His Story ♥ von Ashanti (Eine Wette kam nach der anderen ♥ (Uruha x Ruki / Andere Pairings geheim)) ================================================================================ Kapitel 21: Die Fußspuren zurückverfolgend... --------------------------------------------- Kapitel 21: Die Fußspuren zurückverfolgend... „Hallo, Ruki-san!“, sie verbeugte sich tief. Sie schien mich gar nicht erkannt zu haben. Überfordert blinzelte ich sie an, und blickte dann zu Kai und Miyavi, die mit ungeduldigen Gesichtszügen darauf hinwiesen, dass ich sie noch zurück grüßen musste. Hayato-sans Gesicht wurde besorgt. „Ruki-san? Alles in Ordnung...?“ „Ähm“..., kam es nur noch immer fassungslos von mir, ehe Miyavi plötzlich laut seufzte. „Naaaaa was auch immer, Hayato-san! Es war wunderbar dich kennenzulernen, aber Kai und ich, wir müssen uns noch alles andere angucken, ja? Wir lassen dich mal mit Ruki-san alleine. Und keine Sorge, wenn das Gerät – damit meinte er wohl mich – weiterhin anhält, einfach das System neustarten~“ Kichernd und gackernd verließen die beiden den Raum durch die Schiebetür hinter mir. Stille erfüllte die Garderobe der Schwarzhaarigen, und mit noch immer großen Augen starrte ich sie an, als wäre sie ein Geist. Sie räusperte sich. „...Also Ruki-san, da wir uns nach diesem seltsamen Augenblick jetzt endlich etwas besser kennenlernen dürfen...möchten Sie einen Tee?“ Überrascht zog ich aus Reflex meine Augenbrauen zusammen, ehe ich hilflos umher blickte. Sie erkannte mich wirklich nicht...Sah ich denn wirklich so anders aus, wenn ich geschminkt und gestylt war? „Also...ich...hätte gerne grünen Tee, wenn...du welchen da hast...“ „Aber natürlich, Ruki-san! Oh ich bin sooo aufgeregt! Ich kann es nicht glauben, dass ich hierfür wirklich bestellt worden bin! Ich dachte ich spinne, als mein Chef meinte, ´the GazettE´ spielen heute im Osakaschloss, und ich darf das Koto dazu spielen, mein Herz rast noch immer...Ich bin ein riesiger Fan von eurer Musik! Zum Beispiel von Nakigahara bin ich völlig begeistert...“ Sie schwärmte, und schwärmte. Ich nickte langsam, mit einem kribbelnden Gefühl in der Brust. Sie war wirklich süß. „Ich fand dein Kotospiel wirklich wunderschön...wie alt bist du, Hayato-san?“ „Nennen Sie mich bitte Junko! Ich bin vierundzwanzig, Ruki-san.“ „So jung... Seit wann spielst du Koto?“ „Seit ich acht bin, Ruki-san. Wir kommen aus einer sehr geachteten Familie. Ich spiele auf vielen Veranstaltungen.“ „Das ist wirklich bemerkenswert...“ Ihre dunklen Iriden glitzerten. Glitzerten, und erinnerten mich an die von Uruha. Mir wurde ganz warm, so lieblich und zuvorkommend war diese Frau. „Sie spielen auch viele Instrumente, oder?“ „Ja.“, ich nickte. „Ich spiele das Klavier, die Gitarre und das Schlagzeug...mein Vater wollte immer, dass ich Konzertpianist werde...seit ich in einer Rockband singe, oder auch spiele, habe ich keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern, da es ihnen sehr missfallen hat...aber das Klavierspielen war nichts für mich, nicht so.“ „Oh...“, sie blickte betrübt. Zehn Minuten später saßen wir gemeinsam, im Kimono um einen kleinen Holztisch, und tranken grünen Tee. Immer wieder verschluckte sie sich, wenn sie lachte, und wurde dann rot vor Scham. Doch ich winkte lächelnd ab. Ihre Gesellschaft war wirklich sehr angenehm. Sie hatte mir die Nervosität wegen heute Abend beinahe ganz genommen. Und ich saß hier, und kannte sie noch ganz genau, und hatte ihre Nummer sogar noch in meinem I-Phone gespeichert, und sie, sie erkannte mich gar nicht. Amüsant dieses Schicksal. „Darf ich Sie etwas fragen, Ruki-san?“ „Hmhm.“ „Wieso haben Sie mich so angeschaut, als sie herkamen? Ich senkte schmunzelnd den Kopf. „Du kamst mir so bekannt vor, Junko-san...“ Jetzt war es an ihr, mich verwundert anzustarren. „Bekannt vor, Ruki-san...? Aber wie soll das denn gehen, ich meine wir hatten nie die Gelegenheit uns zu begegnen, ich meine das geht gar nicht...“ Mit jedem gestammelten Wort wurden ihre klaren Iriden größer und größer. Schließlich öffneten sich ihre geschwungenen Lippen einen Spalt. Die Erkenntnis durchflutete ihr hübsches Gesicht. „...Ruki-san...ich glaube...ich habe deine Stimme schon einmal gehört...“ Mein Schmunzeln wurde breiter. „Das ist so üblich, wenn man sehr viele Alben herausbringt, die immer und überall laufen.“ „Nein, nein, Ruki-san! Deine Stimme kommt mir wirklich bekannt vor...ich meine...“ Plötzlich und aus dem Nichts, streckte sie ihre Hand nach meinem Gesicht aus. Ich war so überrumpelt davon, dass ich nicht reagieren konnte, so brauchte sie nicht lange, um mir über die Augen zu wischen. Das teils noch feuchte Make-up verwischte, und verwischte, und ich wollte um Buddhas Willen nicht wissen, wie ich gerade aussah, doch Junko wusste es anscheinend, denn ihr Gesichtsausdruck, der nahm eine unbezahlbare Mimik an. Erschrocken zog sie ihre vom Lidschatten schwarz gefärbten Finger zurück und atmete hörbar ein- und aus. „...Takanori-san...?