Das Leben in der Balkov Abtei von Misato-6 (Die Hölle auf Erden oder doch nicht?) ================================================================================ Kapitel 1: Der Beginn… ---------------------- Hey Leute, da ich einfach nicht die Finger stillhalten kann lade ich einfach die nächste FF hoch, dessen Idee mir während des Schreibens meiner vorigen Beyblade FF gekommen ist. Die Geschichte dreht sich rund um das Leben der Demolition Boys und zwar nur um diese. Also wer sich bis zu diesem Moment durch mein Gerede gekämpft hat, dem wünsche ich viel Spaß beim lesen --- Kapitel 1: Der Beginn… Es war ein eiskalter Abend auf den Straßen von Moskau. Niemand der noch bei klarem Verstand war, hielt sich auf den verschneiten Wegen der größten Stadt Russlands auf. Nur diejenigen, die nicht wussten wohin sie gehen sollten, zogen ihre Jacken enger an ihren Körper und schlugen sich durch den Schneesturm hindurch. Zu Recht wurde dieser Tag als einer der kältesten Tage Russlands bzw. Moskaus der vergangenen 10 Jahre angepriesen. Nichts aber auch gar nichts hielt der unerträglichen Kälte stand, nicht einmal diejenigen, die ihr Leben lang in dieser Stadt leben. Niemand. So kam es auch, dass die letzten, die noch auf den vereisten Straßen herumwanderten verzweifelt nach einem unterschlupft suchten. Zu diesen gehörten auch zwei Jungen in dem Alter von 7 und 8 Jahren. Wie lange sie sich schon durch die verschneite Landschaft kämpften wusste keiner von beiden. Sie hatten schon lange aufgehört die Tage geschweige denn die Stunden zu zählen. Alles was sie im Moment interessiert war wie die vergangenen Nächte auch, einen Unterschlupf zu finden, wo sie vielleicht bitterlich froren, allerdings nicht zu Eis erstarren konnten. Doch aus irgendeinem Grund erwies sich das dieses Mal als schwieriger als gedacht. Letzten Endes fanden sie einen Weg zu den Bahnstationen. Erschöpft ließ sich der jüngere von den beiden an einer Wand neben dem Eingang nieder. Schläfrig schloss er die Augen und versuchte sich selbst von der ungeheuren Kälte abzulenken. „Wir können nicht ewig hier bleiben. Wenn man uns hier erwischt, schicken sie uns zurück, also mach es dir nicht zu gemütlich.“ Der Ältere von beiden wusste wovon er sprach. Vor einiger Zeit, noch bevor er seinen rothaarigen Begleiter getroffen hatte, war er in eine ähnliche Situation geraten. Er hatte sich in dem großen Bahnhofgebäude versteckt um der Kälte zu entkommen, auch wenn es zu der jetzigen kein vergleich war. Jedenfalls war dach Wachpersonal damals vorbeigekommen und hatte ihn entdeckt. Zugegeben sein Versteck war nicht gerade gut, doch dass wusste er damals nicht. Oder zumindest hatte er nicht damit gerechnet, dass diese ihn gleich zurück zu seinen Eltern schicken würden. Nicht dass es wirklich etwas gebracht hätte, er war wieder hier, doch das wichtigste war, dass er weit weg von dem Wohnort seiner Eltern war. Er kam noch nicht mal aus Moskau sondern aus einem Nebenort, der mindestens einige Kilometer von hier entfernt lag. Wie er genau hierher gekommen war wusste er nicht, lediglich, dass er es war. Und genau hier hatte er auch Tala, den ein Jahr und ein paar Monate jüngeren Rothaarigen, kennen gelernt. Flashback Vorsichtig lugte er unter der Plane des Wagens hervor. Dieser hatte auf einem großen Platz gehalten. Noch bevor er sich richtig umsehen konnte, wurde die Plane zurückgeschlagen. Erschrocken zuckte er zusammen und sah zu dem völlig verdatterten Mann der immer noch mit einer Hand die Plane hielt. Wahrscheinlich hatte er nicht damit gerechnet, dass er einen blinden Passagier am Bord hatte. Doch genau dass nutzte der graublonde Junge um mit einem Satz an diesem vorbei zuspringen und so schnell er konnte in eine unbestimmte Richtung zu sprinten. Alles was er hinter sich hörte war das laute Geschrei des Mannes, den er einen mordsmäßigen Schrecken eingejagt hatte. Was genau dieser ihm hinterher schrie konnte er nicht ausmachen nur, dass dieser stink wütend war. Vielleicht sogar deshalb, weil es jetzt schon das dritte Mal war, dass er dessen Wagen als Transportmittel missbraucht hatte. Doch darüber dachte er nicht nach. Es waren keine Dinge über die sich ein Junge der gerade Mal 8 Jahre war Gedanken machte. Nach einer schier endlosen Zeit des Rennens stoppte er und blickte sich in der Umgebung um. Als er sich auf den Boden setzen wollte um in Ruhe nach Luft zu schnappen, hörte er hastige Schritte, die in seine Richtung kamen. Plötzlich stieg Panik in ihm auf. Schnell suchte er nach einem Versteck. Gerade noch rechtzeitig entdeckte er einige Kisten und hockte sich blitzschnell dahinter. Wenig später waren die Schritte in seiner Nähe angekommen und stoppten. Dann war es still. Für einen Moment blieb der Junge auf seine Position hocken, bis ihm die Neugier zu sehr neckte. Vorsichtig lugte er aus dem Versteck heraus. Alles was er erblickte war ein rothaariger Junge der sich zitternd umsah und dabei eine Flasche gegen seine Brust drückte. Bei dem Anblick konnte er ein erleichtertes aufatmen nicht unterdrücken und prompt wurde der andere Junge auf seine Anwesenheit aufmerksam. Ängstlich blickte er in seine Richtung und trat einige Schritte zurück, bevor er über etwas am Boden liegendes stolperte und auf dem Rücken landete. Aus reinem Reflex trat der graublonde aus seinem Versteck heraus und reichte dem rothaarigen die Hand. Dieser ergriff die ausgestreckte Hand zögernd und ließ sich hoch helfen. Auf einmal breitete sich eine unangenehme Stille aus. Vielleicht lag es daran, dass beide von ihrem vorigem Sprint noch außer Atem waren oder daran, dass sie einfach nur zu verblüfft von ihrer beziehungsweise von der Reaktion ihres Gegenüber waren. Jedenfalls viel kein Wort zwischen den beiden, bis sie ein lautes Fluchen hörten. „Wo zum Teufel ist dieser verdammte Bengel. Der kann was erleben…“ Ohne lange zu zögern packte der ältere von beiden das Handgelenk des rothaarigen und zog dieses und damit den Jungen an diesem mit sich. Eine schier endlose Zeit später stoppte er endlich wieder und ließ fast gleichzeitig das Handgelenk des Jüngeren los. Dieser war davon so überrascht, dass er allein deshalb dennoch einige Meter bis zur nächsten Wand weiterlief, bevor er kurz davor zum stehen kam. Anschließend sah dieser gespannt in die Richtung aus der sie gekommen war fast so als erwartete er, dass sie die wütende Stimme noch einmal hören würden. „Die haben wir abgehängt.“ Der rothaarige nickte daraufhin nur, sah jedoch weiterhin in die Richtung aus der sie gekommen waren, als würde er den Worten nicht so ganz glauben schenken. „Ich bin übrigens Bryan und du?“ „Tala.“ „Tala?“ Bryan konnte nicht anders als den Namen skeptisch zu wiederholen. Es war nicht so, dass er all zu viele Namen kannte, doch irgendwie klang dieser komisch. „Meine Mam hat mich früher immer so genannt. Sie meinte ich bin ihr letzter Tala auch wenn ich nicht genau weiß, was sie damit meinte. Jedenfalls hat sie mich immer so gerufen.“ Bryan nickte daraufhin nur. Er wusste selbst nichts mit dem Spruch anzufangen und auch wenn er ähnliche kannte, so wagte er doch irgendwie zu bezweifeln, dass sie dieselbe Bedeutung haben. „Tja dann freut mich dich kennen zu lernen, Tala.“ „Mich auch.“ Die beiden Jungs grinsten sich daraufhin an, bevor sie den weiteren Weg zusammen antraten, wobei jeder selbst darauf bedacht war, keinem der wütenden Männer über den Weg zu laufen. Flashback Ende Irgendwie hatte er erfahren, dass Talas Mutter weggegangen ist und bis zu dem Tag an dem sie sich getroffen hatten, noch nicht zurück war. Sein Vater sollte ein Soldat gewesen sein, der allerdings sein Ansehen verloren hatte, sich nun den Hintern breit saß und in Sachen Alkohol wie ein Fass ohne Boden fungierte. Zugegeben, dass waren nicht die Worte des jüngeren sondern seine eigenen, doch in dem Fall trafen die seinigen die Fakten eher. „Tala?“ „Ich will nicht mehr da raus!“ Tala hatte mittlerweile die Augen wieder geöffnet und sah seinen Freund mit seinen eisblauen Augen trotzig an. Um seine Entscheidung oder besser gesagt seine Meinung deutlicher zu machen, hatte er sich die Jacke enger an seinen Körper gezogen und sich gleichzeitig weiter an die kühle Wand gelehnt. „Aber wir müssen…“ Noch bevor Bryan seinen Satz beenden konnte, schüttelte der rothaarige schon den Kopf und sah daraufhin zur Decke. Es wirkte fast so als wollte er Bryan damit sagen, dass dieser gerne machen konnte was er wollte, allerdings ohne ihn. „Gut, lass uns wenigstens nach einem besseren Versteck suchen.“ Für einen Moment verweilte der rothaarige in seiner Position, bis er sich aufrichtete und dem größerem folgte. Immerhin wollte er nicht, dass dieser einfach verschwand und ihn hier zurück ließ. „Bryan warte.“ Während Tala mit diesen Worten aufstand und ihm hinterher rannte, blieb dieser geduldig an seinem derzeitigen Ort stehen und wartete. Er würde den rothaarigen nicht einfach zurücklassen, nicht mal wenn dieser dort sitzen geblieben wäre. Zu sehr hatte er sich an dessen Anwesenheit gewöhnt, an das Gefühl nicht mehr ganz allein zu sein. Und genau dass war auch der Grund wieso der rothaarige ihm folgte und warum er diesem seinen Willen ließ und ihn nicht einfach mitten im nirgendwo stehen ließ. Jedenfalls nicht ohne die Möglichkeit diesen im Auge zu behalten. „Beeil dich, bevor diese blöden Wachmänner auftauchen.“ „Was für Wachmänner?“ „Ich hab dir doch mal erzählt, dass ich hier erwischt wurden bin und zurück zu meiner Familie geschickt wurde…das waren diese Wachmänner und ich habe keine Lust noch mal zurück geschickt zu werden.“ „Heißt das, dass sie auch mich zurück schicken würden.“ „Wahrscheinlich. Und das würde heißen, dass wir uns nie wieder sehen, man sieht hier selten eine Person zwei Mal…“ Bryan schwieg darauf und sah sich wachsam um. Er hatte von anderen in seiner Situation gelernt, wie er sich am besten zu Recht finden konnte. Nach dem Ereignis mit den Wachmännern allerdings hatte er nie wieder etwas von diesen gehört, geschweige denn gesehen. Sie waren einfach verschwunden. Wahrscheinlich wurden sie auch zurück nach Hause geschickt, oder sind womöglich sogar in ein Heim gekommen, doch im Prinzip war das dasselbe. Er wusste nicht mal mehr ihre Namen. Sie hatten sich nie richtig vorgestellt. Alles was sie miteinander getan hatten, war die Zeit tot zu schlagen oder gemeinsam irgendeinen Stunt um sich das nächste Essen zu sichern. Doch mit Tala war das irgendwie anders. Bei dem rothaarigen hatte er irgendwie das Gefühl, dass er auf diesen aufpassen musste. Auch wenn er nicht wesentlich älter war, so war er doch länger mit der jetzigen Situation konfrontiert als dieser. Aus irgendeinem Grund sah er Tala als einen kleinen Bruder und kleine Brüder musste man beschützen, das war einfach so. „Hey Tala hab was gefunden.“ Mit diesen Worten griff Bryan zu einer Tüte und inspizierte diese gründlich, bevor er sie öffnete. Darin befand sich ein angebissenes Brötchen, welches nach dem Aussehen her keine 5 Stunden alt war. „Und was?“ „Ich glaub es ist Hörnchen... Hier.“ Bei diesen Worten brach Bryan die angebissene Ecke ab und warf diese zurück in die Tüte. Den Rest halbierte er und teilte es zwischen sich und Tala auf. Dieser nahm das Stück dankbar entgegen. Für einen Moment dachte dieser daran herzhaft rein zubeißen, doch dann vielen ihm Bryans Worte wieder ein. Je langsamer man isst, desto mehr hat man am Ende von dem Essen. Gut, er hatte den Satz nicht wirklich verstanden, da die Menge ja eigentlich dieselbe blieb, doch er vertraute dem älterem einfach. Dieser musste schließlich wissen was man in welcher Situation machen musste, immerhin lebte dieser schon um einiges Länger in den derzeitigen Verhältnissen. Für ihn war es das erste Mal, dass er einen solchen Winter auf der Straße mitmachte. „Hey wie wäre es wenn wir uns etwas die Zeit vertreiben.“ Mit diesen Worten holte Bryan einen Kreisel aus seiner Tasche. Für manche war das Bladen einfach nur ein Spiel. Sie kauften sich neue Teile und warfen die alten ohne groß nachzudenken weg, nur weil sie schon Gebrauchspuren aufwiesen. Tala und er hatten jedes dieser achtlos weggeworfenen Teile aufgesammelt und es irgendwie geschafft diese zusammen zu fügen. Sie hatten andere beobachtet, die mit diesen Kreiseln spielten und hatten es sich Schrittweise auch angeeignet. Zwar waren ihre Bastelleinen nicht die aller besten Modelle, doch wenigsten schafften sie es, die beiden halbwegs von der Kälte ihrer Umgebung abzulenken. „Klar.“ Mit diesen Worten holte auch Tala seinen Blade heraus und beide begannen in der Halle zu bladen. Es ging ihnen nicht darum ihre Power zu beweisen oder einen Sieg gegen den anderen zu erringen, sondern einzige und allein um eine Zeit, auch wenn diese noch so gering ist, in der sie Spaß haben konnte. Das Spiel zog sich einige Zeit hin, bis beide Blades gleichzeitig zu kreiseln aufhörten und regungslos auf dem Boden liegen blieben. „Nett Vorstellung!“ Erschrocken wendeten sich beide Jungs erschrocken zu dem Sprecher. Sofort erblickten sie einen großen Mann mit lilanen Haaren. Seine Augen wirken düster, was besonders an der schwarzen Farbe dessen Iris lag. Er trug einen langen schwarzen Mantel, der die Jungs jedoch nicht im Geringsten beruhigte. „Wer sind sie?“ „Talentiert und darauf bedacht auf den Punkt zu kommen, wie ich sehe.“ Auf dem Gesicht des Mannes schlich sich ein Lächeln, das jedoch in gewisser Weise falsch wirkte. „Doch kommen wir wirklich zum wesentlichen. Ich bin Boris Balkov und ich möchte euch beiden ein Angebot machen.“ „Wir arbeiten nicht für andere.“ Diese Worte brachen aus Bryan heraus, als er das Wort Angebot hörte. Das letzte Mal als er in so eine Situation gekommen war, hatte er angenommen und war der Polizei mitten in die Arme gelaufen. Das war die zweite und letzte Situation, die dafür gesorgt hatte, dass er zu seiner Familie zurück geschickt wurde, noch einmal würde er das nicht riskieren. „Ich glaube du missverstehst mich. Mein Angebot beinhaltet keine illegalen Aktivitäten, im Gegenteil. Ich biete euch an mit mir zu Balkov Abteil zu kommen. Es ist eine Art Trainingscenter für talentierte junge Blader wie euch.“ „Und das aber…“ Es gab nie ein solches Angebot ohne dass man eine Gegenleistung vollbringen musste. Dass hatte er schon einmal am eigenen Leib erfahren. Damals hatte ihm ein älterer Jungendlicher dazu gezwungen in ein Geschäft einzusteigen und ein halbes Dutzend Zigarettenstangen mitgehen zu lassen. Mehr konnte er einfach nicht tragen, sonst wären es wohl mehr gewesen, doch allein die hatten dazu geführt, dass der Ladenbesitzer mit einer Knarre hinter ihm hergestürmt war und ihn auch fast mit dem blöden Ding getroffen hatte. Auch kein Erlebnis, was er gerne wiederholen wollte. „Das einzige wozu ihr euch verpflichten müsst ist zu Disziplin, denn nur die besten haben auf Dauer ein Leben in der Abtei. Doch wenn ihr gut genug seid, dann habt ihr ein Platz in dem Hauptteam sicher, dass unter meiner Führung an Wettkämpfen teilnimmt.“ „Wir sollen also für sie kämpfen?“ „Genau?“ Mehr sagte Boris nicht dazu, sondern studierte stattdessen eingehend die Gesichter der beiden Jungs. Er hatte diese schon seit einiger Zeit im Auge, doch bisher hatte es keine Gelegenheit gegeben diese Anzusprechen, ohne die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Der größere von beiden schien bei seinen Worten sichtlich skeptisch, der kleinere mit den roten Haaren dagegen schien nur erwartungsvoll diesem zu Blicken. Scheinbar war er zu sehr auf den grauhaarigen fixiert, als dass er sich gegen dessen Entscheidung stellen würde. „Nicht die Antwort die ihr erwartet habt, wie es scheint, doch denkt drüber nach. Ihr könnt entweder hier weiter in der Kälte sitzen und auf die nächste Polizeistreife warten, die euch nach Hause schickt, oder ihr kommt mit mir.“ Wie auf Kommando kamen nun zwei Wachmänner um die Ecke, die einen skeptischen Blick auf ihn und die beiden Jungs warfen. Besser hätte es gar nicht laufen können. Würden sich die beiden sein Angebot ablehnen, so waren die beiden auf sich selbst gestellt. Denn er bezweifelte, dass die beiden Wachmänner, die Jungs hier lassen würden. Wahrscheinlich würden diese die beiden zurück nach Haus schicken und wenn die Jungs das wollten, dann wären sie nicht hier. Und so wie er den älteren der beiden Jungs einschätzte, wusste dieser das ganz genau. „Einverstanden. Wir kommen mit ihnen mit!“ „Ich hab nichts anderes erwartet.“ Mit diesen Worten drehte er den Jungen den Rücken zu. Er blickte nicht mal zurück, da er sicher war, dass diese ihm folgten. Sie hatten keine andere Wahl, wenn sie zusammen bleiben wollten, so wie es keiner hatte, der sich für die Abtei entschieden hatte. Selbst diejenigen, die nicht freiwillig in dieser waren, konnten nichts dagegen unternehmen. Erstens fehlten ihnen die Mittel und zweitens wurden diese früh genug wieder auf dem Boden der Tatsachen geholt, bevor sie es überhaupt wagen konnten sich zu erheben. Jedenfalls war es bei den meisten so. Einige wenige von diesen ließ er sogar gewähren, nur um sie früher oder später vor allen Anwesenden ein paar Disziplinarregeln zu unterziehen, damit es niemand mehr wagte auch nur mit dem Gedanken zu spielen. Einige hatte er mit dieser Methode zum bedingungslosen Gehorsam gezwungen, lediglich einem schien diese Warnung entgangen zu sein. Bedauerlicherweise schien dieser ihn nicht ernst genug zu nehmen. Das hieß, mit dem richtigen Tonfall konnte er diesen schon dazu bringen für einige Zeit die Regeln zu befolgen, doch leider reichte der Effekt nur solange, wie er ein Auge auf diesen hatte. Natürlich bekamen die anderen, das auch mit, doch da niemand den Jungen richtig in Aktion gesehen hatte, hielt jeder es nur für ein Gerücht, was auch besser so war. Sonst müsste er wirklich zu harten Geschützen greifen und er war sich nicht sicher ob der Junge das verkraften würde. Normalerweise würde er sich ja nicht großartig darum scheren, was die Jungs in der Abtei aushalten müssen, doch in diesem Fall ging es darum einen Konflikt zu entgehen. Darüber hinaus war der Junge ein ausgezeichneter Blader, die einzige Möglichkeit für ihn, dem Jungen ein paar Manieren beizubringen war, in dem dieser ein Match verlor und er war sich sicher, dass dies schon bald der Fall sein würde. Dafür hatte er schon gesorgt. Diese Gedanken erst einmal ignorierend blickte er nun doch zurück zu den beiden Jungs, die ihm wie erwartete wirklich gefolgt waren. Es war doch manchmal echt zu einfach. Kein Wunder dass hier täglich irgendwelche Kinder verschwanden. Dieser Gedankengang bewirkte, dass sich ein finsteres Lächeln auf sein Gesicht abzeichnete, was jedoch keiner der beiden Jungs beachtete. Diese waren viel zu sehr damit beschäftig mit dem fremden Mann schritt zu halten. Immerhin war dieser mehr als Doppelt so groß wie sie und hatte damit auch mindestens doppelt so lange Beine. Zusätzlich hatten sie mit dem immer noch anherrschenden Schneesturm zu kämpfen, der den Schnee wieder erbarmungslos in ihre Gesichter wehte und ihnen fast die gesamte Sicht nahm. Nach einiger Zeit erreichten sie endlich ein großes Grundstück, auf das der Mann zuging. Zielstrebig lief er auf eine Tür zu und öffnete sie. An der Tür blieb er stehen und wartet bis die beiden Jungs herein getreten waren. Danach schloss er diese und ging wieder voraus. Noch bevor jemand die Gelegenheit hatte etwas zu sagen kam auch schon ein weiterer Mann auf die Gruppe zu und grüßte Boris in einer unterwürfigen Art. „Willkommen zurück, Gaspadin.“ „Wir haben einen Neuenzugang. Kümmere dich darum.“ „Wie sie wünschen, Gaspadin.“ Nach dem er diese Worte vernommen hatte, über ließ Boris die beiden Jungs sich selbst, oder besser gesagt seinem Angestellten, welcher diese Aufgabe mit sichtlicher Freude annahm. „Folgt mir.“ Die beiden Jungs tauschten einen kurzen skeptischen Blick aus, bevor sie dem Mann zögernd folgten. Wenig später fanden sie sich in einem langen Korridor wieder, der scheinbar kein Ende zu nehmen schien. Letzten Endes jedoch kamen sie an eine Tür, hinter der sich ein nicht gerade kleiner Raum mit vielen weiteren Türen befand. Eine dieser viel den Jungen besonders ins Auge, da sie besonders groß war, die anderen waren sichtlich kleiner. Bevor sie sich jedoch genauer umsehen konnte, wurden sie auch schon zu einer der kleineren Türen geschoben, die kurz daraufhin für sie geöffnet wurde. „So das ist euer Zimmer. Jedenfalls vorerst, also macht es euch nicht zu gemütlich, da ihr spätestens in ein paar Tagen in die richtigen Zimmer umziehen müsst…“ „Und wieso werden wir nicht gleich dahin geschickt?“ Nun war Bryan erst Recht skeptisch. Für seinen Geschmack machten sie einen heiden Aufstand um nichts. Aus diesem Grund lauschte er der Erklärung des Mannes auch ganz genau auch wenn ihm die Erklärung nicht gerade plausible vorkam. „Weil ihr erst einmal durch gescheckt werden müsst. Wir wollen nicht, dass sich hier irgendwelche Krankheiten breit machen. Standardverfahren. So wie alles hier. Die neuen Zimmer werdet ihr euch mit maximal 3 anderen teilen müssen…Wenn ihr Glück habt, führen sie euch herum, wenn nicht seit ihr auf euch selbst gestellt…Das ist eine Liste des Tagesablaufes. Lernt sie und behaltet sie im Kopf. Die Termine sind Pflicht, versäumt ihr sie, müsst ihr mit den Konsequenzen leben…Ihr habt ein Tag, nach dem ihr eure zukünftigen Zimmer bezogen habt um euch mit den Gegebenheiten vertraut zu machen. Danach haltet ihr euch an den Tagesablauf…solange ihr hier seit, besucht ihr die Lerneinrichtungen und nichts anderes…bei Fragen wendet ihr euch an eure zukünftigen Zimmergenossen oder an irgendeine andere Ansprechperson.“ Noch bevor der Wachmann seinen Satz richtig beendet hatte, hatte er den Raum auch schon verlassen und ließ Tala und Bryan allein zurück. Diese sahen etwas verdutzt auf den Zettel den ihn der Mann in die Hände gedrückt hatte. Letzten Endes war es Tala der seine Frage, die offen in seinem Gesicht zu lesen war stellte, doch er war nicht der einzige, der diese Frage hatte. „Bryan, was steht da?“ „Keine Ahnung. Mich würde im Moment auch viel mehr interessieren, was der mit Konsequenzen oder Lerneinrichtungen meinte.“ „Vielleicht sollten wir uns mal umsehen.“ Bryan nickte daraufhin nur. Aus irgendeinem Grund war er sich seiner Entscheidung jetzt nicht mehr so sicher. Klar alles war besser als die unerträgliche Kälte oder voneinander getrennt zu werden, doch hatte er in diesem Fall nicht doch etwas vorschnell auf das Thema reagiert. Zweifelnd sah er sich in dem großen Raum um, dann jedoch schritt er zielstrebig zu der großen Tür und öffnete sie. Vor ihm erstreckte sich sofort daraufhin ein weiterer Raum, in dem viele Bücher standen. „Das meinte er wahrscheinlich mit Lerneinrichtung.“ Bevor Bryan auf diesen Kommentar eingehen konnte, hörten sie hinter sich ein lautes Knallen, was sie sofort herumwirbeln ließ. „OK, langsam hab ich genug. Wo zum Teufel ist dieser blöde Wachposten, wenn man ihn mal braucht.“ „Hier nicht!“ „Danke für die Info, aber das sehe ich selber.“ Mit diesen Worten machte der Junge auf dem Absatz kehrt und wollte gerade wieder durch die Tür gehen, als ihm plötzlich etwas auffiel. „Ihr seit neu hier, kann das sein?“ „Könnte man sagen…“ „Gut, dann mach ich euch mal mit den Regeln vertraut. Kommt mir in irgendeiner Weise dumm und ihr werdet es bereuen.“ „Ach und wer bist du?“ „Edgar Kilvkov. Merkt euch den Namen lieber, sonst kann ich für nichts garantieren.“ Mit diesen Worten hatte der Junge den Raum wieder verlassen. Genau in dem Moment als er die Tür hinter sich schloss, steckte Tala die Zunge heraus, wovon dieser allerdings nicht mitbekam, da er mit dem Rücken zu ihnen stand. Wenig später knallte auch schon die Tür zu und die beiden Neuankömmlinge waren wieder allein. „Wenn die alle so sind, sag ich jetzt schon mal gute Nacht! Komm lass uns weiter gucken. Vielleicht finden wir ja was Interessantes.“ Tala nickte daraufhin nur und folgte Bryan durch die Tür, aus der der Junge vor wenigen Minuten verschwunden war. Insgeheim hofften jedoch beide, dass sie diesem nicht noch einmal begegnen würden. Dies war zum Glück auch nicht der Fall, stattdessen kamen sie an einem Glasfenster an, hinter dem sich ein Raum befand, in dem sich einige Jungen einen Beybladekampf lieferten. Staunend verfolgten sie diesen. Sie hatten zwar schon einige Kämpfe beobachtet, doch dieser war irgendwie anders. Es waren nicht nur zwei Blades in der Arena sondern 4, wobei es so wirkte, als hätten drei von ihnen es sich zur Aufgabe gemacht, den vierten im Bunde aus der Arena zu befördern. Allerdings schaffte dieser es irgendwie immer den Angriffen auszuweichen, bevor er einen Gegenangriff startete und den zuvor angreifenden gegnerischen Blade einige Meter zurück beförderte. „Wow, das sieht ja richtig Professionell aus.“ „Wem sagst du das? Der Junge ist vielleicht jünger als du und hat schon Stunts drauf, von denen wir nur träumen können.“ „Beeindruckend nicht war?“ Bei diesen Worten zuckten die beiden Jungs zusammen und drehte sich schnell zu dem Sprecher um. Sie hatten nicht mal gemerkt, dass dieser hinter ihnen aufgetaucht war, viel zu sehr waren sie auf den Kampf fixiert, der kurz vor dem Kommentar der dritten Person beendet wurde. „Allerdings gehört der Junge nicht zu den stärksten Blader. Was nicht heißt, dass er gegen diese gnadenlos untergehen würde. Hier lernt man nicht nur wie man einen Blade konstruiert und kontrolliert, sondern wie man trotz eines Nachteiles gewinnen kann. Dennoch solltet ihr euch nicht zu sehr ein Beispiel an dem Jungen nehmen, dass könnte euch in ernsthafte Schwierigkeiten bringen.“ „Wer ist er?“ Boris ignorierte Talas Frage einfach und wendete sich zurück zu der Beyarena. Spiegelglas war doch immer die beste Variante um Neuankömmlinge einen weiteren Vorgeschmack auf Professionalität zu geben. Natürlich hatte er selbst den Kampf angeordnet. Auch war ihm klar, dass es nie ein zwei gegen zwei Match geben würde. Kai, der jüngste der vier Blader, war dafür einfach viel zu provozierend und die anderen waren in einem Zimmer und hielten in solchen Fällen zusammen. Die Tatsache, dass die vier Jungen nicht wussten dass sie beobachtet wurden machte es umso einfacher. So war keiner von ihnen abgelenkt, was zwar auch so eher unwahrscheinlich war, doch besonders bei Kai konnte man nie wissen, ob dieser nicht irgendeinen Unsinn im Kopf hatte. „Viel wichtiger ist doch, ob ihr bei eurer Entscheidung bleibt. Es ist kein Kinderspiel so bladen zu können wie die vier geschweige denn wie die richtig guten Balder in dieser Abtei. Es erfordert viel Arbeit.“ „Sie können uns wirklich beibringen so zu bladen.“ „So? Nein, das ist die erste Stufe, die Jungs da drinnen sind talentiert, aber auch nur Anfänger. Ich kann euch also um einiges mehr beibringen. Mit genug Willenskraft könntet ihr in wenigen Jahren schon die besten hier sein, besser sogar als die vier zusammen. Also wie lautet eure endgültige Antwort.“ „Ich würde gerne bleiben.“ Tala strahlte vom ganzen Gesicht und sah abwartend zu Bryan, welcher mit einem Seufzen ebenfalls zustimmte. Er traute dem Frieden irgendwie nicht. Boris hingegen nickte nur, bevor er sich wieder direkt an die beiden Jungs wendete. „Ihr solltet zurück in euer Zimmer gehen, immerhin habt ihr morgen einen harten Tag vor euch.“ Mit diesen Worten betrat Boris mit Hilfe einer Schlüsselkarte den Raum in dem die vier Jungs vor wenigen Minuten noch gebladet hatten. Als die Tür hinter ihm ins Schloss viel, hörten sie nur ein leises klicken, welches darauf deutete, dass die Tür wieder verschlossen war. Erst jetzt bemerkten die beiden, dass die vier Jungs einen weiteren Kampf begonnen hatte, der durch Boris auftauchen unterbrochen wurde. Für einen Moment beobachteten sie, wie Boris ein paar Worte zu den Jungs sagte, woraufhin drei von ihnen verschwanden. Nur der jüngste Blader blieb mit Boris in dem Raum. Sein Gesicht zeigte keine einzelne Regung. Erst nach einiger zeit war ein kurzes Nicken von diesem zu sehen, bevor er ebenfalls den Raum verließ. Auch Bryan und Tala entschieden sich daraufhin wieder zu gehen. „Was ist los? Du siehst irgendwie nicht so begeistert aus.“ „Nimm es mir nicht übel, aber die Jungs eben. Wenn die vier Anfänger waren, dann will ich nicht wissen, was die anderen können. Du hast doch gehört was Boris gesagt hat, bevor wir mit ihm hierher gekommen sind: Nur die besten haben auf Dauer ein Leben in der Abtei. Ich frag mich nur, wie wir zu den besten gehören können, wenn die anderen uns bereits um Klassen voraus sind.“ „Wir müssen einfach besser sein. Ich meine dieser eine Blader kann doch auch nicht solange hier sein. Also kann es ja nicht unmöglich sein.“ „Vielleicht. Ich weiß nur, dass ich dem ganzen nicht wirklich traue…aber wahrscheinlich irre ich mich auch.“ Bryan konnte nicht anders als seinen Satz entgegen seiner Meinung zu beendet, da er Talas enttäuschtes Gesicht nicht sehen wollte. Er würde einfach darauf achten müssen, dass diesem nichts passierte. Wer wusste es schon vielleicht irrte er sich ja doch. Jedenfalls hoffte er das stark. Tala hingegen sah seinen Freund nur verwirrt an. Er konnte nicht verstehen, wieso dieser so misstrauisch war. Gut, Bryan hatte ihm erzählt, dass er mehr als einmal auf irgendwelche Leute reingefallen war und er sich deshalb an ihm orientieren sollte, doch dieser Ort konnte doch gar nicht so schlimm sein, wenn hier so viele Jungen in ihrem Alter waren. Darüber hinaus war es hier relativ warm, jedenfalls wenn man es mit der eisigen Kälte außerhalb dieses Gebäudes verglich. „Bestimmt, ich kann mir nicht vorstellen, dass wir die falsche Entscheidung getroffen haben.“ „Da kann man nur hoffen, dass nicht alle so sind wie dieser Junge, dem wir hier als erstes begegnet sind, sonst vergeht der erste Tag hier nicht ohne blutende Nasen.“ Auf diesen Kommentar kicherte Tala nur. Er konnte sich gut an die Situation erinnern, wo ein betrunkener Mann ihnen die gesamte Zeit hinterher getorkelt ist. Bryan war irgendwann so irritiert und genervt, dass er diesem einfach eine verpasst hatte. „Das würde ich nicht machen, sonst hast du noch zehn gegen dich.“ „Heißt nicht, dass sie mich klein kriegen. So jetzt aber ins Bett, denn auf dem Zette hier ist irgendetwas bei 5 Uhr eingetragen und so früh bin ich noch nie aufgestanden.“ „5 Uhr?“ „Yapp, 3 Stunden früher als sonst. Das heißt, ich weiß nicht mal wie spät es jetzt ist.“ Tala zuckte bei diesem Kommentar nur die Schultern, bevor er in das Bett kletterte, was in ihrem derzeitigen Zimmer stand. Als er merkte dass dieses richtig warm war kuschelte er sich sofort darin ein und schloss die Augen, nach dem er noch einige letzte Worte zu Bryan geflüstert hatte. „Nacht.“ „Gleichfalls.“ Mit diesen Worten legte sich auch Bryan in sein Bett, doch im Gegensatz zu seinem Freund schlief er nicht sofort ein. Zu sehr quälte ihn die Frage was jetzt mit ihnen passieren würde. Im Moment schien noch alles in Ordnung, aber was war mit morgen. Normalerweise stellte er sich solche fragen nicht, doch das Verhalten der vier Jungs fand er merkwürdig. Es war so, als wären sie innerlich zusammengezuckt. Er wusste selber nicht wieso er das Gefühl hatte, doch aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, als wären die vier in Boris Umgebung angespannt gewesen. Als würden sie auf einmal unter einen enormen Druck stehen, so wie er immer wenn er keinen Schlafplatz oder etwas zu Essen gefunden hatte. War Boris vielleicht nicht der für den er sich ausgab. Er wusste es nicht und jetzt war es sowieso zu spät um seine Entscheidung zu ändern. Tala wollte hier bleiben und er würde dafür sorgen, dass der kleinere seine Entscheidung nicht bereute. Dafür würde er schon irgendwie sorgen und wenn er sich dafür mit der halben Welt anlegen musste. Bei diesen Gedanken sah er zu Tala, der sich mittlerweile richtig in die Decke eingekuschelt hatte und seelenruhig vor sich hinschlummerte. Mit einem leichten Lächeln zog er sich die Decke über den Kopf und schloss ebenfalls die Augen. Was anderes blieb ihm gar nicht über, er musste einfach die Augen offen halten, mehr nicht. Mit diesen Gedanken glitt auch er endlich in die ersehnte Traumwelt. --- ...Fortsetzung folgt... Kapitel 2: Die Abtei -------------------- Kapitel 2: Die Abtei Der nächste Morgen kam für Tala und Bryan viel zu früh. Sie wussten nicht genau was sie geweckt hatte, doch kurz nachdem sie ein Auge aufgetan hatte, kam auch schon einer von Boris Mitarbeitern herein und scheuchte sie regelrecht aus dem Bett. Es wäre kein Problem für sie gewesen sich zu weigern, doch in gewisser Weise hatten beide das Gefühl, dass sie sich mit diesen Leuten lieber nicht anlegen sollten. Deshalb folgten sie einfach den Befehlen der Wachmänner. Nicht viel später kamen sie in einem kleinen Raum an, in dem mehrere Maschinen standen, dessen nutzen sich keiner von beiden erklären konnte. Nach einigen Untersuchungen und unangenehmen Nadelstichen, mit denen man ihnen Blut abgenommen hatte oder irgendein Serum in ihr Blut eingeschleust hatte, wurden sie in eine Halle geführt wo sich noch andere Kinder in ihrem Alter befanden. Hier waren sie allerdings auf sich allein gestellt, da die Wachen sofort nachdem sie die beiden abgeliefert hatten wieder verschwunden waren. Jedoch dauerte es nicht lange bis zwei der anderen auf sie aufmerksam wurden. „Na sieh mal an, was haben wir denn hier. Neulinge.“ Der Ton des Jungen, der dass gesagt hatte gefiel ihnen überhaupt nicht. Aus irgendeinem Grund kündigte er für Beide ärger an, doch trotz dieser Einschätzung wagte keiner etwas zu sagen während die anderen Jungs sie abschätzend umkreisten. Plötzlich ging alles viel zu schnell. Einer der Jungen schubste Bryan zu Boden und der andere wendete sich Tala zu und entriss ihm in einer schnellen Bewegung das Amulett, welches er immer in seiner Tasche mit sich trug. Kurz darauf sprinteten die beiden los. Für einen kurzen Moment versuchten Bryan und Tala zu realisieren, was gerade passiert war, bevor der rothaarige letzten Endes die Verfolgung aufnahm. Das Amulett, dass diese an sich genommen hatten, war das einzige, was er von seiner Mutter noch hatte und dass wollte er nicht auch noch verlieren. Er achtete nicht wirklich auf dem Weg, sondern nur auf die beiden braunhaarigen Jungen vor ihm. Andernfalls hätte er diese in dem dunklen Korridor wahrscheinlich schon verloren. Allerdings verursachte diese Reaktion, dass er die Person, welche die beiden Jungs gerade noch ausweichen konnten, übersah und in sie hineinlief. Groß darum kümmern tat er sich aber nicht. Schnell stand er wieder vom Boden auf, konnte jedoch eine Entschuldigung trotz allem nicht zurück halten. „Tut mir Leid.“ Auch der angesprochene war relativ schnell wieder auf den Beiden und sah den dreien, die mittlerweile aus seinem Sichtfeld entkommen waren, hinterher. Anschließend trat er etwas dichter an die Wand. Wenn das am frühen Morgen schon so losging, konnte das kein angenehmer Tag werden. Währenddessen schlug sich auch Bryan durch den dunklen Korridor, allerdings kam er dank der vielen Türen zu nehmen aus dem Konzept. Er hatte vollkommen die Orientierung verloren und wusste zu allem Überfluss noch nicht mal, wo genau Tala hingelaufen war. Das war heute wirklich ein perfekter Tag. „Ich werd hier noch mal Wahnsinnig. Tala, Tala wo bist du?“ „Wenn du den Rotschopf suchst, der ist da lang gelaufen.“ „Hä…was?“ Bryan sah sich verwundert um. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er an irgendjemanden vorbeigelaufen war. Dafür war er viel zu sehr auf seine Suche fixiert. Erst jetzt bemerkte er den Jungen, der wie versteinert an der Wand lehnte und die gegenüber liegende Wand anstarrte. „Dein Freund. Tala. Wenn er rote Haare hat ist er in Richtung Haupthalle gelaufen. Immer den Langfingerzwillingen hinterher.“ „Langfingerzwillingen?“ „So werden die beiden Jungs, genannt. Sie haben es nicht so mit dem Wort Eigentum. Alles was nicht irgendwie an dem eigenen Körper ist fällt irgendwann in deren Besitz.“ „Aber tut niemand was dagegen? Bei diesen Worten bekam Bryan nur einen verächtlichen Laut zu hören, bevor sich sein gegenüber dazu herabließ ihm zu antworten. „Wer denn? Die werten Aufpasser. Träum weiter, die sehen zu, dass sie selber nichts abbekommen. Im Bestrafen sind sie gut, aber zu Thema Sicherung von anderer Leute Eigentum verstehen die gar nichts. Es ist ihnen auch ziemlich egal. Wer nicht auf seine eigenen Sachen aufpassen kann hat nämlich selber Schuld. Und wer nicht in der Lage ist sie sich wieder zu beschaffen hat Pech gehabt.“ „Wieso lass ihr euch das gefallen? Warum schließ ihr euch nicht zusammen und holt euch die Sachen wieder zurück…“ „Ihr seit neu, oder? Dann erzähl ich dir jetzt mal was. Hier laufen die Dinge etwas anders und je eher ihr beide das kapiert desto besser ist es für euch.“ Nach diesen Worten ging der Junge an Bryan vorbei. „Es gibt hier bestimmte Regeln, die nicht überschritten werden dürfen, es sei denn ihr wollt euch mehr Schwierigkeiten holen, als unbedingt nötig. Bryan sah dem Jungen kurz hinterher, bevor er diesem einfach ohne weiter nachzudenken folgte. Er hatte Tala nicht vergessen, doch er wollte die Regeln gerne hören und so wie er das sah hatte der Junge vor ihm nicht vor in den nächsten Minuten wieder stehen zu bleiben. Das einzige was ihn davon abhielt diesen zum stehen bleiben zu zwingen war die Tatsache, dass dieser in die Richtung ging, in die er vorher gedeutet hatte. Dem zur Folge würde er so eher zu Tala aufschließen, als wenn er dem fremden Jungen im Stehen zuhörte. „Die erste Regel besagt, dass man Boris und den Wachen immer mit dem nötigen Respekt entgegen treten muss, es sei denn man ist sich sicher, dass man damit davon kommt. Was nebenbei in den meisten Fällen schief geht, also versucht es nicht erst sondern überlasst es denen die es können. Es sei denn natürlich ihr wollte die Strafe für ein ungebührliches Verhalten auf euch nehmen. Zweitens kommt stets fünf Minuten vor Trainingsbeginn in die Trainingshalle. Das ist keine Pflicht, aber es kann euch einigen Ärger ersparen, wenn die Wachen mal wieder schlechte Laune haben, was ungefähr jeden zweiten Tag der Fall ist also sozusagen Standard. Drittens die Tagesabläufe sind für alle Pflicht, es sei denn man kriegt eine Begnadigung, was jedoch so gut wie nie vorkommt. Aber ich denke, dass ihr das schon gehört habt. Wenn ihr Informationen braucht, holt sie euch stets von den Wachen. Ihr müsst wissen, die Wachen sind zwar meistens ziemlich streng, aber wenn ihr es geschickt anstellt, dann plaudern sie wie ein Wasserfall…“ Bei diesen Worten sah sich der Junge kurz um. Es stimmte zwar, was er sagte, doch die Wachen hörten diese Art von Sätzen gar nicht gerne. Man musste schon den richtigen Zeitpunkt abpassen und durfte sich nicht schon im Vorfeld unbeliebt machen. „Tja und die aller wichtigste Regel überhaupt ist, dass ihr euch niemals mit den falschen Leuten anlegen solltet. Ihr könnt von Glück sagen, wenn sie euch im entgegen gesetzten Fall zusammenschlagen, aber meistens denken sie sich irgendeinen hinterhältigen Trick aus und beschuldigen euch dann dafür verantwortlich zu sein.“ „Ziemlich mies.“ „Mies ist was anderes. Glaub mir… Ach und wenn du irgendwann mal einen älteren Mann sieht, vor dem alle Wachen und selbst Boris Respekt haben, dann versteck dich. Voltaire sieht es gar nicht gerne, wenn ihm jemand im Weg steht.“ „Wer ist Voltaire.“ „Er ist…bleiben wir bei der Kurzfassung, Boris arbeitet für ihn und wenn du dich mit ihm anlegst, dann legt du dich auch mit Boris an und das endet nie gut. Der letzte der es gewagt hat, kam nie wieder aus dem Krankenzimmer heraus.“ „Das ist ein Scherz oder?“ „Sagen wir so, es wäre so, wenn wirklich jemand so blöd gewesen wäre und sich mit ihm angelegt hätte.“ „Ok, was genau wird hier gespielt? Ich meine, erst werden wir hier herzlich empfangen, uns wird eine großartige Zukunft versprochen und in dem Moment, in dem wir zusagen, werden wir nur noch herumgeschubst und beleidigt oder verarscht.“ „Dazu sage ich nur vier Worte: Willkommen in der Abtei. Boris kann ziemlich überzeugend sein, besonders wenn er es will. Im Prinzip kannst du dir jedoch eine Sache merken, wenn er freundlich ist, dann hat er immer etwas in der Hinterhand oder einfach gute Laune. Wobei Letzteres durchaus bedeuten kann, dass diese Laune schnell umschlägt, wenn man ihm zu sehr auf den Geist geht.“ Nun konnte Bryan erst Recht nicht mehr folgen. Mit Boris hatte er bis jetzt keine Probleme gehabt, lediglich die anderen Jungen in dieser Abtei und die Wachen schienen ihn und Tala auf den Kicker zu haben. Doch so wie es sich anhörte, war Boris das eigentlich Problem in der Abtei. Eine Sache, die er überhaupt nicht verstehen konnte. „Meinst du nicht du übertreibst etwas…“ „Ich und übertreiben?...Hör mir mal gut zu. Mag sein, dass ich vorhin etwas übertrieben habe, dass heißt allerdings nicht, dass ich das immer tue. Ich sage lediglich die Wahrheit oder das was ich für Wahrscheinlich halte. Es ist kein Geheimnis in der Abtei, dass man sich vor Boris in Acht nehmen muss. Jegliche Art von Schwäche wird hier bestraft und manchmal nimmt er diese Bestrafungen selber in die Hand. Boris ist nicht so harmlos, wie ihr glaubt.“ Bryan konnte nicht leugnen, dass er diese Reaktion des Jungen nicht erwartet hatte. Für einen Moment hatte er sogar das Gefühl gehabt, als hätten dessen Augen kurz aufgeleuchtet. Jedoch in einer Art und Weise, die ihm eine Gänsehaut bereitete. Aus reinem Reflex hob er die Hände in die Luft um zu signalisieren, dass er seine Worte zurück nahm. „Ist ja gut, war nicht so gemeint.“ „Ihr habt Boris noch nicht richtig kennen gelernt und ihr solltet darüber froh sein…oh und nebenbei, da geht es für dich weiter.“ Nach seinen Worten zeigte der Junge nur auf eine Tür, bevor er sich von dem größeren abwendete. Dieser blickte einen Moment zwischen diesem und der Tür hin und her, bevor er diese öffnete und in einer weitere Halle trat. Für einen Moment hielt er die Türe offen, doch dann ließ er sie wieder ins Schloss fallen. Danach sah er sich suchend um, es war nicht so, dass er lange nach Tala Ausschau halten musste. Er and ihn sofort. Mittlerweile hatten sich zu den braunhaarigen Jungs zwei weitere gesellt, die sich das Amulett gegenseitig zuwarfen, so dass Tala keine Chance hatte es zu fassen zu bekommen. „Was ist kleiner? Gibst du schon auf?“ „Gibt es zurück.“ „Du musst es dir schon selbst holen. Wenn du das nicht kannst, dann gehört es uns.“ Noch bevor der Sprecher seine Ansprache richtig beenden konnte, hatte Tala diesem aus lauter Wut gegen das Schienbein getreten. Natürlich blieb das nicht ohne folgen, denn sofort daraufhin wurde Tala von dem zweiten braunhaarigen am Kragen gepackt und zu Boden geworfen. „Au, sag mal spinnst du!“ „Trittst du meinen Bruder noch mal, bist du richtig fällig, merk dir das kleiner.“ „Hört auf mit dem Terz und gibt mir die Kette.“ „Vergiss es, die behalten wir selber.“ „Davon träumt ihr. Also her damit bevor ich grob werden muss.“ Auf einmal entbrannte ein heftiger Streit zwischen drei der vier Jungs. Der vierte sah sich das ganze etwas sprachlos an, bevor er sich ebenfalls gegen die beiden braunhaarigen Brüder stellte. „Ihr habt ihn gehört. Rückt die Kette raus.“ Bei dem darauf folgenden Handgemängel, mischte sich auch Tala ein und versuchte irgendwie unbemerkt wieder an das Amulett zu kommen. Plötzlich jedoch tauchten noch andere Kinder auf, die ebenfalls ein Wörtchen mitreden wollten. Noch bevor Bryan reagieren konnte, kam es schon eine ziemlich heftige Prügelei zwischen den einzelnen beteiligten. Lediglich Bryan war nicht Teil dieses Wirrwarr aus dutzenden Kindern die aufeinander einhämmerten. Selbst Tala trat sich seinen Weg frei um an den Typen zu kommen, der sein Amulett in der Hand hielt. Eine Tatsache, die Bryan fassungslos zurück ließ. „Das ist nicht mehr der Tala, denn ich kennen gelernt habe.“ „Das ist niemand. Jeder geht früher oder später zwangsläufig eine Wandlung ein, ob er nun will oder nicht, dass spielt im Endeffekt keine Rolle. Wer es nicht tut ist hier hoffnungslos verloren. Aber es ist schon überraschend, dass er das Prinzip der Abtei so schnell verstanden hat, bei den meisten dauert das Wochen. Obwohl es kann auch daran liegen, dass ihn diese Kette einfach ziemlich viel bedeutet, dass kann ich nicht beurteilen. “ Bei diesen Worten sah sich Bryan überrascht um. Einige Meter von ihm entfernt stand ein Junge mit grauen Haaren und roten Auge. Eben jener Jungen, der ihn vor wenigen Minuten hierher gelotst hatte. Er konnte deutlich erkennen, dass der Blick des Jungen voll und ganz auf die Situation vor ihm gerichtet war. Doch obwohl dessen Stimme, sofern es die seinige war, mehr als emotionslos klang, so hatte er doch das Gefühl eine Spur von Bedauern in dessen Augen zu erblicken. Für einen kurzen Augenblick jedenfalls, dann war dieses verschwunden und sein Blick wendete sich zu einer der Türen. „Wenn du ihm helfen willst, dann tu es schnell, bevor die Disziplinatoren kommen.“ Nach diesen Worten stieß sich der Junge von der Wand, an der er gestanden hatte ab und trat etwas weiter in den Schatten, als hätte er Angst von irgendjemanden entdeckt zu werden. Auch wenn Bryan nicht wusste was er davon zu halten hatte, ging er dem Rat des fremden Jungen nach. Kurzerhand schritt er auf die sich prügelnden Jungs zu und packte Tala am Kragen. Noch bevor einer reagieren konnte zog er diesen auch schon von der streitenden Gruppe weg. Gerade noch rechtzeitig wie er bemerken musste, da wenig später einige in Umhängen gekleideten Männer durch die Tür, auf die der grauhaarige vorher gestarrt hatte, kamen und die Gruppe auf ihre Art uns Weise auseinander brachten. Was nicht mal nötig gewesen war, da die meisten bei dem Anblick der Männer sowieso schon zur Salzsäule erstarrt waren. Die letzten die es immer noch nicht gelernt hatten wurden einfach aus der Halle geschleift, während die einsichtigen mit gesenkten Köpfen den restlichen Männern folgten. Nur Bryan, Tala und der fremde Junge wurden von diesen nicht beachtet. Letzten Endes standen die drei alleine in der großen Halle. „Wo bringen sie die anderen hin?“ „Zum Bußeraum. Mit etwas Glück kommen die meisten morgen wieder raus. Wenn nicht, tja, dann will ich nicht in ihrer Haut stecken.“ „Bußeraum.“ „Ihr macht noch früh genug mit dem Bekanntschaft, also vergesst ihn solange ihr könnt.“ „Warst du schon mal da?“ Tala der sich mittlerweile abreagiert hatte konnte diese Frage nicht mehr länger für sich behalten. Dass Bryan ihm nur einen warnenden Blick zuwarf, merkte er nicht mal. Er wollte es einfach wissen, während Bryan sich die Frage schon selbst beantworten konnte, jedenfalls seiner Ansicht nach. Doch nach der Antwort des Jungen konnte auch er nicht mehr anders und stellte intuitiv die nächste. „Kann sein?“ „Was heißt kann sein?“ „Das heißt, dass es verschiedene Räume gibt. Zu viele um mit Sicherheit sagen zu können, in welchen von ihnen die kommen. Ich bin hier schon seit Jahren und hab nicht mal die Hälfte durchlaufen müssen.“ Dieses Mal sah nicht nur Bryan verwirrt zu dem Jungen sondern auch Tala. Zugegeben sie waren nicht besonders gut im Schätzen doch ihrer Meinung nach war der Junge vor ihnen gerade mal 5 vielleicht auch sechs, doch älter auf gar keinen Fall. Doch so wie dieser spricht klingt es so, als wäre schon er länger als zwei Jahren hier und das war doch etwas unwahrscheinlich. Wenn er sich genau umsah, konnte er nur ältere Jungen sehen. Die Jüngsten waren so viel er es erkennen konnte zwischen 5 und 7. Doch sagen konnte er nichts dazu, da ihm Tala aus irgendwelchen Gründen zuvor kam. „Sehr witzig, wirklich. Jetzt mal ernsthaft, wo haben sie die Kleinkinder versteckt und wie alt bist du überhaupt? 6?“ „5 ½. Und nur zu deiner Information, ich bin in dieser Abtei geboren und musste somit mein ganzes Leben hier verbringen. Der einzige Unterschied war, dass ich nicht auf dieser Ebene war, sonst nichts und das hat sich wie ihr sehen könnt mittlerweile auch geändert.“ Bryan wusste nicht ob es an der ungewöhnlichen Augenfarbe des Jungen lag oder an dem doch recht harschen Ton in dessen Stimme, doch was es auch immer war, es ließ ihn geschockt zurück weichen. „Ist ja gut, er hat es nicht so gemeint.“ „Doch hab ich! “ „Du bist nicht der erste, der nach ärger sucht und du wärst auch nicht der erste der am Ende kein Wort mehr außer ‚Jawohl Gaspadin’ heraus bekommt. Behalt das im Kopf, bevor du dich mit den falschen anlegst.“ Mittlerweile schien Bryan völlig ignoriert zu werden. Der Blick des fremden Jungen war nur auf Tala gerichtet. Fast wirkte es so als würden die beiden einen inneren Kampf führen, dazu getrieben, nicht als erstes wegzublicken. Doch letzten Endes brach Tala den Augenkontakt, was der Junge nicht weiter kommentierte, sondern ihnen einfach den Rücken zudrehte. „Hey warte. Wer bist du eigentlich?“ „Das wollt ihr nicht wissen. Haltet euch von den Wachen fern und vermeidet es aufzufallen, jedenfalls wenn ihr dem Bußeraum so lange wie möglich aus dem Weg gehen wollte, was ich nur empfehlen kann.“ Mehr sagte der Junge nicht dazu sondern ging einfach weiter und ließ Bryan und Tala sprachlos hinter sich stehen. „Komischer Junge.“ „Irgendwie schon.“ Nach Talas Bestätigung zuckte Bryan nur mit den Schultern und nahm seinen alten Weg wieder auf. Tala blieb für einen Moment unschlüssig an Ort und Stelle stehen, bevor er dem älteren folgte. Insgeheim waren seine Gedanken jedoch immer noch bei dem grauhaarigen, doch dann wurde ihm langsam wieder bewusst, wieso er den Jungs überhaupt hinterher gelaufen war. „Oh nein, das Amulett…ich…“ „Vergiss es. Das hat wahrscheinlich immer noch einer der Jungs und die sind irgendwo in diesem Bußeraum und ganz ehrlich, so wie der Junge davon gesprochen hatte, will ich diesen Raum nicht kennen lernen.“ Mit diesen Worten zog Bryan den rothaarigen, welcher sich noch ein paar Minuten gegen diesen wehrte, weiter. Erst nachdem er eingesehen hatte, dass er gegen den älteren nicht bestehen konnte gab er seinen Widerstand auf und folgte bereitwillig, wenn auch etwas missmutig. Derweil sah sich der grauhaarige, nachdem er die Tür hinter sich leise geschlossen vorsichtig um. Das Letzte was er wollte, war den Wachen, welche die anderen Jungs abgeführt hatten, über den Weg laufen. In so einer Situation konnte man nämlich nie wissen. An einigen Tagen, würden diese einen einfach ignorieren, doch manchmal waren sie auch so geladen, dass sie überall einen Fehler sahen. Wieso er trotzdem diesen Weg einschlug war einfach. Das war der einzige Weg, welcher ihn in den nächsten Zuständigkeitsbereich brachte. Was übersetzt hieß, dass er diesen, sobald er sein Ziel erreicht hatte für den heutigen Tag nicht mehr über den Weg laufen musste. Noch bevor er weiter über die Möglichkeiten, die es gab sollte er den Wachmännern über den Weg laufen, trat er ungewollt gegen ein am Boden liegendes Objekt. Lediglich das leise Klimpern, das daraufhin entstand, zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Irritiert bückte er sich danach und hob es auf. „Was ist denn…?“ //Darum ging es also…\\ Plötzlich waren Schritte zu hören, die eindeutig auf ihn zukamen. Schnell steckte er das Amulett was er gefunden hatte in die Tasche. Es in der Hand zu behalten würde nur die Blicke auf ihn lenken und wegschmeißen konnte er es auch nicht, ohne dass man ihn bemerkte. Keine Sekunde später hatte man ihn auch schon gesehen, doch zu seinem Glück, waren die Männer nicht auf Streit aus. Entweder dass oder sie hatten ihn einfach übersehen, da er sich so weit in die Dunkelzeit zurück gezogen hatte wie er konnte. Als sie außersichtweite waren konnte er ein leises aufatmen nicht unterdrücken. Im Moment hatte er nämlich echt keine Lust sich mit den Wachen anzulegen. Immerhin hatte ihm Boris einen Tag vorher ermahnt, dass dieser ihn im Auge behielt. Er war sich ziemlich sicher, dass dieser etwas vorhatte und dass allein war ein Grund sich erst einmal ruhig zu verhalten und die Lage so gut es ging abzuschätzen. Was im Prinzip ziemlich schwierig war, da man Boris fast nie über den Weg lief. Aus irgendeinem Grund wusste dieser über alles was hier in der Abtei vorging bescheid. Dass wusste jeder, doch niemand konnte verstehen, wie so etwas möglich war. Einige dachten daran, dass sie einige Verräter unter sich hatten, die im verdeckten agierten. Stille Informanten, die nur darauf warteten etwas zu erfahren, womit sie bei Boris Punkten konnten. Wahrscheinlich war das auch so, doch dass konnte unmöglich alles sein. In den meisten Fällen, wusste jeder über irgendein Geheimnis bescheid. Allerdings behielten die meisten es für sich um sich damit einen Vorteil zu sichern. Strafverminderung gegen Informationen. Aus diesem Grund hielt er auch Abstand von den anderen sich hier befindenden Jungs. Kopfschüttelnd öffnete er bei diesen Gedanken die Tür, die gerade vor ihnen auftauchte. Sektor 5. Gut nicht gerade da wo er hin wollte, doch besser als im vorigen. Es war schon merkwürdig wie lang ein Tag sein konnte, an dem das Training auf 4 Stunden reduziert wurde. Das war so ziemlich jeden Sonntag so. Die einzige Ausnahme gab es, wenn es irgendjemand für lustig hielt den Wachen einen Streich zu spielen. Das hieß Trainingsverlängerung. Aus diesem Grund wurde auch jeder gesteinigt, der es wagte an einem Sonntag die Wachen zu verärgern. Wobei die allgemeinen Prügeleinen nicht dazu gehörten, aber das betraf auch nur die Teilnehmer und nicht alle. „Hey habt ihr schon gehört, dass es Neulinge gibt.“ „Echt, in welchen Sektor werden sie untergebracht.“ „Was weiß ich, Riese. Ich hab die Info selber erst von Edgar bekommen. Der ist den beiden schon begegnet.“ „Nenn mich nicht Riese, sonst setzt es was. Außerdem erzählt Edgar viel wenn der Tag lang ist.“ Innerlich verdrehte der grauhaarige die Augen, bevor er sich vorsichtig umsah. Wieso konnte es nicht mal in einem Sektor ruhig zu gehen. Immer gab es irgendjemanden, die sich streiten mussten. „Hey Kleiner, weißt du was über irgendeinen Neuzugang.“ Mit diesen Worten wendete sich der große blonde Junge an ihn. Wieso dieser gerade ihn fragte, war ziemlich einfach. Er war der einzige, der immer etwas aus den so genannten Aufpasser herausbekam, jedenfalls dann wenn er es versuchte. Was nicht gerade schwer war, da er es nur versuchte, wenn diese relativ gute Laune hatten. „Was geht euch das an?“ „Nur eine Frage. Weiter nichts. Wir wollen uns einfach auf den Laufenden halten.“ „Dann fragt doch die Wachen und nicht mich. Ich bin nicht die Tageszeitung.“ Mit diesen Worten wendete er sich von dem blonden ab und überlegte währenddessen, wo er jetzt eigentlich hingehen sollte. Bevor er jedoch zu einer Entscheidung kam, hörte er den Blonden noch etwas ergänzen. „Bin nur ich das, oder ist der Kleine mit dem falschen Fuß aufgestanden.“ „Langsam solltest du wissen, dass der immer so ist, Spencer. Der ist halt wechselhafter als die Wachen.“ „Das hab ich gehört.“ Er konnte einfach nicht anders als den beiden Sprechern einen gefährlichen Blick entgegen zu werfen. Zugegeben einen Kampf würde er gegen den größeren der beiden nicht gewinnen, auf jeden Fall nicht wenn es um physische Kraft ankam, jedenfalls nicht wenn sie den Kampf nach fairen Mitteln gestalteten. Doch hier brachte es eh nichts fair zu spielen. Also wieso sollte er es tun. Der blonde Junge namens Spencer sah dem rotäugigen nur Kopfschüttelnd hinterher, es war immer wieder interessant zu beobachten wie schnell sich die Stimmung des Jungen ändern konnte. Fast so schnell wie bei Boris, nur mit dem Unterschied, dass der Junge nur drohte, Boris allerdings war knallhart, wenn man ihm nicht den gebührenden Respekt entgegen brachte. Mit diesen Gedanken wendete er sich seinem lilahaarigen Zimmernachbar zu, welcher den rotäugigen ebenfalls genau im Auge behielt. „Ich glaub eher, der ist aus dem Bett gefallen.“ „Schade, wäre schon interessant gewesen etwas über die Neulinge zu erfahren.“ „Wieso wollt ihr dass wissen? Weil ihr gemerkt habt, dass eure Bladerkünste nicht ausreichen um hier zu bestehen und deshalb den Plan gefasst habt euch mit so vielen Luschen wie möglich anzufreunden, damit man euer mangelhaftes Können übersieht.“ „Pass ja auf. Nur weil du fast doppelt so alt bist wie die Jüngsten von uns heißt dass nicht, dass du die Nummer eins bist. Im Verhältnis ist dein Können minderwertig und das werden die Wachen spätestens dann erkennen, wenn sie deine überflüssige Schleimspur erkennen, die du überall hinterlässt. Boris hat bereits einen Favoriten und dreimal darfst du raten, wer dass auf keinen Fall ist.“ „Halt ja den Mund, Zwerg. Sonst könnten dir die nächsten paar Stunden nicht so gut bekommen. Verstanden.“ Mit diesen Worten wendete sich der Sprecher, dessen Haarfarbe einer Mischung aus schwarz und braun ähnelte, ihnen den Rücken zugedreht und ging wieder seinem eigenen Weg nach. Ian, der lila Haare hatte und von diesem als Zwerg angesprochen wurde, verdrehte nur die Augen und sah diesen anschließend wütend hinterher. „Sind hier alle aus dem Bett gefallen. Am liebsten würde ich diesem Idioten seinen verkorksten Hals umdrehen und über dem Feuer braten.“ „Wozu soll das gut sein?“ „Weiß nicht. Vielleicht wollen die Wachen ja etwas Gehirn zum Abendessen.“ „Ekelhaft.“ „Was? Diesen Typen würde dass doch sicherlich gut bekommen. Wer weiß vielleicht verrenken sie sich ja auch den Magen und lassen uns in Ruhe. Gönnen würde ich es diesen Mistkerlen auf jeden…“ Plötzlich bemerkte Ian einen Schatten über sich und auch das Gesicht von Spencer schien auf einmal wie erstarrt. Vorsichtig drehte er sich daraufhin um und erblickte einen Wachmann, der mit einem wütenden Gesichtsausdruck hinter ihm stand. Erschrocken musste Ian bei diesem Anblick heftig schlucken. Jetzt hatte er ein Problem. Man konnte die anderen Jungs aus der Abtei so viel beleidigen wie man wollte, doch ein falsches Wort über die Wachmänner und man saß in der nächsten Zelle. Vorsichtig schielten Ian an dem Wachmann vorbei und erblickte einen breit grinsenden Edgar. Wer sonst hätte die Wachen auf ihn aufmerksam machen können, das war doch von dem geplant. „Mitkommen.“ Mit geballten Fäusten folgte er dem Wachmann, es brachte eh nichts sich zu wehren, da die Strafe sonst noch viel schlimmer werden würde. Spencer hingegen blickte nur von Ian zurück zu Edgar. War ja klar, dass der etwas im Schilde führte, ansonsten hätte er sie einfach ignoriert. Wieso mussten sie auch immer auf dessen Tricks reinfallen. Das einzige, was er jetzt tun konnte war zu hoffen, dass sie seinen Zimmergenossen nicht zu hart dran nahmen, denn ansonsten müsste er die morgigen Teamarbeiten alleine bewältigen und die waren meistens schon zu zweit schwer zu schaffen. Bei diesem Gedanken sah er sich um. Mittlerweile stand er allein in der großen Halle des fünften Sektors. Wie viele es wirklich gab, wusste er nicht, um die 30 waren es auf jeden Fall. Doch er hatte es nie gewagt weiter als drei Sektoren von dem seinigen zu überschreiten. Die Gefahr, dass er an noch schlechter gelaunte Wachen oder Abteilebende geriet war einfach zu groß. Zwar war er so weit er es beurteilen konnte der Stärkste in der Abtei, doch wer wusste schon ob es nicht doch noch jemanden gab, der entweder stärker, oder noch hinterhältiger als Edgar war. Es war einfach besser sich keine weiteren Gedanken darüber zu machen und einfach darauf zu hoffen, dass sie das auch nie mussten. Denn es war keine Seltenheit, dass manche von ihnen in andere Sektoren geschickt wurden und sich da alleine zu Recht finden mussten. Der letzte dem es so ging, hieß Vladimir. Der Typ war so weit er sich erinnerte 7 Jahre alt und wurde zu ihnen aus dem Sektor 28 geschickt. Niemand wusste wieso, nicht mal er, doch letzten Endes verschwand er vor einem halben Jahr spurlos. Einige aus dem Sektor munkelten, dass er abgehauen sei, andere, dass er rausgeschmissen wurde. Beweise gab es allerdings für keine der Theorien und diejenigen, die es wussten hielten dicht. Heute dachte niemand mehr an diese, jedenfalls nicht laut. //Drei Stunden bis zum nächsten Training und ich hab nichts zu tun. Herrlich!\\ Mit diesen Worten schritt Spencer durch die nächst beste Tür. Wohin es ihn genau verschlug wusste er nicht, aber es war besser als blöd in der Gegend herumzusitzen und auf die nächste Trainingseinheit zu warten. Wer wusste es schon, vielleicht würde er auch den beide neuen über den Weg laufen, dann konnte er sich seine Fragen selbst beantworten. Denn das letzte was er brauchte waren irgendwelche Typen wie Edgar mit denen er sich um die Dusche streiten musste. Ian reichte ihm völlig, aber mit dem hatte er zumindest heute keine großen Probleme mehr. Jedenfalls, wenn die Wachen es sich auf die Fahne geschrieben hatte ihn bis morgen früh in der Zelle, in der er sich jetzt sicherlich befand sitzen zu lassen. - In einem anderen Komplex der Abtei: Sektor 2 - Bryan und Tala waren derzeit wieder zu ihrem Ausgangspunkt gelangt. Jedenfalls waren sie der Meinung, da diese Halle genauso aussah wie die, in der sie die beiden Aufseher zurück gelassen hatten. „So zurück zum Anfang und was sollen wir jetzt tun?“ „Keine Ahnung.“ „Hey hör mal, wir werden jetzt erst mal jemanden fragen was hier eigentlich los ist und was wir machen sollen. Dann suchen wir diese Typen und holen dir das Amulett zurück, ist das für dich in Ordnung.“ „Denke schon.“ Bryan nickte daraufhin nur. Er wusste zwar nicht wieso Tala so versessen darauf war das Erinnerungsstück zu behalten, doch das war auch nicht seine Sache. Frustriert setzte er sich daraufhin auf den Boden und wartete. Er wusste nicht wie lange er mit Tala auf dem kalten Boden saß nur, dass auf einmal mehrere Jungen ihrer Altersklasse an ihnen vorbei rannten und durch die nächste Tür verschwanden. Irritiert sahen sich die beiden Jungs um. „Was sitzt ihr hier noch herum. Ab zum Training.“ „Ja und wo müssen wir hin?“ „Tut nicht so als wärt hier neu hier! Und jetzt vorwärts.“ „Ja aber wir sind neu.“ Für einen Moment stoppte der Mann und sah die beiden mit einem merkwürdigen Blick an, dann jedoch schien er nachzudenken. „In welchem Sektor sind wir gerade?“ „Keine Ahnung.“ „Wir sind im Sektor 2. Die beiden sind wirklich neu und sie sollen in Sektor 5 untergebracht werden.“ „Dann bring sie unter!“ „Das ist deine Aufgabe ich hab ein Training zu leiten.“ Mit diesen Worten verschwand der zweite Aufseher so schnell wie er gekommen war und ließ die drei anderen wieder allein zurück. Der andere Aufseher stöhnte anschließend auf, bevor er sich wieder an die beiden wendete. „Wo sind eure Sachen!“ „Wahrscheinlich noch in dem Raum in dem wir vorher waren.“ „Sektor 1 also. Kommt mit.“ Es dauerte nicht lange, bis der Mann sie zurück zu dem Raum geführt hatte, in dem sich ihre Sachen befanden. Schnell griffen sich die beiden ihr üppiges Eigentum und wurden kurz daraufhin wieder zurück in die vorige Halle gedrängt. Von dort aus ging es weiter bis sie in einer weiteren Halle ankamen. Letzten Endes öffnete der Mann eine Tür und wies sie an einzutreten. „Von jetzt an werdet ihr hier schlafen. Ihr teilt euch das Zimmer mit zwei anderen. Das Training beginnt für euch morgen 5 Uhr.“ Mit diesem Worten war der Mann auch schon wieder aus der Tür verschwunden, womit die beiden wieder auf sich allein gestellt waren. Kapitel 3: Zellenplausch ------------------------ Kapitel 3: Zellenplausch Tala und Bryan hatte es nicht lange in dem Zimmer gehalten. Es war klein, sodass gerade mal 3 Betten, wobei es sich dabei um Hochbetten handelte und drei kleine Schränke hinein passten. Das einzige, was noch in dem Zimmer platz fand war ein kleines vergittertes Fenster, durch das man kaum den Arm durchstecken konnte und zwei Türen, wobei eine zu einem kleinen Waschraum, bestückt mit Dusche und Toilette führte. Mehr war in dem Zimmer nicht vorzufinden. Es war wahrscheinlich dass, wenn dieses voll besetzt war sie sich nicht mehr frei bewegen konnte, sofern nicht mindestens vier auf ihren Betten saßen. Denn die Gänge zwischen den Betten waren mehr als eng. „Ich schätze wir lassen die Sachen erst mal hier stehen…Hey wo willst du hin?“ „Mich noch etwas umsehen.“ Bryan sah kurz zu den Sachen zurück, bevor er dem jüngeren folgte. Nach der Sache mit diesen Langfingerzwilligen oder wie auch immer die hießen, war er sich nicht so sicher ob er diese überhaupt unbeaufsichtig lassen konnte. Dann jedoch wendete er sich von diesen ab. Sie hatten sowieso nichts mehr, was in irgendeiner Form wertvoll sein konnte, also wieso sollten man ihnen noch etwas klauen. „Tala warte.“ Neugierig erforschten die beiden die weiteren unterirdischen Gänge. Immer wieder kamen sie in verschiedene Hallen an, doch nirgends konnten sie andere ihrer Altersgruppe erblicken, was vielleicht sogar besser so war. „Wo sind die alle?“ „Keine Ahnung, wahrscheinlich beim Training, ich persönlich frage mich aber eher, wie wir uns hier zu Recht finden sollen. Hier sieht fast alles gleich aus.“ Für einen Moment sahen sich die beiden noch einmal um, doch dann wendete sich Bryan wieder an den rothaarigen. „Wir sollten wieder zurückgehen, bevor wir uns noch verlaufen.“ Tala nickte daraufhin nur und gemeinsam gingen sie wieder zurück. Bedauerlicherweise war es in Sachen verlaufen schon zu spät. Sie hatten mindestens dreizehn Hallen durchquert, doch aus irgendeinem Grund hatten sie das Gefühl, als hätten sie eine der Abzweigung falsche ausgewählt. Fazit war jedoch, dass sie in einem völlig anderem Aufenthaltsraum war als sie sein sollten und dass konnte nichts gutes heißen. Nun hieß es jedenfalls die nächst beste Tür nehmen und hoffen, dass sie an der richtigen raus kamen. Erschwert wurde das ganze jedoch, als ihnen auf einmal mehrere Jungen entgegen kamen, die mindestens 3 Jahre älter waren. Schnell wichen sie zur Seite. Zu ihrem Glück schien keiner der Jungen auf sie zu achten. Scheinbar waren sie viel zu erschöpft um ihre Umgebung wirklich wahr zu nehmen. Die meisten verschwanden nach ihrem Erscheinen wieder hinter irgendeiner Tür und blieben auch dort. Wahrscheinlich waren das deren Zimmer, doch raus finden wollten sie es nicht. „Komm schon.“ Mit diesen Worten zog er Tala weiter, erst als sie eine altbekannte und unliebsame Person erblickten blieben sie stehen. Sein Name war Edgar, jedenfalls wenn sie sich genau erinnerten und scheinbar legte er sich gerade mit dem Jungen an, der ihnen ein paar Stunden vorher geholfen hatte. Jedenfalls konnten sie sich keinen anderen Grund ausmalen wieso der rotäugige Junge diesem mit einem schon fast mörderischen Blick hinterher blickte. Das letzte was sie von der Situation mitbekamen war, dass besagter Junge sich kurz prüfend umsah, bevor er in dieselbe Richtung ging in der Edgar verschwunden war. „Meinst du wir sollten ihm folgen und fragen ob er uns helfen kann.“ Bryan zuckte daraufhin nur mit den Schultern, er traute dem jüngeren mit den roten Augen irgendwie nicht. Wieso konnte er selbst nicht sagen, es war einfach so. Auch die letzte Gestik ließ ihn daran zweifeln, ob er diesem wirklich folgen sollte. Es wirkte fast so, als würde dieser etwas planen und nach dem was er bis jetzt erlebt hatte, war es nicht klug sich in so etwas einzumischen. Allerdings schien Tala das anders zu sehen und hatte sich deshalb bereits auf den Weg gemacht. Bei diesem Anblick schüttelte Bryan seine Bedenken beiseite und folgte ihm und schritten zu der Tür, in der die beiden Jungs zuvor verschwunden waren. Doch genau in dem Moment, als sie die Tür öffneten geschah es. Plötzlich war ein lautes Krachen zu hören, fast zeitgleich kam konnte man einen lauten Wutschrei vernehmen, Ohne groß zu überlegen, wichen alle von dem Korridor aus dem dieser kam zurück. Wenig später kam einer der Aufseher aus diesem hervor, welchem ein unangenehmer Gestank anhaftete. Bryan und Tala konnten nicht anders als erschrocken zurück zuspringen und so wie die anderen in ihrer unmittelbaren Umgebung konnten sich die Hand vor Nase und Mund zu halten. Keiner wusste was geschehen war, noch wer dafür verantwortlich war, doch die meisten kümmerte das überhaupt nicht. Der einzige, der nicht zumindest etwas Belustigung über die Situation empfand war Edgar, der mittlerweile hinter dem Aufseher aufgetaucht war, jedoch im gebührenden Abstand die Situation betrachtete. Trotzdem schien sein Blick nach jemanden zu suchen. Doch als er diesen nicht erblickte zog er sich wieder zurück, gerade noch Rechtzeitig um dem Gebrülle des Aufsehers zu entgehen. „Wer ist dafür verantwortlich.“ Die Aufsehers musterte die Anwesenden vor ihm genau. Aus diesem Grund entging ihm auch der Junge, der sich ganz still und heimlich, getarnt der dunklen Schatten des sowieso schon dunklen Raumes an ihm vorbei schob. Selbst die anderen bemerkten davon nichts. Lediglich Talas Blick wurde auf die flüchtige Bewegung aufmerksam, doch viel sagen konnte er nichts, da sich schon ein Junge neben ihm zu Wort meldete und auf ihn und Bryan zeigte. „Die waren es ich hab es genau gesehen!“ „Was wir haben nichts gemacht.“ „Natürlich es waren immer die anderen. Bringt sie in den Z-Korridor!...“ Tala und Bryan hatten nicht mal die Chance sich zu wehren, da jeder von ihnen von zwei kräftig gebauten Männern am Arm gepackt wurden und schon fast aus dem Raum geschleift wurden. „…So und ihr zurück in euren Sektor. Und wehe ich finde noch einen von euch die nächsten Stunden in dem falschen Sektor, dann dürft ihr denen folgen.“ Der Sprecher hatte sich mit diesen Worten wütend aus dem Staub gemacht. Wahrscheinlich um sich den Gestank, der seinen Klamotten anhaftete loszuwerden, doch das war reine Spekulation. Bei all dem Trubel konnten nur Tala und Bryan die Stimmen der anderen Aufseher, welche sie gerade durch die Gänge schleiften, verstehen. Scheinbar fanden diese die Situation trotz allem sehr amüsant und konnten nicht anders als sich lachend darüber auszulassen. „Ich glaub Damien brauch eine Dusche.“ „Eine, wohl kaum. Nicht mal eine Tonne Wasser könnte diesen Geruch wegwaschen.“ Diese Worte waren die letzte, die Tala und Bryan mitbekamen. Denn auf einmal wurde es leise. Sie wussten nicht wie lange sie durch die dunklen Gänge des unterirdischen Labyrinthes gedrängt wurden. Nur, dass ihre Wanderung an einer kleinen Zelle ein Ende fand, in die sie unbarmherzig geschubst wurden. Kurz nachdem sie auf dem harten steinernen Boden aufkamen hörten sie auch schon, die schwere Eisentür hinter sich zuknallen. Dennoch dauerte es einen Moment, eh sie bemerkten, was gerade passiert war. Länger als sonst wurde ihnen ihre Umgebung bewusst. Mit der Zeit kamen ihnen die kalten Steine des Bodens in den Sinn, die schmerzenden Knie, auf die sie gestürzt waren, als sie in diese Zelle geschubst wurden und die trostlose Dunkelheit um sie herum. Nur einige Fackeln leuchtenden den Gang am Ende des Zellenganges aus. Zu schwach waren sie, als dass sie viel erkennen konnte, doch in gewisser Weise stark genug um wenigstens die Umrisse ihrer Umgebung wahrzunehmen. Doch es gab kaum welche, die man wahrnehmen konnte. Alles was zu sehen war, schienen die Gitter der Zelle in der sie sich befanden und die dunkle steinerne Wand vor ihnen. Sonst war alles in absoluter Dunkelheit gehüllt. Vorsichtig setzten sich die beiden wieder auf, als sie ein kalter Windhauch zusammenzucken ließ. Nun erst wurde ihnen die gesamte Situation klar, auch wenn keiner von ihnen es wirklich begreifen konnte. „Ich versteh das nicht, diese Typen wussten doch, dass wir es nicht gewesen waren. Wieso haben sie nichts gesagt.“ Bryan konnte nichts darauf erwidern sondern zuckte nur die Schulter. Doch dann meldete sich auf einmal eine unbekannte Stimme zu Wort. „Das ist immer so. Hier gilt das Prinzip: ‚Besser andere als ich.’ Wenn irgendetwas passiert ist und jeder den Mund halten würde, dann müssten alle darunter leiden. Das wurde schon einmal mitgemacht und seitdem gilt, der erste Vorschlag ist die Wahrheit.“ Überrascht sahen die beiden in die Nachbarzelle, wo sie nur die Umriss eines kleinen Jungen wahrnahmen, welcher sich in die hinterste Ecke seines Gefängnisses gequetscht hatte und scheinbar kein Interesse daran hatte sich allzu bald wieder zu bewegen. „Was ist dass denn für eine blöde Regel.“ „Seit ehrlich würdet ihr gerne den ganzen Tag in der eisigen Kälte einer Zelle sitzen oder bis zum Umfallen trainieren nur weil ein Volldepp es für nötig hält den Wachen einen Streich zu spielen.“ „Nicht wirklich.“ „Seht ihr. Aber genau das ist auch das Problem. Wenn du dich mit dem falschen anlegst, dann landest du hier schneller als es dir lieb ist.“ Mit diesen Worten beendete der fremde Jungen seinen Vortrag. Währenddessen ließen sich die beiden Jungs die Worte durch den Kopf gehen. Dann jedoch stellt Tala die Frage die er nicht mehr länger für sich behalten konnte. „Also ist das hier dieser Bußeraum.“ „Was? Bußeraum…ach ich glaub ich weiß was ihr meint…Nein, der ist wesentlich schlimmer. Obwohl es kommt immer auf den Raum an. Aber jetzt ernsthaft, wer hat den denn so genannt. Für die meisten wird er lediglich als Bestrafungsraum bezeichnet. Obwohl, wenn man genauer darüber nachdenkt, macht der Name wirklich Sinn.“ „Keine Ahnung wer es gesagt hat. Der Junge wollte uns seinen Namen nicht verraten, der war sowieso merkwürdig.“ Nach diesen Worten war von dem fremden Jungen ein kurzes amüsiertes Lachen zu hören. Es war doch immer wieder ein Vergnügen sich mit Neuankömmlingen zu unterhalten. Die waren meistens noch nett. Doch das war nicht der einzige Grund, woran man diese schnell erkannte, nein sie sagten auch Sachen, die die meisten für sich behielten, aus Angst, dass sie sich dadurch unangenehme Feinde machten. Bei diesen Gedanken unterbrach er sein Lachen und wurde wieder ernst. Er sollte die beiden lieber Warnen, bevor diese sich mit solchen Kommentaren in Schwierigkeiten brachten. Immerhin wäre es ihm auch lieber gewesen, wenn man ihn gewarnt hätte, darüber hinaus hatte er Langeweile und etwas reden vertrieb ja bekanntlich die Zeit. „Passt mit solchen Äußerungen lieber auf. Die hat mich nämlich hierhin versetzt. Der Typ hat mich irgendwie angeschätzt, keine Ahnung wie. Jedenfalls sitze ich hier seit mindestens 17 Stunden.“ „So lange?“ „Keine Ahnung, hier verliert man so schnell das Zeitgefühl, können also auch mehr oder weniger sein. In der Trainingsebene kann man die Zeit anhand des Trainingsplans abschätzen…ach nur nebenbei man nennt mich Ian!“ „Bryan!“ „Tala!“ „Tala…“ „Frag nicht erst.“ „Verstanden…“ „Sag mal, vor wem genau müssen wir uns hier eigentlich genau in Acht nehmen.“ „Vor allen. Wie gesagt, jedem ist seine Haut wichtiger als die der anderen, außer…es soll angeblich jemanden geben, dem das völlig egal ist und allein aus Protest regelmäßig gegen irgendwelche Regeln verstößt. Nichts weltbewegendes, deshalb kriegt man es nur am Rande mit, aber es sind trotz allem Regelverstöße. Allerdings glaube ich eher, dass das nur ein Gerücht ist…“ „Also dürfen wir dir auch nicht trauen.“ „Gute Frage? Ne keine Ahnung ich war nie in einer Situation wo ich lügen musste um meine eigene Haut zu retten. Garantieren würde ich also für nichts. Aber wo wir wieder beim Thema sind. Es gibt wirklich einige denen man umgehend aus dem Weg gehen sollte…“ „Und die sind!“ „Edgar Kilvkov. Mit dessen Getue erkennt ihr ihn sofort. Er hält sich für den besten Blader und bedauerlicherweise liegt diese Aussage ziemlich nah an der Realität. Edgar ist übrigens auch der Typ der mich angeschwärzt hat. Um genau zu sein, hat er schon die Hälfte von hier reingelegt. Egal, wer wäre da denn noch ….!“ Ian überlegte kurz, bevor er weitere Namen aufzählte, die jedoch nicht wirklich in den Köpfen von Bryan und Tala hängen blieben. Wie sollten sie auch, immerhin waren es mittlerweile schon über 34 Personen und scheinbar folgten noch um einige mehr. Schlussendlich jedoch kam der kleine lilahaarige in der Nachbarzelle zu der letzten erdenklichen Person. „...und zu guter letzt wäre da noch der Enkel von Boris Geschäftspartner. Allerdings habe ich bis heute nie erfahren, wie er heißt. Lediglich den Nachnamen habe ich herausgekriegt. Der war Hiwatari, wobei ich nicht weiß, ob der wirklich hier ist. Wahrscheinlich auch nur so ein Gerücht, denn keiner hatte wirklich mit ihm zu tun oder weiß wie er aussieht. Vielleicht steckt er auch hinter einem der vielen Jungen, die ihre Namen nicht preisgeben, um einfach in der Masse verschwinden zu können ohne von jemand bemerkt oder gar beachtet zu werden. Ein cleverer Trick, doch dafür muss man auch geboren sein. Bei mir hat diese Methode nie geklappt.“ „Allein deshalb scheint es unwahrscheinlich, nicht? Von jemanden der solche Beziehungen besitzt erwartet man eigentlich ein provokatives und ausfallendes Handeln.“ „Auf jeden Fall erwartet man, dass er bevorzugt wird, und dass scheint bei niemanden der Fall zu sein oder es liegt einfach daran, dass er so gut ist, dass er keine Sonderbehandlung braucht.“ Gut, in dem Punkt hatte er etwas gelogen. Natürlich gab es Personen, bei denen es so wirkte, als würden sie bevorzugt. Allerdings konnten sie diese Sonderstellung schnell wieder verlieren, in dem sie nicht das leisteten was von ihnen erwartete. In dem Zusammenhang schien bevorzugen, nicht das richtige Wort zu sein und dennoch war es das einzige was zu dem Verhalten passte. „Also, weswegen seit ihr hier, oder besser gesagt, was wurde euch angedichtet.“ „Das wissen wir nicht so genau…vielleicht kannst du uns ja mal aufklären, die Sache war jedenfalls die…“ Mit diesen Worten erzählte Bryan was passiert war und Ian konnte ein lautes Lachen nicht für sich behalten. „Oh man, dumm gelaufen. Ich schätze Mal der Anschlag, war für jemanden wie Edgar bestimmt. Das versuchen so einige, aber irgendwie bekommen es immer die Aufseher ab, keine Ahnung wieso.“ Nach diesen Worten herrschte kurz Stille, bis Tala sich zu Wort meldete. „Eine Frage, weißt du vielleicht von jemanden der hier geboren und mittlerweile 5 ½ Jahre alt ist.“ „Ne, tut mir Leid. Ich bin zwar schon seit ca. zwei Monaten hier aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich von so jemanden noch nie gehört habe.“ „Wirklich nicht?“ „Nein, aber das ist auch nichts ungewöhnliches, die meisten versuchen so wenig aufzufallen wie möglich. Es sei denn natürlich sie sind gut und wollen Boris mit ihrer Stärke beeindrucken.“ Eigentlich wollte Ian das Thema damit beenden, doch dann hatte sich der größere von seinen beiden Zellnachbarn zu Wort gemeldet, welcher das Thema scheinbar nicht fallen lassen konnte. „Also so viel wie ich mitbekommen habe, scheint er ziemlich gut zu sein. Boris meinte zwar dass er nicht zu den stärksten Blader gehört, aber dennoch gegen diese nicht zwangsläufig unterliegen würde.“ „Ach echt…wartet mal, dass kommt mir irgendwie bekannt vor…lasst mich raten. Graue Haare, rote Augen und einen ziemlich auffälligen Kleidungsstil, richtig. Wenn ich mich richtig erinnere rennt der immer mit einem weißen Schal durch die Gegend…“ „Könnte passen, du kennst ihn also doch?“ „Nein, ich kenn ihn nicht, jedenfalls nicht persönlich. Man sieht ihn öfters, wenn man Glück hat, gibt er einen sogar ein paar nützliche Informationen. Im Prinzip weiß der Junge meistens über fast alles bescheid, was hier so abgeht. Keine Ahnung wie er das macht. Dennoch weiß keiner wirklich wer er ist. Erstens macht er ein riesiges Geheimnis aus seiner Identität und zweitens ist er immer spurlos verschwunden, wenn man ihn mal sucht.“ „Was meinst du mit verschwunden.“ Ian zuckte daraufhin nur mit den Schultern. Er wollte sich mal den Spaß machen herauszufinden wer dieser Junge war und hatte ihn verfolgt, doch aus irgendeinem Grund, hatte dieser ihn abgehängt. An dem Tag hatte er ihn auch nicht wieder gesehen, fast so, als wäre dieser ihm absichtlich aus dem Weg gegangen. Schnell schüttelte er den Gedanken aus seinem Kopf. Niemand wusste etwas über den Jungen. Viele hatten es sich zum Spaß gemacht, ihn herauszufordern, weil sie wussten, dass Boris ein Auge auf den Jungen hatte und schnell wurde auch klar wieso. Der Junge war gut, kaum einer hatte in einem Kampf gegen diesen eine Chance und die die es hatten, kämpften mit einem Partner, doch auch dass nützte nicht viel. Sie verloren allesamt. Keine hatte eine Chance gegen diesen, jedenfalls keiner in derselben Altersgruppe und die älteren sahen den Jungen nicht als würdigen Gegner. „Einfach dass man ihm an einigen Tagen ständig über den Weg läuft und an anderen kein einziges Mal.“ „Vielleicht wurde er an den Tagen ebenfalls für etwas angeschwärzt.“ „Ne, daran liegt das nicht. Er ist ja zum Training immer da, außerdem hatte ich nie den Eindruck, dass er gerade von einem der Bestrafungsräume kommt, so was sieht man nämlich anhand des Verhalten des anderen. Aber das erkennt ihr noch früh genug… Aber was den Jungen angeht. Kommt nicht auf die blöde Idee ihn herauszufordern. Er ist in seiner Altersgruppe ungeschlagen.“ „Das kann ich verstehen, der war richtig gut.“ „Gut? Gut ist noch maßlos untertrieben. Ich hab einen Kampf von ihm gesehen. Er war schon vor zwei Monaten ausgezeichnet, auch wenn Boris indirekt etwas anderes behauptet. Mit viel Willenskraft kann man so stark werden wie er, wenn nicht sogar noch stärker. Von wegen, in 10 Jahren vielleicht und bis dahin hat er ebenfalls neue Tricks gelernt. Ich meine in dem Jahr in dem er hier schon ist, soll er seine Stärke ums 10fache gesteigert haben…aber wo wir gerade dabei sind, wie kommt ihr auf die Idee, dass er hier geboren ist?“ „Das hat er gesagt.“ Bei diesen Worten fing Ian an zu grübeln. Er war sich sicher, dass man ihm gesagt hatte, dass dieser Junge wesentlich später in die Abtei gekommen war. Doch wieso sollte der junge über die Aufenthaltslänge lügen, vielleicht wollte er die beiden damit einschüchtern. Möglich wäre es in gewisser Weise schon. „Merkwürdig, soweit ich gehört habe ist er erst seit einem Jahr hier. Wie auch immer, ihr tut gut, wenn ihr euch von ihm fernhaltet, der Junge kann ganz schön, gemein werden, wenn man ihm blöd kommt. Ich hab sogar gehört, dass einer wegen ihm aus der Abtei geflogen ist, aber dafür gibt es keine richtigen Beweise. Kann auch dessen eigene Schuld gewesen sein, weil er durch eine Prüfung gefallen ist.“ „Und wie kommt man dann darauf, dass er damit was zu tun hat?“ „Ganz einfach, die beiden sind vorher aneinander geraten. Keine Ahnung worum es ging, da war ich gerade mal zwei Tage hier und hab das ganze zufällig mitbekommen. Das ist übrigens auch einer der Grund, wieso der Junge nie angeschwärzt wird. Die meisten haben bedenken, weil sie der Meinung sind, dass er Boris Liebling ist und dass bei einer Belastung alle eine Strafe absitzen müssen, weil dieser ihnen nicht glaubt. Völliger Schwachsinn wenn ihr mich fragt, aber man kann nie wissen.“ Noch bevor Ian noch etwas zu dem Punkt sagen konnte, ging auf einmal die Korridortür auf und von Außerhalb drang etwas Licht in die kleinen Zellen, in denen die drei Jungs saßen. Kurz daraufhin trat ein Wachmann ein und alle drei konnten das Klimpern eines Schlüssels hören. „Aufstehen.“ Während der Mann das sagte, fing er schon an die Tür zu Ians Zelle zu öffnen. Nach dem dieser die Tür auf gemacht hatte deutete er diesem mit einer Gestik herauszutreten. Ian ließ sich nicht lange bitten und ging mit schnellen Schritten heraus. Kurz daraufhin schleuderte der Mann die Tür wieder zu und wendete sich der nächsten Tür zu. Auch Tala und Bryan ließen sich diese Situation nicht entgehen und beeilten sich so schnell wie möglich zu ihrem Gesprächpartner zu kommen. „Folgt mir.“ Nach einem heftigen Schlucken der drei Jungen, setzten sich diese in Bewegung und folgten dem scheinbar wütenden Mann. Als sie aus der Tür traten, die in den Korridor mit den Zellen führte, wurden sie von dem dort scheinenden Licht geblendet. Es war nicht hell, aber im Gegensatz zu den vorigen Lichtverhältnissen wirkte es grell und unangenehm. Dies bewirkte, dass sie kurz die Augen zukneifen mussten und einige Zeit brauchten um sich daran zu gewöhnen. „Nicht trödeln, bewegt euch.“ Sofort kamen die drei der Aufforderung nach. Glücklicherweise musste Ian feststellen, dass es nicht in einen der Bestrafungsräume ging, sondern zurück zu den eigentlichen Aufenthaltsort der Abteimitbewohnern. „Glück gehabt.“ „Dieses Mal werdet ihr verschont, beim nächstes Mal, könnt ihr Wasser saufen.“ Die drei sahen dem Mann nur verwirrt hinterher, keiner von ihnen wusste wovon der Mann gerade gesprochen hatte, allerdings wollten sie es auch nicht herausfinden. „Oh man, die Wachen sind ja mal wieder richtig angepisst.“ „Dass ist noch untertrieben!“ Von diesem Kommentar total überrascht drehten sich die drei Jungs zu dem Sprecher um, der sie jedoch nicht im Geringsten zu beachten schien. Er selbst saß auf einigen Kisten, die sich an der Wand befanden wobei sein Blick es nicht wagte den Wachmann zu verlassen. „Gibt es etwas was wir verpasst haben? Außer dass irgendjemand den einen Wachmann zum Stinken gebracht hat? Die Geschichte kenn ich nämlich von den beiden.“ „Hn?“ Für einen Moment hatte der Junge den Blick von dem Wachmann abgewendet und zu den dreien herunter geblickt, dann jedoch richtete er seine Aufmerksamkeit wieder den Wachmann zu. „Die üblichen Prügeleien. Dieses Mal haben die Typen allerdings selbst was abbekommen, also geht ihnen lieber aus dem Weg.“ „Wer hat angefangen?“ „Provokativ eindeutig Edgar. Die schlagkräftige Antwort hat der blonde Riese gegeben.“ „Das bekommt Spencer sicherlich nicht gut.“ „Glaubst du…ich schätze…“ „Hey Junge runter da.“ Erschrocken zuckten die meisten Zusammen, als sie die gereizte Stimme des Wachmannes hörten. Nur der rotäugige, der auf der Kiste saß verdrehte genervt die Augen, bevor er von seinem Aussichtsturm herunter sprang. Geschickt kam er mit den Füßen auf den Boden auf, doch der Wachmann schien deshalb nicht besser gelaunt zu sein. „Boris will dich sehen. Sofort.“ „Och nö. Muss das sein?“ Ungläubig sah Ian den kleinen Jungen vor sich an. Voller entsetzen hatte er den Mund geöffnet und war unfähig ihn wieder zu schließen. So hatte er noch niemanden mit einem Wachmann reden hören, besonders nicht wenn diese schlecht gelaunt waren. Er konnte deutlich sehen, wie sich die Gesichtfarbe des Mannes purpurrot färbte. Bevor dieser jedoch etwas zu dem Spruch erwidern konnte lenkte der rotäugige schnell ein und ging auf Abstand. „Schon gut, schon gut, bin schon weg.“ Kurz darauf nahm der Junge die Beine in die Hand und sprintete in eine bestimmte Richtung, während der Wachmann sich nur schnaubend von ihnen abwandte. „Der Junge ist wahnsinnig! Jetzt weiß ich wenigstens wieso Boris meinte, dass wir uns kein Beispiel an ihm nehmen sollen.“ „Wie gesagt. Geht dem Jungen aus dem Weg. Er ist zwar jung, aber nicht dämlich, auch wenn er mehr als lebensmüde wirkt. So jetzt sollten wir aber mal von dem Gang verschwinden, sonst werden wir noch zur Zielscheibe und ich bin ehrlich gesagt froh darüber, dass ich aus der Zelle raus bin.“ Sofort stimmten die beiden Ian zu. Gemeinsam gingen sie so dicht sie konnten an der Wand entlang zu ihrer Zelle. Erst dort stellte Ian fest, dass zwei der anderen Betten besetzt wurden waren. „Och nö, jetzt darf ich mich mit zwei weiteren Idioten um die Dusche kloppen. Das ist ja nicht zu glauben. So ein Mist.“ „Also wir lassen dir gerne den Vortritt!“ „Hä, wie jetzt…oh, dann seit ihr die zugezogenen…hätte ich mir ja eigentlich nach dem heutigen Tag denken müssen. Na ja zumindest habe ich keine Spinner als neue Zimmergenossen.“ Ian setzte sich nach diesen Worten auf sein Bett. Er und sein derzeitiger Zimmerpartner hatten die beiden unteren Betten bezogen. Aus irgendeinem Grund hielten sie es für sicherer. Besonders nach den ersten Trainingseinheiten waren sie froh über diese Entscheidung, denn so müde wie sie nach diesen waren, konnten sie einfach ins Bett fallen und mussten vorher nicht die wackelige Leiter hochklettern. „Ich schätze Mal ihr habt eure Sachen vor die Schränke gestellt, da ihr nicht wusstet, welche Betten schon besetzt waren, was. Also weise ich euch mal kurz sein. Dieses Bett gehört mir, das untere dahinten Spencer, der wird von den meisten jedoch als blonder Riese bezeichnet, also falls ihr das Synonym hört, dann ist er gemeint. Ich werd meistens als lila Zwerg bezeichnet, nur um Missverständnisse ein für alle Mal aus dem Weg zu räumen. Allerdings rate ich euch diese Synonyme nie selber in den Mund zu nehmen, sonst könnt ihr euch schon mal ein Grab schaufeln. Verstanden?“ „Klar.“ Mit dieser Antwort gab sich Ian zufrieden, bis ihm noch etwas einfiel. Kurzum wendete er sich an den rothaarigen. „Hey Tala, wunder dich nicht, wenn irgendwer von einem Rotschopf redet, damit wird man dich wahrscheinlich demnächst bezeichnen. Jeder der hier auffällt kriegt früher oder später einen Spitznamen, dass muss man einfach akzeptieren, oder zumindest früh genug damit anfangen jeden der diesen benutzt zusammen zu schlagen. Allerdings kann sich der Prozess, wie man bei Spencer sieht über Jahre ziehen. Er ist übrigens schon seit zwei Jahren hier. Vielleicht sogar etwas länger…“ Nach diesen Worten schwieg Ian wieder. Spencer war so ziemlich der einzige, mit dem er sich verstand. Es war nicht so, dass sie viele Worte wechselten, doch ab und zu hielten sie sich gegenseitig über die wichtigsten Dinge auf dem Laufenden. Insgeheim fragte er sich ja was den blonden dazu gebracht hatte eine Prügelei anzuzetteln, immerhin müsste er wissen, dass man sich nicht mit Edgar anlegte. Besonders nicht, wenn dieser eine Auseinandersetzung provoziert. Man geht ihm dann aus dem Weg und lässt sich nicht auf die Provokationen ein. Obwohl, Spencer war schon immer etwas aufbrausend, wenn es um Provokationen ging, dass würde sich wahrscheinlich auch nicht mehr ändern. Es sei denn Boris ließ ihn als Strafe durch die Hölle laufen. „War Spencer nicht derjenige, der die Prügelei angefangen hat.“ „Genau, jedenfalls wenn man dem Jungen trauen kann und in gewisser Weise bezweifle ich das nicht im Geringsten. Dieser Idiot ist meistens ziemlich aufbrausend und denkt nicht mehr nach wenn er wütend ist. So jetzt aber mal zu den allgemeinen Regeln.“ Ian machte eine kurze Pause und kramte etwas unter seinem Bett hervor. Wenig später hob er einen gefalteten Zettel triumphieren in die Höhe und faltete ihn anschließend aus. „Wisst ihr, eigentlich sind die Regeln hier einfach. Sei gut im Beybladen und halt dich aus jeglichen Konflikten raus. Das als kleiner Leitsatz. Allerdings gibt es ein paar allgemeine Hinweise die nur diejenigen betrifft, die in diesem Zimmer unterkommen. Erstens…“ Mit einem flüchtigen Blick überflog er den Zettel in seiner Hand. Er hatte die meisten Regeln selbst wieder vergessen, da er sich nur an den Leitsatz hielt, meistens jedenfalls, doch das war keine wirkliche Garantie für ein unbeschwertes Leben. Besonders nicht, wenn man mit jemanden wie Spencer in einem Zimmer lebte. „…die Zimmer müssen Tag und Nacht in Ordnung gehalten werden. Ist das nicht der Fall, müssen alle Zimmerbewohner dafür bezahlen. Das heißt übersetzt, wenn ihr eure Sachen quer durch den Raum verteilt, bekommen wir nicht nur von den Wachen ärger, sondern ihr auch mit uns und glaubt ihr, ihr wollt nicht auf Spencers schlechte Seite kommen…zweitens was in diesem Zimmer vor sich geht bleibt auch hier drin. Schwärzt ihr uns in irgendeiner Art und Weise an, werdet ihr eures Lebens nicht mehr froh. Es ist nicht erlaubt irgendjemanden von den Inhalten unserer Gespräche zu erzählen, oder von bestimmten Eigenheiten, die andere benutzten könnten um uns zu Schaden und vor allem…“ „Ist ja gut, wir haben es ja verstanden…“ „Das hoffe ich. Drittens gegen andere Zimmerverbände halten wir zusammen, es sei denn ihr wollt dass wir euch in den nächsten Konflikt werfen und euch als schuldige präsentieren. Wie vorhin erwähnt, jeder bedankt sich für einen derartigen Vorschlag. Viertens wenn ihr nicht auf unsere schlechte Seite kommen wollt, dann haltet ihr euch von Typen wie Edgar fern, es sei denn ihr wollt die nächsten Tage vor der Zimmertür schlafen. Das letzte was wir hier brauchen sind noch mehr Heuchler.“ „Ist das nicht so ähnlich wie die zweite Regel.“ Bryan sah den kleineren daraufhin grübelnd an. Dieser zuckte daraufhin lediglich mit den Schultern, doch auch dessen Antwort viel ziemlich ernüchternd aus. „Keine Ahnung. Wir haben einfach alles aufgeschrieben, was uns in den Sinn gekommen ist, also beschwert euch nicht. Apropos beschweren. Wenn ihr ein Problem habt dann regelt es mit der betreffenden Person und zieht nicht mit anderen über diesen her. Regel 6, nehmt ein allgemeines Synonym in den Mund und ihr werdet es bereuen, aber das habe ich euch ja schon mal angedroht. Siebtens die Sachen der anderen sind Tabu. Niemand fasst etwas an, was ihm nicht gehört, es sei denn man bekommt die Erlaubnis dazu. Wenn einer sich in Schwierigkeiten gebracht hat, ist es niemandes Pflicht sich einzumischen. Jeder badet seine Konsequenzen selbst aus und zieht niemanden aus dem Zimmer mit ein. Falls doch, so muss er sich vorher die Erlaubnis holen. Neuntens nur Personen des Zimmers dürfen dieses auch betreten. Erst bei einstimmiger Entscheidung dürfen auch andere hinein. Jeder der das Zimmer unbefugt betritt muss damit rechnet hinausgeprügelt zu werden. Wobei dass eher weniger der Fall ist, aber wenn wir die betreffende Person nicht leiden können, kann es durchaus passieren. So jetzt aber zum letzten Punkt. Nach Einschluss wird nicht mehr geredet und wenn doch dann so leise, dass unbeteiligte nichts von dem Gespräch mitbekommen. Verstanden?“ „Klar doch!“ „Gut, dann unterschreibt.“ „Wie bitte?“ „Ein kleiner Vertrag zwischen Spencer und mir. Schreibt eure Kürzel, oder unterzeichnet sonst wie, aber tut es. Damit bestätigt ihr, dass ihr die Regeln kennt und dass ihr, falls ihr gegen irgendetwas verstoßt uns das Recht gebt euch ungestraft zur Rechenschaft zu ziehen.“ „Spencers Idee?“ „Yapp. Eine seiner besten, wenn ich ehrlich sein soll.“ Die beiden Neulinge dachten sich nicht viel dabei und befolgten einfach die vorige Anweisung des Lilahaarigen. Viel hatten sie ja nicht zu verlieren. „Oh, Tala, das Bett würde ich nicht nehmen, sonst bekommst du schnell Ärger mit Spencer, der hat es nicht so gerne wenn jemand über ihm schläft.“ „Wieso schläft er dann nicht oben.“ „Weil er nicht runterfallen will. Die unteren Betten sind die praktischen, da kommt man nämlich am besten rein und auch am besten raus, selbst wenn man sich fallen lässt.“ „Wer tut das denn freiwillig.“ „Spencer. Ich auch manchmal, aber nur wenn ich mich nicht dazu bringen kann aufzustehen, dass hilft echt. Außerdem ist diese Methode nicht so schmerzhaft wie die Bestrafung die man bekommt, wenn man nicht zur rechten Zeit aufsteht.“ „Wird hier auch irgendetwas nicht bestraft?“ „Öhm, eine gute Frage.“ Noch ehe Ian weiter nachdenken konnte, bekam er schon ein Kissen ins Gesicht. Zuerst sah er den Werfer einige Minuten verdutzt an, bis er es zurück warf. „Wisst ihr, ich glaub ich kann mit euch beiden leben.“ Mit diesen Worten ließ sich Ian in sein Bett zurückfallen. Er hätte es wirklich schlechter treffen können. --- Kapitel 4: Prüfungstag ---------------------- Kapitel 4: Prüfungstag Der nächste Tag verlief ziemlich stressig. Bryan und Tala wussten nicht wie lange sie geschlafen hatten, doch für ihren Geschmack war es definitiv zu kurz. Oder es lag einfach an der Tatsache wie sie geweckt wurden, die zumindest Bryan Kopfschmerzen bereitete. Denn aus irgendeinem Grund hatte ihm Ian so laut es ihm Möglich war ins Ohr geschrieen. Vor lauter Schreck war er aus seiner schlafenden Position hochgefahren und deshalb mit dem Kopf gegen die Oberseite des Bettes geknallt. „AUFSTEHEN!“ „Was…au!“ „Ich sag doch raus fallen lassen ist praktischer, besonders wenn man so groß ist wie du…Hey Tala, aufstehen.“ „Was machst du eigentlich für einen Wind!“ „Morgentraining. Es ist Montag, das heißt dass man um 5:00 Uhr in dem Trainingraum sein muss und wir sind schon spät. Also zieht euch an, sonst geh ich ohne euch.“ Nach diesen Worten wagte keiner mehr zu protestieren, sondern fügten sich Ians Aufforderung. Wenig später waren sie auch schon angezogen und folgten Ian, welcher in diesem Moment aus dem Zimmer getreten war und mit schnellen Schritten erst durch die Haupthalle und anschließend durch einige der dunklen Korridore lief. „Wisst ihr was das Katastrophale an dem ganzen Frühaufstehen ist?“ „Du wirst es uns wahrscheinlich gleich sagen.“ „Genau. Es ist die Tatsache, dass sowohl Spencer als auch ich eher zu den Langschläfern gehören. Einer von uns verschläft eigentlich immer. Besonders wenn wir allein in dem Zimmer sind, passiert das regelmäßig. Also wenn ihr früher wach werdet als wir beide weckt uns. Oder wir lassen euch das nächste Mal liegen.“ „Können wir einrichten.“ „Sag mal, Ian, was ist da eigentlich los?“ Ian sah bei diesen Worten wieder nach vorne und beobachtete das Treiben vor ihm eine Weile. Auch er fragte sich in gewisser Weise was hier los war, denn normal war das Gedränge nicht. Man hatte die übliche Formation aufgelöst und jeder stand für sich und versuchte sich so weit wie möglich vom Zentrum des ganzen zu entfernen, während mit der gleichen Kraft einige Neugierige versuchten dorthin zu gelangen um zu sehen was dort vor sich ging. Ian selbst befand sich genau zwischen den Sog. Die Neugier war da, doch die Erfahrung hielt ihn davon ab dem Strom nachzugeben. Was ihm jedoch nicht weiter half, da er schon von den Massen hinter ihm zum Zentrum gedrängt wurde. Allerdings war er nicht der einzige. Denn auch Tala und Bryan konnten sich nicht wirklich gegen die geballte Kraft wehren. „Das ist definitiv nicht normal…Hey Leute hört auf zu drängeln ich will diesen Tag noch überleben verstanden.“ Ohne weiter über sein Handeln nachzudenken schlug er jemanden, der vor ihm stand in den Rücken, welcher daraufhin sofort zur Seite wich. Wenig später kam er mit seinen neuen Zimmergenossen im Zentrum an und stellte etwas trocken fest, dass die Aufseher die Anwesenden von einer Arena zurückhielten. Es war eine Reaktion, die nicht allzu oft vorkam und nur einen einzelnen Schluss zuließ, der ihn jedoch nicht sonderlich beharkte. Denn soweit er sich erinnerte, sind solche Ereignisse nie gut ausgegangen und wer wusste schon, wer dieses Mal dran glauben muss. „Oh man, sag bloß nicht es gibt schon wieder einen Prüfungstag.“ „Einen Prüfungstag?“ „Oh richtig ihr seit erst seit einigen Tagen hier. Also einmal in Monat oder auch öfters, dass kommt in gewisser Weise auf Boris Laune an, gibt es einen Prüfungstag. Das heißt, dass zwei ausgewählte Blader gegeneinander kämpfen müssen. Einerseits ist das eine gute Gelegenheit um seine Stärke zu beweisen, aber wenn man verliert…“ Ian beendete seinen Satz nicht, sondern sah sich stattdessen in dem Raum um. Noch hatte sich niemand zu der Arena begeben. Was darauf schließen ließ, dass die ausgewählten Kämpfer entweder noch nicht bekannt waren oder dass diese noch nicht zu der Gruppe gestoßen waren bzw. durch die Massen durchschlagen konnten. Normalerweise bekam man vor dem eigentlichem Termin Gerüchte über die Kämpfer des Prüfungstages mit, doch dieses Mal schien es alles Topsecret zu sein. Das war nicht normal. Da konnte man nur hoffen, dass Boris nicht einen selber ausgewählt hatte. „Was passiert wenn man verliert?“ „Keine Ahnung, dass hat noch niemand raus gefunden. Die Verlierer kommen zwar irgendwann wieder, sind aber total verändert. Die meisten sind nicht mal mehr dazu in der Lage ihren Blade zu halten, geschweige denn ihn zu starten. Ich hoffe nur, dass er mich nicht auswählt.“ Mit diesen Worten beendete Ian seine kleine Aufklärung, doch schon kurz daraufhin meldete sich ein weiterer Junge mit blonden Haaren zu Wort, der scheinbar in Plauderstimmung war und ihre Unterhaltung dafür benutzte um seiner Laune nachzugehen. „Bin ja mal gespannt wer dieses Mal dran glauben muss! Ich bin jedenfalls sicher, dass ich es nicht sein werde. Und nur mal unter uns ein paar Leute hätten eine Niederlage durchaus verdient.“ „Ach Spencer, auch mal wieder da. Ich hab dich gestern gar nicht mehr gesehen.“ „Sehr witzig Ian, wirklich. Mittlerweile müsste jeder mitbekommen haben, was gestern passiert ist. „Allerdings. Ich hab die Information sogar First klass bekommen…ach das sind übrigens Bryan und Tala. Sie sind seit gestern mit uns in einem Zimmer, also gewöhn dich schon mal an sie. “ „Freut mich und werd ich. Ich bin übrigens Spencer, aber das habt ihr wahrscheinlich schon mitbekommen. Und ich schätze, dass wir allein für diese Vorstellung doppeltes Training absolvieren müssten. Jedenfalls wenn es jemand mitbekommt.“ Ian konnte Spencer nur zustimmen. Im Prinzip durfte man sich während des Trainings oder bestimmten Kämpfen nicht unterhalten, doch im Moment war es einfach zu wuselig um die genaue Quelle herauszubekommen, weshalb es nicht so schlimm war. „Oh ja. Das kannst du laut sagen. Hey seht mal der erste Kämpfer ist Edgar, dass kann vielleicht doch ganz interessant werden. Vielleicht kriegt er ja heute mal sein Fett weg, gönnen würde ich es ihm.“ „Wohl kaum, obwohl es mir auch lieber wäre. Allerdings gehört dieser Typ zu den besten Bladern die hier leben. Also ist seine Niederlage eher unwahrscheinlich.“ „Ja leider.“ Noch bevor einer von den Jungs etwas sagen konnte, wurde ein kleiner Junge in zur Arena geleitet, der alles andere als begeistert schien. „Hey, lasst los, ich kann auch alleine gehen.“ Mit einer schnellen Bewegung hatte er die Hände der Wachen abgeschüttelt und warf diesen hinterher nur einen giftigen Blick zu. Dann jedoch wendete er sich von diesen ab und ging zur Arena, wo er sich seinem Gegner gegenüber stellt. Ian und Spencer konnten daraufhin ein amüsiertes Grinsen nicht verbergen. Dieser Junge war schon immer ein Fall für sich. „Definitiv keine Chance auf eine Niederlage, schade. Der Kleine tut mir irgendwie Leid, hält sich aus den allgemeinen Konflikten raus und dann dass...“ Ian stimmte Spencer bei diesen Worten nur zu. Wahrscheinlich hatte der Junge es letzten Endes doch mit seinem Verhalten übertrieben. Wahrscheinlich war der Kleine der einzige, der den Wachen so provokativ entgegen trat. Gut, sie redeten auch schlecht über diesem, doch in deren Gegenwart würden sich so etwas nie erlauben. Höchstens dann, wenn sie sich sicher waren, dass diese nichts davon mitbekamen, doch in solchen Fällen hatten diese Typen ein gutes Gehör. „Stimmt. Aber meinte Boris nicht, dass der Junge selbst gegenüber den Stärksten Bladern nicht hoffnungslos unterliegen würde? Vielleicht hat der Junge ja doch eine minimale Chance gegen Edgar.“ „Gegen Edgars brutale Stärke. Der ist beim ersten zusammenprall raus, soweit ich dass nämlich mitbekommen habe setzt der Junge auf Balance. Edgar allerdings auf Angriff, dass kann nicht gut gehen.“ Ian sagte daraufhin nichts, sondern sah wieder zu dem recht ungleichen Gegnern. Der rotäugige war mindestens zwei Köpfe kleiner als Edgar und auch dessen Blade schien etwas kleiner zu sein. Allein das waren keine guten Vorraussetzungen für einen Sieg, besonders wenn man berücksichtigte, dass Edgar länger bladete als dieser. Weiter konnte er jedoch nicht darüber nachdenken, da ihn Talas Stimme aus den Gedanken riss. „Hey Bryan, dass ist doch wieder dieser Junge…“ „Ihr kennt ihn?“ „Kennen ist übertrieben, er hat uns lediglich einige nützliche Tipps gegeben, nicht das wir sie befolgt haben, aber trotzdem…Weißt du wer er ist, Ian konnte uns die Frage nicht richtig beantworten.“ „Gute Frage, ich hab ihn das erste Mal vor ca. einem Jahr gesehen, jedenfalls wenn ich mich richtig erinnere. Ich konzentrier mich auch mehr auf das Training als auf die anderen hier. Aber ich denke das sollten wir später diskutieren. Es geht gleich los.“ Nach Spencer Worten herrschte Stille und jeder wendete sich zu der Arena. Beide Jungs wirkten mehr als gelassen fast so als wären sicher, dass sie gewinnen würde. Doch der Schein konnte trügen. Immerhin ging es hier um alles. Den Verlierern war nie ein Comeback gelungen und es gab meistens nur eine Chance. Doch es war deutlich, dass eine zweite Chance sowieso nichts bringen würde, dafür war die Erfahrungen im Bestrafungsraum, in den diese nach ihrer Niederlage wussten einfach zu schrecklich, als dass sie sich noch einmal dazu aufraffen konnten einen Blade in die Hand zu nehmen. Irgendwann hatte man diejenigen, denen das passiert war vergessen. Wahrscheinlich wurden diese dahin zurück geschickt, wo man sie aufgelesen hatte. Ob das jedoch ein Fluch oder Segen war, konnte keiner sagen. Denn solange sie das taten und leisten konnte, was man von ihnen erwartete mussten sie nicht jeden Tag auf neue darum bangen einen Schlafplatz oder etwas zu Essen zu finden. Zwar gab es auch hier Tage, an denen sie nichts zu essen bekamen, doch das war größten Teils ihre eigene Schuld. „Ich weiß zwar nicht, wieso ich immer die schwachen Gegner kriege, aber beschweren werde ich mich sicherlich nicht deswegen. Es macht das Leben so viel einfacher.“ „Für jemanden der die Hosen voll hat, sobald es zu einer richtigen Herausforderung kommt, nimmst du deinen Mund jetzt ziemlich voll.“ „Vorsicht…“ Noch bevor Edgar seine Drohung weiterführen konnte, wurden beide schon von einer der Wachen angeschnauzt, woraufhin sie sofort verstummten und der Aufforderung des Mannes nachgingen. „Hört auf zu reden und macht euch Kampfbereit.