Wenn du was zerstört hast... von Harulein (...bau es wieder auf!) ================================================================================ Kapitel 7: Krötentheater ------------------------ Von Izu sagt keiner mehr ein Wort. Es scheint, als hätte es keinen Sinn, über ihn zu sprechen. Als würde das Geheimnis dieses merkwürdigen Einsiedlers den Wald von Ame Gakure nicht verlassen können. Seiner Reaktion nach hat er auch nicht die geringste Absicht, nach Konoha zurückzukehren. Er scheint zufrieden mit seinem einsamen Leben zu sein. Außerdem haben wir über anderes nachzudenken. Und auch, dass Izu vielleicht entfernt mit uns verwandt ist, hat erst einmal keine Bedeutung. Schließlich ist der Uchiha-Clan immer eine sehr große Familie gewesen. Ich bin damit aufgewachsen, längst nicht alle meine Verwandten wirklich zu kennen. Es vergehen ganze drei Wochen, die ich größtenteils auf den Trainingsplätzen verbringe. Mit Naruto, Sakura und Kakashi. Jiraiya ist auch ab und zu dabei. Er versucht, mich von den verbotenen Jutsu, die ich natürlich nicht mehr benutzen darf (und auch nicht mehr will), zu trennen. Obwohl er ja eigentlich Narutos Privatsensei ist, kümmert er sich jetzt vermehrt um mich. Vielleicht, weil er Orochimarus Charakter und Kampfstil genauso gut kennt wie ich und deshalb bei mir gut dagegen arbeiten kann. Durch dieses Zusatztraining bei Jiraiya verändert sich auch mein Kampfstil. In den letzten drei Jahren habe ich natürlich Elemente von Orochimaru übernommen. Und da Jiraiya keinen Schlangen- sondern Krötenstil benutzt, wird mein Stil jetzt Narutos ein wenig ähnlich. Als ich mich nach einem besonders idiotischen Krötentheater beschwere, dass dieser Kinderkram einfach nicht zu mir passt, antwortet Jiraiya: „Weißt du, Sasuke, ich will gar keinen zweiten Naruto aus dir machen oder dafür sorgen, dass Kröten ab sofort deine Lieblingstiere sind. Du bist vollkommen anders als Naruto und daran muss man auch gar nichts ändern. Aber wenn es dein Ziel ist, dich zu verändern, besser mit den Menschen um dich herum klar zu kommen und frei von den Schatten deiner Vergangenheit zu leben, dann musst du jetzt bereit sein, Dinge zu tun, die vielleicht nicht deinem gewohnten Charakter entsprechen. Beim Training auch mal Spaß zu haben, es nicht so streng zu sehen und dich zu lockern, wird dir helfen, dein Herz aufzuwärmen.“ „Aber mit diesen Kröten durch die Gegend zu springen, macht mir überhaupt keinen Spaß. Es bringt also nicht mal das, was es soll. Ich kann einfach nicht mit Gamakichi und Gamatatsu. Außerdem gehören die beiden zu Naruto.“ „Dann freu dich doch darüber, dass er sie dir geliehen hat. Das bedeutet, dass er dir wirklich vertraut. Ihr seid gute Freunde, deshalb bist du doch wieder hier.“ „Ich hätte auch woanders hingehen können…“, sage ich leise und habe selbst keine Ahnung, wieso. Vor allem, weil es nicht stimmt. „Bist du aber nicht. Weil Naruto dein Freund ist. Er hat sich die letzten Jahre sehr um dich bemüht und dich nie vergessen.“, Jiraiya lächelt mich an und die beiden Kröten nicken bestätigend. „Mein Freund…“, natürlich weiß ich, wie wichtig ich Naruto bin. Wie viel er trainiert hat, um mich da rauszuholen. Dass er sich um mich mehr Gedanken gemacht hat als um jeden anderen. Ich frage mich nur, womit ich das verdient habe. Vom ersten Tag an habe ich mich wie ein asozialer Vollidiot benommen und trotzdem hat Naruto beschlossen, mein Freund zu sein. „Hast du eigentlich je gelernt, dich zu entspannen, Sasuke?