“ Ich nickte ausdruckslos, während ich mir langsam mit der Hand an die Wange fasste. „Takanori-san aus der...Bar...?“ In dem Moment fing ihr Handy an zu vibrieren, das vermutlich neben ihr in der schwarzen Ledertasche lag, da ja genau diese in diesem Moment anfing zu vibrieren. „E-Entschuldige...“, brabbelte sie völlig außer sich und griff ein weißes Samsung Galaxy Modell heraus, um den Anruf mit zitternden Händen anzunehmen. „M-Moshi, moshi...?“ „Hallo Junko-san...ich bin´s Takanori...ich wollte dir nur sagen, du hast wundervolle Hände, und spielst wirklich sehr schön Koto. Und es tut mir wirklich Leid, dass ich bei unserem ersten Treffen nicht erwähnen konnte, dass ich Ruki von der Band ´the GazettE´ bin...Uruha-san war übrigens auch dabei...und könntest du bitte jemanden von der Maske rufen? Ich glaube, ich brauche neues Make-up.“ Noch erschrockener als zuvor blickte sie jetzt – noch immer mit Mobiltelefon am Ohr – zu mir hinüber, und sah, dass ich mein I-Phone ebenfalls an mein Ohr hielt. „Oh Gott...“, murmelte sie mit schriller Stimme. „Oh Gott...!“ Ich grinste etwas entschuldigend, ehe ich aufstand, und mich zu ihr hinüber beugte. Ich nahm ihre Hand, und lächelte. „Es ist schon okay, Junko, haha...du musst nicht tun, als sei ich ein Gott...es war auf jeden Fall wirklich schön, dich wieder zu sehen.“ Sie nickte überwältigt, und erwiderte schließlich mein Lächeln – Nur tausendmal strahlender. „Oh Gott, Ruki-san...Takanori-san, ich...“ „Pssht...sag es mir nachher, okay? Ich werde Sakai-san sagen, er soll dir ein Backstageticket geben, wir sehen uns dann nachher beim Konzert, okay?“ Sie nickte total aufgeregt, und ich nickte noch einmal wohlwollend. Schließlich stand ich weitere 10 Minuten danach wieder im Gang des Schlosses. Mit rasendem Puls fuhr ich mir durch die Haare. Zufälle gab es manchmal... Ein kleines Kichern entfuhr mir. Ihre Reaktion war wirklich toll gewesen. Das sie wirklich so lange gebraucht hatte... Nachdenklich spielte ich die Situation noch einmal in meinem Kopf ab, und bemerkte, wie anders die Menschen mich plötzlich behandelten nur, weil sie wussten wer ich war. Sie hätte also damals in der Bar niemals so gelassen reagiert, hätte ich ihr gesagt, dass ich Ruki bin, und das neben mir Uruha. Und jetzt hatte sie begriffen, was sie damals einfach gemacht hatte. Wieder dieses ungewohnte Kichern meinerseits. „Ah! Da ist ja unser Kleinster.“ Miyavi winkte, und alle anderen drehten sich von ihm zu mir. Nun...alle anderen? Kai, Uruha, Yamada, Sakai und Aoi, aber Reita war nicht zu sehen. „Hey...“, hob ich die Hand, ehe ich den Blick ,nach meinem Bassisten suchend, durch die Menge wandern ließ. Alle starrten mich entgeistert an. „R-Ruki...?“, Uruhas Augenbrauen wanderten in die Höhe. Hä? Was war denn jetzt los? Doch nicht nur Uruha blieb bei einer sehr verwirrenden Reaktion. Auch Kais Augen waren kreisrund geworden. Sakai und Yamada legten die Köpfe schief, Aoi hielt sich die Faust vor den Mund und fing an zu Prusten. Immer irritierter wandte ich meinen Blick in die Gesichter von allen. „...Was...was ist denn?!“ Aoi grölte los, als er endlich mit dem Finger auf mich zeigte. Miyavi übernahm Aois Prusten. Kai musterte mich mehr als besorgt, Uruhas Miene war glatt wie eine Wand geworden, und Yamada und Sakai wirkten als wüssten sie weder ein, noch aus. Zum Teufel... „Was ist los?!“ „Hoshi...“, langsam legte mein Leadgitarrist seine große, sanfte Hand an meine Wange. „Was ist mit deinem Make-up passiert?“ Hä??? Was sollte denn mit meinem Make-up sein? Was meinte Uruha jetzt wieder dami- Oh verflixt! Schockiert packte ich meine Hände in mein Gesicht dorthin, wo Uruhas eine Hand noch ruhte. Das hatte ich jetzt völlig vergessen. Junko-san hatte doch meine Schminke verwischt! Und ich Idiot hatte vergessen auf die Visagisten zu warten! „Ä-Äääääh...“, murmelte ich, während ich versuchte mein Gesicht zu verbergen. „Oi. Vorhin war das nicht so.“, kam es schrill von Miyavi, der eine Schnute zog. Kai nickte aufgeregt. „Stimmt! Als wir dich mit der Kotospielerin alleine gelassen haben, war das noch nicht so!“ Miyavi grinste. „Was hast du angestellt, Ru-chan?“ „A-Angestellt?“, ich warf dem Schwarzhaarigen, der Aoi so ähnlich sah, einen schockierten Blick zu. „Was soll ich bitte angestellt haben?!“ Der Ishihara zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hat dich unsere süße Kleine verführt? Ich meine, sie ist total betörend, da kannst du mir glaube ich nur zustimmen, oder?“ „Wer ist ´unsere süße Kleine´?“, Uruhas Frage, die tonlos an die ganze Runde ging, machte mich grundlos nervös. Ich kam mir vor, als hätte ich ihn betrogen. Miyavi nahm mir die Last ab, jetzt etwas sagen zu müssen. Das Dumme daran war, dass er es nicht wirklich besser machte. „Das Koto-Fräulein. Wir durften sie kennenlernen, dann war Ruki mit ihr alleine.“ Ich zog panisch die Luft ein, und es machte das ganze ebenfalls nicht besser, dass mir unsere Manager, Aoi und Uruha jetzt anklagende Blicke zuwarfen. Kai und Miyavi blinzelten mich stumm an. „Äh...