“ Nach weniger als 1 Minute wurde der Kampf auch schon eröffnet und die beiden Blade landeten in der Arena. Der blaue Blade des jüngeren raste an der Beyarenenwand entlang, bevor er eine Kurve machte und auf den gegnerischen Blade, der in der Mitte der Arena kreiselte, draufhielt. Wenig später kollidierten die beiden Blades. Mehr passierte jedoch nicht, außer dass sein Gegner bei dieser Aktion sein fieses Grinsen nicht für sich behalten konnte. „Glaubst du wirklich, mich so besiegen zu können. Träum weiter.“ Mit diesen Worten wurde der blaue Blade an den Rand der Arena befördert. Gerade noch rechtzeitig konnte dieser sich dort halten und seinen Kampf weiterführen. „Dein Blade ist viel zu schwach um es mit meinem aufzunehmen. Ich schätze damit steht der Sieger wohl fest.“ Jeder wusste, dass die beiden Blader nicht viel von dem jeweiligen anderen hielten. Was besonders daran lag, dass Edgar schon mehr als einmal versucht hatte seinen Partner loszuwerden. Doch aus irgendeinem Grund war dieser nie in dessen Falle getappt und auch soonst schien der Junge bei Boris mehr angesehen zu sein als die restlichen. Im Klartext hieß dass, das Edgar eifersüchtig auf den rotäugigen war und deshalb alles versuchte um ihn aus Boris Gunst herauszuholen und diese selber einzunehmen. Sie schenkten sich absolut nichts und mittlerweile war ein regelrechter Krieg zwischen den beiden ausgebrochen. Keiner, den sie mit physischer Kraft oder mit den Beyblades ausführten, sondern mittels Streichen die sie gegeneinander richteten. „Noch nicht.“ Ohne weiter auf irgendetwas zu achten schoss der blaue Blade ein weiteres Mal auf den Gegner zu und schaffte es dieses Mal sogar ihn etwas von dessen derzeitigen Position zu verdrängen. Allerdings schien Edgar diese Tatsache nicht sonderlich zu beeindrucken, was wohl hautsächlich daran lag, dass er nicht dagegen hielt. Er zögerte das Ende des Kampfes gewollt etwas heraus. Immerhin wollte er seinen Triumph voll auskosten. Der kleine mochte zwar gut sein, doch er war trotz allem einige Stufen über diesem und dass würde er jetzt ein für alle mal beweisen. Edgar wusste genau, dass sein Blade, den Angriffen des Gegnerischen Blades locker standhalten konnte. Darüber hinaus war der dazugehörige Blader nicht für seine Stärke, sondern viel mehr durch dessen Intelligenten Spielzüge bekannt, doch davon sah Edgar im Moment überhaupt nichts. In gewisser Weise wunderten ihn die ständigen Angriffe schon, sollte man doch meinen, dass dieser schlauer wäre als immer wieder mit Gewalt gegen dieselbe Mauer zulaufen. Allerdings dachte er sich nichts weiter dabei, sondern schob es auf die derzeitige Situation. Immerhin bezweifelte er dass dieser Fähig war bei so einem wichtigen Kampf die Nerven zu bewahren. Der Gedanke, dass hinter den Angriffen Taktik stecken konnte, um ihn in Sicherheit zu wiegen kam ihm gar nicht erst. „Komm schon!“ „Zwecklos. Ich hab es dir doch erklärt. Dein Blade ist meinem gegenüber nur ein wertloses Stück Metal. Also beenden wir den Zirkus.“ Noch bevor jemand reagieren konnte, wurde der blaue Blade wieder Richtung Arenenrand gestoßen, kreiselte die sich hinter ihm befindende Wand hinauf und stieg steil in die Luft, wo er sich langsam um sich selbst drehte. Während die meisten bei dieser Aktion nur den fliegenden Blade betrachteten, bemerkten nur wenige, wie sich auf dem Gesicht des rotäugigen ein leichtes Lächeln bildete. Bis zu dem Punkt lief für ihn absolut alles wie geplant, jetzt musste er seinen nächsten Angriff nur richtig platzieren. „Das war’s wohl.“ Edgar merkte davon jedoch nichts und schenkte seinem Gegner daraufhin nur ein zufriedenes Grinsen: Doch er sollte feststellen, dass er sich etwas zu früh gefreut hatte. Denn zur Verwunderung aller flog der blaue Blade nicht aus Arena sondern zurück zum Zentrum. „Noch nicht!“ Bei diesen Worten krachte der blaue Blade von oben gegen die Seite des gegnerischen Blades und beförderte ihn im hohen Bogen zum Arenenausgang. In diesem Moment konnte man den Schock und die Angst in den Augen von Edgar erkennen. Man erkannte, dass dieser seinen Blade schon aus der Arena fliegen sah, doch dann kam es doch anders als erwartet. Es wäre ein perfekter Sieg gewesen, jedenfalls wenn der Blade nur um einige wenige cm höher in die Luft geflogen wäre. So allerdings schlug er nur gegen die Arenenwand und prallte dort ab. Durch puren Zufall wurde der Blade wie der seines Gegners zurück in die Arena geschleudert und kollidierte seinerseits mit diesem. Beide Blade wurden daraufhin vom Zentrum zurückgestoßen. Während Edgars ein weiteres Mal an den Rand prallte anschließend Taumelnd wieder zurück glitt hatte sein Gegner nicht so viel Glück, da der Winkel einfach zu steil war, als dass sich der Blade noch in der Arena halten konnte. Aus diesem Grund flog er ohne weitere umschweifen aus dieser heraus und landete vor den Füßen einer der Wachmänner. Alles was man daraufhin noch hören konnte war das knacken des Blades, welches von dem Fuß des Wachmannes zerquetscht wurde. Die Tatsache, dass der Blade weiterhin dort kreiselte und nur einige weitere Sekunden gebraucht hatte um zurück in die Kampfarena zu gelangen um dort weiter zukämpfen, interessierte ihn nicht. Der Blade der die Kampfarena verließ hatte verloren, egal wie viel Spinn er noch hatte. Die beiden Blader schienen derweil zu Stein erstarrt zu sein. Edgar, da er den Schock, dass sein eigener Blade beinah aus der Arena gekickt wurde noch nicht überwunden hatte und sein Gegner, weil dieser den Kampf trotz der guten Strategie verloren hatte. Der Wachmann allerdings ließ sich von dem Verhalten der Jungs nicht berühren, sondern ging seiner auferlegten Pflicht nach. Ein verlorener Kampf war ein Versagen des Bladers und der musste bestraft werden. Ohne groß über die Bedeutung dieser Aufgabe nachzudenken, griff er den Jungen am Arm und zog ihn grob von der Arena weg. Anstatt jedoch wie andere, nach dieser Aktion um Gnade zu betteln, wand der Junge sich nur mit einer schnellen Bewegung aus dem Griff des Mannes und sah ihn mit einem schon fast tödlichen Blick an. „Ich hab doch gesagt ich kann alleine gehen!“ „Achte auf deinen Ton und jetzt vorwärts.“ Mit diesen Worten schubste er den Jungen in Richtung Tür. Scheinbar war er nicht einverstanden, dass dieser ihn so frech kam. Trotz allem schaffte der Junge es noch einen letzten warnenden Blick an Edgar zu richten. In jeder anderen Situation hätte man diesen Blick ernst genommen, doch keiner konnte sich vorstellen, dass dieser die in dem Blick enthaltene Drohung wahr machen würde. Als der Wachmann mit dem Jungen aus der Tür des Trainingsraum verschwunden war und nur noch die restlichen jungen Jungs in dem Raum standen, hatte sich auch Edgar wieder beruhig und fing triumphierend seinen Blade wieder auf. Wobei klar war, dass dieser keine weiteren 5 Sekunden weiter gekreiselt hätte, doch das schien dieser nicht bemerkt zu haben, oder zumindest ignoriert zu haben, da er ziemlich schnell wieder seine arrogante Art zum Vorschein kommen ließ. „Scheint so als wäre ich weiterhin ungeschlagen.“ „Das war reines Glück, Arschloch. Er hätte dich besiegt, wenn dein Blade nicht gegen die Randerhöhung geknallt wäre.“ Diesen Spruch konnte Tala einfach nicht für sich behalten. Er war einer der wenigen gewesen, die sich nicht nur auf die Blades konzentriert hatten. Ihm war nicht entgangen, dass hinter den Angriffen ein gewisse Methode hinter steckte, auch wenn er sie nicht erkannt hatte. Um genau zu sein hatte er Edgars Gegner die Daumen gedrückt, doch scheinbar hatte es nicht wirklich geholfen. Das war auch der Grund wieso er sich nicht zurück halten konnte. Er wollte zumindest erreichen, dass dieser nicht so tun konnte, als wäre der Sieg ein Kinderspiel gewesen und dabei war es ihm sogar egal was das für ihn bedeutete. „Pass auf, sonst geht es dir genauso. Und nur zwischen uns, es zählt der Sieg und nicht der Weg dorthin.“ „Lass es, das bringt nicht. In diesem Fall muss ich Edgar beipflichten. Bei solchen kämpfen zählt nun mal das Ergebnis, nicht die Methode.“ „Ja aber…“ „Ah Ian ,Spencer, lange nicht mehr gesehen. Was machen die Zellen? Sind sie immer noch so kalt wie früher.“ Schneller als irgendjemand es realisierte hatte Spencer daraufhin seine Faust geballt und diese mit dem Gesicht des Sprechers kollidieren lassen. Mochte zwar sein, dass dieser besser im Bladen war, dass dieser älter war als er selbst, doch eines änderte es nicht. Er selbst war ersten größer und zweitens physisch Stärker als dieser Typ. Bevor sich das ganze jedoch in eine Schlägerei entwickeln konnte, zog er Tala mit sich und verschwand aus dem Raum. Bryan und Ian zögerten derweil nicht lange und folgten den beiden. Bryan tat es, da er immer noch das Gefühl hatte auf Tala aufpassen zu müssen und Ian einfach nur weil er sich sonst früher oder später nicht mehr vor lachen hätte halten können. „Du bist einfach verrückt. Ich hab echt noch nie jemanden gesehen, der sich getraut hat Edgar eine zu langen, besonders nicht zwei Mal innerhalb von 24 Stunden. Einfach genial.“ „Schön das es dich amüsiert, Ian. Ich find es nicht so lustig. Das bringt mir höchst wahrscheinlich wieder einige Stunden Zellenaufenthalt ein.“ „Ach das war die einzige Strafe, die du für die Prügelei bekommen hast? Aber verrat mir mal was. Warum hast du es dann gemacht?“ „Weil es mal gemacht werden musste, er hat es verdient und sonst traut sich keiner! Und ja wegen ihm durfte ich satte 23 Stunden in dieser blöden Zelle verbringen und gleich daraufhin wieder am Training, welches gerade angefangen hatte, teilnehmen.“ „Das soll einer verstehen!“ Ian schüttelte daraufhin nur den Kopf. Er verstand wirklich nicht wieso Spencer sich so aufregte, denn hätte er die Strafe dafür nicht für akzeptierbar gehalten hätte er es auch nicht getan. Darüber hinaus reichte bei Edgar nur ein falsches Wort und man kann sich in der dunklen Zelle wieder finden. Es gab nicht schlimmeres als Strafe für Rivalitätsgehabe. „Sag mal, gibt es eine Chance, dass er das unbeschadet übersteht.“ „Wer? Edgars Gegner. Die Chancen sind ziemlich gering, besonders wenn er weiter darauf aus ist die Wachen zu provozieren...“ Weiter kam Spencer nicht, da sich schon Ian einmischte, der sich dessen Meinung nicht so ohne weiteres anschließen konnte. In gewisser Weise war er über das Verhalten des rotäugigen immer noch etwas geschockt. Die meisten hätten in seiner Situation um gnade gewinselt. Nie zuvor hatte es jemand gegeben, der seine Niederlage so hinnahm wie dieser es getan hatte. „Da bin ich mir nicht so sicher, ich meine ich hab nie zuvor jemanden so mit den Wachen umspringen sehen wie ihn. Vielleicht ist er ja stärker und hält die Folter durch…“ „Der Kampfgeist ist wirklich beeindruckend, doch wenn es darum geht den Blader nach einer Niederlage disziplinarisch auf den Boden zu bringen, dann ist das eher unwahrscheinlich. Egal wie stur er ist, wenn die Wachen ihn auf dem Boden kriechen sehen und um Gnade winseln hören wollen, dann erreichen sie es auch.“ „Wahrscheinlich hast du recht Spencer. Trotzdem, der Gedanke wäre schon witzig. Stell dir dass doch mal vor…“ „Lieber nicht. Die Typen haben ihre Methoden und ich glaube, wenn sie ihn nicht klein kriegen, dann lassen sie ihre Wut an uns aus.“ „Schon wahr, dass wäre nicht so angenehm.“ „Sag ich doch. So und ihr zwei seit nun mit uns in einem Zimmer?“ Völlig von dem Themenwechsel geschockt, nickte Tala nur, während Bryan die Frage für sie beide beantwortete. „Ja!“ „Ich hoffe ja mal sehr, dass keiner über mir liegt!“ „Nein!“ „Gut, das letzte was ich heute brauche ist, dass das Bett zusammenkracht. Ich meine das Bett halte ich ja vielleicht noch aus, aber Bett und Personen, die auf mich drauf fallen. Nein danke, da lege ich mich eher mit Boris an. “ „Also das will ich sehen.“ „Klappe Ian, du weißt, dass das eine Redenswendung ist.“ „Wäre trotzdem mal amüsant.“ „Kann ich mir vorstellen, besonders wenn du selbst fünf Meter weit weg bist, nicht... Passt ja auf den Giftzwerg auf, der sticht noch mal irgendwem ein Messer in den Rücken.“ „Ja klar und wenn dann aber keinem von euch.“ „Das will ich auch hoffen, sonst dürfen wir den Mist aufwischen.“ „Sagt mal seit ihr immer so…“ „Gewöhn dich dran. Dass ist die einzige Möglichkeit um etwas lachen zu können.“ Bryan und Tala nickten daraufhin nur. Mittlerweile hatten sie das Gefühl, als hätte jeder der hier lebte einen weg. Allerdings waren ihre beiden Zimmergenossen nicht so verrückt, dass sie mit diesen nicht in einem Zimmer leben konnten. Sie konnten im Prinzip vom Glück reden, dass sie nicht mit diesem Edgar oder den so genannten Langfingerzwillingen in einem Zimmer waren, denn das hätten sie wahrscheinlich nicht überlebt. - In einem anderen Komplex der Abtei - In einer dunklen Zelle hatte sich ein Junge in die hinterste Ecke verkrochen und mit den Armen seine Beine umschlossen. Sein Kopf lag auf seinen Knien und er versuchte mit geschlossenen Augen den Anflug von purer Verzweiflung zurückzudrängen. Wie konnte er diesen Kampf nur verlieren, er wusste doch was auf dem Spiel stand, wieso musste er sich ausgerechnet in diesem Kampf verschätzen. Keiner hatte die Strafe für so ein Versagen jemals überstanden, es spielte keine Rolle wie lange sie hier waren oder wie schwer sie verloren hatten, jeder sah nach einer solchen Strafe gleich aus. Der Kampfgeist eines jeden wurde gebrochen und einige von diesen hatten einen starken Willen. Das schlimmste war jedoch immer noch das warten. Das warten auf die Strafe. Eine Strafe, der er nicht entkommen konnte. Darüber hinaus hatte er von Boris oder den Wachen keine Gnade zu erwarten, dafür hatte er diese einmal zu viel provoziert. Noch bevor er sich weitere Gedanken über die bevorstehende Strafe machen konnte, hörte er, wie die Tür des Korridors zuschlug. Dann herrschte für einige Sekunden stille. „Lasst uns allein.“ „Jawohl Gaspadin.“ Die Wachmänner verbeugten sich kurz vor dem lilahaarigen, bevor sie den Raum verließen und diesen mit dem Jungen, der in einer der Zellen saß, allein ließen. Boris blickte den Jungen für einen Augenblick an, dabei konnte er sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Sein Plan hatte tatsächlich funktioniert, obwohl es nach Aussagen des Wachmannes ziemlich knapp war. Im Prinzip war der Sieg Glück, doch das war, solange er sein Ziel erreicht hatte unwichtig. Generell könnte er die Bestrafung des Jungen sofort befehlen, doch für diesen Jungen hatte er so etwas wie Gnade nicht geplant. Je länger die Jungen in der Zelle saßen, desto eher kriegte man sie am Ende auf dem Boden. Und er war sich sicher, dass der Junge vor ihm noch nicht die Angst verspürte, die er verspüren sollte. Die Haltung war eindeutig, es war offensichtlich, dass er versuchte die Angst und die Verzweiflung zurückzudrängen. Das allerdings würde er nicht zulassen. Mit diesen Gedanken holte er sein Schlüsselbund hervor und ließ die Schlüssel daran laut klimpern, bevor er die Tür zur Zelle aufschloss. „Steh auf.“ Bei diesen Worten hob der Junge lediglich seinen Kopf und blickte ihn mit einem eigenwilligen Blick an. Einen Blick, den er noch nie leiden konnte. Dieser Blick zeigt eine Sache, die nicht in seine Abtei passte. Rebellion. Der Junge war schon immer aufsässig gewesen, doch scheinbar ließ ihn der Gedanke, dass er eh nichts mehr zu verlieren hatte, diese Eigenschaft noch verstärken. „Ich sag es nicht noch einmal.“ Dieses Mal hatte Boris einen schneidenden Ton angenommen. Ein Ton der bewirkte, dass der Junge nun doch aufstand, jedoch nicht wagte dessen Blick von dem seinigen abzuwenden. So wie es aussah wollte dieser seinen Widerstand so lange aufrechterhalten wie er konnte. In solchen Momenten fragte sich Boris wirklich, ob dieser Junge extrem mutig oder nur extrem töricht war. Im Endeffekt spielte das jedoch keine wesentliche Rolle, da es ihm eh nichts bringen würde. „Weißt du was mit denen passiert, die ihr Match verlieren?“ Schweigen. Natürlich wusste der Junge es nicht. Wie sollte er auch, er hatte es nie miterlebt und diejenigen, die es getan haben, waren so traumatisiert, dass sie nie wieder ein Wort gesprochen hatten. Bei diesem Gedanken beobachte er den Jungen vor sich genau. „Das interpretiere ich mal als ein Nein…vielleicht sollten wir das mal ändern, meinst du nicht auch, Kai…Mitkomme!“ „Nein!“ Diese Worte kamen schneller aus seinem Mund als dass er über ihre Bedeutung hätte nachdenken können. Was anschließend geschah ging so schnell, dass er selbst es nicht mal verfolgen konnte. Lediglich eins wusste er und zwar, dass er kurz nach dem er die Worte ausgesprochen hatte auf dem Boden lag. Alles was er spürte war wie seine Wange zu schmerzen begann, für alles andere war der Schock über die eben stattgefundenen Ereignisse einfach zu groß gewesen. Allerdings hatte er auch keine Zeit sich von diesem zu erholen, da er schon wieder auf die Beine gezogen wurde. Kurz darauf kollidierte sein Rücken heftig mit der sich hinter ihm befindenden Wand, wo er von Boris Hand an Ort und Stelle gehalten wurde. Er brauchte eine Weile um sich seiner Umgebung wieder bewusst zu werden und entdeckte damit auch erst viel später, dass sich Boris Gesicht rot verfärbt hatte. Auch die Tatsache, dass es vor Wut verzogen war, trug nicht gerade zu einer Verbesserung der Situation bei. „Also wie war deine Antwort noch mal, mein Lieber, denn ich glaube ich hab mich eben verhört.“ Für einen Moment hatte er wirklich das Verlangen mit einem ‚sie haben sich nicht verhört’ zu antworten, doch dafür war Boris im Moment etwas zu aufgebracht. Denn auch wenn es manchmal nicht so wirkte, so war es doch so, dass er wusste, in welcher Situation er den Mund halten musste und das hier war so eine. Insbesondere die Tatsache, dass dessen Hand sich um seinen Hals gelegt hatte und nur ein leichter Druck seitens Boris ausreichte um ihm die Luft abzuschnüren, reichte aus um ihn schweigen zu lassen. Dieses Mal schien seine Taktik jedoch nicht aufzugehen. „Antworte.“ Mit diesen Worten verstärkte Boris seinen Griff um den Hals des Jungen. Dieser reagierte zwar sofort und versuchte dessen Hand wieder zu lösen, doch dafür war Boris einfach zu stark. Dieser hingegen sah sich die Versuche des Jungen einige Sekunden an, bevor er sich dazu entschloss den Prozess etwas zu beschleunigen. Immerhin wollte er den Jungen vor ihm ja nicht umbringen. „Also?“ „Nichts. Ich hab nichts gesagt.“ Als Boris diese Worte vernahm lockerte sich sein Griff um den Hals des Jungen, bevor er ihn letzten Endes ganz löste. Fast zeitgleich ging der Junge auf die Knie und schnappte nach Luft. Ein Anblick, an den sich Boris durchaus gewöhnen könnte. Mit diesen Gedanken ging er in die Knie, packte das Kinn des Jungen und hob es so an, dass dieser ihm in die Augen sehen musste. Was er erblickte war das aufblitzen von Angst, jedenfalls für einen kurzen Moment, solange bis der Junge diese wieder mit Gewalt zurück zwang. Der Junge kannte die Regeln, zeige niemanden deine Angst, doch in seinem Fall, kam die Entscheidung diese Angst zurückzudrängen etwas zu spät. Seine Aktion hatte also trotz allem einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dass dieser versuchte seinen alten Blick wieder aufzubauen, kümmerte ihn nicht wirklich, immerhin war er sich sicher, dass das nicht lange so bleiben würde. Der Junge hatte trotz allem immer noch eine Strafe abzusitzen. „Lass dir dass eine Lehre sein. Niemand widersetzt sich meinen Befehlen, jedenfalls nicht ohne die Konsequenzen dafür bezahlen zu müssen.“ Mit diesen Worten ließ Boris von ihm ab und stand wieder auf. Er wusste dass der Kampfgeist des Jungen noch nicht gebrochen. Betäubt ja aber gebrochen war er noch lange nicht. Es brauchte nur etwas Zeit und dann würde dieser sein rebellisches Verhalten wieder aufnehmen. Und das war auch in gewisser Weise gut so, immerhin hatte er noch etwas mit dem Jungen vor. Denn daraus resultierte seine Stärke als Beyblader. Er wollte dessen Willen nicht endgültig brechen, es ging ihm nur darum dem Jungen Respekt beizubringen. Respekt ihm gegenüber und niemanden sonst. Wenn dieser sich mit den Wachen anlegte, dann konnte er selbst damit leben, doch mit ihm würde dieser das Spielchen nicht spielen. Jedenfalls nicht mehr länger. Mit diesen Worten verließ er die Zell, ließ die Tür jedoch weit offen. Es machte keinen Sinn sie zu schließen, nicht in diesem Fall. „Der Junge gehört euch.“ Mit diesen Worten wendete sich Boris an die Wachen, die als er die Korridortür öffnete erblickte. Diese verbeugten sich daraufhin kurz, bevor sie an Boris vorbei gingen und in die offene Zelle des Jungen traten und diesen grob wieder auf die Füße zogen. Boris blickte den beiden Wachen, als sie den Jungen vor sich her drängten nur mit einem zufriedenen Lächeln hinterher. Scheinbar war der Junge in seinem jetzigen Zustand nicht in der Lage sich großartig zu wehren, dass machte die Sache doch um einiges leichter. „Dann wollen wir mal sehen, wie du mit der Bestrafung zu Recht kommst, Kai.“ Nun würde er bald sehen, ob er den Jungen richtig einschätzte, oder ob dieser auch so einfach an den Strafen zerbrach wie all die anderen vor ihm. Um genau zu sein glaubte er nicht dran. Jemanden wie Kai konnte man nicht zum Schweigen bringen, nicht auf Dauer. Da war es wahrscheinlicher, dass dieser die Situation einfach in der hintersten Ecke seines Kopfes versteckte und es einfach vergaß. Kapitel 5: Wie der Phönix aus der Asche --------------------------------------- Kapitel 5: Wie der Phönix aus der Asche Seit dem Prüfungstag waren mittlerweile einige Tage vergangen. Tage in denen sich zumindest Tala öfters nach dem rotäugigen Jungen umsah. Allerdings blieb die allgemeine Tradition, dass man die Verlierer tagelang nicht mehr zu Gesicht bekam, bestehen. „Gib es auf Tala, den Jungen siehst du nie wieder. Auf jeden Fall nicht in der Art und Weise wie du ihn kennen gelernt hast.“ „Soviel zum Thema Boris Liebling. Jetzt darf ich mir einen neuen Spruch ausdenken um Edgar bloßzustellen.“ Bei diesen Worten stocherte Ian etwas in seinem Essen herum. Sie hatten ihre allgemeine Trainingseinheit, die an diesem Tage angesetzt wurde schon hinter sich. Aus diesem Grund mussten sie sich mit dem Essen auch nicht beeilen. Eine willkommene Abwechslung, da sie meistens nur 10 Minuten hatten um sich das Essen zu holen, und es runter zu kriegen. Wer länger brauchte wurde nicht bestraft, doch da die Trainingeinheiten so dicht hintereinander folgte, bedeutete das meistens, dass man zu spät kam und genau dass war in diesem Fall das größere Problem. „Wieso, es ändert doch nichts an der Tatsache, dass Edgar trotz allem nicht Boris Liebling ist, oder irre ich mich da.“ „Weißt du was Tala, du hast mir gerade den Tag gerettet. Ich grüble schon seit dem Kampf über einen neuen Spruch.“ „Hast du nichts Besseres zu tun?“ „Öh…nö, im Moment ist Totehose. Ernsthaft…Seit diesem blöden Kampf gibt es kaum noch Konflikte…als wenn dieser Junge der ganzen Abtei mut zur Rebellion gegeben hat…oder zumindest so etwas in der Art…einfach nur komisch.“ Nach diesen Worten schob sich Ian die beladene Gabel in den Mund. Innerlich hatte er sich sogar schon gefragt, ob Boris das vorausgesehen hatte. Vielleicht war ihm der Junge ein Dorn im Auge. Zu verstehen war es jedenfalls, immerhin hatte dieser sich ja mit jedem inklusive den Wachen angelegt. Allerdings blieb dann noch die Frage, wieso dieser bisher immer mit einem blauen Auge davongekommen war. Eine Tatsache, die durchaus die Frage aufwarf, ob dieser Boris nicht insgeheim einige Informationen über die anderen überlieferte. „Die meisten warten ab. Du weißt selbst, dass man ihm nicht über dem Weg getraut hat. Jeder will wissen in welchem Zustand er zurückkommt…“ „Wenn er zurückkommt. Dieser Junge hat bis zum Ende rebelliert. Würde mich wundern, wenn dieser damit durchkommt.“ „Es sei denn dieser Junge hat wirklich eine besondere Stellung.“ „Du meinst er spioniert uns aus.“ „Möglich, wie gesagt, Bryan, man kann nie wissen wem man hier trauen kann, ich würde jedenfalls für niemanden die Hand ins Feuer legen. Nichts mal für euch drei.“ „Schon verstanden, Spencer.“ Nach diesen Worten schenkten sich die Jungs ein kurzes Lächeln, bevor sie sich wieder ihrem Essen zuwendeten. Tala und Bryan hatten derweil feststellen müssen, dass man hier verhältnismäßig wenig machen konnte. Zum einen war ihre Freizeit dünn gesät und zum anderen gab es hier nichts womit sie sich beschäftigen konnten. Im Prinzip gab es nur die Möglichkeiten in der Trainingshalle weiter zu trainieren oder in die so genannte Lerneinrichtung zu verschwinden und die verschieden Lernbücher durch zu gehen. Letzteres war auch ihr Hauptaufenthaltsort, da Tala und Bryan endlich verstehen wollten, was auf den vielen Schildern die in der Abtei verteilt waren stand. Zugegeben sie waren keine Genies was das Lesen und Schreiben anging, doch sie gaben sich Mühe es zu lernen. Keiner von ihnen hatte Lust ständig nach dem Inhalt eines schriftlichen Befehls zu fragen, darüber hinaus wollten sie endlich wissen, was auf ihrem Aktivitätenplan stand. Die beiden anderen waren ihnen in dieser Hinsicht eine große Hilfe auch wenn Ian sich viel eher in ihre Reihe eingliederte. „Was habt ihr eigentlich mit eurer freien Zeit vor.“ „Lerneinrichtung. Tala sucht immer noch nach bestimmten Beleidigungen, die er Edgar entgegenschmettern kann.“ „Wieso machst du es so kompliziert.“ Spencer sah den rothaarigen daraufhin nur verwirrt an. Er konnte den Sinn des ganzen einfach nicht entschlüsseln. Allerdings war Talas Erklärung durchaus einleuchtend. Auch wenn sie ihn dazu brachten über Talas wirkliches Alter zu rätseln. „Ganz einfach. Weil ich eins finden will, dass er nicht versteht. Dann treffe ich ihn gleich doppelt so hart.“ „Du willst unbedingt in die Zelle, kann das sein?“ „Bessere Frage, Ian. Bist du wirklich erst 7 Jahre? Im Moment kommst du mir Älter vor. Kein wunder, dass du dir eher ein Beispiel an dem Jungen nimmst als an den schlauen. Du bist genauso auf Streit aus, wie er.“ „Gar nicht. Ich mag Edgar bloß nicht.“ Daraufhin musste sich Ian richtig zusammenreißen um nicht laut loszulachen und dabei das Essen in seinem Mund auszuspucken. Eine ziemliche Leistung, da die Art und Weise, wie Tala diesen Satz ausgesprochen hatte, einfach unerwartet kam und besonders die Tatsache, dass dieser es ernst meinte, zum loslachen war. „Den mag keiner. Die einzige Möglichkeit ihn zum Schweigen zu bringen besteht allerdings darin, besser im Beybladen zu sein als er. Und so ungern ich das sage, dass schafft so gut wie keiner. Der hat sich seit seinem sechsten Lebensjahr hochgearbeitet. In ein paar Tagen wird er zehn, was bedeutet, dass er um die 4 Jahre hier ist.“ „Trotzdem kann man ihn schlagen, man braucht nur die richtige Taktik und etwas Glück.“ „Dann such schon mal. Darüber hinaus ist Glück hier ziemlich selten. Darüber hinaus haben das immer die falschen.“ „Spencer hat Recht, es gab schon andere, die diese Meinung waren und bisher war noch keiner zu einer Lösung gekommen.“ Es war schon deprimierend. Zu wissen, dass es eine Möglichkeit gab, Edgar zu besiegen, doch irgendwie damit konfrontiert wurde, dass man selber diese niemals im Leben erkennen würde. Zu viele hatten es versucht und zu viele waren gescheitert. Sie jedoch wollten sich nicht in diesen Kreis eingliedern. Immerhin hatten sich die meisten, die gescheitert waren nie wieder von dieser Tatsache erholt. - In einem anderen Komplex der Abtei - Fast eine komplette Woche war vergangen, seit er den Prüfungskampf, wie die Jungs in der Abtei es so schön nannten, angeordnet hatte. Nahe zu sieben Tage in dem der Junge, der vor ihm zusammengekauert in der Ecke einer kleinen Zelle saß fast ununterbrochen hier verbracht hatte. Lediglich zu den Strafen hatte man ihn rausgeholt, doch in diesem Fall wäre es diesem wohl lieber gewesen, wenn man ihn vergessen hätte. Im Prinzip war es genau diese Tatsache, die jeden Blader auf die Knie zwang. Es gab keine festgelegte Strafe. Man konnte sich nicht darauf einstellen. Verlor man einen Prüfungskampf wurde man in die dunkelste und kältesten Zelle, die in der gesamten Abteil zu finden war gesperrt. Dort musste man darauf warten, bis die Wachmänner diesen zum Bestrafungsraum führten. Die Bestrafungsmethoden stellten alte Disziplinarmaßnahmen des Militärs dar. Maßnahmen, die jeden erwachsenden Mann in die Knie zwingen konnten. Ob diese nun auf die psychische oder physische Kraft abgerichtet waren, blieb den Wachen selbst überlassen. Jeder von ihnen bevorzugte etwas anderes, doch im Gegensatz zu anderen vergehen, hörte es nicht mit dieser Strafe auf. Im Regelfall wurde die Strafe vollzogen, der Bestraffte verbrachte noch eine unbestimmte Zeit in der Zelle und wurde dann wieder entlassen. In diesem Fall zog sich das ganze jedoch über Tage, je nachdem wie er, Boris Balkov, es wollte. Nach diesen Gedanken hörte er einige Bewegungen hinter, die ihn dazu brachten den Blick von dem Jungen abzuwenden. „Gaspadin.“ Dieser kurze Gruß des Neuankömmlings machte Boris klar, was hier vorging. Alle 8 Stunden fand ein Wechsel der Aufseher statt und so wie es schien war es wieder so weit. „Lass eine Versammlung in der Trainingshalle 7 einberufen.“ „Jawohl, Gaspadin.“ Beim vernehmen dieser Wörter wendete sich Boris wieder zu dem Jungen. Schmunzelnd führte er seine Gedanken von vorhin weiter. Der Verlierer eines Prüfungsmatches war wie gesagt nicht auf sein Wohlwollen angewiesen, sondern auf das der Wachen. Jeder neue Wachposten hatte das Recht eine Bestrafungseinheit zu bestimmen und die Zeit in der diese stattfinden sollte. In diesem speziellen Fall gab es nur wenig Regeln, es sei denn er legte sie vorher für alle fest und dass hatte er in diesem Fall nicht. Lediglich die Bedingung, dass sie den Jungen nicht umbringen durften stand bei der Bestrafung im Raum. Eine Tatsache, die dem Jungen gar nicht gut bekommen war, da die meisten Wachen nur darauf gewartet hatten diesen dessen voriges Verhalten heimzuzahlen. Dementsprechend viel auch die Strafen aus, der Junge hatte sich einfach zu unbeliebt gemacht, als dass er etwas wie Gnade hätte erwarten können. Am liebsten hätte er dieses Spielchen noch etwas hinausgezögert, doch durch beunruhigende Nachrichten blieb ihm diese Entscheidung verwehrt. Bei dem Gedanken an die Nachricht, die er am Morgen erhalten hatte schloss er die Zellentür auf. „Aufstehen.“ Boris wartete bei diesen Worten nicht darauf, dass der Junge sich rührte sondern riss ihn fast gleichzeitig schon auf die Beine. Es wunderte ihn nicht mal etwas, dass dieser Mühe hatte sich auf den Beinen zu halten. Mit ziemlicher Sicherheit wäre er, wenn Boris ihn nicht schon voraussichtig an die Wand gedrückt hätte wieder auf die Knie gesunken. „Scheint so, als wären die Wachen nicht gerade sanft mit dir umgegangen, was?“ Für einen Moment hätte Boris wirklich damit gerechnet, dass er einen sarkastischen Kommentar zurückbekam. Er hatte dem Jungen mehr zugetraut. Doch scheinbar war diese Strafe trotz allem die beste um Rebellen auf die Knie zu zwingen. In gewisser Weise ein Erfolg, die Frage war nur, ob dieser Zustand halten würde und ob er einen Einfluss auf dessen Bladerkünste hatte. Allerdings bezweifelte er das extrem. Er hatte dem Jungen schon einmal eine für dessen Alter harte Strafe unterzogen, weil dieser zunehmend für Unruhe in der Abtei gesorgt hatte. Die anschließende Reaktion war in gewisser Weise dieselbe, nur dass sich sein Zustand bei dem nächsten Beybladematch schlagartig änderte. In gewisser Weise wusste nicht mal er, was diese plötzliche Änderung ausgelöst hatte. Einige Tage danach zog dieser zwar noch den Kopf ein, wenn er in dessen Umgebung auftauchte, doch mit der Zeit wurde er wieder zu dem rebellierenden Kind, dass er bis heute geblieben war und wahrscheinlich in einem gewissen Grad immer bleiben wird. „Sei es drum. Ich gebe dir genau eine einzige Chance um hier wieder raus zukommen und du solltest sie gut nutzen, Kai.“ Noch bevor der Angesprochene Zeit hatte zu reagieren zog Boris ihn auch schon von der Wand weg und drängte ihn aus der Zelle. Diesem kümmerte es nicht sonderlich, dass der kleinere dabei ziemlich unbeholfen versuchte mit seinem Schritttempo mitzuhalten. Das Leben war halt nichts für Schwächlinge und genau dass war, was die ganzen Jungs hier lernen mussten um hier zu bestehen. Trotz allem viel ihm nicht auf, dass der Jungen ob nun bewusst oder unbewusst immer mehr von seiner Balance zurück gewann. Genau in diesem Moment als er in der Trainingshalle ankam, hatte dieser es geschafft, sich soweit zu fangen, dass er selbstständig stehen konnte. Eine Tatsache, die Boris doch dazu brachte kurz stehen zubleiben und ihn an sich vorbei nach vorne zu schieben. Allerdings hielt er ihn noch nah genug bei sich, dass er ihm noch etwas zuflüstern konnte. „Zeit deinen Fehler zu korrigieren. Du solltest besser gewinnen, oder ich werde derjenige sein, der die nächste Strafe für dein Versagen in die Hand nimmt und ich denke du weißt selber, dass das um einiges schlimmer wird.“ Nach diesem Worten drückte er dem Jungen noch einen Blade in die Hand, bevor er diesen mit einem kräftigen Stoß zur Arena beförderte. In diesem Moment konnte er es dem Jungen nur hoch anrechnen, dass dieser dabei nicht auf den Knien gelandet war, obwohl dieser weiterhin am ganzen Körper zitterte. Ob dies ein Zeichen von körperlicher Erschöpfung, Angst oder auch nur von Kälte war konnte und wollte er nicht deuten. Wahrscheinlich war es sogar von allem etwas. Doch solange dieser Junge tat, was er von diesem erwartete, konnte er darüber hinwegsehen. - Einige Minuten zuvor in der Trainingshalle. Der Versammlungsausruf hatte die meisten kalt erwischt. Keiner hatte damit gerechnet, weshalb sie sich schon mal im Voraus nach einem Verdächtigen umsahen. Doch die Ereignisse nahmen in der Halle eine dramatischen Wendung. „Was? Schon wieder ein Prüfungstag? Der war doch erst vor ca. einer Woche.“ Überrascht sahen sich die vier Jungs, die mittlerweile fast alles zusammen unternahmen, was ihre Pflichten betraf, in dem Raum um. Einer der Wachen zeigte auf einen Jungen, auf dessen Gesicht als erste Reaktion zu einem verständnisloser Ausdruck trat. „Was ist denn jetzt los? Seit wann nehmen sie ein und denselben Blader.“ „Das ist mir jetzt auch neu. Vielleicht ist ihnen Edgar ja zu lästig und sie wollen ihn loswerden.“ „Möglich, aber unwahrscheinlich, er ist einer der besten Blader.“ „Äh Leute, kann ja sein, dass ich mich irre, aber für mich wirkt es so, als hätte ich gerade ein ziemlich derbes Déjà vu.“ „Was meinst…Ok, jetzt hab ich auch eins. Jetzt steht es fest, die wollen jemanden loswerden, die Frage ist nur wen.“ Bei diesen Worten fiel der Blick aller auf einen Jungen, der gerade vom Abteileiter selbst in den Raum gedrängt wurde. Wobei gedrängt war das falsche Wort, da der Junge keinerlei Widerstand zu leisten schien. Dennoch war zu erkennen, dass es der gleiche Junge war, der einige Tage zuvor schon einmal gegen Edgar gekämpft und dabei verloren hatte. Allerdings hatte er sich verändert. Sein Blick war auf dem Boden gerichtet, es hatte fast schon eine resignierende Haltung. Interessiert betrachteten die Jungs, wie der Abteileiter dem Blader etwas zuflüsterte und ihm anschließend einen Blade in die Hand drückte, bevor er ihn grob nach vorne Richtung Arena schubste. „Das ist neu?“ „Du musst es ja wissen, Spencer. Immerhin lebst du schon länger hier, aber ernsthaft, was hat er dem Jungen gesagt?“ „Keine Ahnung, aber Boris ist selten bei so einem Kampf präsent. Ich glaube, dass ganze dient doch dazu Edgar auf den Boden zurück zu bringen.“ „Glaubst du nicht du interpretierst da zuviel. Und außerdem, wie soll der Junge bitte in diesem Zustand gewinnen. Er steht total neben sich. Sein Kampfgeist ist vollkommen erloschen. So ungern ich es sage, aber der Junge kann nicht gegen Edgar angekommen, damals nicht und jetzt erst recht nicht!“ „Also ich seh das anders. Immerhin hätte er diesen Edgar damals fast besiegt. Der Typ hatte einfach nur Glück.“ Keiner wagte etwas auf Talas Aussage zu erwidern. Wieso wussten sie selber nicht, vielleicht wollten sie dem Jungen seine Illusionen nicht nehmen oder auch nur weil sie die Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollten, weil sie begannen darüber zu diskutieren. Fazit war, dass der Kampf wahrscheinlich nicht lange dauern würde und in spätestens 5 Minuten hatten sie das Ergebnis. Derweil standen sich die beiden Blader wieder gegenüber. Es war ein verachtender Laut von Edgar Seite her zu hören und von der seines Gegners nur tiefes Schweigen. Der grauhaarige sah nur auf den Blade den Boris ihm gegeben hatte. „.Macht euch bereit..3…“ Edgar kam sich wie in einem schlechten Film vor. Er hatte den Jungen vor ihm doch schon mal besiegt, wieso sollte er also noch einmal gegen ihn kämpfen. Seiner Meinung nach würde er diesen binnen Sekunden aus der Arena kicken, falls dieser überhaupt dazu kam seinen Blade zu starten. Und falls er das schaffte, war die Frage immer noch ob er in der Lage war die Arena zu treffen, was er am Aussehen des Jungen ziemlich bezweifelte. Man konnte dem Jungen ja regelrecht ansehen, dass er keinen Kampf durchstehen würde, also warum verschwendete man seine Zeit mit diesem nutzlosen Kampf. „Warum ersparst du dir nicht die Niederlage und gibst gleich auf. Du müsstest aus dem letzten Kampf gelernt haben, dass du keine Chance hat. Edgars Worte vielen auf taube Ohren. Entweder stand sein Gegner wirklich so neben sich, dass er nichts mehr mitbekam, oder dieser ignorierte ihn einfach. Beides dachte er jedoch nicht zu Ende sondern ließ seine Wut aufgrund der Ignoranz des Jungen in sich steigen. Dies erzeugte gleichzeitig den Wusch seinen Gegner oder besser gesagt dessen Blade in den ersten paar Sekunden zu zerschmettern. Insbesondere deshalb, da Boris selbst hier war, so konnte er seine Überlegenheit eindrucksvoll demonstrieren. Er wollte wie jeder andere in Boris Gunst stehen und mit einem Sieg kam er dieser vielleicht etwas näher. Zwar wunderte er sich darüber, was Boris dem Jungen zugeflüstert hatte, doch im Endeffekt würde nichts an seiner Entscheidung ändern. Immerhin gab es nur zwei Möglichkeit, er hatte ihn ermahnt zu gewinnen, weil es seine letzte Chance war und bei einer Niederlage entweder aus der Abtei musste oder dorthin zurück musste, wo er die letzten Tage war. Beides keine schöne Aussicht, da war er sich sicher. „…2…“ Seine Gedanken drehten sich. Sein Blick war einzig und allein auf den Blade in seiner Hand gerichtet. Boris Worte waren mehr als deutlich gewesen. Würde er noch einmal gegen diesen Blader vor ihm verlieren, würde die Strafe dafür ins unermessliche steigen und dieses Mal würde er dieses Privileg selber in die Hand nehmen. Und eines war sicher. Die Wachen hielten sich meistens an die Regeln, doch Boris bestimmte sie und er war der einzige, der gegen sie verstoßen konnte. Darüber hinaus war Boris mehr als zwielichtig. Mal freundlich und dann knall hart. In der Zelle vor der Bestrafung hatte er einen kleinen Vorgeschmack erhalten und dass wollte er nicht noch einmal erleben. Insbesondere weil er wusste, dass diese Situation nicht geplant war. Und es bestand kein Zweifel daran, dass eine geplante Bestrafung von Boris noch wesentlich schmerzhafter wurde. Er konnte und durfte keine weitere Niederlage einstecken. Dieses Mal durfte den Zufall nicht in den Kampf eingreifen lassen und die einzige Möglichkeit war, wenn er den Kampf mit einem gezielten Angriff beendete. Bei diesen Gedanken drangen die Worte des Wachmanns an sein Ohr und brachte ihn wieder in die Realität. „…1…“ Beide Blade hatten ihren Starter aufgebaut. Ihren Blade damit verbunden und warteten auf das Startsignal, welches auch wenig später kam. Beide Blader hatten ihre Blades gleichzeitig abgeschossen, doch plötzlich schien in Kais Augen ein Feuer zu entfachen. Er hatte nicht vor diesen Kampf zu verlieren, allein um seinen Gegner nicht die Genugtuung zu geben, dass dieser besser war und es immer sein würde. Die Überlegenheit des anderen würde jetzt enden, koste es was es wolle. Er wollte nicht zurück dahin wo er gerade herkam. Geschweige denn wenn Boris derjenige war, der die Kontrolle über seine Strafe hatte. Nein, er würde nicht noch einmal Versagen, besonders nicht vor Boris Augen, nicht gegen ein und denselben Blader. Vielleicht hatte er nicht genügend Power um seinem Gegner zu besiegen, vielleicht war er wirklich unterlegen, doch nur solange wie er diesen Zustand beibehielt. Doch dass durfte er nicht. Er musste den Vorteil seines Gegners ausnutzen und gegen diesen selbst verwenden und um das zu erreichen gab es nur eine Möglichkeit. Er musst seinem Gegner die Power entziehen. „Los Attacke.“ „Zwecklos. Bist du wirklich so verzweifelt, dass du nicht aus deinen Fehlern lernen kannst, tje erbärmlich.“ „Sieh wer zuletzt lacht.“ „Was!“ Von diesem Kommentar verunsichert konnte Edgar dieses Wort nicht für sich behalten. Doch noch etwas störte ihn. Das Verhalten des Jungen hatte sich plötzlich um 180° gewandelt. Er schien jetzt wieder so selbstbewusst wie bei ihrem ersten Kampf, doch wie war das möglich, waren Boris Worte dafür verantwortlich oder gab es einen anderen Grund. Bevor er diese Frage jedoch beantworten konnte knallten die Blades gegeneinander. Für einige Minuten schien es wie ein Kräftemessen, doch dann stieg der Blade des jüngeren in die Höhe, wobei sich dessen Rotation währenddessen zunahm. Schneller als Edgar hätte reagieren konnte, blieb dieser mitten in der Luft stehen, nur um kurz darauf mit doppelter Geschwindigkeit wieder Richtung Boden zu rasen. Dabei kollidierte er mit der oberen Seite des gegnerischen Blades und katapultierte ihn durch den Raum. Um genau zu sein schoss der Blade seines Gegners nur um haaresbreite an dem Kopf des Wachmannes vorbei, der noch vor wenigen Sekunden den Kampf eröffnet hatte, und blieb anschließend in einer der Wände des Raumes stecken. Kurz darauf herrschte eine verblüffte Stille, die jedoch wenig später von einem Klatschen durchbrochen wurde. Sofort wendeten sich alle Blicke zu Boris, so hatten sie den Abteileiter noch nie gesehen. Klar manchmal war er freundlich, oder tat zumindest so, aber noch nie war es vorgekommen, dass er irgendeinem Blader in irgendeiner Form für einen Sieg gratulierte und mit nie war nie gemeint. Besonders die nächsten Worte ließen jeden im Raum erstarren. „Ausgezeichnet, genau dass was ich unter einem Sieg verstehe. Schnell und gnadenlos.“ Edgar sah derweil nur geschockt zu dem sich immer noch drehenden Blade in der Arena. Er konnte immer noch nicht glauben, dass er verloren hatte. Was hatte er übersehen. Wie konnte dieser Junge ihn bitte austricksen. Er hatte seiner Niederlage nicht mal ansatzweise gesehen. Nicht mal erahnt. Es war Gewissheit, dass sein Gegner schwächer war, dass sein Blade mehr Power hatte. Also wieso um alles in der Welt hatte er verloren, woher hatte dieser so plötzlich diese enorme Power her, die er in den Angriff gesteckt hatte. „Doch von dir hätte ich etwas mehr Gegenwehr erwartet, Edgar. Ich denke es ist nur fair, dass dein Versagen Konsequenzen haben wird.“ „Nein, bitte nicht, Gaspadin. Es war nicht meine Schuld, er war reines Glück, er hat mich einfach ausgetrickst.“ „Ich dachte es zählt der Sieg und nicht der Weg dorthin.“ Diesen Satz konnte Tala nun einfach nicht zurückhalten. Dafür kassierte er jedoch sofort ein paar eigenwillige Blicke. Besonders der Blick des grauhaarigen schien eine Mischung aus Verwirrung und Belustigung auszudrücken. Boris Blick dagegen wies nichts anderes als Gleichgültigkeit aus, während Edgar ihm nur einen zornigen Blick widmete. Die restlich konnten einen geschockten Ausdruck in ihrem Gesicht nicht verbergen. Ansonsten jedoch blieb der Kommentar unbeantwortet. „Ich bitte sie Gaspadin, das können sie nicht tun, ich werde nie wieder verlieren ich schwöre es.“ Diese Reaktion von Edgar verursachte nichts außer, dass sich sein voriger Gegner ebenfalls nicht mehr zurück halten konnte. „Erst den Mund zu voll nehmen und dann bei einer Niederlage winseln wie ein reudiger Köter und du nennst mich erbärmlich.“ „Na, na, wir wollen es nicht übertreiben, oder Kai. Sonst muss ich dir doch noch ein paar Disziplinarregeln beibringen.“ „Nicht nötig.“ Mit diesen Worten hatte der Junge es übertrieben, was anhand der Reaktion von Boris deutlich zu erkennen war. Noch bevor er diese zwei Wörter richtig ausgesprochen hatte, packte Boris den Jungen am Kinn und zwang diesen somit ihm in die Augen zu sehen. Wieso dies so war konnte keiner beantworten, doch die meisten waren sich einig, dass es weniger die Worte, sondern viel mehr der Ton und der Blick des Jungen war, der Boris zu diesen Schritt gedrängt hatte. „Das ist meine Entscheidung, nicht deine, mein Lieber. Haben wir uns in dem Punkt verstanden.“ „Ja Gaspadin.“ „Gut. Zurück zum Training.“ Beim letzten Teil wurden Boris Worte noch schneidender, worauf alle Anwesenden kurz zusammenzuckten und anschließend wieder an ihre Aufgaben ging. Nach einem kurzen Blick herum ließ er von dem Jungen ab und verließ den Raum, nicht ohne den Wachen noch einmal zu signalisieren, was sie zu tun hatten. Nicht viel später wurde Edgar endgültig aus dem Raum geschleift und in eine der unterirdischen Zellen gesperrt, wo er darauf wartete, dass man ihn in einen der Bestrafungsräume führte, die jeder fürchtete. Nach 6 Stunden Dauertraining taten den meisten jegliche Körperteil weh. Viele konnten sich nur noch schwer auf ihre Aufgaben konzentrieren, da die Erschöpfung einfach viel zu groß geworden war. Einige zählten die Sekunden, um sich von den Schmerzen abzulenken, andere hingegen dachten an die kleine Pause, die ihnen bevorstand. Jeder ging mit der Situation anders um, doch trotz allem konnten viele es nicht verhindern die Kontrolle über sich selbst zu verlieren und zusammen zu brechen. Und dies geschah auch. Ein blonder Junge, ungefähr 7 wenn nicht sogar etwas jünger konnte den Leistungsanforderungen nicht mehr standhalten und ging auf die Knie. „Aufstehen, das Training ist noch nicht vorbei.“ Das war die erste Warnung, jeder der diese Ignorierte wurde mit Gewalt auf die Füße gezogen. Allerdings war es dieses Mal anders. Der Junge nahm seine restliche Kraft zusammen und stand wieder auf. Danach dauerte es drei weitere Übungseinheiten, die dazuführten, dass der Junge ein weiteres Mal auf die Knie fiel. Dieses Mal konnte er nicht selber wieder aufstehen. Grob, wie es von jedem erwartet wurde, riss man ihn an den Haaren wieder auf die Füße, weshalb der Junge ein lautes Schreien nicht unterdrücken konnte. Jeder der nun genau hinsah konnte erkennen, dass dieser nicht nur mit seinen letzten Kräften kämpfte sondern auch mit den Tränen. Allerdings verlor er den Kampf und brach ein weiteres Mal zusammen. Damit war das Wohlwollen der Wachen, sofern man es so bezeichnen wollte, vorbei. Der blonde kassierte einen Tritt in die Seite und konnte einen zweiten Aufschrei nicht unterdrücken, doch konnte er sich auch nicht mehr bewegen um der Situation zu entgehen. „Schwächlinge haben hier nichts verloren.“ Mittlerweile hatten einige der Anwesenden, darunter auch Tala, Bryan und Ian eine Pause eingelegt und sich der Ereignisse zugewendet. Die drei waren zwar schon einige Tage hier, doch so extrem wurde noch nie mit einem von ihnen umgesprungen. Selbst für Ian war das neu, obwohl er mehr als einige Wochen an den allgemeinen Übungen teilnahm. Die meisten anderen schienen sich davon nicht beirren lassen. Ein flüchtiger Blick und schon wendeten sie sich wieder den Übungen zu auch wenn die Aufmerksamkeit der Wachen nun nicht mehr länger auf sie gerichtet war. Lediglich einige wenige nutzten diese Situation um erschöpft durchzuatmen und neue Kräfte zusammeln. „Macht weiter, sonst seid ihr die nächsten.“ „Aber…“ „Kein aber. Ihr bring euch nur selber in Schwierigkeiten, wenn ihr euch da einmischt. Also macht weiter.“ Mehr sagte Spencer dazu nicht, sondern war wieder voll und ganz auf seine Übungen fixiert. Nach seinem Geschmack war eine Pause viel zu riskant, denn es bestand immer die Möglichkeit dass die Aufpasser ihre Aufmerksamkeit wieder auf sie richteten und wenn sie sahen, dass sie nicht das taten was sie sollten gab es richtig ärger. Tala währenddessen sah sich nur verwirrt um. Alle hatten sich wieder ihrem Training zugewendet, nur einer schien genauso auf die Ereignisse fixiert zu sein wie er selbst. Wobei es in diesem Fall auch sein konnte, dass dieser die Wachen fixierte, genau konnte er das nicht sagen. Doch genau in dem Moment, als dieser bemerkte, dass Tala ihn ins Visier genommen hatte, wand dieser sich von dem Bild des Schreckens ab und nahm sein Training ebenfalls wieder auf, fast so als wäre nichts gewesen. Zögernd folgte Tala dem Beispiel der anderen, auch wenn er die Schreie des Jungen nicht aus seinen Kopf verbannen konnte. Endlich nach geschlagenen 10 weiteren Minuten wurde das Training als beendet erklärt und sie wurden von den Wachen entlassen. Schnell verließ jeder den Raum, damit diese es sich nicht doch noch mal anders überlegten. „Hey warte…“ Mit schnellen Schritten schloss Tala mit dem den grauhaarigen Jungen auf, der vor dem Training gegen Edgar gekämpft hatte. Dieser jedoch verfolgte seinen Weg weiter und drehte sich erst zu Tala um, als dieser ihn mit der Hand an der Schulter festhielt. „…jetzt bleib mal stehen…“ „Wieso?“ „Einfach so. Ich wollte mich für die Tipps bedanken, die du Bryan gegeben hast…“ „Geschenkt und jetzt lass mich in Ruhe.“ Noch bevor Tala seinen Griff lockern konnte, tauchten Bryan, Spencer und Ian hinter ihm auf und mischten sich ein. „Wird er nicht, Kai. So war doch dein Name, jedenfalls hat Boris dich so genannt!“ „Was ist es für dich?“ Während Bryan den kleineren bei dieser Frage nur verdutzt ansah, entschied Ian sich dazu sich einzumischen. Es war selten, dass Boris bei einem solchen Kampf zusah, noch merkwürdiger, dass er einen Blader so offen gratulierte, doch am verwunderlichsten war für ihn, dass dieser scheinbar von vornherein erwartet hatte, dass der Kampf so ausgehen würde, wie er nun mal ausgegangen ist. „Wir wollen Antworten und ich glaube, dass du eine ganze Menge mehr weißt, als Spencer oder dieser Edgar und die sind seit mehr als 2 Jahren hier. Also wer bist du und was hat Boris dir vor dem Kampf zugeflüstert.“ „Das geht euch gar nichts an! Und was mich betrifft, sieht es genauso aus. Also sucht euch jemanden anderes zum Blackmailen oder spitzeln, von mir erfahrt ihr nichts!“ „Wow, was bist du denn so gereizt?“ „Weiß nicht, vielleicht weil ich euch loswerden will! Jeder andere würde diesen Hinweis verstehen!“ „Wieso? Was haben wir dir getan?“ Kai wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, doch noch bevor ein Laut aus seinem Mund kommen konnte, schloss er ihn wieder. Er konnte wirklich mit allem umgehen, mit Beschimpfungen, Drohungen aber nicht mit dieser Frage. Er hatte sich meistens aus den Problemen anderer raus gehalten und sein eigenes Ding durchgezogen, sofern er dazu in der Lage war. Wieso er den beiden neuen überhaupt Ratschläge gegeben hatte wusste er nicht. Vielleicht wollte er ein paar gewisse Leute damit ärgern, vielleicht gab es einen anderen Grund. Er hatte einfach nicht weiter darüber nachgedacht sondern einfach gehandelt, vielleicht war es ein Fehler gewesen. Doch ändern konnte er es jetzt auch nicht mehr. „Lass mich einfach in Ruhe!“ Mit diesen Worten riss sich Kai endgültig von dem Griff des Rothaarigen los und ließ diesen einfach an Ort und Stelle stehen. Tala und die anderen blickten diesem daraufhin nur völlig verdutzt hinterher. Keiner konnte sich die Reaktion des Jungen richtig erklären. „Ich glaube diese Strafe, wie auch immer sie aussah, hat ihm nicht sonderlich gut getan. Und ich glaube der Kampf gegen Edgar und das anschließende Training haben zusätzlich viel seiner Kraft beansprucht. Ich meine der zittert immer noch.“ „Scheint so. Ist aber auch nicht wirklich unser Problem. So und falls mich einer sucht, ich bin an der frischen Luft, jedenfalls wenn ich jetzt noch die Erlaubnis kriege.“ Nach diesen Worten trennte sich nun auch Spencer von der Gruppe und auch Ian ging wenig später seinen eigenen Weg. Lediglich Tala und Bryan blieben an Ort und Stelle und schienen etwas irritiert von der Reaktion der beiden anderen. „Ich glaube die sind schlecht gelaunt, weil sie doch noch 7 Stunden Training hinter sich bringen mussten.“ „Kann schon sein? Und was hast du jetzt vor.“ „Weiß nicht, auf die Lerneinrichtung habe ich jetzt irgendwie auch keine Lust mehr. Ich glaub ich krieg nach diesem Training nicht mal mehr eine einzige Seite umgeblättert.“ Bryan stimmte seinem rothaarigen Freund nur zu. In gewisser Weise war er sogar froh darüber, dass er nicht durch die verschiedenen Sektoren laufen musste, besonders da sie maximal eins oder zwei Stunden hatte bevor es zum Einschluss kam. In gewisser Weise fragte er sich jedoch wie dieser Kai das Training durchhalten konnte. Immerhin war er selbst ziemlich fertig und er sah am Anfang nicht so erledigt aus wie dieser. An dessen Stelle, wäre er vermutlich jetzt schon zusammengebrochen. Andererseits was wusste er denn, vielleicht hatte dieser sich bereits in dessen Zimmer zurückgezogen und war dort auf dem Bett eingeschlafen. Auf jeden Fall bezweifelt er, dass das ganze an diesem einfach so vorbeigegangen war und das war nicht nur seine Meinung. Kapitel 6: Unerwartete Verlegung -------------------------------- Kapitel 6: Unerwartete Verlegung Boris sah nachdenklich auf einige der Monitore, die jeder für sich einen bestimmten Teil der Abtei zeigte. Im Moment hatte er den Blick auf den Sektor 9 gerichtet. Suchend scannte er diesen und die damit verknüpften Gänge. „Wo bist du…“ Bei diesen Worten ließ er das Bild einer anderen Kamera aufrufen, dessen Standort sich in einem der vielen Zimmer in der Abtei befand. Doch so weit er es erblicken konnte, war dort keine einzige Person. Es hätte ihn auch ernsthaft gewundert. Die Person die er suchte hatte ihren Weg versteckte Kameras aufzuspüren und ihnen zu entgehen. „Sie wollten mich sprechen, Gaspadin.“ „Richtig.“ Mit diesen Worten wendete sich Boris von dem Bildschirmen ab und stand von seinem Stuhl auf. Es gab eh keinen Grund diese weiter zu beobachten, immerhin wusste er aus Erfahrungen dass er die gesuchte Person, sowieso nur durch Zufall aufspüren würde. „Es steht ein Test an. Ein Junge aus Sektor 9 Zimmer 924. Andrew Marz…wir haben uns verstanden?“ „Gewiss, Gaspadin…lediglich…was soll ich mit dem Jungen machen, falls er den Test nicht besteht!“ „Wenn er bei diesen Test versagt, gibt es für ihn keinen Platz mehr in der Abtei.“ „Wie sie wünschen.“ Nach diesen Worten verbeugte sich der Sprecher und verließ den Raum. Boris allerdings ließ sich zurück auf seinen Stuhl fallen und ließ das Bild einer anderen Kamera anzeigen, die sich in Sektor 5 befand. In diesem Sektor ging es meistens ziemlich turbulent zu. Überwiegend deshalb weil hier die meisten unerfahrenen Blader unterkamen, genauso sah es mit den unteren Sektoren aus. Die einzelne Ausnahme bildete Sektor 1. Hier kamen nur diejenigen hin, die gerade in die Abtei gekommen waren und dass meistens auch nur für maximal 5 Tage, solange bis feststand, in welchen Sektor sie endgültig kommen würden. Die meisten blieben in ihren Zimmern mehrere Jahre es sei denn, sie gaben ihm einen Anlass dies zu ändern. „Gaspadin…“ „Ich hoffe es ist wichtig!“ „Ja Sir…ich meine…sie wünschten einen Report.“ „Den können sie mir auch in einer Stunde geben…aber wo sie schon mal hier sind. Was sind die Erfahrungen, wenn man jemanden mit eine geschlossene Gruppe zusammenbringt?“ „Die meisten gliedern sich ein, da sie unterlegen sind, Sir.“ „Ganz meiner Meinung.“ Kurzerhand wechselte Boris ein weiteres Mal die Kameraansicht. Dieses Mal zeigte der Bildschirm einen verlassenen Raum, in der nur eine riesige Beyarena zu sehen war. Kurz darauf wurde jedoch die Tür geöffnet und ein Junge in dem Alter von ungefähr 7 Jahren wurde hineingeschubst. Diese sah sich geschockt in dem großen Raum um und auf dessen Gesicht bildete sich sofort ein Ausdruck von Verzweiflung. Mit ziemlicher Sicherheit wusste dieser, was vor sich ging. Allerdings war genau dieser Ausdruck in dessen Gesicht beweis genug, dass dieser hier nicht hergehörte. Zweieinhalb Jahre sollten doch genug sein um diese Lektion zu lernen. Solche Gefühle waren ein Zeichen von Schwäche. Angst gehörte nicht in die Gesichtzüge derer, die hier bestehen sollten. Zumindest nicht in diesem Ausmaß. Er erwartet dies, ihm selbst gegenüber, doch nicht vor einer bevorstehenden Prüfung. Die Jungen die hier lebten, durften ihre Angst nicht frei zeigen und vor allem erwartete er, dass diese sich ihren Strafen unterzogen ohne gleich in Tränen auszubrechen. „Mal sehen, wie lange der Junge durchhält.“ Für Boris war von vornherein klar, dass dieser Junge nicht mit der Prüfung klar kommen würde. Allein die Tatsache, dass sein Mitarbeiter ihn zur Arena schleifen musste war Anzeichen genug. Und genau hier wurde ihm auch klar, dass sein Plan, den er hatte, wieder einmal aufgehen würde. Die Aufgabe war eigentlich ganz einfach. Der Junge musste einfach nur die zehn anderen Blades in der Arena besiegen. Für manche Blader ein Kinderspiel, doch dieser tat sich mit dieser Aufgabe mehr als schwer. „Wie erwartet…also, was war jetzt mit dem Report?“ „Wie bitte…oh natürlich…“ Sofort daraufhin berichtete der Mann, der von der plötzlichen Ansprache aus der Reserve geloggt wurde, was er zu berichten hatte. Schon nach wenigen Minuten entließ Boris den Mann wieder und wurde ein weiteres Mal in dem Raum allein gelassen. Innerlich verdrehte Boris, nachdem der Mann den Raum verlassen hatte die Augen. Dieser Report war trotz seiner Anordnung nicht so wie er es erwartet hatte, jedoch waren durchaus die Informationen erhalten die er haben wollte, weshalb er sich nicht beschweren konnte. „Mhm, sieht so aus als wäre Andrew schon am Ende seiner Kräfte…“ In gewisser Weise wunderte Boris sich schon, wieso er diesen Jungen nicht schon längst aus der Abtei geworfen hatte. Mit dem Talent, dass dieser besaß konnten sogar die meisten der Neuzugänger gegen diesen gewinnen. Genau bei diesem Gedanken hatte der besagte Junge den Kampf auch schon verloren. Dem zur Folge gab es keinen Grund mehr auf der Kameraperspektive zu bleiben, weshalb er wieder auf die Kamera des Sektor 5 wechselte und dort drei bestimmte Personen anvisierte. Darunter waren seine beiden letzten Rekruten. Tala und Bryan. Zwei Blader mit einem gewissen Talent, nicht dass ihnen dieses wirklich bewusst war, doch dafür würde er schon sorgen. Darüber hinaus war ihm nicht entgangen, dass auch Kai ein gewisses Interesse an den Neuen hatte, zumindest was den rothaarigen betraf. Die Frage nach dem wieso blieb allerdings ein Rätsel. Möglicherweise hatte dieser bereits bemerkt, dass Tala ihm ähnlicher war, als es jemand für möglich halten würde. Boris war sich dessen nicht sicher, nur darüber, dass die beiden ein unschlagbares Team abgeben würden. Es blieb jedoch die Frage, ob er in diesem Fall das letzte bisschen Kontrolle über Kai verlieren würde. - Im einem unbekannten Sektor der Abtei - Ohne wirklich auf den Weg zu achten sprintete Ian durch die Gänge. In jeder Haupthalle blieb er kurz stehen und sah sich suchend um. Es war doch nicht zu glauben, dass man nach diesem Jungen immer suchen musste. Wieso konnte man dem nicht einfach über den Weg laufen, wenn man es wollte. „Hey Giftzwerg, suchst du wen?“ „Sieht wohl so aus. Wo ist Kai?“ Die beiden Jungs sahen Ian nur verwirrt an. Scheinbar schienen sie mit dem Namen nicht wirklich etwas anfangen zu können. Überhaupt ein Wunder, das sich so etwas normalerweise ziemlich schnell herum sprach. „Wer?“ „Der Junge, der den letzten Prüfungskampf gewonnen hat.“ „Ach der. Was weiß ich. Probier es mal in den unteren Sektoren. Ich persönlich sehe den hier relativ selten.“ „Echt mal, du benimmst dich wie ein Neuling, Zwerg. Jeder normale Mensch meidet den Sektor 9.“ Bei diesen Worten verdrehte Ian nur die Augen. Wie er diese Bezeichnung doch hasste. Doch mit einem hatten diese beiden Typen schon Recht. Der Sektor 9 wurde aus gutem Grund von den meisten gemieden, was nicht hieß, dass man den Leuten aus diesem Sektor aus dem Weg gehen konnte. „Ach ne. Das hab ich auch mitbekommen!“ „Wieso bist du dann hier?“ „Wieso seit ihr hier?“ Diese Gegenfrage konnte sich Ian nun doch nicht verkneifen. Gut, es war ziemlich offensichtlich, was diese hier wollten, doch er hatte keine Lust sich zu erklären. Besonders deshalb nicht, weil die Erklärung ziemlich nüchtern ausfallen würde und er sich damit wohlmöglich noch zum Gespött der Abtei machen könnte. „Weil wir in den Sektor 10 wollen und es kein Weg gibt diesem Sektor auszuweichen um dort hinzugelangen, dass solltest du eigentlich wissen.“ „Ja ja, wie auch immer. Wisst ihr zufällig was hier los ist?“ Mittlerweile war es ihm egal, mit wem er sprach, er wollte einfach wissen was los war und wenn die Informantenquelle nicht zu finden war sucht man sich halt die nächst beste. Auch wenn er durchaus davon ausging, dass er keine Antwort bekommen würde, zumindest keine die ihm genügte. „Soviel ich gehört habe, hat man einen der in diesem Sektor untergebrachten Jungs zum absolvieren eines Tests gebracht oder besser gesagt geschleift. Die Aufseher sind vor wenigen Minuten an uns vorbeigekommen.“ „Genau und der Junge den sie im Schlepptau hatten…der hat die gesamte Zeit um Gnade gewinselt. So von wegen ‚bitte lass mich los, ich hab doch überhaupt nichts getan’…einfach nur lachhaft. Allein dafür müsste man ihn rauswerfen.“ Die beiden Jungs konnten sich kaum noch vor lachen halten. Genau in diesem Moment traten zwei weitere Gestalten in die Halle und führten das Gespräch unbewusst weiter. Ein Grund für die vorigen Sprecher sofort die Beine in die Hand zu nehmen und in den nächsten Verbindungskorridor zu verschwinden. Ian brauchte sich nicht mal umzudrehen um zu erkennen, dass es sich bei diesen beiden um die Langfingerzwillinge handelte. Heute war echt sein Tag, doch solange er Informationen bekam würde er sich nicht beschweren. „Dieser Andrew ist ein einziger Witz. Der kriegt echt nichts gebacken. Der einzige Grund wieso er immer noch hier ist, liegt an den guten Resultaten der Teamaufgaben und dass hat dieser größtenteils seinem Zimmerpartner zu verdanken. Was man ja an den letzten paar Tagen gesehen hat.“ „Stimmt. Der Typ wird auf jeden Fall versagen. Ich hab sogar gehört, dass Boris bereits angeordnet hat, dass dessen Zimmerpartner in Sektor 5 untergebracht werden soll.“ „Insofern scheint es also relativ unwahrscheinlich, dass wir den lieben Andrew wieder sehen werden. Gut so. Ich konnte den eh nie leiden.“ „Du sprichst mir von der Seele, Bruder…“ Die Schadensfreude war bei diesen Worten deutlich aus den Stimmen der beiden heraus zuhören. Ian konnte vom Glück sagen, dass die beiden ihn durch ihr Gelächter nicht bemerkt hatten. Schnell ging er bei der nächsten Gelegenheit in Deckung. Was aufgrund seiner geringen Größe nicht mal schwierig war. „…dennoch. Hast du mitbekommen zu wem Andrews Partner verlegt werden soll?“ „Keinen Schimmer. Es geht das Gerücht um, dass der zu den neuen soll. Wahrscheinlich als eine Art disziplinarische Maßnahme.“ Bei diesen Worten musste sich Ian richtig zusammenreißen um einen angewiderten Laut zurück zuhalten. Das fehlte ihm noch. Mit Tala und Bryan in einem Zimmer konnte er noch leben. Spencer war auch kein Problem, doch das letzte was sie als Zimmerpartner brauchten war ein Spitzel. Noch dazu einen aus Sektor 9. Sollten die Gerüchte die der Ältere der beiden Langfingerzwilling zu hören bekommen hatte stimmen, so war dass für sie ein einziger Albtraum. „Glaubst du? Meiner Meinung nach versteht der von Disziplin am aller wenigsten.“ „Stimmt auch wieder. Sei es drum. Ich finde der ist sowieso überall besser aufgehoben als bei uns. Der Junge ist noch schlimmer als Edgar.“ In diesem Moment wäre Ian am liebsten Tod umgefallen. Schlimmer als Edgar, dass gab es doch gar nicht. Jedenfalls war ihm das nie zu Ohren gekommen. Eins stand schon mal im Vorfeld fest, dass konnte nicht gut ausgehen, jedenfalls nicht für sie. Nicht wenn sie diese Umlegung einfach so hinnahmen wie es von ihnen erwartet wurde. „Wo wir geraden von der gehassten Personen Nummer 1 sprechen. Hast du eigentlich etwas von ihm gehört.“ „Nö, hätte mich auch gewundert. Du kennst den Ablauf doch.“ „Schon aber wenn dieses Gör die Strafen durchgehalten hat...“ „Dieses Gör, tritt dir gleich gewaltig in den Hintern, wenn du die Klappe nicht sofort hältst und dich um deine eigenen Sachen kümmerst.“ Erschrocken wendeten sich alle zu dem Sprecher um. Selbst Ian war sichtlich überrascht von dem kalten Ton, den dieser bei diesen Worten zu Tage gebracht hatte. Für einen Moment herrschte daraufhin schweigen. Mit einem Blick der deutlich machte, dass die beiden Brüder gerade an ihrem Verstand zweifelten, sahen sie sich um. Sie konnten beim besten Willen nicht begreifen, wo dieser Junge, der diese Sätze gesagt hatte so schnell her gekommen war. Dann allerdings ignorierten sie die Frage und wendeten sich ihrem Gegenüber zu. „Nimm dich nicht so wichtig, Kleiner.“ „Genau du halbe Portion hättest doch nicht mal die geringste Chance gegen einen von unserem Format. Geschweige denn gegen uns zusammen.“ „Im Bladen nehme ich es alle male mit euch Idioten auf. Also was ist…Der Gewinner kriegt alles.“ „Und was hast du zu bieten?“ „Findet es heraus oder sterbt unwissend.“ Ian konnte sich daraufhin ein amüsiertes Lächeln nicht mehr verkneifen. Dieser Junge schien trotz allem wieder der Alte zu sein. Jedenfalls nach dem was er von diesem gehört und auch gesehen hatte. Wahrscheinlich würde sich Boris schwarz ärgern, wenn er diese Szene sah. Das hieß, wenn dieser Kai wirklich auf die Knie zwingen wollte, womit er sich nicht mal so sicher ist. „Vielleicht ein anderes Mal.“ „Genau und zwar dann wenn wir wissen, dass es sich lohnt!“ Mit diesen Worten hatten sich die beiden älteren Jungs abgewandt. Dieser ließ sich davon jedoch nicht irritiere sondern sah sich nur kurz um, bevor er in Richtung von Ians Versteck ging. Dieser nutzte diese Gelegenheit und gab seine Tarnung auf. „Fertig mit Verstecken spielen!“ „Hey du brauchst deine miese Laune nicht an mir auslassen und was meinen Aufenthalt hier angeht, ich…“ „Ich bin nicht taub. Ich hab dein Gespräch mit den beiden aus Sektor 6 mitbekommen, also spar dir die Erklärung.“ „OK. Wer genau hat jetzt die ganze Zeit verstecken gespielt.“ Diesen Kommentar konnte Ian jetzt nicht für sich behalten. Allerdings fragte er sich jetzt erst Recht wo dieser Junge war. Kein Wunder dass man den nie fand wenn man nach ihm suchte, er konnte sich im selben Raum befinden und man übersah ihn einfach. So etwas war einfach zu schräg um wahr zu sein. „Weißt du was? Lass mich einfach in Ruhe.“ „Hey Augenblick, ich will eine Antwort. Ich glaub nämlich nicht jedes Gerücht.“ „Ich hab keine Ahnung was Boris vor hat, es interessiert mich auch nicht, solange ich meine Ruhe vor ihm habe. Und zu den Langfingerbrüdern. Die Gerüchte die sie gehört haben stimmen, jedenfalls die meisten. Im Prinzip hängt das ganze nur von Andrew an. Wenn dieser den Test besteht, kann Boris die Verlegung vergessen.“ „Und wann erfährt man dass?“ „Frag Damien, der scheint heute verhältnismäßig gute Laune zu haben. Darüber hinaus ist er für die Durchführung des Testes verantwortlich.“ „Äh ja…gut...“ „Spar dir den Dank!“ Noch ehe Ian etwas erwidern konnte hatte der rotäugige schon die Tür aufgerissen und war darin verschwunden. Für einen Moment blieb Ian grübelnd zurück, bevor er durch dieselbe Tür ging, doch der Korridor, der sich dahinter erstreckte war menschenleer. //Wie macht der Kleine das eigentlich immer. Das will ich auch können.\\ Mit einem weiteren Blick zurück setzte sich Ian wieder in Bewegung. Der Zugang zu den Testräume sind für die Sektore 1-9 in dem Verbindungssektor zwischen Sektor 6 und 7. In gewisser Weise fragte er sich ja schon, ob er es wagen sollte, dort zu warten. Auch wenn dieser Damien, der mittlerweile als stinkendes Gehmännchen bezeichnet wurde, gute Laune haben sollte, so konnte man nie wissen. Ein falsches Wort und man hatte die Aufseher gegen sich. Besonders Damien, da dieser ziemlich jähzornig war. Bevor er jedoch über seine weiteren Schritte nachdenken konnte, wurde schon eine Tür aufgerissen und ein stämmiger Mann kam heraus. Dessen rechte Hand schleifte einen Jungen am Kragen heraus ohne auch nur ansatzweise auf dessen Gewinsel zu reagieren. „Komm schon Bewegung.“ „Nein bitte…ich…bitte, nur eine Chance…geben sie mir noch eine Chance….“ „Boris Anweisungen waren eindeutig. Du hast versagt und Boris kann mit Versagern wie dir nichts anfangen. Du wirst hier nicht länger benötigt, geschweige denn gewünscht.“ Nach diesem Kommentar gab er dem Jungen einen heftigen schubst, worauf dieser schmerzhaft mit den Knien auf den kalten Steinboden aufschlug. Auch die Tatsache, dass diese sich wieder aufrichtete konnte den jämmerlichen Zustand, in dem sich dieser befand nicht vertuschen. „Pack deine Sachen. Für heute gibt Boris dir noch eine Gnadenfrist. Morgenfrüh allerdings wirst du diese Abtei verlassen.“ Die Worte waren eindeutig, dass wusste selbst Andrew und schritt sichtlich niedergeschlagen zu seinem Zimmer. Das war für Ian die beste Gelegenheit um seine Frage loszuwerden. Kurz holte er noch mal tief Luft bevor er sich zu erkennen gab. „Entschuldigen sie, Sir…ich hörte von Gerüchten, dass der Zimmerpartner dieses Jungen in Sektor 5 verlegt werden soll.“ „Der Junge hat verloren und niemand ist erlaubt ein Zimmer für sich zu beanspruchen. Wo kämen wir denn da hin.“ „Ich bin ganz ihrer Meinung, Sir. Aber stimmt das mit dem 5. Sektor.“ „So wurde es angeordnet.“ „Und in welches Zimmer kommt dieser genau, wenn ich fragen darf, Sir.“ „Wenn es keine Planänderungen gibt dann ist es das Zimmer 578.“ „Na klasse…ich meine, vielen Dank für die Auskunft, Sir.“ Noch ehe Ian sich Feinde machen konnte, nahm er die Beine in die Hand und rannte los. Nun war es wirklich höchste Eisenbahn, dass sie etwas unternahmen. Ian konnte nur von Glück reden, dass seine Zimmerpartner ziemlich einfach zu finden waren, weshalb er auch schnell zu ihnen stieß. „Hey Leute ich hab schlechte Nachrichten.“ „Was ist los? Sag bloß nicht du muss einen Prüfungskampf bestreiten.“ Dieser Spruch bewirkte, dass Ian sämtliche Luft sich weigerte seine Lunge zu verlassen. Der Grund lag darin begründet, dass er nur das Wort Prüfungskampf gehört hatte und sein Kopf erst mal einige Minuten brauchte um den Rest des Satzes zu registrieren. Dementsprechend spät kam auch seine Erklärung. „Was…ach quatsch. Es ist viel schlimmer… Ich hab mitbekommen, dass sie noch jemanden in unser Zimmer unterbringen wollen.“ „Ja und…das heißt vier gegen einen, dass werden wir ja wohl hinkriegen.“ „Da stimme ich Spencer zu. Der wird in spätestens 3 Stunden nach unseren Regeln spielen oder um ein neues Zimmer betteln!“ Spencer und Bryan waren sich in diesem Punkt mehr als einige. Überhaupt waren die beiden sich in vielen Sachen einige. Die beiden hatten keine Bedenken jemanden in die Mangel zu nehmen und wenn er ehrlich war, dann würde er sich weder mit Spencer noch mit Bryan anlegen. Auch wenn Bryan gerade mal knappe zwei Woche hier war, hatte er es irgendwie geschafft sich von einigen der anderen Abteijungen genügend Respekt verdient um in Ruhe gelassen zu werden. Die beiden, da war sich Ian sicher, würden jeden dazu zubringen können, nach deren Pfeife zu tanzen. Allerdings lag die Sachlage in diesem Fall anders und genau das teilte er ihnen auch sofort mit. „Gut, dann sage ich es anders. Der Junge soll aus Sektor 9 zu uns kommen…Laut den Langfingerzwillingen, diesem Damien und so einige anderen wurde sei Zimmerpartner aus der Abtei geworfen.“ „Bloß nicht Sektor 9, dass ist ein Albtraum!“ „Sektor 9. Kann mich mal jemand von euch beiden aufklären.“ „Dort sind Leute wie Edgar Kilvkov, die Langfingerzwillinge, Andrej Schilovski…im Klartext, alle denen man lieber aus dem Weg gehen sollte.“ Nun schien auch Bryan zu verstehen, worauf Ian hinauswollte. Dementsprechend viel auch dann seine Antwort aus. Sein Zimmergenosse hatte es auch ziemlich deutlich genug, dass jeder die Bedeutung schnell herausfinden konnte. Besonders Tala und er, da sie mit den genannten Personen schon ziemlich früh aneinander geraten und genauso wie die restlichen in der Abtei hofften sie, nie wieder etwas mit diesen zu tun zu haben. Am liebsten wäre es ihnen, wenn sie diesen nie wieder über den Weg laufen mussten, doch das war so unwahrscheinlich wie die Tatsache, dass die Wachen in dieser Abtei einen Befehl von Boris ignorierten oder ihn gar missachteten. „Edgar und die Langfingerbande sind in Sektor 9 untergebracht. Oh man, dass kann heiter werden, wenn wirklich alle von diesem Sektor so selbstgefällig sind.“ „Sag ich doch…“ Mehr sagte Ian nicht dazu. Auch die anderen schwiegen eine Zeit lang. Sie wussten dass sie sich etwas einfallen lassen mussten. Allerdings war Ian noch lange nicht fertig mit seinem Vortrag. „…da gibt es noch was…die Langfingerbrüder haben den Verdacht gehabt, dass Boris den Befehl für die Verlegung von Andrews Zimmerpartner schon vor dessen Niederlage gegeben hatte.“ „Heißt übersetzt, dass Boris uns einen kleinen Spion unterschieben will, oder wie darf ich das verstehen?“ Spencer schüttelte bei diesen Worten nur den Kopf. Womit hatte er das bitte verdient. Doch wenn er genau zurückdachte, hatte er schon einen wagen verdacht. Allerdings konnte er dem möglichen verantwortlichen nicht wirklich böse sein, immerhin hatte sein Gegenüber es durchaus verdient gehabt. „Keine Ahnung. Jedenfalls schienen die beiden nicht gut auf ihn zu sprechen zu sein. Sie haben sogar gesagt, der wäre schlimmer als Edgar.“ „In welchem Bereich und wer ist bitte Andrews Zimmernachbar?“ „Also das ist…oh Shit, ich wusste doch, dass ich was vergessen habe…ich wollte eigentlich nachfragen…“ „Wen interessiert es. Wir sollten lieber überlegen, wie unser erste Zug aussieht, ich hab nämlich keine Lust, herum kommandiert zu werden…“ „Das sehe ich genauso Spencer.“ „Und schon irgendeinen Plan, Ian!“ Bei diesen Worten kam Bryan etwas weiter auf Ian zu. Auch Spencer trat nun näher an den kleinen heran, andernfalls würde sich ihr Plan schneller verbreiten, als sie bis drei zählen konnten. „Ja, wir lassen ihn um ein neues Zimmer betteln.“ Nun waren alle hellhörig. Zwar waren sie nicht sicher, ob das überhaupt funktionieren konnte, da die besagten Leute aus Sektor 9 dafür bekannt waren, dass sie mit vielen Aktionen davonkamen, insbesondere deshalb weil sie diese anderen in die Schuhe schoben. Und diese Eigenschaft gehörte definitiv nicht in ihr Zimmer. „Und wie?“ „Später!“ Ian winkte bei diesen Worten ab, woraufhin Spencer nur die Augen verdrehte und schon wieder etwas auf Abstand ging. In gewisser Weise hatte er mit Ian schon mal einen Streich geplant um ihre neuen Mitbewohner zu empfangen, doch die ganze Sache hatte nicht so geklappt wie sie es geplant hatten. „Meinet wegen…also wann soll der Neue hierher kommen.“ „Keine Ahnung, wahrscheinlich bringen sie ihn morgenfrüh her. Boris hat Andrew eine Nacht Gnade gewehrt, bevor dieser die Abtei verlassen muss. Das heißt unser neuer Mitbewohner hat maximal einige Minuten um sich mit dem neuen Zimmer vertraut zu machen, bevor es wieder zum Training geht. Und wir haben genug Zeit ihn zu empfangen.“ „Also besprechen wir das ganze nach Einschluss. Klingt gut…aber nur neben, wieso sollte Boris einen Spion zu uns schicken. Wir haben doch nichts getan.“ „Oh wir nicht, aber Tala.“ „Wieso ich?“ „Der letzte Prüfungstag. Wahrscheinlich missfiel Boris dein Spruch. Der hatte so etwas rebellisches, fast so als wolltest du einen Streit anzetteln. Hab mich ja schon gewundert, dass Boris dich nicht belehrt hat. Normalerweise lässt er sich so etwas ja nicht gefallen.“ „Wieso interessiert ihn das? Der Spruch war doch an Edgar gerichtet. Darüber hinaus waren das seine Worte und meine Mutter hat mir mal beigebracht, dass ich jedem den gleichen Respekt entgegen bringen soll, wie er mir.“ „Ich glaube nicht dass sie…obwohl…eigentlich ja ein schöner Leitspruch.“ „Ja, ich glaube nur, dass wir hier dann aufgeschmissen wären. Die Wachen würden es sich mit Sicherheit nicht gefallen lassen, wenn wir unsere Launen an ihnen auslassen. Da gäbe es Arrest bis wir alt sind.“ „Alt, du meinst wohl Uralt.“ Nach Talas Aussage erschien auf den Gesichtern der anderen ein amüsiertes Grinsen. Anders konnte man diesen Kommentar einfach nicht entgegentreten. - In einem Zimmer in Sektor 9 - Das kleine Zimmer war eigentlich recht ruhig. Jedenfalls solange bis die Tür aufgerissen wurde und ein verzweifelt aussehender Junge die Tür aufriss und sie mit einem lauten Knall wieder ins Schloss fallen ließ. „Diese Reaktion solltest du dir in Boris Gegenwart abgewöhnen.“ „Was ich tue und lasse ist meine Sache, kapiert. Also halt dich daraus.“ „Lass mich raten der Test ist nicht so gut gelaufen, was.“ Er konnte einfach nicht anders. Andrew war noch nie jemand den er leiden konnte. Ein mittelbegabter Blader wenn man Boris glauben schenken mochte und so wie es aussah hatte er es gerade bewiesen. Anders war die Tränenspur in seinem Gesicht und die recht miese Laune des älteren nicht zu erklären. „Lach du nur. Ich komm hier wenigstens raus. Du allerdings wirst hier noch jahrelang festsitzen und dir die Zellen und Bestrafungsräume von Innen ansehe.“ Andrew sah seinen Zimmergenossen nur mit einen giftigen Blick zu, bevor er sich dem Schrank, in dem er seine Sachen lagerte zuwendete. „Und du glaubst das ist schlimmer?“ Bei diesen Worten hielt Andrew inne. Scheinbar schien er über diese Frage wirklich nachzudenken. Für seinen Zimmergenossen jedoch war dies keine Frage, die viel Zeit zum nachdenken beanspruchte. Die meisten, die in die Abtei kamen hatten nichts außer ihr Leben und dass was sie am Leibe trugen. Nur wenige trugen ein Erinnerungsstück bei sich und bei noch wenigern war dieses Erinnerungsstück wertvoll. Falls doch so war es schneller weg als man es mitbekam. Ein Anrempler und die Objekte wechselten den Besitzer oder gingen verloren. Meistens blieben sie dies auch, denn es war so gut wie unmöglich es hier in der Abtei wieder zu finden. In den meisten Fällen hatte es schon ein anderer an sich genommen und wartete nur auf die Gelegenheit sich damit einen Vorteil zu verschaffen. Im Klartext landeten diese Sachen früher oder später bei den Aufsehen und von denen bekam man eh nichts zurück. „Wesentlich schlimmer!“ „Wirklich?“ Er wusste selbst, dass das was er gerade tat ziemlich fies war. Vielleicht lag es daran, dass er auch hier raus wollte. Dass er Andrew in gewisser Weise beneidete auch wenn er nicht genau sagen konnte wieso. Nur eines wusste er. Andrew war wie viele anderen freiwillig mit Boris mitgekommen. Wahrscheinlich hatte er keine andere Wahl. Jeder der in die Abtei kam, bekam das was er zum Leben brauchte. Essen und vor allem warme, saubere und heile Kleidung, zum Teil Maßanfertigungen. Etwas was sie außerhalb der Abtei, in den Straßen von Moskau, nicht hatten. Eigentlich wäre es das perfekte Leben, jedenfalls wenn man die vielen und vor allem langen Trainingseinheiten außer Acht ließ. Aus diesem Grund waren auch viele der Jungen hier hin und her gerissen. Sie wollten gehen, weil sie den Druck, der auf ihnen lastete nicht länger aushalten konnte. Im selben Moment wollten sie jedoch hier bleiben, weil sie genau wussten, dass sie die nächsten kälteren Tage nicht überstehen würden. „Wieso fragst du? Du kennst die Antwort sowieso?“ Wütend über die Kommentare seines Zimmerpartners stopfte Andrew seine Sachen in einen kleinen Beutel. Es reichte um die wenigen Sachen zu fassen. Allerdings waren es genau die Sachen, die Andrew über die nächsten Wochen auf der Straße retten konnte. Wenn dieser Glück hatte fand er vielleicht sogar ein paar Kinder die um Geld gegen ihn bladeten. Dass soll in den Moskauer Straßen nicht unüblich sein, denn trotz dem er hier einer der schwächsten war, so hatte er doch Anfängern einen gewissen Vorteil. „Glaubst du?“ Nach diesen Worten musste der Sprecher schnell in Deckung gehen, da Andrew schon nach dem Wasserglas gegriffen hatte was nur einige Meter von ihm entfernt war und es in seine Richtung geschleudert hatte. Zu seinem Glück waren dessen Zielvermögen genauso gut wie seine Bladerkünste. Er hätte sich nicht mal ducken brauchen und das Glas wäre über ihn hinweg geflogen. Gut, es war knapp doch die Tatsache dass es so war, blieb weiterhin bestehen. „Hey, sag mal tickst du noch sauber.“ „Reg dich ab, ich hab nicht mal getroffen.“ „Als wenn du das geplant hättest. Darüber hinaus ändert es nichts, dass ich jetzt die Scherben aus dem Bett sammeln darf.“ „Was soll ich sagen, es ist dein Bett...“ Eines stand nach diesen Worten fest. Wenn Blicke töten konnten, dann wäre Andrew kurz nachdem er diesen Satz ausgesprochen hatte, tot umgefallen. „…darüber hinaus bist du das eh morgen los…oder hast du schon wieder vergessen, dass Boris dich verlegen will.“ „Solange man mir keinen Befehl gibt, tue ich gar nichts.“ Schmunzelnd legte er sich bei diesen Worten zurück. Gut, er hatte gerade gelogen. Er hatte schon von vornherein gewusst, dass Andrew versagen würde und mit seiner Verlegung gerechnet. Es gefiel ihm nicht, doch weigern konnte er sich genauso wenig. Allerdings konnte er wenigstens vor Andrew so tun, als wäre ihm das ganze egal. Immerhin wusste er genau dass dieser sich darüber nur ärgern würde. Was ihn persönlich betraf so hatte er seine Sachen in dem Moment zusammengepackt, als dieser zum Test geschleift wurde. Sie lagen mittlerweile in einem Beutel im Schrank. „Bin ja mal gespannt ob Boris die Ausrede akzeptiert.“ „Dass lass mal meine Sorge sein, Andrew.“ Mit einem fiesen Grinsen begann der kleinere der beiden Jungs sein Bett nach den Scherben abzusuchen. Das letzte was er wollte, war die letzte Nacht damit zu verbringen auf diesen zu schlafen. Dabei nahm er sich die Freiheit heraus die größeren Scherben in das diagonal unter ihm stehende Bett zu werfen. Wenn er auf Scherben schlafen sollte, dann sollte Andrew schließlich auch etwas davon haben. Der konnte sowieso froh sein, dass er die großen Scherben verwendete und nicht die kleineren. Immerhin konnte man diese noch sehen und selbst er hatte genug Probleme alle der kleinen scharfen Scherbensplitter zu finden. Dem zur Folge war die Wahrscheinlichkeit, dass die eine oder andere ihn in der Nacht doch ärgerte ziemlich hoch. Nach einigen Minuten gab er es letzten Endes doch auf. Kurzerhand nahm er sich zwei Enden der auf dem Bett liegenden Decke und schüttelte diese über den Bett aus. Eine Tatsache die Andrew überhaupt nicht gefiel, da er genau in der Fallrichtung, der sich auf der Decke befindenden Splitter, kniete. „Geht’s dir noch gut.“ „Wieso, ich hab nicht angefangen mit Wassergläsern zu werfen.“ „Weißt du was, jetzt kann ich mit Gewissheit sagen, dass ich froh bin dich endlich loszuwerden.“ „Soll mich das jetzt etwa verletzen?“ Mit einem leisen Kichern ließ sich der Junge nun an die Wand, zurückfallen. Wenn Andrew wirklich dachte, dass es ihn interessieren würde, was andere von ihm dachten, hatte er sich geschnitten. „Au…scheiße, was zum…“ Und so wie es aussah war das eine Gewissheit, da sich dieser Vollidiot wirklich direkt auf die Scherbe gesetzt hatte, die gut Sichtbar auf seiner Bettdecke lag. Wie blöd konnte der eigentlich sein. Insbesondere nach seiner Scherbenschnei-Aktion. „Sorry, ich glaub ich hab dein Bett mit dem Mülleimer verwechselt.“ Nun konnte er sich ein Schadensfrohe Lachen erst recht nicht verkneifen. Besonders der nachfolgende Blick von Andrew verfehlte bei ihm jegliche Wirkung. Bei dem wirkte der einfach nur lächerlich. „Das wirst du noch bereuen.“ „Ja und zwar jeden Tag, ich weiß. Du bist nicht der erste, der mir das angedroht hast und mit Sicherheit auch nicht der letzte.“ Mit diesen Worten sah er wieder zu seinem Zimmerpartner, der jetzt mit einer ziemlichen Wut im Bauch, die Scherben, die er einige Minuten zuvor in dessen Bett geworfen hatte zusammen zusammeln. Allerdings stellte dieser sich um einiges tollpatschiger an. Sofern er es von seiner jetzigen Position aus sehen konnte, hatte dieser sich mindestens schon drei Mal geschnitten. „Ah, nicht schon wieder, sag mal wie viele Scherben hast du eigentlich in mein Bett geschmissen.“ „14 oder 15 hab nicht genau aufgepasst.“ „Großartig und ich hab erst…9, dass ist ja jetzt nicht wahr.“ „Dann such lieber weiter, sonst wird die Nacht unangenehm.“ Mit diesen Worten legte er sich auf den Rücken und sah zur Decke. Insgeheim frage er sich ja wieso Andrew nicht einfach das ganze Bett ausschüttelte, so wie er es getan hatte. Doch wirklich interessieren tat es ihn nicht. Dafür war er einfach zu müde, er hatte die letzten Tage definitiv zu wenig geschlafen und dass summierte sich langsam. Allerdings wagte er es nicht sich einfach schlafen zu legen, denn meistens kam es dann vor, dass überraschend eine extra Trainingseinheit angeordnet wurde und eins war sicher, wenn er den Wachmann nicht hörte würde Andrew ihn garantiert nicht wecken, dafür hatte er ihn allein heute einmal zu oft verärgert. Kapitel 7: Hoher Besuch ----------------------- Kapitel 7: Hoher Besuch Auch wenn er den Schlaf bitter nötig hatte war es ihm unnötig durchzuschlafen und seine Kraftreserven wieder vollständig aufzufüllen. Irgendetwas hatte ihn geweckt. Etwas, dass er bis jetzt nicht definieren konnte. Noch halb schlafend setzte er sich auf und sah sich um. Das Zimmer war stockdunkel. Eine Sache die er mehr als alles andere hasste. Nicht das es ihm Angst bereitete, er mochte die Finsternis einfach nicht. Es spielte dabei keine Rolle, dass diese es ihm öfters ermöglicht hatte aus dem Sichtfeld der Aufseher zu gelangen. Auch als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatte konnte er nicht erkennen, was zu seinem aufwachen geführt hatte. Soweit er es erkennen konnte, war sein Zimmerpartner immer noch in seinem Bett und schlief seelenruhig. Frustriert ließ er sich wieder zurück in seine ursprüngliche Position fallen. Weiter schlafen brachte jetzt auch nichts mehr. In einer halben bis dreiviertel Stunde würden die Aufseher kommen und sie umquartieren. Jedenfalls ihn, während Andrew in die kalte Eiswüste gejagt wurde. //Ich frag mich ja wieso Boris mich ausgerechnet in den Sektor 5 verlegen will. Gut, immer noch besser als zu den Langfingerbrüdern oder Edgar zukommen, wobei der wahrscheinlich noch lange nicht mit seiner Strafe durch ist…trotzdem wieso Sektor 5...Ich versteh das einfach nicht.\\ Fragend starrte er die Decke über sich an, als ob er erwartete, dass er von dieser eine Antwort bekam. Doch er bekam sein. Plötzlich vernahm er in einiger Entfernung ein Schlüsselbund klimpern. Bei diesem Geräusch setzte er sich ein weiteren Mal auf und lauschte. Lange hatte er jedoch nicht Zeit, da in dem Moment das Licht angeschaltet wurde. „Sag mal kannst du mir das letzte bisschen schlaf in einem warmen Bett nicht gönnen oder was soll der Terz.“ „Wie bitte?“ Ein weiteres Mal ertönte das Geräusch von mehreren Schlüsseln die aneinanderprallten. Auf Andrews Gesicht zeichnete sich daraufhin ein Ausdruck des Grauens. Eine Tatsache, die sein Zimmerpartner nicht unkommentiert zu lassen. „Scheint so als gönnt Boris dir deinen letzten Schönheitsschlaf nicht.“ „Ach halt die Klappe.“ „Brauch ich nicht, die hält auch so.“ Genervt richtete sich Andrew bei diesen Worten auf. Eins stand für diesen fest, auch wenn er die Abtei verlassen musste, an seinem Zimmerpartner würde er sich trotzdem noch rächen. Was hatte er schon zu verlieren, er wurde eh rausgeworfen. Doch dieser Vorsatz war durchaus einfacher gedacht als durchgeführt. Das Problem bestand lediglich darin, dass er erst mal auf das Bett kommen, um an den Jungen ranzukommen. Und genau hier scheitete sein Plan. Sein erster Versuch scheiterte, weil ihm genau in dem Moment als er auf die erste Leitersprosse trat ein Buch auf den Kopf fiel. „Wo hast du dass Ding her.“ „Dass Ding ist ein Buch und das war unter dem Kopfkissen. Und du solltest lieber aufpassen, denn ich hab noch mehr davon.“ In dem Moment hätte er sich wirklich totlachen können, da Andrew ihm das scheinbar wirklich glaubte. Es war nicht mal ganz gelogen. Er hatte noch zwei Bücher, doch die waren erstens verhältnismäßig Kleiner und zum zweiten befanden sie sich in seinem Rucksack, welcher bedauerlicherweise außerhalb seiner Reichweite lag. Das schien sich Andrew nach einer Zeit auch zu denken. Denn urplötzlich startete er einen weiteren Versuch. Ohne großartig zuzögern löste er daraufhin die Leiter, die sowieso von natur aus ziemlich wackelte. Ein Grund wieso die meisten die unteren Betten vorzogen. Andrew bemerkte dies sofort und ging auf Abstand, was ihm genug Zeit brachte um das Ende der Leite zu ergreifen, bevor sie noch mit einem lauten Knall auf den Boden landete. Kurz daraufhin war sie wieder eingeharkt. Daraufhin konnte man nur ein Schnauben von Andrew hören. Scheinbar hatte er seine Niederlage eingesehen, besser für ihn denn er konnte stunden lang so weiter machen. „Ich hab dich gewarnt.“ „Ich gebe dir jetzt mal eine Warnung…du wirst irgendwann genauso enden wie ich. Eines Tages wird Boris genug von deinem Verhalten haben und dann wirst du derjenige sei, der die Abtei verlassen muss.“ „Ja richtig ich werde die Abtei irgendwann verlassen und im Gegensatz zu dir werde ich ihr nicht hinterher trauern.“ „Wenn du das glaubst, bist du ein Idiot. Ein verrückter der seinen eigenen Worte irgendwann bereuen wirst. Darüber hinaus gibt es hier genug Personen, die dich auf den Knien sehen wollen. Allen voran Edgar, besonders wenn er die Strafe übersteht. “ „Weißt du Andrew, es ist mir egal was du über mich denkst oder wer alles gegen mich ist. Ich tue nur das was ich will und genau dass ist der Unterschied zwischen mir und allen anderen hier in der Abtei. Die Meinung der anderen kümmert mich nicht im Geringsten, egal was das bedeutet.“ Im Grund kümmerte es ihn wirklich nicht was man ihm androhte oder sagte. Es gab nur eine einzige Person, dessen Reaktion ihm nicht egal war. Allerdings hatte er mittlerweile das Gefühl, dass egal was er tat, er diese Person immer nur enttäuschen würde. In gewisser Weise hatte er es aufgegeben, es überhaupt noch zu versuchen. Am Anfang hatte er sich hier noch an die Regeln gehalten. Damals verstand er nicht mal die Hälfte von dem was hier vorging. Im Prinzip wusste er nicht mal wieso er überhaupt hier war. Und mittlerweile konnte er sich das meiste selbst erklären. Zu Beginn hatte er noch nach Anerkennung gesucht, doch man hatte ihn einfach ignoriert, also wozu sollte er sich bitte fügen. Genau diesen Grundgedanken verfolgte er immer noch. Er wollte nicht wie die willenlosen Marionetten enden, die in den höheren Sektoren untergebracht wurden. Tag für Tag hatte er mitbekommen, wie Boris den Willen eines anderen Blader brach. Wie er diese dazu brachte das zu tun was er befahl ohne auch nur ansatzweise dessen Befehle zu hinterfragen. Keiner kümmerte sich mehr darum, was sie taten, nur der Sieg den sie für sich beanspruchten. Und nach einiger Zeit interessierte sie nicht mal mehr ihre eigene Niederlage. Er hatte einmal einen Kampf zwischen 2 Jungen aus dem 30. Sektor mitbekommen. Der Kampf war gut, aber aus irgendeinem Grund wirkten sie eintönig, wie der Schlagabtausch zweier geschwächter Blader nur mit dem Unterschied, dass die Angriffe wesentlich härter waren. Der Verlierer hatte sich anschließend einfach abführen lassen. Ohne Kommentar, im Prinzip ohne jegliche Regung. Noch heute konnte er sich ganz genau an die Augen dieses Jungen erinnern. Sie waren leer, anders konnte man es nicht bezeichnen. Doch auch der Gewinner machte keine Anzeichen seinen Sieg zu kommentieren. Es wirkte fast so, als wäre das Ende eines Kampfes immer eine Niederlage und dass noch bevor das endgültige Resultat des Beybladekampfes feststand. „Wir werden sehen.“ „Nein ich werde es sehen, du wirst von der Eiswüste Moskaus verschluckt.“ Noch bevor Andrew daraufhin etwas erwidern konnte wurde die Tür der Zelle aufgeschlossen und zwei Wachmänner kamen herein. Damit war der Streit der beiden schlagartig beendet und auch die letzten Worte zwischen den beiden waren urplötzlich vergessen. - Im einem Zimmer von Sektor 5 - Tala und die anderen wurden eine halbe Stunde vor ihrer üblichen Aufstehzeit von den Worten eines Wachmannes geweckt. Noch etwas verschlafen versuchten sie zu verstehen was vor ihrer Tür gesagt wurde. Kurze Zeit später konnten sie dem einseitigen Gespräch endlich folgen, trotzdem verhielten sie sich mehr als ruhig. Lediglich Ian kletterte vorsichtig die Leiter zum Bett über ihm hoch. Dann jedoch blieb auch er auf Lauerposten und gab keinen Ton mehr von sich. Selbst als man die Zimmertür aufschloss taten alle so als würden sie schlafen. „Ich an deiner Stelle würde mich langsam mal zusammenreißen, sonst wirst du dir noch einen vierundzwanzigstündigen Zellaufenthalt wünschen und jetzt rein mit dir. Ich bin mir sicher deine Zimmergenossen werden dich herzlich aufnehmen.“ Kurz darauf hörte man die Tür zuschlagen. Einen Moment lang tat sich nichts, doch dann wendete sich der fremde von der Tür ab und lehnte sich gegen den großen Schrank. Ian sah das als Zeichen aktiv zu werden. „Vorsicht!“ Mit dieser Warnung kippte er den Wassereimer, den er und die anderen am Abend zuvor auf dem Schrank neben dem Bett platziert hatten, schnell um. Der flüssige Inhalt ergoss sich daraufhin über den Schrank. Der dort lehnenden Jungen hatte jedoch früh genug auf die Warnung reagiert, weshalb er noch rechtzeitig auf Abstand gegangen war und so das Wasser nur an seinen Füßen abbekam. Trotz allem zeigte er bei weitem nicht die von den anderen vieren erwartete Reaktion. Es kam kein erschreckter Schrei, lediglich ein sarkastischer Kommentar. Fast so als würde es den Jungen nicht mal kümmern, dass er dank dieser Aktion mit den Füßen im eiskaltem Wasser stand. „Sehr witzig.“ Doch allein dieser Kommentar zwang Spencer dazu das Licht im Zimmer anzumachen. Gut dadurch wurde es nicht viel heller, doch wenigstens konnte man den Jungen nun einigermaßen erkennen. „Hey Kleiner, was machst du denn hier!“ „Als wenn ihr dass nicht wisst! Die Aktion war ja wohl eindeutig.“ „Äh, ja… sorry… wir hatten einen anderen erwartet.“ „Na klar, und Boris läuft jeden Morgen durch Moskau und verteilt Geschenke. Für wie blöd haltet ihr mich eigentlich.“ Spencer zwang sich bei diesen Worten förmlich dazu aus dem Bett zu steigend und defensiv die Arme in die Luft zu heben. Mit dem Jungen vor ihm war nie leicht zu dealen, jedenfalls nach seinen Erfahrungen, die er größtenteils von anderer Leute Gerede mitbekommen hatte. Eines war jedoch klar, der Junge konnte ihnen eine Menge Schwierigkeiten bereiten, wenn er wollte. „Hey entspann dich mal wieder. Wäre es nach Ian gegangen, dann hätten wir aus der Küche rohe Eier mitgehen lassen…“ „Als wenn ihr da rein gekommen wärt.“ Weiter konnten die Jungs nicht mehr diskutieren, da in dem Moment eine Durchsage kam, nach der alle im Zimmer anwesenden still waren. „Dies ist eine Durchsage an alle. Schwing euch aus dem Bett. Ihr habt fünf Minuten, wer die Zeit nicht einhält wird Doppelt so hart bestraft wie sonst.“ Während Bryan, Tala, Ian und Spencer einige Zeit brauchten um die Information zu verarbeiten, machte sich ihr neue Zimmergenosse daran seine Schuhe anzuziehen. Er hatte vorher einfach nicht die Zeit dafür gehabt. Der Aufseher war viel zu gereizt, und hatte ihn regelrecht rausgedrängt. Gut er hatte es erwartet, allerdings nicht so früh. Im Prinzip war auch der Weckruf mindestens 20 Minuten zu früh. „Ich glaub die haben sie nicht mehr alle. Die sind mindestens eine halbe Stunde zu früh. Was soll der Scheiß.“ „Ich schätze Mal es gibt hohen Besuch.“ Auch wenn Tala und Bryan nun schon seit einigen Wochen in der Abtei waren, so blieb noch vieles Offen, was sie nicht verstanden. Deshalb konnten sie Spencers Kommentar nicht wirklich zuordnen. Sie hatten zwar einiges an Informationen erhalten, doch manches hatten sie auch sofort wieder vergessen, da es ihnen nicht wichtig erschien. „Was meinst du damit, Spencer.“ „Er meint Voltaire.“ „Mhm, immer wenn er der Abtei einen Besuch abstattet geht es besonders stressig zu. Stimmt es eigentlich, dass es jedes Mal wenn er kommt einen Showkampf gibt.“ Ian konnte bei diesen Worten nicht leugnen, dass er leicht nervös war. Er hatte von den plötzlichen Besuchen Voltaires gehört, doch selber hatte er noch keinen erlebt. In dieser Hinsicht war er also genauso schlau und erfahren wie Tala und Bryan. „Leider ja. Aber meistens wählt Boris die Kämpfer selber aus. Darüber hinaus lässt er nur die besten der besten vor Voltaire antreten und ich glaube nicht, dass wir in der engeren Auswahl stehen.“ „Euer Glück!“ Nun war die ganze Aufmerksamkeit wieder bei dem Neuzugang. Es war im gewisser weise Glück, dass sie nicht zu den besten der Abtei gehörten, doch aus irgendeinem Grund hatten sie das Gefühl, als hätte diese Aussage noch eine andere Bedeutung. „Was meinst du?“ „Gar nichts. Ach, nichts für ungut, aber euch läuft die Zeit davon.“ „Was…oh Shit, ich muss mich noch umziehen.“ „Oh stimmt.“ Plötzlich herrschte rege Aufregung in dem kleinen Zimmer. Jeder der vier kramte seine Sachen hervor und zog diese so schnell er konnte an. Genau in dem Moment, als alle fertig waren, öffnete sich auch schon die Zimmertür und sie wurden von einem mies gelaunten Wachmann gemustert. „Macht dass ihr in die Haupthalle kommt.“ „Jawohl, Sir.“ Der Sarkasmus war bei diesen Worten deutlich herauszuhören, doch anscheinend sah der Wachmann ausnahmsweise darüber hinweg. Wahrscheinlich war dieser einfach nur froh, dass man seinen Befehl ohne zu zögern befolgte oder er war diese Art von Bemerkungen mittlerweile gewohnt und hatte sich dazu entschlossen sich nicht weiter darüber aufzuregen. „Bist du eigentlich immer auf Streit aus?“ „Wenn ich auf Streit aus bin, lege ich mich mit Boris an. Nur damit du es weißt.“ „Niemand legt sich mit Boris an.“ „Glaub was du willst, Riese.“ „Nenn mich noch mal so und du wirst es bereuen.“ „Willst du mir etwas drohen!“ Bei diesen Worten sahen sich die anderen schnell um. Bis jetzt waren ihnen noch keine Wachmänner gefolgt, doch diese konnten schneller erscheinen als sie bis 3 zählen konnten und dass würde ihnen nicht gut tun. Aus diesem Grund entschied sich Tala dazu sich in den ausbrechenden Streit der beiden einzumischen bevor es zu spät war. „Leute, könnt ihr das bitte später klären? Doppelte Strafe hört sich nämlich nicht gut an und das obwohl ich die Strafe nicht mal kenne.“ „Ich persönlich sitze lieber drei Tage in dieser blöden Zelle, als mir diesen Showkampf anzutun.“ „Schon möglich, aber wir nicht.“ Das konnte Bryan nun doch nicht für sich behalten. Die paar Stunden in diesem Loch hatten ihm schon gereicht. Noch mehr davon brauchte er definitiv nicht. Deshalb würde er mit Sicherheit nicht zulassen, dass der jüngeren irgendetwas unternahm um dies doch noch zu ändern. Ian und Spencer waren derweil ganz auf Bryans Seite und auch Tala musste den Worten von diesem zustimmen. „Eins sag ich dir, wenn wir wegen dir in die Zellen kommen, dann kannst du was erleben, verstanden, Kleiner.“ „Wenn ich den Riesen vergessen soll, dann vergiss das Wort Kleiner, sonst drohe ich dir mal und meine Drohungen sollte man ernst nehmen.“ Mit diesen Worten wendete Kai sich von seinen neuen Zimmergenossen ab. Er hatte echt keinen Nerv mehr sich mit diesen anzulegen. Die Worte, welche die anderen daraufhin wechselten ignorierte er einfach. „Ich glaube die Langfingerzwillinge hatten Recht. Diese Verlegung hatte disziplinarische Gründe.“ „Ja nur nicht in dem Sinne, wie man es erwartete. Außerdem denke ich langsam, dass jeder der in Sektor 9 untergebracht wird oder wurde einen an der Waffel hat.“ Nach diesem Kommentar gingen auch die anderen vier weiter. Keiner von ihnen wusste, was er von dem Neuzugang halten sollte. Der Junge war rebellisch wie eh und je. Eine Tatsache, die sich keiner wirklich erklären konnte, besonders da dieser erst vor wenigen Tagen eine heikle Strafe auf sich nehmen musste. „Das kann keiner mehr leugnen. Und meiner Meinung nach bring sich der Kleine mit dem Verhalten früher oder später selber um.“ Kurz darauf betraten die vier Jungen die Trainingshalle und sahen sich um. Sie brauchten nicht lange um Kai zu finden, da nicht ganz weit von der Tür entfernt stand. Vielleicht wollte er einfach den Ausgang im Auge behalten, auch wenn eine Flucht mehr als sinnlos war. Kai konnte sich hier vielleicht verstecken, aber raus kam er nicht ohne einem der Wachposten über den Weg zu laufen. Diesen Gedanken weiterhin im Kopf sahen sich die Jungen weiter um. Etwas über ihnen war eine Art Balkon, der einen genau auf die Beyarena blicken ließ und auf dem ein älterer Mann mit grauen Haaren stand. Dieser schien sich so wie es aussah mit Boris zu unterhalten oder ihm zumindest einige Befehle zu geben, da der Abteileiter lediglich nickte und einige Zeit später den Balkon verließ. „Was war dass denn.“ „Das war Voltaire. Wahrscheinlich hat er Boris gesagt, was er erwartet. Das läuft eigentlich immer so ab. Boris taucht dann nach seinem Verschwinden hier wieder auf, wählt die Kämpfer und geht wieder zu dem zurück.“ „Also reiner Standard?“ „Genau.“ Bryan und Tala nickten daraufhin nur und sah sich weiter um. Im Moment lief es so ähnlich wie die Prüfungskämpfe ab, doch dass konnte auch täuschen. „Sind die Strafen dieselben?“ „Nein. Hier kommt es wirklich auf die Performance an. Je schlechter der Verlierer abgeschnitten hat, desto schlimmer wird die Strafe. Man sagt sogar, dass einige danach sofort aus der Abtei geworfen werden. Wie gesagt, wenn Voltaire anwesend ist, dann hat dieser auch die Befehlsgewalt und bestimmt damit auch die Strafen.“ Daraufhin sagte keiner mehr etwas, sondern warteten nur darauf, dass die Kämpfer endlich ausgewählt wurden. - Bei Kai - Während des ganzen Spektakels versuchte Kai seinen Blick auf dem Boden zu halten, da er wusste, dass sein Blick sonst unentwegt zu Voltaire schwenken würde. Er hatte keine Lust zu kämpfen, nicht heute und vor allem nicht, wenn dessen Blick auf ihm ruhte. Bisher war er nie in die Situation gekommen, doch allein der Gedanke an die Möglichkeit ließ ihn nach Luft ringen. Dagegen war ein Prüfungstag nichts. Noch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, spürte er auch schon wie sich eine Hand auf seine Schulter legte. „Ich schätze es kann nichts schaden dich als Blader aufzustellen, oder siehst du das falsch Kai.“ „Tun sie nicht so scheinheilig, Boris.“ Diesen Kommentar erwiderte Boris nur mit einem kräftigen Stoß, der Kai in Richtung Arena beförderte. Gerade noch so konnte sich der rotäugige auf den Beinen halten. Kurz darauf drehte er sich jedoch auf der Stelle und warf Boris einen finsteren Blick zu, den dieser jedoch nicht mitbekam. Der Grund war, dass Boris sich kurz darauf umgewand hatte und nach einem zweiten Opfer suchte. „Wie wäre es mit dir Spencer. Sofern ich mich erinnere bist du meinem Raster mehr als einmal entkommen. Darüber hinaus scheinst du mit Kai noch etwas zu klären zu haben, nicht wahr Spencer…Nach vorne mit dir.“ Auch Spencer wurde nach diesen Worten grob zu Arena geschoben. Innerlich konnte er nicht anders als zu fluchen. Wieso um alles in der Welt musste er ausgerechnet jetzt Kämpfen. Und wieso gerade gegen jemanden wie Kai, da konnte er doch nur verlieren. Doch selbst wenn er eine Chance hätte, was dann? Sollte er seinen Gegner wieder dorthin schicken, wo man diesen nach dem Kampf mit Edgar hingebracht hatte. Er hatte dessen Reaktion gesehen und obwohl er nicht gerade positiv auf den Jungen zu sprechen war, so würde er nicht sagen, dass dieser es verdient hätte. Edgar und so mancher andere schon. Allerdings wollte auch er nicht die Bekanntschaft mit dem Bestrafungsraum machen. //Tut mir Leid Kleiner, aber in dem Fall ist sich jeder selbst der nächste.\\ Kurz nach diesen Gedanken hörte er wie einer der Wachmänner ihnen das Startzeichen gab und nicht mal eine Sekunde später hatte der Kampf begonnen. Trotzdem sein Gegner stark war, hatte Spencer das Gefühl, als würde dieser nicht so überlegen sein, wie er es erwartet hatte. Aus reinem Reflex sah er daraufhin auf und bemerkte, dass Kais Blick förmlich an dem älteren Mann, zu dem Boris sich mittlerweile gesellt hatte, klebte. Fast im gleichen Moment, schien ihm dieser Fehler klar zu werden und er wendete den Blick ab. Zeitgleich stieß dessen Blade den gegnerischen an die Kante der Kampfarena. Spencer konnte vom Glück sagen, dass sein Blade nicht einen mm weiter nach rechts gestoßen wurde, da er sonst wahrscheinlich draußen gewesen wäre. „Hey Spencer pass ein bisschen besser auf. Der Kleine haut dich noch raus.“ „Halt die Klappe dahinten, Ian. Ich versuch mich zu konzentrieren.