Alice: Madness Returns - Where Is My Mind? von Al1ce (Wo ist mein Verstand?) ================================================================================ Prolog: I Am Alice ------------------ "Mein Name ist Alice Liddel. Ich hatte ein ruhiges Leben. Ich lebte mit meinen Eltern und meiner älteren Schwester zusammen. Wir hatten ein großes Haus, in dem mein Vater als Fotograf arbeitete. Trotz einigen Streits zwischen mir und meiner Schwester und Auseinandersetzungen mit meinen Eltern war mein Leben perfekt. Wie gesagt, war perfekt. Bis zu dem Moment, an dem eines Nachts ein Feuer ausbrach und meine Familie tötete. Das Feuer machte mich zur Waise und zerstörte mich. Ich wurde in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen und für verrückt erklärt. Meist war ich keine Gefahr für andere oder mich selbst und starrte nur vor mich hin oder malte mit den Stummeln, die sie einem als Buntstifte andrehten. Verletzungsgefahr, wenn der Stift zu spitz ist und so, naja... Manchmal gab es aber auch Tage, an denen ich nur durch Beruhigungsspritzen und das Festschnallen an Stühle oder in Zwangsjacken ruhig zu stellen war... Das alles bekam ich meistens nicht mit, denn ich floh vor der Erinnerung und dem Grauen der Realität in mein Innerstes. Ich erschuf meine eigene Welt: das Wunderland! Dort war es sicher für mich, da es meine Welt war, in der keiner mir was Böses wollte... Zum Beispiel die Grinsekatze, die mich mit Rätseln aufmunterte. Den Hutmacher und seine Teepartys liebte ich auch, zusammen mit dem Märzhasen. Es war eine schöne Zeit. Aber wie heißt es, wenn es am schönsten ist, muss man gehen? Ich ging fort aus meinem Wunderland und die Ärzte, die mich fast aufgegeben hatten, da ich seit zwei Jahren kein Wort sprach, glaubten, dass sie den Wahnsinn in mir ein Stück bekämpft hatten. Ich regenerierte mich schließlich so gut, dass ich aus der Anstalt entlassen werden konnte. Doch ich weiß nicht, ob das viel besser war... Ich kam ins 'Houndsditch Waisenhaus für verwahrloste Kinder' und werde dort weiter therapiert, um normal zu werden. Doch dieser Dr. Bumby kam mir sofort bekannt vor und etwas in mir sagt mir, dass ich ihm keinesfalls trauen sollte. Er stellt komische Fragen und Vermutungen über meine lückenhafte Vergangenheit an. Und was ich träume... Ich träume oft von dem Tag, an dem das Feuer ausbrach... Ich weiß nicht, ob es durch die Erzählungen der Ärzte oder durch meine Erinnerung geschieht, aber... Ich bin der festen Überzeugung, dass es kein Feuertod war, sondern Mord! Denn ich sehe eine Gestalt mit einem Schlüssel! Aber ich träume diese Version erst seit Kurzem und versuche, die Wahrheit herauszufinden! So... Nun muss ich los und mich wieder dieser furchtbaren Therapiestunde unterziehen..." Ich trat ein und eine nie enden wollende Sitzung nahm ihren Anfang. Kapitel 1: Sitzung I -------------------- »Alice! Deine Freunde sind Fantasien, trenn dich von ihnen! Sie schaden dir! Alice! Bleib in der Wirklichkeit!« So hämmerte die Stimme von Dr. Bumby immer wieder in meinem Kopf. Ich wollte schreien, mich auf den Boden werfen, herumwälzen und mir die Haare ausreißen, aber ich tat nichts von alldem. Ich blieb nur stumm auf meinem Stuhl sitzen und ließ das Gerede über mich ergehen. 'Was weiß er schon! Er hat doch keine Ahnung, wie es in mir wirklich aussieht! Wer kann das schon wissen... wenn nicht einmal ich selbst das weiß...' Als ich also starr auf einen Punkt starrte und darüber nachdachte, riss mich seine Stimme aus meinen Gedanken, weil er diese vier netten Wörter aussprach. "Die Sitzung ist beendet." Ich erhob mich von dem Stuhl und ging auf die Tür zu, als er mich aufhielt und an meinem Arm packte. Ich drehte mich geschockt um und schaute ihn mit giftgrün lodernden Augen an. "Alice. Hier, du musst dies noch für mich besorgen. Das muss besser werden mit dir. Nimm nun davon bitte drei Tabletten am Tag." Mit diesen Worten drückte er mir Geld in die Hand und einen Zettel, auf dem ich