Last Ride Of The Day von Riandra ================================================================================ Kapitel 5: Konfrontation mit der Vergangenheit ---------------------------------------------- Konfrontation mit der Vergangenheit Riandra schaute noch immer zu den anderen und sah verschiedene Gefühlsregungen in ihnen. Nachdem Jukka einen Blick mit Satu ausgetauscht hatte, starrte dieser doch leicht fassungslos zu Ria. Marco schien mit seinem Blick fragen zu wollen, ob das ihr Ernst sei und Anette blickte sie ebenso ungläubig an. Emppu schaute sie überrascht an und Tuomas… Um ihren besten Freund machte Ria sich die meisten Sorgen. Er blickte einfach nur starr nach vorne und schien zu einer Steinstatue erstarrt zu sein. Das musste ein sehr großer Schock für sie alle gewesen sein und Ria fragte sich, was ihren Vater nur dazu geritten hatte. Natürlich wusste er durch die Schwarzhaarige ebenso Bescheid, dass es Stress zwischen Nightwish und Tarja gab, eine Begegnung konnte doch unmöglich gut ausgehen, oder? „Es tut mir leid, aber es ist mein ernst“, gab sie zu. „Ich muss sie empfangen gehen, bis dann“, fügte sie leicht besorgt hinzu. Natürlich war sie auch aufgeregt und sie bemerkte leichte Angst in sich aufsteigen. Nun würde sie zum ersten Mal von Angesicht zu Angesicht jener Frau gegenüberstehen, der sie so ähnelte, wobei sie nicht einmal wusste, warum. Und wie die Sängerin wohl reagieren würde, wenn sie die Schwarzhaarige sah? Nun, das würde sie in wenigen Minuten erfahren. Sie verließ nun den Frühstücksraum, bevor sie jedoch die Gäste empfangen ging, eilte sie noch einmal in ihr Zimmer, um den Schlüssel für das Doppelzimmer, was die Beiden gebucht hatten, zu suchen. Nach kurzer Zeit fand sie ihn und eilte zur Tür, um Tarja und Marcelo willkommen zu heißen, auch wenn sie ihrer Meinung nach nicht wirklich willkommen waren. In dem Frühstücksraum herrschte immer noch eisige Stille und Marco blickte doch leicht besorgt zu Tuomas, der wie erstarrt wirkte. Das gefiel ihm ganz und gar nicht. Wenn er jetzt schon so reagierte, was würde dann passieren, wenn sie in wenigen Minuten ihre ehemalige Sängerin wieder sehen würde? Zudem noch in Begleitung mit Marcelo, da war es doch schon so gut wie vorprogrammiert, dass es Stress geben würde. Dies war nun noch ein Grund mehr, weshalb er so ein ungutes Gefühl bei Riandra hatte, immerhin hatten sie es ihr nun zu verdanken, dass sie sich mit Tarja rum schlagen durften. Doch dieser Gedanke nun erst einmal beiseite, seiner Meinung nach war es erst einmal besser, wenn Tuomas von hier verschwand, damit er sich auf eine Begegnung besser vorbereiten konnte. Kurz blickte er zu den anderen, die seinen besten Freund nun ebenfalls besorgt musterten. Marco hatte glücklicher Weise auch schon eine Ausrede, wie er ihn von hier weg bekam. Er räusperte sich kurz, um seine Stimme wieder zu finden, denn das eben Geschehene hatte ihn schon sprachlos gemacht. Jukka, Satu, Emppu und Anette blickten leicht verwundert zu ihm, doch der Bassist warf ihnen nur einen bedeutungsvollen Blick zu. „Ich glaube, ich habe meine Zigaretten in deinem Zimmer fallen lassen, ich finde sie nicht mehr“, begann der Bassist dann und schaute zu Tuomas, der sich langsam aus seinem Schockzustand zu befreien schien. „Kommst du mit hoch, damit ich sie suchen kann?“, fragte er dann nach. Anders hätte er Tuomas hier nicht weg bekommen, denn Marco war sich darüber im Klaren, dass Tuomas das Zimmer nicht alleine aus dem Grund verlassen würde, weil Tarja wohl gleich hier herein kommen würde. Dafür war sein bester Freund zu stolz. Tuomas war vor Schreck wie gelähmt, als er diesen letzten Satz von seiner besten Freundin gehört hatte. Tarja und Marcelo waren auf dem Weg hier her, vermutlich waren sie schon kurz vor der Pension. Sein Herz begann von neuem wie wild zu schlagen. Warum? Warum begegnete er ihr nach all den Jahren wieder und dann so… plötzlich? Auch wenn er es sich so oft vorgestellt hatte, hätte er sich nie zu träumen gewagt, dass er Tarja eines Tages wieder sehen würde. Was würde geschehen? War sie immer noch wütend auf damals, dass er sie aus der Band geschmissen hatte? Würde sie eine Szene machen? Oder würde sie ihn einfach ignorieren und ihn wie Luft behandeln? Warum war sie überhaupt ausgerechnet hier? Warum hatte Ria denn nur zu gelassen, dass sie hier her kam, wobei sie doch wusste, was damals geschehen ist? Natürlich hatte Tuomas seine beste Freundin in allem eingeweiht, in seinem Gefühlschaos und in seiner Unsicherheit. Oder hat Ria gerade deshalb dafür gesorgt, dass Tarja hier her gekommen ist? Damit er wieder an damals erinnert wird? Aber nein, was dachte er da nur für einen Blödsinn! Immerhin war sie seine beste Freundin und sie klang genau so überrascht und verwirrt, wie er und die anderen ausgesehen haben mussten. Das konnte alles doch nichts anderes als ein dummer Zufall sein. Tarja wollte vielleicht auch nur wie er und seine Band einfach entspannen und hat nur aus Zufall die gleiche Pension ausgesucht, in