“ Spencer konnte sich das amüsierte Grinsen seines Zimmergenossen deutlich vorstellen. Es war unüblich zu sprechen während ein Kampf lief. Jedoch war es noch schlimmer, wenn sich einer direkt an die Kämpfer mischte. Meisten waren diejenigen, die gegen diese Regeln verstießen Blader, die in einem Zeitraum bis zu drei Jahren hier verweilten. Diejenigen, die schon länger hier waren blieben meistens Stumm und sagten nichts mehr, außer sie wurden von jemanden angesprochen. „Nette Anfeuerung. Hört man selten.“ „Spar dir den Smalltalk.“ Wieder krachten die Blades aufeinander. Dabei kamen sie dem Rand jedoch bei jedem Rückstoß gefährlich nahe. Allerdings schien keiner der beiden Blader darauf zu achten, viel zu sehr waren sie mit den beiden Blades beschäftig um auf etwas anderes aufmerksam zu werden. „Weißt du. Ich schick dich ungern zurück in den Bestrafungsraum, aber ich habe keine andere Wahl.“ „Wer ist hier jetzt auf Smalltalk aus. Darüber hinaus, brauchst du dir darüber keine Gedanken machen. Ich werde diesen Kampf nicht verlieren, dass kann und darf ich mir nicht leisten. Vor allem nicht heute. Nicht vor ihm.“ Die letzten Worten waren nur noch ein Flüstern und dennoch bekam Spencer sie mit. Und in gewisser Weise verunsicherten sie ihn. Der Junge vor ihm klang so ernst, als würde die Welt untergehen, wenn er dieses Match nicht gewann. „Ich hab jetzt schon viel zu viel Zeit mit dem Kampf vergoldet!“ „Was meinst du?“ „Lass uns diesen Kampf endlich beenden.“ Schneller als Spencer es realisieren konnte nahm der Blade seines Gegners abstand von der Arenenwand und raste auf das Zentrum zu, wo sich sein eigener Blade befand. In diesem Moment wäre ausweichen die beste Lösung gewesen, doch seine Reaktion war viel zu spät, was dazu führte, dass sein Blade in die Luft befördert wurde. Durch den Rückstoß geriet der Blade seines Gegners an die Kante, wo er sich zwar einige Sekunden halten konnte, jedoch zur Seite kippte und im gleichen Moment wie sein Blade auf den Boden außerhalb der Arena landete. Für einige Sekunden taumelten die beiden Blades noch etwas herum, doch dann blieben sie im selben Augenblick stehen. „Nein. Das darf doch nicht…“ Spencer vernahm diese Worte und wendete sich von seinem Blade ab um sich zu dem Sprecher zu wenden. Dieser war noch eine Spur blasser geworden, wenn das überhaupt möglich war, da er von Natur aus ziemlich blass war. Sein Blick war starr auf seinen Blade gerichtet und in gewisser Weise war er sich sicher, dass dieser sich gerade gedanklich einredete, dass das nur ein Traum war. Irgendwie tat ihm der Junge ja Leid. Es war immerhin offensichtlich, jedenfalls für ihn, dass dieser mehr drauf hatte, als er gezeigt hatte. Allerdings hatte er sich viel zu sehr von den Zuschauern beeinflussen lassen, oder besser gesagt von einem bestimmten. Doch dann rief er sich das aus dem Kampf resultierende Ergebnis wieder ins Bewusstsein. Ein Unentschieden gab es soweit er sich erinnerte noch nie. Auf jeden Fall war ihm so ein Ausgang nicht bekannt. Möglicherweise gab es ja doch noch eine Möglichkeit unbeschadet aus der Sache raus zukommen. Bei diesen Gedanken schielte er vorsichtig zu Boris. Dieser schien irgendetwas zu dem älteren Mann an seiner Seite zu sagen, dessen Blick jedoch scheinbar auf Kai gerichtet war. Letzten Endes wandte sich dieser ab und signalisierte Boris noch etwas mit einem kurzen Zeichen. Dieser nickte nur, bevor er sich wieder in die Trainingshalle begab. „Alle zurück in ihre Zimmer, sofort.“ Bei diesen Worten machte der Großteil der anwesenden Jungen einen inneren Freudensprung selbst Spencer konnte nicht anders als erleichtert durchzuatmen. Er wusste nicht was genau los war, doch es war keine gute Idee nachzufragen. Aus diesem Grund schnappte er sich schnell seinen Blade und ging mit zügigen Blicken zu Tala, Ian und Bryan. Lediglich aus dem Augenwinkel bekam er mit, dass auch sein voriger Gegner dasselbe tat, doch dieser hatte nicht so viel Glück wie er selbst. „Das gilt nicht für dich, Kai.“ Wie versteinert blieb Kai bei diesen Worten stehen. Doch überraschen tat es ihn trotz allem nicht. Insgeheim hatte er nach dem Ende des Kampfes schon damit gerechnet. Die Frage, die blieb war nur, was jetzt passieren würde. Allerdings würde er keine Antwort auf diese Frage erhalten, denn Boris würde nichts weiter sagen. Das einzige was jetzt noch von diesem kam war ein kurzes Zeichen ihm zu folgen. Allein das machte deutlich, dass er sich in großen Schwierigkeiten befand und da war es besser ausnahmsweise nach dessen Regeln zu spielen. - Bei Tala und den anderen - Tala war bei Boris letzten Satz irritiert stehen geblieben. Er verstand nun gar nichts mehr. Es war nach seinen Ansichten einfach nicht faire. „Kai…“ „Vergiss es, Tala. Du bringst den Jungen nur noch mehr in Schwierigkeiten. Darüber hinaus ist es nie ratsam sich mit Boris anzulegen.“ Spencer konnte den rothaarigen geraden noch am Arm festhalten, bevor dieser auf Boris und Kai zulaufen konnte. Der Junge tat ihm Leid, dass konnte er nicht leugnen, doch er gehörte trotz allem nicht zu ihrer Gruppe. Tala hingegen schon und das letzte was sie brauchten war, dass dieser sich auch noch eine Strafe wegen Respektlosigkeit einhandelte. Denn dass würde mit 5-10 Peitschenhieben bestraft. Eine der wenigen Bestrafungsmethoden, die deutliche Spuren auf dem Körper des Bestraften hinterließ. „Ja aber wieso? Ich meine es war ein Unentschieden. Da gibt es doch keinen Sieger oder Verlierer.“ „Das nicht, doch ein Unentschieden kann auch bedeuten, dass einer nicht das gegeben hat, was er sollte. Wahrscheinlich ist das der Grund. Kai wird seit dem Sieg gegen Edgar als Favorit in den Sektoren 1 bis 9 gesehen, dass weißt sogar du. Vielleicht hat Boris Spencer deshalb auch ausgewählt. Weil er erwartet hatte, dass Kai gegen diesen gewinnen würde.“ Bryan sprach diese Worte schneller aus, als Spencer Zeit hatte darüber nachzudenken, wie er dem rothaarigen antworten sollte. Er musste durchaus zugegeben, dass dessen Aussage durchaus zutreffen konnte. Lediglich die Frage wieso Boris das tun sollte, konnte sie nicht erklären, doch dass konnte auch niemand wissen. Er selbst lebte hier über zwei Jahre und hatte selbst keine Ahnung, was in Boris Kopf vorging. „Weißt du Bryan, dass ist eine einleuchtende gute Erklärung, die Frage ist nur wieso Boris dem Jungen einen Sieg schenken wollte.“ „Wer weiß, vielleicht ist der wirklich sein kleiner Favorit. Bezweifeln tue ich das zwar immer noch irgendwie, doch so wie es im Moment aussieht, muss da doch was dran sein. Oder etwa nicht?“ „Was ist mit Voltaire? Was wenn der einen Gefallen an Kai gefunden hatte.“ „Die Möglichkeit gäbe es auch. Allerdings ist dieser soweit ich es mitbekommen habe, noch schlimmer. Also ist das in gewisser Weise ziemlich unwahrscheinlich.“ „Es sei denn…“ Weiter kam Bryan nicht, da er seinen Satz schon abbrach und ihn bevor er ihn aussprach noch einmal schnell überdachte. Bei genauerer Betrachtung der Situation war es nun doch mehr als unwahrscheinlich. „…vergesst es.“ Allerdings hatte Tala schon einen Verdacht, was er sagen wollte. Dennoch schwieg dieser, was wohl auch besser so war. Schon in den ersten Tagen, die er hier war hatte er gelernt, dass man erst die Konsequenzen durchdachte, bevor man ein Gerücht oder eine Vermutung aussprach, denn wenn es nicht der Wahrheit entsprach und es in irgendeiner Art und Weise noch gegen die Wachen oder gar gegen Boris gerichtet war, konnte man sich richtig warm anziehen. In diesem Zusammenhang gab es keine Gnade. Jedenfalls dann wenn man davon ausging, dass es die in dieser Abtei überhaupt gab. Spencer und Ian schienen jedoch den Hinweis nicht mitbekommen zu haben. Was auch der Grund war, wieso sie Bryan nur einen merkwürdigen Blick zuwarfen. „Ich frag besser nicht nach!“ Eine Zeit lang herrschte zwischen ihnen ein bedrückendes Schweigen, bis sie wieder in ihr Zimmer ankamen. Dort setzte sich Bryan, Spencer und Ian sofort auf ihre Betten, während Tala vorher noch die Tür hinter sich schloss. „So und jetzt?“ „Einfach. Wir sitzen hier, bis wir weitere Anweisungen kriegen. Aber da ich denke, dass Boris eh beschäftig ist, wird das dauern.“ „Kennt einer einen Weg zum Zeit vertreiben.“ „Keinen Plan, vielleicht hat der Kleine ja was zu bieten.“ Mit diesen Worten stand Ian wieder von seinem Bett auf und schritt in Richtung Tala, wobei sein Ziel trotz allem ein anderes war. „Ian, lass das lieber. Der Junge hat uns schon mit seinen Blicken gekillt, bevor wir an seine Sachen gegangen sind.“ „Wenn er es mitkriegt sagen wir einfach, dass wir ihm etwas Arbeit abnehmen wollten…huch, was ist dass denn…“ Ian ignorierte Bryan Kommentar einfach und hatte sich schon an dem Rucksack ihres neuen Mitbewohners zu schaffen gemacht. Etwas überrascht zog er wenig später ein kleines Bündel Karten hervor. „Ich sag dazu nur eine Sache. Ich weiß nicht ob der Kleine mir dadurch sympathischer wird oder ob es den gegenteiligen Effekt bewirkt.“ Obwohl Ian das mit einem amüsierten Ton von sich gab, stimmten ihm zumindest Bryan und Spencer zu. Ab und zu gab es welche, die so etwas mit sich führten, doch der Junge war in gewisser Weise zu Jung für so ein Spiel. Jedenfalls nach ihrer Meinung. Obwohl in gewisser Weise waren hier alle zu jung für dass was man von ihnen erwartete und sie schafften es trotzdem irgendwie die Vorgaben zu erfüllen. „Kann einer von euch Karten spielen.“ „Zeig mir mal die Karten…Wie wäre es mit Durak.“ „Durak?“ „Dass ist das einzige Spiel was ich kenne und mit den Karten zu spielen ist!“ „Worum geht es da.“ „Darum möglichst schnell alle Karten von der Hand zu bekommen. Der Verlierer ist der, welcher am Ende als einziges noch Karten auf der Hand hat.“ „Klingt gut, lass mal die Regeln hören.“ Spencer ließ sich nicht lange bitte und erklärte den anderen die Spielregeln. Schwer waren sie nicht wirklich, weshalb es auch kaum Schwierigkeiten während des Spielens gab. Erst nach einiger Zeit meldete sich Ian wieder zu Wort, der während des Spielens immer wieder auf eine Frage gebracht wurde. „Wisst ihr was mich wundert?“ „Du wirst es uns wahrscheinlich gleich sagen.“ „Findet ihr es nicht merkwürdig in was für einen Zustand diese Karten sind. Ich meine, die sind wie neu. Spielkarten gehen hier zwar ab und zu rum, weil die Verliere diese an die Gewinner weitergeben, aber trotzdem. Die meisten von denen waren unvollständig oder beschädigt.“ Die beiden älteren in dem Raum verdrehten daraufhin die Augen. Zugegeben, sie fanden es auch merkwürdig, besonders da es um solche Sachen ein ziemliches Gerangel gab. Doch der Junge konnte auch einfach klug genug gewesen sein um zu verhindern, dass einer die Karten entdeckte. Das hieß, er war es bis jetzt. „Ein Grund mehr aufzupassen, dass der Kleine nicht mitbekommt, dass wir sie uns geliehen haben.“ „Du sagst es, wir haben sie uns geliehen. Der sollte froh sein, dass wir uns nicht so benehmen wie die Langfingerzwillinge.“ „Wo wir gerade bei denen sind. Die haben immer noch mein Amulett.“ „Das glaub ich nicht. Wahrscheinlich haben sie es bereits am selben Tag an dem sie es dir abgenommen haben gegen Strafreduzierung eingetauscht, dass siehst du nie wieder. Es sei denn sie haben es unterwegs verloren und auch dann ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass man es noch findet. Tut mir wirklich Leid.“ Mehr sagte Spencer dazu nicht. In gewisser Weise hatte er jetzt schon genug gesagt, was er an Talas Gesicht deutlich erkennen konnte. Er wusste wie es war etwas zu verlieren was einem am Herzen lag, dass ging ihm damals auch so. Ändern konnte man es trotzdem nicht. Es war einfach so, genauso wie es ein ungeschriebenes Gesetz war, dass alles was verloren ging für immer verloren blieb oder in Hände geriet, aus denen man nichts mehr herausbekam. Kapitel 8: Voltaire ------------------- Kapitel 8: Voltaire Er konnte nicht leugnen, dass er ein ungutes Gefühl hatte als er Boris durch die dunklen Gänge der Abtei folgte. Hätte er die Wahl gehabt, so wäre er wahrscheinlich einfach abgehauen, doch dass konnte er hier nicht. Überall nur nicht hier. Gedankenverloren ließ er den Blick über die kalten und kahlen Wände der Gänge gleiten. Fast so als hätte er die Hoffnung auf eine Flucht doch nicht ganz aufgegeben, auch wenn er sich im klaren war, dass es sinnlos war. Er würde das bekommen was man ihm zugedacht hatte. Das schlimmste war nur, dass er nicht wusste, was es war. Er hatte den Kampf nicht verloren und so wie es aussah führte Boris ihn auch nicht in den Z-Korridor führte, wobei Z in dem Fall eine Abkürzung für Zelle war. Jedoch wagte er auch nicht zu Fragen, was jetzt mit ihm genau geschehen sollte, immerhin wusste er selbst, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er hätte Spencer besiegen müssen, dessen Blade einfach nur aus der Arena kicken, doch dass war ihm nicht gelungen, weil er sich hat ablenken lassen. „Wenn es nach mir ginge, würdest du gleich wieder in die Zelle kommen, allerdings scheint Voltaire vorher etwas mit dir besprechen zu wollen.“ Bei diesen Worten sah Kai auf. Diese Worte hatten seine Aufmerksamkeit geweckt. Sei Großvater wollte mit ihm sprechen. Das war Neu. Normalerweise tauchte er auf und verschwand genauso schnell wieder. Wieso also blieb er dieses Mal länger. War das nun eine gute oder schlechte Nachricht. Er konnte es nicht deuten und auch Boris ließ ihn nicht hinter die Bedeutung des Satzes kommen, da dessen Stimme neutral war. Darüber hinaus wusste man bei Boris eh nie ob er irgendetwas ernst meinte oder nicht. //Heißt es jetzt dass ich hinterher in die Zelle komme, oder was hatte Boris mit dem Satz ausdrücken wollen.\\ Weiter darüber nachdenken konnte er allerdings nicht, da Boris mittlerweile stehen geblieben war und in dem Moment als er an diesen vorbei ging grob vorantrieb. „Du solltest aufhören zu Träumen, dass wird dir nämlich nichts helfen.“ „Können sie mal Klartext reden.“ Dieser Spruch war Kai einfach so rausgerutscht und er wusste schon im nächsten Moment, dass es ein Fehler war, den er spätestens nach dem Gespräch mit seinem Großvater, sofern es ein richtiges Gespräch geben würde, bereuen würde. Für den Moment musste sich Boris wohl oder übel damit zufrieden geben ihn mit soviel Kraft wie möglich gegen die Wand zu schubsen. „Werd ja nicht Frech, Kleiner. Das wird dir nicht gut bekommen und Voltaire wird sich mit Sicherheit nicht vor dich stellen. Er weiß, was hier vor sich geht, er ist sich sogar im Klaren über jede einzelne deiner Bestrafungen, also glaub nicht seine Anwesenheit ändert irgendetwas.“ Schneller als ihm lieb war hatte Boris ihn nach diesen Worten wieder von der Wand weggezogen, so dass er unsanft auf dem Boden landete. Während der Abteileiter sich von dem jüngeren abwandte und weiter ging als ob nichts gewesen wäre, stand der Junge wieder auf. Er zögerte nicht lange Boris wieder zu Folgen, denn andernfalls würde er hinterher noch mehr Schwierigkeiten mit diesem bekommen. Boris rechnete mit dieser Aktion. Der Junge war zwar rebellisch, doch er wusste, wann es Zeit war aufzugeben. Darüber hinaus war er sich sogar fast sicher, dass Kai sogar vor seiner Zurechtweisung erkannt hatte, dass er einen Fehler begangen hatte. Für so schlau hielt er ihn jedenfalls. Dennoch war es keine gute Idee so eine Aktion einfach so durchgehen zu lassen. Irgendwann würde er den Jungen dann gar nicht mehr im Griff haben. Im Prinzip hatte dieser sich von seiner letzten Strafe schon viel zu schnell erholt. //Manchmal wirkte es fast so, als würde Kai die Ereignisse in der die Bestrafung stattfand einfach vergessen und sein Leben vor dem Punkt neu starten.\\ Bei diesen Gedanken öffnete er eine Tür und trat hinein. Auf einem Stuhl saß Voltaire. Hinter ihm standen seine beiden Lakaien, oder wie er sie in seinen Gedanken so schön nannte, Laufburschen, denn für etwas anderes waren sie nicht nütze. „Voltaire.“ Während er das sagte hielt er die Tür für Kai auf, welcher sichtlich zögernd hereinkam. Was diesem in dem Moment durch den Kopf ging, konnte Boris beim besten Willen nicht deuten. Es gab mehrere Möglichkeiten, entweder hatte er befürchtet, dass er ihm die Tür vor der Nase zuschlug, was nun nicht seine Art war egal wie sehr er jemanden verachtete. Die zweite war, dass dieser Angst vor seinem eigenen Großvater hatte, was er dem Jungen nicht mal verübeln konnte, besonders nach den letzten Worten, die er an Kai gerichtet hatte. Sichtlich amüsant, den sonst so sturköpfigen und rebellischen Jungen in einer so angreifbaren Position zu sehen war es allerdings schon. „Boris, würden sie uns alleine lassen.“ „Wie sie wünschen.“ Innerlich fluchte Boris bei diesen Worten. Er hätte zu gern gewusst, was Voltaire so wichtiges mit seinem Enkel zu bereden hatte. Doch zu allem Überfluss hatte er auch seine beiden Anstandsdamen heraus gebeten, die nun zwischen ihm und der Tür standen. Dann musste er sich das ganze wohl oder übel später auf Tape ansehen. Bei diesen Gedanken drückte er einen kleinen Knopf auf einer Fernbedienung in seiner Tasche. - In einem Raum mit verschieden Bildschirmen - In einem dunkeln Raum leuchtete auf einmal ein kleines rotes Lämpchen auf. Kurz daraufhin schaltete sich der dazugehörige Bildschirm ein und ließ ein Bild erscheinen, auf dem ein alter Mann und ein 5 Jahre alter Junge zu sehen war. Wenig später konnte man ein lautes Piepen hören, dem das Geräusch einer Maschine folgte. Das Bild auf dem Bildschirm verschwamm für kurze zeit bevor es in voller Schärfe wieder erschien. Automatisch stellten sich weitere Einstellungen ein, die für die Tonqualität der Aufnahme des fremden Raumes sorgten und dass alles nur mittels eines einzigen Knopfdruckes und der Eingabe der entsprechenden Kameranummer. Unbemerkt von den Personen dieses Raumes folgte die Kamera jeder größeren Bewegung, so dass diese jederzeit im Zentrum des Bildes waren und dem Blick der Kamera nicht entkommen konnten. - In dem kameraüberwachten Raum - Für einen Moment blieb es Still in dem Zimmer. Kai wagte es nicht zu sprechen und Voltaire schien viel mehr damit beschäftig zu sein, den Jungen vor ihn zu mustern. Erst eine ganze Zeit später ergriff Voltaire das Wort. „Ich hab gehört du machst Fortschritte!“ „Inwiefern?“ Aus irgendeinem Grund hatte Kai ein merkwürdiges Gefühl. Er wusste nicht worüber Boris und sein Großvater geredet hatte, noch worauf diese Feststellung bezogen war. In gewisser Weise konnte er sich nicht vorstellen, dass Boris ein gutes Wort für ihn einlegen würde, dass hatte dieser deutlich gemacht. Um genau zu sein sogar einmal zu oft. „Zum Thema Niederlagen.“ Innerlich zuckte Kai daraufhin zusammen. Also war der erste Kommentar seines Großvaters nicht positiv gemeint. Es wäre auch mal was Neues gewesen, wenn man nur einmal seine Siege betrachten würde, anstatt seine Niederlagen. „Großvater, ich…“ „Spar dir die Erklärung, Kai. Boris hat mich bereits über alles unterrichtet. Auch darüber, dass er sich um dein Versagen gekümmert hat.“ „Es war ein knapper Sieg für Edgar. Darüber hinaus hab ich den Fehler wieder korrigiert. Ich hab ihn geschlagen.“ „Und diesen Kampf hast du mit einem Unentschieden beendet, obwohl du ihn locker hättest schlagen können…oder irre ich mich da?“ Daraufhin schwieg Kai. Das einzige was er bei dieser Frage tun konnte, war den Kopf Richtung Boden zu richten. Eine Reaktion, die für Voltaire Antwort genug war und das machte er auch mehr als deutlich. „Scheinbar nicht…Bedauerlicher…und hier dachte ich, dass du mittlerweile verstanden hast, was ich von dir erwarte.“ „Das habe ich, Großvater.“ „Dann erklär deine Niederlage.“ Für einen Moment überlegte Kai ob es sinnvoll wäre darauf hinzuweisen, dass es keine Niederlage sondern nur ein Unentschieden war, doch so wie er seinen Großvater einschätzte wusste dieser das auch so. Wenn man einen Sieg erwartete, war jede Abweichung eine Niederlage sei es nun eine echte oder bloß ein Unentschieden. „Ich weiß nicht wieso…es ist einfach passiert.“ „Nichts passiert einfach so. Du hast in dem Kampf nicht alles gegeben und das ist es was diese Ergebnis so unverzeihlich macht.“ Kai konnte den durchdringenden Blick von Voltaire förmlich auf seiner Haut spüren und es war kein angenehmes Gefühl. Noch schwerer war es jedoch zu ertragen, dass Voltaire mehr als nur enttäuscht von ihm war. Allerdings sollte es nicht damit enden. Sein Großvater schien mehr mit ihm zu besprechen zu haben, als über die letzten Niederlagen. „Doch nicht genug. Mir ist zu Ohren gekommen, dass du es für angebracht hältst dich immer mehr gegen seine Befehle aufzulehnen.“ Langsam wurde es Kai zu viel. Nicht die Kommentare seines Großvaters, sondern viel mehr, dass Boris es für nötig hielt Voltaire wirklich mit allem auf den Laufenden zu halten. Er würde sich nicht von Boris auf die Knie zwingen lassen, nicht vollständig und vor allem nicht ohne Gegenwehr. „Boris hat mir gar nichts zu sagen!“ „Soll ich ihn vielleicht wieder herein bitten, damit du es ihm direkt sagen kannst?“ „Nein…bitte nicht!“ Erschrocken wich Kai zurück. Das letzte was er brauchte war, dass Boris von seinem Spruch erfuhr. Doch um klar zu denken war er einfach zu aufgebracht. Was musste der sich auch immer so aufspielen. Allerdings zog er solange er hier war immer den Kürzeren, ob er es wollte oder nicht. Selbst sein Großvater schien nicht besonders angetan von seinem Verhalten Boris gegenüber zu sein. „Dann behalt deine Kommentare in Zukunft für dich. Verstanden?“ „Ja, Großvater.“ Kais Worte waren nur noch ein Flüstern. Das ganze war wie ein Fluch. Immer wenn sein Großvater die Stimme erhob oder ihn mit einem strengen Blick musterte bekam er kein einziges Wort mehr heraus und wenn dann nur das nötigste. In solchen Momenten hatte er immer das Gefühl einen Fehler gemacht zu haben, den er nie wieder gut machen konnte und zum Teil war es meistens auch so. „Gut, kommen wir zum eigentlichen Grund dieses Treffens.“ Bei diesen Worten wurde Kai hellhörig. Sein Verhalten war also nicht der Grund des Gespräches, welches Voltaire mit ihm haben wollte. Doch was dann. Was konnte so wichtig sein, dass er es ihm nicht einfach wie sonst auch durch Boris übermitteln ließ. Auch wenn er mehr als neugierig war blieb er still und hörte gespannt zu. „Ich werde erst in einem halben Jahr wieder hierher kommen. Bis dahin erwarte ich von dir, dass du Boris Befehlen Folge leistet, so als wären es die Meinigen. Darüber hinaus verbitte ich mir erneut von einer Niederlage deinerseits zu hören. Wenn dir das gelingt, dann und nur dann werde ich dir erlauben die Abtei für eine Woche zu verlassen.“ „Ich darf die Abtei verlassen?“ „Nur eine Woche. Mach dir keine Hoffnungen, dass du sie für immer verlassen kannst. Noch nicht. Wir hatten ein Abkommen und das habe ich nicht vergessen. Heute wäre deine Gelegenheit gewesen und du hast sie dir selbst verspielt. Du hast mir bewiesen, dass du noch lange nicht soweit bist um hier raus zukommen.“ //Doch zumindest bist du stark genug geworden um Boris Strafen zu trotzen, was zumindest ein Schritt auf dem richtigen Weg ist.\\ Mit diesen Gedanken musterte er den Jungen vor sich ein weiteres Mal an. In den wenigen Minuten in dem er mit diesem Gesprochen hatte schien er sich um 180° gewandelt zu haben. Man musste lediglich die richtigen Worte verwenden. Voltaire wusste genau, dass der Junge aus der Abtei heraus wollte, also wieso sollte er diese Tatsache nicht gegen diesen verwenden. Um die Wahrheit zu sagen, hatte er nicht mal daran gedacht den Jungen jetzt schon aus der Abtei heraus zu holen. Dafür war dieser im Moment noch viel zu rebellisch. Es war nicht seine Absicht, dass der Wille seines Enkels gebrochen wurde, nein den würde dieser noch brauchen. Das einzige was dieser lernen musste war, mit wem er sich anlegen konnte und mit wem nicht. Ihm gegenüber schien er nicht zu widersprechen, doch dass konnte täuschen. Er würde sehen wie Kai die neue Aufgabe bewältigen wird, denn wenn er es nicht schaffte, dann hatte es keinen Sinn diesen aus der Abtei herauszuholen. Seine Worte waren nicht zufällig gewählt, das Ziel bestand darin herauszufinden wie loyal Kai ihm gegenüber war. Sollte er Boris Befehle weiterhin missachten, dann würde es bedeuten, dass der Junge auch ihm gegenüber früher oder später Widerspruch einlegte und sich gegen seine Befehle auflehnen würde und dass konnte er nicht gebrauchen. „Das ist mein Entgegenkommen. Allein um dir zu zeigen, was du dir selbst mit dieser unbedachten Aktion hast entgehen lassen.“ „Ich verstehe.“ „Gut, dann hätten wir dieses Thema geklärt. Du darfst gehen.“ Kai nickte bei den letzten Worten nur kurz, bevor er den Rücktritt durch die Tür antrat, jedoch nicht ohne sich vorher noch einmal zu seinem Großvater umzudrehen. Als ob dieser darauf gewartet hätte, fügte er noch schnell etwas hinzu. „Ach bevor ich es vergesse. Deine Identität behältst du weiterhin für dich. Andernfalls zieh ich mein Angebot zurück.“ „Ich werde keinem etwas sagen. Das hab ich nie, aber Boris…“ „Um Boris kümmere ich mich selber. Darüber hinaus gelten meine Worte im Moment für dich, Kai. Für niemanden sonst.“ Kai nickte nur. Die Worte waren mehr als deutlich. Ein weiteres Wort und Voltaire würde sein Angebot so oder so zurückziehen und das wollte er nicht riskieren. Er war sowieso froh, dass das ganze so harmlos abgelaufen war. Er hätte erwartet, dass Voltaire ihm sagten würde was für eine Enttäuschung er war, dass war er gewohnt, wenn er diesem gegenüber trat. Gut, sein Großvater sagte das fast nie, doch die Bedeutung kam dafür umso häufiger. Auch heute, doch dieses Mal hatte sie sich in Grenzen gehalten und das wollte er nicht ändern. Selbst wenn er von nun ab den braven Schoßhund für Boris mimen musste, so war der Preis es auf jeden Fall wert. Jedenfalls für ihn. - Vor der Tür des kameraüberwachten Raumes - Boris lief derweil ungeduldig auf und ab. Er hatte keine Ahnung was Voltaire so wichtiges mit dem Jungen zu besprechen hatte. Gut, er war Kais Großvater, doch das hatte diesen nie sonderlich gekümmert. Voltaire selbst hatte ihm die Erlaubnis gegeben den Jungen so zu behandeln wie jeden anderen in der Abtei auch. Es war sowieso ungewöhnlich, dass dieser privat mit dem Jungen reden wollte, allein dass er es überhaupt wollte. Normalerweise sagte Voltaire ihm was er dem Jungen ausrichten sollte. Denn bisher ist dieser alle 3 bis 4 Monate zu einem Kurzbesuch in die Abtei gekommen, je nachdem wie er es einrichten konnte immerhin ist Voltaire ein viel beschäftigter Mann. //Was geht da drin vor. Wenn diese Idioten da nicht stehen würden, hätte ich mir das ganze schon längst in dem Überwachungsraum angesehen.\\ Noch bevor er seine Gedanken richtig zu Ende denken konnte, ging auf einmal die Tür auf und Kai kam heraus. Für einen Moment blieb er jedoch in der Tür stehen, solange bis die beiden Männer die Tür freigegeben hatten. Dann jedoch wollte er scheinbar einfach nur weg von hier, doch so leicht würde es ihm Boris nicht machen. „Nicht so schnell, Hiwatari.“ Bei diesen Worten blieb der Junge auf einmal wie versteinert stehen, doch mit dieser Reaktion konnte Boris nicht viel anfangen. „Lassen sie den Jungen gehen, Boris. Ich bin fertig mit ihm…allerdings hab ich noch etwas mit ihnen zu besprechen.“ „Wie sie wünschen Voltaire, doch erst…“ „Nicht erst, sofort…bringt den Jungen zurück zur Haupthalle.“ „Jawohl Sir.“ Bei diesen Worten bewegte sich einer der beiden ehemaligen Türsteher und schob Kai voran, welcher immer noch etwas überrascht zu seinem Großvater blickte, sich jedoch anschließend auf seinen Weg konzentrierte. Boris war derweil sprachlos. Wenn er etwas nicht leiden konnte, dann war es, wenn man ihm in den Rücken fiel und dass hatte Voltaire in einer ziemlich miesen Art und Weise gerade getan. „Würden Sie sagen, dass der Junge offen mit seiner Identität ist, Boris.“ „Nein Sir. Die Hälfte der Abtei weiß noch nicht mal seinen Vornamen, geschweige denn seinen Nachnamen. Niemand hegt auch nur den leisesten Verdacht, dass er mit ihnen verwandt sein könnte.“ „Gut…sehr gut…die Frage ist nur, wieso ein Teil dennoch hinter seinen Namen gekommen ist.“ Würde Boris dem Präsidenten der Biovolt Coorperation, was Voltaire nun einmal war, zum ersten Mal gegenüber stehen, so würde er mit Sicherheit nach dieser Frage geschockt zurück bleiben. Doch da er nun schon einige Jahr mit diesem zusammenarbeitete, hatte er mit dieser Frage schon zum Beginn der Unterhaltung gerechnet. Darüber hinaus konnte er sich auch ganz gut denken, woher diese plötzliche Frage kam. Es gab nur eine Person, die dafür verantwortlich sein konnte. „Was hat Kai ihnen erzählt?“ „Spielt das wirklich eine Rolle, Boris.“ „Irgendwie muss man den Jungen zum Gehorsam zwingen. Darüber hinaus hat es ihm, soweit ich mitbekommen habe, nicht geschadet.“ „Das wäre auch noch schöner, Boris. Ich habe meine Entscheidung aus gutem Grund getroffen. Was geschehen ist lässt sich nicht ändern, doch für die Zukunft Unterbitte ich mir eine Anrede wie die vorige.“ Bei diesen Worten wusste Boris genau, worauf Voltaire hinaus wollte. Er kannte Voltaires Gründe dafür, dass die Identität des Jungen geheim bleiben sollte, nicht. Es war ihm auch relativ egal. „Natürlich Sir. Der Name Hiwatari wird im Bezug auf ihn nie wieder über meine Lippen dringen.“ „Das hoffe ich für sie…doch nun zu einer Nachricht, die sie mit aller Wahrscheinlichkeit freuen wird. Sofern alles nach Plan läuft sind sie den Jungen im Sommer für eine ganze Woche los.“ „Sie wollten ihn mitnehmen?“ Das war nicht gut. Zwar konnte der Junge eine Woche keinen Unsinn in der Abtei anstellen, doch er war sich sicher, dass wenn dieser wieder kam, er noch mehr rebellieren würde. Der Junge wollte hier raus, das machte er mehr als deutlich. „Lediglich, wenn er die Vorraussetzung erfüllt, die ich ihm gegeben habe. Von ihnen verlange ich, dass sie es ihm schwer machen. Wir verstehen uns, nehme ich an.“ „Gewiss, Sir.“ „Ausgezeichnet. Das wär’s dann auch. Ich werde mich in einem halben Jahr nach den neuesten Stand erkundigen.“ Daraufhin bekam er nur ein kurzes Nicken, bevor Voltaire an ihm vorbei ging und den Raum verließ. Die Unterredung war damit beendet. Boris verblieb noch eine weile in dem Zimmer, bevor er sich zu einem abgeschiedenen Raum aufmachte. Wenig später öffnete er diesen und sah sich die Aufzeichnungen an, die vor wenigen Minuten in dem Raum in dem er war gemacht wurden. - Im Sektor 5 - Kai war derweil wieder im Sektor 5 angekommen und sah sich kurz um. Einen Moment brauchte er um sich zu orientieren und das Zimmer zu finden in dem er jetzt untergebracht war. Als er hereinkam erblickte er sofort seine neuen Zimmerpartner, die auf dem Boden mit Karten spielten. „Ihr wisst, dass die Karten mir gehören, oder?“ „Sorry. Wir brauchten was zu tun und dachten, dass es dir nichts ausmacht.“ „Wir hätten natürlich gefragt, aber…“ Weiter kam Spencer nicht, da er bei dem Gedanken an seinem nachfolgenden Satz ins Stocken geriet. Irgendetwas stimmte mit dem Jungen nicht. Normalerweise dürfte er nicht hier sein. Es war nicht mal ein Stunden vergangen, darüber hinaus schien er unversehrt geblieben zu sein. „Aber was?“ „Du warst nicht da.“ „Tolle Ausrede.“ „Gut, bevor wir uns noch gegenseitig an die Gurgel gehen. Kurze Einweisung. Dass Bett gehört dir. Die unteren sind belegt und Spencer mag es nicht, wenn man über ihn schläft.“ „Ist das eigentlich ein Grundproblem in der Abtei? Dass ist jetzt schon das dritte Mal, dass ich das höre.“ Ian ließ sich Kais Antwort auf seine Einführung nicht gefallen und verschränkte verärgert die Arme, bevor er zurück giftet. Doch genau das konnte Spencer nicht durchgehen lassen. „Hey wir können dich auch im Badezimmer unterbringen, wenn dir das lieber ist.“ „Das Angebot ist neu!“ „Dass kannst du auch gleich wieder vergessen. Als wenn ich zulasse, dass einer das Bad barrikadiert.“ „Ich lass euch gerne den Vortritt, ich stell die Dusche eh immer auf kalt.“ „Vorher oder hinterher?“ Daraufhin bekam Tala keine Antwort, wahrscheinlich weil Kai wusste, dass dieser auf diese Frage eh keine Antwort haben wollte. „Eine Sache noch. Pass mit der Leiter auf, die ist ziemlich…“ „Spar dir den Ratschlag, Ian. Die hab ich eh nie benutzt, außer um meine Zimmergenossen zu erschlagen.“ „Das ist ein Scherz, oder?“ „Sehe ich so aus als würde ich scherzen? Versucht ihr mal gegen ein paar Streitsüchtige Idioten anzukommen, die zwei Köpfe größer sind als ihr.“ Mit diesen Worten hatte er sich seinen Rucksack geschnappt, ihn geschlossen und mit einem gezielten Wurf auf sein neues Bett geworfen. Wenig später saß auch dieser auf diesem. Die restlichen staunten über diese schnelle Abfolge nicht schlecht. Besonders da dieser die Leiter wirklich nicht mal ansatzweise berührt hatte. Das fatale war, dass Tala es danach auch versuchte und dabei kläglich scheiterte. „Ich schaff’s nicht.“ Daraufhin konnten die meisten in dem Raum sich nicht mehr zurückhalten und fingen an zu lachen. Tala selbst gehörte zu den lachenden dazu, weshalb er es den anderen nicht übel nehmen konnte. Lediglich Kai hielt sich raus, wobei sich auf seinem Gesicht trotz allem ein amüsiertes Lächeln abzeichnete. Vielleicht waren seine Bedenken, was seine neuen Zimmerpartner betraf ja doch unbegründet. Nachdenklich ließ er sich zurückfallen und starrte an die Decke. „Tala?“ „Äh…Ja?“ Nach dieser Ansprache herrschte Stille. Alle schienen gespannt auf die folgenden Ereignisse zu warten. Was besonders daran lag, dass der Sprecher mehr als nachdenklich wirkte, fast so als wäre er mit den Gedanken völlig woanders. „Ich glaub das gehört dir?“ Bei diesen Worten zog der Junge etwas aus seiner Tasche und ließ den Gegenstand kurz über seinem Gesicht baumeln, bevor er sich aufsetzte und es Tala entgegen warf. Dieser fing es reflexartig auf und staunte nicht schlecht, als er den Gegenstand wieder erkannte. „Du hattest es die ganze Zeit?“ „Hab es gefunden, kurz nach dem ganzen Ärger mit den Langfingerbrüdern. Bin nur nicht dazugekommen es zurück zu geben.“ „Danke…Sag mal, was ist eigentlich vorhin vorgefallen. Was wollte Boris von dir?“ Tala konnte diese Frage einfach nicht mehr länger zurückhalten. Irgendwie interessierte es ihn wirklich was passiert war. Nicht weil er das Gefühl hatte, dass etwas mit dem Jungen nicht stimmte, sondern einfach nur so. Nach seinem Geschmack schien dieser nämlich ziemlich oft etwas mit Boris zu tun zu haben. „Es war…etwas ziemlich privates.“ „Privates…was läuft da zwischen dir und Boris.“ „Gar nichts.“ Das ließ sich die Gruppe nicht bieten. Aus diesem Grund konnte vor allem Spencer sich nicht zurückhalten. Er hatte schon genug merkwürdige Situationen in dieser Abtei erlebt und das bisschen was er über den rotäugigen wusste, reichte aus um einen Grund zu haben diesem misstrauen zu können. „Klingt für mich nicht besonders überzeugend, Kleiner.“ „Hört auf damit.“ In dem Moment wusste kleiner wirklich wie er reagieren sollte. Insbesondere weil sie nicht mal wussten, worauf sich dieser Satz genau bezog. Es gab um genau zu sein zwei Möglichkeiten. Entweder es lag an dem Vorwurf, der insgeheim in Spencers Aussage mitschwang oder an der Bezeichnung, die dieser verwendet hatte. Immerhin hatte dieser schon mal darauf hingewiesen, dass er sie überhaupt nicht leiden konnte. Genauso wie Ian die Bezeichnung Zwerg und Spencer die Bezeichnung Riese auf die Nerven ging. Allerdings ging Bryan einfach mal davon aus, dass es nicht an der eigenwilligen Bezeichnung lag, da der Vorwurf schwerer wog. „Dann klär uns auf.“ „Ich…ich kann nicht…“ //Ich hab es versprochen…ich hab jetzt schon zu viel gesagt. Noch ein weiteres Wort und ich bin mir Sicher, dass es das letzte war. Es wäre unverzeihlich.\\ Er konnte von Glück reden, dass die anderen das akzeptierten, jedenfalls vorerst, doch lange würde er damit nicht durchkommen. Er wusste, wenn jemand ihm nicht über den Weg traute und das tat keiner von denen hier anwesenden. Wer wusste es schon, vielleicht war es ja sogar besser so. Dann würde sie es nicht so hart treffen, sollte er sie verraten müssen. Zugegeben, dass war nicht sein Stil und er würde sich eher Boris Foltern unterziehen als so etwas zu tun, doch es war auch nicht Boris, welcher er in dieser Hinsicht fürchtete. Dessen Befehle konnte er in den Wind schießen auch wenn dass nicht gerade schmerzlos bleiben würde. Doch diese Art von Schmerzen konnte er überstehen, dass hatte er sich selbst mehrfach bewiesen und er wusste, dass Boris diese Tatsache nicht im geringsten gefiel. „Sag mal, was hat es eigentlich mit dem Schal auf sich?“ „Wieso fragst du?“ „Neugier. Man sieht dich nie ohne.“ „Es war ein Geschenk.“ „Von deinen Eltern?“ „Nein. Von meinem Großvater.“ Der Schal war so ziemlich das einzige was er von seinem Großvater je bekommen hatte. Er hatte ihn mit dem Versprechen bekommen, dass er hier raus kam, sobald er alles gelernt hatte was es hier zu lernen gab. Solange bis sein Großvater der Meinung war, dass er es wert war hier raus zukommen. Der Schal war das Symbol dafür, dass es trotz allem noch eine geringe Chance gab. Er musste nur weiter kämpfen und die Prüfungen die Boris ihm entgegen warf bestehen. Dieses Mal hatte er versagt, doch noch einmal würde er diesen nicht gewinnen lassen. Und selbst wenn er dies verhindern konnte, so wusste er nicht, wie viel Asse Boris noch im Ärmel hatte um ihn hier festzuhalten. „Lust darüber zu reden?“ „Was?“ „Ich meine ob du Lust hast darüber zu reden, wie du hierher gekommen bist?“ „Lieber nicht!“ „Oh…ok, dann nicht.“ Bei diesen Worten stieg Tala vorsichtig die Leiter zu seinem Bett herauf. Dort angekommen zog er seiner Schuhe aus und ließ sie nach unten auf den Boden plumpsen, bevor er sich auf den Bauch legte und den rotäugigen weiter beobachtete. Von seiner jetzigen Position konnte er jeden Winkel im Zimmer begutachten, darüber hinaus stand sein Bett genau neben dem seines neuen Mitbewohners. „Sag mal Kleiner weißt du zufällig, ob Boris noch etwas geplant hat?“ „Als wenn Boris mir Informationen über seine kranken Ideen gibt.“ „Also nein. Bestens. Egal, kommen wir zu wichtigeren Dingen, den Regeln unseres kleinen Zimmerverbandes.“ „Ihr tickt doch nicht mehr sauber.“ „Willst du draußen schlafen, Bryan und Spencer werden bei deinem Rausschmiss wenig Probleme haben.“ Frustriert ließ sich Kai wieder zurück auf den Rücken fallen. Das konnte doch nicht wahr sein, reichte es nicht, dass Boris ihn mit dessen ständigen Befehle nervten. Nein, jetzt musste er sich auch noch Zimmerregel reinziehen. „Schieß schon los, bevor ich mich vergesse!“ Für einen Moment schienen die Anwesenden wie versteinert, doch dann hörte er ein Räuspern von irgendjemanden und schon wurden ihm die so genannten Regeln vorgetextet. Wie viele er davon wirklich mitbekommen hatte wusste er nicht genau und das obwohl es nicht besonders viele waren. Die meisten von diesen Regeln, an die er sich jetzt schon nicht mehr erinnerte, befolgte er eh, weshalb er sich nicht mal die Mühe gab sie im Kopf zu behalten. „…Siebtens die Sachen der anderen sind Tabu. Niemand fasst etwas an, was ihm nicht gehört, es sei denn man bekommt die Erlaubnis dazu.“ Bei diesen Teil war Kai aufgesprungen bevor Ian die Möglichkeit hatte seinen kleinen Test weiter aufzusagen. Von dem plötzlichem Einspruch total geschockt blieb jedem Anwesenden der Atem in der Lunge stecken. Mit so einer heftigen Reaktion hatten sie nun wirklich nicht gerechnet. „Hey wieso soll ich etwas befolgen, was ihr selbst nicht befolgt?“ „So ungern ich das sage, aber der Kleine hat Recht.“ Nach diesem Satz wurde der rothaarige nur böse angefunkelt. Spencer hingegen seufzte nur frustriert. Wenn das so weiter ging, konnte das noch ziemlich kompliziert werden. „Und wie war das bitte mit diesen blöden Synonymen?“ Zu allem Überfluss hatte ihr neuer Zimmerpartner Recht. Sie waren ungefragt an seine Sachen gegangen und sie benutzten selber Synonyme. Jetzt mussten sie sich irgendwie rausreden, sonst würden sie wahrscheinlich noch Stunden darüber diskutieren. „Erstens wir meinen Synonyme wie Zwerg und Riese.“ „Du meist wohl Giftzwerg.“ „Wie auch immer. Kleiner ist kein Synonym, es spielt lediglich auf deine Größe an.“ Am liebsten hatte er den lilahaarigen eine runter gehauen. Reichte es denn nicht, dass Boris ihn immer so nennen musste, wenn dieser ihn in die Ecke gedrängt hatte. Nein, jetzt mussten seine neuen Zimmerpartner auch noch damit anfangen. „Zwerg und Riese sind auch Anspielungen auf die Größe.“ „Ja aber das sind Synonyme.“ „Wollt ihr mich jetzt verarschen.“ Weiter konnten Ian und Kai diesen Streit nicht fortführen, da Bryan und Tala sich nicht mehr länger zurückhalten konnten und laut anfingen zu lachen. Das ganze konnte Stunden dauern und dann noch mal so lange um die Sache mit dem persönlichen Eigentum zu regeln, welches die beiden scheinbar völlig vergessen hatten. Sie wussten nicht wie lange sie lachend auf dem Rücken lagen. Lediglich, dass es lange genug war, um nicht zu bemerken, dass Kai mittlerweile die Augen verdreht hatte und sich ebenfalls frustriert wieder hat zurück fallen lassen. Auch haben sie nicht mitbekommen, dass Ian seinen kleinen Spickzettel beiseite gelegt hatte und sich frustriert neben Spencer auf dessen Bett gesetzt hatte und sie stumm musterte. Selbst Spencer viel zu der Situation überhaupt nichts mehr ein. „Sind die immer so?“ „Sie sind gerade Mal zwei Wochen hier. Muss man dazu noch mehr sage?“ „Glückspilze!“ „Wieso, weil die beiden noch nicht wissen, wie es hier wirklich abgeht?“ Auf diese Frage bekam Ian keine Antwort, doch aus irgendeinem Grund war sich Spencer sicher, das dieser ziemlich weit von der Wahrheit entfernt war. Es war seiner Meinung eher so, dass diese trotz allem was sie bis jetzt erlebt haben immer noch einen Anlass hatten so frei zu lachen wie sie wollten. Die Argumentation zwischen Ian und Kai war nichts alltägliches, doch dennoch war sie für ihn nicht zum Lachen. Je länger man hier war, desto mehr verlernt man was einen außerhalb der Abtei gelernt hatte. Die Freude an kleinen unbedeutenden Dingen. Dingen die sie selbst nicht mehr wahrnehmen konnten. „Lassen wir sie lachen und kommen zurück zu den Regeln…“ „Regeln die ich nicht akzeptieren werde, da sie eh nicht eingehalten werden.“ „Bist du immer auf Streit aus?“ „Mit wem soll ich mich sonst anlegen? Sicher nicht mit Boris, der ist tabu.“ „Besser für dich. Der Typ versteht keinen Spaß. So viel ich gehört habe soll der Mal einen aus der Abtei selbst bestraft haben, worauf dieser fast gestorben wäre.“ „Können wir zurück zu den Regeln kommen?“ Zwar hatte Kai überhaupt keine Lust sich diese weiter anzuhören, doch immerhin besser als weiter über Boris Taten zu diskutieren. Da sich mittlerweile auch die beiden anderen im Zimmer wieder beruhigt hatten, entschied sich Ian wirklich dafür weiter zu machen und listete die letzten Regeln auf. „…Nach Einschluss wird nicht mehr geredet und wenn doch dann so leise, dass unbeteiligte nichts von dem Gespräch mitbekommen…noch irgendwelche Fragen, wenn nicht unterschreib die Einwilligungserklärung.“ „Hast du sie noch alle? Ich unterschreib hier gar nichts.“ „Gut, da ist die Tür.“ Für einen Moment schien Kai sie zu mustern, als ob er herausfinden wollte, ob diese ihn jetzt veralbern wollten. „Gibt diesen blöden Zettel schon her.“ Mit einem Seufzen war der Junge vom Bett gesprungen und hatte Ian mit einer schnellen Bewegung aus der Hand genommen und ihn unterschrieben. „Der Nachname fehlt?“ „Träum weiter!“ Damit war das Thema beendet und Ian und die anderen beließ es vorsichtshalber auch dabei. --- Kapitel 9: Teamwork in der Abtei -------------------------------- Kapitel 9: Teamwork in der Abtei Seit Kai zu ihnen gekommen war hatte sich einiges geändert. Die Jungs aus dem Zimmer schienen langsam zu einem richtigen Team zusammenzuschmelzen. Sie waren nicht nur bloß Zimmerpartner, es war mehr. Das gemeinsame Training ließ jeden von ihnen stärker werden und innerhalb einiger Monate hatten sie ein Level erreicht, welches sie sich vorher nie hätten erträumen können. Immer öfters zog sich die Gruppe in die Trainingshalle zurück und ließen ihre Blades in der Arena kreiseln. Alle zusammen, so dass keiner von ihnen ausgeschlossen wurde außer natürlich wenn ihre Blades die Arena verließen. „Ian bleib etwas mehr auf Abstand, ansonsten Verbrauchst du deine Energie zu schnell. Bryan versuch deine Attacke noch präziser auf deinen Gegner zu richten.“ „Ja und du solltest uns weniger herum kommandieren als viel mehr auf deinen eigenen Blade achten, Kleiner.“ Eigentlich wollte Bryan den Blade des jüngeren bei diesen Worten aus der Arena kicken, doch dieser wich aus, machte anschließend eine 180° Drehung und nahm unbeeindruckt die Verfolgung des vorher angreifenden Blades auf. „Zwischen uns bestehen zwei Unterschiede Bryan. Erstens fällt es mir nicht schwer zu reden und meinem Blade zu kontrollieren und zweitens hab ich bei einer Niederlage, sein sie auch noch so unbedeutend, das meiste zu verlieren…deshalb muss ich dich leider rauswerfen, tut mir echt Leid.“ Genau in diesem Moment griff der Blade des Sprechers an und beförderte den Blade seines Gegners genau in Bryans Hand. Kurz daraufhin wischte der Fänger sich mit den Ärmeln den Schweiß von der Stirn. Er wusste selbst nicht wie es soweit kommen konnte, als sie den Raum vor einigen Stunden betreten hatten, befiel ihm das eigenartige Gefühl erfrieren zu müssen und jetzt war es das genaue Gegenteil. Dabei war er sich sicher, dass er nicht der einzige war, dem es so ging, denn auch den anderen lief der Schweiß von der Stirn. Dass konnte unmöglich an dem Training liegen. „Himmel und Hölle, hat jemand die Heizung aufgedreht.“ „Beschwer dich nicht, sondern bring deinen Blade wieder in die Arena, Bryan.“ „Ist ja gut, beruhigt dich wieder. Du bist ja fast schlimmer als diese Aufseher mit ihrem Training.“ Mit diesem Kommentar beförderte er den Blade in seiner Hand wieder in die Arena und nahm den Kampf wieder auf. Eigentlich hatte er es auf den blauen Blade von Kai abgesehen, doch kurz bevor er diesen erreichte kam ihm ein anderer in die Quere. Für einen Moment blinzelte er verwirrt, bevor er sich zu dem Besitzer des weißen Blades umdrehte und diesen empört ansah. „Sag mal Tala, was war das denn eben? Ich hätte den Kleinen ohne dein Eingreifen locker nach draußen befördern können.“ „Sorry Bryan, aber genau deshalb hab ich eingegriffen. Wenn du an ihn ran willst, musst du an mir vorbei.“ „Was?! Ich hätte wissen müssen, dass du mit dem Kleinen einen auf Teamwork machst. Aber dass heißt nicht, dass ich locker lasse.“ Kurz darauf entbrannte ein heftiger Zweikampf zwischen Bryan und Tala. Ein Kampf der auch die anderen sich in der Arena befindenden Blades nicht verschonten, sollten diese dem Kampf zu nahe kommen. Derweil versuchte sich Kai gegen Spencers und Ians Blade zur Wehr zu setzten. „Könntest du mal stehen bleiben?“ „Sehe ich etwa wie ein Vollidiot aus…aber bitte, wenn du drauf bestehst.“ Urplötzlich blieb der blaue Blade auf der Stelle stehen und kippte mit der Kante nach hinten. Ian hatte nicht mehr genug Zeit auszuweichen und befand sich deshalb wenig später hoch in der Luft. Von dieser Wendung doch sichtlich überrascht ließ Spencer von seinem Angriff ab. Erst später bemerkte er, dass Kai diese Situation genutzt hatte um seinen Blade ebenfalls in die Luft zu befördern, wo er mit dem von Ian zusammen prallte. Durch den Rückschlag wurden beide Blade in die entgegen gesetzte Richtung geschleudert und knallten an die Wand des Raumes. „Mist.“ „Sei vorsichtig mit deinen bitten. Man könnte sie erfüllen.“ Genau in dem Moment hörten sie einen lauten zusammenprall der beiden anderen verbliebenen Blades in der Arena. Bryan hatte Talas Blades an den Arenenrand getrieben und startete jetzt seinen letzten Angriff. Jedoch kam er auch dieses Mal nicht zum Zug, da ihm dieses Mal Kais Blade in die Quere kam. Fast zeitgleich war der Weiße Blade von Tala an ihnen vorbeigekreiselt und setzte kurz daraufhin zum Angriff an. Bryan sah nur noch wie sein Blade ein weiteres Mal die Arena verließ. „Wisst ihr was? Ich gebe es auf. Gegen euch beide hat doch keiner eine Chance.“ „Hast du dass wirklich erst jetzt bemerkt?“ Den Spruch konnte Tala sich einfach nicht verkneifen. Kai und er hatten diesen kleinen Trick schon vor einigen Stunden durchgesprochen. Um genau zu sein in der Zeit, in der Bryan im Bad war, Ian die gesamte Zeit gegen die Tür gehämmert hatte, weil er da unbedingt rein wollte und Spencer noch fest am schlafen war. Wie der bei dem Lärm überhaupt schlafen konnte war ihm ein Rätsel. Vielleicht lag es auch an dem vorigen Training, nach dem dieser sich richtig zusammen reißen musste, um nicht gleich in dem nächsten Korridor einzuschlafen. Auf jeden Fall hatten sie nicht die geringsten Schwierigkeiten ihren Plan durchzugehen. Mochte sein dass sie beide zu den jüngsten in dem Zimmer gehörten, doch dass hieß nicht, dass sie nicht fies sein konnten, wenn sie wollten. Ian war auch ein Meister in Sachen Streiche spielen und der war immerhin etwas jünger als Kai. Nun jedenfalls schienen ihre drei Zimmergenossen sichtlich angeschlagen. Man konnte deren Erschöpfung deutlich sehen. Mittlerweile hatten sie sich auf den Boden gesetzt und starrten nun auf die beiden Blades, die immer noch in der Beyarena kreiselten. „Hey Tala, Lust auf eine Extra-Runde?“ „Du gegen mich? Dann zeig was du drauf hast.“ „Gerne!“ Ein weiteres Mal entbrannte innerhalb der Arena ein heftiger Kampf, die Beyblades trafen aufeinander, lieferten sich einen kurzen Schlagabtausch und gingen wieder auf Abstand. Die einzelnen Bewegungen der beiden ähnelten sich extrem und sah man nicht genau hin, so konnte man durchaus den Eindruck bekommen, als hätten die beiden ihre Attacken abgesprochen, damit der Verlauf der Blades Synchron blieb. Seit ca. einem halben Jahr trainierten sie nun zusammen, doch bisher hatten sie so einen Kampf noch nie zu Gesicht bekommen. Beide Blader wirkten konzentriert und verfolgten die Reaktionen des gegnerischen Blades genau. Ihren eigenen ließen sie zurück, ließen ihn genauso reagieren wie den des Gegners und versuchten anhand des Angriffschemas die Strategie des anderen herauszufinden. Trotz allem hatten die drei Zuschauer so das Gefühl, als würde dieser Kampf genauso ausgehen wie all die anderen Kämpfe, die zwischen Tala und Kai stattgefunden hatten. „Sag mal nur aus Neugier. Meinst du auf den beiden liegt ein Fluch.“ „Wieso? Weil ihre Matches immer mit einem Unentschieden enden. Ich glaube, dass das einfach nur Zufall ist.“ „Etwas viel Zufall für meinen Geschmack. Die beiden geben alles und trotzdem kann sich keiner als Sieger behaupten. Ich glaube, ich würde es ziemlich deprimierend finden.“ „Besser als zu verlieren.“ „ACHTUNG!“ Gerade noch rechtzeitig konnten die drei in Deckung gehen. Ansonst hätte einer von ihnen mit Sicherheit den weißen Blade an den Kopf bekommen, der zum Glück aller an ihnen mit hoher Geschwindigkeit an ihnen vorbeigeschleudert wurde. Ihr Blick folgte dem Geschoss und stellte nüchtern fest, dass dieser immer noch kreiselte. Schnell sahen sie sich zu dem gegnerischen Blade um. Auch dieser war weiterhin am Kreiseln, jedoch befand auch dieser sich außerhalb der Arena. „Ihr solltet es auch aufgeben. Eure Kämpfe bringen doch nie einen Sieger hervor, egal wie oft ihr sie wiederholt.“ „Ich denke nicht daran aufzugeben. Den Kleinen besiege ich heute und wenn ich bis Mitternacht durch bladen muss!“ Wie auf Kommando schoss der Blade an den auf dem Boden sitzenden Jungs vorbei und Richtung Gegner. Derweil hielten es die drei für Sinnvoll wieder aufzustehen und ihre eigenen Blades zu starten. Das letzte was sie jetzt brauchten war, dass die beiden die Trainingshalle demolierten. Zu ihrem Bedauern schienen die beiden nicht damit einverstanden zu sein, dass ihr Kampf unterbrochen wurde. Schneller als sonst irgendwer schlossen sich die beiden wieder zusammen und ein weiteres Mal hieß es zwei gegen drei. Und jeder wusste sofort wie das enden würde. Die Blades von Bryan, Spencer und Ian würden früher oder später zu kreiseln aufhören und die beiden würden ihren kleinen Kampf fortführen. „Komm schon Leute, dass reicht langsam.“ „Denkst du? Hey Kai, wie wär’s mal mit einer Kombiattacke.“ „Wenn du mit mir mithalten kannst!“ „Immer!“ Nun rasten beide Blades auf die Gruppe zu. Im letzten Moment wichen sie etwas vom Kurs ab, so dass einer der Blades nach links und der andere nach rechts auswich. Wenig später griffen beide von der Seite an und drängten die Blades von Bryan und Spencer zueinander und brachten sie letzten Endes zum kollidieren. Zusätzlich sorgten sie mit ihren eigenen Blades dafür, dass diese sich nicht von ihrer ungünstigen Position befreien konnten. Es dauerte nicht lange bis die beiden an Spinn verloren und zu kreiseln aufhörten. Doch auch Tala und Kai hatten dieses Mal keine besseren Karten. Auch ihre Blades kamen ins schlingern und blieben wenige Sekunden später gleichzeitig stehen. Der Lachende dritte, oder in diesem Fall fünfte war Ian, dessen Blade als einziges noch kreiselte. „Und hiermit haben wir einen neuen Sieger namens Ian.“ Während Bryan das sagte, hob Ian seinen Arm triumphierend in die Höhe und tat so als wäre er gerade von der ganzen Abtei zum besten Blader gewählt worden. „Ist ja gut. Krieg euch wieder ein.“ Diese Worte kamen synchron von Kai und Tala. Es war immer wieder verwunderlich, dass die beiden sich in solchen Situationen immer einig waren. Man konnte manchmal echt glauben, dass die beiden ein und dieselbe Person waren. Und je länger die beiden zusammen waren, desto stärker viel es auf. Dennoch waren die drei anderen noch nicht dahinter gekommen wer von den beiden jetzt wen beeinflusste. Wahrscheinlich standen die beiden unter dem Einfluss des anderen ohne es richtig zu wissen. Nur in einer Sache waren sie sich ziemlich sicher und zwar dass es so ein Verhältnis wie das zwischen den beiden in der gesamten Abtei nicht noch einmal vorkam. „Jetzt seit nicht beleidigt, ihr beiden. Man kann ja nicht immer gewinnen.“ Die beiden erwiderten daraufhin nichts sondern schnappten sich nur ihre Blades und betrachteten diese. Anschließend steckten sie diese in ihre Taschen und sahen zu den anderen dreien. Scheinbar gab es an den beiden Blades keine nennenswerten Schäden. Wie auch, wenn sie es überwiegend waren, die den Kampf dominierten und jeden ernsthaften Angriff auswichen, um zu verhindern, dass die Blades ernsthaften Schaden nahmen. Im Prinzip waren es immer ihre Blades, die den meisten Schaden von den Kämpfen nahmen, doch dass war auch größtenteils ihre Schuld. Immerhin legte sie sich auch immer mit den beiden an. Immerhin werden Schäden an den Blades nicht so hart bestraft als wenn sie den Trainingsraum verwüsteten. Und so wie Kai und Tala manchmal drauf waren, konnte man nie wissen, was passieren würde. „Hey was ist jetzt? Wollt ihr hier Wurzeln schlagen? Ich dachte ihr wolltet eine Pause einlegen um euch von dem Kampf zu erholen.“ Nach Kais Worten blinzelten die anderen drei verwirrt und sahen sich anschließend in der Halle um. Tala und Kai standen derweil an der Tür, die aus der Halle heraus führten und blickten sie erwartungsvoll an. „Wir brauchen keine Pause.“ „Vielleicht nicht, aber wenn wir weiter machen überziehen wir und ich habe keine Lust ohne Essen ins Bett zu gehen.“ Verwundert sah Spencer bei Talas Worten auf die Uhr über ihm an der Wand. Hatten sie wirklich so lange trainiert und dass auch noch aus eigenen Stücken. Es verwunderte ihn doch immer wieder wie sehr er die Zeit vergaß, wenn er mit seinen Zimmerpartnern trainierte. Es war ganz, wenn sie ihr Pflichtprogramm absolvieren mussten. In dem Fall zählten sie nahezu die Minuten die sie sich die Übungen gefallen lassen mussten und hofften inständig, dass ihnen vorher nicht die Arme abfielen. Und falls sie doch zusammen klappten, dass sie wenigstens Ohnmächtig wurden, dann würden sie die Strafen nicht mehr mitbekommen, die manchen Jungen während eines Zusammenbruches widerfuhren. Ab und zu kam es jedoch vor, dass dem einen die Finger gebrochen wurden. Zwar unabsichtlich, doch besonders angenehm war es mit Sicherheit trotzdem nicht. „Ok ihr habt gewonnen. Ich bin dabei.“ Mehr brauchte Ian nicht zu sagen. Doch auch ohne seine Einwilligung wären die anderen Kai und Tala gefolgt. Denn der Gedanke hungrig ins Bett zu müssen gefiel keinem, insbesondere deshalb nicht, weil sie nicht wussten was am nächsten Morgen auf sie zukommen würde. Der Trainingsplan stand bereits, doch sie erfuhren immer erst kurz vorher welche Aufseher dieses Leiten würde und dem entsprechend schwer war es die härte des Trainings zu bestimmen. Die Aufseher ähnelten sich zwar, doch jeder hatte seine speziellen vorlieben und die gleichen sich selten mit denen die das Training absolvieren mussten. Mit diesem Gedanken öffneten sie die Tür und urplötzlich stieß ihnen ein kalter Windzug entgegen. „Was zum Teufel…ich sag doch, dass jemand diese verdammte Heizung aufgedreht hat, der Korridor war vor unserem Training eindeutig wärmer als der Raum in dem wir trainiert haben und wehe jemand sagt, dass ich spinne.“ „Du spinnst.“ Ein weiteres Mal kam dieser Kommentar synchron von Tala und Kai. Allerdings fragten sich beide doch in Gedanken, ob Bryan mit seinem Kommentar nicht doch recht hatte. Die Korridore waren meistens wesentlich kälter als die Haupthallen, doch noch um einiges wärmer als die Trainingshallen. Das es dieses Mal anders herum war, verwunderte sie nun doch etwas, oder war das bloß Einbildung, da es hier wesentlich zügiger war. „Vielen Danke…Jetzt lasst uns gehen, bevor wir die Essenszeit doch noch verpassen, ansonsten sehe ich mich gezwungen in die Küche einzubrechen. Oder besser noch ich drücke es euch beiden auf, dann bin ich wenigsten fein raus.“ „Davon träumst auch nur du. Wir sagen einfach, dass du uns dazu erpresst hast.“ „Ach und was nehmt ihr als Begründung, Ian.“ „Das was mir gerade einfällt…“ „Ich glaube nicht, dass Boris so etwas durchgehen lässt.“ „Wenn man das richtige Argument bringt, vielleicht doch.“ Während Spencer, Bryan und Ian weiter über das Thema diskutierten war Kai stehen geblieben und blickte suchend in Richtung Decke. „Hey Kai, was ist jetzt?“ „Komme.“ Bei diesen Worten wendete sich Kai zu Tala. Für einen kurzen Moment warf er noch einen kurzen Moment zur Decke, bevor er der Gruppe langsam folgte. Er wusste nicht wieso, doch irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl. Beschreiben konnte er es nicht, doch es reichte um auf seine eigenen Schritte zu achten. Das letzte Mal als er dieses Gefühl hatte, hatte Boris ihn das erste Mal gegen Edgar antreten lassen. //Das ist fast ein halbes Jahr her, scheinbar hat dieser Idiot die Tortur nicht überstanden. Hätte mich auch ehrlich gesagt gewundert.\\ Schnell schüttelte er diesen Gedanken beiseite. Es brauchte eh nichts darüber nachzudenken, immerhin war das ganze eh Geschichte. Dennoch fragte er sich, was Boris vorhatte. Seit dem Besuch seines Großvaters schien dieser es regelrecht auf ihn abgesehen zu haben. Doppeltes Trainings mehr Kämpfe gegen andere seines Alters. Das war doch nicht mehr normal. Dem zur Folge war es gut möglich, dass dieser den Deal, denn er mit seinem Großvater hatte sehr wohl mitbekommen hatte. Wieso dieser ihm jedoch so viele Steine in den Weg legte, die es zu umrunden galt wusste er nicht, denn Sinn dieses kleinen Unterfangen war er sich jedoch umso mehr bewusst. - In einem abgeschiedenen Raum - Auf dem Gesicht des Mannes bildete sich ein breites Grinsen. Es überraschte ihn in gewisser Weise selbst, dass die Gruppe, die er auf den Monitoren verfolgte, ihr eigenes Training so lange durchgehalten hatte. Immerhin stimmte Bryans Vermutung, er hatte die Temperatur des Raumes wissendlich erhöht. Schließlich wollte er sehen, wie weit die fünf gehen würden. Es schienen schon seit einiger Zeit so, als würden sich die fünf gegenseitig wieder auf die Beine zu ziehen und deshalb deutlich weiter gehen zu können als alle andere. So wie es aussah war seine Annahme korrekt. //Wirklich verwunderlich.\\ Diesen Effekt hatte er sonst nur beobachtet, wenn einer den Entschluss gefasst hatte eine bestimmte Person zu besiegen, weil dieser ihn durch die Hölle geschickt hatte. Die Jungs allerdings hatten einen anderen Grund, welcher ihn trotz des positiven Effektes nicht gefiel. In der kleinen Gemeinschaft hatten Tala und Kai die Führung übernommen und alle schienen das zu respektieren. Genau hier lag das große Problem. Die beiden Jungs waren sich zu ähnlich geworden, dass hatte man anhand ihrer Reaktionen gemerkt und selbst die restlichen aus der Zimmergemeinschaft hatten dass mittlerweile mitbekommen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis alle an ein und demselben Strick zogen, der seinen Einfluss auf sie aufrecht hielt. //Noch wissen sie um ihre Möglichkeiten nicht und auch Kai wird es ihnen nicht klar machen, nicht solange er das Abkommen mit seinem Großvater im Kopf hat.\\ Allerdings war die Frage eher ob er die Gruppe auseinander bringen sollte solange er noch die Chance dazu hatte oder ob er sie einfach gewähren lassen sollte. Jedoch konnte Boris diese Vor- und Nachteile nicht gegeneinander auflisten, da sein Gedankengang in dem Moment rüde unterbrochen wurde, als das Licht in dem Raum anfing zu flackern. „Was zum Teufel…“ Alarmiert stand er von seinem Stuhl auf. Für einen blieb sein Blick dabei auf den Bildschirmen hängen, doch dann richtete sich sein Blick zur Decke. Musternd begutachtete er jede einzelne Lampe, doch so wie es schien hatten alle einen Sprung weg, da jede einzelne im gleichen Moment auf flackerten. Das konnte nur einen Grund haben. //Da scheint wohl etwas mit der Stromversorgung nicht in Ordnung zu sein.\\ „Gaspadin, wir haben eine Energieüberlastung in E-Sektor.“ „Wo sonst…sehen sie nach was los ist und liefern sie mir einen anschließenden Bericht.“ „Wie sie wünschen, Gaspadin.“ Nach diesen Worten war der Mann, der ihm von der Überlastung berichtet hatte auch schon wieder verschwunden. Boris hingegen setzte sich wieder an die Bildschirme und ließ die Bilder der E-Sektor-Kameras aufblitzen. Er brauchte nicht lange zu suchen um den Grund des ganzen herauszufinden. //Sieht so aus als hätte jemand keine Lust mehr zu verlieren. Sehr gut…allerdings wird es für einige damit nicht leichter, im Gegenteil.\\ Amüsiert dachte er dabei an die Ereignisse vor einem Jahr zurück. Er hätte mit Edgar so verfahren können wie mit jedem anderen, doch einen guten Blader konnte man nicht so einfach den Kampfgeist nehmen, ohne dass dessen Fähigkeiten darunter leideten. Bei Kai war er das Risiko eingegangen, da er wusste, dass dieser Junge stur war. Zu stur als dass dieser sich langfristig von so einer Strafe beeinflussen ließ. Die restlichen wollte er sowieso loswerden, weshalb es ihm egal war, was mit denen passierte. Bei denen war es von vornherein klar, dass sie es nicht packen würden. Es war zu erwartet, dass diese einen zweiten Kampf nicht überstanden. Doch er brauchte jemanden, der es mit Kai aufnehmen konnte. Gut, er konnte den Jungen auch einfach zu den erfahrenden Jungs in der Abtei schicken, doch mit dessen unbändigen Art konnte dieser seine gesamte Arbeit, die er dazu aufgebracht hatte diese Kinder unter seine vollständige Kontrolle zu bringen, zu Nichte machen. Kai war nun mal jemand, den man nicht ignorieren konnte und zu dem andere aufsahen. In dem Fall spielte auch sein Alter keine Rolle. Allein sein Verhalten, seine innere Stärke machten ihn zu etwas besonderen. //Der Beweis für die Legende des lebenden Phönix. Egal wie oft er stirbt er kehrt immer wieder ins Leben zurück.\\ Er wusste nicht mehr von wem er diesen Satz das erste Mal gehört hatte, doch er wusste, dass man es tat. Seit dieser das Rematch gegen Edgar gewonnen hatte, bezeichneten einige ihn mit diesem Titel. Doch jetzt war die Frage, ob dieser auch seine nächste Prüfung besteht. Einen neuen Kampf gegen Edgar, welcher gewisser Maßen auf Rache sinnt. - Flashback - Nach einigen Tagen Zellenarrest ließ er Edgar in den E-Sektor bringen. Zuerst hatte er daran gedacht, dem Jungen die übliche Strafe zukommen zu lassen. Dann allerdings hatte er es sich anders überlebt. „Bewegung.“ Geschockt und ganz bleich vor Angst sah der Junge sich in dem Raum um. Kaum einer der Jungen in der Abtei war jemals in diesem Sektor oder gar in diesem Raum gekommen. Die meisten konnten vorher abgefangen werden. Einer hatte es geschafft die Wachen zu umgehen doch am Ende wurde er noch abgefangen bevor er Einblick in die Räume hatte und dass war auch besser so. Das einzigst verwunderliche war, dass dieser Junge einen bestimmten Weg ihm Kopf hatte, als würde ihn irgendetwas führen oder gar Rufen, doch das war im nach hinein unmöglich. „Ich hab meine Meinung geändert, Edgar. Du wirst nicht dieselbe Bestrafung bekommen wie all die anderen, die in deiner Situation waren…“ Für einen Moment machte er eine dramatische Pause. Lang genug um dem Jungen das Gefühl zu geben, noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen zu sein, doch dass war er bei weitem nicht. Die Situation hatte ihm nur den perfekten Kandidaten für ein kleines Experiment geliefert. „…ich dachte viel mehr, dass ich eine neue Bestrafungsmethode an dir ausprobiere, denn scheinbar taugt die alte nicht mehr besonders viel.“ Er konnte sofort sehen, dass dem Jungen in diesem Moment jegliche Gesichtszüge entglitten, damit schien dieser nicht gerechnet zu haben. Nach einer kurzen Handbewegung seinerseits schleiften sie den Jungen zu einem Tisch und sorgten gewaltsam dafür, dass dieser sich darauf legte. Sofort daraufhin wurden seine Arme und Beine fixiert, so dass er keine Möglichkeit mehr hatte sich zu bewegen. Langsam bildete sich Angstschweiß auf der Stirn des Jungen, der unaufhaltsam an dieser herunter lief. „Gaspadin bitte…ich tu alles…“ „Das erwarte ich auch…dennoch kann ich deine Niederlage nicht einfach ignorieren, wo kämen wir dann hin…du hättest es verhindern könnten, das einzige was du hättest tun müssen war den Jungen ein zweites Mal zu besiegen.“ Während Boris das sagte, bereiteten die sich in dem Raum befindenden Aufseher nötigen Utensilien für die Tortur vor. Auch Edgar bekam dies mit und versuchte sich beim Anblick der Spritze und der grünen Substanz, die in diese aufgezogen wurde von seinen Fesseln zu befreien, doch gelingen wollte es ihm einfach nicht. „Keine Sorge…du wirst genauso wie Kai eine zweite Chance kriegen, deinen Platz in der Abtei wieder einzunehmen...jedoch mit den gleichen Bedingungen…allerdings wirst du einen entscheidenden Vorteil haben…du wirst weniger erschöpft sein als er, da diese Strafe nicht an deinen physischen Kräften zerrt. Dem zur Folge ist eine mögliche zweite Niederlage nicht im geringsten Akzeptabel.“ Boris wusste genau, dass der Junge seine Worte verstand. Dass er den Sinn dahinter nicht nachvollziehen konnte war ihm in dem Sinne egal. Unbeeindruckt beobachtete wie einer der Aufseher die grüne Substanz in den Arm des Jungen injizierte. Kurz daraufhin schrie der Junge laut auf. Es war nicht dieselbe Tortur, wie bei Kai und all den anderen, doch er hatte nie gesagt, dass diese weniger Schmerzhaft von Statten gehen würde. „Nur eine kleine Geschmacksprobe von den Schmerzen, welche die anderen bei ihrer Strafe durchleiden mussten…Es soll dir vor allem klar machen, was dich erwartet, solltest du ein weiteres Mal verlieren. Haben wir uns verstanden.“ „Ja Gaspadin.“ Die Stimme des Jungen war mittlerweile heiser. Er kämpfte sichtlich damit nicht in Tränen auszubrechen. „Gut…kommen wir zurück zu deiner Strafe. Du wirst solange trainieren, bis du Kai geschlagen hast. Jedoch findet der Kampf nicht in der Trainingshalle statt sondern hier. Du wirst Simulationskämpfe gegen ihn führen, in dem du von seinen Fehlern lernst, in denen du lernst seine nächsten Schritte vorauszusehen, bevor er es selbst tut. Und solltest du dennoch weiter verlieren, wird dir eine weitere Injektion verabreicht.“ Nach diesen Worten wendete sich Boris kurz von dem Jungen ab und deutete seinen Angestellten, dass sie mit dem Prozess fortfahren sollten. „Ach bevor ich es vergesse…Mit jedem verlorenen Kampf werden die Schmerzen die du erleidest größer.“ „Wieso?“ Die Frage des Jungen war allgemein und in gewisser Weise nur ein Flüstern. Dennoch konnte Boris sich ganz genau vorstellen, auf was genau diese Frage bezogen war. Edgar wollte wissen, wieso gerade er diese Art vor Strafe bekam. „Weil ich ein Versagen nicht dulde, besonders nicht gegen diesen Jungen. Wie lange bist du schon hier. Vier Jahre, dennoch konntest du es nicht verhindern, dass der Junge dich beim zweiten Kampf vorgeführt hat. Du warst dir deiner Sache zu sicher und hast die Gefahr, die von ihm ausging ignoriert.“ Eine weitere Pause entstand in der Boris die Fortschritte seiner Mitarbeiter begutachtete und jeden deren Bewegungen verfolgte. Als er ein Nicken von einem der Männer erhielt wendete er sich ein letztes Mal an den Jungen, der immer noch sichtlich verkrampft auf dem Tisch in der Mitte des Raumes lag. „Wie lautet der Leitsatz in dieser Abtei.“ „Vernichte deinen Feind nur der Sieg ist unser Freund.“ „Brenn dir diesen Satz in den Kopf, damit du ihn nie wieder vergisst. Ein weiteres Versagen ist nicht zu entschuldigen …des weiteren solltest du dir klar machen, dass es einen Unterschied zwischen dir und Kai gibt. Dem Jungen ist es egal, ob er hier in der Abtei ist oder nicht. Er hat nichts zu verlieren.“ Mit diesen Worten gab er den Aufsehern ein letztes Zeichen. Sofort daraufhin wurde dem Jungen eine weitere Substanz injiziert, woraufhin dieser wenig später das Bewusstsein verlor. Anschließend banden sie diesen vom Tisch los und trug ihn zu einer riesigen rundlichen Apparatur, welche große Ähnlichkeiten mit einer Sonnenbank hatte. Dort fixierte man den Jungen ein weiteres Mal, so dass dieser überhaupt keine Möglichkeit mehr hatte sich nur einen Millimeter zu bewegen. Nach dem die Fesseln richtig fest gezogen wurden, schloss man die Kapselförmige Apparatur und gab einige Kommandos in den daneben stehenden Computer ein. „Beginnt mit Phase eins.“ Noch bevor Boris seinen Befehl richtig ausgesprochen hatte wurde schon eine grünliche Flüssigkeit in die Kapsel geleitet und füllte diese langsam vollständig auf. Es dauerte einige Minuten, bis dieser Vorgang abgeschlossen war. Der Abschluss wurde anschließend durch ein grünes Licht, welches an der Vorderseite des Computers angekündigt. Auch auf dem Bildschirm erschien derweil ein entsprechender Kommentar. „Phase 1 ist abgeschlossen, Sir.“ „Dann geh über zu zweiten Phase und bringt das was er sieht auf den Monitor.“ „Sehr wohl, Gaspadin.“ Auf einem der Bildschirme erschien daraufhin eine 3D-Ansicht, die zwei Blader zeigte, welche sich gegenüber standen. „Ladet Kais gespeicherte Kampfdaten hoch.“ Ohne lange zu überlegen, taten die Männer was ihnen befohlen wurde. Das Resultat war, dass der Kampf auf dem Monitor begann. Beide hatten ihre Blades gestartet. Sie krachten aufeinander. Einen Moment tat sich nichts, doch dann hob der Blade von Edgar Gegner ab, nur um wenig später mit doppelter Geschwindigkeit wieder nach unten zu rasen und Edgar Blade durch die enorme Wucht zu zerschmettern. „Führt die Testsubstanz ein.“ „Testsubstanz wird eingeführt.“ Boris blickte derweil zu dem Jungen, der sich weiterhin in der Kapsel befand. Genau in dem Moment wo die Substanz in seinen Körper injiziert wurde verkrampfte dieser und zog wie wild an den Fesseln, die ihn nicht ein Stück von seiner Position weichen ließen. „Wiederholt den Vorgang.“ Gesagt getan. Ein weiterer Kampf leuchtete auf dem Bildschirm und ein weiteres Mal zog Edgar den kürzeren, was bewirkte, dass sein Körper durch die darauf folgende Injektion ein weiteres Mal vor Schmerzen verkrampfte. „Wiederholt den Prozess solange, bis er den Kampf gewinnt.“ Mit diesen Worten verließ Boris den Raum und überließ den Aufsehern ihre Arbeit und dem Jungen die Schmerzen seiner Niederlagen. - Flashback Ende - Für einen Moment dachte Boris an den Tag zurück, dann jedoch stand er auf und verließ den Raum. In einer normalen Geschwindigkeit ging er die Korridore entlang zu dem Raum, in dem er den Jungen vor einem halben Jahr zurück gelassen hatte. Als er den Raum betrat bekam er noch das Ende des Kampfes mit, der nach so vielen Niederlagen endlich auf Edgars Konto ging. „Sollen wir den Prozess beenden?“ „Noch nicht. Ich will einen Beweis dass es kein Zufall war. Leitet zwei weitere Kämpfe ein und dann sehen wir weiter.“ „Wie sie wünschen, Gaspadin.“ //Ja, genau wie ich es wünsch.\\ Wie angeordnet wurden die beiden Kämpfe durchgespielt und auch diese gewann der Junge ohne Schwierigkeiten. Boris konnte nicht leugnen, dass es ihn etwas überraschte, noch vor einigen Tagen war es genau der entgegen gesetzte Fall. „Welche Kampfdaten liegen dem Kampf zu Grunde.“ „Die Aktuellen, Gaspadin.“ „Auch die des heutigen Trainingskampfes?“ „Ich fürchte nicht.“ „Dann ruft sie ab und lasst einen letzten Kampf stattfinden.“ Ohne langes zögern taten die Aufseher, wie ihnen geheißen wurde. Die Daten waren schnell abgerufen und ein weiterer Kampf startete nur Sekunden später. Dieser endete zwar in derselben Art und Weise wie die drei vorigen, dennoch brauchte dieser in diesem Kampf wesentlich länger um sein Ziel zu erreichen. „Das reicht. Holt ihr daraus.“ Sofort nach diesem Kommentar gaben die Männer etwas in den Computer ein, worauf die grünliche Flüssigkeit aus der Kapsel herausgepumpt wurde. Nach dem dies geschehen war wurde die Kapsel geöffnet. Im Handumdrehen hatte man dem Jungen auch schon eine Substanz injiziert, die bewirkte, dass dieser langsam wieder zu Bewusstsein kam. Etwas beeinträchtig blinzelte der Junge ein paar Mal und versuchte seine unmittelbare Umgebung wahr zunehmen. Erst nach einigen Minuten bemerkte er die Fesseln, die ihn weiterhin in der Kapsel festhielten und versuchte sich von diesen zu befreien. „Bindet ihn los.“ Es gab keine Widerworte nur ein Befehlentsprechendes Handeln. Kurz nachdem die Männer die fesseln gelöst hatten zogen sie den Jungen aus der Kapsel heraus und schubsten ihn unsanft auf den Boden, so dass er sich anschließend vor Boris auf den Knien befand. Dieser musterte den Jungen nur eine Sekunde, bevor er das Wort ergriff. „Ich hoffe du erinnerst dich noch an meine Worte. Daran, was ich jetzt von dir erwarte, nach dem du deiner Strafe abgesessen hast.“ „Sie erwarten von mir, dass ich denjenigen besiege, dem ich das zu verdanken habe.“ „Und wie hast du vor das anzustellen.“ „So Gnadenlos, wie es mir möglich ist, Gaspadin.“ Boris nickte daraufhin nur. Das war genau dass was er erwartet hatte. Er hatte es deutlich genug gemacht, dass Kai für dessen Sonderbestrafung verantwortlich war. Dem entsprechend war dieser auch mehr als erpicht diesen all die unerträglichen Schmerzen, die er erlitten hatte heimzuzahlen. Darüber hinaus hatte der Junge ein halbes Jahr in dieser Kapsel verbracht und konnte jeden einzelne Strategie seinen zukünftigen und zu gleich ehemaligen Gegner erfassen und eine Gegenstrategie entwickeln. „Der Kampf wird morgen nach dem Training stattfinden. Bis dahin hast du Zeit dich vorzubereiten und zwar die gesamte Zeit.“ Dieser Kampf würde ein unfairer Kampf werden, soviel konnte sich Boris jetzt schon ausmalen. Kai Kräfte würden durch das Training enorm strapaziert sein und dann noch einen Kampf gegen Edgar zu gewinnen schien sichtlich aussichtslos für jeden, der die genauen Umstände kannte. Und zwar die, dass er diesen gerade von dem morgigen Training befreit hatte. Darüber hinaus waren diesem Kais Techniken nun so vertraut wie seine eigenen und dass machte Edgars Vorteil noch größer. Dennoch war nichts entschieden, denn die Bilanz wurde am Ende gezogen. Kapitel 10: Nerven aufreibendes Rematch --------------------------------------- Kapitel 10: Nerven aufreibendes Rematch Tala und die anderen hatten von den Geschehnissen im E-Sektor nichts mitbekommen und waren auch am nachfolgenden Morgen mehr als unwissend. Erst als sie an der Trainingshalle ankamen hörten sie einige dementsprechende Gerüchte. „Hab ihr gehört, dass Edgar wieder da sein soll?“ „Ach Unsinn, dann wäre er doch hier. Niemand darf dem Training fern bleiben, egal in welcher Verfassung er ist. Durfte er doch auch nicht.“ Bei diesen Worten zeigte der Sprecher auf Kai, bevor er sich wieder zu den anderen umwandte und mit ihnen weiter diskutierte. Allerdings reichte diese kurze Anspielung um die fünf ins grübeln zu bringen. „Kai? Wie genau sah deine Strafe aus.“ „Edgar würde das nie überstehen, 100%ig nicht.“ „Wieso bist du dir da so sicher.“ „Überleg mal. Du hast seine Reaktion gesehen, nachdem er verloren hatte. Diejenigen die schon vor der eigentlichen Strafe zusammenbrechend sahen am Ende am schlimmsten. Da kannst du jeden Fragen. Der Typ hatte eine große Klappe weiter nichts.“ „Er hat dich einmal besieg, vergiss das nicht, Kleiner.“ Kaum hatte Spencer diese Worte ausgesprochen wurde er auch schon von Kai wütend angefunkelt. Wenig später erfuhr er auch den Grund für diese Reaktion. Ein Grund bei dem sich Ian nicht mehr länger zurück halten konnte. „Synonym!“ „Kein Synonym.“ „Leute, jetzt fangt nicht schon wieder damit an.“ Tala verdrehte bei diesen Worten nur die Augen. Langsam wurde diese Diskussion langweilig. Klar am Anfang war es noch lustig gewesen, doch mittlerweile einfach lästig. Ihm wäre es inzwischen sogar lieber, wenn er das Wort Synonym nie wieder zu hören bekam, doch dass war einer der Wünsch, die nie in Erfüllung gehen würde. „Dann erklär ihm den Unterschied zwischen einen Synonym und einem Größenspitznamen.“ „Wie wäre es, wenn ihr dieses Thema einfach für den Rest eures Lebens beiseite legt und es nie wieder aufgreift.“ Tala wusste genau dass die anderen aus seinem Zimmer ihn verwundert ansahen, dennoch konnte keiner etwas zu seiner Reaktion sagen, das in dem Moment die Aufseher herein traten und das Trainingsprogramm einläuteten. Zur gleichen Zeit verstummte jeder andere und wartete auf die folgenden Befehle. Keiner der Jungen in der Trainingseinheit konnte leugnen, dass ihnen das Training um einiges schlimmer vorkam als je zuvor. Einige hatten nach einigen Stunden die Hoffnung, dass diese Einheit jemals Enden würde aufgegeben. Waren die sechst Stunden nicht endlich mal um, wie konnte es sein, dass es sich dieses Mal so lang zog. Diese Frage stellte sich so ziemlich jeder in dem Raum. Ein Blick auf die Uhr verriet jedoch, dass sie trotz ihres Eindruckes immer noch 20 Minuten durchzuhalten hatten und die Zeit noch lange nicht überzogen hatten. Doch genau dieser Blick zur war für einen von ihnen ein Fehler. Genau in dem Moment, als er die Zeit erblickten rollten sich seine Augen nach hinten und er viel ohne Vorwarnung um und beförderte gleichzeitig den hinter ihm stehenden zu Boden. Dieses Ereignis brauchte alle dazu innezuhalten und sich geschockt zu den beiden Jungs umzudrehen. „Au, dass muss weh getan haben.“ „Ne ich glaub eher der ist weich gefallen, Tala.“ Bei Kais Worte konnten sich einige nicht mehr zurückhalten und fingen leise an zu kichern, selbst auf Talas Gesicht schlich sich ein leises Lächeln. „Jetzt wo du es sagst.“ „Hey, weiter machen oder hab ich euch erlaubt aufzuhören?“ „Nein, Sir.“ Der Kommentar kam von jedem, der sich noch halbwegs auf den Beinen halten konnte. Sogar Tala, Kai und die anderen aus ihrem Zimmer stimmten in dass allgemeine Stimmengewirr der Anwesenden ein. Trotz der Situation konnten die meisten eine gewisse Amüsiertheit nicht verbergen. Es war nichts neues, das einige beim Training zusammenbrachen, doch dass dieser sofort bewusstlos wurden und dann gleich noch den nächsten mit auf den Boden rissen war nun doch etwas Besonderes. „Da hat wohl einer nicht gut geschlafen.“ „Wird er heute bestimmt auch nicht.“ „Ruhe ihr beiden.“ Innerlich zeigten die beiden Sprecher dem Aufseher nach diesem Befehl einen Vogel. Nach außen hin blieben sie jedoch unbeeindruckt und gingen weiter ihren Übungen nach. So wie es aussah sollte die letzten 15 Minuten mit Liegestützen verbracht werden. Wenn das so weiter ging, konnte Tala, Bryan, Spencer, Ian und Kai den Trainingskampf, den sie geplant hatte vergessen, weil sie ihre Arme nicht mehr heben konnten. Sie erwarteten sowieso, dass diese jeden Moment nachgeben würden und dann hieß es sich vor den Schuhen der Aufseher in Acht zu nehmen. //Nur noch 1 Liegestützen…nur noch eine…eine einzige…Gott, wann sind diese blöden 15 Minuten rum…\\ „Das war’s. Das Training ist vorbei…“ Fast zeitgleich ließen sich alle erschöpft zu Boden fallen und atmeten erleichtert durch. Jeder hatte in irgendeiner Weise das Gefühl, als würden seine Arme gleich abfallen. „Gott sei Dank.“ „…allerdings ist keinem erlaubt den Trainingsraum zu verlassen.“ „Wie bitte? Leute, sagt mir, dass ich mich verhört habe.“ „Was denn Tala, ich hab eben gar nicht mehr zugehört.“ „Sie haben gesagt…“ „Jetzt bist du fällig, Kai.“ Noch bevor Tala seinen Satz beenden konnte, richtete sich jemand an seinen Gesprächpartner und zog dessen Aufmerksamkeit auf sich. Er konnte deutlich sehen, dass Kai bei diesen Worten leicht zusammen zuckte, bevor dieser dazu in der Lage war sich diesem zuzuwenden. „Edgar!“ Kai flüsterte diese Worte nur und soweit Tala es überblicken konnte, war er der einzige, der es mitbekam. Derweil waren einige der am Boden liegenden wieder aufgestanden und auch Kai erhob sich langsam. Selbst Tala selbst fand irgendwie die Kraft sich mit den Händen nach oben zudrücken und anschließend aufzustehen. „Was willst du?“ „Von dir will ich jedenfalls nichts, Rotschopf, sondern von ihm… Wir beide, Kai, hier und jetzt!“ „Vergiss es. Ich kämpfe nicht gegen dich.“ „Du hast keine andere Wahl als seine Herausforderung anzunehmen, Kai. Oder willst du dich meinen Befehlen widersetzen.“ Nun waren alle Blicke auf Boris gerichtet, der gerade durch die Tür herein getreten war. Kais Blick ruhte für einen Moment auf diesen bevor er sich zur Arena umsah. Scheinbar hatte er trotz allem keine Wahl. „Das ist nicht faire…“ „Tala, nicht… Sofern es ihr Wunsch ist, Gaspadin, werde ich diesen Kampf antreten.“ Kai wusste nicht was in dem Moment schlimmer war. Dass er in seinem jetzigen Zustand gegen Edgar antreten musste, oder dass er diese Worte ausgesprochen hatte. Um genau zu sei hatte er sie förmlich herausgewürgt. Innerlich hatte er sich dafür mindestens tausend Mal verflucht. Boris so entgegen zu treten war einfach nur erbärmlich und so überhaupt nicht seine Art. „Es ist nicht nur ein Wunsch, sondern ein Befehl.“ Kai nickte bei diesen Worten nur und schritt daraufhin zur Arena. Er wusste nicht was hier los ist. Doch was immer Boris plante, er würde ihn nicht damit durchkommen lassen, von niemanden würde er sich mehr besiegen lassen. Dass hatte er sich geschworen und daran hielt er fest. Er musste es. //Wieso hab ich das blöde Gefühl, dass ich ein riesiges Problem habe.\\ Währenddessen warfen sich die anderen vier aus seinem Zimmer verständnislose und zugleich verwirrte Blicke zu. Keiner von ihnen konnte verstehen, was hier gerade vor sich ging. Normalerweise fand ein Kampf vor dem Training statt, damit die Blader gleiche Vorraussetzungen hatten. Es war im Prinzip immer so, wieso zur Hölle war es dieses Mal anders. „Spencer, was hat das zu Bedeuten?“ „Keine Ahnung. Das ist so was von nicht normal. Auch dieser Spruch. Was ist bitte mit dem Jungen los. So folgsam habe ich ihn nie gesehen.“ „Vielleicht weiß er ja, dass er auf jeden Fall…“ „Wag das auszusprechen und ich vergesse alles, was wir zusammen durchgemacht haben und…“ „Ist ja gut, Tala. Beruhig dich, Bryan hat es sicherlich nicht so gemeint. Dennoch, da stimmt was nicht!“ Mit diesen Worten beendeten die Jungs ihr Gespräch und richteten ihre Aufmerksamkeit auf die beiden Blader. Trotz dem sie nicht verstanden, was hier vor sich ging, wussten alle, dass Kai ziemlich schlechte Karten hatte. Kai hatte derweil die Augen geschlossen und versuchte sich zu sammeln. Was wollte Boris, dass er den Kampf verlor oder Edgar ein weiteres Mal besiegte. Damals war es klar, doch heute. Doch es spielte eigentlich keine Rolle, was Boris geplant hatte, es waren schließlich immer die gleichen Regeln. Der Verlierer würde leiden und er wollte nicht noch einmal dazu zählen. Mit diese Gedanken im Kopf öffnete er die Augen wieder und richtete er sich anschließend an seinen Gegner. „Lass uns anfangen.“ „Warum auf einmal so ungeduldig...“ //Warum wohl, weil ich diese Kampf gerne beenden würde, bevor ich vor Erschöpfung zusammenbreche und dass weißt du ganz genau, also tu nicht so unwissend, sonst ziel ich mit meinem Blade noch auf deinen Kopf. Und verlass dich drauf, der wird anschließend genau in der Arena landen, dafür sorge ich schon.\\ Kais Gedanken blieben jedoch von jedem ungehört. Nach außen hin hatte er eine kalte und uneinnehmbare Mauer errichtet, die nicht einmal Boris durchschauen konnte, da war er sich sicher. Seine Gesichtszüge verrieten nicht, lediglich die Tatsache, dass er bei diesen Worten ein weiteres Mal die Augen schloss und tief durchatmete. Er würde seine Wut mit Sicherheit nicht freien Lauf lassen. „…aber bitte…je eher wir anfangen, desto eher habe ich dich geschlagen.“ „Träum weiter! Ich hab dich einmal geschlagen und ich kann es wieder tun.“ „Das kann ich nur zurückgeben, Kleiner.“ Urplötzlich verdunkelte sich Kais Mimik. Er konnte diese Bezeichnung nie leiden und auch wenn er nicht viel dagegen machen konnte, so würde er wenigstens seinen jetzigen Gegner für diese Bezeichnung bezahlen lassen. „Du hast es nicht anders gewollt, dann let it rip.“ Mit diesen Worten ließen beide ihre Blades frei, welche einwandfrei in der Arena landete. Der blaue Blade von Kai zögerte derweil nicht lange und ging sofort auf Angriff. Er hatte mit dieser Taktik keine Chance. Stures Angreifen brachte nie etwas, doch in diesem Fall half es ihn die Angriffstärke des gegnerischen Blades zu charakterisieren. Zusätzlich konnte er etwas über die Verteidigungsstärke herausfinden. Nach seiner Einschätzung und dem Verhalten von Edgars Blade während der Angriffe schien er sich weiterhin auf den Angriffstyp zu verlassen. Das hieß also viel Power und eine geringe Verteidigung, sofern er keine Extras von Boris eingebaut hatte. Genau bei dieser Erkenntnis wurde sein Blade auf einmal zurück geschleudert, überschlug sich ein paar Mal und kam kurz am Arenenrand kreiselnd zum stehen, bevor er den Schwung ausnutzte und diese wieder herunter kreiselte, wobei er etwas an Geschwindigkeit gewann. //Wenn ich nicht aufpasse, schleudert der meinen Blade über den Arenenrand. Jedenfalls weiß ich jetzt, dass sein Blade mehr Power hat als beim letzten Mal…Trotzdem, gut sieht anders aus.\\ Mit diesen Gedanken sah er zu Edgar der sich scheinbar prächtig amüsierte. Fast so wie bei ihrem vorigen Kampf. Super zuversichtlich. Allerdings war dieses Mal etwas anders. Er war anders. Zu seiner Verwunderung setzte sein Gegner auf Verteidigung anstatt auf Angriff. Wieso griff er nicht an, hatte er sich doch verschätzt, was den Bladetyp seines Gegners anging. //Nein, dass kann nicht sein. Edgar hat einen Angriffsblade, aber wieso tut er nichts. Will er mich in eine Falle locken?\\ Frustriert schüttelte Kai den Kopf. Es brachte nichts über Edgars Pläne nachzudenken, sofern dieser überhaupt welche hatte. Es war immerhin seine Zeit, die gerade ablief und nicht die von seinem Gegner. „Dann eben auf Kollision.“ Kai flüsterte diese Worte zu sich selbst. Er bezweifelte, dass Edgar sie mitbekommen hatte und selbst wenn, es wäre ihm egal gewesen, da sein nächster Schritt offensichtlich war. Mit hoher Geschwindigkeit raste sein Blade gegen den seines Gegners. Kurz daraufhin wurde seiner in die Luft befördert. Allerdings war sein Gegner schneller und brachte seinen Blade frühzeitig in Sicherheit, bevor dieser von dem nun wieder herunterfallenden Blade zertrümmert werden konnte. „Netter Trick. Jetzt bin ich dran.“ Mit diesen Worten ließ Edgar seinen Blade angreifen. Kai reagierte sofort und ließ seinen Blade ausweichen, doch kurz vor der vorhersehbaren Kollision ließ auch Edgar seinen Blade etwas vom Kurs abweichen, so dass die Kollision trotz allem stattfand. „Nein!“ Kai konnte nicht glauben was gerade passiert war, wie um alles in der Welt konnte sein Gegner wissen, wohin er ausweichen wollte. Das ging doch gar nicht. „Was überrascht, ich hab noch mehr zu bieten.“ Nun zeigte Edgar was sein Blade wirklich konnte. Noch bevor der Blade seines Gegners wieder richtig auf dem Boden kreiseln konnte, griff er schon ein weiteres Mal an. Es wirkte fast wie ein einseitiges Pingpong spiel, wo der blaue Blade den Ball darstellte und Edgar genoss jeden einzelnen seiner geglückten Treffer, auch wenn der Blade seines Gegners mittlerweile wieder frei in der Arena herumkreiselte und erfolglos versuchte seinem eigenen Blade zu entkommen. Denn immer und immer wieder entdeckte Edgar eine Möglichkeit seinem Gegner einen weiteren Angriff entgegen zu schmettern. Mittlerweile hatte er die Oberhand in dem Kampf und er würde sicherlich nicht zulassen, dass man ihn diese wieder wegnahm. Allerdings ging es ihm nicht nur darum seinen Gegner zu schlagen, er wollte ihn vernichten und dessen Blade in winzige Stücke zerspringen sehen. Das war sein Ziel und er war diesen zum Greifen nah, denn er war sich sicher dass dessen Blade seinen Angriffen nicht mehr länger standhalten würde. Mit einem zuversichtlichen grinsen sah er seinen Gegner an, der ihn jedoch nicht zu beachten schien oder vielleicht konnte er es auch nicht mehr. Doch in diesem Fall war es ihm egal, denn er war sich in seinem Leben eines Sieges noch nie so sicher gewesen. Während Edgar voller Zuversicht war, spürte Kai wie seine Kräfte zu schwinden drohten. Er konnte nicht mehr länger kämpfen, doch den Kampf beendeten konnte er genauso wenig. Edgar schien jeden seiner Schritte seiner Strategien vorher zusehen. Anders konnte man das gar nicht mehr bezeichnen, er war immerhin immer da wo er gerade hin wollte. Ohne große Mühe schien er seinen Angriffen auszuweichen und seine eigenen Ausweichmanöver zu vereiteln, dass ging nicht mehr mit rechten Dingen zu. Doch lange Zeit sich noch etwas zu überlegen hatte er nicht, da die Umgebung um ihn herum für einige Sekunden verschwamm. Noch ehe er es mitbekam war er bereits auf die Knie gegangen. Völlig erschöpft stützte er sich im letzten Moment mit seinen Händen ab, während er versuchte seine Atmung, welche mittlerweile doppelt so schnell ging, wie normal, wieder unter Kontrolle zu bringen und sich selbst zur Ruhe zu zwingen. Er brauchte nicht mal aufzusehen um das breite Grinsen von Edgar zu erblicken. Es spiegelte sich bereits vor seinem inneren Auge wieder, doch irgendetwas ließ ihn nicht aufgeben. Irgendetwas bewegte ihn dazu weiter zu bladen auch wenn seine Energie dafür fast aufgebraucht war. Was es jedoch war konnte er jedoch in der jetzigen Situation nicht erfassen. „Kai!“ Talas Stimme, die wohl laut genug war um die Aufmerksamkeit eines jeden in diesem Raum auf sich zu ziehen, schien für ihn weit entfernt. Zu sehr war er mit der Frage beschäftig, wieso er keine Chance gegen seinen Gegner hatte, obwohl er diesen bereits besiegt hatte. Seine Fähigkeiten hatten sich seit dem Tag enorm gesteigert und doch kam er nicht an dessen Level ran. Was machte er wieder falsch. „Jetzt steh schon wieder auf. Der Typ ist ne Flasche und das weißt du.“ „Genau. Nur weil er deine Technik durchschaut, heißt das noch lange nicht, dass du ihn nicht besiegen kannst.“ Spencer sah derweil sichtlich verwirrt zwischen seinen Zimmerpartnern hin und her. Waren die drei jetzt vollkommen durchgedreht. Die drei mussten mittlerweile wissen, dass man sich nicht in einen fremden Kampf einmischte. „Ruhe dahinten.“ Kai hörte die Worte zwar, doch einen wirklichen Sinn konnte er ihnen nicht entnehmen. Was vor allem daran lag, dass Edgars Blade seinen eigenen gerade ziemlich auseinander nahm, fast so, als ob dessen Leben davon abhängen würde. Er hatte keine Chance, doch bevor er seine Niederlage akzeptieren und aufgeben konnte kam ihm die Vereinbarung, welche er vor einem halben Jahr mit seinem Großvater geschlossen hatte, wieder in den Sinn. Er hatte Boris Befehle seit einem halben Jahr ohne Widerworte befolgt und das war ihm mehr als schwer gefallen. Er hatte bis jetzt alle Vorraussetzungen erfüllt, da konnte er jetzt wo er so nah an seinem Ziel dran war doch nicht aufgeben. //Ich hab keine Chance…aber ich darf nicht aufgeben. Nicht jetzt…Ich will hier endlich raus auch wenn es nur für eine verflixte Woche ist…\\ Genau in dem Moment wo Kai den letzten Teil gedanklich schrie explodierte auf einmal eine der Lampen über ihnen und brachten jeden dazu erschrocken von der Arena zurück zuweichen. Lediglich Kai blieb davon unbeeindruckt, da sein Blick nur noch auf seinen eigenen Blade gerichtet war und nichts anderes mehr als den Kampf wahrnahm. In seinen Augen schien auf einmal wieder dieses Feuer zu leuchten, welches schon vor einem halben Jahr Edgar Niederlage eingeläutet hatte. Ein Feuer, welches sich nicht so schnell wieder ersticken lassen würde und dass den Beginn des richtigen Kampfes einläutete. - In einem sich im E-Sektor befindenden Raum - Urplötzlich spielten die sämtliche Maschinen in den Räumen des E-Sektors verrückt. Einige der Bildschirme implodierten. Von dem lauten Knall und den vielen anderen Geräusche der außer Kontrollen geratenen Geräte wurden die Aufseher in dem Bereich hellhörig. Sofort rannten einige von ihnen Aufseher herbei und versuchten die Ursache herauszufinden. Schnell riefen sie einige Daten auf, wobei sie in regelmäßigen Abständen zusammenzucken, als ein weiteres Mal einige Geräte in ihrer unmittelbaren Umgebung explodierte. Doch je heftiger es wurde, desto mehr breitete sich Chaos aus und die Aufseher fingen an sich gegenseitig anzuschreien. „Was zum Teufel ist hier passiert.“ „Durch das System verläuft zu viel Energie. So wie es aussieht scheint es von einem dieser BitBeast zu kommen.“ „Unmöglich.“ Nun sah sich auch der zweite Aufseher die entsprechenden Daten an. Sie hatten an den BitBeast experimentiert und wussten, dass diese eine unvergleichliche Macht besaßen, doch dass hätten sie sich nie ausgemalt. Es war unvorstellbar wie viel Schaden diese doch verursachen konnten. Das Katastrophale war, dass sie die Energiequelle noch nicht lokalisieren konnten oder gar was diese plötzliche Entladung von so einer Menge an Energie zu bedeuten hatte. „Unmöglich aber war. Vielleicht versucht es sich zu befreien.“ „Dann laber nicht sondern kümmere dich darum.“ „Bin schon dabei. Allerdings muss ich erst einmal die genaue Quelle finden.“ „Mit dem Computer bestimmt nicht, der fliegt eh gleich in die Luft…nah siehst du, was hab ich gesagt.“ Noch eher der Aufseher seinen Satz beendet hatte gab es einen weiteren Knall, woraufhin ihnen die Glassplitter des Monitor schon entgegen schossen. Sie mussten das ganze schleunigst wieder in den Griff kriegen, wenn sie nicht am Ende unter 6 Meter Erde liegen wollten. „Du versuchst es hier weiter. Ich werde versuchen vor Ort etwas herauszufinden. Und egal was passiert wir bleiben in Kontakt.“ „Verstanden.“ Schneller als jemals zuvor raste der zweite Mann los. Er brauchte nicht lange um zu dem Raum in dem mit den BitBeast experimentiert wurde zu gelangen. Doch genau in dem Moment als er den Raum betrat gab es einen weiteren lauten Knall und noch bevor er reagieren konnte fing eine der Apparaturen Feuer. Dies sorgte dafür, dass der Feuermelder ansprang und einen lauten langen und vor allem grellen Ton hervorbrachte. „Ja ich weiß dass es brennt, du dummes Ding. Jetzt halt die Klappe.“ Frustriert sah sich der Mann weiter um. Er hatte im Moment keine Zeit sich um das Feuer oder um den Feuermelder zu kümmern, die Abtei würde schon nicht abfackeln immerhin bestand sie überwiegend aus Stein. Unbeeindruck von alle dem sah sich der Mann weiter um bis er den Grund entdeckte. „Fjodor, ich hab das Problem entdeckt, es ist….“ Weiter kam der Aufseher nicht, denn genau in dem Moment ertönte ein weiteres lautes krachen und noch ehe er den Satz beendet konnte spürte er einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf und viel bewusstlos zu Boden. Kurz darauf fiel das Licht aus und die gesamte Abtei stand im Dunkeln. Währenddessen zügelte die fremde Energie weiter in dem Raum herum und ließ diesen in einem schwachen rötlichen Licht erstrahlen, bevor das Licht wenige Minuten wieder anging. Fast wirkte es so, als würde dieses die fremde Energie verdrängen, da sie wenige Sekunden später wieder dorthin verschwand wo sie hergekommen war. - In einem der Trainingsräume - Boris hatte sich wie die anderen zu der Lampe gesehen, welche wie ein Glas zersprungen war, welches auf dem Boden gefallen war. Sofort nahm er Abstand von den anderen im Raum und wendete sich ohne große Überlegungen anstellen zu müssen an einen der anwesenden Aufseher, welche genauso überrascht schienen wie er selbst. Dennoch hinderte es ihn nicht, diese auf die Ereignisse anzusprechen. „Was ist hier los?“ „Das weiß ich nicht, Sir.“ „Dann solltest du schleunigst den Grund für das ganze herausfinden.“ „Jawohl. Gaspadin.“ Boris schenkte dem Mann keinen weiteren Blick sondern sah nur zurück zu dem Kampf, der zu seiner eigenen Überraschung immer noch lief. Mittlerweile war Kai auch wieder aufgestanden, doch sein Blick schien einzig und allein auf den Blades zu liegen. Im Prinzip schien er konzentrierter den je. Konnte es sein, dass dieser seine Grenzen trotz allem noch nicht erreicht hatte. Es wirkte fast so. Boris war sichtlich gespannt, ob der jüngere der beiden Blader noch eine Chance hatte den Kampf zu gewinnen. //Dann zeig mal was du wirklich kannst, Kai.\\ Als ob Kai seine Gedanken mitbekommen hätte, ging sein Blade zum Angriff über. Die ersten Angriffe konnte er ohne Schwierigkeiten durchziehen, dass sein Gegner viel zu abgelenkt von den Ereignissen in diesem Raum war. Doch dann schien er sich wieder eingekriegt zu haben und begann seine vorige Taktik von neuen. Jedenfalls versuchte er dass, doch Kai schien andere Pläne an. Wie aus heiterem Himmel griff er an, nur um im letzten Moment seine Meinung zu ändern und doch auszuweichen. Eine Taktik, die seinen Gegner scheinbar zunehmend aus dem Konzept brachte. „Was soll der Scheiß. Entscheid dich endlich. Angreifen oder Ausweichen.“ „Wieso sollte ich?“ Ein weiteres Mal kreiselten die beiden Blades nur um wenige mm an dem anderen vorbei ohne einen weiteren Angriff zu starten. Eine ungenutzte Chance für beide, so würde man meinen, doch irgendetwas störte ihn an der Art und Weise. Auf Ausdauer zu setzen war nicht das, was Kai unter normalen Umständen tat. Darüber hinaus musste er wissen, dass er mit dieser Methode verlieren würde. Der Junge hatte sich einen neuen Plan zu Recht gelegt, die Frage war nur wie dieser aussah. //Du solltest aufpassen, Edgar. Im Gegensatz zu dir, lässt sich der Kleine nicht von irgendwas ablenken.\\ Genau in diesem Moment verabschiedete sich eine weitere der vielen Lampe an der Decke mit einem scheppernden Geräusch. Sofort darauf zuckte Edgar so wie alle, die anderen sich in dem Raum befindenden Personen, zusammen und hielten sich schützend die Arme über den Kopf, als die Splitter auf sie herunterflogen. Eines stand jedoch jetzt schon fest. Hätte der Kampf so angefangen, so wäre auch Kai von den Ereignissen, die um ihn herum stattfanden aufgeschreckt. Trotz allem schaffte es Edgar nach einiger Zeit wieder die Oberhand zu erlangen. Kai hatte seine Taktik zwar verdreht, doch sie blieb dieselbe und genau dass hatte Edgar erkannt. Nach dem Stand der jetzigen Dinge, war Edgar seinem Gegner in allen erdenklichen Bereichen überlegen. „Glaubst du wirklich ich lass dir Raum für irgendeinen deiner kleinen Tricks. Nein, ich kenn sie mittlerweile alle auswendig. Weißt du wie es ist immer wieder den gleichen Kampf zu führen und genau zu wissen, dass bei jeder Niederlage ein unerträglicher Schmerz durch deinen Körper schießen wird. Zugegeben ich habe lange gebracht um deinen Kampfstil zu durchschauen, doch jetzt da ich es habe kenne ich jede deiner Strategien. Ich durchschauen sie alle.“ Diese Worte drangen in Kais Unterbewusstsein und rissen ihn unsanft wieder zurück in die Realität. Während sein Gehirn die Informationen noch verarbeitete bereitete sein Gegner einen weiteren Angriff vor. Er selbst ließ seinen Blade unbewusst im Zentrum der Arena kreiseln. //Das ist es also. Boris hat ihn irgendwie an Simulationskämpfen teilnehmen lassen, in denen ich sein Gegner war. Deswegen durchschaut er meine Taktik. Er musste sich die ganze Zeit dagegen zur Wehr setzen…das heißt, dass ich ihn mit meinen Methoden nie besiegen kann, aber vielleicht…\\ Bei diesen Gedanken sah Kai zu Tala und den anderen. Kurz darauf schlich sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen. Es war ein ziemliches Risiko, doch vielleicht klappte es. Einen Versuch war es jedenfalls wert. //…das könnte funktionieren…hoffentlich…\\ „Wenn du meine Taktiken durchschaut, bleibt mir wohl keine andere Wahl als etwas Neues auszuprobieren.“ Nach diesen Worten sah er zu seinem Blade, der sich weiterhin im Zentrum der Arena befand und kurz davor stand von dem gegnerischen Blade rausgekickt zu werden. Doch so weit würde Kai es nicht kommen lassen. „Halt dem Angriff stand!“ Die Blades knallten aufeinander. Für einen Moment bewegte sich keiner der beiden von der ursprünglichen Position, doch dann hob der blaue Blade auf einmal ab. Sofort nahm dessen Gegner abstand. „Ich dachte du wolltest was neues ausprobieren, doch dass ist derselbe alte Trick.“ Kai blieb von diesen Worten unbeeindruckt und behielt lediglich seinen Blade im Auge, welcher mittlerweile wieder in die Arena zurückgekommen war und dort weiter kreiselte als wäre nichts gewesen. Allerdings war es genau diese Reaktion, die Kai erwartet hatte. Wenn Edgar alle seine Tricks kannte, dann vor allem den, mit dem er diesen besiegte hatte. Jedoch hatte Edgar diese Technik trotz allem nicht durchschaut. Es ging nicht darum den Blade seines Gegners zu zertrümmern sondern darum seinem eigenem Blade mehr Energie zuzuführen. Es war nicht seine Taktik und er war sich nicht mal sicher, ob sein Blade die Ansammlung der Energie vertragen würde. Würde er zuviel Energie von seinem Gegner aufnehmen, könnte er die Kontrolle über diesen verlieren, doch in diesem Fall war es das Risiko wert, er musste lediglich den richtigen Zeitpunkt abwarten und schon hatte es sich gelohnt. Nur ein gezielter Angriff und es konnte vorbei sein. Ein weiteres Mal ließ Kai seinen Blade mit dem seines Gegners kollidieren, ein weiteres Mal stieg seiner steil in die Luft und landete ohne Schwierigkeiten wieder auf dem Boden der Arena auf, nur um diese Aktion erneut zu wiederholen. Er wusste genau, dass es Edgar langsam zu bunt wurde, dass dieser sich langsam verarscht vorkam, doch das war ihm egal. Er konnte angreifen, doch dafür war dieser einfach zu feige. Verschätzte er sich nämlich um einige Millimeter, so würde der Sieg unwiderruflich an ihn gehen. „Jetzt.“ Nun griff Kai an, doch genau in dem Moment, in dem die Blades kollidieren sollte, zog er eine enge Kurve, so dass sein Blade nur mit einem knappen Abstand an den gegnerischen Blade vorbeikreiselte. Er ließ seinen Blade von dem leichten Luftzug, der durch die schnelle Kreiselbewegung seines Gegners entstand mitziehen und nahm so zusätzlich Energie auf ohne, dass es seinem Gegner überhaupt klar war. „Was wird das wenn es fertig ist?“ „Wieso, kannst du diese Technik etwa nicht durchschauen? Zu schade, dann wirst du dich wohl überraschen lassen müssen.“ Obwohl seine Stimme ruhig klang, konnte man deutlich sehen, dass Kai mit seinen Kräften am Ende war. Lange würde er nicht mehr durchhalten, dass war offensichtlich, es war schon verwunderlich genug, dass dieser überhaupt noch stand. Was die meisten jedoch nicht ahnten, war dass dessen Wahrnehmung zunehmend schlechter wurde. Letzt endlich schloss er die Augen, damit die Umgebung wenigstens für einen kurzen Moment aufhörte sich zu bewegen. Nur einen kurzen Moment um sich ein letztes Mal zu sammeln. Bedenken hatte er nicht, da sein Blade fast eigenständig einen bestimmten Abstand von seinem Gegner hielt, jedenfalls solange, wie er in dem Sog des gegnerischen Blades mitgezogen wurde. Dann jedoch wurden die Geräusche um ihn herum leiser. Reflexartig riss er die Augen wieder auf und mit einem Mal ereichte ihn auch der Lärm der Umgebung erneut. Schnell schüttelte er den Kopf. //Es wird langsam Zeit den Kampf zu beenden.\\ Mit diesen Gedanken löste sich sein Blade aus dem Sog des gegnerischen Blades, ging auf Abstand und griff anschließend mit voller Power an. Daraufhin war es Edgars Blade der sich wie wild überschlug und fast aus der Arena flog, jedoch vorher gegen die Arenenkante knallte und zurück in die Arena geschleudert wurde. Innerlich fluchend startete Kai einen neuen Angriff. Noch bevor der Blade seines Gegners den Boden berührte kollidierte seiner ein weiteres Mal mit diesen und schleuderte ihn zurück zum Arenenrand. Allerdings schien es so, als würde die Arena etwas dagegen zu haben, dass der Blade diese verließ, da er nur ein weiteres Mal gegen den Rand knallte und ein weiteres Mal zurück in der Arena landete. //Wieso kann dieser blöde Blade nicht einfach rausfliegen.