His Story ♥ von Ashanti (Eine Wette kam nach der anderen ♥ (Uruha x Ruki / Andere Pairings geheim)) ================================================================================ Kapitel 7: Flucht aus Verzweiflung ---------------------------------- Kapitel 7: Flucht aus Verzweiflung. ^-^-^Reitas POV^-^-^ Ich konnte kaum mit Uruha mithalten, so schnell rannte er durch den Regen. Eilig versuchte ich mit ihm Schritt zu halten. Die Gedanken kreisten wie verrückt in meinem Kopf. Es gab so vieles, über das ich mit Ruki reden musste. So vieles, was mich verwirrte. Und wenn Aoi wirklich Recht hatte mit dem was er über Ruki gesagt hatte, dann... Ich blickte Uruhas Hinterkopf vor mir an. Da war der Mensch, den Ruki liebte. Sehr liebte. Er lief direkt vor mir, und er wusste es nicht einmal. Dass er so geliebt wurde... Bald kamen wir wieder beim Bus an, und wir schlossen hektisch auf, um dann einzusteigen. Kouyou setzte sich sofort auf den Fahrersitz und betätigte den Zündschlüssel. Der Wagen sprang nicht an. „Scheiße!“, Uruha trat wie verrückt auf das Gas, was so gesehen eigentlich total unnötig war. „Scheiße, Reita! Der Tank ist leer!“ „Reg dich ab!“, ohne zu wissen was wir jetzt tun sollten sprang ich vom Beifahrersitz auf, ehe mir ein Einfall kam. „Ganz hinten im Kofferraum ist meine Harley abgestellt! Da passen zwei drauf, los!“ Ich sprang aus der Tür heraus, und Uruha tat es mir nach. Wir rannten ans Ende des Busses und öffneten die zwei Stahltüren. Da stand mein Motorrad angelehnt. Perfekt. „Schnapp dir einen Helm, ich fahre!“ Wir zogen unsere Helme an, und sprangen dann auf. Mit Vollgas raste meine Maschine davon, während Uruha sich an meinem Torso festhielt. Es dauerte knapp zwanzig Minuten, da erreichten wir schon die Innenstadt. Ich wusste ganz genau, dass ich viel zu schnell fuhr, doch es war eine Ausnahme. „Wo ist Ruki denn genau?!“, brüllte der Leadgitarrist hinter mir gegen den Fahrtwind. „Er ist in der Nähe des Yamamoto-Platzes, das ist vor der Einkaufsmeile, da in der Umgebung ist die Wiese mit den ganzen Jizo-Statuen!“, brüllte ich zurück. „Warst du schonmal da??“ „Nein! Aber der Yamamoto-Platz steht in der Touristenbroschüre, den die Hotelkraft mir gegeben hat. Hast du keine bekommen??“ „Nein!!“ „Was auch immer!“ Wir flitzten die Straße hinunter, die Helme schützten uns vor dem heftigen Gewitter. „Reita fahr schneller, Ruki ist ganz allein in diesem Regen!“ „Bin ja schon da, bin ja schon da!“ Da hinten trat die riesige Einkaufsmeile in Sicht, und ich gab etwas mehr Gas. Kurze Zeit später kam ich mit quietschenden Reifen zum Stehen und Uruha sprang augenblicklich ab um dann überraschenderweise los zu rennen. „K-Kouyou?!“ „Ich suche hier in dieser Richtung bei der Wiese! Schau du in den Seitengassen!“ Überrumpelt gab ich mich geschlagen und blickte Uruha noch ein paar Sekunden skeptisch hinterher, dann sprang auch ich von meiner Harley und rannte in die Menschenmengen hinein. Wenn das hier die Einkaufsmeile war, war der Yamamoto-Platz nicht weit. Und tatsächlich. Nachdem ich durch die weite Straße gerannt war kam ich auf einem riesigen Platz an. An den Rändern blühten Kirschbäume, und tausende von Menschen eilten mit Einkaufstüten, Essen und anderem durch die Gegend, um sich vor dem Regen zu retten. „Verdammt so wird das doch nichts...wo soll ich ihn denn hier finden...?