äh....Jetzt hört mal! D-Da war nichts! Gott! I-Ich...ihr seid blöd! Holt einfach jemanden vom Make-up her, okay?! Ruft Ryoko oder Masamuna! Die sollen sich um mein Gesicht kümmern! U-Und wo ist überhaupt Reita?!“ Schnaufend blickte ich alle an, und sie schienen stumm und verwirrt über meinen Ausbruch zu grübeln. Schließlich kramte Kai peinlich berührt nach seinem Handy um einen Visagisten herzubestellen. Sakai und Yamada blickten einfach nur in der Gegend herum. Aoi und Miyavi wandten ihre Köpfe in Richtung von Uruha. „Der ist ein bisschen sauer. Lass ihn ruhig, und bleib lieber erstmal von ihm fern.“ Vom plötzlichen Situationswechsel, und von Kouyous Ruhe total überrascht blinzelte ich den Braunhaarigen überrumpelt an, doch schließlich zuckte ich mit den Schultern. Reita war also aus irgendwelchen Gründen sauer. Wahrscheinlich war es nichts ernstes. Jeder von uns hatte mal so seine Launen – da war Reita keine Ausnahme. Das war allemal besser, als wegen peinlichen Dingen ausgefragt zu werden. Nach einer Stunde, in der ich mich von der Gruppe getrennt hatte, um Kishimoto-san aufzusuchen, damit sie mir mein Gesicht wieder herrichtete, und in der die anderen Gott-weiß-was getrieben hatten, trafen wir uns endlich wieder im überfüllten, lauten Saal, in welchem wir unseren Auftritt gehabt hatten. Ich war unglaublich glücklich, dass ich jetzt wieder geschminkt war, und dass nur die Band, Miyavi und Junko-san mich so gesehen hatten. Kais Seufzer unterbrach die verschlingende Tiefe meiner wirren Gedanken. „Okay...was machen wir jetzt?“ „Wollte uns hier nicht noch jemand durch das Schloss führen?“ Aoi warf uns allen einen fragenden Blick zu, und Kai nickte. „Stimmt...“ „Schade, dass Reita das jetzt verpassen muss...“ „Da ist er selber Schuld dran...aber sagt mal, um durch´s Schloss zu gehen, muss ja erstmal eine Person herkommen, die uns begleitet, oder? Hauptsache Reita ist beim Konzert da.“ „Wäre dumm, wenn nicht...aber jetzt wieder zum Thema: Wer führt uns durch´s Schloss?“ Und wie auf´s Stichwort ertönte dann eine weibliche, bekannte Stimme, die uns alle beim Namen nannte. Ich erkannte die Stimme sofort, und wandte den Kopf zusammen mit den anderen zur Seite, als plötzlich Junko zu uns trat. Sie lächelte überglücklich. „G-Guten Abend...Kai-san, Miyavi-san, und Ruki-san kennen mich ja schon...Aoi-san, Uruha-san ich bin Hayato Junko. Ich hatte vorhin die Ehre, euch bei Nakigahara mit dem Koto zu begleiten.“ Schmunzelnd sah ich, wie Uruhas Miene einen völlig verdutzten Ausdruck annahm. Er beugte sich zu mir runter. „Sag mal Ruki...ist das nicht...?“ Ich nickte langsam. „Yop. Das ist sie.“ „Junko-saaaan~“, Aoi nahm die Hände der Kotospielerin und grinste sie breit an. „Sie sind genauso wunderschön, wie ich es erträumt hatte!“ Kai schnaufte. „D-Danke A-Aoi-san...“, die Schwarzhaarige wurde rot Der Schwarzhaarige mit den violetten Strähnchen machte Platz, und jetzt trat Uruha von meiner Seite an ihre. „Hallo Junko-san, schön dich wiederzusehen.“ Sie lächelte breit, und ich grinste. Kai, Aoi und Miyavi blickten überrumpelt zwischen uns her. „Wiiiie....??? Ihr kennt euch?!“ Ich streckte mich. „Sie ist die Frau, die ich am Abend unseres einen Konzerts in der Bar kennengelernt habe. Wisst ihr noch? Als ich so eifersüchtig war.“ Aoi und Kai machten große Augen, und Miyavi hob eine Augenbraue. „Hab ich was verpasst?“ Uruha nickte. „Wir erzählen es dir nachher...“, schließlich blickte er wieder zu Junko hinüber, die so wirkte, als fiele sie gleich in Ohnmacht. Kai grinste. „Ich glaube, ihr habt eine Menge zu erklären und zu erzählen.“ Und da konnte ich dem Brünetten nur zustimmen. Uruha blickte schräg zu mir hinunter. „Wieso Takanoris Make-up so verschmiert war, zum Beispiel.“ Junko und ich wichen mit einem Mal allen Blicken aus, und es erfüllte mich aus unerklärlichen Gründen mit einer fast schon beunruhigenden Befriedigung und Genugtuung, dass Uruhas Blick mit unendlichem Missmut auf mir lag, als die Wangen der Schwarzhaarigen sich rosa verfärbten. Ich nahm mir nicht einmal vor Uruha die Situation zu erklären, falls er diese denn missverstanden hatte. Und ich hatte nicht die geringste Ahnung, wieso ich das tat. ^-^-^Aoi´s POV^-^-^ Der Bus fuhr mit brummenden Geräuschen durch die Nacht. Kai, Uruha und Reita waren in die Schlafräume gegangen. Ruki und ich, hatten uns mit Shibori-chan in den Speiseraum des Busses gesetzt. Es war total unübersichtlich wo der Hund sich jedes Mal aufhielt, da er mal bei Kai war, mal im Hotel, und mal – so wie heute – bei Sakai-san und Yamada-san. Die Schlossführung war wirklich genial gewesen, hatte uns allen aber die letzte Kraft geraubt. Unser Vocalist hatte sich vor knapp fünfzehn Minuten ohne einen Mucks an einen Tisch gesetzt, sein Gesicht auf seinen Armen abgelegt, und war dann – er schien so gut wie tot – einfach so sitzen geblieben. Wir waren nebenbei schon seit gut einer Stunden unterwegs. Die Fahrt würde also noch knapp eine weitere dauern. „Oi, Ruki?“ Ich bekam keine Antwort. Der Schwarzblonde saß da noch immer in seiner abgeschatteten Position, und tat als konnte die Außenwelt ihn nicht erreichen. „Ruki.