“, fragt Jiraiya auf einmal und an dem verwegenen Leuchten in seinen Augen kann ich genau sehen, was er vorhat. Nee, oder? Wenig später sitze ich im heißen Wasser der Heilquellen und versuche angestrengt, so zu tun, als sein Jiraiya nicht da. Er klebt förmlich an der hölzernen Trennwand und sucht seit zehn Minuten nach einem bestimmten Astloch. Was tue ich hier eigentlich? Ich sitze mit einem bescheuerten Typen von Mitte fünfzig in einem Onsen und soll mich entspannen, während er mit mäßigem Erfolg versucht, einen Blick auf die nackten Mädchen zu werfen, die auf der anderen Seite der Trennwand baden. Wie hat Naruto das nur zweieinhalb Jahre lang ausgehalten? „Jaaa, ich hab’s gefunden!“, jubelt Jiraiya und klebt noch mehr an der Wand. „Du bist echt peinlich.“ „Und du bist total verspannt, Sasuke! Komm her, die Mädchen sind toll!“ „Hast du mit Naruto auch nur solchen Mist unternommen?“ „Das ist kein Mist, das ist Recherche.“ „Ja, nee, ist klar…“, irgendwelche Mädchen anzugucken, egal warum, ist das letzte, was ich jetzt tun würde. Die interessieren mich einfach nicht und außerdem bin ich, was das angeht, ziemlich auf Anstand. Ja, wer hätt's gedacht, Sasuke hat auch seine Prinzipien! „Mädels, ihr Süßen, kommt aus dem Waaasseeer!“ Ich stehe auf, steige aus dem Wasser, binde mir mein Handtuch um und will gehen. Das ist mir echt zu blöd. Er hat gesagt, dass er mich trainiert, aber alles, was dabei rausgekommen ist, waren zwanzig Minuten Aufwärmübungen mit Gamatatsu, dem gefräßigsten Riesenfrosch aller Zeiten, und das hier. „So lernst du es nie, Sasuke.“, auf einmal gilt Jiraiyas Aufmerksamkeit wieder mir und nicht den kichernden Mädchen. „Dann trainier‘ mich. Bring mir neue Jutsu bei oder sorg dafür, dass ich die Schlangenjutsu nicht mehr einsetzen kann! Irgendwas, das mich weiterbringt, verstehst du?“, und weil mich dieses ganze Onsentheater unsäglich auf die Nerven geht, kommt noch ein Satz über meine Lippen, der ziemlich gemein ist: „Orochimaru hat mich genauso behandelt. Wenn ich trainieren wollte, hatte er meistens keine Zeit, keine Lust oder war mit irgendwas anderem beschäftigt.“ Jiraiya sieht mich an, fragt sich wahrscheinlich, ob ich sowas wie einen Rückfall habe oder ob wieder sonst irgendwas mit mir nicht stimmt. Ich weiß ja selbst nicht, warum ich das gerade gesagt habe. „Orochimaru, Tsunade und ich, wir drei waren früher Freunde, das weißt du ja. Wir waren ein Team und uns dadurch in einigen Punkten natürlich ähnlich. Das will ich auch gar nicht abstreiten.“, er sieht überhaupt nicht beleidigt aus, „und ich weiß auch, dass ich nicht der ideale Sensei für dich bin, wenn es darum geht, dass du stärker wirst. Du harmonierst sehr viel besser mit Kakashi. Aber ich trainiere dich ja auch nicht, damit du stärkere Jutsu oder mehr Ausdauer bekommst, denn von beidem hast du mehr als genug. Der Grund, warum ich mich jetzt um dich kümmere, ist ein anderer.“, er sieht mir direkt in die Augen und fährt fort, „du hast unter ziemlich extremen Bedingungen trainiert und durch das, was du durchgemacht hast, hat sich natürlich auch dein Charakter in eine bestimmte Richtung entwickelt. Das ist ganz natürlich. Aber wenn du Naruto oder Itachi ähnlicher werden willst, wirst du dein bisheriges Verhalten von Grund auf überdenken und aufarbeiten müssen. Du musst also etwas tun, das so gar nicht zu deinem jetzigen Selbst, das du ja verändern willst, passt. Sozusagen einen neuen Weg in deinem Bewusstsein einschlagen. Deshalb dieses überdeutlich unangepasste Trainingsprogramm. Du wirst zwischen diesem und deinem alten Verhalten eine Mitte finden und wenn du sie gefunden hast, weißt du, wer du bist.“ „Und wann wird das sein?“, frage ich. „Das kommt ganz darauf an, wie schnell du dich veränderst. Du hast bereits einen großen Schritt hinter dir. Schließlich hast du Itachi verziehen und ihr wohnt zusammen.“ „Aber ich fühle mich immer noch so… kalt, verstehst du?“ „Wenn du dich warm fühlst, hast du’s geschafft. Bis dahin…“, wieder leuchtet diese gewisse Verwegenheit in seinen Augen, „übst du noch ein bisschen mit Gamatatsu.