der sie waren. Aber war es wirklich nur Zufall? Immerhin war in den letzten Tagen einiges merkwürdiges passiert, aber was hätte Tarja denn mit all dem zu tun haben sollen? Das ergab doch überhaupt keinen Sinn! Marcos Räuspern hatte ihn aus seinen Gedankengängen befreit und nachdem der Bassist zu sprechen angefangen hatte, kam Tuomas langsam wieder in die Realität zurück. Was faselte Marco da? Er sollte seine Zigaretten in Tuomas Zimmer vergessen haben? Doch dann wurde es ihm klar. Ria würde Tarja und Marcelo genau wie sie am ersten Tag herum führen und so auch den Frühstücksraum zeigen. Tuomas wusste nicht, ob er so bereit war, Tarja nach all den Jahren so plötzlich wieder zu sehen, was sein bester Freund wohl durchschaut hatte, deshalb wollte er ihn hier heraus holen. Dafür war der Keyboarder seinem besten Freund unendlich dankbar. „Ja, natürlich“, erwiderte Tuomas und stand zur selben Zeit wie Marco auf. Er fand es irgendwie merkwürdig, dass seine Stimme trotz allem gefasst wirkte. Tuomas ging nun mit Marco zur Tür. Aus den Augenwinkeln her konnte der Keyboarder noch beobachten, wie sich Jukka, Emppu und Anette Blicke zu warfen, doch das war ihm im Moment egal. Nun trat er zusammen mit Marco aus dem Frühstücksraum heraus, wo es ihn jedoch schon wieder eiskalt erwischt hatte. Riandra war in der Zwischenzeit hinaus gegangen. Tarja und Marcelo verließen gerade das geparkte Auto und Letzterer schloss es noch ab. Die Schwarzhaarige musste sich stark zusammen reißen, denn kaum hatte sie Beide von nahem gesehen, fing auf einmal an, ihr Herz wie wild zu schlagen und sie bekam ein merkwürdiges Gefühl, was sie nicht wirklich einordnen konnte. Jedoch ließ sie sich davon nichts anmerken und lächelte die Neuankömmlinge nun an, was ihr dieses Mal sehr schwer viel. „Herzlich willkommen in unserer Pension, ich hoffe die Zeit hier wird Ihnen gefallen. Meinen Vater haben Sie ja bereits kennen gelernt. Mein Name ist Riandra, ich kümmere mich um die Gäste der Pension“, stellte sie sich vor. Das Ehepaar schien Riandra für einen Moment zu mustern. Die Schwarzhaarige konnte es ihnen nicht verübeln. Immerhin traf man nicht jeden Tag auf eine Person, die der eigene Zwilling sein könnte. „Es ist uns Beiden eine Freude, Sie kennen zu lernen. Wir haben bereits einiges von Ihnen von ihrem Vater gehört und ich muss Ihnen recht geben, Sie ähneln meiner Frau wirklich sehr.“ Innerlich verfluchte Riandra ihren Vater gerade. Warum musste er auch immer über so was reden? „Es ist wirklich erstaunlich. Viele Fans versuchen, mich äußerlich zu imitieren, aber niemanden ist es bisher so gut gelungen, wie Ihnen“, meinte Tarja freundlich. „Dieses Kompliment ehrt mich sehr, dennoch muss ich Ihnen beichten, dass ich noch nie etwas dafür getan habe“, gab sie dann zu. „Ach wirklich nicht? Dann haben Sie ja großes Glück gehabt. Nun denn, auf eine angenehme Zeit“, meinte die Sängerin und hielt Riandra ihre rechte Hand zur Begrüßung hin. Die Schwarzhaarige wusste nicht recht, was sie davon halten sollte, dennoch erwiderte sie die freundliche Geste. Doch in diesem Moment, als sie die Hand der Anderen berührt hatte, geschah etwas sehr merkwürdiges. Für einen Moment veränderte sich die Gegend um sie herum komplett. Sie stand nun kurz vor einem riesigen… Ja, es musste eindeutig ein Schloss gewesen sein! Die vielen dunklen Türme, unzählig viele Fenster, ein riesiges dunkles Eingangstor! Und genau vor dem Eingang sah sie jene Personen, die sie eben begrüßt hatte. Tatsächlich standen dort Arm in Arm Tarja und ihr Mann und sie schienen sehr, sehr glücklich zu sein. Bruchstückhaft bekam die Schwarzhaarige mit, worüber sie gesprochen hatten. „Endlich haben wir wieder unsere Ruhe“, kam es von Tarja. „Ja, dieses Jahr war die schrecklichste Zeit überhaupt.“ Danach gingen sie in das Schloss hinein und die Szene verschwand genau so schnell wie sie gekommen war. Ria blinzelte ein paar Mal, bis sie realisierte, dass sie nun wieder hier vor der Pension war. Was zum Teufel war denn das? Hatte sie jetzt schon Tagträume? Das hatte sie doch noch nie. Aber was hatte das zu bedeuten? Warum sah sie Tarja und Marcelo vor einem Schloss? Was sollte sie nur davon halten? Dann fragte sie sich, ob Tarja wohl auch so etwas… gesehen oder geträumt hatte. Sie schaute auf und blickte Tarja an. Diese musterte Ria jedoch nur aufmerksam. „Gibt es ein Problem?“, fragte sie höflich, aber auch neugierig. Irgendwas sagte der Schwarzhaarigen, dass sie von dem eben Geschehenen lieber nichts sagen sollte. „Nein, entschuldigen Sie bitte“, fing Ria an und löste langsam den Händedruck. „Wenn Sie möchten, zeige ich Ihnen die Pension jetzt gerne von drinnen“, schlug sie vor, ging voran und öffnete die Tür. Sie wartete, bis das Ehepaar eingetreten war, danach schloss sie die Tür. Sie hoffte inständig, dass die anderen aus dem Frühstücksraum inzwischen raus waren. Immerhin musste es für Tuomas ein großer Schock sein. „Ihr Vater hat erwähnt, dass es noch andere Gäste gibt. Um wen handelt es sich denn?