“ Ich holte mein Handy aus meiner Jackentasche um eine SMS zu tippen. 12:54:08 - Hey. Suchen dich gerade. Uru ist zu den Jizos gerannt. Bin jetzt da. Wo bist du? Was sollte das eigentlich mit ´Twitter´? Angespannt wartend blickte ich nervös auf den Display meines Mobiltelefons. Schon vibrierte es in meiner Hand. SMS von Ruki // 12:54:14 - Gasse. Mit gerunzelten Augenbrauen seufzte ich. Das war wirklich sehr hilfreich gewesen. Ich hob meinen Blick wieder und ließ ihn durch die Gegend wandern. Der Platz war beinahe leer. Alle rannten zu ihren Häusern und Autos und Fahrrädern. Plötzlich fiel mir eine kleine Straße ins Auge, die ins abseits führte. „...Egal, ich versuch es einfach!“ Ich schüttelte das Wasser aus meinen Haaren und rannte dann wieder los in die enge Straße hinein. Sie sah sehr traditionell aus, die Häuser die hier standen erinnerten an die Samuraischlösser aus der Edo-Zeit. Ich rannte immer schneller, trat in mehrere Schlammpfützen, wandte den Kopf in alle Richtungen. Hier eine Gasse, dort eine Gasse, aber kein Ruki. „Ruki!“, brüllte ich verzweifelt, ein Blitz erhellte den mittlerweile dunkelgrauen Himmel. Das Unwetter wurde immer schlimmer. „Ruuukiii!“, meine Stimme hallte von den Gebäuden nieder. „Bist du hier?!“ Wieder nur meine eigene Stimme, die mir als Echo antwortete. Mein Handy klingelte. „Hallo?!“ „Reita, hast du ihn? Hier ist er nicht!“ „Nein, ich habe ihn noch nicht gefunden, aber ich glaube gleich- Ich konnte meinen Satz nicht beenden. Ein Blitz erhellte erneut den Himmel, und an einer der Häuserwände sah ich plötzlich einen merkwürdigen Schatten. Dem Blitz folgte noch ein Donnern und dann hörte ich schrilles Hundegebell. „Reita? Noch dran??“ „J-Ja...M-Moment...“ Mit dem Handy am Ohr ging ich dem Bellen nach, welches immer lauter wurde. Der Schatten war verschwunden. Mit rasendem Herz beschleunigte ich meine Schritte. Wieder ertönte das Hundebellen. Schließlich blieb ich an einer Seitengasse stehen, aus der die Hundegeräusche am lautesten ertönten. Vorsichtig näherte ich mich, und plötzlich setzte fast alles in mir aus. Ein riesiger Stein fiel mir vom Herzen, und gleichzeitig wurde mir Übel vor Sorge, als ich dort an der dreckigen Mauer wirklich Ruki liegen sah. Er lag dort völlig bewegungslos, und meine Gedanken überschlugen sich. „Reita? Bist du noch da?“ „Uru...ich hab ihn gefunden...“ „Was?! Wo ist er?!“ Ich gab ihm die Wegbeschreibung so genau wie möglich, und legte dann auf. Mein Blick hatte Rukis leblosen Körper fixiert, und ich bekam es mit der Angst zu tun. Panisch rannte ich los und blieb dann vor ihm stehen. Schnell zog ich meinen Motorradhelm aus. Ich wollte mich zu ihm hinunterbeugen, als ich plötzlich meine Hand zurückziehen musste. Hinter ihm kam überraschenderweise aus dem Nichts ein kleiner Chihuahua zum Vorschein. „Hä...?“ Mit großen braunen Augen glubschte er mich an, ehe er auf Rukis Schoß kletterte, und ihn dann anbellte Erschrocken und mit tiefer Erleichterung zugleich beobachtete ich, wie sich auf einmal die Hand von Ruki hob, und dem kleinen Hund den Kopf tätschelte. „Ssh...Chibi...du machst Reita noch Angst...“ „R-Ru...ki...“, brachte ich krächzend heraus, ein Kloß blieb in meinem Hals stecken. Langsam hob sich der Kopf des Kleineren, mir wurde übel. Seine schwarzen Haare und die blonden Strähnen klebten in seinem weißen Gesicht. Eine dünne Lederjacke bedeckte sein schwarzes Hemd. Er hatte noch die selben Sachen wie nach dem Konzert an, und er war durchnässt von Kopf bis Fuß. „Hey Rei...