\\ Ein weiteres Mal donnerte Kais Blade mit voller Wucht gegen diesen und wieder wurde der geplante Rausschmiss von der Arenenwand durchkreuzt. Genau in diesen Moment schepperte es ein weiteres Mal und von irgendwo her drang ein ziemlich grelles Geräusch, dessen Identität jedem egal schien. Alle Augen waren auf den Kampf gerichtet und niemand wagte auch nur eine Millisekunde wegzusehen. //Jetzt komm schon. Edgars Blade ist genau da wo ich ihn haben wollte, wieso konnte ich diesen Kampf dann noch nicht beenden. Wieso kann dieser verflixte Blade nicht wenigstens in seine Einzelteile zerspringen. Das würde mir immerhin auch helfen.\\ Es war mehr als frustrierend, dass kein Angriff so präzise war, dass er seinen Gegner aus der Arena beförderte. Das einzige was für Kai an dieser Situation positiv wirkte war, dass Edgar sein selbstgefälliges Grinsen wieder eingepackt hatte. Wahrscheinlich war er entweder zu geschockt darüber, dass er es geschafft hatte seinen Blade wenigstens etwas unter Kontrolle zu bringen oder er war einfach nur verwirrt, weil sein Gegner immer noch stand. Und dass obwohl er diesen schon auf den Boden gebracht hatte. Kai konnte sich durchaus vorstellen, dass das noch um einiges ärgerlicher war als seine eigene Pechsträhne, allerdings konnte sie ja nicht ewig so weiter machen. Nicht wenn er ein bestimmtes Ergebnis erzielen wollte und dass war nun mal sein eigener Sieg. Ein aller letztes Mal ließ Kai seinen Blade ins Zentrum kreiseln. Er hatte ein letztes Ass im Ärmeln und dass musste er jetzt ausspielen, bevor er nicht mehr dazu kam. Auch wenn es nicht mit Gewissheit sagen konnte, so hatte er es im Gefühl, dass sein nächster Angriff sein letzter sein würde und der musste Sitzen, sonst hatte er verloren. Während sein Blick ein weiteres Mal nur auf die Blades in der Arena achtete, wartete er auf den richtigen Moment und dann war es soweit. Bevor er jedoch seinen nächsten Zug machen konnte, fiel auf einmal der Strom aus und ließ die anderen in einer undurchdringbaren Finsternis zurück. Alles was die Anwesenden noch wahrnahmen war dass Krachen, als die beiden Blades zusammenprallten und ein anschließend leiseres klimpern, welche von Metallstücken stammten, die auf den Boden fielen. Der Kampf war vorbei, dass konnte jeder in dem Moment sagen, doch wer von den beiden gewonnen hatte ließ sich in dieser Dunkelheit nicht bestimmen. Lediglich die leise Kreiselbewegung des anderen Blades machte es deutlich, dass es in dem Moment als der Strom ausgefallen war zu einem unerwarteten Zusammenstoß der beiden Blades gekommen war und dieser einen eindeutigen Sieger hervorgebracht hatte. Kapitel 11: Neue Erkenntnisse und freie Gedanken ------------------------------------------------ Kapitel 11: Neue Erkenntnisse und freie Gedanken Gerade in dem Moment an dem wohl die wichtigste Stelle im Kampf stattfand fiel das Licht aus. Wo war er bitte in einem blöden Horrorfilm. Dann sollte er sich lieber mit dem Gedanken vertraut machen, dass sobald das Licht wieder anging er alleine in dem Raum stehen würde, weil alle anderen von den Bösen Monstern entführte. Obwohl, dass war eher unrealistisch, da er ja in gewisser Weise der Böse war. Aus bloßer Frustration sah er auf seine Armbanduhr, die er zwar eh nicht erkennen konnte, doch zumindest konnte er so seine Ungeduld zum Ausdruck bringen auch wenn es wahrscheinlich niemand mitbekam //Wie lange brauchen diese Schwachköpfe um den Strom wieder anzustellen...\\ Es war schon irgendwie frustrierend. Er trug normalerweise eine Art Brillenmaske, die ein Nachsichtgerät enthielt, doch ausgerechnet heute hatte er sie zur Reparatur gegeben und wie immer war es genau diese, die er jetzt brauchte. Auf einmal blitzte es kurz auf, die Lichter waren kurz wieder angegangen und sofort darauf wieder ausgegangen, doch dann waren sie wieder da. Lange ließ er sich davon jedoch nicht ablenken, sondern sah zu der Arena, vor der die beiden Blade immer noch standen. Überraschend genug, wenn man den vorigen Verlauf gesehen hatte. Weiter machte Boris sich jedoch keiner Gedanken darüber sondern sah nur zu den Blades. Es war nicht schwer zu erkennen, dass einer sich während des Kampfes in Staub aufgelöst hatte. Und wenn man den kreiselnden Blade genau betrachtete, schien dieser nicht Edgar zu gehören. Das ließ nur noch einen Schluss zu. Kai hatte es irgendwie geschafft Edgar auszutricksen und seine Position als verfolgter mit diesem Gewechselt zu haben. Ein Vorgang der ihm ermöglicht hatte seinen Gegner zu zerschmettern. //Scheint so als hätte ich den Kleinen unterschätzt.\\ So wie es aussah, wollte dieser wirklich mit allen Mitteln die Vereinbarung mit seinem Großvater einhalten, oder es lag einfach daran, dass er verhindern wollte wieder für sein Versagen bestraft zu werden. Edgar schien in dieser Hinsicht nichts dazu gelernt zu haben, es wirkte langsam so, als wäre sein erster Gedanke über diesen doch richtig gewesen. Der Junge war viel zu vernarrt in seine entworfene Strategie, dass er nicht in der Lage war sich dem anherrschenden Kampf anzupassen. Dieser brauchte einfach zu viel Zeit um sich auf einen neuen Kampfstil des Gegners einzustellen und genau deshalb würde dieser Kai und auch so manchen anderen in der Abtei trotz seiner Stärke immer unterlegen sein. Edgar hatte seine Grenze bereits erreicht und diese langen nicht mal in der Nähe des Durchschnittet. Damit hatte Boris keine Verwendung mehr für diesen. Genau in diesem Moment bemerkte er wie Kai wieder auf die Knie ging. Scheinbar hatten ihn jetzt endgültig die Kraft verlassen. Jedoch war es nicht nur seine Kraft, die an ihr Limit gekommen war sondern auch seine Konzentration, da im selben Moment sein Blade zum stehen kam und die Halle in eine schon fast unerträgliche Stille tauchte. Doch schon wenige Sekunden später durchbrachen Talas Schritte diese Stille. Dieser hatte sich aus der Menge gelöst und war zu Kai geeilt. Die anderen aus deren Zimmer schienen sichtlich unschlüssig was sie tun sollten. Wahrscheinlich versuchten sie herauszufinden, welche Konsequenzen auf sie warten würden, sollten sie Talas Beispiel folgen und welche, sollten sie sich einfach raushalten. „Die Show ist vorbei. Zurück in eure Zimmer.“ Nach und nach trennte sich nach Boris Befehl die einzelnen Jungen von dem Szenarium und verließen den Raum. Edgar stand derweil immer noch wie ein Zinnsoldat vor der Arena und betrachtete seinen Blade, welcher in tausend Stücken vor ihm lag. „Ich versteh das nicht…wieso…“ „Du hättest ihn besiegen sollen, als du noch die Chance dazu hattest. Dein Fehler war es, das du zu lange mit dem Jungen gespielt hast. Und wie gesagt, er hatte dir gegenüber einige extreme Nachteile. Allerdings hat er trotz allem gewonnen, was bedeutet, dass ich in dieser Abtei keine Verwendung mehr für dich habe…pack deine Sachen. Morgen früh wirst du die Abtei für immer verlassen.“ Mit diesen Worten wendete sich Boris von dem Jungen ab. Er beachtete die anderen in dem Raum nicht mal. Kai würde auch alleine wieder zu sich kommen, darüber hinaus schien er ja seine Zimmerpartner zur Unterstützung zu haben. Eigentlich schon ungewöhnlich genug, da der Junge nie jemand war, der sich schnell mit Verbündeten umgab. Meistens schattete sich dieser von den anderen ab und das aus gutem Grund. Immerhin war er Voltaire Enkel und da würden Verbündete ihn nur in einen Gewissenskonflikt bringen, sollten diese sich mit seinem Großvater anlegen. Der Junge machte sich angreifbar, wenn er diese Jungs zu nah an sich ran ließ, doch dadurch entstand für Boris ein schönes Druckmittel. Er musste nur noch etwas länger warten. Für den Moment jedoch war sein Hauptanliegen, was hier in der Abtei während des Kampfes vorgefallen war. Es gab nur einen Bereich, der den Ursprung des ganzen darstellen konnte und das war der E-Sektor. Inständig hoffte er jedoch, dass keiner seiner heiß geliebten Projekte durch das ganze ruiniert wurden. Doch schon in dem Moment wo er den Sektor betrat, konnte er Rauchwolke durch die einzelnen Türen dringen sehen. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Ohne weiter nachzudenken stieß er die erste Tür auf und trat hinein. Einige seiner Mitarbeiter arbeiteten schon daran, die zerstörten und beschädigten Maschinen zu reparieren, während andere einige Daten auf den noch intakten Computern überprüften. Aus diesem Grund dauerte es auch eine Weile bis ihn jemand bemerkte. Wahrscheinlich hätte er sogar noch eine ganze Zeit in dem Raum herumgestanden, wenn er nicht kurz darauf seine Stimme erhoben hatte, die durchaus laut und auch drohend genug klang um jeden zusammenzucken zu lassen, der sich hier befand. „Was ist hier passiert!“ „Es gab eine Energieüberlastung, Gaspadin.“ „Das ist mir durchaus bewusst, ich will wissen wieso.“ „Einige BitBeasts, an denen wir Experimente durchgeführt haben, haben versucht sich zu befreien. Es war die Energie dieser BitBeasts, welche die ganze Abtei lahm gelegt hat. Wir haben natürlich sofort versucht das ganze wieder in den Griff…“ Boris ließ seinen Angestellten nicht aussprechen. Es interessierte ihn im Moment wenig, was diese dagegen unternommen hatte. Viel mehr wollte es wissen wie es überhaupt dazu kommen konnte. Es fanden keine Experimente statt, die nicht auch genaustens von den hier Angestellten überwacht wurden. Immerhin konnte man die Komplikationen nie ohne weiteres vorhersehen, wie man an dem heutigen Tag eindrucksvoll gesehen hatte und er wollte nicht wissen was sonst noch alles hätte passieren können. „Wie ist es dazu gekommen und vor allem von welchen BitBeast ist die Rede.“ „Wir wissen nicht, was passiert ist, Sir. Der Raum mit dem BitBeast war leer, es gab keinen Anlass für diese Energieentladung.“ „Welche BitBeasts?“ „Es waren Dranzer und Black Dranzer, Gaspadin.“ Das war nicht gut. Diese Wesen waren im Vergleich zu den restlichen BitBeasts nicht seinen Experimenten entsprungen. Es gab vier weitere, doch diese waren von niemandem zu bändigen. Er hatte schon mehrmals starke Blader ausgesucht, die ihr Glück mit diesen Wesen versuchen durften. Allerdings verloren alle sofort die Kontrolle. Keiner nicht mal die besten konnten diese Wesen rufen geschweige denn kontrollieren und was Black Dranzer anging. Dieses schien, insbesondere wegen seinen Experimenten, das mächtigste der sechs BitBeast zu sein, weshalb er das Risiko es kontrollieren zu lassen, nicht mal eingegangen war. Mittlerweile arbeitete er an der Erzeugung künstlicher BitBeast, doch wirklich gelingen wollte es nicht. Diese waren einfach viel zu schwach um es mit den echten aufzunehmen. Das ausgerechnet jetzt zwei von den echten BitBeasts versuchte zu entkommen, war nicht gut. „Wie habt ihr es wieder unter Kontrolle gebracht.“ „Keine Ahnung, Sir. Es hat gewütet und dann ging das Licht wieder an und dessen Energie ist kurz darauf wieder verschwunden.“ Das war durchaus interessant. Das würde heißen, dass das genau der Zeitraum war, in dem Kai über seine Grenzen gegangen ist. Konnte dass Zufall gewesen sein, oder hatte dieses Bitbeast auf seine Kraft reagiert. War dass überhaupt möglich. Es brachte nichts darüber nachzudenken, da er eh keine Experimente an dem Jungen durchführen konnte, nicht ohne Voltaire Erlaubnis. Bisher jedoch schien dieser nicht im Geringsten mit einem solchen Vorschlag überein zustimmen. Was nicht hieß, dass er sich unbedingt an diese Regel halten musste. Solange dieser dass nicht mitbekam, hatte es diese auch nie gegeben. Doch wenn dem Jungen wirklich etwas passieren sollte, so hatte er ein ernsthaftes Problem. Insbesondere deshalb weil er bis jetzt nicht dahinter gekommen war, was Voltaire wirklich für seinen Enkel übrig hatte. „Beobachtet diese BitBeasts. Informiert mich von nun an über jede Ungewöhnlichkeit. Hab ich mich klar ausgedrückt?“ „Ja, Gaspadin.“ Er würde das ganze im Auge behalten lassen. Zufall oder nicht, noch so eine Aktion und es konnte böse Enden. Besonders wenn Voltaire davon erfuhr, dass letzte was er brauchte, war dass dieser seine Investition zurückzog. Immerhin konnte er sich die umfangreiche Forschung nur dank diesem finanzieren. Eine Hand wäscht die andere, so verlief das Leben halt, doch das hieß nicht, dass die Reichen zwangsläufig am Ende immer oben standen. - In einer der Trainingshalle - Mittlerweile war auch Edgar aus der Trainingshalle verschwunden und die einzigen, die trotz Boris befehl weiterhin hier verweilten, waren Tala, Spencer, Bryan, Ian und Kai. Wobei letzterer den Befehl nicht mal mitbekommen hatte und auch so noch erhebliche Schwierigkeiten hatte, seine Umgebung wahrzunehmen. „Wir sollten hier langsam verschwinden, bevor die Wachen unser Verhalten als Befehlsmissachtung interpretieren.“ „Es zwingt dich keiner hier zu bleiben, Spencer.“ „Ist ja gut, Tala. Damit meinte ich auch nur, dass wir mit dem Jungen verschwinden sollten, solange wir können. Ich denke nämlich nicht, dass er eine Strafe in diesem Zustand überstehen würde.“ Diesen Worten musste Tala zustimmen. Der jüngere in seinen Armen war sichtlich erschöpft und das nicht nur von dem Kampf. Dieser hatte diesem lediglich den Rest gegeben. Nun versuchte dieser nur noch sein Bewusstsein zu behalten. „Hey Kleiner, wir müssen hier weg.“ Alles was Tala als Antwort bekam war ein leichtes Nicken. Tala konnte nicht anders als diesem daraufhin nur ein schwaches Lächeln zu schenken, bevor er diesem hoch half. Für einen Moment hielt Kai die Augen geschlossen und hielt sich sichtlich unsicher an dem rothaarigen fest. „Geht’s!“ „Denk schon…sag mal dreht sich der Raum tatsächlich.“ „Nicht das ich wüsste….“ „Kommt ihr beiden jetzt mal. Boris Anweisungen waren immerhin ziemlich eindeutig, falls ihr euch erinnert.“ „Jetzt mach dir nicht ins Hemd, Spencer. Du hättest ja schon längst ins Zimmer verschwinden können!“ Bei diesen Worten setzte sich Tala auch schon in Bewegung, wobei er Kai die gesamte Zeit im Auge behielt. Langsam bekam er das Gefühl, dass zumindest ein Gerücht über Kai wahr war. Wer sich mit ihm anlegte konnte sehr tief fallen und dass hatte dieser heute eindrucksvoll bewiesen. Zumindest hatten sie in Zukunft keine Probleme mehr mit Edgar. Dieser würde die Abtei verlassen und dass war durch Boris Worte unwiderruflich. Hatte dieser einmal einen Rausschmiss ausgesprochen konnte man seine Sachen packen, wer das nicht tat, wurde nach Ablauf der Zeit trotzdem rausgeworfen und zwar ohne diese. Es gab durchaus Jungen, die trotz allem am Eingangstor hocken blieben und darauf warteten wieder hereingelassen zu werden. In solchen Fällen, wurden sie einfach weggeschafft. Man schleifte sie einfach in einen Waagen und setzte sie irgendwo im Nirgendwo aus. Jedenfalls ging das in dieser Art und Weise in der Abtei herum. Ob es stimmte war wie einige andere Geschehnisse, die hier stattgefunden haben sollten, reine Spekulation. Weiter darüber nachdenken konnte Tala allerdings nicht, da sich nun auch Spencer wieder einmischte und sich zu seinem letzten Satz äußerte. „Hätte ich. Stimmt. Aber ich bin immer noch hier, weil ich sicher gehen wollte, dass ihr es auch bis zum Zimmer schafft.“ „Sehr witzig.“ „Wieso? Spencer hat gar nicht mal so Unrecht. Immerhin würdet ihr ohne ihn immer noch auf dem Boden hocken.“ „Schlägst du dich jetzt auch noch auf Spencers Seite, oder wie darf ich deine Worte verstehen, Bryan.“ „Hört auf zu diskutieren und kommt endlich.“ Langsam wurde es Spencer zu bunt. Ihm wäre es wirklich lieber gewesen, wenn sie bereits in ihrem Zimmer wären und da war er nicht der einzige. Allerdings hatte er auch keine Lust sich ganz alleine auf dem Weg zu machen. Je weniger sie waren, desto eher hielt es jemand für sinnvoll sich mit ihnen anzulegen. Und das letzte was er jetzt wollte waren noch mehr Reibereien. Denn dass sie welche bekommen würde, war ziemlich deutlich, allein deshalb weil noch eine Trainingseinheit ausstand. In dieser jedoch ging ein nicht erfülltes Pensum zur Lasten des gesamten Zimmers und so wie Kai im Moment aussah würden sie das Pensum nicht schaffen. Zwar hatte dieser eine Menge Willenskraft gezeigt, doch jeder hatte seine Grenzen und Kai hatte sie mit dem Kampf eindeutig erreicht. „Ist ja gut.“ Tala verdrehte bei diesen Worten nur die Augen. Dass dieser sie so hetzen musste nervte ihn im Moment ziemlich. Er konnte sich zwar denken, wieso Spencer so drauf war, doch er hatte keine Lust diese Tatsache zu berücksichtigen. Im Moment hatte er nämlich andere Prioritäten und die würde auch ein Spencer Petrov nicht ändern. Aus diesem Grund kümmerte es ihn auch nicht besonders, dass sie erst eine ganze Zeit später an ihrem Zimmer angekommen waren. Während der ganzen Zeit herrschte Schweigen, keiner wollte sich mehr zu dem Kampf oder irgendetwas Ähnlichem äußern. Auch in dem Zimmern sprach keiner ein Wort sondern ging seinen eigenen Gedanken nach. Selbst nach einigen Stunden hörte man keinen einzigen Laut, was wohl daran lag, dass sich drei der fünf Zimmerbewohner letzten Endes doch wieder aus dem Staub gemacht hatten ohne den beiden verbliebenen ein Wort zu sagen. Tala lag derweil schon seit einiger Zeit auf seinem Bett und betrachtete die Decke. Plötzlich kam ihm ein Satz in den Sinn, den er nicht länger für sich behalten konnte. „Es gibt nur zwei Alternativen im Leben, Befolge die gestellten Befehle oder rebelliere dagegen. Befolgst du sie wird der Schmerz gering, doch spüren tust du ihn so oder so. Die einzige Möglichkeit diesen Schmerz zu stoppen ist zu gewinnen. Und gewinnen kannst du nur, in dem du gegen die Regeln rebellierst.“ „Was redest du da?“ „Der Spruch ist mir gerade so eingefallen, als ich an den Kampf vorhin gedacht habe. Ich meine er passt doch richtig gut. Wir können tun was wir wollen, aber wenn wir nicht gut genug sind, werden wird bestraft, also was hat es für einen Sinn immer ja und armen zu sagen.“ „Lass das nicht Boris hören, der wird dich dafür glatt in die Hölle schicken. Ernsthaft.“ „Weiß ich. Trotzdem würde ich sein Gesicht gerne Mal sehen, wenn jemand ihm ein NEIN ins Gesicht schmettert.“ Kai drehte sich bei diesen Worten etwas auf den Bauch und sah dabei zu dem rothaarigen, wobei er diesem einen für Talas Geschmack merkwürdigen Blick zuwarf. Dann jedoch ließ sich der jüngere wieder in seine ursprüngliche Lage zurückfallen, bevor er sich zu dem recht ungewöhnlichen Wunsch seines Zimmerpartners äußerte. „Sein Gesicht verzieht sich vor Zorn und ehe du dich versiehst liegst du am Boden und fragst dich wieso du das Gefühl hast, als würde dein Kopf gleich zerspringen.“ „Sag nicht, dass du das schon mal ausprobiert hast.“ „Doch und es ist nicht im Geringsten zu empfehlen. Besonders wenn du kurz davor ein Prüfungsmatch verloren hast.“ Kai konnte sich noch sehr gut an die Situation erinnern. Er selbst war ziemlich gereizt an dem Tag. Boris hatte das ganze geplant, da war er sich sicher. Wahrscheinlich hatte er sogar mit seiner Niederlage gerechnet und genau dieser Gedanke hatte ihn dazu gebracht sich mit Boris anzulegen. Damals war es ihm einfach egal gewesen, was dieser tun würde, da er sowieso schon mit dem schlimmsten rechnete. Also wieso hätte er sich groß zurückhalten sollen. Ob es seine Lage verschlimmert hatte wusste er nicht, dafür fehlte ihm einfach der Vergleich, aber es war ihm auch in gewisser Weise egal. „Wie oft hast du diese Aktion eigentlich durchgezogen.“ „Welche Aktion?“ „Welche wohl? Die, dass du dich gegen Boris Befehle gestellt hast natürlich. Denn wenn ich es nicht falsch interpretiert habe, dann war es mehr als einmal.“ „Mehr als einmal? Das ist bei mir Standard. Ich muss ihm ja ab und zu mal klar machen, dass ich mir nicht alles gefallen lassen.“ „Was macht dich eigentlich so besonders? Boris würde jeden anderen Tagelang in eine ausgekühlten Zelle sperren, bis er gelernt hat, dass ihm niemand zu widersprechen hat. Wieso also dich nicht?“ Bei dieser Frage konnte Kai ein seufzen nicht unterdrücken. Er konnte es nicht sagen. Wie sollte er Tala die Wahrheit bitte erklären. Darüber hinaus durfte er nicht darüber sprechen, dass hatte sein Großvater ihm ausdrücklich untersagt. Eine Tatsache, die ihn ans Schweigen festhalten ließ. Hätte er ihn von Boris erhalten, dann sähe die Sache anders aus. Vielleicht hätte er Tala und die anderen drei in diesem Fall schon aufgeklärt, obwohl, vielleicht auch nicht. Seine Identität war ein Geheimnis, sein Geheimnis und er war sich sicher, dass das Leben hier nur noch unerträglicher wurde, wenn er es Preis gab. „Weißt du Tala, du fragst zu viel!“ „Ja und ich kenn dich jetzt ein halbes Jahr und weiß immer noch nichts Genaueres über dich außer, dass du der einzige bist, der Boris zum Narren halten darf.“ „Hast du nicht zugehört? Er bestraft mich genauso wie jeden anderen, nur mit dem Unterschied, dass mich das nicht im Geringsten kümmert. Ich gehör halt zu der Kategorie, die nicht aus den Konsequenzen lernen will. Wie du schon so schön gesagt hast: Befolgst du die Regeln wird der Schmerz gering, doch spüren tust du ihn so oder so.“ „Ja ja, benutzt meine Sprüche gegen mich.“ „Jetzt mutier mal nicht zu einem beleidigen Schneemann, sonst schmilzt du noch.“ In gewisser weise konnte Kai bei diesen Worten ein leichtes Kichern nicht unterdrücken. Was Tala nur dazu brachte ihm in einer sarkastischen Art und Weise zu antworten. „Willst du mich jetzt veralbern.“ „Vielleicht. Sag mal so ganz nebenbei. Wo sind eigentlich die anderen drei? Hab die seit Stunden nicht mehr gesehen.“ „Wenn ich es weiß, sage ich es dir vielleicht.“ „Noch so ein Spruch und es kracht, verstanden.“ Kurz nachdem Kai diese Worte ausgesprochen hatte, traten drei andere Personen in das Zimmer und sahen die beiden geschockt und zugleich verwirrt an. Es war nichts neues, dass die beiden sich ab und zu in die Haare kriegten, doch meistens klagen sie nicht so ernst, wie sie es gerade getan hatten. „Könnt ihr mal aufhören zu streiten, das hält ja kein Mensch aus.“ „Da sind sie!“ „Ach ne Spaßvogel, dass hab ich auch gesehen. Stell dir vor.“ Noch bevor Tala auf diesen Spruch was erwidern konnte war Kai aufgesprungen und aus dem Zimmer gegangen. Dabei hatte er Spencer, der ziemlich verwirrt von dieser Aktion war zur Seite gestoßen. Dieser sah ihm daraufhin nur noch verwirrter hinterher, doch dann zuckte er die Schultern und setzte sich auf sein Bett. „Was gab es dieses Mal? So hab ich den Kleinen ja noch nie gesehen.“ „Du weißt genau, dass er diese Bezeichnung nicht leiden kann.“ „Deswegen nennst du ihn auch immer so?“ „Genau. So jetzt aber zu euch. Wo ward ihr?“ Tala hatte keine Lust weiter über sein Verhalten gegenüber Kai zu reden. Immerhin ging es die anderen nicht wirklich etwas an, worüber sie sich unterhielten, jedenfalls nicht alles. Er vertraute Kai und er wollte diesen auch dazu bringen ihm zu vertrauen. Die ganzen Gerüchte, die in der Abtei herum gehen, interessierten ihn nicht im Geringsten. Er glaubte nicht daran, dass Kai für Boris Informationen sammelte und deshalb relativ Reibungslos in der Abtei leben konnte. Zugegeben, er wollte den wahren Grund für diese Tatsache wissen, denn dass es einen Grund gab, war eindeutig. Es ärgerte ihn in gewisser Weise, dass er bis heute nichts über den Jüngeren wusste. Im Moment war er jedoch froh, dass die anderen auf seine Ablenkung reinfielen und Ian ihm bereitwillig Antwort gab. „Mit den gelangweilten Wachen quatschen.“ „Und?“ „Nichts. Ich meine, man sollte doch meinen, dass die etwas wissen. Und selbst wenn, dann würden diese Blödmänner sich eher die Zunge abbeißen als etwas auszuplaudern. Ich versteh einfach nicht wie die anderen das immer machen. Wahrscheinlich schweigen sie nur, weil sie uns ärgern wollen.“ Mehr sagte Bryan dazu nicht. Stattdessen äußerte sich Ian zu dem ganze. Er war immer noch sichtlich wütend auf Bryan. Besonders wegen dessen letzten Aktion, die er vor den Wachen abgezogen hatte. „Trotzdem kein Grund sie so zu nennen, während wir keine zwei Meter von diesen entfernt sind.“ „Genau hätten wir nicht augenblicklich Fersengeld gegeben, dann…“ Weiter kam Spencer nicht, da ihm in diesem Moment schon Ian ins Wort viel, dem gerade eine Idee gekommen war. Bryan, der den Plan seines kleinen Freundes sofort erkannte, sprang sofort auf den fahrenden Zug auf. „Wären wir den anderen drei Wachen, die wir vor einigen Tagen provoziert haben nicht geradewegs in die Arme gelaufen!“ „Hey, besser 10 Peitschenhiebe, als 10 Stunden in der Kälte zu sitzen.“ „Du hättest ja einfach die Klappe halten können.“ Bei diesem Worten reichte es Tala endgültig und er fuhr die drei wütend an. Normalerweise hieß es ja mit dem Alter kommt die Weisheit, doch bei den beiden schien dieser Spruch nicht zuzutreffen. „Das ist jetzt nicht euer ernst?“ „Ne keine Sorge, Bryan und Ian legen dich wieder rein. Wir sind den Wachen sauber aus den Fingern geglitscht. Um genau zu sein, haben die im letzten Moment bessere Ziele gefunden und die Jagd aufgegeben. So jetzt aber zurück zum eigentlichen Thema, was war wieder zwischen dir und Kai los?“ Innerlich fluchte Tala leise auf, da hatte er doch wirklich gedacht, dass er die anderen endgültig vom Thema abgebracht hatte. Fehlanzeige. Allerdings war er diese Art von Gesprächen ja gewöhnt, also viel es ihm auch nicht schwer zu antworten. Dass die anderen die Art von Antwort nicht mochten, interessierte ihn herzlich wenig. Sie mussten einfach damit leben oder am besten gar nicht erst anfangen zu fragen. „Gar nichts! Kannst ihn gerne fragen, wenn du mir nicht glaubst.“ „Wieso sagt ihr in solchen Situationen eigentlich immer dasselbe?“ Bryan sah Tala daraufhin nur kopfschüttelnd an. Dass war mal wieder typisch Tala. Es war eben doch immer dasselbe. Der rothaarige wusste genau, dass der jüngere ihnen die gleiche Antwort geben würde. Sie versuchten gar nicht erst mit diesem zu reden, da sie diese Situation schon viel zu oft hatten. Sie begnügten sich damit denjenigen zu Fragen, der gerade in der Nähe war auch wenn sie die Antwort meistens schon kannten. Es war nämlich meistens wenn nicht sogar fast immer die gleiche. „Weil es stimmt.“ „Na klar, deshalb lässt er dich früher oder später immer in irgendeinem Raum stehen.“ „Ne, er will nur euren Fragen ausweichen. Aber ihr habt Recht, das sollte ich ihm vielleicht wirklich mal abgewöhnen.“ „Als wenn du das könntest.“ „Ein Versuch ist es Wert.“ Tala sah Bryan daraufhin nur sichtlich optimistisch an. Oh ja, er würde seine Versuche nicht so schnell aufgeben, egal wie oft er Kai damit auf die Nerven gehen musste. Er war in bestimmten Situationen einfach neugierig und wenn diese Neugier alles andere überwog, war eben auch nichts mehr vor ihm sicher. „Wieso ist es dir eigentlich so wichtig hinter das Geheimnis des Jungen zu kommen.“ „Weiß nicht. Ich kann es einfach nicht ab, wenn man Geheimnisse vor mir hat. Dass ist auch schon alles.“ Die anderen nickten daraufhin nur, bevor sie sich auf ihre eigenen Betten setzten und sich kurz darauf zurück lehnten. Sie hatten gerade mal eine Stunde bis die nächste Trainingseinheit begann. Eine Stunde Zeit sich zu entspannen und neue Kraft zu tanken. Etwas was sie dringend brauchten, da sie das letzte Training schon enorm geschlaucht hatte. „Wundert mich, dass du nicht schon die gesamte Abtei auf den Kopf gestellt hast, immerhin gibt es hier mehr als eine Person, die Geheimnisse hat!“ „Schon, aber deutlich weniger, die mir wichtig sind!“ „Pass auf das Boris das nicht spitz bekommt, dass wird er glatt ausnutzen. Ich glaube sowieso, dass er dich des Öfteren im Auge hat. Frag mich jetzt nicht wieso, aber irgendwie scheint er dich genauso zu beobachten wie Kai.“ „Jetzt wo du es ansprichst, Bryan. Mir persönlich ist aufgefallen, dass er Tala auch mehr durchgehen lässt als anderen. Ich meine, ich kann mich noch an Zeiten erinnert, wo er andere hat bestraften lassen, nur weil sie jemanden aufgeholfen haben, der am Boden lag. Da fällt mir ein, dass auch ihr beiden verdammtes Glück gehabt hattet. Wie kommt ihr eigentlich dazu euch in den Kampf einzumischen.“ Bei diesen Worten sah Spencer abwartend zu Tala, Bryan und Ian. Während letzterer nur mit den Schultern zuckte, bekam er von Bryan eine ziemlich eigenwillige Antwort. Allerdings war der Gedanke dahinter in gewisser Weise schon amüsant. Er selbst wäre wahrscheinlich nie auf eine solche Idee gekommen, doch er war vermutlich auch einmal zu oft in einem der Bestrafungsräume gewesen, als dass er es wagen würde ein solches Risiko einzugehen. „Tala und Ian hatten sich bereits eingemischt. Ich hab lediglich den Versuch gestartet eine gewisse Gruppendynamik anzuzetteln. Immerhin kann Boris ja wohl kaum alle Anwesenden bestrafen.“ „Das hat allem Anschein nicht geklappt.“ „Wir waren zu dritt. Vielleicht wäre es besser gegangen, wenn du mitgemacht hättest, aber nein, der Herr musste sich ja raushalten.“ Ian sagte das zwar eher beiläufig und weniger Anklagend, als man es bei diesen Worten erwartet hätte, doch aus irgendeinem Grund hatte er damit durchaus einen Nerv getroffen, der Spencer dazu brachte sich zu rechtfertigen. „Denkt ihr wirklich ich riskiere für so eine Aktion eine Strafe. Ich hatte in meinem Leben schon einige Peitschenhiebe, eine Stromschocktherapie, dann hat man mich über eine Grube mit Schlangen hängen lassen…ich sag euch, es geht sogar noch schlimmer, auch wenn ich nicht weiß, wie.“ „Klingt irgendwie alles nicht besonders nett.“ „Glaubst du, Ian? Wer sagt bitte dass die Typen nett sind. Es gibt sogar richtige Sadisten unter den Aufsehern, welche nur darauf warten jemanden quälen zu können. Da fährst du mit den von mir eben genannten Strafen noch richtig gut.“ „Könntest du die näheren Details bitte für dich behalten? Der Vorgeschmack reicht uns jetzt schon, danke!“ Bei diesen Worten legte sich Tala, der immer noch auf seinem Bett saß wieder zurück. Er wollte nichts mehr von den möglichen Strafen hören, besonders, da er sich dann wieder fragen würde, welche Strafe Kai vor einem halben Jahr bekommen hatte. Doch zumindest in diesem Punkt hatte er es für klüger gehalten dieser Frage nicht länger nachzugehen. Jedenfalls vorerst nicht, da es durchaus wichtigere Sachen gab, die man besprechen musste. „Hey ich will euch lediglich vorwarnen, damit ihr euch nicht früher oder später darüber beschwert, dass ich euch nie gesagt habe, zu welchen Strafen eine bestimmte Handlung führen kann.“ „Das würden wir dir niemals vorwerfen, Spencer.“ „Wieso habe ich dann dass Gefühl, dass du es nicht ernst meinst?“ Das hätte jetzt bestimmt noch Stunden lang so weiter gehen können, jedenfalls wenn Tala die Frage nicht ignoriert und einfach die Augen geschlossen hätte. Ungewollt glitt er kurz daraufhin in einen Halbschlaf, weshalb er das restliche Gespräch der anderen nicht mehr mitbekam, sofern es überhaupt noch eines gab, was ihn an sich auch nicht gewundert hätte, da die drei nicht immer die gesprächigsten waren. Zumindest dann nicht, wenn man mal reden wollte. Eigentlich redete selbst er lediglich, wenn er mit Kai alleine war, es etwas wichtiges zu besprechen gab, oder wenn ihn etwas aufregte und in letzter Zeit kam dass überraschender Weise häufig vor. - Bei Kai - Kai hatte derweil einfach den erstbesten Weg eingeschlagen, den er finden konnte. Die anderen waren genau zur richtigen Zeit aufgetaucht, jedenfalls für seinen Geschmack, da er sich ansonsten unmöglich hätte absetzen können. Er wollte einfach seine Ruhe und mit Tala in der Nähe konnte er darauf lange warten. Nicht, dass er diesen nicht mochte oder am liebsten ganz aus dem Weg gehen wollte. Nein, meisten war ihm dessen Anwesenheit sogar lieber, doch im Moment wollte er einfach nur nachdenken und das ging nun mal besser, wenn er nicht ständig von allen Seiten mit nervenden Fragen bombardiert wurde. „Ein halbes Jahr kann verdammt schnell vergehen, nicht wahr Kai?“ Bei diesen Worten blieb Kai wie versteinert stehen. Was war bitte mit diesem Tag los. Erst der Kampf gegen Edgar, dann der kleine Streit, sofern man dass so bezeichnen konnte, mit Tala und jetzt auch noch Boris höchst persönlich. Konnte das denn noch besser laufen. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nicht. „Was wollen sie Boris?“ „Ich glaube viel mehr, dass du etwas willst, oder sehe ich das falsch.“ „Nicht von ihnen!“ „Frech wie eh und je, wie ich sehe. Du solltest aufpassen Kai, denn Respekt war soweit ich mich erinnere auch Teil der Abmachung.“ Bei Boris Satz wollte Kai zuerst etwas erwidern, doch dann schloss er den Mund wieder. Zwar wollte er Boris sagen, dass Respekt nie ein Teil der Abmachung zwischen ihm und seinem Großvater war, sondern lediglich dass er dessen Befehle befolgte, allerdings schien dies der falsche Zeitpunkt zu sein. Darüber hinaus war sein Schweigen in seiner derzeitigen Situation einfach das Beste für ihn. Die Wartezeit hatte bald ein Ende, doch das hieß nicht, dass Boris nicht genug Zeit hatte ihm diese zur reinsten Hölle zu machen. Ein einziger gezielter Befehl reichte aus um seine Siege und Gehorsam zur Nichte zu machen. Boris musste ihm im Grunde nur befehlen Tala oder einer aus dem Zimmer in eine Falle zu locken und das wäre das Ende des Abkommens mit seinem Großvater. Er konnte die anderen einfach nicht verraten, insbesondere Tala nicht. Zum ersten Mal kam er mit seinen Zimmergenossen aus und dass wollte er nicht aufs Spiel setzten. Andererseits wollte er auch seinen Großvater nicht noch einmal enttäuschen. „Was ist los, hat es dir etwa die Sprache verschlagen?“ Man konnte an Boris Stimme deutlich erkennen, dass dieser sichtlich amüsiert von der Situation war. Wer konnte es ihm verübeln, zum ersten Mal bekam er keine dämlich oder patzige Antwort von ihm und konnte seinen Triumph deshalb umso länger auskosten. Was nicht hieß, dass dieser sich das ohne weiteres gefallen ließ. „Was wollen sie?“ „Dich daran erinnern, dass es keine Rolle spielt ob du die Abmachung mit deinem Großvater einhältst oder nicht. Du wirst so oder so in der Abtei bleiben und dass solltest du nicht vergessen, sonst könnte das schlecht für dich ausgehen.“ Mit diesen Worten ließ Boris ihn einfach in dem leeren Gang stehen. Vorher hatte er mit seinem Satz jedoch eines eindeutig klargestellt. Boris rechnete damit, dass er das Abkommen mit seinem Großvater einhalten würde. Allerdings beinhalten seine Sätze nie leere Worte, eine Warnung oder Kapitulationen ohne eine folgenschwere Drohung mitzuführen. Und auch dieses Mal war es nicht anders. In seiner Stimme lag die Drohung, dass er ihn nachdem er wieder in der Abtei nur noch härter ran nehmen würde. Und diese Drohung war keine, die man ignorieren konnte, denn Boris hielt seine Versprechen immer. Besonders jene, die einzig und allein das Leiden eines anderen vorhersagten. ---- Kapitel 12: Ein Deal ist ein Deal --------------------------------- Kapitel 12: Ein Deal ist ein Deal Boris setzte sich sichtlich zufrieden auf seinen Stuhl und scannte die verschiedenen Monitore durch. Nicht dass er noch etwas Bestimmtes suchte, es war einfach Standard. Er hielt sich eben gerne über die Vorgänge in seiner Abtei auf dem Laufenden. Man konnte ja nie wissen, ob ihm nicht andernfalls etwas Wichtiges entging. Sein kleines Gespräch mit Kai hatte er schließlich hinter sich gebracht. Wobei sein eigentliches Ziel darin bestand, herauszufinden wie gut sich dieser bereits von dem Kampf erholt hatte. Er war zu dem Resultat gekommen, dass Kais Verhalten mehr Schein als Sein war. Der Junge wirkte von Außen halbwegs erholt, doch innerlich war dieser immer noch erschöpft. Das konnte er daran erkennen, dass der Junge sich nicht mal die Mühe gemacht hatte ihm zu widersprechen, auch wenn er es unter normalen Umständen getan hätte. Um genau zu sein war dieser kurz davor es zu tun. Die Abmachung mit Voltaire hatte ihn scheinbar richtig beeindruckt, anderseits würde dieser mit Sicherheit alles tun, um die Gunst seines Großvaters zu erhalten. Immerhin war er trotz allem noch ein Kind, wie jeder andere, der sich in dieser Abtei aufhielt. Ihn und die Aufseher natürlich ausgeschlossen. „Was wolltest du vorhin erwidern Kai. Dass die kleine Abmachung mit deinem Großvater darin bestand, dass du meine Befehle befolgst und nie die Rede von Respekt mir gegenüber war? Es spielt eigentlich keine Rolle, immerhin würde es sowieso nichts an deiner derzeitigen Situation ändern.“ Boris wusste schon nach dem Kampf gegen Edgar, dass er auf die schnelle keinen Alternativplan erstellen konnte, der verhinderte, dass Kai das Abkommen einhielt. Der Deal zwischen ihn und seinen Großvater war so gut wie abgeschlossen. Besonders die Tatsache, dass er nicht wusste, wann genau Voltaire hier eintreffen würde, machte eine Planung überflüssig. Im Prinzip konnte es morgen schon zu spät sein. Zwar bestand auch die Möglichkeit, dass dieser erst in zwei Wochen kam, doch allein der Gedanke, dass er sich umsonst einen weiteren Plan zurecht legte, ließ ihn davon absehen. Natürlich könnte er es immer noch verhindern, doch dazu musste er Methoden einsetzen, die er sich eigentlich für spätere Zeiträume aufgespart hatte. Darüber hinaus konnte man nie wissen, was diese Methoden ihm wirklich brachten. Er hatte dem Jungen eine Warnung gegeben und die würde dessen Vorfreude auf seine baldige kurze Freiheit mit Sicherheit etwas bremsen. Und wenn Kai sich wirklich noch dazu entschloss die Abtei nach dieser Woche auf den Kopf zu stellen, dann hatte er immer noch einen Alternativplan. Einen, der Kai mit ziemlicher Sicherheit härter treffen würde als jede vorige Strafe. „Gaspadin!“ „Gab es neue Zwischenfälle?“ Bei dieser Frage wendete sich Boris an den Störenfried. Er hatte ausdrücklich befohlen, dass man ihm heute nur unter die Augen treten sollte, sofern es etwas wirklich Wichtiges zu berichten gab. Allerdings wagte er dass nach dem vorigen Tumult zu bezweifeln. Darüber hinaus war er davon ausgegangen, dass die meisten sich eher die Zunge abgebissen hätten, als ihm eine weitere schlechte Nachricht zu übermitteln und diese, sofern sie nicht bedrohlich war fürs erste für sich behielten. Allerdings schien es so, als hätte er zumindest heute einen äußerst schlechten Tag erwischt, and dem einfach niemand verstand, was er erwartete. „Nein Sir. Bisher ist alles ruhig.“ „Und wieso sind sie dann hier!“ „Sir, es ist eine Nachricht für sie gekommen.“ Sichtlich eingeschüchtert überreichte der Mann den erhaltenen Brief an Boris. Dieser nahm ihn nur unbeeindruckt entgegen und machte dem Überbringer mit einem Zeichen klar, dass er verschwinden sollte. Für einen Moment betrachtete er den Umschlag und war fast versucht, diesen einfach beiseite zu legen. Er brauchte ihn immerhin nicht mal zu lesen, um zu wissen, was in diesem stehen würde. Es war einfach immer dasselbe. //Ziemlich spät, wenn man es sich richtig überlegt.\\ Insgeheim hatte er sich schon gefragt, wann dieser Brief ihn erreichen würde. Voltaire stand immer zu seinem Wort, jedenfalls in der einen oder anderen Weise. Um jedes mögliche Missverständnis zwischen ihnen zu vermeiden hielt er es auch für angebracht, seine Befehle und weiteren Vorgehensweisen noch einmal schriftlich an ihn zu senden. Dies tat dieser, soweit Boris es mitbekommen hatte auch mit jedem anderen seiner Geschäftspartner. Für jeden wichtigen und Gewinn einbringenden Vertrag nahm er sich sogar die Zeit, ihn selber anzusetzen, um jeden noch so kleinen Widerspruch zu beseitigen. Das war auch der Grund wieso dieser in der Geschäftswelt so erfolgreich war. Es würde ihn auch nicht wundern, wenn dieser die Nachrichten, welche er an ihn sandte vorher kopierte und separat an einer sicheren Stelle ablegte. //Wollen mal sehen, wann Voltaire vorhat der Abtei ein weiteres Mal einen Besuch abzustatten...\\ Mit diesen Gedanken öffnete er den Umschlag und las sich den recht förmlich gehaltenen Brief sorgfältig durch. Wie erwartet jedoch stand nichts Ungewöhnliches drin. Lediglich den genaue Termin konnte er aus diesem entnehmen. Und genau dass war der Harken. Dieser kam in genau zwei Tagen. Es war schon ein Wunder den Brief so kurzfristig zu erhalten, doch als er auf das Datum sah wurde ihm klar, dass es wahrscheinlich nur irgendwer versäumt hatte den Brief rechtzeitig zuzustellen. Für diese Schlamperei würde er noch früh genug jemanden zur Rechenschaft ziehen, doch für den Moment musste er sich überlegen was für einen Bericht er an Voltaire weitergab. Er würde Kais Reaktion wohl noch etwas im Auge behalten und erst im letzten Moment entscheiden ob der Junge es verdient hatte, dass er Voltaire den vollen Bericht übergab. - Bei Kai - Kai hatte sich derweil auf das Außengelände der Abtei begeben. Heute war einer der wenigen Tage, an dem kaum Schnee auf dem Gelände vorzufinden war. Doch stören tat es ihn nicht, es hätte ihn nicht mal gestört, wenn es hier Schnee gegeben hätte. Es war ihm einfach egal. Alles was er wollte war alleine zu sein. Mittlerweile war er sich nicht mehr so sicher ob er sich darüber freuen sollte, dass er die Vereinbarung mit seinem Großvater bis jetzt fehlerfrei erfüllt hatte. Dieses halbe Jahr kam ihm viel zu kurz vor. Viel zu kurz und vor allem viel zu leicht. Oder lag es daran, dass er zum ersten Mal versucht hatte keinen Streit mit den Aufsehern und Boris anzuzetteln oder vielleicht einfach nur daran, dass er die meiste Zeit mit Tala, Bryan, Spencer und Ian verbracht hatte. Es verwirrte ihn, besonders da er das Abkommen mit seinem Großvater fast vergessen hatte. Das hieß, vergessen hatte er es nicht sondern lediglich die Zeit. Ihm war bis zu Boris vorigem Kommentar nicht mal bewusst gewesen, dass das halbe Jahr fast rum war. Er hatte es nicht wirklich realisiert, weil es einfach zu unwirklich schien, als dass es wahr sein konnte. Dass er vielleicht schon in den nächsten Wochen für eine ganz Woche hier raus kam und dann…was dann. Was brachte ihm eine Woche. Andererseits war das mehr als er sich bis vor einigen Monaten hätte erhoffen können. Es war besser als gar nichts. Doch das würde auch heißen, dass er Tala und die anderen eine ganze Woche nicht mehr sah. //Wieso muss das auf einmal alles so kompliziert sein. Früher hätte es mich doch auch nicht gekümmert was aus den anderen wurde oder was sie dachten. Also wieso ausgerechnet jetzt, wo ich hier rauskommen kann.\\ Er verstand es nicht, vielleicht lag es auch daran, dass er es nicht verstehen wollte. Im Moment fragte er sich nur wie er seine Abwesenheit erklären sollte, denn dass er wieder zurückkommen würde, hatte sein Großvater mehr als deutlich gemacht. Eine Woche nicht mehr und wenn er Pech hatte sogar weniger. Wer wusste schon was dieser während dieser Zeit von ihm erwartete. Unschlüssig sah er sich in seiner Umgebung um. Die Sonne war im Begriff unter zu gehen, dass hieß, dass die nächste Trainingseinheit bald wieder beginnen würde und wenn er ehrlich war, hätte er nicht übel Lust diese zu schwänzen. Doch das stand außer Frage. In dem Fall könnte er gleich Boris Büro anstecken, dass ging einfacher und darüber hinaus würde das wahrscheinlich die gleiche Strafe mit sich führe. Der einzige Unterschied bestand nur daran, dass er Boris damit deutlich mehr ärgern würde als mit einem versäumten Training. Wobei, wenn er das wirklich vorhätte, dann würde er sich mit Sicherheit nicht dabei erwischen lassen, so blöd war er dann doch nicht. Allerdings würde Boris so etwas in der Tat verdienen, jedenfalls nach seiner Ansicht. //Boris hätte in der Tat mal eine Abreibung verdient, doch alleine hat man keine Chance so etwas durchzuziehen. Schade, wäre bestimmt mal amüsant zu sehen.\\ Bei diesen Gedanken schlich sich ein fieses Lächeln auf sein Gesicht. Falls es soweit kommen sollte, dass er nichts mehr zu verlieren hatte, dann würde er das Risiko eingehen. Aber auch nur dann, denn bisher würden die Konsequenzen nur zu ihm zurückkommen und das härter als er sie jemals austeilen konnte. Denn einen Plan, wie er Boris dran kriegen konnte, hatte er schon seit Monaten, lediglich die Mittel und Wege fehlten ihm und dass obwohl er jetzt schon einen Alternativplan entworfen hatte. Allerdings konnte er warten, denn es war nie ratsam schon im Voraus alle Strategien preis zu geben, dass brachte nichts außer die Niederlage, da man nur umso berechenbarer wurde. //Ich hab schon solange gewartet, da kann ich auch noch ein paar Monate oder Jahre länger warte. Darüber hinaus will ich die anderen nicht in die Sache mit rein ziehen.\\ Es war nie ratsam andere in so etwas mit rein zuziehen, doch dieses Mal hatte er einen anderen Grund. Unter normalen Umständen würde er jede Aktion bis zum Schluss für sich behalten und darüber hinaus. Denn bekam es jemand mit, so war es ziemlich wahrscheinlich auch die Aufseher früher oder später herausfanden. Allerdings bezweifelte er aus irgendeinem Grund, dass Tala ihn verraten würde, sollte er von so einer Aktion erfahre. Und genau diese Haltung wirkte auf ihn so seltsam. Sie war einfach nicht normal, jedenfalls nicht wenn man die Verhältnisse in der Abtei betrachtete. Darüber hinaus bemerkte er, dass er sich zunehmend an seine Zimmergenossen gewöhnte, was nur schlecht für ihn sein konnte. Nach den Lehrmethoden der Abtei kam man nur weiter, wenn man jegliche Schwächen und Gefühle ablegte. „Vernichte deinen Feind, nur der Sieg ist unser Freund!“ Er wusste nicht wie oft er diesen Satz schon aufsagen musste. Viel zu oft als dass er ihn einfach vergessen konnte. Der Leitspruch der Abtei, jeder ist auf sich selbst gestellt und wer sich auf andere verlässt ist verlassen. Je näher er Tala und die anderen an sich ran ließ, desto mehr machte er sich Boris gegenüber angreifbar und die Wahrheit war, dass sie nicht ewig zusammen in einem Zimmer blieben. Früher oder später trennten sich ihre Wege, denn es konnte nur einen Sieger geben und wenn er das sein wollte, musste er die anderen früher oder später ausstechen. Im Moment profitierten alle von den gemeinsamen Trainingskämpfen und dadurch konnten sie den Lerneffekt aufrecht halten. Allerdings kam jeder irgendwann an seine Grenzen und wer zu schwach war musste zurückgelassen werden, oder man ließ sich selbst zurückfallen und verlor ebenfalls den Anschluss. Wie sollte man so also noch vorankommen. Gar nicht und deswegen war ein Bündnis auch nie für die Ewigkeit bestimmt, doch konnte er, wenn es so weit war, die Gruppe wirklich einfach so fallen lassen. Es fiel ihm immerhin jetzt schon schwer genug sie zu ignorieren. „Ach hier bist du, kein Wunder, dass man dich nie findet, wenn man dich sucht!“ „Du hast mich doch gefunden, oder etwa nicht, Tala!“ „Hör auf zu träumen und komm. Das Training geht in wenigen Minuten wieder los und ein Sprint tut uns vor diesem bestimmt nicht gut!“ Kai nickte daraufhin nur. Zwar wusste er nicht, wie Tala darauf gekommen war hier nach ihm zu suchen, doch es konnte ihm egal sein. Er stieg durch den rothaarigen eh nicht mehr durch, manchmal wirkte es so, als wüsste dieser genau, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Doch solange dieser nicht herausfand was es war, konnte er damit leben. Er konnte damit leben, jedenfalls eine Zeit lang. Solange bis ihm die Fragen des älteren wieder zu viel wurden. „Alles in Ordnung mit dir, du bist so still!“ „Ich bin immer still.“ „Schon, aber nicht so still, wenn du weißt was ich meine. Du wirkst in letzter Zeit irgendwie so nachdenklich, besonders heute. Und ganz ehrlich, ich kann mir nicht vorstellen, dass es an dem Kampf mit Edgar oder meinem blöden Kommentar von vorhin lag. Also raus mit der Sprache. Was ist passiert?“ „Wieso kannst du die Dinge nicht einfach so lassen wie sie momentan sind?“ „Weil ich mir Sorgen mache…“ Tala schwieg für einen Moment und betrachtete Kai währenddessen genau. Der Jünger wirkte wirklich ziemlich nachdenklich. Und wenn er genau nachdachte, dann konnte er sich durchaus vorstellen, dass diese ganze Situation für diesen ziemlich seltsam sein musste. In dieser Abtei versuchte man ihnen stets einzureden, dass man niemandem außer sich selbst trauen konnte und dass wurde ihnen auch Tagein, tagaus aufs neue bewiesen. Jemand wie Kai, der hier aufgewachsen war, glaubte dies wahrscheinlich auch. Mit Sicherheit taten das auch die meisten anderen hier, weshalb er diesen auch nicht vertrauen würde, dafür hatte er, seit dem er hier war, eine schlechte Erfahrung zu viel gemacht. Eigentlich sollte er Kai auch nicht zu sehr vertrauen, eben wegen dieser Tatsache. Dennoch tat er es und dass aus einem einfachen Grund. Kai hatte solange er diesen kannte nie eine Anschuldigung gegen irgendjemanden erhoben und schien auch den Aufsehern gegenüber nicht so eingeschüchtert zu sein wie alle anderen. Sein Verhalten Boris gegenüber war eine andere Sache. Wahrscheinlich war es Tages- bzw. Situationsabhängig, es war ihm eigentlich auch egal. Fazit war, dass er sich durchaus vorstellen konnte, dass Kai mit dem Verhalten zwischen ihm und den anderen aus ihrem Zimmer nicht klar kam. Wahrscheinlich war das auch der Grund, wieso dieser sich in letzter Zeit zunehmend versuchte ihnen aus dem Weg zu gehen und vielleicht war es an der Zeit dem jüngeren seine Sicht klar zumachen. „Es ist offensichtlich, dass jeder in dieser Abtei auf sich allein gestellt ist. Das wird uns hier beigebracht und ich glaube, dass du das am ehesten von uns allen verinnerlicht hast. Doch weißt du was ich glaube?“ „Du wirst es mir bestimmt gleich sagen!“ „Es ist Schwachsinn. Ohne Bryan wäre ich wahrscheinlich nicht mal hier, sondern immer noch bei meinem Vater, der den ganzen Tag auf seinem Stuhl sitzt und Tonnenweise Alkohol in sich hinein kippt. Ich will nicht sagen, dass das hier zwangsläufig besser ist, was ich damit sagen will ist lediglich, dass ich nicht weiß was passiert wäre, wenn ich ihn nicht an meiner Seite gehabt hätte…ich weiß nur, dass ich es nicht durchgehalten hätte, geschweige denn die Zeit in der Abtei. Unsere ganzen Trainingskämpfe haben uns weiter gebracht, als jedes andere Training…“ „Komm zum Punkt, Tala.“ „Meines Erachtens sollten wir anfangen richtig zusammen zu arbeiten und nicht wie die anderen gegeneinander. Nicht nur während des Trainings, sondern auch sonst. Als geschlossenes Team haben wir deutlich mehr Chancen uns gegen die Stärkeren in der Abtei durchzusetzen. Du hast es doch selber gesehen. Im Kampf hast du Ians Methode benutzt, weil Edgar deine ganzen Strategien durchschaut hatte und…“ „Du vergisst nur eine Sache, Tala. Je mehr wir zusammenarbeiten, desto mehr werden wir zu der Schwäche eines anderen und dass kann ich mir nicht leisten.“ Auf Talas Gesicht zeichnete sich bei diesen Worten nur ein schwaches Lächeln. Er hatte also doch Recht mit seiner Vermutung. „Glaubst du wirklich?“ „Wer hier nichts bringt, was von einem erwartet wird, der flieg aus der Abtei. Und dass ist zwangsläufig der Fall wenn man auf schwächere Rücksicht nimmt…“ „Die Frage ist nur, wer der Schwächere ist…überleg doch mal, Kai. Ich habe es eben schon mal gesagt, ohne die Trainingskämpfe wären wir nicht da wo wir heute sind…wir ziehen uns gegenseitig weiter und solange wir zusammen halten, kann uns keiner besiegen.“ „So läuft es hier aber leider nicht…Was wenn wir gegeneinander kämpfen müssen. Jede Niederlage könnte die Letzte sein, da hilft uns so etwas wie Teamwork auch nicht. Spätestens dann steht jeder alleine da.“ Tala musste durchaus zugeben, dass Kai in dem Punkt Recht hatte, doch auch er war mit seiner Argumentation nicht am Ende. Auch wenn er sich eingestehen musste, dass er nicht damit gerechnet hatte, dass sein gegenüber die gesamte Situation so gut durchdacht hatte, wie es im Moment schien. Um genau zu sein sprach Kai Sachen an, über die er nicht mal richtig nachgedacht hatte. Dies allein war ein Zeichen dafür, dass der jüngere sich definitiv viel zu lange mit dem besagten Thema beschäftigt hatte. „Eine Niederlage ist nicht zwangsläufig das Ende der Welt.“ „Für die meisten schon. Ich hab schon viele kommen und gehen gesehen. Zu viele! Edgar und Andrew waren nur zwei davon. Und früher oder später gehört ihr auch dazu!“ „Und du nicht?“ „Den Gefallen tut man mir nicht!“ Die Worte waren nur ein Flüstern. Es war so leise, dass Tala es nicht mal richtig verstanden hätte, wenn er genau neben dem jüngeren gestanden hätte und zusätzlich noch sämtliche Hintergrundgeräusche verstummt wären. „Was hast du gesagt?“ „Gar nichts!“ „Was…jetzt warte doch mal.“ „Wieso, du hast doch selber gesagt, dass das Training gleich wieder losgeht.“ „Schon, aber...“ Ohne Vorwarnung brach Tala seinen Satz ab. Wahrscheinlich würde Kai ihm sowieso nicht mehr länger zuhören. Statt also einen weiteren Versuch zu starten, ließ er sich Kais Worte in Ruhe durch den Kopf gehen. Hatte er wirklich Recht mit seinen Worten. Gut sie wurden darauf getrimmt die besten zu sein und es konnte allein von der Logik immer nur einen geben, der sich als bester Blader betiteln konnte. Doch würde dass zwangsläufig heißen, dass alle anderen die nicht an diese Stärke rankamen früher oder später aus der Abtei verbannt wurden oder war das auch nur so ein Gedanke, den man ihnen vermitteln wollte. Wieso sonst war die Abtei so groß? Bestimmt nicht nur um am Ende einen übermächtigen Blader hervorzubringen, dass konnte er einfach nicht glauben. Dafür waren hier einfach viel zu viele Blader, zu viele die seiner Meinung nach nie an andere rankommen würden. Zum Beispiel die berühmten Langefingerzwillinge waren zusammen nicht mal im Stande Kai zu besiegen, jedenfalls nachdem was er gehört hatte. Wobei Kai kein Maßstab war. „Kommst du jetzt, oder soll ich den Aufsehern sagen, dass du das Training ausfallen lässt.“ Von dieser plötzlichen Ansprache wurde er unsanft in die Realität zurück gerissen. Er war doch bei seinem kurzen Gedankengang wirklich mitten im Gang stehen geblieben. Aus diesem Grund führte seine Antwort auch einen leicht geschockten Unterton nicht, den Kai jedoch ignorierte. „Untersteh dich!“ „Wenn du hier Wurzeln schlägst, habe ich ja keine andere Wahl.“ „Ja und ich bin immer noch dafür, dass man hier als Team wesentlich weiter kommt als wenn man auf sich allein gestellt ist.“ „Schon möglich und Boris wird dir den Kopf abreißen, wenn du deine Meinung weiterhin öffentlich kund gibst.“ „Wieso? Was hat er gegen eine freie Meinungsäußerung?“ Kai antwortete auf diese Frage nicht mehr. Wahrscheinlich wollte er das Thema damit einfach nur beenden bevor Tala sie noch beide in Schwierigkeiten brachte. Nicht dass er es wirklich lange dabei belassen konnte, doch zumindest für einige Minuten konnte er dem Drang widerstehen sich dazu zu äußern. Solang bis sie in der Trainingshalle angekommen waren und auf Spencer, Bryan und Ian trafen, die scheinbar schon auf sie gewartet hatten. „Kommt ihr etwa auch schon.“ „Ich wäre ja früher gekommen, aber Tala musste vorher noch was loswerden.“ „Quatsch, du hättest das Training ohne mich doch verpasst, wenn ich dich nicht aus dem Bann des Sonnenunterganges befreit hätte.“ „Natürlich und wer von uns hat die gesamte restliche Zeit verquatscht, weil er unbedingt seine innersten Gedanken Preis geben musste? Ich oder du?“ „Wow Leute, seit ihr heute irgendwie auf Streit aus?“ „Nichts für ungut Spencer, aber das sind die beiden nicht nur heute, sondern jeden zweiten Tag. Und jetzt raus mit der Sprache, was gibt es dieses Mal!“ Die Frage hätte sich Bryan eigentlich schenken können. Wieso fragte er eigentlich überhaupt noch nach. Immerhin war die Antwort vorhin doch genau dieselbe gewesen. Also wieso machte er sich noch die Mühe es herauszufinden, wenn er eh jedes Mal mit dem gleichen Spruch abgefertigt wurde. „Gar nichts!“ „Gib es auf Bryan, selbst du solltest langsam mal bemerkt haben, dass es keinen Sinn hat nach dem Grund zu fragen. Das ist eine Sache zwischen den beiden und vielleicht sollten wir es auch dabei belassen.“ Während Spencer das sagte, zuckte Bryan nur mit den Schultern und sah sich anschließend in dem Raum um. Anschließend viel sein Blick auf die einzige Uhr im Raum. Genau in diesem Moment stellte er fest, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Ohne lange darüber nachzudenken wendete er sich kurz daraufhin an Kai. „Merkwürdig, dass Training müsste genau jetzt anfangen! Sag mal Kleiner, hast du wieder irgendetwas angestellt.“ „Wieso wieder? Wann habe ich denn was angestellt?“ „Na das eine Mal, als der Aufseher zu spät kam, weil seine Uhr nachging. An dem Tag wo wir eine Stunde früher Trainingsende hatten, weil er erst einige Zeit nach Trainingsbeginn auf die große Uhr gesehen hat und die Zeit nicht mit der auf seiner Uhr verglichen hatte.“ „Das war ein glücklicher Zufall.“ „Erzähl das jemanden, der dir das glaub, wir tun es nicht. Wir haben gesehen, wie du dem Aufseher aufgelauert hast.“ „Was kann ich denn dafür, dass der seine Uhr ablegt, während er auf die Toilette geht. Die Situation muss man doch ausnutzen, besonders wenn man weiß, dass der das nächste Training leitet.“ Diese Aufseher sollten sich nicht beschweren, es ist doch ihr Problem, wenn sie ihre Sache überall ablegen. Wenn da mal was weg kam oder verstellt wurde, dann hatten sie selber Schuld. Zugegeben er hatte verdammtes Glück gehabt, dass es erst einen Tag später durch Zufall raus gekommen war. Die Aufseher haben über diese Tatsache eine ganze Weile diskutiert, weil beide darauf bestanden Recht zu haben, was natürlich die ganze Aufmerksamkeit auf die beiden gezogen hatte und am Ende konnte sich sogar der dümmste zusammenreimen, was vorgefallen war. Jedenfalls was die Uhr betraf, nicht dass er dahinter steckte. Um genau zu sein, hatte er geglaubt, dass sein kleiner Streich von allen anderen unentdeckt geblieben war, doch da hatte er sich wohl geirrt. Und dabei hatte er sich damals schon sorgfältig umgesehen. Jedenfalls so sorgfältig es in dem Moment möglich gewesen war, immerhin wäre es sonst viel zu auffällig gewesen. Außerdem hätte er dann nicht mehr genug Zeit gehabt die Uhr zurück zustellen. Aber solange es keine Konsequenzen gegeben hatte, war es egal wer ihn dabei erwischt hatte. „Allerdings habe ich dieses Mal wirklich nichts damit zu tun.“ „Ob man dir das so abkaufen kann.“ „Tala!“ „Schon gut, ich glaub dir ja. Auch wenn ich durchaus genug Gründe habe es nicht zu tun, oder siehst du das anders.“ Kai verdrehte daraufhin nur die Augen. Scheinbar nahm Tala ihm seine vorigen Worte zum Thema Teambildung in der Abtei übel. Doch was sollte er tun, immerhin war das doch die Wahrheit. Sollte er ihn etwa anlügen und weiterhin an hoffnungslose Methoden festhalten lassen. „Irgendwer muss dich ja mit der Wahrheit konfrontieren, bevor du dich selbst in ein bodenloses Fass stürzt!“ „Wo findet man hier bitte ein bodenloses Fass?“ „Du weißt, was ich meine!“ „Möglich!“ „Wie wäre es mit Wahrscheinlich!“ „Wer weiß das schon?“ „Du!“ „Stimmt.“ Mit diesen Worten brach Tala das kleine Spielchen zwischen ihm und Kai ab. Besonders da er ansonsten wahrscheinlich laut losgelacht hatte. Jeder andere, der es mitbekommen hatte musste sie sowieso schon für durchgeknallt halten. Aber was interessierte ihn die Meinung der anderen. Wenn die ihn und Kai unterschätzten, dann war das schließlich deren Pech und nicht das ihrige. Auch die Tatsache, dass Ian ihnen gerade einen Vogel zeigte, änderte nichts an seinem Verhalten. Es hätte noch nicht mal was geändert, wenn er dessen Reaktion vorhergesehen hatte. Immerhin wusste er selber dass das eben eine ziemlich dämliche Auseinandersetzung gewesen war, aber immerhin hatten sie damit etwas Zeit hinter sich gebracht. Und siehe da, kurz nach ihrem kleinen Wortgefecht kam auch schon der Aufseher und ließ das Training beginnen. Allerdings waren sich alle sicher, dass sie die paar Minuten Verzögerung, auch wenn es die Schuld des Aufsehers war, nachholen mussten. Wahrscheinlich war dass der Grund wieso die letzte Trainingssession immer mindestens eine Stunde vor Einschluss endete. Da hatten die Aufseher mäßig Zeit noch ein paar Extraminuten unterzubringen und die Anwesenden damit zu quälen. - Zwei Tage später - Tala und die anderen waren mal wieder alleine in der Trainingshalle. Während dieser sich mit Spencer ein hartes Match lieferte, saßen die anderen am Rand und sahen den beiden zu. Dabei achteten sie auf jeden kleinsten Fehler, den einer der beiden machte und setzten den betreffenden sofort nach der Entdeckung in Kenntnis. „Tala du reagierst zu langsam. Die Bewegung vom Ausweichen zum nächsten Angriff muss wesentlich fließender verlaufen.“ Mehr sagte Bryan dazu nicht, was auch nicht nötig war, da sich nun auch Kai einmischte, der seine Kritik weiter ausführte und damit auch Spencer indirekt auf einen Fehler hinwies. Was dieser nur mit einem schnauben kommentierte. „Sehe ich auch so. Wenn Spencer nur etwas wendiger wäre, dann könnte er dein kurzes Stocken nutzen um einen weiteren Angriff zu starten.“ „Kann auch mal jemand berücksichtigen, dass ich mir Mühe gebe?“ „Nimmt irgendjemand in dieser Abtei darauf Rücksicht? Nein. Also hör auf dir Mühe zu geben und mach es richtig.“ Diesen Satz konnte sich Ian jetzt nicht verkneifen, auch wenn er von Tala sofort einen eiskalten Blick dafür kassierte. Stören tat es ihn nicht, da er genau wusste, dass Kai und auch Bryan ihm mehr oder weniger zustimmten. Darüber hinaus wusste er, dass er spätestens wenn er an der Reihe war, einen ähnlichen Spruch von dem rothaarigen abbekam, also konnte er wenigstens jetzt austeilen. „Warte nur bis du dran bist.“ Talas Drohung wurde von jedem ignoriert, da in dem Moment die Tür aufflog und einer der Aufseher hereinkam. Vor schreck verloren sowohl Spencer als auch Tala die Kontrolle über ihren Blade, was zur Folge hatte, dass diese augenblicklich an Spinn verloren. Dies wurde jedoch von niemanden beachtet, da die Aufmerksamkeit derzeit wo anders lag. „Boris will dich sprechen.“ „Worum geht’s?“ Kai sah den Aufseher verwirrt an. Was wollte Boris bitte von ihm. „Das wird er dir schon selber sagen und jetzt komm mit!“ Bei den harschen Worten des Mannes zuckte die Gruppe kurz zusammen. Dann jedoch folgte Kai dem Aufseher, jedoch nicht ohne den anderen noch einen kurzen Blick zuzuwerfen, der soviel hieß wie: ‚Macht ohne mich weiter’. Dann jedoch schwenkten seine Gedanken urplötzlich um. Den Weg zu Boris Büro kannte er recht gut, doch bisher war es nie ein gutes Zeichen, wenn dieser ihn dorthin beorderte. Das letzte Mal hatte er ihm gesagt, dass er sich darauf vorbereiten sollte, dass er am nächsten Tag an einem Prüfungskampf teilnehmen musste. Ja man hatte ihn damals gewarnt, doch nur davor, dass dieser stattfinden würde, nicht gegen wen er antreten würde. Doch ob es etwas geändert hatte wusste er nicht, er wollte um ehrlich zu sein auch nicht wirklich darüber nachdenken. Allerdings machte er sich gerade jetzt seine Gedanken, weshalb er auch mit einem unguten Gefühl vor dem Raum ankam. Der Aufseher hatte es, nachdem sie das Büro von Boris erreicht hatten, vorgezogen den Rücktritt anzutreten. Eine Tatsache, die Kai doch etwas interessierte doch hier draußen zu stehen und zu grübeln brachte ihm auch nichts. Noch einmal atmete er tief durch, bevor er anklopfte. Man konnte in solchen Situationen schließlich nie wissen, in welcher Stimmung Boris gerade war, besonders da er nicht mal ansatzweise wusste was hier gespielt wurde. Es überraschte ihn auch nicht, dass er sofort rein gebeten wurde. Ohne große auf den Raum oder die dort Anwesenden zu achten richtete er auch schon das Wort an Boris. „Sie wollten mich sprechen, Gaspadin!“ Wie er es hasste Boris so anzusprechen. Er konnte sich sehr gut vorstellen, dass diesen seine Reaktion ziemlich amüsierte. Jedoch war er durchaus erleichtert, dass dieser dass nicht offen zeigte sonst wäre ihm wahrscheinlich doch noch eine Beleidigung rausgerutscht. „Das war dann wohl eine Fehlinformation...“ Kai konnte nicht leugnen, dass er sich in dem Moment etwas verarscht vor kam, doch es war Boris nächster Satz, der ihn dazu brachte den Raum genauer zu betrachten. „…allerdings denke ich, dass dein Großvater etwas mit dir zu besprechen hat.“ Bei diesen Worten erhob sich sein Großvater von dem an der Seite stehenden Sofa und musterte ihn intensiv. „Du scheinst überrascht zu sein…man könnte fast meinen du hättest unser kleines Abkommen bereits vergessen!“ Kai war in dem Moment nicht wirklich in der Lage etwas dazu zu sagen. Das Abkommen hatte er nicht vergessen, doch damit gerechnet hatte er im Moment auch nicht. Normalerweise herrschte immer ein riesiger Tumult wenn Voltaire in der Abtei war doch dieses Mal hatte man nichts davon mitbekommen. Sprich die unangekündigte Ankunft seines Großvaters ließ ihn sprachlos zurück und dass kam relativ selten vor. „Sei es drum…Boris hat mir kurz vor deiner Ankunft einen Zwischenbericht über die letzten Monate gegeben und es überrascht mich, dass dieser sich nicht wesentlich von dem vorigen unterschied…“ „Ich hab seine Befehle nicht missachtete.“ Den Kommentar hätte Kai lieber für sich behalten sollen, da er schon einen zurechtweisenden Blick von seinem Großvater erhielt. Er hätte eigentlich wissen müssen, dass dieser es nicht tolerierte, wenn man ihn unterbrach und genau dass hatte er gerade getan. Wahrscheinlich hatte er sich seine Chance hier raus zu kommen gerade wieder selbst verbaut, doch er konnte sich so eine Anschuldigung einfach nicht gefallen lassen. Gut, er wusste nicht genau wie Boris Berichte ausfielen, doch das Thema Respektlosigkeit und Missachtung von Befehlen war mit Sicherheit regelmäßig dabei. Und zumindest mit einem dieser Themen hatte er mitten ins Schwarze getroffen. „Darauf wollte ich auch nicht hinaus, Kai, sondern viel mehr auf dein Verhalten. Um genau zu sein die respektlose Art, mit der du hier jedem entgegen trittst.“ „Von Respekt war nie die Rede.“ Mittlerweile hatte Kai den Kopf gesenkt. Seine Worte waren mittlerweile nur ein Flüstern, allerdings bekam sein Großvater sie dennoch mit. „Nein das war es nicht. Doch ich hab dich für schlau genug gehalten zu erkennen, dass man keine Befehle gewissenhaft befolgen kann, ohne dem Befehlsgeber einen gewissen Respekt entgegen zu bringen.“ //Im Klartext, ich habe das Abkommen nicht einhalten können.\\ Er hatte sich in diesem halben Jahr richtig Mühe gegeben um zu verhindern, dass er Boris widersprach. Und jetzt sollte das alles für umsonst gewesen sein, nur weil er diesem nicht den nötigen Respekt entgegen gebracht hatte, dabei war davon nie die Rede. Dass konnte sein Großvater doch unmöglich ernst meinen. Wer kümmerte sich bitte um das Thema Respekt, solange getan wurde, was man befohlen hatte? Ihm persönlich wäre es egal, aber scheinbar war er der einzige mit dieser Ansicht. Das war einfach nicht fair. --- Kapitel 13: Eine Woche Freiheit ------------------------------- Kapitel 13: Eine Woche Freiheit Kai war sich sicher, dass man ihm bei dem Gespräch immer mehr ansehen konnte, dass ihm die Situation überhaupt nicht gefiel. Wieso sollte es auch, er würde sein Ziel eh nicht erreichen, deshalb gab es auch keinen Grund sich weiter zusammen zureißen. Er wollte einfach nur noch hier raus und dass möglichst, bevor er seinem Großvater noch mehr Gründe für die neuste Entscheidung lieferte. Es reichte doch schon, dass dessen letzte Worte immer noch in seinem Kopf nachhallte. Warum musste er Boris überhaupt Respekt entgegenbringen, immerhin war er lediglich der Befehlsempfänger seines Großvaters. „Dennoch, ich werde dieses eine Mal darüber hinweg sehen.“ Diese Worte ließen Kai nun doch wieder aufhorchen. Hatte er sich gerade verhört oder hatte sein Großvater wirklich gerade gesagt, dass er über diese Kleinigkeit hinwegsah. Dass war einfach zu unwirklich um wahr zu sein. „Das heißt, ich komm trotzdem hier raus!“ „Du solltest langsam mal lernen bis zum Ende zuzuhören, Kai.“ Sein Großvater sagte zu dem Thema nichts mehr dazu, doch es war Antwort genug. Er war doch tatsächlich noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen, auch wenn sein Großvater nicht gerade begeistert von seiner derzeitigen Aktion war. In diesen paar Minuten, in dem er in diesem Büro war hatte er sich schon mehr als einen Patzer geleistet, dass wusste er. Blieb also nur noch die Frage, ob dieser auch darüber hinweg sah. „Wie gesagt, ich stehe zu meinem Wort, solange mein gegenüber dasselbe tut. Auch wenn ich weiterhin der Meinung bin, dass dein Verhalten noch erheblich zu wünschen übrig lässt, so ändert es doch nichts an der Tatsache, dass du dich jedenfalls an den abgesprochenen Part gehalten hast…“ Für einen Moment schwieg Voltaire, sein Blick jedoch ruhte weiterhin auf Kai. Eine Reaktion, die Kai soweit er es in Erinnerung hatte, überhaupt nicht leiden konnten. Allerdings hatte er nicht vor darauf Rücksicht zu nehmen. Es war besonders in diesem Moment ein gewagtes Risiko. Zugegeben, er hatte erwartet, dass Kai nach diesem halben Jahr zumindest etwas ruhiger sein würde. Ein Irrtum, aber dennoch hatte diese Zeit ihm, soweit Boris ihm wirklich alles erzählt hatte, einiges an nützlichen Informationen verschafft. Kai war durchaus darauf bedacht, seine Befehle zu befolgen und genau das war schließlich sein Hauptanliegen bei diesem Abkommen gewesen. Ihm war es wichtig herauszufinden, wie Kai zu ihm stand und ob man sich auf diesen verlassen konnte. Jedoch war Kai noch lange nicht in der Lage einzusehen, dass er sich auch ohne Vereinbarung an Regeln halten musste und bevor er dieses nicht lernte, würde dieser die Abtei nicht verlassen. „…um jedoch dieses Mal von vornherein jedes Missverständnis aus der Welt zu schaffen, klären wir die Regeln für diese Zeit sofort… mach dir keine falschen Hoffnungen. Du wirst dich genauso an Regel halten müssen wie sonst auch. Ein einziger Verstoß und du wirst umgehend in die Abtei zurückkehren. Kai nickte daraufhin nur. Im Moment konnte er sich nicht wirklich vorstellen, was diese gerade angesprochenen Regeln für Konsequenzen hatte. Kai kannte das Außengeländer der Abtei, doch da war so gut wie nie etwas los. Ab und zu sah man einige Leute vorbeigehen, doch raus kamen sie nie. Außer diejenigen, die von den Straßen Moskaus aufgelesen wurden, konnten sich unter dem Begriff Stadtleben etwas vorstellen. Ihm war das jedoch völlig fremd, weshalb ihn die Regeln nicht sonderlich interessierten. Er verstand bekam sie mit und merkte sie sich diese auch so gut wie er konnte, doch wirklich interessieren tat es ihn trotzdem nicht. „… Du wirst dich während deiner Zeit außerhalb der Abtei an meine Regeln halten. Komm nicht erst auf die Idee dich aus eigenem Antrieb in der Stadt umzusehen, denn ich habe keine Lust diese nach dir abzusuchen. Wenn du irgendwo hin willst, wirst du dass mit mir besprechen und mit niemanden sonst…Sollte ich dir sagen, dass du in deinem Zimmer bleiben sollst, dann tust du das auch, haben wir uns verstanden!“ „Ja, Großvater.“ „Sie wollen ihn also wirklich mitnehmen.“ Boris Worte waren weniger eine Frage als viel mehr eine Feststellung. Am Anfang hatte er wirklich damit gerechnet, dass Voltaire es sich noch einmal anders überlegt hatte. Auch Kai hatte diesen Gedanken, dass konnte man ihm zur Abwechslung sogar ansehen. Jedoch stellte er sich nach den Regel die Frage, ob es für den Jungen wirklich eine Änderung sein würde, denn die Regeln blieben für diese in gewisser Weise dieselben. „So war der Plan und dass habe ich ihnen vor einem Jahr schon gesagt. Was meine Gründe betrifft, die sind allein für mich von Bedeutung. Sorgen sie lediglich dafür, dass niemand davon erfährt.“ „Sie können sich auf mich verlassen, Voltaire.“ „Dass hoffe ich für sie Boris. Denn wenn nicht, werden sie derjenige sein, der die Konsequenzen zu tragen hat.“ Mit diesen Worten schritt Voltaire auch schon in Richtung Tür, er hatte scheinbar kein Interesse mehr das Gespräch weiter zuführen. Jedoch blieb er kurz bevor er die Tür öffnete noch einmal stehen und wendete sich zu Kai, der seit dem Moment als er den Raum betreten hatte auf ein und demselben Fleck stand und nicht wagte sich zu bewegen. „Was ist nun, Kai? Willst du jetzt mit oder hast du es dir doch anders überlegst?“ Schnell schüttelte der jüngere den Kopf und schloss mit seinem Großvater auf. Dabei sah er nicht eine Sekunde zurück zu Boris, welcher immer noch in dem Büro stand. Immerhin wusste er was dieser von der gesamten Aktion hielt. Trotzdem fragte er sich innerlich, ob an dem ganzen nicht doch noch irgendwo ein Harken war. - In einem Trainingsraum - Tala und die anderen hatten ihr Training derweil weitergeführt, auch wenn ihre Gedanken nun wesentlich öfter zu Kai schwenkten. Keiner von ihnen konnte sich vorstellen, was Boris jetzt schon wieder von diesem wollte. Obwohl, was hieß schon wieder? Das letzte Mal war vor einem Jahr, aber soweit sie dass mitbekommen hatten, war dies ziemlich häufig. Es war merkwürdig. Aus diesem Grund wendete sich Tala nach einiger Zeit, in der die einzelnen aus der Gruppe in regelmäßigen Abständen ihre Kampfgegner getauscht hatten, von seinem derzeitigen Kampf mit Bryan, welcher sein jetziger Gegner war, ab und sah fragend in die Runde. „Glaubt ihr dem Kleinen geht es gut?“ „Tala, der Kleine hält wesentlich mehr aus als du. Und solange er es nicht vorzieht sich mit Boris anzulegen, dürfte es ihm auch gut gehen.“ „Ja aber wieso sollte Boris mit ihm sprechen wollen, da stimmt doch was nicht.“ Die Älteren zuckten nur unwissend mit den Schultern. Woher sollten sie das wissen. Sie wussten ja nicht mal was Kai anstellte, wenn dieser nicht in ihrer Nähe war. Also wie konnten sie da eine Prognose stellen. „Jetzt warte es einfach ab, ich denke Kai wird dich schon aufklären, wenn er wieder kommt.“ „Und was wenn nicht?“ „Dann sperren wir ihn solange aus bis er es sagt!“ „Nein ich meine, wenn er nicht wieder kommt.“ Tala musste bei diesen Worten unwillkürlich an das Gespräch mit dem jüngeren vor zwei Tagen denken. Dieser klang damals so überzeugt, dass er die Abtei nicht vor ihnen verlassen würde und was war, wenn er sich geirrt hatte. Wenn es nun doch genau anders herum sein sollte. Kai gehörte zu ihrer Gemeinschaft, ob er sich das nun eingestehen wollte oder nicht, es änderte nichts an der Tatsache. „Wenn Boris ihn hätte aus der Abtei rausschmeißen wollen, dann hätte er es mit Sicherheit schon längst gemacht. Immerhin ist Kai auch nicht gerade Fehlerfrei. Also mach dir darüber mal keine Sorgen. Immerhin würde Boris damit seinen Musterschüler verlieren, auch wenn dieser etwas rebellischer ist als alle anderen. Es ändert nichts daran, dass Kai zu den besten gehört, dass hat er erst vor zwei Tagen wieder bewiesen.“ In diesem Punkt hatte Bryan wirklich Recht. Kai gehörte zu den besten, doch dass wurde Edgar damals schließlich auch nachgesagt und dennoch wurde dieser aus der Abtei verbannt, sofern man es wirklich so nennen konnte. Was wussten sie schon über die anderen Blader in dieser Abtei. Nichts und erst recht nicht über die, welche schon seit mehr als 3 Jahren hier lebten. Und genau das war auch der Grund wieso er sich nicht wirklich von seinen Befürchtungen ablenken konnte. Immerhin hatte man Kais ehemaligen Zimmerpartner auch von jetzt auf gleich rausgeworfen. Gut, in der Abtei sagte man sich, dass dieser nicht wirklich gut war und auch Kai hatte ihm das einmal bestätigt. Trotzdem konnte man es nicht ausschließen. „Tala, könntest du dich mal auf dein Match konzentrieren? Ich bekomme nämlich gerade das ungute Gefühl, dass ich mit mir alleine Blade.“ „Schuldige Bryan.“ „Ok, was haltet ihr davon wenn wir das Eigentraining für heute gut sein lassen. Es bringt eh nichts wenn die Hälfte sich nicht auf den Kampf konzentrieren kann.“ „Dafür bin ich auch, Spencer. Es ist vielleicht wirklich… das Beste.“ Beim letzten Teil stoppte Bryan kurz, bevor er seinen Satz zu Ende brachte. Sie waren, wenn man der Uhr an der Wand glauben schenken konnte, mal wieder ziemlich lange hier drin gewesen. Es war manchmal schon richtig unheimlich. Aus diesem Grund machten sie sich auch schnell zu ihrem Zimmer auf. Dort angekommen sah sich die Gruppe kurz um, bevor sie sich zu ihren Betten begaben und sich auf diese setzten. „Fakt eins. Kai ist noch immer hier, ansonsten wären seine Sachen auch schon weg. Beruhigt dich das wenigstens etwas?“ „Und was ist Fakt zwei.“ „Hab ich gerade nicht parat.“ „Das ist wirklich sehr aufbauend, danke Ian. Aber unter uns, dass hätte ich auch ohne dich herausgefunden.“ Mehr sagte dazu nicht. Er hatte auch keine Lust mehr darüber zu reden, da er genau wusste, dass die anderen ihn dann noch für verrückt hielten. Kai war nun wirklich nicht jemand um den man sich sorgen machen sollte. Dieses Wissen schien allerdings trotzdem nicht dagegen zu helfen, dass er es trotzdem tat. Er wusste selbst nicht wieso er nicht so optimistisch sein konnte wie die anderen drei in seinem Zimmer. Konnte es sein, dass der Grund darin bestand, dass er im Gegensatz zu denen sah, dass Kai deutlich mehr zu kämpfen hatte als es den Anschein hatte. Allerdings war das nicht das einzige. Immer öfter fragte er sich, wie es wohl sein würde, wenn man in der Abtei aufgewachsen wäre, wenn man nichts andere als diese Mauern kannte. War es dann anders. Weiter konnte Tala nicht darüber nachdenken, da sie in dem Moment das Klimpern eines Schlüsselbundes hörten und kurz darauf wie ihre Zimmertür abgeschlossen wurde. Erschrocken schreckte er daraufhin hoch, er hatte durch seine Gedanken doch echt nicht mitbekommen, wie die Zeit vergangen war. Allerdings ließ ihn die Tatsache, dass Kai trotz allem nicht hier war, noch geschockter zurück. „So Tala, jetzt darfst du dir Sorgen machen.“ Auch wenn Bryan Stimme bei diesen Worten nicht besonders beunruhigt klang, wusste Tala doch, dass dieser genauso verwirrt war wie er selbst. Wo war Kai bitte, was hatte Boris mit ihm gemacht. - Am nächsten Tag - Von der Abtei aus ging es direkt in ein luxuriöses Hotel, welches sich genau am roten Platz Moskaus befand. Die Hotelsuite, war in mehre Zimmer unterteil, wobei in einem ein großer Schreibtisch stand, auf den mehrere Papiere lagen. Allerdings hatte Kai keine Zeit sich genau umzusehen, auch hatte er seit dem er die Abtei verlassen hatte kein einziges Wort mehr gesagt. Was nicht daran lag, dass er von den neuen Eindrücken erschlagen wurde, sondern daran, dass er sich einfach nicht traute. Sein Großvater selbst schien ihn aus irgendeinen Grund zu ignorieren, jedenfalls hatte er den Eindruck, da dieser sich sofort nach dem sie in die Suite gekommen waren, an den Tisch gesetzt hatte und angefangen hatte die darauf liegenden Papiere durchgeblättert. Aus diesem Grund blieb Kai auch nichts anders übrig als sich auf die in der Nähe stehenden Couch zu setzen und sich in dem großen Raum umzusehen. Das letzte was er wollte war seinen Großvater stören, besonders da dieser ihm schon angedroht hatte, dass er ihn sofort in die Abtei zurück bringen würde, wenn dieser sich ungebührlich verhielt. Jedoch wusste er nicht, was dieser als ungebührliches Verhalten ansehen würde, aus diesem Grund war es ratsam erst Mal abzuwarten. Allerdings war es ihm an dem Tag nun doch zu lange geworden. Er wusste noch nicht mal wie lange er stumm auf seinem Platz gesessen hatte. Es musste lange gewesen sein, da er ansonsten bestimmt nicht eingeschlafen wäre. Alles woran er sich erinnern konnte, waren die letzten paar vergangene Minuten in denen er an diesem Tag schon wach war. Es hatte einige Zeit gedauert bis er sich daran erinnert hatte wo er war, dennoch hatte er sich entschlossen noch etwas liegen zu bleiben. Seine derzeitige Position war einfach zu bequem, um es genau zu nehmen hatte er nie zuvor so gut geschlafen. Auch wenn es nur eine Couch war, so war es hier wesentlich angenehmer drauf zu liegen als auf den Betten in der Abtei. Sogar die Temperatur in dem Raum war deutlich höher als in den dunklen Räumen der Abtei. Andererseits konnte das auch an der Decke liegen, in die er sich irgendwann eingekuschelt hatte. Bei diesen Gedanken richtete er sich schnell auf und sah sich in dem Raum in dem er sich befand um. An der Tür zum Ausgang stand der Buttler, der sie hierher gefahren waren, obwohl man den auch mit einer gemeißelten Statur hätte vergleichen können, immerhin schien sich der Mann genauso wenig zu bewegen wie eine Statur. Er stand einfach nur da stumm und starr und schien ihn nicht mal zu beachten. Sein Großvater währenddessen saß immer noch, oder zumindest schon wieder an dem Tisch. Auch dieses Mal war er dabei ein paar Dokumente durchzusehen. Dabei unterstrich er den einen oder anderen Abschnitt, strich etwas Geschriebenes durch und fügte an der einen oder anderen Stelle noch schnell etwas hinzu. Nach einiger Zeit legte er die Dokumente in eine auf dem Tisch liegende Mappe und stand anschließend mit dieser in der Hand von seinem Sitzplatz auf. „Ich habe gleich einen wichtigen Termin! Behalten sie den Jungen solange ich weg bin im Auge.“ „Wie sie wünschen, Master Voltaire.“ Bei diesen Worten verbeugte sich der Buttler vor dem Sprecher, bevor er seine steinerne Haltung ein weiteres Mal annahm. Kai würdigte dem nur einem kurzen Blick, doch in dem Moment, als Voltaire den Raum verlassen hatte, bewegte er sich zu dem großen Fenster des Raumes. In Gedanken versunken schaute er hinaus. Irgendwie war das gar nicht so wie er es sich vorgestellt hatte. Ein anderer Blickwinkel und dennoch dieselbe alte Geschichte. Zwar war es nicht so wie in der Abtei, nicht so dunkel und auch der Druck der auf einem in den dunklen Gemäuern gelastet hatte war irgendwie verschwunden. Die Äußeren Eindrücke waren durchaus angenehmer aber das war es auch schon. Denn viel sah er nicht von der Stadt oder gar von dem richtigen Leben, er wurde nur in ein anderes Gebäude in ein anderes Zimmer gesperrt. Verstand denn wirklich keiner, was er wirklich wollte. „Der rote Platz Moskaus lässt sich hier am besten sehen. Es ist eine der wenigen berühmten Sehenswürdigkeiten dieser Stadt…allerdings glaube ich kaum, dass sich jemand in ihrem Alter wirklich dafür interessiert.“ Erschrocken drehte sich Kai bei diesen Worten um. Er hatte wenn er ehrlich war nicht damit gerechnet, dass der Mann, der sich mit ihm in diesem Raum befand etwas sagen würde. Nicht ohne von seinem Großvater angesprochen zu werden. Jedenfalls war das so bei den beiden Männern, die seinen Großvater auf Schritt und Tritt verfolgen. Bei diesen Gedanken viel sein Blick ein weiteres Mal aus dem Fenster. „Andererseits ist es ein herrlicher Tag, den man in der Stadt selbst und nicht in diesem Hotelzimmer verbringen sollte.“ Unbewusst stimmte er dem Buttler mit einem Nicken zu. Er selbst war viel zu abgelenkt um es zu bemerken, doch dieser hatte es bemerkt. „Wieso sitzen sie dann noch hier? Die Tür ist immerhin nicht abgeschlossen.“ Für einen Moment sah Kai zu der Tür, von der der Buttler eben gesprochen hatte, doch dann schüttelte er entschieden den Kopf. Nein, er würde nicht gegen die Regeln seines Großvaters verstoßen. Gegen Boris Regeln ja aber das war auch was anderes. „Sie wollen raus und trotzdem wagen sie es nicht einen Schritt vor die Tür zu setzen. Dürfte ich den Grund erfahren, oder ist es ein Geheimnis.“ „Ich darf nicht.“ „Seit wann befolgen sie Regeln. Ich dachte sie sind derjenige der Boris einen Marathon für sein Geld laufen lässt!“ Für einen kurzen Moment schlich sich ein amüsiertes Lächeln auf Kais Gesicht, doch dieses verschwand so schnell wieder, dass selbst der Buttler, dessen Aufmerksamkeit nun voll und ganz auf dem Jungen lag, es für eine Wahrnehmungstäuschung hielt. Seiner Meinung nach war dieser Junge anderes. Er konnte sich vorstellen, dass andere in seinem Alter das ganze Hotel auf den Kopf stellen würden. Und selbst wenn nicht, sie würden sich nicht stumm auf die Couch setzen und ihrem Großvater beim Arbeiten zusehen. „Doch ernsthaft, hat ihr Großvater wirklich verlangt, dass sie dieses Zimmer nicht verlassen dürfen.“ „Nicht ohne Absprache!“ Kurz wollte der Buttler fragen, wieso der Junge nicht gefragt hatte, doch die Antwort konnte er sich schenken. Darüber hinaus hatte er kurz das Gefühl als hätte der Junge gesagt, dass er nicht wollte, dass Voltaire ihn zurück schickt. Mit diesen Gedanken verließ der Buttler seinen Platzt und trat zum Schreibtisch, an dem Voltaire wenige Minuten zuvor gearbeitet hatte. Die Suite war eigentlich nur für Geschäftszwecke gemietet wurde, deshalb gab es hier auch nur einen Arbeitsplatz, Schlafzimmer und Bad. Also definitiv kein Ort um ein Kind unterzubringen, doch das war die Abtei schließlich auch nicht, doch er würde sich nicht in Voltaires Privatangelegenheiten mischen, das stand immerhin nicht in seiner Arbeitsbeschreibung, obwohl Kinderbetreuung ja eigentlich auch nicht. „Dann werden wir wohl auf die Rückkehr ihres Großvaters warten müssen und ich werd nachsehen ob es hier irgendetwas gibt mit dem sie sich die Zeit vertreiben können.“ Der letzte Teil war einfacher gesagt als getan, da es in dieser Suite nichts gab was einigermaßen für ein Kind von 6 Jahren geeignet war, dass musst auch der Buttler schnell feststellen. „Sagen Sie, kennen sie Schach.“ Der Blick den der Jungen ihm zuwarf war durchaus einmalig. Scheinbar hatte er von diesem Spiel noch nie gehört. Dass konnte die Sache einfacher aber auch schwerer machen. Ein Versuch war es jedenfalls wert. „Kommen sie, ich zeig ihnen was ich meine.“ Für einen Moment verharrte Kai in seiner Position. Doch dann gab er nach, er hatte ja eh nichts Besseres zu tun und vielleicht konnte er sich damit wirklich etwas Zeit vertreiben. Geduldig hörte er sich die Regeln an und stellte fest, dass die Regeln an sich gar nicht so schwierig waren. Die Durchführung allerdings war eine andere Geschichte, doch langsam formte sich eine geeignete Strategie für ihn heraus. Nach vier Spielen stand es 2 zu 2, was eher daran lag, dass der Buttler ihn beim zweiten Mal hatte gewinnen lassen und ihn beim vierten Mal unterschätzt hatte. Anderenfalls wäre es wahrscheinlich 4 zu 0 für den Buttler gewesen. Das fünfte Spiel war relativ ausgeglichen und der Buttler hatte seine nachteiligen Schummelaktionen und Nachlässigkeiten verworfen. Das hieß entweder seine Strategien ging auf oder nicht. „Schach.“ Der Buttler hatten seinen Turm ein Feld nach links versetzt. Dadurch hatte dieser freie Bahn zum König. Doch anstatt dass sein Gegner diesen in Sicherheit brachte nutzte er nur das in Position stehende weiße Pferd und warf den Turm damit aus dem Spielfeld. „Schach abgewendet und Schachmatt… Der Junge hat sie wirklich in seine schöne Zwickmühle gebracht.“ Erschrocken wendete sich Kai bei diesen Worten um. Er hatte gar nicht gemerkt, dass sein Großvater wieder da war und sie außerhalb seines Blickwinkels beobachtet hatte. Das einzige was er jedoch nicht verstand war, wo genau das Schachmatt war, er war doch nur mit einer seiner Figuren in der Lage den gegnerischen König zu schlagen. Doch lange über die Unstimmigkeit nachdenken konnte er nicht, da ihn das Gespräch der beiden anderen Personen im Raum ablenkte. „Sie scheinen sich mit dem Jungen wohl bestens zu amüsieren.“ „Wir tun unser bestes, Sir. Doch ist es für jemanden in seinem Alter nicht gerade förderlich den ganzen Tag in einem Hotelzimmer zu verbringen.“ „Wollen sie mir etwas sagen?“ „Gewiss Sir. Ich fände es für angebracht, dass der Junge etwas von der Stadt sieht, solange er hier ist.“ „Dann zeigen sie ihm die Stadt. Solange sie sich bei mir Abmelden hab ich nichts dagegen. Aber verlieren sie ihn nicht“ „Natürlich nicht, Sir.“ Mit diesen Worten zog der Buttler Kai vorsichtig mit sich. Es wurde Zeit dass der Junge dieses Zimmer verließ, jedenfalls für einen geringen Zeitraum. Allerdings hatte er sich das ganze einfacher vorgestellt als gedacht. Nicht nur war die Stadt zu dieser Zeit ziemlich voll mit Menschen, was es ziemlich schwer machte bestimmte Personen im Auge zu behalten. Besonders wenn diese ohne Vorwarnung einfach an Ort und Stelle stehen blieb. Dem zur Folge war Voltaires Warnung doch in gewisser Weise berechtigt. Und er wusste, wenn er Kai verlieren würde, konnte er sich schon mal warm anziehen. Doch zumindest hatte der Junge etwas spaß, sofern das möglich war, interessant schien er das Leben außerhalb jedenfalls zu finden auch wenn er das eine oder andere Mal ziemlich überfordert schien. Wie sollte man, auch so schnell entscheiden können, wo man hinsehen sollte, wenn man so eine Menschenansammlung nicht gewohnt war. Überall gab es etwas zu sehen, weshalb es Kai auch nicht zu verübeln war, dass dieser auf alles achtete nur nicht auf ihn. Oder es lag einfach daran, dass er selbst nur ein Angestellter seines Großvaters war und somit für den Jungen nicht als wirkliche Bezugsperson betrachtet wurde. Nach einiger Zeit oder besser gesagt einigen Stunden wurde es ihm jedoch etwas zu anstrengend. Deshalb entschloss er sich den Jungen etwas von seiner derzeitigen Umgebung loszureißen und diesen mit deutlich ruhigeren Gegenden vertraut zu machen. Oder zumindest dafür zu sorgen, dass er nicht ständig auf der Hut sein musste, damit er den Jungen nicht unabsichtlich verlor. Die beste Möglichkeit war in diesem Fall den Jungen wieder zurück zum Hotel zu leiten. Dort angekommen fiel sein Blick als erstes auf die große Uhr im Eingangbereich. Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Junge den ganzen Tag über noch nichts gegessen hatte. Voltaire hatte angewiesen den Jungen schlafen zu lassen. Generell schon ein Wunder, wenn man bedachte, dass dieser seinen Enkel die restliche Zeit in der Abtei leben ließ. Zwar wusste er nicht, was dort vorging, doch allein die Reaktion des Jungen ließ darauf deuten, dass es nicht gerade heiter zuging. „Wir sollten wieder zu ihrem Großvater gehen, bevor er sich noch sorgen macht.“ Noch bevor er das sagte notierte er sich innerlich, dass er dem Jungen etwas zu Essen besorgte. Es wunderte ihn sowieso, dass dieser noch nichts gesagt hatte, doch wahrscheinlich war dieser einfach nur unsicher darüber, was er sich hier durfte und was nicht. Nicht gerade ungewöhnlich wenn man bedachte, dass Voltaire ein harter Geschäftsmann war, für die an erster Stelle seine Firma kam und dann eine ganze Weile nichts mehr. Auf welcher Position sein Enkel kam, war dem Buttler unbekannt. Zwar hatte er bemerkt, dass Voltaire seit der Junge hier war ein Auge auf diesen hatte, doch ob das ein Verhalten war, das darauf hinwies dass der Junge ihm wichtig war, konnte er nicht mit Bestimmtheit sagen. Mit diesen Gedanken führte er den Jungen wieder zum Hotelzimmer von dessen Großvater. Zwar folgte ihm dieser bereitwillig, doch irgendetwas ließ ihn grübelnd zurück. Schon von Beginn an war der Junge ziemlich verschlossen. Anders war das nicht zu benennen. Es schien nicht so als wenn dieser Angst hatte hier zu sein. Nicht vor seinem Großvater, ihm oder sonst irgendwem von Voltaires Angestellten. Das einzige was einen derartigen Verdacht hervorrufen konnte war, dass Kai bei jeder direkten Bewegung leicht zusammen zuckt, als erwartete er irgendeine Strafe oder sonst irgendetwas. Schnell schüttelte er diesen Gedanken aus seinen Kopf. Wenn er weiter über diese Tatsache nachdachte, konnte er sich gleich die Kündigung holen. Da er in diesem Fall früher oder später seine Meinung zu dem Ganzen kundgeben würde. Zwar gab es Tage, an dem Voltaire seine Ratschläge annahm, doch meistens fielen sie auf taube Ohren und ließen ihn mit einer scharfen Verwarnung zurück. Mit diesen Gedanken öffnete er die Tür zu der Suite. Nicht mal eingetreten wurden sie auch schon angesprochen. „Und wie viele Klagen bekomme ich in näherer Zukunft zu hören.“ „Keine Sir.“ „Wirklich? Das ist überraschend.“ Für einen Moment herrschte Stille. Eine Stille, die Kai nicht im Geringsten leiden konnte, besonders da sein Großvater ihn währenddessen zu mustern schien. Diese Art von Reaktion konnte er noch nie leiden. Nicht von Boris und auch nicht von seinem eigenen Großvater. Es wirkte für ihn immer so, als würde man gerade zu nach Fehlern suchen oder zumindest nach einer Reaktion, die er nicht zeigen durfte. Aus diesem Grund vermiet er es auch seinen Großvater anzuschauen und blickte stattdessen auf den Boden. „Ich war gerade auf den Weg nach unten. Hatte der Junge schon was zu Essen?“ „Nein Sir, bisher noch nicht.“ „Verstehe.“ Mit diesen Worten kam Voltaire auf ihn und dem Buttler zu. Für einen kurzen Moment erwartete Kai, dass dieser dem Buttler einen letzten Befehl gab und dann den Raum verließ, so wie er es vorgehabt hatte. Doch dieser Ablauf sollte sich als falsch erklären, denn anstatt einfach an ihnen vorbei zu gehen, blieb sein Großvater genau vor ihm stehen. „Dann werde ich mich darum kümmern.“ Ohne großartig auf eine Antwort oder Reaktion zu warten legte Voltaire seinem Enkel die Hand auf die Schulter und sorgte mit einem leichten Druck dafür, dass dieser ihm folgte. Mehr war auch nicht nötig, weil Kai nicht wirklich daran dachte sich gegen seinen Großvater zu wehren. Das hatte auch Voltaire schnell eingesehen, weshalb er seinen Griff nach einigen Metern wieder löste. Nach dem was er gehört hatte konnte man bei dem Jungen nie wissen, was in dessen Kopf vorging. Doch vielleicht lag das auch einfach nur an Boris selbst. Hatte sein Enkel möglicherweise schon erkannt, dass sein Schicksal in seiner Hand lag und nicht in der von Boris. Eine Erklärung wäre es auf jeden Fall, doch genauso wahrscheinlich wäre es, dass der Junge sich nur solange benahm, sofern er etwas davon hatte. Was auch immer der Grund für Kais Reaktion außerhalb der Abtei war, er würde es schon noch herausfinden. Möglicherweise würde er diesen doch eher aus der Abtei holen, als er ursprünglich geplant hatte. Für den Moment jedoch blieb ihm nur die Möglichkeit Kais Verhalten genau im Auge zu behalten, jedenfalls sofern er dies mit seiner Arbeit in Einklang bringen konnte. Im Prinzip war es ja sowieso überraschend, dass Kai ihm gegenüber ziemlich zurückhalten war. So hatte er diesen noch nie erlebt. Die wenigen Male, die er diesen in der Abtei gesehen hatte, war er zwar auch relativ ruhig, doch das eine oder andere Mal kam auch eine unpassende oder beleidigende Bemerkung von diesem. Zwar waren diese immer auf Boris gerichtet, doch das machte angesichts des Vergleiches keinen Unterschied. Scheinbar hatte Kai wirklich keine Lust allzu schnell wieder in die Abtei zurück zu kommen. Entweder das oder er hatte einfach kein Interesse Boris wieder zu sehen. Die eigentliche Antwort war für ihn jedoch unwichtig, solange Kai nicht auf die Idee kommt irgendeinen Unsinn zu machen. „Setz dich.“ Bei diesen Worte zeigte er nun auf einen Stuhl. Für einen Moment wurde er von seinem Enkel mit einem undefinierbaren Blick angesehen, bevor er seiner Aufforderung nachging. Kurz darauf setzt er sich neben diesem und wendete sich der Karte zu, die auf dem Tisch lag und studierte sie für einen Moment intensiv. Dann jedoch richtete er seine Aufmerksamkeit auf seinem Enkel, der den Blick durch den Raum schweifen ließ. „Suchst du etwas Bestimmtes?“ Schnell schüttelte Kai daraufhin den Kopf. Es hätte Voltaire auch gewundert, wenn es anders gewesen wäre. Ohne weiter über die Reaktion des Jungen nachzudenken, gab er seine Bestellung auf. Nach diesem Moment herrschte Stille. Es gab auch nicht wirklich etwas zwischen ihnen zu besprechen. Selbst nachdem Essen war kein Wort zwischen den beiden gefallen. Fast so als würde der jeweils andere nicht existieren. Kai gab sich damit zufrieden, da er es nicht anders gewohnt war. Entweder er hörte nichts von seinem Großvater oder er erntete Kritik und auf das letztere konnte er verzichten. Voltaire hingegen sah keinen Sinn ein Gespräch mit dem Jungen anzufangen. Worüber sollte er auch schon groß mit diesem reden, immerhin wusste er ganz genau über dessen Leben in der Abtei bescheid. Auch wenn Boris wahrscheinlich das eine oder andere Mal übertrieben hatte. Dessen war er sich durchaus bewusst. Allerdings hatte die Woche erst angefangen und es würde sich noch zeigen, ob Kais Verhalten sich währenddessen drastisch ändern würde. „Können sie den Jungen am Ende der Woche wirklich wieder mit gutem Gewissen zurück schicken.“ „Ich an ihrer Stelle würde aufpassen, dass sie sich nicht in Dinge einmischen, die sie nichts angehen.“ Bei diesen Worten war klar, dass ein weiteres Wort mit Konsequenzen verbunden war. Im Prinzip wollte der Buttler das Thema ja gar nicht ansprechen doch es brannte ihm regelrecht aus der Zunge. Deshalb konnte er diesen Satz einfach nicht zurückhalten, als er Voltaire alleine in dem Arbeitszimmer vorfand. Kai hatte sich die Freiheit genommen sich die Suite genauer anzusehen oder zumindest ein Zimmer mit einer besseren Aussicht zu finden, sofern das möglich war. „Einmischen ist das falsche Wort, Sir. Es würde mich nur interessieren, ob der Junge ihnen etwas bedeutet oder ob er nur eine Klausel in ihrem Plan ist.“ „Wie schon gesagt, es geht sie nichts an.“ Damit war das Thema beendet und jeder, der es wagen sollte es noch einmal in näherer Zukunft anzuschneiden würde dafür bitter bezahlen. Doch das war zu erwarten. Es war allgemein bekannt, dass Voltaire niemandem Rechenschaft ablegte und erst Recht nicht seinen Angestellten. Und auch dessen Gestiken verriet nichts über seine Position zu dem Jungen oder gar über dessen Gefühle zu diesem, falls diese überhaupt existierten. Was Kai für eine Stellung für dessen Großvater hatte blieb demnach weiterhin ein Rätsel. Doch er würde nicht versuchen dieses weiter zu ergründen, dafür war ihm seine Stelle zu wichtig. Wer würde ihn mit seinem Alter noch einstellen. Niemand mehr, da war er sich sicher. Für den Jungen tat es ihm zwar Leid, doch Leid taten ihm auch die anderen, die es sich mit Voltaire verscherzt hatten und deswegen nicht nur ihren Job sondern auch ihre existenzielle Grundlage verloren haben. Doch er hatte nicht vor sich in diese Kategorie einzugliedern. Nicht solange er es verhindern konnte. Allerdings wusste er, dass ihm seine Vorsätze nicht ewig davon abhalten würden seine Meinung zu sagen. Sein einziges Glück war nur, dass er Voltaire schon Jahrelang treu und loyal diente und es schwer war für ihn einen guten Ersatz zu finden. Doch ewig würde es ihm nicht helfen. --- Kapitel 14: (K)ein echtes Team? ------------------------------- Kapitel 14: (K)ein echtes Team? Die Woche ging schneller vorbei als Kai es am Anfang für möglich gehalten hätte. Zugegeben er hatte nicht besonders viel gesehen, doch aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, dass das Leben außerhalb nicht so war wie er es erlebt hatte. Und selbst wenn nicht, so würde er trotz allem lieber dort sein als hier. Allerdings hatte er nicht wirklich eine Wahl. Sein Wille interessiert so gut wie keinen, nicht mal seinen Großvater und er würde es nicht erst wagen ihn darum zu Bitten ganz aus der Abtei herauszuholen. Wozu, er kannte die Antwort eh schon und darüber hinaus hatte dieser das auch mehr als einmal deutlich gemacht. Eine Woche und nicht mehr. Aus diesem Grund stand er nun auch wieder auf dem Vorhof der Abtei, wo gerade einige Lieferanten Waren in das Abteigebäude schleppten. Einer der Aufseher schien jeden Schritt der Lieferanten zu beobachten, während der zweite seinen Schlüsselbund auf den Fenstersims neben der Eingangstür legte und sich herzhaft streckte. Kurz darauf wendete sich sein Blick den Lieferanten zu und er wendete sich zu der Person, die gerade aus dem Gebäude gekommen war. „Es ist doch überraschend wie schnell eine Woche vorbeigehen kann, nicht wahr.“ Schnell schloss Kai bei Boris Worten die Augen. Sogar ein Blinder hätte bei diesen Worten erkannt das Boris, der vor wenigen Minuten aus der Abtei gekommen war, ihn versuchte zu provozieren. „Wo ist dein Großvater.“ „Master Voltaire musste sich um wichtige Geschäfte kümmern, die nicht länger auf sich warten lassen konnten. Doch er lässt ihnen ausrichten, dass sie sich an ihren Teil der Abmachung halten sollen.“ Boris blickte den Buttler bei diesen Worten nur skeptisch an. Er war es ja gewöhnt, dass Voltaire ab und zu seine Angestellten vorgeschickt hatte, doch nie zuvor hatte es einer von diesen für nötig empfunden ihm so entgegen zu treten. Er wusste selbst nicht was es genau war, doch aus irgendeinem Grund wirkte es so, als wollte diese verhindern, dass Kai etwas falsches sagte und dass gefiel ihm gar nicht. „Dann ist ja alles geklärt. Ich werde den Jungen wieder in meine Obhut nehmen.“ „Solange bis es sich Master Voltaire anders überlegt, doch bis dahin wünsche ich einen angenehmen Tag.“ Mit diesen Worten verbeugte sich der Buttler leicht bevor er den Rücktritt antrat. Allerdings war sich Boris bei dieser Aktion nicht sicher, an wen diese jetzt genau gerichtete war. Doch andererseits konnte es ihm auch egal sein. Derweil haftete Kais Blick immer noch auf den Aufsehern, welche die Lieferanten kontrollierten. Genau in dem Moment als der Buttler den Rücktritt antrat, nahm einer der Aufseher die Schlüssel wieder vom Fenstersims und schloss die Türen, durch die die Lieferanten gerade noch ihre Waren geschleppt hatten. „Die Schonzeit ist vorbei, Kai...“ Verwirrt blickte Kai sich zu dem Sprecher um. Er wagte nicht mal diesem zu widersprechen oder irgendetwas zu erwidern. Dafür war er von der plötzlichen Wandlung des Abteileiters noch viel zu geschockt. „…wird Zeit, dass du dich wieder auf die Regeln der Abtei besinnst.“ Nach diesen Worten wendete sich Boris um und ging in Richtung Gebäudeeingang. Auch zögerte nicht lange um ihm zu folgen, es war besser als sich sofort nach seiner Ankunft eine Strafe einzuhandeln. Von diesem Zeitpunkt aus dauerte es nicht lange bis er sich wieder in den vertrauten Hallen des Sektors 5 befand. Boris hatte ihm mehr als deutlich angewiesen, dass er seinen alten Tagesablauf wieder aufnehmen sollte. Wobei dieser wohl eher das Training meinte, als seine sonstigen Aktivitäten in der Abtei. „Kai?“ Überrascht sah sich Kai bei der Stimme um. Der rothaarige, der ihn ungläubig begutachtete schien von Minute zu Minute die Kontrolle über sich zu verlieren. „Wo zum Teufel warst du.“ „Ich…“ Nach diesem Wort stockte er, was sollte er bitte sagen. Dass er bei seinem Großvater war konnte er Tala ja wohl kaum sagen, aber was dann. Er wollte ihn nicht anlügen, doch eine andere Wahl hatte er nicht. „Jetzt red schon!“ „Das ist meine Sache, Tala. Also kümmere dich gefälligst um deine eigenen.“ „Wie bitte? Sag mal hast du sie noch alle? Was soll das ganze? Erst verschwindest du für eine ganze Woche und dann tauchst du auf und willst nicht mal sagen, was los war!“ „Tala, das reicht jetzt!“ „Ach findest du?“ Mittlerweile war Tala mehr als wütend. Nicht nur dass Kai seinen Fragen einfach auswich, nein jetzt mischte sich auch noch Bryan ein „Ja!“ „Ich aber nicht, Bryan. Verdammt noch mal, wir haben gedacht, das Boris sonst was mit dir gemacht hast. Das er dich vielleicht sogar aus der Abtei geschmissen hätte und jetzt tauchst du einfach wieder auf und tust so, als ob nichts gewesen wäre.“ „Wie gesagt, Tala, es geht dich nichts an!“ Mit diesen Worten war die Spannung zwischen den beiden auf dem Höhepunkt und wäre zu einer riesigen Auseinandersetzung herangereift, hätte Kai sich nicht dazu entschieden die Gruppe einfach stehen zu lassen. Eine Tatsache die Tala jedoch noch wütender machte, als er ohnehin schon war. Spencer, Bryan und Ian wussten, dass Tala Reaktion daran lag, dass dieser sich sorgen um Kai gemacht hatten. Sie selbst hatten sich recht schnell damit abgefunden, dass der rotäugige die Geduld von Boris bis zum äußersten getrieben hatte und eine entsprechende Strafe bekommen hatte. Doch wenn sie ehrlich zu sich selbst waren, dann schien Kai nicht mal ansatzweise so zu wirken, als hätte er die letzten Tage leiden müssen, was nun doch etwas ungewöhnlich war. Genau das brachte auch die restlichen ins Grübeln. Letzten Endes war es jedoch Ian, der sich zu dem Thema äußerte. „Irgendetwas ist da doch faul.“ Bei diesen Worten sah Ian nur in die Richtung, in der Kai verschwunden war. Seiner Meinung nach hatte dieser mehr Glück als er verdient, doch im Moment fragte er sich, ob es wirklich nur Glück war. „Ja, die frage ist nur was. Vielleicht hat Boris ihn ja wirklich für eine Woche rausgeworfen, damit er sieht, dass es dort nicht besser ist. Ich meine, Kai war sein ganzes Leben hier, wie soll er dann wissen wie es ist alleine für sein Überleben auf der Straße zu sorgen.“ „Du meinst Boris hat ihm eine Lehrstunde in Sachen Überlebenskampf gegeben?“ „Vielleicht. Was wissen wir denn schon, kann doch sein, dass Boris erwartet hat, dass Kai dann ruhiger wird.“ „Also ich weiß nicht.“ Ian war weiterhin sichtlich skeptisch, doch auch Spencer schloss sich seiner Meinung an. Sie konnten einfach nicht glauben, dass Boris so etwas als lehrende Lektion verkaufen würde immerhin wusste Kai wie man sich durchsetzte. Dass hatte er ja schon des Öfteren hier in der Abtei bewiesen. Ein Plan wie Bryan vermutete hätte ganz schön nach hinten gehen können, insbesondere bei Kai. „Vielleicht ist Kai ja auch auf eigenen Antrieb abgehauen.“ „Das glaub ich nicht, Spencer. Boris hat definitiv etwas damit zu tun.“ „In dem Punkt bin ich auch bei Tala. Immerhin hat Boris ihn ja zu sich gerufen.“ „Also bleibt nur die Frage was in dessen Büro passiert…hey Tala wo willst du hin?“ Noch bevor Spencer diese Frage beantworten konnte, hatte Tala sich mit schnelle Schritten von ihnen entfernt und ging Schnurstracks auf einen der Aufseher zu. „Hey, ich will mit Boris Balkov sprechen und zwar sofort.“ Der Aufseher hob nur verwundert die Augenbraue, bevor er sich laut lachend von Tala abwendete und durch die nächste Tür verschwand. Den Satz den Tala ihm wütend hinter schrie bekam dieser gar nicht erst mit. „Das war kein Witz.