“ Marcelo hatte sie das gefragt. Sie zeigte dies zwar nicht, aber die direkte Frage hatte sie schon verwundert, vor allem wenn man mal davon ausging, dass ihr Vater es auch hätte erklären können. Sie waren gerade kurz vor dem Frühstücksraum und Ria überlegte gerade, wie sie es den Beiden am besten beibringen konnte, als jene Tür aufging und ihr bester Freund und Marco heraus kamen. Am liebsten hätte sie ihre Hand an ihren Kopf geklatscht, verkniff es sich jedoch in letzter Sekunde. Warum mussten sie auch ausgerechnet jetzt raus kommen? Dem Keyboarder setzte für einen Moment das Herz aus, als er Tarja sah. Nach all den Jahren sah er sie also tatsächlich wieder. Er konnte es einfach nicht fassen, sie hatte sich kein Stück verändert. Sie sah immer noch so unglaublich aus, wie früher, diese… gewisse Ausstrahlung besaß sie immer noch. Der Keyboarder konnte gar nicht anders, als sie für einen Moment sprachlos anzusehen und er wusste wirklich nicht, wie er seine Sprache wieder finden sollte, bis es jedoch Tarja selbst war, die die unangenehme Stille durchbrach. Sie hatte sowohl Marco, als auch ihn erst überrascht angesehen, dann stahl sich jedoch ein Lächeln über ihre Lippen. „Na sieh mal einer an, was das für ein Zufall ist, mein Liebling. Wenn das nicht Tuomas und Marco sind. Da nehme ich doch mal an, die anderen sind auch hier?“, fragte sie, während sie sich an ihren Mann kuschelte, der sie mit einem Arm an sich drückte. So war Tuomas gezwungen, auch zu Marcelo zu blicken und es wunderte den Keyboarder nicht, dass Marcelos Gesichtsausdruck blanken Hass gegenüber Tuomas zeigte. Immerhin war es damals so etwas wie ein offenes Geheimnis gewesen, dass er sich in Tarja verliebt hatte und er hätte wirklich alles dafür getan, damit er ihr Herz gewann. Doch es sollte nicht so sein und seit jenem Tag, als Tarja ihren zukünftigen Mann vorgestellt hatte, wurde er auf den anderen eifersüchtig. Immer wenn er sie beide so nahe gesehen hatte, spürte er einen Stich in seinem Herzen. Dennoch wunderte es dem Keyboarder, dass es ihm auch dieses Mal so erging. Tuomas gab zu, er vermisste oftmals die Zeiten mit Tarja, aber warum spürte er jetzt wieder diesen Stich? Hatte er etwa immer noch Gefühle für sie? Er konnte es nicht genau sagen. Jedoch hatte er sich in den letzten Jahren immer zu einreden wollen, dass er sie nicht mehr liebte, dass er ihr nichts mehr bedeutete. Doch immer wenn einer der anderen auf die ehemalige Sängerin zu sprechen kam, bemerkte er, dass es ihm immer noch schwer fiel, sie zu vergessen. Deshalb wollte er kein Wort mehr über sie hören, deshalb reagierte er immer so gereizt, wenn es um die schwarzhaarige Schönheit ging. Tuomas blickte nun leicht zu Marco, der einen Schritt vor gegangen war. Auch Tuomas hatte es gehört, wie der Bassist hörbar die Luft einzog, als sie auf einmal vor den beiden standen. Dies war nicht sein Plan gewesen, das wusste Tuomas. „Ja sind sie. Aber ich gehe nicht davon aus, dass sie etwas mit euch beiden zu tun haben wollen“, meinte der Bassist nun und schaute die beiden ernst und mit verschränkten Armen an. „Marco, immer noch so direkt und nett wie früher. Wie geht es denn Manki und deinen Kleinen? Ich habe gehört, zwischen euch läuft es nicht so gut?“, fragte Tarja und der Bassist konnte regelrecht spüren, dass sie es genoss, einen wunden Punkt bei ihm getroffen zu haben. Er spürte Wut in sich aufkommen, dieses…. Er verkniff sich eine Beleidigung. Sie hatte sich keinen Deut verändert. Immer noch so arrogant und hinterhältig wie früher. Marco war oft mit ihr aneinander geraten und wäre Tuomas nie in letzter Sekunde dazwischen gegangen, hätte es oft böse enden können. Dennoch schaffte er es, seine ganze Wut zu unterdrücken, als Vater konnte er so etwas natürlich sehr gut. So blickte er Tarja leicht schief grinsend an. „Nun, wenn du schon so gut informiert bist, wüsste ich nicht, warum ich gerade dir irgendetwas darüber erzählen sollte. Mal abgesehen davon, dass es dich nichts angeht“, erklärte Marco ruhig. Tuomas zuliebe hielt er sich noch zurück. „Entschuldigen Sie bitte. Aber möchten Sie beide sich nicht gerne weiter umsehen?“, mischte sich Riandra plötzlich ein. Marco blickte leicht erstaunt zu ihr, konnte es sich dann jedoch denken und war doch leicht überrascht. Sie wollte anscheinend tatsächlich dafür sorgen, dass Tuomas von hier verschwinden konnte. Hatte er sich in der Schwarzhaarigen vielleicht doch geirrt? Doch so schnell würde er seine Meinung nicht ändern, er würde erst einmal abwarten. „Natürlich, sehr gerne. Ich nehme an, es wird kein Problem geben, wenn wir uns diesen Raum hier ansehen wollen?