hallte. Dieser klang verdächtig nach Mako und alarmierte anscheinend sämtliche Mitglieder der Bande. Jedenfalls schien dem zu sein als mehrere Paar Füße in Richtung der Kantine stürmten.

 

„Verdammt“ grummelte Michael, „hat der Idiot schon wieder ’ne Ratte in seinen Stiefeln gefunden oder was?“ Er überlegte, ob er nicht auch aufstehen sollte und mal nachschaut, aber die Faulheit hielt ihn in seiner Hängematte.

 

Nur dann brüllte sein Optionaler Wunschbruder: „MIKA! KOMM SOFORT HER!“

 

Das weckte ihn dann auf. Verdrießlich stöhnend befreite er sich von seiner Bettdecke, fiel aus der Hängematte und stürzte mit dem Gesicht zu Boden. Immerhin war er jetzt wach.

 

Dann stemmte er sich wieder hoch und brüllte zurück: „ICH KOMME, VERDAMMT NOCH MAL!“

 

Es klang immerhin dringend und Michael verschwendete also keine Zeit damit, sich erst noch richtig anzuziehen, rannte also nur mit Shorts bekleidet hinaus. Der blaue Drache war nun deutlich zu sehen.

 

Michael sprang in die Kantine, wo alle anderen – inklusive Kid und Killer – um einen der Tische herumstanden und angespannt auf eine zwischen ihnen liegende Zeitung starrten.

 

„Was isn’ los?“ fragte der Jugendliche verschlafen und gähnte, „Noch ein Seekönig?“

 

„Nein…“ fing Killer ungläubig an. Er nahm etwas aus der Zeitung und zeigte es dem Rotschopf: „DAS!“

 

Michael blinzelte ein paar Mal bevor er das Papier nahm. „Sieht aus wie ein Steckbrief.“

 

„Ja, und es ist deins“ sagte Brynhild. „Also wirklich, mein Schatz, was hast du getan, dass sie dein Kopfgeld mehr als verdoppelt haben?“

 

Erst jetzt wachte der Rotschopf richtig auf. „Wow“ nuschelte er, „200 Millionen Berry?“

 

„Das ist mehr als ich habe!“ sagte Killer, komplett durch den Wind, „Wie hast du das angestellt?“

 

Der Jugendliche zuckte mit seinen Schultern. „Nicht viel. Sevi hat anscheinend Angst vor mir.“

 

Heat hob eine nichtvorhandene Augenbraue: „Angst? Die Weiße Gerechtigkeit hat vor niemandem Angst. Immerhin ist sie ein Admiral!“

 

Michael gähnte noch einmal und erklärte: „Zuerst einmal: Erinnert ihr euch, was ich mit diesen komischen Cyborg-Roboter-Dingern gemacht habe?“

 

„Du hast sie alle eingeäschert und eingeschmolzen…“

 

„Genau“ So monoton wie nur irgend möglich fuhr er gelangweilt fort: „Außerdem hat sie Angst, dass ich nach Hause gehe und allen erzähle, dass sie noch lebt. Denn soweit es die anderen interessiert, ist Sevi tot. Und das ist gut.“

 

„Tot?“ fragte Killer, „Wieso das?“

 

„Sie war ein Zuhause jahrelang ein gefürchteter Tyrann. Aber als dann eine Rebellion losging, wurde Sevi entdeckt, ihrer Macht beraubt und in einem Turm eingesperrt. Von dort sprang sie in ihren Tod… jedenfalls dachten das alle.“

 

„Aber in Wirklichkeit hat sie überlebt und ist hergekommen…“

 

„Anscheinend.“

 

„Also hat Sevi richtiggehend Angst vor dir?“ fragte Scarface, „Versteh mich bitte nicht falsch, aber du siehst nicht sehr… Furcht erregend aus.“

 

Michael schickte ihm einen bösen Blick.

 

„Zuhause war ich sehr gefürchtet, glaub mir Scarface. Nicht nur wegen meiner Macht und meines… Verhaltens, sondern auch wegen meines biologischen Bruders“

 

Er seufzte und fuhr fort: „Als er uns alle verriet, fürchtete jeder, dass ich ihm folge. Darum hatten alle Angst vor mir – mit Raphael als einzige Ausnahme, natürlich.“

 

Alle waren dann still. Bis Kid sagte: „So, ich glaube das erklärt es dann...“

 

„Fein“ murrte Michael, „Kann ich dann bitte wieder ins Bett gehen? Ich habe noch ein paar Stündchen Schlaf nachzuholen.“

 

Er durfte sich wieder entfernen. Aber Killer fragte sich: „Sevothtarte ist aber schon seit etwa 20 Jahren hier, soweit ich das weiß… Mika sieht definitiv nicht alt genug aus, um sie persönlich gekannt zu haben… außer, er ist älter als er aussieht“ Seine Augen verengten sich unter seiner Maske. „Ich muss ihn unbedingt mal darauf ansprechen.“

 

Marineford

Das Schafott war aufgebaut. Der Delinquent – Puma D. Ace – hatte die Plattform bereits vor Stunden erreicht. Die Teleschnecke war bereit seine Hinrichtung an alle Welt zu verbreiten. Sevothtarte und ihre drei männlichen Kollegen – Aokiji, Akainu und Kizaru - thronten davor.

 

Alles war bereit, die letzten übrig gebliebenen Reste des Blutes des Piratenkönigs Gol D. Roger ein für allemal von der Welt zu tilgen. Trotzdem war irgendetwas seltsam.

Sengoku hatte gerade seine Beschreibung über der wahren Natur des Delinquenten beendet.

 

Borsalino lehnte sich zu seiner Kollegin hinüber. „Ohhh. Es scheint als wärst du von etwas abgelenkt. Nicht waaaaahr, Sevi-chan?“

 

Sie schoss ihm einen bösartigen Blick. „Quatsch nicht so, Bors, oder ich werde dich dazu bringen, dass du vernünftig redest!“

 

„Du solltest auf sie hören!“ lachte Aokiji, „Sevi-chan ist eine mordsgefährliches Weib!“

 

„Danke Kuzan. Arschloch.“

 

„Kinder bitte!“ schnaubte Akainu, „Was ist los, Sevi?“

 

„Das läuft viel zu… einfach“ sagte sie, ihre hellblauen Augen schweiften über den Horizont, „Ich meine, das ist der verdammte Sohn von Roger da oben, und ein hochrangiger Pirat dazu! Also, warum ist hier keiner seiner…“

 

In dem Moment zerriss ein Kanonenschuss die angespannte Stille. Aus dem Nichts tauchten auf einmal etwa 50 Piratenschiffe im Hafen auf, angeführt von Whitebeards Flaggschiff: Der Moby Dick. Und am Bug stand Whitebeard selbst – der letzte der Yonko aus der alten Zeit.

 

„Du musstest ja etwas sagen!“

 

„…’Tschuldigung.“

 

Whitebeard schlug mit seiner Faust nach Nichts – oder zumindest dachte Sevothtarte das. In Wirklichkeit aber schlug er nach der Luft und zersplitterte sie wie Glas. Die Marines gingen auf die Knie durch die gewaltige Schockwelle.

 

„Unglaublich!“ dachte die Weiße Gerechtigkeit überrascht, „Diese Macht ist nur vergleichbar mit den Mächtigsten der Seraphim!“

 

Die ganze Insel wackelte wie verrückt und eine riesige Wasserwand raste auf sie zu.

 

„Der alte Kerl hat doch tatsächlich einen Tsunami ausgelöst“ brummte Sakazuki, „Aber egal. Kümmere dich darum, Kuzan!“

 

„Klar“ sagte Aokiji und stand auf. Er rief seine Kraft zu sich und nutze eine Technik namens ‚Eiszeit’ die die gesamte, gewaltige Wasserwand in Eis verwandelte.

 

„Wer auch immer hier siegreich hervorgeht…“ knurrte Sevothtarte, stand auf und zog ihr schlankes, silbernes Schwert, „Das jetzige Zeitalter der Piraten wird hier und heute enden!“

 

Alle Hölle brach los. Die Piraten strömten von ihren Schiffen herunter, die unter ständigen Beschuss durch die Marine waren. Als die Vizeadmiräle sich in den Kampf einmischten, wurde der gefrorene Hafen zu einem Schlachtfeld.

 

Nur wenig später sprangen die Samurai in Aktion.

 

Mihawk verengte seine Namensgebenden Augen und sagte: „Ich will den Unterschied zwischen mir und Whitebeard sehen.“

 

Als er das gesagt hatte, schnitt er die ganze obere Hälfte der eingefrorenen Riesenwelle ab. Die riesige Menge Eis fiel herunter, aber einer von Whitebeards fing es auf und schleuderte es weg. Im selben Moment tauchte Kizaru über Whitebeard auf und feuerte auf den alten Pirat – nur um von seinem Stellvertreter Marco aufgehalten zu werden. Sehr zu Sevothtartes Überraschung verwandelte er sich in einen Phönix um gegen den Admiral zu bestehen.

 

„Ein Phönix?“ wunderte sich Sevothtarte, „Gottes heiligstes Wesen kämpft Seite an Seite mit rechtlosen Piraten…?“

 

„Zerbrich dir nicht den Kopf, Sevi“ sagte Akainu als er seine Teufelskräfte aktivierte und den ganzen Eisberg zerstörte. „Geh. Sie brauchen dich unten.“

 

„Werde ich tun.“

 

„Geh und zünde Kerzen auf einem Geburtstagskuchen an, du Magmabalg!“

 

Sevothtarte knurrte als der Pirat ihren Freund beleidigte und entsandte eine Schockwelle, die denen von Whitebeard nicht unähnlich waren. Nur ihre Attacken lösten nicht nur stumpfen, sondern auch scharfen Schaden aus, und verursachten gleichzeitig innere und äußere Schäden.

 

Sie wollte gerade ‚Diamanten’ Jozu angreifen, wobei sie nicht eine Sekunde lang daran zweifelte, dass ihre Attacken sogar ihm schaden würden – doch sie spürte etwas und wich aus, kurz bevor ein riesiger Fuß sie zerquetschen konnte. Little Oz Jr. war angekommen und fing an, alles zu zerstören.

 

„Wir müssen zurückfallen!“ schrie einer der Vizeadmiräle, „Wir müssen unsere Verteidigung verstärken!“

 

„Narren!“ brüllte Sevothtarte zurück und schlug mehrere Piraten aus ihrem Weg, „Ich bin eure Verteidigung!“

 

Plötzlich bemerkte sie eine Bewegung aus ihrem Augenwinkel und errichtete einen unsichtbaren Schild kurz bevor einigen Piraten und Marines um sie herum weggeschleudert wurden. Sie wurden von niemand geringerem als Shichibukai Boa Hancock angegriffen.

 

„Verdammt, Hancock!“ schrie Sevi wutentbrannt, „Was soll das?!“

 

„Ich habe vielleicht dazu zugestimmt bei diesem Krieg teilzunehmen, Sevothtarte“ erwiderte Boa giftig, „Doch ich habe nie zugestimmt auf eurer Seite zu stehen!“

 

„Du kleine…!“

 

Ein Ursus Shock von Kuma und ein nachfolgender Schattenspeer von Moriah fällten Little Oz Jr. und unterbrachen die beiden Frauen. Sevothtarte wandte sich sofort wieder den Piraten zu.

 

Alles wurde sogar noch verrückter als plötzlich einer von Whitebeards Männern seine eigenen Leute angriff, er wurde von de Flamingo kontrolliert.

 

„Piraten sind Böse?! Die Marine ist rechtsschaffend?! Diese Bezeichnungen haben sich im Verlaufe der Geschichte ständig verändert! Kinder, die niemals Frieden, und Kinder, die niemals Krieg sahen, haben unterschiedliche Ansichten! Nur die, die an der Spitze stehen, entscheiden, was Recht und was Unrecht ist! Dieser Ort ist neutraler Grund! Die Gerechtigkeit wird übrig bleiben? Natürlich wird sie das! Wer auch immer diesen Krieg gewinnt wird die Gerechtigkeit bestimmen!“ lachte der pink befiederte Mann. Sevothtarte mochte ihn überhaupt nicht, doch er hatte Recht.

 

Dann passierte noch etwas. Ein Schiff fiel plötzlich aus dem Himmel. Und von diesem kam ein Junge mit Strohhut.

 

„Der Strohhut?!“ dachte Sevothtarte überrascht, „Ich dachte, er wäre in Impel Down gestorben!“

 

Schnell schlugen sich Strohhut Ruffy und seine ehemals eingesperrten Verbündeten auf die Seite von Whitebeard. Sevothtarte wusste in dem Augenblick, dass dieser Krieg noch lange nicht vorbei war.

 

Er hatte gerade erst angefangen.

 
 

-oo0oo-
 

 
 

Der Wind strich über sein kindliches, tätowiertes Gesicht, zerwuschelte sein rotes Haar und spielte grob mit dem schlanken Zopf und seinem kreuzförmigen Ohrring. Michael verengte seine goldenen Augen als er sich seinem ‚großen Bruder’ näherte.

 

Ohne um den heißen Brei zu reden, fragte er: „Wohin fahren wir? Dies ist weder die Richtung der Fischmenschinsel, noch die vom Sabaody Archipel.“

 

Kid lächelte für einen Augenblick. „Ich finde deine unheimliche Fähigkeit, immer zu wissen wo du bist, erstaunlich.“

 

„Mein Richtungssinn steht hier nicht zur Debatte. Ich wiederhole: Wo fahren wir hin?“

 

„Marineford.“

 

„Die Hautpinsel der Marine?!“ rief der Junge aus, „Wieso dorthin?!“

 

Kids kaltes grinsen kam zurück. „Wir… wir ziehen in den Krieg, Mika“

 

Er sah hinunter zu dem Kleineren und fragte: „Dir ist dieses Thema bekannt?“

 

„Bekannter als du denkst…“ sagte Michael leise.

 

Kid hob seine nichtvorhandenen Augenbrauen, aber Michael sagte nichts weiter. Seine goldenen Augen brannten mit einem ungesunden Feuer als er über den Horizont blickte, und seine Finger zuckten als würden sie wieder sein Schwert ergreifen wollen.

Niemand sagte dann etwas.

 
 

-oo0oo-
 

 
 

Noch mehr Kriegsschiffe erreichten den Hafen. Sevothtarte erlaubte sich ein gefälliges grinsen als sie Sentomaru und einige Pacifista erkannte. Das Blatt wendete sich erneut.

Da die Piraten allerdings über die ganze Insel verstreut waren, konnten sie nicht alle auf einmal ausgeschaltet werden. Das machte die Sache natürlich schwerer.

 

Sevothtarte spürte eine Bewegung neben sich und brachte ihr Schwert hoch bevor Ruffy sie schlagen konnte.