“, seine Stimme war kaum ein Flüstern. „R-Ruki...Ruki...“, langsam beugte ich mich endlich zu ihm hinunter. Behutsam schob ich den kleinen, bellenden Hund zur Seite, und strich Rukis Haare aus seinem Gesicht. Müde, nachtschwarze Augen starrten leer zum Chihuahua hinüber. Wieder streckte er seine zitternden Hände aus, um dem kleinen Hund über den Rücken zu streicheln. Noch bevor ich verwirrt fragen konnte was hier genau vor sich ging, lächelte er sehr schwach. „...Ist er nicht süß? Er erinnert mich an Koron...ich vermisse Koron-chan so schrecklich...“ Mit einem bedrückten Seufzer ließ ich mich neben ihm an der Mauer nieder. Stille herrschte zwischen uns, ab und zu glitt ein Blitz durch den Himmel. Ruki zog die Knie an seinen Körper, und drückte den bellenden Hund an seine Brust. Der Kleine hörte sofort auf zu bellen, und leckte zahm die Finger des Vocalisten ab. „...H „Ruki...lass uns gehen...die anderen machen sich Sorgen...Uruha- „Uruha.“ Verunsichert blickte ich ihn an. Er zischte voll Spott. „Ich bin in der Nacht einfach davongerannt... und dann habe ich mich verlaufen...irgendwann kam dieser komische Kerl mit den Zigaretten...die waren wirklich gut...aber ich glaube irgendwas war in denen drin...ich habe mich danach wirklich seltsam gefühlt...und der kleine Kerl hier, der hat mich dann irgendwann um zwei oder drei Uhr morgens gefunden...und er ist bei mir geblieben...den wollte auch keiner, so wie Uruha mich nicht wollte...glaubst du Uruhas Schwester passt gut auf Koron-chan auf...? Glaubst du wenigstens Koron-chan vermisst mich?“ Mit flauem Magen hörte ich ihm dabei zu, wie er völlig abwesend irgendwelchen Mist vor sich hin murmelte. Ich strich ihm krank vor Sorge durch das durchnässte Haar, während das Wasser von meinem eigenen in mein Gesicht tropfte. „Komm...wir schaffen dich endlich aus dem Regen raus, du bist völlig unterkühlt...!“ Langsam griff ich ihm unter die Arme und half ihm vorsichtig wieder auf die Beine. Etwas taumelnd schaffte er es hoch, und drückte währenddessen noch immer den kleinen Chihuahua an sich. Der Hund sah wirklich aus wie Rukis eigener. War wohl die selbe Rasse. „Na komm...“ „...Darf ich ihn mitnehmen...? Er holt sich doch hier den Tod...“ Ich nickte. „Ja, aber komm jetzt...“ Wir drehten uns zum Ausgang der Gasse, als uns Uruha auch schon, den zweiten Motorradhelm unter den Arm geklemmt, rennend entgegenkam. Fassungslos starrte er zuerst mich, dann Ruki an. Rukis Augen hatten sich geweitet, schnell wandte er den Blick ab und versuchte Uruha nicht ins Gesicht zu sehen. „R-Ruki...“, hauchte der Braunhaarige, ebenfalls Durchnässte mit zittriger Stimme. Er hob Rukis Kinn an und drehte das blasse Gesicht unseres Vocalisten wieder zu sich. „Du siehst ja furchtbar aus...“ Ruki sagte erst nichts. Dann senkte er den Kopf. „Fass mich nicht so an...“ Uruha blinzelte erst ein paar Male verwirrt, weil er anscheinend nicht wusste wie er reagieren sollte, doch dann schloss er unseren Vocalisten in seine Arme. „U-Uruha...F-Fass mich nicht so an...so...so...so hast du...Reita angefasst....FASS MICH NICHT SO AN!