“ Noch immer keine Antwort. Seufzend legte ich den Kopf schief. „Ruki, ich weiß, dass du wach bist, du bewegst deine Beine unter dem Tisch.“ „Ich bin nicht da.“, drang dann letztendlich die gedämpfte, tief ausgefallene Stimme unseres Vocalisten nach Außen. Er hörte sich gar nicht gut an. „Sag mal, ist alles in Ordnung?“ Jetzt endlich hob der Schwarzblonde den Kopf an. Er wirkte noch bleicher als sonst, kein Fünkchen von Pigmenten schien noch in seiner Haut enthalten zu sein. Seine Wangen waren zum extremen Kontrast zu seinem Gesicht rosig rot. Alle Gleichgültigkeit dieser Welt in seinem Ausdruck tragend, blinzelte er mich tonlos an. Fast hätte ich losgelacht. Seine Lippen wirkten wie immer schmollend, doch die Belustigung daran, verschwand schnell wieder, als ich das Gesamtbild betrachtete. Da saß ein kreideweißer Ruki, mit roten Wangen, der anscheinend sehr viel Kraft gebraucht hatte, um überhaupt Mal seinen Kopf anzuheben, nur damit er mich hinterher mit glasigen Augen anstarren konnte. Außerdem hatte er noch immer nicht geantwortet. „...Taka-chan? Du siehst irgendwie nicht so gut aus...“ Er wandte den Kopf zum dunklen Busfenster, einige Minuten danach war er aufgestanden, hatte es oben auf gekippt, und zog gierig die kühle Nachtluft durch die Nase. Schließlich saß er wieder vor mir, die Arme verschränkt. „...Ich fühle mich irgendwie auch nicht so gut...“ „Ohje...soll ich Kai holen...?“ Er schüttelte mit dem Kopf. „Holst du mir ein Glas Wasser...?“ Ich zuckte mit den Schultern und sprang dann schnell auf, um in die Küche des Busses zu eilen. Beinahe wäre ich über Reitas Basskoffer gestolpert und fluchte leise in mich hinein, da ich deswegen auch fast gegen die Küchentür gestoßen war. Was musste dieser Sack auch immer alles hier herumliegen lassen? Den verstand momentan sowieso niemand. In den letzten achtundvierzig Stunden hatte er wahrscheinlich sowas wie ne Mutation oder so durchlebt, oder wie wollte irgendjemand auf andere Art und Weise erklären, warum der plötzlich so herum PMS´te? Es war, als hatte er Rukis Laune von vor ein paar Tagen einfach übernommen. Nur, (noch) nicht ganz so extrem. Endlich kam ich mit dem Glas wieder an den Tisch, und entdeckte dann neben Ruki plötzlich noch jemanden. Kai war anscheinend wach geworden, denn als ich vorhin durch alle Zimmer geschlichen war, um zu sehen, wer sich zuletzt meinen Nintendo DS samt Akkuladekabel ausgeborgt hatte, war ich in das Zimmer gekommen in dem wir alle schliefen, und hatte ihn völlig fertig und schlummernd auf einem der Betten gefunden. Seine Locken kräuselten sich mehr als sonst, und er trug kein Make-up. Ruki schien ihm irgendetwas zu erzählen, und Kais riesige, braune Augen ließen ihn, mit Sorge gefüllt, kein einziges Mal aus ihrer Sicht. Ich seufzte tief. Wenn Ruki jetzt krank wurde, und ich mich zu Kai setzen musste, dann konnte der Abend ja nur noch schlimm werden. Ruki blickte mit leuchtenden Augen auf, als er sah, dass ich an seine Seite trat. Anscheinend hatte er die ganze Zeit hoffend und ungeduldig auf sein Wasser gewartet. Kai lächelte knapp, und richtete dann schließlich seinen Blick fest auf das Wasserglas in meinen Händen. Ich reichte unserem Vocalisten das Glas, und er trank es in gierigen Schlücken, und Kais Miene nahm wieder einen besorgten Ausdruck an. Ich verstand ihn. Während dieser Tour war es Ruki eindeutig viel zu oft schlecht gegangen. „Ruki, hast du Fieber?“ Er schüttelte langsam mit dem Kopf, wie ein Kind, dann legte er seine Hand auf seine Stirn. „So geht das nicht, das spürst du doch selber nicht.“, schimpfte Kai leicht, und streckte dann wohlwollend seine Hand aus. Während die Handfläche des Drummers im Gesicht Rukis weilte, sah man die Erleichterung in Kais Mimik treten. „Er fiebert nicht wirklich schlimm...“ Ich warf Ruki einen Blick zu, der murrte, und Kais Hand wegschob. „Hab doch gesagt: Alles ok...“ „Aber wieso siehst du denn dann so fertig aus...? Wenn´s dir körperlich doch ganz gut zu gehen scheint.“ Plötzlich wurde die Miene des Schwarzblonden weinerlich. Etwas, was wirklich nur dann geschah, wenn es um einen Notfall ging. Auch wenn wir Rukis beste Freunde waren, er vermied es so gut wie es ging vor anderen zu weinen. „Ich glaub...ich glaub ich hab was Schlimmes getan...“, murmelte Ruki mit seinen Händen spielend. Meine Augenbrauen wanderten überrascht in die Höhe, und Kai wurde schon wieder besorgt. „Ich verstehe nicht ganz. Was hast du denn gemacht?“ „Es...Es hat mit Uruha zu tun...“, er wurde immer leiser. Kai und ich warfen uns stumme Blicke zu. Die dunklen Augen des Brünetten schienen ebenso ratlos wie ich. Also wandte ich mich wieder an Ruki. „Was war mit Uruha?“ „Wegen...Junko-san...“ „Hmm?“ Unsere Augen wurden riesig. „Ich hab so Schuldgefühle...“ Mein Kiefer klappte runter. „Sag bloß da war doch was! Ruki, wie konntest du- Ruki schüttelte mit dem Kopf. „Ich habe nichts mit..ihr gemacht...aber...ich habe trotzdem Schuldgefühle, weil...Uruha schien vorhin so sauer...