Angel of the Wicked von mangacrack (Crossover von Angel Sanctuary und OnePiece) ================================================================================ Kapitel 5: Brüder ----------------- „Schon über zwei Monate…“ Dieser Gedanke durchzuckte an dem Abend einen kleinen Rotschopf. Michael saß auf der Reling am Bug des Schiffes und starrte in die untergehende Sonne mit einem Krug Rum in seiner Hand.   Vor über zwei Monaten war er hier zwischen diesen Piraten gelandet. Und obwohl er sich hin und wieder fragte, ob ihn die anderen Engel vermissen würden, musste er zugeben, dass er selbst nicht ein bisschen Heimweh hatte.   „Hey Mika!“ rief Scarface, „Warum kommste nicht hier rüber und feierst mit uns? ’S immerhin auch dein Verdienst!“   Michael grinste einen Augenblick lang. Noch vor ein paar Wochen nannten ihn diese Piraten – allen voran Scarface – nur ein ‚Kleines Balg’. Aber Dank seiner Dickköpfigkeit und seiner unglaublichen Kampfkraft schaffte er es sich selbst einen gewissen Ruf innerhalb seiner neuen Mannschaft. Innerhalb dieser relativ kurzen Zeit hat er sich zum dritten Kommandeur der Kidpiraten hochgearbeitet.   „Kommst du?“   „Ja!“ rief der kleine Rotschopf und schwang seine Beine über die Reling. Dann lief er hinüber zu den anderen. Sie hatten mehr oder weniger erfolgreich die Villa von einem weiteren Noblen überfallen. Sehr zu Kids Missfallen waren die Noblen noch rechtzeitig geflohen. Allerdings hatten sie durch ihre übereilte Flucht einen ganzen Haufen Kohle zurück gelassen, und das hatten sich die Piraten natürlich nicht entgehen lassen.   Das war ein guter Grund zum Feiern.   Sehr bald würden sie noch einen weiteren haben.   „Hey Mika!“ rief Wire und hielt die Zeitung hoch, „Schau dir das an! Dein erstes eigenes Kopfgeld!“   Der Engel grinste über beide Wangen und nahm seinen Steckbrief. Doch sein Grinsen verging ihm sehr schnell als er vorlas: „’Anführer der Kräfte’ Eustass Michael?“ Er legte seine Stirn in Falten und wiederholte ein ungläubiges: Eustass?“   Scarface lachte. „Hah! Die denken du wärst der Bruder vom Kapitän!“   „80 Millionen Berry sind als Anfangskopfgeld gar nicht mal schlecht.“   „Ja, aber Eustass Michael? Komm!“   „Ich denke es klingt cool“ sagte Kid als er dazu kam. Er setzte sich neben seinen kleinen   Doppelgänger und wandte sich an seine Leute: „Wir werden das Sabaody Archipel in etwa drei Wochen erreichen.“   Als sie das hörten fingen die anderen Piraten an zu johlen. Sabaody bedeutete eine Menge Alkohol, gutes Essen und ein Haufen Freizeitaktivitäten. Außerdem führt der Weg in die Neue Welt durch Sabaody.   Die Feier ging weiter. Die Sonne war schon längst untergegangen. Der Mond und die Fackeln auf dem Schiff waren jetzt die einzigen Lichtquellen.   Michael hatte sich wieder ein bisschen zurückgezogen. Er liebte eine gute Feier, aber manchmal genoss er es, sich einfach zurück zu lehnen und zuzuschauen. Allerdings hatte er nichts gegen Gesellschaft, und so sah er nicht auf als Kid sich neben ihm niederließ.   „Ich denke immer noch, dass ‚Eustass Michael’ cool klingt“ sagte er, „Auf die Art würde jeder denken dass du mein kleiner…“ Michael schickte ihm einen bösartigen Blick woraufhin Kid sich schnell berichtigte: „…jüngerer Bruder.“   „Das denken sie doch ohnehin!“ seufzte Michael. „Erinnerst du dich an diese Sommerinsel wo wir vor ein paar Wochen waren? Die mit all den alten Leuten?“   „Wie könnte ich nicht?“ grummelte Kid und ein Schauer lief seinen Rücken hinunter. „Ich habe eine Menge gesehen… aber eine Insel voller alter Leute… Mann. Das hat mich ziemlich erschreckt.