“, fragte Tarja nach. Marco wünschte sich inständig, dass Riandra sagen würde, es wäre ein Problem. Tarja hatte nämlich auf den Raum gezeigt, wo sie gerade heraus gekommen waren und dort befanden sich noch die anderen. Jedoch wusste der Bassist, dass sie es nicht ablehnen konnte. Immerhin war sie für die Gäste zuständig. „Nein, natürlich ist es kein Problem“, meinte sie und während Tarja und Marcelo näher zu dem Frühstücksraum gingen, warf die Schwarzhaarige ihm und Tuomas einen Blick zu, der man so deuten konnte, als würde es ihr leid tun. Marco blickte leicht zu Tuomas und bemerkte erstaunt, dass er den Blick von Ria abwandte. Mit so etwas hätte er nicht gerechnet und nach Riandras erstauntem Gesicht zu urteilen, sie auch nicht. Marcelo schien dies noch mit bekommen zu haben, denn er wandte sich nun an die Schwarzhaarige. „Nehmen Sie es ihm nicht übel. Wissen Sie, es scheint ihm langsam zu dämmern, dass er meiner Frau damals Unrecht getan hat. Doch einerseits müssen wir uns wohl oder übel dennoch bei ihm bedanken“, fing Marcelo nun an und blickte grinsend zu Tuomas. „Nicht allen euren Fans schien es damals gefallen zu haben, was du meiner Frau unterstellt hast. Sie haben zu meiner Frau gehalten und glaubten einem Lügner, wie du es warst, kein Wort. Und seit Tarja nicht mehr bei euch ist, hat sie noch viel mehr Fans als vorher“, meinte er grinsend. Das war zu viel für Marco. Sie hatten viele negative Kritik bekommen, aber wenn er eines nicht leiden konnte, dann war es, dass sein bester Freund als ein Lügner bezeichnet wird und dann noch von Marcelo. „Nimm das sofort zurück. Tuomas ist kein Lügner!“, rief er lauter als er selbst wollte und ging einen Schritt auf den anderen drauf zu. Der Argentinier grinste Marco jedoch nur an. „Sieh an. Ihr akzeptiert also immer noch keine Kritik“, stellte er fest. „Kritik schon, aber keine Lügen!“, konterte Marco. „Da gibt es bei euch doch keinen Unterschied. Aber es ist eine Tatsache. Die Fans haben euch nicht geglaubt und viele von ihnen sind nun auf Tarjas Seite. Ich bin mal gespannt, wann eure neue Sängerin das bemerkt und sich von euch trennt!“, giftete Marcelo zurück. Nun hatte er einen Punkt getroffen, den Tuomas wieder zurück in die Realität versetzt hatte. Natürlich hatte es ihn schwer getroffen, als Lügner bezeichnet zu werden, aber er wusste, genau wie Jukka, Emppu und Marco, dass er die Wahrheit geschrieben hatte. Jedoch konnte er das noch einstecken, aber als es um Anette ging, verstand er keinen Spaß. Warum behaupten nur alle ständig, dass er sie raus schmeißen würde oder dass sie gehen würde? „Du hast doch keine Ahnung!“, fauchte der Keyboarder mehr oder weniger auch zu seiner eigenen Überraschung. Tuomas bemerkte nicht, wie ihn nun alle erstaunt anblickten, damit hätte wohl niemand gerechnet. Marcelo jedoch hatte sich schnell wieder gefasst und grinste Tuomas nur an. „Sieh mal einer an, wer seine Sprache wieder gefunden hat. Aber es ist bereits, wie ich sagte. Anette, so hieß sie doch? Jedenfalls wird auch sie bald bemerken, wie hinterlistig du bist und wird…“ Weiter kam der Argentinier nicht, denn sowohl Marco, als auch Tuomas waren vor gestürzt und wollten ihm eine verpassen, wenn nicht genau in diesem Moment Jukka und Emppu an der Tür erschienen wären. „Sowas hab ich befürchtet“, hörte der Keyboarder Emppu sagen und im nächsten Moment wurde er von Emppu und Marco von Jukka aufgehalten. „Reißt euch zusammen“, kam es von Jukka. „Aus dem Weg!“, brüllte Marco den Drummer an. Er hasste es, wenn jemand seine Freunde so beleidigte, vor allem wenn es sich dabei um Marcelo handelte. Der Argentinier war ein Stück zur Seite gegangen und schaute sich die Szene nur belustigt an. „Oh man, was seit ihr doch für ein zerstrittener Haufen, wenn eure Fans das wüssten“, witzelte er. „Mein Lieber, du hättest dich aber auch etwas zurück halten können.“ Nach diesen Satz war es schlagartig still im Flur und mehr oder weniger alle blickten entgeistert zu Tarja, die gerade eben gesprochen hatte. Riandra blickte die Sängerin verwirrt an. Mit so etwas hatte sie nicht gerechnet. Marcelo wirkte jedoch so, als hätte er tatsächlich einen Schlag ins Gesicht bekommen. „Marcelo, ich bitte dich. Wir sind doch hier, um Urlaub zu machen, oder? Wir sollten diese Zeit doch lieber genießen, anstatt uns mit alten Bekannten zu zoffen, meinst du nicht auch?“ Marcelo schien mit sich selbst zu kämpfen, bis er schließlich doch nickte und Tarja ihn zu Frieden anblickte. Der Argentinier wirkte jedoch alles andere als begeistert, sagte aber nichts weiter sondern wandte sich zu Riandra. „Riandra, würden Sie uns weiter herum führen?“, fragte er, jedoch ohne dabei höflich zu klingen, zudem ignorierte er die anderen vier gerade komplett. Warum sollte er auch höflich sein, seine Laune war alles andere als gut gerade. Jukka hatte Tarja und ihrem Mann auch mehr als verwirrt hinterher gesehen. Seit wann hatte sie sich gegen Marcelo gestellt? Er schaute zu den anderen, die nicht weniger überrascht wirkten, als der Drummer selbst. „Wir sollten wieder rein gehen, meint ihr nicht auch? Sonst machen Anette und meine Frau sich noch Sorgen“, schlug der Drummer vor und das wollte er garantiert nicht. Von Marco und Emppu kam ein Nicken, Tuomas schien jedoch mit seinen Gedanken ganz wo anders zu sein, bis er sich wortlos umdrehte und aus der Pension ging. Emppu schien ihm hinterher zu wollen, doch Marco hielt ihn auf. „Lass ihn, er muss das erst einmal verdauen“, bemerkte Marco, woraufhin der Wirbelwind nickte. „Was hat euch so gereizt?