 

„So, du bist also der Sohn von Dragon…“ knurrte sie, „Endlich treffen wir uns mal von Angesicht zu Angesicht.“

 

Es folgte ein kurzer, aber heftiger Kampf. Ruffy musste sich eingestehen, dass diese Frau ein nur schwer zu besiegender Gegner war. Allerdings war sie auch ein Admiral.

Er schaffte es, sie auszutricksen, aber bevor er einen Treffer landen konnte, erschien Kizaru und trat ihn weg.

 

„Das hätte weh tun können, Sevi-chan“ flötete der Admiral.

 

Sevothtarte knurrte ihn an und entgegnete: „Kann nicht mehr schmerzen als die Hölle durch die ich ging, bevor ich herkam, Kizaru.“

 

Beide wandten sich zu den Kämpfen um, die überall um sie herum stattfanden. Vista schaffte es, den besten Schwertkämpfer der Welt, Mihawk, in Schach zu halten, während Moriah gegen einen anderen von Whitebeards Männern kämpfte. Irgendwo im Hintergrund tobte ein mächtiger Sandsturm, ausgelöst durch den ehemaligen Shichibukai Crocodile. Und Oz lag blutend und halbtot am Boden nachdem er von de Flamingo angegriffen wurde.

 

„Wir sollten unsere Zeit nicht vertrödeln“ brüllte Sevothtarte, „Haltet den Strohhut auf!“

Krieg

Die Hitzewelle, die über das Schlachtfeld raste, erschreckte Sevothtarte für einen kurzen Augenblick, da sie befürchten musste, dass Michael hier angekommen wäre.
 

Dass es – tatsächlich – Ace war, beruhigte sie überhaupt nicht.
 

„Unmöglich!“ fluchte sie, „Wie konnte der Gummibengel Puma befreien?! Wir haben alles getan, um ihn aufzuhalten!“
 

Ace und Ruffy rannten vom Schafott weg. Aber Sevi sprang hinter sie und schrie: „Ihr werdet mir nicht entkommen!“ Ohne auf die Umgebung zu achten, schickte sie Schockwelle über Schockwelle nach den fliehenden Piraten und fällte links und rechts die Leute. Wie durch ein Wunder jedoch, konnten die beiden Jugendlichen ihr entkommen.

Dann wurde ihre Welt erzittert und Sevi fiel zu Boden. Whitebeard hatte einen riesigen Teil seiner Kraft losgelassen und zerstörte die bereits schwer beschädigte Insel weiter. Sie verfluchte ihr eigenes Versprechen ihre Flügel nicht zu entfalten und zerstörte einige Steine, welche drohten, sie zu erschlagen. Wutentbrannt beobachtete sie die kleiner werdenden Rücken der beiden Fliehenden.
 

„Keine Sorge, Sevi…“ knurrte jemand neben ihr.
 

„Saka?“
 

„Ich werde sie nicht entkommen lassen!“ rief der Admiral, wurde zu Lava und verschmolz mit dem Boden. Als er wieder auftauchte, brüllte er: „Whitebeard ist nichts weiter als ein kläglicher Überrest aus der alten Ära!“
 

Das erwischte den Feuerjungen aber auf dem falschen Fuße. Er verfiel in ein Schreiduell mit Akainu, die damit endeten, dass er den Admiral angriff. Aber Akainus Kraft war zu groß und er schleuderte den Jungen weg.
 

Ruffy wollte los um seinem Bruder zu helfen, doch seine Knie gaben unter ihm nach. Die ganzen Verletzungen waren doch zu viel für seinen Körper. Akainu lenkte seine Aufmerksamkeit nun auf den gefallenen Pirat.
 

Aber bevor er ihn töten könnte, sprang Ace ihm in den Weg und nahm die ganze Wucht der Attacke auf sich.
 

Sevothtarte spürte, wie das Leben aus ihm wich. Zu ihren Füßen verbrannte die Vivre Karte zu Asche.
 

-oo0oo-
 

„Whitebeard ist tot“ sagte Heat leise.
 

Die Kidpiraten beobachteten aus sicherer Entfernung das schwer beschädigte Tor der Gerechtigkeit. Unter dem Wasser bemerkte Killer einen sich schnell bewegenden gelben Fleck - Laws U-Boot worin sich der schwer verletze und traumatisierte Ruffy befand.
 

„Ich denke, es ist nun alles vorbei.“
 

„Vorbei?! Das glaubt auch nur ihr!“
 

Die Piraten wandten sich um, wo ihr Kapitän gerade aus dem Inneren des Schiffes kam, sein kleiner Doppelgänger folgte ihm. Kids verrücktes Grinsen war auf seine bleiche Haut gemalt und verzog sein Gesicht zu einer unmenschlichen Fratze.
 

„Eine Neue Kraft ist auf dem Vormarsch! Dieser Blackbeard sollte nicht unterschätzt werden!“
 

Er knallte seine schweren Stiefel auf den Schädel, welcher an Deck geschnitzt war und fuhr fort: „Die Neue Welt wird von den Vier Kaisern Whitebeard, Big Mom, Kaido und dem Roten Shanks beherrscht, doch nun, wo einer tot ist und das Gleichgewicht gestört wurde, kann niemand vorhersagen, was passieren wird!“
 

Er lachte laut und sagte mit einem verstörenden Grinsen: „Dies ist der Anfang einer neuen Ära! Eine ungleich aller bisherigen! Dieser Krieg… ist noch lange nicht vorbei!“
 

„Aber…Aber Käptn!“ meldete sich Mako vorsichtig zu Wort, „Wieso müssen wir an diesem Krieg teilnehmen? Alle diese sinnlosen Morde… können wir den Krieg nicht ohne sie beenden?“
 

„Du hast keine Ahnung!“ schnaubte Michael, „Im Krieg geht es nur um sinnlose Morde!“
 

Mako starrte ihn tief entsetzt an. „Du sprichst ziemlich kaltschnäuzig für jemanden, der zu jung aussieht um je einen Krieg gesehen zu haben… ganz zu schweigen davon zu jung ist, um überhaupt in einem Krieg teilgenommen zu haben“ sagte Killer höhnisch.
 

Michael erwiderte mit einem dunklen, höhnischen Ton: „Glaub mir, Killer… ich hatte meinen Anteil am Krieg.“
 

„Hier gibt es nichts mehr für uns zu holen. Wir kehren nach Sabaody zurück solange die hier noch mit Aufräumen beschäftigt sind!“ bellte Kid. Langsam verteilte sich die Mannschaft wieder und setzte die Segel.
 

-oo0oo-
 

„Verfluchter Rothaar!“ fluchte Akainu, „Wenn der nicht eingegriffen hätte, hätten wir sowohl den Strohhutbengel als auch alle anderen Piraten erwischt!“
 

„Newgate und Puma sind tot, sieh’s mal von der Seite“ meinte Sevothtarte beschwichtigend. „Außerdem wäre dieser Kampf sonst noch ewig so weiter gegangen.“
 

„Schau dich doch mal um, Sevi!“ knurrte der andere Admiral, „Schau dir doch mal diese Zerstörung an!“
 

„Ich fürchte Marineford wiederzuerrichten wird nicht ganz billig…“ seufzte sie, „Aber wie gesagt, es wäre noch mehr wenn der Rote Shanks nicht eingegriffen hätte.“
 

„Sicher. Weil ich sonst alles platt gemacht hätte.“
 

„Ich rede nicht von dir, Saka“ warf Sevothtarte ein, „Da war noch jemand in der Nähe, und der Typ hätte hier einfach alles dem Erdboden gleich gemacht – als Kollateralschäden.“
 

Der große Mann hob eine Augenbraue. „Sprichst du von Blackbeard?“
 

„Hah! Doch nicht der Volltrottel!“ lachte Sevothtarte, „Der hätte doch nie auch nur den Hauch einer Chance gegen uns! Nein, ich habe von jemand anderem gesprochen“
 

Ihr Gesicht wurde wieder hart. „Michael.“
 

„Eustass Michael? Die Kidpiraten waren hier?“
 

„Trafalgar Law war es jedenfalls. Also wäre es nicht besonders außergewöhnlich noch mehr von den Supernovae hier zu treffen, denkst du nicht auch?“
 

„Warum hattest du Angst, dass das kleine Balg hier auftaucht?“

„Wenn er an der Stelle von Monkey D. Ruffy gewesen wäre, hätte hier niemand überlebt, Marine oder Pirat“
 

Sie seufzte und setzte sich auf ein paar Trümmerteile, „Wenn dieser Junge sich wirklich aufregt, kann man nur den Kopf einziehen und beten. Aber jetzt ist es erst einmal vorbei.“
 

-oo0oo-
 

Wochen später erschien ein Artikel in der Zeitung.
 

„Strohhut Ruffy lebt und läutete die Ox-Glocke in Marineford sechzehnmal um ein neues Zeitalter einzuläuten.“
 

Der Kapitän der Kidpiraten drehte sich zu Killer um: „Was ist diese Ox-Glocke eigentlich?“
 

Killer sah zu dem riesigen Rotschopf hinüber und erklärte: „Die Ox-Glocke ist eine heilige Glocke, die sich einst auf dem Kriegsschiff Ox Loyd befand. Es ist Zeremonie für die Marine die Glocke achtmal zu läuten wenn ein Jahr endet, und achtmal wenn ein neues anfängt. Allerdings ist jetzt die falsche Zeit, also könnte man sagen, dass der Strohhut gerade eine Ära beendet und eine neue begonnen hat“
 

Killer holte tief Luft und fuhr fort: „Also könnte man sagen…“
 

„Killer“ warf Kid grinsend ein und deutete auf Mika, „Vergiss bitte nicht, dass Mika da drüben lange Erklärungen hasst.“
 

„Oh, wie könnte ich dass vergessen?“ fragte Killer sarkastisch, „Beim letzten Mal ist er in Panik verfallen und hat die Küche in die Luft gejagt.“
 

„Wie auch immer…“ fing Kid an.
 

Er sah sich das Foto von Ruffy an, fing an zu lachen und warf die Zeitung auf den Boden.
 

„Hahaha! Der Bengel geht mir auf die Nerven! Der Kampf hat ihm vielleicht einen Vorsprung über uns andere gegeben, aber ich werde ihn nicht so weiter rumlaufen lassen!“
 

„Käptn“ sagte Scarface als er dazu stieß, „Wir haben die anderen Piraten erwischt.“
 

„Sehr gut. Dann lasst sie uns mal anschauen.“
 

Draußen saßen die Mitglieder einer anderen Piratenmannschaft. Sie waren gefesselt, pitschnass durch den Regen und zu Tode erschrocken. Kid grinste wieder und fragte:
 

„So, was sollen wir mit euch machen, hmm?“
 

„BITTE!“ bettelte der Kapitän, „Bitte lasst uns wieder zurück ins Paradies!“
 

Kids Grinsen verging ihm.
 

„Paradies?“ fragte er säuerlich. Schrott fing überall um ihn herum zu schweben als er seine Kräfte aktivierte. „Feiglinge!“
 

Die Piraten schrieen vor Panik, aber Kid ignorierte sie. „Wenn ihr nicht bereit seid, zu sterben, dann bleibt zur Hölle diesem Meer fern!“
 

Ohne sichtbare Emotionen sah Michael dann zu den jetzt gekreuzigten Piraten hoch.
 

Zu Kid sagte er dann: „Das war ein netter Touch mit den Kreuzen.“
 

„Magst du’s Bruderherz?“
 

„Immerhin wissen sie jetzt, was es bedeutet, die Neue Welt zu betreten“ sagte Michael dann und wandte sich ab, „Mitleid für jeden außerhalb der Crew bedeutet Schwäche, und Schwäche kann hier niemand gebrauchen. Nur die Stärksten überleben hier“
 

Sein kaltes Grinsen kam zurück und er sagte zu Kid: „Du hast die Gesetze des Krieges gut gelernt, als hätte ich dir das selbst beigebracht.“
 

„Wir sind immer noch im Krieg, Mika“ sagte Kid, „Bis wir das One Piece gefunden haben.“

Menschen

Wieder waren Monate vergangen. Michael wusste schon lange nicht mehr, wie viele es eigentlich waren, denn das ständige Kämpfen hielt ihn sehr beschäftigt. Sie hatten mehrere, sehr starke Piratenmannschaften besiegt; jede einzelne war stärker als jede, denen sie in der Alten Welt begegnet waren. Aber auch die unerklärlichen Wetterphänomene und die Bestien dieses Meeres hatten ihren Tribut gefordert. Kid hatte einige seiner Männer verloren, konnte aber doppelt so viele von anderen Piratenmannschaften oder Inseln rekrutieren.
 

Es war wie Michael vorausgesagt hatte. Nur die Stärksten würden hier auf Dauer überleben, und die Kidpiraten waren sicherlich keine Schwächlinge. Und die drei stärksten von ihnen waren ohne Zweifel Kid, Killer und Michael.
 

Heute war es zur Abwechslung mal ein ruhiger Tag. Die Piraten hatten eine kleine, bewaldete und bewohnte Insel am Horizont entdeckt und wollten auf der anderen Seite der Insel anlanden, um eine Entdeckung durch die Marine oder die Bevölkerung zu vermeiden. Die mussten ja nicht unbedingt wissen, dass sie Piraten waren, das würde wahrscheinlich mehr Ärger bedeuten als unbedingt nötig war. Außerdem würden sie dann die Marine verständigen, und auf dieser Seite waren sie völlig anders als die in Sabaody.
 

Die Bande war ohnehin schon ständig in irgendwelche Schlachten verwickelt, aber Michael machte das nichts aus. Er kannte sowieso nichts anderes. Engel waren immerhin eine Spezies geschaffen für den Krieg, und Michael war der schlimmste von allen, da er der Erzengel des Krieges war. Aber gegen Menschen zu kämpfen war selbst für ihn eine Herausforderung.
 

Dämonen griffen gerade heraus an. Sie waren nicht mehr als wilde Bestien, daher waren sie leicht einzuschätzen. Allerdings werde sie sehr gefährlich wenn sie verletzt sind.
 

Engel waren Dämonen gar nicht so unähnlich, allerdings versuchten sie den Tod zu umgehen und würden sich irgendwann geschlagen geben. Gefallene Engel sind wohl das, was einem Menschen am Nächsten kommt. Sie schickten ihre massenweise produzierten Untergebenen in die Schlacht und nutzen billige Tricks um ihr eigenes Leben zu retten – daher mochte Michael es, gegen einen gefallenen Engel zu kämpfen.
 

Aber Menschen waren ganz anders.
 

Auf den ersten Blick waren sie wie Dämonen oder gefallene Engel, nur sehr viel schwächer. Sie gebrauchten Überraschung und Tricks um ihren Gegnern beizukommen. Aber eins hatten sie alle gemeinsam. Egal wie oft man sie niedermachte, wenn man ihren Geist nicht brach, kamen sie nur stärker wieder zurück und machten weiter, auch wenn sie unterlegen waren.
 