“ Rukis Fassade bröckelte, sein Make-up war vom Regen fort gewischt worden, keine vor Haarspray protzende, ikonengleiche Frisur zierte mehr seinen hübschen Kopf. Ruki war für den Moment gestorben. Hier stand nur noch Takanori Matsumoto. Und so heftig weinen und schluchzen wie jetzt hatte ich ihn noch nie gesehen. Uruha presste den kleinen Mann mit dem Hund im Arm ohne Fragen zu stellen ganz fest an sich, und in diesem Moment wurde mir eines wirklich bewusst: Aoi hatte Recht gehabt. Wenn etwas neben der Musik wirklich fest in Rukis/Takanoris Herz gesperrt worden war, dann war es Uruha. Stumm liefen wir drei eilig nebeneinander durch den Regen. Meine blonden Haare klebten in meinem Gesicht, und mir war eiskalt. Das war wirklich ein Regen wie er nur in Japan zu finden war. Ruki hatte den Chihuahua, welchem er inzwischen den Namen Shibori gegeben hatte, in seine Jacke gehüllt, und trug ihn behutsam auf seinem linken Arm. Seine rechte Hand wurde fest von Uruhas linker gedrückt, der Gitarrist hatte nach allem was vorgefallen war nicht mehr vor loszulassen. „Reita?“ Ich blickte hinter zu Uruha. „Ja?“ „Wie sollen wir denn zu dritt auf deinem Motorrad fahren? Und ist das bei dem Regen nicht zu umständlich?“ Ich winkte ab. „Ruft im Hotel an, Aoi holt euch sicher ab, ich fahre mit dem Motorrad zurück, alles in Ordnung.“ Nein. Nicht ganz alles in Ordnung. Wir standen also wieder auf dem Yamamoto-Platz, an welchem ich mein Motorrad hatte stehen lassen. Ruki war wieder da, ich war da, Uruha war da. Und Shibori war jetzt auch dazugekommen. Das Problem war nur: Mein Motorrad war eben nicht da. „Es ist weg.“, kam es sehr intelligent aus meinem Mund. Ruki stand neben mir, Shibori fest im Arm, den Kopf in alle Richtungen drehend. „Wie ´es ist weg´?“ Ich seufzte. Nicht das schon wieder. „Ich war vorhin so panisch und hektisch, dass ich wohl vergessen habe meine Schlüssel mitzunehmen...naja...immerhin wurdest du uns nicht geklaut...“ Ruki glotzte mich aus riesigen Augen an, und Uruha seufzte. „Ich rufe Aoi an.“ Und das tat er dann auch. ^-^-^Reita´s POV ende^-^-^ Beruhigend prasselte der heftige Regen gegen die Scheiben des fahrenden Taxis. Mir war so unglaublich kalt, mir war so unglaublich schlecht, mir war so unglaublich komisch, doch das alles änderte nichts daran, dass ich, hätten meine müden Mundwinkel es mir erlaubt, jetzt einfach hätte lächeln können. Mein Kopf lehnte an einer nassen Schulter. Sie gehörte zu Uruha. Das weiße Hemd, dass er unter seinem schwarzen Jackett an hatte, war völlig durchnässt, und gab seine weiche, schöne Haut, und seine Bauchmuskeln frei. Da ich nicht gewollt hatte, dass Shibori-chan krank wurde, hatte ich ihn in meine Lederjacke eingewickelt, also hatte Uruha mir sein Jackett über die Schultern gelegt. Jetzt saßen Reita, Uruha und ich von Kopf bis Fuß nass auf dem Rücksitz eines fahrenden Taxis. Aoi saß vorne auf dem Beifahrersitz und blickte uns alle mit tiefer Erleichterung vom Rückspiegel aus an. Eine warme Handfläche bedeckte meine Stirn. „Du hast Fieber...“, hörte ich Reitas weit entfernte Stimme besorgt sagen, und ich schloss meine Augen. „Es geht schon...“ „Meinst du?“ „Ja Rei, es geht schon......aber mal was anderes...du hast deine Harley wirklich geopfert...nur...wegen mir...?“ „Ach, ich hab doch noch eine.“, log er achselzuckend. „Die war nicht so wichtig.“ Mir wurde ganz warm ums Herz. „Ruh dich etwas aus...“, hörte ich dann meinen Leadgitarristen von der anderen Seite. „Das brauchst du jetzt...