“ Mich von dem kurzen Schock eben erholend rollte ich mit den Augen. „Gott, du hast keine anderen Probleme, oder? Sorry, aber wenn das dann alles war, und du nicht vor Fieber stirbst, gehe ich jetzt in die Schlafräume und haue mich die restlichen fünfundvierzig Minuten Fahrt auf die Ohren. Bis nachher.“ Und damit wandte ich mich um, und lief eilig zum nächsten Raum. Das war erstmal genug Kai für einen Tag. ^-^-^Aoi´s POV ende^-^-^ Missmutig starrte ich Aoi hinterher, ehe er gänzlich verschwand. Mein Drummer schien nichts dagegen zu haben, dass er ging. Was war nur los...? Kai seufzte. Schließlich richtete auch er sich auf. „Es geht dir gut, ja?“ Langsam nickte ich, und Kai schenkte mir ein leichtes Lächeln. „Dann ziehe ich mich jetzt auch zurück, okay? Ich mache für nachher noch Sandwiches...“ „Okay...“ Damit war ich alleine. Je länger ich hier so saß, desto nachdenklicher wurde ich. Irgendwann ging mir diese furchtbare Stille wirklich auf die Nerven, also holte ich mein I-Phone aus meiner Hosentasche, und hörte ´Splitting the Atom´ von ´Massive Attack´ Während die melancholische Melodie also alles um mich herum verschlang, schloss ich kurz die Augen, und gab mich meinen Gedankengängen voll hin. Ich führte mir zuerst vor Augen, was in dieser Woche alles passiert war: Mit diesem, welches gleich stattfinden würde, waren das jetzt insgesamt fünf Konzerte. Es hatte damit angefangen, dass ich vor einiger Zeit angefangen hatte, Uruha immer mehr zu mögen, bis ich schließlich sicher war, dass ich ihn liebte. Höchstwahrscheinlich wäre es für immer dabei geblieben – ich wäre niemals dazu in der Lage gewesen, Uruha meine Gefühle zu beichten, wäre ich nicht gezwungen worden – , hätte Reita nicht die Idee gehabt diese Wette abzuschließen. Die Gründe für die Wette wusste ich noch immer nicht, da ich irgendwie doch sehr bezweifelte, dass Reita wirklich nur mein I-Phone haben wollte. Aber möglicherweise war es doch so, und ich machte mir zu viele Sorgen. Immerhin war das nicht mein Problem, mit Reita war alles in Ordnung.... So, wie war es weitergegangen? Wir hatten die Wette abgeschlossen und ich hatte zugestimmt, weil ich Reitas Gemeinheiten nicht hatte auf mir sitzen lassen wollen. Alles war natürlich eskaliert, und nach einer menge Gefühlswirrungen hatte Uruha endlich begriffen was ich wollte, und hatte – so wie es jedenfalls schien – meine Gefühle erwidert. Der momentane Stand der Dinge war wie folgend: Uruha und ich waren zusammen. Uruha verhielt sich seltsam. Reita war seit kurzem nicht gut auf uns zu sprechen. Aoi und Kai hatten Streit. Verzweifelt legte ich den Kopf wieder auf meinen Armen ab. Das war wirklich eine unerwartete Menge... Am liebsten wäre ich so eingeschlafen, und für eine Zeit nicht aufgewacht. Mein I-Phone währenddessen spielte automatisch eine Playlist ab, ich bekam nur halbwegs mit, dass jetzt D.L.N lief, und wurde ganz bedrückt, als ich dem Lied lauschte. Manch einer meinte, meine/unsere Werke seien zu depressiv, doch ich schrieb über das Leben, und dabei würde es bleiben. Das Leben hatte schöne, und grausame Seiten.. Wieso lügen? So lief also D.L.N, und ich reiste angesichts unserer jetzigen Lage in Gedanken weit, weit zurück zu vergangenen Tagen. Vor zehn Jahren hatten wir uns gegründet. Reita und ich steckten dahinter. Da war ich siebzehn gewesen, und er achtzehn. Als wir GazettE 2002 gegründet hatten, war ich zwanzig gewesen, und jetzt war ich dieses Jahr dreißig geworden...wie die Zeit verging. Ich zog eine nachdenkliche Schnute. Zuerst hatten wir ´GazettE´ gehießen, doch aus Gründen, an welche ich jetzt nicht zurückdenken möchte – nicht weil sie schlimm sind, ich möchte nur nicht – , hatten wir uns dann in ´the GazettE´ umbenannt. Irrtümlicherweise leiteten alle das Wort Gazette von der Zeitung ab. Gazette hieß in sehr vielen Sprachen Zeitung, doch das war nicht der Sinn. Wir leiteten ´GazettE´ von ´Cassetto´ dem japanischen Wort für ´Kassette´ ab. Und auch wenn manche bis heute sagten ´GazettE´ hieß im Volksmund Zeitung, für mich würde es bis zu meinem Ende die Kassette sein. Das waren Kai, Reita, Uruha, Aoi und ich. Ich reiste noch ein wenig weiter zurück als 2002. Ich erinnerte mich daran, wie alles angefangen hatte. Der Punkt Null. Mit einem breiten Grinsen ließ ich zu, wie eine Art Video in meinem Kopf lief. Bilder von damaligen Tagen spielten sich flüssig in meinen Gedanken ab. Reita hatte ich zuallererst kennengelernt. Und das nur, weil ich mir die Haare pink gefärbt hatte, und dann Einkaufen gegangen war. Hätte ich an diesem Tag nicht die selben, pinken Haare gehabt wie er, der seltsamerweise zur gleichen Zeit, am selben Ort, mit der selben Haarfarbe einkaufen gegangen war, hätte ich Uruha auch nicht kennengelernt. Hatte ich gewusst, dass der Vorschlag dieses pink-haarigen Typen, der sich mir freundlich als ´Suzuki Akira´ vorgestellt hatte, eine Band zu gründen, uns zu einer der berühmtesten Bands in der J-Rock Szene machen würde? Definitiv nicht. Ich erinnerte mich sogar daran, dass ich ihn nicht ganz ernst genommen hatte, als er mir diese Idee vorschlug. Ich war vorher in einer anderen Band gewesen, und dort hatte ich Schlagzeug gespielt. Und jetzt kam Akira und entschied: „Takanori, du wirst singen, ich spiele Bass.