Das hatte Michael niemals verstanden, auch nicht als er mit dem Messias zusammen durch den Himmel zog. Sie standen einfach immer wieder auf und machten weiter. Warum?
 

„Woran denkst du, Mika?“ fragte in Kid als er sich dann neben ihn stellte.
 

„An den Sinn des Lebens“ schoss der Kleine zurück, „Warum machen Menschen weiter, selbst, wenn sie geschlagen wurden?“
 

Kid zuckte mit seinen Schultern: „Keine Ahnung. Vielleicht ist es das, was einen Menschen ausmacht?“
 

Mika blinzelte zu dem Großen hinauf, aber der wusste nichts von den inneren Konflikten seines kleinen Bruders.
 

„Ich muss wieder rein und eine Einkaufsliste zusammenstellen“ murrte er dann, „Gott! Heats Handschrift zu lesen wird wieder eine Scheiß-Arbeit! Wieso haben Doktoren überhaupt so eine Sauklaue?!“
 

Michael lachte jetzt. „Und ich dachte immer, dieses Phänomen wäre nur auf Rapha beschränkt!“
 

„Meinst du deinen Kumpel Raphael? Ich dachte, der wäre nur ein Frauenheld?“
 

„Ja, und ein Doktor“ Er lächelte leicht bei dem Gedanken an seinen alten Freund, „Ein verdammt guter sogar. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, wie oft er mich schon zusammengeflickt hat.“

Kid grinste bei dem Gedanken. Aber dann rief Killer ihn, und so musste er seufzend seine Arbeit wieder antreten. Michael blieb an Deck und sah aufs Meer hinaus.
 

Das Schiff fuhr gerade an einigen Felsen vorbei. Diese waren zerlöchert wie ein Stück Käse, und einige Höhlungen waren groß genug, um ein oder zwei Schiffen Aufenthalt zu erlauben. Später würde er sich daran erinnern, noch nicht ahnend, wie wichtig das mal sein würde.
 

-oo0oo-

„Trafalgar Law ist auch hier?!“ rief Michael ungläubig aus nachdem er sich fast an seinem Getränk verschluckte.
 

„Das ist er“ bejahte Killer. Er, Kid und Mika saßen in einem kleinen Café in dem Hafenstädtchen. Sie waren seit etwa vier Tagen hier und hatten alles besorgt, was sie auf ihrer Reise gebrauchen konnten. Die Bewohner der Insel wussten immer noch nicht, dass sie Piraten waren. Sie nahmen an, dass sie von einem der zahlreichen Schiffe im Hafen kamen.
 

Michael erinnerte sich nur vage an den so genannten ‚Chirurg des Todes’. Immer sehr, sehr verdammt ruhig, gelangweilter oder müder Gesichtsausdruck und eine abgedrehte Teufelskraft. Der Engel wusste nicht wieso, aber der Typ ließ einen kalten Schauer über seinen Rücken laufen.
 

„War er nicht derjenige, der den Strohhut in Marineford gerettet hat?“ fragte er dann.
 

„Ja, das isser“ bejahte Killer.
 

„Pah!“ knurrte Kid, „Der Typ ist zu einem der verdammten Shichibukai geworden!“
 

Aber er beruhigte sich schnell wieder und setzte sein animalisches Grinsen wieder auf: „Aber das macht nichts. Gibt mir nur einen weiteren Grund ihn fertig zu machen!“
 

„Sind wir deswegen noch hier?“
 

„Genau“ sagte Killer, „Dem letzten Zeitungsartikel über ihn (der immerhin vier Wochen alt war) zufolge, war auch Law auf der Insel, die wir vor einigen Wochen besucht haben. Da das hier die einzige Möglichkeit ist, Vorräte aufzustocken, wird er diese Insel in ein oder zwei Tagen anlaufen.“
 

„Dann willst du gegen ihn kämpfen, wenn ich dich richtig verstanden habe.“
 

„Genau! Ich schneide ihm seine verdammten Füße ab und stecke sie an seinen verdammten Hut!“
 

Killer rollte seine Augen unter seiner Maske und Michael kicherte. Doch dann spürte er plötzlich etwas.
 

„Was’n los, Mika?“
 

„Es ist nur…“ Er konzentrierte sich ein bisschen bevor er aufsprang: „Verdammt! Sevi kommt in unsere Richtung!“
 

„Sevi? Admiral ‚Weiße Gerechtigkeit’ Sevothtarte?!“
 

„Ja. Ich kann ihre Präsenz spüren, und sie kommt hierher!“
 

Kid seufzte. „Als keinen Trafalgar zum töten?“
 

„Verschieb das“ sagte Killer, „Wir verschwinden von hier. Hab’ keine Lust, in einen Admiral zu rennen.“
 

„Aber wir können gegen sie kämpfen!“ erwiderte Michael schmollend, „Allerdings wundert mich, wieso sie überhaupt hierher kommt.“
 

„Ich würde mal vermuten, dass irgendeiner der Dorfbewohner uns doch erkannt hat“ knurrte Killer dunkel, „und die Marine verständigt hat. Aber wir haben sowieso alles, was wir brauchen, also können wir genauso gut von hier verschwinden.“
 

Michael und Kid gehorchten missmutig. Schnell teilten sie sich auf, um den Rest ihrer Mannschaft in dem Städtchen zu finden. Dann liefen sie auf dem schnellsten Weg zurück zum Schiff.

Der Weg durch die üppigen Wälder und Felder der Insel war lang und dauerte fast zwei Stunden, doch sie erreichten ihr Ziel. Eine versteckte Bucht wo ihr Schiff vor Anker lag. Die restliche Crew war sehr überrascht, als die anderen aus dem Wald kamen.
 

„Käptn?“ fragte Wire unsicher, „Was ist los?“
 

„Ärger“ erwiderte Kid, „Mika meint, dass sich Sevi unserer Position nähert.“
 

„Wir sollten die Segel setzen und sehen, dass wir hier wegkommen“ sagte Killer dann, „Ist vielleicht nur falscher Alarm, aber sicher ist sicher. Zurück an Deck und Segel setzen!“
 

Einen kurzen Augenblick lang waren die Piraten überrascht und verwirrt, fanden sich aber schnell wieder in ihre Routine rein. Schnell war alles an Bord gebracht und verstaut. Sie arbeiteten schnell, trotzdem waren sie zu langsam.
 

In dem Moment, wo der letzte an Bord ging, schrie Mako: „DA IST EIN SCHIFF! ES IST EIN KRIEGSSCHIFF!!“
 

Scarface fügte hinzu: „Und ein auch noch ein großes.“
 

„Sie wollen uns den Weg abschneiden“ knurrte Kid. „Da haben sie sich aber geschnitten… MIKA!“
 

„Schon dabei“ entgegnete der kleinere Rotschopf. Schnell schleuderte er eine Feuerkugel in die Richtung des feindlichen Schiffes, aber bevor er treffen konnte zerplatze die Kugel an einem unsichtbaren Schutzschild.
 

Michael schnaufte: „Offensichtlich ist Sevi wirklich an Bord. Sonst wäre das Schiff nur noch ein Haufen brennenden Treibholzes!“
 

„Anscheinend müssen wir doch kämpfen“ knurrte der Kapitän, „Okay, bereitet euch auf den Kampf vor, Leute!“
 

Gehetzte Schritte rannten über Deck. Kid wählte einige aus, die mit ihm zusammen am Strand die Landungstrupps ausschalten sollten, während der Rest die verdammte Aufgabe hatte, das Schiff auszuschalten. Aber auch das Marineschiff entleerte seinen Inhalt. Die Landungstrupps rannten den Strand entlang.
 

Und bei ihnen war eine weiß gekleidete Frau. Die ‚Weiße Gerechtigkeit’ Sevothtarte.

Sie hielt ihre Männer etwa zehn Meter von den Piraten entfernt an. Kid machte das mit seinen Leuten ebenfalls.
 

„Ich werde euch nur einmal auffordern, eure Waffen niederzulegen und euch zu ergeben!“ rief Sevothtarte.
 

„Träum weiter, Schlampe!“ brüllte Kid, während er bereits wieder Schrott um sich herum aufsammelte.
 

„Wenn ihr das wollt, dann werden wir Gewalt nutzen“ entgegnete Sevothtarte kalt. Sie verengte ihre Augen für einen kurzen Augenblick und schleuderte Schockwelle nach den Piraten.
 

Aber bevor es treffen konnte flammte eine Feuerwand vor den Piraten auf und absorbierte die Schockwelle. Kid grinste die Marine an.
 

„Wir werden uns nicht so leicht ergeben, Sevi.“
 

Michael trat jetzt leicht vor seinen Wunschbruder. Er grinste in die Richtung des Admirals und sagte höhnisch: „Hallo Sevi-sama“ Dabei betonte er das –sama, damit es so richtig höhnisch klang, „Als wir uns das letzte Mal getroffen haben, musste ich leider schnell weg. Aber diesmal habe ich mehr als genug Zeit, um dir in den Hintern zu treten!“
 

„Ah, ‚Anführer der Kräfte’ Michael“ entgegnete Sevothtarte, ebenfalls grinsend. Dann wurde ihr Gesicht wieder hart als sie fort fuhr: „Dein Gesicht war das letzte, was ich erwartet habe. Kannst du meinen Schrecken vorstellen, als ich deine Visage auf den Steckbriefen sah?“
 

„Also hatte ich doch recht!“ rief Michael, „Du hast Angst vor mir! HAH! Die große Sevi-sama hat doch tatsächlich Angst vor einem Jungen!“
 

„Nicht mehr als vor den anderen“ erwiderte Sevothtarte, „Aber ich weiß, dass du der Einzige warst, der es wagte, meine Boten zu töten!“
 

„Hat dich das überrascht, Sevi?“ fragte Michael nüchtern, „Jeder in Yetzirah wusste, dass ich zu so was in der Lage bin. Gesetze haben mich noch nie aufgehalten.“
 

„Das ist wahr. Sie haben dich nie aufgehalten. Ich glaube, dass ist ein Überbleibsel… von deinem abscheulichen Zwillingsbruder!“
 

Michael erbleichte sichtlich.
 

Lass Lucifel da raus!“ zischte er jetzt wütend.
 

Die Temperatur stieg sprunghaft um ihn herum an, und zwang die anderen Piraten einen Sicherheitsabstand zu gewinnen. „Du weißt überhaupt nichts von meinem Verhältnis zu ihm!“
 

„Unterschätze mich nicht, Michael“ sagte Sevothtarte kalt, „Ich weiß alles. Immerhin… warst du einst mein Untergebener!

Engel

„Untergebener?!“ dachte Killer entsetzt, „Mika hat mal für Sevothtarte gearbeitet?!“

 

‚Das würde wenigstens einiges erklären…außer… wann soll er bittschön für sie gearbeitet haben?’

 

Die Stille des Augenblickes war das Schlimmste. Michael starrte wütend den Admiral an, während die Piraten höchstgradig verwirrt zwischen dem ‚Kleinen Käptn’ und der ‚Weißen Gerechtigkeit’ hin und her sahen. Selbst Kid schien nichts dazu einzufallen.

 

Es war dann Mika, der die Stille nach einer Ewigkeit brach.

 

„Untergebener? Bring mich nicht zum Lachen, Sevi“ zischte er erregt, „Deine endlosen Versammlungen und Ratstreffen hingen mir schon immer zum Halse raus. Warum denkst du, bin ich ins Grenzland abgehauen und habe deine Vorladungen ignoriert, he?!“

 

Michael richtete sich zu seiner vollen Größe (volle Größe bedeutet so viel wie etwa 1,50m) und deutete sein schweres Schwert auf den Admiral und ihre Männer.

 

„Ich habe es dir schon einmal gesagt, Sevi. Du willst, dass ich mitspiele? Fang einen verdammten Krieg an!“

 

Wieder einmal wurde der Strand in Stille gehüllt. Nur das monotone Brechen der Wellen war zu hören. Die Anspannung war so dicht, dass man sie mit einem Messer hätte schneiden können.

 

„So ist das…“ sagte Sevothtarte irgendwann. „Ich verstehe endlich, dass du nie auf meiner Seite warst, sondern nur deinem eigenen Kopf folgtest…“

 

„Heh. Du bist ziemlich langsam wenn du das erst jetzt herausfindest!“ höhnte Michael.

 

„Ich bin nur für Krieg und Zerstörung geschaffen worden. Immerhin…“

 

Während er das sagte, ging er langsam auf die Marine zu und ignorierte die verwirrten Blicke der Piraten. Doch er war nur wenige Schritte gekommen als sich die Rückseite seines schwarzen Mantels plötzlich ausbeulte und… aufriss als ein paar mächtiger, gefiederter Schwingen sich auf Michaels Rücken entfaltete. Sie überspannten etwa 5 Meter und waren in den kräftigsten Rot und Gold – wie loderndes Feuer. Oder vielleicht wie die Flügel eines Phönix.

 

„…Immerhin bin ich der verdammte Erzengel des Feuers und Krieges – Michael; Anführer der Himmlischen Armeen!“

 

Er schlug einmal mit seinen Schwingen, die Unmengen von Dreck und Staub aufwirbelten, und katapultierte seinen schlanken Körper hinüber zu Sevothtarte. Die Piraten mussten ihre Augen vor dem aufgewirbelten Dreck schützen.

 

Flammen loderten um seine Schwingen und sein Schwert, als er es mit Knochenbrechender Wucht nach dem Admiral schlug. Der Aufprall löste einen gewaltigen Feuersturm aus, der die Luft zum glühen und das Meer zum kochen brachte.
 

Niemand würde einen solchen Anschlag überleben.

 

Dennoch…

 

„Du hast dich überhaupt nicht verändert, Michael-dono“

 

Michaels goldene Augen weiteten sich überrascht, als die Flammen und de Dreck sich wieder legten und eine unverletzte Sevothtarte enthüllte. Sie hatte sein Schwert mit dem ihrigen geblockt und ihre Kraft gebraucht, um sich und ihre Männer vor Michaels flammenden Zorn zu schützen. Alles um sie herum war in glühende Asche verwandelt.

 

„Wie vom himmlischen General zu erwarten war. Du agierst immer noch sehr vorhersehbar, Mika-chan.“

 

Michael fletschte seine Zähne.

 

Nenn mich nicht Mika-chan! Raphael ist der Einzige dem ich das durchgehen lasse!“

„Habe ich etwa einen empfindlichen Punkt getroffen?“

 

Der kleinere Engel wollte etwas zurückbellen, doch er spürte wie Sevothtarte ihre eigenen Kräfte sammelte. Er reagierte schnell und flog zurück, gerade in dem Moment, wo Sevothtarte ihre eigenen Flügel entfaltete und eine mächtige Schockwelle in die ungefähre Richtung des anderen Engels schickte.

 

Michael landete geschickt auf dem riesigen Schädel, der die Galionsfigur des Schiffes darstellte und sah finster zu Sevothtarte hinüber. Ihre Flügel waren größer als seine und rein weiß, wie eine Magnesiumflamme.