“, fragte er nach, nachdem er sich vergewissert hatte, dass Tarja und Marcelo sie nicht mehr hören konnten. Marco antwortete jedoch nicht gleich, sondern er gab ihnen zu verstehen, dass sie rein gehen sollten. Drinnen angekommen, setzte sich der Drummer wieder neben seine Frau. Satu wirkte ebenso wie Anette erleichtert, als sie Marco unverletzt sahen. Nachdem sie Marcos lauten Ausruf gehört hatten, hatten sie alle damit gerechnet, dass es gleich eine Prügelei geben wird, deshalb sind er und Emppu eingeschritten. „Sie fangen wieder an, ihn zu reizen“, knurrte Marco dann. „Also haben sie sich kein bisschen verändert?“, vermutete Jukka und der Bassist bestätigte dies mit einem Nicken. „Wieder?“, fragte Anette nach, die bis jetzt geschwiegen hatte. Immerhin wusste sie nicht viel von der Vorgeschichte der Band. Sie sprach so offen, da sowohl Jukkas älteste Kinder, als auch Seth sich in eine Ecke verkrochen hatten und zusammen spielten. „Ja. Damals war es genauso. Wir hatten alle unsere Auseinandersetzungen mit Tarja, aber vor allem Marcelo hat Tuomas zu jeder Zeit gereizt, wo es nur ging“, berichtete Emppu der Schwarzhaarigen. Es war zwar selten, aber auch der kleine Wirbelwind ist mit den beiden das ein oder andere Mal aneinander geraten. „Wir haben erst vermutet, dass es nur war, weil Tuomas immer noch versucht hat, an Tarja heran zu kommen, nachdem sie uns Marcelo vorgestellt hat, aber ich sag euch, da ist noch mehr dahinter. Das war nicht normal“, fuhr Marco weiter fort und sowohl Emppu als auch der Drummer nickten. Sie waren alle froh, als Tuomas den Vorschlag machte, Tarja aus der Band zu werfen. Jukka sah, wie Anette ihren Nemo leicht an sich gedrückt hatte, der mit einen kleinen Stoffball spielte. Es musste für sie auch eine ganz ungewohnte Situation sein, soweit der Drummer wusste, hatte sie bisher jeden Kontakt oder jede Begegnung mit der anderen vermieden. „Aber warum? Was hatten sie davon?“, fragte die Sängerin nach. „Das wüssten wir auch gerne. Jedenfalls finde ich sollten wir die beiden im Auge behalten. Irgendwas sagt mir, dass sie nicht zufällig hier sind“, bemerkte Marco und der Bassist wusste, dass er sich auf seine Gefühle verlassen konnte. In der Zwischenzeit war es nun Nachmittag und Riandra war froh, dass sie nun endlich Zeit hatte. Seit der katastrophalen Konfrontation heute Vormittag war sie nicht dazu gekommen, noch einmal mit ihrem besten Freund zu reden. Der Schwarzhaarigen hatte es gar nicht gefallen, dass Tuomas sie nicht angesehen hatte und irgendwie hatte es Ria im Gefühl, dass er wohl sauer auf sie sein würde und darüber musste sie unbedingt mit ihm reden. Natürlich hatte sie wegen all dem ein schlechtes Gewissen, aber immerhin hatte ihr Vater das organisiert und sie wusste, es half nichts, ihm irgendetwas einreden zu wollen. Wäre sie an der Stelle ihres Vaters gewesen, hätte sie auf das zusätzliche Geld verzichtet, denn Freundschaft ist wichtiger als Geld. Zu erst war sie vor dem Zimmer des Keyboarders, nachdem sie aber ein paar mal vergebens geklopft hatte, würde sie draußen nach ihm suchen. Ria konnte sich schon denken, wo ihr bester Freund sein würde und zwar unten beim See, dorthin zog er sich immer zurück, wenn er mal alleine sein wollte. Und tatsächlich, nachdem sie den kurzen Weg hinter sich gelassen hatte, sah sie auch schon Tuomas vor dem Wasser im Gras sitzen. Da es heute wieder so heiß war und die Sonne auf sie herab schien, ohne dass eine Wolke am Himmel war, war das Gras sehr schnell getrocknet, so dass die Sachen nicht nass werden würden. Vorsichtig ging sie nun näher zu ihrem besten Freund, da sie sich gut vorstellen konnte, wie seine Laune war. Dennoch stellte die Schwarzhaarige sich ihm, denn sie wollte nicht, dass Tuomas sauer auf sie war. „Tuomi?“, fing sie an, doch wie sie erwartet hatte, kam von dem anderen keine Reaktion. Sie grummelte leicht und ging vor ihm. „Tuomas!“, meinte sie ernst, doch er drehte nur den Kopf weg, was die Schwarzhaarige sehr verletzt hatte. Sie hasste es selbst, dass sie nun so sprechen würde, doch ihr blieb keine andere Wahl. Sie wusste, nur so würde Tuomas wieder mit ihr reden. „Seit Tarja hier ist, siehst du mich nicht mehr an. Bisher habe ich geglaubt, ich bin nicht wie sie und ich habe auch die anderen ignoriert, die genau das behauptet haben. Als ich sie heute zum ersten Mal wirklich gesehen habe, hatte ich den Eindruck ich würde in einen Spiegel sehen. Doch das war mir egal, so lange ich nicht wirklich so bin wie sie. Aber seit sie hier ist, siehst du mich nicht mehr an. Denkst du auf einmal, ich bin doch wie sie? Bist du sauer, weil sie und ihr Mann auch hier sind? Hör mir zu, ich hab damit nicht das Geringste zu tun! Ich weiß nicht, warum sie hier sind oder wie sie das heraus gefunden haben, oder ob all das nur ein dummer Zufall war. Du bist mein bester Freund, denkst du da wirklich, ich will dir schaden?