“ Irgendwann hatte ich aus irgendwelchen Gründen dann doch eingewilligt. Reitas Eifer hatte mich einfach mitgerissen. Damals war er irgendwie noch nicht so still... Gott, das war alles so lange her, ich erinnerte mich nur noch an das Wichtigste. Irgendwann hatte Reita mir dann ´von einem Typen´ erzählt, mit dem er seinen Abschluss gemacht hatte. Er hatte auch erzählt, dass ´dieser Typ´ wirklich genial Gitarre spielen konnte, und dass ´dieser Typ´ zurzeit in einer anderen Band spielte, er und Reita hatten immer und immer wieder zusammen die Bands gewechselt. ´Dieser Typ´ war der beste Freund meines Bassisten, und so war der sich sicher ´dieser Typ´ würde bestimmt mit Freuden bei uns einsteigen. Ein Grinsen umschlich meine Lippen. Reita hatte gewusst, dass ´dieser Typ´ sicherlich bei uns einstieg, aber ob er wohl auch gewusst hatte, was ´dieser Typ´ mir – zehn Jahre später – antun würde? Irrsinn. Wie hätte er das wissen können, wenn ich es noch nicht einmal gekonnt hatte. Niemand hätte das wissen können. Hieß nicht, dass es mir nicht gefiel. Ich leckte mir über die Lippen. Reita erzählte also unaufhörlich von ´diesem Typen´, und ich gab zu, je mehr er damals erzählt hatte, desto begeisterter war ich geworden. Ich selbst spielte Gitarre, doch was mein blonder Freund mir zu der Zeit von den Spielkünsten ´dieses Typen´ erzählt hatte, hatte mich in pures Staunen und in Neid versetzt. So hatte Akira mit meiner Zustimmung dann versprochen, er würde sich unbedingt Mal mit ´dem Typen´ in Kontakt setzen, und ihn überreden mich kennenzulernen. Wie automatisch wanderte mein Zeigefinger zum Display meines I-Phones. Ich stoppte die Musik, und zog kurze Zeit später die Kopfhörer aus meinen Ohren. Die plötzliche Stille, die ohne die Musik nun gezwungenermaßen auf mich einschlug, beförderte mich in einen mehr als nüchternen Zustand. ´Damals´ war mir noch mit jedem Detail im Gedächtnis geblieben. Mit jedem Detail. ^-^-^Ruki´s Erinnerung^-^-^ „Also kommt er heute?“ „Ja, er hat gesagt er findet die Idee sehr gut.“ „Ah, mhm, okay.“ „Und wie ist er so?“ „Wie er so ist? Hmm... er ist wirklich sehr erwachsen. Aber keine Sorge, verklemmt ist er nicht, und auch nicht langweilig oder streberhaft. Und ein herzensguter Mensch ist er auch.“ „Klingt interessant.“ „Und wie groß ist er?“ „Schätze er ist um die 1 m 70. Frag ihn einfach.“ „Uhh...ähm...“ „Takanori, alles okay? Du schaust so...schockiert? Oder eher missmutig?“ „Alles okay.“ Ungeduldig starrte ich auf den Bildschirm meines Handys. Es war kurz nach zwei, es war Sommer. Ich saß hier am Tisch eines Cafés und trommelte mit meinen Fingern unaufhörlich auf dessen Platte. Ich hätte schon um zehn vor zwei nicht mehr hier sitzen sollen. Fragt mich wie viele Leute an den Tischen um mich herum mich anstarrten, ich hätte es sagen können ohne hinzusehen. Auch die Passanten glotzten manchmal blöd. So war das wohl, wenn man als gebürtiger Japaner platinblond gefärbte Haare hatte. „Als sie noch pink waren, war es viel schlimmer.“, murmelte ich tonlos an mich selbst gerichtet und starrte dann wieder auf den Display. Nicht, dass es irgendetwas besser machte. Eine Minute war vergangen. Mein Fingertrommeln wurde energischer. Allmählich wünschte ich mir, ich hätte mich nach drinnen gesetzt, da zu dieser Zeit viel zu viele Leute die Innenstadt passierten, doch was geschehen war, war geschehen. Ich musste auf dem hölzernen Klappstuhl sitzen bleiben, und weiter mit den Fingern auf den armen Tisch trommeln. Eine ganz gute Beschäftigung, wenn man Schlagzeuger war. So hatte ich jeden Takt zur Auswahl, den ich mir beigebracht hatte, und es wurde so gut wie fast nie langweilig. Aber was noch immens wichtiger war, als das Café, die Leute, welche starrten, oder die Tatsache, dass ich Schlagzeug spielte, war der Grund, aus dem ich nun hier saß. Dieser Grund war eine Gitarre. Oder eher ´dieser Typ´, der sie spielen sollte. Denn er spielte die Gitarre angeblich wie Jimi Hendrix selbst. So hatte ihn mein Freund Akira jedenfalls beschrieben. Akira war auch blond. Wenigstens war ich nicht alleine. Und jetzt saß ich hier, und wartete nervös und angespannt, weil ich wegen ihm eben nicht alleine war. Akira Suzuki, und seine genialen Einfälle eben. Wir gründeten also eine Band. Wir hatten keine Ahnung wie wir uns nennen sollten, wir waren ja aber auch erst zu zweit. Ich hatte nicht den blassesten Schimmer, ob Reita schon weitergedacht hatte, aber es kümmerte mich momentan auch nicht wirklich. Alles was ich wusste war, ich hatte meine alte Band hierfür verlassen, ich musste singen, und wir brauchten zwei Gitarristen – von denen einer möglicherweise schon unterwegs war – und einen Drummer. Akira spielte Bass. Und er spielte es wirklich gut. Zudem spielte er auch Cello. Das taten anscheinend sehr viele Bassisten. Schlagt mich tot, ich hatte keine Ahnung, und wieder kümmerte es mich auch nicht wirklich. „Er heißt Takashima Kouyou-kun...