 

„Seit wann läuft der große Michael-sama vor einem Kampf davon?“ rief sie spöttisch.

 

„Che!“ war die geschnaubte Antwort, „Ich laufe nie vor einem Kampf davon, Sevi!“

 

Den Kleinen wieder verspottend höhnte Sevothtarte: „Nicht einmal, wenn du dem König der Hölle gegenüber stehst? Deinem eigenen Bruder?“

 

„Du scheinst zu vergessen, dass ich derjenige war, der ihn überhaupt erst dahin geschickt hat!“ brüllte Michael, „Bereite dich vor, zu sterben, du verfluchte Schlampe!“

 

Der rothaarige Engel griff wieder an, nur dieses Mal war Sevothtarte vorbereitet. Ihre Schwerter prallten heftig aufeinander, und die dabei ausgelöste Schockwelle warf die anderen Anwesenden von ihren Füßen. Dann brachen die beiden Kontrahenten in einem Wirbel aus weißen und roten Federn wieder auseinander, nur um wieder gegeneinander zu prallen – mehrere Meter über dem Erdboden.

 

Sie würden sich nichts gegenseitig schenken.

 
 

-oo0oo-

 

„Mika ist… ein verdammter Engel?!“ dachte Kid als er sich wieder mühsam auf seine Füße kämpfte. Die letzte Schockwelle hatte ihn von seinen Füßen geworfen wie ein kleines Schulmädchen!

 

„Lass dich nicht ablenken!“ rief Killer. Er zeigte mit seinen Sicheln in die Richtung der anstürmenden Soldaten, „Komm auf die Füße! Wir haben andere Dinge um die wir uns kümmern müssen!“

 

Kid kam gerade noch rechtzeitig wieder hoch. Im nächsten Moment waren die Marine auch schon da und griffen die weniger zahlreichen Piraten an. Gleichzeitig zerrissen die Kanonen beider Schiffe die Geräusche der Schlacht.

 

Es waren zwar etwa zwanzigmal so viele Marinesoldaten wie Piraten, aber die Kidpiraten waren sicherlich keine leichten Gegner.

 

„Killer!“ brüllte Kid über die Schlacht, „Du, Wire und Heat bleiben bei mir. Und der Rest geht zurück an Bord! Erledigt dieses verdammte Schlachtschiff!“

 

„AYE KÄPTN!“

„Der Rest von uns kümmert sich um die Landungstruppen!“ knurrte der Kapitän als er seine Faust in das Gesicht eines ihn angreifenden Soldaten schlug. Sofort danach zog er einige verstreute Waffen zu sich – nur um sie anschließend gegen die Marines zu schleudern.

 

Nur diese Marine waren eine ganz andere Klasse als die Feiglinge in Sabaody. Diese hier waren kaltblütige Kämpfer, die einfach wieder aufstanden wenn sie zu Boden gingen.

 

„Bleib liegen, Bastard!“ brüllte Kid und trat einen Soldaten nieder. Während er sich durch die Reihen der Marinesoldaten kämpfte erinnerte er sich unbewusst an das, was Michael ihn vor einigen Tagen fragte. „Warum machen Menschen weiter, selbst, wenn sie geschlagen wurden?“

 

Endlich hatte Eustass Kid eine Antwort. So lange sie etwas hatten, woran sie sich klammern konnten, machten sie immer weiter, egal, wie es um sie bestellt war. Und gerade jetzt war dieses etwas der Glauben an die Stärke ihres Admirals.

 

Er warf einen kurzen Blick nach oben, aber fand es sehr schwer, den schnellen Bewegungen der Engel zu folgen. Insbesondere da sie kämpften. Lediglich die flammenden Schockwellen von ihren aufeinander prallenden Waffen verriet ihre Position.

Etwas war jedoch seltsam. Es schien, als würden sich die beiden vom Strand wegbewegen.

 

„Mika führt Sevi von uns weg!“ schoss durch Kids Kopf, „Als ob Mika nicht will, dass wir in sein Kreuzfeuer geraten – oh, ein Wortwitz.“

 

Dann griff ein weiterer Marine an und zielte auf seinen Kopf. Kid verschob diese Gedanken so weit weg wie möglich und konzentrierte sich auf den Kampf.

 
 

-oo0oo-

 

Michael flog einen weiteren Angriff auf Sevothtarte, bereit, seinen Gegner niederzustrecken. Sie hatten inzwischen eine gewisse Distanz zum Strand erreicht, und nun versuchte der Erzengel, seinen Gegner auf den Boden zu treiben. Egal, wie mächtig ein Engel im Flug war, sie kämpften doch lieber mit festem Boden unter ihren Füßen. Und das wollte Michael unbedingt.

 

Absichtlich ließ er eine von Sevothtartes Attacken durch seine Verteidigung hindurch und ließ seinen Körper dann herunter fallen. Er grinste immer noch als der Wind an seinem kindlichen Gesicht vorbei raste.

 

„Was…?“ rief Sevi verblüfft. Doch dann sah sie sein Grinsen und wusste Bescheid. „So, du willst also auf dem Boden kämpfen, Michael? Gut.“

 

Schnell folgte sie ihm.

 

Nur Augenblicke später landete Sevothtarte auf einer Lichtung etwa einen halben Kilometer vom Strand entfernt. Michael wartete bereits auf sie und lehnte sich auf den Griff seines monströsen Schwertes.

 

„Jetzt, wo du hier bist, können wir endlich richtig kämpfen“ sagte er spöttisch.

 

„Deswegen hast du mich also hierher geführt“ erwiderte Sevothtarte dunkel, „Du willst diese Piraten nicht in Gefahr bringen wenn du deine Kräfte loslässt.“

 

„Korrekt.“

 

Sevi lehnte sich zurück und verschränkte ihre Arme.

 

„Wieso kümmerst du dich um diese Sterblichen, Michael? Ich dachte, du bist derjenige, der andere ohne zweimal zu denken umbringt?“

 

„Das erstreckt sich nicht auf meine Leute, Sevi“ entgegnete Michael, „Und egal wie du es ansiehst, diese ‚Sterblichen’ sind meine Leute – sie sind meine Freunde.“

 

„Freunde?“ fragte Sevi kalt und lachte. „Ein Engel, der sterbliche Freunde hat. Das ist das dümmste, was ich je gehört habe!“

 

„Lach soviel du willst, Sevi! Du wirst es sowieso niemals verstehen!“ rief Michael wütend und brachte sein Schwert wieder hoch. Feuer schoss von ihm in einem perfekten Kreis um sie herum und entzündete die ganze Lichtung.

 

„Kämpf mit mir mit all deiner Kraft! Ich will wissen, welche Macht dich zu einem Admiral machte!“

Haki

Michael schlug sein mächtiges Schwert nach seinem Gegner und erzeugte eine weitere Feuerwalze und wieder einmal blockierte Sevothtarte diese.
 

Der Erzengel verengte seine Augen gefährlich und seine Federn zitterten vor Zorn. Er hatte bereits die ganze Lichtung zerstört, alles war verbrannt und zu Asche und nacktem Stein reduziert, aber dennoch hatte er das bei Sevi noch nicht geschafft.
 

„Du fragst dich, wieso du mich noch nicht eingeäschert hasst, nicht wahr?“ fragte Sevothtarte dann, und sprach damit seine innersten Gedanken an.
 

„Die Astralen Mächte, die du hast, sind hundertmal schwächer als meine!“ brüllte Michael, „Du solltest nichts weiter sein, als ein Haufen schwelender Asche und verbrannter Knochen!“
 

„Trotzdem bin ich hier, gesund, unversehrt und in der Lage, sogar dich zu verletzen. Sag … schmerzen die Wunden?“ fragte Sevothtarte, kalt lächelnd.
 

Der kleinere Engel blickte finster drein. So sehr er es auch hasste, es zuzugeben, aber Sevi war so ziemlich auf seinem Level. Vielleicht sogar darüber, wie die zahlreichen, glücklicherweise seichten Wunden vermuten ließen. Sie hatte irgendwie eine seltsame Kraft gefunden, der ihr es ermöglichten, nicht nur seine Attacken schadlos abzufangen, sondern auch ebenbürtig mit ihm zu kämpfen.
 

Sevothtarte nutzte diese Fähigkeiten auch, um ihre Astralen Attacken – diese waren Schockwellen, die innere und äußere Schäden verursachten – zu verstärken. Nur Dank Michaels eigener Astraler Macht, konnte sie an ihm bis jetzt noch keinen wirklichen Schaden verursachen, während jeder normaler Sterblicher ohne jeden Zweifel tot wäre. Allerdings hatte eine ihrer letzten Attacken ihm ein oder zwei Rippen gebrochen, und das würde sich bestimmt noch einmal bitter rächen. Außerdem schmerzten die vielen kleinen Wunden.
 

Sevothtarte, andererseits, war nahezu unverletzt. Sie war nicht nur in der Lage ihn zu verletzen und abzuwehren, sondern auch, seine nächsten Aktionen vorauszusehen. Es war zum Mäusemelken.
 

„Okay, Sevi-sama. Du hast mich neugierig gemacht“ sagte Michael dann, „Wie machst du das?“
 

Sevi lachte leicht. „Es ist sowieso kein Problem, wenn ich dir das erzähle, da ich dich ohnehin töten werde“ Sie sah auf und verschränkte ihre Arme. „Die Menschen, die hier leben, haben eine seltsame Macht in sich entdeckt. Sie nennen es ‚Haki’.“
 

„Haki?“
 

„Man könnte sagen, es ist eine andere, schwächere Art unserer Astralen Macht, die in jedem Lebewesen zu finden ist. Doch es kann dazu verwendet werden, ansonst unmögliche Dinge zu schaffen. Als ich herausfand, wie ich das nutzen konnte, wurde ich mächtiger als je zuvor! Jetzt bin ich in der Lage, sogar dich zu schlagen.“
 

„Träum weiter, Sevi!“ knurrte Michael und spreizte seine Flügel wieder, „Ich bin immer noch der verdammte Erzengel! Du bist nur eine kleine Laborantin!“
 

Er schwang seine Flügel nach vorne, wobei sich einige seiner Federn ablösten und in ihre Richtung geschleudert wurden. Aus Gewohnheit wich Sevothtarte aus. Nur Augenblicke später dankte sie dieser Gewohnheit, denn die Federn explodierten heftig als sie auftrafen und schleuderten scharfkantige Splitter herum.
 

Michael war plötzlich wieder über ihr. „Du bist nicht die einzige, die neue Tricks gelernt hat!“
 

Eine weitere Explosion rüttelte die Insel durch.
 

-oo0oo-

Die Piraten kämpften immer noch verbissen gegen die Marine. Obwohl sie bereits einen großen Teil erledigt hatten, kamen immer noch mehr.
 

„Verdammt!“ fluchte Kid, „Woher bekommen die nur immer ihr Personal?!“
 

„KID!“ brüllte Killer, trotzdem war er nur schwer zu verstehen, da die Kanonen und Gewehre einen Mordskrach machten. Kid wandte sich ihm erst zu als Heat einige Soldaten verbrannte.
 

„Was?!“ rief er zurück.
 

„Schau!“ war alles was Killer sagte und der deutete in den Wald.
 

Kids Augen weiteten sich bei dem Anblick. „Der Wald… er brennt!“
 

Der Wald brannte fast auf ganzer Fläche. Das Feuer breitete sich unnatürlich schnell aus, es hatte schon fast den Strand erreicht. Der Wind drehte und trieb den Rauch in ihre Richtung. Sofort musste Kid husten.
 

Im Zentrum des Waldbrandes waren ständige Explosionen, die das Feuer nur weiter anfachten. Dort kämpften die beiden Engel.
 

Durch die dicken Rauchwolken sah Kid dann etwas. Hoch über den Bäumen sah er etwas wie große Vögel. Der eine, der weiße, war deutlich zu sehen, selbst in dem dreckigen Grau des Rauches. Der kleinere aber, der rote, verschwand fast im Rauch und der Glut.

Kid fühlte plötzlich einen schmerzhaften Stich im Herz, und er wusste nicht wieso, aber er wusste, dass er unbedingt nach seinem kleinen Bruder sehen musste, um sicher zu stellen, dass dieser unverletzt war.
 

Irgendwie ahnte Killer das. Er schlug noch einige Marines nieder und rannte dann zu seinem alten Freund herüber. „Kid! Geh und schau nach Mika!“
 

„Was ist mit euch?“
 

„Wir kümmern uns hier schon!“ rief Wire, „Wir sind ja fast fertig mit denen!“
 

„Bring uns den Kleinen zurück!“ meinte Heat.
 

Kid nickte. „Danke, Jungs.“
 

„Pass auf dich auf“ sagte Killer dann, „Lass dich nicht töten, sonst schleif ich dich aus der Hölle und schlag dich zu Klump, verstanden?“
 

Kid konnte nicht anders und musste lächeln. „Klar, Killer. Ich komme lebendig wieder zurück – und mit Mika.“
 

„Viel Glück!“ rief Killer seinem Kapitän nach. Dann wirbelte er herum und erledigte noch einen Marine.
 

„Ihr habt es gehört!“ brüllte er, „Machen wir sie fertig!“
 

„AYE!“
 

-oo0oo-

Michael flog spiralförmig weiter nach oben. Er tat es nicht, um der Hitze und den beißenden Qualm zu entkommen, immerhin fand er beides recht komfortabel. Nein, er tat das, um einen besseren Blick auf seinen Gegner erhaschen zu können.
 

Das Weiß ihrer Schwingen und Kleidung war selbst in dem Grau des Rauches zu sehen.
 

„Da!“ dachte er schadenfroh als er etwas Weißes gegen das dreckige Grau des Qualms und das leuchtende rot der Flammen entdeckte. Sofort klappte er seine Flügel zusammen und ging in einen Sturzflug gegenüber, mit seinem Schwert nach vorne deutend. Wie ein Falke tauchte er nach seinem Ziel.
 

Doch als er durch den Rauch schoss und Sevothtartes Mantel entdeckte, schrie sein Unterbewusstsein: „Das ist eine Falle!“
 

Mit der unmenschlichen Reaktion eines trainierten Kriegers öffnete er seine Schwingen und verlagerte sein Gewicht… doch er war immer noch zu langsam.
 

„Reingefallen!“ rief Sevothtarte als sie von links aus dem Rauch kam. Michael wich aus und versuchte noch zu blocken, aber Sevi benutzte ‚Haki’.
 

Die Wucht, mit der ihr Schwert seins traf löste eine Schockwelle aus, die das Feuer größtenteils wieder auslöschte. Ein plötzlicher Schmerz durchzuckte seinen rechten Arm, seine Hand öffnete sich von alleine und ließ sein treues Schwert aus seinem Griff entgleiten.
 

