A Different Kind of Love von 2034Arabella (inklusive aller Fortsetzungen) ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Robs PoV: In letzter Zeit bekam ich immer mehr das Gefühl, dass alles, was bisher Bestand hatte und eine Konstante in meinem turbulenten Leben war, in Begriff war sich aufzulösen. Freundschaften brachen auseinander und veränderten sich. Beziehungen gingen in die Brüche und hinterließen endloses Leid und Schmerz. Und neue Perspektive ergaben sich, auf die man sich einlassen musste. Was ich noch nicht fertig gebracht hatte. Die bedeutendste Veränderung war jedoch dieses schwer zu beschreibende Gefühl, das Besitz von mir ergriff, wenn ich an Phoenix dachte. An einen sehr guten Freund, der mehr wollte als nur diese platonische Freundschaft. Und auch in mir hatte sich ein neues Gefühl etabliert. Etwas neues, das vorher noch nicht da gewesen war. Ein Gefühl, das sich komplett von allem unterschied, was ich bisher gefühlt hatte. Ein bisschen erinnerte mich diese Aufregung an das euphorische Gefühl kurz vor einem Linkin-Park-Auftritt. Einige Parallelen gab es auch zu dem großartigen Gefühl des Verliebtseins in der Anfangszeit meiner Beziehung mit Vanessa. Aber all diese Vergleiche trafen es nicht hundertprozentig. Ich wusste leider selber nicht, wie intensiv dieses Gefühl war. Wie wichtig es mir war. Wie wichtig Dave mir war. Doch nach dem Besuch von Chester heute sah ich viel klarer. Der Sänger war in meine Wohnung gestürmt gekommen, kaum dass ich die Tür geöffnet hatte. Seine Augen funkelten zornig, sein heftig keuchender Atem zeugte davon, dass er wohl ziemlich schnell gerannt sein musste, um zu mir zu gelangen. Ich fragte mich, warum er so aufgebracht bei mir erschienen war. Was war denn passiert? Doc bevor ich auch nur irgendeine Frage stellen konnte, hatte Chester die Initiative an sich gerissen. Er marschierte mit geladenem Schritt im Flur auf und ab, ließ sich von meinem fragenden Blick überhaupt nicht beeinflussen. „Weißt du, dass Dave nach New York geflogen ist? Und das er vorhat, dort zu bleiben und aus Linkin Park auszutreten?“, überschüttete mich der Sänger mit katastrophalen und unglaublichen Neuigkeiten. „W-Was?“, stotterte ich, nicht dazu in der Lage, die Tragweite dieser Information zu erfassen. „Das ist wohl neu für dich, was?“, kommentierte Chester mein Gestotter mit höhnischen Tonfall. Es schien so, als wäre er furchtbar wütend - auf David. Und ich war wie vor den Kopf geschlagen. Vermutete, das Chester mich auf den arm nahm. Konnte es nicht glauben. Wusste im Innersten, das Chester nicht log. Wusste, das Phoenix weg war, in New York. Doch warum? Was bezweckte er damit? Wollte er vor mir fliehen? Warum wollte er austreten? Hatte er nicht versprochen, so zu tun, als ob nichts zwischen uns gewesen wäre? Warum brach er jetzt dieses Versprechen und wählte solch dramatische Maßnahmen, um sein leben zu zerstören? „Wieso hat er das gemacht? Und wann hat er das gesagt? Wann ist er weg?“ Ich fühlte mich hilflos, ohnmächtig. Ein Teil von mir wollte sofort losstürmen, zum nächsten Flugplatz und nach New York düsen. Ein Teil von mir wollte Phoenix anrufen und ihn voll schnauzen. Ein Teil von mir wollte die Zeit zurück drehen. Bis zu unserem Gespräch letzte Nacht. Der Sänger zuckte mit den schultern, stieß missbilligend Luft aus und meinte dann mit versöhnlicheren Tonfall: „Ich weiß nicht genau, was er damit beabsichtigt. Aber es hat wohl mit eurer verpfuschten Beziehung zu tun. Ich dachte, du wüsstest es und wärest deshalb heute früh nicht zum Bandtreffen gekommen.“ Ich wurde wachsamer, bildete mir einen Hintersinn in Chesters Worten ein. Konnte es sein, das er davon wusste? Doch woher? „Nein, ich wusste nichts von diesen Plänen. Ich bin nicht gekommen, weil ich heute früh Kopfschmerzen hatte.“, antwortete ich langsam und nur auf den zweiten Teil von Chesters Aussage. Er nickte kurz, schüttelte dann den Kopf und blickte suchend gen Himmel, als ob er an der Zimmerdecke die Lösung für die seltsame Situation finden würde. Eine Weile starrte er auf die weiße Tapete, dann wanderte sein funkelnder Blick wieder zu mir. „Ihr seid solche Idioten, ehrlich mal! Anstatt das ihr euch mal betrinkt und dann in der Kiste landet und dabei eure Probleme aus der Welt schafft, macht ihr so ein Theater.