“ „...In...Ordnung...“ Uruhas Atemrhythmus entspannte mich immer und immer mehr, bis ich schließlich wegdöste und in einen tiefen Schlaf fiel... Als ich langsam aber sicher wieder zu mir kam spürte ich eine weiche Decke, die auf mir lag. Mein Kopf lag auf einem sehr bequemen Kissen, und ich realisierte ebenfalls, dass ich mich schlafend auf einem Bett befand. Blinzelnd öffnete ich meine Augen einen kleinen Spalt, und sah etwas verschwommen, dass man mich wieder in mein Hotelzimmer gebracht hatte. Verwirrt öffnete ich meine Augenlider ganz, und drehte meinen Kopf dann langsam zum Fenster. Der Regen hatte zwar etwas nachgelassen, doch aufgehört hatte er nicht. Im kompletten Raum war es still, nur der Donner erschütterte ab und zu die Ruhe. Noch immer etwas irritiert von den ganzen Ereignissen deckte ich mich auf, und schwang dann meine Beine zur Seite, um aufzustehen, als plötzlich Shibori angedackelt kam und mit seiner kleinen Nase meine Füße beschnupperte. Ein kleines Schmunzeln entwich mir, und ich stand auf, um mich zu dem kleinen Chihuahua hinunterzubeugen, und diesen dann zu streicheln. „Guten Morgen, Shibori-chan...na? Hast du gut geschlafen...?“ Als Antwort erhielt ich ein schrilles Bellen. Lächelnd kraulte ich ihn hinter den Ohren. Ich liebte das Kläffen dieses süßen Zwergs. Es war schrill und klang wie ein kleiner Schluckauf, so war ich auf den Namen Shibori (Zwerchfell) gekommen. Ein Klopfen an der Tür zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Shibori entzog sich sofort meiner Streicheleinheiten und tappte munter zu der hölzernen Raumverbindung, als diese auch schon geöffnet wurde. Reita kam eilig ins Zimmer herein, und wäre fast auf den Kleinen getreten, als er erschrocken vor diesem Halt machte. „Man! Bist du bescheuert dich einfach vor ne Tür zu setzen! Hast du nicht kapiert, dass du gerade einmal vierzig Zentimeter groß bist? Was ist, wenn dich mal jemand übersieht?“ Doch Shibori legte nur den Kopf schief, was mich zum Lachen und Reita zum Seufzen brachte. Der Blick des Bassisten wandte sich mir zu. „Wie fühlst du dich?“ Ich rieb mir murrend über die Augen. „Soweit eigentlich ganz okay...mir ist etwas schwummrig...sag Mal wie bin ich hierhergekommen...? Waren wir nicht eben noch im Taxi gewesen...?“ Der Blonde zuckte mit den Schultern. „Schlafende Hunde soll man nicht wecken...also habe ich dich genommen und bis ins Zimmer getragen. Erst wollte ja Uruha, aber den Triumph, den wollte ich dir nicht gönnen. Also durfte er Shibori nehmen.“ Er grinste, und ich zog verwirrt eine Augenbraue hoch. „Was meinst du damit? Welchen Triumph...?“ Schlagartig wechselte der belustigte Blick meines Bassisten in Ernst um. „Sag mal, Vocalist-san.“ „Mh?“ „Kann es sein, dass hinter der Wette mit mir ein wenig mehr steckt, als nur ein Babysitter für deinen Hund?“ Erschrocken blickte ich ihm ins Gesicht. Nein, nein, nein! Was ging hier vor sich? So sollte das nicht sein! Ich stockte. Oder wusste Reita etwa, dass... „Wie kommst du darauf...? Es ist nur ne doofe Wette mehr nicht...!“ Reita verschränkte die Arme vor der Brust. „Dafür, dass es so ne doofe Wette ist, war deine Reaktion auf gestern aber ganz schön heftig.“ Die Übelkeit machte sich in mir breit. Ich blickte weg und konnte Reita nicht mehr ins Gesicht schauen. Aber ich musste es einfach wissen... „Rei...