nichts lesen konnte, so sehr ich es auch versuchte. '"Das muss besser werden", Sie sollen sich zum Teufel scheren...!' Mit diesen Gedanken und einem gemurmelten "Auf Wiedersehen...", verließ ich das Waisenhaus. Endlich war die Sitzung vorüber. Kapitel 2: Besorgung -------------------- Der Schnee fiel in sanften Flocken. Es war gerade mal Herbst, aber der Winter ließ, wie es den Anschein hatte, nicht mehr lang auf sich warten. Ich fröstelte und schlang die Arme eng um mich. Den Zettel und die Geldstücke in einer Faust verborgen, lief ich die Straße zur Apotheke hinunter und musste mir Sprüche anhören wie "Süße, wenn du nicht frieren willst, lass uns ein paar heiße Stunden zusammen verbringen" oder "Komm zu mir, dann bekommst du Wärme und Zuneigung". Die Sprüche ignorierend oder etwas zurückwerfend wie "Du könntest mich eh nicht bezahlen", lief ich also weiter und erreichte schließlich die Apotheke. Die Glocke an der Tür schellte als ich eintrat und Wärme mich umschmeichelnd empfing. "Guten Tag...?", rief ich in den leeren Raum. Keiner war zu sehen. 'Dann warte ich eben... Hauptsache nicht mehr in der Kälte stehen...', dachte ich mir und nach ein paar Minuten kam eine Frau und lächelte mich an. "Ja? Was möchten Sie, junges Fräulein?" Ihre Stimme hörte sich krächzend an, wie ein Rabe, der auf einem Grab krähte. Und so wie sie aussah, war es warscheinlich bald bei ihr soweit, das genau dies bald geschehen würde. Ich wischte die Gedanken fort und legte ihr den Zettel und das Geld auf den Tisch. "Ich hätte gern dieses Medikament, bitte." Die Frau besah sich die krakelige Schrift, nickte mir zu und verschwand zwischen Regalen, um das zu holen, was auch immer dort geschrieben stand. 'Unglaublich dass Ärzte und Doktoren sowas lesen können...' Sie kehrte zurück und händigte mir einige Gläser gefüllt mit Tabletten aus. Ich bedankte mich und verließ den Laden. 'Nun nichts wie zurück, sonst hol ich mir hier noch den Tod...' Gerade dachte ich dies, als ich eine Person ausmachte, die meiner Fantasie entsprungen sein musste. "... Märzhase...?" Vor mir stand ein alter angefressener Hase, dem ein Auge fehlte. Statt der Füße besaß er Sprungfedern, die schlecht angenäht worden waren. Sein Fleisch war wund und blutete und die Nähte schienen zu verwesen, so wie einige andere Stellen am Hasen auch. "Was ist mit dir geschehen...? ... Werde ich jetzt verrückt...?" "AHAHAHAHAHH! VERRÜCKT... WER, ALICE, IST DAS DENN NICHT?!? HIIHAHAHAHAHAHAHA!" Ich starrte ihn an. Er war ja schon immer sehr eigen, aber das setzte allem die Krone auf. Er schrie mich an. Und scheinbar wollte er mir nicht auf die Frage antworten, die ich ihm gestellt hatte. Ich versuchte eine andere Frage. "Was machst du hier?" Eine Windböe ließ den Verwesungsgeruch nur stärker zu mir herüber wehen. Ich beugte mich vor und hustete stark und als ich wieder aufsah, war er verschwunden. Ich hörte nur wie eine Stimme nach mir rief. "Alice... Komm zurück...!" Kapitel 3: Traum oder Realität? ------------------------------- "Komm zurück, Alice!" Die Stimme wurde immer lauter und überschnitt sich mit anderen Stimmen. Ich drehte mich in die Richtung, aus der die Stimme kam, aber diese änderte immer wieder ihre Richtung, bis sich noch andere Stimmen darzumischten, sich überschnitten und alles ein einziges Chaos war. "Nein... Aufhören...! Stop! STOOOOOOOOOOP!!!" Ich schrie. Wollte, dass die Stimmen schwiegen. Hielt mir die Ohren zu, um dieses Gekreische nicht mehr ertragen zu müssen. Aber es half nichts. Sie schrien einfach weiter. Ich drehte mich wild im Kreis. Es war mir egal, wie die Menschen auf der belebten Straße schauten. Es war mir egal, wie sie über mich redeten. Ich nahm sie garnicht war. Und plötzlich wurde alles schwarz und ich merkte nur noch, wie ich stolperte und fiel. 