“ Eine halbe Stunde später hat er sich endlich von den Mädchen losgeeist. Ich bin längst raus aus dem Wasser und habe schon etwas gegessen. „Na?“, er grinst mich an, hat sich endlich angezogen und scheint noch immer auf dem Schirm zu haben, dass ich noch mit Gamatatsu trainieren soll. Du meine Güte, wie hat Naruto das nur durchgehalten? Na ja, in Sachen Blödsinn ist er ja sehr viel offener als ich, aber diese Frauengeschichten müssen ihn doch genauso genervt haben. „Gamatatsu wartet schon.“, sagt Jiraiya, „ich hab ihm eine Menge Naschzeug hingestellt, du musst dich also nicht darum kümmern.“ Die Sannin haben sie wohl irgendwie nicht mehr alle. Selbst Tsunade ist ja ziemlich schräg. Als ich dann mit Narutos beiden Lieblingskröten wieder auf der großen Wiese stehe, fängt dasselbe Theater wie in den letzten Tagen von neuem an: Gamakichi sitzt auf einem großen Stein und will mich rumkommandieren. Und Gamatatsu fragt bei allem, was er nicht kennt, ganz ernsthaft: „Kann man das essen?“ Geht’s noch?! Ich kann einfach nicht mit Kröten! Mit Schlangen auch nicht, deshalb hab ich meine, die ich aus dem Versteck mitgenommen hatte, auch in der Ninjatier-Station untergebracht. Vertraute Geister scheinen allgemein nicht mein Ding zu sein. „Du musst dir schon Mühe geben, Sasuke.“, sagt Jiraiya. Er hat die Ruhe weg, steht am Rand der Wiese und schaut zu. „Wir wollen lieber Naruto!“, quietscht Gamatatsu. „Ihr habt jetzt aber nicht Naruto vor euch, sondern Sasuke, verstanden? Also strengt euch gefälligst an!“, kommandiert Jiraiya. „Ich hab Hunger. Und ich bin müde.“, motzt Gamakichi. Wie Manda. „Sssszzzz, ichch hab keine Lussst zum Üben, Sssassukee.“ Ich hasse dieses Vieh! Und die Kröten stellen sich stur. Als Vertraute Geister von Naruto sollten sie eigentlich wissen, dass ich sein bester Freund bin. Oder zählen sie mich von Anfang an zum Schlangengefolge? Kröten und Schlangen scheinen sowas wie natürliche Feinde zu sein. Und ich stand, bescheuert wie ich bin, zuerst auf der falschen Seite. „Ihr benehmt euch wie kleine Kinder.“, stellt Jiraiya fest. Das sagt gerade er!? Mir wird das langsam echt zu blöd. Wenn diese Kröten nur Naschzeug und Naruto im Kopf haben, können sie mir gestohlen bleiben. Ich hab zwar ungefähr kapiert, was Jiraiya damit bezwecken will, mich mit diesen dicken, schleimigen Riesenfröschen zusammen trainieren zu lassen, aber wenn die nicht wollen, hab ich auch keine Lust. „Ich hab Hunger.“, motzt Gamatatsu. Haben die beiden auch noch nen schlechten Tag oder was? „Tja…“, sagt Jiraiya, „dann…“ er holt eine größere Schriftrolle hervor, schließt noch einmal die Fingerzeichen für das Jutsu des Vertrauten Geistes und beißt sich für die Blutprobe in den Daumen. Die Folge ist eine weiße Wolke von der Größe eines Berges. „O-oh…“, quietscht Gamatatsu, „das ist Papa…“ Die beiden „kleineren“ Kröten machen sich aus dem Staub. Gamabunta? Nee, oder? Der kann mich bestimmt noch viel weniger ab! Schließlich hasst er Manda noch mehr als ich, geht aber sicher davon aus, dass ich diese eklige Riesenschlange herumkommandieren könnte, wenn ich will. „Was willst du von mir, Jiraiya?“, donnert Gamabuntas mehrlagige Stimme über die Wiese. „Da deine beiden Söhne sich stur stellen und nicht ordentlich mitarbeiten, habe ich dich gerufen. Ich habe wieder einen Schüler übernommen und ich denke, dass das ein interessantes Training werden könnte.“, sagt Jiraiya. Gamabunta dreht den Kopf und sieht mich an. „Sasuke Uchiha?“, fragt er und seine riesigen Krötenaugen verengen sich zu schmalen Schlitzen. Ich hab’s gewusst. Er kann mich nicht ab. „Ja. Ich will endlich einen vernünftigen Ninja aus ihm machen und du wirst mir dabei helfen. Mit dem Respekt solltest du kein Problem haben, der Junge ist stärker als Kakashi.