Diese Aktion ließ Sevothtartes kaltes Lächeln nur größer werden. Michael erkannte das und beschwor eine Feuerwalze um sich zu schützen. Es brachte nichts.

Im nächsten Moment fühlte sich sein Brustkorb an, as sei er zu Papier zerquetscht wurden.
 

Sevothtarte hatte eine ihrer Schockwellen direkt in seinen Körper geschickt, das realisierte er sofort als seine Flügel ihre Tätigkeit einstellten und er in Richtung der verbrannten Erde stürzte.
 

Der Boden traf seinen Rücken mit einem ungesund klingendem Knacken, aber sein spärliches Gewicht prallte ab und wirbelte mehr als einmal bevor er mit dem Gesicht nach unten in der Asche liegen blieb, seine Flügel schlaff über seinen zerschrammten Rücken gelegt.
 

„Ich habe dir gesagt, ich würde gewinnen“ lachte Sevothtarte von irgendwo über ihm.

Michael versuchte noch, sich wieder auf die Füße hoch zu kämpfen, aber sein rechter Arm schrie in Schmerzen, er war entweder gebrochen oder nahe dran. Außerdem konnte er nicht normal atmen ohne gleich durch die Hölle zu gehen.
 

Plötzlich war da ein anderer Schmerz, noch quälender als irgendetwas das er jemals zuvor erlebte. Mit weit aufgerissenen Augen drehte er sich um, realisierte nicht einmal Sevothtarte da neben ihm. Er sah nur die Klinge seines eigenen Schwertes, und dass es durch seinen rechten Flügel tief in den felsigen Boden unter ihm getrieben war. Glücklicherweise hatte das Schwert sämtliche Knochen verfehlt, ansonsten hätte er diesem Körperteil auf Nimmerwiedersehen sagen können. Trotzdem war das Schwert so tief eingedrungen, dass er sich alleine niemals davon befreien könnte ohne den Verlust des Flügels zu riskieren.
 

„Siehst du, Michael?“ sagte Sevothtarte von irgendwo über ihm. Er wandte seinen Kopf vorsichtig. „Ich habe dir gesagt ich wäre besser geworden. Du, andererseits, hast dich nicht ein bisschen verändert, mein lieber Erzengel.“
 

“Schlampe“ schaffte Michael irgendwie herauszupressen. Gott, sein rechter Arm schmerzte, sein Brustkorb fühlte sich an, als würde er brennen und red’ ja nicht erst über den Flügel. Er kannte Schmerzen bis jetzt nicht wirklich.
 

Sevothtarte hatte sich wieder ein wenig entfernt und lachte dabei.
 

„Keine Sorge. Ich werde deine Flügel nicht abschlagen. Ich töte dich schnell, und dann werde ich mir deine Kräfte nehmen.“
 

„RARGH!“ brüllte Michael und schickte eine letzte Feuerwalze in ihre Richtung. Eine klägliche Aktion wie er schnell feststellte.
 

„Das hast du schon versucht, kleiner Erzengel!“
 

Dann schickte Sevothtarte eine weitere Schockwelle in die Richtung des kampfunfähigen Engels. Die Attacke schoss über den Boden und wirbelte eine Unmenge an Dreck und Staub auf. Michael riss seine Augen noch einmal auf bevor er sie zukniff.
 

Selbst mit seiner Feuerkraft würde er außer Stande sein, diese Attacke noch irgendwie abzufangen oder zu blockieren, und sein Körper war zu geschwächt um das schadlos zu überstehen.
 

Das ist es, dachte er, mein unausweichliches Ende.
 

Dann schlug die Attacke ein und eine Pilzwolke aus Dreck stieg überall um ihn herum auf.

Schmerz

Da war kein weiterer Schmerz.
 

„Komisch,“ dachte Michael, „sollten da nicht Schmerzen sein? Oder ist Sterben etwa ein schmerzloser Vorgang?“
 

Plötzlich wurde er mit etwas feuchtem und warmen regelrecht übergossen. Aber der Junge hatte nur wenige Sekunden Zeit, um das zu registrieren. Dann krachte eine gewaltige Masse auf ihn und die ganze Luft wurde gewaltsam aus seinen Lungen getrieben.
 

Einen weiteren, schmerzvoll langen Moment war wieder alles still.
 

Dann: „S…Scheisse… bist du in Ordnung?“
 

„KID?!“
 

Michael war sofort wieder bei vollem Bewusstsein. Doch allein den Kopf so drehen, so dass er seinen Freund sehen konnte, war eine ziemliche Herausforderung, da Kid nicht nur sehr ungünstig auf ihm lag, sondern weil er auch wenigstens dreimal so schwer war wie der schlanke Engel.
 

Er hatte sich dem Angriff in den Weg geworfen bevor es seinen Wahlbruder treffen konnte. Doch dafür bezahlte er einen ziemlich hohen Preis, das bekam Michael sofort mit. Die Mehrheit des sich unter ihnen sammelnden Blutes war von dem Piratenkapitän. Der Teil seines Körpers, der den monströsen Schlag abbekommen hatte, war mit klaffenden Wunden übersät, und ausgehend von der Natur dieser Astralen Attacken, gab es höchstwahrscheinlich auch innere Schäden. Aber das schlimmste, das Michael sehen konnte, war auf Kids linken Arm.
 

Wenn man dieses hängende, blutige Stück Fleisch noch einen Arm nennen konnte.
 

„Kid… dein Arm!“ schrie Michael entsetzt, „Scheisse! Dein Arm ist hinüber!“
 

„…Und das war der Gesunde …“ stöhnte Kid mit einem schmerzverzerrten Grinsen, „Aber was Wichtigeres… Geht es dir gut?“
 

„Mach dir um mich keine Sorgen, du Vollidiot! Die Nummer wird dich umbringen!“
 

„Oh, deswegen fühle ich mich gerade wie Scheisse…“
 

„Anscheinend seid ihr Piraten wirklich dumm“
 

Michael riss seinen Kopf herum wo Sevothtarte kalt Lächelnd stand.
 

„Dein Leben wegwerfen, nur um das eines anderen für ein paar Minuten länger zu retten?! Ich bringe euch doch trotzdem um! Ihr seid wirklich ein bescheuerter Haufen!“
 

Doch wieso erschien ihr das so bekannt? Wieso musste sie unweigerlich and Ruffy und Ace denken?
 

„Kid… wieso hast du das gemacht?“ fragte Michael leise.
 

„Sei nicht blöd…“ antwortete Kid atemlos, „Das tun große Brüder nun einmal… sie beschützen ihre kleinen Brüder.“
 

Das erste Mal in seinem Leben war Michael sprachlos. Niemand hatte das je zu ihm gesagt. Dann zog er die Luft scharf ein als Kid das Schwert in seinem Flügel ergriff.
 

„Geh“ schnaufte er, „Erledige sie.“
 

Mit einem heftigen, starken Ruck, der für einen schwer verletzten Mann eigentlich unmöglich sein sollte, riss Kid das Schwert Kriel aus Michaels Flügel. Dabei ließ Michael einen unterdrückten Schmerzesschrei los, immerhin sind die Flügel eines Engels die empfindlichsten Teile seines Körpers! Im nächsten Moment krabbelte er unter dem gefallenen Piraten hervor und sprang die völlig überraschte Sevothtarte an.
 

„SEVOTHTARTE!“ brüllte er wutentbrannt, „ICH BRING DICH UM!“
 

„SINNLOS!“ rief sie zurück.
 

Mit einem Schwung ihres Schwertes schickte sie eine weitere Haki-verstärkte Schockwelle in Richtung des angreifenden Engels, und diese Attacke war sicherlich mehr als genug, um den geschwächten Engel endgültig zu Boden zu bringen und den Pirat zu töten.
 

Aber Michaels Zorn und Verzweiflung gaben ihm die notwendige Kraft, durch den Angriff und Sevothtartes Schwert zu brechen, als wäre es Glas. Seine Augen brannten mit demselben alles verzehrendem Feuer, das auch um seine Schwingen aufflammte.
 

„WAS?!“ war alles, was Sevothtarte sagen konnte als der Erzengel zuschlug.
 

Er erwischte sie in einem unerwarteten Moment und rammte seine Hand durch ihren Körper. Eine gewaltige Stichflamme entlud sich hinter ihr und ebnete alles ein, was sich in seinem Weg befand. Sevothtarte schrie aus, doch dann wurde ihr Schrei von einem nassen Gurgeln abgelöst und sie brach zusammen als Michael seine Hand wieder zurückzog.
 

Der Erzengel starrte wütend auf die bewusstlose Frau vor ihm. Für das, was sie seinem Bruder angetan hatte, sollte er sie eigentlich hier und jetzt einäschern, aber ein schmerzerfülltes Husten von Kid rief ihn weg.
 

„Mist… Kid!“
 

Der größere Rotschopf hustete wieder. Blut spritzte auf den Boden vor ihm als er stöhnte: „Immer noch am Leben… Mika.“
 

Michael erlaubte es sich, erleichtert auszuatmen.
 

„Scheisse… Killer wird unsere Ärsche dafür aufreißen.“
 

Kid lachte leicht darüber bevor er wieder husten musste.
 

Grinsend sagte er dann: „Erst wir er uns wieder zusammenflicken. Dann wird er uns ein neues reißen.“
 

-oo0oo-

Der Strand war wieder unheimlich still. Die Marines lagen geschlachtet am Strand, und ihr Schiff war in Splitter geschossen. Die Piraten kümmerten sich gerade um ihre Verletzten und ihr beschädigtes Schiff. Killer trat über ein paar Leichen.
 

„Wie ist das Schiff?“ hörte er Wire rufen.
 

„Beschädigt, aber wir können noch von hier abhauen!“ antwortete Mako, „Killer! Gib uns Befehle!“
 

Der maskierte Mann sah hinauf zu seinen Männern, dann zurück in den immer noch brennenden Wald.
 

„Wir warten auf Kid und Mika!“ sagte er endlich, „Wenn sie in fünf Minuten nicht wieder zurück sind, will ich, dass Heat und Wire mich begleiten!“
 

Zu seiner großen Erleichterung aber mussten sie das nicht. Nach scheinbar endlosen dreieinhalb Minuten rief Mako: „Ich glaube, ich sehe sie!“
 

Killer, Wire und Heat wandten sich sofort in die angedeutete Richtung. Dort, zwischen den Bäumen, sahen sie etwas Rotes. Das kräftige Rot von Michaels und Kids Haaren, sowie von Michaels Schwingen verrieten ihre Positionen, selbst in dieser mondlosen Nacht. Die Drei am Strand rannten sofort in ihre Richtung, aber hielten abrupt an, als sie sie erblickten.
 

Der riesige Pirat war schwer verletzt und musste sich auf den wesentlich kleineren Rotschopf stützen. Michael wankte unter dem enormen Gewicht. Die Kleidung, Haut und Haare von beiden war mit getrocknetem Blut durchtränkt, und das meiste war von Kid wie seine zahlreichen Verletzungen vermuten ließen. Sein dunkler Pelzmantel war wie zufällig über seine zusammengesackten Schultern gezogen.
 

„KID!“ schrie Killer, „Verdammt! Was hast du diesmal angestellt, du Trottel?!“
 

„Habe mich mit Sevi angelegt, was sonst?“ erwiderte sein alter Freund schwach, aber sein Auge blitze belustigt. Das andere war zugekniffen und eine riesige Wunde lief quer darüber.
 

„Sie hat mich etwas übel zugerichtet – aber hey! Ich bin immerhin noch am Leben!“
 

„Für wie lange, Vollidiot?! Dass sie dich ‚übel zugerichtet’ hat, ist die Untertreibung des Jahrhunderts!“ tobte Killer, „Schau dich mal an!“
 

Heat kam an die Seite der beiden Rothaarigen, um einen schnellen Blick auf seinen Kapitän zu werfen. Aber als er den schweren, Blutdurchtränkten Mantel anhob, hörte er Killer und Wire in Schreck aufschreien.
 

„Dein Arm ist hinüber!“ rief er entsetzt.
 

„Danke, dass du es so direkt ansprichst, Herr Offensichtlich“ erwiderte Kid sarkastisch. „Das habe ich bereits…“
 

Weiter kam er nicht weil ein heftiger Hustenanfall ihn eine ungesunde Menge Blut ausspucken ließ.
 

„Verdammt, das ist nicht gut“ knurrte Heat, „Auch noch innere Verletzungen…?!“
 

Er drehte sich schnell zu den anderen Piraten um.
 

„Wire! Wir müssen den Käptn sofort an Bord bringen!“
 

Der normalerweise so stoische, große Mann schien diesmal wirklich besorgt zu sein. Schnell nahmen er und Heat die Bürde von Michaels Schultern und brachten ihn weg. Michael blieb stehen und machte sich schwere Vorwürfe für das Geschehene.
 

„Wir müssen dich auch an Bord bringen“ sagte Killer dann, „Du siehst auch nicht besonders gut aus.“
 

-oo0oo-

Die Anspannung in der Kantine war erstickend. Niemand sagte etwas. Man hatte sich dafür entschieden, die Insel zu verlassen und in einer der von Michael entdeckten Vorgelagerten Felshöhlen auszuharren, bis sich die Situation beruhigt hatte.

Wire und Heat waren immer noch im Krankenzimmer und kümmerten sich um ihren Kapitän. Währendessen nahm Killer Mika zur Seite. Gerade jetzt nähte er die riesige Wunde in seinem Flügel wieder zusammen.
 

Michael sagte nichts dazu. Eigentlich reagierte er auch kaum. Lediglich seine Flügel zuckten hin und wieder.
 

Irgendwann schnitt Killer den Faden durch, lehnte sich zurück und sah dem Engel direkt in die Augen.
 

„Okay. Was zur Hölle ist auf der Insel passiert?“
 

Diese Frage brannte jeden auf der Zunge.
 

Michael seufzte und sagte leise: „Kid hat Sevothtartes Angriff für mich abgefangen. Er hat mein Leben gerettet.“
 

Killer schüttelte seinen Kopf. Er grummelte etwas wie: „Habe ich es mir doch gedacht…“ und langte nach dem Verbandsmaterial. In dem Moment betrat jedoch Wire die Kantine. Sofort waren alle Augen auf ihn gerichtet, aber den großen Mann schien das nicht zu stören.
 

„Wie sieht es aus?“ fragte Brynhild, „Wie steht’s um den Käptn?“
 

„Er ist ohnmächtig“ sagte Wire, „Die Lage ist… schlecht, gelinde gesagt.“
 

Wie schlecht?“ fragte Killer hartnäckig, „Komm, Wire, verharmlose das nicht.“
 

Der große Mann schnaufte und setzte sich neben Mika und Killer.
 

