Russisch Roulette von Hime-chan (Eine fatale Wette) ================================================================================ Kapitel 8: Blumengeflüster unter dem Sternenhimmel -------------------------------------------------- Nur gelegentlich verriet ein Zucken seiner Schultern, dass er noch immer weinte. Es war seine eigene Schuld, und es gab nichts, das er tun konnte, um es wieder gut zu machen. Er hatte seine Gründe, die hatte jeder der sich auf eine Affäre einliess, trotzdem war ihm nie richtig bewusst gewesen, was er Sanada damit antat. Er wollte es nicht wahr haben und hatte es einfach verdrängt. Er hatte sich nach einer Art von Zuneigung von Sanada gesehnt, die er ihm seit er damals zusammen gebrochen war verwehrt hatte. Umarmungen und fürsorgliche Streicheleinheiten reichten nicht. Und auch wenn die Küsse manchmal an Leidenschaft zunahmen, zu mehr hatte sich Sanada nie hinreissen lassen. Es war frustrierend. Er hatte sich Renji anvertraut, und nach einigen Gesprächen hatte er sich zur Verfügung gestellt. Das Risiko, erwischt zu werden, sei dann auf ein Minimum reduziert. Er war schwach geworden, nicht nur einmal, und er schämte sich dafür. Ein lautes Rascheln und ein paar brechende Zweige schreckten Yukimura auf. Es war schon dunkel, die Nacht durch den Regen merklich frisch und die Wiese bestimmt noch feucht. Er sass auf dem Gartenstuhl seit er am Morgen beschlossen hatte die Schule zu schwänzen. Seine Familie hatte sich zwar gesorgt, doch ein paar ruppige Antworten hatten sie auf Abstand gehalten. Dass jetzt mitten in der Nacht jemand bei ihnen einbrach konnte er kaum glauben. Das überdeutliche Plumpsen und der leise Fluch verrieten den Eindringling zweifellos und Yukimura lehnte sich seufzend zurück. „Nioh…der Farnwedel ist kein Kletterbaum“, schalt er den Trickser trocken, dessen Plan wohl definitiv scheiterte. Murrend kam der weisshaarige Unhold auf die Beine und latschte, anders konnte man diesen Gang nicht nennen, gelassen zu ihm herüber. „Der Ahorn aber auch nicht, du hast keine anständigen Bäume in deinem Garten, Yukimura“, neckte ihn Nioh grinsend und setzte sich auf den zweiten, bestimmt vom Regen nassen, Stuhl ihm gegenüber. „Zwergahorn, Nioh“, berichtigte er ihn. „Weisst du, mir macht hier eine Schneeflocken-Hortensie Sorgen. Sie war heute nicht beim Training, der Bambus hat mir keine einzige Runde aufgebrummt und die Nelke war extrem faul“, sagte Nioh und grinste breit zu ihm herüber. Diese Vergleiche entlockten Yukimura ein müdes Lächeln. „Nachdem es heute so geregnet hat, sehen die Sterne gleich noch einmal viel schöner aus, findest du nicht?“, wechselte er plötzlich das Thema und Yukimura blickte hinauf in den klaren Himmel. Es war ihm nicht aufgefallen, dass sich die Wolken verzogen hatten. Er hätte auch im Regen hier draussen gesessen. Solange er einfach seine Ruhe gehabt hätte. „Du hättest nicht zu kommen brauchen“, wehrte er Niohs süssen Versuch ihn aufzumuntern ab. Diese kleinen Gesten hatte er schon im Krankenhaus zu schätzen gewusst. Ein kleiner Zaubertrick hier und da bei ihren Besuchen hatten ihn ein bisschen getröstet. „Offensichtlich schon, wenn du hier so Trübsal bläst. Da erkältet man sich doch, und dann liegst du mit Schnupfen und Fieber im Bett und entgehst zwar der Konfrontation mit Sanada, machst es dir aber nur immer schwerer“, meinte er grinsend und Yukimura sah ihn kurz sprachlos an. Das waren wohl eindeutig Sanadas und Yagyuus Einflüsse, welche diese Einstellung bei Nioh geformt hatten. Er wusste dass er Recht hatte, aber heute konnte er in der Schule einfach nicht so tun, als wäre nichts, das wäre unmöglich gewesen. Nioh ging um ihn herum und legte ihm die Wolldecke um die Schultern, die irgendwann herunter gerutscht sein musste. „Komm, ich bring dich rein. Ich wollte schon immer mal dein Zimmer