“ „Wie bitte?“, entfuhr es mir. Anscheinend wusste der Sänger tatsächlich sehr gut über unsere Probleme Bescheid. Ob Dave ihm davon erzählt hatte? Wussten die anderen dann ebenfalls Bescheid? Oder hatte Chester es nur erraten, bemerkt, weil wir uns zu auffällig verhalten hatten? Wir waren ja wirklich beide ziemlich idiotisch gewesen in der letzten Zeit. Aber aus anderen Gründen als denen, die Chester gerade aufgezählt hatte. In der Kiste würden wir ganz bestimmt nicht landen. Wirklich nicht? Eine fiese Stimme in mir flüsterte mir das zu, verführte mich mit angenehmen Vorstellungen und Impressionen. Kopfkino. Widerwillig schüttelte ich diese Bilder ab, konzentrierte mich auf den Sänger. „Na Rob, was denkst du wohl, was passiert wäre, wenn du dich für eine Seite entscheiden würdest. Entweder du stehst zu deinem Interesse an Phoenix oder du blockst es ganz und gar ab. Und zwar ohne Ausrutscher wie eure kleine Nummer den einen morgen.“, konstatierte Chester. Was wusste der den nicht? Wer hatte ihn so verdammt gut über uns ins Bild gesetzt? Das konnte Phoenix doch unmöglich getan haben, oder? Anscheinend doch. Aber wenn er dem Sänger in dieser Situation vertraute, dann sollte ich das wohl auch machen. Immerhin war es Chester gewesen, der mir mehr als einmal einen guten Tipp bezüglich Phoenix gegeben hatte. Jetzt wusste ich auch, warum. Vermutlich wäre er der erste, der uns gratulieren würde. Aber das war jetzt ein bisschen außerhalb meiner reichweite, bedachte man, das Dave in New York herumhockte. Am anderen Ende der USA. „Wie meinst du das, für eine Seite entscheiden?“, hakte ich etwas verwirrt nach. Chester stöhnte genervt auf. „Mann, Rob. Wie oft denn noch? Du fährst einen solchen Zickzackkurs, das ist weder für dich schön noch für Phoenix. Wie soll er denn so wissen, was du willst? Einmal holst du ihm einen runter, dann stößt du ihn wieder auf Abstand. Kämpfe doch einfach um ihn, schließlich willst du das doch, du Idiot.“ Seine Worte machten mich stutzig. Verhielt ich mich tatsächlich so? So verdammt flatterhaft? So verdammt verletzend? Aber Moment mal, … „Ich hab doch gar kein Interesse an Phoenix.“, redete ich mir ein. Ob ich versuchte, mich selbst davon zu überzeugen? Chester brach in ein irres Lachen aus. Ein Lachen, das mir Angst machte. Eine Gänsehaut bildete sich auf meinen Rücken. Schauderhaft lachte der Sänger. „Rob, du erzählst eine verfickte Scheiße. Das glaubst du doch selber nicht.“, brachte er dann zwischen zwei Lachanfällen heraus, mit dem Handrücken wischte er sich Freudentränen aus den Augen. Nachdenklich biss ich mir auf die Unterlippe. Er hatte Recht. Ich brauchte es gar nicht mehr zu leugnen. Eigentlich gab es keinen Grund, nicht zuzugeben, dass ich mehr als Interesse an dem Bassisten hatte. Scheiß auf vorgefertigte Meinungen. Scheiß auf religiöse Vorschriften, wir lebten im 21. Jahrhundert nach Christus, da konnte man die Schriften ruhig toleranter auslegen. Scheiß auf die Öffentlichkeit, sie musste es nicht mitkriegen. Ich fand, ich hatte mich lange genug nach anderen gerichtet. Jetzt war es Zeit, mit dem Kopf voran in etwas Neues, Aufregendes zu stürzen. Und selbst wenn es schief gehen würde. Schlimmer als die Situation im Moment war, konnte es gar nicht werden. „Denkst du, ich sollte zu ihm fliegen?“, fragte ich unsicher, auf eine Bestätigung hoffend. „Ja, verdammt! Ich erwarte gar nichts anderes von dir, als dass du in ein Flugzeug steigst, nach New York fliegst und dort Phoenix zur Vernunft bringst.“, schnaubte Chester, immer noch leicht aufgebracht. „Und woher soll ich wissen, wo in New York er ist? Die Stadt ist nicht klein, weißt du…“, protestierte ich noch schwach. „Das regele ich. Ich finde raus, wo der steckt. Ich teile es dir mit, sobald ich’s weiß. Du aber verschwindest jetzt endlich. Kann ja nicht angehen, dass ihr so einen Scheiß fabriziert. Los jetzt.“ Chester wedelte mit der Hand, bedeutete mir, mich zu beeilen. „Aber…“, wollte ich noch ansetzen. „Du bist ja immer noch hier! Pack jetzt. Los, verdammt. Ich will euch Idiotisches Pack endlich wider vernünftig und glücklich sehen.“ Ich gehorchte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)