“, fragte sie dann. Tuomas blickte nach diesen Worten tatsächlich auf, doch er hatte einen undefinierten Gesichtsausdruck. Was würde er jetzt sagen? „Das ist es nicht“, fing er an und stand auf. Jedoch blickte er sie immer noch nicht wirklich an. „Was ist es dann?“, fragte sie. Wieder herrschte Schweigen. Tuomas wollte gerade an ihr vorbei gehen, doch die Schwarzhaarige hielt ihn am Arm fest. „Warum läufst du auf einmal weg? So kenne ich dich gar nicht“, meinte sie. Der Keyboarder wollte sie gerade ansehen, schien es sich aber nochmal anders zu überlegen und blickte weg. Dann wurde es der Schwarzhaarigen klar. „Du bist immer noch in sie verliebt, nicht wahr? Und weil ich ihr so ähnlich sehe und du ihr so plötzlich wieder begegnet bist, kannst du mich nicht mehr ansehen?“, fragte sie nach. Tuomas hatte sie für einen Moment entgeistert angesehen, doch dann wich sie leicht zurück. Sein Blick wurde nun wütend. „Das geht dich nichts an!“, knurrte er plötzlich und Ria verschlug es leicht die Sprache und nahm etwas abstand. Doch sie würde nicht klein beigeben. „Warum bist du auf einmal so wütend?“ „Hat dich nicht zu interessieren.“ „Ich dachte, wir sind Freunde.“ „Das hat damit nichts zu tun.“ „Hat es sehr wohl!“ „Lass mich in Ruhe!“ „Erst wenn du mir sagst, was mit dir los ist!“ „Es geht dich nichts an, wie oft noch?“, meinte er wütend, schob Ria beiseite und verzog sich zurück in die Pension. Die Schwarzhaarige war geschockt über das eben Geschehene. So hatte sie Tuomas noch nie erlebt. Warum hatte er sich auf einmal so verändert? Ria gab nach und setzte sich auf das Gras. Was war mit ihrem besten Freund los? Er hatte sie noch nie so behandelt. Ihr liefen Tränen über das Gesicht, doch dagegen unternahm sie nichts. Riandra hatte sich gerade zum ersten Mal in ihrem Leben mit Tuomas gestritten, dabei bedeutete er ihr so viel. War sie vielleicht doch zu weit gegangen? Aber die Reaktion des Keyboarders hatte sie doch auch verletzt. Sie war so in ihren Gedanken vertieft, dass sie nicht bemerkt hatte, dass Jemand auf sie zu gekommen war. „Hey“, hörte sie nun und schreckte leicht auf. Sie stand auf, drehte sich einmal um und entdeckte Emppu. „Emppu!“, sagte sie erstaunt und versuchte sich unbemerkt die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. Sie mochte es nicht, wenn man sie so sah. „Wenn so etwas passiert sind Tränen schon in Ordnung“, erklärte er ruhig. Die Schwarzhaarige wirkte leicht verlegen. Also hatte Emppu alles mit bekommen? Sie fragte noch einmal nach und er bestätigte das mit einem Nicken. „Es ließ sich nicht vermeiden, aber ich glaube auch im Umkreis von einem Kilometer hätte man euch beide gehört, so wie ihr geschrien habt“, scherzte der kleine Wirbelwind, woraufhin Ria leicht schmunzelte. Er schaffte es doch auch in jeder Situation, seine Scherze zu machen. „Habe ich übertrieben?“, fragte sie dann nach. Emppu schwieg einen Moment, ehe er antwortete. „Möchtest du mich begleiten? Ich wollte in den Wald gehen und Gitarre spielen und über Zuhörer freue ich mich immer“, meinte er augenzwinkernd. Ria bemerkte, dass ihr Gesicht plötzlich heiß wurde. Wurde sie etwa tatsächlich rot? Nun gut, man wurde immerhin nicht täglich von dem Gitarristen der Lieblingsband gebeten, ihn zu begleiten. „Danke für die Einladung, sehr gerne“, meinte sie dann doch leicht verlegen und folgte Emppu schließlich. Erst jetzt hatte sie gemerkt, dass er seine Gitarre dabei hatte. Eine Weile liefen sie schweigend nebeneinander her, bis Emppu wieder das Wort ergriff. „Ich glaube von uns hätte sich höchstens Marco getraut, so direkt zu sein, aber ich glaube nicht, dass du übertrieben hast. Du machst dir nur Sorgen um ihn, wie wir alle“, meinte er dann. Die Schwarzhaarige seufzte, ehe sie weiter fort fuhr. „Bitte glaub mir. Ich hatte keine Ahnung, dass sie kommen würden. Ich weiß nicht, was meinen Vater dazu geritten hat. Er wusste genau so gut wie ich, dass ihr eigentlich verstritten seid.“ „Du scheinst ja wirklich gut über uns Bescheid zu wissen, aber ich glaube dir, dass du es nicht wusstest. Man hat es dir angesehen.“ Ria errötete nach diesen Worten erneut etwas, was Emppu zum Schmunzeln brachte. „Naja… Ich kenne Tuomas wie gesagt seid wir Kinder waren und er hat mir sehr viel von euch erzählt.“ „Umso erstaunlicher finde ich es, dass er uns nie was über dich erzählt hat.“ „Es liegt an meiner Ähnlichkeit zu Tarja. Ich glaube, dass er Angst davor hatte, ihr würdet das in den falschen Hals bekommen“, erklärte sie dann. „Da kannst du Recht haben. Aber hätte er uns eher etwas darüber erzählt, hätten wir uns auch drauf einstellen können. Wir waren alle ganz schön überrascht, als wir dich das erste Mal gesehen haben“, gab er schmunzelnd zu. „Das habe ich gemerkt. Marco scheint mich immer noch zu hassen“, meinte Ria dann plötzlich. Wieder schwieg Emppu kurz. Er schien nach den richtigen Worten zu suchen. „Nimm es ihm bitte nicht übel. Vor allem Marco ist mit Tarja in der Vergangenheit oft aneinander geraten und deshalb fällt es ihm so schwer, dir zu vertrauen. Aber glaub mir, noch ein paar Tage, dann ist auch er davon überzeugt, dass du nicht wie Tarja bist.