“, hallte Akiras tiefe, aber irgendwie auch sympathische Stimme in meinem Kopf wider. Takashima Kouyou? Das klang vielleicht eingebildet... Und er war nach Akiras Angaben groß. Peinlich berührt senkte ich meinen Kopf, und starrte stumm auf meine Füße. War klar gewesen, dass dieser Typ hatte ein Riese sein müssen. Ich fand Akira mit seinen 1 m 71 schon zu groß. Meine Laune verschlechterte sich immer mehr, doch ich hatte mir fest vorgenommen, entgegen der Natur des Menschen kein Bisschen voreingenommen zu sein. Ich würde hier sitzen, und warten, so geduldig, wie nur Buddha selbst es geschafft hätte. Mein Blick schweifte auf meine noch immer trommelnden Finger. Sie betrogen mein Vorhaben. Als ich die Hoffnung schon aufgab, und kurz davor war mich der ewigen Verdammnis der Langeweile vollkommen hinzugeben, rief mich plötzlich eine mehr als vertraute Stimme aus den Gedanken. Erfreut hob ich sofort den Kopf, und suchte nach der Quelle der Stimme, als ich Akira sah, wie er eiligen Schrittes von der anderen Seite der Straße auf das Café zugelaufen kam. Er winkte mir grinsend, und ich hob die Hand, um ebenfalls grinsend zu winken – Arschloch. „Na du?“, er blieb vor mir stehen, und wuschelte mir durch´s Haar. „Sorry für die Verspätung, aber Kouyou-kun musste etwas mit seinen beiden großen Schwestern klären.“ Damit setzte sich Akira auf den freien Platz mir gegenüber. Etwas verdutzt starrte ich den Blonden an, ehe ich sauer wurde. Wollte der mich verarschen? „Ich geb´ dir gleich ´Kouyou-kun´, du Scheißschädel! Ich sitze schon seit zwanzig Minuten hier und darf mich anstarren lassen, wie ein Löwenpaar, das gerade die Paarungszeit durchlebt! Hast du überhaupt gelernt, wie man die Uhr liest? Wir hatten 13:45 Uhr ausgemacht! 13:45!!! Ich weiß nicht, wie gut dieser Typ Gita- Sofort war ich verstummt, und die Wut in mir zerplatzte so plötzlich, wie eine Seifenblase. Hinter Akira war ein schlanker, junger Mann aufgetaucht, und er bewegte sich mit geräuschlosen Schritten zu uns hinüber. Ich musterte ihn mit gemischten Gefühlen. Er war im Gegensatz zu mir wirklich sehr groß, und hatte einen Körper, der wirklich beinahe an eine Frau erinnerte. Seine Haare waren honigblond gefärbt, und seine großen, schmalen Augen wirkten wirklich geheimnisvoll, denn es lag kein Ausdruck in ihnen. Er kam endlich mit emotionsloser Miene an unserem Tisch an, und drehte seinen Kopf dann sofort zu Akira. „Ich habe den Wagen etwas weiter weg geparkt, da nichts mehr frei war, ich hoffe das ist in Ordnung.“ Seine Stimme war so nichtssagend wie sein Ausdruck selbst. Mein Freund nickte, und dann fiel der Blick des neu Dazugekommenen auf mich. Mir wurde mehr als unwohl, als diese nachtschwarzen Augen, mit dem undefinierbaren Blick auf einmal zu mir hinüber sahen. Was hatte Akira gesagt? Um die 1 m 70 rum? Dieser Mann war beinahe 1 m 80 groß! Das war nicht gut, das störte mich ungemein. Doch ich ließ es mir nicht anmerken. Jedoch bereute ich, dass der Suzuki sich nicht neben mir niedergelassen hatte, denn nun tat der neu Dazugekommene dies. Ich fing an ihn eindringlich zu mustern. Schulterlanges, honigblondes Haar, dunkle, müde wirkende Augen, eine beunruhigend Schmale Hüfte. Das allererste was sich bei seinem Einblick in mein Hirn gebrannt hatte, waren seine langen Beine, die gar nicht mehr aufhörten. Das war schien doch höchst merkwürdig für einem Mann. Es war sowieso merkwürdig, dass er als Japaner so aussah. So groß, und so...´so´ eben. Eine kurze Weile herrschte Stille, ehe Akira uns anlächelte. „Also Takanori...das ist Takashima Kouyou-kun.“ „Douzo yoroshiku.“, kam es in höflichstem Japanisch aus dem Mund des Größeren. Sehr erfreut Sie kennenzulernen. Ich blinzelte ihn missmutig an. „Taka? Alles okay?“ , Akira blickte mich fragend an, und ich nickte langsam mit dem Kopf. „A-Alles okay...“, ich wandte mich an Kouyou. „Err...Takanori.“ „Oder Shorty.“, gab mein bester Freund lachend dazu. „Hör auf mich Shorty zu nennen!“, peinlich berührt blickte ich seitlich hoch in das Gesicht von Kouyou. Der...hatte noch immer ein Gesicht, das einem unbeschriebenem Blatt glich. Und der sollte in unsere Band? Ich stellte es mir wirklich sehr kompliziert vor, mit ihm Zeit verbringen zu müssen. Und Akira hatte mit ihm die Schulbank gedrückt, er war dessen bester Freund, wie ging sowas...? Mit so einem Typen meine ich. Dieser Takashima war mir nicht geheuer. „Wieso eigentlich ´Shorty´, Akira?“ Ich schreckte aus meinen Gedanken auf. Akira gluckste. „Na du bist mir einer, Kou! Ist dir noch nicht aufgefallen, dass du dir den Hals verrenken musst, wenn du mit Takanori reden möchtest?“ Der Takashima grinste aus dem nichts heraus los, und ich sank beschämt an meinem Stuhl runter. „I-Ich wachse noch!“, haute ich kleinlaut raus, und Akira schmunzelte. „Aber sicher, Taka! Immer optimistisch sein, richtig?