“ „Sag mal bist du jetzt völlig durchgedreht oder was?“ „Nein ich will nur wissen was er mit Kai gemacht hat.“ Frustriert ließen die anderen ein lautes Seufzen von sich hören. Sie wussten bereits jetzt schon, dass es keinen Sinn hatte Tala diese bescheuerte Idee wieder auszureden. Das einzige was sie jetzt noch machen konnten war sicher zu stellen, dass Tala nicht kurz darauf in der Einzellzelle saß. Das hieß, dass sie zu Boris mussten ohne irgendwelche Aufseher zu verärgern oder diesen Selbst, was angesichts von Talas Laune nicht gerade einfach war. „Gut, wir helfen dir, aber nur wenn du dich zusammenreißt und Boris gegenüber nicht so aufbrausend bist. Ich hab nämlich keine Lust auf eine Strafe. Das heißt, wenn wir überhaupt ohne aus dem Raum wieder raus kommen.“ „Gut abgemacht und wie gehen wir vor.“ „Komm mit.“ Etwas ungeduldig folgte Tala dem blonden. Es dauerte nicht lange, bis sie dem nächsten Aufseher über den Weg liefen. Dieses Mal war es jedoch Ian der das Wort ergriff und diesen ansprach. „Entschuldigen sie, Sir. Boris wollte das wir in sein Büro kommen und wie haben vergessen wo das ist, könnten sie uns freundlicher Weise hinführen.“ Innerlich versuchte Ian den unerträglichen Würgereiz, den er bei diesen Worten verspürte zu unterdrücken. Für einen Moment schien es so, als würde der Aufseher über den Wahrheitsgehalt ihrer Aussage grübeln, jedenfalls solange bis sich Spencer zu Wort meldete, der dem ganzen Thema noch etwas Nachdruck verleite. „Viktor sagte uns, dass dieser dringend mit uns sprechen möchte und dass wir uns beeilen sollten.“ Allein der Name schien einen Unterschied zu machen. Jeder in der Abtei wusste, dass Viktor einer der gefährlichsten Aufseher, allerdings auch einer der vergesslichsten war. Deshalb schien ihr gegenüber nicht länger zu Zweifeln und führte sie bereitwillig zu ihrem Ziel. Erst in einem breiteren Korridor kam er mit der Gruppe zum stehen und deutete auf eine Tür, die nur wenige Meter von ihnen entfernt war. „Hinter der Tür ist Boris Büro.“ Das war alles was der Mann sagte, bevor er sich wieder zu seinem Wachposten aufmachte und die vier allein in dem Korridor stehen lässt. Einen Moment lang sahen sie dem Aufseher noch nach, doch dann wendete sich Bryan an den rothaarigen. Er konnte erkennen, dass der rothaarige nicht ganz bei sich war. Fast so als würde er überlegen was er tun sollte. Insgeheim hoffte er, dass er Tala mit seiner Frage doch noch von seinem Vorhaben abbringen wollte. „Willst du das wirklich machen.“ „Wäre ich sonst hier.“ Zielstrebig ging Tala auf die Tür zu, doch bevor er sie erreichen konnte, öffnete diese sich automatisch. „Was macht ihr hier!“ „Wir wollten mit ihnen sprechen Gaspadin.“ Jetzt war es raus aber was sollte Bryan schon machen. Es war alles besser, als wenn Tala gleich antworten verlangte. Boris hingegen musterte die Gruppe nur intensiv, bevor er ihnen gestikulierte in sein Büro einzutreten. Tala ließ sich darum natürlich nicht zwei Mal bitten und so bissen die anderen drei in den sauren Apfel und folgten dessen Beispiel. Erst als sie alle in dem Raum waren, schloss Boris die Tür hinter ihnen wieder und setzte zum Sprechen an. „So worüber genau wollte ihr mit mir sprechen.“ Die meisten mussten bei diesen Worten hart schlucken. Irgendwie hatten sie im Moment ein ziemlich ungutes Gefühl bei der ganzen Sache. Ein Gefühl, dass sich von Minute zu Minute verstärkte. „Es geht um Kai.“ „Hat man euch nie beigebracht, dass man nicht über einen anderen hinter dessen Rücken redet. Aber bitte ich höre mir gerne an, was ihr zu sagen habe.“ Noch bevor einer Tala stoppen konnte, sprach er auch schon das aus, was sie befürchtet hatten und dass auch noch in einer ziemlich unhöfflichen Art und Weise. „Wir haben nichts zu sagen. Ich will nur wissen, was sie die letzten Tage mit ihm gemacht haben.“ „So so. Ihr wollt also von mir antworten.“ Auch wenn Boris noch ruhig klang so wussten alle, dass sie gleich so gut wie Tod waren. Noch nie zuvor war einer Boris in dieser Form entgegengetreten. Dass konnte einfach nicht gut gehen. Das einzige Anzeichen was sie wirklich sehen konnten war, dass Boris sie nur noch mehr fixierte als bevor. „Schon mal daran gedacht, ihn selbst zu fragen.“ „Als wenn er antworten würde.“ Oh ja, da hatte Tala durchaus Recht. Kai würde nie im Leben antworten, egal was passiert war, allerdings schien, dass die perfekte Gelegenheit um den Jungen zu zeigen, wer in dieser Abtei das Sagen hatte. Mit diesen Gedanken gab er etwas in seinen PC ein. Es war ein Befehl, der sofort auf die Pieper der Aufseher übertragen wurde. Somit konnte er das ewige herumrennen sparen. „Wohl wahr, der Junge ist in dieser Hinsicht eine Plage.“ „Was haben sie mit ihm gemacht?“ „Würdet ihr ‚gar nichts’ als antwort gelten lassen.“ „Wenn sie nichts mit ihm gemacht haben, wieso haben wir ihn dann eine Woche von dem Zeitpunkt an, an dem sie ihn zu sich gerufen haben, nicht mehr gesehen.“ „Private Gründe…“ Genau in dem Moment ging die Tür zu seinem Büro auf. Noch bevor die Gruppe begreifen konnte was überhaupt passiert war, landete Kai vor ihnen auf dem Boden. „Kai...“ Sofort war auch Tala auf den Knien und sah Kai besorgt an, der nur einen wütenden Blick zu dem Aufseher warf, der ihn in Boris Büro geschubst hatte. „…alles in Ordnung?“ „Was macht ihr hier?“ „Deine Zimmerpartner wollten wissen was in der letzten Woche passiert ist. Ich dachte es wäre nur fair, dir das Wort in dieser Sache zu erteilen.“ Bei Boris Worten richtete sich Kai vom Boden auf und warf diesem einen drohenden Blick zu. Mittlerweile hatte er total vergessen, dass er hier die schlechteren Karten hatte. Er handelte intuitiv und genau dass war in diesem Fall die falsche Methode. „Wagen sie es nicht!“ „Was, soll ich nicht wagen. Den vieren zu verraten, dass du die letzten Tage bei deinem Großvater warst…“ Genau bei diesen Worten war die Aufmerksamkeit wieder bei Kai. Die Blicke, die er zugeworfen bekam waren Teils fassungslos, verwirrt und auch überrascht. Allerdings war es deutlich, dass keiner die Situation begreifen konnte. Lediglich Kai hatte den Blick zu Boden gesenkt. Es war deutlich dass er nicht wusste, wie er das erklären sollte. Allerdings hatte Boris nicht vor ihm die Zeit zu geben eine einleuchtende Erklärung, die weit entfernt von der Wahrheit war, zu erfinden. „…Es ist doch immer besser ein wohl gehütetes Geheimnis preiszugeben, bevor es jemand durch Zufall erfährt, der es nicht erfahren sollte…“ Boris schwieg und betrachtete die einzelnen Reaktionen der jungen Blader, dann jedoch wendete er sich zu einem bestimmten. In diesem Moment schlich sich ein fieses Grinsen auf die Lippen, das jedem das Blut in den Adern gefrieren lassen würde, sollte man diesen erblicken und auch Kai zuckte unmerklich zusammen. Er wusste, dass dieser Ausdruck, den Boris im Gesicht hatte nie etwas Gutes verhieß. Im Gegenteil, meistens bedeutete es, dass man selbst leiden würde. „…hab ich nicht Recht, Hiwatari!“ Nach diesen Worten blieb die Zeit für ihn stehen. Dieses eine Wort aus Boris Mund zu hören war genug um ihn sprachlos zurück zulassen. Voltaire hatte ihm ausdrücklich befohlen seine Identität für sich behalten, wenn er irgendwann hier raus wollte. Es war ihr Deal. Sein Nachname in dieser Abtei ein Tabu und Boris war derjenige, der es mit diesem Satz gebrochen hatte. Nicht genug. Der Abteileiter hatte es nicht nur gebrochen, sondern auch noch vor den Personen, die ihm im Laufe des letzten Jahres wichtig geworden waren und genau dass war auch der Grund wieso er es getan hatte. „Wie jetzt! Hiwatari? Wie in Voltaires Enkel.“ „Wieso? Voltaire wollte, dass es unter uns bleibt…er…“ „Voltaire hat dir das Versprechen abgenommen nicht mir…So, ihr vier habt eure Antwort, ihr dürft gehen…was dich angeht Kai. Wir beide haben noch etwas zu besprechen. Es wird Zeit, dass du deine alten Platz in der Abtei wieder einnimmst…Setzen.“ Anstatt Boris Anweisung folge zu leisten drehte er sich zu seinen Zimmerpartnern um, die sich zwar auf den Weg zur Tür gemacht hatten, jedoch immer noch innerlich nicht verarbeitet hatten, was gerade passiert war. „Tala, ich…“ „Spar es dir, Kai. Ich hab dir alles erzählt und du gibst die Informationen einfach an den nächst besten weiter nur um hier raus zukommen. Ich dachte echt ich könnte dir vertrauen. Das war wohl ein Irrtum.“ Er wollte protestieren. Tala dazu bewegen stehen zu bleiben und ihm alles zu erklären, doch genau in diesem Moment kam kein einziger Laut über seine Lippen. Schon fast Hilfe suchend wanderte sein Blick zu den anderen, doch diese schienen nicht mal daran zu denken ihn anzusehen. Zu guter letzt blieb sein Blick wieder auf Tala hängen, dessen Blick ihn mittlerweile nur noch kalt musterte, bevor er sich endgültig abwendete. „Gehen wir.“ Genau in diesem Moment öffnete Bryan die Tür und alle verließen den Raum und ließen ihn mit Boris allein zurück. Hinter sich hörte er nur ein lautes Lachen. Scheinbar schien Boris diese Reaktion köstlich zu amüsieren. „Es ist doch immer wieder überraschend, wie schnell man doch wieder alleine steht, nicht wahr Kai. Also fangen wir noch mal von vorne an. Ich sagte, dass du dich setzen sollst. Und dass war keine Bitte sondern ein Befehl.“ Für einen Moment zögerte Kai, doch dann fügte er sich mit gesenktem Kopf letztendlich doch dem Befehl von Boris. „Geht doch, wieso nicht gleich so.“ Kai sah nicht mal zu Boris auf, als dieser das sagte. Zu sehr war er von der Reaktion der anderen geschockt. Dennoch konnte er es nicht verhindern, dass er sich zu dem ganzen äußerte. „Das wird Großvater nicht gefallen.“ Zwar murmelte Kai diese Worte nur zu sich selbst, doch dennoch hatte Boris sie mitbekommen. Wahrscheinlich dachte er, dass diese Worte trotz allem ihm galten, weshalb er sich dazu herab ließ und antwortete. „Irrtum Kai. Ich habe kurz nach deiner Ankunft telefonisch mit ihm gesprochen. Er will dass du meinen Regeln folgst und dass ich dafür sorgen, egal wie. Du hast mir keine andere Wahl gelassen als deine Identität aufzudecken.“ „Ich hab nichts getan.“ „Versuch nicht erst dich rauszureden. Ich kenne dich mittlerweile lange genug und dein kleiner Auftritt vor Tala und den anderen war Beweis genug dafür, dass du noch eine Menge zum Thema Disziplin und Gehorsam lernen musst. Ich hab dir eben lediglich die letzten Ablenkungen aus dem Weg geräumt…“ Auf diese Worte schwieg Kai. Ein Wort und er wusste, dass er dieses Treffen nicht ohne Schmerzen überstehen würde. Wobei Treffen das falsche Wort war. Boris hatte das hier mit Sicherheit ganz genau durchdacht. Der Blick, dem er ihm zugeworfen hatte, war viel zu offensichtlich. „…Doch kommen wir zu einem anderen Punkt. Wir wissen beide, dass du dich in der Abtei besser auskennst als jeder andere hier und an jede Information kommst, an die du kommen willst…“ „Was immer in der Abtei vorgeht, sie werden es nicht von mir erfahren, Boris.“ „Sicher Kai. Es ist kein Geheimnis, dass du hier raus willst. Glaubst du wirklich Voltaire würde dir diesen Wunsch erfüllen…vielleicht irgendwann, doch nicht solange du diese Einstellung besitzt….“ Bei diesen Worten stand Boris von seinem Stuhl auf, dabei zeichnete sich ein hinterhältiges Lächeln auf seine Lippen. Er hatte den Jungen im Moment genau da, wo er ihn schon immer haben wollte. Durch die Tatsache, dass er dessen Identität vor dessen Zimmerpartnern aufgelöst hatte, stand dieser nun wieder allein da. Zugegeben, es war nichts Neues für diesen, doch allein die Tatsache, dass er mittlerweile auch andere Gegebenheiten kennen gelernt hatte, ließ dies nun umso niederschmetternder wirken. Im Klartext, es war die perfekte Möglichkeit etwas Druck auf diesen Auszuüben und ihn wieder unter seine Kontrolle zu bringen und dieses Mal würde es so bleiben. Immerhin konnte niemand seine Ziele, die er jahrelang verfolgt hatte einfach mal eben in den Hintergrund drängen oder gar ignorieren. Und Kais Ziel war es seinem Großvater zu beweisen, dass er trotz allem keine Enttäuschung war, dass dieser es verdient hatte aus der Abtei heraus zukommen. Mit diesen Gedanken ging Boris um den Tisch herum, wobei sein Blick die gesamte Zeit auf Kai ruhte, welcher es immer noch nicht gewagt hatte aufzusehen. „…allerdings könnte ich die Sache durchaus beschleunigen…alles was dazu benötig wird, wäre meine Zusicherung, dass du soweit bist…“ Boris stand bei diesen Worten hinter Kai und bemerkte sichtlich amüsiert, wie dieser kaum wahrnehmbar mit sich selbst kämpfte. Er versuchte mit geschlossenen Augen seine Stimme zu ignorieren, seine Worte als Lüge zu entlarven. Kai wollte ihm nicht glauben, doch Boris wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis dieser an der gesamten Situation zusammen brechen würde. Die Informationen, die er brauchte, hatte Kai wahrscheinlich sowieso schon, es war also nur eine Frage der Zeit, bis er sie von ihm erhalten würde. Er brauchte lediglich etwas Geduld. „Deine Zimmerpartner sind genauso rebellisch wie du. Nur mit dem Unterschied, dass sie noch nicht so öffentlich agieren, wie du es tust. Gib mir Informationen, mit denen ich sie unter Kontrolle halten kann und ich werden persönlich dafür sorgen, dass sich deine Zeit hier radikal verkürzt…Überleg dir also ganz genau was du tust. Mein Angebot endet in einem Monat.“ Mit diesen Worten entfernte sich Boris wieder von Kai. Auf dem Rückweg zu seinem eigenen Stuhle richtete er nur noch einige wenige Worte an den Jungen. „Du darfst gehen…es sei denn du hast noch etwas zu sagen.“ Insgeheim, dass musste er zugeben, hoffte er, dass Kai seinen Vorsatz gleich über den Haufen werfen würde. Doch dafür schien dieser zu stur. Viel zu stur. Nach einem kurzen zögern, stand dieser deshalb auch auf und verließ den Raum. Boris hingegen setzte sich wieder und betrachtete die Tür aus der Kai gerade verschwunden war. //Mal sehen, wie lange du meinem Angebot widerstehen kannst.\\ Jeder andere in der Abtei, der Kais Wunsch hätte, würde das Angebot sofort annehmen, soviel stand fest. Die meisten wenig später, wenn sie erfahren, dass ihre Identität sie in eine katastrophale Lage gebracht hatte, doch Kai. Es würde ihn nicht wundern, wenn dieser bis zu letzten Minuten wartete. Allerdings konnte er warten, obwohl er seine Geduld mit einem Monat schon erheblich strapazierte. Falls dieser dann immer noch nichts sagen würde, dann musste er wohl oder übel die Konsequenzen für seine Sturheit tragen und die würden ihm nicht gefallen. Eines stand jedenfalls fest. Spätestens dann würde er seine Antworten kriegen. Niemand hatte je seine Strafen überstanden ohne ihm am Ende zu sagen, was er wissen wollte und dass würde Kai auch nicht. Zur Not musste er einfach Voltaire mit ins Spiel bringen auch wenn ihn dieser Gedanke gar nicht beharkte. Allerdings bezweifelte er dass er auf diese Methode zurückgreifen musste. Sobald Kai feststellte, dass er von seinen Zimmergenossen keine Rückendeckung mehr bekommen würde, sollte er anfangen zu reden. Für so schlau hielt er den Jungen jedenfalls. Immerhin war Kai nie jemand, der sich Beleidigungen und andere Angriffe von den restlichen hier lebenden einfach gefallen ließ. Nein, er war schon immer auf seine eigene Art und Weise dagegen angegangen. Hatte sich gewehrt und sich somit auch in gewisser Weise etwas Respekt verschafft. Zusätzlich jedoch hatte er durch sein eigenes Verhalten erreicht, dass die meisten aus der Abtei ihn mieden. Die Meisten waren der Meinung, dass man Kai nicht vertrauen konnte. Er hatte sich viel zu oft irgendwelche Stunts geleistet, die jeden anderen Tagelangen Zellenarrest verschafft hätte. Dem zur Folge lag der Verdacht nah, dass er sich bei ihm freikaufte. Was nicht der Fall war, doch wenn sich die Tatsache verbreitete, dass er Voltaires Enkel war, so würde man dieses Gerücht auf alle Fälle als wahr erachten. //Egal was du jetzt tust, Kai. Niemand wird dir mehr ein einziges Wort glauben, wenn dein richtiger Name in der Abtei die Runde macht und du wirst schneller wieder da landen, wo du einst angefangen hast. Die Frage ist nur, ob du das ertragen kannst.\\ Boris bezweifelte, dass Kai stark genug war mit den folgenden Konsequenzen umzugehen. Das hieß wenn es wirklich welche gab. Klar, Tala und die anderen aus seinem Zimmer schienen ziemlich sauer über die neuen Erkenntnisse zu sein, doch das war keine Garantie dafür, dass sie es ausplauderten. Wahrscheinlich musste er in dieser Hinsicht noch etwas Öl ins Feuer schütten, doch dass ging in der jetzigen Situation recht schnell. Zugegeben Voltaire würde nicht begeistert von dieser Wendung sein, allerdings hatte dieser selbst gesagt, was Geschehen ist lässt sich nicht mehr ändern. Es brachte auch nichts, sich eine gute Ausrede auszudenken, da Voltaire durchaus über Kais Wunsch bescheid wusste und vor allem über dessen Entschlossenheit sein Ziel zu erreichen. Immerhin hatte er selbst die vor Voltaire zugegeben. Jedoch war dies trotz allem kein Grund die Verhandlungen abzubrechen, für so nachtragend hielt er Voltaire nicht. Das einzige worauf er achten musste war, dass sich gewisse Personen in der Abtei nicht auf die Fahne schrieben Kai auf den Boden zu kriegen. Denn mit Verrätern war man in der Abtei noch nie freundlich umgegangen. Und so ungern er es zugab, so waren die Maßnahmen um diese in die Knie zu zwingen manchmal sogar drastischer als die seinigen. Niemand konnte sich lange in der Abtei halten, wenn alle gegen einen waren. Weder diejenigen, die den anderen kräftemäßig überlegen waren und noch weniger, diejenigen, die zu den schwächeren gehörten. Früher oder später kam der Zeitpunkt, an dem die ständigen Kämpfe und Erniedrigungen zu viel wurden und die betreffenden alles dafür tun würden um das ganze zu beenden. Die Verräter der Abtei waren Informanten, die sich einen Vorteil holen wollten, doch wenn sie an den eben genannten Zeitpunkt kamen, waren sie nichts mehr als folgsame Schüler. Und genau diese Art von Schülern kamen in die höheren Sektoren, in denen das Training um das hundertfache stieg. In dieser Phase der Abtei gab es kein zurück mehr, es gab niemanden, der etwas anderes tat außer trainieren und dass den gesamten Tag. Und genau dieses Training war der größte Unterschied zwischen den Sektoren 1- 9 und den höheren. Mit jedem Sektor nahm die Intensität des Trainings zu. Die Trainingspläne waren für jeden Sektor spezifisch auch wenn das Trainingsprogramm einiger Sektoren zur gleichen Zeit und an dem gleichen Ort stattfand. Wobei dass überwiegend auf die ersten 9 Sektoren begrenzt war. Bei den höherem Sektoren lag der Intensitätsunterschied pro Sektor beim Faktor 2. Das hieß, dass mit Einstieg in einen höheren Sektor das Doppelte leisten musste als zuvor. //Mal sehen wann der Junge aufgibt.\\ Die Methode der Abtei war einfach, doch die Ausführung war um einiges Komplizierte, denn die ganze Abtei gegen einen Jungen aufzubringen war eine heiden Arbeit. Am Anfang bildeten sich immer kleine Gruppen. Zum Teil aus Gefälligkeit und zum Teil aus Freundschaft und genau diesen engeren Zusammenhalt musste man als erstes brechen. Das war ihm bei Kai gelungen. Spencer, Bryan, Ian und sogar Tala hatten sich von diesem abgewandt und was die restliche Abtei anging, so war es jetzt nur noch eine Frage der Zeit. In dem Moment würde man sehen ob Kai auf seinem rebellischen Weg bleibt oder nachgibt, doch wenn er ehrlich war hatte er keine Bedenken, dass Kai nachgeben würde. Er wäre immerhin nicht der erste und mit Sicherheit nicht der letzte. Besonders da er im Gegensatz zu all den anderen hier etwas zu verlieren hatte. Und selbst wenn die erste Warnung nicht ankommen sollte, so hatte er andere Methoden, die Kai die gewünschten Informationen entlocken würden. Dessen war er sich sicher. - Bei Tala und Co. - Die Gruppe um Tala war derweil in ihrem Zimmer angekommen. Jeder für sich kämpfte noch in gewissen Maßen mit den letzten Erkenntnissen. Sie dachten das die Tatsache, dass Voltaires Enkel in dieser Abtei war nur ein Gerücht war, doch nun wurden sie eines besseren belehrt. Wie konnten sie nur so blind sein, immerhin hatten sie sich mehr als einmal darüber gewundert, dass Kai sich so viel erlauben konnte. Aber nie im Leben wären sie auf eine Verwandtschaftliche Beziehung zu Voltaire als Grund gekommen. Nie, nicht mal in ihren schlimmsten Träumen und dennoch war es so. „Ich glaub das einfach nicht.“ Tala konnte diesen Spruch nicht mehr zurückhalten. Ihn hatte die Erkenntnis am härtesten getroffen, was vor allem daran lag, dass er Kai vom ersten Moment vertraut hatte. Er hatte seinem Zimmerpartner fast alles erzählt, weil er gehofft hatte, dass dieser ihm auch irgendwann offener gegenübertreten würde. Doch dieses Verhalten war gerade ziemlich nach hinten losgegangen und genau dass machte Tala noch wütender über die Situation als er ohnehin schon war. Er kam sich verraten vor und dass konnte man ihm nicht mal verübeln immerhin hatte er Kai mehr als eine Gelegenheit gegeben um etwas dergleichen über sein Leben preiszugeben. „Jetzt wissen wir wenigstens woran wir bei dem Jungen sind.“ „Ist das alles was du dazu zu sagen hast?“ Spencer zuckte bei diesen Worten mit den Schultern. Was sollte er bitte sonst dazu sagen, an der Wahrheit würde es eh nichts ändern und die war eindeutig. Jedenfalls für ihn. „Ich finde wir sollten uns überlegen, was wir jetzt machen. Ich meine wir haben den Feind in unserem Zimmer. Wahrscheinlich macht der nur ein auf rebellisch um alle zu täuschen.“ „Hat ja auch prima funktioniert, Ian. Aber ernsthaft, was schlägst du vor?“ „Es allen sagen!“ „Spinnst du. Die bringen ihn um“ Auch wenn Spencer genauso wütend wie der Rest war, so fand er dass dann doch etwas übertrieben. Seiner Meinung nach wäre es klüger den Jungen einfach zu ignorieren und ihm keine Gelegenheit mehr zu geben an Informationen zu kommen. Doch wie konnte man die Abtei dazu bewegen ohne den Grund dafür preiszugeben. Die Frage war darüber hinaus auch, ob sie das überhaupt wollten. „Die Sache mit Voltaire müssen wir für uns behalten, den Rest aber nicht.“ Mit diesen war Tala aufgestanden und war aus dem Zimmer gegangen. Er musste hier raus, denn ihm fiel sehr wohl auf, dass seine Wut auf den Jüngeren immer stärker wurde. Was ihn aber am meisten störte war die Frage, ob er richtig gehandelt hatte. War es wirklich richtig von ihnen sich von Kai abzuwenden ohne ihm die Gelegenheit zu geben eine Erklärung abzugeben. „Welchen Rest?“ Für einen Moment überlegte Tala. Sollte er Bryan, der ihm aus dem Zimmer gefolgt war, wirklich erzählen was er damit meinte. Was wenn sie es in die Tat umsetzten. Doch andererseits verdient hätte es Kai ja. Immerhin hatte er sie total hinters Licht geführt. Für einen Moment überlegte Tala was er sagen sollte, erst als auch noch die anderen hinter ihm erschienen rang er sich endlich zu einer Antwort durch. „Den, dass er für Boris arbeitet.“ „Wer arbeitet für Boris?“ Nun war die Aufmerksamkeit der Langfingerbrüder auf ihnen und Tala verfluchte sich beinah für seine Antwort, aber auch nur beinah. Noch ehe er jedoch etwas dazu sagen konnte mischte sich Ian ein, der eine knappe und dennoch eindeutige Antwort gab. „Kai!“ Die Gruppe um Tala konnte richtig sehen, wie den beiden älteren geschockt die Kinnlade runterfiel. Wahrscheinlich hatten die beiden auch nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet dieser für Boris Informationen sammelt. „Nette verarsche. Wirklich nett.“ „Glaubt doch was ihr wollt, wir wissen dass es stimmt.“ Ian sagte das nur um anschließend sofort wieder in seinem Zimmer zu verschwinden. Auch Spencer tat es ihm gleich. Er konnte sich zwar jederzeit mit diesen Typen anlegen, doch er hatte keine Lust dazu, der Tag war auch so schlimm genug. Auch Bryan entschieden sich schnell dazu wieder in das Zimmer zu gehen und zog Tala dabei mit sich. --- Kapitel 15: Alles verloren!? ---------------------------- So willkommen zu einem neuen Kapitel. Ich weiß, dass einige von euch gerne mehr über Kais Aufenthalt bei seinem Großvater gelesen hätten, doch es gab mehrere Gründe weshalb ich mich dagegen entschieden habe. Zum einen wollte ich die Story nicht zu sehr auf einen Charakter zentrieren sondern auf die Erlebnisse der Demolition Boys (Blitzkrieg Boys) als Team. Zum anderen hatte ich geplant, das diese FF sich einzig und allein um das Leben in der Abtei dreht. Soviel jedenfalls zu meinen Hauptgründen. Nun eine kleine Warnung für das nächste Kapitel: Zartbeseitete sollten sich lieber rüsten, denn dieses Kapitel ist nicht ohne! Kapitel 15: Alles verloren!? Das Training wurde gerade beendet und alle gingen ihren üblichen Freizeitbeschäftigungen nach. Ein Monat war seit dem Zusammentreffen in Boris Büro vergangen und seit dem hatte sich so ziemlich alles verändert. Es wirkte auf einmal so, als wäre jeder in der Abtei gegen ihn, nicht dass es jemals anders war, doch meistens waren die anderem ihm aus dem Weg gegangen oder hatten ihn zumindest ignoriert, doch jetzt. Jetzt versuchten sie ihn regelrecht auf die Knie zu zwingen. Nicht dass sie viel Erfolgt damit hatten, zumindest keinen Sichtbaren, denn er würde einen Teufel tun und ihnen zeigen, dass ihre Aktionen eine Wirkung auf ihn hatten. Ihn interessierte nicht was der Rest der Abtei dachte. Hier gab es nur wenige Personen die ihm wichtig waren und er konnte diesen nur anrechnen, dass diese sich aus der allgemeinen Situation heraushielten, da er es sonst wahrscheinlich nicht so einfach ertragen hätte. Wobei er doch zugeben musste dass deren passive Reaktion fast genau so schlimm war, als würden sie persönlich gegen ihn angehen. Es war nicht so, dass er es sich einfach gefallen ließ. Schon am selben Tag hatte er versucht der Gruppe alles zu erklären, aber zugehört hatten sie ihm nicht wirklich. Flashback Kai hatte nicht lange gezögert als er aus Boris Büro raus gekommen war, sondern hatte sofort nach den anderen gesucht. Boris hatte ihnen in dessen eigener Art und Weise über seine Identität aufgeklärt. Es war nur fair ihnen auch den Rest zu erklären. Das hatten sie seiner Meinung nach verdient. Doch genau in dem Moment als er den entsprechenden Sektor erreichte in dem er Tala und die anderen erwarteten liefen ihm zwei andere Personen über den Weg, die er jetzt nicht gebrauchen konnte. „Na sieh mal an, der kleine Verräter hat sich wieder unter die Leute gemischt.“ „Wovon redet ihr eigentlich!“ „Ich glaube das weißt du genau. Deine Zimmergenossen haben uns alles erzähl. Jetzt ist auch klar, wieso du Boris Lieblingsschüler bist.“ „Bin ich nicht und jetzt verzieht euch.“ „Bedaure, aber Verräter sind hier nicht willkommen.“ „Darüber hinaus haben sie keine Rechte.“ Mit jedem Wort kamen die beiden größeren immer näher auf ihn zu. In diesem Moment konnte Kai nicht anders als zurückweichen. Im Bladen konnte er es mit diesen aufnehmen, so allerdings nicht. Allerdings konnte er von Glück sagen, dass in diesem Moment ein Aufseher in den Sektor stieß. Schnell stieß sich Kai von der Wand, an die er zuvor gedrängt wurde ab und lief mit schnellen Schritten zu seinem Zimmer. Es war nicht gerade das beste Versteck oder der beste Zufluchtsort, doch in seinem Fall reichte es, da er wusste, dass diese nicht reinkommen würden. „Sagt mal hat sich gerade eine lästige Ratte in unserem Zimmer verlaufen!“ Bei Ians Worte zuckte Spencer nur die Schulter bevor er zur Antwort ansetzte, doch diese viel nicht gerade freundlicher aus. Beide schienen einen ziemlich düsteren Unterton zu haben, der deutlich machte, dass mit ihnen nicht zu spaßen war. „Scheint so.“ „Leute bitte, lasst es mich erklären.“ „Wozu? Damit du uns irgendwelche Geschichten auftischen kannst? Nein danke ich verzichte freiwillig.“ Nun hatte sich auch Bryan eingemischt, der nur mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf seinem Bett lag und die über ihm liegende Matratze begutachtete. „Es ist aber nicht so wie ihr denkt.“ „So du bist also nicht Voltaires Enkel und hast uns auch nicht für dumm verkauft.“ „Doch, nein…ich meine…“ „Mach dich nicht lächerlich, das Spiel ist bereits vorbei, also kein Grund noch an deinem kleinen Plan festzuhalten.“ „Ich habe keinen Plan. Tala bitte…“ „Geschenkt, Kai. Weißt du wir sind nicht auf den Kopf gefallen also erspar uns deine Ausreden und verschwinde einfach.“ Talas Stimme war bei diesen Sätzen mehr als abweisend. Das konnte jeder spüren. Die Tatsache, dass er bei diesen Worten nicht einmal zu Kai blickte machte es nur noch deutlicher, dass dieser mehr als wütend war. Wütend und enttäuscht. „Das ist auch mein Zimmer!“ „Wen interessiert das?“ Dieser Kommentar kam von allen gleichzeitig, doch Talas nachfolgende Worte trafen ihn deutlich härter als alles andere. „Außerdem kannst du dich ja bei Boris beschweren, vielleicht lässt er dich ja noch mal das Zimmer wechseln.“ Diese Worte waren nun endgültig zuviel gewesen. Kurzerhand hatte er den Rücktritt angetreten und hatte das Zimmer verlassen. Dabei bemerkte er nicht die überraschten Blicke der anderen noch den von Tala in dem sich in diesem Moment doch ein gewisses Schuldgefühl widerspiegelte. Flashback Ende Bei diesen Gedanken zog er sich weiter in den Schatten zurück und beobachtete das Verhalten der andere. Keiner schien ihn zu bemerken, doch dass war immer so wenn er nicht wollte, dass man ihn entdeckte. Um ehrlich zu sein hatte er keine Lust den falschen über den Weg zu laufen, doch wirklich verhindern konnte er es nie. An dem Tag vor einem Monat war er einfach kurz vor Einschluss wieder in das gemeinsame Zimmer gekommen, wodurch es den den anderen wenigstens nicht möglich war ihn rauszuschmeißen. Allerdings schienen diese das auch zu wissen und haben sich dazu entschlossen ihn vollkommen zu ignorieren. Seit dem hatte kein einziges Gespräch mehr zwischen ihnen stattgefunden. Zwar hatte er öfters versucht einen weiteren Versuch zu starten, doch die anderen hatten ihn einfach stehen gelassen und das wortwörtlich. Vielleicht hätte er sie einweihen sollen, doch hätte das wirklich etwas geändert. Mit ziemlicher Sicherheit nicht. Bei diesen Worten schloss er die Augen und stand auf. Er konnte immerhin nicht ewig hier bleiben, auch wenn er es in gewisser Weise vorziehen würde. „Na sieh mal an, wen wir hier haben.“ Super, dass war jetzt echt was er brauchte. Dennoch, so wie es war, konnte es nicht schlimmer werden es sei denn die anderen erfuhren seinen Nachnamen. Es wunderte ihn sowieso wieso Tala und die anderen drei es nicht schon längst ausgeplaudert hatten. Dass er angeblich für Boris arbeitete hatten sie ja auch nicht für sich behalten. „Lasst mich in Ruhe oder...“ „Oder was? Willst du uns an Boris verpfeifen? Das versuch mal ohne Zunge!“ Wieso mussten eigentlich alle in dieser blöden Abtei älter und mindestens ein bis zwei Köpfe größer sein als er. Unter anderen Umständen hätte er vielleicht noch eine Chance den drei Typen vor ihm außer Gefecht zu setzten. Eine kleine zugegeben, aber er wäre wenigstens eine gewesen. Noch ehe Kai sich dazu entschließen konnte sich umzudrehen und wegzulaufen, falls das überhaupt jemals in seinen Kopf gekommen wäre, wurde er auch schon von Hinten gepackt. Dabei drehte besagter Angreifer, den er bis eben nicht mal gesehen hatte, seinen Arm um. Schnell bis sich Kai auf die Lippen um einen Schmerzensschrei zu unterdrücken. Den Gefallen würde er diesen Schwachköpfen nicht tun. Trotz allem konnte er nicht vermeiden, dass ein von schmerzen geprägter Ausdruck sein Gesicht passierte. „Was ist denn jetzt auf einmal los? Ich hör ja keine Drohungen mehr.“ Die anderen drei Jungen lachten nur über die Worte desjenigen, der Kai den Arm verdreht hatte. Dabei machte dieser jedoch einen Fehler. Eigentlich hätte Jacob, so hieß der Junge, der Kai durch seine Aktion auf seiner Position hielt, es besser wissen müssen. Er hätte den jüngeren trotz allem nicht unterschätzen dürfen. Doch seine Leichtsinnigkeit zwang ihn dazu sich vorzubeugen und seinem scheinbar wehrlosen Opfer etwas ins Ohr zu flüstern. „Wird Zeit Jerrics Drohung wahr zu machen, also halt schön still.“ Ohne länger über seine Aktion nachzudenken ließ Kai seinen Kopf zurückschnellen. Sein Hinterkopf kollidierte mit dem Gesicht seines Angreifers. Alles was er daraufhin hörte war ein lauter Schrei. Doch das interessierte ihn nicht, lediglich die Tatsache, dass sich der Griff um seinen Arm lockerte war die Erkenntnis die er brauchte. Schnell zog er seine Hand aus dem Griff des Älteren und ging auf Abstand. Gut, diese Aktion war durchaus unbedacht, da ihm kurz danach etwas schwindelig wurde, doch wenigstens konnte er Jacob dadurch entkommen. Dass dessen Nase durch seine Aktion anfing zu Bluten war ein weiterer Grund dafür, dass das Resultat die Schmerzen wert war. „Das wirst du bereuen, du kleiner…“ Intuitiv bereitete sich Kai auf einen weiteren Angriff vor, doch als der Sprecher seinen Satz plötzlich beendete, konnte er den Gedanken, dass etwas nicht stimmte nicht unterdrücken. Besonders da zeitgleich ein Ausdruck aus den Gesichtern der Jungs erschienen war, der deutlich dessen Angst zeigte. Eines war jedenfalls sicher, er hatte diesen Effekt nicht auf die vier doch umdrehen, um den eigentlichen Grund herauszufinden wollte er sich auch nicht. Zu seinem Bedauern war das auch nicht nötig, da er wenig später schon eine Stimme vernahm, die ihm mehr als bekannt war. „Na na na, das ist aber keine Art miteinander umzugehen. Oder?“ Innerlich fluchte Kai, nun würde erst Recht jeder glauben, dass er für Boris Informationen beschaffte, denn normalerweise hielt er sich aus solchen Situationen heraus. „D… das war ein Missverständnis, Gaspadin…wir…“ „Ich bin mir sicher dass es es Missverständnis war…soetwas passiert wenn man zuviel freie Energie in sich trägt. Vielleicht solltet ich das Training erhöhen, damit hier wieder Ordnung in diesen Sektor kommt!“ „Wir wollten sowieso gerade eine Übungsstunde einlegen, Gaspadin.“ „Sehr schön, dann will ich euch nicht länger aufhalten.“ Schneller als man es für möglich gehalten hätte zogen sich die drei Jungen in Richtung der Trainingshallen zurück. Auch Kai wollte die Gelegenheit nutzen um abzuhauen, doch der Sprecher hielt ihn noch rechtzeitig an seinem Schal fest. Innerlich fluchte Kai, wieso konnte er nicht einen Tick schneller reagieren, denn jetzt saß er in der Falle. Zwar wusste er nicht, was Boris vorhatte, doch anhand seiner Worte konnte er erahnen, dass es nichts Gutes war. „Du nicht, Kleiner. Der Monat ist vorbei und ich erwarte von dir eine Entscheidung!“ „Meine Entscheidung ist die selbe, die ich vor einem Monat getroffen habe und du wirst meine Meinung auch nicht ändern.“ „Achte auf deine Zunge…Sie bringt dich nur in Schwierigkeiten.“ Mit diesen Worten ließ Boris den Schal los und griff stattdessen nach Kais Arm. Für den jüngeren gab es keine Möglichkeit abzuhauen, es hätte sowieso nichts gebracht, da er so oder so nicht weit kommen würde. Demnach entschied er sich zumindest in diesem Punkt nachzugeben und sich von Boris vorwärts drängen zu lassen. Es war merkwürdig, doch auch ohne auf den Weg zu achten wusste er wo es hinging. Zu oft in seinem Leben hatte er gesehen, wie jemand zu den Bestrafungsräumen geführt wurde und anhand des Griffes war meistens schon zu erkennen, was passieren würde. Zumindest konnte man erahnen ob die betreffenden wirklich in einen Bestrafungsraum oder in Boris Büro geführt wurden. Was seine Position anbelangte, so wusste er genau wo Boris hinwollte. Seine Bestrafung war eine, die in der Abtei regelmäßig vorkam, jedoch war diese erst zu Ende wenn der zu Bestrafende sagte was Boris hören wollte oder ohnmächtig wurde. Doch bevor das passierte musste einiges passieren, dass wusste er. Denn nicht allzu oft haben diejenigen, die wirklich solange durchgehalten haben, den nächsten Morgen nicht mehr erlebt. Doch würde Boris auch bei ihm soweit gehen. Was würde sein Großvater dazu sagen. Und selbst wenn dieser die jetzige Wendung nicht gutheißen würde, würde Boris diese Tatsache interessieren. Er wusste es nicht und noch ehe er genau darüber nachdenken konnte, landete er schon auf den kalten, harten Steinboden, auf dem wenn man hinsah noch immer getrocknetes Blut erblicken konnte. Zusätzlich drang ihm ein unangenehmer Geruch in die Nase, den er nicht so recht zuordnen konnte. Es war eine merkwürdige Zusammensetzung aus Schweiß, Blut aber auch etwas wie Fäulnis. Jedenfalls vermutete Kai dass, als sein Blick auf eine der Peitschen viel, die an der Wand hingen und an denen, so wie es aussah immer noch Reste des letzten Opfers hingen. Schnell wendete er sich von der Wand, an dem die Peitschen hingen weg. Er wollte gar nicht genau wissen, womit er gleich Bekanntschaft machen durfte. In der Abtei gab es eine Regel, die sich wie ein Lauffeuer unter den einzelnen verbreitete. Wenn man kurz davor ist ausgepeitscht zu werden dann durfte man weder provozieren, vor Schmerzen schreien, um Gnade pflehen und erst recht nicht weinen. Doch diese galten nur für normale Bestrafungen. Wenn jedoch Informationen verlangt werden und man von vornherein weiß, dass sie unter keinen Umständen preisgegeben werden durften, dann musste man provozieren. Die meisten Wachen verloren dann die Beherrschung und schlugen dann in einem Tempo zu, dass man die einzelnen Schläge nicht mehr spürte sondern sich eine Art gleich bleibende Schmerzempfindung einstellte. Die Frage war nur ob Boris auch so reagieren würde. Insgeheim bezweifelte er es, doch welche andere Möglichkeit blieb ihm. Immerhin hatte er nicht vor nachzugeben oder sich Boris in einer anderen Art und Weise zu unterwerfen. Außerdem war Boris auch nur ein Mensch der in Situationen, in denen er vor Wut kochte einfach handelte, so wie jeder andere auch. „Du solltest dir deine Antwort noch mal überlegen. Immerhin solltest du wissen dass sie bei mir früher oder später alle reden wie ein Wasserfall.“ Bei diesen Worten war Boris zu einer der Peitschen gegangen und drehte sie abschätzend in seiner Hand. Es war eine aus festem Leder und relativ dünn. Wodurch sie unnatürlich schnell durch die Luft schnitt und das Ziel umso härter traf. Die Schmerzen, die diese anrichtete waren enorm aber auch kurzlebig. „Sie sollten wissen dass ich nie besonders viel rede.“ Bei Kais Antwort legte Boris die Lederpeitsche zurück. Auch wen Kai es eigentlich vermeiden wollte, so konnte er nicht anderes als Boris Bewegungen zu beobachten. Zwar wollte er nicht wissen welche der vielen peitschen Boris wählte, doch er wusste auch, dass dieses Verhalten nur dazu diente die Angst in ihm zu steigern. Immerhin war Kai sich sicher dass der Abteileiter jeder dieser peitschen schon etliche Male benutzt hatte und von ihrer Wirkung wusste. Wahrscheinlich hatte er sogar schon eine ausgewählt und wollte ihn nur mittels Psychoterror umstimmen. Doch er hatte seine Entscheidung getroffen und die würde er nicht widerrufen, egal was dieser vorhatte. „Das ist etwas was sich durchaus ändern lässt...“ Nach diesen Worten schlich sich ein zuversichtliches und zugleich kaltes Lächeln auf Boris Lippen. Der Abteileiter hatte den Jungen zwar noch nicht soweit, dass dieser ihm die gewünschten Informationen gab, doch allein die Tatsache dass Kai es nicht wagt sich von der Stelle zu bewegen macht deutlich, dass dieser den nächsten Minuten nicht gerne entgegen sah. Zu mal Kai bisher noch keine Bekanntschaft mit dieser Art Strafe gemacht hatte. Boris war immer darauf bedacht, dass Kai eine Bestrafung bekam, die keine bleibenden Schäden wie Narben hinterlassen würde. Denn auch wenn Voltaire sich nicht dagegen aussprach, dass Kai genauso behandelt wurde wie die restlichen Kinder in der Abtei, so gab es durchaus Grenzen die er nicht zu überschreiten hatte. Und diese kamen zu tragen, wenn durch die Bestrafung eine Gefahr für Kai bestehen würde. Und genau die Bestand bei dieser Art von Bestrafung, das war Boris bewusst. Es war nicht unüblich, dass die Wunden derjenigen, die ausgepeitscht wurden, sich entzündet hatten, oder durch den hohen Blutverlust an der Grenze zwischen Leben und Tod gestanden haben. Meistens jedoch war dies nur der Fall, wenn die Aufseher provoziert wurden. Allerdings war das eine Sache, die Kai relativ gut konnte. Allerdings bezweifelte er, dass Kai eine das was ihm bevorstand lange durchhalten würde. Zwar hatte ihn der Junge schon öfters überrascht und einen äußerst starken Willen bewiesen, doch in diesem Fall brauchte es mehr als nur einen starken Willen. Dieses Mal gab es keinen Psychoterror dem er sich stellen müssen, jedenfalls nicht nur. „…also, womit sollen wir anfangen…“ Mit diesen Worten wendete Boris seine Aufmerksamkeit wieder an Kai, den er bis jetzt nicht beachtet hatte. Ohne dem jüngere die Zeit zum Antworten zu geben, hatte er sich schon von den Folterwerkzeugen abgewendet und Kai auf die Beine gezogen. Schneller als Kai reagieren konnte, hatte Boris ihn schon zu der Reihe der Peitschen gezerrte, damit dieser einen besseren Blick auf diese hatte. Ihm war es wichtig dass Kai realisierte, womit er jeden Moment Bekanntschaft machte. „..ich bevorzuge meistens diese hier. Im ersten Moment wirkt sie ziemlich ramponiert, doch das ist durchaus beabsichtigt…“ Mit diesen Worten glitt Boris Hand über das raue Peitschenende. Das Leder war borstig und ausgefranste, was den Sinn hatte sich in das Fleisch des zu Bestrafenden zu verankern und diesem dadurch nur noch mehr Schmerzen zu bringen. Amüsiert sah er zu wie Kai sich demonstrativ in eine andere Richtung wendete. Es war dem Jungen anzusehen, dass dieser nichts von alledem wissen wollte. „…allerdings glaube ich, dass die Standardversion durchaus ausreichen wird oder siehst du das anders, Kleiner.“ Kai antwortete daraufhin nicht, allerdings hatte Boris damit auch nicht damit gerechnet. Der kleine Smalltalk diente eh nur dazu Kai weitere Angst zu machen. Und er hatte erfolgt mit der Situation. Wäre es nicht so, wäre Kai schon längst eine seiner typischen unbedachten Kommentare herausgerutscht. Dem war aber nicht so. Allerdings wollte er diesen Zustand nicht ruinieren, in dem er dieses Spielchen unendlich lange weiter spielte. „Keine Antwort? Wie schade, aber wie gesagt, du wirst noch früh genug reden.“ Mit diese Worten stieß er Kai wieder zu Boden, sodass dieser auf seinen Knien landete in der selben Bewegung hatte er sich eine der peitschen ergriffen und zugeschlagen. Mit einem zufriedenen Lächeln vernahm er den lauten Schrei des Jungen. Das Ende des Peitsche hatte diesen mitten auf dem Rücken getroffen. In dem Dämmerlicht war es zwar schwer zu erkennen, doch durch das weiße Shirt welches Kai trug, war ersichtlich, dass die Wunde sofort zu bluten anfing. Egal wie standhaft dieser auch war oder wie sehr dieser sich einreden würde keine Schwäche ihm gegenüber zu zeigen, es würde ihm nicht gelingen. Die Schmerzen würden immer größer sein und besonders durch den doch recht schnellen und unerwarteten Schlag konnte dieser sich nicht darauf vorbereiten und sich den Mund verbieten. Normalerweise war es üblich die betroffenen mit dem Armen über den Kopf an die Decke zu hängen, so wie es im alten Mittelalter der Fall war. Doch dies hier sollte nicht nur eine Strafe sein, sondern eine bleibende Lektion. „Steh auf.“ Zitternd und mit einiger Mühe folgte Kai seinem Befehl. Auch wenn Boris wusste, dass das eine reine Totzreaktion war, so gab er sich damit zufrieden. Noch ehe er richtig stand war Boris einen Schritt vorgetreten und schubste ihn in Richtung Raummitte. Kurz darauf ließ er die feine lederpeitsche wieder mit Kais Rücken kollidieren, wodurch dieser in die Knie gezwungen wurde. Ablenkung und Bestrafung, dass war seine Methode. Er gab seinen Opfern nie die Zeit zu reagieren. Auch wenn seine Schläge im Moment noch relativ harmlos waren, so reichte es dennoch für Schmerzen, die ein gewöhnliches Kind nicht so leicht aushalten kann. Die meisten brachen schon nach einem halben Dutzend Schlägen zusammen und winselten um Gnade. Auch Kai war diese Art von Schmerzen nicht gewohnt, doch auch wenn Boris sich seiner Sache sicher war so rechnete er dennoch nicht damit, dass ein Dutzend Schläge ausreichen würden. Nein um diesen Jungen zum Reden zu bringen bedurfte es einiges mehr doch er fing ja gerade erst an. „Sag mir was ich wissen will!“ Bei diesen Worten war er wieder zu Kai getreten und fuhr mit seinen Fingern über die blutigen Striemen auf dessen Rücken. Eine Aktion, die den Jungen vor ihm sofort zusammen zucken ließ. Allerdings war das auch alles. Kai biss sich regelrecht auf die Zunge um keinen laut mehr von sich zu geben, doch damit ließ sich Boris nicht zufrieden stellen. Mit einem zischenden Unterton zog Boris ihn wieder auf die Beine und dieses Mal befestigte er dessen Hände an den zwei in der Mitte des Raumes herunterhängenden Seilen. „Bitte, wenn du unbedingt den Kopf für Blader hinhalten willst, die nichts mehr von dir wissen wollen, dann tu das. Ich werde schon auf meine Kosten kommen.“ Es dauerte eine Weile, dann schnellte die Peitsche ein weites Mal durch die Luft und schnitt durch Kais Shirt-Stoff dessen Haut. Boris blickte amüsiert zu wie Kai versuchte seine Hände von dem Seil zu befreien, doch je mehr er an diesem zerrte desto stärker schnitten das Seil in seine Handgelenke ein. //Scheinbar ist der kleine jetzt nicht mehr so vorlaut.\\ Ein letztes Mal schlug Boris zu, doch dieses Mal mit voller Kraft. Hätte Boris Kais Hände nicht vorher angebunden, so wäre dieser im Anschluss auf die Knie gesunken, doch so wurde er von den Seilen gehalten. Zwanzig Schläge. Interessiert betrachtete Boris sein Werk. Der Körper seines Opfers zitterte vor Schmerzen. Eines der Reaktionen die Kai nicht kontrollieren konnte. Auch wenn das Shirt, welches der Junge trägt den Schmerz etwas reduziert hatte so war es genug um den jungen Rebellen in die Knie zu zwingen. Doch das war immerhin nicht sein Ziel, er wollte seine Informationen und dafür musste Kai diese Prozedur bei vollem Bewusstsein durchleben. Und genau das hinderte ihn am weitermachen. Schon fast gelangweilt trat er um den Jungen herum und Faltete die Peitsche zusammen. Mit der Schlaufe hob er Kais Kinn an so dass dieser ihm in die Augen sehen musste. Der Schmerz war deutlich in den Rubinfarbenen Augen zu erkennen, doch auch noch etwas war in diesen. Etwas was ihm noch nie gefallen hatte. In den tiefen dieser Augen lag ein Feuer, welches seinen Kampfgeist wiederspiegelte. Er hatte dieses Feuer mehr als einmal eingedämmt doch löschen hatte er es nie können. „Ich geb dir ein paar Stunden Bedenkzeit. Vielleicht hilft dir das zu Vernunft zu kommen, wenn nicht…sagen wir einfach, dass du dem nächsten Tag dann nicht entgegen sehnen solltest.“ „Fahren sie zur Hölle.“ Boris erwiderte darauf hin nicht sondern ließ nur von dem Jungen ab. Erst als er hinter diesen Getreten war schnellte noch einmal herum und ließ die peitsche mit voller Wut auf Kais Rücken schlagen. Einmal, zweimal…ganze zehn mal wiederholte er diesen schnellen und harten Schlag, bevor er die Peitsche zurück hing und den Raum verließ. Die letzten 10 Schläge waren ein Vorgeschmack darauf, was Kai blühen würde, wenn dieser weiterhin so stur blieb und er hielt diesen Jungen für schlau genug seine Warnung zu erkennen. Noch so ein respektloser Spruch und er würde Kai zeigen, wieso jeder bei ihm redete. Doch zuerst würde er sich etwas zu trinken genehmigen und sein neustes Opfer in dem kalten Steinraum alleine lassen, damit er die Zeit hatte noch mal über das nachzudenken was er tat. -Einige Stunden später - Kai wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, nur dass es nicht lange genug war als Boris wieder den Raum betrat und ihn intensiv musterte. Er wusste nicht einmal ob er wirklich die gesamte Wartezeit bei Bewusstsein war, da er auch so kaum noch etwas von seiner Umgebung mitbekam. Selbst Boris hatte er nur bemerkt, weil dieser seine Fesseln kontrolliert hatte. Wahrscheinlich wollte dieser nicht dass er seine Hände doch noch irgendwie befreien konnte, was im Endeffekt auch keinen wirklichen Unterschied machen würde. Es gab so oder so kein entkommen und die Tatsache dass er ziemlich durchgefroren war machte dies noch deutlicher. Das Zittern seines Körpers konnte er schon lange nicht mehr kontrollieren und trotz der Kälte spürte er den Schweiß auf der Haut, der die gesamte Situation noch unerträglicher machte. Denn nicht nur ließ dieser die Kälte noch schneller und tiefer in seinen Körper dringen, sondern er sorgte auch dafür, dass die frischen Wunden, die mit diesem in Berührung kamen schrecklich zu brennen begannen. Er wollte nur noch hier raus und zurück in sein Zimmer. Sich einfach unter der dünnen Decke zusammenrollen und dass alles in Vergessenheit geraten lassen. „Vielleicht sollten wir in kleinen Schritten anfangen. Fangen wir doch bei Ian an. Immerhin ist dieser Zwerg für dich am wenigsten von nützen…“ Für einen Moment wartete Boris als Kai keine Anstalten machte zu reden, fuhr er mit seiner belanglosen Rede fort, wobei er sich scheinbar nachdenklich auf einem Stuhl der einige Meter von Kais Position entfernt stand, setzte. „…Scheinbar nicht. Was ist mit Spencer, immerhin hat er deine Chance ruiniert aus dieser Abtei herausgekommen. Wenn man es genau nimmst wärst du ohne ihn jetzt nicht in dieser Situation…“ Kai schloss bei diesen Worten die Augen, er wollte nicht zuhören. Denn was Spencer betraf hatte dieser in gewisser Weise Recht. Hätte er diesen Vernichtend geschlagen, so hätte sein Großvater ihn wahrscheinlich hier rausgeholt. Jedenfalls hatte er das gesagt. Aber Spencer hatte ihm nie etwas getan, genauso wenig wie Ian. Darüber hinaus hatte er nie nach Geheimnissen gefragt. Er wusste zwar eine Menge, aber nichts was Boris halbwegs zufriedenstellen würde. Wobei eine Sache gab es, doch sollte er das erzählen, würden die beiden sich in diesem Raum widerfinden. „…auch nicht, bleibt also nur noch Bryan.“ „Vergessen sie’s“ Die Worte waren nur ein Flüstern, doch sie reichten um Boris in Rage zu bringen. Ohne großartig auf seine Schritte zu achten stand der lilahaarige auf und schritt zu seinen geliebten Waffen. Er griff nach der erstbesten und machte dort weiter wo er aufgehört hatte. Erst einige Minuten später kam er wieder zur Besinnung und hielt inne. Und auch ohne Kais Gesicht zu sehen wusste er dass dieser am Rande der Bewusstlosigkeit stand. Kai war noch nicht ganz weggetreten doch diese Erkenntnis brachte ihn nicht weiter. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ließ er die Peitsche zu Boden fallen und schritt auf den Junge zu. Mit einigen kurzen Griffen hatte er die Fesseln um dessen Hände gelöst. Aufgrund seines Zustandes brach Kai sofort zusammen. Boris machte sich nicht mal die Mühe ihn auf den Beinen zu halten oder gar sich nach dessen Befinden zu erkundigen. „Lasst den Jungen halbwegs zu Bewusstsein kommen und dann bringt ihn zurück zu den anderen.“ Das war alles was Boris sagte, als er den Raum verließ. Die Aufseher, welche die gesamte Zeit vor der Tür gewartet, traten nun in den Raum ein und stellten sich wartend vor die Tür. Sie dachten nicht im Traum daran Boris Befehl zu missachten. Erst als Kai sich anfing wieder zu rühren zogen sie diesen gewaltsam wieder auf die Beine. Hätten diese Männer nicht so einen starken Griff gehabt, so wäre er sofort wieder auf die Knie gegangen, doch so konnte er nicht anders als sich dem Willen der Aufseher zu fügen. Wobei fügen das falsche Wort war. Er wurde regelrecht in die Richtung gedrängt in die er gehen sollte. Wobei er nicht mal wusste wohin sie ihn drängten. Zwar hatte er Boris Worte durchaus gehört, doch konnte deren Bedeutung nicht so recht verstehen. Sollten diese Aufseher ihn in eine der Bestrafungszelle bringen oder das Zimmer, welches er sich mit den anderen 4 teilte. - Bei Boris - Grübelnd überlegte Boris was er jetzt machen sollte. Wenn er nicht aufpasste dann würde die gesamte Ordnung in der Abtei verloren gehen. Kais rebellisches Verhalten war schon schlimm genug. Doch er war nur einer und noch dazu jemand, dem man eh nachsagt, dass dieser für ihn arbeitet. Würde sich die Gruppe um Tala genauso aufführen, dann würde es hier bald einen Aufstand geben. Selbst wenn die Meisten nur Kinder waren, die kaum eine Chance gegen die Aufseher hatte, es war die Masse die das größte Problem ergibt. Er hätte von Anfang an einen Riegel vorschieben müssen. Die Zusammenlegung der fünf sollte im strategischen Sinne für seinen Vorteil dienen. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass Tala sich sofort auf dessen Seite schlagen würde und gleichzeitig die restlichen ebenfalls ein Körnchen des rebellischen Verhaltens einpflanzte. Zugegeben er hatte vor aus Kai und Tala ein Team zu machen, doch es sollte eines sein, welches für ihn und nicht gegen ihn kämpfte. Die beiden waren gut, dass stand außer Frage und noch dazu schienen sie sich in Kämpfen zu ergänzen. Die Schwäche des einen war die Stärke des anderen doch nun musste er dringend umdenken. Es war nicht undenkbar die beiden dennoch zu zwingen zusammen zu kämpfen, jedoch würde nun die Harmonie, die diese Kämpfe immer ausstrahlten nicht mehr existieren, ein Nachteil der durchaus hinnehmbar ist. Das Problem blieb jedoch bestehen. Tala konnte genauso viel Schwierigkeiten machen wie Kai und dass musste er irgendwie verhindern, doch vorher wollte er sehen wie die anderen auf Kais Zustand reagieren. - Bei Kai - Unsanft wurde Kai in das Zimmer geschubst. Er zitterte am ganzen Körper und trotz der Schmerzen zwang er sich dazu aufzustehen. Mit jedem Schritt, der ihm seinen Bett näher brachte biss er sich stärker auf die Lippen. Allein deshalb um nicht doch noch vor Schmerzen aufzuschreiben. Er wusste selbst nie wie er es in diesem Zustand schaffte auf dass Bett zu kommen, es war ihm egal. Zitternd zog er sich in diesem zusammen und klammerte sich an der Decke fest, als würde sie in der Lage sein, seine Schmerzen wegzutragen. Langsam aber sicher trieben ihm die Schmerzen Tränen in die Augen. Er hatte seit Jahren keine einzige Träne vergossen, doch nun konnte er sie einfach nicht länger zurückhalten. Dabei wusste er nicht was schlimmer war. Die Tatsache, dass er das Gefühl hatte, dass sein Rücken sich anfühlte als hätte er damit eine halbe Ewigkeit auf glühenden Kohlen gelegen oder die Tatsache, dass er das Vertrauen der einzigen Personen verloren hatte, die ihm hier wirklich etwas bedeutetet hatten. Bei dieser Erinnerung liefen weitere Tränen über seine Wangen, die ohne Wiederkehr in dem Kissen verschwanden auf dem er lag. „Kai?“ Bei dieser Stimme zuckte er zusammen. Ein Reflex, der sofort mit einer weiteren Welle des Schmerzes bestraft wurde. Zwar versuchte er den Schmerz zu ignorieren und vor allem den Sprecher, doch dass gelang ihm nicht. Besonders, da dieser allein durch sein Schweigen mitbekommen hatte, dass etwas nicht stimmte. Jedenfalls hätte er das, wenn Boris nicht mit aller Gewalt einen Keil zwischen sie getrieben hatte. Seit Wochen redeten sie nicht mehr miteinander und auch dessen Worte kamen ihn wie ein Traum vor. Wahrscheinlich war es sowieso nur sein Kopf, der ihm einen Streich spielte. Wieso sollte Tala ihn sonst ansprechen, er hatte immerhin mehr als deutlich gemacht, dass er nichts mehr von ihm wissen wollte. Er konnte es diesem nicht mal verübeln. Er hatte ihnen verschwiegen, dass er Voltaires Enkel war und für die meisten war dieser die schlimmste Person, die es auf der Welt gab. Wie sollte er da bitte anders sein. Für die vier war er jetzt wo sie wussten, wer er war nur noch ein Spitzel seines Großvaters. Nicht mehr und auch nicht weniger. Doch das war er nicht, er hatte nichts von alldem was er hier erfahren hat verraten. Kein einziges Wort. Das war auch der Grund wieso er jetzt in dieser Situation war. Wieso Boris vor nicht mal einer halben Stunde seine gesamte Wut an ihn ausgelassen hatte. Er hatte für sein Schweigen bezahlen müssen und der Preis war hoch. Je weiter er darüber nachdachte, desto weiter drifte er in die Bewusstlosigkeit. Nur Ansatzweise bekam er mit, dass irgendetwas in seiner Umgebung besprochen wurde und dann war alles nur noch schwarz. Und zum ersten Mal in seinem Leben hieß er diese Dunkelheit um ihn herum willkommen, da diese auch seine Schmerzen fort trugen, jedenfalls für den Moment. Kapitel 16: Aus Wasser wird Blut -------------------------------- Kapitel 16: Aus Wasser wird Blut Tala wusste nicht was los war. Nur, dass er von dem zuschlagen der Zimmertür geweckt wurde. Doch er fuhr nicht hoch. Dass hatte er sich abgewöhnt. Sehen konnte er in dieser Dunkelheit des Zimmers eh nichts. Er konnte lediglich Schritte hören, doch irgendwie wirkten sie schwerfällig. Schnell dachte er zurück. Spencer und Ian waren Langschläfer. Sie würden unter keinen Umständen um diese Zeit in der Zelle herumwandern, es sei denn sie würden einen Streich planen, doch dass würde die Tür nicht erklären. Dass Badezimmer war immerhin so ziemlich am anderen Ende des Zimmers. Es kann dem zur Folge nur die Tür zu Haupthalle gewesen sein, die zugeschmissen wurde, doch die war abgeschlossen und nur die Wachmänner kamen noch rein. Plötzlich schlug er sich gedanklich gegen den Kopf. Wie konnte er das nur vergessen. Sie alle, dass hieß Bryan, Spencer, Ian und er, waren während des Einschlusses in ihrem Zimmer gewesen. Lediglich Kai fehlte und den hatten sie den ganzen Tag nicht gesehen. Nicht dass sie ihn wirklich sehen wollten, doch das war eine andere Sache. Mit diesen Gedanken drehte er sich vorsichtig auf den Bauch und blickte zu dem Bett des jüngeren. Er wusste selbst nicht wieso er es tat, doch irgendwie hatte er ein schlechtes Gefühl was diesen anging. „Kai?“ Als er nach einigen Minuten immer noch keine Antwort bekam, legte sich Tala wieder auf die Seite, allerdings schien irgendetwas in ihm darauf zu bestehen nachzusehen, ob der jüngere in Ordnung war. Doch um seine Sorge nicht zu offen zu zeigen, versteckte er seine Besorgnis hinter einer aufgesetzten wütenden Fassade. „Weißt du, wir sind diejenigen, die ein Recht haben sauer auf dich zu sein und dich zu ignorieren. Nicht umgekehrt.“ Ein weiteres Mal bekam Tala keine Antwort. Nun wurde es dem rothaarigen zu bunt und er schmiss seine Decke mit einer Handbewegung zur Seite, bevor er sich endgültig zu Kai umwendete. Es konnte sein, dass er mit ihnen bereits abgeschlossen hatte, dennoch hätte er zumindest einen genervten Kommentar erwartet. Kai war immer jemand, der in jeder Situation einen Spruch auf Lager hatte, dass dieser so still war beunruhigte ihn irgendwie. Er war einfach viel zu ruhig, jedenfalls wenn man von seiner unregelmäßigen Atmung absah. Eine einzige Reaktion hätte ihm gereicht, auch wenn dieser sich nur die Decke über den Kopf gezogen hätte um seine Stimme abzublocken, doch er schien sich nicht mal einen Millimeter zu rühren. Vorsichtig streckte er seine Hand nach Kai aus. Doch schon als er nur das Hemd des jüngeren berührte bemerkte er wie etwas Feuchtes seine Fingerspitzen benetzte. Für einen Moment hielt er kurz inne und versuchte die Situation zu begreifen, doch dann überkam ihn eine böse Vorahnung. „Kai, komm schon, sag was. Zur Not auch, dass ich dich in Ruhe lassen soll. Bitte nur ein einziges Wort.“ Ein weiteres Mal wartete er, dann griff er blitzschnell nach seinem Kissen und schleuderte es in die Richtung, in der er Spencers Bett vermutete. „Hey, sag mal was soll der Scheiß. Dass kannst du gerne machen, wenn ich morgens nicht aufstehen will aber nichts Nachts um, ach was weiß ich wie viel Uhr es mittlerweile ist. Ich will jetzt schlafen!“ „Hey Klappe, wir hatten einen Deal zum Thema Einschluss.“ „Haltet den Mund und macht das Licht an.“ „Vergiss es!“ Mit diesen Worten drehte sich Spencer wieder um, doch so leicht gab Tala nicht auf. Jedenfalls nicht in dieser Situation. Es interessierte ihn im Moment wenig ob Spencer schlafen wollte oder ob er mit dieser Aktion gegen die Zimmerregeln verstieß. „Ich sagte Licht an. Sofort!“ Das hatte gesessen. Wütend schnaubend hörte man wie sich Spencer in seinem Bett wieder umdrehte, die Decke zu Seite stieß und den Lichtschalter bestätigte. Kurz darauf stand er schon mitten im Zimmer und sah ihn mit einem mörderischen Blick an. Bevor er jedoch noch einen weiteren Schritt machen konnte, standen auch Bryan und Ian auf und sahen Spencer beleidigt an, weil dieser das Licht doch angeschaltet hatte. „Ich hoffe du hast einen guten Grund, sonst schwöre ich, dass ich dich von diesem Bett runter hole und dir eine härtere Strafe zuführe als Boris es je könnte.“ Tala ignorierte Spencers Drohung derweil und strich Kai vorsichtig über den Rücken, bevor er seine Hand hochhob und sie den anderen zeigte. Als die drei das rote Blut an Talas Hand erblickten blieben ihnen sämtliche Worte im Halse stecken. Ian war daraufhin der erste der reagierte und vorsichtig die Leiter an seinem Bett hochstieg um nachzusehen, was wirklich los war. Was er jedoch erblickte ließ ihn umso geschockter zurück. „Oh man, das sieht richtig übel aus!“ Nun wurde es Bryan zu bunt und er zog Ian gewaltsam von der Leiter runter, um wenig später selbst hinauf zu klettern, nur um vor lauter Schock fast gleich wieder von dieser herunter zufliegen. Zu seinem Glück konnte er sich jedoch noch rechtzeitig an dem Bett festhalten, bevor er das Gleichgewicht verlor. „Was haben sie mit dem Jungen angestellt.“ „Mich würde eher interessieren, wie der es geschafft hat in diesem Zustand da hochzukommen.“ „Können wir darüber später diskutieren, wir können ihn in diesem Zustand doch nicht einfach sich selbst überlassen.“ Für einen Moment zögerte Spencer, Bryan und Ian, doch dann entschied sich Bryan dazu das ganze in die Hand zu nehmen. Tala hatte immerhin Recht, sie konnten den Jungen nicht einfach da oben liegen lassen, dass würde dieser wahrscheinlich nicht überleben. Nein, es war eher so, dass er es mit Sicherheit nicht überleben würde. Die Wunden an seinem Rücken sahen nicht gut aus, jedenfalls soweit er es beurteilen konnte. Doch das Blut, welches in der Zwischenzeit das ganze T-Shirt des Jungen getränkt hatte, ließ die kritische Lage nur noch offensichtlicher wirken. Kurz sah sich Bryan um, bevor er von der Leiter herunter sprang. „Wir müssen den Jungen da erst Mal wieder runter holen. So kommen wir auf jeden Fall nicht an ihn ran.“ „Und wie stellt du dir dass vor. Soll ich ihn etwa von hier runterschubsen.“ „Eine Idee wäre es, doch ich glaube, dann können wir uns die ganze Aktion auch schenken.“ „Und was dann?“ Noch während Ian das sagte, war er wieder die Leiter hochgeklettert und setzte sich auf die Bettkante, als ob die Wahrscheinlichkeit eine gute Idee zu kriegen dort größer war. Allerdings hatte Bryan schon einen Plan. „Du wirst sehen. Spencer hilf mit mal den Schrank vor Ians Bett zu schieben. Ian bleib am besten da oben, dann kannst du Tala helfen ihn uns runter zu reichen.“ Spencer der mittlerweile auch mitbekommen hatte, was Bryan vorhatte ging derweil zu dem Kniehohen Schrank und beförderte ihn mit Bryans Hilfe vor Ians Bette. Anschließend kletterte Bryan auf diesen, jedoch nicht ohne vorher zu beten, dass dieser nicht einkrachen würde. Auch Ian und Tala hatten mittlerweile mitbekommen, was die beiden älteren vorhatten. „Ok, reicht ihn mir runter, aber vorsichtig.“ „Geht klar.“ Sofort daraufhin drehten die beiden Kai so, dass dessen Füße über die Bettkante baumelten. Um zu verhindern, dass dieser jedoch abrutschte und doch noch auf den Boden krachte, hielt Tala ihn noch fest, bevor er von Bryan das Zeichen bekam ihn endgültig loszulassen. Im letzten Schritt reichte Bryan den bewusstlosen Jungen an Spencer weiter, welcher den Jungen vorsichtig auf dessen eigenes Bett legte. Kurz darauf machte er sich auch schon daran, Kai das Shirt auszuziehen, damit sie sich die Wunden besser ansehen konnten, doch außer Blut konnten sie nichts auf den Rücke des Jungen sehen, man konnte die Verletzungen lediglich erahnen. Frustriert schnappte sich Spencer den Mülleimer, entleerte ihn in einer Ecke des Zimmers und rannte in das Badezimmer, um dieses mit Wasser zu füllen. Zusätzlich schnappte er sich noch zwei der Handtücher und kam mit den Sachen wieder heraus. Für einen Moment fiel sein Blick auf die anderen, die ihn irritiert ansahen, doch das ignorierte er. Er wusste selber, dass seine Aktion albern aussah, aber er hatte nichts Besseres. Das einzige, was er wusste war, das er einmal auf der Krankenstation zu einer Routineuntersuchung gewesen war, wo gerade jemand versorgt wurde, der sich einige Peitschenhiebe unterziehen musste. Er hatte eine Zeit lang dort gesessen und dem ganzen gelangweilt zu gesehen, doch vergessen hatte er es nicht. Er erinnerte sich noch genau, dass man zuerst die Wunden des verwundeten gereinigt hatte, dann wahrscheinlich desinfektiert und am Ende wurden die Wunden von diesem sorgfältig verbunden. Ihnen fehlten jedoch die nötigen Mittel dafür, deshalb mussten sie irgendwie improvisieren. „Wollt ihr ihm jetzt helfen oder nicht?“ Nach diesen Worten schob sich Tala an dem Rest vorbei und nahm Spencer eines der Handtücher aus der Hand. Er wusste, was dieser vorhatte, allerdings hatte er darauf bestanden Kai zu helfen, weshalb das jetzt auch seine Aufgabe sein. „Mach es vorher nass, ich glaub das geht besser.“ Tala nickte nur, bevor er das Handtuch in den mit Wasser gefüllten Mülleimer getauchte, dieses kurz auswrang und damit anschließend über den Rücken den jüngeren strich um das Blut zu entfernen. Dass dieses nicht gerade schmerzlos für diesen von statten ging, konnte man an dem plötzlichen zusammenzucken des jüngeren erkennen. Schon jetzt ließ sich erahnen, dass die Wunden von einer Peitsche stammten, dennoch war es niemanden möglich die Anzahl der Peitschenschläge zu erahnen. „Sieht ganz so aus, als hätte jemand seine ganze Wut an ihm ausgelassen.“ „Boris?“ Talas Worte wirkten wie eine Frage, doch aus irgendeinem Grund hielt er dies für die wahrscheinlichste Antwort. Die Frage war nur wieso Boris das tun würde. Zugegeben Kai war nicht gerade zurückhalten, doch seit sie angefangen hatte ihn zu ignorieren schien er wie verändert zu sein. Es wirkte zum Teil so, als hätte er aufgegeben sich zu widersetzen und dass er jetzt wo sein Geheimnis raus war, nicht mehr versuchen musste jemanden darzustellen, der er nicht war. Also wieso sollte Boris dem Jungen jetzt auf einmal so eine Strafe unterziehen lassen obwohl dieser Boris mehr als einmal widersprochen hatte. Oder war dass gelogen gewesen. Tala war sich in dieser Hinsicht nicht mal mehr so sicher, er wusste einfach nicht was er Kai glauben konnte und was nicht. Allerdings sprachen seine Verletzungen Bände und dass war nicht zu leugnen. „Möglich, aber wieso sollte er? Ich meine er ist doch immer noch Voltaire Enkel, oder etwa nicht?“ „Da stimm ich Bryan zu. Wieso sollte Boris den Enkel seines eigenen Bosses so zurichten. Da sticht er sich doch nur selbst in den Rücken.“ „Du solltest lieber Fragen, wieso Kai überhaupt hier ist, wenn sein Großvater der Boss des ganzen ist.“ „Trotzdem Tala, wir sollten aufpassen, dass das keine Falle ist. Ich hab noch nie erlebt, dass jemand nach einer Strafe sofort wieder ins Zimmer geschickt wurde. Was wenn Boris unsere jetzige Aktion erwartet hat…“ Tala schüttelte bei Ians Theorie nur den Kopf. Sie wussten nicht wem sie hier trauen konnten und wem nicht. Doch wenn er es sich genau überlegte, hatte Kai sie nie verraten. Viele hatten auf sie gezeigt, doch niemals Kai selbst. Um genau zu sein hatte er nie jemanden angeschwärzt oder gar beschuldigt etwas Verbotenes getan zu haben. Tala war sich in dem Punkt sicher. Hätte dieser es nämlich getan, hätten sie mehr Zeit in den Bestrafungsräumen verbracht, als sie es tatsächlich getan hatten. „Sei nicht albern, Ian. Woher sollte Boris wissen, dass wir nachsehen, ob mit Kai alles in Ordnung ist.“ „Du meinst wohl woher er wissen sollte, dass du dir keine Sorgen um ihn machen würdest, nicht?“ „Hör mal Tala, Kai hat es vielleicht nicht mitbekommen, doch für jeden anderen war es offensichtlich, dass du dich nicht gerne von ihm abgewandt hast. Ich weiß nicht wieso aber du hast ihn trotz allem im Auge behalten.“ „Ich wollte es nicht glauben.“ Bei diesen Worten tauchte Tala das Handtuch zum wiederholten Male in den Mülleimer. Das Wasser darin hatte sich bereits rot verfärbt. Ein Zeichen dafür dass es dringend mal gewechselt werden musste. Wie aufs Stichwort, stand Bryan auf und trug den zum Wasserbehälter umfunktionierten Mülleimer ins Bad, kippte ihn aus und füllte ihn mit warmem Wasser neu auf. Das hieß zwar, dass sie heute nicht warm duschen konnten, doch es war sowieso Samstag von daher würde das Training am nächsten Tag eh nicht so anspruchsvoll sein. Obwohl, war es wirklich noch Samstag oder schon Sonntag, er wusste es nicht, es war ihm auch gleichgültig. Des Weiteren interessierte ihn und auch die anderen das Duschwasser im Moment relativ wenig. „Scheint so, als hätten die Wunden von allein aufgehört nach zubluten. Wenigstens etwas gutes, sonst hätten wir ein Problem gehabt.“ Auf Spencers Kommentar hin ließ Tala das nassen Handtuch in den Mülleimer fallen und schnappte sich das zweite Handtuch von Spencer. Vorsichtig, so dass er keine der Wunden versehentlich öffnete, trocknete er Kais Rücken wieder ab. „Und jetzt?“ „Lassen wir den Junge da liegen.“ Noch bevor Tala protestieren konnte wurde er schon beiseite geschoben. Kurz darauf griff Spencer über den Jungen hinweg und schnappte sich die Decke, die er noch vor einiger Zeit wütend zur Seite geworfen hatte und deckte Kai damit zu. „Wir gehen jetzt alle wieder schlafen. Wer weiß was morgen oder heute, wie auch immer man es nimmt, noch auf uns zukommt. Ian, ich muss dich leider aus deinem geliebten Bett verscheuchen.“ „Was aber…soll ich mir etwa die Ohren brechen?“ „Ich schlafe nie oben und damit Basta und den Jungen können wir auch unmöglich wieder nach oben verfrachten...“ „Ok ok, ich geb ja schon nach, aber nicht dass das zur Gewohnheit wird.“ Mit diesen Worten schnappte sich Ian seine Decke und sein Kissen und schmiss diese auf das Bett, welches sich übers Spencers befand. Anschließend krabbelte er hoch und warf die dort vorher schon liegenden Utensilien zu diesem herunter. „Umständlicher ging es wohl nicht.“ „Hey die Sachen habe ich warm gelegen, also nehme ich sie auch mit. Die kalte Decke kannst du kriegen. Ist ja dein eigenes Problem, wenn du deine Decke abgibst, ich tu es jedenfalls nicht.“ „Wie nett. Bryan, hilfst du mir mal den Schrank wieder zur Seite zu schieb.“ „Klar.“ Nach dem Bryan und Spencer den Schrank wieder an seinen ursprünglichen Platz gestellt hatten und auch den Mülleimer wieder entleert und mit dem Müll in der Ecke neu gefüllt hatten, gingen beide zu dem Bett, in dem sie schlafen wollten. Ian hatte sich schon längst in dem neuen ungewohnten Bett auf die Seite gelegt und die Augen geschlossen. Wahrscheinlich schlief er schon oder versuchte es zumindest. Lediglich Tala stand bewegungslos an seinem Standort und sah mit einem starren Blick auf seinen verletzten Zimmerpartner. „Er wird es überleben. Also geh ins Bett und schlaf noch ne Runde.“ „Meinet wegen.“ Tala war alles andere als gewillt diesen Befehl nachzugehen, doch im Prinzip hatte Spencer Recht, sie konnten jetzt eh nichts mehr für Kai tun. Es war sowieso bemerkenswert, dass Spencer sein Bett hergab und Ian sich mehr oder weniger willig dazu bereit erklärt hatte im oberen Bett zu schlafen. Mit einem leises seufzen warf er dem jüngeren noch einen kurzen Blick zu, bevor er das Licht ausmachte und sich vorsichtig zu seinem Bett tastete. Noch bevor er es erreicht hatte, ging das Licht wieder an, was bewirkte, dass sich Tala verwirrt umsah und den verantwortlichen überrascht musterte. „Kein Wort. Ich will nur verhindern, dass du dir irgendetwas bei dem Versuch aufs Bett zu kommen brichst. Ich hab nämlich keine Lust doch noch oben zu schlafen.“ „Natürlich. Trotzdem danke.“ Genau in dem Moment als Tala oben angekommen war knipste Spencer das Licht auch schon wieder aus und tastete sich selber zum Bett. „Au…shit…“ „Was ist passiert?“ „Ach nichts, ich bin nur gegen die Leiter gelaufen, sonst ist alles bestens.“ „Vielleicht sollten wir das Licht heute mal anlassen.“ „Vergiss es ich taste mich jetzt bestimmte nicht zurück. Ich will nämlich endlich schlafen, ist das angekommen.“ „Klar und deutlich.“ „Wunderbar, also klappe halten.“ „Ihr auch, ich war nämlich fast am Schlafen.“ „Klappe, Ian.“ Nach diesem einstimmigen Kommentar war nur noch ein Gemurmel seitens Ian zu hören, bevor es in dem Zimmer ruhig war. Während einige kurz darauf sofort einschliefen, schienen die anderen noch ihren Gedanken nachzuhängen. Dennoch hatten alle kurz bevor der Schlaf sie empfing dieselbe Frage im Kopf. Sie fragten sich was sie von dem ganzen halten sollten und was sie jetzt machen sollte. Allerdings kam keiner von ihnen zu einer richtigen Antwort, weshalb sie das ganze bis zum nächsten Aufwachen aufschoben. Dieses Aufwachen kam schneller als zuvor. Es war einer der Tage wo das unmöglich möglich wurde. Ian der absolute Langschläfer in dem Zimmer war zum ersten Mal als erstes wach, seit sie zu viert beziehungsweise zu fünft in diesem Zimmer waren. Gähnend richtete er sich auf und streckte sich kurz. Dann schlug er die Decke zur Seite und hing seine Füße über die Bettkante. Anschließend stemmte er sich mit den Armen hoch und ließ sich nach vorne kippen. In diesem Moment hatte er eigentlich erwartet, dass seine Füße sofort danach den Boden berührten, doch dieses Mal war es anders. Anstatt auf den Boden trat er ins nichts. Von dem erschreckten Schrei wachte Spencer. „Au…so ein verdammter Mist…“ Dem folgte eine ganze Reihe von Schimpfwörtern, dessen Derbheit langsam aber sicher zunahm. Bevor ihn jedoch jemand zum Schweigen bringen konnte, hatte er es aufgegeben und hatte es vorgezogen den Mund freiwillig zu halten. Derweil hatte auch Spencer sich auf die letzte Nacht besinnt und stand frustriert auf. Ihm fehlte der Lichtschalter an seinem Bett, dass hatte es immer so einfach gemacht. Ohne weiter nachzudenken stand er auf und tastete sich vorsichtig zu diesem. Allerdings kam er nicht sehr weit, da er über etwas oder besser gesagt über jemanden fiel, der noch immer stumm am Boden lag. „Aha…Sag mal musst du hier so faul rum liegen.“ „Muss ich, wenn du es für nötig hältst auf mir drauf zu liegen.“ „Ich liege nicht auf dir drauf. Höchstens meine Beine.“ „Die sind auch schwer genug um mich zu zerquetschen.“ Spencer ignorierte den Kommentar einfach und stand wieder auf. Kurze Zeit später ging auch schon das Licht an und man sah einen flach auf den Bauch liegenden Ian, der mit seinen Finger eine undefinierbare Figur auf dem Boden zeichnete. „Du hast echt die Ruhe weg.“ „Ne ich bin nur aus dem Bett gefallen.“ „Das war vor einer Minute, wieso zum Teufel liegst du immer noch da?“ „Weil ich überlegt habe, ob es sich lohnt aufzustehen. Deshalb!“ Noch bevor die beiden weiter diskutieren konnte, war Tala von seinem Bett runter gekommen und zu den beiden gestoßen, wobei sein Blick nicht ihnen sondern einer dritten Person galt. Die beiden anderen sahen sich diese Reaktion nur Kopfschüttelnd an „Hier kann man sich sämtliche Knochen brechen und Tala interessiert sich doch nur für seinen kleinen Schützling.“ „Wovon redet ihr eigentlich?“ „Davon, dass du den Kleinen genauso vor Schaden bewahren will, wie Bryan dich am Anfang.“ Tala zuckte daraufhin nur die Schultern. Bevor er sich auf die Bettkante des Bettes setzte und den in dem Bett liegenden Jungen musterte. Auch Bryan war derweil auf die Situation Aufmerksam geworden. Kurzerhand entschied er sich ebenfalls dazu aufzustehen und sich zu den anderen zu gesellen. „Was kümmert es euch? Mich persönlich wundert es nur, dass der Kleine von eurem Geschrei noch nicht wach geworden ist.“ „Wahrscheinlich ist der von der Strafe noch viel zu erschöpf. Was weiß ich. Leben tut er jedenfalls noch!“ Auf Spencers Kommentar konnte Tala sich nicht mehr länger zurück halten, als die Frage zu stellen, die ihm gerade durch den Kopf ging. Wieso er dabei jedoch in gewisser Weise etwas Vorwurfsvoll klang konnte er sich selbst nicht erklären. „Ihr könnt ihn überhaupt nicht leiden, oder?“ „Das hab ich nie gesagt. Ich frag mich nur was Boris mit dieser Aktion bezwecken wollte. Ich meine, es ist doch ziemlich unwahrscheinlich, dass Boris ihn töten wollte.“ „Vielleicht kann Kai uns mehr sagen, wenn er aufwacht.“ „Es heißt, nachdem.“ Bei diesen Worten wichen alle unwillkürlich etwas zurück. Sie hatten gar nicht mitbekommen, dass Kai mittlerweile wieder zu sich gekommen war, allerdings schien er trotz allem noch nicht wirklich zu realisieren, was los war. „So, bist du auch endlich aus dem Traumland gekommen.“ „Seit wann redet ihr eigentlich wieder mit mir.“ „Ach tun wir dass? Jetzt sag schon was du mit diesem blöden Satz gemeint hat…jetzt guck nicht so ich meine das mit dem ‚es heißt nachdem’. Was meist du damit?“ Tala konnte es gar nicht ab, wenn der jüngere seine so genannte Besserwisserphase hatte, da konnte es schon mal passieren, dass dieser einen den ganzen Tag nervte, indem er einen auf Fehler hinwies. Deshalb versuchte er seine Besorgnis erst einmal vor diesem zu verbergen und ihn zu einer Antwort zu bringen. „Wenn heißt übersetzt ‚falls es soweit kommt’. Deswegen benutzt man das Wort nachdem um optimistisch zu klingen.“ „Vielleicht wollte ich aber auch gar nicht optimistisch klingen, sondern hab innerlich gehofft, dass du nicht aufwachst.“ Spencer, Bryan und Ian verdrehten bei diesen Worten nur die Augen. Scheinbar war Tala immer noch ziemlich sauer auf den Jungen. Sorgen hin oder her, jetzt musste erst einmal Dampf abgelassen werden. Allerdings hatte Tala da eine winzige Kleinigkeit übersehen. Der Junge akzeptiere nichts, was in seinen Augen keinen Sinn ergab und scheinbar hatte er von gestern Nacht oder heute morgen, wann es auch immer war, doch etwas mitbekommen. Oder es lag einfach daran, dass Kai schon wieder in der Lage war seine derzeitige Situation richtig zu registrieren, doch anhand des doch recht trüben Blickes war das zu bezweifeln. Um genau zu sein wirkte der Junge sogar mehr als müde und dass obwohl er nach ihrer Einschätzung bis jetzt durchgeschlafen hatte. „Wieso habt ihr mir dann geholfen?“ „Weil…“ Tala kriegte zu Recht nichts mehr hervor. Er konnte sich jetzt ein Argument ausdenken und die Diskussion weiterführen, doch irgendwie hatte er keine Lust mehr. Deshalb wich er der Frage einfach aus und stellt kurz darauf seine eigene. „… das ist ja wohl unsere Sache…aber jetzt mal zu dir? Wieso hat man dich überhaupt so zugerichtet, ich meine was hast du gemacht?“ „Mich Boris Befehl widersetzt!“ „Jetzt erzähl kein Scheiß…das hast du ständig gemacht...“ Bryan konnte sich bei diesen Worten nicht zurück halten. Nach all dem was er gehört und gesehen hatte, war Kai nie jemand gewesen, der sich lange zurück hielt und sich auch deshalb das eine oder andere Mal mit dem Abteileiter angelegt hatte, doch meistens war es dann auch bei einer Verwarnung geblieben. „Bryan hat Recht, jetzt rück endlich mit der Wahrheit raus.“ „Das ist die Wahrheit… Sein Befehl war ihm irgendetwas zu liefern, womit er euch in der Hand hat.“ Das ließ die Jungen in dem Zimmer geschockt zurück. Irritiert versuchten sie den Sinn des Satzes heraus zu finden, doch wirklich gelingen tat es ihnen nicht. Allerdings überkam sie das Gefühl, dass sie dem Jungen vor ihnen glauben konnten, was er gerade erzählte. Besonders für Spencer klang das alles sehr realistisch. Dennoch konnte er sich nicht zurück halten und weiter nachzuharken. „Wieso will er ein Druckmittel gegen uns. Du bist hier doch derjenige, der sich am meisten gegen dieses ganze System aufgelehnt hat.“ „Glaubt ihr er sieht nicht, was in dieser Abtei vorgeht. Er lässt praktisch alles hier unten überwachen. Er weiß, dass ihr euch innerlich genauso gegen das System der Abtei stellt wir ich es tue. Nur dass ihr nichts unternehmt, dass ist der Unterschied zwischen uns.“ „Wieso jetzt?“ „Weil ich dieses Mal nicht den Kopf eingezogen habe. Deshalb!“ Für die restlichen vier Jungs war es ziemlich überraschend, dass Kai ihnen dieses Mal wirklich alles erzählte. Oder besser gesagt zumindest dass was sie wissen wollten. Noch vor einigen Wochen wäre er solchen Frage ausgewichen. Frustriert ging Bryan zu seinem Bett uns setzte sich darauf. Und fing leise an zu fluchen, bevor er sich selber im letzten Moment stoppte. „…Boris ist so ein…ich sag es lieber nicht, nachher bekommt er es noch mit.“ „Wisst ihr, vielleicht ist das genau der Punkt, an dem wir einsehen sollten, dass es nichts bring sich gegen ihn zu widersetzen.“ Mit diesen Worten setzte sich Spencer auf das Bett, in dem er vor wenigen Minuten noch geschlafen hatte und betrachtete nachdenklich den Boden. „Oder der Punkt, an dem wir sagen jetzt erst Recht.“ „Tala, bist du noch ganze…“ Weiter kam Ian mit seiner Aussage nicht, da Tala ihn schon unterbrach. „Siehst du mich tropfen.“ „Äh nein!“ „Siehst du, dann bin ich noch ganz dicht. Also was sagt ihr dazu, wenn wir die Abtei auf unsere Weise etwas aufmischen.“ „Vergiss es.“ „Na hoppla, was ist den mit unserem Rebellen Nummer 1 passiert.“ Tala war sichtlich verwundert, dass gerade Kai sich dagegen aussprach. Andererseits konnte er ihn auch verstehen. Die Wunden an seinem Rücken sahen schmerzhaft aus und dass waren sie mit Sicherheit auch. Er wüsste nicht wie er auf so eine Bestrafung reagieren würde, würde er wirklich so weitermachen wie bisher oder endgültig nachgeben. Er konnte es beim besten Willen nicht sagen. „Lass es Tala, du siehst doch wohin das führt.“ „Als einsamer Rebell zum Tode, als rebellisch Truppe zum Sieg… Es gibt nur zwei Alternativen im Leben. Befolge die gestellten Befehle oder rebelliere dagegen. Befolgst du sie wird der Schmerz gering, doch spüren tust du ihn so oder so. Die einzige Möglichkeit diesen Schmerz zu stoppen ist zu gewinnen. Und gewinnen kannst du nur, in dem du gegen die Regeln rebellierst.“ „Und ich dachte ich bin verrückt.“ Bei diesen Worten wirkte Kai wirklich ziemlich niedergeschlagen, doch in gewisser Weise war Tala sich sicher, dass auch eine gewisse Belustigung in den Worten mitschwang. Kurz bevor er diesen darauf ansprechen konnte gaben jedoch auch Bryan und Spencer nach und stimmten seinen Vorschlag zu. „Die Schmerzen als Voraussicht, wenig Chance auf Erfolg? Dazu sage ich nur eines…Du kannst mich dazuzuzählen.“ „Ich bin auch dabei, immerhin muss ja jemand auf euch aufpassen.“ „Seit ihr jetzt alle durchgeknallt, ihr könnt doch nicht einfach einen Aufstand gegen Boris auf die Beine….obwohl, wenn ich es mir genau überlege. Ein Bündnis gegen Boris klingt gar nicht mal schlecht.“ Ian war sichtlich hin und her gerissen. Eigentlich gehörte er nicht zu denen, die absichtlich eine Strafe kassierten, doch andererseits hatte er nicht übel Lust Boris mal durchdrehen zu sehen. „Ihr habt sie nicht mehr alle.“ „Das haben wir dir zu verdanken…also bist du dabei oder spielst du für Boris von nun an lieber den gehorsamen Sklaven.“ „Ich…ach was soll’s. Schreib mich ein, schlimmer kann es eh nicht mehr werden. Für mich gibt es eh nichts mehr zu verlieren.“ „Wunderbar, jetzt brauchen wir nur noch einen dementsprechenden Namen für unsere neue Vereinigung.“ Für einen Moment überlegten die fünf Jungs bevor sie alle gleichzeitig auf eine Idee kamen und diese sofort synchron aussprachen. „Demolition Boys.“ Da der Name von allen einstimmig gekommen war, gab es keinen Grund mehr weiter darüber zu diskutieren. Dennoch konnten sie ihre Überraschung über den gleichen Gedanken nicht vor einander verbergen. „Das war einfach. Aber es fehlt noch was.“ „Und was?“ „Ganz einfach. Wir brauchen neue Zimmerregeln, denn wenn wir das wirklich durchhalten wollen, brauchen wir einander. Egal was passiert, wir halten zusammen. Im Klartext wir gründen unser eigenes Team.“ „Das rebellische Team der Abtei auch unter dem Namen Demolition Boys bekannt. Klingt gar nicht mal schlecht?“ „Tu nicht so überrascht, Bryan. Allerdings sollten wir das besiegeln.“ „Wie.“ Für einen Moment herrschte schweigen, dann jedoch stand Tala auf, ging zu einem der Schränke und holte ein zerbrochenes Metallstück heraus, welches früher einmal zu einem Angriffring gehörte. Anschließend setzte er sich wieder zu Kai auf die Bettkante. „Blut soll dicker als Wasser sein, richtig? Dann sollte unser Blut für dieses Vorhaben auch dasselbe sein.“ Mit diesen Worten nutzt Tala das scharfe Stück Metall und schnitt damit über seine Handfläche. Sofort trat die rote Flüssigkeit aus der gerade zugefügten Wunde hervor und breitete sich langsam in dieser aus. Bryan war derweil aufgestanden und hatte Tala derweil das Metallstück aus der Hand genommen, bevor er Talas Beispiel folgte. „Auf die Gefahr hin dass ich mir eine Infektion hole und noch vor der nächsten Möglichkeit daran zu Grunde gehe, bevor ich überhaupt darüber nachdenken könnte irgendjemanden von euch zu verraten.“ Spencer konnte nicht anders als amüsiert den Kopf zu schütteln. Allerdings fand er die Art, wie Bryan das ganze kommentiert hatte gar nicht mal so schlecht. Aus diesem Grund nahm er diesem das Metallstück aus der Hand und machte dementsprechend weiter. „Sehr aufbauend, Bryan. Aber bitte. Darauf dass Boris nicht noch einmal einen Keil zwischen uns treiben kann.“ „Wird das jetzt so was wie ein Blutschwur…ach was soll’s ich mach auch mit…auf dass wir einander wieder auf die Beine helfen und uns niemals im Stich lassen, koste es was es auch wolle.“ Ian gab das Metallstück zurück an Tala. Dieser sah daraufhin nur kurz zu Kai, bevor er an seiner Idee zögerte. „Du musst nicht, wenn…“ Allerdings schien Kai seine eigene Entscheidung getroffen zu haben. Ohne groß zu zögern stand er auf, die Schmerzen die er hatte ignorierend, und nahm ihm das Stück Metall aus der Hand. „Möge Boris bereuen, dass er sich je mit uns angelegt hat.“ Bei Talas Worten nickte Kai nur. Für ihn war es sichtlich seltsam. Aus irgendeinem Grund nahm er den Schmerz des Schnittes nicht mal wahr. Lediglich das Blut verriet, dass er es wirklich getan hatte. Dann jedoch wurde seine Sicht auf diese von Talas Hand verdeckt, die seine genau auf die seinige gelegt hatte. Die beiden Schnittwunden lagen übereinander und für einen Moment war es still. „Auf dass wir zusammenbleiben und niemals in unsere Leben unser ursprüngliches Team vergessen, unabhängig davon was passiert oder welche Wege wir in Zukunft einschlagen werden.“ Von Kais Worten waren die meisten ziemlich überrascht, da das in gewisser Weise nicht seine Art war, doch dann nickten sie nur zustimmend. Es war ein Versprechen für die Ewigkeit, selbst wenn ihre Wege auseinander gehen sollten, so würde das Team was heute entstanden war nie vergehen. Sie versprachen damit, dass früher oder später ihre Wege sich wieder kreuzen würden und genau das war was ihnen die meiste Zuversicht schenkte. „Harte Worte, aber genau dass was wir hier brauchen.“ „Finde ich auch. Auf das Team.“ „Bleibt nur ein Problem. Ein Team kann nicht ohne Anführer bestehen.“ „Ich hätte da jemanden, dass heißt…falls der Kleine sich das zutraut.“ Die Anwesenden mussten nicht lange zu überlegen, um herauszufinden, auf wen Tala sich bei dieser Aussage bezog. Lediglich der gemeinte schien sichtlich verwirrt. „Meinst du mich?“ „Nein, ich mein Ian…natürlich mein ich dich Kai. Wer wäre besser dafür geeignet. Und keine Sorge, Boris gegenüber gibt es keinen Anführer.“ Nach diesen Worten stimmten alle zu und beendeten kurze Zeit später ihren Blutsbruderschaftsbund in dem sie sich gegenseitig die Hand gaben, wodurch sich das Blut aus den Schnittwunden miteinander vermischen konnte. Jeder für sich schwor sich dabei, dass er die Versprechen einhalten würde und sich von Boris nicht unterkriegen lassen würde. Von nun an würden sie wie ein Team agieren und dazu stehen. ---- Kapitel 17: Wenn der Wind sich dreht ------------------------------------ So da bin ich wieder. Doch bevor ich euch das neue Kapitel präsentiere möchte ich jenen die es interessiert einen kurzen Zwischenstand zu dieser FF geben. Die wird voraussichtlich 25 Kapitel haben. Ich bin noch stark am überlegen ob ich noch eine Art Epilog hinzufügen sollte. Zu den Kapiteln an sich. Der Großteil ist bereits vorgeschrieben, was auch der Grund ist, wieso ich sieh relativ regelmäßig hochlade. Unvollendet sind nur noch Kapitel 23 und 24. Und dass ist auch mein größtes Problem am Schreiben. Ich schreibe alles auf was mir in den Sinn kommt und versuche die einzelnen Szenen so in die Story zu integrieren, dass es passt. Zudem orientiere ich mich sehr an dem späteren Geschehen im Anime, weshalb ich diese FF nur in eine Richtung auslaufen lassen kann. Demnach wird es auch kein Happy End geben. So jetzt aber genug mit dem Spoilern und viel Spaß beim Kapitel. --- Kapitel 17: Wenn der Wind sich dreht Ian sah sich vorsichtig um. Dann jedoch erblickte er das oder besser gesagt denjenigen, den er sehen wollte und gab den anderen, die sich einige Meter von ihm entfernt befanden ein kurzes Zeichen. „Es geht los!“ „Hätte ich ohne deinen Kommentar nicht mitbekommen, Tala.“ Tala grinste daraufhin nur. Er hatte es sich seit einiger Zeit zur Angewohnheit gemacht Kai zu provozieren. Wieso er das tat wusste er selber nicht, doch irgendwie war ihm immer des Öfteren danach. Besonders in solchen Situationen lenkte es ihn von den bevorstehenden Ereignissen ab. „Bist du sicher, dass du alles bedacht hast!“ „Hab ich das irgendwann man versäumt.“ „Ja und zwar beim letzten Mal als du mit Boris alleine warst.“ „Wer sagt, dass ich die Konsequenzen nicht einkalkuliert habe?“ Bei diesen Worten zuckte Tala nur mit den Schultern. Er wusste es wirklich nicht, doch er bezweifelte es. Klar vermutete er, dass Kai mit einer Strafe gerechnet hatte, doch mit ziemlicher Sicherheit nicht mit der die er bekommen hatte. Zwar war seine Ansicht, dass diese Strafe die besten Vorraussetzungen für ihr Team geschaffen hatten, ziemlich fies, doch es war wahr. Hätte Boris das Schweigen von Kai einfach akzeptiert, so würden sie jetzt wahrscheinlich immer noch kein Wort mit diesem sprechen. Allerdings war jetzt der ungünstigste Zeitpunkt um die Ereignisse Revue passieren zu lassen, immerhin waren sie auf einer wichtigen Mission. „Ziel auf 7 Uhr.“ „Ich seh es. Mmh, ich glaub es ist Lammkottlett.“ „Spencer, dass Essen ist nicht unser Ziel… auch wenn das verdammt gut aussieht!“ „Spencer, Bryan kriegt euch wieder ein!“ Tala konnte nicht anders als sich einzumischen. Sie waren so dicht davor ihre momentane Mission zu beenden und dass letzte was man brauchte war, dass man auf sie aufmerksam wurde. „Was denn, ich hatte seit Tagen kein anständiges Essen mehr, da darf man doch träumen oder etwa nicht.“ „Schon, aber nicht jetzt! Es ist sowieso ein echtes Wunder, dass die uns noch nicht bemerkt haben.“ „Das würden sie nicht mal, wenn die beiden ein Duett singen. Die tragen Kopfhörer und wenn du nah genug rankommst, kannst du sogar hören, auf was für Musik sie stehen.“ „Woher weißt du das noch mal so genau.“ „Ich bin halt gut. Und jetzt klappe halten, du verrätst uns noch!“ „Was aber…“ Für einen Moment rang Tala nach Worten. Hatte der Kleine nicht gerade eben selbst noch gesagt, dass diese Typen sie selbst dann nicht mitbekommen würden, wenn ihre zwei Begleiter ein Duett aufführen würden. Allerdings wurde ihm fast sofort danach klar, dass dieser Satz einfach nur so viel hieß wie halt die Klappe oder ich bring das ganze absichtlich zum Scheitern. Nicht dass er dem wirklich glauben schenken würde, immerhin wäre dieser dann selbst dran, doch dafür beantwortete es in gewisser Weise seine vorige Frage. Er wollte ihnen den Grund, wieso er so gut über gewisse Angewohnheiten bescheit wusste, nicht verraten. Ihm sollte es recht sein, solange er nicht die nächsten Tage in einer Zelle verbringen würde. „Gut, spielen wir nach deinen Regeln.“ „Seit wann so schlecht gelaunt, Tala.“ „Ich bin nicht schlecht gelaunt. Sag mal können wir mal anfangen, bevor die Typen wieder den Rückzug antreten.“ „Schon mal davon gehört, dass man nicht zu schnell handeln sollte…“ „Ja, ja, ja. Geduld ist eine Tugend. Ich weiß. Aber echt, wir können nicht ewig hier stehen und warten.“ „Hatte ich auch nicht vor, immerhin…ok, es ist so weit.“ „Endlich.“ Mit diesen Worten sprang Tala aus seinem Versteck, nur um bei der nächst besten Möglichkeit wieder in Deckung zu gehen. Schnell sah er auf die Uhr bevor er anschließend den erstellten Plan Schritt für Schritt befolgte. Die Aufseher und Essenslieferanten im Blick schlich er sich immer näher an den Gegenstand ihres Begehrens. Derweil hatte Ian es vorgezogen die gesamte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, in dem er einen lauten Schrei ausstieß und wie von der Tarantel losstürmte und hinter der nächsten Tür verschwand. Wie erwartet nahmen die Aufseher sofort die Verfolgung auf und genau dass hatten sie mit ihrer Aktion beabsichtigt. Die Essenslieferanten waren derweil ebenfalls verschwunden, da sie die Lieferung in die Küche brachten. Was hieß, dass nun nur noch Kai, Bryan, Spencer und er auf dem Vorhof des Abteigebäudes waren. Von hier aus trennte sie nur noch ein hoher Zaun von der restlichen Bevölkerung Moskaus, allerdings interessierte sie das im Moment weniger. Ihr Ziel war ein Schlüsselbund, den einer der Aufseher auf den Fenstersims abgelegt hatte. Um genau zu sein ein Schlüsselbund mit dem man einfach jeden Tür in der Abtei öffnen und schließen konnte. Während Tala sich schon an diesen ran schlich, liefen die anderen drei in die Richtung in der die Aufseher verschwunden waren. Zum einen mussten sie darauf achten, dass diese Ian nicht erwischten und zum anderen musste ja jemand darauf achten, dass diese nicht zu schnell zurückkamen. Tala selbst stand mittlerweile gut getarnt hinter einem Busch und schielte zu dem Schlüsselbund hinüber, allerdings kamen genau in diesem Moment die Essenslieferanten wieder. In diesem Moment hatte er fast damit gerechnet, dass er seine Chance verpasst hatte, doch dann merkte er, dass diese sich zuerst verwirrt umsahen, dann jedoch Schulter zuckend ein paar der letzten Kisten an sich nahmen und wieder in dem Gebäude verschwanden. „Glück gehabt. Jetzt aber weiter im Plan.“ Mit diesen leise gemurmelten Worten lief er zu dem Fenstersims und schnappte sich die Schlüssel und ließ sie sofort in seine Tasche fallen. Doch kurz daraufhin hielt er in seiner Bewegung inne. Es dauerte nur eine Sekunde, bis er sich dazu entschlossen hatte seine Mission zu erweitern. Schneller als es irgendjemand hätte mitkriegen konnte, nahm er noch fünf weitere Gegenstände an sich, verstaute sie unter seiner Jacke und rannte um sein Leben, bevor ihn doch noch jemand erwischen konnte. Er nahm voraussichtlich einen abgeschiedeneren Weg, an dem er so wenigen Leuten wie möglich über den Weg lief, damit nicht doch noch jemand auf seine Tat aufmerksam wurde. Das letzte war er und auch die anderen brauchten war, dass Boris von ihrer kleinen Aktion etwas spitz bekam. Immerhin war der Hof, abgesehen von dem Eingangsbereich, der einzige für sie mögliche Aufenthaltsbereich der nicht überwacht wurde. Selbst die Zimmer wurden überwacht, doch der Radius war nicht sonderlich Groß, weshalb zumindest dass Zentrum eines jeden Zimmers überwachungsfrei war. Aus diesem Grund verlangsamte er seine Gangart auch sofort nachdem er das Gebäude betreten hatte. Ihre Mission selbst hatten sie Zeitlich genau abgestimmt. Sobald Kai das Signal gab, hatte er sein Versteck zu verlassen, dass musste Ian anfangen zu schreien und die Beine in die Hand nehmen. Von diesem Moment lief die Zeit. 30 Minuten hatten sie maximal Zeit, um sich wieder im Zimmer einzufinden. Das hieß, dass er ganze 15 Minuten Zeit hatte sich den Schlüssel zu schnappen und weitere 15 Minuten um mit einem normalen Tempo zu ihrem Zimmer zu gelangen. Nicht gerade einfach, wenn man nicht auf die Uhr sah. Allerdings sind sie diese Abfolge mehr als einmal gedanklich durchgegangen, um genau zu sein solange, bis es ihnen ihn Fleisch und Blut übergegangen war. Um genau zu sein hatten sie drei ganze Wochen dafür gebraucht, angefangen von dem Zeitpunkt, an dem sie sich versprochen haben, dass sie von nun an als Team zusammen arbeiten würde und sich von Boris nicht wieder auseinander bringen ließen koste es was es wolle. Daran hielten sie fest. Mit diesen Gedanken legte Tala die letzten Schritte zu seinem Zimmer zurück und öffnete die Tür. Für einen Moment sah er sich nur fassungslos um, bevor er sich den anderen zuwendete, die Änderungen um ihn herum erst einmal ignorierend. „Hey Leute, lange nicht mehr gesehen!“ „Du bist eine Minute zu spät!“ „Scheiß auf die Minute! Ich musste halt noch einen kleinen Abstecher machen!“ „Nicht, scheiß drauf. Das war erst Phase 1. Wenn das schon nicht klappt, wie sollen wir dann mit Phase 2 klar komme.“ „Es gibt ne Phase 2? Und wieso sagt mir das keiner?“ „Hab ich doch gerade.“ Innerlich verdrehte Tala die Augen, woher hatte er bitte gewusst, dass Kai so einen Spruch ablassen würde. Sie hatten eine einstimmige Entscheidung getroffen. Sie wollten die Abtei etwas aufmischen, doch wie war ihnen ein Rätsel, nur Kai hatte eine Idee gehabt, die er allerdings größtenteils für sich behielt. Spencer, Bryan, Ian und er bekamen den gesamten Plan Häppchenweise mitgeteilt. Er wusste zwar, dass hinter Kais Verhalten Methode steckte, doch langsam nervte es nicht zu wissen, was sie überhaupt taten oder besser gesagt, wieso sie es tat. „Bisschen spät, oder nicht? Darüber hinaus, was soll der Schrott mit der Bettdecke an der Decke.“ Während er sprach fiel sein Blick wieder auf die Decke, die über ihren Köpfen hing und den Eindruck erweckten, als wäre dass Zimmer deutlich tiefer als es in Wirklichkeit war. Um genau zu sein konnte er sogar noch aufrecht stehen und der Deckenersatz streifte gerade mal seine Haare. Spencer und Bryan hatten in dieser Hinsicht schon größere Probleme, weshalb sie sich auch auf den Boden gesetzte hatten. „Wir haben die nur an die oberen Betten geklemmt. Sichtschutz.“ „Netter Plan und was ist mit Geräuschschutz? Schon mal daran gedacht...Ist ja auch egal. Zurück zum Thema, ich hab einen Grund für meine Verspätung. Fangt!“ Mit diesen Worten öffnete Tala seine Jacke und warf den anderen seine Errungenschaften entgegen. Während Spencer, Bryan und Ian diese dankbar jedoch auch etwas verwirrt auffingen, schüttelte Kai nur ungläubig den Kopf. Allerdings war es Spencer, der sich zuerst zu der Situation äußerte. „Ich dachte wir sollten das Essen aus unseren Köpfen verbannen?“ „Solltet ihr auch!“ „Jetzt sei nicht beleidig, ich hatte eben noch etwas Zeit über.“ „Scheinbar doch nicht so viel wie du dachtest.“ „Komm schon Kai, vergiss diese blöde Minute und iss was. Immerhin ist es doch gut gegangen. Es ist eben fast alles nach Plan gegangen.“ „Idiot!“ „Kriegt euch wieder ein. Wir sollten lieber überlegen, wo wir die Schlüssel lagern, ich meine, die Aufseher werden doch bestimmt jeden Winkel danach absuchen.“ „Was glaubst du, wieso wir vorhin die Aktion mit den Decken durchgezogen haben? Nur damit wir mal Ruhe vor Boris allsehendem Auge haben? Als ob!“ „Wofür dann?“ „Seht mal unter die Betten!“ Sofort folgte jeder den Anweisungen, doch viel konnten sie nicht erkennen. „Ich seh nichts!“ „Das ist es ja. Ohne Licht sieht man darunter gar nichts. Darüber hinaus. Glaubt ihr wirklich, dass die hier sämtliche Möbel zur Seite ziehen um auch in den aller letzten Winkel dieses Zimmers zu blicken.“ „Das heißt, wir verstecken ihn hinter dem Schrank?“ „Vergiss es, den verschieben sie doch sofort.“ Nun mischte sich auch Tala ein, der mittlerweile eine Idee bekommen hatte, was Kai vorhatte. Die Schränke in dieser Abtei waren nahezu identisch. Im Schnitt hatte jedes Zimmer zwei große Schränke, in denen man die eigenen Sachen verstauen konnte. Lediglich bei einigen wenigen, wie bei ihnen, fand ein zweiter Schrank von der Standardgröße keinen Platz, weshalb sie zusätzlich noch eine kleineren Schrank in dem Zimmer stehen hatten, den sie mit Leichtigkeit zu zweit durchs Zimmer tragen konnte. Obwohl, dass war übertrieben, sie mussten sich schon anstrengen, doch es ging. Die beiden anderen jedoch waren so schwer, dass sie ihn nicht mal bewegen konnten, wenn sich alle aus dem Zimmer zusammen taten, ganz abgesehen davon, dass sie nicht mal wirklich wussten, wo sie bei diesem Vorhaben anpacken sollten. „Nicht hinter den kleinen Schrank, sondern der große neben deinem Bett. Da ist sowieso ein kleines Loch an der Kante, wo der eigentlich durchpassen müsste.“ „Woher weißt du das Tala?“ „Mein Verteidigungsring ist mal unter dein Bett gerollt. Ich musste mich echt durchtasten, bis ich ihn gefunden hatte. Ich hab das Loch zufällig ertastet und dahinter war glaub ich sogar noch ein Mauseloch.“ „Ich habe eine Maus als Untermieter?“ Für einen Moment schien jeder Spencer zu mustern. So eine Reaktion hatte keiner von den Anwesenden erwartet. Seine Stimme hatte sogar, wenn sie sich nicht verhört hatten eine leicht Panische Note. Ein Grund mehr für Tala noch etwas zu ergänzen, was ihm Spencer im ersten Moment ziemlich übel zu nehmen schien. Allerdings machte er kurz darauf deutlich, dass es für ihn sowieso keinen Unterschied machten. „Ja und die beißt ganz schön, wenn man ihr zu nahe kommt.“ „Herrlich. Und selbst wenn sie nicht beißen würde. Unter das Bett kriegen mich keine zehn Pferde!“ „Wozu haben wir Ian!“ Ian sah Tala daraufhin nur entgeistert an. Sollte das etwa heißen, das er sich in näherer Zukunft mit einer beißwütigenden Maus anlegen musste. Das kam ja gar nicht in die Tüte, da konnte der rothaarige seinetwegen auch auf den Tisch tanzen. Ohne ihn. „Hallo, geht es dir noch gut, Tala.“ „Klar, wer soll dass denn bitte sonst machen. Du bist immerhin der Kleinste von uns, also ist das doch mehr als logisch.“ „Ok, ok, ich geb mich geschlagen, aber wenn diese blöde Maus sich dazu entschließt mich zu beißen, könnt ihr euch jemanden anderes dafür suchen.“ Tala beachtete den Kommentar gar nicht, sondern übergab Ian nur das selbst angeeignete Schlüsselbund. Dieser verschwand auch sofort unter Spencers Bett und kämpfte durch sich die Dunkelheit. Mit einer Hand die Umgebung abtastend näherte er sich dem Schrank. Genau in dem Moment als er das Loch, von dem Tala gesprochen hatte gefunden hatte, ließ er die Anwesenden an seinem Erfolg teilhaben. „Hab es gefunden.“ „Dann stopf die Schlüssel in das Mauseloch.“ „Tickst du noch sauber, die beißt doch wenn ich das tue. Immerhin ist das ja in gewisser Weise ein Eindringen in ihre Privatsphäre.“ „Ja, ich beiß auch gleich, wenn du nicht bald machst, was man von dir verlangt. Und zum Thema Privatsphäre. Die Maus ist in unserem Zimmer und hier zählen die Gesetze der Demolitionboys, also hat sie sich entweder zu fügen oder sie fliegt raus.“ Kai sah Tala bei diesem Kommentar nur fassungslos an. Seit wann war der Ältere bitte so aufbrausend. Hatte er irgendetwas verpasst, oder war der einfach nur angespannt, weil er sich nicht wirklich wohl bei der Sache fühlte. Verstehen konnte er ihn ja, immerhin hatte er sich das mit dem Verstecken auch einfacher vorgestellt. Besonders Ians Genörgel machte die Gesamtsituation nicht wirklich besser. „Sag mal Tala, bist du heute irgendwie schlecht drauf?“ „Ne Kai, nur unter Stress. Diese Aufseher können jederzeit eine Razzia durchführen und dann sind wir dran. Jedenfalls wenn sie Ian unter dem Bett entdecken.“ „Du meinst wohl Ian und die Schlüssel.“ „Genau, apro pos, was hast du damit eigentlich vor.“ Bei diesen Worten zuckte Kai nur mit den Schultern. Normalerweise hieß diese Gestik so viel wie keine Ahnung, doch in Kais Fall hatte sie eine andere Bedeutung. Eine, die ihn nicht mal ansatzweise gefiel. Alles was er wusste war, das es nichts gutes sein konnte. Kai hatte immer schon ein Talent gehabt andere reinzulegen und selber nicht erwischt zu werden. Er und Bryan hatten damals selbst schon mal darunter leiden müssen, auch wenn sie Kai dafür keinen Vorwurf machen konnten. Immerhin war er es nicht gewesen, der sie beschuldigt hatte den Streich durch zugeführt zu haben und auch er hätte sich damals nicht dafür bekannt, wenn er an dessen Stelle gewesen wäre. „Erzähl ich euch später…wie weit bist du Ian.“ „Jetzt fang du nicht auch noch an zu hetzen, sonst streik ich. Darüber hinaus ist das Loch viel zu klein.“ Diesen Kommentar konnte Bryan nicht einfach so stehen lassen und ergänzte daraufhin seinen Teil. Eine Tatsache, die Ian nicht gerade weiter half. „Dann mach es größer.“ „Wie denn, Witzbold!“ „Hau gegen.“ „Sonst geht es dir gut Spencer oder. Du kannst es ja gerne versuchen und selbst wenn es dir gelingt, wie sollten wir dass bitte erklären, wenn die Aufseher Zeichen von Gewalt entdecken würden. Dann kommen die erst Recht dahinter und nehmen unser Zimmer völlig auseinander.“ „Hör auf zu Quatschen und geh beiseite.“ Kai hatte jetzt endgültig die Geduld verloren, immerhin lief ihnen die Zeit ab, weshalb sie langsam mal etwas an Geschwindigkeit zulegen mussten. Eine Tatsache, die Ian erleichtert auf atmen und unter dem Bett hervorkrabbeln ließ. „Viel Glück.“ „Wohl eher gutes gelingen.“ Mit einer schnellen Bewegung nahm er Ian die Schlüssel ab und verschwand seinerseits unter dem Bett. Es dauerte einige wenige Minuten, bis der grauhaarige wieder unter dem Bett hervorkam. Zu Ians größter Überraschung jedoch hatte dieser das Schlüsselbund nicht mehr in der Hand. Etwas ungläubig blickte er wieder unter das Bett, allerdings hätte er es auch lassen können, da er eh nichts sah außer tiefster Dunkelheit. „Wie hast du das gemacht?