“   „Hey, sie haben dir ständig zu deinem ‚niedlichen kleinen Bruder’ gratuliert. Ich war derjenige dessen Wangen sie ständig gezwickt haben!“   Daran erinnert musste Kid breit grinsen. Das war ja auch einfach zu köstlich gewesen, als Mika sich schwer konzentrieren musste um nicht zu explodieren.   Zusammen saßen sie schweigend eine Weile und beobachteten die kleine Feier. Irgendwann sagte Kid: „Weißt du, ich wollte schon immer einen Bruder wie dich haben… wenn ich daran denke, dass ich dich in einer schäbigen Bar gefunden habe…“   Er ließ seinen Kopf gegen die Reling fallen und fuhr fort: „Ich habe nie irgendwelche Geschwister gehabt. Das am Nahekommensten ist Killer.“   „Der gleiche Killer der uns ständig tritt, wenn wir was anstellen?“   „Genau der. Keine Sorge, Mika. Das ist nur seine Art dir zu zeigen, dass du ihm was bedeutest.“   Michael sah auf die blonde Mähne des maskierten Mannes. Dann sagte er leise: „Ich wünschte mein Bruder wäre so gewesen… Aber er hat nie etwas Derartiges gemacht.“ Kid war verwundert: „Du hast einen Bruder?“   Michael nickte einmal. „Ja, einen biologischen“   Er seufzte. „Aber man würde es niemals sehen, obwohl wir Zwillinge sind. Er ist groß, gut aussehend, charismatisch… Und schau mich an! Das einzige was wir gemeinsam haben ist unsere monströse Kampfkraft!“   Wortlos reichte Kid eine Flasche Rum an Michael weiter, der sie auch annahm. Nach einem langen Schluck fuhr er fort: „Er war immer der tolle, der perfekte, der, den alle bewundert haben. Aber er hatte nie Augen für irgendwen, weder für mich noch für sonst wen. Und trotzdem habe ich ihn bewundert, auch wenn ich ihn nur aus dem Schatten seines Egos aus betrachten konnte. Und dann – von einem Tag auf den anderen – BOOM! Verrät er mich… uns alle und katapultiert mich – den ständig Übersehenen – ins Rampenlicht!“   „Verrat?“   „Und das Beste ist: Ich habe ihn selbst rausgeworfen! Weißt du wie sich das anfühlt?!“ „Nicht besonders gut, nehme ich an.“   „Verdammt richtig!“ knurrte Michael und nahm noch einen Schluck.   Kid war immer noch von der unmenschlichen Alkoholtoleranz des kleinen Rotschopfs beeindruckt. Verdammt. Mika konnte selbst ihn unter den Tisch trinken wenn er es wollte.   Obwohl Kid ein gefürchteter Pirat war, war er auch ein guter Freund für seine Leute, auch wenn das nicht so aussah. Also wuschelte er durch Mikas rotes Haar und sagte: „Wenn du willst, kann ich dein Bruder ab heute sein.“   Michael sah ihn verwirrt an. „Mein Bruder?“   Kid lachte. „Na komm. Die Marine denkt das sowieso. Und wahrscheinlich jeder der heute die Zeitung gelesen hat. So, wen würde es stören wenn ich dich einfach adoptiere, eh Mika?“   „Meinen echten Bruder, nehme ich an...“   „Aber der ist ein egoistischer Bastard, wenn ich dich richtig verstanden habe. Also vergiss den Idioten endlich!“   „Ja…“ sagte Michael irgendwann, „Ich denke das wäre das Beste…“   „Super!“ sagte Kid grinsend, „Jetzt wo das geklärt ist, können wir zu den anderen zurück!“ Er stand auf und half dem Kleineren hoch. „Komm, Bro. Feiern wir deinen Sieg.“   Michael lächelte seit Jahren das erste Mal ehrlich: „Klingt Gut.“   Als Kid und er zu den anderen stießen, fühlte sich Michael das erste Mal wieder wirklich glücklich nachdem er seinen Bruder aus dem Himmel verbannte.   Er war erst ein wenig länger als zwei Monate hier, und trotzdem hatte er bereits mehr gefunden als in all den Jahren oben im Himmel. Nicht einmal Raphael konnte dieses Gefühl in ihm wecken. Er hatte endlich den Platz gefunden, zu dem er wirklich gehörte. Sie feierten bis tief in die Nacht, und ihr neues Mannschafts- nein, Familienmitglied – feierte mit ihnen.   