“ „Ja.“ „H...Hab...ich die Wette...verloren...?“ Einen kurzen Augenblick herrschte Stille, ehe Reita den Kopf schief legte. „Mhh...du hast eigentlich aufgegeben...aber...ich glaube was du eigentlich wissen willst ist, ob ich mit Kouyou geschlafen habe.“ Ich starrte auf meine Füße. Er wusste es. Er wusste es wirklich, das war kein Bluff. ...Aber woher zum Teufel...? „Ich habe nicht mit ihm geschlafen. Er war voll, irgendwann sind wir knutschend auf deinem Bett gelandet, und dann kamst du auch schon herein...hätte ich gewusst, dass du die ganze Zeit fast gestorben bist, um in Uruhas Nähe zu sein, hätte ich natürlich nicht so gehandelt...“ Betroffen blickte er auf den Boden. Ich verstand die Welt nicht mehr. „...Also...willst du gar nichts von...Uruha...?“ „Nein, wie schon gesagt.“ „U-Und die Wette...“ „War eben ne dumme Idee von mir. Wusste ja nicht, dass dir das so nahe geht...konnte ja nicht wissen, dass du Uruha wirklich liebst...ich meine...war halt ne heftige Information...ich dachte...naja...das wäre halt nicht...´Ruki-like´...aber anscheinend scheint dein Herz ja echt für den Doofkopf da zu schlagen, huh...?“ „...Seit wann weißt du...es...?“ „Seit gestern. Aoi hat es uns erzählt.“ „Aoi weiß es auch?!“ „Ja, Kai auch.“ „Kai auch noch?! Oh Scheiße! Habt ihr Uruha- „Natürlich nicht. Aber du musst es ihm sagen.“ „Haha, hast wohl einen Clown gefrühstückt, was? Tickst du noch richtig?! Der steht auf Weiber! Ich bin kein Weib! Ich werde NIEMALS ein Weib sein! W-Woher weiß Aoi es eigentlich?!“ „Naja die richtige Figur und Größe hast du...und wenn du dein wunderschönes, schwarzes Haar- „Lass den Scheiß!“ Er lachte auf. „Ist ja gut, ist ja gut...Aoi hat gesagt, es wäre ihm sofort aufgefallen, nachdem es dir nach unserem Wettabschluss immer schlechter ging...er wusste zwar nicht was los war, aber er hat gesagt, du hast Uruha immer ´so´ angeguckt und...anscheinend ist der Kerl ein echter Menschenkenner...ich erfahre in den letzten Tagen echt Zeug über euch, dass ich nie gedacht hätte...Aoi kann einfühlsam sein, du liebst Uruha, Kai kann Morddrohungen aussprechen...ich erkenne unsere eigene Band nicht mehr.“ Ich schüttelte langsam den Kopf. Das war ein schlechter Scherz. Das passierte doch gerade nicht alles wirklich, oder...? Ich hatte mich doch so gut verstellt... „Sag Ruki, willst du die Wette denn noch weitermachen? Noch hast du nicht verloren.“ Ich brachte nichts heraus. „Jetzt komm erstmal mit, die anderen sind in der Cafeteria und essen gerade, die werden sich freuen, dass du wieder wach bist. Wir haben jetzt kurz nach zwei, du solltest auch was zu dir nehmen.“ Mein Magen stimmte dem Blonden zu, und er knurrte laut, was Shibori erschrecken ließ. Er kläffte kurz und setzte sich dann vor mir auf seine vier Pfoten. Nicht ganz bei mir starrte ich ihn hilflos an. Reita rollte mit den Augen. „Ein Engel.“ Ich kicherte leise, ehe mir dann mulmig zumute wurde. „Komm Ruki, Shibori hat da hinten ne Futterschüssel und ne Wasserschüssel, der geht nicht drauf, wenn du mal dreißig Minuten nicht da bist.“ Ich zögerte. Der Gedanke, dass sie jetzt alle in der Cafeteria sitzen und mich mustern würden, war schrecklich. Aoi wusste es, Kai wusste es, Reita wusste es, und Uruha nicht. Aber er würde vor mir sitzen und mich anstarren. Schreckliches Unwohlsein machte sich in mir breit. „Ruki...jetzt komm doch, die anderen wollen bestimmt wissen, wie es dir geht...!