“ Ria blieb für einen Moment stehen und blickte den Gitarristen erstaunt an, woraufhin Emppu auch stehen blieb. „Das hat noch nie jemand zu mir gesagt!“, meinte sie erstaunt, freute sich aber wahnsinnig darüber. Auch Emppu schien sich darüber zu freuen, dass sie nun glücklicher war. „Weil sich sonst niemand die Zeit nimmt, dich besser kennen zu lernen, wie wir“, meinte er mit seinem typischen Grinsen und Ria nickte leicht. „Da hast du wohl recht“, gab Ria zu. Den Rest des Weges schwiegen sie beide, bis sie auf eine kleine Lichtung angekommen sind, die Ria natürlich kannte. „Oh, du hast die Lichtung hier also auch gefunden? Hier hat man immer seine Ruhe, ich mag diesen Ort hier“, begann die Schwarzhaarige zu erzählen. „Ja, zwei Tage, nachdem wir hier angekommen sind, hier ist es wirklich schön“, meinte der Kleine Wirbelwind und setzte sich nun ins Gras und deutete Ria an, sich neben ihn zu setzen. Erst spielte der Gitarrist willkürlich ein paar Melodien, bis er die Melodie von einem ihrer eigenen Lieder anspielte, nämlich Last Ride Of The Day. Er mochte dieses Lied sehr. Er spielte eine ganze Weile und weder er noch Ria bemerkten, dass es um sie herum Dunkel wurde. Schwer atmend lief Tuomas einen dunklen Pfad entlang, damit er von seinen Verfolgern fliehen konnte. Er konnte schon gar nicht mehr, doch eine Pause würde er nicht machen können, sonst würden seine Verfolger ihn einholen und er wusste, sie durften ihn nicht bekommen. Fieberhaft suchte er nach einem Versteck, was jedoch sehr schwer sein würde. Immerhin war es mitten am Tag und die Sonne strahlte über die weite Grasebene, über der er rannte. Wie lange er schon unterwegs war, wusste er auch nicht, denn das Landschaftsbild hatte sich auch schon lange nicht mehr verändert. Er lief so lange weiter, bis er vor einem Abgrund stand. Schwer atmend blieb er stehen. war’s! Wie sollte er da nur rüber kommen? Der Abgrund war gute zweihundert Meter tief und gut fünfzehn Meter lang. Da hinüber zu springen würde er doch nie im Leben schaffen! Doch dann erschienen wie aus dem Nichts zwei Brücken. Eine in der Nähe und eine etwas weiter weg und er stockte leicht. Hinter der Brücke weiter weg sah er seine Freunde stehen ja, sie schienen sogar nach ihm zu rufen. Er wich einige Schritte zurück als der Keyboarder sah, wer bei dieser Brücke auf ihn wartete. Es war Tarja, er würde sie über all wieder erkennen. Auch sie rief nach ihm, bei ihr würde er in Sicherheit sein, er könne ihr vertrauen. Aber die Brücke selbst sah unglaublich morsch aus, die aufgetaucht war. „Schnell“, meinte Tarja auf einmal. Tuomas blickte hinter sich und sah bereits die Schatten seiner Verfolger. Ohne auf die Rufe seiner Freunde zu achten, rannte Tuomas über die Brücke, an deren Ende Tarja auf ihn warten würde, doch kurz bevor er sie erreicht hatte, löste sie sich unter seinen Füßen auf und er fiel in den tiefen Abgrund… Tuomas schreckte hoch und stellte leicht verwirrt fest, dass er in seinem Bett lag. Dann fiel es ihm ein. Nach dem Streit mit seiner besten Freundin hatte er sich in sein Zimmer verschlossen, sich auf sein Bett gelegt und seinen Gedanken nach gehangen. Dabei musste er wohl eingeschlafen sein. Der Keyboarder bemerkte, dass sein Herz immer noch wie verrückt schlug, aber es war kein Wunder. Dieser Traum suchte ihn schon eine ganze Weile heim, was er den anderen aber bisher verschwiegen hatte, aus dem einfachen Grund weil ihn dieser Traum angst machte. Tuomas wusste nicht ganz, was er zu bedeuten hatte. Vor wen lief er weg? Und warum träumte er davon, dass er sich zwischen Tarja und seine Freunde, seine Band entscheiden muss? Immerhin hatte er doch schon vor Jahren eine Entscheidung getroffen, denn die Band war ihm doch wichtiger als alles andere. Er verstand es einfach nicht, doch der Traum musste irgendeine Bedeutung haben, denn er suchte ihn schon seit Wochen heim.Der Keyboarder seufzte leise und stand auf. Er konnte nun eh so schnell nicht einschlafen, so würde er draußen noch eine kleine Runde spazieren gehen, um auf andere Gedanken zu kommen. So verließ er nun die Pension und ging in den Wald hinein. Tuomas war froh, dass ihm unterwegs niemand begegnet war, denn er hatte heute keine Lust, noch groß mit irgendjemanden reden zu wollen, nicht nachdem er Ria so angefahren hatte. Er hatte deswegen schon ein schlechtes Gewissen, denn er wollte nicht wahr haben, dass seine beste Freundin eigentlich doch Recht hatte. Morgen würde er sich auf jeden Fall bei ihr für sein Verhalten entschuldigen. Tuomas war nun schon etwas tiefer in dem Wald, bis er auf einmal laute Stimmen vernahm, die er jedoch nicht einordnen konnte. Er zögerte einen Moment. Sein Verstand sagte ihm, er solle lieber zurück gehen und nicht nachsehen, doch sein Gefühl sagte ihm, er sollte nachsehen gehen. Er überlegte einen Moment hin und her, bis er sich dann doch dafür entschieden hat, seinen Gefühl zu folgen. Die Stimmen wurden immer lauter. Irgendjemand schien sich mal wieder zu streiten. Er wollte schon fast wieder zurück gehen, denn er hatte nicht wirklich Lust auf einen weiteren Streit, als er dann doch die Stimmen erkannte und es nicht glauben konnte! Von seiner Neugier gepackt ging er nun ein Stück weiter und im hellen Mondschein sah er dann, dass er sich nicht verhört hatte und er konnte es wirklich nicht glauben! Ihm klappte sogar leicht der Mund auf und er blieb zwischen den Bäumen stehen. Er sah dort tatsächlich Tarja und ihren Mann stehen und hörte, wie sie sich lauthals stritten! „Hast du sie noch alle? Wie redest du mit mir?