“, antwortet Jiraiya, bevor ich irgendwas sagen kann. Gamabunta sieht eindeutig nicht zufrieden aus. Wahrscheinlich sieht er in mir einen zweiten Orochimaru. Als ob das Team Kakashi die jüngere Version der Sannin wäre. Auf Sakura und Naruto mag das mit Tsunade und Jiraiya ja passen. Aber ich lasse mich nicht von irgendeiner blöden Riesenkröte mit Orochimaru vergleichen! Der Typ hat meine Kindheit auf brutalste Weise abgebrochen, fast meinen Bruder umgebracht, über drei Jahre meiner Lebenszeit verschwendet und Hokage Sarutobi ermordet! ICH BIN NICHT WIE ER, KAPIERT?! Seine verdammte Macht interessiert mich nicht!! „Der Junge hat Manda.“, sagt Gamabunta. „HAB ICH NICHT!! ICH BIN MIT DIESEM SCHEISSVIEH NIE KLARGEKOMEN, ES HAT NOCH NICHT MAL BEIM TRAINING AUF MICH GEHÖRT UND ALS ICH OROCHIMARU VERLASSEN HABE, HAB ICH DEN VERDAMMTEN VERTRAG ZERRISSEN, KAPIERT?!“ Ich weiß gar nicht genau, warum ich jetzt so wütend bin. Weil die blöde Manda durch ihre bloße Existenz nachträglich meinen Ruf zerstört und der Gedanke an Orochimaru meine Rache, die sich jetzt allein gegen ihn richtet, wieder aufweckt oder weil diese unterbelichtete Kröte tatsächlich zu glauben scheint, dass ich noch immer ein Anhänger dieses gewissen Jemands bin, DEM ICH AM LIEBSTEN DEN HALS UMDREHEN WÜRDE!! „Jetzt krieg dich wieder ein, Sasuke.“, Jiraiya steht auf einmal hinter mir. „Wenn dieses Krötenvieh aufhört, mich zu beleidigen, gerne.“, zische ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Du meine Güte!“, seufzt Jiraiya, „wenn ich gewusst hätte, dass ihr euch so anstellt…“ Und ich werde jetzt mal was klarstellen: „Hör mal, du Oberkröte! Merk dir das ein für alle Mal, ja? Ich bin Sasuke Uchiha, Erbe des stärksten Clans von Konoha! Okay, meine Eltern sind noch nicht wieder da, aber die kommen bald zurück und alle anderen auch! Außerdem habe ich, wie du weißt, noch einen großen Bruder! Also hör auf, mich über Orochimaru zu identifizieren, klar? Das ist vorbei! Genau genommen hat der Typ mich entführt, also tu nicht so, als wäre ich diesem Mistkerl gegenüber irgendwie loyal oder so! Ich will ihn umbringen und irgendwann werde ich das auch tun!“ „Beweis es!“, donnert Gamabunta. Ich reiße den Kragen meines Hemdes zur Seite, da, wo die Überreste des Fluchmals meine Haut dunkel verfärbt haben. Für jemanden, der nicht weiß, was dort einmal war, sieht es wahrscheinlich aus wie eine schlecht weggeätzte, ehemals kreisförmige Tätowierung. „Er hat mich gebissen, klar! Ich bin NICHT freiwillig zu ihm gegangen! Ist dir das Beweis genug?“, schreie ich. Die riesige Kröte sieht mich zweifelnd an, bläst eine Rauchwolke aus der Pfeife über die Wiese und scheint darüber nachzudenken, ob ihm mein Beweis auch glaubwürdig genug ist. „Jetzt reißt euch mal zusammen.“, sagt Jiraiya. „Ich brauche Bedenkzeit.“, behauptet Gamabunta nach einer Weile, „heute wird das nichts mehr.“ Alter, ich würde, wenn's sein muss, sogar Sake mit dir trinken und du willst Bedenkzeit?! „Tja, Sasuke, da kann man nun wirklich nichts machen.“, sagt Jiraiya, „am besten verschieben wir das Ganze mal auf nächste Woche, okay?“ „Ich lege keinen Wert drauf, mit so einem eingebildeten Riesenfrosch zu trainieren.“ „Gamabunta ist eigentlich in Ordnung. Okay, ab und zu ist er launisch, aber ein Typ wie du sollte eigentlich mit ihm klarkommen. Außerdem, das habe ich dir ja vorhin schon lang und breit erklärt, würde es dir gut tun, mal in eine ganz andere Richtung zu gehen, als du es gewöhnt bist.“ „Ich weiß. Und ich will auch trainieren. Ich will irgendwann so stark sein wie Itachi, damit ich ihn beschützen kann. Aber wenn Gamabunta wirklich nur einen ehemaligen Anhänger von Orochimaru in mir sieht, hat es keinen Sinn, mit ihm trainieren zu wollen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)