“ Seufzend gab ich mich geschlagen, und folgte ihm dann auf den Hotelgang hinaus. Nebenbei bemerkte ich noch, dass man mir mein Hemd und Uruhas Jackett ausgezogen hatte. Was zu Hölle... „Takanori!“, Aoi winkte mir schon von weitem. In der Öffentlichkeit benutzten wir nie unsere Künstlernamen. Hier in der Hotelcafeteria wäre es sehr ungünstig gewesen, wenn alle ´the GazettE´ bemerkt hätten, wir brauchten jetzt alle Ruhe. Etwas zurückhaltend hob ich meine Hand leicht. Reita lief neben mir her, die Hand auf meiner Schulter. „Komm neben mich!“, der Schwarzhaarige Gitarrist zog den freien Stuhl neben sich unter dem Tisch hervor und klopfte dann auf seine Sitzfläche. Nervös ließ ich mich neben Aoi nieder. Reita setzte sich zwischen Uruha und Sakai. Wie erwartet starrten mich fünf mit Emotionen gefüllte Gesichter an. „Hey Leute...was geht...“, murmelte ich etwas unsicher. „D-Du!“, stammelte Kai außer sich, und ich presste mich erschrocken an meinen Stuhl. Aoi lachte und klopfte dem Drummer auf die Schulter. „Jetzt keif ihn bloß nicht an, du hast den ganzen Morgen geweint, du kannst ihn jetzt nicht ankeifen!“ Kais Unterlippe bebte. „T...Tu sowas nie wieder...okay...? Lass es einfach...I-Ich muss aufs Klo...“ Über seine Augen wischend stand der Brünette auf und lief dann zu den Toiletten. Aoi schüttelte den Kopf. „Der ist echt nicht zu toppen, haha. Das letzte Mal hat Kai so viel rumgeflennt, als wir unser erstes Live im Tokyo Dome hatten.“ Ich sagte nichts, und blickte noch immer nervös einfach nur stumm auf die Tischplatte. Schuldgefühle machten sich in mir breit. Reita seufzte. „Was gibt es zu Essen?“ Uruha deutete mit dem Daumen hinter sich. „Schau selber nach. Da hinten ist das Frühstücksbuffet.“ Murrend stand der Blonde auf. „Gut, schau ich halt nach. Ruki? Soll ich dir auch ein Tablett mitbringen?“ „H-Hm??“ „Willst du was essen.“ „Ä-Ähm...M-Müsli reicht, danke...“ „Hm. Wie du meinst.“ Damit ging unser Bassist los um sich Essen zu besorgen. Jetzt saßen hier nur noch Uruha, Sakai, Aoi und ich. Aoi gähnte. „Man bin ich kaputt...unser freier Tag hat ja schon super angefangen...“ Schelmisch grinste er zu mir herüber, und ich schämte mich, und drehte den Kopf weg. Wäre ich bloß nicht weggelaufen. „Ach Takachan, nimm´s doch nicht so schwer. Das war nur ein Witz. Wir sind dir nicht böse.“ „Ja...wir sind einfach nur froh, dass es dir gut geht...war echt ne scheiß Aktion von Reita und mir...ich werde nie wieder trinken.“, schrecklich bedrückt strarrte Uruha auf seine Knie. „Pff.“, Aoi prustete los. „Uru, nichts für ungut, aber wir wissen beide, dass das eine fette Lüge war.“ Der Takashima zischte seinen Gitarrenpartner an. „Wenn ich Ru-chan dadurch nicht mehr so wehtue, dann höre ich auf mit dem Trinken!“ Aoi und ich fielen in synchrones Gelächter, was Uruha mit einer verwirrten Miene kommentierte. „Hey! Wieso lacht ihr mich aus?“ Sakai tätschelte lächelnd Uruhas Arm. „Hör nicht auf die, Uruha-san. Ich glaube dir.“ Wir mussten nur noch schlimmer lachen. Uruha verschränkte beleidigt die Arme. „Wisst ihr was? Ihr seid blöd.“ Ich kicherte noch einmal kurz, als mein Blick auf Kai fiel, der wieder zu uns an den Tisch kam. „Leute, ist es okay wenn ich schlafen gehe? Die Sache mit Ruki hat mich echt fertig gemacht.“ Bedrückt nickte ich. „Geh nur...