“, fauchte Tarja ihren Mann an. „Ich will nur wissen, was in dich gefahren ist! Seit wann nimmst du sie… nimmst du Holopainen in Schutz? Hast du vergessen, was er dir angetan hat? Oder hast du etwa doch Gefühle für ihn?“, die letzten drei Worte spie der Argentinier regelrecht aus, während Tuomas regelrecht das Herz für einen kurzen Moment stehen blieb. Hatte Marcelo wirklich Recht? „Vielleicht ist es ja tatsächlich so? Vielleicht wollte ich dich nur ausnutzen, um ihn eins auszuwischen?“ „Wie konnte ich nur auf dich herein fallen, wo mich doch alle gewarnt haben?“ „Gewarnt, wovor?“ „Vor deinen falschen Spielen! Wie konnte ich nur so dumm sein und nicht auf die anderen hören?“ Tuomas sah, wie die Schwarzhaarige einen Schritt auf Marcelo drauf zugegangen war. „Wenn du mich wirklich für so ein hinterhältiges Miststück hältst, dann geh doch! Ich brauch dich nicht ich komm alleine klar!“ „Wenn du es unbedingt willst. Verkriech dich doch wieder zu deinem geliebten Holopainen. Vielleicht wird er dich ja sogar wieder in seiner Band aufnehmen! Leb wohl!“, spottete der Argentinier und ließ Tarja nun links liegen. Zu allem Überfluss wählte Marcelo auch noch genau den Weg, wo Tuomas stand und noch ehe der Keyboarder in Deckung gehen konnte, stand er dem anderen auch schon gegenüber. Erneut wurde Tuomas mit blankem Hass gemustert. „Sieh mal einer an, wer uns hier belauscht hat. Meinen Glückwunsch, Holopainen, sie gehört dir“, spie er aus und er konnte es sich nicht verkneifen, Tuomas noch einmal heftig anzurempeln, ehe er in den Wald verschwand. „Tuomas!“, hörte er es nun und bemerkte erstaunt, wie Tarja tatsächlich auf ihm zukam. Es überraschte ihn, dass die Augen der anderen glänzten und dann erst wurde ihm bewusst, worüber die beiden gerade gestritten hatten. Es war tatsächlich wegen ihm. Es entstand eine peinliche Stille zwischen ihnen. „Willst… du ihm nicht nach?“, fragte Tuomas vorsichtig. Er wollte sich noch keine falschen Hoffnungen machen. Danach geschah jedoch etwas Unglaubliches. Etwas, was sich der Keyboarder so lange gewünscht, es jedoch nie zu träumen gewagt hätte, dass dies je passieren träumte. „Dieser Idiot ist es nicht wert, dass man ihm hinterher läuft!“, meinte sie mit erstickter Stimme. Dann warf sie sich aus heiterem Himmel in die Arme des Keyboarders. Tuomas war so verwirrt darüber, dass er in dem ersten Moment einfach nur perplex da stand und nicht wusste, was er tun sollte. Erst, als er hörte, dass die Sängerin anfing zu schluchzen, handelte er instinktiv und legte seine Arme um die andere. „Es tut mir leid, ich hätte dir von Anfang an glauben sollen.“ Tuomas wusste nicht, was er davon halten sollte, als Tarja diesen Satz sagte. Es kam ihm vor, als würde er noch träumen. Ria hatte Emppu noch lange beim Spielen zugehört, bis es sie leicht fröstelte, was Emppu sehr wohl mit bekommen hatte. Langsam wurden die Nächte eben doch kühler. Er hörte auf zu spielen und sah rüber zu Ria. „Wir sollten langsam zurück gehen, sonst holen wir uns vielleicht noch eine Erkältung“, meinte der Gitarrist. Die Schwarzhaarige nickte leicht und so gingen sie beide zurück zu der Pension. Kurz davor angekommen bemerkte Ria gleich, dass irgendwas nicht stimmte. Die Tür zur Pension stand offen und sie sah schon von weitem, wie Jukka, Marco und Anette davor standen und anscheinend unterhielten sie sich mit Jemanden. Ria schaute zu Emppu und sie bemerkte, dass ihm wohl ähnliche Gedanken durch den Kopf gingen. Sie beschleunigten ihre Schritte und waren nun bei den anderen. „Was ist denn hier los?“, fragte Emppu und schaute zu den anderen drei Bandmitglieder, während Riandra die Person musterte, die dazu gekommen war. Durch das Licht der Pension erkannte sie, dass es sich um eine Frau handelte, die so etwas wie eine silberne Rüstung trug. Ihr silbernes, langes Haar hatte sie zu einem Zopf gebunden und sie schien auf die anderen drei einzureden. „Diese Frau behauptet irgendwas von wegen, sie würde Tuomas kennen und sie will ihn treffen“, erklärte Marco. Die Frau drehte sich um und schaute zu Ria. Eine Weile lang schien sie die Schwarzhaarige zu mustern, ehe sie anfing, zu sprechen. „Ihr seid die Pensionsleiterin, nicht wahr? Ich habe eine große Bitte an Euch. Ich muss zu Tuomas, es ist sehr wichtig. Womöglich befindet er sich bereits in großer Gefahr und ich muss ihn warnen“, berichtete sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)