sehen“, beschloss er ungefragt und steckte die Hände lässig in die Hosentaschen. Yukimura seufzte, und stand auf. Mit ihm zu diskutieren würde vermutlich den ganzen Rest der Nacht in Anspruch nehmen, und das konnte er als Captain nicht verantworten. Auch Nioh gehörte ins Bett. Leise schlichen sie die Treppe hinauf in sein Zimmer. Es war gross, das Bett riesig, geschmackvoll…er war sehr zufrieden damit. Sie waren nicht unbedingt wohlhabend, aber konnten sich hier und da den Luxus leisten. Das Haus hatte sein Urgrossvater gebaut. Heutzutage bekam man ja kaum noch ein Eigenheim. Nioh sah sich neugierig um, schloss aber die Tür hinter sich befriedigend leise. Er wollte seine Familie nicht wecken. „Schön hast du es“, kommentierte Nioh anerkennend. Yukimura wusste von Yagyuu dass Niohs Zimmer ein kleines Chaos war. Yukimura konnte es sich lebhaft vorstellen, wie wohl sich Nioh in dem Durcheinander fühlte. „Vielen Dank“, antwortete er förmlich. Mit den zwei Armen, die sich fest um ihn schlangen, hatte er jedoch nicht gerechnet. Die Umarmung tat gut, und Yukimura legte eine Hand auf Niohs Arm um ihm zu signalisieren, dass diese Geste gerade erwünscht war. Die feinen Küsse in seinen Nacken und schliesslich auf seinen Hals jedoch nicht. „Nioh, lass das“; wies er ihn zurück und wand sich kurz in der Umarmung, um seinen Lippen zu entkommen. Diese Art von Trost brauchte er nicht. „Ich weiss was passiert ist…Sanada ist wirklich verdammt stur“, murmelte Nioh in seine Haare, was ihn erschaudern liess. Er sehnte sich nach Zärtlichkeiten, aber nicht nach dem Trickser. „Ja, er ist ein sturer junger Mann. Das mag ich eigentlich sehr an ihm…aber ich kann das nicht annehmen, Nioh. Ich möchte nicht auch noch Yagyuu verletzen“, seufzte Yukimura und löste sich schliesslich von Nioh, der seinen Widerstand aufgab. „Was hat denn Yagyuu damit zu tun?“, fragte Nioh sichtlich verwirrt. Er ahnte es also noch nicht einmal. Kurz stieg Mitleid in ihm auf mit ihrem Gentleman, der im Grunde zu schüchtern und zu wenig selbstbewusst war, um einen Schritt zu wagen. „Er liebt dich“, antwortete Seiichi schliesslich schlicht. „Er ist mein bester Freund, natürlich lieben wir uns irgendwie….“ „Er liebt dich, wie ich Sanada liebe.“ „Nein! Nein, das geht nicht!“, widersprach Nioh sichtlich aufgebracht, er schüttelte seinen Kopf bis sein Zopf wild herumsauste. Eilig schritt er kurz auf und ab, ehe sein Handy klingelte. Als er einen kurzen Blick auf das Display warf, erblasste er merklich und schleuderte das Handy dann mit Wucht durch das Zimmer. Der Ausbruch überraschte Yukimura, der ihm verwirrt und interessiert zugleich zusah. Nachdem Nioh einige unschöne Verwünschungen und Flüche ausgesprochen hatte, liess er sich einfach auf dem Boden nieder und vergrub den Kopf in den Händen. Fürsorglich streichelte Yukimura ihm durch die Haare. Dass ihn die Tatsache, dass Yagyuu Gefühle für ihn hegte, so mitnehmen würde, hätte er nun doch nicht erwartet. Die beiden gehörten einfach irgendwie zusammen, so unterschiedlich wie sie auch waren. „Ach verdammt...ich gehe besser ins Bett“, beschloss Nioh zur Abwechslung mal vernünftig. „Auch Efeu braucht ein bisschen Schlaf“, kommentierte Seiichi liebevoll. Er fühlte sich nun mal für die Mitglieder seiner Mannschaft verantwortlich. Nicht jeder konnte so ein törichter Egoist sein wie Atobe. Auch wenn seine Probleme nicht gelöst waren und nun auch Nioh mit einem zu kämpfen hatte, fühlte er sich nach diesem Besuch des Tricksers weniger niedergeschlagen. Es hatte ihn wieder auf den Boden geholt. Dann sagt der Efeu der Schneeflocke gute Nacht“, murmelte Nioh leise und sammelte sein Handy auf, ehe er aus dem Fenster kletterte. Seufzend schloss Yukimura es hinter ihm. Ihm diese Angewohnheit abzugewöhnen würde vermutlich noch Jahre dauern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)