“ „Ich hab einfach die Maus gefragt, ob sie das Loch etwas erweitert. Und was soll ich groß sagen, sie war so freundlich.“ Nach diesen Worten konnten die gesamte Gruppe ein lautes Lachen nicht unterdrücken, doch bevor sie jedoch etwas dazu sagen konnte, hatte Kai sich schon seine Spielkarten geschnappt und sie ausgeteilt. Zuerst wurde er von allen bei dieser Aktion sprachlos angesehen, jedenfalls solange, bis er sich dazu äußerte. „Was? Es muss doch immerhin so aussehen, als würden wir was machen, wenn die Aufseher mit ihrer Razzia anfangen.“ „Hast du auch an irgendetwas nicht gedacht.“ „Ich hoffe, dass das nicht der Fall ist, sonst haben wir ein ernsthaftes Problem. Aber daran glaube ich eher nicht. Bisher lief doch alles nach Plan, außer dein kleiner Abstecher.“ „Hey, ich hab wenigstens dafür gesorgt, dass die Gruppe was zu Essen kriegt, nachdem wir das Frühstück für diese Mission haben ausfallen lassen.“ Bei diesen Worten verschränkte Tala nur die Arme vor der Brust. Gut er war ein enormes Risiko eingegangen, doch dass war durchaus kalkuliert. Jedenfalls von seiner Seite aus. Außerdem hätte er in dem Fall, wenn sein kleiner Stunt aufgefallen wäre, die gesamte Schuld auf sich genommen. Also hatte Kai keinen Grund sich über sein verhalten zu beschweren. Diese Gedanken jedoch erst mal ignorierend nahm er die Karten an sich und sah sie sich eingehend an. Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, als hätte er ein mieses Blatt bekommen und er sollte Recht behalten. Einer nach den anderen legte seine letzte Karte ab und am Ende war nur noch er und Spencer im Rennen, wobei dieser nur noch eine Karte auf der Hand hatte. „Tja Tala ich sag es ungern, aber du hast verloren!“ „Bei meinen Karten auch kein Wunder. Hat mich schon gewundert, wieso Kai die so ausgeteilt hatte.“ „Hey, ich hab nicht betrogen, so teile ich immer aus.“ „Natürlich eine für dich, zwei für Ian, drei für Spencer, zwei für Bryan und eine für mich…ziemlich undurchsichtige Austeilmethode. Wundert mich sowieso, dass am Ende jeder die gleiche Anzahl von Karten auf der Hand hatte.“ „Ist doch egal, es hatte jeder dieselbe Kartenanzahl und das ist die Hauptsache.“ Bei diesen Worten griff Tala nach einer der Karten und sah sie sich von allen Seiten an. Kurz darauf betrachtete er die nächste, konnte jedoch nicht finden wonach er suchte, allerdings ließ er noch lange nicht von seinem Verdacht ab. „Die Karten sind doch bestimmt irgendwo gezinkt.“ „Sind sie nicht.“ Noch bevor sich Tala und Kai weiter über das Thema streiten konnte, flog auf einmal die Tür auf und vier Aufseher traten in den Raum. Ohne lange zu fackeln rissen sie die Bettdecken, die immer noch über dem Boden gespannt waren herunter und warfen sie in die nächste Ecke des Zimmers. Die am Boden sitzenden Jungs zogen erschrocken die Köpfe ein, dann jedoch wurden sie auf die Füße gerissen und aus dem Zimmer geschmissen, wo sie schon von drei weiteren Aufsehern empfangen wurden. Zwei der vier Aufseher, die in das Zimmer gekommen waren kamen kurz darauf auch wieder in den Hauptraum und ließen den Jungs keine Möglichkeit mehr für eine Flucht. Nicht dass sie das wirklich vorhatten, doch das war eine andere Geschichte. „Wo sind sie.“ „Wo ist was?“ „Das wisst ihr genau!“ Die Gruppe zuckte nur mit den Schultern. Sie kannten diese Art von Anschuldigungen schon lange genug um nicht darauf reinzufallen. Hätten die Aufseher nämlich gewusst, dass sie hinter dem Schlüsseldiebstahl steckten, so hätten sie schon längst gehandelt und sie in den Bestrafungsraum geführt. Zugegeben, die nachhaltigen Folgen würden nicht gerade angenehm werden, besonders wenn die Aufseher nicht fanden wonach sie suchten, doch damit mussten sie eben leben. Früher oder später würde sich schon ein Schuldiger finden und sie würden ihn nicht auswählen, also worüber sollten sie sich schon sorgen machen. „Also redet.“ „Wir wissen wirklich nicht worum es geht!“ „Genau, könnten sie uns mal aufklären, vielleicht können wir dann helfen.“ Die Aufseher musterten Kai und Tala daraufhin intensiv. Sie hatten schon den halben Sektor auf den Kopf gestellt, doch bisher waren sie nicht fündig geworden. Doch auch ihren Kollegen ging es nicht anders, sonst hätten diese sie schon über Funk benachrichtig und dass war noch nicht der Fall gewesen. „In den Trainingsraum mit euch.“ „Jawohl, Sir.“ Die Gruppe sagte dies wie aus einem Mund, bevor sie sich auf den Weg zu ihrem neuen Ziel machten. Beunruhigt waren sie deswegen nicht, sie wussten nämlich genau was auf sie zukommen würde. Zugegeben sie waren nicht besonders begeistert, doch was sollte man machen. Widersetzen konnten sie sich ja nun nicht. „Bin ja mal gespannt, ob Boris schon was spitz bekommen hat.“ „Nicht so laut Tala, sonst kriegt er es auf jeden Fall mit!“ „Schuldige.“ „Schon gut, aber eine Sache. Egal was passiert kein Wort. Die Typen werden mit Sicherheit versuchen uns hinters Licht zu führen und…“ Tala verdrehte bei diesen Worten nur die Augen. Sie waren immerhin nicht von gestern und eindeutig schon lange genug hier um die Methode der Aufseher zu durchschauen. Darüber hinaus vertraute er Kais Versteckkünste, immerhin gehörte er zu denen die von jetzt auf gleich verschwinden können, also wieso sollte ihm das bei kleineren Gegenständen nicht auch gelingen. „Bei allem Respekt, Kai. Danke für die Warnung aber wir sind nicht neu hier. Die werden den gesuchten Gegenstand vor uns präsentieren und von dem Schuldigen eine Beichte verlangen, um ihm die Gelegenheit zugeben seine Strafe zu verringern. Das ist ein alter Hut. Ein Trick auf den keiner mehr rein fällt.“ „Das hoffe ich für euch.“ „Jetzt komm runter, sonst verrätst du uns noch und ab jetzt kein konkreten Wort mehr darüber.“ Nach diesen Worten wechselte Tala seine Stimmlage und sprach relativ laut weiter. Auch Kai hatte keine großen Schwierigkeiten dessen Spiel sofort mitzuspielen, was die Gruppe um sie herum doch etwas irritierte. Allerdings konnte man den anderen drei zu gute halten, dass sie sich nichts anmerken ließen oder gar anfingen zu lachen. „Was glaubt ihr was die Aufseher dieses Mal suchen.“ „Was weiß ich, es muss was wichtiges sein, sonst würden sie nicht alles auf den Kopf stellen, oder?“ „Wahrscheinlich. Hey ihr beiden, habt ihr schon wieder was mitgehen lassen?“ Talas nachfolgende Worte waren an die Langfingerzwillinge gerichtet, welche sie nur mit einem vernichteten Blick musterten. Eine solche Anschuldigung war nie ohne, besonders wenn die Aufseher einen schuldigen suchten. Die beiden waren zwar als die Diebe der Abtei bekannt, doch Sachen von den Aufsehern mitgehen zu lassen, war denen nun doch zu heiß. Es bestand daher durchaus die Möglichkeit, dass sie den Verantwortlichen dieser tat sogar in einer gewissen Hinsicht bewunderten. Natürlich würden diese das niemals zugeben, doch der Verdacht lag nahe. „Als ob wir so dämlich wären!“ „Na ja, die schlausten ward ihr jedenfalls noch nie.“ „Da muss ich ihm zustimmen, obwohl ich durchaus sagen muss, dass er euch noch überschätzt.“ „Vorsicht, ihr beiden sonst…“ Weiter kam der ältere der Zwillinge nicht, da sich in dem Moment Spencer und Bryan einmischte und den beiden Zwillingen bedrohlich näher kamen. Es war eine alte Taktik von ihnen. Die jüngeren schlugen sich verbal durch die Abtei und brachten diese somit zum Schweigen, während Bryan und er verhinderten, dass sich die Älteren in der Abtei es sich auf die Fahne schrieben einen Kampf mit denen anzuzetteln. „Sonst was? Hast du ein Problem mit Tala oder Kai? Wenn ja dann sag es besser gleich, damit wir es ein für alle Mal aus der Welt schaffen können!“ Mehr brauchte Spencer eigentlich nicht zu sagen, es reichte immerhin schon um die beiden einzuschüchtern, immerhin waren sie ihm Körperlich unterlegen. Aus diesem Grund ging ihre Taktik auch immer auf. Sie agierten als Team und deshalb hatten sie so gut wie immer die Oberhand. Auch in diesem Fall war es nicht anders, weshalb die beiden es vorzogen so viel Abstand wie möglich von ihnen zu bekommen. „Ihr beide könnt es nicht lassen?“ „Was denn? Der Verdacht lag doch nahe oder siehst du das anders Bryan?“ „Davon rede ich nicht, Tala.“ „Es stimmt doch!“ Bei Kai Worten verdrehte Bryan nur die Augen, zu etwas anderem war er im Moment gar nicht in der Lage. Die beiden waren echte Schauspieler. Wahrscheinlich konnten die beiden sogar Boris einen Bären aufbinden, ohne dass dieser das mitbekam. Wobei er sich in so einem Fall zweimal überlegen würde, ob er eingreifen würde. Sie waren seit ihrem Blutpakt lebensmüder geworden, als sie es je zuvor waren, doch so geisteskrank waren sie noch lange nicht. Obwohl, bei Kai konnte man sich da nicht so sicher sein, wenn man die Sache mit dem Schlüssel berücksichtigte. Allerdings traf dass in gewisser Weise dann auch auf die gesamte Gruppe zu, weshalb seine Überlegung letzten Endes doch für den Müll war. Was hieß, dass er sich mit ziemlicher Sicherheit einmischen würde. Ein Gedanke, der ihn überhaupt nicht gefiel. Bryans Gedankengang fand genau in dem Moment ein Ende, als sieben Aufseher in den Raum traten und einen Schlüsselbund in der Hand trugen. Ihre Gesichter waren von ihrem Zorn geprägt, dennoch hatte erstaunlicherweise noch keiner von den Anwesenden angefangen um Gnade zu winseln. //Schade, ein ängstliches Gesicht oder Gewimmer würde uns einiges ersparen. Scheint so als müssten wir doch erst ein paar Stunden Training über uns ergehen lassen!\\ Spencer hatte um ehrlich zu sein keine Lust auf das kommende Training, denn das würde solange gehen, bis einer von den Anwesenden gestand oder einen Verdacht äußerte. Wobei es in diesem Fall nicht mit einem Verdacht getan war, da die werten Aufseher ja ihre heiß geliebten Schlüssel wiederhaben wollten. „Wir geben den Verantwortlichen für den Diebstahl dieses Schlüssels genau eine Chance sich zu erkennen zu geben, andernfalls werden wir drastische Maßnahmen.“ „Er war’s“ „Ich war’s nicht, er ist der verantwortliche.“ „Nein, er steckt hinter dem Diebstahl.“ Mit der ersten Anschuldigung folgte die nächste und schon bald war der gesamte Raum mit einem Wortwirrwarr überflutet, der nur aus einer einzigen Anschuldigung bestand. Die einzigen, die ihre Hand nicht gegen einen anderen erhoben oder angeschuldigt wurden waren Kai, Tala, Spencer, Bryan und Ian. Wobei sie sich mit der Anschuldigung nicht so sicher waren, da man stellenweise nicht mehr erkannte, wer nun wen gemeint hatte, doch im Endeffekt spielte es sowieso keine Rolle. Das Chaos war ausgebrochen und so schnell würde es sich nicht mehr legen. Nicht ohne das Eingreifen der Aufseher, die jedoch immer noch versuchten durch die Reaktionen der einzelnen durchzusteigen. Letzten Endes wurde es ihnen doch zuviel und sie griffen ein. „RUHE!“ „Wir hatten euch gewarnt. Alle auf den Boden und zwar etwas plötzlich.“ Stöhnend gingen alle der Aufforderung nach. Sogar Tala konnte ein leises Fluchen nicht für sich behalten. Wollten die Typen etwa, dass ihnen die Arme abfallen oder was war der Sinn an dieser Übung. „Nicht schon wieder ätzende Liegestütze.“ „Die beliebteste Methode, weil dass keiner lange durchhält.“ „Haha, ich lach später Kai, in Ordnung.“ „Kannst es ganz lassen, passt nämlich in dieser Situation nicht zu dir.“ „Wie freundlich....hey, jetzt packt doch endlich mal jemand aus! Ich hab nämlich keine Lust den ganzen Tag hier zu verbringen.“ „Genau, wenn der verantwortliche sich nicht sofort meldet, dann schwöre ich, dass ich ihn persönlich fertig mache, wenn ich ihn in die Finger kriege.“ „Ich bin dabei.“ „Von meiner Seite aus ist nichts dagegen einzuwenden.“ Mit diesen Worten hatte sich auch Kai in das einstimmige Gejammer und Gefordere eingegliedert. Doch er war nicht der letzte, denn nach und nach stimmten alle im Raum vertretenen mit ein. Tala hatte mit seinen Worten eine wirklich schöne Gruppendynamik eingeleitet und bald schimpften alle lautstark mit. „Jetzt gib es endlich zu, wer auch immer dafür verantwortlich ist!“ „Ich breche den Verantwortlichen das Genick, wenn er sich nicht endlich zu erkennen gibt und dass ist kein Scherz.“ Tala und Kai mussten sich richtig zusammenreißen um bei diesen Drohungen nicht laut loszulachen. Jetzt mussten sie nur noch aufpassen, dass man sie nicht entlarvte, doch da sah er keine Gefahr. Immerhin hatten die Aufseher nicht das Geringste gegen sie in der Hand, geschweige denn die restlichen Abteibewohner. Allerdings hielt der Geräuschzustand um sie herum nicht lange an, denn schon bald gab es keine Drohungen mehr, sondern nur noch ein erbärmliches Geflehe und Gebettel. „Sag mal, Kai. Weißt du zufällig wann Einschluss ist?“ „In einer Stunde, wenn mich mein Zeitgefühl nicht im Stich lässt und die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich groß.“ „Also ca. zwei Stunden. Das halte ich niemals durch.“ „Unsinn. Wir haben die Liegestützen durchgehalten und dass Stellenlaufen kriegen wir auch noch hin.“ „Ahhhhh, scheiße…“ „Spencer, laufen nicht springen.“ „Sagt sich so einfach, aber ich hab nen Krampf.“ Mehr sagte Spencer, der nun nur noch auf einem Bein auf und ab sprang, nicht dazu, weshalb die beiden jüngeren sich nur ungläubige Blicke zuwarfen. Sie zweifelten in diesem Moment wirklich an ihren Verstand, besonders da die Aufseher diese Situation nicht zu interessieren schien was schon erstaunlich genug war. „Versuch ihn zu lösen.“ „Wie gesagt, einfacher gesagt als getan, wenn man das Training nicht unterbrechen darf…Gott, tut das weh.“ „Wenn es Gott geben würde, wären wir nicht hier! Also halt die Schnauze, Riese.“ Das hätte der Junge, der sich neben Spencer befand nicht sagen sollen, da er schon einen kräftigen Schlag von diesem abbekam und gegen seinen anderen Laufnachbar fiel und ihn mit zu Boden riss. Dieser ließ sich das natürlich nicht gefallen und schubsten den Verantwortliche für seinen Sturz zurück, welcher sich mit einen Schlag ins Gesicht revengierte, der seinen Streitpartner dazu brachte die beiden Jungen hinter ihm zu Boden zu reißen. Dass war auch schon der Start einer Prügelei. „Genug.“ Bei dem Aufschrei der Aufseher hielt jeder in seiner Bewegung inne und es entstand für kurze Zeit ein schönes Chaosbild wie es in jedem guten Film gezeigt wurde. Allerdings löste sich die Szene schnell wieder auf, da die einzelnen ruckzuck aufstanden und ihre Positionen wieder einnahmen. Während die restlichen ihre Strafübungen unterbrochen hatten um dem Szenarium zu folgen hatte Spencer die Gelegenheit seinem Krampf entgegen zuwirken, was auch zu seinem Glück klappte. Damit war ihre Gruppe wieder aus dem Schneider. //Glück gehabt. Dass hätte auch schief gehen können.\\ Kai sah sich bei diesen Gedanken kurz um. Die Aufseher schienen noch schlechter drauf zu sein als am Anfang. Wahrscheinlich hatten sie eingesehen, dass sie aus keinem der hier Anwesenden etwas raus bekamen. „Geht in eure Zimmer, wir werden die Angelegenheit mit Boris besprechen um die Konsequenzen festzulegen.“ Das war die letzte Maßnahme, normalerweise würde spätestens jetzt jeder zusammenbrechen, denn wenn Boris mitmischte, dann konnte man sich meistens warm anziehen. Dieses Mal jedoch nicht. --- Kapitel 18: Von Phase 1 zu Phase 2 ---------------------------------- Kapitel 18: Von Phase 1 zu Phase 2 Genau in dem Moment wo Tala, Kai, Ian, Spencer und Bryan ihr Zimmer betraten, blieben sie wie angewurzelt stehen. Man konnte fast glauben, dass in diesem Zimmer ein Orkan gewütet hatte. Alle Sachen lagen kreuz und quer auf dem Boden verteilt. Die harten Madrazen wurden von dem Betten gerissen, so dass nur noch das Gerüst des Bettes am vorigem Ort stand. Nicht ein Schrank oder eine einzige Nische wurde vom Durchsuchungskommando verschont worden. Hätten sie nur einen einzigen weiteren Schritt getan, so hätten sie auf das erste am Boden liegende Teil getreten. „Gut, hat irgendwer einen Vorschlag wie wir jetzt am besten vorgehen?“ „Ich sag gleich, wenn nur irgendetwas fehlt, beschwer ich mich!“ Bei diesen Worten verschränkte Kai nur die Arme und sah sich den mit Gegenständen bedeckten Boden missmutig an. Um das Chaos zu beseitigen würden sie einige Stunden brauchen, soviel stand fest. Darüber hinaus wäre es wirklich kein Wunder, wenn einer der Aufseher das Chaos genutzt hatte um irgendetwas mitgehen zu lassen. Eine Tatsache die mehr oder weniger Standard in der Abtei war, jedenfalls sofern es jemand fertig brachte in seinem Zimmer etwas Wertvolles oder Ungewöhnliches zu verstecken. „Bei wem denn? Bei Boris. Vergiss es, der ist sowieso nicht gut auf dich zu sprechen dass ist doch pure Zeitverschwendung.“ „Ich meinte auch bei meinem Großvater!“ Zugegeben, er hatte nichts wirklich Wertvolles besessen, deshalb war dieser Spruch in gewisser Weise übertrieben, doch zumindest brachte er sie etwas aus dieser missmutigen Stimmung heraus. Allerdings nützte es alles nicht. Sie mussten irgendwie anfangen und am besten bevor die Aufseher sich den Spaß machten eine Routinekontrolle durchzuführen. Was zwar ziemlich unfair wäre, aber wenigstens hätten diese Oberflächenarbeiter jetzt mal Erfolg damit. „Ne du, lass mal. Das bekommt dir genauso wenig. Oder glaubst du wirklich, dass der deinen Worten mehr glauben schenkt als Boris.“ „Weiß ich doch, Bryan.“ „Dann rede nicht so einen Mist und jetzt kommt, wir müssen Anfangen aufzuräumen.“ Darauf nickten alle nur und kämpften sich so vorsichtig wie sie konnten durch den Raum, allerdings kam es wie es kommen musste. Schon nach einigen Sekunden hörte man ein lautes Knirschen, was eindeutig daraufhin wies, dass sie auf irgendetwas drauf getreten waren. „Was war das?“ „Eine Glasscherbe.“ „Na toll es ist ja nicht schon schwer genug Glassplitter aufzusammeln, nein es ist viel amüsanter Glasstaub zu produzieren und dann zu entsorgen.“ „Weißt du was, Kleiner. Geh ins Bett, deine Laune scheint sich nämlich immer weiter zu verschlechtern und die paar Sachen können wir auch ohne dich wegräumen.“ Tala bekam noch diesen Worten nur einen vernichtenden Blick zu geworfen. Er brauchte nicht man zu fragen wieso, weil er den Grund durchaus kannte. Zum ersten hatte er ihn wieder Kleiner genannt, was dieser noch nie abkonnte. Hinter den Grund war er selbst zwar noch nicht gekommen, doch dass war auch unwichtig. Zweitens und dass war für Kai mindestens genauso ein Grund für diesen Blick, hatte er mit dem jüngeren wie mit einem Kleinkind gesprochen. Die Kombination von beiden heiterte also dessen Stimmung nicht gerade auf. „Wenn du Streit willst, dann sag bescheid.“ „Will ich nicht, ich will nur…“ „Tala lass es, wir brauchen hier jeden um den Saustall wieder zu bereinigen. Und ganz ehrlich solange er nur blöde Sprüche ablässt und nicht mit den gerade eingeräumten Sachen herum schmeißt, kann ich damit leben.“ Mit diesen Worten warf er Tala eine der am Boden liegenden Bettdecken entgegen und machte sich dann mit Spencer daran das verschobene Zimmerinventar wieder an den ursprünglichen Platz zu tragen. „Dass Bryan kann sich sehr schnell ändern.“ Noch bevor Tala seinen Satz richtig beendeten konnte wurde es um ihn herum stockdunkel. Irgendjemand hatte ihm eine der Bettdecken über den Kopf geworfen und auch wenn er nicht sehen konnte, wer es gewesen war, so hatte er trotz allem einen Verdacht. „Kai was soll das…“ Mit einer schnellen Bewegung riss er sich die Decke vom Kopf und sah den jüngeren mit einem undefinierbaren Blick an. Dieser jedoch hatte ihm den Rücken zugedreht und sammelte die auf dem Boden verstreuten Karten ein. Dann jedoch hielt er in seiner Bewegung inne, bevor er die einzelnen Karten in seiner Hand einzeln betrachtete. „Und alle gefunden?“ „Natürlich nicht, in dem Chaos ist das auch ziemlich unwahrscheinlich, oder!“ Tala verdrehte bei diesen Worten die Augen. Er wusste doch, dass sich Kais Laune heute nur noch verschlechtern konnte. Woran es genau lag konnte er nicht sagen, vielleicht war dieser trotz allem genauso nervös wie sie alle. Immerhin wusste bis jetzt keiner ob ihre Aktion nicht doch von irgendjemand gesehen wurde. Das wichtigste war erst einmal abzuwarten und die Situation im Auge zu behalten. Vorerst würde er jedenfalls nichts machen, da konnte sich Kai gerne auf den Kopf stellen, die Phase 2 von dessen Plane musste vorerst warten. Immerhin war es zu erwarten, dass die Aufseher, welche die Nachtwache übernahmen die nächsten Tage extra vorsichtig waren. Jedenfalls wären sie dumm, wenn sie es nicht tun würde, da niemand einen Schlüssel mitgehen lässt ohne ihn früher oder später zu verwenden. Genau bei diesen Gedanken hielt Tala in seiner Bewegung inne. Das ganze hätte er sich eigentlich gleich denken können. Was immer Kai mit dem Schlüssel plante es war mit Sicherheit etwas gegen Boris. Deswegen machte dieser wahrscheinlich so einen Terz um die eine Minute Verspätung. „Was genau hast du vor?“ Kai zuckte daraufhin nur kurz mit den Schultern. Es war ja irgendwie klar, dass er nichts aus diesem rauskriegen würde. Immerhin hatte er das vorhin auch nicht geschafft. Er konnte nicht leugnen, dass er es lieber jetzt als später erfahren hätte, doch so wie es aussah schien dieser nicht vorzuhaben darüber zu reden. Andererseits je weniger sie wussten, desto weniger konnte ihnen in einem unüberlegten Moment rausrutschen. Fair war es trotz allem nicht. Sie hingen alle zusammen in der Sache drinnen. Raus kam keiner mehr ohne sich selbst zu verraten und anders sollte es auch nicht sein. Genau dass war das Prinzip ihres Teams. Sie hielten zusammen egal was man ihnen vorwarf, egal was einer von ihnen tat. Hier gab es keinen Verrat, doch dass sich jeder seine Geheimnisse aufbewahrte war nicht vorgesehen, doch in einem geringen Rahmen konnte man das akzeptieren. „Sag mir wenigstens, ob es sich lohnt!“ „Von meiner Seite aus ja. Und solange ihr euch an den Plan haltet, kann uns auch nichts passieren.“ „Wie beruhigend.“ „Reg dich ab, Phase 2 geht eh nicht vor Mitternacht los.“ „Du willst das nicht wirklich heute alles durchziehen, oder…“ „Doch!“ „Bist du irre?“ „Ne, nur organisiert. Glaubst du diese Typen rennen gleich zu Boris. Nie im Leben eher beißen die sich die Zunge ab. Darüber hinaus je länger wir warten, desto mehr besteht die Wahrscheinlichkeit, dass neue Sicherheitsmaßnahmen aktiviert werden und…“ Tala sah den jüngeren nur geschockt an. Gut, Kai hatte in dem einen Punkt recht, das hieß aber nicht, dass er es einsehen musste. Aus diesem Grund ließ er den jüngeren nicht mal zum Ende kommen, sondern gab einfach seine Meinung zum besten. „Du bist definitiv irre.“ Nach diesen Worten bemerkte Tala nur wie Spencer, Bryan und Ian zustimmend nickten, sagen tat jedoch keiner der drei etwas dazu. Wahrscheinlich überließen sie es ihm sich mit Kai auseinander zusetzten. Was vielleicht sogar besser war, da diese ihre Schwierigkeiten hatten sich verbal auseinander zusetzen. Provozierende Sprüche hatten sie drauf, doch für das austragen verbaler Schlachten waren sie ungeeignet, weshalb diese relativ schnell handfeste Argumente einbrachten. Zumindest traf das auf Bryan und Spencer zu. Er selbst kam mit beiden Methoden aus. Ian hingegen war mehr der typische Giftzwerg, für den man ihn hielt und was Kai betraf. Bei Kai war er sich nicht so sicher. Der Kleine hatte durchaus seine Methoden andere verbal an die Wand zu hauen, doch was dessen physischen Stärken anbelangte wusste er nicht. Im Vergleich zu denen, die genauso groß waren wie Kai, war dieser definitiv im Vorteil. Doch dieser Fall war eher unwahrscheinlich. „Ne, nur organisiert.“ Bei diesen Worten blinzelten die restlichen Anwesenden nur verwirrt. Lag das an ihnen oder führten die beiden wirklich ein Gespräch in dem diese zwei Mal knapp hintereinander fast dasselbe von sich gaben. „Also gut, wie sieht der Plan aus?“ „Sag mal Tala, drehst du jetzt auch am Rad oder was?“ Nun konnte sich Bryan nicht mehr raushalten. Sollte sich Tala jetzt auf Kais Position einlassen, so hatten sie keine andere Wahl als ebenfalls mitzumachen. Und darauf hatten er und so wie er es mitbekam auch die anderen zwei keine Lust. „Klappe halten Bryan…Also was ist jetzt Kai. Ich warte!“ Anstatt eine Antwort zu geben ließ Kai seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Eine Tatsache die Tala frustriert die Hände in die Luft werfen ließ, nur um sie dann wieder runter fallen zu lassen und sich auf Bryans Matratze zu werfen, die mittlerweile wieder auf de, Bettgestell lag. „Gott, ich gebe es auf. Du hast gewonnen, ich mach mit aber erst wenn du mir sagst, was zum Kuckuck du vorhast.“ „Punkt 1: Boris Büro umstrukturieren.“ Langsam setzte sich Tala wieder auf und betrachtete Kai skeptisch. Hatte er sich gerade verhört oder spielte Kai ihnen gerade einen derben Streich. „Du willst was?“ „Du hast mich verstanden. Um Boris muss du dir übrigens keine Sorgen machen, der ist nicht mal in der Abtei.“ „Nicht?“ „Wo dann?“ „Keine Ahnung, ich weiß nur, dass er ein Termin außerhalb hat. Die Wachen haben sich heute morgen darüber unterhalten. Sie meinten dass Boris die Abtei um 17 Uhr, also vor ungefähr eine Stunde, verlässt und erst am frühen morgen zurück ist.“ „Wo du immer deine Informationen herbekommst?“ Tala schüttelte bei diesen Worten nur den Kopf. Vielleicht sollte er Kai öfters mal im Auge behalten, sonst kommt dieser noch irgendwann auf die Idee mit ihnen aus der Abtei abzuhauen. Und wenn er ehrlich war, wusste er nicht, ob das so eine gute Idee war. Zugegeben die Abtei war nicht wirklich ein Ort an dem er leben wollte, doch zurück auf die Straße wollte er auch nicht. Unentschlossen raufte Tala sich kurz die Haare, doch dann stand er auf und sah sich kurz in dem Zimmer um, bevor er sich noch mal zu dem Thema äußerte. „Boris kann uns anschließend nichts nachweisen?“ „Vermuten vielleicht. Aber dass er es nachweisen kann ist unwahrscheinlich, solange ihr euch an den Zeitplan haltet.“ „Tala, denk nicht mal dran. Ihr beide seit auf euch allein gestellt, wenn ihr das heute Abend durchziehen wollt.“ „Nicht heute Abend, sondern Mitternacht.“ „Das ist für mich dasselbe, Kai.“ Bei diesen Worten verschränkte Spencer seine Arme vor die Brust. Er würde bei so etwas nicht mitmachen. „Feiges Huhn.“ Ian konnte bei Kai Kommentar nicht anders als ein gackerndes Huhn nachzuäffen, bevor er sich lachend an der Leiter, an der er stand festhielt. Selbst der Rest konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken, besonders als Bryan reflexartig seine Meinung dazu kundgab. „Vom Riesen zum feigen Huhn, was für eine Negativentwicklung!“ „Willst du etwa drei Monate in der Kellerzelle verbringen nur weil ein sieben jähriger Rebell sich verrechnet hat.“ „Ich persönlich verlass mich lieber auf seine Kalkulation als auf deine, Spencer. Aber die Strafen für dieses Handeln würde ich trotzdem nicht in Kauf nehmen.“ „Und ich dachte ihr wolltet mir helfen Boris eine Reinzuwürgen?“ „Schon, aber nicht in dem wir uns selbst erhängen.“ „Tut ihr doch nicht. Punkt 2 ist übrigens der Fluchtweg durch die Labore und die haben es echt in sich.“ Spencer öffnete schon den Mund um zu widersprechen, doch da viel ihm Ian schon ins Wort, der nun ziemlich neugierig geworden war. „Ernsthaft, ist ja cool, ich wollte schon immer wissen, was diese Typen in den weißen Kitteln da unten machen.“ „Seit doch vernünftig, der Bereich ist wahrscheinlich noch gesicherter als der Rest dieser Abtei. Wie sollen wir…“ „Lüftungsschacht. Regt euch ab, dass klappt schon…Ich werde das auf jeden Fall durchziehen, entweder ihr kommt mit oder ihr lasst es!“ „Wir kommen mit!“ Noch ehe einer auch nur eine Antwort aussprechen konnte, standen Talas Worte schon im Raum. Für einen kurzen Moment wirkte es so, als hätte sich auf Kais Gesicht daraufhin ein leichtes zufriedenes Lächeln gebildet. Eines, dass sogar Spencer bemerkte, weshalb dieser die Worte die er auf der Zunge hatte nicht mehr aussprechen konnte. „Game over!“ Bryan schenkte ihm bei diesen Worten nur einen kurzen mitleidigen Blick und klopfte ihm dabei auf die Schulter. Auch er hatte das kurze Lächeln auf Kais Lippen bemerkt, das war auch der Grund, weshalb er der Meinung war, dass der jüngere sie gerade mächtig gegeneinander ausgespielt hatte. Kai hatte erst Tala und Ian auf seine Seite gebracht und damit war eine Rebellion gegen dessen Plan sinnlos. Er selbst würde Tala nicht einfach ohne Rückendeckung lassen, was bedeutete, dass er wenn auch widerwillig ebenfalls mitgehen würde. Und Spencer. Spencer hatte dasselbe Los wie er. Sie waren ein Team, eines das zusammen hielt. Er würde mitmachen allein um zu vermeiden so von ihnen ignoriert zu werden, wie sie es noch vor einigen Wochen mit Kai gemacht hatten. Sprich er würde sich ebenfalls anschließen auch wenn alles in ihm danach schrie es nicht zu tun. //Wenn Kai aus dieser Manipulationssache eine Gewohnheit macht, dann tanzen wir irgendwann nach seiner Pfeife. Da bleibt nur zu hoffen, dass der Kleine uns nicht in Teufels Küche bringt.\\ Seine Gedanken ignorierend half er den anderen wieder das Zimmer so herzurichten, wie es vor der rücksichtslosen Durchsuchung ausgesehen hatte. Durch die Tatsache, dass jetzt endlich alle mit anpackten, ging es auch verhältnismäßig schnell. Zu schnell um genau zu sein, da sie jetzt nur noch warten konnten. Warten auf die 24 Stunde des Tages, welche durch die in der nähe stehenden Kirchenuhr deutlich zu bestimmen war und sie in der ersten Nacht in dieser Abtei aus dem Schaf hat hochschrecken lassen, da der Glockenschlag in den steinernen Korridoren scheinbar unendlich nachhallte. Eine Tatsache an die sie sich mittlerweile gewöhnt hatten, doch in diesem Fall wünschten sich alle, dass der Glockenschlag dieses Mal ausblieb. Doch dieses Glück hatten sie nicht. Beim ersten Schlag sprangen alle von ihren Betten und versammelten sich auf dem Boden, während Kai schnell unter dem Bett verschwand und die Schlüssel hervor zog. Allerdings waren diese nicht mehr am Schlüsselbund, sondern an einem Band aufgezogen. „Und ich hab wirklich gedacht, dass du das Schlüsselbund durch das Loch gekriegt hast!“ „Man muss sich halt zu helfen wissen und jetzt kommt.“ Vorsichtig ging Kai daraufhin zur Tür und schloss diese auf. Zuerst öffnete er diese nur einen Spalt breit um sich zu vergewissern, dass keiner der Aufseher in der Nähe ist. Dann allerdings gab er den anderen vieren ein Zeichen und öffnete die Tür so weit, dass es den anderen erlaubte diese zu durchschreiten. Die vier folgten der Anweisung auch sofort und verließen das Zimmer dicht gefolgt von Kai, welcher das Zimmer schnell und doch ordentlich wieder verschlossen hatte. Gemeinsam gingen sie unter der Treppe in Deckung, gerade noch Rechtzeitig, da in dem Moment von oben ein Licht aufblitzte, welches das Kommen eines Aufsehers ankündigte. Nun gab es absolut kein zurück mehr insbesondere deshalb nicht, da Kai die Schlüssel hatte. Vor lauter Anspannung hielten die meisten von ihnen den Atem an, fast so als befürchteten sie sich mit einem einfachen Atemzug zu verraten. Den Drang Luftzuholen unterdrückten so gut wie konnte, weshalb sie schon bald blau anliefen. Der Aufseher bekam von all dem nichts mit sondern sah nur flüchtig durch die kleinen Fenster der einzelnen Zimmer. Erst als dieser in der nächsten Tür verschwunden war, holten drei von den anderen erleichtert wieder Luft, nur Spencer hatte die Augen geschlossen und betete Stumm dafür, dass sie nicht erwischt werden. Jedenfalls solange bis Kai ihm genervt den Ellbogen in die Rippen schlug. „Reißt euch zusammen und kommt. Wir haben nicht die ganze Nacht zeit.“ Noch ehe einer der anderen etwas erwidern konnte, hatte Kai sich schon aus dem Versteck gewagt und ging zu einer der Korridortüren. Mit einem flüchtigen Blick in die Richtung, in die der Aufseher verschwunden war, liefen auch die restlichen los und gesellten sich wenig später zu Kai. „Das war knapp.“ „Ach quatsch. Die sind froh wenn sie nichts finden. Dann können sie ihren Wachgang schnell hinter sich bringen.“ „Es sei denn sie wollen jemanden bestrafen!“ „Genau.“ „Sehr aufbauend.“ „Wieso soll ich lügen?“ Die Gruppe schüttelte bei Kais Frage nur den Kopf. Am liebsten hätten sie ihm gefragt, wieso nicht, doch andererseits sollten sie das Gespräch auf einen späteren Zeitpunkt verlegen, bevor sie noch von jemanden gehört wurden. Am Ende des Korridors trafen sie ein weiteres Mal auf eine eiserne Tür. Genau dass war wohl das gefährliche an diesem Ausflug. Sie wussten nie was hinter der nächsten Tür lauerte. Sie konnten lediglich hoffen, dass nicht ein Aufseher hinter der nächsten stand und sie entdeckte. Wenn sie ehrlich sein sollten, war ihre Situation jetzt um einiges komplizierter als noch vor einigen Minuten, denn nun waren sie von Wänden und Türen umschlossen, die nur mit dem Blick durch Schlüsselloch ein Einblick in den nächsten Raum gewährten und dieser war auch nicht sehr hilfreich, da es tausende von toten Winkeln gab. Es war eine Tatsache, die Kai nicht mal zu stören schien. Erst als man sie nach ca. 30 Minuten des durch die Gänge wandern immer noch nicht entdeckt hatte, fingen die meisten an ihre Lage zu vergessen. Jedenfalls solange bis sie in dem Korridor, in dem sich das Büro von Boris befand, standen. „In dem Korridor hat man ja überhaupt keine Deckung.“ „Genau das ist der komplizierte Part des Plans.“ „Wie bitte? Bryan sah den jüngeren nur verwirrt an. Dann jedoch durchscannte er den Korridor nur um wenig später auf den Grund des Problems zu stoßen. Eine Kamera. Er hätte sich doch denken können, dass es einen Harken an der ganzen Sache gab. Wegen den Wachen brachte man nicht so einen Aufstand wegen einer Minute machen. Hier sah das anders aus. „Seht ihr die Kamera da. Die müssen wir so umgehen, dass sie uns nicht erfasst. Allerdings ist der Radius ziemlich groß…“ „Und das sagst du uns jetzt.“ Spencer war sichtlich verärgert und da half ihm die Antwort von Kai auch nicht besonders weiter. Im Gegenteil, der Kommentar hätte Spencer fast alle Vernunft vergessen lassen und dazu geführt, dass dieser den jüngeren den Hals umdreht. „Wärt ihr sonst mitgekommen?“ „Leute konzentriert euch. Sonst können wir gleich zu den Aufsehern gehen und alles gestehen.“ „Tala hat Recht, also wie gehen wir jetzt vor.“ „Es gibt nur wenige tote Winkel. Entweder man stellt sich genau unter die Kamera, auf dem Tisch der da steht oder auf die gegenüberliegende Seite.“ „Plus die Stelle wo wir im Moment stehen.“ Kai nickte bei Talas Worten nur. Der Sprecher sah bei dieser Gestik nur kurz zur Kamera, bevor er Kai die offene Hand entgegenstreckte. Dieser blickte ihn für einen Moment verwundert an, doch schon wenig später erklärte Tala seine Gestik. „Gib mir die Schlüssel…du weißt genau, dass ich schneller bin, deshalb hab ich sie ja auch gestohlen und nicht du!“ Etwas widerwillig zog Kai die Schlüssel hervor und gab sie an Tala weiter. Dieser umklammerte diese sobald sie seine Hand berührten und sprintete dann den Korridor entlang, bevor er genau unter der Kamera zum stehen kam. An dieser Stelle verhaarend sah er zu Kai welcher nur zwei Finger in die Luft hielt. „20 Sekunden.“ Diese Worte flüsterte er kurz, bevor er das Türschloss betrachtete. Er hatte zwanzig Sekunden die Tür zu öffnen und in dieser zu verschwinden oder um zurück zu seine Position zu gelangen, wenn der ausgewählte Schlüssel nicht passte. Noch einmal tief durchatmend sah er nach oben, wo die Kamera sich langsam von links nach rechts bewegte. Als diese seine imaginäre Mittellinie überschritten hatte schnellte er zur Tür und versuchte sie zu öffnen. Doch der Schlüssel den er ausgewählt hatte passte einfach nicht. Gerade noch rechtzeitig rannte er zurück auf seine Position und nahm den nächsten zur Hand, dass ganze konnte definitiv dauern. Immerhin befanden sich an dem Schlüsselband mindestens 35 Schlüssel. Wofür die alle waren wollte er gar nicht erst wissen. Als die nächsten 7 Schlüssel auch nicht passten griff er sich frustriert in die Haare. Wahrscheinlich war es der Schlüssel der als letztes kam. Diese Theorie ausprobierend entschloss er sich den besagten Schlüssel zu verwenden. Ein weiteres Mal rannte er los und versuchte den Schlüssel ins Schlüsselloch zu stecken. Dieses Mal passte er wirklich. Schnell drehte Tala ihn um und öffnete die Tür, zog den Schlüssel heraus und schloss diese wieder. Keuchend ließ er sich zu Boden sinken. Das war knapp. Plötzlich wurde er von einem leisen Klopfen aus den Gedanken gerissen. Blitzschnell stand er wieder auf und öffnete die Tür. Wenig später wurde er auch schon von Bryan zur Seite gestoßen, der die Tür wieder schloss. „Erinnere mich, dass ich Kai das nächsten Mal wenn er so etwas plant in den Schrank sperre, bis er freiwillig auf so einen Stunt verzichtet.“ „Da kannst du lange drauf warten.“ Das Gespräch wurde von einem weiteren Klopfen unterbrochen. Ohne lange zu zögern riss Bryan die Tür auf und zog Ian so schnell er konnte mit einer Hand in den Raum, während er die Tür mit der anderen wieder schloss. Dies ging noch zwei Mal so weiter bis alle fünf in dem Raum standen und sich neugierig umsahen. Bryan, Tala, Spencer und Ian waren lediglich ein Mal hier und dass war, als sie erfahren haben, dass Kai der Enkel von Voltaire war. Damals hatte sie der Raum weniger interessiert als die Tatsache, was dieser von ihnen wollte. Nun allerdings war ihre Aufmerksamkeit nur noch auf den Raum gerichtet. „So wir sind in der Höhle des Löwen. Und jetzt?“ „Was glaubt ihr?“ Ohne weiter auf das Thema einzugehen hatte Kai sich den Brieföffner von Boris Schreibtisch geschnappt und mit einer fließenden Bewegung die Kommode aufgebrochen. „Wir sind so was von Tod.“ „Redet nicht so viel und macht euch lieber nützlich.“ Bei diesen Worten warf Kai einen flüchtigen Blick auf die Dokumente in der Schublade, dann jedoch schüttelte er den Kopf holte sie heraus und durch mischte sie etwas, bevor er sie wieder zurücklegte und die Schublade schloss. Mittlerweile hatte auch Tala eine Beschäftigung gefunden. Scheinbar interessiert durchstöberte er das Bücherregal und zog eines nach dem anderen heraus. „Was machst du da?“ „Ich mach mich nützlich…versteck die mal hinter dem Waschbecken.“ „Ich weiß nicht, ob…“ Bryan beendete seinen Satz nicht, da er anhand Talas Reaktion wusste, dass dieser sowieso nicht auf ihn hören würde, weshalb er einfach das Tat, worum man ihn gebeten hatte. In dem Moment bemerkte er, dass auch Ian das Zimmer inspizierte und sich kurzerhand die Kissen von der Couch, die sich an der Wand befanden schnappte. „Was hast du damit vor?“ „Was wohl, vor die Tür legen, damit jemand drüber fällt.“ Spencer sah den lilahaarigen nur verdutzt an. Waren jetzt alle durchgedreht. Dann jedoch viel sein Blick auf eines der in dem Raum hängenden Gemälde. Für einen Moment zögerte er, bevor er es abnahm und es einfach mal hinter die Couch abstellte. Wenn er schon für das ganze bestraft werden würde, dann weil er etwas getan hatte. „Sag mal kannst du mir den Brieföffner leihen. Ich will den Boden etwas Federn.“ Ohne etwas auf diese Aussage zu erwidern legte Kai den Brieföffner vor Ian auf den Tisch und verschwand anschließend selbst unter diesem. Ian hingegen kümmerte sich nicht darum, was Kai unter dem Tisch wollte, sondern griff nur nach dem scharfen Objekt und schlitzte die Kissen in seiner Hand auf. Wenige Sekunden später hatte er den ganzen Inhalt im ganzen Büro ausgeschüttelt. Selbst Spencer konnte bei dieser Szene ein breites Lächeln nicht unterdrücken. Boris würde, wenn er den Schweinestall hier sah, einen Tobsuchtsanfall bekommen. Zwar konnte das für sie nur schlimm enden, doch als erstes würden die Aufseher etwas abbekommen und diese Beobachtung wäre es ihm auf jeden Fall wert. „Hey Leute seht euch das mal an.“ „Was?“ Sofort stoppten alle ihre Tätigkeit und kamen auf Kai zu, der interessiert auf eine Akte blickte. Für einen Moment fühlten sie sich veralbert, doch als Kai diese auf den Tisch legte und aufklappte, fiel ihnen die Kinnlade herunter. In der Akte ging es ausschließlich um sie und zwar um alle fünf. Von den Anwesenden war jedoch Bryan der erste, der sich zu dem Inhalt äußerte. „Was ist das? Boris Abschussliste?“ „Denkst du ich kriege oft Einblicke in Boris Gedanken, Akten oder was auch immer. Aber ernsthaft, ich bezweifle es. Ich meine, seht euch die Bilder mal genau an. Fällt euch an denen irgendetwas auf?“ Während Kai diese Frage stellte, schob er den anderen die Bilder entgegen, während er auf dem Computer, dessen Passwort er wenige Minuten vorher geknackt hatte, ein paar Datenauswertungen entdeckte, mit denen er nicht viel anfangen konnte. Tala sah sich die einzelnen Bilder an und wusste sofort worauf Kai hinaus wollte. Diese Bilder fanden ihren Ursprung in ihren ersten Tagen in der Abtei bis zum jetzigen Zeitpunkt und dass beharkte ihm gar nicht. Dennoch ließ er unbemerkt ein paar der Bilder auf denen sie alle vertreten waren als Erinnerung an diesen Tag in seine Tasche wandern. „Das sieht so aus als hätte Boris uns die ganze Zeit im Auge.“ „Jetzt krieg ich Panik.“ „Klappe Ian. Was hältst du davon, Kai?“ Kai zuckte daraufhin nur mit den Schultern. Was sollte er davon halten. Dass Boris ihn im Auge hatte, konnte er sich gut vorstellen. Er war für diesen immerhin wie ein spitzer Stein im Schuh, gegen den dieser nichts machen konnte, sofern sein Großvater sein Einverständnis verweigerte. Doch bei den anderen gab es kein Grund für eine regelmäßige Überwachung. Obwohl, meinte Boris nicht, dass die Gruppe genauso rebellisch ist wie er, es jedoch aus Angst nicht wagen aus der Reihe zu tanzen. Doch was kümmerte es Boris. Schnell schüttelte er den Kopf und nahm die Bilder wieder an sich und legte sie zurück in die Akte. Auch diese legte er schnell an ihren alten Platz, bevor er weiter durch Boris Computerdaten ging auf der Suche nach etwas wertvollen oder zumindest interessantem. „Darüber können wir später rätseln und zwar wenn wir hier raus sind.“ „Klar!“ In dem Punkt waren sich alle einig. Es war Zeit hier zu verschwinden. Allerdings entschieden sich Bryan und Spencer vorher dazu die kleine Komode in der Ecke genau vor die Tür zu stellen. Tala währenddessen hatte auf Kais Anweisung hin das Fenster geöffnet und sah kurz hinaus, wobei er jedoch niemanden erkennen konnte. Zufrieden wendete er sich zu den anderen, welche bereits dabei waren den Lüftungsschacht zu öffneten. Auch Kai gesellte sich zu ihnen, nachdem er den Computer wieder runter gefahren hatte. Für einen Moment zögerte er und sah sich noch einmal um. Sichtlich zufrieden mit der von seinen Teammitgliedern hinterlassenen Signatur folgte er den anderen durch Lüftungsschacht und verschloss ihn hinter sich. Nun hieß es vorsichtig sein, denn hier konnte sie eine bloße unbedachte Bewegung verraten. Zwar konnte man sie nicht sehen, doch taub waren die Aufseher nicht und wenn diese ein Geräusch aus dem Lüftungsschacht hörten, war die Wahrscheinlichkeit dass sie entdeckt wurden ziemlich hoch. Gut man konnte sie in dem Fall auch für Ratten halten, doch dieser Fall war dann doch eher Wunschdenken. „Au…du stehst auf meiner Hand.“ „Halt die Klappe, Ian.“ Noch bevor Talas Worte an Ians Ohr drangen hatte Bryan ihm schon mit der Hand gegen den Kopf geschlagen. Gut er konnte sich vorstellen, dass es Schmerzhaft war, wenn Spencers Fuß Ians Hand unter sich zerquetschte, doch das hieß nicht, dass dieser gleich so rumjammern musste, besonders jetzt nicht. „Wie kann es eigentlich sein, dass Spencer Ian auf die Hand tritt, wenn dieser vor ihm durch den Schacht krabbelt?“ „Haltet die Klappe da vorne.“ Noch ehe Tala etwas ergänzen konnte bekam er selbst von hinten einen Schlag ab und konnte nur im letzten Moment einen schmerzhaften Laut unterdrücken. Er konnte sich gut vorstellen womit er das verdient hatte. Mit diesen Gedanken massierte er vorsichtig seinen durch den Schlag schmerzenden Nacken, bevor er sich vorsichtig weiter durch den dunklen Schacht tastete. „Wo lang?“ Diese Worte ließen alle grübelnd zurück. Das war also das Problem, sie waren an einer Abzweigung gekommen und ihre Reihenfolge war nicht gerade optimal, immerhin wusste nur Kai wo es lang ging, jedenfalls hofften die anderen das, doch dieser war der letzte und sprechen war nicht gerade die beste Idee. „Links, 4 mal gerade aus, links, rechts, 3 mal gerade aus, links, gerade aus, rechts, rechts, gerade aus, links, rechts und raus!“ „Das sollen wir uns merken?“ „Gib es einfach weiter, wenn ihr falsch geht korrigier ich.“ „Wenn du meinst.“ Nach diesen Worten gab Tala das ganze so leise er konnte im Flüsterton weiter. Das ganze wurde dann in Form von Stillepost an Spencer weiter gegeben, welcher zuerst einen ziemlich entgeisterten Gesichtsausdruck aufsetzte, bevor er sich nach links bewegte und versuchte die angegebene Richtung zu verfolgen. 10 Abzweigungen später schien auch noch alles gut zu laufen, doch dann wendete sich Spencer nach rechts. Die anderen, die die Wegbeschreibung wieder aus ihrem Kopf gestrichen hatten folgten ihm bereitwillig. Lediglich Tala stockte etwas, war sich der richtigen Richtung jedoch auch nicht bewusst. Erst als Kai ihm am Fuß festhielt, wurde ihm der Fehler der Gruppe bewusst. Schnell fasste er nach vorne und griff nach Bryan Fuß, welcher daraufhin nach Ian griff. Letzter packte Spencers Schuh und hielt diesem somit vom weiterkrabbeln ab. Kurz darauf bewegte sich Kai gerade aus weiter. Die restlichen bemühten sich vorsichtig zurückzuweichen, damit sie niemanden hinter sich verletzen, bevor sie den richtigen Weg wieder aufnehmen konnten. Nach weiteren 10 Minuten kamen sie endlich an einem weiterem Luftschachtausgang an und krabbelten, nach dem sie sicher waren, dass sich hier niemand befand aus diesem heraus. „Erinnert mich, dass ich nie wieder den Lüftungsschacht verwende.“ „Gerne, aber nur wenn du jetzt die Klappe hältst.“ Bei diesen Worten sah sich Tala in dem Raum um, bevor er sich an Kai wendete, der den Raum scheinbar genauso intensiv musterte wie er. Dann jedoch stellte sich dieser an die einzige Tür des Raumes und lauschte. „Abgeschlossen. Wir brauchen die Schlüssel.“ „Klar, einen…scheiße!“ Auf einmal stoppte Tala, als er die Schlüssel in seiner Hosentasche nicht zu fassen bekam. „Tala, sag nicht du hast die Schlüssel verloren!“ „Natürlich hab ich die nicht verloren, das hätte ich gehört und du auch!“ „Liegen gelassen?“ „Niemals…ich hab die Tür aufgeschlossen, den Schlüssel raus gezogen, die Tür wieder zugemacht und die Schlüssel…“ „…auf dem Boden fallen lassen und sie dort vergessen.“ „Nein, ich…“ Der letzte Teil kam von Bryan, der Talas Reaktion einfach nur belächeln konnte. Dieser versuchte nur seine Aussage außer Kraft zu setzten. Was er nicht konnte, da er wusste dass es stimmte. Selbst Kai schien zum ersten Mal seit diesem ganzen Trip unruhig zu werden. Kein Wunder, immerhin hatten sie ein ganz schönes Chaos in Boris Büro veranstaltet und dass würde ihnen, wenn sie erwischt wurden nicht gut bekommen. --- Kapitel 19: Böses Erwachen -------------------------- Kapitel 19: Böses Erwachen Mittlerweile hatte Tala es aufgegeben nach dem Schlüssel zu suchen und gestand sich ein, dass er diesen wirklich vergessen hatte. Entschuldigend blickte er zu den anderen, doch keiner sagte etwas dazu. „Wir müssen zurück.“ Nach Kais Worten schritt Bryan in die Diskussion ein. Immerhin hatte er die Schlüssel eingesteckt, als er sie auf dem Boden liegen gesehen hatte. Zwar war es unfair den anderen so einen Schrecken einzujagen, doch vielleicht half es ihnen in Zukunft solchen wagemutigen Stunts zu entgehen. „Nicht nötig ich hab im Gegensatz zu euch an die dämlichen Schlüssel gedacht. Und das nächste Mal, wenn ihr der Meinung seit mir den Mund verbieten zu müssen, lasse ich euch im Regen stehen.“ Mehr sagte Bryan nicht dazu, sondern ging nur zur Tür und schloss diese auf. Allerdings steckte er diese auch kurz danach wieder ein und machte damit klar, dass er jetzt die Aufgabe des Schlüsselhüters übernahm. „Super Idee. Bring uns aus dem Zeitplan.“ „Als wenn du noch einen Zeitplan hast. Ich meine ernsthaft… ich hab in Boris Büro keine Uhr gesehen und wie lange wir in diesem Lüftungsschacht verbracht haben, weiß auch kein Schwein.“ „Ich hab alles im Griff.“ „Mag sein und genau deshalb bringst du uns jetzt ohne Zwischenstopps zurück zu unserem Zimmer oder es hagelt Schläge.“ Mehr sagte Bryan daraufhin nicht, seine kleine Drohung saß auch so und zum ersten Mal sah er, wie Kai und Tala sich gegenseitig signalisierten, dass es fürs erste besser war nachzugeben. „Endlich mal jemand, der sich gegen die beiden durchsetzt.“ Ian nickte bei Spencers Worten nur vorsichtig, bereute es aber sofort wieder, da er augenblicklich zwei tödliche Blicke von dem teuflischen Duo bekam, weshalb auch er sich lieber erst mal zurück hielt. Denn eines war klar, er wollte sich weder mit Kai noch mit Tala anlegen, besonders da die beiden eh gemeinsam agierten. Legt man sich also mit einem an, so war auch der andere gegen einen und genau dass machte das ganze zu einem doppelten Übel. Dadurch dass die meisten es vorzogen den Mund zu halten, verlief der weitere Weg ziemlich ruhig. Für die Gruppe an sich eine gute Vorraussetzung nicht entdeckt zu werden und dennoch schien einige die Redepause nicht sonderlich zu behagen, da sie dadurch mehr über die Möglichen folgen ihres Handelns nachdenken konnten. Letzten Endes jedoch war es Spencer, der die Stille nicht länger aushalten konnte. „Wo sind wir jetzt eigentlich.“ „Im E-Korridor. Jedenfalls wenn ich mich nicht…“ Plötzlich stoppte Kai und blieb wie angewurzelt stehen. Dann jedoch reagierte er blitzschnell, griff sich die Schlüssel aus Bryan Hand, schloss die nächste Tür auf und signalisierte den anderen ihm zu folgen. Intuitiv taten diese das auch ohne weiter nachzufragen und schlossen diese hinter sich zu. Wenig später hörten sie auch schon das leise Quitschen einer anderen Tür, die ganz ihrer Nähe geöffnet wurde, das dem Geräusch von Schritten vorausging. Als die Gruppe merkte, dass die Schritte sich immer mehr ihrer Position näherten, wichen sie so weit es ging in dem dunklen Raum zurück, versteckten sich hinter dem großen Schrank, der in der hintersten Ecke stand und beobachteten angespannt die Tür. Wenn Boris Mitarbeiter hier rein wollen, dann saßen sie in der Falle, soviel konnte sich jeder von ihnen zusammenreimen und als hätten sie es befürchtet hörten sie wie der Türgriff sich senkte. Dann jedoch war ein Fluchen zu hören. „Was soll dass den jetzt, wir haben Schichtwechsel.“ „Ich wollte mich nur versichern, dass die Tür zu ist. Oder hast du Lust, dass Boris uns zur Schnecke macht, wenn etwas in diesem Raum passiert.“ „Stimmt auch wieder.“ Bei diesen Worten entfernten sich die Schritte wieder und die Gruppe atmete erleichtert auf. „Das war knapper als knapp.“ Spencers Kommentar hatte nur ein zustimmendes Nicken von allen Seiten zur Folge. Doch dann wurde der Raum auf einmal hell erleuchtet. Erschrocken wendeten sich die fünf um, doch da war niemand. Jedenfalls keiner von den Aufsehern. Stattdessen tanzten fünf farbige Kugeln in der Luft, von denen sie nicht mal sagen konnten, was diese waren. Erschrocken wichen die einzelnen zurück, doch die Lichtquellen versperrten ihnen den Weg und umkreisten sie in immer engerem Radius. Auf einmal nahmen diese Abstand von der Gruppe, bevor sie mit enormer Geschwindigkeit wieder auf zu zuschossen. Intuitiv schlossen alle die Augen und warteten. Doch es Geschah nicht. Lediglich als sie die Augen öffneten bemerkten sie, dass der Raum wieder so dunkel wie zuvor war. Fast als wäre nie etwas von dem Geschehen, was sie gesehen hatten. Oder hatte es vielleicht sogar nicht stattgefunden und sie hatten es sich lediglich eingebildet. „Sag mal Leute, hab ich Halluzinationen, oder war dieses Lichtspektakel gerade echt.“ „Egal, raus hier.“ Ohne weiter auf die anderen zu achten, sprintete Kai wieder zu Tür und schloss diese so schnell er konnte auf. Was immer das ganze zu bedeuten hatte, im Moment war nicht der richtige Zeitpunkt sich darüber Gedanken zu machen. Was wenn das eine Art Alarmanlage war, dann würden hier spätestens in 5 Minuten alle Aufseher im Umkreis von 500 Meter stehen und dass war das letzte was sie brauchten. Genau das war auch der Gedanke der anderen, weshalb sie so schnell sie konnten den E-Track hinter sich ließen. Das sie nach einiger Zeit wieder im Sektor 5 herauskamen ließ die Gruppe zum ersten Mal wieder erleichtert durchatmen. Schnell gingen sie unter der Treppe wieder in Deckung. Keine Minute zu spät, da der Aufseher in diesem Moment wieder seine Runde drehte und wie zu vor die Zimmer nur oberflächlich kontrollierte. Nach dem dieser um die Ecke verschwunden war, blieben die fünf noch einige Minuten in ihrem Versteck, bis sie im schnellen Sprint zu Zimmertür hasteten, diese aufschlossen und darin verschwanden. Während die Hälfte sich daraufhin erschöpft zu Boden gleiten ließ verschwand Kai wieder unter dem Bett und sorgte dafür, dass die Schlüssel weiterhin nicht von irgendjemanden gefunden werden konnten. Erst nachdem alle Spuren, die in dem Zimmer von ihrem nächtlichen Ausbruch beseitigt wurden und die Gruppe sich unbemerkt wieder in ihre Betten geschlichen hatten kamen die fünf langsam wieder zur Ruhe. „Wir sind Tod. Wir sind so was von erledig. Boris wird uns umbringe, uns vierteilen und uns dann an die restlichen hier lebenden verfüttern.“ „Red keinen Unsinn Ian. Boris hat keine Beweise.“ „Die Kamera in diesem Zimmer?“ Erst jetzt viel Bryan die Kamera wieder ein. Während des ganzen Tages hatten sie noch darauf geachtet und gerade während ihres Ausbruches hatte er sie vergessen. „Zugeklebt.“ „Wie jetzt.“ „Glaubt ihr wirklich ich hab die vergessen?“ „Du hast auch die Schlüssel vergessen.“ „Tala hatte sie zuletzt, nicht ich…er hat keine Beweise, dass könnt ihr mir glauben.“ Von diesen Worten ließen sich die anderen beruhigen. Selbst wenn Boris die Beweise hätte, nun wäre es eh zu spät und sie konnten nur hoffen, dass Kai Recht hatte. Ob es so war oder nicht würden sie erst erfahren, wenn Boris am nächsten Morgen wieder da war. -Am Tag danach - Die Gruppe wusste nicht wie lange sie schlafen konnten. Lediglich, dass es nicht lange gewesen sein konnte. Scheinbar wenige Minuten nachdem sie eingeschlafen waren, wurden sie von einem lautem Gepolter geweckt. Noch ehe sie richtig begriffen was los war, wurde die Tür ihres Zimmers aufgerissen. „Aufstehen, sofort.“ „Was ist denn los?“ Etwas schläfrig gab Ian diese Worte von sich. Das bereute er jedoch sofort, da er schon aus dem Bett gezogen wurde. „Ich sagte aufstehen.“ „Ist ja gut.“ Mit diesen Worten sprang Kai von seinem Bett. Auch er würde sich am liebsten noch mal auf die Seite legen und weiterschlafen, doch wenn er die Laune der Aufseher betrachtete, war eine Verweigerung wohl die schlechteste Idee aller Zeiten. Aus diesem Grund versuchte er seine Müdigkeit zu verbergen. Mittlerweile hatte sich auch Tala, Bryan und Spencer aus den Betten begeben. Doch noch bevor sie fest auf dem Boden standen wurden sie auch schon aus dem Zimmer gedrängt. „Was ist eigentlich los? Wo bringen sie uns hin.“ „Das wisst ihr ganz genau.“ Die fünf setzten bei diesem Satz nur ein unschuldigen Gesichtsausdruck auf. Natürlich konnten sie sich denken, was los war, doch das durften sie sich nicht anmerken lassen. Zwar war es letzten Endes Boris Entscheidung, was mit ihnen passierte, doch es konnte ja nicht schaden, wenn sie sich schon mal auf das Lügen einstellten. „Woher denn? Uns sagt ja keiner was!“ Die Tatsache, dass Kai sich bei diesen Worten losgerissen hatte und stehen geblieben war, sorgte dafür, dass er von einem der Aufseher einen kräftigen Stoß nach vorne bekam. „Geh weiter oder du wirst den Tag verfluchen an dem du geboren bist!“ So wie es aussah war mit denen heute nicht zu scherzen und dass konnte nur einen Grund haben. Boris hatte die werten Herren, wegen ihrer Unfähigkeit wache zu halten, zusammen gefaltet und jetzt mussten sie dran glauben. Jedenfalls war das ihr erster Gedanke, doch als sie bemerkten, dass sie nicht in die Trainingshalle gebracht wurden, fing es in ihren Köpfen an zu arbeiten. Hatten sie doch einen Fehler gemacht und damit Beweise für ihre Tat hinterlassen oder war das nur Boris Strategie um sie aus der Reserve zu locken. Kai war sich absolut sicher, dass sie allen Kameras ausgewichen waren. Es war ausgeschlossen, dass Boris auch nur einen einzigen Anhaltspunkt hatte, dass sie an dem Chaos in dessen Büro verantwortlich waren. Das konnte also nur ein verdammt mieser Trick sein und er hoffte inständig, dass die anderen nicht darauf hereinfielen. Zwar waren diese das von den Aufsehern gewöhnt, aber Boris war ein anderes Kaliber und im Gegensatz zum vorigen Tag hatten sie keine anderen Leidensgenossen, welche sie dazu bringen konnten etwas Unruhe zu stiften. Noch ehe Kai weiter über das Thema nachdenken konnte, kamen sie an Boris Bürotür an, welche speerangelweit offen stand. Ohne sich anzukündigen betraten die Aufseher das Zimmer und schubsten ihn und die anderen vor Boris auf dem Boden. Eine Position, die er nicht im geringsten Leiden konnte. Er war sowieso viel kleiner als Boris und dass er jetzt dank den Aufsehern auf den Knien hockte machte es nicht im Geringsten besser. Aus diesem Grund hielt ihn auch nicht besonders viel auf dem kalten Boden. Fast so, als hätte er das Chaos zum ersten Mal gesehen, sah er sich interessiert in dem Raum um. Sie hatten wirklich ganze Arbeit geleistet und dass Wetter hatte sein übriges getan. Denn durch das offene Fenster und den leichten Schneesturm war eine Menge Schnee in das Zimmer eingedrungen und überzog den Boden. „Wow, haben sie eine Party geschmissen oder ist das einfach nur der neuste Trend zum Thema Büroeinrichtung?“ Den Spruch konnte Kai nun doch nicht für sich behalten, was bewirkte, dass Boris ihm nur einen gefährlichen Blick zuwarf, bevor er langsam auf diesem zukam. „Glaub ja nicht, dass du dich so aus der Nummer rausreden kannst. Ich weiß zwar nicht, wie ihr dieses Chaos bewerkstellig habt, doch ich weiß dass ihr alles wieder aufräumen werdet und zwar ohne Hilfsmittel.“ „Wir sind aber nicht dafür…“ „Mund halten.“ Intuitiv zuckten die Anwesenden bei Boris lauter Stimme zusammen. Besonders Kai, der direkt vor diesem stand hatte das Gefühl, als würde ihm das Trommelfell platzen. Noch bevor sich dieser wieder davon erholen konnte, hatte Boris ihn auch schon zu sich gezogen. „Und du Kleiner, um dich kümmere ich mich später noch persönlich.“ „Kai hat nichts damit zu tun.“ Nun war auch Tala, der bis eben immer noch auf dem Boden gekniet hatte, aufgestanden und hatte sich zu Wort gemeldet. Er würde Kai nicht alleine dafür büßen lassen. Keiner von ihnen würde für dieses Chaos büßen. „Genauso wenig wie wir. Wie sollen wir das denn gemacht haben und vor allem wann. Wir waren den ganzen Nachmittag in der Trainingshalle und dann bis zum Einschluss in unserem Zimmer.“ „So, ward ihr dass? Dann verratet mir doch mal wer außer euch so lebensmüde ist um das Schlüsselbund eines der Aufseher zu stehlen.“ Für einen Moment sahen sich die Jungen vielsagend an, bevor ihre Antwort wie aus einem Mund kam. „Die Langfingerbrüder!“ Bei diesen Worten lockerte er den Griff, mit dem er Kai immer noch festhielt und schubste ihn nach vorne. „Ein netter Verdacht. Nur leider nicht sehr überzeugend…Ihr habt eine Stunde um dieses Chaos zu beseitigen, oder ihr lernt mich kennen und wenn auch nur eine Kleinigkeit fehlt und ich versichere euch fünf ich finde es heraus, könnt ihr euer Testament schreiben. “ Mit diesen Worten verließ Boris das Arbeitszimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Kurz darauf hörten sie nur wie die Tür abgeschlossen wurde und sich Schritte von dieser entfernten. Danach herrschte in dem Raum für einen Moment stille, bevor Ian in schallendes Gelächter ausbrach. Zwar bekam er sofort daraufhin eine Abmahnung von den anderen, trotzdem konnte er sich das breite Grinsen nicht aus dem Gesicht wischen. „Ian!“ „Sorry Leute, aber das Gesicht…ich krieg mich nicht mehr ein…“ „Das…“ „Beruhig dich Tala. Sei froh, dass Ian solange ausgehalten hat, bis Boris aus dem Raum verschwunden war, sonst hätten wir noch richtig Schwierigkeiten mit Boris bekommen.“ „Als wenn wir die jetzt nicht hätten…ich meine überlegt mal. Glaubt ihr wirklich Boris lässt uns mit einem Aufräumjob davon kommen?“ Spencer sah etwas skeptisch zur Tür, aus der Boris wenige Minuten zuvor getreten war. Auch Kai sah nachdenklich zu dieser, bevor er näher herantrat und vorsichtig lauschte. Als er sicher war, dass im näherem Umkreis niemand war, der sie hören konnte, äußerte er sich zu der jetzigen Situation. „Wahrscheinlich wird unser Zimmer heute zum zweiten Mal in dieser Woche auf den Kopf gestellt.“ „Ich freu mich, dass heißt also wieder aufräumen.“ Frustriert ließ sich Bryan auf den Boden sinken. Wenn er etwas nicht leiden konnte, dann war es aufräumen und wenn er daran dachte, dass er dieses Büro aufräumen musste in dem überall Schnee und Federn lagen wurde ihm ganz schlecht. Dennoch rang er sich dazu die Frage zu stellen, die ihm auf der Zunge lag. „So und was jetzt?“ „Aufräumen?“ Ians Kommentar war sowohl Antwort als auch Frage zu gleich. Insgeheim hoffte er jedoch, dass einer der anderen diese Möglichkeit verneinen würde. Dem war aber nicht so. Im Gegenteil, so wie es aussah war dass die allgemeine Entscheidung, auch wenn diese mehr als ungewollt getroffen wurde. „Wir haben keine andere Wahl. Boris bringt uns um, wenn wir uns weigern.“ „Wohl wahr und abhauen können wir auch nicht, sonst würden wir unseren Fluchtweg preisgeben.“ „...ja und die Tatsache, dass wir wirklich dahinter stecken.“ „pst…bist du denn des Wahnsinns Bryan.“ „Was? Ihr glaubt doch nicht dass…“ Bryan stoppte und sah sich suchend in dem Raum um. Als sich sein Blick zu Tala und Kai wendete zuckten beide mit den Schultern. Daraufhin konnte Bryan ein Stöhnen nicht unterdrücken. „Es lebe die Unwissenheit.“ „Wir sind also wirklich am…“ „Halt die Klappe Ian.“ Mehr sagten Kai und Tala nicht dazu sondern fingen an die Federn auf dem Boden des Büros einzusammeln. Sie konnten nur froh sein, dass sie die Idee, das ganze Büro zu fluten verworfen hatte, ansonsten wäre das Aufräumen nur noch schwerer gewesen. So jedoch hatten sie eine einigermaßen gute Chance, das Aufräumpensum einhalten zu können, welches Boris ihnen gegeben hatte. - Eine Stunde später - Erschöpft lehnten sich die fünf an die Couch und ließen ihren Blick durch den Raum schweifen. Alles was sie wollte war wieder ins Bett zu gehen und den restlichen Tag durchzuschlafen, doch das war so gut wie unmöglich. Letzten Endes war es Bryan der sich als ersten wieder äußerte. „Seht ihr noch irgendetwas was nicht da ist wo es hin soll?“ „Yapp. Ich sehe was, was du nicht siehst und dass ist groß, ziemlich geschmacklos und viel zu teuer erstanden.“ „Was?“ Verwirrt und über Kais Worte grübelnd sahen sich die einzelnen in dem doch recht großen Raum um. Doch egal wie oft sie sich umblickten sie fanden einfach nichts, worauf die Beschreibung passen würde. „Gut, nächster Tipp. Der letzte der es in der Hand hatte war Spencer und er hat es auf eine tiefere und dunklere Etage gebracht.“ „Sag mal geht es dir noch gut, wovon redest du eigentlich, Kai?“ Gerade als Kai zur Antwort ansetzen wollte, schnipste Spencer kurz mit den Fingern, bevor er aufstand und mit einigen Mühen das große Bild hinter der Couch hoch wuchtete und es anschließend wieder an die alte Stelle hängte. „So jetzt ist aber wieder alles so wie vorher.“ „So ungefähr.“ „Was meinst du?“ „Ich sag nur ein Wort Schubladen.“ Bei Kais Worten fielen den anderen fast die Kinnladen herunter. Doch dann erinnerten sie sich dass Kai die gesamten Dokumente einmal durchmischt hatte. Die Antwort war jedoch von den meisten knapp und einstimmig. „Oh…“ „Lasst uns die ignorieren…immerhin können wir ja nichts davon wissen. Wir waren schließlich nicht diejenigen, die für dieses Chaos verantwortlich waren.“ „Stimmt.“ Mit den Worten stimmte jeder Talas kleiner Aussage zu. Kurz darauf hörten sie schon, wie die Tür zu diesem Büro aufgeschlossen wurde. In windes eile standen die fünf auf und stellten sich in einer Reihe auf. Noch ehe Boris richtig in den Raum getreten war, nahm sich Spencer die Freiheit das Wort zu ergreifen. „Auftrag ausgeführt, Gaspadin. Dürfen wir jetzt wieder unserem Training nachgehen.“ „Glaubt ihr wirklich, dass die Sache damit erledigt ist, Spencer?“ Nach diesen Worten herrschte ein kurzes Schweigen, das Boris sofort in seiner eigenen Art und Weise interpretiert hätte, wenn sich nicht in diesem Moment Bryan zu der Sache geäußert hätte. „Wir dachten, dass sich bis jetzt Beweise angesammelt hätten, die zeigen, dass wir nicht für das Chaos verantwortlich waren.“ Bryan versuchte bei diesen Worten so ernst wie möglich zu bleiben. Ein Versuch der nicht ganz so einfach war wie es sich anhörte. Denn es war kein Geheimnis, dass Boris jeden Lügner doppelt bestrafte, doch er vertraute Kais Worten. Sie waren den einzelnen Kameras entkommen und deshalb konnte er auf sie verweisen ohne befürchten zu müssen, dass er sie damit in eine ungünstige Lage brachte. Boris derweil musterte die einzelnen intensiv. Manchmal hatte er das Gefühl die Jungs zu gut ausgebildet zu haben. Sie hatten in wenigen Monaten das gelernt, wozu andere Jahre brauchten und sie selbst waren jetzt auch schon ein paar Jahre hier. Ab und an fiel die Fassade und man konnte erkennen, was diese dachten und wann sie die Wahrheit sagten und wann nicht. Doch je länger sie hier waren, desto schwieriger wurde es. „Vielleicht sollten wir uns dann mal die Aufzeichnungen von diesem Raum ansehen, meint ihr nicht auch.“ „Gerne. Dann können sie sich ja davon überzeugen, dass wir nicht für das Chaos in ihrem Büro verantwortlich waren.“ Kai hatte wirklich nerven. Wahrscheinlich rechnete dieser damit, dass er bluffte. Zu seinem eigenen Pech war es auch so. Er konnte nicht mit einer Kameraaufzeichnung beweisen, dass dieser oder einer dessen Zimmerpartner hinter diesem Chaos steckte, doch er war der Leiter der Abtei. Für ihn zählten keine Regeln und dass schienen die Jungs vor ihm zu vergessen und das allein war ein Grund an ihnen ein paar Disziplinarregeln auszuprobieren. „Vorsicht Hiwatari. Du bewegst dich gerade auf sehr dünnem Eis.“ „Ich weiß was ich getan habe und was nicht. Und ich bin bestimmt nicht jemand der sich zu unrecht beschuldigen lässt, Sir.“ „Mag sein, dass du von deinen eigenen Worten überzeugt bist, doch deine Teammitglieder scheinen nicht so überzeugt zu sein wie du.“ Noch ehe Boris ein weiteres Wort ergänzen konnte mischten sich die anderen aus dem Zimmer ein, die nicht mehr länger schweigen konnten. „Wir haben nichts damit zu tun, Gaspadin.“ „Dito. Wir waren den ganzen Tag entweder in der Trainingshalle oder in unserem Zimmer wie es von ihnen erwartet wurde, Gaspadin.“ „Tala und Bryan sagen die Wahrheit, Sir. Wir haben weder etwas mit dem Chaos noch mit dem Diebstahl des Schlüssels zu tun.“ „Genau, dass einzige was man uns vorwerfen kann ist, dass wir hinter dem Rücken der Aufseher Witze über diese machen, sonst nichts.“ So kam Boris nicht weiter das wusste er. Natürlich konnte er die Jungs ohne Beweise dafür büßen lassen, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass diese immer noch den Schlüssel hatten. „Gaspadin, Sir…“ „Hab ihr ihn gefunden.“ „Nein Sir. Wir haben das komplette Zimmer durchsucht, aber wir konnten die Schlüssel nicht finden.“ „Wofür bezahl ich euch eigentlich…geht mir gefälligst aus den Augen und nehmt die fünf mit. Sie haben eine Verabredung mit den Strafräumen.“ „Was? Aber…“ Weiter kam Ian nicht, da die Gruppe schon aus dem Büro gedrängt wurde. Boris hingegen nahm sich die Zeit und setzte sich auf seinen Stuhl und überlegte wie er jetzt vorgehen sollte. Die fünf hatten mit der Sache etwas zu tun, dass war eindeutig. Doch solange die fünf zusammen waren und sich gegenseitig absprechen konnte, würde er von keinem ein Geständnis bekommen. Und ohne Geständnis würde er nie erfahren wo die fünf die Schlüssel verstreckt hatten. Seine Angestellten waren viel zu unfähig um diese zu finden und selber in jede Spalte des Zimmers zu gucken war es ihm nicht wert. Also musste er zumindest einen von ihnen zum reden bringen und wenn er sie gegeneinander ausspielen konnte gab es sogar eine geringe Chance. - In einem dunklen Korridor - Die fünf Kinder wurden erbarmungslos in eines der Zellen geschubst. Nachdem der letzte auf dem Boden des kalten Zelleninnenraum gelandet war wurde die Tür mit einem lauten Krachen geschlossen. Wenig später waren sie auch schon wieder allein und lehnten sich an die kühle Wand hinter ihnen. „Soviel zum Thema Beweise. Boris braucht keine, er handelt einfach wie es ihm gefällt, egal ob sein gegenüber unschuldig ist oder nicht.“ „Sei es drum, Ian. Wichtiger ist, dass wir uns jetzt nicht verplappern. Wir bleiben bei dem Standardablauf. Egal was passiert.“ „Egal was passiert? Hörst du dich überhaupt reden, Tala. Was ist wenn er uns dieselbe Behandlung zukommen lässt wie Kai?“ „Das wird nicht passieren! Und selbst wenn. Wenn Boris denkt, dass er mich dadurch zum Aufgeben kriegt, dann hat er sich geirrt.“ „Schiebt es einfach auf mich.“ Kai wusste selbst nicht genau, wieso er diese Worte ausgesprochen hatte. Wahrscheinlich fühlte er sich schuldig, dass er die anderen in die Sache mit hineingezogen hatte. Er wollte sich an Boris rächen und so ungern er es zugab, so war es doch so, dass er diesen unterschätzt hatte. „Kai bist du irre…“ „Ich hab euch da mit hinein gezogen, also ist es auch nur fair wenn ich die Strafe auf mich nehme.“ „Aber…“ Kai stoppte Tala in dem er selbst weiter sprach. Ihm war um ehrlich zu sein auch nicht wohl mit der voraussehbaren Strafe, doch die würde ihn eh ereilen. Darüber hinaus war er derjenige, der am wenigsten zu verlieren hatte. „Hört mal, was immer wir sagen, es muss identisch sein. Lasst euch nicht von ihm austricksen oder verunsichern.“ Die meisten nickten nur, lediglich Tala war nicht besonders begeistert mit der derzeitigen Situation. Sie hätten von Anfang an nicht so weit gehen dürfen. Andererseits war es doch ziemlich amüsant Boris so zu sehen. Also war die Sache es in einer bizzaren Art und Weise doch wert. „Du meinst er zieht dieselbe Nummer ab wie die Aufseher?“ „Nicht ganz Spencer. Er ist überzeugender.“ „Lass mich raten, er trennt uns und versucht jeden von uns zu einem Geständnis zu bringen und wenn wir nichts ausplaudern, wird er sagen, dass einer von uns es doch getan hat. Richtig?“ Tala war bei dieser Frage zu den Gittern getreten und sah nachdenklich durch diese hindurch. Er würde Kai nicht verraten, egal wie die Strafe ausfiel. Immerhin hatte er sie ja auch nicht verraten und darüber hinaus hatten sie ja freiwillig mitgemacht. Kai alleine dafür büßen zu lassen, war nicht in Ordnung. Und wenn Boris ihn wirklich so zurichten würde wie Kai vor einigen Wochen, dann war es halt so. „Wahrscheinlich.“ „Dann sollten wir es ihm so schwer wie möglich machen. Jeder bleibt bei seiner Geschichte. Wenn es zu schlimm wird, dann gebt nur in soweit nach, dass ihr es nicht ausschließen könnt, dass es einer von uns war. Aber keiner nennt einen Namen. Können wir uns auf diesen Verlauf einigen.“ „Als wenn ich freiwillig unser Versprechen breche. Ein Team egal was kommt. Wir halten zusammen.“ Für einen Moment blickte sich Bryan zu den einzelnen um. Er wusste was er machen würde, doch wie es mit den anderen stand blieb eine Frage die er nicht beantworten konnte. „Ein Team kann nur existieren, wenn alle an einem Strang ziehen. Die Frage ist also ob wir wirklich ein echtes Team sind. Als Team ziehen wir das zusammen durch und gehen durch jegliche Strafe ohne nachzugeben. Wer sich dazu nicht in der Lage sieht, der sagt es jetzt, dann können die anderen sich darauf einstellen.“ „Du verlangst ziemlich viel, Tala.“ „Er verlangt nur die Wahrheit. Wir wissen alle was uns erwartet. Und wie gesagt, wenn ihr einen Namen nennen müsst, dann…“ „Lass das Kai. Wir haben alle mitgemacht, wir sind alle dafür verantwortlich. Es war deine Idee, aber unsere Durchführung. Ich lass dich bestimmt nicht allein dafür büßen. Lieber ziehe ich mir einen anderen Namen aus der Abtei hinzu und stelle ihn als Täter dar.“ „Und an wen würdest du denken?“ „Die Langfingerbrüder!“ Nach Talas Antwort schwiegen die Anwesenden für einen kleinen Augenblick, bevor sie Tala entgeistert ansahen. Dann jedoch meldet sich Ian zu Wort, der nur planlos mit seinem Finger irgendetwas auf den dreckigen Boden der Zelle zeichnete. „Das hat er uns beim ersten Mal schon nicht abgekauft.“ „Ich weiß, aber spielt es wirklich eine Rolle. Boris ist überzeugt, dass wir es waren. Es ist also egal was wir sagen. Solange wir nicht mit der Antwort rausrücken, die er hören will, wird er eh weiter machen. Außerdem waren diese Idioten dafür verantwortlich, dass die halbe Abtei der Meinung war, dass Kai für Boris Informationen sammelt.“ „Aber auch nur, weil sie zufällig unser Gespräch mitbekommen haben. Ach was soll‘s, das ist jetzt wirklich unwichtig. Jeder weiß, dass die viel zu feige dafür sind.“ „Stimmt auch wieder.“ Das waren die einzigen Worte, die noch zwischen den Jungen gewechselt wurden. Sie hatten um genau zu sein keinen Plan wie sie das ganze heile überstehen sollten oder wann Boris sich für eine Strafe entschieden hatte. Wieso ließ er sie überhaupt so lange zusammen. Immerhin musste er doch damit rechnen, dass sie die Zeit nutzen würden um sich abzusprechen. War das seine Taktik sie gegeneinander auszuspielen. Wenn ja, dann hatte er sich gerade gewaltig geschnitten. Sie hatten zwar keinen Plan aber eine gemeinsame Einstellung. Sie hatten sich emotional so gut gewappnet wie sie konnten und waren bereit ihm keine einleuchtende Antwort zu geben. Doch mit zunehmender Zeit wurden einige von ihnen immer nervöser. Wieso zum Teufel saßen sie immer noch in dieser Zelle. Hatte man sie vergessen, oder hatten Boris und seine Angestellten etwas Besseres zu tun als die Antworten aus ihnen rauszuprügeln. „Sagt mal will Boris uns hier verhungern lassen.“ „Vielleicht hat er sich dazu herabgelassen den Job seiner Mitarbeiter zu erledigen.“ „Zeitverschwendung.“ „Das weiß er doch nicht, Tala. Immerhin hält er seine werten Angestellten für unfähig etwas Kleines wie einen Schlüsselbund zu finden oder Wache zu halten.“ „Ja und uns für Schuldig. Ich jedenfalls bin mir keine Schuld bewusst.“ Genau in dem Moment, in dem Tala das sagte, hörten sie in einiger Entfernung eine Tür aufspringen. Gefolgt wurde dieses Geräusch von Schritten, die geradewegs auf sie zusteuerten und ihnen somit signalisierten, dass ihre Schonfrist zu Ende war. Allerdings verfinsterte sich Boris Mine sofort als er die fünf zusammen in der Zelle sah. „Wer hat euch auf die hirnrissige Idee gebracht, die fünf in eine Zelle zu sperren. Bin ich hier denn nur von unfähigen umgeben.“ Die Aufseher an Boris Seite zuckten bei diesen Worten kurz zusammen, bevor sie sich stammelnd entschuldigend. Doch Boris widmete ihnen keinen weiteren Gedanken, da er sich schon zu den jüngeren wendete. „So jetzt zu euch. Ich gebe euch fünfen eine allerletzte Chance. Wo sind die Schlüssel?“ „Wir haben absolut keine Ahnung, wer die Schlüssel hat, noch wissen wir, wer ihr geliebtes Büro auf den Kopf gestellt hat.“ „Wenn das eure Antwort ist…Bring sie zum Reden.“ Beim letzten Teil des Satzes wendete sich Boris zu den vier Aufsehern hinter ihm. Kurz darauf öffnete er die Zellentür. Er hatte schon erwartet, dass der Aufenthalt in der Zelle nicht ausreichen würde, um einen der fünf zum Reden zu bringen. Besonders nicht wenn die fünf zusammen waren. Er hätte eigentlich gedacht, dass seine Mitarbeiter schlau genug waren das zu wissen und die fünf möglichst weit von einander entfernt einsperrten, doch scheinbar hatte er sich in dieser Hinsicht geirrt. Ein Fehler, der die gesamte Aktion nur noch schwieriger machte. Selbst wenn einige in der Gruppe die Aktion mit seinem Büro bereuten und sich wünschten die Zeit zurückdrehen zu können. Denn wenn ein wirklicher Konflikt zwischen der Gruppe herrschte, dann würde es anhand deren Haltung zueinander deutlich werden, doch scheinbar reichten die Zweifel nicht um einen Keil zwischen die einzelnen zu treiben. Vor einigen Wochen hatte er noch gedacht, dass er deren Zusammenhalt jederzeit durchbrechen konnte. Und er hatte es sogar kurzfristig geschafft, doch mit Kais kleiner Sonderbehandlung hatte er seinen Fortschritt wieder zu nicht gemacht. Das Resultat war, dass die Gruppe nur noch stärker zusammenhielt als zuvor und zusätzlich anfingen Kais rebellischen Beispiel zu folgen. Man musste kein Genie sein um zu wissen, dass man mit einfachen Strafen nicht mehr in der Lage war die Gruppe gegeneinander aufzuhetzen. Auch die Wahrheit über Kai änderte daran nichts. Der Junge hatte bewiesen, dass er die anderen nicht verraten würde, egal was das für ihn bedeutete. Die Frage war nur, wie sehr die anderen hinter diesem standen. Tala würde Kai mit Sicherheit schützen. Das Verhältnis zwischen den beiden war das von Brüdern, sie stritten sich zwar, würden sich aber niemals verraten. Ähnlich sah es zwischen Bryan und Tala aus. //Doch es heißt nicht ohne Grund, dass ein Geheimnis unter drei Leuten nur geheim bleiben konnte, wenn zwei von ihnen nicht mehr lebten. Und die Gruppe bestand aus fünf Personen. Einer würde früher oder später reden, weil er die Strafe nicht mehr ertragen konnte.\\ Dessen war sich Boris absolut sicher. Denn bisher war es immer so gewesen. Zwar hatte er es nie zuvor mit so einem eingespielten Team zu tun gehabt, doch die fünf waren auch nur Menschen um genau zu sein Kinder und die hatten ihre Grenzen. Spätestens dann wenn ihnen die Strafen zu viel wurde, wenn sie die Wahl zwischen Verrat und Schmerzen hatten würden sie reden. Loyalität war etwas vorüber man sich nicht sicher sein kann. Denn meistens nahm die Loyalität mit dem eigenen Wohl ein ende. Nur wer verrückt war würde jegliche Schmerzen hinnehmen um andere zu Schützen. Er war gespannt wie weit Bryan gehen würde um Kai, Spencer und Ian zu schützen. Oder wo Spencer und Ian ihre Grenzen fanden, bevor sie zusammenbrachen und ihm die gewünschte Antwort gab. Einer der drei würde mit Sicherheit reden, dessen war er sich ziemlich sicher. --- Kapitel 20: Strafe oder Folter? ------------------------------- Kapitel 20: Strafe oder Folter? Mit einem zufriedenen Grinsen sah Boris zu, wie Tala, Bryan, Spencer und Ian aus der Zelle gezogen wurden und dann voran in einen der Bestrafungsräume gedrängt wurde. Nur Kai war zurück geblieben und sah ihnen schon fast hilflos hinter. Bei dieser Beobachtung betrat Boris die Zelle und zog Kai auf die Beine. „Jetzt zu dir.“ Kai würde nicht derjenige sein, der als erstes nachgab, dass war deutlich geworden, doch das hieß nicht, dass er diesen außen vor ließ. Im Gegenteil, er würde sich persönlich um diesen kümmern. Doch dieses Mal auf einer anderen Art und Weise. „So, was machen wir jetzt mit dir, Kleiner?“ Auf diese Worte erwiderte Kai nicht. Wahrscheinlich stellte er sich innerlich schon auf das schlimmste ein. Ein Grund mehr ihm eine Strafe zu erteilen, dessen Ausmaß dieser sich nicht mal in seinen schlimmsten Albträumen einfallen lassen konnte. Ohne lange darüber nachzudenken was er genau mit dem Jungen vor ihm machen würde, packte er diesen am Arm und zog ihn mit sich. „Mir wird auf dem Weg schon was einfallen.“ Auch wenn er von Kai nichts hörte, so wusste er doch, dass dieser sich am liebsten von seinem Griff befreit hätte und weggelaufen wäre. Das Problem war nur, dass er dafür zu intelligent war. Eine solche Aktion würde als Geständnis zählen und darüber hinaus gab es auch keinen Weg hier raus. Spätestens am Außengeländer würde er scheitern und selbst wenn nicht wo sollte er hin. Sein Großvater würde so eine Aktion nicht tolerieren und ihn sofort wieder zurück schicken und auf der Straße würde dieser keine drei Tage überleben. Jedenfalls nicht bei der Kälte, die draußen herrschte. Da hatten die anderen wesentlich bessere Voraussichten, da sie in diesen Verhältnissen aufgewachsen waren. Mit diesen Gedanken drängte er Kai weiter in Richtung E-Trakt. Nur wenige der hier lebenden hatten die Ehre diesen zu besichtigen, doch diejenigen, die es taten wünschten sich, dass ihnen diese Ehre nie zu Teil geworden wäre. Und auch Kai würde das bald feststellen. Edgar hatte hier fast ein ganzes Jahr verbracht, er war ja mal gespannt, wie lange er Kai hier festhalten musste, bis er irgendetwas außer ‚ich weiß nichts über die Sache’ oder ‚ich hab nichts damit zu tun’ heraus bekam. Nur eines und zwar, dass er es bald erfahren würde. - Bei Ian - Innerlich schluckte Ian als er in den Strafraum geführt wurde. Er hatte nur selten Bekanntschaft mit denen gemacht. Die meisten Strafen, die er erhalten hatte waren einige Schläge und Peitschenhiebe. Doch jetzt wo er den fast leeren Raum sah wollte er diesen speziellen Raum gar nicht mehr kennen lernen. Er wusste sofort, dass man sich hier mit den üblichen Methoden nicht zufrieden gab. Wobei, der Raum war das geringste übel, lediglich das Gerät was dort stand war ihm nicht geheuer, auch wenn er nicht genau wusste, was es damit genau auf sich hatte. Selbst wenn es ungefährlich wäre, dann würde der Aufseher, der hinter ihm stand, dieses Gerät zu einer tödlichen Foltermaschine mutieren lassen und dass war kein schöner Gedanke. „Wird Zeit, dass wir etwas an deiner Größe arbeiten.“ Ein weiteres Schlucken, dieses Mal war es jedoch sichtbar. Und als hätte er es geahnt wurde er schon zu dem Gerät gezerrt. Wobei richtig wehren tat er sich nicht, da er wusste, dass es keinen Sinn hatte. Schnell schloss er die vor Schreck geweiteten Augen und versuchte sich zu sammeln. //Denk an den Plan, denk an den Plan, denk an den Plan…\\ Diesen einen Satz wiederholte er immer wieder in seinem Kopf. Er durfte nicht reden und wenn er etwas sagte dann dass, was er mit den anderen besprochen hatte. Völlig abgelenkt von seinen Gedanken merkte er nicht wie der Aufseher ihn an dem Gerät festband und die Fesseln mit Hilfe der Drehung eines Rades straff zog. Erst die Worte des Mannes rissen ihn wieder aus den Gedanken. „Letzte Gelegenheit zum reden. Wo sind die Schlüssel?“ „Ich weiß es nicht verdammt noch mal, wie oft muss ich das noch sagen bis mir endlich einer glaubt.“ Ian konnte kaum vermeiden, dass die Angst in seiner Stimme zu hören war. Er wollte es nicht, wollte diese Folter die gleich auf ihn zukam nicht mitmachen, doch er hatte keine andere Wahl. Würde er die Wahrheit sagen, würde man ihn dennoch bestrafen und würde er seine Freunde belasten, würde er es niemals wieder gut machen können. Ihr Plan war also die sinnvollste Lösung die sie hatten und wenn diese Idioten nicht die richtige Frage stellten, dann konnte er auch nicht die richtige Antwort geben. Das hieß, dass könnte er schon, aber dann wäre es viel zu auffällig dass seine Aussage eine Lüge war. Das wiederum hieß, dass er die Zähne durchbeißen musste und zwar solange er konnte. Auch wenn er beim weiteren Anziehen der Fesseln das Gefühl hatte, als würden ihm die Arme rausgerissen. „Wo sind die Schlüssel?“ „Ich weiß es nicht!“ Ein weiterer Vierteldreh am Gerät, der die Fesseln an Ians Beinen und Armen noch weiter streckte. Fast gleichzeitig entrinn Ian ein schmerzhaftes Stöhnen, sein Gesicht verzerrte sich und er biss sich angespannt auf seine Lippen um einen lauten Schrei zu unterdrücken. Doch dann kam der nächste Vierteldreh und zwang Ian dazu den noch vor wenigen Sekunden zurückgehaltenen Schrei freizulassen. „Aufhören…bitte…“ „Dann rede!“ „Ich…ich darf nicht…“ Diese Worte hatten bewirkt, dass sein Peiniger von dem Gerät abließ und urplötzlich in seinem Blickfeld auftauchte. Ein finsteres Grinsen fand sich auf dem Gesicht des Mannes wieder, den man nur allzu gut übersetzen konnte. Ian war sofort klar, dass er einen Fehler begangen hatte aus dem er sich nicht mehr rausreden konnte. - Bei Spencer - Spencer wurde derweil in einen anderen Strafraum geführt. Alles was sich in diesem befand waren verschiedengroße Kisten. Jedenfalls wirkte es für Spencer so, doch einen richtigen Sinn konnte er sich nicht zusammenreimen. //Was hat dieser Aufseher denn jetzt vor? Will der mich etwa in so eine Kiste stecken, als wenn mich das zum Reden bringt. Lächerlich.\\ Bei diesen Gedanken musste sich Spencer richtig zusammenreißen um nicht den leisesten Hauch von Belustigung zu zeigen. Für ihn wirkte die bevorstehende Strafe wie ein Witz, vor allem weil er sich nicht vorstellen konnte wie es war in so einer Kiste eingesperrt zu sein. Gut er würde wahrscheinlich am Ende des Tages gewaltige Rückenschmerzen haben, aber damit konnte er leben. „Rein da!“ Noch ehe Spencer wusste was genau geschah wurde er schon in eine der Kisten gezwängt. Sofort darauf wurde diese verschlossen und Spencer hörte nur ansatzweise wie sich die Schritte von seiner Position entfernten. Die Kister, in der er sich nun befand war doch deutlich enger als er gedacht hatte. Sie war gerade mal hoch genug, so dass er in dieser stehen konnte. Allerdings waren breite und Länge alles andere als angemessen. Um genau zu sein konnte er sich keinen Millimeter bewegen. Es war überhaupt ein Wunder, dass sie ihn so schnell hier reinzwängen konnten ohne dass er diese Enge wahrgenommen hatte. Doch nun, wo diese Kiste verschlossen war, schien diese nur noch kleiner. Und nicht nur dass, er hatte nicht mal Licht, denn entweder war diese Kiste so dicht, dass sie kein Licht durchließ, oder die Aufseher hatten beim verlassen des doch eher dunklen Raumes auch die letzten Lichter gelöscht. //Ok, ganz ruhig atmen, so schlimm ist das nicht. Ich steh mir nur ein wenig die Beine in den Bauch und…\\ Für einen Moment beendete Spencer seine Gedanken. Er hatte dieses Mantra begonnen als er bemerkt hatte, dass sich seine Atmung beschleunigt hatte. Er hatte selbst keine Ahnung wieso, doch irgendwie war ihm so, als würde er mit jedem weiterem Atemzug immer weniger Luft einatmen. Und genau diese Tatsache ließ die Panik in ihm ansteigen. //Herr Gott das ist nur eine Kiste, in der ich hier stehe, nichts Schlimmes. Die anderen müssen wahrscheinlich mit härteren Sachen kämpfen. Also reiß dich zusammen, Spencer.\\ Doch egal wie oft Spencer dies in seinen Gedanken wiederholte, es half nicht, alles was er wollte war hier raus zu kommen und das so schnell wie möglich. Koste es was es wolle, er hatte genug. - In einem anderen Strafraum - Seine Hände hatte man auf den Rücken gefesselt. Eine lange Zeit lang hatte er sich gefragt, was es bedeutete, wenn die Aufseher sagten ‚beim nächsten Mal könnt ihr Wasser saufen’ jetzt wusste er es und es gefiel ihm gar nicht. Panisch schnappte er nach Luft. Er wusste schon wieso er Schnee und Eis liebte. Weder in dem einen noch in dem anderen konnte man ertrinken, aber im Wasser schon und das tat er gerade. Nicht absichtlich, er war ein akzeptabler Schwimmer, jedenfalls seiner Meinung nach, doch wie sollte man es verhindern, wenn ein Aufseher es für nötig hielt seinen Kopf in regelmäßigen Abständen in ein Becken mit Wasser zu tauchen und solange an Ort und Stelle zu halten bis er kaum noch Sauerstoff in seinen Lungen hatte. „…Stopp…“ Heftig versuchte er seine Atmung wieder zu kontrollieren. Hätte er von Anfang an gewusst, was auf ihn zukam, dann hätte er vielleicht noch eine Chance gehabt sich darauf einzustellen, doch die Tatsache, dass man ihm auch die Augen verbunden hatte und er somit weder die Gefahr noch den Versuch mitbekam hatte ihm aus den Konzept gebracht. Er konnte sich einfach nicht auf die Tauchintervalle einstellen. Man drückte ihn nämlich immer unter Wasser wenn er gerade Luft holen wollte. „Dann rede. Ich persönlich kann den ganzen Tag so weiter machen.“ „Lass uns tauschen und dann sag das noch mal.“ Gut den Spruch hätte er lieber für sich behalten sollen, aber aus irgendeinem Grund war er ihm rausgerutscht. „Wo sind die Schlüssel.“ „An deinem Gürtel?“ Wieder kollidierte sein Gesicht unerwartet mit dem eisigen Wasser und tauchte unter. Dieses Mal hatte er jedoch damit gerechnet und hielt frühzeitig die Luft an. Sein Herz pochte wie verrückt. Es war schon fast schmerzhaft wie es immer wieder gegen seine Linke Brusthälfte schlug. Dennoch versuchte er es zu ignorieren. Alles zu ignorieren. Nur eines tat er und das war zählen. //…13, 14, 15…21…\\ 30 war die magische Zahl. Immer dann wurde er von dem Luftmangel befreit. Doch dieses Mal verstrich die 30 Sekunden ohne Erlösung. Hatte er es übertrieben. War er zu weit gegangen und hatten den Aufseher zum austicken gebracht. Wollte dieser ihn jetzt töten. //…34…\\ Langsam wurde er panisch. Nein, er würde hier nicht sterben, das war unmöglich. Boris wollte doch Antworten. //…39…\\ Die Panisch stieg in seinen Kopf, ließ die Kontrolle über die Situation verlieren. Verzweifelt zerrte er an seinen Fesseln. Er musste seine Hände befreien, vielleicht konnte er diese dann dazu benutzen genügend Kraft aufzubringen um sich selbst aus dieser Lage zu befreien, doch je mehr er an den Fesseln zerrte, desto mehr schnitten sie in sein Fleisch. //…45… \\ Er schluckte Wasser. Das war das Ende. Durch den darauf entstehenden Hustenreiz stieß er auch die restliche Luft aus seinen Körper heraus. Die noch verbliebene Luft war aus seinen Lungen gewichen und dass Wasser drang ohne Rücksichtnahme in diese ein. Genau in diesem Moment wurde er von seiner Qual befreit. Das er kurz darauf auf den Boden geschubst wurde interessierte ihn nicht, der Hustanfall war viel zu heftig, als dass ihn etwas anderes als die erlösende Luft seiner Umgebung interessieren konnte. „Redest du jetzt?“ Immer noch Hustens brachte er ein schwaches Nicken hervor. Reden war das einzige was er jetzt tun konnte. Er hatte keine andere Wahl. - Bei Bryan - Einer würde Reden, dass war das Ziel was Boris sich gesetzt hatte, doch nicht mit ihm auch nicht, wenn er hier wer weiß wie lange hängen würde. Bei diesem Blick sah Bryan nach unten, auf den harten Steinboden. Oh ja er hing buchstäblich Kopfüber. Nicht dass er sich beschweren wollte, aber ernsthaft, was war das für eine Strafe. Wenn er sich das so durch den Kopf gingen ließ, dann hatte er sich die Strafe wesentlich schlimmer vorgestellt. Sollte das die Art und Weise sein, wie man sie zum Sprechen bringen wollte, dann mussten sie schon mehr auffahren. //Wenn ich das den anderen erzähle lachen die sich schlapp. Was die wohl auf sich nehmen müssen.\\ Fragend sah sich Bryan so gut es ging um. Wo zum Teufel war dieser dämliche Aufseher abgeblieben, oder hatte der ihn wirklich allein gelassen. Nun verstand er gar nichts mehr, sollte das jetzt eine Folter sein, oder hatte man ihn nur hier abgestellt um nach einer geeigneten Foltermethode zu suchen. Das konnte ja was werden. „Gott ist das langweilig.“ Seine Worte waren nur ein flüstern, ein Flüstern welches niemand zu hören schien und ihn leicht missmutig die Arme auf dem Boden baumeln ließ. Wobei er durchaus feststellen musste, dass er den Boden nicht mal berührte, wenn er sich danach ausstreckte. Unwillkürlich horchte er in den Raum hinein. Dann hörte er es. Ein leises Tropfen. Normalerweise würde es ihn nicht stören, doch in der Stille der Umgebung hallte es in seinem Kopf wieder. Plötzlich vernahm er zusätzlich ein ungewohntes Rauschen und eine unbändige Hitze, die um ihn herum aufstieg. Erst jetzt bemerkte er die schmalen Rohre, die neben den Steinen entlang liefen und ein weiteres Mal an diesem Tage fragte er sich wo er hier hingeraten war. - Bei Kai - Mit einem kräftigen Stoß schickte Boris den jüngeren durch die Tür, weshalb dieser schmerzhaft auf seinen Knien landete. Nachdem er selbst eingetreten war schloss er die Tür hinter sich und verriegelte sie. „Du darfst dich geehrt fühlen nicht jeder darf diesen Bereich betreten.“ Bei diesen Worten schnipste Boris mit den Fingern. Fast sofort darauf wurde Kai von zwei Handpaaren gegriffen und auf die Beine gezogen. Mit einem Mal schien Kai wieder aus seinem Traum erwacht zu sein und versuchte die besagten Hände abzuschütteln was ihm jedoch nicht gelang. Mit einem amüsierten Lachen kniete sich Boris vor ihn und griff Kais Kinn, so dass dieser ihn ansehen musste. Zeitgleich hielt dieser in seinem Kampf inne. „Letzte Chance Kai. Willst du die Strafe vom letzten Mal noch einmal über dich ergehen lassen?“ Nach diesen Worten beobachtete Boris die Gesichtszüge seines Gegenübers genau. Doch das gewünschte Zeichen von Angst blieb dieses Mal aus. Allerdings war das nicht das einzige was ihn störte. Der zweite Punkt war, dass er nicht einfach die Strafe vom letzten Mal wiederholen durfte auch wenn sie erfolgreich gewesen wäre. An dem Tag hat er dem Drang dem Jungen zu zeigen wer er wirklich war nachgegeben. Noch einmal und er konnte durchaus Ärger mit dessen Großvater kriegen. Und auch wenn Voltaire den Jungen in seine Obhut gegeben hatte, so konnte er mit diesem nicht so verfahren wie er wollte. Nicht wenige Blader wurde hier durch die harten Strafen der Wille, der Verstand oder sogar das Leben genommen. Kai allerdings sollte hier weder sein Leben noch seinen Verstand verlieren. Der Wille war in dieser Hinsicht eine andere Sache, denn Voltaire würde es mit Sicherheit nicht kümmern ob Kai zu jedem Befehl ja und Armen sagte. Es würde diesem wahrscheinlich sogar zu gute kommen. Mit einem war sich Boris jedoch sicher, auf Kais respektlose Art konnte selbst Voltaire gut verzichten. Und genau diese riss ihn letzten Endes aus den Gedanken. „Ich weiß nichts über die ganze Sache. Suchen sie sich also einen anderen dummen der dafür büßt.“ Schneller als Kai hätte reagieren können, hatte er in losgelassen und mit der anderen Hand zugeschlagen. Hätten die beiden Wissenschaftler ihn nicht immer noch fest im Griff gehabt, so hätte ihn die Wucht des Schlages wahrscheinlich auf den Boden befördert. Doch Boris kümmerte sich nicht länger darum, sondern griff nach einer auf dem Tisch liegenden Spritze. „Wie du willst.“ Kurz darauf rammte er die Spritze förmlich in die Schulter des Jungen, welcher daraufhin einen Schrei trotz allem nicht für sich behalten konnte. Diese Reaktion ignorierend injizierte er die Flüssigkeit und zog die Spritze wieder aus dessen Fleisch heraus. „Strapaziere meine Geduld ja nicht zu weit, Kleiner.“ Mit diesen Worten gab Boris den beiden Wissenschaftlern das Zeichen Kai loszulassen, welcher daraufhin auf die Knie sang und sich die schmerzende Schulter hielt. Das Serum würde, da Boris es nicht direkt in die Vene injiziert hatte länger brauchen um seine Wirkung zu entfalten, doch das war es ihm in dem Fall durchaus wert. „Bereitet alles vor. Wir fangen an sobald das Serum seine Wirkung entfaltet.“ Mehr brauchte Boris nicht zu sagen um dafür zu sorgen, dass die Wissenschaftler ihre Arbeit nachgingen. Er selbst setzte sich nur auf einen Stuhl in der nähe der Tür, wobei seine Augen jedoch nie von Kai wichen. Noch wusste der Junge nicht was auf ihn zukam, doch sobald er es wusste, würde er sich wünschen es nie erfahren zu haben. Allerdings hieß es vorher warten. Boris war insgeheim überrascht wie lange sich Kai gegen die Wirkung des Serums wehren konnte, doch langsam verließen auch ihn die Kräfte. Die ersten Minuten hatte Kai noch versucht sich aufzurichten, woran dieser jedoch jämmerlich gescheitert war. Kein Wunder den bei der Flüssigkeit in der Spritze hatte es sich um ein Art Schlafmittel gehandelt. Natürlich hätte er auch fortfahren können ohne den jüngeren zu betäuben, doch das hätte die gesamte Situation nur verkompliziert. Außerdem wollte er das neu entwickelte Mittel testen, besonders da es einen entscheidenden Unterschied zu anderen gab. Dieses sollte den Körper in einen Schlafähnlichen zustand bringen, jedoch zusätzlich dafür sorgen, dass der betreffende alles in seiner Umgebung mitbekam. „Lasst uns beginnen!“ Mit diesen Worten stand Boris auf und schritt zu Kai, welcher mittlerweile nicht mal seine Anwesenheit zu bemerken schien. Ohne zu zögern zog er den Jungen auf die Beine, war jedoch nicht überrascht, dass dessen Knie sofort wieder nachgaben. Aus diesem Grund nahm er sich die Freiheit den kleineren zu dem gewünschten Ort zu tragen. Und dieser war dieselbe rundliche Apparatur, die mittlerweile unter dem Namen Tank bekannt war, in die er Edgar eingesperrt hatte. Allerdings hatte er mit Kai etwas anderes vor. Ähnlich aber anders. Aus diesem Grund sorgte er auch persönlich dafür, dass dessen Arme und Beine gut fixiert waren. Unter keinen Umständen konnte er riskieren, dass Kai sich von diesen befreien konnte, denn wer wusste schon auf welche Ideen der Junge dann kam, nachher machte er noch die Apparatur kaputt. Anschließend schloss er die Kapselförmige Apparatur und wartete. „Sollen wir mit Phase eins beginnen, Gaspadin.“ „Nein noch nicht. Ich will sicher gehen, dass der Junge alles mitbekommt.“ „Jawohl Gaspadin…“ Boris beobachte nur, wie die Wissenschaftler ihrer Arbeit nachgingen. Schon in wenigen Minuten hatte sie eine Apparatur zur Messung von Gehirnwellen angeschlossen. Derweil ließ Boris seinen Blick über Kais Gesicht schweifen. Seine Augen waren nur halb offen doch auch so konnte man den abwesenden Blick wahrnehmen, der in den Augen lag. Nach dieser Erkenntnis richtete sich sein Blick auf den Monitor. „Sir, laut den Daten müsste der Junge alles mitkriegen.“ „Sehr gut. Dann leitet Phase eins ein.“ Mit diesem Befehl füllte sich die Kapsel in der sich Kai befand langsam mit der grünen Flüssigkeit. Nach einigen Minuten leuchtete eine grüne Lampe und Boris wendete sich kurz von dem Szenarium ab und geleitete einen der Wissenschaftlern hinaus aus dem Raum um ihm weitere Befehle zu geben. „Behaltet seine Vitalwerte im Auge. Wenn es Probleme gibt brecht ihr ab und wendet euch sofort an mich, verstanden!“ „Verstanden, Gaspadin.“ „Und noch was. Ihr macht eure Arbeit hier und wenn ihr reden wollt tut ihr das außerhalb dieses Raumes.“ „Natürlich, Gaspadin.“ Boris wollte mit diesem Befehl vermeiden, dass Kai etwas mitbekam was die nächsten Schritte oder die Kondition seines Teams betraf. Dummerweise zählten die fünf zu den besten Bladern der Sektoren 1- 9. Er konnte es sich nicht leisten einen von ihnen zu opfern, doch sollte Kai davon Wind bekommen war die größte Sorge belanglos und die war für das was auf ihn zukommen würde wichtig. Mit diesen Gedanken verließ Boris den E-Sektor. Er würde später nach dem rechten sehen. - Bei Ian - Ian hatte nicht mal Schwierigkeiten seine Stimme gequält wirken zu lassen, da er wirklich schmerzen hatte. Es war jetzt nicht so schlimm, dass er bereits an seine Grenzen gekommen war, doch das wusste sein Gegenüber ja nicht. Das einzige was er brauchte war eine Pause um sich von den Schmerzen zu erholen und innerlich auf die neuen einstellen zu können. Es war zwar nicht seine Absicht diesem zu stecken, dass er nicht reden durfte. Das war ihm wirklich raus gerutscht und er hoffte, dass die anderen ihm das nicht übel nehmen würde, doch wer konnte sich schon gegen einen Reflex wehren. „Wieso nicht?“ „…“ Ian schwieg, er würde fürs erste nicht noch mehr sagen. Er hatte es versprochen, solange bis nichts mehr ging und bisher konnte er durchhalten. Die Frage war nur wie lange. Noch während diese Frage in seine Gedanken kreiselte, drehte der Aufseher ein weiteres Mal an dem Rad, wodurch das unangenehme zwiebeln in seinen Armen und Beinen wieder zum Vorschein trat. //Du wirst nichts sagen…das ganze ist nur gut für dich, denn dadurch wirst du größer und dann kann dich keiner mehr Giftzwerg nennen…\\ Ein weiterer dreh und Ian musste die Zähne zusammen beißen um nicht loszuschreien. Er musste durchhalten. Vermutlich litten die anderen gerade mehr als er selbst. „Rede.“ Innerlich fluchte Ian über sich selbst. Wieso hatte er auf einmal dass Gefühl, als wenn es nichts verlockenderes gab als diesen Befehl zu befolgen. Obwohl die Antwort war einfach, weil dieser verfluchte Aufseher nicht daran dachte mit dem Drehen aufzuhören bevor dieser ihm nicht sämtliche Gliedmaßen ausgerissen hatte. „Okay…ich rede, aber bitte…nicht weiter drehen.“ Tatsächlich nahm der Aufseher die Hand von dem Rad und schenkte ihm seine gesamte Aufmerksamkeit. Noch einmal atmete er kurz durch bevor er mit schmerzverzerrtem Gesicht antwortete. „Der Verantwortliche für das ganze Chaos ist…“ Noch einmal stoppte Ian kurz bevor er dem Aufseher vor ihm alles erzählte, was dieser wissen wollte. Dieser Blickte ihn daraufhin mit einem skeptischen Blick an, bevor er sich umdrehte und den Raum verließ. Wahrscheinlich wollte er Boris Bericht erstatten. Das einzige was ihn daran nicht behagte war, dass er immer noch auf der Streckbank festgebunden war und sich nicht Bewegen konnte. Er war ja mal gespannt wie lange er in dieser Position verharren musste. - Bei Spencer - Spencer wusste nicht wie langer er in dieser Kiste verharrte geschweige denn wie lange hier noch verweilen musste. Nur eines und zwar, dass er regelrecht nach Luft schnappen musste, da die mittlerweile stickige Luft nicht mehr für ihn ausreichte. Der Schweiß stand ihm bereits auf der Stirn, als er nach einer scheinbaren Ewigkeit schritte vernahm. Kurz darauf hörte er wie ein Riegel zur Seite geschoben wurde und sich in seinem Augenbereich ein kleiner Spalt öffnete, durch den kühle Luft hereinströmte. „Hast du was zu sagen!“ Für einen Moment überlegte Spencer. Die frische Luft außerhalb der Kiste war einfach zu verlockend, doch bevor er sich entscheiden konnte etwas zu sagen, wurde der Spalt wieder geschlossen. Sofort wurde Spencer auch schon wieder von derselben Panik wie zuvor ergriffen. Er wollte raus aus der Kiste und zwar sofort. Schnell versuchte er seine Hände zu bewegen und diese schienen zwischen seinem Körper und der Wand der Kiste eingeklemmt zu sein. Im selben Moment hörte er die Tür zu diesem Raum wieder zuschlagen. Er hatte seine Chance also verpasst. Doch dann meldete sich eine innere Stimme in ihm zu Wort, die ihn an den Plan erinnerte. //Kein Wort…zu niemanden…ich muss durchhalten…das werden die anderen auch…und deren Strafe ist mit Sicherheit schlimmer…ganz bestimmt\\ Ein weiteres Mal öffnete sich die Tür des Raumes. Schnell verbannte er seine Gedanken und gab nach. „Ich rede aber lasst mich hier raus.“ Ein weiteres Mal in dieser Stunde wurde der kleine Spalt geöffnet und dieses Mal sprach er aus was er auf der Zunge hatte. Der Aufseher hörte sich seine Beichte nur unbeeindruckt an, bevor er sich umdrehte und den Raum abermals verließ. Innerlich fluchte Spencer. So hatte er sich das nicht gedacht, doch zumindest war der Spalt immer noch offen und er bekam ein wenig frische Luft. - Bei Tala - Noch einmal atmete Tala tief durch. Mit der Dreistigkeit des Aufsehers hatte er nicht gerechnet und mittlerweile war er sich nicht mal mehr sicher, ob dieser ihm beim nächsten Mal nicht ertrinken ließ. Andererseits wollte Boris doch die Schlüssel, weshalb er ihn nicht einfach töten konnte oder würde dieser einfach nur darauf warten, dass einer der anderen etwas sagt. „Jetzt red schon oder ich mach weiter.“ „Worüber? Mir hat keiner gesagt wo die Schlüssel sind.“ Nun hatte der Aufseher genug. Er zog Tala an den Haaren rot und drückte sein Gesicht kurz darauf wieder unter Wasser. Ein weiteres Mal konnte Tala nur versuchen ruhig zu bleiben und in seinen Gedanken zu zählen. //…34…35…\\ Ein weiteres Mal stieg die Panik in ihm auf, doch er drängte sie entschlossen zurück und schloss die Augen. //…40…\\ Nein dieses Mal würde er nicht wie ein Idiot nach Luft schnappen. Er konnte es noch ein paar Sekunden aushalten. Nur noch einige wenige Sekunden, das war wenigstens was er sich einredete, doch unbewusst schritten die Wassermengen wieder in seinen Mund ein und brachten ihn dazu Wasser zu verschlucken //…45…\\ Mit einem Krachen landete er wieder auf dem Boden. 45. Innerlich fluchte er über diese Zahl war es ihm nicht möglich länger als 45 elende Sekunden unter Wasser zu bleiben. Wie erbärmlich war er eigentlich. In dem Moment spürte er ein weiteres Mal wie der Aufseher seine Haare griff, doch dieses Mal nicht. „Halt…die Schlüssel…“ Für einen Moment wurde Tala von einem weiteren Hustanfall unterbrochen, dann jedoch nahm er seine ganze Energie zusammen und sprach weiter. Der Aufseher ließ seine Haare daraufhin los, wodurch Tala ungebremst wieder zu Boden fiel. Währenddessen hatte der Aufseher den Raum verlassen und merkte nicht mal wie Tala erleichtert und sichtlich erschöpft durchatmete. - Bei Bryan - Bryan spürte wie ihm leicht schummerig wirkte. Was hatten diese Aufseher vor. Wollten sie ihm den Verstand vernebeln, damit er die Wahrheit sagte und keinen klaren Gedanken mehr für eine Lüge aufbringen konnte? Falls sie das vorhatte, dann hatten diese Typen mehr Glück als Verstand, da er wirklich nicht mehr wusste wo das hier und jetzt war. Nur ein Satz schlich sich immer wieder in seine Gedanken //denk an den Plan…Plan…wir sollen…\\ Hektisch schüttelte er den Kopf. Plan. Er konnte sich doch echt nicht mehr daran erinnern was er mit Tala und den anderen zu Letzt beschlossen hatte. „Wo sind die Schlüssel!“ „Schlüssel?