„Da Mika hier die Wunden kauterisiert hat, dürften die äußeren Wunden leicht zu behandeln sein. Sie werden auf jeden Fall ziemliche Narben hinterlassen… Was von seinen Arm übrig war, mussten wir allerdings amputieren; aber das Auge ist noch in einem Stück und wir können den verlorenen Arm durch eine Prothese ersetzen…“
 

„Aber?“
 

„Es sind die Inneren Verletzungen, die mir Kopfzerbrechen bereiten“ sagte Wire schlussendlich, „Heat meinte ziemlich ausdrücklich, dass er weder die notwendigen Geräte noch Ausstattung hätte, um solche Wunden zu kurieren.“
 

Alles wurde wieder totenstill.
 

Bis jemand vorsichtig fragte: „Soll das heißen… ihr könnt dem Käptn nicht helfen?“
 

„Nicht ohne dauerhafte Schäden zu hinterlassen oder ihn dabei umzubringen.“
 

„SCHEISSE!“ brüllte Michael dann und schlug mit seiner Faust auf den Tisch, welcher unter der Wucht zerbarst. Flammen schlugen überall um ihn empor, verbrannten Teile der Inneneinrichtung und zwangen Killer und Wire zum ausweichen.
 

„Scheisse! Es ist meine verdammte Schuld!“
 

„Mika! Beruhige dich!“ rief Killer, „Wenn jemand die Schuld trifft, dann ist es diese verdammte Sevothtarte! Scheisse…“
 

Er stieß einen langen Atemzug aus und fiel zurück auf die beschädigte Bank, „Scheisse, du bedeutest Kid wirklich was. Sonst hätte der Volltrottel so eine bescheuerte Aktion nie gemacht!“
 

„Verdammt…“ schnaufte Michael und vergrub sein Gesicht in seinen Händen, „Verdammt! Wenn Raphael hier wäre, wüsste er, was zu tun ist!“
 

„Kannst du ihn nicht herholen?“ fragte Mako vorsichtig.
 

„Nein“ entgegnete Michael, „Ich habe alle Verbindungen nach Yetzirah gekappt als ich hergekommen bin. Und jetzt…“ Er spreizte seinen verletzten Flügel um seinen Punkt zu bekräftigen: „…kann ich noch nicht einmal wieder zurück fliegen. Nicht mit diesem Flügel.“
 

„…aber… du kannst immer noch fliegen… oder?“ fragte Killer dann leise.
 

„Nicht sehr hoch oder sehr lange. Der Himmel ist außerhalb der möglichen Reichweite.“
 

„Aber du kannst es immer noch, richtig?“
 

Michael blinzelte in Verwirrung. „Ja… das sollte noch möglich sein…“
 

Killer atmete erleichtert aus. „Ich denke, ich habe eine Idee. Allerdings wird sie keiner von uns – ganz besonders Kid – nicht leiden können…“
 

„Was?“
 

„Trafalgar Law“ sagte Killer. „Er hat dem Strohhut in Marineford geholfen; er kann sicherlich auch Kid helfen.“
 

„Er ist außerdem irgendwo hier!“ fügte Wire hinzu.
 

Er wandte sich wieder an Michael: „Mika? Kannst du zu seinem Schiff fliegen und ihn darum bitten, herzukommen? Nutze notfalls Gewalt.“
 

Michael sah von dem großen Mann hinüber zum Maskierten. Plötzlich tat sich eine Möglichkeit auf, Kid zu helfen, und er ergriff sie. „Ich werde es tun.“
 

„Gut. Aber du musst dich beeilen!“
 

„Nichts fliegt schneller als ein Engel!“ rief Michael und sprintete aus dem Raum.
 

Die anderen folgten ihm schnell, doch als sie das Deck erreichten, war der Engel bereits über die Reling gesprungen und raste aufs offene Meer hinaus.
 

„Viel Glück“ murmelte Killer und sah ihm nach, bis das leuchtende Rot seiner Schwingen in der Dunkelheit der Nacht verschwunden war. Dann ging er wieder unter Deck.
 

Das Leben ihres Kapitäns hing nun von Michael ab.

Hilfe

Die Sonne stieg höher am Himmel empor und hatte schon fast den Zenit erreicht. Ein seltsames gelbes Schiff tanzte leicht über die mal ausnahmsweise ruhigen Wellen.
 

An Bord: Die Heart-Piraten.
 

Obwohl es bereits später Morgen war, war es immer noch recht kühl. Law und seine Männer waren an Deck und genossen die Sonne. Bepo, der Eisbär der Mannschaft, hatte sich für ein Nickerchen hingelegt und erlaubt so seinem Käptn ihn als riesiges, flauschiges Kissen zu verwenden.
 

„Ich finde es ziemlich cool, dass du jetzt einer der Shichibukai bist, Käptn!“ rief Shachi,„Aber auch irgendwie langweilig. Immerhin greift die Marine uns jetzt nicht mehr an.“
 

Law lächelte leicht müde: „Mach dir mal darum keine Sorgen, Shachi. Ich bezweifele es ernsthaft, das es hier sehr langweilig wird“ Er lehnte sich zurück und sah ins tiefe Blau.
 

„Allerdings wird es nur halb so interessant solange Herr Strohhut nicht wieder dabei ist.“
 

„Käptn!“ rief Penguin dann, „Da kommt ein riesiger Vogel von Steuerbord auf uns zu!“
 

„Vogel?“
 

„Ein großer roter Vogel…“ bekräftigte Penguin.
 

Doch dann kniff er seine Augen zusammen, um besser sehen zu können, und berichtigte sich: „Warte… das ist kein Vogel… das ist eine Person!“
 

Law hob müde eine Augenbraue und stand langsam auf, wobei er sein Nodachi als Stütze verwendete. Doch als er endlich stand, rief Jean Bart nach ihm und Law riss seine Augen kurz auf bevor er seinen Kopf einzog. Das etwa menschengroße Objekt zog ganz knapp über seine Mütze und krachte hinter ihm aufs Deck. Rote Federn stoben in alle Richtungen auseinander bevor sie plötzlich anscheinend zu Asche verbrannten und vom Wind davon getragen wurden.
 

Einen Moment lang war entsetzte Stille. Dann: „Verdammt! Das ist ein Junge! Mit Flügeln!“
 

„Nicht nur irgendein Junge…“ sagte Law, als er zu dem abgestürzten Engel hinüber ging, „Das ist Herr Michael, wenn ich mich nicht total irre.“
 

Als er seinen Namen hörte hustete der Junge kurz und fing an, sich wieder aufzurichten. Allerdings gab sein rechter Arm unter ihm nach.
 

„Na Großartig…“ murrte er und setzte sich auf seinen Hintern, „…jetzt isser ganz bestimmt gebrochen.“
 

„Na…“ Michael bemerkte erst jetzt die anderen Leute und drehte sich um, nur um das müde lächelnde Gesicht von Trafalgar Law zu sehen.
 

„Bist du nicht der kleine Bruder von Mister Eustass?“
 

Sein unheimliches Lächeln wurde nur größer als Michael seine Augen gefährlich verengte.
 

„Wie ich schon mal gesagt hatte: Du bist eine ziemlich interessante Person…“ sagte Law und strich langsam über die rot befiederten Schwingen.
 

Sofort zog er seine Hand zurück bevor Michael sie verbrennen konnte.
 

„Fass mich nicht an!“ zischte Michael sauer.
 

„’Tschuldigung“ sagte Law und ging langsam um den Engel herum.
 

Da waren einige ziemlich hässliche Wunden und Prellungen, die Teile seiner Haut in einem grässlichen blau-lila einfärbten. Von eben zu urteilen war sein rechter Arm gebrochen und da war eine klaffende Wunde in seinem rechten Flügel, und diese durchbohrte diesen sogar vollkommen. Jemand hatte diese Wunde vor kurzem vernäht, aber die Nähte waren wieder gerissen.
 

Law zuckte dann mit seinen Schultern und erwiderte: „Ich bin Arzt. Man erwartet von mir, dass ich meine Patienten anfasse, Herr Michael.“
 

Bei dem Wort ‚Arzt’ wurde der Junge etwas aufmerksamer. „Sagtest du ‚Arzt’?“
 

„Ja“ sagte der Mann freundlich, „Trafalgar Law, Chirurg des Todes, zu deinen Diensten. Kannst du dich nicht an mich erinnern? Ich war neben Mister Eustass als du den Herrn Kuma Cyborg geschrottet hast!“
 

„…Ich kann mir Gesichter schlecht merken…“ fing der Junge an, hörte dann aber auf und schüttelte seinen Kopf als er langsam aufstand. „Aber das ist wurscht… ich bin hergekommen, um dich um etwas zu bitten.“
 

„Oh?“
 

„Es geht um…“ er brach ab und holte tief Luft bevor er fortfuhr: „Es geht um Kid. Er wurde schwer verletzt als er mich vor der ‚Weiße Gerechtigkeit’ Sevothtarte beschützt hat.“
 

„Du hast gegen einen Admiral gekämpft?“ fragte Law etwas ungläubig.
 

„Ich habe sie fertig gemacht, verdammt!“ tobte der Junge, „Allerdings hatte sie vorher noch einen heftigen Treffer auf Kid gelandet“
 

Er seufzte und hing an: „Hör mal, normalerweise würde ich niemanden um Hilfe bitten – insbesondere nicht so einen unheimlichen Bastard wie dich – aber unser Doc meinte, er könne Aniki nicht mit der Ausrüstung helfen, die er hat.“
 

„Also willst du, dass ich Mister Eustass helfe?“ Michael nickte niedergeschlagen.

„Man hat mir erlaubt, Gewalt anzuwenden, wenn du das nicht tun solltest.“
 

Law kicherte. „Das wird nicht nötig sein. Auch wenn ich mich wie die verdammte Mutter Teresa fühle, wenn ich ständig irgendwelchen Piraten helfe… aber es wäre eine echte Schande wenn Mister Eustass schon so früh aus unserem kleinen Wettkampf um das One Piece ausfällt“
 

Er seufzte wieder und fügte an: „Außerdem bin ich Arzt. Von mir wird erwartet, dass ich den Leuten in Not helfe.“
 

Michaels Augen leuchteten ein wenig auf. „Also hilfst du Aniki?“
 

Law zuckte mit seinen Schultern.
 

„Ja. Sag uns nur die Position eures Schiffes.“
 

Wenn das nicht so total gegen seine Prinzipien wäre, wäre Michael dem Mann um den Hals gefallen.
 

Stattdessen sagte er nur: „Danke.“
 

„Aber bis wir da sind, werde ich mich zuerst um deine Wunden kümmern“ sagte Law schlussendlich, „Du tropfst hier überall Blut auf mein Schiff.“
 

-oo0oo-

Das U-Boot bewegte sich mit Höchstgeschwindigkeit durch die Wellen. Michael drängte sie dazu, schnell zu fahren, da er um Kids Gesundheit fürchtete. Auch wenn er eigentlich wusste, dass der Kerl ein störrischer Esel war. Während der Rest der Mannschaft sich um ihr Schiff kümmerte, saß Michael mit Law in dessen Operationsraum.
 

Law war gerade damit fertig geworden, die Wunde in dem Flügel wieder einmal zusammen zu nähen und reinigte sie gerade mit Desinfektionsmittel. Michael saß still wie ein Kaninchen auf dem kalten Edelstahltisch und erlaubte dem Doktor seiner Arbeit nachzugehen.
 

Während dieser das rot befiederte Körperglied mit Bandagen versah, sagte er nachdenklich: „Das war eine ziemlich große Wunde. Ein paar Zentimeter weiter hoch und du hättest den Flügel verlieren können.“
 

„Habe ich aber nicht“ brummte Michael, „Es wird wieder verheilen.“
 

„Zuerst habe ich ja gedacht, dass deine Flügel von irgendwelchen Teufelskräften kommen, aber da sie ebenfalls verletzt werden können, müssen sie direkt von deinem Körper sein!“ leierte Law herunter, mehr zu sich als zu Mika.
 

„Also schließe ich daraus, dass du kein gewöhnlicher Mensch bist. Wofür braucht deine Art ihre Flügel? Zum fliegen?“
 

„Das ist nur ein angenehmer Nebeneffekt. Normalerweise fliegen wir mit Maschinen herum“ erwiderte Michael gelangweilt.
 

„Aber du hast recht, Doc. Ich bin kein gewöhnlicher Mensch… eigentlich bin ich überhaupt kein Mensch!“
 

„So? Und was bist du dann, Herr Michael?“
 

„Ein Engel“ war die einfache Antwort, „Bevor du fragst: Ja, uns gibt es, wir leben nur in einer versteckten Welt.“
 

„Interessant!“ sagte Law, „Allein der Gedanke, dass ich der Erste Arzt bin, der einen Engel behandelt…“
 

„Technisch gesehen, bist du der Zweite. Unser Doc musste mich auch schon ein paar Mal zusammenflicken.“
 

„Aber zurück zu meiner Frage“ sagte Law dann, „Wozu braucht ein Engel seine Schwingen wenn nicht vorwiegend zum Fliegen?“
 

„Astrale Macht“ sagte Michael so ganz nebenbei, „Sie sind die Quellen unserer Astralen Macht. Und halten uns auch bei perfekter Gesundheit. Ein Engel kann niemals durch Altersschwäche oder Krankheit sterben, nur durch Gewalt von Außen.“
 

„Auch interessant…“ sagte Law und zog vorsichtig an dem ausgestreckten Flügel, „Was passiert, wenn ein Engel seine Schwingen verliert?“
 

„Sie sterben einen langsamen und qualvollen Tod“ kam die mürrische Antwort, „Selbst, wenn sie das überleben sollten, sind sie tot besser dran.“
 

„Besser dran? Wieso?“
 

„Ansonsten endet man wie der arme Valtiel.“
 

Law hob eine Augenbraue als er sich einigen Wunden auf dem Rücken des Engels zuwand. „Was ist mit Valtiel passiert?“
 

„Hat seine Flügel im Kampf mit einem Dämon verloren. Er hat es überlebt, aber das Ergebnis war fürchterlich“ Michael seufzte und sah zur niedrigen Decke hinauf.
 

„Valtiel war einst ein beliebtes und respektiertes Mitglied unseres Volkes. Verdammt, sogar ich mochte den Typ irgendwie! Er war Metatrons Aufpasser vor Sevothtarte“
 

Dann schüttelte er seinen Kopf und sagte bedrückt: „Dann verlor er seine Schwingen und mit ihnen alles – inklusive seines Gesichtes.“
 

„Er wurde tief beschämt dadurch?“
 

„Nein, ich meine es so, wie ich es sage“ knurrte Michael. „Er hat kein verdammtes Gesicht mehr. Sein Mund ist auf der Rückseite seines beschissenen Kopfes!“
 

Laws Augen weiteten sich in Schreck, aber Michael fuhr fort: „Sein Kopf zuckt ständig als hätte er irgendwelche Krämpfe. Heutzutage verbringt er seine traurigen Tage damit, an Wänden und Decken herumzukriechen, wie ein Insekt, dreht an irgendwelchen Ventilen und Zahnrädern herum und trägt einen dreckigen Fleischerkittel. An seinen schlechteren Tagen trägt er noch zusätzlich einen riesigen Helm und zieht ein gewaltiges Messer hinter sich her, tötet alles und jeden, der ihn in den Weg kommt oder enthäutet Leute mit einer Hand.“
 

„Klingt… unangenehm…“
 

„Du kannst verdammt sicher sein, dass es das ist“ knurrte Michael, „Wenn du schon einem Engel die Flügel abschlägst, sei wenigstes anständig genug, ihn danach auch zu töten.“
 

Law verzog sein Gesicht, sagte aber nichts. Stattdessen kümmerte er sich um Michaels Wunden in Stille.
 