“ Schnaufend verschränkte ich meine Arme vor der Brust. „Bin ich jetzt hierher gekommen, um mich erniedrigen zu lassen? Wenn ja, gehe ich wieder Heim, ich kriege eh noch Probleme mit meinen Eltern.“ „Quatsch Takanori, bleib bloß da!“ Der panische Blick meines besten Freundes verschaffte mir Genugtuung, also blieb ich schnurrend sitzen, und grinste ihn an. Akira kratzte sich am Hinterkopf. „Okay...also...da ich mich verspätet habe, gebe ich dir was aus...und dir auch Kouyou-kun. Was wollt ihr...?“ Ich zuckte mit den Schultern. Es wäre gelogen gewesen, hätte ich behauptet, mein Magen verlange nach Essen. Kouyou neben mir nickte leicht. „Bestelle mir doch bitte eine Schüssel Ramen, das reicht.“ „´Kay.“ Akira machte, dass er von seinem Stuhl aufstand. „Ich gehe rein und gebe unsere Bestellung an der Kasse ab, immerhin müsste ich sowieso Mal kurz wohin.“ Ich seufzte resigniert, als der Weißblonde sich aufmachte ins Café zu laufen. Er hatte mich mit diesem Takashima alleine gelassen, und er hätte auch einfach sagen können ´Ich muss auf´s Klo.´. Ich drehte mich wieder vom Gebäude weg, und erschrak, als plötzlich das Gesicht des goldblonden Takashimas vor mir auftauchte. Er musterte mich eingehend, was mir den Schweiß auf die Stirn trieb. Was zur Hölle hatte dieser Kerl für ein Problem? „Du bist also Takanori-kun?“ Etwas überrumpelt blinzelte ich ihn an, da ich nicht damit gerechnet hatte, er würde mich ansprechen. Schließlich zuckte ich wie so oft mit den Achseln. „Ja. Das habe ich vorhin doch gesagt.“ „Welchen Part in der Band übernimmst du denn?“ „Schlagzeu-“ , fing ich aus Gewohnheit an, unterbrach mich dann aber selbst und blickte mürrisch auf die Tischplatte. „Ich werde singen.“ „Ah.“, Kouyou schenkte mir ein mikroskopisch kleines Lächeln. „Welche Instrumente fehlen euch denn noch?“ „Zwei Gitarren und ein Schlagzeug. Dass Akira Bass spielt weißt du ja, ihr wart ja zusammen in allen möglichen Bands.“ Er nickte. Dann kramte er eine Zigarettenschachtel aus seiner Jeanstasche. Ich erkannte sofort, welche Marke er da rauchte, denn es war auch meine. Na da hatte er sich doch wenigstens einen Pluspunkt bei mir geholt. „Willst du auch eine?“ Er hatte wohl meinen sehnsüchtigen Blick bemerkt, und ich nahm den Stängel dankbar an, den er mir entgegen streckte. Noch ein Pluspunkt. Wir machten jedenfalls Fortschritte. Schon bald saßen wir nebeneinander und rauchten gemütlich eine. „Warst du auch in anderen Bands?“ „Ja. Ich war früher der Schlagzeuger.“ „Oh?“ „Mhm...ich war irgendwie...naja...“, beschämt senkte ich den Kopf. „...Ich war das Mädchen in der Band...“ Kouyou grinste undeutbar. „Und wieso bist du jetzt hier der Sänger?“ Wieder mein Schulterzucken. „Das war Akiras Idee. Aber was auch immer...“ Eine unangenehme Stille machte sich breit. Selbst wenn er mir Zigaretten gab, das änderte leider nicht viel daran, dass der Typ mir irgendwie unsympathisch war. Aber ich wollte nicht so unhöflich und schon gar nicht gemein wirken, also sprach ich ihn endlich mal von mir aus an. „...Akira...hat gesagt, du spielst...sehr gut...?“ Kouyou nickte, dann machte er eine wegwerfende Handbewegung. „Es ist ganz okay. Ich bin jetzt kein Jimi Hendrix ( – ob dieser Kouyou wohl Gedanken lesen konnte? – ) oder so. Aber es geht ganz gut~“ „Ich spiele auch.“, entwich es mir trotzig. Fragt mich nicht, was mich gepackt hatte, aber irgendetwas in mir fing plötzlich an zu schreien: ´DU MUSST BESSER SEIN ALS ER. DU MUSST BESSER SEIN ALS TAKASHIMA KOUYOU!´ Wer weiß woher diese seltsamen Gelüste auf einmal kamen, doch eines war klar: Ich hatte in einem Punkt schon einmal verloren: Er überragte mich um stolze vierzehn Zentimeter. „Du spielst?“, entweder ich bekam Halluzinationen, oder der Typ grinste mich gerade wirklich herausfordernd an. „Ja. Ich spiele Gitarre.......und Klavier! Und Schlagzeug!“ Kouyou lachte. „Erstaunlich. Spielst du die anderen Instrumente denn gut?“ „Worauf du wetten kannst!“ „Ich denke in der neuen Band solltest du auch unser Mädchen sein, hmm?“ „W-Was?!“ „Na dann Takanori-kun...“, sein höhnisches Grinsen verschwand, als wir Akira sahen, der entspannt zu unserem Tisch zurückkam. „Wir sollten mal zusammen spielen.“ Kouyou wandte den Blick nach diesem Satz Akira zu. Sein Gesicht war wieder glatt wie eine Wand geworden. Innerlich schwor ich mir, dass ich ihn köpfen würde, wenn Akira wieder weg war. So ein höhnischer Ausdruck in so einem hübschen Gesicht. Wieder etwas wo er mir weit voraus war. Er war sehr hübsch, und das konnte ich auch sagen, obwohl ich keine Schwuchtel war. „Na ihr zwei? Versteht ihr euch?“ „Blendend.“, der Takashima blickte zu mir hinüber. „Nicht wahr, Taka?“ Ich errötete. Ich hasste diesen Mistkerl. Außerdem schwor ich mir, wenn unsere Band erfolgreich werden würde, würde er die Frau sein. Er!!! ______________________________________ So, das war´s mal wieder~ Huch? Wo sind denn alle hin? xD Noch jemand da? :D Hoffe der Sprung durch die Zeit hat gefallen, das war ja irgendwie ein Filler? xD lg Rookie Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)