“ Für einen Moment überlegte Bryan. Jetzt wo das Wort in seinem Munde lag setzte sich langsam wieder einiges zusammen. „…genau…das Büro…die Zelle…reden…“ Bryan murmelte diese Worte vor sich hin um die Situation wieder in sein Gedächtnis zu rufen doch es gelang nicht. Irgendwas fehlte. Ein kleines Detail. Er kam nur nicht drauf. Auch das er mittlerweile von dem Aufseher beobachtete wurde bemerkte er nicht. Zu sehr waren seine Gedanken bei ihm selbst und der anherrschenden Situation. „Dann rede. Wo sind die Schlüssel?“ „…Nicht hier…“ Bei dieser Antwort war der Aufseher näher getreten und hatte Bryan eine saftige Ohrfeige verpasst. Scheinbar war der Drogendampf doch nicht so wirksam um jemanden zum reden zu bringen. „…so müde…“ Bei diesen Worten fielen Bryan fast die Augen zu, doch die gereizte Stimme des Aufsehers riss ihn zurück ins jetzt. „Wer hat sie gestohlen.“ Bryan öffnete bei dieser Frage den Mund schloss ihn aber sofort wieder, bevor er zur Antwort ansetzte. Der Aufseher gab sich mit dieser Antwort zufrieden, doch lediglich deshalb, weil er wahrscheinlich eh nicht mehr aus dem Jungen herausbekommen würde, da dieser mittlerweile das Bewusstsein verloren hatte. - Bei Kai - Am liebsten hätte Kai laut aufgeschrien und diesen Typen um ihn herum eine verpasst, doch noch immer konnte er keinen Muskel bewegen. Dennoch hatte er das Gefühl, dass das Mittel langsam seine Wirkung verlor. Aber vielleicht bildete er sich das auch ein, weil er die Flüssigkeit um ihn herum deutlich spüren konnte. Nur Schemenhaft bemerkte er, wie sich ein Schatten auf ihn zu bewegte. //Nicht schon wieder. Ich will nicht mehr!\\ Am liebsten hätte er die Augen ganz zugekniffen und sich gewünscht, dass das alles nur ein blöder Alptraum war, doch egal wie sehr er es versuchte er konnte es einfach nicht. Er hatte überhaupt keine Kontrolle, nicht über die Situation noch über sich. Er hoffte nur, dass die anderen nicht das gleiche durchmachen mussten. Noch ehe er sich jedoch über Tala, Bryan, Ian und Spencer Gedanken machen konnte drangen Stimmen an sein Ohr. Angestrengt versuchte Kai zu lauschen. Seit Stunden hatte er kein einziges Wort gehört. Entweder es lag an dem Zeug was Boris ihm injiziert hatte oder daran dass keiner Gesprochen hatte. An sich schon merkwürdig, da er sich durchaus vorstellen konnte, dass es mehr als langweilig war hier herum zu sitzen und ihn je nach Situation mit einer weiteren Testsubstanz zu vergiften. Er konnte nur hoffen, dass die Kombination keine Nebenwirkungen hervorrief, ansonsten sollte er vielleicht wirklich mal sein Testament schreiben. Schnell verbannte er diesen Gedanken und konzentrierte sich wieder auf das Gespräch. Vielleicht konnte er etwas von Tala und den anderen in Erfahrung bringen. - Bei Boris - Nach einigen Stunden hatte sich Boris dazu entschieden den E-Sektor noch einen Besuch abzustatten. Gerade als Boris wieder in den Raum getreten war, injizierte der zweite Wissenschaftler schon eine weitere Testsubstanz. Auch wenn Kai keine Regungen von sich gab, so gab es auf den Messgeräten einen heftigen Ausschlag. „Wie sieht es aus?“ „Testsubstanz 1 und 2 haben ihre Wirkung nach 3 Stunden wieder komplett verloren. Die Wirkung von Testsubstanz 3 ist bereits stark abgeschwächt, weshalb Testsubstanz 4 gerade injiziert wurde.“ „Testsubstanz drei hält nicht mal eine Stunde.“ „Nein, Sir.“ „Dann arbeitet noch mal daran.“ Die Wissenschaftler nicken nur kurz, bevor sie sich eilige etwas notierten. „Gaspadin.“ Boris blickte irritiert zur Raumtür und erblickte die vier Aufseher, welche sich eigentlich um Tala, Bryan, Spencer und Ian kümmern sollten. „Habt ihr nichts zu tun.“ „Sie haben geredet, Gaspadin. Alle.“ Für einen Moment zog Boris skeptisch eine Augenbraue hoch. Auch wenn manche Aufseher zu einiges fähig waren, so konnte er sich das nun doch nicht vorstellen. Besonders, da kaum Zeit vergangen war seit die Bestrafung der anderen begonnen hatte. Gerade mal ein paar Stunden. Es würde ihn nicht wundern, wenn die vier zum Narren gehalten wurden, doch er ließ sich gerne überraschen. „Ist das so? Dann überrascht mich mit ihren Aussagen.“ Für einen Moment blickten sich die Aufseher unsicher zu den anderen um, doch keiner wollte den Anfang machen. Letzten Endes entschied sich einer der Aufseher den Anfang zu machen und ab und zu stimmte einer der anderen mit ein, da er genau dieselbe Aussage aus seinem Opfer herausbekommen hatte. Am Ende erhielt Boris eine Geschichte, die durchaus stimmig klang. Jedes einzelne Detail aus der Geschichte des einen überschnitt mit der Geschichte der anderen drei. Es war ein Ablauf, der von vier Leuten identisch erzählt wurde. Stimmig bis zum Ende. Kapitel 21: Improvisierte Phase 3 --------------------------------- Kapitel 21: Improvisierte Phase 3 Einen Moment lang herrschte Stille und Boris ließ sich den geschilderten Ablauf dann noch einmal in seinem Kopf Revue passieren. Erst als er sich das letzte Detail noch mal ins Gedächtnis gerufen hatte fing er plötzlich an zu lachen. Ein Lachen, welches die Aufseher dazu brachte, ihr Gewicht unruhig von einem Bein auf das andere zu verlagern. Sie wussten nicht was sie tun sollten, doch ihre Nervosität verwandelte sich in dem Moment wo das Lachen erstarb in Panik. „Sollen…sollen wir sie zurück in ihr Zimmer schicken, Gaspadin.“ „…ich glaube ihr habt sie nicht mehr alle! Es ist doch offensichtlich, dass die vier sich abgesprochen haben…“ Wütend wendete sich Boris von den vier Aufsehern ab. Als sein Blick jedoch auf Kai viel fluchte er innerlich. Nun wusste dieser genau was er Antworten musst, obwohl da sich die Gruppe eh abgesprochen hatte, war das jetzt auch egal. In dem Moment kam ihm jedoch ein Gedanke und er wendete sich wieder an die vier. „Welche Strafen haben die vier bekommen.“ Schnell schilderten die Aufseher, wie sie vorgegangen sind. „Sehr schön. Wir ändern die Methode etwas. Heizt den Raum in dem Spencer ist auf. Die Hitze kombiniert mit dem engen Raum wird die Panik in ihm nur noch verstärken. Was Ian betrifft. So werdet ihr ihn in der gestreckten Haltung verweilen lassen. Sorgt dafür, dass er sich nicht an seine derzeitige Position gewöhnt, aber vor allem achtet darauf, dass ihm nicht sämtliche Sehen zerreißt. Tala setzt ihr in das Becken und sorgt dafür dass der Raum auf 0° runter gekühlt wird. Und ruft bei Bryan mittels eines anderen Gases ein paar Halluzinationen hervor. Wer weiß, vielleicht hilft uns ein verrückter mehr als einer mit klarem Verstand. Zumindest wird es den fünfen eine Lehre sein.“ „Jawohl Gaspadin.“ „Eines noch. Behaltet deren Vitalfunktionen im Auge, bei Extremwerte benachrichtigt ihr mich umgehend. Ansonsten bleiben sie bis Morgen in den Bestrafungsräumen.“ Mit einer kurzen Verbeugung verließen die anderen den Raum um Boris Befehle nachzugehen. Dieser Schritt nur langsam auf die Kapsel zu, in der Kai gefangen war. Nur flüchtig bemerkte er, wie sich dessen Fingerspitzen bewegten. Ein Zeichen, dass das Serum, welches er diesem injiziert hatte langsam abnahm. „Ich hoffe dir ist klar, dass du den anderen diese Situation eingebrockt hast. Sie werden ihre persönliche Strafe weiter empfangen, genauso wie du. Mag sein, dass ich mich dieses Mal geschlagen geben muss und nichts Vernünftiges aus euch fünf herausbekomme, doch das ändert nichts an der Tatsache, dass wir sechs wissen was passiert ist und wer dafür verantwortlich ist…“ Während er sprach klopfte er unentwegt mit den Fingern auf der gläserne Haube der Kapsel herum. Ein Geräusch welches ihn auf Dauer wahnsinnig machen würde. Er hatte Mittel und Wege um zu erreichen was er wollte, doch dieses Mal waren seine Versuche vergebens. Eine Tatsache die ihn nur aus einem Grund unter Druck setzten. Die Jungs waren noch im Besitz der Schlüssel und in deren Händen waren sie so gefährlich, als wenn man Nitroglyzerin ins Feuer schüttete. Allerdings hatte er nicht vor ihnen diesen zu überlassen. „…allerdings wird dieses Thema morgen beendet sein. Sofern ihr die Strafe übersteht und darüber hinaus euren Verstand behaltet, werde ich euch in einen neuen Sektor verlegen lassen und in diesem werdet ihr keine Energie mehr für solche Stunts haben. Das versichere ich euch. Noch vor dem nächsten Monat werdet ihr vor mir auf den Knien darum flehen euch zurück in euren alten Sektor zu schicken…“ Mehr sagte Boris nicht dazu. Jeder wusste, dass es kein Zurück gab. War man erst einmal in den höheren Sektoren, so musste man sich entweder beweisen oder man flog im schlimmsten Fall aus der Abtei. Im Vorfeld hieß es jedoch auf ein Scheitern kommt eine Strafe. Dass konnte er beliebig oft fortführen und genau das war für die Betroffenen am schlimmsten. Sie wussten, dass sie das Pensum nicht einhalten konnten und stellten sich schon mal auf die Strafe ein. Dadurch waren sie unkonzentriert und machten mehr Fehler als nötig. Ein Teufelskreis den nur wenige durchbrechen konnten. Und innerlich hoffte Boris, dass die fünf es nicht schafften. Er würde die Jungs erst wieder vom Harken lassen wenn diese ihm den Schlüssel aushändigten und selbst dann würde er es nicht sofort machen. Mit einem finsteren Lächeln wendete er sich ab, jedoch nicht ohne weitere Anweisungen an seinen Untergebenen zu weiterzuleiten. Kai versuchte derweil vergeblich noch etwas zu verstehen, doch Boris Befehle entzogen sich seiner Hörweite. Nur schemenhaft nahm er wahr, wie langsam wieder Gefühl in seinen Körper gelangte, welches nichts mit den verabreichten Testsubstanzen zu tun hatte. Vorsichtig versuchte er sich zu bewegen, jedoch stets darauf bedacht, dass keiner der Wissenschaftler etwas davon mitbekamen. Was er tun würde, wenn er wieder volle Kontrolle über seine Handlungen hatte wusste er nicht, da sein vorrangiges Ziel darin bestand aus diesem Tank herauszukommen. Alles woran er denken konnte war das Schicksal der anderen. Er wollte sich nicht ausmalen wie es ihnen ging, denn ursprünglich, war diese Geschichte, nur als eine Art Notlösung gedacht. Ursprünglich dachten sie, dass sie die Strafvollzieher austricksen konnten. Zugegeben, dass hatte bis zu einem gewissen Punkt auch geklappt. Leider hatten diese Kerle sie nach dem Geständnis nicht wie erwartet raus gelassen, sondern sind sofort zu Boris gelaufen. Das hatte diesen ein bisschen Zeit verschafft, doch nun würde ihre Strafe um das Vierfache verschärft und wenn sie Pech hatten wurden sie sofort danach in einen neuen Sektor gesteckt. Folgen, welche keiner von ihnen abgesehen hatte. Unwillkürlich dachte er an den gemeinsamen Aufenthalt in der Zelle zurück, in der ausgerechnet Ian auf eine scheinbar rettende Idee gekommen war, welche im Nachhinein einfach nur fatal war. Flashback Die fünf saßen an die Wand gelehnt in ihrer kleinen Zelle und warteten bis sich endlich jemand dazu erbarmte sie zu ihrer Strafe zu führen, damit sie es endlich hinter sich hatten, aber weit und breit war niemand von Boris Männern zu sehen. Plötzlich sprang Ian auf und schnellte zu den Gittern und sah suchend hinaus. Als er niemanden erblickte wendete er sich zu den anderen. „Hey Leute, mir ist gerade noch etwas eingefallen.“ „Und was? Das wir so gut wie Tod sind. Danke Ian aber das haben wir selber schon erkannt, deshalb sitze ich hier in der Ecke und dränge mich an zwei eiskalte Wände und versuche meinen Körper so abzukühlen, dass ich nicht mehr spüre.“ „Glaubst du echt das klappt, Spencer?“ „Keine Ahnung Bryan, aber ich hab mal von einem hier aus der Abtei gehört, dass er mehrere Stunden im Schnee gestanden hat und er anschließend kaum noch seine Füße spüren konnte.“ „Ja wahrscheinlich hatte der auch Erfrierungen 3. Grades. Ich kannte auch mal so einen Jungen, der hat seine Finger vor Kälte nicht mehr gespürt und einer ist wenig später ganz blau geworden. Ein paar Monate später hab ich ihn wieder gesehen und der Finger war weg.“ „Wen interessieren fehlende Finger, Bryan. Ich habe was viel besseres, nämlich den Plan zu unserer Rettung!“ „Dann lass hören!“ Tala klang bei diesen Worten zwar etwas schroff, aber insgeheim war er auch sichtlich gespannt auf Ians Idee. „Wir schieben es auf die Langfingerbrüder….“ „Sag mal wo warst du die letzten Minuten, das Thema hatten wir doch schon.“ „Darf ich auch ausreden? Also wie schon gesagt, wir schieben es in erster Linie auf die Langfingerbrüder. Dann können wir noch Andrej mit hinein ziehen. So als Auftragsgeber. Die beiden haben ziemlichen Respekt vor dem und tun fast alles was dieser ihnen sagt. Das wäre doch die ideale Lösung für alle.“ Ians Vorschlag bewirkte, dass die Hälfte überrascht zu dem kleinsten im Team blickte. Die Idee jedoch fanden sie sogar richtig gut. Sie waren zwar nicht die Art von Personen, die andere verrieten, doch wenn es ihnen half aus der Sache herauszukommen. „Ian, du bist ein Genie. Gut, kommt mal alle her, wir machen es so…“ Schnell versammelten sich alle um Tala. Es dauerte eine Weile, bis er ihnen seinen neuen Plan erklärt hatte. Doch anschließend bekam er nur ein einstimmiges Nicken von den anderen, was signalisierte, dass sie seine Idee so akzeptierten, wie sie war. Allerdings blieb weiterhin die Frage, ob Boris es ihnen abkaufen würde. „Und wenn Boris es uns nicht abnimmt?“ „Dann müssen wir mit den Folgen leben. Aber sei mal ehrlich, würdest du jemanden als Lügner abstempeln der unter Schmerzen ein Geständnis abgegeben hat? Das Ganze ist eine Frage des Timings. Ich würde es glauben.“ „Meiner Ansicht nach ist das kein Argument, da du eh etwas leichtgläubig bist…“ Auf Kais Worte hin kassierte er von Tala einen gekränkten und zugleich zornigen Blick. Zudem konnte er es nicht unterdrücken sich vor diesem Kommentar zu verteidigen, doch selbst Bryan fiel ihm in dieser Hinsicht in den Rücken. „Wie bitte?“ „Was? Es ist doch wahr!“ „Von wegen. Bryan kann bezeugen, dass…“ „Kann ich nicht! In dem Punkt muss ich Kai recht geben. Du bist viel zu gutmütig, als dass du dich in Boris hineinversetzen könntest.“ Tala warf Bryan daraufhin einen bösen Blick zu. Da erstellte er mit Ians Vorgabe einen geeigneten Plan und dann hackten alle auch noch auf ihn herum. „Selbst wenn Boris es uns nicht abkauft, so ist das die beste Möglichkeit die wir haben. Also hört auf zu streiten, bevor uns noch jemand hört.“ Spencer sah sich nach seinen Worten besorgt in der näheren Umgebung um. Er traute dem Frieden nicht. Immerhin wurde man hier schon für weniger bestraft als für einen Schlüsseldiebstahl und die Zerstörung von Boris Büro. Wobei es war weniger eine Zerstörung als eine Verwüstung, denn das einzige was wirklich unreparierbar geblieben war, waren die Kissen. Innerlich verfluchte er sich dafür, dass er die jüngeren nicht an diesen Plan gehindert hatte. Sie hätten jetzt wahrscheinlich schon längst in ihren Betten liegen können. Andererseits hatten sie so einen Grund dem Training fern zu bleiben, was in bestimmten Momenten doch ganz angenehm war, besonders wenn es bei Aufenthalt in dieser zügigen Zelle blieb. Seine Hoffnung wurde jedoch von seinem eigenen Verstand sofort erstickt. Weshalb er seine nächsten Worte so vorsichtig wie möglich wählte um nicht die Wut der anderen auf sich zu lenken. „ Viel wichtiger ist es doch zu klären wie weit jeder von uns bereit ist zu gehen.“ „Wie gesagt, wenn wir die Wahrheit sagen sind wir Tod. Da nehme ich die zweite Alternative, leugnen bis ich ohnmächtig werde.“ Auf Ians Worte hin konnte Bryan nicht anders als seinen Zimmergenossen einen spöttischen Blick zuzuwerfen. „Und dann wachst du in deinem Gefängnis auf und schreist dir die Seele aus dem Hals.“ „Und wenn schon Bryan. Zumindest halte ich die Typen mit meinen schrillen Schreien von mir fern. Also falls ihr einen, sagen wir mal herzzerreißenden Schrei hört, nicht verunsichern lassen. Redet euch einfach ein, dass ich nur meine Rolle spiele. Dann kann jeder ruhig schlafen.“ „Ich merk es mir. Und wenn ihr mich schreien hört, dann ist mir stink langweilig oder ich erleide gerade Horrorqualen, aber keine Sorge. Ich bin hart im nehmen.“ Daraufhin konnte Ian nicht anders als lachen während die meisten anderen nur amüsiert den Kopf schüttelte. Lediglich Kai war alles andere als amüsiert. „Das ist nicht witzig. Ihr solltet wissen, dass es nicht so einfach wird, geschweige denn schmerzlos.“ „Reg dich ab Kai, das ist doch nur eine Methode um sich selbst die Angst zu nehmen. Also lass sie, wer weiß wie lange sie sich noch amüsieren können.“ Kai wendete sich bei Talas Worten nur von diesen ab und schwieg. Tala ließ sich daraufhin nur frustriert zurücksinken und auch die anderen wurden von der plötzlich düsteren Stimmung erfasst. Keiner sagte anschließend noch ein Wort. Flashback ende Intuitiv versuchte Kai die Erinnerungen beiseite zu drängen und die Augen zu schließen und dieses Mal gehorchten sie ihm. Am liebsten hätte er sich ganz in sich zurückgezogen, allein um dieser Strafe zu entgehen, doch diese Gnade war ihm bis jetzt verwehrt worden. Doch trotz allem konnte er sich nicht dazu durchringen seine Aktion zu bereuen. Zugegeben, etwas bereute und zwar, dass Boris nicht wie geplant seine Angestellten verdächtigt hatte. Auch wenn er nicht verstand wieso. Immerhin waren sie die einzigen, welche die Schlüssel besaßen und darüber hinaus waren sie in ihrem Zimmer eingeschlossen gewesen. „Sir, das Serum lässt nach…“ „ Dann verabreicht ihm noch etwas davon, bevor er wieder Kontrolle über sich hat. Das letzte was wir brauchen ist, dass er in der Kapsel durchdreht!“ „Wie sie wünschen, Gaspadin.“ Bei diesen Worten versuchte Kai sich zu konzentrieren. Zwar konnte er sich nicht großartig bewegen, was nicht nur an dem Serum lag sondern vor allem an den Riemen mit denen er fixiert war. Dennoch hoffte er dass es reichen würde um die Kanüle, welche in seinem Arm steckte zu lockern oder gar abzubrechen. Noch bevor er jedoch einen richtigen Versuch starten konnte schien auf einmal jeder Muskel in seinem Körper zu verkrampfen. Der gleißende Schmerz, welcher dadurch ausgelöst wurde vernebelte seine Wahrnehmung. Nur am Rande seines Bewusstseins nahm er wahr wie etwas zu Boden viel und die Gerät um ihn herum anfingen zu piepen. „Was ist passiert?“ Selbst Boris Worte, welche mehr als Laut sein mussten, waren nur noch ein leises Flüstern. Das anschließende undeutliche Gemurmel der Wissenschaftler war das letzte was er hörte, bevor er endgültig das Bewusstsein verlor. Bei Tala Mittlerweile waren weitere Stunden vergangen. Als der Wachmann zurückkehrte schwangen seine Gedanken zwischen Hoffnung und Angst. Hoffnung, dass ihr Plan geklappt hatte und Angst, dass die Folter weiter gehen würde. Dieser jedoch sagte kein Wort, sondern klebten ihm nur einige Kabel auf die Brust und zwang ihn dann dazu sich in das Wasserbecken zu setzten. Kurz darauf war der Mann auch wieder verschwunden. „Und jetzt?“ Auch wenn niemand mehr im Raum war konnte er nicht anders als diese Frage zu stellen. Er hatte zu diesem Zeitpunkt nicht gewusst was er von der Situation halten sollte. Nun ganze viereinhalb Stunden später begann sein Gehirn die Strafe zu verarbeiten, denn mittlerweile zitterte am ganzen Körper. Das Wasser in dem er saß war mittlerweile so weit abgekühlt, dass er darin eigentlich schon lange hätte erfrieren müssen. Zu allem Überfluss musste er sich daran hindern seine Notdurft hier zu verrichten, welche sich schon vor einer ganzen Stunde angekündigt hatte. Unwillkürlich fragte er sich wie viele schon eine solche Strafe bekommen hatte. Er hoffte dass er der erste war, welcher in dieser Kälte in diesem Wasserbecken saß. Es war einfach zu abartig sich vorzustellen, dass noch andere in seiner Situation waren. Aus dem reinen Vorsatz es nicht rausfinden zu wollen, würdigte er dem Wasser in dem er saß keinen weiteren Blick. Stattdessen fiel sein Blick auf eine Uhr, dessen Sekundenzeiger scheinbar in Zeitlupe voran schritt. „Hallo? Kann mal jemand die Uhr reparieren? Wäre echt freundlich!“ Kurz nach dem die Worte Talas Mund verlassen hatten schellte er sich selbst. Er wusste nicht was ihn überhaupt dazu gebracht hatte etwas zu sagen. Noch nicht mal wieso die Uhr auf welche er sah für ihn die im Moment größte Strafe darstellte. Lediglich eines war ihm bewusst und zwar, dass er sie aus diesem Raum heraushaben wollte. Nach diesen Gedanken schloss er die Augen und versuchte seine Umgebung auszublenden. Er sehnte sich nach seinen Zimmergenossen und nach seinem Blade, welcher unter seiner Jacke an der Seite des Beckens lag. In Gedanken streckte er die Hand danach aus und spürte wie die Kälte um ihn herum verblasste. Aus Angst, dass sich das ändern würde, sobald er die Augen wieder öffnete blieb er in dem derzeitigen Zustand, ohne zu wissen, dass in eben jenem Moment ein helles weißes Licht vom Bitchip seines Blades ausging, welches jedoch durch die Jacke von jedermanns Auge unsichtbar war. -Bei Spencer - War Spencer schon im Vorfeld in Schweiß ausgebrochen, so lief dieser jetzt in tausend Rinnsalen über seinen gesamten Körper. Am liebsten hätte er sich mit dem Ärmel die Stirn abgewischt und sich die brennenden Augen gerieben, doch das ließ der Raum in dem er festsaß nicht zu. Um genau zu sein konnte er sich keinen Millimeter bewegen. Jedes Mal wenn er ausatmete spürte er den warmen Luftzug auf seiner eigenen Gesichtshaut. Kurzzeitig versuchte er sich auf die anderen zu konzentrieren. Gab es in der Abtei zweimal die gleichen Orte oder nur diese einen. Verzweifelt versuchte er sich auszumalen, welche Strafen wohl die anderen durchstehen mussten, doch seine Konzentration war auf dem Tiefpunkt. Nur ein Gedanke wiederholte sich in seinen Gedanken. //Boris glaubt uns nicht und das ist die Straffe für unsere Lügen.\\ Doch sollte er jetzt reden. Sie waren alle beteiligt und keiner würde Boris Zorn entgehen, dabei verstand er nicht mal wieso dieser so wütend war. Gut sie hatten ein paar Kissen zerschnitten, aber sonst war nichts zu Bruch gegangen. Ging es ihm vielleicht hauptsächlich um die Schlüssel. Wäre es vielleicht besser gewesen diese außerhalb des Zimmers zu verstecken bevor sie es abgeschlossen hatten. Schwerfällig schüttelte Spencer den Kopf. Das hätte ihnen auch nichts gebracht, denn dann wäre ihre Zimmertür offen geblieben und zudem wäre es zu knapp gewesen. Insbesondere deshalb weil sie nicht auf Anhieb hätten sagen können, welcher der passende gewesen wäre. Mit einem erschöpften Seufzen angelte er seinen Blade aus der Hosentasche hervor. Vielleicht konnte ihn dieser von seiner Umgebung und der unerträglichen Hitze ablenken. „Ich brauch Wasser.“ Die Worte waren ein Flüstern und an niemanden bestimmtes gerichtet, doch wie durch ein Wunder konnte er auf einmal eine kühle Brise spüren, die einen leicht salzigen Geruch mit sich führte. Genüsslich schloss er die Augen und versuchte sich auf die kühle Wasserhaltige Luft zu konzentrieren, welche ihn nun um gab. Fast schien es so als würde er im kalten Wasser stehen, was in dieser stickigen und heißen Umgebung eine Wohltat war. Von diesem Gefühl eingenommen bemerkte es nicht, wie der Blade, den er mit verkrampften fingern umschloss bläulich leuchtete. - Bei Ian - Am Anfang hatte Ian an dieser unbehaglichen Position noch das positive gesehen, doch mittlerweile blieb nur noch der Schmerz. Mittlerweile war er sogar der Meinung jeden einzelnen Muskeln mit Namen zu kennen. „Ok, wenn Schulskel jetzt aufgibt, dann ist der Arm ab! Und Arm ab ist nicht gut, also durchhalten Schulskel.“ Wäre die Situation in der er sich befand nicht so unerträglich, hätte er dem ganzen wahrscheinlich schweigend beigewohnt, doch hier konnte er es nicht. Deshalb hat er jedem schmerzende Stelle einen Namen gegeben. Schulskel war die Kurzform für Schultermuskel. Ob es den gab wusste er nicht, nur dass beim dehnen die Muskeln beansprucht wurden und da er das Gefühl hatte irgendetwas an seiner Schulter würde gleich reißen hatte er diesen so getauft. Wahrscheinlich würde er und die anderen sich über sein verhalten halb tot lachen, doch dafür musste er es ihnen erst einmal erzählen. Plötzlich hörte er das schrappen der Tür. Ein Geräusch welches er zu hassen begann. Wie sollte man sich ablenken, wenn immer dieses knarrende und schrappende Geräusch einen vorwarnt. Fast wirkte es wie Absicht. „Ist Zeit für Abendbrot oder Frühstück?“ Auch wenn Ian die Antwort schon kannte, hielt es ihn nicht davon ab diese unnötige Frage zu stellen, denn er bezweifelte, dass er in den nächsten Stunden überhaupt etwas bekommen würde. Stattdessen würde sich die allgemeine Routine in diesem Raum wieder einfinden. Erst kam das Geräusch, dann trat plötzlich der Strafaufseher in sein Sichtfeld und überprüfte seine Position. Grob drückte er Ians Arme und Beine nach unten, dann drehte dieser das Rad zum anziehen einige Male vor und zurück, nur um dann wieder den Raum zu verlassen und Ian mit einem leicht pochenden Gefühl in den Gliedmaßen zurück zu lassen. Als es soweit war und Ian wieder alleine war entspannte sich sein Körper langsam wieder. Im war gar nicht aufgefallen, wie dieser die gesamte Zeit über die Luft angehalten hatte. //Verflucht sei diese Straffe.\\ Ian wusste nicht wie lange er schon hier auf dieser Bank lag, es war zumindest viel zu lange. Seine Arme und Beine kribbelten non-stop und er bezweifelte, dass irgendetwas an diesem herum krabbelten. Viel mehr lag es daran, dass er sie so lange nicht mehr bewegt hatte. Zwar versuchte er durch Bewegungen seiner Zehen etwas Leben in sie zu bekommen, doch das hatte einen mäßigen Erfolg. Insgeheim stellte er sich die Frage was passieren würde, wenn er aufstehen könnte. Würde er überhaupt gehen können oder gleich vorne überfallen, weil er kein Gefühl mehr in seinen Beinen hatte. Ian hoffte nur, dass sie ihm nicht durch die Streckung abfielen, sobald man seine Fesseln löste. Nach den Gerüchten sollte dies einem gewissen Sergei passiert sein. Es hieß, dass dessen Beine erst dunkel blau angelaufen und dann abgefallen waren. Wobei er sich nicht mehr so genau erinnern konnte, was mit diesem genau passiert war. Lediglich, dass es etwas mit einem festangezogenen Seil zu tun hatte. Und schon bei diesem Gedanken rann ein unangenehmer Schauer über seinen Rücken. Hinzukam dass er unerträgliche Langeweile hatte. Normalerweise vertrieb er sich die Zeit damit grässliche Lieder zu singen, allein deshalb, weil es manche Aufseher zum Wahnsinn brachte und sie die Strafe deshalb so kurz wie möglich hielten. Bei dieser wagte er es jedoch nicht, denn er befürchtete dass es in dieser Situation das genaue Gegenteil brachte. Aus diesem hatte er sich bisher begnügt die Steine um ihn herum zu zählen. Doch weiter als 270 war er nicht gekommen, da er jedes Mal verrutscht war oder gerade der Aufseher den Raum betreten hatte und ihn von seinem Zeitvertreib abgebracht hatte. Müde schloss er die Augen und fand sich urplötzlich am Rande eines Waldes wieder. Mit einen Mal nahm er ein Flüstern war, welches seine Neugier weckte und ihn tiefer in den Wald lockte. Und je weiter Ian der Stimme hinterher jagte, desto stärkte fing der Blade in seiner Hosentasche an zu leuchten. - Bei Bryan - Langsam bekam Bryan seine Gedanken wieder geordnet. Mittlerweile hing er auch nicht mehr an der Decke. Wobei an der Decke hing er schon noch, nur nicht mehr Kopfüber, sondern an seinen Händen. Allerdings war das auch nicht wirklich angenehmer. Er spürte wie die Seile in seine Hautschnitten und stellte sich insgeheim die Frage, ob er wohl trotz dieser Verletzungen uneingeschränkt wieder bladen konnte. Ein Gedanke, der ihn unter anderen Umständen zum Schmunzeln gebracht hätte, denn wer dachte ins seiner Situation über so etwas nach. Doch seine Gedanken waren im Moment das einzige, was ihn ablenken konnte. Aus diesen gab es in diesem Raum nichts, nur das tosen eines Luftzug, welchen er nicht genau zuordnen konnte. Im ersten Moment schrieb er es einen Ventilator aus den Lüftungsschächten zu, doch dann merkte er, dass dieses Geräusch vom Boden herrührte. Leicht neigte er den Kopf um in die Richtung zu blicken. Doch alles was er sah war ein riesiges Gitter, welches sich über den halben Boden des Raumes zog. Inständig wünschte er sich Ian und die anderen herbei. Zumindest konnten sie sich dann etwas die Zeit vertreiben. Ian würde ihnen Schauermärchen aus der Abtei erzählen, die Spencer dann richtig stellen musste, weil ihnen die Hälfte vergessen hatte und seinen eigenen Teil dazu geben würde. Währenddessen würden Tala und Kai versuchen sich etwas Passendes auf die Antwort für diese Strafe einfallen lassen. Ein Gedanke, welcher auf Bryans Gesicht ein Lächeln hervorbrachte, besonders da er die anderen fast lebensecht vor sich sah. Dann jedoch kam ein Anflug des Bedauerns. Unwillkürlich musste er an die Anfänge in der Abtei zurück denken. Was wäre wohl gewesen, wenn er und Tala nicht auf Boris getroffen wären. Noch ehe Bryan weiter darüber grübeln konnte wurde er plötzlich aus seinen Gedanken gerissen. Verwirrt suchte er nach dem Ursprung, doch einige Minuten später erblickte er eine Ratte, die sich ihm vorsichtig näherte. „Na Ratte willst du mich mit deinen Freunden anknabbern?“ Ratten waren soziale Wesen und tauchten nie alleine auf. Aus diesem Grund hatte Bryan auch diese Frage gestellt, obwohl er genau wusste dass diese ihn nicht antworten würde. Er wollte einfach nur reden. Zu seiner Verwunderung stellte sich die Ratte jedoch auf zwei Beinen und schnüffelte kurz. Fast schon hatte es den Anschein als würde sie nicken bevor sie durch das Gitter am Boden huschte und verschwand. Für einen Moment sah Bryan der Ratte verdutzt hinterher, doch dann verzog sich sein Gesicht erst zu einem erstaunten und anschließend furchtsamen Ausdruck. Der Grund lag darin begründet, dass von jetzt auf gleich mehrere Ratten unter dem Gitter hervorsprangen. Doch furcht kam erst in ihm auf, als eine der Ratten auf ihn zusprang und ihn in den kleinen Finger biss. Reflexartig stieß Bryan einen lauten Schrei aus und schleuderte die Ratte, welche ihn gebissen hatte mit dem Handballen von ihm weg. Plötzlich jedoch brach die Hölle aus und alle Ratten stürzten sich gemeinsam auf ihn. „nein… nein… weg von mir… verschwindet ihr Biester…ahh...“ Verzweifelt versuchter es sich von den schnallen, die ihn ans Bett fesselten loszuhalten, doch diese waren viel zu stabil als dass diese rissen oder ihm genügend Bewegungsfreiheit boten um die vielen Ratten abzuschütteln. Je mehr er jedoch kämpfte desto mehr von den kleinen Biestern stürzten sich auf ihn und bissen unnachgiebig zu. „Aufhören stopp.“ Binnen Sekunden sah er nur noch grau. Er war unter der Rattenmasse vergraben. Seine Hände ballten sich zu Fäusten als er versuchten den Schmerz zu ignorieren. Für einen kurzen Moment dachte er die Ratten würden ihn bei lebendigem Leibe auffressen, doch dann wurden sie plötzlich von ihm weggeschleudert. Alles was Bryan noch sah war ein blauer Falke, welcher sich die einzelnen Ratten griff und verschlang. Doch trotz allem schienen es zu viele, denn hin und wieder schafften es einige zu ihm und griffen wieder an. Viel bekam Bryan davon jedoch nicht mehr mit, da seine Welt urplötzlich schwarz wurde. Das letzte was er hörte war das Schreien des Falken welcher ihm zu Hilfe gekommen war. - Im Krankenflügel der Abtei - Nach und nach kamen die fünf wieder zu sich, doch als sie sich umblickten wirkte das vorhergeschehene wie ein Traum. Die Folterräume langen hinter ihnen und sie wurden offensichtlich in den Krankenflügel gebracht. „Leben wir noch?“ Tala hatte seine Zimmergenossen mittlerweile entdeckt und sah dass zumindest Spencer schon wach war. Aus diesem Grund konnte er seine Frage auch nicht zurück halten. Nach dem was passiert war schien all das hier so unwirklich. „Also ich fühl mich sehr lebendig, besser jedenfalls als in diesem Ofen.“ „Die haben dich echt in den Ofen geschoben?“ „Nicht ganz Ian, aber der Unterschied wäre nicht enorm gewesen.“ „Tja du den Ofen ich die Gefriertruhe. Was war es bei dir Ian?“ „Sie wollten mich in die Länge ziehen, aber ich weiß nicht so recht ob es geklappt hat. Ich fühle mich immer noch klein und aufstehen kann ich nicht, weil mir alles weh tut!“ Aufs Ians Worte sagte keiner mehr was. Bis auf Tala und Spencer würde keiner den Raum verlassen können. Ian konnte sich nicht mal aufsetzen ohne vor Schmerzen aufzustöhnen und Kai und Bryan waren noch nicht zu sich gekommen. Vorsichtig stieg Tala aus dem Bette und trat zu den beiden schlafenden. Während Kai so wirkte als würde er friedlich schlafen, wälzet sich Bryan von einer Seite auf die anderen. Fast so als hätte er einen schlimmen Alptraum. Ein Anblick, der Tala dazu bewegte diesen leicht an der Schulter zu rütteln. Ein Fehler, denn genau in diesem Moment schreckte Bryan aus seinem Schlaf hoch und schlug reflexartig aus. Tala wurde von dem Schlag zu Boden beförderte und blieb dort einige Minuten völlig erstarrt sitzen. Nun hatte sich auch Spencer aus dem Bett erhoben und schritt auf Bryan zu. Mit aller Kraft zwang er diesen wieder auf dessen Kissen und redete auf ihn ein. „Beruhigt dich, Bryan. Es ist vorbei. Wir sind im Krankenflügel und damit weit weg von den Bestrafungsräumen.“ „D-die Ratten, sie l-lauern…überall…sind überall…wollen fressen!“ „Bryan jetzt hör mir mal zu. Siehst du hier irgendwo eine Ratte?“ Panisch sah sich Bryan um doch nirgends war auch nur eine Ratte zu sehen. Langsam entspannte er sich, doch sein Blick flog immer noch unsicher in jede Ecke. Erst als Bryan wieder halbwegs ruhig war schnitt Spencer das Thema wieder an und auch Tala hatte sich neugierig auf eines der Betten gesetzt um der Geschichte zu lauschen. „Also Bryan, wieso erzählst du nicht von vorne, was passiert ist, nach dem sie uns getrennt haben.“ „Sie haben mich Kopfüber ausgehangen. Zuerst hab ich mich halb tot gelacht, weil ich dachte, dass Boris jetzt ‘nen Totalschuss hat. Dann wurde mir schwindelig und ich hörte andauernd dieses Rauschen in den Ohren. Ich weiß nicht mal mehr was ich zu dem Aufseher gesagt habe oder ob ich überhaupt was gesagt habe. Danach erinnere ich mich nur noch an die Ratten, die von allen Seiten gekommen sind und mich anknabbern wollten…“ Plötzlich überschlug sich Bryans Stimme förmlich, als würde er versuchen den Gedanken abzuschütteln. Aus diesem Grund hatten die anderen auch Schwierigkeiten ihm zu folgen, doch das Ende bekamen sie mehr als deutlich mit. „Ihr hättet die sehen sollen, die waren nicht normal. Die Biester waren Monster doppelt so groß mit messerscharfen Zähnen und rauem nach fäulnisstinkendem Fell. Sie krabbelten auf mir herum und je mehr ich versuchte sie abzuschütteln desto mehr kamen aus ihren Löchern. Wäre der große Vogel nicht erschienen hätte sie mich aufgefressen!“ „Wie großer Vogel!“ „Es war eine Art Raubvogel, ich glaub ein Falke mit blauen Federn.“ Die anderen mussten sich bei diesen Worten ein Lachen verkneifen. Denn auch wenn sie die Beschreibung lächerlich fanden, so konnten sie sich dennoch vorstellen, dass Bryan nicht wirklich zum Lachen war. Aus diesem Grund wählte Spencer seine nächste Frage sehr vorsichtig. „Und jetzt? Siehst du noch irgendetwas was du in dem Bestrafungsraum gesehen hast?“ „Hältst du mich etwa für verrückt. Es war so. Ich habe die Biester doch gespürt, sie haben sich auf mich gestürzt, als hätten sie Jahre lang nichts zu fressen bekommen.“ „Das nicht, aber…“ Mit einem Mal brach Spencer ab. Er wusste egal was er jetzt sagen würde, er wäre das falsche. Allerdings schien Tala das nicht zu wissen oder es interessierte ihn im Moment nicht, da er seinen nicht beendeten Satz weiterführte. „Was Spencer damit sagen will, ist dass du keine einzige Bissspur besitzt!“ „Sag mal bist du jetzt blind, ich hab überall gerötete…Moment mal, wo sind…aber ich hab es gespürt…dass….!“ Für einen Moment suchte Bryan seine Arme ab, doch er konnte die Bissspuren, die er vorher gesehen hatte nicht mehr finden. Hatte er sich das wirklich alles nur eingebildet. „Halluzinationsgas!“ „Wie bitte. Wo hast du denn das schon wieder aufgeschnappt.“ Nun wendeten sich alle zu Kai, welcher sich mühsam aufrichtete. Er wusste nicht was passiert war, nur dass er sich immer noch so fühlte, als hätte man ihm sämtlichen Knochen gebrochen, doch das war unwahrscheinlich. „Boris Befehl. Ich hab es mitbekommen.“ „Der Mann ist nicht mehr ganz dicht!“ Dieser Kommentar entlockte jedem ein kurzes Lächeln, dann jedoch schwiegen sie. Nur eines war deutlich, keinen von ihnen waren diese Strafen Abschreckung genug. --- So ich melde mich jetzt auch mal wieder kurz zu Wort. Da ich meine FF mittlerweile komplett durchgeplant habe überlasse ich euch die Entscheidung in welcher Geschwindigkeit ich die restlichen Kapitel dieser FF hochladen werden. Zur Wahl steht die Variante 1x im Monat so wie bisher (sprich immer um den 24.) oder 2x im Monat (das heißt um den 6. Und 24.) Ansonsten hoffe ich, dass euch das Kapitel gefallen hat Misato Kapitel 22: BitBeast Time ------------------------- So da die meisten 2x im Monat ein Kapitel haben möchten, präsentiere ich euch heute das nächste. Insgesamt werden nach diesem noch 3 Kapitel und ein Epilog folgen. Damit wird diese FF Anfang Juli abgeschlossen sein. Ich hoffe auch jene, die die Uploadzeit gerne beibehalten hätten, freuen sich darüber. Nun allerdings genug von mir und viel Spaß beim Lesen. --- Kapitel 22: BitBeast Time Die fünf wussten nicht wie lange sie auf dem Krankenflügel waren. Es konnten ein paar Tage gewesen sein oder Wochen. Hätten sie nicht regelmäßig etwas zu essen bekommen, so hätte man fast glauben können, dass man sie vergessen hätte. Erst einige Zeit später, als sie auf Anweisung des Doktors entlassen wurde, begegneten sie wieder altbekannten Gesichtern. Von ihnen traute jedoch keiner dem Frieden und der erste Schock ließ auch nicht lange auf sich warten. „Was zum Teufel…?“ Weiter kam Tala nicht, als er in ihr ehemaliges Zimmer blickte. Wenn sie dachten, dass die erste Durchsuchung ein unendliches Chaos verursacht hatte, so sollten sie jetzt eines besseren Belehrt werden. „Die haben echt alles eingerissen!“ Fassungslos starrte Ian auf den Boden, doch wo er hinsah erblickte er nur kleingehauene Holzstücke. Es war egal wie lange sie weg waren, es hatte scheinbar gereicht sämtliche Betten und auch den großen Schrank auseinander zu nehmen. „Und wo sollen wir jetzt schlafen?“ „Ist das dein größtes Problem, Spencer. Ich würde lieber wissen wo unsere Sachen sind….ah.“ Gerade als Bryan dies gesagt hatte kam eine kleine Maus aus dem Mauseloch heraus und schnüffelte die Umgebung ab. Daraufhin konnte Bryan nicht anders als losschreien, da die Bilder der Folter wieder vor seinen Augen auftauchten. Reflexartig zog er seinen Starter und schoss seinen Blade nach der Maus. „Bryan nicht…“ Doch Talas Einwurf kam viel zu spät. Während Spencer die innere Eingebung hatte sich abzuwenden, sahen die dem Ende des kleinen Wesens mit an. Lediglich Tala sah nur das Resultat und allein seinem starken Willen war es zuzuschreiben, dass er sich nicht hier und jetzt übergab. „Das war unnötig!“ Auch wenn Kai bei diesen Worten wie immer klang konnte man sehen, dass sein Gesicht um einiges blasser geworden war und sich schließlich abwendete. Bryan hingegen starrte nur schwer atmend auf die Überreste unfähig seine Tat nachzuvollziehen oder den Worten der anderen zu folgen. Erst Boris Worte, welcher unbemerkt hinter ihnen aufgetaucht war, rißen ihn aus seinem Schockzustand. Dieser beachtete der Situation jedoch keine Beachtung sondern begnügte sich damit das wesentliche offenkundig zu machen. „Ich glaube wir sind uns einig, dass dieses Zimmer von niemand mehr bewohnt werden kann. Aber keine Sorge ich bin mir sicher, dass ihr euch auch im Sektor 13 zurechtfinden werdet!“ Bei diesen Worten musterte Boris die Gesichtszüge der einzelnen Blader genau. In jedem konnte er eine Spur des Entsetzens erkennen. Einer von vielen Gründen, die ein leichtes boshaftes Lächeln auf seine Lippen zauberte. Schlussendlich viel sein Blick auf Kai. Der Junge wirkte so vital wie eh und je. Nicht das geringste Anzeichen deutete auf sein Experiment hin. Unwillkürlich dachte er an den besagten Tag zurück. - Flashback - Er war gerade dabei seinen Angestellten weitere Anweisungen zu geben, als ihn einer der Wissenschaftler angesprochen hatte. „Sir, das Serum lässt nach…“ „ Dann verabreicht ihm noch etwas davon, bevor er wieder Kontrolle über sich hat. Das letzte was wir brauchen ist, dass er in der Kapsel durchdreht!“ „Wie sie wünschen, Gaspadin.“ Bei diesem Experiment war es wichtig, dass sein Opfer still hielt. Falls nicht würden die Ergebnisse nur verfälscht werden und zu unnötigen Verletzungen führen. Gerade wollte er sich wieder anderen Dingen zuwenden, als plötzlich ein unerträglicher Lärm von den Geräten kam. Es gab Ausschläge im abnormalen Bereich. Ein lautes Klirren richtete seine Aufmerksamkeit auf den Wissenschaftler, welcher durch den Lärm geschockt, das Tablett mit den Testsubstanzen fallen gelassen hatte. „Was ist passiert?“ Seine Stimme überschlug sich fast und seine Wut ließ sie laut durch den Raum hallen. Jedoch konnte keiner der Anwesenden seine Frage beantworten. „Keine Ahnung, ich habe das Serum injiziert und dann…“ Noch ehe der Mann versuchte seinen Bericht abzugeben hatte Boris den Notfallknopf gedrückt und der Deckel der Kapsel war mit einem lauten zischen aufgegangen. Während er noch Befehle gab hatte er Kai schon aus der Kapsel herausgeholt und auf den großen Tisch gelegt, welcher zuvor eilig von den anderen Wissenschaftlern freigeräumt wurde. Mit schnellen Schritten kam einer der Ärzte herbei und nahm den Jungen in Augenschein, das völlig verdutzte Gesicht als er mit seiner Untersuchung fertig war, konnte selbst der dümmste erkennen. „Was?“ „Der Junge ist bewusstlos, aber ansonsten fehlt ihm soweit ich das sehe nichts.“ „Und wie erklären sie sich das, Doktor?“ Boris hatte sich den Zettel mit den Vitaldaten geschnappt und es dem Abteiarzt in die Handgedrückt. Dieser studierte die Werte kurz bevor er mit den Schultern zuckte. „Fehlfunktion der Geräte, Sir. Anders ist es nicht zu erklären. “ „Sollen wir dann fortfahren, Sir?“ „Nein ein solches Ereignis reicht mir. Überprüft die Geräte und findet den Fehler. Doktor, sie nehmen den Jungen mit auf die Krankenstation und werden ihn noch mal gründlich untersuchen…und nehmen sie das mit.“ Mit diesen Worten griff er nach dem weißen Stück Stoff auf dem Tisch. Kais Schal den er diesem aus Sicherheitsgründen abgenommen hatte und darin eingewickelt ein kleiner blauer Blade, dessen rotes glühen in dem Moment aufhörte in dem Boris den Stoff berührte. Lediglich die leichte Wärme, die von dem Blade ausgegangen war, war noch zu spüren. Boris jedoch bemerkte von alldem nichts. Zu sehr war er mit dem Gedanken beschäftig was Voltaire getan hätte, wenn dem Jungen bei diesem Experiment etwas passiert wäre. - Flashback Ende - Noch immer tüftelten seine Wissenschaftlern an den Geräten, doch deren Meinung nach war mit diesem alles in Ordnung. Lediglich einer, welcher sich das Innenleben als erster genauer angesehen hatte, war der Überzeugung, dass es überhitzt war. Er ging sogar soweit zu behaupten, dass ihm beim öffnen die heiße Luft im Innenraum entgegengeschlagen war. Doch auch nachdem Tage langer non-stop Benutzung war ein solcher Fehler nicht mehr aufgetreten. „Folgt mir!“ Für einen Moment schluckte Spencer heftig, bevor er sich im stillen Einverständnis der anderen dazu durchrang Boris zu folgen. Er mochte den 13. Track nicht insbesondere, weil dieser sich noch weiter unter der Oberfläche befand und auch Ian schien nicht besonders erfreut über die Aussicht zu sein. Doch erst, als Boris sie bei ihrem neuen Zimmer abgesetzt und allein zurückgelassen hatte wagte er etwas zu sagen. „Hab ich schon mal jemandem gesagt, dass ich Abergläubisch bin.“ „Worauf beziehst du dich gerade?“ „Ich weiß auch nicht, wir befinden uns im 13. Sektor mit der Zimmernummer 1313 und zu guter Letzt liegt unser Zimmer noch unter der Treppe.“ „Ian, eigentlich heißt es, das man Pech hat, wenn man unter einer Leiter durchgeht, Treppen sind glaub ich egal. Und solange du keiner schwarzen Katze über den Weg läufst dann…vergiss das mit der Katze!“ Eigentlich wollte Spencer Ian Mut zusprechen, doch als er die an die Wand gekritzelte schwarze Katze erblickte blieben ihm kurzfristig die Worte im Halse stecken. „Von wegen vergiss es. Ich werde nicht in dieses Zimmer gehen.“ Demonstrativ trat Ian einen Schritt zurück. Kai und Tala hingegen verdrehten derweil nur die Augen während Bryan sich in allen Ecken nach Löchern umsah. „Bryan tu mir einen gefallen und leg deinen Starter zur Seite oder am besten gib ihn Spencer.“ Nicht darauf achtend ob Bryan seine Aufforderung nachging öffnete Tala die Tür, blieb jedoch wie angewurzelt in der Tür stehen, während seine Augen den Raum scannte. Für einen Moment hatte er den Drang zurückzutreten, bis er einen Schubs von seinem Teampartner bekam und plötzlich mitten im Raum stand. Schon auf den ersten Blick wirkte der Raum kleiner als ihr vorheriger. Die Wände waren uneben und an manchen stellen scharfkantig. Der Boden war nur an jenen Stellen, wo die Betten standen, geebnet. Eisige Luft zog durch den Raum, doch konnte er den stickigen Geruch nicht vertreiben. Insgeheim war Tala froh, dass Bryan in seiner Halluzination nur Ratten gesehen hatte, denn wenn es Spinnen gewesen wären, hätten sie eine Menge zu tun gehabt ihn zu beruhigen. Immerhin war fast jeder Winkel mit Spinnennetzen versehen. „Mir wird gleich schlecht.“ „Was glaubt ihr wie lange hier keiner mehr drinnen war.“ Keiner Antworte auf Talas Frage und auch Ian vorigen Kommentar ignorierte jeder. Zu sehr waren sie damit beschäftigt zu verstehen was gerade passierte. War dies ein weiterer Teil der Strafe oder sahen die Zimmer hier unten alle so aus. „Das ist eine Gruft und kein Zimmer.“ „Sag es Boris!“ „So lebensmüde bin ich nun auch wieder nicht, Spencer.“ Bryan überwandte sich bei diesen Worten und trat nun ebenfalls in das Zimmer. Zweifelnd schweifte sein Blick über den Raum ihre Sachen lagen bereits auf dem Zimmerboden, ihre jetzigen Betten waren dicht an dicht gedrängt und nahmen die gesamte Fläche der einen Seite ein. Auf der anderen Seite befand sich nur ein kleiner länglicher Schrank, welcher sechs Fächer beinhaltete. Der Durchgang zwischen diesem und den Betten war gerade mal so breit, dass man einzeln ungehindert hindurchgehen konnte, doch bei zwei wurde es schon eng. „Na los, wir sollten wenigstens versuchen hier halbwegs Ordnung zu machen. Wer weiß wann Boris uns wieder zum Training schickt.“ Immer noch wagte es keiner zu antworten, doch folgten sie Kais Aufforderung und gemeinsam begannen sie die Spinnenweben zu beseitigen und die Schränke nach ähnlichen zu durchsuchen. Am Ende hatten sie einige Mottenzerfressende Wolldecken gefunden, welche sie anschließend gerecht aufteilten. Keine zwei Minuten später war es auch schon Zeit für das erste Training im Sektor 13. Keiner von Ihnen wusste am Ende wie lange sie wirklich trainiert hatten, nur dass sie anschließend jeden einzelnen Muskel fühlen konnte. Niemand von den fünfen konnte sagen wie er es durchgehalten hatte, noch wie er anschließend in ihr Zimmer zurückgekommen war. Lediglich dass sie es waren und sie sich am Morgen danach kaum noch rühren konnten. Es vergingen Tage, ohne dass jemand von ihnen bewusst wusste, wie sie diese überhaupt durchgestanden hatten. Doch heute war Sonntag, der einzige freie Tag, welche sie noch frei hatten. Zwar hatten sie durchaus Pflichten, welche sie erfüllen mussten, doch diese schienen im Vergleich zum sonstigen Training deutlich erholsamer. „Ich glaub die nächste Woche übersteh ich nicht.“ Mit diesen Worten legte sich Ian auf das harte Bett. Es war nicht bequem, doch da ihm sowieso alles wehtat machte es keinen Unterschied. Er spürte wie ihn seine Kraft verließ und auch den anderen schien es nicht besser zu gehen. „Das wirst du, das werden wir alle!“ Talas Worte waren laut genug, dass alle sie hören konnten, doch auch in seiner Stimme war der müde Ausdruck herauszuhören. Jedoch mussten sie dem rothaarigen zu gute halten, dass er wenigstens versuchte sie aufzumuntern. Insbesondere, da dieser die schlechtesten Karten von ihnen allen hatte. Bei diesen Gedanken sah Bryan zu dem rothaarigen, welcher neben ihm saß und sich von Kai den Knöchel mit kalten Tüchern einwickeln ließ. „Besser?“ „Etwas. Danke Kai.“ „Wir müssen besser aufpassen. Die Typen in diesem Sektor sind nicht mehr ganz dicht. Das nächste Mal, wenn euch jemand zu nahe kommt schlagt ihn nieder bevor er euch zuvorkommt.“ Es war radikal, doch Bryan kam keine anderen Lösung in den Sinn. Hier war es anders als in den unteren Sektoren. Die Jungs hier waren stärker und vor allem rücksichtsloser. Stand man hier einem im Weg wurde man umgerannt. „Vernichtet unsern Feind nur der Sieg ist unser Freund. Jeder hier hat diesen Leitsatz verinnerlicht. Sie leben nur für die Ziele der Abtei. Versagen sie hier gibt es kein zurück. Sie verlieren alles!“ „Und wir?“ „Ich weiß es nicht Tala! Es heißt dass es ab dem 10. Sektor kein zurück mehr gibt.“ Kai stand bei diesen Worten auf und sah mit einem undefinierbaren Blick zu Tür. Tala hingegen erinnerte sich an die vielen Male in dem er diese Worte in den Mund genommen hatte. Sie bedeuteten ihm nichts, doch viele konnte sich nicht von ihnen Distanzieren. Somit zweifelte er auch nicht an der Aussage seines Zimmergenossen. Kurz betrachtete er sein Bein. Er hatte den Fehler gemacht einen der Jungs nach dem Training anzurempeln. Es war ein Unfall, doch noch bevor er es aufklären konnte hatte sich der Junge schon umgedreht und ihn weggestoßen. Dabei war er dummerweise umgeknickt, weshalb Kai und Bryan ihn zu ihrem Zimmer helfen mussten. „Wir sollten trotzdem Trainieren. Es bringt nichts hier im Zimmer zu sitzen und auf den nächsten Tag zu warten.“ „Kai, ich glaub du hast seinen Knöchel zu gut versorgt.“ Das war alles Bryan dazu sagte, denn er wusste, dass er Tala nicht umstimmen konnte, wenn dieser sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Dafür bedurfte es einen größeren Sturkopf und der einzige den sie zur Verfügung hatte war nun einmal Kai. Aber auch Tala schien das zu wissen, weshalb er sich sofort dazu äußerte. „Möglich, das heißt aber nicht dass ich verrückt bin…überlegt doch mal. Die anderen sind besser als wir und zwar in jeder Hinsicht…“ „Du weißt schon dass das ein Hieb unter der Gürtellinie ist, oder?“ „Ja das weiß ich Bryan, dennoch…wenn wir das hier durchstehen wollen müssen wir härter kämpfen als die anderen. Wir müssen schnellere Fortschritte machen. Uns einfügen ohne uns selbst zu verlieren! Versteht ihr?“ „Kai, sag ihm er spinnt!“ Bei den letzten Worten sah Kai erst zu Bryan und dann zu Tala. Aus dem Augenwinkel merkte er, dass auch die anderen gespannt darauf warteten was geschehen würde. „Das kann ich nicht. Tala hat Recht. Es bringt uns nichts hier zu warten und darüber zu reden, dass er die nächste Trainingsstunde nicht überstehen. Und außerdem…“ Für einen Moment stoppte er und blickte sich in dem Zimmer noch mal um, bevor seine Augen auf Tala hängen blieben „…wenn wir hier den ganzen Tag bleiben sind wir morgenfrüh steifgefroren.“ „Das stimmt auch wieder!“ Resigniert setzte sich Spencer auf. Er war nicht begeistert, doch die Voraussicht auf das was sonst wäre war auch nicht besser. Es dauerte weitere 5 Minuten bis alle überzeugt waren und sie sich gemeinsam zur Trainingshalle aufgemacht hatten. Dort angelangt zogen sie ihre Blades hervor und fingen an zu Bladen. Ian, Kai und Bryan teilen sich eine Beyarena, während Spencer und Tala in der andere ihr bestes gaben. „Ian lass dich von Kais Moves nicht irritieren, wenn er angreifen wollte hätte er es schon getan. Das ist nur ein Spiel um dich mürbe zu machen.“ „Genau so wie deine Moves Tala. Und nur um eine Sache klarzustellen Psychospiele sind hier an der Tagesordnung.“ „Stimmt, vielleicht sollten wir gerade deshalb ein paar Leitsätze einbringen.“ Genau in dem Moment mischte sich Spencer ein. Nicht nur mit Worten sondern auch mit Taten, in dem er Talas Beyblade aus der Arena stieß. „Ich hätte schon einen, Tala. Unterschätze niemals deine Gegner.“ Daraufhin war nur ein Kichern von den anderen drei zu hören, während Spencer nur zufrieden grinste. Tala hob derweil seinen Blade auf und schoss ihn zurück in die Arena. Dann jedoch wendete er sich schmunzelnd zu Spencer. „Ein guter Leitsatz. Ich hab auch einen. Eine Niederlage folgte der nächsten und wenn du nicht aufpasst ist ein anderer draußen.“ Mit diesen Worten prallte Talas Blade gegen Spencers, wodurch dieser aus der Arena flog und wie durch ein Wunder in der nächsten wieder auf dem Boden aufschlug. Tala fing derweil seinen Blade auf, nur um ihn gleich wieder abzuschießen. Durch diese Aktion befanden sich jetzt alle fünf Blades in derselben Arena, doch keiner wagte in irgendeiner Art anzugreifen. „Was ist mit dir Kai. Wie lautet deine.“ „Erlaube deinem Gegner nie hinter deine Maske zu blicken und lass ihn steht’s das Gegenteil von dem glauben was wirklich ist.“ „Heißt übersetzt. Wenn du auf den passenden Moment für einen Angriff wartest, dann lass ihn glauben dass du vor ihm fliehst und wenn du fliehst, dann lass ihn glauben, dass ein Angriff seinerseits zu seiner Niederlage führt.“ Tala konnte daraufhin nur Lachen. Das war typisch Kai. Der Jüngere hatte seine Methode durch die Kämpfe in der Abtei zu kommen. Er zählte vielleicht nicht zu den stärksten, doch durchaus zu den besten. „Gerissen!“ „Was kann ich dafür wenn die anderen ihren Verstand nicht gebrauchen und jetzt lasst uns Bladen, immerhin sind wir deshalb hergekommen und nicht zum reden.“ Mit diesen Worten griff Kai an und wenig später folgten die anderen seinem Beispiel. Es war nicht das erste fünfer Match, doch immer wieder stellten sie fest, dass sie nie wussten, wem sie trauen konnten oder nicht. Die Kämpfe spiegelten ihr Leben in der Abtei wieder, auch wenn jeder von ihnen wusste, dass es keine Konsequenzen für den verlieren geben würde. Nicht solange sie unter sich bladeten. Ihr fünfer Beybladebattle wurde jedoch mit einer sich öffnenden Tür unterbrochen. Auch wenn niemand von ihnen die Anstalten macht zu dieser zu sehen, so konnten sie sich schon denken wer es war. Insgeheim fluchten die fünf in ihren Gedanken. Jetzt da Boris in diesem Raum war mussten sie ernst machen. Immerhin hatte er ihnen gesagt, dass er die Gruppe im Auge hatte und sie für jeden noch so kleinen Fehler büßen wurde. Demnach war es nicht sinnvoll den Kampf ohne eindrucksvollen Angriff zu ende zu bringen. „Attacke!“ Der Kommentar kam von allen gleichzeitig, weshalb die Blade mit ihrer Spezialattacke ungebremst aufeinander zu hielten. Sie wollten ihre Kräfte messen und sehen was in so einer Situation passierte. Insgeheim jedoch rechneten sie damit, dass es ein Unentschieden wurde, da die Blades sich gegenseitig raus kickten. Doch was als nächstes geschah verschlug jedem im Raum die Sprache. Urplötzlich fingen die Bitbeast der einzelnen Blader an zu leuchten. „Kai, dein Blade steht in Flammen.“ Das war alles was Tala raus brachte. Die Gefahr um Boris hatte er in dem Moment vergessen wo sich leichte Flammen um Kais Blade zügelten. Doch dann ging alles so schnell, dass man es kaum erfassen konnte. Die Blades kollidierten und verursachten eine heftige Explosion, die dafür sorgte dass Kai, Tala, Bryan, Spencer und Ian von der Arena wegschleudert wurden und schmerzhaft auf dem Boden landeten. „Au, dass war ja ne super Bruchlandung, ich …äh…L-leute…hab ich wieder H-hallos oder s-seht ihr die auch…“ Fluchend richtete sich Bryan auf, doch dann versagte ihm seine Stimme und er fing an zu stottern. Anschließend zeigte er mit weit aufgerissenen Augen und offenen Mund auf dass was sich vor ihm befand. Auch die anderen blickten sichtlich erstarrt auf die Wesen vor ihnen und konnten nicht wirklich begreifen was sie sahen. Für einen Moment verharrte jeder in seiner Bewegung, doch dann stand Kai mit einem Ruck auf und ging auf die rotschimmernde Kreatur vor ihm zu. „Kai, spinnst du!“ Doch Kai ignorierte Talas Kommentar und betrachtete das Wesen intensiv. Es war nicht schwer zu sagen, dass dieses Wesen die Gestallt eines Vogels besaß, jedoch konnte er nicht ausmachen welcher es sein sollte. Er wusste lediglich, dass eine unnatürliche und dennoch angenehme Wärme von diesem ausging. Intuitiv streckte er daraufhin seine Hand nach dem Gefieder aus, doch bevor seine Finger auch nur Kontakt mit dem Feuervogel vor ihm machen konnte, löste dieser sich in rötliches Licht auf, welches sich den Weg zu Kais Blade bahnte. Etwas irritiert von dem ganzen schritt auch Kai zu seinem Blade und hob ihn auf. Vorsichtig drehte er diesen in alle Richtungen bis sein Blick die Oberseite des Blades streifte. Auf dieser war die Gestalt des Wesen aufgezeichnet, welchem er vor wenigen Sekunden noch gegenüber gestanden hatte. Für einen Moment überlegte er. War dieses Emblem oder was es auch immer war, bei Trainingsstart auch schon da. Er wusste es nicht nur eines und zwar, dass er es nie zuvor gesehen hatte und dass es bei ihrem letzten gemeinsamen Training nicht dort war. „Merkwürdig.“ Auf einmal schossen weiteren Lichter an ihm vorbei und verschwanden in den anderen Blades, welche noch auf dem Boden lagen. Als er sich umdrehte merkte er, dass seine Teammitglieder es ihm gleich getan hatten und sich nun ebenfalls neben ihren Blades knieten und diese geschockt betrachteten. „Was zum Teufel…“ „Ich sag doch den Vogel hab ich mir nicht eingebildet.“ Bryan warf den anderen ein zufriedenes Lächeln zu. Die Tatsache, dass er sich den Rest trotz allem der Einbildung zuschreiben konnte, ignorierte er gekonnt. Allerdings kam niemand dazu ihm zu antworten, da sich schon Boris, welcher bis jetzt im Hintergrund stand und die Gruppe beobachtete, zu Wort. „Diese Kreaturen nennen sich BitBeast. Es sind mächtige Geister, welche scheinbar auf euren Blade übergegangen und nun darin gefangen sind.“ Boris machte eine kurze Pause um sicher zu gehen, dass die Aufmerksamkeit der Jungen auf ihm ruhte. Erst dann sprach er mit ruhiger Stimme weiter. „Die Frage ist nur wie ihr an die Beast gekommen seid, immerhin werden sie im E-Sektor gehalten.“ Plötzlich dämmerte Kai woher ihm diese Situation bekannt vorkam. An dem Abend wo sie Boris Büro verwüstet hatten waren sie auf ihrem Rückweg zur Deckung in einen der Laborräume gegangen. Das was in diesem Raum passiert war, diese merkwürdigen Lichter, waren also die BitBeast gewesen und sie hatten diese unbewusst mitgenommen. //Oh shit.\\ Als sein Blick zu Tala wich konnte er erkennen das dieser heftig schluckte, scheinbar war er zu der gleichen Erklärung gekommen wie er und auch den anderen dämmerte es langsam was diese BitBeast für eine Bedeutung hatten. Auch wenn die Jungs kaum eine Regung von sich gaben, erkannte Boris die plötzlich aufflackernde Angst in deren Augen. Seine Worte hatten demnach die richtige Wirkung erbracht. Eine Tatsache, die er nicht nutzen konnte, denn mittlerweile lagen die Tatsachen anders. Er hielt die Jungen nicht für so dumm, etwas mitgehen zu lassen, von dem sie nicht genau wussten was es war. Das legte nahe, dass sie durch Zufall an die Beast gekommen waren. Ein Hinweis darauf, dass sie für diese BitBeast bestimmt waren, die Frage war nur wie er es schaffte den fünfen die Kontrolle über jene Wesen zu vermitteln und die Jungen gleichzeitig unter Kontrolle hielt. „Das wissen wir nicht Sir, möglicherweise…“ Tala suchte in seinem Kopf verzweifelt nach einer Ausrede, allerdings war es Ian, welcher auf eine Idee kam. „…die Aufseher…ich meine die waren doch alle im E-Track um ihnen Bericht zu erstatten…würde mich nicht wundern wenn diese Bit-dingens da sie als Schnellzug verwendet haben…“ Die Gruppe um Boris musste sich bei dem Gedanken zusammenreißen um nicht loszulachen, doch das leichte amüsierte Lächeln konnten nur wenige von ihnen verbergen. „Es scheint mir eure Straffe viel trotz allem zu schwach aus.“ Boris ließ die Worte wirken und beobachtete die Gesichtszüge der einzelnen. Die fünf warfen sich verstohlene Blicke zu und er wusste sofort, dass sie auf ihre eigenen Art und Weise kommunizierten. „Sei es wie es ist, morgen wird für jeden von euch eines neues Training beginnen. Und dieses Mal müsst ihr es allein bewältigen!“ Mit diesen Worten verließ Boris den Raum und ließ die fünf allein zurück. Und auch wenn sie nicht wussten was Boris vorhatte, so war doch jedem klar, dass es kein Spaziergang werden würde. Für eine Weile sagte keiner mehr ein Wort. In ihren Gedanken wiederholten sich Boris Worte noch ein dutzend Male ehe der erste sie aus seinen Kopf bekam. Unsicher sah sich Tala zu den anderen um. „Was meinte er damit?“ „Nichts Gutes wenn du mich fragst, Tala.“ „Da muss ich Bryan Recht geben. Das hatte sich fast so angehört, als wollte er uns beim Training trennen.“ „Ist das möglich, ich meine Boris ist Boris. Darüber müssen wir nicht reden. Es ist nur…das Training ist für alle…“ „Stimmt wie soll er uns da trennen können.“ Spencer hätte Bryan und Tala am liebsten zugestimmt, doch war er sich dieser Ansicht nicht so sicher. Sie hatten sich schon einmal geirrt war Boris anging. Diesen Mann würden sie nicht mal in 10 Jahren einschätzen können. Insbesondere, dass er so entschied wie er gerade Lust hatte. „Vielleicht lässt er uns wieder umziehen?“ „Eher gibt er uns Extratraining.“ Kai sah bei diesen Worten wieder auf seinen Blade, dessen Bit Chip nun schwach zu leuchten begann. Es wirkte fast so als läge eine versteckte Botschaft dahinter, doch noch bevor er sich damit beschäftigen konnte, hatte Ian schon das Wort ergriffen. „Na toll noch mehr Training und dabei komme ich jetzt schon kaum noch mit…das bekommst du irgendwann zurück Hiwatari!“ „IAN!“ „T‘schuldigung.“ Keiner der Anwesenden nahm Ian diese Worte übel, lediglich die Art und Weise wie dieser ihn angesprochen hatte ließ sie aus der Haut fahren. Es hatte lange gedauert, bis die anderen Kai in Ruhe gelassen hatten, nachdem sie ihn als Verräter hingestellt hatten. Würde jedoch jemand seinen Nachnamen kennen, würde sich das Ganze nicht so schnell regeln lassen. Aus diesem Grund hatten sie eine weitere Regel eingeführt. Keinen war es erlaubt den Nachnamen eines anderen zu verwenden. Eine Regel bei der sich die Hälfte aus der Gruppe halb totgelacht hatte, immerhin taten sie dies eh selten. Allerdings war es heute deutlich geworden, dass es dennoch sinnvoll war. Kai schien von Ians Ausrutscher nichts mitbekommen zu haben, da er sich kurzzeitig in seine eigene Welt zurückgezogen hatte. Zumindest bekam Tala diesen Eindruck, als er seinen jüngeren Freund ansprach, jedoch keine Reaktion von diesem erhielt. Erst als Tala ihm den Ellbogen in die Rippen stieß blickte er zu diesem auf. „Hey hörst du uns überhaupt noch zu?“ „Wie bitte?“ Bei dieser Frage verdrehte Tala nur die Augen. Der jüngere war einfach zu sehr in seiner eigenen Welt gefangen um seine Herkunft zu verleugnen. „Jeder andere würde mit was antworten und nicht mit wie bitte, das ist dir schon klar oder. “ „Tala tu uns einen gefallen und bring ihm nichts bei, was er sich früher oder später wieder mühsam abgewöhnen muss. So wie ich das mitbekommen habe besteht sein Großvater auf die alte Etikette.“ „Was weißt du denn von der alten Etikette?“ Nun war Kai wieder im jetzt angekommen und blickte Bryan fragend an. Dieser jedoch zuckte nur mit den Schultern. Um genau zu sein hatte er keine Ahnung, was es mit den Etiketten der Hiwatari-Familie auf sich hatte oder ob es überhaupt welche gab. Ihm war lediglich aufgefallen wie schleimig sich Boris gegenüber Kais Großvater verhielt und deshalb hing er dem Glauben nach dass dieser auch von Kai eine gewisse Redensart erwartete. Jedoch konnte er das Verhältnis zwischen den beiden nicht mal ansatzweise erfassen. Wie auch. Sie kannten Voltaire nur als Geldgeber der Abtei und ansonsten war ihnen nichts bekannt. Selbst Kai konnte ihnen nur geringe Informationen geben, wobei er in diesem Fall nicht sagen konnte, ob der jüngere nicht mehr wusste oder nur nicht mehr preisgeben wollte. Fazit war jedoch, dass sich Kai zumindest versuchte gewählt auszudrücken, wobei er des Öfteren trotz allem eine alles andere als vorzeigbare Sprechweise an den Tag legte. Doch das war halt das Los wenn man in der Abtei aufwachsen musste. Entweder man setzte sich entsprechend in Szene oder man wurde von den anderen zu Boden gebracht. Aus diesem Grund viel seine nachfolgende Antwort auch dementsprechend aus. „ Nicht so viel wie du!“ „Ich lach später!“ „Wann in 10 Jahren.“ Tala konnte sich diesen Kommentar einfach nicht verkneifen und kassierte sofort daraufhin einen tödlichen Blick von seinem jüngeren Teampartner. Der Spaß war damit endgültig vorbei, doch eine Frage blieb und zwar die, was sie jetzt machen sollte. Sie hatten die Wahl zurück zu ihrem Zimmer zu gehen und dort auf Boris angekündigtes Training zu warten oder sie trainierten weiter und hofften, dass sie nicht noch so eine Bruchlandung wie bei ihrer letzten Attacke hinlegten. „Jetzt aber zurück zum Thema. Was machen wir jetzt?“ „Stell die Frage Kai, er ist immer unser Teamführer!“ „Aber nur wenn es euch passt!“ Es war keine Lüge und dennoch waren Kais Worte nicht so anklagend gemeint, wie sie im ersten Moment klangen. Die Wahrheit war, dass Kai zwar als Anführer gewählt wurde und auch Entscheidungen traf. Jedoch fügten sich die restlichen nur in diese Entscheidung, wenn sie der Meinung waren, dass diese Entscheidung gut war oder wenn er mit Tala an einem Strang zog. „Das ist das letzte was wir im Moment diskutieren sollten. Was mich angeht, so würde ich vorschlagen, dass wir unsere Blades erst einmal zur Seite legen. Ich persönlich möchte nicht von einem Wolf gerissen werden.“ Bei diesen Worte dachte Tala an den großen weißen Wolf zurück und sah auf das Emblem welches sich auf seinem Bit Chip befand. Er wusste nicht wieso, doch als dieser vor ihm Stand hatte er das Gefühl gehabt, als würde eine eisige Kälte von diesem ausgehen. Er hatte es gespürt dessen war er sich sicher. Und er wollte sich nicht darauf verlassen, dass dieses Wesen, was auch immer es war, ihm nichts tun würde. „Tala hat Recht. Wir sollten lieber sehen, ob wir in der Bibliothek etwas über diese Dinger rausfinden, bevor…“ Nach diesen Worten machte Spencer eine hilflose Gestik, er wusste einfach nicht wie er das sagen sollte, was er im Sinn hatte, doch die anderen verstanden ihn auch so und stimmten mit ihm überein. „Ich bin derselben Meinung, auch wenn ich bezweifle, dass wir etwas finden werden. Denn wenn diese Kreaturen Boris Experimenten entspringen, dann wird es mit Sicherheit noch kein Buch darüber geben!“ „Noch nicht? Du meinst wohl nie.“ „Wie auch immer, Ian. Lasst uns hier verschwinden.“ Mit einem einstimmigen Nicken war die Entscheidung getroffen. Allerdings sollten sie schnell feststellen, dass Bryan und Ian mit ihren Kommentaren Recht hatten. Zwar fanden sie einige Bücher über das Bladen, doch zum Thema BitBeast konnte keiner etwas finden. Und so gaben sie es nach einigen Stunden auf und begaben sich wieder in ihr Zimmer. Dort angelangt schlossen sie die Tür und stopften eine von Motten zerfressende Decke unter die Tür. Es war eine Handlung, welche sie sich angewöhnt hatten, da es in dem kleinen Raum einfach zu sehr zog. „Glaubt ihr diese Kreaturen kommen nur raus wenn man bladet?“ „Ian noch ein weiteres Wort zu dem Thema und ich versichere dir, dass heute Nacht keiner mehr schlafen wird.“ Es stimmte. Seit dem Training fragte sich jeder von ihnen, ob sie etwas von den Wesen in ihren Blades zu befürchten hatten. Und würde jetzt damit anfangen zu behaupten, dass sie des Nachts aus dem Blade kamen, dann würden sie die Blades in die Mitte des Raumes legen und sie bis zum Morgen nicht mehr aus den Augen lassen. Mit diesen Gedanken im Kopf betrachtete Tala seinen Blade voller misstrauen. „Zu spät!“ Erst auf Kais Worte hin wurde ihm klar, dass dies nicht nur ein mögliche Ursache war, sondern dass er sich bereits so in die Situation hineingedacht hatte, dass er diese Nacht mit Sicherheit nicht schlafen würde. Das einzige was er sich fragte war nur ob Kai seinen Kommentar auf sich selbst bezogen hatte oder auf ihn. Fazit war jedoch, dass sie eine kurze Nacht haben würde und einen schrecklichen Morgen. Es blieb ihnen nur die leise Hoffnung, dass sie diesen überleben würden. Um wenigstens etwas Schlaf zu bekommen beschlossen sie, dass sie sich mit dem Schlafen abwechselten. Der Plan war generell nicht so schlecht, doch brach die Kette bei Ian ab, da sich dieser zwar wecken ließ, jedoch nach wenigen Minuten wieder eingeschlafen war. Ihr Glück war nur, dass sich die Wesen in ihren Blades nicht rührten und sie in aller Ruhe schlafen konnte. Zumindest solange bis der nächste Morgen kam und sie durch einen lauten Knall endgültig aus ihren Träumen gerissen wurden. --- Kapitel 23: Getrennte Wege -------------------------- Kapitel 23: Getrennte Wege Der Morgen brach viel zu früh an. Jedenfalls war das Spencers Meinung, denn für ihn wirkte es so, als habe man ihn kurz nach dem Einschluss wieder aus den Betten geholt. Mehr als 1 Stunde schlaf hatte er mit Sicherheit nicht bekommen und dabei hatte er sich sofort nach dem Abendappel hingelegt. „Wie spät ist es?“ Ian hatte die Situation noch nicht ganz registriert andernfalls hätte er diese Frage nie gestellt, jedenfalls nicht wenn ein Aufseher in der Nähe gewesen wäre so kam es wie es kommen musste. Der Aufseher packte ungerührt zu und zog Ian aus seinem Bett. Kurz nachdem Ian mit einem lauten Knall auf dem Boden gelandet war, wendete sich der Aufseher zur Tür. „Es ist Trainingszeit und nun raus aus den Betten. Ihr habt 10 Minuten!“ Mit diesen Worten hatte der Aufseher die Tür hinter sich mit einem lauten Knall geschlossen und die Gruppe wieder allein gelassen. Doch mit dieser Aktion hatte er auch die letzten in dem Zimmer geweckt, welche teils verträumt versuchten die Situation zu begreifen. Seufzend stand Spencer auf und suchte seine Sachen zusammen. Während dessen merkte er wie sich auch die anderen aus den Betten quälten. „Ich glaub ich hab mir den Ellbogen angeschlagen.“ „Solange es nur der war und nicht der Kopf.“ Zwar wollte Spencer keinen Streit anfangen, doch den Kommentar konnte er sich dennoch nicht verkneifen. Dann jedoch blickte er zu den anderen. Genau wie er hatte auch Bryan seine Sachen zusammengesucht und war Trainingsfertig. Lediglich Kai war zur Überraschung aller nicht wirklich in Aufbruchsstimmung. „Jetzt steh auf, sonst gibt es gleich richtig ärger.“ „Den kriegen wir sowieso!“ Trotz der Worte kämpfte sich Kai aus dem Bett. Er wusste nicht wieso, aber irgendwie war heute zu Müde um sich groß mit jemanden an streiten. Aus diesem Grund hielt er auch den Mund als der Aufseher zurück kam und ihnen anwies ihm zu folgen. Erst als dieser sie trennte wurde ihm etwas flau im Magen, doch weder er noch einer der anderen ließ sich etwas anmerken. - Bei Bryan - Als sie getrennt wurde wappnete er sich insgeheim und bereitete sich auf das schlimmste vor. Doch er wusste, sollte Boris ihn noch einmal mit dergleichen Strafe wie beim letzten Mal konfrontieren würde er das nicht überstehen. „Du siehst etwas verloren aus, Bryan. Dabei meine ich, dass ich erwähnt hätte was euch heute bevorsteht.“ Bei Boris Worten biss sich Bryan auf die Lippen. Wie schön es doch wäre dem Abteileiter irgendetwas an den Kopf zu werfen um seine eigene Nervosität zu vertuschen, doch in diesem Fall war Schweigen Gold wert. „Nun, da du scheinbar nichts zu sagen hast, werde ich dein Training nicht weiter stören. Immerhin wirst du bald deine ganze Konzentration brauchen.“ Nachdem Boris gegangen war blickte sich Bryan in dem Raum um. Vor ihm stand eine Beyarena, jedoch war diese nicht Rund so wie er sie kannte. Vielmehr war sie rechteckig, stand an der hinteren Wand und war so breit wie der gesamte Raum. Für einen Moment blieb er davor stehen und blickte auf die ungewöhnliche Arena. Der Aufseher, welcher ihn hier hin geführt hatte, war mit Boris verschwunden. Scheinbar war es ihm überlassen das Training in diesem Raum zu bestimmen, doch das ergab keinen Sinn. Noch einmal atmete er tief durch bevor er seinen Blade anblickte. Auf dem Bitchip war noch immer das Emblem des blauen Falken, den er jetzt schon zwei Mal in Lebensgröße gesehen hatte. Noch einmal wollte er ihn zwar nicht sehen, aber er konnte auch nicht den ganzen Tag hier bleiben. „Gut dann wollen wir mal, aber bitte friss mich nicht!“ Mit diesen Worten startete er den Blade. Doch in dem Moment, in dem der Blade den Boden der Arena berührte hörte er ein lautes Tosen. Wenig später blies ihm ein heftiger Wind entgegen, welche ihn von den Füßen riss. Schmerzhaft landete er auf dem Hintern und sein Blade nur wenige Meter neben ihm. Nun war es klar was Boris von ihm erwartete er musste es irgendwie schaffen seinen Blade in der Arena zu halten, ohne dass der Wind ihn davon wehte. Doch wie sollte er das anstellen, er konnte sich bei dem Wind doch selbst kaum auf den Beinen halten, wie sollte es dann sein Blade schaffen diesem Wind zu trotzen. „Das ist doch unmöglich.“ Seine Worte waren ein leises Geflüster, eines welches dem Anschein nach niemand mitbekommen hatte. Wie auch es war ja keiner in dem Raum außer ihm. Doch selbst wenn hätte es seine Situation nicht verschlechtert, zumindest nicht wesentlich. Mit diesen Gedanken stellte er sich in Position um seinen Blade erneut zu starten. Zwar war ihm mehr als bewusst, dass er in wenigen Minuten wieder auf dem Boden liegen würde, doch eine andere Wahl hatte er nicht. Immerhin war das hier besser als die letzte Strafe, die er über sich ergehen lassen musste. Noch immer graute es ihm davor schlafen zu gehen, da er sich früher oder später immer wieder in demselben Strafraum wiederfand. Er konnte sogar das Seil spüren, mit dem er an die Decke gehängt wurde. Konnte die Worte des Aufsehers hören, die sich mit der Zeit verzerrte und jeglichen Sinn aus dem gesagten nahmen. Schnell schüttelte er den Kopf und ließ seinen Blade frei. Er war nicht zurück, er war hier. Dies war keine Strafe, es war ein ganz normales Training. Zumindest versuchte er sich das einzureden, denn normal war nichts an der Sache. Normal war kein Wort mit denen man die Aktivitäten innerhalb der Abtei beschreiben konnte. „Es ist nur Wind. Der kann mir nichts tun.“ Diese Worte sprach er, als die Windturbinen an der Wand sich wieder in Bewegung setzten. Nicht lange danach flog sein Blade, schon aus der Arena und auch Bryan konnte diesem nicht lange standhalten, egal wie sehr er es versuchte. Dennoch kämpfe er sich immer wieder auf die Beine. Aufgeben war keine Option, nicht hier, nicht an dem Ort wo ein Scheitern das ganze Leben zerstören konnte. - Bei Spencer - Wasser. Fels und noch mehr Wasser. Das war alles was Spencer in der Trainingsarena. Für einen Moment starrte er regelrecht auf das Kampffeld und allein das ließ seinen Mut sinken. Er wusste nicht mal wo er seinen Blade hin schießen sollte. Wählte er einen der aus dem Wasser herausschauenden Felsen so wäre er gefangen und konnte sich nicht mehr Bewegen, doch zielte er jedoch daneben würde sein Blade im Wasser untergehen. Verzweifelt griff er sich an den Kopf und ließ seinen Blick noch einmal durch die Arena schweifen. //Ich bin verloren!\\ Insgeheim fragte er sich was seine Teammitglieder machen würden. Tala würde seinen Blade wahrscheinlich auf einen der herausragenden Felsen positionieren und Warten bis der andere keinen Spinn mehr hatte. Dies war wahrscheinlich sogar die beste Idee, doch im Gegensatz zu seinem rothaarigen Zimmergenossen war sein Blade nicht auf Ausdauer konstruiert. Gegen Ian und Bryan würde er in diesem Punkt die besseren Karten haben. Was Kai betraf so vermutete er, dass dieser versuchen würde seinen Balance-Blade auf den schmalen Rand zwischen Arenenwand und Wasser zu positionieren oder gleich versuchte auf der relativ breiten Kante zu bladen. Doch sein Blade würde sofort gegen die Wand stoßen und von dort abprallen und im Wasser landen und auf der Kante gäbe es für ihn kein Halten mehr. Schnell schüttelte er den Gedanken aus dem Kopf. Es spielte im Moment keine Rolle ob er Erfolg hatte oder nicht. Erst einmal musste er den ersten Schritt machen. „Was soll mir in diesem Raum schon passieren?“ Er war allein. Der Aufseher hatte ihn hier grübelnd zurück gelassen und nun durfte er zusehen wie er hier zu Recht kam. Da er hier jedoch nicht Stundenlang herumstehen konnte atmete er noch einmal tief durch und startete seinen Blade. Dieser landete für einige Sekunden auf einer der Felsspitzen im Wasser bevor er abrutschte uns im Wasser versank. „Verdammt.“ Mit diesen Worten trottete er zur Arena und krempelte seinen Ärmel hoch um wenig später in die Tiefe zu greifen und seinen Blade wieder herauszufischen. Nachdem er ihn kurz trockengeschüttelt hatte versuchte er es erneut, jedoch mit demselben Ergebnis. Nun war es offiziell, das würde ein langer Tag werden. - Ian - Wand, Wand, Wand und noch mehr Wand. Egal wo er seinen Blade hinleitete er stieß immer nur auf irgendeine Wand. Kein Wunder wenn man gezwungen wurde in einem engen Labyrinth zu bladen. Bei jeder Kurve klatschte sein Blade gleich drei Mal gegen die steinernen Begrenzungen. Das allerdings auch nur wenn er Glück hatte und dieses war in seinem Fall selten. Kein Wunder das der Blade schon nach wenigen Sekunden seinen Spinn verlor und reglos in der Arena liegen blieb. Doch das war nicht mal das schlimmste. Die Arena war 1 Meter mal ein Meter, wenn nicht sogar noch größer und je nachdem wo sein Blade liegen geblieben war konnte das wiederholen zu einer wahren Tortur werden. Immerhin konnte er nicht mal bis zur Mitte der Arena greifen. Zuerst hatte er sich vorgenommen die Mitte zu meiden und am Rand zur anderen Seite der Arena zu gelangen. Er hatte sich die Arena hundertmal angeschaut und war verschiedene Wege im Kopf abgegangen, doch die Wahrheit war, dass es nur einen Weg auf die andere Seite gab und der führte durch die verfluchte Mitte. Ian hatte keine Schwierigkeiten den Weg, welcher vor ihm lag zu erkennen, da er die Arena komplett übersehen konnte, allerdings schienen seine Fähigkeiten im Bladen nicht gut genug zu sein um diesem zu folgen. „Jetzt wäre ein kleinerer Blade wirklich nützlich.“ Frustriert starrte der lilahaarige auf die Arena. Er hatte alles versucht, sogar der Versuch die Strecke auf den Labyrinthmauern zurückzulegen hatte dazu geführt, dass sein Blade abrutschte und wieder zwischen den Mauern gelandet war. Währen dies ein normales Training hätte Tala jetzt wahrscheinlich gelacht und gesagt, dass sein Blade nun wieder da ist wo er hingehörte und er und die anderen hätten in das Lachen mit eingestimmt. Hier war ihm jedoch alles andere als zum Lachen zu mute. Langsam fragte er sich ob sie Boris Büro nicht lieber in Ruhe gelassen hätten und einfach aus der Abtei abgehauen wären. Wobei was hätte es ihnen genützt. Er fragte sich was dann passiert wäre. Hätte Boris sie suchen und zurückschleifen lassen oder wären sie nach wochenlangem Straßenaufenthalt irgendwo erfroren aufgefunden worden. Ian konnte sich diese Frage nicht beantworten, genauso wenig bekam er eine Antwort darauf wie er durch dieses verfluchte Labyrinth gelangen sollte. Es war einfach zum Verrückt werden. - Bei Kai - Der gegnerische Angriff riss ihn mit einem heftigen Ruck nach hinten. Zwar konnte er seinen Sturz durch die Arme etwas abschwächen, dennoch schlitterte er einige Meter weiter auf dem kalten rauen Steinboden entlang. Kurz darauf wurde er von einem brennenden Schmerz heimgesucht. Mühsam stand er auf und sah sich die Ursache an. Sein Unterarm, mit dem er seinen Fall gebremst hatte, war durch die rauen Steine aufgerissen und dicke Blutstropfen quollen aus der Wunde hervor. Ihm war klar, dass er eigentlich die Zähne zusammenbeißen müsste. Er müsste aufstehen und den Kampf von neuem starten, doch ihm fehlte einfach die Kraft dafür. Er wusste nicht wie lange Boris ihn schon hier festhielt, da er jegliches Zeitgefühl verloren hatte. Nur dass mittlerweile Stunden vergangen sein mussten. „Steh auf und mach weiter.“ Die Stimme des Aufsehers zerschnitt die Stille um ihn herum. Am liebsten hätte er sich geweigert, doch Boris hatte ihm, als er vorhin kurz da war, mehr als deutlich gemacht was dann mit ihm und seinem Team passieren würde. Das kleinste Fehlverhalten von einem von ihnen würde zu Lasten aller gehen. Vielleicht war das auch der Grund, wieso er immer noch in diesem Raum festsaß. Mit Sicherheit erwartete Boris irgendetwas von ihnen und würde sie erst herauslassen, wenn alle ihre Prüfung bestanden hatte. Die Frage war nur welche dass war. Am Anfang hatte er den gegnerischen Blade ohne große Schwierigkeiten aus der Arena befördert. Doch je mehr Zeit verstrich, desto schwieriger wurde es. Seine Konzentration ließ spürbar nach und er fiel auf Taktiken rein, denen er unter normalen Bedingungen ausgewichen wäre. Zudem waren seine Arme so sehr am zittern, dass er kaum noch einen sauberen Start hinbekam. Allerdings brachte es gar nichts sich darüber zu beschweren. Aus diesem Grund kämpfte er sich mühsam auf die Beine und brachte sich wieder in Position. Und allein dass verlangte ihm einiges ab. Seine Arme konnten das Gewicht des Starters kaum noch halten obwohl er unter normalen Umständen federleicht wirkte. Er versuchte zu zielen, doch die Arena verschwamm vor seinen Augen. Intuitiv schüttelte er den Kopf, was den undurchsichtigen Schleier zumindest für einige Sekunden von seinen Augen riss. Zumindest lange genug um sein Ziel zu erkennen und die Reißleine zu ziehen. Ein weiteres Mal landete sein Blade in der Arena, wobei der Blade es nur geschafft hatte, weil er gegen die Außenkante geknallt war. Andernfalls wäre er sauber darüber hinweg geflogen und hätte mit einer Menge Pech auch den Aufseher erwischt. So jedoch war es nur ein weiterer schlechter Start von vielen an diesem Tag. Er wusste nicht wie oft er seinen Blade heute schon gestartet hatte. Ein paar Hundertmal mit Sicherheit wenn nicht noch mehr. Nach 150 hatte er aufgehört zu zählen und dass war seiner Meinung nach schon eine Ewigkeit her. „Wie ich sehe gibt es hier keine nennenswerten Fortschritte. Zu Schade, dabei hatte ich gedacht, dass du der erste wärst, der herausfindet was ich von euch verlange.“ Kai erwiderte daraufhin nichts. Er wusste, dass Boris ihn provozieren wollte und den Gefallen würde er ihm nicht tun. Stattdessen blickte er zu seinem Blade, welcher von dem gegnerischen ohne Erbarmen herum geschubst wurde. „Aber vielleicht wird es dir bis morgen einfallen.“ Mit diesen Worten gab Boris dem Aufseher ein Zeichen, woraufhin dieser den Raum verließ und ihn mit dem Abteileiter alleine ließ. „Ich wünsche dir eine angenehme Nacht, Kleiner.“ Das waren die letzten Worte, die Boris für ihn übrig hatte, bevor dieser ebenfalls den Raum verließ. Alles was er daraufhin hörte war das Geräusch eines herumdrehenden Schlüssels. Für einen blieb Kai wie erstarrt stehen, dann jedoch rief er seinen Blade zurück und ging langsam zur Tür. Doch diese war, wie er insgeheim erwartet hatte, abgeschlossen. Boris hatte ihn tatsächlich in dem Trainingsraum eingeschlossen. Total erschöpft drehte er sich um und ließ sich an der kalten Tür hinuntergleiten. Müde von dem Training ließ er den Kopf nach hinten fallen und schloss die Augen. Der Morgen danach war alles andere als angenehm und auch auf den restlichen Tag hätte er verzichten können. Vor allem weil er genauso verlief wie der erste. Zwar war seine Konzentration halbwegs wieder da, doch das Problem blieb. Und der Aufseher war einer von der Sorte mit der man nicht reden konnte. Die einzige Abwechslung war, wenn Boris seinen kleinen Kontrollgang durchführte, wobei er darauf auch hätte verzichten konnte. Und auch an diesem Tag schloss er ihn in diesem Raum ein. Allerdings war er viel zu erschöpft um sich darüber zu beschweren. Doch auch das bisschen an Schlaf, was er bekam reichte ihm nicht um genug Kräfte für den nächsten Tag zu bekommen. Insgeheim fragt er sich wieso er trotz seiner aktuellen Müdigkeit schon wieder wach war. Immerhin war der Aufseher noch nicht da und dass hieß, dass er noch etwas Zeit hatte. Trotz dieses Wissens, war er einfach zu unruhig um sich auszuruhen. Er konnte es noch nie ab an einem Ort festgehalten zu werden, ihre Zimmer war etwas andere. Da war er nur abends, doch dieser Raum schien ihn von Tag zu Tag mehr zu beengen. Um diesem Gefühl entgegen zu wirken, kämpfte er sich mühsam auf die Beine, seinen Blade fest in der Hand. Dennoch fühlte er sich schwach. Ihm war kalt und Hunger hatte er auch. Doch das schlimmste war der Muskelkater, der ihm jetzt in den Armen saß. Kraftlos sah er auf das Emblem auf seinem Blade und dachte an den Kampf mit Tala und den anderen zurück. Mit der Erscheinung dieser merkwürdigen Wesen hatte alles angefangen. Ohne sie hätte Boris sie nicht getrennt und er würde jetzt nicht in diesem Raum festsitzen. „Du bist schuld an dem ganzen Desaster.“ Er war wütend, doch weniger auf das Beast, obwohl man dies bei seinen Worten nicht für möglich halten würde. Vielmehr bezog er seine Wut auf sich selbst, immerhin war es seine Idee gewesen mitten in der Nacht heimlich in E-Sektor herumzulaufen. Seufzend stieß er sich von der Tür ab und trat wieder auf die Arena zu. Egal wie oft er seinen Blade startete und wie stark seine Angriffe waren, er kam nicht an Ziel. Die gegnerischen Angriffe wurden immer stärker und hatte er einen Blade besiegt, so kam auch schon der zweite, welcher noch stärker war. Es spielte keine Rolle wie gut er als Blader war, diesem Ansturm an Blade konnte er nicht standhalten. Er hatte schon mit dem Gedanken gespielt einfach die Apparatur zu zerstören, doch dafür war sein Blade einfach nicht stark genug. „Was soll ich hier bitte machen?“ Dieses Mal waren Kais Worte lauter und er war sich sicher, dass Boris sie gehört hatte und nun in seinem Büro vor sich hin lachte. Und eben jener Gedanke stachelte seine Wut noch mehr an. Sein Griff um den Blade wurde fester und er spürte wie sich die rauen Metallringe in seine Hand schnitten. Doch noch etwas spürte er. Es war eine leichte Wärme, die von dem Blade ausging. Überrascht wendete er seinen Blick zu diesem und stellte fest, dass der Bitchip rötlich leuchtete. „Kannst du mir helfen?“ Für einen Moment kam er sich wie ein Idiot vor, doch als das Licht des Bitchips anfing zu blinken schob er diesen Gedanken beiseite und hob seinen Starter vom Boden auf. „Also gut, auf ein Neues. Möge Boris an seinem blöden Lachen ersticken.“ Mit diesen Worten schoss er den Blade ab. Dass Zeitgleich die Tür aufging beachtete er nicht. Sein Blick war einzig und allein auf dem Blade gerichtet, dessen Bitchip nun in einem intensiven Rot leuchte. Plötzlich jedoch schien der Blade in Flammen zu stehen. Als er gegen den gegnerischen Blade krachte, zersprang dieser in seine Einzelteile. Anschließend wendete Kais Blade sich dem Bladekatapulten zu, welcher stets für neue gegnerische Blades sorgte. Ohne große Schwierigkeiten hatte er diesen zerstört und landete schließlich vor Kais Füßen. „Game over!“ Für einen kurzen Moment schlich sich ein zufriedenes Lächeln auf seine Lippen, welche jedoch sofort wieder verschwand als er hinter sich ein leises Klatschen hörte. „Sehr schön. Du hast herausgefunden wie man die Macht des BitBeast einsetzt. Nun muss du nur noch lernen das Beast selbst zu kontrollieren und es dazu zu bringen sich für dich zu Opfern, damit es seine wahre Macht zeigen kann.“ „Seine wahre Macht?“ „Dranzer, dass Beast in deinem Blade ist ein Phönix. Du wirst lernen wie man es aus dem Blade herauslockt und in den Kampf schickt. Und vor allem was du tun musst um dieses Wesen zu opfern, damit der Phönix durch sein eigenes Feuer verbrennt und aus der daraus resultierenden Asche wieder neu aufersteht. Denn in diesem kurzen Moment erreicht er seine volle Macht.“ „Und wenn ich mich weigere?“ „Das solltest du dir lieber zweimal überlegen, Kai. Denn es wird dir nicht gut bekommen.“ Mit diesen Worten verließ Boris den Raum. Doch das gesagte blieb wie Schwefel in der Luft hängen. Dieses Wesen, Dranzer, hatte ihm geholfen und nun sollte er lernen ihn zu opfern, doch was wenn der Phönix nicht wieder auferstehen will. Was würde dann passieren? Er wollte an diesen Fall gar nicht erst denken und das brauchte er auch nicht, da der Aufseher ihn schon wieder zum Training zwang. - Tala - Tala hatte sich frustriert an die Wand gelehnt und blickte die Kampfarena feindselig an. Er hatte absolut keine Lust mehr auf dieses Theater. Mittlerweile war er nämlich zu dem Schluss gekommen, dass er diese Prüfung nie im Leben bestehen würde. Nicht mal wenn er irgendwo Holz auftreiben könnte um daraus eine Brücke zu bauen. Immerhin bestand die Arena aus Wasser. Es gab nur zwei kleine Inseln. Auf der einen befand sich der gegnerische Blade und auf der anderen war seiner. Im ersten Moment war ihm die Aufgabe nicht schwer vorgekommen. Sein Blade musste nur als letztes kreiseln und da sein Blade auf Ausdauer getrimmt war schien das ein geringes Problem, selbst wenn er den gegnerischen Blade nicht erreichen konnte. Demnach hieß es nur geduldig sein und warten. Allerdings musste er schnell feststellen, dass dieser sogenannte Blade nicht zu den normalen gehörte, mit denen er es sonst zu tun hatte. Tala vermutete stark, dass Boris Wissenschaftler diesen mit einem Motor ausgestattet hatten, welcher ihm ermöglichte unendlich lange zu kreiseln. Aus diesem Grund war auch seine erste Strategie für die Katz. „Lasst mich endlich aus diesem Raum raus. Ich hab die Lösung schon seit mehr als 10 Stunden. Es gibt keine!“ Mit diesen Worten setzte er sich auf. Boris hatte dieses Unterfangen Training genannt, doch für ihn war es das Wort, welches am wenigsten dazu passte. Es war eine Prüfung, soviel konnte er sich zusammenreimen, auch wenn es niemand so bezeichnete, die Frage war nur was Boris damit bezwecken wollte. //Was will er testen. Unsere Ausdauer oder unser strategisches Denken?\\ Tala hatte Ausdauer, zumindest dann wenn er ein Ziel vor Augen hatte welches es wert war die lange Zeit auszuharren. Noch einmal ging er auf die ungewöhnliche Arena zu und umkreiste sie wie ein Wolf seine Beute. Den leichten Schmerz in seinem verstauchten Knöchel ignorierte er und richtete seine komplette Aufmerksamkeit auf das Kampffeld. Einmal in der Arena angekommen kam man nicht mehr raus. Die Wände waren steil nach oben gezogen. Die Kante dieser Wände war so dünn, dass nicht mal Kais Blade darauf balancieren konnte, welche Chance hatte er dann. Und selbst wenn es ihm gelänge, wie sollte er den Blade vertreiben. Er hatte versuchte ihn direkt anzuvisieren, doch scheinbar war dieser wie Festgenagelt. Während sein Blade im Wasser gelandet war schien dieser unversehrt an seiner alten Stelle zu kreiseln. Wahrscheinlich war er wirklich irgendwo befestigt, doch daran wollte er nicht denken, denn das machte seine Situation nur noch aussichtsloser. Grübelnd steckte er die Hand ins Wasser und bewegte sie darin. Diesen Versuch hatte er schon Gestern gemacht, jedenfalls glaubte er dass es gestern war, denn die vergangene Zeit konnte er nicht mehr länger einschätzen. Zu seinem Leidtragen spiele es jedoch keine Rolle, denn zu der Zeit wie auch jetzt konnte er nichts Ungewöhnliches in diesem Wasser ertasten. Seufzend zog er die Hand wieder heraus und krempelte den Ärmel hoch um dieses Mal tiefer greifen zu können und zu verhindern dass seine Sachen nass wurden. Doch selbst der Boden der Arena barg nichts Ungewöhnliches, lediglich eine glatte Fläche ohne jegliche Unregelmäßigkeit. „Es gibt keine Lösung!“ Dieses Mal klang Tala etwas überzeugter, doch weiterhin herrschten in seinem Kopf die leisen Zweifel vor, die ihm sagten, dass seine Erklärung zu einfach war. Unschlüssig blickte er seinen Blade an, worauf sein Blick auf dem Bitchip landete auf dem immer noch des Emblem des Wolfes war. „Wir wären davongekommen. Boris hätte nie Gewissheit gehabt wenn ihr nicht aufgetaucht wäret!“ Für einen Moment leuchtete der Bitchip kurz auf, fast so als wollte das Wesen, welches in dem Blade gefangen war, Tala zustimmen. „Es hat mit euch angefangen, das heißt ihr seid auch die Lösung…“ Tala wusste nicht woher dieser plötzliche Gedanke kam, doch er reichte um ihn dazu zu bringen sich den Wolf genauer anzusehen. Es war kein normaler Wolf. Er war weiß und schien Eisflügel zu habe. Plötzlich stockte Tala. Eis. Mit Eis könnte er das Wasser gefrieren. „...gut letzter Versuch!“ Mit diesen Worten startete Tala seinen Blade erneut und atmete noch einmal durch ehe er zum zweiten Schritt überging. „Gut, was auch immer du bist, ich brauche jetzt deine Hilfe. Lass das Wasser für mich erstarren!“ Tala hatte seinen Satz noch nicht ganz beendet da fing der Bitchip auch schon an zu leuchten und eine plötzliche eisige Kälte schien von seinem Blade auszugehen. Binnen Sekunden verwandelte sich das Wasser in Eis und auch der gegnerische Blade wurde von einer dicken Eisschicht umschlossen und somit jegliche Bewegung zum Stillstand brachte. Staunend sah Tala zu wie sich seine Prüfung löste, ohne dass sein Blade sich einen mm von der Startinsel fortbewegte. - Bryan - Zitternd und Wutschnaubend kämpfte sich Bryan wieder auf die Beine. Dieser Wind. In den paar Tagen in denen er hier war hatte er gelernt ihn zu hassen. Genug. Es war genug. Zu oft war er auf dem harten Steinboden gelandet, viel zu oft. Krampfhaft umklammerte er den Blade. Das Metall schnitt in seine Handfläche und in seine Finger, doch davon spürte er nichts mehr. Auch bemerkte er das Blut nicht, welches von seiner Hand bis zum Handgelenk floss und von dort aus dem Boden tropfte. Dann jedoch lockerte sich sein Griff etwas. Einen kurzen Moment blickte er auf die Arena, bevor er plötzlich jedoch in schallendes Gelächter ausbrach. War er verrückt geworden? Er konnte es selbst nicht sagen. Ihm war klar dass jeder normale Mensch nach dem ersten Tag bereits aufgegeben hätte, doch er...Er versuchte es weiter biss sich bei dem einen oder anderen Sturz auf die Zunge oder auf die Lippe oder holte sich irgendwo anders eine bleibende Verletzung, die ihn zumindest für die nächsten Tage an diese Zeit erinnern würde. //Andere hätten schon längst aufgegeben!\\ Seine Gedanken waren eine Tatsache. Jene anderen, die nicht hier leben, würden aufgeben und sich einen neuen Ort suchen, wo sie mehr Glück hatten. Das war einst auch seine Devise gewesen. Damals wo er noch auf der Straße gelebt hatte. Tala und er waren mit Boris mitgegangen, weil sie sich ein besseres Leben erhofft hatten und das war es. Dies hier war ihr besseres Leben. Sie waren von einem beschissenen Leben ohne Dach über Kopf in ein Haus der Qualen und des Hungers geraten. Es war ein kleiner Unterschied zu damals. Zu klein als dass es die Hürden die sie bewältigen mussten wert waren. Und genau diese Erkenntnis brachte ihn nun zum Lachen. Das Lachen war ironisch und falsch und dennoch befreite es seinen Kopf und ließ seine Erschöpfung für einen kurzen Moment verklingen. Dann erstarb es und die Wut drängte sich wieder in den Vordergrund. „Verflucht sei diese Arena, doch ich werde nicht klein bei geben und mit eingeklappten Schwanz bei Boris um Gnade winseln. Niemals, soll er sich doch an seinem dämlichen Grinsen verschlucken. Mich kriegt er nicht klein!“ Mit diesen Worten stellte er sich ein weiteres Mal in Position und zielte. Er hatte keine Strategie und seine verbliebene Kraft war gering, doch sein Wille war eiserner als jemals zuvor. „Ich habe die kalten Nächte Moskaus überlebt und die Ratten im Strafraum. Das bisschen Wind ist nichts dagegen. NICHTS! Beim letzten Wort ließ er seinen Blade los. Während dieser auf die Arena zuraste widerholte er ohne Unterlass sein neues Mantra. //Es ist Wind, nur Wind und Wind kann mich nicht brechen!\\ Im Flug fing der Bitchip plötzlich an zu leuchten, fast so als hätte das Wesen in seinem Blade ihn erhört. Mit einem lauten schrillen Schrei stieg der Falke aus dem Blade hervor und bäumte sich vor ihm auf. In diesem Moment stockte ihm der Atem und die Welt schien still zu stehen. Nur am Rande hörte er, wie die Turbinen sich wieder in Bewegung setzten. Spürte wie der Wind an ihm vorbeirauschte, doch das war alles. Es war nichts. Sein Blade kreiselte ohne Schwierigkeiten in der Arena und er stand. Verdutzt sah er sich um und nahm die Umgebung in sich auf. Wenn er die Hand ausstreckte, spürte er den Luftstrom um ihn herum. Es schien so, als ob der Falke den Luftstrom der Turbinen umlenkte. Doch das konnte nicht sein. Niemand würde ihm das hier glauben. Es war unmöglich und dennoch war er Zeuge dieses unmöglichen Phänomens. „Danke.“ Es waren die einzigen Worte, welche er noch herausbringen konnte und kurz nach dem er sie ausgesprochen hatte verschwand das Bit Beast und der Spuk der Windturbinen hatte ein Ende. Zeitgleich schwang die Tür auf und einer der Aufseher trat zu ihm in den Raum. In diesem Moment herrschte in Bryans Kopf nur ein Gedanke vor. Er hatte es geschafft. Er hatte Boris dumme Prüfung endlich bestanden. Dessen war er sich sicher und mehr wollte er erst einmal nicht wissen. - Bei Spencer - Spencer drehte seinen Blade hin und her. Boris hatte gemeint, dass den Wesen in ihrem Blade eine gewisse Macht innewohnte. Die Frage war nur was für eine und wie man sie freisetzen konnte. Zudem war fraglich, ob sie ihm in dieser Situation überhaupt helfen konnte, doch wenn nicht was blieb dann noch als Alternative. „Ein Wal ist ein Wesen des Wassers und wo gibt es mehr Wasser als hier? Das muss doch eine Art Hinweis sein.“ Grübelnd blickte er erneut zur Arena. Wenn sein Blade von den Felsen abrutsche, stürzte er ins Wasser und landete wie ein Stein auf dem Grund. Was würde aber passieren, wenn er den Grund des Wassers einfach als Landeort wählt. Würde es dasselbe Ergebnis haben, oder würde der Blade durch den Spinn weiterkreiseln. „Der Gedanke ist einfach absurd. Ich wette die anderen würden mich dafür auslachen.“ Es war keine Vermutung sondern Gewissheit, denn er würde selbst über so einen Vorschlag lachen, wenn er von jemand anderem gekommen wäre. Allerdings hatte er keine andere Wahl. „Los. Bringen wir diese Prüfung hinter uns!“ Mit diesen Worten starte er den Blade. Dieser verbrachte nur wenige Sekunden in der Luft ehe er ins Wasser klatschte. Intuitiv schloss Spencer die Augen. Er wollte seine Blamage nicht mit ansehen und stellte sich deshalb vor dass sein Plan funktionierte. Zeitglich fing der Bitchip seines Blades an zu leuchten. Das Wasser um den Blade herum kam in Bewegung. Kleine Wellen entstanden, die jedoch stark genug waren über den Felsen zu brechen und alles was sich darauf befand mit sich in die Tiefe zu ziehen. „Unglaublich!“ Nun hatte auch Spencer die Augen wieder geöffnet und sah sich die Bescherung an. Sein Blade kreiselte im Wasser und er konnte nicht anders als staunend da zu stehen. Erst als die Tür aufging wurde er zurück ins jetzt gerissen. - Ian - Eine Schlange. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz. Er wusste nicht wie lange er hier schon in diesem Raum festsaß zwei Tage oder länger? Nur eines war sicher er brauchte langsam was zu Essen. Sein Magen hatte zwar aufgehört zu knurren, doch er spürte die Erschöpfung stetig zunehmen. So kam es auch, dass er sich gefragt hatte ob das Wesen in seinem Blade aus Fleisch und Blut war. Als er es neugierig betrachtete war ihm diese Erkenntnis gekommen. Eine Erkenntnis die ein völlig anderes Licht auf die Situation warf. Schlangen waren wendig und schnell. War es also Zufall dass das Wesen in seinem Blade eine Schlange war und er nun einem Labyrinth gegenüberstand. Wäre dies eine Strafe würde er mit Ja antworten, doch diesen Raum hatte Boris für sie ausgewählt, was bedeutete, dass er sich etwas dabei gedacht hatte. „Dieses Extratraining muss etwas mit diesen Wesen zu tun haben.“ Mit diesen Worten war Ian wieder aufgesprungen und hatte neuen Mut gefasst. Auch seine Erschöpfung war für den Moment verflogen und er stellte sich rasch in Position. „Gut mächtiges Wesen aus dem Blade, bring mich mit Schlangenzahn zum Ziel!“ Mit diesen Worten schoss er seinen Blade ab. Noch im Flug leuchtete der Bitchip auf. Ian wusste nicht ob die gute Landung an dem Leuchten des Bitchips lag oder an seinem Start doch für den Moment zählte es nicht. Unwillkürlich drückte er die Daumen und sah staunend zu wie der Blade in Richtung Ziel unterwegs war und dabei jede Ecke so scharf anschnitt, dass der Abstand zwischen Blade und Wand nur wenige µm betrugen. Und noch bevor er es begreifen konnte, war der Blade auf der anderen Seite angelangt. Auf Ians Gesicht schlich sich daraufhin ein leichtes Grinsen und ein einziger Gedanke herrschte in seinem Kopf vor. Geschafft. --- Kapitel 24: Black Dranzer ------------------------- Kapitel 24: Black Dranzer Noch halb am Schlafen stiegen die fünf Blader aus den Betten. Keiner von ihnen wusste, wieso man sie so früh geweckt hatte. Lediglich, dass es mindestens eine Stunde früher als sonst war. Alles was sie hörten waren die gleichmäßigen Schritte der anderen Jungen aus ihrem Sektor. „Hat einer von euch was angestellt?“ Es war eine berechtigte Frage, denn jeder von ihnen nahm Boris das Extratraining und die schlechte Unterkunft übel. Aus diesem Grund hatten sie es sich zur Aufgabe gemacht jede günstige Minute zu nutzen um ihre Aufpasser zu beschämen oder zumindest sie von ihrer eigentlichen Arbeit abzulenken. Das eine Mal hatten es Kai und Tala geschafft einem Aufseher den Talisman zu entwenden, wodurch dieser sich unter einen Türrahmen gestellt hatte und es nicht gewagt hatte seinen Standort zu verlassen, da ihm ja ein Stein auf den Kopf fallen könnte. Ian war sogar so weit gegangen und hatte eine Uhr, die einer der Aufseher versehentlich auf der Toilette gelassen hatte, ins Klo gestoßen und sich anschließend darauf erleichtert. Sein Glück war nur, dass der besagt Aufseher es nicht gesehen hatte und nur wutschnaubend und mit nassen dreckigen Armen an ihnen vorbeigestiefelt war. Aber auch die anderen hatten ihre Wege gewisse Unruhe zu stiften, wobei sie jedoch eines beachteten. Keiner von ihnen wagte etwas zu tun was Boris Wut auf sie richten konnte. Natürlich würde dieser sofort wissen, wer für die Taten verantwortliche war, doch solange diese keine Gefahr für die Abtei darstellten interessierte es ihn nicht. So viel hatten sie in den letzten Monaten gelernt. Aus diesem Grund waren auch Schlüssel tabu. Doch trotz allem nahmen sie sich die Zeit, die anderen von ihrer Aktion zu erzählen, weshalb die Antwort auf die gestellte Frage nur einstimmig ausfallen konnte. „Heute nicht!“ „Heute ist erst seit 5 Minuten. Und jetzt raus mit der Sprache. Ich meine irgendwas muss ja passiert sein und ihr beiden heckt doch immer etwas aus!“ „Wie gesagt dieses Mal nicht. Glaubst du wirklich Kai oder ich hätten gestern noch zu irgendetwas Zeit gehabt?“ Widerwillig gab sich Spencer mit diesen Worten zufrieden. Er erinnerte sich gut daran wie die beiden ins Zimmer gekommen waren. Es war ein Wunder, dass sie noch eigenständig ins Bett gekommen waren und besonders jetzt waren die Spuren des Trainings deutlich zu sehen. Beide hatten blaue Flecken und Schürfwunden an den Armen, die deutlich machten, dass sie mehr als einmal gefallen waren. Wenn man genau hinsah konnte man sogar sehen, dass Tala leicht hinkte, als hätte er sich das Bein verletzt. Bei diesen Gedanken stand Spencer seufzend auf. Er wusste genau wenn einer von ihnen sich ernsthaft verletzte würde, würde ihr Leben hier nur noch schwieriger werden. „Wahrscheinlich nicht.“ „Raten bringt uns momentan ehe nicht weiter, also lasst uns gehen, bevor wir dieses Mal für nichts und wider nichts bestraft werden.“ Tala blickte Bryan bei diesen Worten mit einem undefinierbaren Blick an. Er konnte nicht sagen was mit seinem Freund los war. Seit ihrer Bestrafung reagierte er immer aggressiver auf bestimmte Sachen. Wenn er nur Ratten gegenüber so wäre, könnte er es noch verstehen, doch dem war nicht so. Im Prinzip reichte schon das leiseste Rascheln aus um ihn dazu zu bringen seinen Blade zu zückte und ihn gegen den Ursprung des Geräusches zu richten. Irgendwann würde er durch diese Reaktion noch jemanden verletzen dessen war er sich absolut sicher. Zu Mal er es schon geschafft hatte seinen Blade abzuschießen, nur weil Kai die Tür hinter ihnen etwas lauter zu gemacht hatte als sonst. Sie konnten alle nur von Glück reden, dass Bryan den Blade nicht besser ausgerichtet hatte und der Blade dadurch nur wenige Zentimeter an dem jüngeren vorbeigeschossen war. Er konnte sich noch gut an Kais erstarrten Blick erinnern und selbst die anderen hatten in den nächsten Stunden nach dieser Aktion kein Wort mehr herausgebracht. Doch Bryans Schreckhaftigkeit war nicht das einzige was ihm Sorgen bereitete. Hinzu kam, dass er immer mehr das Gefühl bekam, dass zwischen Kai und Bryan eine Art unausgesprochener Konflikt herrschte auch wenn er nicht wusste wie dieser überhaupt entstanden war. Der Weg zu ihrem Ziel relativ weit. Es ging nicht in die üblichen Trainingsräume sondern weiter nach unten, dorthin wo sich die Testräume für neuerstellte Blade befanden. Jedenfalls war das eines der Gesprächsthemen in der Abtei. Von ihnen war jedoch niemand je dagewesen. „Willkommen, willkommen. Sucht euch einen guten Platz, damit ihr auch ja nichts verpasst.