-oo0oo-

Weiter weg landete ein Marineschiff an der Insel an. In purem Grauen traten die Soldaten über ihre dahin gemetzelten Kameraden.
 

„Scheisse!“ fluchte einer, „Scheisse! Was ist hier passiert?!“
 

„Keine Ahnung“ erwiderte sein Kumpel, „Aber Admiral Sevothtarte ist nirgendwo dabei. Suchen wir sie.“
 

Die beiden liefen in Richtung des verbrannten Waldes, während der Rest der Mannschaft anfing, die Toten einzusammeln.
 

„Schau!“ rief der erste, „Da ist eine Blutspur!“
 

„Ob die vom Admiral ist?“
 

„Keine Ahnung. Lass uns der Spur folgen.“ Und das taten sie dann auch.
 

Sehr bald kamen sie zu einem riesigen, zerstörten Weg. Es sah aus, als sei eine riesige Feuerwalze hier durch gerast und hätte alles verbrannt. Kein Baum stand mehr, kein Fels. Nur schwarze und weiße Asche. Und am Ende des Pfades lag eine zerstörte Lichtung.
 

„Mann. Das sieht aus, als sei eine Bombe hier hoch gegangen!“
 

„Ja… verdammt, was ist hier passiert?“ Dann erblickten sie etwas.
 

„SCHEISSE! Es ist Sevi!“ rief einer von ihnen als zu dem gefallenen Admiral rannten.

Da war eine riesige Stichwunde in ihrem Körper, als sei sie von etwas durchbohrt worden. Sie hatte überall Verbrennungen.
 

„Scheisse! Was ist mit ihr passiert? Armer Admiral!“
 

„Trauere später, Idiot! Sie ist noch am Leben!“
 

„WAS?!“
 

„Wir müssen sie zum Schiff bringen!“

Alter

Die Schritte und Gespräche an Bord schienen unendlich weit weg zu sein, obwohl sie doch nur einige Räume und Hallen weiter Rechts von ihm waren. Es war bereits später Nachmittag, aber Michael kümmerte das nicht.
 

Er saß vor Laws Operationsraum seit einer Ewigkeit. Er hatte schon lange sein Zeitgefühl verloren, und wusste nicht, wie lange er schon so da war. Nur wie ein ausgesetztes Hündchen saß er vor der Tür, hinter welcher Law und Heat um das Leben seines Bruders kämpften.
 

Michael wollte auch mit niemandem reden, und bis jetzt war auch niemand zu ihm gekommen.
 

Bis jetzt.
 

„Hey Mika“ Der Engelsjunge hob müde seinen Kopf und erblickte das maskierte Gesicht von Killer. „Du bist schon seit über fünf Stunden hier und hast dich nicht einmal bewegt. Die anderen fangen an sich Sorgen zu machen.“
 

„Ich bleibe hier und warte, was die Docs sagen…“
 

Killer seufzte. „Sie werden auch nicht schneller fertig wenn du nur hier rumhockst“
 

Der maskierte Mann kniete sich herunter und wuschelte durch das wilde rote Haar.
 

„Keine Sorge. So sehr ich diesem Law auch nicht ausstehen kann, aber er weiß, was er tut.“
 

Mika sah zur Tür bevor er wieder zu Killer hoch schaute. Erst dann bemerkte er den weißen Verband, der fast Killers ganzen linken Arm bedeckte. Darauf deutend fragte er: „Was ist da passiert?“
 

„Oh das?“ fragte Killer, „Naja, erinnerst du dich wie du gestern Nacht ausgerastet bist?“

„…Das war ich?“
 

Killer zuckte mit seinen Schultern. „’S auch meine Schuld. Ich bin nicht schnell genug weggekommen.“
 

„…Es tut mir leid…“ sagte der Jugendliche niedergeschlagen.
 

„Hey, mach dir mal darum keine Sorgen. Du solltest dich um dich selbst sorgen, Mika.“
 

So sehr er es auch hasste zuzugeben, aber er war ein Wrack. Seine Kleidung war zerrissen und mit Blut durchtränkt, seine Haut und Haare mit Blut und Dreck verklebt. Selbst seine Federn fühlten sich schmutzig an. Lediglich die Bandagen, die Law angebracht hatte, waren sauber.
 

„Wann hast du dich das letzte Mal gewaschen?“ fragte Killer dann, „Denn du brauchst verdammt noch eins ein dringendes Bad. Außerdem eine Mütze voll Schlaf und was zu Futtern!“
 

„Aber…“
 

„Kein Aber!“ schnaufte Killer und zog den Jungen auf seine Füße. „Geh und ruh dich aus. Ich halte hier die Stellung, okay?“
 

Michael seufzte schwer als er aufstand. Er war zu müde um jetzt zu diskutieren. Aber dann kam auch schon Law aus dem Raum und wischte gerade seine Hände an einem Handtuch ab. Beide Kidpiraten sahen ihn erwartungsvoll an.
 

Ohne auf ihre ausgesprochene Frage zu warten sagte Law: „Er wird durchkommen. Allerdings wird eine Weile niemandem gefährlich werden können. Lasst ihn eine Weile ruhen und in ein paar Wochen sollte er wieder der unausstehliche und bösartige Käptn Kid sein, den ihr alle anscheinend so liebt und respektiert“
 

Mit seinen Schultern zuckend fügte er an: „Minus den linken Arm, natürlich, aber Heat meinte, er wüsste, wie man Prothesen anbringt.“
 

Ein schweres Gewicht wurde von ihren Schultern genommen. „Gut“ sagte Michael, „können wir ihn sehen?“
 

Law schüttelte seinen Kopf.
 

„Nicht jetzt. Zurzeit ist er noch bewusstlos. Außerdem werde ich ihn ein paar Tage zur Beobachtung hier behalten.“
 

„So wie du aussiehst, solltest du sowieso niemanden besuchen“ sagte Killer grinsend, „Ab unter die Dusche, Mika-chan.“
 

Michael erstarrte sofort und sah sauer zu Killer: „Nenn mich nicht Mika-chan!“
 

Killer ignorierte den praktisch brennenden Engel neben sich und wandte sich wieder an Law: „Vielen Dank, Trafalgar. Möchtest du irgendeine Art von Bezahlung?“
 

Der Doktor winkte ab. „Nein. Den Kleinen da…“
 

„ICH BIN NICHT KLEIN!“
 

„…zu untersuchen war genug. Kümmert euch nur darum, dass euer Kapitän nicht wieder mein Gesicht gegen eine Wand rammt wie bei unserem letzten Treffen, das tat nämlich weh. Ganz nebenbei…“
 

Er fing an, unheimlich zu grinsen, „Mister Eustass ist mein Rivale, und ohne ihr wäre unser kleiner Wettstreit nur halb so lustig. Außerdem sollte man einem verdammten Engel keinen Wunsch abschlagen wenn sie blutbesudelt vor einem auftauchen.“
 

-oo0oo-

Die Sonne schien hell durch ein Bullauge als Michael eintrat und für einen Augenblick geblendet wurde.
 

„Mika?“
 

Der Engel grinste breit als er die Tür hinter sich schloss und zum Bett hinüber ging. Kid saß in besagtem Bett und war anscheinend gerade erst aufgewacht, wie sein verwuscheltes Haar und sein müder Gesichtsausdruck vermuten ließen.
 

Nachdem Law und Heat ihn wieder zusammengeflickt hatten, hatten sie ihn in sein eigenes Bett geschickt und ihm befohlen, dort zu bleiben. Natürlich war Kid niemand, der sich einfach so herumkommandieren ließ, aber nachdem Killer ihm androhte, ihn ans Bett zu fesseln, hatte er aufgegeben. Ganz nebenbei hatte er immer noch keine Ahnung, wie er sich mit nur einem Arm anziehen sollte (sein schwacher auch noch!) und nackt herum laufen war das letzte, das er wollte.
 

Michael näherte sich Kid und ließ dabei seinen Blick über die Unmengen an Bandagen schweifen, insbesondere über die Stelle, wo sein linker Arm war. Obwohl das alles vor Wochen passiert war, fühlte er sich immer noch schrecklich deswegen.
 

Er schluckte aber dieses Gefühl tapfer runter und fragte: „Wir werden bald im Hafen anlanden. Soll ich dir was mitbringen?“
 

„Irgendwas, womit ich mich beschäftigen kann. Diese Langeweile bringt mich noch irgendwann um!“
 

Michael grinste. „Das ist genau das, warum ich Yetzirah verlassen habe.“
 

„Aus Langeweile?“
 

Michael zuckte mit seinen Schultern und setzte sich auf den Rand des Bettes.
 

„Sevi war nicht die beste Herrscherin im Himmel, aber immerhin konnte ich damals hin und wieder auf Dämonenjagd gehen. Aber weil sich die neue Regierung mit den Dämonen besser stellen will, darf ich nicht mehr.“
 

Kid lachte. „Das stinkt!“
 

„Aber voll!“
 

Eine Weile saßen sie nur zusammen und quatschten. Kid genoss diese Abwechslung, da er nicht viel zu tun hatte, während er sich wieder erholte.
 

Irgendwann sagte er dann: „Sobald Heat sagt, ich sei soweit, werde ich mir einen neuen Arm bauen!“
 

„Ich verstehe immer noch nicht, wieso du dich damals für mich geopfert hast“ sagte Michael bevor er überhaupt realisierte, dass er das sagte. „Ich meine, du musstest doch wissen, dass, wenn du überlebst, du wochenlang schreckliche Schmerzen haben würdest!“
 

„Gott! Regst du dich etwa immer noch darüber auf?“ fragte Kid, „Ich habe dir doch schon gesagt, das tun Große Brüder nun einmal! Sie beschützen nun einmal ihre Kleinen Brüder!“
 

„…Weißt du eigentlich, dass ich älter als die ganze Mannschaft zusammen bin?“
 

„…Wie alt bist du?“
 

„Ein paar tausend Jahre… plus minus ein paar Jahrhunderte… Hey! Nicht wieder einschlafen!“
 

Michael blinzelte verwirrt Kid an. Aber bevor er ihn wieder wecken konnte kam Killer dazu.
 

„Wir haben am Hafen festgemacht“ sagte er, „und… ist Kid wieder eingeschlafen?“
 

„…Ja.“
 

„Sieht aus, als sei er vor Schreck ohnmächtig geworden… was hast du ihm gesagt?“
 

„Nur mein Alter!“
 

Killer blinzelte ihn einen Moment von unter seiner Maske an.
 

Dann schlug er sich aufs Knie und rief: „Aha! Dann bist du doch älter, als du aussiehst! Habe ich es mir doch gedacht!“
 

Michael holte tief Luft um was zu erwidern, aber Killer kam ihn zuvor: „Sag mal… du bist nicht rein zufällig der Erzengel Michael, oder?“
 

„Das ist mein Titel“ antwortete Michael verwirrt, „Ich dachte, ich habe das klar gestellt?“
 

„War nur verwirrt. Denn eigentlich stellen die Leute ihn als großen, gut aussehenden, langhaarigen, blonden Helden dar.“
 

Michael lachte kurz auf. „Hah! Diese Vorstellung kann bestenfalls als idealisiert bezeichnet werden“
 

Er deute auf sich und meinte trocken: „Das ist alles, das du jemals kriegen wirst. Aber das wollten die Leute damals nicht glauben und haben ’ne Menge dazu gedichtet.“
 

„Naja, ich hatte ja irgendwie gehofft, der Erzengel sähe mehr wie ich aus…“
 

Aber Killer schüttelte den Gedanken schnell ab und fuhr fort: „Mir ist es eigentlich egal wer du wirklich bist und wie alt du tatsächlich bist; du siehst aus wie ein Kind, also bist und bleibst du der Kleine Bruder von Eustass Kid.“
 

Michael knurrte dunkel: „Ich bin nicht nur einfach der Kleine Bruder von jemandem!“
 

„Natürlich bist du das nicht! Aber so werden dich die Leute immer sehen!“
 

Er wuschelte wieder in einer besänftigenden Geste durch sein Haar: „Sie werden dich nicht für voll nehmen bis du dir einen Namen machst. Wer weiß? Vielleicht nennen sie dann Kid ‚den Großen Bruder von Eustass Michael’?“
 

„Menschen sind wirklich komisch.“
 

„Vielleicht sind wir das. Komm, lass uns an Land gehen“
 

Michael nickte und sie verließen das Zimmer.
 

Irgendwann fragte Killer dann: „Wieso siehst du überhaupt noch wie ein Kind aus?“
 

„Oh, das ist weil ein Engel nur so lange weiter altert, bis seine Astralen Kräfte vollständig entwickelt sind. Dann hört der Körper auf zu wachsen. Meine sind leider ein wenig… zu schnell angestiegen, und deswegen stecke ich im Körper eines Kindes fest bis zu dem Tag, an dem ich sterbe.“
 

„Klingt hart.“
 

Michael grinste. „Immerhin stecke ich nicht im Körper eines Kleinkindes fest wie Metatron!“
 

Killer lachte. „Stimmt! Das wäre echt doof!“
 

Während sie dann den Hafen hinunter liefen fragte Michael wieder: „Hey Killer? Kannst du mir alles über dieses Haki-Zeugs erzählen?“
 

„Haki? Wieso?“
 

„Sevi hat es gegen mich verwendet. Auch wenn ich diesen Gedanken abgrundtief verachte… hat sie mir doch ziemlich in den Hintern getreten. Also will ich auch Haki können!“
 

Killer zuckte mit seinen Schultern. „Ich weiß selbst nicht allzu viel darüber, aber es sollte für einen Anfang ausreichen. Erlaube mir nur eine Frage…“
 

„Schieß los.“
 

„Wohin packst du deine Flügel wenn du sie nicht brauchst? Ich meine, ich habe die Dinger gesehen, ein einziger ist größer als du es bist. Also, wie verstaust du die Teile?“
 

Michael legte seinen Kopf schief.
 

„Gute Frage… da habe ich eigentlich nie drüber nachgedacht.“

Freunde

BUMM!

KLIRR!

Kid grinste über sein ganzes Gesicht als die Kugel aus Schrott die letzte Flasche traf. Doch anstatt nett und sauber durch das Glas zu gehen, explodierte sie heftig beim Auftreffen. Kleine, scharfkantige Glassplitter flogen überall herum.
 