Niemand, nicht einmal Luzifer, hätte diesen perfekten Moment zerstören können. Michael hoffte inständig, dass er sich an diesen Moment bis in alle Ewigkeit erinnern würde.   -oo0oo-   Woran er sich allerdings erinnerte, war der Mordskater am nächsten Morgen. Die Sonne schien hell und grell durch das Bullauge seines Zimmers, und Michael versuchte sich stöhnend davon wegzudrehen, was allerdings dazu führte, dass er aus der Hängematte fiel.   Immerhin weckte ihn das auf.   Trotzdem brauchte er noch über zehn Minuten bevor er sich irgendwie auf seine Füße gekämpft hatte. Mit blutunterlaufenen Augen starrte er zur Hängematte hoch, entschied sich dann aber, nicht wieder hinein zu klettern. Zu schwierig in seinem jetzigen Zustand. Also wankte er hinüber zur Tür, wobei er sich fragte, wie genau er hierher schaffte oder wie er noch mal seine Schuhe und sein Shirt ausgezogen hat.   Einen Moment lang blieb er an der Tür stehen und überlegte, ob er sich nicht doch vielleicht ein Hemd anziehen sollte, aber die schrecklichen Kopfschmerzen zwangen ihn, sofort zu handeln. Und ‚Oben Ohne’ herum zu laufen war für eine fast nur ausschließlich männliche Mannschaft nichts Ungewöhnliches. Na gut, die Kidpiraten hatten eine weibliche Köchin, aber ‚Brynhild’ war wirklich gefährlich und hatte wohlmöglich mehr Eier als alle von Michaels himmlische Kameraden. Außerdem war sie ohnehin wesentlich männlicher, war über zwei Meter groß und hatte Oberarme, die so breit waren wie Michaels ganzer Torso. Und ihr Bart half überhaupt nicht.     Bei dem Gedanken lief es ihm eiskalt den Rücken runter. Deswegen entschied er sich dafür, nicht an der Küche vorbei zu gehen, weil diese Monsterfrau wahrscheinlich gerade Frühstück bereitete.   Stattdessen versuchte er eines der Gemeinschaftsbäder zu erreichen. Er brauchte ein Gesicht voll kaltem Wassers – auch wenn er Wasser (insbesondere kaltes) abgrundtief hasste – denn nur das würde dem Kater an den Kragen gehen.   -0-   Als Michael das Bad ein paar Minuten später erfrischt verließ, rannte er praktisch sofort in seinen neuen Bruder Kid.   „Morn Mika…“ grummelte der große Rotschopf. Anscheinend hatte auch er einen Kater – was nicht wirklich verwunderlich war, da er Michael zu einem Trinkwettbewerb herausgefordert hatte und verlor.   „Immer noch besoffen?“ fragte Michael und bekam erst jetzt mit, wie heiser seine eigene Stimme war.   „Wahrscheinlich…“ stöhnte Kid, „Ich kann mich an nix nach der elften Runde erinnern…“   „Oh! Ich weiß was dir wieder auf die Füße helfen wird, Bro“ sagte Michael dann grinsend.   Kid drehte seine blutunterlaufenen Augen zu ihm.   „Das wäre?“   „Wie wäre es mit einem netten kleinen Trainingskampf?“   „Trainings…?“   „Auf die Art kriegst du deinen Kopf wieder frei. Zumindest hilft’s mir.“   Kid stöhnte wieder und massierte seinen schmerzenden Kopf. „Urgh… ohne mich. Ich bin zu voll dafür.“   Der jugendlich wirkende Engel schmollte für einen Augenblick bevor er bösartig grinste: „Du hast nur Angst schon wieder zu verlieren, Kid.“   „Das habe ich nicht!“   „Natürlich!“   Sein Grinsen wurde größer und er verschränkte seine Arme hinter dem Kopf, wobei er flötete: „Wer hätte gedacht, dass der große Kapitän Eustass Kid Angst davor hat, von einem kleinen Kind besiegt zu werden?“   „Angst?“ knurrte Kid, „Ich habe vor nichts und niemanden Angst!“   „Ja-a. Er hat Angst davor vor einem Ki-ind fertig gemacht zu werden!“ “DAS HABE ICH NICHT!“ brüllte Kid, sein Kater vergessen, „Mach dich bereit zu kämpfen, du mieses kleines Miststück!“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)