“ Bei diesen fröhlich klingenden Worten sah Tala sich unsicher zu den anderen um. Sofort sah er dass sich auf ihren Gesichtern ein skeptischer Ausdruck zeigte. Ebenjenen Ausdruck, den er wahrscheinlich ebenfalls besaß. „Das gefällt mir nicht. Boris ist nie so…so!“ „Gestellt? Da sehe ich auch so… Behaltet eure Blades griffbereit.“ Als Antwort kam nur ein kurzes Nicken, bevor sie sich an die Glasscheibe stellten, welche ihnen einen schönen Blick auf die etwas unterhalb liegende Kampfarena lieferte. In dieser befanden sich bereits einige Blade, die am Rand der Arena ihre Kreise zogen. Keiner von diesen Blades schien besonders zu sein und auch jener, welcher von den Aufsehern gerade gepriesen wurde, machte einen atemberaubenden Eindruck. Ein schwarzer Blade, der die anderen zu jagen schien und dennoch keinen Millimeter näher herankam. „Und das ist jetzt der ultimative Blade?“ „Naja, ne gute Balance hat er ja, aber….wow…“ Mehr konnte Tala nicht zu Bryans Kommentar sagen, da der schwarze Blade in diesem Moment beschleunigte und binnen Sekunden an den restlichen Blades herangekommen war und sie einen nach dem anderen angriff. Keiner der Blades, der getroffen wurde, blieb heil und der schwarze traf alle. All das ging so schnell dass es nicht mit Worten zu beschreiben war. Teils fasziniert und teils geschockte blickten die Anwesenden zu dem schwarzen Blade welcher nun mit rasender Geschwindigkeit auf die Arenenmitte zu steuerte und die verbliebenden Beybladeteile zu Metallmehl verarbeitete. „Beeindruckt?“ Erschrocken wendete sich Tala und die anderen um. Hinter ihnen stand niemand anderes als Boris. Keiner von ihnen hatte ihn kommen gesehen. „Absolut niemand wird den Besitzer dieses Blades schlagen. Sofern dieser ihn kontrollieren kann. Ich habe euch hier her bringen lassen damit ihr seht, was euch bevorsteht. Dieser Blade wird in Kürze an einen erfahrenden Blader weiter gegeben werden und seine erste Aufgabe wird es sein, ihn im Kampf gegen euch fünf zu testen.“ „Sofern ein Blader ihn kontrollieren kann.“ Nun hatte sich auch Kai zu Boris umgewandt, welcher bis eben noch den schwarzen Blade beobachtet hatte. Nun jedoch lag seine volle Aufmerksamkeit auf dem Abteileiter. „Wie ich bereits sagte, Kai. Nur Erfahrende Blader dürfen diesen Blade testen und ausprobieren ob sie würdig sind einen solchen Blade zu besitzen. Ihr fünf könnte mit euren BitBeast vielleicht mit den ältesten aus der Abtei mithalten, doch das bedeutet nicht dass ihr auch erfahren genug seid um zu wissen wie ein solcher Blade zu handhaben ist.“ Mit diesen Worten wendete sich Boris von ihnen ab. Ihm war sehr wohl bewusst dass die fünf sich zusammenreißen mussten um ihrer Wut nicht freien Lauf zu lassen. Sie waren gute Blader, aber immer noch Kinder. Es fehlten nur einige gezielte Worte und einer der fünf würde mit Sicherheit austicken und sich und den anderen damit eine Strafe verschaffen. Doch das war nicht sein Ziel, er wollte lediglich einen Grundstein legen und sehen wie weit die Gruppe gehen würde. - Am späten Abend desselben Tages - Frustriert setzte sich Kai auf. Seit der Vorführung dieses neuen Blades bekam er diesen einfach nicht mehr aus dem Kopf. Er konnte es selbst nicht verstehen, doch irgendwie hatte er das Gefühl als würde dieser ihn rufen. Selbst jetzt noch hörte er es, obwohl es nicht existierte und doch war es für ihn wahrnehmbar. Seufzend setzte er sich auf und blickte sich in dem dunklen Raum um. Die anderen schliefen seelenruhig in ihren Betten, lediglich von Bryan waren ab und zu leise Flüche zu hören. Seit er mit seinem BitBeast trainiert hatten sich seine Alpträume in Herrschaftsträume verwandelt. Träume in denen er die bösen Ratten, welche ihn fressen wollen, zu seinen Untertanen machte und sie für alles büßen ließ. Sprich es waren Träume, in denen man besser nicht Mäuschen spielte, es sei denn man wünschte sich einen schmerzhaften Tod. „Jetzt oder nie!“ Mit diesen Worten glitt Kai langsam aus seinem Bett und landete beinah lautlos auf dem kalten Steinboden. Nachdenklich holte er einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und betrachtete ihn eingehend. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er zurück dachte. Als sie ihren kleinen Ausflug in Boris Büro beendet hatten, hatte er die Schlüssel, welche sie gestohlen hatten wieder durch das Mauseloch gezwängt. Lediglich den für ihr Zimmer hatte er eingesteckt, denn falls Boris oder seine Leute sie finden sollten konnte er so immer noch behaupten, dass sie diesen nie hatten. Es war ein gewagtes Risiko gewesen, doch keiner hatte sich die Mühe gemacht sie zu durchsuchen. Wahrscheinlich war Boris der Ansicht gewesen, dass sie zu clever wären um irgendwelche Beweise bei sich zu tragen. Ein Fehler, welcher ihm jetzt zu Gute kam. Zumindest was sein geplantes Vorgehen. Kai wusste, dass ihm dieses Vorhaben, sollte es misslingen, Konsequenzen für ihn haben würde. Doch es gab mehrere Gründe wieso er keinen Rückzieher machen konnte. Er musste an diesen Blade kommen bevor es ein anderer tat und ihnen gefährlich werden konnte. Zu dem wollte er diesen Blade selbst ausprobieren. Was sollte schon passieren. Im schlimmsten Fall würde er die Halle etwas demolieren und dass würde nicht mal wirklich auffallen. Mit diesen Gedanken schloss er die Tür leise auf, verharrte jedoch dann einige Sekunden um sicher zu gehen, dass das Geräusch niemanden geweckt hatte. Als er sich jedoch dessen gewiss war zog er die Tür wieder auf und schloss sie hinter sich wieder zu, bevor er sich einen Weg durch die dunklen Korridore bahnte. Und auch wenn er nicht damit rechnete, dass er dieses Unternehmen unentdeckt durchziehen konnte, versuchte er dennoch allen Kameras auszuweichen. Immerhin wollte er zumindest unentdeckt an sein Ziel kommen. Und dass tat er auch, zumindest glaubte er das denn keiner der Aufseher den er sah schien auch nur im geringsten alarmiert. Doch genau in dem Raum in dem sie sich versammeln musste endete sein Glück. Die Kameras überblickten den ganzen Raum, falls es einen Totenwinkel gab, so wusste er nicht wo dieser war. Darüber hinaus wagte er zu bezweifeln, ihm dieser auch nur in die Nähe des schwarzen Blades bringen würde. Langsam trat er an die Glasscheibe und sah hinunter. Der schwarze Blade schien so nah und doch war er von diesem durch diese Glasscheibe getrennt. Doch dank des speziellen Trainings, welches er und sein Team genossen war es nur eine armselige Barriere. So als hätte er dies schon etliche Male gemacht, schritt er zurück zog seinen Blade und schoss ihn auf die Glasscheibe. Wie erwartet bildeten sich Risse auf der Glasfläche. Mit einer geschickten Bewegung fing er seinen Blade wieder auf und steckte ihn ein, bevor er mit einem gezielten Schritt gegen die Scheibe trat, welche daraufhin in ihre Einzelteile zersprang. Ohne zu zögern sprang er hinunter und sah sich in dem Moment in dem er den Boden der großen Arena berührte schnell um. Doch er hörte und sah nichts. Niemand schien etwas bemerkt zu haben. Dennoch verweilte er nicht lange auf seiner Position sondern lief zu dem schwarzen Blade. Es war mühsam den Blade von dem automatischen Starter loszubekommen, da er nicht groß genug war um an diesen heranzukommen. Auch als er sich auf die Zehen stellte kam er kaum heran und dennoch schaffte er es irgendwie ihn zu lösen. Neugierig blickte er den Blade an. Das Emblem welches sich auf diesem Blade befand ähnelte dem, welches sich auf seinem Blade befand, doch es war dunkler. „Also los, zeigen wir Boris wie unerfahren ich bin!“ Plötzlich fing das Wesen auf dem Bitchip an zu leuchten. Ohne weiter darüber nachzudenken zog Kai daraufhin sein Starter hervor. Er hatte diesen Weg nicht auf sich genommen um sich diesen Blade anzusehen, sondern um ihn zu testen. „Jetzt gehörst du mir! Let it rip“ Noch ehe er den Blade gestartet hatte fing dieser bereits an zu glühen. Doch in dem Moment, als er den Blade freiließ überschlugen sich die Ereignisse. Der Blade schien in der Luft zu verharren während er von gleißenden Licht umhüllt wurde. Energiestahlen schlugen aus und hinterließen ihre Spuren in der Arena, zeitgleich schien der Boden und die Wände um ihn herum vibrierten. Erschrocken wich er zurück und genau in dem Moment schoss der Blade los, genau auf ihn zu. Im Letzen Moment gelang es ihm auszuweichen. Geschockt blickte er in die Richtung in die der Blade gerade geschossen war. Nur flüchtig sah er wie der Blade den automatischen Starter traf und diesen von der Befestigung löste, wodurch das Ding genau auf ihn zukam. Im letzten Moment wich er aus, kam dabei jedoch ins Stolpern und landete schmerzhaft auf den Knien. „Was…“ Panisch sah er sich um. Der Blade sauste noch immer unkontrolliert durch den Raum. Mittlerweile waren auch die letzten Fenster zerstört worden und auch die Wände zeigten sichtbare Löcher und dennoch schien dieser Blade nicht an Geschwindigkeit oder Kraft verloren zu haben. Währenddessen lösten sich immer mehr Steinbrocken von den Wänden und der Decke. Sie regneten förmlich auf ihn herunter. Er wusste dass er hier verschwinden musste, doch konnte er sich nicht dazu bringen wieder aufzustehen. Er war einfach zu geschockt von dem Geschehen, als dass er sich auch nur einen Millimeter hätte bewegen können. Erst der laute Schrei des schwarzen Phönix brachte ihn wieder zur Besinnung. Überrascht sah er nach oben, genau in diesem Moment zogen sich lange Risse an der Decke entlang. Und plötzlich schien ein Teil von dieser näher zu kommen. Im ersten Moment verstand er es nicht, doch dann wurde er sich der Bedeutung bewusst. Reflexartig rollte er zur Seite, sodass das Bruchstück ihn nur um wenige Millimeter verfehlte. Nur wenige Sekunden später krachte der schwarze Blade in den Steinbrocken. Allein die Wucht dieses Aufpralles zerschmetterte den Stein und warf Kai, welcher wieder auf die Beine gekommen war erneut zu Boden. Mühsam drehte er sich auf dem Bauch und versuchte sich erneut aufzurichten, dann jedoch verharrte er in seiner Bewegung als er sich dem schwarzen Blade gegenüber sah. Es war mehr eine Ahnung als Wissen, als er sich intuitiv mit den Armen vor der drohenden Gefahr schützte. Und diese kam in Form eines Energieblitzes, der von dem Blade ausgesandt wurde. Für einen Moment fühlte er nichts außer einen unerträglichen Schmerz, doch dann verdunkelte sich seine Welt und mit ihr auch das Leuchten des Blades. Währenddessen stürzte der Raum in sich zusammen und begrub alles und jeden unter dem steinernen Geröll. - Am Morgen danach - Die Limousine hielt vor dem Eingangstor der Abtei, doch bis auf das Hauptgebäude schien die Umgebung mehr einer alten Ruine zu gleichen als dem Ort wo tausende Kinder einen Unterschlupf gefunden hatten. Nur aus den Augenwinkel heraus bemerkte er, wie sein Fahrer sich den Kopf kratzte und anschließend nach einer Stadtkarte griff, obwohl er diese Strecke mehr als ein Dutzend Mal hin und hergefahren war. Doch verübeln konnte er es diesem nicht immerhin musste auch er zwei Mal hinsehen um sich sicher zu sein dass sie am richtigen Ort waren. Ohne ein weiteres Wort stieg er aus und schritt zielstrebig auf die einzige Person zu, die ihm dass alles erklären konnte. Zumindest hoffte er das. „Was ist hier passiert, Boris?“ Voltaire war sichtlich außer sich. Da kam er hier an und die halbe Abtei lag in Trümmern. Man hätte eine Bombe zünden können und es hätte wahrscheinlich wesentlich besser ausgesehen. Allein daher konnte man sich die Macht vorstellen, die hier gewütet haben musste um diesen Schaden anzurichten. „Das versuchen wir raus zu finden…“ „Sie versuchen es raus zu finden…ich glaub ich hab mich verhört, sie müssten am besten wissen, was in der Abtei vorgeht. Also entweder sie sagen mir jetzt augenblicklich was hier los ist oder sie können sich einen anderen Sponsor für diese Abtei suchen.“ Voltaire war durchaus bewusst, dass Boris in dem unterirdischen Gewölbe an so einigem experimentierte. Umso mehr fürchtete er dass diese Art von Zerstörung eine Menge unnötiger Fragen aufwerfen konnte. „Black Dranzer!“ Das war alles was Boris herausbrachte. Zu sehr schockte ihn die Zerstörung. Zugegeben er wusste, dass dieser Blade außergewöhnlich war und das Bitbeast darin eine ungeheure Macht besaß, doch bis zu diesem Tag war niemanden wirklich bewusst wie groß sie wirklich war. Es war kaum auszudenken, was man mit dieser Kreatur anstellen konnte, wenn der Besitzer völlige Kontrolle über diese erlangte. „Wie konnte es dazu kommen. Sie hatten mir versichert, dass sie dieses Beast unter Kontrolle haben.“ „Das hatten wir auch, bis ihr Enkel es sich zur Aufgabe gemacht hat ihn auszuprobieren.“ „Dieser Junge ist ein Kind. Wollen sie mir wirklich weiß machen, dass er ihre Aufseher zum Narren gehalten hat und sich den Blade aus eigenen ermäßen genommen hat.“ Eigentlich sollte es Voltaire nicht überraschen. Sein Enkel hatte Boris schon häufiger Schwierigkeiten gemacht, doch nie in so einer verheerenden Weise. Wenn die Situation nicht so ernst wäre, hätte er es als derben Scherz abgetan. Allerdings konnten ihm die Umstände egal sein, er war immerhin nicht wegen dieser Explosion gekommen. Sie war ein Ärgernis mit dem er sich früher oder später befassen musste, doch vorher hatte er andere Prioritäten. „Wo ist mein Enkel?“ Die Frage hing schwer in der Luft und auch wenn sein Blick nicht genau auf Boris gerichtet war bemerkte er sehr wohl wie dieser sichtlich Schluckte. „Ihr Enkel, er…also die Sache ist die…“ „Sie sollte mich gut genug kennen um zu wissen dass ich es hasse wenn man um gewisse Dinge herumredet, also kommen sie zum Punkt.“ Voltaires Stimme war zwar ruhig, doch die Tonlage ließ erahnen, dass ein falsches Wort das letzte war, was fallen würde. Und eben jene Drohung hatte auch Boris verstanden. Jedoch waren die Wahrheit und das falsche Wort zu sehr miteinander verflochten, als dass man es hätte vermeiden können. „Das weiß ich nicht, Sir.“ „Dann sollten sie es besser herausfinden. Und zwar schnell!“ „Wie sie wünschen.“ Mit diesen Worten wendete sich Boris von Voltaire ab und eilte zu seinen Angestellten. Er wusste nur durch die Kameras, was mit Kai passiert war. Er hatte den Jungen gewähren lassen, zumal er mit diesem Verhalten gerechnet hatte. Er hätte den Jungen aufhalten können und hätte er diese Wendung vorhergesehen, hätte er es auch getan. Dafür war es jetzt jedoch zu spät. Kurz nach dem Kai den Blade mit Black Dranzer gestartet hatte wurden die Kameras zerstört und wenig später war der Komplex in dem das ganze stattgefunden hatte eingestürzt. Dadurch konnte er nicht mal ansatzweise sagen ob der Junge irgendwo unter den Trümmern lag oder ob er es vorher herausgeschafft hatte und sich irgendwo versteckte. Er konnte nur hoffen dass seine Männer den Jungen fanden und zwar möglichst lebend, denn wenn Kai sterben sollte, dann durch seine eigenen Hände. - Einige Stunden später - Langsam kam er wieder zu sich. Das erste was er spürte war eine unerträgliche Hitze, die ihm fast den Atem raubte. Als er die Augen öffnete konnte er kaum was erkennen. Alles um ihn herum war verschwommen. Trotzdem versuchte er sich aufzusetzen, als hoffte er, dass sich seine Sicht dadurch schärfen würde. Doch noch bevor er sich dazu entschließen konnte die nötigen Bewegungen durchzuführen spürte er wie sich etwas Kaltes auf seine Stirn legte. Reflexartig schloss er die Augen wieder und zuckte intuitiv zusammen. Er hörte dass um ihn herum gesprochen wurde, war jedoch unfähig die Worte zu begreifen. Sie schienen so weit entfernt, sodass die Worte nur als undeutliches Gemurmel zu ihm gelangten. Und dann war es wieder still zumindest für ihn. „Wie geht es dem Jungen?“ Für einen Moment hielt der Buttler ins seiner Bewegung inne. Dann legte er das nasse Tuch, mit dem er den Schweiß von der Stirn des Jungen abgetupft hatte in die Wasserschale und wendete sich zu seinem Arbeitsgeber. „Den Umständen entsprechend würde ich sagen. Zumindest kommt er langsam wieder zu Bewusstsein.“ „Gut wenigstens eine erfreuliche Nachricht an diesem Tag!“ Der Buttler warf seinen Arbeitsgeber nur einen kurzen Blick zu bevor er sich wieder um dessen Enkel kümmerte. Nach seinem Geschmack, schien Voltaire alles andere als erfreut zu sein. Allerdings lag dies wohl überwiegend an der Situation. Man hatte den Jungen nach einigen Stunden aus den Trümmern des Abteikomplexes befreit. Zu der Zeit war er schon nicht mehr bei Bewusstsein gewesen und wurde deshalb sofort in die Krankenabteilung gebracht, die von der Zerstörung glücklicherweise nicht betroffen war. Im Hinblick auf die Zerstörung war der Junge glimpflich davon gekommen. Schürf- und Schnittwunden, Prellungen und einige Stauchungen, wobei sich der Buttler nicht sicher war ob alle Verletzungen von dem Unglück herrührten. Doch das war kein Thema welches er ohne weiteres ansprechen konnte besonders jetzt nicht. Denn auch wenn die Verletzungen von Kai eher geringer Natur waren, so war das Fieber welches den Jungen im Griff hatte die eigentliche Gefahr. Die Hitze sorgte dafür, dass der Junge unruhig war und sich im Bett hin und her wälzte. Und genau das raubte dessen Körper zusätzlich die letzten Kräfte. Dass der Junge für wenige Sekunden bei Bewusstsein war schien ein gutes Zeichen zu sein. „Erlauben sie mir die Frage, was sie nun mit ihrem Enkel zu tun gedenken.“ Für einen Moment herrschte Schweigen. Voltaire war nicht dafür bekannt, dass er seine Pläne offen auslegte. Weder er noch einer der anderen von dessen Angestellten wusste was Voltaire für Geschäfte verfolgte und um ehrlich zu sein wollte es auch keiner von ihnen wissen. Auch er hielt sich meist so gut er konnte aus Voltaires Angelegenheiten, doch in diesem Fall konnte er nicht schweigen. „Was mit dem Jungen passiert entscheide ich, wenn er wieder ansprechbar ist. Alles andere ist Zeitverschwendung!“ Mit diesen Worten wendete sich Voltaire zur Tür. Die Abtei war für ihn immer nur eine Zwischenstation gewesen und normalerweise verbrachte er nie mehr als 2 Stunden hier. Auch an diesem Tag war es nicht anders geplant gewesen, doch das war bevor er den Schaden gesehen hatte. Allein diese Tatsache hatte ihn länger aufgehalten als geplant. Aus diesem Grund hatte er, nach dem man seinen Enkel gefunden hatte, sich kurzer Hand dazu entschlossen seinen Buttler hierher zu schicken, damit dieser ihn über dessen Zustand auf den Laufenden hielt. Natürlich hätte auch Boris diese Aufgabe übernehmen können, doch aufgrund dessen anfänglichen Verhaltens war er der Meinung, dass er jemanden in Kais nähe haben wollte, dem er vertrauen konnte. Zumal sein Buttler selbst über etwas medizinisches Hintergrundwissen verfügte. Es war zwar nicht viel aber genug um Einspruch einzulegen, falls einer von Boris angeblichen Ärzten irgendetwas Sinnloses versuchen sollte. Für ihn war es wichtig, dass sich der Zustand des Jungen schnell wieder normalisierte, damit er diesen von einem richtigen Arzt untersuchen lassen konnte. Hierhin konnte er diesen jedoch nicht holen, sonst könnte er gleich in einer Pressekonferenz erzählen, was in dieser Abtei vorgefallen war. Solange kein Außenstehender von der Zerstörung erfährt, würde es keine Fragen geben, denn wirklich Zentral lag die Abtei nicht. Es war selten, dass sich jemand in diese Gegend verirrte und noch seltener, dass jemand ihr wirklich Beachtung schenkte. Mit diesen Gedanken wendete er sich noch einmal zu seinem Buttler. „Informieren sie mich wenn das Fieber gesunken ist.“ Mit diesen Worten verließ Voltaire den Raum. Der Buttler währenddessen seufzte kurz, bevor er dem Jungen vor sich das vom Schweiß nasse Haar aus dem Gesicht strich. „Scheinbar sind sie ihrem Großvater doch nicht so egal, wie er einem glauben lassen will!“ Auch wenn es schwer war Voltaire einzuschätzen, war er sich dessen nun sicher. Denn er konnte sich nicht vorstellen, dass dieser andernfalls nach 5 Stunden trockener Geschäftstermine wieder hier auftauchte um sich nach seinem Enkel zu erkunden. Zumal dieser auch schon am Morgen länger geblieben war als geplant. Um genau zu sein hatte er die Abtei erst wieder verlassen, als man seinen Enkel gefunden hatte und er selbst zu diesem gestoßen war. Insgeheim weiterte er sich einfach zu glauben, dass Voltaire das alles nur tat, weil der Junge Teil eines seiner Pläne war. - Bei Tala und den anderen - Tala lief unruhig im Zimmer hin und her. Seit ein lautes Krachen in den frühen Morgenstunden die restlichen im Zimmer geweckt hatte, verstärkte sich sein ungutes Gefühl von Minute zu Minute mehr. Es war kein Geheimnis dass er sich sorgen um Kai machte und dass er mit seinem Verhalten auch die anderen wach hielt. Allerdings gab es noch etwas was ihn irritierte und zwar, dass sich bisher niemand dazu herabgelassen hatte sie aus ihren Zimmern zu lassen. „Ich kann mich ja irren, aber müssten wir nicht schon seit 2 Stunden trainieren?“ Es war eine berechtigte Frage, denn seit der Sache mit den BitBeast hatten sie kaum noch geschlafen und fast den gesamten Tag trainiert. Die ersten beiden Tage wurden sie sogar im Trainingsraum eingeschlossen und als ob das nicht schon schlimm genug wäre hatte man ihnen nicht mal etwas zu essen gegeben. Anschließend waren ihnen die knarrenden Betten wie der Himmel auf Erden erschienen, auch wenn sie maximal ein paar wenige Stunden darin verbringen konnten. „Was immer Kai gemacht hat, ich hoffe es hat nicht dazu geführt, dass Boris uns hier einmauert…sag mal Tala, was hatte er überhaupt vor?“ „Ich hab keine Ahnung. Er hat mir nichts gesagt und gemerkt habe ich auch nicht.“ Es war keine Lüge, nach der Vorführung dieses neuen Blades ging der Trainingsalltag ganz normal weiter und am Ende des Tages war er so wie die anderen Todmüde ins Bett gefallen. Er hatte zwar bemerkt, dass Kai etwas neben der Spur war, aber er hatte sich nichts dabei gedacht. „Als ob. Erzähl mir nicht dass du nicht bemerkt hast wie er gestern diesen komischen Blade angestarrt hat. Wahrscheinlich wollte er ihn selbst ausprobieren.“ Nun starrte Bryan ihn skeptisch an. Er wusste, dass der ältere eine Antwort von ihm erwartete doch bevor er auch nur ein Wort herausbringen konnte kam ihm Spencer zu vor. „Aber wenn er das vorgehabt hätte, wieso hat er uns nichts gesagt?“ „Ganz einfach, weil wir ihn mit seinem Schal ans Bett gefesselt hätten um ihn diesen dämlichen Gedanken wieder auszutreiben.“ Bei Bryans Worten setzte sich Tala seufzend auf das ihm am nächsten stehende Bett. Insgeheim fragte er sich wieso Kai nicht wenigstens ihm Bescheid gesagt hatte, dann hätten sie gemeinsam gehen können. - Am nächsten Morgen bei Kai - Ein weiteres Mal schlug er die Augen auf. Das helle Licht blendete ihn und alles was er wahrnehmen konnte waren gestaltlose Schatten, die sich in einer schwankenden Umgebung bewegte. Sein Kopf schmerzte bei dem Anblick und trotzdem lag sein erster Impuls darin aufzustehen. Er hatte sich nur ein winziges Stück erhoben, als er von etwas wieder in die weichen Kissen gedrückt wurde. „Bleiben sie liegen, sie müssen sich ausruhen.“ Dieses Mal verstand er die Stimme doch einordnen konnte er sie dennoch nicht. Irritiert stieß er die Hand zur Seite, welche ihn am Aufstehen hinderte und setzte sich auf. Sofort stellte sich dies als Fehler heraus, da seine Umgebung plötzlich anfing sich zu drehen. Doch bevor er das Gleichgewicht verlor legte sich eine Hand auf seinen Rücken und hielt ihn in einer sitzenden Position. „Langsam verstehe ich, was ihr Großvater mit widerspenstig meint.“ Die Worte des Buttlers waren leise und er bezweifelte, dass der Junge sie überhaupt mitbekommen hatte. Seiner Ansicht nach war dieser zwar wach aber nicht wirklich aufnahmefähig was seine Umgebung anging. Dies konnte sowohl an den Schmerzmitteln liegen, die der Junge bekommen hatte als auch an der Tatsache, dass er vom Fieber noch viel zu geschwächt war. Das Beste für den Jungen wäre, wenn dieser sich wieder hinlegen und weiterschlafen würde. Im Augenblick schien dieser dass jedoch nicht akzeptieren zu wollten und es wäre sinnlos ihn dazu zu zwingen, da er wahrscheinlich trotzdem wieder versuchen würde aufzustehen. „Hier trinken sie.“ Mit diesen Worten hatte er das Wasserglas, welches auf einer Kommode neben dem Bett stand, ergriffen und dem Jungen an den Mund gehalten. Dieser war von der plötzlichen Berührung jedoch zurückgeschreckt, wodurch ein Teil der Flüssigkeit auf dem Bett landete. Vorsichtig führte er dem Jungen das Glas noch einmal an die Lippen und dieses Mal trank er, wobei seine Hand reflexartig zum Glas hoch fuhr und dieses umfasste. Dennoch wagte der Buttler nicht, das Glas loszulassen. Zu sehr befürchtete er, dass es dem Jungen durch die Finger gleiten würde. Erst als das Glas leer war, zog der Buttler es zurück und stellte es wieder auf die Kommode. Währenddessen beobachtete er, wie sich der Junge unsicher in dem Raum umsah. „Ihr Großvater hat sich entschlossen sie solange zu sich zu holen bis es ihnen wieder besser geht!“ „Mein Großvater?“ Dem Jungen fehlten die Worte, dass konnte der Buttler sofort erkennen. Doch was ihn am meisten irritierte war die Gestik des Junge. Er stand noch neben sich, dessen war er sich bewusst, doch irgendwie kam es ihm so vor als müsste der Junge über die Bedeutung der Worte nachdenken. Zudem schien er die Bedeutung der Worte nicht begreifen zu können, was ihn doch etwas stutzig machte. „Ist es nicht das was sie wollten? Dass ihr Großvater sie aus der Abtei herausholt.“ Ein weiteres Mal erhielt der Butler nur schweigen woraufhin dieser kurz seufzte ehe er sich von seinem Stuhl erhob. Dann jedoch erreichten ihn Worte für die er einige Zeit brauchte um sie zu verstehen. „Welche Abtei?“ „Solche Witze sollten sie in Gegenwart ihres Großvaters unterlassen, ihr Fehltritt hat ihn schon verärgert doch dass…“ Skeptische sah der Buttler den Enkel seines Arbeitsgebers an, doch was er in dessen Augen lag war pure Verwirrung. Aus diesem Grund brachte er seinen Satz auch nicht zu Ende sondern setzte sich wider und blickte den Jungen ernst an. „…Sie wissen wirklich nicht wovon ich rede oder?“ Als der Junge leicht den Kopf schüttelte dämmerte es bei ihm langsam. Er wollte gar nicht wissen wie Voltaire auf die Nachwirkung reagieren würde. Mit Sicherheit wird er es alles andere als gut auffassen. Sein Arbeitsgeber beschäftigte sich überwiegend mit den Angelegenheiten seiner Firma und allein Kais Anwesenheit würde dessen normalen Tagesablauf durcheinanderbringen, selbst wenn er den Jungen die meiste Zeit ignorieren würde. Doch wenn der Junge, so wie er vermutete, wirklich seine komplette Erinnerung verloren hatte, würde Voltaire sich mit diesem intensiv auseinandersetzen müssen. Allerdings hatte er nicht vor Voltaire jetzt schon aufzuklären. Erst mal musste er wissen wie schwer diese Amnesie war, denn dass der Junge ihn nicht hinters Licht führte konnte man sehen. Bevor er jedoch noch etwas zu diesem Thema sagen konnte drangen auf einmal Stimmen aus dem Nebenraum. „Ich stimme ihnen vollkommen zu, dass das nicht hätte passieren dürfen, aber den Jungen jetzt aus der Abtei zu nehmen wäre unproduktiv. Die Leistung die ihr Enkel aus dem Blade herausgeholt hat war…“ „Katastrophal genug. Und falls ich sie daran erinnern muss, hat diese sogenannte Leistung den Jungen fast das Leben gekostet.“ Der Buttler seufzte kurz, als er die Stimmen aus dem Nebenraum vernahm. Und auch der Junge schien den Stimmen zu lauschen. „Doch nur weil er ihn nicht Kontrollieren konnte. Das Potential jedoch…“ „Ich habe meine Entscheidung getroffen Boris. Sicherlich finden sie jemanden in ihrer Abtei, der dasselbe Potential hat.“ Ohne Vorwarnung schwang die Tür zum Zimmer auf. Während Voltaire ohne ein Wort zu sagen eintrat, blieb Boris miesgelaunt in der Tür stehen. Für einen Moment ruhte Voltaires Blick auf dem Jungen, welche sichtlich zurückwich. „Ich sehe der Junge ist wieder bei Bewusstsein!“ „Seit einigen Minuten, Master Voltaire.“ „Das trifft sich ausgezeichnet. Dann kann der Junge uns ja erzählen wie es zu diesem ganzen Desaster gekommen.“ Nun war auch Boris in den Raum getreten. Scheinbar hatte dieser den indirekten Rausschmiss von Voltaire nicht verstanden. Doch so wie es aussah war er nicht der einzige, der gewissen Dinge nicht verstand. „Rede schon!“ „Ich weiß nicht…“ „Du weißt nicht? Willst du uns für dumm verkaufen.“ Noch ehe der Junge etwas auf Boris Kommentar erwidern konnte, hatte sich schon Voltaire zu Wort gemeldet. Scheinbar war auch ihm aufgefallen, dass Kai ziemlich hilflos dreinblickte. „Boris es reicht! Sie sollten jetzt gehen.“ Boris sagte daraufhin nichts, sondern verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Lediglich das laute Knallen der Tür wies darauf hin dass er das Appartement verlassen hatte. Für einen Moment war der Raum in Schweigen gehüllt, doch dann wendete sich Voltaire direkt an seine Enkel, was die zuvor geplante Vorgehensweise des Buttlers über den Haufen warf. „So jetzt zu dir, Kai? Was ist in dich gefahren. Das du es dir zum Sport gemacht hast Boris das Leben so schwer wie möglich zu machen ist eine Sache. Das du den halben Komplex in die Luft sprengst eine völlig andere!“ „Ich versteh nicht…“ „Ich glaube du verstehst sehr gut. Eigentlich sollte ich dich Boris überlassen, damit er dir diese Flausen aus dem Kopf treibt…“ Voltaire beendete seinen Satz nicht. Eigentlich war ein Wort welches er selten benutzte, zumal damit ausdrückte, dass man das Gegenteil von dem tut was man sagt. Es war ein Wort, welches er nur Kai gegenüber erwähnte auch wenn es nicht immer den gewünschten Erfolgt zeigte. „Verzeihen sie meine Einmischung, Sir. Aber so wie ich das sehen kann sich der Junge wirklich nicht daran erinnern was passiert ist. Weder was in dieser einen Nacht passiert ist noch an die Abtei an sich!“ „Soll das ein Scherz sein?“ „Ich fürchte nicht, Sir.“ „Großartig. Scheinbar ist die Abtei nicht mein größtes Problem.“ Voltaire wusste nicht ob er diese Wendung begrüßen sollte. Eine Amnesie würde es einfacher machen den Jungen dazu zu bringen eine bestimmte Geschichte zu erzählen, denn die Wahrheit war etwas was nicht rauskommen durfte. Und dass konnte passieren wenn er seinen Enkel an seiner Seite behielt. Andererseits würde es auch seinen Alltag beeinflussen, denn wenn er etwas nicht leiden konnte, dann waren es pausenlose Fragen. Frage die kommen würden, da der Junge seine Erinnerungen mit Sicherheit wieder bekommen wollte. „Passen sie auf den Jungen auf. Ich habe noch etwas zu erledigen…Damit wir uns nicht missverstehen. Kein Wort über das was passiert ist.“ „Wie sie wünschen, Sir!“ Mit diesen Worten hatte Voltaire das Zimmer wieder verlassen. Der Buttler seufzte daraufhin nur und erhob sich langsam. Er hatte den Sinn von seinem Arbeitsgegner sehr gut verstanden. Würde er nur ein Wort über die Vergangenheit des Jungen an diesen verlieren konnte er sich warm anziehen. Demnach wollte Voltaire seine eigene Version der Ereignisse an Kai weitergeben. Eine die der Wahrheit meilenweit entfernt lag. Frustriert fuhr sich der Buttler mit Hand durch die Haare. Er würde gehorchen, auch wenn er es für falsch hielt, doch das würde er vorläufig nicht laut aussprechen insbesondere nicht Voltaire gegen über. Wahrscheinlich würde er es sogar niemals laut aussprechen, doch das würde die Zukunft zeigen und die war lang. --- Kapitel 25: Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber auch sie stirbt ------------------------------------------------------------- Kapitel 25: Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber auch sie stirbt Starr blickte Tala auf die Schneebedeckte Straße, welche sich hinter dem Zaun der Abtei befand. Es fuhren nicht viele Autos hier entlang, doch ab und zu konnte man eines ausmachen, welches jedoch ohne zu zögern an der Abtei vorbeifuhr. Und trotz dem Tala bewusst war, dass es nie anders sein würde, konnte er nicht verhindern bei jedem Wagen der der Abtei nur zu nahe kam aufzuschrecken, doch meisten handelte es sich nur um Leute, die vor dem Tor wenden wollte. Nur in wenigen Fällen gehörten diese zu den Wachmännern, die ihre Schicht antreten wollten. Insgeheim hatte er die Hoffnung Kai wiederzusehen noch nicht verworfen, auch wenn die anderen aus seinem Zimmer anderer Meinung waren. Selbst Boris Worten traute er nicht oder besser gesagt erst recht nicht. Zu oft hatte dieser versucht sie gegeneinander auszuspielen und am Anfang wäre es ihm sogar beinah gelungen, doch sie wurden älter und klüger. Jeder von ihnen hatte sich im Laufe der Jahre in denen sie zusammen in einem Zimmer waren verändert. Sie waren mehr als Zimmergenossen. Sie waren wie Brüder, jedenfalls seiner Ansicht nach. Zumindest hatte er sich immer vorgestellt, dass Brüder zueinander hielten und gemeinsam durchs Leben gingen. Hatte er sich wirklich so sehr geirrt? War das alles nur eine Illusion, die er sich erschaffen hatte um dies alles zu überstehen? „Tala?“ Der Sprecher riss Tala aus den Gedanken. Nur zögerlich drehte er sich zu Bryan um und ließ damit die Straße aus seinem Blickfeld weichen. „Was glaubst du was sie mit ihm gemacht haben?“ „Mit wem? Kai? Du weißt was Boris gesagt hat.“ „Wenn ich eines gelernt habe, dann dass, das Boris lügt!“ „Ok. Angenommen Boris hat uns in dem Punkt belogen. Angenommen Kai ist wirklich noch am Leben. Wo bringt uns das hin? Du vergisst eine Sache Tala. Der Junge ist nicht so wie wir. Er war es noch nie und wäre es auch nie geworden. Wir haben kein Zuhause wie er…Boris hat gesagt das Kai tot ist. Was wenn er meinte, dass er für uns Tod ist?“ Nun blickte Tala den weißhaarigen irritiert an. Normalerweise verstand er die Andeutungen seiner Zimmergenossen sofort, doch diese waren ihm ein Rätsel. Bryan der das zu bemerken schien atmete tief durch bevor er es erklärte. Ihm selbst beharkte diese Sicht überhaupt nicht. Er persönlich konnte mit der Version von Boris besser umgehen, da es etwas Endgültiges war. Grausam zwar, doch zumindest mussten sie so nicht über den Verbleib ihres fünften Teammitgliedes rätseln. „Was wenn Kai nur verletzt wurde und sein Großvater ihn mitgenommen. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser wütend ist, weil Kai die halbe Abtei in die Luft gejagt hat. Trotzdem könnte er ihn bei sich behalten um das Risiko zu verhindern, dass so etwas noch mal passiert. Und dass es so war wie Boris erzählt hat steht ja eindeutig fest. Immerhin sind die Typen dort hinten immer noch am Schutt wegschaffen. In dem Punkt hat Boris sicherlich nicht gelogen.“ „Vielleicht, aber…“ „Ich weiß was du sagen willst. Voltaire hatte ihn schon einmal mitgenommen, doch das hier ist etwas anderes. Es heißt, dass Boris nichts im Vergleich zu Voltaire ist. Denkst du wirklich, dass er Kai zurückschicken wird, obwohl er seitdem er uns kennt nur noch widerspenstiger geworden ist?“ Tala antwortete nichts. Zwar hätte er gerne widersprochen, doch was sollte er sagen. Er wusste doch selber dass es aussichtslos war. Allerdings fiel es ihm schwer das unangenehme Gefühl zu ignorieren, welches sich jedes Mal wenn er sich die Fakten vor Augen führte in seinem Bauch breit machte. „Komm lass uns reingehen, sonst erfriert noch einer von uns.“ Auch wenn Tala sich nur ungern von der Straße löste folgte er seinem Freund. Doch die Einsicht hielt nicht lange an, als er nach einigen Minuten in das gemeinsame Zimmer eintrat und die anderen zwei fröhlich scherzend auf deren Betten vorfand. Urplötzlich stieg eine unaufhaltsame Wut in ihm auf. Wie konnte es sein, dass die anderen nicht im Geringsten betroffen wirkten. „Euch geht es ja scheinbar blendend, was?“ Nach diesen Worten herrschte Stille. Jeder im Zimmer sah Tala irritiert an. Dann jedoch begriff Spencer worum es ging und stand vom Bett auf. Mit einem leichten Seufzer fuhr er sich durch die Haare, bevor er sich an Tala wendete. „Das sind die Regeln der Abtei. Nichts ist für die Dauer. Wir dürfen uns nicht von der ganzen Sache runter ziehen lassen!“ Innerlich bis er sich auf die Lippen. Selbst er wollte sich die Tatsache nicht eingestehen. Zu dem wusste er dass es in einem gewissen Punkt ihre Schuld war. Sie hatten Kai gehen lassen anstatt ihn aufzuhalten. Besonders Tala, welcher den wohl größten Einfluss auf den jüngeren hatte konnte sich diesen Vorwurf nicht entziehen. Besonders da diese Wendung nicht so urplötzlich gekommen war wie es den Anschein hatte. Sie hatten Kais Verhalten einfach ignoriert und dem jüngerem dadurch Zeit zum Handeln gegeben. „Redet nicht so als wäre das, was passiert ist Alltäglich.“ „Hör zu Tala, du solltest langsam begriffen haben, dass ein Bündnis in dieser Abtei nur solange gültig ist wie die betreffenden zusammen hier verweilen. Deshalb sollte man immer darauf gefasst sein, dass sich das irgendwann ändert und…“ „ Dir ist es scheiß egal was aus Kai geworden ist, oder Spencer? Gib es doch zu, wenn du die Wahl gehabt hättest, dann wärst du ihm so wie alle anderen aus dem Weg gegangen.“ „Vielleicht. Aber es ist anders gekommen, dennoch war es nur eine Frage der Zeit bis Kai unser Team verlässt…“ Nun verließen auch Spencer die Worte. Schon mitten im Satz wusste er, dass er hätte den Mund halten sollen und sich nicht hätte auf diese sinnlose Diskussion einlassen dürfen. Doch nun war es zu spät und die Worte waren gefallen. Und so ungern er es sich auch eingestand, es war die Wahrheit. „Kai würde das Team niemals im Stich lassen. Nicht freiwillig.“ Nun war es auch Ian zu viel geworden. Talas Sturköpfigkeit strapazierte seine Nerven schon genug doch dieser Streit brachte das Fass zum Überlaufen. Kurzerhand stand auch er auf und machte dort weiter wo Spencer Angefangen hatte. „Das sagt auch keiner. Aber er war Voltaires Enkel. Sein Ziel war es immer hier raus zu kommen und das weißt du! Glaubst du wirklich er hätte diese Chance aufgegeben um uns als Teampartner zu behalten?“ „Ian hat Recht. Unser Team war nie für die Ewigkeit gedacht.“ Innerlich schmerzte Spencer diese Aussage. Damals als sie dieses Team gegründet hatten, hatte keiner von ihnen so weit zurück gedacht. Das hieß keiner von ihnen. Bei Kai war er sich in dem Punkt nicht sicher, doch er konnte es sich durchaus vorstellen. „Trotzdem hätte er es uns in diesem Fall gesagt, da bin ich sicher.“ „Das hat er beim letzten Mal auch nicht!“ „Das war bevor wir ein Team waren. Jetzt ist es anders. Wir haben geschworen einen anderen aus dem Team nie im Stich zu lassen und…“ „ Es reicht….“ Bryan hatte wirklich versucht sich zusammen zu reißen, doch nun riss ihm der Geduldsfaden. Zwar konnte er den rothaarigen verstehen und sah deutlich, dass seine Worte kein bisschen Überzeugung beinhalteten, sondern vielmehr einen Versuch darstellten die Dinge eine harmlosere Erklärung zu entlocken. Doch der leise Hoffnungsschimmer entglitt diesem immer weiter und Bryan wusste, dass der jüngere sich endlich mit den Ereignissen und deren Folgen abfinden musste. Und genau das verleitete ihn dazu dem rothaarigen die Wahrheit mitten ins Gesicht zu brüllen ohne Talas weitere Reaktion abzuschätzen. „ … Kai ist TOD, akzeptier das endlich und konzentriert dich auf unser bevorstehendes Training, denn falls es dir nicht aufgefallen ist, wir müssen immer noch mit Personen mithalten, welche einige Stufen über uns stehen! Und wenn du dich nicht endlich zusammenreißt, dann besteht unsere Gruppe nicht mehr aus vier Mitgliedern sondern aus drei!“ Hilflos fuchtelte Bryan bei diesem Wutausbruch mit den Händen. Wieso konnte der jüngere sich nicht einfach damit abfinden. Sie taten es doch auch oder versuchten es zumindest. „Wenn du dich so einfach mit Kais angeblichen Tod abfinden kannst, dann spielt es doch auch keine Rolle ob die Demolitionboys aus drei oder vier Mitgliedern bestehen. Ach scheiß drauf, treten wird doch gleich diesen Teamnamen und unser ganzes Team in die Tonne, dann hat keiner mehr ein Problem.“ Mit diesen Worten stürmte Tala aus dem Raum. Dass die anderen ihm laut hinterher riefen beachtete er nicht. Tala wusste nicht wie er an den Wachleuten vorbeigekommen war oder was mit ihm passieren würde wenn man es erfuhr. Nicht mal ein genaues Ziel hatte er, welches er verfolgte. Und so bemerkte er auch erst einige Minuten später, dass er das Gelände der Abtei verlassen hatte und einige Meter von dieser entfernt war. Für einen Moment überlegte er, ob er zurückgehen sollte, doch dann siegte seine Wut und er marschierte ohne nachzudenken weiter. Je länger er durch die Straßen von Moskau wanderte, desto mehr erinnerte er sich wie es früher war, als er noch mit Bryan hier gelebt hatte. So viel war seitdem vergangen. Grübelnd blickte er zu dem alten Bahnhof, an dem sie Boris das erste Mal getroffen hatten. „Was wäre passiert wenn wir das Angebot damals nicht angenommen hätten?“ Auch wenn Tala sich diese Frage stellte, so wusste er, zumindest eines. Er hätte Ian und Spencer nie kennen gelernt und auch Kai wäre er nie begegnet. Doch was wäre mit ihm und Bryan. Würden sie noch zusammen durch die verschneiten Straßen ziehen oder wären sie vielleicht nicht mal mehr am Leben. Schnell schüttelte Tala den Kopf. Er wollte darüber nicht nachdenken. Mit gesenktem Blick wendete er sich von dem Gebäude ab und ging weiter. Bis er an einen Ort kam, an dem sich die Leute zu sammeln schienen. Unwillkürlich glitt sein Blick über die vielen Leute, bis dieser an einer Person hängen blieb. „Kai?“ Seine Worte waren nur ein Flüstern, welches sowohl Hoffnung als auch Unglaube ausdrückte. Auf einmal jedoch war er sich seiner Augen sicher und diese Sicherheit ließ sein Gesicht aufhellen. Wochen waren vergangen und Boris hatte ihnen das Leben so zur Hölle gemacht, als wollte er verhindern, dass sie Zeit hatten um an ihren alten Zimmergenossen zu denken. Was nicht bedeutete, dass er Talas Hoffnung zerschmettert hatte. Doch nun. Er konnte es einfach nicht glauben. „Kai!“ Nun war seine Stimme lauter und er lief in die Richtung des Angesprochenen. Doch seine Freude hielt nicht lange an, denn irgendetwas lag in Kais Blick, was ihn inne halten ließ. „Alles in Ordnung mit dir?“ Kai sah den rothaarigen vor ihm nur mit einem emotionslosen Blick an. „Sollte ich dich kennen?“ Die Worte klangen kälter, als er es beabsichtig hatte, doch er kam mit der Situation nicht zurecht, dass andere mehr über ihn wussten als er selbst. Zudem hatte er Kopfschmerzen, die von Minute zu Minute stärker wurden. Eine Folge des Unfalles. Laut des Arztes hätte er sich weiter ausruhen müssen. Strenge Bettruhe, doch im Bett hatte ihn nicht viel gehalten. Auch die Tatsache, dass die Putzfrauen es mit ihrer Arbeit übertrieben hatten und nun jeder Winkel des Appartements nach Reinigungsmittel roch trug nicht gerade zu einem angenehmen Aufenthalt bei. Selbst sein Großvater Voltaire hatte wütend seine Papiere zusammengeräumt und erst einmal alle Fenster geöffnet. Anschließend hatte Voltaire ihn mit dem Buttler in die Stadt geschickt, weil dieser dort, vor der Abreise noch einige Besorgungen machen musste. Womit keiner gerechnet hatte war, dass es so lange dauern würde. „Ob wir…soll das jetzt eine Art Scherz sein. Denn wenn ja ist er nicht witzig.“ Von der Stimme seines Gegenübers aus den Gedanken gerissen schreckte er leicht auf. Kurz darauf sah er sich den Jungen vor sich noch mal genau an. Doch trotz allem schien sich nichts in seinem Gedächtnis zu regen. Noch bevor er jedoch etwas erwidern konnte mischte sich der Buttler seines Großvaters ein. „Master Kai. Es wird Zeit zurückzukehren. Sie sollten ohnehin nicht so lange in der Gegend umherlaufen. Außerdem geht der Flug nach Japan in wenigen Stunden und es ist noch eine Menge vorzubereiten.“ Kai sagte nichts, nickte jedoch und drehte Tala den Rücken zu. Das dieser mittlerweile sichtlich nach Worten rang um ihn zurück zu halten, jedoch keine brauchbaren fand, bemerkte er gar nicht. Alles was Tala tun konnte war Kai mit offenem Mund hinterher starren. Er verstand nicht wie dieser ihn einfach so stehen lassen konnte. Doch was sich seinem Verstand noch mehr entzog war die Tatsache, dass Kai ihn nicht erkannt hatte. Hatte er sich doch in Kai geirrt? Ging es ihm wirklich nur darum aus der Abtei herauszukommen? War das alles nur ein Spiel für diesen gewesen um sich das Leben in der Abtei einfacher zu machen? Schnell schüttelte Tala den Kopf und wollte Kai hinterher, als ihn eine andere Stimme ablenkte. „Wer die Wahrheit hören will, sollte sich vorher fragen, ob er sie auch ertragen kann.“ Erschrocken fuhr Tala herum und starrte in das Gesicht von Boris Balkov. Sein erster Instinkt sagte ihm wegzulaufen, doch stattdessen wendete er sich wieder in die Richtung in der er Kai hat verschwinden sehen. Allerdings war von diesem keine Spur mehr zu sehen. Einerseits war es eine Erleichterung zu wissen, dass der jüngere noch lebte, doch andererseits fühlte er sich betrogen. Aus diesem Grund konnte er auch nicht an sich halten und vergaß wer gerade hinter ihm stand. „Sie haben gelogen!“ „Ich habe euch die Antwort gegeben, die ich für richtig erachtet habe. Ob er nun Tod ist oder aus der Abtei geflogen ist, spielt keine Rolle. Und sei ehrlich hättest du die Wahrheit eher geglaubt als meine Lüge!“ Bei diesen Worten zitterte Tala vor Wut, auch wenn er nicht genau sagen konnte wieso. Doch Boris nachfolgende Worte brachten ihn fast um den Verstand. „Kai hat gewählt. Er hat sich gegen euch entschieden und euch den Rücken zugedreht ohne mit der Wimper zu zucken. Ihr seid ihm im Grunde völlig egal“ „Lügen. Wir sind Kai nicht egal. Er hat sich vielleicht für seinen Großvater entschieden, doch das heißt nicht, dass er diese Entscheidung gerne getroffen hat!“ „Wirklich? Ich habe die Interaktion zwischen euch mitbekommen. Mag sein, dass ich da etwas missinterpretiert habe, aber meiner Ansicht nach, hatte er dich wie einen Fremden betrachtet. Glaubst du wirklich er würde sich so verhalten wenn ihr ihm am Herzen liegen würdet?“ Schmerzhaft dachte Tala an die kurze Begegnung mit Kai zurück. Sie konnten ihm nicht egal sein, dafür haben sie viel zu viel miteinander durchgestanden. Oder war er der einzige, der dieses Team nicht als Zweckgemeinschaft betrachtet hatte? Hatten wirklich schon alle anderen Mitglieder der Demolition Boys mit der Vergangenheit abgeschlossen? Diese Fragen ließen seine Wut versickern und machten einer unendlichen Verzweiflung Platz, die Tala dazu brachte nach Worten zu ringen. Worte die nicht nur Kai sondern auch das gemeinsame Team verteidigen konnte. „Er hatte bestimmt keine andere Wahl. Es muss so sein…wir sind immerhin ein Team. Eines das zusammen hält und dass…“ Tala hatte sich während des Sprechens zu Boris umgedreht, doch seine Ansprache wurde je unterbrochen, als Boris ihm ins Wort fiel. „…Momentan dabei ist zu zerbrechen. Und das nicht weil Kai nicht mehr teil des Teams ist, sondern weil du die Vergangenheit nicht loslassen kann. Kai wird euch nicht hinterher trauern und die anderen aus eurem sogenannten Team wissen das. Für sie geht das Leben weiter auch ohne ihn. Jetzt liegt es an dir dich zu entscheiden, Tala? Laufe einem Irrglauben hinterher oder akzeptier die Realität und nimm dein Training in der Abtei wieder auf. Du hast 24 Stunden Bedenkzeit. Ich muss dir wohl nicht sagen dass dir anschließend der Zugang zur Abtei verwehrt bleibt, womit du deine anderen Teammitglieder ebenfalls verlierst. Also überlege es dir gut!“ Mit diesen Worten wendete er sich von Tala ab. Er hatte nicht vor den Jungen mit Gewalt zurück zu schleifen. Zum einen hatte er keine Lust unnötig Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und zum anderen waren die Nächte hier wesentlich Kälter als die Zellen in den unterirdischen Gewölben der Abtei. Spätestens wenn diesem die Kälte und der Hunger quälten würde er mit eingekniffenem Schwanz zurückkommen. Dessen war er sich sicher und bisher hatte er sich selten in solchen Dingen geirrt. Tala hingegen blieb nur wie angewurzelt an Ort und Stelle zurück. Er wusste nicht was er tun sollte. Dennoch war ihm klar, dass er sich schnell entscheiden musste. 24 Stunden konnten schnell vorbei sein und eines wusste er. In dem Punkt, dass die Tore der Abtei nach Ablauf der Zeit verschlossen sind, würde Boris mit Sicherheit nicht lügen. Auch nicht damit, dass er dann die anderen 3 nie wieder sehen würde. Zwar konnte er in der Nähe der Tore warten, bis einer der anderen ebenfalls rausgeschmissen wurde, doch das konnte Wochen bis Jahre dauern und bis dahin war er erfroren. Immerhin hatten seine Hände jetzt schon eine leicht bläuliche Färbung angenommen. Mittlerweile spürte er auch schon die eisige Kälte, welche er die vorige Zeit verdrängen konnte. „Was soll ich tun?“ Bei diesen Worten zog Tala seinen Blade aus seiner Tasche und starte ihn hilfesuchend an. Im selben Moment ging ein schwaches hellweißes Leuchten von dem Bitchip aus. Ein leuchten welches ihm erlaubte tief durchzuatmen. Auch nahm er die Kälte seiner Umgebung nicht mehr so stark war. Es war ein Moment in dem er zumindest für seinen Geschmack klar denken konnte. „Ich muss die Wahrheit wissen, Wolborg.“ Mit diesen Worten rannte er los, doch dieses Mal nicht kopflos oder ohne Ziel. Nein, dieses Mal wusste er genau wo er hin wollte. Den Worten des Mannes zur Folge, welcher bei Kai war, würde es in wenigen Stunden einen Flug geben der nach Japan geht. Das war der einziger Anhaltspunkt, den er hatte. Mit etwas Glück würde er den Flughafen vor diesem erreichen und ihn dort abfangen. Und dieses Mal würde er den jüngeren nicht ohne Antworten davonkommen lassen. - Einige Stunden später - Mittlerweile stand Tala zitternd vor dem Haupteingang des Flughafens und wurde schon von mehreren Angestellten skeptisch beäugt. Die ersten Blicke hatte er nur mit einem Lächeln erwidert und sich so unschuldig wie möglich gegeben. Doch er war nicht der einzige, der hier stand. Im Gegenteil einige obdachlose Jugendliche hatten sich hier versammelt um den Reisenden für ein geringes Trinkgeld anzubieten deren Koffer zu tragen. Zwar wurde der eine oder andere schon mal von den Angestellten verjagt, weil diese befürchteten, dass diese mehr im Sinn hatten als ihre Dienste im Gepäckschleppen anzubieten, doch das traf nur auf die ältesten im Bunde zu. Fast schon hätte er das Handtuch geworfen und gedacht, dass er Kai verpasst hätte doch in dem Moment bemerkte er den Wagen, mit dem Voltaire Hiwatari sich zur Abtei fahren ließ. Für einen Augenblick blieb er wie angewurzelt stehen. Suchend sah er sich um. Er brauchte einen Plan um mit Kai zu reden, ohne dass dieser in Schwierigkeiten geriet. Plötzlich fiel ihm etwas ein. Ein Plan der zwar riskant, aber einer der eventuell gelingen konnte. Schnell kämpfte er sich zu dem Großvater seines Freundes vor und blieb genau vor ihm stehen. „Kann ich ihnen mit dem Gepäck helfen, Sir.“ Bei diesen Worten schielte er unauffällig zu Kai, welcher ihm nur einen irritierten Blick zuwarf, doch davon schien weder sein Großvater noch der Buttler etwas zu bemerken, der schon einige Gepäckstücke aus dem Kofferraum des Wagens gewuchtet hatte. „Tu dir keinen Zwang an, Junge.“ Mit diesen Worten ging er an Tala vorbei und würdigte ihm keines Blickes mehr. Dieser hingegen fasste diese Antwort als ein Ja auf und lief zu den Koffern. Doch nun kam der schwierige Teil. „Ich bin hier um zu helfen, Sir.“ Der Buttler, der eine solche Anrede nicht gewohnt war musterte den rothaarigen nur mit einem kurzen Blick. Doch dieser genügte scheinbar um sich zu erinnern. „Kenn ich dich nicht irgendwoher?“ „Vermutlich vom letzten Flughafenbesuch.“ „Vermutlich.“ Mit diesen Worten reichte er Tala das leichtere Gepäckstück und nahm die beiden anderen Koffer selbst zur Hand. Für einen Moment sah es so aus, als würde er die beiden Jungs hinter sich zurücklassen, doch dann wendete er sich noch einmal um. „Wir sollten uns beeilen, Master Voltaire hält viel von Pünktlichkeit! Kai nickte daraufhin nur und folgte dem Buttler und auch Tala tat es ihm gleich. Bisher lief sein Plan recht gut, nun musste er nur irgendwie ein Gespräch anfangen, doch bevor er sich seine Worte zu Recht legen konnte, nahm ihm der jüngere den Part ab. „Was willst du hier?“ „Geld verdienen!“ Tala konnte dem jüngeren sofort ansehen, dass dieser ihm kein Wort glaubte. Außerdem klang er nicht mal so, als würde er seine eigenen Worte ernst meine. Eigentlich hatte er nur versucht die Stimmung aufzuhellen, doch dieser Versuch war kläglich gescheitert. Der Blick des jüngeren wanderte weiterhin durch die Menge als würde er nach etwas suchen. „Nach wem hältst du Ausschau? Deinem Großvater? Wenn du deswegen nicht mir sprechen darfst, dann sag es einfach. Das letzte was ich will ist dich in Schwierigkeiten bringen…“ „Wovon redest du eigentlich?“ Ohne Vorwarnung stellte sich Tala in den Weg des jüngeren und stellte den Koffer ab. Er hatte genug von diesem Spielchen und wollte endlich wissen was Sache war. Dass der ältere Buttler mittlerweile in der Menge verschwunden war beachtete er nicht und auch nicht, dass er gerade zur Verärgerung vieler Menschen mitten in der Eingangshalle stehen geblieben war. Mit verärgerten Flüchen drängelten sich diese Leute wieder in den Strom und beachteten die beiden nur noch mit einem bösartigen Blick. „Langsam reicht es. Nach allem was passiert ist. Glaubst du nicht, dass ich zumindest eine Erklärung verdient habe? Erst haust du mitten in der Nacht ab ohne einem von uns Bescheid zu sagen und uns die Gelegenheit zu geben dich zu decken und dann….dann bist du einfach weg. Den letzten Teil kann ich noch verstehen, aber das du jetzt noch so tust als würdest du mich nicht kennen ist das letzte!“ Mittlerweile hatte sich Tala so hochgespult, dass er nicht mehr auf seine Umgebung achtete oder auf die verständnislose Miene seines Freundes. Selbst wenn Kai ihm die Sache hätte erklären wollen, so wäre er nie dazu gekommen, denn der rothaarige hörte einfach nicht auf zu reden. Und selbst wenn so fehlten ihm die Worte. In den letzten Tagen hatte man versucht ihm etwas über seine Vergangenheit zu erzählen, mit der Hoffnung, dass er sich danach allmählig erinnern würde. Doch in seinem Gedächtnis regte sich absolut nichts. Er nahm die Dinge so hin wie sie waren ohne sie zu hinterfragen und genau das schien zumindest jetzt nicht mehr zu funktionieren. „Ich kann mich wirklich nicht an dich erinnern, ich…“ „Kai!“ Die Worte ließen den jüngeren zusammen zucken und auch Tala konnte nicht anders als erschrocken zurückzuweichen. Trotz allem blieb er jedoch noch vor Kai stehen um ihn notfalls zu beschützen. Denn er hatte gemeint was er gesagt hatte, er wollte Kai nicht in Schwierigkeiten bringen. Noch weniger wollte er Voltaires Wut auf Kai lenken. Auch wenn Kai dessen Enkel war, so musste das nicht zwangsläufig heißen, dass er besser dran war als sie in der Abtei. „Welchem Deal musste er zustimmen, damit sie ihn mitnehmen?“ Bei diesen Worten verengten sich Voltaires Augen. Er hatte sich die Kinder aus der Abtei nie besonders genau angesehen, doch im Nachhinein kam ihm dieser Junge bekannt vor. Wenn er sich richtig erinnerte hatte Kai mit diesen und einigen anderen ein Team gebildet, welches Boris eine Menge Kopfzerbrechen bereitet hatte. Urplötzlich fiel sein Blick auf Kai, welcher nur völlig verwirrt zu dem rothaarigen sah. Scheinbar regten nicht mal die Worte dieses Jungen sein Gedächtnis an. „Muss ich wissen wovon du redest Junge?“ Während Voltaire dies sagte, befahl er seinen Enkel mit einer einfachen Gestik zu sich. Dieser reagierte auch überraschend schnell darauf und schob sich an dem rothaarigen vorbei. Zwar versuchte dieser Kai aufzuhalten, doch dafür hatte er viel zu langsam realisiert was gerade passiert war. „Kai?“ Von Talas Worten unberührt folgte Kai der stummen Anweisung seines Großvater, denn irgendetwas sagte ihm, dass er diesen auf keinen Fall verärgern sollte. Auch wenn er am liebsten an Ort und Stelle stehen geblieben wäre und gefragt hätte, was hier überhaupt los war. Tala traf Kais Verhalten umso stärker und er konnte den innerlichen Kampf nicht mehr verhindern. Er wollte einfach nicht einsehen, dass er sich die ganze Zeit über getäuscht hatte und dass sein Bauchgefühl ihn hinters Licht geführt hatte. Doch sein Kopf legte die Fakten unbarmherzig vor seine Augen. Er war eigentlich hier her gekommen um Antworten zu erhalten doch es gab keine. Kai schien ihm gegenüber so abweichend wie damals als sie sich zum ersten Mal über den Weg gelaufen waren. „Wieso?“ Das Wort kam nur als leises Gemurmel aus ihm heraus, welches in der Menge unter ging und von niemanden wahrgenommen wurde. „Wir haben schon genug Zeit wegen diesem Jungen verloren. Gehen wir!“ Diese Worte ließen keinen Widerspruch zu. Für einen Moment hatte Kai das verlangen sich noch mal zu dem rothaarigen umzudrehen, doch sein Großvater legte ihm eine Hand auf die Schulter und schob ihn bestimmt in die von ihm gewünschte Richtung. Aus diesem Grund fügte er sich seinem Schicksal und bemerkte somit nicht, wie dieser dem rothaarigen nur einen grimmigen Blick zuwarf. Erst als Voltaire mit seinem Enkel in der Menge untergetaucht war kam wieder Leben in Tala. „Was haben sie mit ihm gemacht?“ Zwar war diese Frage an niemanden gerichtet, dennoch erbarmte sich der Buttler dazu sie soweit er konnte zu beantworten. „Master Kai gehört nicht in die Abtei und das hat sein Großvater eingesehen. Er ist nun an dem Ort an dem er gehört und dass freiwillig.“ Es war nicht ganz die Wahrheit, doch dem Jungen die Wahrheit zu sagen, würde nur noch mehr Probleme verursachen und dass würde ihm Voltaire übel nehmen. Unwillkürlich griff er in seine Hosentasche und holte etwas Kleingeld heraus. „Das ist für deine Hilfe!“ Mit diesen Worten drückte er dem Jungen das Geld in die Hand und verschwand ebenfalls um mit seinem Arbeitsgeber aufzuschließen. Tala blieb jedoch wie angewurzelt stehen und starrte auf das Geld. Sein Kopf war jedoch leer, so dass er keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Verzweifelt versuchte er zu realisieren was gerade passiert war. Erst einige weitere endlose Minuten wurde er von zwei Männer aus den Gedanken gerissen, die ihn aus dem Gebäude scheuchten und in dann in der eisigen Kälte zurück ließen. Derweil versuchte Kai sich an den rothaarigen zu erinnern, doch Erfolg sah wirklich anders aus. Mittlerweile hatten sie das Flugzeug betreten und ihre Plätze gefunden. Von dort aus sah er aus dem Fenster, jedoch ohne ein genaues Bild ins Auge zu fassen. Er sah einfach nur ins leere, während seine Gedanken sich im Kreis drehten. „Vergiss den Jungen. Du wirst ihn sowieso nicht widersehen.“ Bei den Worten seines Großvaters wendete sich Kai von dem Fenster ab und sah zu diesem. Doch Voltaire hatte scheinbar nicht vor noch ein weiteres Wort über das Thema zu verlieren, denn er hatte sich schon ein paar Blätter aus seinem Koffer geschnappt und schien sie mit gerunzelter Stirn durchzugehen. Für einige Momente blieb Kais Blick auf seinen Großvater geheftet, doch dann starrte er wieder aus dem Fenster. Doch in Gedanken konnte er die Frage, was es mit dem Jungen auf sich hatte nicht verdrängen. Sein Großvater schien ihn nicht besonders zu mögen, jedenfalls schien es für ihn so. Allerdings hatte er jetzt keine Möglichkeit mehr etwas herauszufinden. Das plötzliche Anfahren des Flugzeuges riss ihn aus den Gedanken. Bald würde er sich in einem fremden Land wiederfinden. Einem Land von dem er nichts wusste, wobei. Von diesem wusste er auch nicht sonderlich viel jedenfalls nicht mehr. Hatte er es überhaupt jemals getan. Mit diesen Worten in Gedanken blickte er auf die Gebäude unter sich, welche mit jeder weiteren Sekunde kleiner wurden. Auch wenn er es nicht erklären konnte so hatte er das Gefühl, als würde er etwas zurücklassen, was ihm eine Menge bedeutete, doch er konnte nicht mal ansatzweise sagen was es war. „Wer ist er?“ Auch wenn ihm sein Verstand riet zu schweigen, so konnte er diese Worte trotz allem nicht zurückhalten. Eine unbedachte Reaktion, welche dazu führte, dass sein Großvater in seiner Bewegung innehielt. Kai beobachte diese nur durch die schwache Spiegelung des Flugzeugfensters und bereute fast zeitgleich überhaupt etwas gesagt zu haben. Doch die Antwort die er erhielt ließ ihn jede Vernunft vergessen. „Niemand der einen weiteren Gedanken wert ist!“ „Wieso nicht? Wenn wir uns kannten, vielleicht könnte er...“ „Schweig. Ich werde mit dir nicht über diesen Jungen diskutieren.“ Mit diesen Worten zog Voltaire den Sichtschutz des Fensters runter und wendete sich wieder seinen Papieren zu. Ihm war nicht entgangen, dass sein Enkel bei seiner Reaktion zusammengezuckt war. Ein Verhalten, welches er nicht beabsichtigt hatte, doch irgendwie musste er das Thema beenden. „Glaub mir irgendwann wirst du meine Beweggründe verstehen.“ Das letzte was Voltaire wollte war, dass der Junge sich an die Sache in der Abtei erinnerte. Die Abtei war nichts worüber man in der Öffentlichkeit redete, zumindest nicht in der Weise wie sie geführt wurde. Und würde er dem Jungen jetzt Rede und Antwort stehen, würde dieser gewiss nicht locker lassen bis er die ganze Geschichte kannte oder sich komplett wieder an die Ereignisse erinnerte. Und genau dass würde ihn wieder an den Anfang des Problems bringen. Seit sein Enkel diesen Rotschopf kannte, hatte er sich verändert und das nicht zum Positiven. Dennoch überlegte er, ob er noch etwas ergänzen sollte, dann entschied er sich anders. Er würde sich später über die Zukunft des Jungen Gedanken machen und darüber was er diesem erzählen würde. - Bei Tala - Tala wusste nicht wie lange er nun schon in der Kälte wanderte. Nur eines und zwar dass es zu lange war. Mittlerweile hatte es schon zu dämmern begonnen und die Kälte schien fast unerträglich. Dennoch regte sich in ihm kein Wille ein bestimmtes Ziel anzusteuern. Er hatte geglaubt, dass Kai nach allem was sie zusammen durchgemacht hatten zu ihnen gehörte. Dass dieser mit seinem Großvater mitgegangen war, wog für ihn nicht so schwer wie dessen Verhalten ihm gegenüber. Sie hatten sich eins geschworen dass sie ihr ursprüngliches Team niemals in ihrem Leben vergessen werden unabhängig davon was passiert oder welche Wege sie in Zukunft einschlagen würden. Das waren Kais Worte gewesen und er war der erste der sie gebrochen hatte. Nie im Leben hätte er erwartet, dass Kai sich gegen seinen größten Wunsch stellte, doch er hätte sich wenigstens verabschieden können. Ein Wort, nur ein einziges hätte gereicht, doch alles was von diesem kam war Ignoranz und Gleichgültigkeit. Als ihre Zimmergemeinschaft zum ersten Mal zerbrochen war hatte Bryan von Kai behauptet er wäre ein dressiertes Hündchen, welches nur das tat was man ihm auftrug. Die Art und Weise, wie dieser gegenüber dessen Großvater reagiert hatte erweckte durchaus einen solchen Anschein, doch konnte er sich nicht dazu durchringen dergleichen Meinung zu sein. Zugegeben es würde einiges leichter machen, jedoch war irgendetwas in ihm, was ihm sagte, dass Kai wahrscheinlich genauso verloren war wie er in diesem Moment. Mit starrem Blick sah Tala auf. „Die Abtei.“ Fassungslos sah er das große Gebäude an, welches im Untergrund um einiges größer war, als es Überirdisch wirkte. Am liebsten hätte Tala laut aufgeschrien, doch er tat es nicht. Wieso auch, noch deutlicher hätte das Schicksal ihm nicht zeigen können wo er hingehörte. Mit gesenktem Kopf schritt er auf das Eingangstor zu. Von einiger Entfernung her hörte er die Glockenschläge, welche die volle Stunde anzeigten. Welche Stunde es war konnte er nicht sagen, es war ihm auch egal. Im Moment war ihm alles egal. Seine Gedanken waren zu überwältigend, als dass er seine Umgebung wahrnehmen konnte. So bemerkte er auch nicht, dass er einfach an seinen Zimmergenossen vorbei ging, obwohl diese ihm nachriefen. Es gab nur einen winzigen Gedanken, der sein handeln beeinflusste. Er wollte niemanden mehr sehen, mit niemanden sprechen, denn wenn er es tat würde das letzte bisschen geleugnete Wahrheit, welche in ihm steckte wie eine Welle über ihn brechen und ihn in eine endlose tiefe ziehen. Er wollte nur dass dieser Tag zu Ende ging und die Ereignisse dieses Tages mit sich nahm. „Na sieh mal an wer wieder da ist…“ Weiter kam der Sprecher nicht, da Byran, der Tala bis hier her gefolgt war, diesen ohne lange zu überlegen zu Boden schlug. „Ein Wort und deine Zähne sind draußen, kapiert.“ Bryan wusste nicht was mit seinem Freund los war, nur dass dieser völlig neben sich stand. Ein Grund mehr für ihn ein Auge auf diesen zu haben. Darum warf er dem am Boden liegenden Jungen nur einen warnenden Blick zu, bevor er Tala weiter folgte. Dieser hatte sich derweil in sein Zimmer begeben und war in sein Bett gestiegen, wo er sich die Decke über den Kopf zog und keine Regung mehr von sich gab. „Tala…verdammt hör auf mich zu ignorieren und sag was los ist!“ „Dieses Team ist eine einzige Lüge.“ Talas Worte waren nur ein leises Gemurmel, trotzdem bekam Bryan und auch Spencer und Ian, welche gerade ins Zimmer getreten waren es mit. Unschlüssig sahen sie sich an, doch niemand wusste wie sie auf diese Worte reagieren sollten. Nur eines wurde jedem Anwesenden sofort klar, ihr Team so wie sie es kannten, würde es nicht mehr geben. --- So das war's mal wieder von meiner Seite. Als nächstes kommt noch ein Epilog, welcher einen erheblichen Zeitsprung beinhalten wird. Soviel als Vorwarnung. Was mein nächstes Projekt angeht, da sage ich offen und ehrlich, dass ich nichts mehr in Planung habe. Ob ich noch mal etwas in dieser Kategorie schreibe wird die Zukunft zeigen, denn bis jetzt habe ich keine Ideen, die es wert wären aufzuschreiben. Zudem waren die letzten Kapitel dieser FF ein regelrechter Krampf, da ich nur selten die Zeitgefunden hatte weiter zu schreiben und wenn ich sie mal hatte die Hälfte davon verschwendet habe um gewisse Details nachzulesen. Denn wenn ich eines hasse, dann sind es Unstimmigkeiten, die ich in späteren Kapitel dann umständlich wieser in einen sinnvollen Kontext bringen muss. Jetzt aber genug mit dem Nachwort. Ich hoffe, das Kapitel hat euch trotz der recht düsteren Stimmung gefallen und dass ihr euch schon auf den Epilog freut. Misato Epilog: Das Leben danach ------------------------ So das hat jetzt doch etwas gedauert bis ich das Kapitel hochladen konnte, aber als ich es noch mal durchgelesen habe, konnte ich nicht anders als noch etwas zu ergänzen. Davon mal abgesehen hoffe ich, dass dieser Epilog auf eure Zustimmung trifft und einen guten Abschluss für diese FF bildet. Nun wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen. Epilog: Das Leben danach Nachdenklich blickte er auf das alte Gebäude vor sich. Sein altes zuhause, obwohl war es das wirklich? Konnte man diesen Ort wirklich als ein zu Hause bezeichnen. Die meisten, die um die Geheimnisse wussten, welche hinter den Gemäuern versteckt waren würden mit nein antworten. Auch er kannte die Wahrheit welche sich hinter der steinernen Fassade verbarg und dennoch fiel ihm die Antwort schwer. Er hatte hier jahrelang gewohnt hatte Essen, Kleidung und ein Dach über den Kopf bekommen, dennoch blieb ein bitterer Nachgeschmack zurück, wann immer er über seine Zeit hier und dem Begriff zu Hause nach dachte. In Moskaus Straßen gab es einige Menschen, die ihr Leben auf der Straße verbrachten, nicht alle freiwillig, dennoch gab es jene, welche sich nicht nach einem zu Hause sehnten. Denn sie hatten es dort gefunden, auch wenn es für sie hart war und sie in den kalten Winter dem Tode näher kamen als dem Leben. //Ein zu Hause? Jein!\\ Die Abtei war einmal ein zu Hause für ihn gewesen, vor langer Zeit, damals wo sie noch kleine naive Kinder waren. Wo das Team der Demolition Boys noch das ihre war und nicht nach Boris Pfeife getanzt hatte. Doch nach der Sache mit Black Dranzer hatte sich alles geändert. Das Team war auseinander gebrochen, nicht äußerlich, denn Boris hatte dafür gesorgt, dass sie weiterhin ein Team bildeten, doch ihre Zusammengehörigkeit hatte sich nach diesem Ereignis in Luft aufgelöst. Eine Entwicklung, die Boris die Möglichkeit gab sie zu kontrollieren und zu seinen willenslosen Marionetten zu machen. Und im Rückblick musste er feststellen, dass er an dieser Wendung wohl die meiste Schuld trug. - Flashback - Langsam hielten die drei anderen das Schweigen des rothaarigen nicht mehr aus. Seit Tala zu ihnen zurückgekommen war, hatten sie kein vernünftiges Wort mehr aus ihm herausbekommen. Sie trainierten zwar weiterhin, jedoch nicht mehr zu viert, denn der rothaarige schien sich systematisch von ihnen zurückzuziehen. Zusätzlich raubte ihnen Boris die restliche freie Zeit, sodass sie sich trotz des gemeinsamen Zimmer nur selten zu Gesicht bekamen. Meistens waren sie einfach zu erschöpft, doch je mehr Zeit verging, desto mehr zehrte es an ihren Nerven. „Jetzt reicht es.“ Mit diesen Worten war Bryan vom Bett aufgesprungen und hatte Tala, welcher gerade in das Zimmer getreten war und ihnen keinen einzigen Blick würdigte, am Kragen gepackt. Die beiden restlichen Zimmerbewohner waren von dieser unerwarteten Reaktion wie versteinert und konnten kein einziges Wort mehr hervorbringen. „Ich kann ja verstehen, dass dich die Sache mit Kai nicht loslässt, aber…“ Weiter kam Bryan nicht, da sich Tala schon von seinem Teampartner losriss und ihn wütend anfunkelte. „Von mir aus kann Hiwatari bleiben wo der Pfeffer wächst!“ Bryan und Spencer sahen sich bei diesen Worten verwundert an und auch Ian war von den Worten mehr als irritiert. „Ich dachte sein Nachname wäre tabu?“ Bei diesen Worten stand Tala auf und schritt zu Ians Bett. Es dauerte nicht lange bis er den Zettel mit ihren selbstaufgestellten Regeln gefunden hatte. Mit gleichgültiger Miene überflog er die Zeilen, die unter ihren Unterschriften hinzugefügt wurden. Es waren neue Regeln die nur ihr Team betrafen und zugleich bestimmte vorige Regeln auflösten. Als er am Ende angelangt war verfinsterte sich seine Miene und er riss das Stück Papier in zwei Hälften. Dabei achtete er darauf, dass sich auch Kais Unterschrift auf der zweiten Hälfte befand. Nachdem er Ian die erste Hälfte zurückgegeben hatte zerknüllte er die zweite zusammen und warf sie in den Abfallkorb. „Wozu sollten wir diese Regel noch brauchen? Er kommt eh nie wieder zurück. Sie weiter einzuhalten ist genauso sinnlos wie die anderen, die wir dazu geschrieben haben. Jeder ist sich selbst der nächste, das ist die einzige Regel die wir brauchen.“ Mit diesen Worten stürmte Tala aus dem Zimmer und ließ die anderen zurück. Keiner wagte dem Rotschopf zu folgen, stattdessen blieben sie mit offenen Mündern in dem kleinen Zimmer zurück. Tala lief derweil blindlings in eine Richtung. Erst als er an einer Sackgasse angelangte blieb er stehen und schlug voller Wut gegen die vor ihm stehende Wand. Er versuchte sich einzureden, dass er darüber hinweg war, doch es stimmte nicht. Immer wieder musste er an den Tag zurück denken, an dem er Kai das letzte Mal gesehen hatte. Doch er wollte es vergessen und so schlug er nur weiter auf die harte Wand ein, bis seine Hände taub vor Schmerzen waren. Wie lange er genau auf die unschuldige Wand eingeschlagen hatte wusste er nicht, nur dass er irgendwann keine Kraft mehr hatte und sich zu Boden gleiten ließ. Mit dem Rücken gegen die Wand starrte er ins leere. Boris hatte ihm die Wahl gelassen und er war in die Abtei zurückgekehrt. Damals als er und Bryan Boris das erste Mal begegnet waren, hatte sie sein Angebot auch schon angenommen. Es klang einfach zu verlockend und sie waren zu naiv um hinter Boris Spiel zu blicken und die Wahrheit zu erkennen. Nun waren sie schlauer und dennoch würden sie dieselbe Entscheidung wieder treffen. Und genau dieses Wissen ließ einen äußerst bitteren Nachgeschmack zurück. Weder für Spencer, Bryan, Ian oder ihn gab es eine Entscheidung, welche sie zufrieden stellen konnte. Sie hatten nur die Wahl zwischen der falschen Entscheidung und einer noch schlimmeren. Bei diesen Gedanken rannen ungewollt einige Tränen über seine Wangen. Er hatte keine Ahnung wie es weiter gehen sollte. Nur eines und zwar dass er beim Training nicht mehr mithalten konnte. Er konnte sich nach seiner Entscheidung einfach nicht mehr richtig konzentrieren und dadurch konnte er sein normales Trainingsniveau nicht mehr erreichen. Und auch wenn er versuchte es so gut es ging zu verbergen, irgendwann würde ihm seine mangelnde Leistung zum Verhängnis werden, dafür würde Boris schon sorgen. - Flashback ende - Er hatte Recht gehabt. Seit dem Tag an dem Boris erfahren hatte, dass Voltaire seinen Enkel aus der Abtei herausnehmen wollte, war dessen Laune im Keller. Insgeheim fragte er sich ob diese Entscheidung für Boris wirklich von Anfang an eine schlechte Nachricht war. Immerhin war Kai ein rebellischer Quälgeist. Doch er gehörte zu den besten unter den vielen Kindern in seiner Abtei. Hinzu kam, dass er mit ihm als Teampartner so gut wie unschlagbar gewesen war. Es war ein Verlust, soviel stand fest, allerdings einer den er nicht verhindern konnte. Ihn hingegen konnte dieser zurück in die Abtei locken, was nicht weiter schwer gewesen war, da er sonst eh nirgendwo hinkonnte. Womit der Abteileiter jedoch nicht rechnen konnte war dass das Gespräch mit Kai ihn verändert hatte. Seine Trainingsleistung waren miserable geworden und er trieb das Team praktisch auseinander, in dem er seine Teammitglieder ignorierte. Ein Ereignis, welches Boris in einer früheren Phase sicherlich begrüßt hätte, doch in dieser Phase war es ein negative Entwicklung, denn genau dieser Bruch ließ auch die anderen unkonzentriert zurück. Tala konnte sich noch gut an diesen Tag erinnern und trotzdem er mittlerweile wusste, was passiert war schmerzte es sich an die genauen Worte des Jüngeren zu erinnern. Dabei wusste er nicht mal was ihn an diesen Tag mehr verletzt hatte. Der Gedanke, dass Kai sie benutzt hatte oder der dass dieser ihm nicht genügend vertraut hatte um seine Pläne mit ihm zu Besprechen. Nur eines konnte er mit Gewissheit sagen. An diesem Tag entwickelte sich sein zu Hause in einen Alptraum, welcher sich über Jahre hinzog und dem er nicht mehr entkommen konnte. Jahre in denen Boris sie in seine Experimente einspannte um sie vergessen zu lassen oder zumindest ihre Emotionen zu ersticken. Manche der Medikamente, welche sie einnehmen mussten erhöhten ihre Leistungsfähigkeit andere jedoch ließen sie mit qualvollen Schmerzen zurück, damit sie lernten trotz schmerzen weiter zu kämpfen. Die Abtei war nichts für Schwächlinge und Boris hatte vor ihnen jeglichen Schwäche auszutreiben und sie zu furchtlosen Soldaten zu machen, die nur auf seine Befehle hörten. Und sie haben gehorcht. All die Jahre haben sie ihre Gedanken vor Boris verschlossen und jeden beißenden Kommentar, welcher ihnen auf der Zunge lag erstickt, bevor er ihnen entkommen konnte. Sie waren seine Soldaten, weil ihnen alles andere egal geworden war. Zumindest ihm war es egal geworden. Wieso sollte er rebellieren, immerhin war er hier aus freien Stücken. Es war seine Entscheidung, sein Fehler und auch wenn Boris es nicht noch einmal extra erwähnt hatte, so wusste er dennoch dass nicht nur er unter einem weiteren Fehltritt zu leiden hatte sondern auch seine Teammitglieder. Und dennoch sah er des Öfteren mit einem flauem Gefühl zu wie Boris Bryan in den Ring schickte um einen Blader nach dem anderen auszusortieren. Der grauhaarige wurde bei seinen Kämpfen zunehmend aggressiver, was zum Teil daran lag, dass Boris ihm jedes Mal deutlich machte, dass er als Strafe für eine schlechter Leistung in das nächste Rattenloch gesteckt wurde. Bryan hasste Ratte, oder besser gesagt er fürchtete sie so sehr, dass er regelrecht durchdrehte. Und genau das war Boris Schlüssel um diesen unter Kontrolle zu bringen. Bei Spencer und Ian war eine solche Drohung nicht nötig. Die beiden haben den gewünschten Umgangsformen in der Abtei schon einmal Folge geleistet. Erst er und Bryan hatten sie aus ihrem Gehorsamsstatus herausgerissen. Und Kais Anwesenheit hatte ihnen allen dann den Rest gegeben. Nach dem dieser jedoch nicht mehr in der Abtei war kehrte allmählich der altbekannte Ablauf zurück. Zumindest bis zu dem Tag an dem die Russian Championchips begannen. - Flashback - Tala konnte seinen Ohren einfach nicht trauen. Kai sollte wieder in der Abtei sein. Aber wie war das möglich. Was hatte sich geändert und wieso ausgerechnet jetzt. Er verstand es einfach nicht. „Tala hast du gehört was ich gesagt habe?“ „Ja Gaspadin!“ Er war eine Lüge, bis auf die ersten Worte hatte er kein Wort verstanden, doch das konnte er unmöglich zugeben. Nicht Boris gegenüber. „Gut, denn es ist äußerst wichtig, dass keiner sich meinem Plan in den Weg stellt und jetzt geht.“ Noch einmal gaben die vier zu Verstehen dass sie verstanden hatten. Doch erst als Tala außerhalb des Büros war wendete er sich an seinen kleinen Teampartner. „Was sollen wir jetzt tun?“ „Wir sollen verhindern, dass irgendjemand in die Abtei kommt, solange sich Boris um unseren ehemaligen Teampartner kümmert!“ „Ach so…und wer sollte das verhindern?“ „Hast du echt nicht mehr zugehört seit dem Boris seinen Namen in den Mund benommen hat?“ Tala zuckte daraufhin nur mit den Schultern. Natürlich hatte er nicht mehr zugehört. Wie auch nach allem was passiert war. Er hatte damit gerechnet nie wieder etwas von Kai zu hören. Immerhin hatte Boris ja gesagt, dass dieser für sie gestorben war. „Also wirklich…aber bitte, dann gebe ich dir noch mal ne Kurzzusammenfassung! Boris geht davon aus, dass Kai versuchen will sich Zutritt in die Abtei zu verschaffen. Anschließend sollen wir uns vor den Eingängen positionieren, für den Fall dass einer von seinem Team ebenfalls dort eindringen will! Alles andere teilt er uns dann per Headset mit.“ „Und der Grund des ganzen?“ „Seit wann verrät Boris seine Gründe?“ Das musste Tala einsehen. Boris gab seine Gründe nie preis. Allerdings hatte er auch so eine Vermutung. Die Frage war nur wieso Boris dies tat. Da ihm das Grübeln allerdings nicht weiterhalf beendete er seinen Gedankengang und folgte ihn zum ersten Eingang, während Bryan und Spencer den zweiten in Augenschein nahmen. Eigentlich Idiotisch, da einer von ihnen mit Sicherheit genügt hätte, aber Befehl war nun einmal Befehl. Und so standen sie dort und warteten. Ursprünglich hatten sie ja nicht damit gerechnet, dass diese Teammitglieder auftauchen würden, aber da hatten sie sich geirrt. Auf einmal konnten sie den Alarm hören und die Scheinwerfer fielen auf eine kleine Gruppe, die völlig aufgeschreckt davonliefen und genau auf ihre Richtung zuhielten. Seufzend verdrehte er die Augen bevor er Ian kurz zunickte und dann mit ihm vom Dach sprang. Wenig später kamen sie vor der Gruppe auf dem Boden auf, kaum eine Sekunde später bekamen sie durch ihre Headsets auch schon die ersten Befehle, denen sie umgehend Folge leisteten. „Es stört euch hoffentlich nicht das wir hier sind!“ „Bestimmt nicht, denn sie sind hier der Einbrecher! Während dieser Worte musterte Tala die anderen genau. Vom Aussehen nach zu urteilen machten sie nicht viel her. Doch er wusste aus Erfahrung, dass das täuschen konnte. „Ihr habt ohne unsere Erlaubnis fremdes Eigentum betreten.“ „Ist unser Freund da drinnen.“ „Nein!“ „Die Antwort kam zu schnell, wir haben ihn noch gar nicht beschrieben! Ich gehe jede Wette ein, dass er da drin ist!“ Bei diesen Worten entwich ihm ein amüsiertes Lächeln. Welches jedoch innerhalb eines Augenblickes wieder verschwunden war. Scheinbar waren diese Kids nicht so naiv wie sie aussehen. Mit einem kurzen Seitenblick zu Ian signalisierte er diesem, dass er die Sache vorerst übernehmen sollte. „Wenn du dir sicher bist, kannst du ja rein gehen! Falls du an mir vorbeikommen solltest.“ Mit diesen Worten machte sich Ian kampfbereit. Er selbst stand nur daneben und beobachtete das Geschehen. Insgeheim überraschte es ihn, dass der blauhaarige sich so ohne weiteres auf einen Bleybladekampf eingelassen hatte. Entweder war dieser über die Maßen von seinen Fähigkeiten überzeugt, oder er wusste nicht mal ansatzweise mit wem er es zu tun hatte. Ihm sollte es Recht sein, denn das machte ihre Sache wesentlich einfacher. Denn er wusste, wenn er an der Stelle dieser Blader wäre, hätte er sich den Zugang ins Gebäude anders erkämpft. So konnte er sich in Ruhe den Kampf ansehen und schon mal die Stärken eines seiner zukünftigen Gegner herausfiltern. Er wusste nicht wie lange der Kampf genau ging, nur dass ihm eine Stimme aus dem Headset ablenkte. Mission erfolgreich beendet. Welchen Plan Boris auch immer gehabt hatte, er war zu seiner Zufriedenheit aufgegangen. Nun lag es an ihnen die anderen ohne weitere Zwischenfälle wegzuschicken. Eine Aufgabe, welche Tala nicht schwer fiel, da er wusste, wie er sie dazu bewegen konnte. „...Du kannst Schluss machen!“ „Hey was soll das, das Match ist doch noch nicht vorbei.“ Der blauhaarige schien jetzt gar nichts mehr zu verstehen, wie auch immerhin war dieser so in den Kampf vertieft gewesen, dass er gar nicht mitbekommen hatte, dass er über das Headset Befehle bekommen hatte. Allerdings kümmerte er sich nicht weiter darum sondern meldete sich mit ruhiger Stimme zu Wort. „Wir können das auch so klären. Euer Freund, der Junge nach dem ihr hier drin sucht heißt Kai, hab ich Recht.“ Auf die geschockten Gesichter reagierte er nicht, sondern spann seine ausgedachte Geschichte unbeirrt weiter. „Er hat sich heute eine Weile am Hintereingang der Abtei rumgetrieben. Wahrscheinlich war er dabei etwas zu lange draußen. Er hat sich jedenfalls erkältet. „Was?“ „Wir müssen ihn sofort sehen!“ Für den Bruchteil einer Sekunde schlug sich Tala bei diesen Worten gedanklich gegen die Stirn. Vielleicht war sein Plan diese Bälger loszuwerden doch nicht so klug gewesen, allerdings konnte er nun auch nicht mehr zurück und es blieb ihm nur noch dieser doch recht skurrile Geschichte ein einigermaßen passendes Ende zu geben. „Das geht im Augenblick leider nicht, er wird gerade von einem Arzt in der medizinischen Abteilung behandelt. Solange der Arzt seine Erlaubnis nicht erteilt darf niemand deinen Freund besuchen. Aber ich verspreche euch sobald es ihm besser geht werde ich euch zu ihm bringen.“ Skepsis war in den Augen der anderen Blader zu sehen aber auch eine Menge Sorge, soviel konnte er sagen. Und auch wenn seine Begründung selbst in seinen Ohren wie eine Flinte klang, wusste er dennoch, dass auch er darauf reingefallen wäre. Zumindest früher, in der Zeit in welcher Kai und er noch Teampartner waren. Und auch diese Blader gingen, auch wenn ihre Entscheidung mehr als widerwillig wirkte, doch das war egal. Hauptsache sie hatten ihren Auftrag erfüllt. - Flashback ende - Tala war damals sichtlich verwirrt gewesen, als Boris ihm am nächsten Morgen gesagt hatte, dass Kai von diesem Tag an für sie kämpfen würde. Im ersten Moment hatte er sich noch gefreut, doch durch das Verhalten des jüngeren war seine Vorfreude auch schnell wieder verschwunden. Er war ziemlich überheblich geworden und das war noch freundlich ausgedrückt. Doch nicht nur die Tatsache, dass dieser sich komplett gewandelt hatte ließ seine Wut steigen, sondern auch die, dass Boris jegliche Reaktion von diesem, sei sie nun negativ oder positiv, tolerierte. Und genau das stachelte auch die anderen gegen diesen auf. Prinzipiell war er es, der Kai in die Gruppe geholt hatte und immer ein Auge auf diesen hatte. Doch das war vorbei. Und zu seinem Bedauern hatte Kai nichts von seiner Stärke verloren. Ansonsten hätten sie ihm mit einem Kampf wieder auf den Boden der Tatsachen bringen können. Doch in einer Standardarena und vor allem mit Black Dranzer als gegnerisches Bitbeast sah er da schwarz, selbst wenn sie alle gemeinsam gegen ihn kämpfen würden. Dass hatten sie schließlich bei den Allstars gesehen. Zugegeben, diese Blader waren kein wirkliches Team, denn so etwas wie Teamwork war denen fremd. Viel mehr haben sie sich selbst behindert und Kai hatte sich eh nicht wirklich auf einen Teamkampf in dem Sinne eingelassen. Durch den gleichzeitigen Angriff hatte sein Blade die Energie der Gegner aufnehmen können und damit war es ein leichtes, das schwächste Glied von den anderen zu trennen und aus der scheinbaren Zwickmühle der Allstars zu gelangen. Trotzdem hatte es bei Kai wesentlich leichter ausgesehen als es war. Dass hatte selbst Ian bestätigt, welcher zuvor gegen einen der Allstarsblader gewonnen hatte. Was nach dem Kampf passiert war hatte ihm allerdings den Rest gegeben. Er konnte nur von Glück sagen, dass Bryan an dem Tag nicht dabei gewesen war, sonst hätte er wahrscheinlich versucht den jüngeren umzubringen. Und dennoch hatte er versucht dem jüngeren zu helfen. - Flashback - Irritiert sah Tala wie Kai die Abtei verließ. Wo wollte dieser hin? Eigentlich hätte es ihn nicht interessieren sollen. Doch irgendetwas sagte ihm, dass er dem jüngeren folgen sollte. Also tat er es auch. Erst heimlich, doch als sie ein gutes Stück außerhalb der Abtei waren machte er sich bemerkbar. „Darf man fragen wo du hin willst?“ Abrupt blieb der Jüngere stehen, wodurch Tala ohne Probleme mit ihm aufschließen konnte. Für einen Moment schien es so als würde Kai Überlegen ob er einfach weiter gehen sollte oder sich zu ihm umdrehen sollte. Doch Tala hatte nicht vor auf die Entscheidung des jüngeren zu warten. „Also? Soweit ich mich erinnere haben wir in zwei Stunden Training!“ „Sofern man es nötig hat!“ „Pass ja auf, sonst lass ich Bryan wirklich mal freie Bahn und dann kannst du froh sein, wenn dir nur ein paar Zähne fehlen.“ Nun wendete sich Kai doch zu ihm um und für einen Augenblick wirkte es so als würden ihm seine vorigen Worte leidtun, doch nach den nächsten Worten die dessen Mund verließen war er sich nicht mehr sicher, ob er sich das vielleicht nicht sogar eingebildet hatten. „Hat Boris dir aufgetragen mich zurückzuholen oder sollst du mir einfach nur nachspionieren und ihm anschließend Bericht erstatten?“ „Weder noch. Als Teamcaptain ist es meine Pflicht zu wissen, was meine Teammitglieder machen und wo sie sind!“ „Ich hab noch eine Rechnung zu begleichen!“ „Soll ich dich begleiten?“ Tala wusste selbst nicht woher die Worte kamen, sie lagen ihm einfach auf der Zunge und so konnte er sie nicht für sich behalten. „Dafür brauche ich deine Hilfe nicht!“ „Bitte wie du meinst. Aber glaub ja nicht, dass ich dich vor Boris in Schutz nehme.“ Mit diesen Worten stampfte Tala davon ohne dem rotäugigen noch einen weiteren Blick zu schenken. - Flashback ende - Und auch dieses Versprechen hatte Tala gehalten. Denn als Boris ihn nach Kai gefragt hatte, hatte er diesem erwidert, dass er nicht wusste wo dieser war. Zugegeben, er hätte Boris sagen können, dass Kai außerhalb der Abtei war, doch wozu sollte das gut sein. Denn im schlimmsten Fall hätte Boris seine Wut an ihm ausgelassen, weil er den jüngeren nicht aufgehalten hatte. Zwar hatte er dazu keinen direkten oder indirekten Befehl bekommen, doch Boris hasste es die Kontrolle zu verlieren und wenn es dazu kommen sollte war er immer unausstehlich. Das hatten sie spätestens gesehen als Kai das Abteisystem lahmgelegte hatte, in dem er Black Dranzer auf die Kontrolleinheit abgeschossen hatte. Wenn er jedoch ehrlich war dann hätte er, als er davon erfahren hatte, am liebsten laut aufgelacht. Das geschah Boris recht, er hätte immerhin wissen müssen, dass Kai immer für eine Überraschung gut war. Dennoch hatte er es bedauert, dass dieser das Team ihrer Gegner dem ihrem vorgezogen hatte. Für Kai war es ein gewaltiger Fehler, denn dadurch hatte er sich in eine aussichtslose Lage gebracht, zumindest was seinen nächsten Kampf in dem Turnier anging. Allerdings hatte er es dennoch geschafft das Ruder herum zureißen. Zwar hatte es am Ende nicht für den Sieg gereicht, doch zumindest war es ihm gelungen Boris und insbesondere Voltaire noch einmal richtig in Rage zu versetzen. - Flashback - Tala blickte verwirrt auf die Szene vor sich. Kais Teammitglieder schienen nicht im Geringsten sauer zu sein, dass dieser verloren hatte. Wie konnte es sein dass sie immer noch so zuversichtlich waren. Die Biovoltarenen waren auf die einzelnen Mitglieder der Demolition Boys zugeschnitten, dass müssten selbst die dümmsten langsam begriffen haben. Es gab daher keine Möglichkeit wie diese Amateure sie besiegen konnten und dennoch war da etwas in ihm, dass ihn daran Zweifeln ließ. „Tala!“ Die Stimme riss ihn aus den Gedanken obwohl sie nur ein Flüstern darstellte. Urplötzlich war er sich seiner Position bewusst. Er war dabei gewesen auf die Bladebreaker zuzugehen. Wieso wusste er nicht. Er war einfach zu tief in Gedanken gewesen um es zu bemerkten. Schnell schenkte er Ian ein dankbares Nicken, bevor er seine Aufmerksamkeit dem Abteileiter schenkte. „Morgen werdet ihr Beybladen und gewinnen. Doch der Sieg muss schnell und vernichtend sein. Sonst braucht ihr euch alle in der Abtei gar nicht mehr blicken zu lassen.“ Ein letztes Mal fiel sein Blick auf seinen ehemaligen Teampartner und für einen Moment umspielte ein leichtes Lächeln sein Gesicht. Eines welcher der jüngere durchaus mitbekam aber dennoch nicht einordnen konnte. Tala ignorierte Kais verwirrten Blick jedoch und konzentrierte sich kurz um seine alte Mimik wieder aufzusetzen, bevor er mit den anderen aus dem Stadium verschwand. Kai hatte seine Wahl getroffen und auch er hatte jetzt eine Wahl zu treffen, die nicht nur sein Leben, sondern auch dass der anderen drei in seinem Team verändern könnte. - Flashback ende - Und seine Entscheidung hatte ihr Leben verändert, jedoch nicht zum Negativen wie er insgeheim vermutet hatte sondern zum Positiven. Auch wenn der eigentliche Effekt erst Wochen später eingetreten war und am Anfang alles auf das Gegenteil deutete, war er froh die entscheidenen Schritte getan zu haben. Er hatte damals lange gewartet bis er sich dazu entschieden hatte Bryan zurückzurufen. Nicht komplett dass hätte weder ihm noch Bryan gut getan, doch zumindest soweit, dass dieser Ray eine gewisse Angriffslücke ließ. Er wusste nicht wie, doch irgendwie hatte Boris von ihrem Gespräch erfahren. Wahrscheinlich war diesem in dem Moment klar geworden, dass seine Experimente an ihm trotz äußerem Anschein fehl geschlagen waren. Und das nicht nur an ihm sondern auch an allen anderen aus ihrer Gruppe. Sie hatte lediglich aufgehört sich zu wehren und sich dazu entschlossen Boris Worten zu jeder Minute freiwillig Folge zu leisten. Doch wenn sie alleine waren und sie sich unbeobachtet fühlten fiel ihre Maske in sich zusammen. So wie vor Jahren bei den Russian Championships. - Flashback - Tala wartete einen Moment bis er sicher war, dass kein Außenstehender sie hören konnte bevor er das Wort ergriff. „Es gibt Änderungen für den nächsten Kampf!“ „Ich habe meine Befehle von oberster Stelle, wieso solltest du mir eine Änderung mitteilen.“ „Vergiss Boris und auch diesen Voltaire. Seit wann lassen wir uns von ihnen unsere Art zu kämpfen vorschreiben. Wir halten die Blades in den Händen und wir bestimmen das Spiel. Dieser Chinese ist nach den beiden Runden kaum noch eine Gefahr. Außerdem hast du deinen Teil bereits erfüllt, es gibt keinen Grund den Sieg weiter in die Länge zu ziehen!“ Für einen Moment wirkte es so als wolle Bryan sich von ihm abwenden, doch dann besann er sich anders und blickte entschlossen in Talas eisblauen Augen. „Das rebellieren war nie deine Aufgabe.“ „Nein das war Kais und wenn er sich schon gegen seinen Großvater auflehnt, den einzigen Mann, welcher von seiner Familie noch über ist, wieso können wir uns dann nicht gegen Boris zu Wehr setzten. Zumindest in diesem einen Punkt?“ „Wir könnten! Aber ist es das wirklich wert?“ Für einen Moment herrschte Schweigen zwischen ihnen. Bevor Tala jedoch antworten konnte, atmete Bryan kurz durch und ergriff erneut das Wort. Keiner von ihnen kannte die Antwort, denn die würde ihnen erst die Zukunft geben. „…Ich denk darüber nach, doch vorher beantworte mir eine Frage. Wenn du es dir aussuchen könntest, würdest du lieber mit Kai oder gegen ihn kämpfen?“ „Du kennst die Antwort!“ „Ja, ich kenne sie nur zu gut.“ Mit diesen Worten wendete sich Bryan von ihm ab ohne Tala seine Entscheidung mitzuteilen, dennoch war der Rothaarige sicher, dass Bryan seine Worte berücksichtigen würde. -Flashback ende - Er erinnerte sich noch gut an Bryan Worte, die dieser ihm zugeflüstert hatte, als die letzte Runde des Kampfes sein Ende genommen hatte. //Ich habe es versucht!\\ Rays Stärke hatte ihn überrascht und ihn um ehrlich zu sein ebenfalls. Was danach passierte konnte er nicht mehr genau sagen. Nur noch dass er zu Boris in den E-Trakt gebracht wurde und dann war er erst wieder bei dem Kampf mit Tyson zu sich gekommen. Um genau zu sein nach seiner Niederlage. Davor waren alle anderen Erinnerungen nur noch Bruchstückhaft und Zusammenhangslos. Er konnte sich nicht mal daran erinnern mit Tyson gekämpft zu haben, lediglich die Aufnahmen hatten ihm das Gegenteil bewiesen. „Worüber denkst du nach?“ „Ich denke über unsere Vergangenheit nach. Darüber wie wir an diesen Punkt gekommen sind!“ „Wir sind Boris begegnet und wir haben die Russian Chapionships verloren. Was gibt es groß darüber nachzudenken?“ Tala antwortete nicht auf Bryans Frage, stattdessen schnitt er einen anderen Punkt an. Er wusste nicht wie er es sagen sollte, da er selbst nicht wusste ob es die Mühe wert war. Zumal die wichtigsten Entscheidungen bereits gefallen war. „Ja. Und in einigen Wochen beginnen neue World Championships.“ „Du willst ihn fragen ob er sich unserem Team anschließt!“ Tala konnte deutlich hören, dass Bryan alles andere als begeistert von der Idee war. Nach allem was passiert war konnte er es ihm auch nicht verdenken. „Ich bin mir nicht sicher! Immerhin ist er bereits in einem Team.“ „Das war er damals auch und es hat ihn nicht davon abgehalten zweimal zwischen den Teams hin und her zu springen. Die Frage, die du dir stellen solltest wäre, ob er auch bis zum Ende des Turniers bei seiner Entscheidung bleiben wird…aber dass solltest du dir in unserer Wohnung überlegen, denn hier wird es langsam kalt.“ Mit diesen Worten wendete sich Bryan von ihm ab und schritt davon. Doch nach einigen Metern, als er merkte, dass Tala ihm nicht folgte, drehte er sich noch einmal um. „Auf dass wir zusammenbleiben und niemals in unsere Leben unser ursprüngliches Team vergessen, unabhängig davon was passiert oder welche Wege wir in Zukunft einschlagen werden.“ Diese Worte ließen Tala überrascht herumfahre. Er erinnerte sich noch gut an diese Worte auch wenn sie vor langer Zeit gesprochen wurden. Es waren genau die Worte die er jetzt gebraucht hatte. Ein kleines Lächeln schlich sich bei dem Gedanken auf seine Lippen. Doch dann verschwand es wieder aus seinem Gesicht und er schritt mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck auf Bryan zu. „Danke.“ „Wofür?“ Bryan konnte sich seine Frage selbst beantworten, dass wusste Tala, weshalb er auch nicht weiter auf die Frage einging. Und auch Bryan selbst schien nicht auf eine Antwort zu warten, stattdessen ergriff er erneut das Wort. „Das heißt du rufst ihn an?“ „Nein. Ich schick ihm eine Nachricht per Eilpost. Egal wie er sich entscheidet ich will ihm bei seiner Antwort in die Augen sehen.“ Das war die einzige Möglichkeit. Ein Telefongespräch war schnell beendet. Außerdem konnte er Kai so einige Tage über sein Angebot seinem Team beizutreten nachdenken lassen. Er hoffte nur dass dieser Brief früh genug bei seinem alten Abteipartner ankommen würde. Und selbst wenn nicht, dann hatte Bryan durchaus Recht. Kai hatte mehr als einmal das Team gewechselt und bisher war es nicht in den Regeln vermerkt, dass so ein Verhalten verboten war. „Wo wart ihr?“ „Ist doch unwichtig.“ „Solange ihr euch nicht auch noch was einfangt, ich hab mit Ian schon alle Hände voll zu tun.“ „Wird er zu den Championships wieder fit sein?“ „Gesund möglicherweise, bereit um es mit den anderen Teams aufzunehmen eventuell.“ „Eventuell gefällt mir nicht!“ Mit diesen Worten schritt Tala die kleine Treppe hinauf um zu seinem Zimmer zu gelangen. Sie hatten es nicht schlecht getroffen. Seit den Russian Chapionships hatte die BBA die Kosten für ihre Unterkunft bereitgestellt. Und auch für die anderen Kinder in der Abtei hatten sie einen Platz gefunden. Ob diese ihr neues Leben genossen wusste er nicht, denn außer zu seinem Team hatte er zu keinem aus der Abtei mehr Kontakt. Andererseits war das auch nicht tragisch, da er die meisten eh nicht leiden konnte oder nur vom sehen her kannte. Mit einem leichten Kopfschütteln leerte er seine Gedanken und zog in ein leeres Blattpapier zu sich heran, bevor er anfing zu schreiben. Auf dass wir zusammenbleiben und niemals in unsere Leben unser ursprüngliches Team vergessen, unabhängig davon was passiert oder welche Wege wir in Zukunft einschlagen werden. Ich hoffe du erinnerst dich an deine eigenen Worte, denn sie sind genau der Grund weshalb ich schreibe. Ich bin am Sonntag nach der Qualifikation in Japan und erwarte eine Antwort auf mein Angebot. Kämpf mit uns als Team bei den kommenden Championships. Wir legen den alten Teamnamen ab und treten, mit mir als Teamcaptain, als Blitzkrieg Boys an. Ich werde am Hafen auf dich warten Tala Noch einmal las sich Tala den Brief durch. Er war mehr als nur förmlich gehalten und wirkte auf ihn wie eine Art Befehl. Für einen Moment überlegte er ob er ihn umschreiben sollte, doch dann entschied er sich dagegen. Er enthielt alles was Kai wissen musste. Ort, Zeit, Grund. Der jüngere würde es schon richtig verstehen. Wenn nicht dann hatte er Pech gehabt, oder sie wenn man es von einem anderen Blickwinkel betrachtete. „Du willst ihn also wirklich zurück ins Team holen?“ Tala musste nicht aufblicken um zu wissen, dass Spencer sich über seine Schulter gebeugt hatte und den Brief den er gerade geschrieben hatte grob überflog. Scheinbar hatte Bryan ihm bereits die Kurzfassung gegeben. Gut, dann musste er sich nicht 3 Mal wiederholen. „Ich will dieses Turnier gewinnen!“ Das war nur die halbe Wahrheit. Er wollte das Turnier mit seinen Brüdern gewinnen und auch wenn mittlerweile viel passiert war, so gehörte Kai immer noch dazu. Gut, sie waren nicht miteinander verwandt, doch das Leben in der Abtei hatte sie zusammengeschweißt. Die anderen vier kamen der Bezeichnung Familie am nächsten und er hatte sich damals regelrecht an diese Vorstellung geklammert. Das war jetzt nach so vielen Jahren nicht mehr so und doch konnte er nicht anders als sich diese Zeit zurückzuwünschen. Nicht immer aber es gab diese Momente. Das Team hatte ihm einfach zu viel bedeutet, als das er es einfach hätte vergessen können. Er wusste, zwischen ihnen war einiges schief gelaufen und er wollte endlich Gewissheit darüber haben welche Ereignisse nun auf einen Missverständnis beruhten und welche nicht. Kais Amnesie hatte diesen damals überfordert, dessen war er sich nun bewusst. Und die Tatsache, dass er keinen Anhaltspunkt seiner Vergangenheit hatte, erlaubte ihm zu vergessen dass er überhaupt einmal in Russland gewesen war. Erst sein Besuch in der Abtei und Black Dranzer haben ihm seine Erinnerungen zurückgebracht. Doch das erklärte nicht, wieso er sie, als er zurückgekommen war, so herablassend behandelt hatte. Ursprünglich wollte er die Sache schon vor Jahren klären, aber er war zu spät an den jüngeren herangekommen. - Flashback - Es war Jahre her seit er das Letzte mal hier war. Er konnte selbst nicht glauben wie schnell auf einmal alles ging. Der Druck der BBA hatte Früchte getragen. Und die unterirdischen Gemäuer der Abtei wurden nun von oben bis unten durchsucht. Spencer und Ian hatten sich bereit erklärt die Fremden durch die Gewölbe zu führen. Es war keine schwere Entscheidung, da Boris sich kurz nach dem Finalkampf hatte absetzen müssen. In dem Punkt war Voltaire etwas schneller gewesen. Überraschenderweise konnte man dem Finanzier der Abtei trotz allem nicht besonders viel Nachweisen. Die Hauptschuld würde Boris zugesprochen werden und dennoch würde es selbst für Voltaire auf einige Jahre hinauslaufen. „Was willst du hier, Ivanov?“ „Geld verdienen!“ Für einen Moment schlich sich ein amüsiertes Lächeln auf Kais Lippen, welches jedoch innerhalb eines Wimpernschlages wieder verschwand. „Déjà vu?“ Tala nickte daraufhin nur. Er war froh, dass Kai seine Anspielung verstanden hatte. Immerhin war es ein Hinweis darauf, dass er sich mittlerweile wieder daran erinnern konnte was hier vor so vielen Jahren passiert war. Insgeheim fragte er sich jedoch, ob Kai sich wirklich an alles wieder erinnern konnte und dass ließ ihn für einen Moment stocken. Er selbst hatte von Kais Amnesie erst Erfahren, als dieser die Abtei ein zweites Mal verlassen hatte und das auch nur weil er zufällig ein Gespräch zwischen Boris und Voltaire mitbekommen hatte. Aus diesem Grund war er insgeheim etwas unsicher wie er das Gespräch weiterführen sollte. „Nicht ganz...Wo ist dein neues Team?“ Tala wusste, dass er gerade eine gefährliche Richtung eingeschlagen hatte, doch er wollte die Reaktion seines Gegenübers sehen. Zu seinem Bedauern schien Kai die versteckte Anschuldigung nicht verstanden zu haben oder er ignorierte sie einfach und blieb auf der sachlichen Ebene. „Ray ist vor 3 Stunden mit den White Tigers nach China geflogen. Max wird in ca. 2 Stunden mit seiner Mutter und den All Starz nach Amerika aufbrechen und der Flug nach Japan geht in 30 Minuten sofern Tyson es bis dahin zum Flughafen geschafft hat.“ „Und du? Bist du nur hier um dich zu verabschieden oder fliegst du mit ihm zurück nach Japan?“ „Solange die Verhandlungen dauern übernimmt Dickenson meine Vormundschaft, also habe ich kein wirkliches Mitspracherecht. Und selbst wenn, wieso sollte ich ausgerechnet hier bleiben wollen?“ Gerade als Tala zur Antwort ansetzen wollte, nahm eine andere Stimme die Aufmerksamkeit des rotäugigen in Beschlag. „Hey Kai, unser Flug geht gleich, also komm endlich!“ Tala blickte nur irritiert zum Sprecher und fühlte wie eine gewisse Wut in ihm aufstieg. Konnte dieser Tyson nicht einige Minuten später auftauchen. Doch scheinbar schien auch Kai nicht besonders begeistert von dem Auftauchen seines Teampartners zu sein. „Erst zu spät kommen und es dann so aussehen lassen als wären es die anderen die trödeln, sowas hat man gern!“ „Du musst ihn nicht aushalten!“ „Stimmt auch wieder. Und wenn würde ich ihn früher oder später mit Sicherheit umbringen. “ Die letzten Teile des Gespräches führten sie auf Russisch weiter, da die Gruppe mittlerweile zu ihnen aufgeschlossen hatte. „Hey Tala was machst du hier?“ „Man sieht sich, Hiwatari!“ Tala ging gar nicht erst auf Tysons Frage ein und ignorierte auch den Rest der neu dazugekommenen. Lediglich Kai schenkte er noch einige letzte Worte auf Russisch ehe er sich von diesem abwendete. Selbst Tysons laute Beschwerde über sein unverschämtes Verhalten und die anschließende Prahlerei und Angeberei des neuen Weltmeisters ignorierte er und bahnte sich stattdessen seinen Weg durch die Menschenmenge um das Gebäude des Flughafens wieder verlassen zu können. - Flashback Ende - Nur am Rande nahm Tala bei dieser Erinnerung war, dass Spencer etwas gesagt hatte. Irritiert sah er auf. Eine Reaktion, welche ihm ein verständnisloses Kopfschütteln seitens Spencer einbrachte. „Was hast du gesagt?“ „Ich sagte, dass können wir auch ohne ihn…aber zurück zu dem Fall dass er sich uns wirklich anschließen will. Du solltest ihm vorher klar machen, dass Bryan ihm persönlich den Kopf abreißen wird, sollte er uns noch einmal hintergehen.“ „Ich werde es ihm in den Kopf hämmern!“ Mit diesen Worten gab sich Spencer zufrieden und verließ wieder den Raum. Tala hingegen knickte das Papier sorgfältig zusammen und versenkte es in einen Briefumschlag. Mehr konnte er nicht mehr tun außer auf den Tag zu warten, an dem er Kai wieder gegenüber stehen würde und der befand sich noch einige Tage in der Zukunft. Seine Teampartner würden diese Entscheidung respektieren, selbst Bryan und dass war für ihn viel Wert. Denn es brachte nichts Kai zurück ins Team zu holen wenn es dadurch nur zu Streitigkeiten kam und dass war auch mit der Zustimmung der anderen mehr als Wahrscheinlich. Doch auch wenn Tala durchaus bewusst war, dass sich sein Plan einfacher anhörte als er war, wusste er um ehrlich zu sein nicht was ihn genau erwarten würde. Ihm war klar, dass es nie wieder so sein würde wie früher, dafür war einfach zu viel passiert, dass einzige was demnach blieb war die Hoffnung, an die alte Zeit anknüpfen zu können und einen Neustart zu versuchen. Es war eine gewagte Aktion, insbesondere deshalb weil sie alle auf ihre eigene Weise ziemlich Sturköpfig waren. Im schlimmsten Fall würden sie ihre Chancen auf den Weltmeistertitel verspielen und bis an ihr Lebensende einen riesigen Bogen um den jeweils anderen machen. Dennoch hatte er irgendwie im Gefühl dass seine Vorgehensweise die richtige war und er damit auch Erfolg haben würde. ENDE --- So das war’s. Damit endet diese FF und ich hoffe, dass sie euch gefallen hat. Auch denke ich, wird jeder der den Anime kennt wissen, an welche Ereignisse dieser Epilog anknüpft. Damit habe ich nun auch den Sprung von der Vergangenheit der Blitzkrieg Boys über die 1. Staffel bis zur 3. Staffel überwunden und ich kann nur hoffen, dass er einigermaßen realistisch ist. Mit diesem kurzen Nachwort verabschiede ich mich erstmal von allen Lesern. Also bis dann, man ließt oder schreibt sich eventuell. Misato Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)