„Hast du gesehen, wie das hochging?!“ rief Mika von seiner Seite, viel zu entzückt über die Zerstörung.
 

Es war über zwei Jahre her seitdem Michael der Mannschaft beigetreten war, und seitdem waren er und Kid sich sehr viel näher gekommen. Sie waren wie richtige Brüder und absolut unzertrennlich. Michael hatte sogar angefangen, dunklen Lippenstift und Nagellack zu benutzen, damit er Kid noch ähnlicher sah! Und wie die beiden Chaoten, die sie nun einmal waren, dachten sie nur darüber nach, wie man noch mehr Spaß haben könnte. Das beinhaltete meistens irgendetwas zu zerstören und Killer, der sie dann quer durch den Raum trat und/oder prügelte.
 

Gerade jetzt stand der besagte Mann in der Tür und seufzte beim Anblick der unzähligen leeren und zerstörten Flaschen überall um die beiden Rotschöpfe herum. Doch er entschied sich, erst mal gegen Schläge. Immerhin waren die Flaschen nicht wie die Toilette letzte Woche.
 

Stattdessen räusperte er sich und kündigte an: „Die Teleschnecke ist aufgebaut. Die Rundsendung kann kommen.“
 

„Das ist noch einen ganzen Tag hin!“ grummelte Kid, „Kann das nicht warten?“
 

Killer schnaufte. Dieser Idiot würde sich nie ändern! „Du musst dich aber immer noch für diese Händlersendung anmelden!“
 

„Ich werde aber nicht als Händler arbeiten…“ knurrte Kid, „…andererseits kann es nur von Vorteil sein, wenn man über diese mysteriöse ‚Massenvernichtungswaffe’ informiert ist.“
 

„Die einzige ‚Massenvernichtungswaffe’ die du je brauchen wirst, sitzt genau neben dir“ erwiderte Mika breit grinsend.
 

„Stimmt.“
 

Killer schüttelte seinen Kopf.
 

„Wirklich. Ihr zwei benehmt euch manchmal wie kleine Kinder! Von meinem Idiotenkäptn habe ich ja nichts anderes erwartet…“ Kid sah böse zu ihm herüber, „…aber von einem fünftausend Jahre alten General habe ich doch besseres erwartet!“
 

„So habe ich die Dinge oben im Himmel auch immer gehändelt!“ erwiderte Michael bockig.
 

„…Dann tut es mir wirklich um die anderen armen Engel leid.“
 

„Wie auch immer…“ warf Kid dann ein, „Ist das Treffen für morgen vorbereitet?“
 

„Alles fertig“ sagte Killer, „Die einzigen, die jetzt noch fehlen, sind Hawkins und Scratchman.“
 

„Guter Gott! Der Typ mit den abgedrehten Armen und den verrückten Zähnen?!“ fragte Michael entgeistert.
 

„Genau der“ antwortete Kid und verzog sein Gesicht, „Gott. Ich hasse den Typ.“
 

„Sei Nett!“ warnte Killer ihn, „Hawkins und er waren die Einzigen, die sich mit dir verbünden wollten! Nur sein Chef…“
 

Er deutete dabei auf Michael, „…weiß, wann der Strohhut wieder zurück ist, und du wolltest ja nicht mit Law eine Allianz eingehen!“
 

„Nur weil er mein Leben gerettet hat – mehrfach – muss ich den Kerl nicht leiden! Außerdem ist Trafalgar zu gruselig, um sich mit ihm zu verbünden.“
 

„Aber Scratchman ist das nicht?“
 

„Immerhin kann ich ihn fertig machen ohne mich hinterher gleich wieder schuldig zu fühlen!“
 

„…Ihr wisst aber schon, dass Gott tot ist?“ warf Michael ein, „Er wurde vor 20 Jahren getötet, ich war immerhin dabei.“
 

„So weit es mich angeht, könnte der sich immer noch irgendwo verstecken. Wie… wie auf dem Mond. Habt ihr da nachgeschaut?“
 

Aber bevor Michael etwas erwidern konnte, kam Mako reingeplatzt und schrie: „Da sind Eindringlinge in unserem Versteck!“
 

-0-

„Eindringlinge?!“ fragte Kid noch mal als sie in die Richtung der großen Haupthalle liefen. „Wie konnten die hier reinkommen?!“
 

„Keine Ahnung, sie waren plötzlich da!“
 

„Ist ja auch egal“ knurrte Kid und ballte seine mechanische Hand in eine Faust. „Wenn sie wirklich Ärger haben wollen, können wir ihnen den gerne geben!“
 

Sehr bald darauf betraten Kid, Killer, Mika und Mako die Haupthalle der Festung, in welcher sie sich seit einiger Zeit aufhielten. Die anderen Kidpiraten waren bereits da, und standen etwas unsicher in einem Kreis um die Eindringlinge, teils mit gezogenen Waffen, und warteten auf die Befehle ihres Anführers.
 

Es waren nur zwei Eindringlinge, und sie sahen sich völlig entspannt um, dabei beachteten sie die ganzen Piraten um sie herum überhaupt nicht. Der eine, der kürzere der beiden, hatte schulterlanges blondes, gewelltes Haar und gelangweilte himmelblaue Augen. Er trug einen weißen Anzug. Der andere war über einen Kopf größer, hatte eine dunkle Haut, langes, schwarzes, welliges Haar und traurig anmutende olivfarbende Augen. Er trug einen langen schwarzen Trenchcoat. Beide waren allerdings sehr ansehnlich und trugen einen Kreuzförmigen Ohrring im linken Ohr wie Michael es einst hatte (seiner ging aber während einem der unzähligen Kämpfe der letzten Jahre verloren).
 

Der blonde Mann hob eine perfekte Augenbraue als er seinen Blick über die Piraten schweifen ließ. „Und du bist sicher, dass wir hier richtig sind?“ fragte er seinen größeren Kumpan, seine Stimme war melodiös und sanft.
 

„Ich bin sicher. Das hier würde zu seiner… Gesinnung passen“ antwortete der andere.
 

„Was geht hier vor?!“ brüllte Kid als er seinen Weg durch seine Leute bahnte, „Wer seid ihr zwei Clowns?!“
 

Das zog die Aufmerksamkeit der beiden Eindringlinge unweigerlich auf sich, die ziemlich geschockt den riesigen, lauten, bösartigen und vernarbten, rothaarigen Pirat anstarrten.
 

Der Blonde war wirklich überrascht und trat einen Schritt unsicher zurück.
 

Er stotterte: „Mann! Wann bist du so… so riesig geworden Mika-chan?“
 

„NENN MICH NICHT MIKA-CHAN!“
 

Der Blonde blinzelte überrascht als der kleinere Rotschopf sich durch die Piratenmenge drängte. Sein größerer Kumpan sagte einfach nur: „Er ist nicht riesig geworden.“
 

„Wow. Da bin ich aber echt beruhigt.“
 

„Was zur Hölle macht ihr zwei Trottel hier?“ fragte Michael scharf und verschränkte seine Arme.
 

„Kennst du die beiden?“ fragte Killer überrascht.
 

„Oh, sicherlich kenne ich die“ schnaufte Mika.
 

Er deutete auf den Blonden und sagte: „Das ist der kranke Doktor und Demi-Gott der Lust, Raphael!“
 

Er schniefte einmal und fügte an: „Der andere ist Uriel.“
 

„Erzengel der Erde“ sagte der andere höflich und verbeugte sich leicht, „Richter der Toten seitdem mein Vorgänger auf sein eigenes Richtrad aufgespießt und sein Gesicht von diesem zerfleischt wurde.“
 

„Ja“ sagte Michael verträumt, „Das war vielleicht ’ne Show, als dieser Kreuzzügler in die Hölle walzte und die Scheisse aus Luzifer und seinen Leuten geprügelt hat…“
 

Dann schüttelte er seinen Kopf und fing wieder an, böse dreinzublicken, „Aber das ist egal, was macht ihr beiden Vollpfosten hier?“
 

„Was denkst du wohl, Mika-chan?“ fragte Raphael lächelnd, wobei er bewusst das wütende Knurren des kürzeren überhörte, „Wir sind hier, um dich wieder mit nach Hause zu nehmen!“
 

Die Piraten sahen überrascht und geschockt auf.
 

Michael aber schrie: „Was denkt ihr, gibt euch das Recht dazu?! Zwei Jahre bin ich schon hier, und ihr habt nicht einmal reagiert! Nicht einmal, als ich euch wirklich mal gebraucht habe!“
 

„…Sind das wirklich schon zwei Jahre?“ fragte Raphael unschuldig, „Ich habe mich schon gewundert, warum mein Büro immer noch genau so aussieht.“
 

„Du gehörst hier nicht hin, Michael“ sagte Uriel belehrend, „Du bist der Erzengel des Krieges und Hüter des Feuers. Dein Platz ist im Himmel.“
 

„Halt die Schnauze, Uriel!“ brüllte Michael, „Da oben ist eh nichts mehr, was nicht auch Khamael erledigen kann! Nur endlose Fluten von Papierarbeit und irgendwelche bescheuerten Ratstreffen!“

„Trotzdem bist du immer noch der Anführer der Himmlischen Armeen“ warf Raphael ein, „Was wäre, wenn die Dämonen wieder einmal den Himmel Krieg erklären würden?“
 

Michael rollte seine Augen.
 

„Das werden sie nicht. Es gibt keinen Grund mehr für Luzifer, den Himmel anzugreifen“
 

Er seufzte und fügte hinzu: „Wenn er es doch tun sollte – was ich extrem schwer bezweifel’ – dann wisst ihr, wo ihr mich findet. Denn ich bleibe verdammt noch mal hier!“
 

Raphael wollte daraufhin noch etwas erwidern, aber Uriel hielt ihn zurück.
 

„Lass mal, Raphael. Michael hat anscheinend seinen Platz gefunden. Lass uns nach Yetzirah zurückkehren.“
 

Der blonde Engel sah seinen Kumpan mit großen Augen an. Doch dann lachte er leicht und sagte: „Du hast Recht, Uriel“
 

Beide wandten sich zu einem großen Balkon mit geöffneter Tür – ohne Zweifel der Ort, von wo aus sie eingedrungen waren – und Raphael sagte: „Ich freue mich für dich, Mika-chan.“
 

„Nenn…“
 

„Wir halten dir da oben den Rücken frei. Und natürlich bist du jederzeit Herzlich Willkommen, wenn du dich entscheiden solltest, zurückzukehren.“
 

„Ich werde in absehbarer Zeit nicht wieder kommen“ schnaufte Michael.
 

Uriel und Raphael lächelten leicht. „Wenn das deine endgültige Entscheidung ist, so soll es dann eben sein.“
 

Damit entfalteten beide ihre beeindruckenden Schwingen. Die von Uriel waren dunkelbraun, fast schwarz, während Raphaels’ milchig grau und blau waren, wie Wolken. Der Wind, von ihren Schwingen aufgewirbelt, wirbelte auch eine Menge Dreck auf, und die Piraten mussten wieder einmal ihre Augen bedecken. Als sie dann wieder schauen konnten, waren die beiden bereits nur verschwommene Flecken hoch über ihnen.
 

Eine Weile standen sie da und starrten in den Himmel.
 

Doch dann sagte Kid: „So, ich nehme an, du bleibst also bei uns.“
 

Mika grinste: „Hey. Da oben habe ich nur Langeweile, stupide Arbeit und meinen Ruf. Aber hier habe ich die Freiheit, alles zu tun, was ich will und außerdem ein Kotzverdammtes 450 Millionen Berry Kopfgeld!“
 

Die Piraten lachten. „Das ist ein verdammt guter Grund!“ rief Scarface.
 

„Hey Mika!“ rief Kid, „Lass uns ein bisschen jagen gehen. Monsterbärensteak, was denkst du?“
 

„Klingt gut“ erwiderte Michael, immer noch grinsend, „Komm; lass uns schauen, wer von uns den größten erlegt, Aniki!“
 

Sie rannten hinaus. Killer und die anderen blieben zurück.
 

Irgendwann löste sich die Gruppe dann wieder auf und Killer sagte zu sich: „So. Jetzt haben wir einen fünftausend Jahre alten Kind-General der Engel in unseren Reihen. Ich weiß nicht, ob das so abgedreht ist, wie die Mannschaft vom Strohhut, aber es kommt dem doch schon verdammt nahe.“
 

Hoch über ihren Köpfen waren immer noch Uriel und Raphael.
 

„Hast du mitbekommen, dass er größer ist als vor zwei Jahren?“ fragte Uriel.
 

Raphael lachte kurz. „Scheint, als würde unser kleiner Mika-chan wieder wachsen!“
 

„Ist das nicht eigentlich unmöglich wenn ein Engel erst einmal seine vollständigen Kräfte erworben hat?“
 

„Wer weiß?“ entgegnete der Erzengel des Windes, „Vielleicht hat das was mit seinem emotionalen Zustand zu tun. Als wenn er endlich seinen kindlichen Neid abgelegt hätte.“

Uriel nickte nachdenklich.
 

Dann sagte er: „Komm, lass uns von hier verschwinden. Wir haben hier nichts mehr verloren.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier endet "Angel of the Wicked". Ich danke NadinLuciferHawk nochmal und allen, die diese Geschichte verfolgt haben.


mangacrack Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  An1312
2014-04-27T19:24:11+00:00 27.04.2014 21:24
Ich muss sagen das ich es schade finde das es schon abgeschlossen ist. Würde mich freuen wenns nen zweiten Teil geben würde
Antwort von:  mangacrack
27.04.2014 22:47
Es ist leider nicht meine FF. Ich nur die Übersetzung geposted. Frag die Autorin, ob sie noch was schreibt :)
Von:  Inzestprodukt
2012-11-07T19:36:14+00:00 07.11.2012 20:36
So endlich hab ich alle Kapitel (bis hierhin) durch

Ich finde Crossover schwierig und teilweise miserabel umgesetzt, weil es einfach nicht zusammenpasst. Viele Fandoms zusammengewürfelt und dann packt man den gemeinsamen Nenner nicht. Außerdem wird es schnell unübersichtlich, wenn man sich in einem der Gebiete nicht auskennt.

Dir ist nun gelungen, dass ich trotz verlorenen Fadens in One Piece ab... uff. Diese Sache mit der Rieseninsel doch noch mitgekommen bin und mir Mika-Chan auch wunderbar dort vorstellen kann :)
Ich meine, dass ich schon einige Kapitel auf englisch hiervon gelesen habe, ich lass mich einfach mal überraschen XD

Auch Sevi ist eine interessante Komponente und schön eingearbeitet wegen der Schwangerschaft auch, ich gestehe dass ich sie gerne komplett aus meinem Gedächtnis eliminiere, seit sie aus dem Fenster gestürzt ist.

Ich freu mich auf mehr :)


Zurück