'Jetzt... Gleich schlag ich auf den Boden auf... Jetzt...' Aber der Boden kam nicht. Ich fiel einfach weiter und aus dem Schwarz wurde ein warmes Blau und ich fiel und fiel immerfort, flog, überschlug mich, trudelte und bemerkte seltsame Sachen während meinem Sturz. Vasen mit Blumen. Ein Stuhl in Rot. Ein Klavier, das spielte und an mir vorbei sauste. Ein Bett, auf dem ich einen Purzelbaum schlug, ehe ich meinen Sturz fortsetzte. "Was... ist das hier?" Meine Stimme hallte seltsam wieder und ich konnte nicht glauben, was für eine Kraft von ihr ausging. Ja, von meiner Stimme. Die Kraft lag in mir. Ich war es, die sprach. Ich, die den Mund öffnete. Ich, aus deren Mund solche Töne herauskamen Nachdem ich diese Erkenntnis erlangt hatte, sank ich bis zum Boden und meine Schuhe setzten ruhig im weichen Gras auf. Um mich herum wirbelten seltsame Fliegen. Bei genauerem Hinsehen sah ich, dass es Schrauben waren, die Flügel hatten und ein Schaukelpferd mit Federflügeln, welches Feuer spuckte. "Mein Wunderland... Ich... bin zurück... Wie friedlich es hier doch ist... ... Aber was war mit dem Märzhasen los...? Wieso war er so entstellt...? Ich muss es herausfinden!" Diesen Entschluss gefasst, machte ich mich also auf, um einen Weg zu jemanden zu finden, der mir helfen konnte. Ich schritt vorbei an Dominosteinen, so groß wie Türen, und Statuen von mir, aus deren Augen ein Wasserfall wie Tränen hinablief und in einem herrlichen See endete. Gerade wollte ich weitergehen, als mir auffiel dass mein Spiegelbild sich verändert hatte. Ich trug nicht mehr mein schwarzweiß gestreiftes Oberteil mit dem schwarzen Rock und der Schürze. Stattdessen hatte ich ein blaues Kleid und eine weiße Schürze an, die nicht schmutzig und zerrissen war wie die von meiner herkömmlichen Kleidung. 'Unglaublich, selbst mein Haar ist wieder länger... Ich... bin schön, das kann nur ein Traum sein.... Aber so real...?!" Mit gestärktem Selbstbewusstsein und einem Lächeln schritt ich voran, ungeahnt dessen, dass mich jemand beobachtete. Kapitel 4: Gelbe Augen ---------------------- Ich lief weiter, durchforstete mein Wunderland und merkte, dass es, obwohl es dasselbe war, doch irgendwie anders war... Verändert? "Wenn ich hier nicht bald jemanden finde, werde ich noch verrückt..." Ich hob die Hände in die Luft und schaute mich um. Plötzlich sah ich in einem Gebüsch gelbe Augen aufleuchten. "Hey! Komm her, wer du auch bist!" Ich ballte die Hände zu Fäusten. Wer oder was da auch kommen mochte, ich war vorbereitet. "Ich habe keine Angst!", fügte ich noch hinzu, um mich selbst stark zu machen. Still, dann ein Rascheln und plötzlich streifte mich etwas. Ich drehte mich um, doch da war nichts. 'Was...?' Weiter konnte ich nicht denken, denn vor mir auf Augenhöhe schwebend tauchten wie aus dem Nichts zwei gelbe Augen auf, mit geschlitzten Pupillen, wie bei einer Katze. Nach einiger Zeit des Staunens erschien eine Nase. 'Ja, eindeutig eine Katze...!' Ich verschränkte die Arme vor der Brust, da die Augen genau auf meine Oberweite glotzten. "Bist du bald mal fertig? Oder traust du dich nicht, dich vollständig zu zeigen?", fragte ich leicht genervt. Nun blieb ich nicht mal in meinem Wunderland von gierigen Blicken verschont. "Oh~ doch, ich könnte mich zeigen... Aber ich habe meinen eigenen Kopf, weißt du, Alice?", schnurrte eine tiefe, rauhe, aber in ihrer Rauheit angenehme Stimme. Ich hob eine Augenbraue. 'Wie kann ich eine Stimme hören, ohne dass ein Mund vorhanden ist?' Doch dann sah ich aus meinen Augenwinkeln über mir etwas aufblitzen und als ich hochschaute, erblickte ich eine Fratze von einem breiten Grinsen. Der Mund hatte scharfe, gelbe Zähne, an denen Blut klebte und die mir einen Schauer über den Rücken jagen ließen. Das Grinsen war in etwa so groß wie mein Hals und wenn es gewollt hätte, hätte es diesen mit Leichtigkeit zerteilen können. "Füg dich zu einem Stück zusammen! Ich will dich vollständig sehen oder ich rede nicht mit dir!", forderte ich und setzte noch hinzu: "Ich mag keine halben Sachen!" Die Katze verschwand nun gänzlich und ich starrte in die erneute Leere vor mir. 