“ Heftiges Schuldbewusstsein fraß sich in meinen Kopf. Reita kam kurze Zeit nachdem Kai weggegangen war auch wieder an den Tisch. Er wirkte verstimmt. „Was ist los?“, fragte ich deshalb neugierig, und er grummelte. „Da ist nur Gemüse. Überall. Ich bin ein Mann, was soll ich denn mit Broccoli und Paprika?! Und das Müsli gab´s nur mit Erdbeeren.“ „Wäääh.“, ich verzog das Gesicht angewidert. Erdbeeren hasste ich wirklich abgöttisch. Fast so sehr wie Paprika. Aoi schüttelte seinen Kopf. „Ihr stellt euch echt an... naja...“, langsam richtete der Gitarrist sich vom Tisch auf. „Ich lege mich auch noch etwas hin, die Idee war eigentlich nicht schlecht von Kai. Wir brauchen jetzt alle eine Erholung von den letzten Tagen. Bai bai~ Bis nachher.“ Wir nickten Aoi zu, ehe dieser genau wie Kai auf den Weg zu seinem Zimmer verschwand. Noch bevor ich zu Reita und Uruha sehen konnte, war Sakai jetzt ebenfalls aufgestanden. „Du auch?!“, bangend musterte ich unseren Manager. Sakai durfte nicht gehen! Wenn er ging war ich hier alleine mit den Zweien da! Er kratzte sich verlegen am Kopf. „Euer Ryou Sakai braucht auch Mal etwas Ruhe. Ich manage euch eben.“ Damit verabschiedete der Langhaarige sich winkend. Ich seufzte tief. So ein Idiot! Als ob er alles alleine hatte meistern müssen! Was war mit Yamada? Was war mit Kai?! Was war mit der ganzen PSC? Jetzt waren es nur noch Uruha, Reita und ich. Etwas unbeholfen versuchte ich nicht in ihre Gesichter zu blicken. Ich blickte konzentriert auf meine teuren, schwarzen Schuhe mit den goldenen Schnürsenkeln und tat, als hätte ich sie noch nie gesehen. Dann richtete ich mich hektisch vom Tisch auf. „Ich glaube, ich gehe auch noch etwas schlafen wie Aoi, Kai und Sakai, weil- „Ruki.“, Reita und Uruha blickten mich fest an. „H-Hm...?“ „Setz dich.“ „Ouh...Okay...“ Grummelnd setzte ich mich wieder. So ein Mist. „Uruha.“, Reita blickte zu meinem Leadgitarristen hinüber, welcher die Arme vor der Brust verschränkte. „Ruki möchte dir erklären, warum er die letzten Tage so seltsam drauf war. Los. Sag es ihm.“ „R-Reita, ich glaube nicht, dass- „Gut, dann sage ich es.“ „N-Nein!“ „Wenn du es nicht tust, sag ich es.“ Uruhas Miene nahm einen ungeduldigen Ausdruck an. „Was ist hier los?!“ Reita richtete sich auf und schob seinen Stuhl dabei quietschend nach hinten. „Uruha, Ruki hat sich in d- „DAS IST ALLES NUR DEINE SCHULD!“, brüllte ich wütend dazwischen. Überrascht hielt Reita inne, und auch Uruha musterte mich jetzt völlig irritiert. „W-Wenn du nicht gewettet hättest, wäre das nie passiert!“ „Ich?“, jetzt wurde Reita zornig. „Wer war es denn, der gemeint hat er legt ihn flach und würde jeden kriegen, den er will? Wer war es, der weitermachen wollte?!“ „Es war die Wahrheit! Außerdem hast du mich provoziert!“ Reita schnaufte böse. „Wenigstens vögele ich Uruha nicht, nur weil ich nen Babysitter für meinen Hund will.“ „Stimmt! Du machst es für ein beschissenes I-Phone!“ „Jetzt mach Mal halblang, du und dein dummer Zwergköter!“ „Mein Hund ist wichtiger, als ein dummes Telefon!“ Schlagartig verstummte ich. Meine Augen weiteten sich bis ins Unendliche und ich hielt erschrocken meine Hand vor meinen Mund, als ich begriff was ich da vor mich hin geschrien hatte. Was zur verdammten, brennenden Hölle hatte ich gerade nur getan...? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)