'Toll... Nun kommt jemand, der mir helfen könnte und ich verjage ihn...' "Alice, Alice... Hmmm, ungeduldig wie immer...~" Ich drehte mich um und meine grünen Augen weiteten sich. Vor mir saß, bis zu meinen Ellbogen ragend, eine skurrile Kreatur von einem dünnen, knochigen Kater, der mich grinsend anstarrte und dabei schnurrte. Man sah jeden Knochen in seinem mageren Leib hervorstehen und auf seinem kurzen, struppigen grauen Fell waren verschlungene Muster, die an Tattoos erinnerten, außerdem hatte er einen Ohrring im linken Ohr. "Grinsekatze...! Was ist denn nur mit dir geschehen...?!", fragte ich entsetzt. Der Kater schaute zur Seite; sein Ohr wackelte und sein dünner, ja, fast schon skelettartiger Schweif zuckte unruhig. "Nun ja, wie mag man es sagen... Nicht nur du gehst durch diese Therapie zugrunde... Oder sagen wir es so: Gerade weil du zugrunde gehst, gehen wir mit unter..." Seine Stimme war von Sorge erfüllt und klang älter als vorher. "Was?! Aber wie kann ich das abwenden?!" Ich breitete meine Hände aus und trat auf ihn zu, doch er wich zurück. "Erst gelb, dann weiß, dann flieg ich fort. Was bin ich?" Verwirrt blieb ich stehen und fragte mich, ob das sein Ernst sei. "Was soll das?! Das ist Ernst!", sagte ich mit bestimmtem Ton, doch er grinste nur noch breiter, sodass seine Mundwinkel aufrissen und ihn so eher an einen Psychopathen erinnerten. "Guten Tag Ernst, aber ich dachte, du heißt Alice~? Los, antworte, sonst helfe ich dir nicht. Aber ich gebe dir Auswahlmöglichkeiten. Wähle: Hahn, Pusteblume, Mond oder Ei? Hier die Frage noch einmal: Erst gelb, dann weiß, dann flieg ich fort. Was bin ich?" 'Wenn er unbedingt will... Es ist eh nur ein Traum, was kann mir schon geschehen?' So überlegte ich und stellte meinerseits eine Frage. "Gibt es eine Zeitbegrenzung?" Er verneinte und nach reichlicher Überlegung antwortete ich: "Eine Pusteblume! Zuerst ist sie gelb, darauf weiß und wenn der Wind weht oder man pustet, fliegt sie fort!" "Perrrfeckt... Hihihi und genau zur letzten Minute...", schnurrte er laut. "Was? Ich dachte, es gäbe kein Zeitlimit!", beschwerte ich mich und sah den Kater anschuldigend an. "Ich sagte nicht, dass es gänzlich keine Zeitbegrenzung gibt... Es gibt eine, doch sie bezog sich nicht auf das Spiel... Oder eher nicht auf dieses Spiel." Er erhob sich, lief vor mich und drehte den Kopf, wobei er mir sein grausiges Lächeln schenkte und lief in großen Sprüngen vor. "Komm, du wolltest doch Hilfe, oder nicht?" Damit drehte er sich wieder um und rannte weiter durch die Büsche, gefolgt von mir. "Rede gefälligst nicht in Rätseln...", murrte ich, während er mich führte. 'Naja, zumindest hilft er mir...' Wir landeten erneut bei einer dieser weinenden Ich-Statuen. Das Wasser, das sich dort ausbreitete, war etwa knöcheltief und in der Mitte dieses Mini-Sees befand sich eine große Erdfläche, auf der das Skelett eines riesigen Drachen lag. In der Erde, dort, wo einst das Herz des Ungetüms war, steckte eine Klinge. Naja, viel mehr ein großes Messer. 'Okay, was soll ich damit...?' "Du tötetest einst den Jabberwocky mit deinem treuen Freund, der Vorpalklinge. Zieh sie, wenn du dich selbst finden und am Leben bleiben willst." Mit diesen Worten löste er sich auf und ich, allein mit meinen Fragen, schrie ihm nach: "Ich habe was?! Und was meinst du mit am Leben blei-...!" Noch ehe ich meinen Satz beenden konnte, donnerte die Erde unter meinen Füßen und wie von der Tarantel gestochen rannte ich auf dieses Messer zu und zog es aus der Erde. Es fühlte sich unglaublich gut an, als ob es einfach eine Verlängerung meiner Hand wäre. Ich durchschnitt die Luft, wobei ein schön klingendes Geräusch erzeugt wurde und blaue Schlieren meine Schnittrichtung in der Luft begleiteten. 'Wundervoll... Ich fühle mich richtig stark!' Erneut bebte die Erde und ich konnte mich gerade noch auf den Beinen halten. "Wehe, du wirst wieder lebendig, du Vieh...", sagte ich zu dem Knochengerippe unter mir. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)